Mönchhagen: Krüge und Gaststätten: Unterschied zwischen den Versionen

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Ludwig Krause hält in seiner Fundchronik (Stadtarchiv Rostock) Folgendes fest:
 
Ludwig Krause hält in seiner Fundchronik (Stadtarchiv Rostock) Folgendes fest:
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Lt. Protokoll des Sekretärs der Rostocker Brauerkompanie F. H. Hülsenbeck deponierte vor ihm am 15. October 1798 der „Biervisitator“ Spörike auf seinen Official Eyd:
 
Lt. Protokoll des Sekretärs der Rostocker Brauerkompanie F. H. Hülsenbeck deponierte vor ihm am 15. October 1798 der „Biervisitator“ Spörike auf seinen Official Eyd:

Version vom 31. Januar 2020, 19:04 Uhr


Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den Krügen und Gaststätten in Mönchhagen.

Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Gaststätten aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.

Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

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Die Krüge in Mönchhagen

Mönchhagen hatte an den eingangs erwähnten Landstraßen zwei Krüge: am Hansischen Botenweg und an der Fischländer Landstraße. Die hier genannte Witwe Kädingen war Besitzerin des Kruges „Stiller Frieden“ an der Fischländer Landstraße. Aus dem Vergleich der Einwohner, wie Kliefoth sie auflistet und der Volkszählung von 1867 ergibt sich, dass die Hufe 16 die Hufe war, auf der der Krug gelegen hat (s. u.).

In einer Akte von 1869 (5.12-4/2 12034) heißt es:

Die Krugwirthschaft wird zur Zeit von dem Büdner Nr. 7 an der Rostock-Ribnitzer Chaussee betrieben. Eine zweite Kruggerechtigkeit hat der Erbpächter Nr. 15, dessen Gehöft liegt an der Dorfstraße und der vorübergehenden alten Fischländer Landstraße. Die Gerechtigkeit ruht. Verhandlungen wegen Ablösung dieser Gerechtigkeit haben kein Resultat gehabt.

Finkenberger Krug oder Heidekrug in Obermönchhagen

Pastor Kliefoth notiert 1873 zum Finkenberger Krug:

Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein, sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte.

Letzteres schließt Kliefoth aus dem Umstand, dass zwei Bauern in einem Messkorn-Verzeichnis von 1598 als Finkenberger aufgeführt werden, in einem anderen Visitationsprotokoll desselben Jahres aber als Mönchhäger geführt werden. 1649 hat Finkenberg dann einen eigenen Gutsbesitzer.


Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte später eine Schmiede.

1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre. 1782 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar (der 1731 genannte Schmied Lantau wohnte im Unterdorf. Entweder es hat zumindeste zeitweise zwei Schmieden gegeben oder die Schmiede wurde schon einmal verlegt, vom Unter- ins Oberdorf).

Der Ober-Mönckhäger Krug musste nach den Special-Bedingungen zur anderweitigen Verpachtung des Obermönckhäger Kruges mit dazugehöriger Hufe Landes das Bier und den Branntwein in Rostock kaufen, wogegen er den Franzbranntwein und andere Getränke nehmen konnte, wo er wollte. Nach diesen Bedingungen (leider ist nicht bekannt, aus welchem Jahr die stammen, der Sprache nach aber vom Ende des 18. Jh.) war dem Papier- und dem Windmüller das Krügen nicht gestattet.

1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft. Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).

Ludwig Krause hält in seiner Fundchronik (Stadtarchiv Rostock) Folgendes fest: Der Finkenberger Krug

Lt. Protokoll des Sekretärs der Rostocker Brauerkompanie F. H. Hülsenbeck deponierte vor ihm am 15. October 1798 der „Biervisitator“ Spörike auf seinen Official Eyd:

„Gestern Mittags 12 Uhr sey er bey dem Krüger Klingenberg zu Finckenberg eingekehret, woselbst ein reisender Christ und ein Jude ein Glas Bier vor sich stehen gehabt; auch in seiner Gegenwart davon getrunken hätten. Er habe sich auch ein Glas und zwar Rostocker Bier gefordert, worauf die Ehefrau des Krügers Klingenberg, er selbst sey nach Angabe derselben nicht zu Hause gewesen, ihm geantwortet: Das habe sie nicht.

Er sey also weg und nach dem Landkruge gegangen. Auf der Rückreise sey er zu Finckenberg wieder eingekehret, in der Hoffnung, den Krüger Klingenberg selbst zu treffen; habe ihn jedoch nicht zu Hause gefunden. – Ein Fuhrmann sey darauf auch angekehret und habe ein Glas Bier getrunken. – Hierauf habe er sich die Bierlage von der Klingenbergschen Ehefrau zeigen lassen, welche auch hinten in einer Kammer sich befanden. Daselbst habe er eine ganze Tonne, welche jedoch nur noch halb voll gewesen, gefunden, und nach davon genommener Probe das Bier dem gleich gefunden, wovon die Gäste getrunken, hiermit sey die Frau auch einverstanden gewesen. Die beyden noch dabey gelegenen halben Tonnen habe er nach der angestellten Probe, für ordinaires Haustrincken gehalten. Er habe die Tonne zw. seiner Pflicht gemäß versiegeln wollen. Da aber die Klingenbergsche Frau sich dem widersetzt und wiederholt erkläret habe, daß sie dieses nimmer zugeben würde, es mögte nun kosten was es wolle, so habe er auch nicht weiter darauf instantiieren (eine Realität schaffen) wollen. – Bey seinem Weggange habe die Klingenberg noch versetzt, Rostocker Bier nehme sie nicht.“

Auf Grund dieses Berichts beschweren sich dann Directores und Deputirte der Brauerkompagnie am 17. Novbr. 1798 bei dem „Zum Herzoglich Ribnitzschen Amtsgericht zu Hirschburg Höchstverordneten Herr Amtshauptmann und übrige Herren Beamte“, „daß der Pachtkrüger Klingenberg zu Finkenberg sich, der an ihn ergangenen gerichtlichen Befehls vom 29sten May d. J. ohngeachtet, einer abermaligen Contravention hat zu Schulden kommen lassen, kein Rostocker, sondern eine andere Art Bier an esßende Gäste verschenket hat.“ Die Beschwerdeführer bitten deshalb, den Krüger in 20 M Strafe und die Kosten zu verurteilen und ihm bey 50 M zu injungieren (ihm zur Pflicht machen, ihm einschärfen) hinfüro (weiterhin) kein anderes als Rostocker Bier zu verschenken, und 2) die Ehefrau des Krügers wegen der verhinderten Versiegelung „für dieses Benehmen condigne (angemessen) zu bestrafen, und ihr sowohl als deren Ehemann zu injungieren bey künftigen ähnlichen Fällen dem Biervisitator in seinem Amte und dessen Verrichtungen nicht hinderlich zu seyn. (aus den Ribnitzer Amtsakten.)

Bei der Verlängerung der Pacht bis 1810 wurde festgelegt, dass die Schmiede ab 1786 gelegt wird. Klingenberg durfte die Schmiede nicht weiter betreiben (ein Jahr später wurde ihm zugestanden, wenigstens die eigenen Werkzeuge schmieden zu dürfen), sondern nur noch den Krug. Die Bestimmungen, wo er den Alkohol kaufen durfte, blieben gleich. Er behielt auch den Volckenshäger Pfarr-Acker von 265 Quadratruten und musste sein Land nach der bisherigen Schlag-Ordnung nutzen. Für die künftige Reparatur des Wohnhauses und der Scheune erhielt er Holz und Steine sowie auch die nötigen Fuhren zum Transport des Materials. Er muss die Gebäude in gutem Dach und Fach unterhalten und wieder in gutem Zustande abliefern. Desgleichen auch die Zäune. Zudem ist er verpflichtet 20 Weidenstecklinge zu setzen. Weiden dienten neben der Korbflechterei auch zur Uferbefestigung der Gräben. Denn auch die Gräben auf seinem Land musste er in Ordnung halten. Feuerholz bekam er aus dem herzoglichen Forst unentgeltlich (wenn auch nur Abfallholz), nur den Lohn fürs Schlagen musste er zahlen. Schäden durch höhere Gewalt, bspw. Sturmschäden am Dach, bekam er zumindest teilweise erstattet. An Feuerlöschgeräten musste er bereithalten eine Feuerleiter, 4 Feuerhaken, 3 lederne Feuereimer. Zudem musste er jährlich 100 Sperlingsköpfe ans Amt Ribnitz liefern und einen der Großherzoglichen Sauhunde füttern (wobei ihm der Hund aber nicht geliefert wurde), er musste also wohl nur für die Futterkosten aufkommen. Sperlinge galten als Schädlinge, weil sie die Saat von den Feldern fraßen.

Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. In der Ankündigung werden als zum Krug gehörig außer einigen kleineren Grundstücken auch eine Hufe Landes in 8 Schlägen, nebst Wiesenwachs genannt. Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.

Der Krug in Niedermönckhagen

Die Lage des früheren Kruges am Stillen Frieden, eingezeichnet in eine aktuelle Karte. (Die Worte, auch Huskoppgel, Hoffwischen oder Wohrtland genannt, war das Land direkt beim Hof, das nicht in die Dreifelderwirtschaft einbezogen war (Garten, Weide, Hofacker). Quelle Karte: OpenSource-Kartenprojekt openstreetmap (openstreetmap.de). mit eigenen Ergänzungen

Von 1758 bis 1779 wurde der Niedermönckhäger Krug an Christian Jancken verpachtet. Der vorherige Krüger Hans Halleur hatte die davor wüst gewesene Stelle wieder aufgebaut. Die Großherzogliche Cammer übernahm das Anlegen der Hauptgräben und das Roden von Buschwerk, die kleinen Gräben musste Jancken jedoch auf eigene Kosten anlegen. Einen Brunnen sollte er gleich erhalten, eine Scheune erst im künftigen Frühjahr erhalten. Beides musste er dann instandhalten und in ordnungsgemäßem Zustande wieder abliefern. Für den Bau der anderen Gebäude musste er selbst sorgen, das Holz dazu bekam er jedoch unentgeltlich angefahren. Feuerholz durfte er in den herzoglichen Wäldern schlagen, Nutzholz aber nur einmal, danach musste er es kaufen. Zudem war er verpflichtet, zwei Feuerleitern und vier Feuerhacken anfertigen lassen und im nächsten Jahr noch einmal die Hälfte.

Bier und Korn musste er aus Rostock nehmen, Franzbranntwein und mit species abgezogenen Branntwein durfte er kaufen, bei wem er wollte. Papier- und Windmüller durften nicht mehr ausschenken. Dafür musste Jancken sein Korn in Mönchhagen mahlen lassen ober eine Ablöse zahlen. Ebenso musste er beim Mönchhäger Schmied schmieden lassen oder eine Ablöse zahlen und sein Salz aus der Saline zu Sülz nehmen.

Damit auch Herzogl. Kammer noch mehrere Sicherheit haben möge, so verschreibet Conductor für sich und seine Erben nicht allein alle sein Haab und Güter, Ring- und Fahrniß, sondern unterwirft sich auch solcher wieder Ihm zu machende Verfügung, daß wenn Er nicht alle Jahr seine Pacht richtig abträget, Herzogl. Kammer befugt sey, Ihm und die Seinigen Sogleich zu depositiren, sich aus seinem Haab und Gütern bezahlt zu machen und einem anderen die Pachtung zu überlaßen.

Auch der Niedermönckhäger Krug wurde versteigert. In der Rostocker Zeitung vom 6. Mai 1819 wird die Versteigerung zum 17. Juni 1819 angekündigt. Ersteigert wird sie vom Forstinspektor Becker aus Rövershagen. Für diesen ist der Krug jedoch nur eine Geldanlage, bewirtschaftet wird der Krug ab 1820 von Jahnke als Pächter.

