Goldenbow Sagen und Dorfgeschichten

Aus Ortschroniken
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"Sagenhafte" Orte bei Goldenbow


Der Burgwall Gömptow [2] bei Friedrichsruh, unweit Crivitz

Aus: Mecklenburgs Volkssagen, Band 4 Autor: Gesammelt und herausgegeben von M.Dr.A. Niederhöffer, Erscheinungsjahr 1862


Der Hof Friedrichsruh bei Criwitz, der sonst Gömptow hieß, hatte diesen seinen früheren Namen der also genannten, schon 1385 zerstörten Burg entlehnt, die dort auf der Stelle stand, die noch heute „der Burgwall" heißt. Die alte Burg gehörte bis zu ihrer Zerstörung den nun auch schon längst ausgestorbenen Grafen von Goldenbohm oder Goldenbow zu. Ihr letzter Besitzer und Bewohner war einer der kühnsten und verwegensten Raubritter, die es jemals gegeben hat; und er konnte dies auch wohl sein, da er unbezwinglich war und Niemand ihm etwas anhaben konnte. Er, samt allen seinen Leuten stand nämlich im Bündnisse mit dem Teufel, und dieser war ihm nun immer bei allen seinen Unternehmungen behilflich und rettete ihn und seine Mannen aus jeglicher Not und Gefahr. Hiervon kam es denn auch, dass man das unbesiegbare Raubnest Gömptow zuletzt nur noch die Teufelsburg nannte. Als des Raubgrafen und seiner Leute Zeit abgelaufen war, da holte sich Meister Urian ihre armen Seelen, ihre Leiber warf er aber in den nahe vorbeifließenden kleinen Bach, der seit dem der Teufelsbach heißt. Die hiernach ihres Teufelsschutzes ledig gewordene Burg wurde nun zerstört und dem Erdboden gleich gemacht.

Vom genannten Teufelsbache wissen die Landleute allerlei schaurige Sachen und Geschichten zu erzählen; denn die vom Bösen Geholten einstmaligen Insassen der Burg Gömptow sollen dort noch immer herumspuken und ihr Wesen treiben.

... so finden wir dagegen an vielen anderen Orten den Teufel selbst auf seinem Schimmel, z.B. am Teufelsbach bei Friedrichsruhe ... (W.G. Beyer, 1855)


Die nachfolgenden Sagen zu Goldenbow wurden dem Buch „Sagen und Geschichten - Crivitz und Umgebung“ von Evemarie und Frank Löser, Verlag Rockstuhl, 1. Auflage 2019, entnommen.


Vorbemerkungen

Die Sagen wurden vom Verfasser nach Themen und Orten zusammengefasst und durch einen Plan der „sagenhaften Orte“ in der Umgebung von Goldenbow ergänzt. Auffallend ist, dass die Sagen nur vereinzelt Goldenbow direkt betreffen, sondern meist die Wege durch die weitläufige Feldmark des "Butenackers" Richtung Kladrum und Badegow sowie durch das Torfmoor nach Ruthenbeck. Neben Spuk, Teufel und Riesen spielten natürlich die Hünengräber und die Gömtower (heute Friedrichsruhe) Raubritter, die in der Umgebung von Goldenbow ihr Unwesen trieben, eine wichtige Rolle.


Sagen vom Teufelsbackofen und Teufelsbach

Am Teufelsbach (Badegow)

Es gibt Gegenden, da spukt es - sagen die Leute. Solche Gegend war auch die um Badegow, Goldenbow und Radepohl herum. In Radepohl soll der Teufel sogar auf dem Brennerberg reiten. Hier entspringt auch ein Bach und der trägt den Namen „Teufelsbach“. An diesem Bach soll der Leibhaftige auch einmal einen Schimmel getötet haben; Teile des Pferdes fand man dann auf den umliegenden Wiesen. Wem das Tier gehörte oder woher es stammte ist niemals aufgeklärt worden.

Teufelsritt (Friedrichsruhe)

Ein wahrhaftiger Teufel soll manchmal nahe am Teufelsbach auf einem Schimmel reiten.

