Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Oktober 2018, 16:16 Uhr

Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1945.

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Gemeindeleben bis zum 2. Weltkrieg

Mönchhagen hatte vom 19. Jahrhundert bis gegen Ende des II. Weltkrieges durchschnittlich etwas mehr als 300 Einwohner. Aus den Gemeindeaufzeichnungen geht hervor, dass von 1873 bis 1935 insgesamt 150 Anträge auf Armutsunterstützung (Geld, Lebensmittel, Pachterlass, kostenloses Brennholz, billiger Wohnraum, Beerdigungskosten usw.) gestellt wurden. Von diesen 150 Anträgen mussten 103 anerkannt werden. Ab 1935 liegen keine Anträge mehr vor, anscheinend durfte es offiziell keine Armen mehr geben.

Im Oberdorf direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker. Sie existierte noch zu DDR-Zeiten.

An der Chaussee, der heutigen B105, lag der Kolonialwarenladen Kentzler.

Am Stillen Frieden gab es eine Schmiede, eine Stellmacherei und einen Tischler.

Die Bürgermeisterei befand sich während des 2. Weltkrieges in der Schmiede, deren Gebäude heute noch gegenüber dem Feuerwehrgebäude steht. Deshalb gab es hier auch bereits einen Telefonanschluss.

Telefonnummern in Mönchhagen 1928

nach dem Niekammer'schen Gütersdreßbuch (Universitätsbibliothek Rostock):

  • Hof Nr. 1 (Hermann Brandt) 20
  • Hof Nr. 2 (Wilhelm Brandt) 20
  • Hof Nr. 3 und 16 (Peter Saß) 26
  • Hof Nr. 7 (Albert Krüger) –
  • Hof Nr. 5 und 9 (August Haller) 30
  • Hof Nr. 8 (Ernst Heydtmann) 40
  • Hof Nr. 13 (Ernst Prüter) 24
  • Hof. Nr. 6, 10 und 15 (Heinrich Schulze) 1
  • Hof Nr. 11 (Leopold Begemeier) –
  • Hof Nr. 12 (Heidekrug) 14

Mönchhagen verfügte über Post- und Telegrafenamt.

1918 bis 1930

Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)

1927:

  • 1 Poststation (Postagent: Johann Roggendorf)
  • 15 Hofbesitzer, darunter:
    • 1 Windmühle
    • 1 private Dampfmolkerei
  • 9 Büdner, darunter:
    • 1 Schmied
    • 1 Krug
  • 28 Häusler, darunter:
    • 1 Windmühle
    • 1 Schmied
    • 1 Krug
  • Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)
  • Industrieschule
  • Haltestelle (Bahnhofsmeister: Max Rautenberg)
  • Schulze: Häusler Franz Geisler

Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.

1930:

  • 1 Poststation
  • 14 Hofbesitzer, darunter:
    • 1 Windmühle (außer Betrieb)
  • 10 Büdner, darunter:
    • 2 Krüge
  • 28 Häusler, darunter:
    • 2 Schmiede
  • Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)
  • Tierarzt
  • 1 Dampfsägerei
  • Bahnhof
  • Schulze: Häusler Franz Geisler

Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.

Der Brandschutz bis zum 2. Weltkrieg

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen

Hofbesitzer Peter Sass (Hufen III und XVI) war der erste Wehrleiter der FFw Mönchhagen. Foto: unbekannt

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen ist recht gut dokumentiert, denn aus den Anfangsjahren und auch später aus DDR-Zeit sind die Protokollbücher erhalten.

Zudem gibt es Aufzeichnungen zur Gründung und auch zu späteren Anschaffungen aus den Gemeindeversammlungen.

Die Gemeindeversammlung am 26. März 1925 nachmittags um 3 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen bestätigte mit 7 „ja“- und 2 „nein“-Stimmen, dass eine freiwillige Feuerwehr gegründet werden sollte. (Die Landesfeuerlöschordnung vom 26. 1. 1924 verpflichtete die Gemeinden, für den Brandschutz zu sorgen, indem sie Pflicht-, Berufs- oder eben freiwillige Feuerwehren gründeten.)

4. Antrag des Herrn Kentzler zwecks Genehmigung des gewählten Wehrleiters Hofbesitzer Peter Saß und dessen Stellvertreters Schmiedemeister Rudolf Möller für die am 25. März d. J. gegründete freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Mönchhagen. ad 4. Über den Antrag Kentzler wurde abgestimmt. Es waren 7 Stimmen dafür, 2 Stimmen dagegen, daß die freiwillige Feuerwehr gegründet wird. Hiermit ist auch die Wahl des Wehrleiters und dessen Stellvertreters angenommen. Die Wehr wird gegründet nach Maßgabe der 1. Bekanntmachung vom 30. Juli 1924 zur Durchführung der Landesfeuerlöschordnung. (Reg. Bl. 42 vom 8.8.1924) Die Geräte für die Wehr können jetzt nur nach den Geldverhältnissen der Gemeinde geschaffen werden und sind vorläufig die allernotwendigsten Gegenstände anzuschaffen. Uniformen können vorläufig überhaupt nicht angeschafft werden.

Offenbar hat es also bereits am 25. März eine Versammlung interessierter Bürger gegeben, auf der die Gründung einer Wehr angestoßen und die Personen für die Leitungsposten „ausgeguckt“ wurden. Beide Persönlichkeiten waren auch schon vorher im Brandschutz im Auftrag der Gemeinde tätig gewesen – Saß als Feuerschaumann, Möller als stellvertretender Spritzenmeister. Herr Kentzler nennt das Geschehen vom 25. März bereits eine Gründung – die aber noch von der Gemeindeversammlung bestätigt werden musste, sodass die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen am 26. März 1925 offiziell beginnt.

Titel des Protokollbuchs der FFw Mönchhagen von 1925; Foto: privat
In der Kleiderliste der Freiw. Feuerwehr Mönchhagen sind die Mitglieder mit Eintritt- und Austrittdatum aufgeführt, ihre Funktion innerhalb der Wehr genannt und Ausrüstungsgegenstände genannt. Foto: privat

Nachdem nun also die freiwillige Feuerwehr von der Gemeindeversammlung bestätigt worden war, vergingen 6 Wochen bis zur ersten offiziellen Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr am 7. Mai 1925. Auf dieser wurden dann die weiteren Aufgaben verteilt, wie man dem ersten Eintrag im Protokollbuch der FFw Mönchhagen entnehmen kann. Da sich die Feuerwehr nach Anerkennung durch die Gemeinde nun erstmalig selbst organisierte, kann man diese Versammlung als Gründungsversammlung bezeichnen.

Protokoll vom 7. Mai 1925 Um 8.30 Uhr eröffnete der Wehrleiter die Versammlung. Anwesend waren 18 Mitglieder. Zur Beratung stand die Einteilung der Wehr. Es wurden gewählt: zum Obersteiger Kamerad G. Hallier zum 1. Steiger Kamerad E. Bull (Oberer Bezirk) zum 2. Steiger Kamerad Fr. Severt (Oberer Bezirk) zum 1. Steiger P. Bastian (Unterer Bezirk) zum 2. Steiger Kamerad P. Fischer (Unterer Bezirk). Zum 1. und 2. Spritzenmeister wurden die Kameraden P. Hagen und F. Sass gewählt. Zu Hornisten wurden die Kameraden F. Dobbert und E. Bull bestimmt. Die nächste Übung ist auf Mittwoch den 13. 5. 25 festgesetzt. Um 9.30 wurde die Versammlung vom Wehrleiter geschlossen. Wehrleiter P. Saß, Schriftführer Kentzler

Paul Hagen war also weiterhin Spritzenmeister – diesen Posten hatte er bereits vor der Feuerwehrgründung inne. Somit war die freiwillige Feuerwehr nun endgültig organisiert.

