Hinrichshagen

Aus Ortschroniken
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Kenndaten des Orts
Name (heute)Hinrichshagen (OT von Rostock)
Regionale Einordnung (heute)
Postleitzahl18146
VerwaltungsamtHansestadt Rostock
LandkreisHansestadt Rostock
Zahlen
Einwohner199 (2015)
KoordinatenBreite: 54.1882808 / Länge: 12.2084862


Hinrichshagen liegt an der L22, am südwestlichen Rande der Rostocker Heide.


Geographische Lage

Der Status von Hinrichshagen im Jahre 1890

Auszug aus "Mecklenburgische Vaterlandskunde von Wilhelm Raabe Ausgabe Gustav Quade" 1894:

"Hinrichshagen ...Mit Rövershagen sind noch zu einer Gemeinde vereinigt die Forstorte der Rostocker Heide, bestehend aus den Forstgehöften Meyer´s Hausstelle bei Gelbensande und Schnatermann bei Rövershagen (1 Schankw.), 18 Einw. (1855), 12 Einw. (1890), Torfbrücke mit Waldhaus bei Müritz, 50 Einw.(1855), 26 Einw.(1890), und der Försterei Wiethagen bei Rövershagen , 97 Einwohner (1890), Hinrichshagen bei Rövershagen, Dorf, Schule, Forsthaus, Baumwärterei, 197 Einw. (1855), 232 Einw. (1890) und Markgrafenheide bei Rövershagen, Amt Ribnitz, Dorf, 2 Hauswirthe, 1 Holzwärter, 20 Einw.(1855),28 Einw.(1890) Markgrafenheide steuert von 414,14, Mittel-Rövershagen, Rostocker Heide und Hinrichshagen von 5008,2, Niederhagen von 3397,10, Obergagen von 2290,2 bonitirten Scheffeln."

Hinrichshagen im Spiegel von Karten

Hinrichshagen im Spiegel von Luftbildern

Eine Beschreibung Hinrichshagens aus dem Jahre 1868

"Archiv für Landeskunde", 1868, Auszüge S. 255 – 258, Anonymus (warscheinlich Pastor Ludwig Dolberg)