Der Bach des Teufels (Friedrichsruhe)

Auch Teufel müssen arbeiten. Dieser arbeitete gemeinsam mit seiner Großmutter; sie zog den Pflug und er lenkte ihn. Aus der Ecke von Klinken sind sie so pflügend gekommen. Der Teufel hielt den Pflug aber nicht akkurat, sondern viel zu tief ins Erdreich hinein. So entstand eine tiefe Furche, in der schon bald ein Bach floss. Und weil der Teufel daran schuld war, nannte man ihn den Teufelsbach. So wird er bis heute genannt.

Der Aufhocker (Friedrichsruhe)

Auf dem Burgwall [3] in Friedrichsruhe soll ein Schatz versteckt sein, danach wurde schon oft gegraben. Man hoffte pures Gold oder gar Geld zu finden. Zwei mit dem Namen Stein, zwei gestandene Männer des Ortes, hatten sich vorgenommen in dunkler Nacht dort auch einmal zu graben. An der Brücke über dem Mühlenbach (Anm.: entsprechend dem früheren Verlauf der Teutelsbach) war ihr Treffpunkt. Als die beiden an der Stelle ankamen, stand da schon der Teufel und wartete. Der eine überlegte nicht lange, kehrte auf dem Absatz um und ging schnurstracks nach Hause. Der andere war mutiger, er ging weiter. Das war dem Teufel recht, er hockte sich sofort bei ihm auf. Mit dieser Last schaffte er es aber nicht bis zum Burgwall und kehrte auf halber Strecke erschöpft um.

Der goldene Sarg (Neu Ruthenbeck)

Unter den großen Steinen, die ,Teufelsbackofen' [4] genannt werden, soll ein König der Riesen in einem goldenen Sarg liegen. Der Riesensarg soll genau auf der geraden Linie von Wittenburg in Richtung Sternberg, also in Neu-Ruthenbeck, liegen. Es gibt aber noch weitere Vermutungen, in welchem Ort und wo genau dieser goldene Sarg liegen soll.

Die Furche des Teufels (Neu-Ruthenbeck)

Der Teufel und seine Mutter pflügten hier einst die Erde. Sie kamen übers flache Land von Klinken her und der Teufel, der den Pflug höchstpersönlich führte, hielt ihn hier zu tief. Dadurch entstand hier eine große Furche, in der seitdem Wasser fließt. Der Bach wurde nach seinem Verursacher benannt und heißt bis heute ,Teufelsbach'.

Der Teufelsbackofen (Neu-Ruthenbeck)

Dieses jungsteinzeitliche Großsteingrab [4] soll die Begräbnisstätte eines Riesenkönigs sein. Und wo ein König bestattet liegt, müsste es auch Gold und Silber geben. Dieser König liege sogar in einem goldenen Sarg, so wurde es immer erzählt. Das haben die Grabräuber auch gehofft, die hier nach Schätzen suchten - aber leider nichts fanden. Nie wurde von einem Fund berichtet; aber klar ist, dass diese Anlage nicht mehr im Originalzustand erhalten ist. Darunter wird auch ein unterirdischer Keller, mit Steinen an der Seite und einer großen Abdeckung obenauf, vermutet. Hier hat vor langer, langer Zeit aber auch der Teufel gewohnt. Die Menschen, die mit ihm einen Vertrag abgeschlossen hatten, kamen nach Ablauf der Zeit hierher, um im Höllenfeuer zu Braten. In der Johannisnacht sollen diejenigen erkennbar sein, die hier in die Hölle gefahren sind. Sie tanzen wild wie Irrlichter umher. Es wird aber auch berichtet, dass dies der Backofen von Riesen gewesen sei. Hier hätten sie ihr Brot gebacken. Es gibt aber auch diese Geschichte über den Teufelsbackofen: Die Riesen wohnten nach der Eiszeit noch im Land und der Teufel stieg aus einem tiefen Loch nahe Ruthenbeck aus der Erde. (Diese Stelle wird bis heute ,Hölle' [6] genannt.) Er brauchte für seine Unternehmungen auch Wasser und leitete den nahen Bach einfach um. Auf dem Tobelsberg bei Bahlenhüschen lebte ein Riese, dem missfiel diese Schurkerei gar sehr. Er suchte sich den größten Findling den er bewältigen konnte und warf ihn weit über die Göhrenschen Tannen und Trammer Felder genau vor die Hölle. Dem Teufel war dies sogar recht, denn er baute mit diesem Findling für seine Großmutter einen Backofen. Die Großmutter freute sich darüber und nutzte den Ofen oft und gerne. Darin briet sie viele Äpfel, denn gebratene Äpfel zum Nachtisch war eine ihrer Lieblingsspeisen. Bei feuchtwarmer Witterung kann man noch heute Nebel am Teufelsbackofen aufsteigen sehen. Es ist so, als würde die Großmutter wieder einmal Äpfel braten.