Becker hatte mit Jahnke jedoch einigen Ärger. Im Februar 1820 beschwerte er sich beim Amtmann, dass Jahnke im Garten 4 Obstbäume abgehauen hatte und auch den Zaun beschädigte. Da die Obstbäume zum einen das Haus schützten, er zum anderen aber auch die Obsternte bereits seinem Katenpächter Freitag versprochen hatte, bat er das Amt, einzuschreiten. Daraufhin wurde der Landreiter Roepcke nach Moenchhagen geschickt, um im Beisein von Schulze Winter und dem Hauswirths Henning Obstbäume und Weiden zu zählen und den Zaun (ausgeführt als Hakelwerk) zu begutachten. Jahnke behauptete, der Zaun sei von anderen Leuten zerstört worden oder aus Altersschwäche verfallen.

Im Juni kam ein kleines Mädchen zu Becker gelaufen, geschickt von der Ehefrau Jahncke. Jahncke war besoffen und dabei, alles niederzureißen, wollte die Scheune anstecken und seine Frau erschießen. Der Schulze war nicht zu Hause und die übrigen Hausleute wollten ihr nicht zu Hilfe kommen. Woraufhin der Landreiter 2 Tage später nochmals zu Jahncke ritt und die Ehefrau Jahnckes befragt, ob sie wolle, dass Jahncke arretiert würde. Das wollte sie nicht, obwohl er ihr wohl mit Schießen gedroht hatte. Das Gewehr habe er aber dem Katenmann Düwel zum Reinigen gegeben und es sei nun beim Schulzen deponiert. Jahncke ward hierauf zur ruhe verwiesen und sich künftig vernünftig zu betragen und seiner Frau guth zu thun. Während dieser Vernehmung war Jahncke übrigens trunken, man konnte aber mit ihm sprechen.

Zwei Jahre später geht es um Beckers Holländer Freitag, der seine Kühe auf dem Fischländer Landweg und über das Purkshofer Feld auf seine hintersten Weideflächen treiben musste. Der Hausmann Brandt wollte nun den Landweg sperren, weil die Tiere so viel Staub aufwirbeln, dass das Brandts Früchten schadet. Becker führt an, dass Brandt sein Vieh auch über den Landweg Richtung Häschendorf treibt und dass seine Schafe viel mehr Staub verursachen. Becker argumentiert, dass die Tatsache, dass Brandt für die Unterhaltung der Straße verantwortlich ist, ihn nicht berechtigt, zu bestimmen, wer da gehen darf. Wieder musste also der Landreiter nach Mönchhagen und Joh. Brandt verbieten, die Straße zu sperren oder das Vieh zurückzutreiben. Brandt versicherte, dass er natürlich nicht den Amtsbefehl überschreiten wolle, dass aber der Landweg viel mit Wagen befahren würde, denen das Vieh ausweicht und über die Gräben springt. Er wolle sich den entstehenden Schaden vorbehalten, schließlich seien die Hauswirthe verpflichtet, auf ihren Hufen Wege zu den äußeren Schlägen anzulegen.

Die Beckersche Krughufe war die Hufe XVI, Brandt hatte die II, durch die Landweg hindurchging. Die Häuslereien an der Fischländer Landstraße gab es noch nicht. Becker hätte eine Trift über seine Ländereien legen können, um das Land am nördlichen Rand erreichen zu könne, das war ihm aber zu teuer. Er schlug dann einen Tausch vor – Brandt sollte etwa den Teil, wo später die Häuslereien entstanden, an Becker abtreten und dafür ein gleich großes Stück an der Grenze nach Purkshof erhalten. Der Blick auf die Karte von 1894 zeigt aber, dass aus diesem Tausch nichts geworden ist.

Einschub: Hermann Friedrich Becker

Becker wurde 1766 in Rostock geboren, besuchte die Große Stadtschule und studierte an der Rostocker Universität Mathematik, Physik, Architektur und Ökonomie. 1792 wurde er Forstinspektor in der Rostocker Heide, wobei er seinen Amtssitz in Rövershagen hatte. Becker begründete eine geregelte Forstwirtschaft, u. a. verbot er die Waldweide und ließ kahl geschlagene Flächen wieder aufforsten. Zudem hielt er Vorlesungen an der Universität Rostock. 1846 setzte er sich zur Ruhe und zog nach Rostock, wo er 1852 starb.

An dem schönen Weg entlang alter Eichen von Hinrichshagen Richtung Wiethagen steht an der Kreuzung, wo es rechts nach Wiethagen geht, ein Gedenkstein für Hermann Friedrich Becker. Viele der Eichen sind 200 Jahre alt und gehören zu denen, die Becker zur Aufforstung des Waldes gepflanzt hat – wie auch die, die dem Stein gegenüber steht.

Dolberg erzählt vom Krug in Grahl, dass die Fischer aus Fischland, wenn sie nach Rostock zum Markt fuhren, verpflichtet waren, im Grahler Krug einzukehren. Tat ein Fischer dies nicht, sondern benutzte eine andere Straße nach Rostock, hatte der Krüger das Recht, eins der Pferde zu pfänden. Nachdem die Chaussee gebaut war, wollten die Fischländer auch diese benutzen dürfen und kauften sich dafür beim Krüger frei. Ähnliche Regelungen dürften auch für andere Krüge bestanden haben. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)

Der Niedermönckhäger Krug und der Knick in der Straße

Am Westende, wo die Dorfstraße auf den Stillen Frieden stößt, geht die Straße nicht geradeaus weiter, sondern führt erst nach einem Knick weiter zu den letzten Häusern. Foto: privat

Fährt man die Dorfstraße in Mönchhagen in Richtung Rosenhof, hat die Straße am Stillen Frieden einen Knick und man fragt sich, warum die Dorfstraße nicht einfach gerade über die Fischländer Landstraße hinweggeht. Der Grund war ein Stall. An dieser Kreuzung lag früher ein Krug und der Krüger hatte sein Stallgebäude aus Platzgründen kurzerhand genau auf der Dorfstraße errichtet. Er muss eine wichtige Person gewesen sein, denn er musste nicht etwa den Stall abreißen, sondern die Straße wurde verlegt und hat seit dieser Zeit hier einen Knick.

Mönchhäger Gaststätten

Gaststätte Zur Eibe

Die Gastwirtschaft zur alten Eibe, um 1900. Gastwirt war lt. Aufschrift über der Tür Johann Hallier. Bild: Sammlung V. Schmidt

Diese Gaststätte befand sich in der Häuslerei Nr. 5, direkt gegenüber dem Eibenhof, der Erbpachthufe Nr. VII.

Mönchhagen,

von Rostock schöner Ausflugsort

bis zur Heide mit dem ältesten ca. 1500jährigen Eibenbaum Deutschlands.

Große Saatgutzüchterei.

Gastwirtschaft zur alten Eibe

(völlig neu renoviert). gepflegte Biere.

Mecklenburgische Küche.

Ich bitte um regen Besuch

Carl Düring, Gastwirt.

So lautet eine Anzeige im Rostocker Anzeiger vom 4. Mai 1913.

Die einzige größere Zerstörung in Mönchhagen während des 2. Weltkrieges war der Bombeneinschlag in den Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Foto: privat

Nach 1902 lässt Johann Hallier das Haus durch die Fa. Lange aufstocken. 1927 wurde eine Bühne an den Saal angebaut. Als die Witwe Piehl die Gaststätte an Walter Gipp verkaufte, gehörten zum Inventar ca. 80 Saalstühle, 10 Tische, 6 Bänke sowie aus der Gaststube 10 Stühle und 2 Tische. Der Saal wurde im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört.

Vor Johann Piehl wohnten der Dampfdreschmaschinenbesitzer Tessmann und danach der Briefträger Düring auf Häuslerei 5, die Volkszählung von 1900 nennt Johann Hallier auf der Häuslerei Nr. 5. Dieser wird bereits 1890 auf der Häuslerei Nr. 5 genannt, in dieser Volkszählung werden die Berufe jedoch nicht genannt.

Carl Düring muss die Gaststätte demnach zwischen Johann Hallier und Johann Piehl geführt haben. Zwischen Johann Hallier und Carl Dühring wohnte Eduard Tessmann auf der Häuslerei 5, dieser wird ebenfalls als Gastwirt bezeichnet, wie mir ein Leser mitteilte. Verheiratet war er mit Wilhelmine Hallier. Die Hochzeit fand am 27. September 1899 statt, als Bräutigam wird der Maschinenbesitzer Eduard Johannes Andreas Tessmann zu Mönchhagen genannt, mit der Bemerkung „bisher in Thulendorf“, die Braut war die Tochter des Mönchhäger Häuslers Johann Karl Joachim Hallier Anne Dorothee Wilhelmine Hallier. Der Vater des Bräutigams war Erbmüller. Vermutlich war Eduard Tessmann ein jüngerer Sohn, zumindest nicht der, der die Mühle nach dem Vater übernahm, denn Tessmann ging erst 1917 nach Thulendorf zurück, wo er die Mühle seines Bruders nach dessen Tod übernahm.

Es existiert noch ein altes Gästebuch, dieses beginnt 1897. Seit dieser Zeit war der Gasthof also mindestens in Betrieb.

Es beginnt mit dem Vorwort:


Dieses Fremdenbuch ist niedergelegt, damit die Besucher unserer Eibe, als des ältesten Baumes in Mecklenburg, durch Eintragung ihres Namens diesem ehrwürdigen Zeugen der Vergangenheit ihre Huldigung erweisen und den Wunsch bekunden wollen, daß er noch auf weitere Jahrtausende in immergrünem Schmuck gedeihen und ein Wahrzeichen unseres Landes bleiben möge.

Mönckhagen, den 4. Mai 1897

Gastwirte:

1900 Gastwirt Johann Hallier

vor 1913: Eduard Tessmann

März 1913: Carl Dühring wird als neuer Wirt in der Eibe im Gästebuch erwähnt.

1919 Gastwirt Johann Piehl (lt. Volskzählung von 1919)

1935 Frieda Piehl, Witwe von Johann Piehl

1936 Walter Gipp

Einschub: Aus dem Gästebuch der Gaststätte Zur Eibe

Es existiert noch ein Gästebuch der Gaststätte, welches Einträge von 1897 bis 1939 enthält. Die ersten Einträge stammen von den Bürgermeistern von Güstrow und Neubrandenburg, vom 4. Mai 1897. Die Gäste kamen überwiegend aus Rostock, aber auch von weiter her: Berlin, Altona, Hamburg, Bremen, Frankfurt/Oder oder Jena. Auch aus den umliegenden Dörfern kamen Besucher: Steinfeld, Öftenhäven, vor allem Thulendorf liest man immer wieder.

Die Gäste kamen aus allen sozialen Schichten – vom Arzt über den Jurastudenten bis zum Schmied und dem an Dichteritis erkrankten Armenhausler (dessen Gedicht sich leider bisher nicht entziffern ließ) war alles dabei; auch viele weibliche Gäste trugen sich ein, allerdings ohne Berufsangabe. Auch diese kamen mitunter von weit her, wie Clara Mannchen aus Herischdorf, Kreis Hirschberg in Schlesien, die am 18. April 1904 in Mönchhagen war. Der Gerichtsvollzieher und der Monteur waren möglicherweise dienstlich in der Gegend, wie auch die beiden Maler, die dies ausdrücklich vermerken im Juli 1913: Maler Zickermann aus Rostock arbeitete für H. Eggert, E. Tessmann, Saß, Hallier und Bastian. Der Metalldreher Ernst Sunge aus Kiel schrieb sich zur Erinnerung an seine Walze durch Mecklenburg, die ihn im Juli 1919 nach Mönchhagen führte, ins Gästebuch ein.

Aber die meisten werden Ausflügler gewesen sein, wie diese, die Mönchhagen am 2. November 1915 besuchten:

5 Freunde kamen einst per Rad

Aus Rostock, der alten Warnow-Stadt

Beim blinkenden Bier, durch die Fensterscheibe

Besahen sie auch sich die alte Eibe.

Gedichtet haben mehrere Gäste – wobei sich alle längeren Einträge, die über Namen und Herkunftsort hinausgingen, sich dem Lob der alten Eibe widmeten:

Ach wie schöhn wars heut alhier

bei einem Glase Bier.

Es lebe darum Johann Hallier

Mit seinem Eiben Baum vor der Thür.

schreibt August Lübetran aus Jena in Sachsen Weimar am 21. Juli 1901. Gertrudt Pöllin vermerkt am 20 Oktober 1907:

Leider kann ich mitnichten

vor alten Eibenbäumen dichten.