Aufgrund dieses Protokolls wurden die Jubiläumsfeiern lange Zeit Anfang Mai begangen.

Im September 1925 gab sich die Wehr eine Satzung. Dies wurde auf einer Vorstandssitzung vorbereitet.

Protokoll zur Vorstandssitzung v. 8. Aug. 1925 Um 8.30 wurde die Versammlung vom Wehrleiter eröffnet. Der Vorstand war vollzählig erschienen. Zur Beratung stand die Festsetzung der Statuten. Im Großen und Ganzen wurden die vom Ministerium des Innern vorgegebenen Satzungen angenommen. Um 1 Uhr schloß der Wehrleiter die Versammlung. Wehrleiter P. Saß, Schriftführer Kentzler

... und von der Versammlung dann am 15. September 1925 angenommen:

Versammlungsprotokoll v. 15. September 1925 Um 8.30 eröffnete der Wehrleiter die Versammlung. Anwesend waren 18 Mann. Es stand zur Beratung Punkt 2. Verlesung und Genehmigung der Statuten. In diesem Punkt wurden die vom Vorstand in der Sitzung vom 8. Aug. ausgearbeiteten Statuten angenommen.

Nun konnte die Satzung zum Druck gegeben werden. Erschienen ist sie 1926 und wurde wohl erst nach Erscheinen der Druckfassung der Gemeindeversammlung vorgelegt, denn diese hat erst am 10. Dezember 1926 darüber abgestimmt – und sie einstimmig genehmigt.

Gemeindeversammlung vom 10. 12. 1926:

Punkt 3. Vorlage der Satzungen für die freiwillige Feuerwehr in Mönchhagen. 3. Die vorliegenden Satzungen werden einstimmig genehmigt. Wegen Versicherung der Wehr wird der Gemeindevorstand beauftragt, sich Erkundigungen einzuholen, welche Versicherung für die Wehr am günstigsten ist.

Die Zustimmung der Gemeinde zu den Satzungen war in der Feuerlöschordnung vorgeschrieben.

Verwirrung um das Gründungsjahr
Auf der straßenseitigen Giebelwand des Feuerwehrgerätehauses steht als Gründungsjahr noch 1924. Erst später konnte der Irrtum aufgeklärt werden. Foto: privat

Um das Gründungsdatum der freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen gab es einige Verwirrung. Nachdem man bis 1995 die Jubiläen immer Anfang Mai der 5er- und 10er-Jahre feierte (das 70-jährige Jubiläum im Mai 1995) gefeiert worden war, lud man bereits 1999 zum 75-jährigen. Wenn man 1 und 1 zusammenzählt (bzw. 1995 und 5), merkt man: Da stimmt was nicht. Können die nicht rechnen? Doch, die können rechnen – aber 1998 wurde bemerkt, dass in der 1926 erschienenen ersten Satzung der Feuerwehr Mönchhagen zu lesen ist, dass eben diese Satzung in der Hauptversammlung am 15. September 1924 aufgestellt wurde. Hauptversammlungen kann aber nur jemand abhalten, der schon existiert …

Die alten Protokolle waren gut verstaut bei einem Mitglied und waren in Vergessenheit geraten. Erst als die Protokolle wieder hervorgeholt und von vorn bis hinten durchgelesen wurden, sowie mit den Gemeindebüchern abgeglichen werden konnten, klärte es sich auf: Die Versammlung, auf der die Satzung angenommen wurde, war nicht am 15. September 1924, sondern am 15. September 1925.

„1924“ ist schlicht und einfach ein Druckfehler – was man in einem Schriftstück wie einer Satzung nun wirklich nicht vermutet.

Was geschah, wenn es brannte?

Das Signalhorn der FFw Mönchhagen, in der Hand des Hornisten Franz Dobbert. Foto: 1929; unbekannt

Die Aufgabe der Hornisten war es nun, den Rest der Wehr – und im Übrigen auch den Rest des Dorfes – per Hornsignal zu alarmieren. Dabei sollten sie so weit radeln, bis sie den anderen Hornisten trafen oder weckten. So wurde sichergestellt, dass wirklich alle den Alarm hörten.

Versammlungsbericht vom 17. Juli 1935 Der Wehrleiter machte noch besonders darauf aufmerksam, daß, wenn der eine Hornist den Alarmbefehl erfüllt, solange zu blasen, bis er den anderen Hornisten unterwegs trifft, bzw. ihn geweckt hat. Es hatten sich bei der Alarmierung nach Purkshof Mängel gezeigt.

Bei der im Protokolleintrag erwähnten Alarmierung ging es um einen Großbrand in Purkshof; immerhin war Mönchhagen trotz der Mängel als erstes an der Brandstelle.

Ein wenig im Dunkeln liegt, wie denn eigentlich die Hornisten von einem Feuer erfahren haben. Es gab natürlich schon einige Telefone in Mönchhagen, vor allem bei Bränden in anderen Dörfern wird per Telefon alarmiert worden sein. Den Wehrführer Peter Saß konnte man unter der Telefonnummer 26 erreichen. Zumindest tagsüber war auch das Postamt besetzt. Der jeweilige Telefoninhaber muss dann wohl den Wehrleiter oder die Hornisten benachrichtigt haben. In den meisten Fällen wird jedoch derjenige, der den Brand entdeckt hatte, losgerannt sein, um Wehrleiter, Brandmeister und Hornisten zu alarmieren.

Nun eilen die Feuerwehrleute zum Spritzenhaus, um die Spritze zu holen, und alle 18- bis 60-jährigen männlichen Einwohner finden sich (wie in der Feuerlöschordnung vorgeschrieben) schnellstmöglich am Brandplatz ein.

Dazu heißt es im Protokoll der Gemeindeversammlung vom 21. März 1928:

Zu Handdiensten bei Ausbruch einer Feuersbrunst im Ort sind außer der freiwilligen Feuerwehr alle männlichen Personen von 18–60 Jahren verpflichtet und haben sich auf schnellstem Wege unaufgefordert zur Brandstelle zu begeben. Auch sind von den Hofbesitzern Gespanne nach Möglichkeit nach der Brandstätte zu entsenden.

Neben der Spritze waren auch die beiden Mannschafts- und die beiden Wasserwagen zu fahren. Wer die Gespanne zu stellen hatte und die Wagen zu fahren hatte, war klar geregelt. Es ging reihum, den Anfang machten die jeweils zwei Bauern am Ostend (Hufe 9 und 11) und Westende (Hufe 1 und 2)des Dorfes: einer der beiden hatte je einen Wasserwagen, der andere je einen Mannschaftswagen zu fahren (bzw. einen Fahrer zu stellen). Hatten diese vier einen Einsatz hinter sich, waren die nächsten an der Reihe. Lediglich zwei sehr kleine (Hufe 12 und 4)und weit außerhalb liegende Höfe (Hufe 14) waren ausgenommen, sowie der Besitzer der Hufen 6, 12 und 15, der grundsätzlich einen Fahrer für die Spritze zu stellen hatte.

Damit immer klar war, wer gerade dran war, gab ein einfaches, aber zweckmäßiges System – ein Schild wurde herumgereicht.

Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Mittwoch den 21. März 1928 im Schulhause zu Mönchhagen nachmittags 2 1/2 Uhr. 5. Anschaffung von je 2 Schilder für Mannschafts- und Wasserwagen fahren bei Ausbruch einer Feuersbrunst. Punkt V. Es wird einstimmig beschlossen, je zwei Schilder anzuschaffen mit der Aufschrift „Gemeinde Mönchhagen Mannschafts- bzw. Wasserwagen fahren“ und sind bei Ausbruch einer Feuersbrunst wie folgt Gespanne zu stellen: der Besitzer der Hufen 6, 10, u. 15 hat die Spritze zu fahren. Die Besitzer der Hufen 1, 2, 3, 5, 7, 8, 9, 13 u. 16 haben 2 Mannschafts- und 2 Wasserwagen zu fahren. Den Anfang machen die Fahrpflichtigen, die am Ost- und Westrand der Dorfstraße wohnen. Es sollen also die Besitzer der Hufen 9 u. 13 einen Mannschafts- bzw. einen Wasserwagen fahren, desgleichen diejenigen der Hufen Nr. 1 u. 2 und so der Reihe nach. Zum Ostrand gehören die Hufen 9, 13, 8, 7, 5. Zum Westrande die Hufen 1, 2, 3, 16. Wenn Nr. 7 gefahren hat, gibt er einmal nach Osten und einmal nach Westen. Die Schilder sind baldmöglichst anzufertigen und an die zunächst Fahrpflichtigen auszuhändigen und sind von diesen, sobald [sie] gefahren haben, an die nächsten Fahrpflichtigen unaufgefordert weiterzugeben. Der es unterläßt, bleibt fahrpflichtig. Wer die Schilder in Verwahrung hat, hat zu fahren.

Unbekannt ist, wo die Wagen standen. Die Spritze stand natürlich im Spritzenhaus, aber mehr als diese passte da nicht hinein. Es ist zumindest bei den Mannschaftswagen wahrscheinlich, dass dies keine ausgesprochenen Mannschaftswagen waren, sondern dass der Fahrpflichtige irgendeinen Wagen nahm, auf dem er ausreichend Leute transportieren konnte. Das System mit dem Schild legt jedenfalls nahe, dass nicht etwa die Wagen immer beim Fahrpflichtigen standen (in dem Fall hätte man das Schild nicht gebraucht, man hätte einfach die Wagen weitergereicht).

Aber nun sei alles perfekt gelaufen, Personal und Wagen sind pünktlich am Brandplatz erschienen. Was geschieht nun hier? Das Kommando hier hatte damals nicht der Wehrleiter, sondern der Brandmeister der Gemeinde als Vertreter der Ortspolizeibehörde. Dessen Anweisungen hatte der Wehrleiter Folge zu leisten. Lediglich ein höherer Beamter einer Berufsfeuerwehr, so einer vor Ort war, konnte verlangen, dass ihm das Kommando übertragen wurde. Wie wurden diese Kommandos im Zeitalter vor dem Digitalfunk übermittelt? Laut Landesfeuerlöschordnung gab es auch Hornsignale, die Befehle im Einsatz weitergeben sollten, sodass auch während des Einsatzes Hornisten zum Einsatz kommen konnten. Neben den Hornsignalen dienten Pfeifen zur Kommandoübermittlung – laut dem Feuerwehr-Versammlungsprotokoll vom 15. 9. 1925 hatten Wehrleiter, stellvertretender Wehrleiter, Obersteiger und Spritzenmeister auch jeder eine Signalpfeife. Die Landesfeuerlöschordnung von 1924 listet Pfeifensignale für die Steiger auf, so bestand der Ruf nach Wasser bspw. aus einem kurzen und einem langen Stoß (die umgekehrte Reihenfolge bedeutete „Wasser halt“).

Die Funktionen der Feuerwehrleute, so weit sie aus der Kleiderliste und den Protokollen zu erschließen waren. Eine solche feste Zuordnung der Funktionen zu bestimmten Kameraden gibt es in der heutigen FFw übrigens nicht mehr. Vieles von dem in der Bekleidungsordnung des Feuerwehrverbandes aufgeführten findet man auf dem Foto von 1929 wieder – die zweireihigen Jacken mit „glatter Brust“ für die Führer anstelle der einreihigen; die silberdurchwirkten bzw. silberumrandeten Schulterklappen bei den Führern meint man immerhin an der helleren Farbe zu erkennen; die Helme mit Nackenschutz und die Leinen der Steiger sind zu sehen (allerdings tragen nicht alle den vorgeschriebenen Gurt mit drei Schnallen). Die Helme waren übrigens meist aus Leder, darüber darf das Glänzen nicht hinwegtäuschen. Metallhelme gab es höchstens für die Wehrführung, davon ist in einem kleinen Dorf wie Mönchhagen aber nicht auszugehen. Der Brandmeister E. Heydtmann trägt Zivil, weil er kein Mitglied der Feuerwehr ist, sondern als Gemeindebrandmeister von Gemeindeseite her die Verantwortung für das Feuerlöschwesen hat.

Zurück zu denen, die diese Kommandos ausführten, den Steigern und den Spritzenmännern. (Auch die beiden Mönchhäger Hornisten hatten hier zusätzliche Aufgaben – Franz Dobbert war zusätzlich Spritzenmann, Willi Schult Steiger.)

Die Steiger haben sich inzwischen bereit gemacht, mithilfe von Leitern auch in obere Stockwerke eindringen zu können, um Menschen und Dinge aus dem brennenden Gebäude zu retten. Die Einteilung des Steigerzugs, die es in Mönchhagen gab, sah neben dem Obersteiger je einen ersten und zweiten Steiger für Ober- und Unterdorf vor. Diese Einteilung lässt vermuten, dass sich die Steiger bei Alarm direkt zum Brandplatz begaben und nicht erst zum Spritzenhaus eilten. (Es macht keinen Sinn, Steigermannschaften so zu organisieren, dass die Wege kurz sind, wenn sie dann doch erst durch das halbe Dorf hätten rennen sollen.) Wobei sich die Frage stellt, wie haben sie die Leitern transportiert ... Hakenleitern waren auch damals schon etwa 4 m lang, das ist mit dem Fahrrad nicht mehr so einfach. Autos gab es kaum und auch einen Pferdewagen wird nicht jeder gehabt haben.

Das Retten von Menschen und Dingen ist das eine, das Löschen das andere. Dies war die Aufgabe von Spritzen- und Wasserzug. Die Übungsvorschrift aus der Landesfeuerlöschordnung beschreibt, wie die Kameraden der Spritzenmannschaft vorgingen. Die beiden Rohrführer begeben sich auf ihre Stellung, der erste schraubt das Strahlrohr an den Schlauch an, der zweite wickelt den Schlauch ab und übergibt das andere Ende dem Kameraden an der Spritze zum Anschrauben. Die Spritzenmannschaft macht die Spritze bereit, schraubt Saug- und Druckschläuche an und bezieht Stellung an den Druckarmen. Auf das Kommando „Wasser marsch!“ beginnen die Spritzenmänner mit dem Pumpen, und zwar ist in der Landesfeuerlöschordnung klar geregelt, dass die vordere Seite beginnt. (Was zunächst nach übertriebener Regelungswut klingt, kann kostbare Sekunden sparen.)

Der Wasserzug schließlich hatte den Wassernachschub sicherzustellen – die Spritze holte das Wasser aus den Wasserwagen, aber diese mussten nachgefüllt werden. Hierbei wurden viele Hände gebraucht, die Wassereimer schleppten – hier kommen also die Mönchhäger Bürger ins Spiel, sie hatten bei solchen Arbeiten mit Hand anzulegen. Sie werden auch die Spritzenmannschaft abgelöst haben – bei 50 bis 55 Doppelhüben pro Minute brauchen selbst Mönchhäger Feuerwehrleute ab und an eine Pause.

Nun müssen wir noch mal auf den „höheren Beamten“ der Berufsfeuerwehr zurückkommen. Dass ein solcher auf dem Brandplatz anwesend war, war auch in Mönchhagen nicht nur theoretisch möglich. Das Amt Rostock, zu dem Mönchhagen gehörte, hatte mit der Berufsfeuerwehr Rostock die Vereinbarung, dass zu größeren Bränden in der Rostocker Umgebung die Rostocker Überlandspritze (eine Motorspritze) mit 4 Mann Besatzung ausrückte, zumindest bei größeren Bränden. Das ist wiederholt auch der Fall gewesen. Möglicherweise kam bei diesen Gelegenheiten auch ein solcher höherer Beamte mit nach Mönchhagen.


Brand 1927

Alarm v. 4. August 1927

Heute mittag 11.30 wurde die Wehr plötzlich alarmiert. Es brannte das Viehhaus des Hofbesitzers Haller. Dem entschlossenen und mutigen Eingreifen der Wehrmitglieder ist es zu verdanken, daß sämtliches Vieh gerettet werden konnte. Das Feuer konnte dank dem aufopfernden Sinn der Wehr nur mit Unterstützung der Ortseinwohner auf seinen Herd beschränkt werden. Nachmittags um 3 Uhr wurde die Wehr je zur Hälfte aufgeteilt zur Brandwache um ein Aufflammen des Feuers zu verhindern. Am Sonntag morgen mußten noch sämtliche Ortseinwohner zur Unterstützung der Wehr alarmiert werden. Endlich am Nachmittag um 4 Uhr konnte die Wehr nach 29stündiger anstrengender Tätigkeit vom Wehrleiter entlassen werden.

Haller besaß die Hufen V und IX. Leider geht aus den Berichten nicht hervor, auf welcher der beiden es brannte. Eine Scheune der Hufe V stand bis 2016 noch, zumindest die vordere Hälfte. Foto von 2011; privat

So schreibt der Schriftführer der FFw Mönchhagen. Die Zahlen können aber so nicht stimmen – der 4. 8. war ein Donnerstag, d._h., 29 Stunden später war Freitag nachmittag und nicht Sonntag nachmittag. Ein Vergleich mit anderen Quellen zeigt, dass der Schriftführer sich im Datum „ganz leicht“ vertan hat – tatsächlich war der Brand am 3. September 1927. Vermutlich wurden die Protokolle zum Teil nachträglich verfasst, sodass es zu solchen Irrtümern kommen konnte. Interessant ist hier aber auch, dass nach den Mönchhäger Protokollen das Feuer anscheinend nur von der Wehr Mönchhagen bekämpft wurde. Lesen wir diesen Bericht aus der Mecklenburgischen Feuerwehrzeitung (Heft 9/1927):

Rostock, 3. September. Heute 11,14 wurde die Rostocker Berufsfeuerwehr telephonisch nach Mönchhagen alarmiert. Die Überlandspritze rückte sofort nach dorthin ab und traf das ganze Dach des Viehhauses in hellen Flammen an. Die Bodenräume waren mit Kleeheu angefüllt, dessen Selbstentzündung angenommen wird. Mit 4 Schlauchleitungen ging die Rostocker Wehr gegen das Feuer vor, und es gelang ihr, es auf den vorgefundenen Herd zu beschränken. Der nur durch eine Fachwerkwand abgetrennte Pferdestall konnte ganz erhalten werden, trotzdem diese durch eine Tür durchbrochen war, und ebenso die unter dem Kleeboden gelegenen Viehställe, sodaß das ganze Vieh, von dem kein Verlust zu beklagen ist, wieder untergebracht werden konnte. In angestrengtester Tätigkeit hatte die Feuerwehr bis 15 Uhr zu tun, ehe jede Gefahr für die anderen Gebäude beseitigt war. Um 15 1/2 Uhr kehrte die Rostocker Feuerwehr wieder in ihre Wache zurück.

Wurden hier nun die Mönchhäger Feuerwehrleute mit einer Silbe erwähnt? Man kommt kaum auf die Idee, dass hier beide Male derselbe Brand gemeint ist. Die Rostocker Überlandspritze war eine Motorspritze, die bei großen Bränden auf dem Lande zu Hilfe kam. Aber der Bericht aus der Feuerwehrzeitung hat (im selben Heft) noch eine Fortsetzung, in der auch die Arbeit der Mönchhäger für der Rede wert gehalten wird:

Rostock, 7. September. Zu dem Feuer in Mönchhagen ist zu berichten: Nach Abrücken der Rostocker Wehr schien das Feuer gelöscht zu sein und so rückte auch die Mannschaft der Mönchhäger Feuerwehr nach Hinterlassung einer Brandwache ab. Im Laufe des Sonnabend nachmittags kam das Feuer jedoch wieder auf und bedrohte den Schweine- und Pferdestall, sowie den Kornboden. Sofort wurden die Löscharbeiten von der Ortswehr wieder aufgenommen, sie erreichten erst nachts um 12 Uhr ihr Ende. Am Sonntag vormittag entstand zum dritten Male Gefahr für die angrenzenden Stallungen und wieder riefen die Signalhörner die freiwillige Feuerwehr und alle Gemeindeglieder im Alter von 18 bis 60 Jahren auf die Brandstätte. Wiederum mußte fieberhaft gearbeitet werden, und erst um 4 Uhr nachmittags war es gelungen, das Feuer zu löschen und damit jede Gefahr endgültig zu beseitigen. Das wiederholte Wiederentstehen des Feuers ist damit zu erklären, daß die Unmengen Klee (40 bis 50 Fuder) trotz reichlichen Wassers immer wieder von innen heraus zu brennen anfingen.

Anhand dieses zweiten Teils des Berichtes aus der Feuerwehrzeitung ist überhaupt erst zu merken, dass in den Mönchhäger Protokollen und diesem Bericht vom selben Brand die Rede ist. Die Uhrzeiten stimmen für einen bloßen Zufall zu gut überein.

Der Rostocker Anzeiger vom 4. 9. 1927 berichtet nur über den Ablauf bis zum Abrücken der Rostocker Wehr. Außerdem ist in diesem Artikel von mehreren Dorfspritzen die Rede – Mönchhagen hatte nur eine, möglicherweise waren aus den umliegenden Orten noch weitere Spritzen erschienen:

Großfeuer in Mönchhagen. Heute [gemeint ist der 3. 9. 1927, das steht über der Rubrik] mittag gegen 11,30 Uhr brach in dem Viehhaus des Hofbesitzers Haller Feuer aus, das bald größeren Umfang annahm. Mehrere Dorfspritzen griffen bald ein und auch die zu Hilfe gerufene Rostocker Feuerwehr war bald zur Stelle. Man hofft, einen Teil des großen Gebäudes halten zu können; jedenfalls war die Feuerwehr bei Redaktionsschluss noch in voller Tätigkeit. Das Vieh konnte gerettet werden. In dem Gebäude befanden sich noch Futtervorräte und ein Teil der Ernte, soweit diese bisher hereingebracht werden konnte.

Am 6. 9. 1927 berichtet der Rostocker Anzeiger weiter, dieser Teil deckt sich fast wörtlich mit dem Bericht aus der Meckl. Feuerwehrzeitung vom 3. 9. – möglicherweise hat die Mecklenburgische Feuerwehrzeitung auf Berichte aus der Tagespresse zurückgegriffen. (Der umgekehrte Fall ist unwahrscheinlich, da die Mecklenburgische Feuerwehrzeitung nur monatlich und daher oft erst Wochen nach dem jeweiligen Einsatz erschien.) Das Übernehmen aus der Tagespresse würde auch erklären, warum ein Bericht aus der Sicht der Rostocker Berufsfeuerwehr in der Mecklenburgischen Feuerwehrzeitung erschien – diese kann den Bericht kaum selbst eingeschickt haben, da Berufswehren gar nicht Mitglied im Verband werden konnten, diese war freiwilligen Feuerwehren vorbehalten.

Im Rostocker Anzeiger haben die Berichte zu Bränden immer den Schwerpunkt auf der Rostocker Wehr. Vielleicht auch einfach deshalb, weil die Redaktion am ehesten von den Bränden erfuhren, wenn die Rostocker BF alarmiert wurde.

Mönchhagen während des Nationalsozialismus

In Mönchhagen existierte eine SPD-Ortsgruppe; eine KPD-Gruppe gab es nicht. 1932 wollten die NSDAP-Mitglieder die Arbeitergaststätte Piehl für ihre Propagandatätigkeit nutzen, wurden von Piehl aber hinausgeworfen. Daraufhin versuchten sie, in der Schule unterzukommen. Das wurde ihnen aber vom Gemeindevorsteher Geisler (SPD) untersagt, woraufhin der Ortsgruppenleiter der NSDAP am 19. 11. 1932 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben an die Gemeindevertretung sandte, um deren Zustimmung zu fordern. Die Gemeinde lehnte jedoch mit 6 gegen 2 Stimmen ab. Sie begründete dies mit der Bestimmung über die Benutzung von Schulräumen (nach dem Amtsblatt Nr. 61 vom 28. 10. 1932) und verwies darauf, dass in Mönchhagen schließlich zwei Gaststätten mit Saal existieren würden, an die man sich wenden könne. Die letzte Begründung muss für die NSDAP wie ein Hohn geklungen haben, da ja allgemein bekannt war, dass Piehl sie bereits hinausgeworfen hatte. Später wollte man Piehl dafür bestrafen – man konnte ihm die Gaststätte jedoch nicht wegnehmen, weil sie ihm im juristischen Sinn gar nicht gehörte. Das hatte außer Piehl und dem wahren Eigentümer (angeblich seine Schwiegermutter) bis dahin niemand gewusst.

Interessant ist die Tatsache, dass sich die Anhänger der NSDAP und der SPD in Mönchhagen in der Endzeit der Weimarer Republik gegenseitig aus dem Wege gingen. Immer dann, wenn die eine Seite am Wochenende die Werbetrommel auf Veranstaltungen rührte, befanden sich die Anhänger der anderen Partei nicht im Dorf; im Sommer fuhren sie mit der Familie an den Strand von Markgrafenheide. Ältere Zeitzeugen erzählten, dass es damals eine heimliche Übereinkunft zwischen beiden politischen Gruppen gegeben haben soll. Schließlich wohnte man in einem Dorf und kannte sich seit Jahren. Die meisten NSDAP-Mitglieder waren Bauern oder gewerbliche Unternehmer, die SPD-Mitglieder kamen meist aus sozial schwächeren Schichten. Am 22. 7. 1933 wurde die SPD verboten, die NSDAP war damit nach der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien im Juni/ Juli 1933 die einzige zugelassene Partei. 1935 kam es zur letzten Wahl. Die gesamte ehemalige SPD-Ortsgruppe (8 Personen) stimmte gegen die Hitlerregierung. Insgesamt gab es 10 Gegenstimmen, die fehlenden 2 Stimmen müssen von Ehefrauen gewesen sein. Um Ärger mit ihrer vorgesetzten Behörde zu vermeiden, wurden alle 10 Gegenstimmen von der NSDAP-Gruppe in Ja-Stimmen umgefälscht. Die SPD-Gruppe klebte bis 1935 auch nachts in Mönchhagen heimlich Plakate gegen die Hitlerregierung. Ab 1935 befand sich die Gemeindevertretung vollständig in den Händen der NSPAD.

Der Schmied Paul Hagen (hier in Feuerwehruniform) war Spritzenmeister der FFw Mönchhagen und ab 1937 Bürgermeister in Mönchhagen. Foto: unbekannt

Bürgermeister war ab 1937 der Schmied Paul Hagen.

Die Aussage, dass die Einwohner Mönchhagens versuchten, auch bei verschiedenen politischen Ansichten miteinander auszukommen, findet man in den Feuerwehrprotokollen bestätigt. Nach 1933 änderte sich das Feuerwehrwesen, und damit auch das Feuerwehrleben. Zunächst versuchte man, die Politik aus der Feuerwehr herauszuhalten. Im Protokoll der Versammlung vom 17. 7. 1930 heißt es:

Kamerad Kentzler machte den Vorschlag, Personen mit Politischen Abzeichen und Uniformen nicht reinzulassen. Selbiger Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

Es ging dabei um die Teilnahme an Vergnügen, wie man am nächsten Eintrag zu diesem Thema vom 3. September 1932 sieht.

f. Ein Antrag, den Beschluß vom 17. Juli 1930 auf Tragen politischer Abzeichen beim Wehrvergnügen aufzuheben, wurde abgelehnt.

Aufgehoben wurde der Beschluss dann aber doch, und zwar auf einer Vorstandssitzung am 10. 10. 1933. Im Versammlungsprotokoll vom 18. 10. 1933 heißt es dann:

P2 Bekanntgabe über die Aufhebung des Beschlusses der Versammlung vom 17. 7. 30. Da es heute keine Parteien mehr gibt, hat es sich vernotwendigt, den Beschluß über Tragen politischer Abzeichen bei unseren Vergnügungen aufzuheben.

Am 17.7.1930 waren alle Parteien außer der NSDAP verboten worden.

Man erfährt aus den Protokollen der Feuerwehr Mönchhagen auch von einem Fall von politischen Streitigkeiten. Am 3. September 1932 heißt es:

Dagegen wurde ein Antrag, den Kameraden B. wegen politischer Reiberei innerhalb der Wehr auszuschließen, mit 9 gegen 2 bei 2 ungültigen Stimmen angenommen. Es soll dem Kameraden B. jedoch Gelegenheit gegeben werden, die Sache auf der nächsten Versammlung klar zu stellen

Auf der Vorstandssitzung am 7. Oktober 1932 wurde dann jedoch anders beschlossen:

Sodann stand ein Antrag auf Ausschließung des Kameraden B. zur Beratung. Es wurde beschlossen, den Antrag abzulehnen, da der Vorstand keine Ursache hat, den Kameraden B. auszuschließen und durch den Ausschluß die Wehr leicht ins politische Fahrwasser abgedrängt werden könnte, was unbedingt vermieden werden müßte.

Man war also um politische Neutralität bemüht – eine Haltung, die der Mecklenburgische Feuerwehrverband von seinen Mitgliedswehren forderte. (Die Feuerwehrverbände wurden 1936 aufgelöst.) Auf der Versammlung einen Tag später wird die Vorstandsentscheidung noch weiter begründet:

Hierbei machte der Wehrleiter bekannt, daß der Beschluß der Versammlung vom 3. 9. 32 unter Verschiedenes/g auf Ausschließung des Kameraden B. in dieser Form nicht durchführbar sei, da es § 12 der Satzung widerspricht [Darin steht, dass der Vorstand über Aufnahme und Ausschluß von Mitgliedern beschließt – also nicht die Versammlung]. Hiermit stelle Kamerad D. die Anfrage aus welchen Gründen sein Antrag nicht genehmigt sei. Der Wehrleiter entgegnete, daß die Wehrleitung nicht gewillt sei, einen Wehrmann, der bisher seinen Dienst immer versehen hat, wegen Politik aus der Wehr auszuschließen.

Bislang waren die Vorstände der freiwilligen Feuerwehren von den aktiven Kameraden gewählt worden, wenn der Wehrleiter auch noch von der Gemeindevertretung bestätigt werden musste. Das änderte sich nun. In der Mecklenburger Feuerwehrzeitung von Okt. 1933 teilt der Verbands-Vorstand mit, dass die satzungsgemäßen Wahlen der Wehrvorstände nicht stattfinden sollen, da „über die Durchführung des Führerprinzips bei den Freiwilligen Feuerwehren [...] z. Zt. Verhandlungen bei dem Deutschen Feuerwehrverband und einzelnen Landesverbänden geführt [werden].“

Im Mai 1934 gab es dann endlich konkrete Informationen seitens des Verbandsvorstandes. Jegliche demokratische Mitbestimmung war also nun auch in den freiwilligen Feuerwehren abgeschafft. Das musste auch in Mönchhagen umgesetzt werden. Die Gemeindevertretung stimmte der nötigen Satzungsänderung im Juni 1934 zu.

Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag den 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen. Punkt 2. Änderung der Mustersatzung der freiwilligen Feuerwehr. zu Punkt 2 wird einstimmig beschlossen, dass die Mustersatzung für freiwillige Feuerwehren in Mecklenburg dahin abgeändert wird, daß § 12 (in hiesiger Satzung § 11) künftig folgendermaßen lautet: Der Wehrleiter, sein Stellvertreter und die Abteilungsleiter werden von den Vorsitzenden des Mecklenburgischen Feuerwehrverbandes im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen. Schriftführer, Kassenführer und Zeugmeister werden von dem Wehrleiter im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen.

Daraufhin wird die Wehrführung vom Verbandsvorstand ernannt (wobei sich personell nichts ändert):


In dieser Zeit hat es in Mönchhagen eine Gendarmeriestation gegeben.

Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)

1937:

  • 430 Einwohner
  • 744 ha
  • 15 Hofbesitzer
  • 14 Büdner, darunter:
    • 2 Krüge
  • 27 Häusler, darunter:
    • 2 Schmiede
  • Schule mit 2 Klassen (Lehrer Ernst Utermark, 1 Hilfslehrer)
  • 1 Sägewerk
  • Bahnhof
  • Bürgermeister: Paul Hagen

Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.

Aus der Rostock-Stralsunder vollspurigen Nebenbahn war eine Rostock-Stralsunder vollspurige Hauptbahn geworden.

1939:

  • 430 Einwohner
  • 742 ha
  • 10 Erbhöfe
  • 4 Erbpachthöfe
  • 14 Büdner
  • 27 Häusler
  • 1 Eigentumsgrundstück
  • Schule (Lehrer Ernst Utermark)
  • Post
  • Eisenbahnverbindung
  • Bürgermeister: Paul Hagen

Standesamt und Pfarramt waren in Volkenshagen.

Ein weiterer Erbhof wird für Heide Krug aufgeführt.

Da sich in diesem Jahr Bezeichnungen und Aufbau der Aufzählungen änderte, bedeutet die Nichterwähnung von Krügen und Schmieden nicht, dass es keine gegeben hätte. Die Gaststätten an der Eibe und an der Chaussee haben noch existiert, auch hatte Paul Hagen die Schmiede, die heute noch gegenüber dem Gerätehaus steht.

Die Heinkel-Werke und Mönchhagen

In dieser Zeit entstanden die ersten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Rostocker Heinkel-Flugzeugwerken und einigen Mönchhäger Bürgern. Der Bauer Schulze, der die ehemalige Feilenhauerei nach deren Konkurs aufgekauft hatte, wohnte in dem Gebäude, das zu DDR-Zeiten Kindergarten und nach 1990 abgerissen wurde (neben der Feuerwehr – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kindergarten, der zu DDR-Zeiten Schule war). Ihm gehörte auch die ehemalige LPG-Gärtnerei. Außer dieser Wirtschaft (dem Mittelhof) besaß er noch einen Unterhof und einen Oberhof im Unterdorf. Schulze war mit dem Flugzeugkonzernbesitzer Ernst Heinkel eng befreundet. Heinkel baute um 1935 das Gärtnereigebäude (später von der LPG genutzt, nach 1990 abgerissen), Bauer Schulze lieferte dafür das in der Gärtnerei erzeugte Gemüse an Heinkels Betriebsküchen in Rostock. Außerdem ließ Heinkel auf Schulzes Wiese (Unterhof im Unterdorf 1) die Grassoden für die Tarnung seiner Bunkeranlagen abtragen. Der Tischler am Stillen Frieden (vor der ehemaligen Schmiede Wellert) lieferte Sperrholzelemente für den Flugzeugbau an die Heinkelwerke.

Neubau des Gemeindekatens

der frühere Armenkaten, gegenüber vom Kindergarten, heute in Privatbesitz und als Wohnhaus genutzt. Foto von 2011; privat

Der Gemeinde- oder Armenkaten (heute genutzt als privates Wohnhaus, Unterdorf 42) wurde 1936 von der Mönchhäger Baufirma Lange neugebaut.

Drei Brote pro Woche

Dieser Eintrag im Gemeindebuch zeigt sehr drastisch, was Krankheit früher bedeuten konnte:

Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen
Tagesordnung
Punkt 1. Antrag Frau N. auf Unterstützung weil ihr Mann im Krankenhause ist.
[...]
zu Punkt 1 wird beschlossen, dass N. drei Wochen jede Woche 3 Brote erhalten soll.

Mönchhagen während des 2. Weltkrieges

Die einzige größere Zerstörung in Mönchhagen während des 2. Weltkrieges war der Bombeneinschlag in den Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Foto: privat

Die Gemeindevertretung hatte immer recht häufig getagt, ab 1935 änderte sich das jedoch. Folgende Zahl der Sitzungen ist festzustellen: 1935: 4, 1936: 2, 1937: 1, 1938: 3. Die letzte nachweisbare Sitzung war am 26. 11. 1944. Wann in der Endphase des Krieges Sitzungen stattfanden, lässt sich nicht mehr feststellen, da die letzten 40 Seiten aus dem Sitzungsprotokollbuch der Gemeinde herausgerissen wurden.

Im Zeitraum 1943/44 fielen auch auf Mönchhagen Bomben. Den einzigen Volltreffer erhielt der Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Hier soll eine Flak (Fliegerabwehrkanone) gewesen sein. Soldaten einer Scheinwerferbatterie waren hier stationiert, welche zusammen mit Flaksoldaten die Funkstation im Häschenbusch sichern sollten. Die Station hatte vorher in direktem Funkkontakt mit dem Rommelkorps in Nordafrika gestanden. Alle weiteren Bombenabwürfe waren zum Glück Fehlwürfe, so z. B. beim alten Wassermühlendamm im Oberdorf, wo man wohl einen Bunker vermutete, oder auch der Bombentreffer im Dunghaufen der Bauernstelle gegenüber der Gaststätte Piehl.

Bombensplitter im Kleiderschrank

Ein Einwohner berichtet, dass während des Bombenangriffs auf Rostock einige Flugzeuge ihre Bomben auch über Mönchhagen abwarfen. Ein Ehepaar hatte beschlossen, noch etwas länger im Bett zu bleiben – das war ihr Glück. Denn in dem Moment explodierte eine Bombe auf dem Acker, Bombensplitter flogen durchs Fenster über die noch Liegenden hinweg und schlugen im Schrank ein.


Luftschutzbunker in Mönchhagen

Das Dach des wiedergefundenen Deckungsgrabens hinter dem heutigen Feuerwehrgerätehaus; am hinteren Ende ist der Einstieg zu erkennen. Foto: privat
Rechts ist die alte Schule bzw. der heutige Kindergarten zu sehen, links Gebäude des früheren Mittelhofs. Der Bunker erstreckt sich etwa entlang des Zauns von links nach rechts. Foto: unbekannt

2013 wurde der Gemeindesaal im Feuerwehrgerätehaus in Richtung Kindergarten erweitert, also in Richtung Westen. Als nun für die Erweiterung des Gemeindesaales die Fundamente gebaut werden sollten, tauchte im Untergrund ein lang vergessener Bunker auf. Niemand hatte bei der Planung mehr an dieses Ding gedacht – aber kaum war es aufgetaucht, erinnerten sich viele daran, dass auf dem Weg zum damaligen Kindergarten man immer an so einem Schacht vorbei musste, der mit einem Bretterverschlag verschlossen war.

Dieser frühere Kindergarten steht nicht mehr, der heutige Kindergarten war damals die Schule. Der damalige Kindergarten war das Wohnhaus des Erbpachthofes Nr. XV, des Schulz'schen Mittelhofes.

Dieser Schacht führte in den länglichen Bunker, über Steigeisen konnte man früher hinuntergelangen. Einige ältere Einwohner erinnerten sich auch noch, dass sie – als Mitglied der Feuerwehr oder der Jungen Brandschutzhelfer (eine DDR-Variante der Jugendfeuerwehr) – im Inneren des Bunkers Wasser pumpen mussten, da dieser unter Wasser stand. Der Gang führte bis in den Keller unter dem erwähnten Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten die Kinderkrippe untergebracht war. Auch dieser Keller diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Auf der rechten Seite im Bunkergang standen Feldbetten (es ist zu vermuten, dass die jetzt noch da stehen), hinten rechts befand sich ein Brunnen. Dieser war auch der Grund für die Überflutung. Elektrisches Licht gab es auch.

Vom Wohnhaus des Mittelhofes konnte man direkt in den Bunker gelangen. Der Mittelhof war der Hof Nr. 15 und hieß so, weil er der mittlere von den drei Höfen war, die der damalige Bauer H. W. Schule besaß.

Im 2. Weltkrieg wurden in Mönchhagen mehrere dieser länglichen Luftschutzanlagen gebaut, eine lag noch am Westende (Nähe Rosenhof), eine in der Nähe der Kreuzung B 105. Dazu wurden Gräben ausgehoben, deren Wände betoniert und das Ganze mit einem Betondach abgeschlossen. An die Wanddicke echter Bunker von 2 bis 3 m reichte die Stärke dieser Luftschutzanlagen aber nicht heran. Es handelte sich wohl eher um einen so genannte Deckungsgraben, der Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte, unter günstigen Bedingungen auch gegen Bomben sicher, aber nicht die Sicherheit eines echten Luftschutzbunkers bot. Dafür ließ er sich relativ schnell errichten.


Flugplatz Purkshof

Wenn im 2. Weltkrieg Rostock-Marienehe angegriffen wurde, kamen die deutschen Flugzeuge zum Flugplatz Purkshof geflogen. In Marienehe hatte Heinkel 1933 die Flugzeugwerke errichtet. Dort standen während des Krieges viele Flugzeug-Attrappen aus Holz und Pappe. Erst gegen Kriegsende durchschauten die Engländer den Trick und flogen den Flugzeugen hinterher. Ein Zeitzeuge berichtet, dass die englischen Maschinen so tief flogen, dass man die Piloten in der gelblichen Fliegerkleidung erkennen konnte.

Ereignisse zum Kriegsende

Während des Krieges befand sich in Barth ein Konzentrationslager (KZ). Gegen Kriegsende sollten auch die Insassen dieses Konzentrationslagers auf einem der berüchtigten Todesmärsche umgebracht werden. Als die Häftlinge auf ihrem Marsch Ribnitz erreichten, wollte die SS-Begleitmannschaft sie auf dem Marktplatz erschießen. Mutige Ribnitzer Bürger verhinderten diesen Massenmord. Die SS-Leute beschlossen dann, die Häftlinge auf der heutigen B105 weiter nach Rostock zu treiben, wo man die letzten Opfer im Krematorium auf dem Westfriedhof verbrennen wollte. Allgemein wurde das Kriegsende durch das Vorrücken der Roten Armee aus östlicher Richtung erwartet. Die russische Armeeführung hatte aber bei Überschreiten der alten deutschen Reichsgrenze in der Endphase des Krieges ihre Taktik geändert. Sie ging nicht gleichmäßig auf breiter Front vor, sondern durchbrach die deutsche Front an entscheidenden Stellen durch massive Panzerangriffe, kesselte abgeschnittene deutsche Truppen ein und vernichtete diese Kessel anschließend. Am 1. 5. 1945 passierten die ca. 700–800 Häftlinge mit der Wachmannschaft das Dorf Mönchhagen. Als die Spitze der Häftlingskolonne sich etwa 100 Meter hinter dem Häschenbusch befand, bewegten sich daher völlig unerwartet aus westlicher Richtung russische Panzer T-34 aus Rostock kommend auf sie zu. Zum Gedenken an die Häftlingsbefreiung steht heute an dieser Stelle ein Denkmal neben der B105.

Der Mönchhäger Bürger Erich Malchow war damals Zeitzeuge dieser Ereignisse. Er kam kurz vor dem Eintreffen der russischen Truppen am 1. 5. 1945 gerade mit seinem Fahrrad vom Bentwischer Bäcker, wo er zwei Brote geholt hatte, als die Häftlinge das Dorf erreichten. Es gelang ihm, Häftlingen heimlich ein Brot zuzustecken. Ein völlig entkräfteter Häftling lag in seinem Vorgarten (B105, Nr. 2) und wurde von Malchow mit einem Teller Suppe versorgt, als plötzlich ein SS-Mann mit einem Motorrad auftauchte. Dieser schlug dem Häftling das Essen aus der Hand, drohte Malchow mit der Waffe, schlug ihm mit dem Griff seiner Pistole an den Kopf, riss eine weiße Fahne herunter und entfernte sich mit seinem Motorrad über Volkenshagen und Groß Kussewitz nach Öftenhäven, wo er den dortigen Gutsbesitzer wegen dessen weißer Fahne erschoss. Ein weiterer SS-Mann wurde noch nach der Häftlingsbefreiung von Malchow im Häschenbusch angetroffen. Er war auf der Suche nach seinem Vorgesetzten, den er erschießen wollte.

Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. Foto: privat

Aus Richtung Klein Kussewitz kamen Soldaten der Roten Armee mit deutschen Kriegsgefangenen, und der Sattler Erich Malchow reparierte für die Rote Armee eine Wagenladung erbeuteter Pferdegeschirre. Als Bezahlung sollte er kein Geld, sondern Machorkatabak erhalten. Allerdings wollten die Russen von ihm für die Abrechnung eine Quittung mit Stempel. Da Malchow keinen eigenen Stempel besaß, holte er sich einen großen Stempel aus dem verlassenen Bahnhofsgebäude und erhielt dann seinen Lohn.

Auf dem Werkstattgebäude hatte der Sattler viele Jahre lang eine alte Kunstmarmorfigur stehen, bei der der Hinterkopf fehlte. Im Mai des Jahres 1945 hielt ihn ein russischer Soldat wegen dieser „Marmorfigur“ für einen „Kapitalisten“ und schoss mit seiner MPi auf die Figur. Nachdem Malchow den russischen Soldaten aber erklären und beweisen konnte, dass er kein „Kapitalist“, sondern ein alter SPD-Genosse war, entschuldigten sich die Russen bei ihm und schickten ihm einen Soldaten vorbei, der vor dem Krieg Kunstmaler war und ihm ein Ölportät seiner Frau malte.

Anekdote: Tabak nur gegen Stempel

Es wird erzählt, dass Malchow kurz nach Kriegsende für die Russen Zaum- und Sattelzeug repariert hat (er war ja Sattler). Geld gab's nicht viel, das was es gab, war nichts wert, also sollte er statt dessen Tabak als Lohn erhalten. Aber auch darüber musste Buch geführt werden, die russischen Auftraggeber brauchten also einen Stempel unter die Quittung. Einen Stempel hatte Malchow aber nicht. Doch er wusste sich zu helfen – er lief hinüber zum Bahnhof, der lag ja nur zwei Häuser weiter und war so kurz nach dem Krieg außer Betrieb. Aber Stempel lagen dort noch herum. Malchow griff sich also den größten davon und stempelte die Quittung ab.

Auf dem Finkenberg, der heute nur noch eine Koppel am Ortsausgang nach Volkenshagen ist, hatten die Russen die beschlagnahmten Kühe aus Mönchhagen und Kussewitz zusammengetrieben und provisorische Gebäude errichten lassen. Die Kühe mussten nach und nach für die Russen geschlachtet werden und die noch lebenden von den Frauen gemolken werden. In einem kleinen Wald gegenüber der alten Mülldeponie bei Oberhagen lagen russische Panzertruppen. Dorthin musste das Fleisch von einem Mönchhäger gefahren werden.

Da es auch in Mönchhagen zu Vergewaltigungen durch die Russen kam, versteckten die Frauen sich meist auf den Stallböden.

Die Funkstation im Häschenbusch war 1945 verlassen und zerstört. Die hölzernen Funkmasten waren gefällt worden, aber nur schlecht als Feuerholz geeignet, weil es mit Chemikalien gegen Fäulnis durchtränkt war. Die Mönchhäger holten sich die dicken Stromkabel aus der Funkstation, weil diese gut als Fahrradbereifung auf die Felgen passten.

Kurz vor Kriegsende landete ein viermotoriges Transportflugzeug auf dem Flugplatz Purkshof. Bei der Landung knickten ihm auf der einen Seite die Räder weg. Dadurch stand das Flugzeug schräg und die Tragflächen wurden von den Kindern als Rutschbahn genutzt. Die Anwohner bauten Räder und Verkleidung ab. Ende der 1940er Jahre wurde das Wrack gesprengt.

Vernichtung zweier Züge durch die Wehrmacht

Nach einem Zeitzeugenbericht:

Am 1. Mai 1945 standen in Mönchhagen zwei Züge auf den Bahngleisen, der eine reichte vom Bahnhof bis zum Kussewitzer Übergang, der andere von der Windmühle der alten Häuslerei 11 bis zur Gemarkungsgrenze nach Purkshof. Am Nachmittag kontrollierte die Wehrmacht die Waggons und ließ sie mit den Lokomotiven auseinanderziehen. Die Einwohner in der Nähe der Bahngleise mussten sich hinter dem alten Mühlendamm im Oberdorf in Sicherheit bringen und sollten in Kussewitz übernachten. Dabei wäre der Schuster Medrow noch beinahe von einem SS-Mann erschossen worden, weil er sein mit Fluchtsachen beladenes Fahrrad nicht hergeben wollte. Dem Bürger Fritz Brüß gelang es, die Situation zu entschärfen. Die Waggons wurden dann von der Wehrmacht kontrolliert abgebrannt, damit der Inhalt nicht den vorrückenden Russen in die Hände fiel.

Der erste Zug überstand den Brand teilweise, sodass die Mönchhäger sich die Kohle vom Tender herunterholen konnten, sowie auch die Ladung, die aus Rübenrohzucker, Melasse, aber auch Werkzeugen bestand. Die Vernichtung des zweiten Zuges lief weniger gut ab, hierbei gingen die Gewächshausscheiben bei Qualmann entzwei (also auf dem Mühlengrundstück, wo sich eine Gärtnerei befand) und ein Scheunendach brannte ab. In den Waggons befanden sich Pferde, die die Soldaten nicht aus den Wagen herausließen, sodass sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Die Schreie sollen einem Zeitzeugen zufolge bis nach Kussewitz zu hören gewesen sein. In einigen Waggons dieses Zuges befand sich auch Artilleriemunition und Flakgranaten, die bei dem Brand explodierten und sich längs des Bahndamms verteilten. Dort stellten sie über viele Jahre eine Gefahr dar. Ein Bauer kam 1945 oder 1946 um, als er beim Pflügen gefundene Munition am Bahndamm ablegen wollte und diese explodierte.

Die weitere Geschichte Mönchhagens

Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet: