Flurnamen der Gemarkung Clausdorf=Garvensdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Neben der Archivauswertung, dem Ukrundenstudium, der Ortsbegehung und der Befragung Ortskundiger sind Karten eine wesentliche Quelle in der Flurnamenforschung.  Ein Vergleich aktueller mit historischer Karten liefert so manches Detail zutage oder präzisiert die Verortung.  Es folgen Auszüge aus Karten um unseren Ort Garvensdorf zentriert.  Teilweise wurden mehrere Blätter zusammengefügt.  Dies ist etwa bei der Mecklenburg-Karte des Grafen Schmettau und den Messtischblättern der Fall.
 
Neben der Archivauswertung, dem Ukrundenstudium, der Ortsbegehung und der Befragung Ortskundiger sind Karten eine wesentliche Quelle in der Flurnamenforschung.  Ein Vergleich aktueller mit historischer Karten liefert so manches Detail zutage oder präzisiert die Verortung.  Es folgen Auszüge aus Karten um unseren Ort Garvensdorf zentriert.  Teilweise wurden mehrere Blätter zusammengefügt.  Dies ist etwa bei der Mecklenburg-Karte des Grafen Schmettau und den Messtischblättern der Fall.
  
In der zeitlichen Abfolge wird auch das scheinbare Verschwinden vieler Flurnamen deutlich.  Einschnitten sind hier durch den Ausbau des Straßen- und Eisenbahnnetzes Ende des 19Jhd. und der Flächenzusammenlegungen im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft in den 1950er Jahren ersichtlich.  Das die Namen trotzdem auf der Detailebene fortgeschrieben werden zeigen Karten des Liegenschaftskatasters sowohl aus den 1940er wie 1990er Jahren.  Durch die zunehmende Verfügbarkeit in Online-Diensten wie dem Geoportal M-V [[https://www.geoportal-mv.de]]  
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In der zeitlichen Abfolge wird auch das scheinbare Verschwinden vieler Flurnamen deutlich.  Einschnitten sind hier durch den Ausbau des Straßen- und Eisenbahnnetzes Ende des 19Jhd. und der Flächenzusammenlegungen im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft in den 1950er Jahren ersichtlich.  Das die Namen trotzdem auf der Detailebene fortgeschrieben werden zeigen Karten des Liegenschaftskatasters sowohl aus den 1940er wie 1990er Jahren.  Durch die zunehmende Verfügbarkeit in Online-Diensten wie dem [[https://www.geoportal-mv.de|Geoportal M-V]].
  
 
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Version vom 15. November 2018, 18:00 Uhr

Zur Bedeutung der Flurnamen und ihrer Erforschung

Flurnamen gehören zu den Toponymen. Das sind Bezeichnungen für topographische Gegenstände, zu denen außer den Flurnamen beispielsweise die Landschafts-, die Orts- und die Gewässernamen zählen. Flurnamen benennen und beschreiben als Mikrotoponyme kleinräumige Landschaftsteile, die allgemein landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Sie beschreiben in gewisser Weise die Landschaft.

Die Flurnamen sind ein wichtiges Kulturgut. Ihre Entstehung geht auf den Beginn der menschlichen Tätigkeit zurück. Bereits die Sammler und Jäger werden die Flurelemente benannt haben, um sich bei ihren Streifzügen hinsichtlich der Örtlichkeiten verständigen zu können. Als die Menschen zum Ackerbau und zur Viehzucht übergingen, war die Notwendigkeit der Benennung der einzelnen Flächen umso notwendiger. Somit haben von vornherein die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zur Bildung von Flurnamen geführt. Ähnlich verhält es sich mit Bezeichnungen für die unmittelbare Lebensumwelt des Menschen in den Städten und Dörfern, die häufig zu Straßen- und Platznamen geworden sind. Nicht immer folgt die Benennung rationalen Gründen, sondern kann idealisieren, etwa enthält der Passberg einen Hinweis auf das Paradies oder Klein Lübeck auf entfernt gelegene Orte.