Sagen von Raubrittern und Räubern

Die unvollendete Kapelle (Friedrichsruhe)

Ein offenbar sehr übler Raubritter trieb in Gömtow und Umgebung sein Unwesen. Er hatte schlecht geschlafen und auch am Tage drückten die vollbrachten bösen Taten auf sein Gewissen. Für sein Seelenheil wollte er deshalb eine kleine Kapelle auf seinem Hof [2] erbauen. Die notwendigen Glocken dafür bestellte er in der Glockengießerei in Parchim. In Gömtow begann derweil der Bau des Kirchleins. Der Guss der Glocken war auf Anhieb gelungen und nun sollten sie nach Gömtow transportiert werden. Sie wurden auf Wagen geladen, die Pferde wurden angespannt und die Fahrt begann. Je näher sie aber zum Räubernest kamen umso schwerer schien die Fracht zu werden. An der Grenze zum Dorf Gömtow schafften die Pferde die Last nicht mehr; die Wagen standen still. Gut zureden oder die Peitsche bewirkten nichts, der Treck stand. Die Fuhrleute spannten nun ihre Rosse aus, um sich auf dem nahegelegenen Hof frische ausgeruhte Tiere zu holen. Groß war die Überraschung, als sie kurze Zeit später wieder zurückkamen. Beide Wagen waren leer, die Glocken verschwunden. Zu Johanni ging ein Bauer, der ein Sonntagskind war, zufällig an der Stelle des Geschehens spazieren. Auf einem kleinen Berg, der gleich neben dem Dorf lag, hörte er ganz fein aber deutlich das Klingen von Glocken. Aber sein Rundumblick konnte keine Glocke erspähen, der Klang kam aus der Tiefe der Erde. Er legte sich auf den Acker und hörte das Glockenläuten ganz deutlich; so hatten doch die verschwundenen Glocken geklungen! Die Unterirdischen, die hier in der Umgebung des Berges lebten, hatten sich diese Glocken geholt. Der größte dieser Hügel wurde nun fortan der Glockenberg genannt. Für die Kapelle war das Verschwinden der Glocken kein gutes Omen. Sie blieb unvollendet und Gömtow bekam deshalb nie eine Kirche.

Der Raubritter (Friedrichsruhe)

Einst stand auf dem Kannenberg eine Burg, eine Raubritterburg [2]. Sein Besitzer lebte vom Rauben und überfiel Kaufleute, die in Reichweite seiner Burg mit ihren Waren vorbeifuhren. Diese Händler kamen aus Lübeck, Lüneburg, Parchim, auch aus Rostock und wollten ihre Waren im Land verkaufen. Bei einem Überfall auf mehrere Händler aus Lüneburg wurde der Raubritter auch Besitzer einer goldenen Kanne. Sie war sehr wertvoll und deshalb versteckte er sie in seiner Schatzkammer. Wie immer ging er später in diese Kammer, um seine ,Neuerwerbungen' noch einmal in aller Ruhe zu betrachten. Aber die goldene Kanne war weg, wo war sie? Hatte der Knecht sie gestohlen? Doch der verneinte die Anschuldigung mit fester Stimme, er habe die Kanne nicht entwendet. Dem Raubritter schwoll die Stirnader, so wütend war er über diese Antwort. Er zog sein Schwert und streckte den Untertan nieder. Bevor dieser sein Leben aushauchte schwor er nochmals, dass er unschuldig sei. Man beerdigte ihn und dabei läutete plötzlich eine kleine Glocke, die sich auch in der Schatzkammer befand. Der Ritter ahnte was kommen würde und wollte die Glocke zum Schweigen bringen, aber es misslang. Da kamen in schnellem Galopp schon seine Feinde auf die Burg und nahmen ihn gefangen. Der Raubritter wurde wegen seiner vielen Freveltaten hingerichtet; die Burganlage wurde zerstört und mit Erde befüllt. Sie sollte nicht mehr existieren, Bei diesen Arbeiten fand man auch die goldene Kanne, die dem ehrlichen Knecht ins Grab gelegt wurde.