„Auf drei Seiten von Holz umschlossen, liegt Hinrichshagen, das in die drei Ortschaften Hinrichshagen – aus dem Forstgehöft, dem Schulhause und 5 Kathen bestehend -, Sandberg – 2 Kathen – und Sandhagen – auch 2 Kathen – zerfällt. Diese Theilung der Ortschaften ist schon durch die herrschende Gleichheit der Namen geboten, obgleich es auch jetzt noch Mühe macht, die einzelnen gleichnamigen Personen von einander zu scheiden, und darum außer zu der verschiedenen Ortsbezeichnung noch zu unterscheidenden Beinamen gegriffen werden muß. So gibtes in Hinrichshagen 13 Familien Mahnke´s, jetzt Mahnck genannt, in Wilthagen 2, in Rövershagen 10. Aehnlich ist es mit den Namen Hoff, Peters, Stahlbohm. Die vielfache Uebereinstimmung der Namen erklärt sich daraus, daß früher die Rövershäger sich gegen die anderen Ortschaften durchaus abschlossen und nur untereinander sich verheirateten; jetzt kommen schon mehrfach Verehelichungen mit aus anderen Dörfern Gebürtigen vor. Mannigfache Gebrechen, besonders Augenleiden, dürften vielleicht auf diese Verbindungen unter Familiengliedern zu schieben sein. Hinrichshagen ward 1859 von einer Feuersbrunst heimgesucht, die außer der Jägerfamilie noch 10 Tagelöhnerfamilien obdachlos machte. Die abgebrannten Kathen sind gut massiv mit Steindach wieder aufgebaut; die anderen Wohnungen, meistens schon alt, sind schon vielfach in sehr schlechtem Zustande. Für dieselbe nebst 80 Quadratruthen Gartenland, einem Wiesentheil von circa ½ Fuder Heu und freier Weide im Holze für eine Kuh müssen die Einwohner der Kämmerei 16 Reichsthaler zahlen, für ein Ackerstück von 100 Quadratruthen noch 2 Reichsthaler 8 Schillinge, für eine weitere Wiese an die Forst gleichfalls 2 Reichsthaler; dazu werden jetzt die Leute verpflichtet, allein der Forst ihre Arbeit zu leisten, ohne zumal im Sommer auf den umliegenden Höfen gegen hohen Lohn arbeiten zu dürfen. In der Forst erhielten die jüngeren Männer früher an Tageslohn im Sommer 15, im Winter 14 Schillinge, die Alten auch im Sommer 12 Schillinge, jetzt in Anbetracht der hohen Preise 16 Schillinge. Die Tagelohnarbeit ist aber, zumal im Winter eine sehr seltene, vielmehr wird die meiste Arbeit in Accord vergeben. Da erhalten die Leute für den Faden Holz zu fällen, zu sägen, zu kluften und aufzustapeln für Blankholz 32 Schillinge, Kluftholz 28, Knüppelholz 16, Buschholz 12 Schillinge. Dabei ist zu beachten, daß während in der fürstlichen Forst der Faden 6´ 7´, derselbe in der städtischen 7´8´gesetzt wird. Außerdem ist ihnen bei der Arbeit im Accord wie im Tageslohn gestattet, Abends eine Karre trockenen Leseholzes mit nach Hause zu nehmen, welche „uch de Kraft“ zu circa 2-3 Schillingne zu veranschlagen. Auf solch Weise kann ein Arbeiter, dieses Holz abgerechnet, im Winter kaum 12 Schillinge verdienen, wenn er sich auch in frühster Frühe aufmacht und spät im Finsteren zurückkehrt, da oft das zu fällende Holz mehr denn 1 Meile entfernt ist. Bei diesen hochbeinigen Zeiten herrschen darum auch schwere und bittere Klagen unter den Leuten, und wenn nicht ein eiserner Fleiß und diese unermüdliche Arbeitskraft, worin Männer und Frauen sich begegnen, den Rövershägern und Hinrichshägern einwohnte, möchte es übel in diesem Jahre zumal um die Familien, deren Glieder zahlreicher, aussehen. Die Frauen sind ihren Männern treue Gehülfinnen in der Arbeit, nicht allein, daß sie Haus und Vieh in bester Weise halten und warten; wenn dieses zu Schick, so eilen sie meilenweit hinein in die Haide, um Reisig zu Besen, Haide zu Quästen zu suchen, welche die Männer mit ihnen dann am Abend beim Schein der Lampe binden. Wer in der Stadt die Mühen kennt, die zumal das Heranholen des Materials macht, würde nicht über hohen Preis dieser Gegenstände klagen. „Et is nich blot dat beten nah de Stadt schuben!“ äußerte neulich bezeichnend eine Hinrichshägerin, als man ihre Waare zu theuer fand. Von diesen ihren weiten Wegen suchen die Frauen rechtzeitig zurück zu sein, um den Männern noch ein gutes Stück wieder entgegen zu gehen und die Holzkarre, indem sie sich davor spannen, auf den oft gar schlechten Wegen nach Hause zu ziehen. Ebenso bringen sie nebst den Kindern im Sommer reichen Gewinn dem Hauswesen durch Tütebeeren- und Bickbeerensuchen. Diese Frucht findet sich noch in der Haide; jene, bekanntlich die kostbarere, ist hier durch die ausgedehntere Forstkultur überaus selten geworden, dagegen noch reichlich in der Ribnitzer und der Fürstlichen Haide; aber meilenweit sind diese entfernt. Darum schon beim oder vor dem Grauen des Tages schieben die Frauen mit den am Tag zuvor gesammelten Früchten nachn dem zwei Meilen weiten Rostock. Von dort nach besorgtem Handel eilen sie zurück, um womöglich noch zur Mittagszeit zum Melken der Kuh wiederezu Hause zu sein. Schnell geht es dann in die Haide, wohin die Kinder und Alten schon am Morgen voraus gesendet sind, um auch mit einzusammeln. Am Abend heimgekehrt, ist noch keine Ruhe, noch manchen Tritt erfordert das Hauswesen, die Sorge für Mann und Kind. Eine große Erleichterung in diesem Leben der Arbeit ist es, daß meistens noch Eltern oder eines derselben bei den Kindern, überall in herzinniger, erfreuender Eintracht, wohnen, mit schaffend und sorgend für das Hauswesen oft über die schwachen Kräfte. Wenn in modernen französischen Romanen das Heldenthum der Arbeit verherrlicht wird, hier kann man es auch beachten und bewundern lernen. Trotz all dieser Arbeit sind die Hinrichshäger doch fast immer frohen Sinnes. Im Winter kommt Alt und Jung Sonntag Abends bei diesem und dem, der eine etwas größere Wohnung hat, zusammen, einer spielt die Harmonika und bald ist die Gesellschaft im munteren Tanz. Dabei ist nicht nur das natürliche Geschick zu bewundern, sondern vor allem berührt es angenehm, daß nichts von jenem wüsten Lärmen, Toben und Schreien zu spüren, das oft Tanzgesellschaften auf dem Lande so widerlich macht, sondern alles geht fein ruhig und sittig zu. Ueberall herrscht strenge Sittlichkeit, und kommen uneheliche Geburten vor, so sind die Eltern in seltenen Fällen Einheimische. In Hinrichshagen ist den Einwohnern ein Stein des Anstoßes das Armenhaus, das die Stadt Rostock nicht für die verarmten Glieder der Rövershäger Kirchgemeinde – denn zu solchen läßt es der unermüdliche Fleiß und die Kindes- und Verwandtenliebe nicht kommen -, sondern anderer der Stadt gehörender Ortschaften dort errichtet. Der Witz nennt das Gebäude, welches ziemlich stattlich von außen läßt, „dat Schloß“, die Insassen „dat nieje Haus“. Einen großen Vorzug haben die hier frei Einquartierten dadurch, daß sie auch außerhalb der Arbeit gehen dürfen, wodurch sie viel reicheren Gewinn haben als die Miethseinwohner des Ortes bei ihrr gezwungenen Arbeit in der Forst. Der Hinrichshäger Schule steht ein früherer Candidat der Theologie vor, unter dessen Leitung besonders die fähigeren Kinder tüchtiges leisten, ...“

Ausz. S. 257/258 über den Weg von Rövershagen nach Hinrichshagen.

„... Wir gehen den Dorf-Kirchsteig entlang bei dem goßen Saamenhause vorbei und biegen links in einen neu angelegten Weg ein, den eine Tafel allem Fuhrwerk verbietet und am andern Ende, beim Beginn des Waldes, ein Schlagbaum unerbittlich versperrt. Zwei mächtige Eichen stehen wie riesenhafte Wächter am Eingange der Hufen-Koppel, wie diesere Theil der Haide heißt, den wir zunächst betreten. Das Laub fehlt, aber gerade jetzt kannst du die ganze Wucht und Gewalt der mächtigen Stämme und Aeste so recht sehen und bewundern. Zeigt der Sommer Dir den Baum mehr in seiner Lieblichkeit und Pracht , so läßt ihn der Winter mehr in seiner Macht und Stärke erscheinen. Und ist auch nun von den wuchtigen Zweigen die schmückende Hülle der Blätter gefallen, die den Baum wie einen Helden im Festschmuck erscheinen ließen, ein neuer Schmuck ist ihm angethan: um den Stamm und alle Aeste und Aestchen hat der Reif sich gelegt und glitzert und glänzt nun im Strahl der Sonne, die vom blauen Winterhimmel herniederblickt, daß der Baum jetzt einem gewaltigen Recken in seiner Kampfesrüstung gleicht. Vor uns breitet sich ein Weg, schnurgerade sich in der Ferne verlierend, zu dessen beiden Seiten mächtige Stämme in solchem glänzenden Schmucke stehen, daß, läßt du den Blick vorwärts schweifen, es scheint, als thue eine gewaltige Marmorhalle vor Dir sich auf, riesiger und gewaltiger als je ein Baumeister, auch selbst der ägyptischen Despoten, sie errichtet, denn hier ist der rechte Baumeister gewesen, der Her ist sein Name. Aber wir wählen einen anderen Weg zunächst am Rande des Waldes. Da schweift der Blick hin über die weite schneebedeckte Fläche, deren schimernder Glanz fast das Auge blendet. Im Vordergrund liegt Niederhagen, in dessen Fenstern die Sonne sich spiegelt, weiter hin Mönchhagen mit seiner stattlichen Windmühle und seinem Taxusbaum, vielleicht dem mächtigsten in Mecklenburg, dann hinter der Hinrichsdorfer Forst hervorragend die Thürme der großen Stadt Rostock. Hast du die Landschaft überschaut, so schreiten wir weiter. Der Steig, den wir gewählt haben, führt uns einige Minuten durch eine Koppel junger Eichen mit prächtig graden Stämmen, dann stehen wir plötzlich vor Hinrichshagen, das seinen Namen daher haben soll, daß die vier Hausväter des ersten dort erbauten Kathens Hinrich hießen. An den Wohnungen von Sandhagen geht’s vorbei, wo manch neugieriger Blick und freundlicher Gruß auf freundlichen Gruß Dir nchgesendet wird, hinein in die fast eine halbe Stunde lange gerade Markgrafenheider Schnese oder Schnees, wie hier die Leute sagen. Zuerst stehen Tannen zu beiden Seiten, jeder Ast, jdes Zweiglein mit glitzerndem Reif bedeckt, so daß sie riesigen reich geschmückten Christbäumen gleichen. Dann folgt zur linke ein Pflanzgarten für Nadelhölzer, wo ein Forstmann und Botaniker Dir die verschiedensten Gattungen zeigen könnte, und rechts stehen einzelne Buchen, im Hintergrunde von Tannen begrenzt. Als man die großen Steine, die früher hier lagen, vom Neubau des abgebrannten Förstergehöfts zu Hinrichshagen hob, fand man hier zahlreiche Urnenscherben. Leider hat sich davon nichts erhalten, und auf vielfaches Nachforschen, ob gar keine Gräthschaften angetroffen, erfuhr ich nur von dem Jäger Granckow zu Hinrichshagen, daß er in einer zerbrochenen Urne eine kleine Kapsel von Eisen, ähnlich einem Brillenfuteral, gefunden, aus der beim Zerbrechen oxydiertes Wasser geflossen. ...“

Hinrichshäger Bildergalerie

fortlaufende chronologische Ortsgeschichte von Hinrichshagen

Ortschroniken von Hinrichshagen

Anmerkung: In der folgenden Liste werden bekannt gewordene chronistische Arbeiten gelistet. In blauer Schrift erscheinen Arbeiten die digital verfügbar sind. In roter Schrift gelistete Titel sind, meist aus urheberrechtlichen Gründen, noch nicht digitalisiert. Aber auch Chroniken die bekannt geworden sind, deren Verbleib aber bislang nicht bekannt ist, sind Bestandteil der Liste.

Weiterfuehrende Information zu Hinrichshagen

Kontakte

Über Anregungen und Hinweise zu den hier enthaltenen Chroniken, oder generell zur Ortsgeschichte der Dörfer in und um die Rostocker Heide freue ich mich. Wilfried Steinmüller Kontakt über meine E-Mail:

windfluechterMV@gmail.com