Die Flurnamen spiegeln somit ein Stück der volkskundlichen Überlieferung eines Territoriums wider und gehören zum kulturellen und bewahrenswerten Erbe. Oft erinnern sie an historische Ereignisse (Soldatenfriedhof in der Gemarkung Kirch Mulsow an den 30jährigen Krieg), häufig in der Form von Legenden und Sagen (Blocksberg weist auf Hexensagen), die mit den Flurnamen verbunden sind. Somit können sie Auskunft geben

  • über die Besiedlung des Landes und die Herkunft der Siedler,
  • über die geologischen und geomorphologischen, sowie klimatischen Bedingungen,
  • über die topographischen und die ökologischen Bedingungen während der Landnahme,
  • zur Pflanzen- und Tierwelt im Laufe der Geschichte,
  • über die Bewirtschaftung der Flächen zu unterschiedlichen Zeiten und die damit verbundenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,
  • über historische Ereignisse,
  • über untergegangene Siedlungen und Bauwerke,
  • über die Mythologie,
  • und nicht zuletzt auch über die Entwicklung der Sprache der jeweiligen Region.
  • Auch zur Genealogie der Bauerngeschlechter finden sich Hinweise, wenn sie den Besitzstand anzeigen.

Die Entstehung unserer Flurnamen in Mecklenburg-Vorpommern wird im Wesentlichen auf die Zeit der deutschen Ostkolonisation zurück gehen. Ein nicht unwesentlicher Teil wird jedoch von den hier zuvor siedelnden slawischen Stämmen übernommen und/oder abgewandelt worden sein. In geringerem Umfange sind aus den vorslawischen Zeiten indogermanische und germanische Toponyme tradiert worden. Das trifft insbesondere auf die Namen der Gewässer, speziell der Flüsse zu. Wirtschaftliche Veränderungen brachten in der Folge die Notwendigkeit der Bildung neuer Flurnamen mit sich, was dann den Untergang bisheriger Bezeichnungen nach sich zog.

Die ältesten Flurnamen sind uns aus der Zeit der beginnenden schriftlichen Überlieferung aus alten Urkunden bekannt. Das konnte natürlicherweise keine flächendeckende Überlieferung zur Folge haben. In Kirchenvisitationsprotokollen, Lehnurkunden usw. findet sich eine Reihe von Flurnamen, jedoch ohne Darstellung in Karten. In Bonitierungsregistern ist um die Wende zum 18. Jahrhundert eine Vielzahl von Flurnamen überliefert. Diese sind aber nur teilweise kartographisch dargestellt, wie in Vorpommern, dem historischen Amt Neukloster und der Insel Poel in den schwedischen Matrikelkarten. In Mecklenburg ist die Direktorialvermessung 1768 bis 1780 eine der ersten Quellen, die sowohl kartographisch als auch in Registern die Flurnamen nennt, nachdem die ursprünglichen Karten (Brouillons) der Bonitierung und Vermessung im Domanium ab 1701 nur teilweise archiviert wurden.

In den Zeiten, in denen der Ackerbau die wichtigste Tätigkeit der ländlichen Bevölkerung, aber auch eines großen Teils der Bewohner der Städte, insbesondere der so genannten Ackerbürger bildete, lebten die Flurnamen so wie gegenwärtig die Straßennamen in der Bevölkerung, dienten der Identitätsbestimmung von Teilen der Fluren. Teil dieses Lebens mit der volkskundlichen Überlieferung war die ständige Weiterentwicklung des Namensgutes in Abhängigkeit von wirtschaftlichen, aber auch sprachlichen Veränderungen. Das führte zu Entwicklungen, die den Ursprung der Namen häufig kaum noch oder gar nicht mehr erkennen lassen. Verbunden mit der Weiterentwicklung der Flurnamen war der Untergang einer Vielzahl von ihnen, aber auch die Neubildung.

Mit dem Prozess der Lösung vom Boden und der Migration fremder Bevölkerungsteile in die früher sehr homogene, bodenständige Einwohnerschaft, gerieten mit den bäuerlichen Traditionen auch die Flurnamen immer stärker in Vergessenheit. In den Dörfern und Städten wurden die Flurnamen auf Grund der Bebauung vorher landwirtschaftlich genutzter Flächen nun nicht mehr benötigt. Nur teilweise leben sie in Straßen- und Stadtteilnamen fort. Auch dabei gab es im wechselhaften Verlauf der Geschichte häufige Umbenennungen, die den Prozess des Vergessenwerdens beförderten. Aber der Übergang zur großflächigen Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Areale in den letzten Jahrzehnten führt in weitaus dramatischerem Umfange zum Vergessen der Flurnamen, die zur Kennzeichnung der kleinen bäuerlichen Flächen notwendig waren. Im Extrem erhalten die Flächen gegenwärtig nur noch Schlagnummern.

Um dem Vergessenwerden entgegen zu wirken, ist es erforderlich, Inventare der überlieferten Flurnamen in den Territorien anzulegen. Einen Anfang dafür können die Sammlungen bilden, die die Ortschronisten für die Chroniken anlegen. (Quelle: u.a. Dieter Greve)


Flurnamen in der Gemarkung Garvensdorf-Clausdorf

Durch die Geschichte sind die Orte Garvensdorf und Clausdorf eng verbunden. Dies spiegelt sich auch in den Kartendarstellungen wieder, die oft beide Dörfer zusammen darstellen, so etwa die Direktorialvermessung, die in der Gemarkung durch durch den Dobbertiner Ingenier F. von See in den Jahren 1767 und 1768 geleitet und ausgeführt wurde. Die Ergebnisse sind in der Direktorialvermessungskarte [DVK] von 1768 eingeflossen und wurden in das Wiebekingsche [WK] und Schmettausche Kartenwerk [SK] übernommen.

Generell haben wir aufgrund der hügeligen Moränenlandschaft eine Vielzahl von Flurnamen und deren Bestandteile, die auf Feuchtgebiete (Sümpfe, Moore), Kleingewässer (Sölle, Pfuhle, Teiche) und Bachläufe hinweisen. Weitere Gruppe weisen auf die Topologie (Hügel, Niederung) oder die anzutreffende Flora (Dorn, Eich, Eller, Sühring) und Fauna (Kiewitt, Ihlen, Poggen) hin.

Die Gemarkung Clausdorf-Garvensdorf grenzt im Uhrzeigersinne an die Gemarkungen Panzow, (ex terra Damckow), Panzow, Zarfzow, Ravensberg, Mulsow, Steinhagen, Madsow, Nantrow und Teschow an.

Die Quellen der Flurnamen

Die Flurnamen entstammen im Kern der Karte der Direktorialvermessung des Ritterschaftlichen Amtes Bukow von 1768 (DVK, Landeshauptarchiv, Bestand 2.22-5, Direktorialvermessungs- und Bonitierungskommission, Sign. 26). Zum Teil wurden sie ergänzt um Angaben aus der Liste der Flurnamen, die sich im Wossidlo-Archiv in der Bestandsgruppe ZAW unter AIII-15-15-2.1 und AIII-15-15-2.2 findet. In der Bestandsgruppe FNA (Flurnamenarchiv, dem Bestand der Flurnamenkommission) ist nichts auffindbar. Das zugehörige Messtischblatt #2036 Kirch-Mulsow ist im Bestand noch leer vorhanden und wohl nicht ausgereicht worden.

Weitere Quellen sind das Flurnamenarchiv [FNA] der Flurnamenkommission und das Wossidlo Archiv [WA], dass sowohl in Orts- als auch Flurnamenkästen umfangreiche Hinweise auf den Ursprung des Flurnamen, mit ihnen verknüpfte Sagen und Bräuche und besprechende Literatur aufzeigt. Auch neuere Karten, etwa online beim Landesdienst ORKA-MV einsehbar, zeigen Flurnamen auf, so die Messtischblätter [MB] oder topographischen Karten aus den 80er [TK-AS] und 90er [TK-N] Jahren.

Folgende Abkürzungen wurden für die Quellen verwendet:

  • DVK: Direktorialvermessungskarte 1768
  • WA: Wossidlo-Archiv, Ortskästen, Clausdorf cp Garvensdorf, Auszug DVK 1768, von 1908
  • FNA: Flurnamenarchiv, Sammlung der Mecklenburgischen Flurnamenkommission
  • MB: Messtischblätter der Preussischen Landesaufnahme
  • TK-AS: Topographischen Karten aus den 80er, DDR, Ausgabe Staat
  • TK-N: Topographischen Karten aus den 90er Jahren
  • BR: Handzeichnungen und Auszüge aus Kataster im Zuge der Flurneuordnung der Bodenreform, meist 1947 datiert etwa Otto Brennecke Garvensdorf und Otto Hauth, Clausdorf
  • LK, Kartenauszug 1:4000, Liegenschaftskataster etwa 1997

Garvensdorf in Kartendarstellungen

Neben der Archivauswertung, dem Ukrundenstudium, der Ortsbegehung und der Befragung Ortskundiger sind Karten eine wesentliche Quelle in der Flurnamenforschung. Ein Vergleich aktueller mit historischer Karten liefert so manches Detail zutage oder präzisiert die Verortung. Es folgen Auszüge aus Karten um unseren Ort Garvensdorf zentriert. Teilweise wurden mehrere Blätter zusammengefügt. Dies ist etwa bei der Mecklenburg-Karte des Grafen Schmettau und den Messtischblättern der Fall.

In der zeitlichen Abfolge wird auch das scheinbare Verschwinden vieler Flurnamen deutlich. Einschnitten sind hier durch den Ausbau des Straßen- und Eisenbahnnetzes Ende des 19Jhd. und der Flächenzusammenlegungen im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft in den 1950er Jahren ersichtlich. Das die Namen trotzdem auf der Detailebene fortgeschrieben werden zeigen Karten des Liegenschaftskatasters sowohl aus den 1940er wie 1990er Jahren. Durch die zunehmende Verfügbarkeit in Online-Diensten wie dem [M-V].

Liste der Flurnamen

1 In der Adebars Hörn
Lage: SW, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA[#1, w]
Adebar als alternative Bezeichnung des Storchs und Hörn deutet auf eine Landzunge oder Wiese, die in ein Feuchtgebiet ragt.
2 Backenberg
Lage: N, Art: Erhebung, Quelle: DVK, WA[#2]
Mindestens zwei Deutungen sind hier möglich, einerseits auf den Standort der oft wegen der Brandgefahr abseits gelegenen Backstelle des Dorfes. Andererseits auf den lehmigen Boden, der, wenn er besonders fett ist, klebt, d.h. backt. Da keinerlei Hinweise auf auf eine ausgewiesene Backstelle gefunden wurde wohl letzteres.
3 Blocksberg
Lage: O, Art: Erhebung, Quelle: DVK, WA[#3]
In der mittelalterlichen Flurordnung (Flurverfassung) steht Block für eine unregelmässig geformte, zusammenhängende Ackerfläche, die auch in Streifen den einzelnen Hufen zugeteilt war (sogenannte Blockgewannflur).
4 Bohnwisch
Lage: S, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA[#5a]
Der Name deutet auf eine Wiese hin. Von Wossidlo jedoch schon 1908 als Ackerfläche eingeordnet. Bohn kann neben der Frucht auch ein Hinweis auf den Besitzer sein.
5 Börnung
Lage: S, Art: Kleingewässer, Quelle: DVK, WA[#5b,wl]
Born oder Börn kann sowohl auf eine Quelle wie auf eine kleines Gewässer hindeuten. Börnen steht im mnd. für tränken. Hier also wohl ein Kleingewässer, das als Tränke für Vieh diente, etwa welches, das in der "Depen Trift" (#8) zum Weiden getrieben wurde.
6 Brandtwish, Brand-Wisch [LK]
Lage: W, Art: Wiese, Acker, Quelle: DVK, LK
Hier handelt es sich wohl um eine Wiese oder Weide, die auf eine durch Brandrodung gewonnenen Fläche liegt. Brandt kann auch der Name eines vormaligen Besitzers sein. 1997 in LK als Brand-Wisch und Acker
7 Brandhost
Lage: SW, Art: Wiese, Quelle: DVK
Brand ist ein Hinweis auf die Art der Landgewinnung durch Brandrodung. Hier handelt es sich wohl um eine Wiese oder Weide, die auf einer solcherart gewonnenen Fläche liegt.
8 Auf der Burgstedt
Lage: W, Art: Acker, Quelle: DVK, WA[#8,a]
Als Ackerfläche genutztes Flurstück. Der Name enthält den Hinweis auf einen früheren Burgstandort. Reste einer Wallanlage sind noch heute am Rande des Friedrichsdorfer Holz in Richtung Teschow nachzuweisen. Ob slawischen Ursprungs oder etwa Standort einer Motte (Turmburg) oder Kemlade aus der Zeit der Ostkolonisation und der Lokatoren ist nicht geklärt. Im 15 Jhd. gibt es noch Hinweise auf die Burgstätte und die Garvensdorfer Teiche im Besitz der Familie von Oertzen. Ab dem 19 Jh. finden sich keine Hinweise mehr auf diesen Ort.
Auf der Burgstedt in der Direktorialvermessungskarte Dorffeldmark Clausdorf c.p. Garvensdorf von 1768
9 Deip Broock
Lage: S, Art: Bruch, Quelle: DVK
ndt. für tiefer Bruch, kann sowohl auf die niedere Lage als auch den tiefen (sumpfigen) Boden hinweisen. In der DVK von 1768 als Wiese und Weidefläche ausgewiesen.
10 In der Depen Trift
Lage: S, Art: Acker, Quelle: DVK
Trift (von ndt. driven für treiben) weist auf den Viehtrieb hin, hier wohl eine Weide auf den das Vieg getrieben wurde. Die nahe gelegende Börnung (#5) könnte als Tränke gedient haben.
11 Die Damckower Hölzung
Lage: NO, Art: Wald, Quelle: DVK
An die Clausdorfer Feldmark angrenzendes Waldstück, das dem Damckower Gute zugehörig ist.
12 Im lütten Dieck
Lage: SW, Art: Wiese, Quelle: DVK
Am Panzower Bach gelegen, ehemaliger Teich; bereits im 14. Jh werden die Garvensdorfer Teiche bei den von Oertzen erwähnt
13 In der Dornkamp
Lage: NW, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#11,a]
Kamp von lat. campus für Feld, ausserhalb des Flurzwangs der Dreifelderwirtschaft oft spät und durch Kätner urbar gemachte Felder. Erstreckt sich östlich am Panzower Bach zwischen Garvensdorf und clausdorf
14 Ehmckenhorst
Lage: S, Art: Erhebung, Quelle: DVK, WA [#12a,sf]
Ehmk, ndt. für Ameise; wohl soviel wie Ameisenhügel.
15 Eichmohr
Lage: W, Art: Wiese, Quelle: DVK
Wiese, wohl mit Eichen bestanden und aus trocken gelegten, sumpfigen Fläche hervorgegangen.
16 Im Ellermohr
Lage: W, Art: Bruch, Quelle: DVK
Erlenbruch
17 Auf dem Faulenblock
Lage: W, Art: Acker, Quelle: DVK, WA [#14,a]
Flurstück, dass wohl wenig Ertrag abwarf. Zur Bedeutung Block siehe auch #3.
18 In dei Fetthorn
Lage: SW, Art: Acker, Quelle: DVK, WA [#15,w], BR
Flurstück mit ertragreichem Boden am Hellbach in Richtung Mulsow gelegen, erwähnt noch 1947 als Wiese "In'n fett Hörn" bei Katasterauszug Grundstück 37, Otto Brennecke
19 Fiscke Soll
Lage: W, Art: Soll, Quelle: DVK, WA [#16]
Ein Kleingewässer, das wohl über Fischbesatz verfügte. Bei WA Fiskesoll.
20 Försterei
Lage: W, Art: Wüstung, Quelle: MB
Ehemaliger Forsthof im Friedrichsdorfer Holz gelegen, Zuwegung von der Strasse zwischen Teschow und Garvensdorf; Zeitpunkt der Aufgabe unbekannt
Försterei im Friedrichsdorfer Holz im Messtischblatt #666
Försterei in einem Grundbuchauszug, 1947
21 Friedrichstorffer Holz
Lage: W, Art: Wald, Quelle: DVK, WA [#17]
1746-1798 waren Clausdorf und Garvensdorf im Besitz der Familie von Thornow, die auch Friedrichsdorf besass. 1798 wurden Clausdorf und Garvensdorf verpfändet, später verkauft. In der Karte als separierte, abgegrenzte Feldmark ausgewiesen, die direkt im Besitz des Friedrichsdorfer Gutes sich befand.
22 Galgenberg
Lage: W, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#18,a]
Der Hügel auf dem das Clausdorfer Gut sich befindet.
23 Granberg
Lage: SW, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#19]
grand ndt. für zerreiben, als Bestimmungswort Hinweis auf groben Kies oder Sand, also die anzutreffende Bodenart.
24 In Hauff Schlag
Lage: W, Art: Wald, Quelle: DVK, WA [#20,h], BR
Hölzung, Waldstück, dass an das Friedrichstorffer Holz (#21) grenzt; erwähnt noch 1947 als "In'n Hauf-Schlag" bei Katasterauszug Grundstück 37, Otto Brennecke
25 Hauwesbrock
Lage: W, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#21,brw], LK
Hauw ndt. für Hufe, Brock ndt. für Bruch, sumpfiges Gelände. In der DVK eine Wiese auf trocken gelegter Fläche (Bruch). Hauwes kann Hinweis auf die Zugehörigkeit zu einer Bauernstelle (Hufe) sein oder den Namen des Besitzers widerspiegeln.
26 Hellbach, Panzower Bach
Lage: SW-NO, Art: Bach, Quelle: DVK, TK-AS
Der Panzower Bach wird hier als Hellbach bezeichnet. Der eigentliche Hellbach hat seine Quelle westlich Satows, durchfliesst Kröpelin und nimmt in Neubukow den Panzower Bach auf um zwischen Tessmannsdorf und Roggow ins Salzhaff zu münden.
27 Hellberg
Lage: SW, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#22]
Heller Berg, Hinweis auf Bodenbeschaffenheit, etwa sandiger Boden
28 Hechtpaul
Lage: N, Art:, Quelle: DVK, WA [#23], TK
Wiese beim Backenberg. Ein Zusammenhang mit einem stehenden Gewässer und Hechtbesatz ist nicht mehr zu ahnen.
29 In grothen Holt
Lage: S, Art: Wiese, Quelle: DVK
ndt. für im grossen Holz, Hinweis auf eine vormals im Wald gelegene Fläche.
30 Hoppesberg
Lage: S, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#25a,a]
sowohl Hinweis auf den Besitzer des Schlages als evtl. den angebauten Hopfen, hoppen ndd. für Hopfen, mndd. hoppen. Letzteres ist nicht unwahrscheinlich, da im 16Jhd. in den Bauernlisten immer auch ein Krug erwähnt wird, der das Braurecht einschloss.
31 Hoppenwisch
Lage: N, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#25b]
ndd. für Hopfen, mndd. hoppen
32 Ihlenmohr, Ihlen-Mohr
Lage: W, Art: Bruch, Quelle: DVK, LK
Ihle ndt. für Blutegel, deutet auf dessen Vorkommen im Bruch hin.
33 Kiehl Blockswisch
Lage: NO, Art: Acker, Quelle: DVK
Kiil/Kiehl, es finden sich unterschiedliche Schreibweisen auf der Karte und in den Bonitierungslisten.
34 Kiewits Soll
Lage: S, Art: Soll, Quelle: DVK
Kiewitt ndt. für Kiebitz.
35 Groth Kreienberg
Lage: NO, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#29]
kreien ndt. plural von Krähen, Großer Krähenberg, unmittelbar an der Ostseite der Clausdorfer Dorfmark gelegen
36 Lütt Kreienberg
Lage: NO, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#30]
Kleiner Krähenberg, begrenzt Clausdorfer Dorfmark östlich
37 Küsterwisch
Lage: W, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#31]
Wiese, die vom Küster genutzt wurde
38 Lausebusch
Lage: S, Art:, Quelle: DVK, WA [#32], LK
vielleicht ein Hinweis auf einen wendischen Flurnamen, möglische Abwandlung von asl. luza für Sumpf
39 [Clausdorfer] Mühle
Lage: N, Art: Wiese, Quelle: DVK
Standort der Clausdorfer Mühle, nachweislich Ende 18. bis Anfang 19. Jhds. in Betrieb. Sowohl der Mecklenburgische Staatskalender der Jahre N, N, N weist eine Mühle aus als auch im Beichtkinderverzeichnis von N und N wird namentlich der Müller benannt.
Die Clausdorfer Mühle in der DVK 1768 (Karte nach Westen ausgerichtet)
Heute ist noch am Hellbach auf der Teschower Seite die Anlage des aufgestauten Mühlteiches, des Zu- und Ablaufes als auch der Standort der wohl unterläufigen Mühle zu ahnen. Der Mühlenteich, der Mühlenplatz, zugehörige Gärten und Äcker sind in den Bonitierungslisten ausgewiesen. Das Beichtkinderverzeichnis von 1704 weist einen 30-jährigen, freien Hanß Johan [Nachname nicht leserlich] als Müller mit seiner 50-jährigen Mutter aus. Im Jahr 1751 ist Hans Adolf Schröder mit seiner Ehefrau als Müller in "Klastorf" verzeichnet. Auch der Staatskalender Mecklenburg-Schwerins verzeichnet in den Jahren 1791 bis 1836 in Clausdorf eine Mühle. Danach konnten bisher keine Hinweise auf die Mühle mehr gefunden werden.
40 Mühlenwisch
Lage: N, Art: Wiese, Quelle: DVK
41 Pfarrkoppel
Lage: S, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#34,a]
In WA fälschlicherweise als Pfankoppel. Koppel die der Pfarre Kirch Mulsow zugeordnet ist. Hinweise auf die Nutzung finden sich sowohl im Pfarrarchiv Kirch Mulsow, dort als irreführend als "Garmstorffer Koppel" bezeichnet, als auch in der DVK und den Bonitierungslisten zur Dorffeldmark Clausdorf.
Pfarrkoppel in der DVK 1768 (Karte nach Westen ausgerichtet)
Pfarrkoppel, hier als "Garmstorffer Koppel" im Pfarrarchiv Kirch Mulsow, Sign 64, Karte "copirt und regulirt 1819 durch E.J.C.Briest (Karte nach Osten ausgerichtet)
42 Rickmanswisch
Lage: S, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#37]
Eine nach dem Besitzer benannte Weide.
43 Poggenpohl
Lage: N, Art: Soll, Quelle: DVK
Pogge ndt. für Frosch, Pohl ndt. für Pfuhl. War wohl ein Tümpel mit Froschbesatz.
44 In der Rie
Lage: W, Art: Wiese, Quelle: DVK
Rieh, rie ndt. für kleine Bachläufe, daran angrenzende oder sumpfige Flächen allgemein. Hier eine Wiese im häufig feuchtem Umland. Fiscke Soll (#19), Eichmohr (#15) und Stubbenwisch (#57) sind angrenzende Flächen.
45 Rugensoll
Lage: W, Art: Soll, Quelle: DVK, LK
ndt. für rauh. Steht in Flurnamen als Bestimmungswort für unfruchtbare Standorte, mit Gebüsch bestanden oder steinig, also wenig nutzbar sind. Nahe bei liegt der "Faule Block" (#17), auf wenig Ertrag abwerfenden Acker hinweisend. In LK als "Ruggen-Soll" bezeichnet.
46 Sägenwisch
Lage: SW, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [#40]
47 Schelpsoll
Lage: S, Art: Soll, Quelle: DVK, WA [#41]
Schelp ndt. für Schilf; ein mit Schilf bestandenes Kleingewässer/Soll
42 Schmiedeberg
Lage: W, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [#42,a], LK
Hinweis auf dem Schmied zugehörigen Flurstück ist möglich, Standort einer Schmiede anhand der Lage eher unwahrscheinlich.
48 Schniederwischen
Lage: O, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [43]
Wisch mdt. für Wiese; offensichtlich eine vom Schneider genutze Wiese.
49 Schwartze Pohl
Lage: NW, Art: Soll, Quelle: DVK, WA [44,wl]
Im Waldschatten am Hellbach gelegener Pfuhl mit dunklem Wasser.
50 Siewersberg
Lage: W, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [45]
51 Sig Mohr
Lage: NW, Art: Wiese, Quelle: DVK
Siek, sig von sickern, weiterer Hinweis auf Feuchtstandorte, auch Sieg Mohr als Schreibweise nachweisbar.
52 Sühring
Lage: NW, Art:, Quelle: DVK, WA [46,w]
ndt. für Sauerampfer. Eventuell Hinweis auf das gehäufte Auftreten des Sauerampfers oder generell eines sauren Bodens. Das Mecklenburgische Wörterbuch weist mehrere Vorkommen dieses Flurnamens nach.
53 Up'n Sühringsberg
Lage: SW, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [47]
Erhebung mit saurem Boden, siehe auch "Sühring" (#52).
54 In der Stirs
Lage: W, Art:, Quelle: DVK, WA [48,br]
55 Stubbenbarg, -berg
Lage: W, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [49,a]
Hinweis auf nach der Rodung verbliebene Baumstümpfe, ndt. Stubben.
56 Lütten Stubbensberg
Lage: W, Art: Hügel, Quelle: DVK, WA [50,a]
Kleiner Stubbenberg, siehe Stubbenbarg, #55.
57 In der Stubbenwisch
Lage: W, Art: Wiese, Quelle: DVK, WA [51]
Wiese am Friedrichsdorfer Holz, siehe Stubbenbarg, #55
58 Im grossen Teich
Lage: SW, Art: Wiese, Quelle: DVK
Die Garvensdorfer Teiche werden bereits im 14. und 15. Jhd. im Besitz von Oertzen erwähnt (MUB TODO). Sie befanden sich im Bereich des heutigen Torfmoores in Richtung der Madsower Gemarkung.