Der Hufeisentrick (Friedrichsrhuhe)

Die Burg in Friedrichsruhe [2] gehörte einst einem Raubritter und der machte die ganze Gegend unsicher. Es gab unzählige Versuche, dem Raubritter das Handwerk zu legen. Es gelang nicht, irgendwie stellte er sich immer klüger an als seine Häscher. Sein Trick: die Hufeisen seines Pferdes waren verkehrtherum aufgenagelt. Verließ er die Burg, zeigten die Hufspuren in Richtung Burgeingang. Kam er zurück auf die Burg, so war es genau umgekehrt. Und immer dachten die Leute genau das verkehrte.

Der Raubritter (Friedrichsruhe)

In Friedrichsruhe gab es einst eine Burg, eine Raubritterburg [2]. Unweit der Burg floss der Teufelsbach (Anm.: hier der Mühlenbach) vorbei, der viel breiter und tiefer war als heute. In diesem Bach gab es so viel Wasser, dass man ihn mit einem Kahn befahren konnte. Das nutzte der Raubritter auch, um unbemerkt seine Burg zu verlassen oder zu ihr zurückzukehren. Mit einem Kahn fuhr er von seiner Burg den Teufelsbach entlang bis zum Blocksberg [1]. Hier wartete er auf vorbeiziehende Reisende und raubte sie aus. Manche verloren dabei ihr Leben und deshalb wurde die Stelle auch ,Mordskuhle' [6] genannt. Es wurde immer wieder versucht den Raubritter dingfest zu machen, aber es soll nicht gelungen sein. Spuren fand man auf dem Land keine, der Kahn im Wasser war ein sicheres Gefährt. Die Burg des Raubritters, der mit dem Teufel im Bunde gestanden haben soll, nannte man auch Teufelsburg. Als der Teufel dann seine Seele holte, warf er den Körper einfach in den fließenden Bach, der fortan Teufelsbach hieß. Manchmal soll es dort auch heute noch spuken oder sehr gruselig sein. Es wurde auch erzählt, dass der Räuber Vieting aus Parchim mit dem Räuber aus Friedrichsruhe in Verbindung stand und sie gemeinsame Sache machten. Das wird auch von den Räubern der Mordskuhle in Radepohl, dem Burgwall in Friedrichsruhe [3] und dem Sonnenberg in Parchim erzählt. Die Räuber sollen eine Art ,Räubergesellschaft' gebildet haben.

Die Teufelsburg (Friedrichsruhe)

Der letzte Besitzer, der auch in der Burg [3] wohnte, wird in der Sage als der kühnste verwegene Raubritter der Gegend beschrieben. Es schien als sei er unbezwingbar und keiner konnte ihm im Kampf tatsächlich etwas anhaben. Es wurde vermutet, dass der Raubritter und seine Gefährten mit dem Teufel im Bündnis standen. Sie hatten ihm ihre Seelen verschrieben. Er beschützte sie, wenn sie andere überfielen und half ihnen, die Beute nach Hause zu bringen. Sie waren dadurch unbesiegbar. Wenn über den Burgwall gesprochen wurde, setzte sich immer öfter der Begriff Teufelsburg durch. Aber auch die schönste Raubritterzeit geht einmal vorbei. Das Bündnis mit dem Teufel ging zu Ende und er kam höchstpersönlich, um die ihm versprochenen Seelen abzuholen. Die toten Leiber warf er in den vorbei fließenden Bach, der seit dieser Tat nur noch Teufelsbach hieß. Die Burg stand nun auch nicht mehr unter dem Schutz des Teufels; sie wurde zerstört und verfiel nach und nach.

Der Blocksberg (Goldenbow)

Auch in Goldenbow gibt es am schwer zugänglichen Steilufer des Teufelsbaches einen Blocksberg [1]. Das ist aber kein Berg, sondern ein slawischer Burgwall, der beinah in der Geschichte verloren ging. Dass hier einst eine Räuberbande gehaust und gemordet haben soll, das blieb in guter Erinnerung. Auf diesem Blocksberg durften die Bauern aber nur Buchweizen und Rauhafer (in Mecklenburg auch Purhafer genannt) anbauen, nichts anderes. Ringsherum liegt ein Torfmoor, in dem auch Torf zur Feuerung gestochen wurde. Kanonenkugeln und alte Gewehre hat man dabei gefunden, die man alle der Räuberbande auf diesem Berg zuschrieb.

Räuberbande (Radepohl)

Auch die Räuber in der hiesigen Gegend waren untereinander verbündet und bildeten eine Art Räubergesellschaft. Der Räuber Vieting war in den Sonnenbergen bei Parchim zu Hause und trieb dort sein Unwesen. Er stand mit den Räubern vom Friedrichsruher Burgwall [3] und mit denen aus Goldenbow [1] in enger Verbindung. Auch die Räuber aus Radepohl, die von der Mordkuhle [5], gehörten in diese Gemeinschaft


Sagen zu Feldflur und Wegen

Der Scheidegänger (Badegow)

Ein Landarbeiter aus Badegow musste aufs Gut nach Schönberg und kam abends erst sehr spät zurück. Er lief auf dem Weg von Goldenbow nach Badegow. Er war genau an der Grenze, auch Grenzscheide [12] genannt, als er eine alte tiefgebückte Gestalt sah. Der Alte rief bei seinem hin und her laufen immer die Worte: „Hier verläuft die Grenze." Dieser Alte soll ein Tagelöhner gewesen sein, der einst für seinen Herrn bei der Festlegung der Grenze nicht die Wahrheit ausgesagt hatte. Seitdem muss er als Strafe dafür hier immer hin und her laufen. Aber man darf ihn nicht ansprechen! Denn dann muss man selbst anstelle des Alten hier bleiben und rufen.

Der unterirdische Gang (Badegow)

Zwischen den Orten Badegow und Goldenbow soll es einst einen Gang gegeben haben - so erzählten es noch die ganz Alten. Keiner wusste aber wo und ob er noch begehbar sei.

Der Brautwagen (Frauenmark)

Auf dem Weg von Goldenbow nach Frauenmark lag bis zum Bau der Chaussee ein großer Stein, Brautwagen genannt. Er hieß so, weil er eine versteinerte Brautkutsche sein soll. Eine Hochzeitsgesellschaft, die weder fromm und noch tadellos im Leben war, fuhr einst zur Kirche nach Frauenmark. Kirchlich getraut wollten sie wenigsten sein, damit ja nach Außen alles seine Ordnung habe. Zur Strafe wurden sie deshalb in einen großen Stein verwandelt. Und so lange man von dieser Stelle [vermutl. 9] zur anderen Seite gelangen kann, sollte die versteinerte Kutsche dort liegen bleiben; so wurde es erzählt. Aber das wussten die Arbeiter vom Straßenbau nicht.

Der Schimmelreiter (Frauenmark)

An einem Kreuzweg spukt es. Hier kreuzen sich die Wege von Kladrum nach Goldenbow und der Weg von Frauenmark nach Radepohl [13, die alte Straße]. Man kann hier an besonderen Tagen einem Schimmelreiter begegnen. Als er noch lebte war er ein sehr hartherziger Mann. In Radepohl und in Schönberg (einst bei Frauenmark gelegen und schon lange wüst) soll er jeweils eine Burg besessen haben. Sein Lebenswandel ließ aber sehr zu wünschen übrig: er raubte in der Gegend die Leute aus und brachte sie auch um. Für seine schändlichen Taten wurde er verurteilt und geköpft. Nun irrt er auf dem Weg von Radepohl nach Schönberg hin und her, denn über den Kreuzweg kommt er nicht.

Die Brückenhexe (Frauenmark)

Uber den kleinen Bach von Goldenbow nach Frauenmark [10, richtig muss es heißen ‚zwischen … und‘] kam man einst nur zu Fuß. Die heutige Brücke gibt es noch nicht ewig. Wer auf die andere Seite wollte, musste über lose gelegte Bohlen balancieren. An dieser Brücke gab es eine Hexe, die den Leuten nur Ungemach bereitete. Wer nicht von allein von den glitschigen Bohlen abrutschte und ins Wasser fiel, dem gab sie einfach einen kleinen Schubs. So landeten alle im Wasser. Die Brücke war weder bei denen aus Goldenbow noch bei denen aus Frauenmark beliebt. Auch die Toten mussten zur Beerdigung über diese Brücke getragen werden. Dieser letzte Weg stand wieder einmal an und da passierte folgendes: Die vorderen Sargträger sahen die Hexe genau mittig auf der Brücke sitzen. Da rutschten ihre Herzen vor Schreck in die Hosen und sie schlitterten mitsamt dem Sarg von den schmalen Bohlen. Es kostete sie viel Mühe und Schweiß, den Sarg wieder in die richtige Lage und ohne umzukippen auf die andere Seite zu bringen.

Spuk am Kreuzweg (Frauenmark)

Ein Kreuzweg liegt am östlichen Ende von Frauenmark [14]. Von hier aus gelangte man nach Goldenbow, Kladrum, Severin und natürlich zurück ins Dorf. Mehrere Linden standen einst hier um diesen Kreuzweg genau zu markieren. Der Sturm warf einige um und nur zwei Linden blieben stehen. Ein lebensmüder Mann wählte sich zum Erhängen eine der Linden aus und ging dort in den Freitod. Das galt als unrecht und er war nun allzeit dazu verdammt, zur Geisterstunde um Mitternacht als Spuk zu erscheinen und die Passanten zu erschrecken.

Schimmelreiters Revier (Goldenbow)

Ein alter Landweg, von Radepohl kommend nach Schönberg hin, war das Revier des Schimmelreiters aus Goldenbow. Die Orte Radepohl und Schönberg waren einst ritterliche Niederlassungen. Dieser Landweg kreuzte den Weg von Goldenbow nach Kladrum [13]. Hier, in dieser Gegend, soll man den Schimmelreiter besonders häufig gesehen haben. Er habe die Menschen besonders erschreckt und wer ihn sah, so die Überlieferung, musste im noch gleichen Jahr sterben.

Der Galgenberg (Goldenbow)

Galgenberg [7], das war ein Flurname mit deutlicher Beschreibung für diese Stelle. Später wurden dort Büdnereien gebaut und nach und nach kam die Flurbezeichnung in Vergessenheit. Ein Mann aus Goldenbow, namens Ditten E., hatte den Grenzstein seines Ackers versetzt, natürlich zu seinen Gunsten. Nun wurden Untersuchungen durchgeführt und Auch er wurde dazu befragt - und er schwor Meineid. Diese Untat wurde aufgedeckt und Ditten landete am Galgen, genau auf seinem Acker. In der Mitternachtsstunde ist Ditten hier schon mehrmals gesehen worden. Er findet einfach keine Ruhe.


Aberglaube

Hexenhasen (Goldenbow)

Die Goldenbower erzählten einst folgendes: Wenn einer der Bauern ein Gespann mit vier Pferden fuhr, da würde immer ein Hase - ein Hexenhase - zwischen den Vorder- und Hinterpferden über die Deichsel springen.


Quelle: Evemarie und Frank Löser, Sagen und Geschichten Crivitz und Umgebung, Verlag Rockstuhl, 1.Auflage 2019

Plan „Sagenhafte“ Orte bei Goldenbow – Ch. Pagenkopf


Der Goldenbower Dorfreim

Veihstädt kakt dei Bauckweitengrütt,

Hagen wahnt an die Adepütt,

Swart sünd die Buurn nich gaut,

Rohd‘ dräggt ´nen hogen Haut,

Irdmann is dat Lock brun,

Swart dei kiekt öwern hogen Tun, (oder: Tanten Swart kieckt öwern Hakeltun)

Schröder hält dat Hus so blank,

Steusloff tingel tang, (oder: Steusloff hett een Klingenklang)

Kluth die slöggt dei Ossen väl,

Beckendörp ritt up’n Bessenstäl.