Womit sie sich selbst widerlegt ...

Diese muss zur vorletzten Jahrhundertwende um einiges berühmter gewesen sein als heute. Selbst aus Japan kam ein Bewunderer des alten Baums: Zu Pfingsten 1903 schreibt Kashimura aus Japan, Tokio Zum Besuch der alten Eibe. Ein Eintrag in asiatischen Schriftzeichen findet sich zwischen zwei Einträgen von April und Juni 1905.

Gelobt wurde jedoch nicht nur die Eibe, sondern regelmäßig auch das Bier. Silvester 1927/28 verliert eine Gruppe fröhlicher Herren ihr Herz bei J. Piel, in einer lauen Bockbiernacht. Wir waren besoffen bis über beide Ohren – die noch recht lesbare Schrift lässt hoffen, dass sie den Weg ins Bett noch gefunden haben.

Während alle anderen einfach das Datum ihres Besuchs hinterlassen, gibt Pastor Müller im Jahre 1898 der Nachwelt Rätsel auf. Seine Eintragungen lauten: einen Tag nach Bismarck, Am Tage des Einzuges, Am Tage der Stichwahl, Am 1. Hundstage. Der Tag der Stichwahl zum Deutschen Reichstag war der 24. Juni 1898, der 1. Hundstag ist der 23. Juli. Welcher Einzug gemeint sei könnte und was Bismarck einen Tag vorher getan haben könnte, ist (noch) unbekannt.

Im Herbst 1902 hinterlässt jemand eine Nachricht in Morsezeichen:

.. ---- .-.. .. . -... . -.. .. ---- .-. ..- - .... .... .- .-.. .-.. .. . .-.

Hier versteckte sich wohl ein schüchterner Verehrer – denn übertragen steht hier: Ich liebe dich Ruth Hallier. Leider führen weder die Volkszählung von 1900 noch die Konfirmandenlisten der passenden Jahrgänge eine Ruth Hallier auf. Letztlich muss diese aber keine Mönchhägerin gewesen sein – auch wenn man zunächst zu der Annahme neigen mag, es könne sich um die Tochter des Gastwirts Johann Hallier oder des Erbpächters des Eibenhofs, der zu der Zeit ebenfalls Johann Hallier hieß, handeln. Keiner der beiden hatte jedoch eine Tochter namens Ruth.

Am 23. Juni 1906 traf sich die Ortsgruppe Rostock des Heimatbundes Mecklenburg in der Gaststätte Zur Eibe &ndash sowie auch am 22. August 1909. Der Heimatforscher Ludwig Krause verewigte sich bei der Gelegenheit auch im Gästebuch der Eibe..

Ein Geduldiger schreibt am 7. Mai 1911:

Und kommst nach weiteren 500 Jahren

Du wieder desselben Weges gefahren

Die alte Eibe findets du immer

doch 'ne Mecklenburg'sche Verfassung nimmer.

Dieser Eintrag spielt vermutlich darauf an, dass Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin bereits 1907 die Einführung einer Verfassung angekündigt hatte, die Entwürfe dazu aber 1908 und 1912 vom Landtag abgelehnt wurden. Darum geht es wohl auch in diesem Eintrag vom 29. August 1910 in typisch mecklenburgischer Unaufgeregtheit:

Verfassung hin, Verfassung her

den schönsten Schaum gibt Sunlicht Seife

das viele Reden hilft nichts mehr

Wart ab und rauch in Ruhe deine Pfeife.


Einen interessanten Eintrag findet man am 7. Juni 1904:

Thüringen grüßt den ältesten Mecklenburger. Möge er das Haus nicht krumm nehmen, das sie ihm gerade vor die Nase setzen und sich die nächsten Jahrhundert nicht dadurch die grüne Laune verderben lassen.

Zumindest hat die Eibe das Haus überlebt – es steht seit 2015 nicht mehr.

Am 1. April 1935 hat sich auch die Freiwillige Feuerwehr ins Gästebuch eingetragen. Aus den Protokollen der FFw-Versammlungen ist bekannt, dass die Kameraden öfter hier waren – damals gab es noch keinen eigenen Versammlungsraum, sodass man auf die örtliche Gastronomie angewiesen war. Generell werden sich die Einheimischen aber nicht bei jedem abendlichen Bier ins Gästebuch eingetragen haben. Am 1. April 1935 hat es keine Feuerwehr-Versammlung gegeben. An diesem Tage wurde aber Kolonialwarenhändler Wilhelm Kentzler als neuer Wehrleiter bestätigt und er trat sein Amt an. Dies dürfte Grund für eine kleine Feier gewesen sein.

Am 11. September 1938 scheint es zu einem Zusammenstoß von rheinischer Frohnatur und mecklenburgischer Sturheit gekommen zu sein: Wer frech wird, hat nichts zu bestellen, das schreiben die vier Lustigen vom Reichssender Köln. Allerdings schreiben die vier Lustigen dann als Ort Warnemünde hin ...

Dies scheint auch beinah der letzte Eintrag gewesen zu sein – das ist nicht leicht festzustellen, weil die Besucher zum Schluss ihre Einträge irgendwo zwischengequetscht haben, wo noch etwas Platz war, sodass die Zeiten ziemlich durcheinandergehen.

Einen einzigen Eintrag gibt es dann noch aus der Nachkriegszeit, vom 10. November 1948:

Viehkontrolle Zur Alten Eibe; "Feuchte Witterung", "Stürmisch, leicht aufheiternd", sonst o.k. 9 Ferkel +

Gaststätte an der Chaussee

In Büdnerei 7 nennt die Volkszählung von 1867 einen Gastwirth; dies dürfte die spätere Gaststätte „Stadt Ribnitz“ sein, die heute ein Motel (neben der ESSO-Tankstelle) ist.

Besitzer und Ereignisse:

1850 Boller

1850 Stallbohm, Arbeitsmann und Gastwirt

1858 Christoph Jahn, Gastwirt

1868 Anlegung einer Schmiede

1884 Schmieter, Schwiegersohn von Jahn, übernimmt Büdnerei und Krug

1891 Bau eines großen Viehhauses

1909 Conrad Klatt, Gastwirt und Schmied aus Kankel, baut 1909 neues Wohnhaus und einen Saal

1929 Ladung wegen fahrlässiger Brandstiftung

1930 erhält der Gastwirt die Genehmigung zum Aufstellen zweier Reklameschilder auf seinem Land an der Chaussee – eins für Shell und eins für Mahn & Ohlerich. Das Letztere ist sicher ein Hinweis darauf, dass Bier von Mahn & Ohlerich ausgeschenkt wurde, dann könnte das Erstere analog ein Hinweis darauf sein, dass sich bereits damals eine Tankstelle bei der Gaststätte befunden hat.

1937 Elisabeth Kölzow geb. Klatt, Gastwirtsfrau

An der Chaussee eine Schmiede zu betreiben, war sicher sinnvoll (nicht umsonst steht heute hier eine Tankstelle), leider ist jedoch nicht bekannt, wie lange die Schmiede dort betrieben wurde. Das kurz nach 1900 ein neues Gebäude errichtet wurde, erkennt man sofort auf den Fotos unten.

Während des 2. Weltkrieges waren im Saal nachts die polnischen Arbeiter untergebracht, die tagsüber bei den Bauern arbeiteten und von diesen beköstigt wurden.

Zu Beginn des 20. Jh. gehörte die Gaststätte Klatt, zu DDR-Zeiten dann Kölzow bis sie zur Konsumgaststätte Drews wurde.

Gaststätte Zum Anger

Diese Gaststätte befand sich zu DDR-Zeiten in dem ehemaligen Wohnhaus der Hufe 9 an der Bushaltestelle an der B105, heute eine verfallende Ruine. Hier war auch die Bürgermeisterei untergebracht.

Café an der Chaussee

Im Haus Transitstraße 3 gab es bis 1914 ein Café im Garten. Später gehörte das Haus der Bahn. (Transitstraße 3 ist das Miethaus, prüfen, ob die Hausnummer stimmt.)

Die weitere Geschichte Mönchhagens

Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: