Ortschronik Finkenberg

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kenndaten der Ortschronik
OrtFinkenberg
Zeitlicher Schwerpunkt1598 bis 1863
Urheberrechtefrei
Erstellungszeitraum2017
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Finkenberg
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht


Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.

Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:

ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de


H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873

Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci. Zweiter Theil.

Die eingepfarrten Ortschaften

Allgemeines

Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward.

Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden.

Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.

Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.

Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.

Besitzer des Gutes Finkenberg

Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:


1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten.

Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.


2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.


3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.


4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.


5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben.

Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren.

Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.


6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab.

Doppelter Konkurs

Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.

Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem

1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und 2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]

Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.

Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]

Schulbesuch

Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.

Heutiges („Heute“ aus Kliefothscher Sicht)

Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt.

Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.


Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District

Name & erstes Vorkommen

1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia (d.h. freier Hof) Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.

Geschichtliche Nachrichten

Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.

Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es:

... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue dick eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Dick et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...

In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)

1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz (Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz) und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:

... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet. (MUB XIII, Nr. 8105)

An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet:

... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ... (MUB XIII, Nr. 8106)

1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten (d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt) und Cognaten (d. h. jeder natürliche Blutsverwandte) nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden:

... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ... (MUB XIV Nr. 8557)

(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)

Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz:

... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ... (MUB XIV No. 8557 B)

Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576). Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)

Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)

Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit

a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)

b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.

Untergang der Ortschaft

a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. (Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.) Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.

b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem (d. h. Krauses) Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Schuene. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)

c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.

d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)

f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs: Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190) (Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)

g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.

h) Die Pfarre zu Volkenshegen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kusseweitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)

i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett (= Polizeibehörden) & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)

Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76

a. Durch die könl. dänische Armee

  • Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf
  • Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf
  • Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf
  • Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf
  • Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf
  • summa: 288 Rthlr 43 Pf

b. Durch die brandenburger Armee

  • Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf
  • Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf
  • Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf
  • summa: 22 Rthlr 0 Pf

c. Durch die schwedischen truppen

  • Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf
  • Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf
  • summa: 264 Rthlr 35 Pf

Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf. (Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)


Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767

sind

  • Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern
  • Nr. 3: Der Baumgarten
  • Nr 10: Der Kate
  • Nr. 10a: Der Hofplatz
  • Nr. 9 & 53: Gärten
  • Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle
  • Nr. 13 & 59: Wege
  • Nr. 6: Ein Orth Busch
  • Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen
  • Nr. 33: Ein hohes Ufer
  • Nr. 43: Ein Mohr
  • Nr. 22 & 37: Ein Bruch
  • Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck
  • Nr. 7: Ein Kamp Acker
  • an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57,
  • an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54

Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:

  • Alle Acker (?? evtl Kavel) pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen
  • Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen

Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.

Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:

  • an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel
  • 61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel
  • sind 473 1 /16 Scheffel

Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe 4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3

Finkenberg im Mecklenburg-Schwerinschen Staatshandbuch

1927 bis 1937

Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.