Hierzu schreibt B.Keuthe 1994: Damit sind alle Bauern, beginnend mit der Hufe l. benannt. Wann der Spruch entstand, läßt sich anhand der Familiennamen ohne weiteres nicht bestimmen, weil beim Wechsel des Hofbesitzers ein neuer Reim eingefügt oder nur der Name ausgewechselt wurde. Anhand von Vergleichen mit Sprüchen aus anderen Orten lässt sich erahnen, dass Sprüche dieser Art in Umlauf gerieten, als die Bauern Erbpächter wurden. Das geschah in der Masse der Bauern um 1870. (Anm.: Hagen wird in der Volkszählung 1867 noch genannt, 1868 wird in der Hofakte hier Bekendorf genannt. Einen Erpächter Hagen gab es danach in Goldenbow nicht mehr.) Sicherlich waren solche Reime vorwiegend den Dorfkindern geläufig und Gegenstand von Neckereien, aber sie wurden wohl auch auf den Festlichkeiten im Ort von den Erwachsenen zu Gehör gebracht. Für die Kinder war der Spruch so etwas wie eine Unterrichtsstunde im Fach Heimatkunde, lernten sie doch spielend, wie viele Bauern im Ort in welcher Reihen folge mit welchen Familiennamen vorhanden waren. Heute, da die meisten der Genannten schon gar nicht mehr bekannt sind. stellt der Reim ein Stück Geschichte dar. Obwohl in der Zeit bis 1930 etliche solcher Dorfreime in den verschiedensten Orten gedichtet wurden, sind sie jedoch heute eine Rarität. Wenn dann neben dem eigentlichen Vers noch bekannt ist, was der kurze Reim ausdrücken soll, ist der heimatgeschichtliche Wert umso höher einzuschätzen, Buchweizengrütze werden nur noch die Älteren kennen. Man kann nicht sagen, dass es ein Essen reicher Leute war. Wie das mit dem Bauern Viehstädt zusammenhängt, lässt sich erahnen. Die Adepütt ist eine Jauchengrube. Auf dem Grundstück der Hufe 3, heute Grützmacher, muss sich eine auffällige, derartige Grube befunden haben (sie befand sich davor zwischen den Hufen 1 und 2). Der Nachbar Schwartz scheint sich nicht mit den anderen Bauern vertragen zu haben. Es besteht nur die Frage, welcher Schwartz gemeint war. Der Bauer Rohde, heute Grundstück Mulsow, trug einen hohen Hut. Damit ist ein Zylinder gemeint, damals ein modernes Bekleidungsstück, was sich vielleicht nicht jeder leistete. In der nächsten Verszeile ist die hintere menschliche Öffnung gemeint, eine typisch derbe Ausdrucksweise, die es gar nicht so boshaft meinte, wie sie vielleicht heute klingt. Der Bauer Schwartz des folgenden Gehöfts (später Pagenkopf) und wohl auch seine Frau pflegten das Schwätzchen mit dem Nachbarn über den Zaun. So etwas kann man auch heute erleben. Weil der Abstand zwischen den Erzählenden oft beträchtlich ist, wird das Gespräch lautstark geführt, so dass viele im Dorf mithören können, was es da für Neuigkeiten gibt. Ein Hakeltun, ein aus Zweigen geflochtener Zaun, kann auf dem Pingelhof in Alt Damerow besichtigt werden. Sie existieren in den Dörfern nicht mehr. Bauer Schröder war dafür bekannt, dass bei ihm alles spiegelblank war. Die Frau Ingrid Pagenkopf weiß von ihrer Schwiegermutter (geb. Schwarz), die selbst für große Sauberkeit war, dass sie die Schröders immer als Vorbild in Fragen Sauberkeit erwähnte. Ingrid Pagenkopf wusste zum Spruch zu ergänzen: Bauer Kludt neigte zum Jähzorn. Seine Mutter aber, die Urgroßmutter des jetzigen Hofbesitzers D. Schwarz, war dafür bekannt, dass sie etwas konnte (Blut stillen bei Wunden etc.) Bei Erdmann fiel dem Verfasser wohl nichts anderes ein. Tante Swart... heißt, dass die gute Frau sehr redselig war und gern klönte. Der alte Beckendorf lebte viele Jahre als Witwer auf dem Hof seines Schwiegersohnes Christoph Rohde. Er wurde fast 103 Jahre alt. Wenn er wirklich mit Hexerei was zu tun gehabt hätte, müsste man das wissen. Den Bauernhof übernahm erst sein Bruder, der starb. Beckendorf hatte Schmied gelernt und war auf Wanderschaft. Als er heimkehrte, konnte er kein Platt mehr. Kurz nach seiner Rückkehr trat er versehentlich auf eine Harke. Die schlug ihm an den Kopf und seitdem konnte er wieder in seiner Muttersprache reden. So etwas wird auch bei Fritz Reuter erzählt. Im Spruch müsste es daher richtig heißen: Beckendörp tritt up‘n Bessenstäl.