Die Abkürzungen gr und l (als Präfix) weisen auf ndt. grot [groß] und lütt [klein] hin. Worte, die aus dem Platt- oder Niederdeutschen stammen sind mit ndt. sowie dem Mittelhochdeutschen (der Sprache Walter von der Vogelweides) mit mdt. gekennzeichnet, seltener vorkommende altslawische Bezeichnungen mit asl. Anmerkungen in der Form [a], [br], [brw], [sf] sowie [wl] sind Verweise Richard Wossidlos auf die Herkunft (slawisch, wendischen Ursprungs) oder Überlieferungen in Sagen, Bräuchen, Bauernregeln usw.

Garvensdorf mit Umgegend auf den Messtischblättern #666 und #667, ca. um 1900

Häufig vorkommende Bestandteile von Flurnamen

Dies ist nur eine kleine Auswahl, der interessierte Leser sei vielmehr auf (Dieter Greve: Flurnamen in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin, 2016.) hingewiesen.


Bäk, Bäke
kleines fliessendes Gewässer
Barg
in der niederdeutschen Sprache die Bezeichnung für eine Anhöhe oder Berg
Block
In der mittelalterlichen Flurordnung (Flurverfassung) steht Block für eine unregelmässig geformte, zusammenhängende Ackerfläche, die auch in Streifen den einzelnen Hufen zugeteilt war (sogenannte Blockgewannflur).
Born, Börn auch Börm, Börnung, Börning
bezeichnet allgemein eine Quelle oder auch Brunnen, oft in Verbindung mit einem Bestimmungswort, etwa Bornholtz. Kleine Gewässer, die als Tränke für Pferde und Rinder dienten, werden auch als Börn oder Börnung bezeichnet.
Brauck, Brock, Brack, Braak
Bezeichnung für Bruchwälder und Moore, etwa ndt. Ellernbraak, hdt. Erlenbruch
Brink
Flächen mit [all]gemeiner Nutzung, etwa Grasflächen die u.a. mit Katen für die Dorfarmen bebaut wurden (Armenklaten, Hirtenkaten, Brinksitter), auch Bezeichnung für den Dorfanger, ebenso aufgrund der gemeinen Nutzung als Freiheit benannt.
Diek
Teich
Horst, ndt. de Höst (Host)
kleine Anhöhe, Erhebung, ndt. femininum, also die -höst, ursprünglich auch kleine Gehölze, so etwa in Westmecklenburg und der Lewitz nachzuweisen (etwa bei Dieter Greve: Flurnamenatlas für das südliche Westmecklenburg. Bd I, Schwerin, 2011)
-hörn, -horn
Winkel, Landzunge, die in einen See, ein Moor oder tiefer gelegene Fläche ragt
Hude
extensiv genutzte Weideflächen
Kamp
Bezeichnung für Flächen, die allgemein von der Nachbarschaft genutzt wurden (sog. Allmende), meist durch Dorfbewohner, die kein Hufenland besaßen.
Koppel
meist Weide, teilweise auch Ackerflächen, oft mit Hecken eingefriedet.
Knick
Wallhecke
Pohl, Paul
ndt. für Pfuhl, Stillgewässer, in Norddeutschland oft ein flacher Tümpel
Remel
ndt. für eine Reihe Bäume, speziell in Mecklenburg, regional unterschiedlich, etwa in Bremen ein Bund Flachs
Stremel
ndt. ein Streifen
Sohr, Söhring, Sühring
sohr ndt. für trocken, aber auch sur, sühr ndt. für sauer
Soll
im engeren Sinne (nach Eugen Geinitz: Die Eiszeit. Vieweg, Braunschweig 1906) eiszeitlich entstandene Restlöcher, allgemein jedoch für kleine Gewässer
Trift
auch Drift, ndt driven für treiben, steht meist für einen Weg zum Viehtreiben seltener für die Weide zu der getrieben wird
Wisch
ndt. für Wiese, feuchtes Grasland
Waurt, Wort, Wuurt
ndt. für das Gehöft