Güstrow wichtige Einrichtungen

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Denkmale



Ehrengrabstätten


„Ein Ort, an dem Kulturdenkmale verfallen,
ist wie ein Mensch, der sein Gedächtnis verliert“
  • Motto zum Tag des offenen Denkmals am 12. September 2005

Mit unserer Studie über Denkmale und andere bildnerische Werke in Güstrow möchten wir auf einige Zeit-Zeugnisse in unserer Heimatstadt aufmerksam machen, deren Erhaltung als Kulturgut, sowohl aus stadtgeschichtlicher als auch aus persönlicher Sicht, von Bedeutung für Güstrows Einwohner und Besucher sein sollten. Als gebürtige Güstrower sind wir an der Erhaltung möglichst aller Zeugnisse unserer Stadtgeschichte interessiert. Die Denkmalliste des Landkreises Güstrow enthält allein über 500 schützenswerte Gebäude und Gebäudekomplexe. Die Bewahrung dieser Kulturgüter ist nicht nur eine finanzielle Angelegenheit, die die örtlichen Verwaltungen zu regeln haben, sondern sie betrifft auch sehr oft private Eigentümer und die Allgemeinheit. Wir möchten mit dieser Studie sowohl die Geschichte einiger Denkmale und ihrer Erbauer in Erinnerung rufen als auch auf Ereignisse aufmerksam machen, die den Verlust oder die Beschädigung einzelner Kunstwerke zur Folge hatten. Wir fanden auch schützenswerte bildnerische Werke, die bisher nicht durch die Aufnahme in die Denkmalliste staatlich geschützt sind.

Mecklenburg-Vorpommern ist auch wegen seiner 25000 Denkmale ein interessantes Besucherziel. Alle Denkmale sind nicht nur durch natürlichen Verfall gefährdet, sondern sind leider auch durch Vandalismus und Unachtsamkeit stets in großer Gefahr, für immer verloren zu gehen. Die Liebe zur Heimat schließt die Bewahrung der Denkmale in ihren unterschiedlichsten Formen mit ein. Die kleinen und großen Kunstwerke, die unsere Güstrower Vorfahren uns „vererbt“ haben, gilt es sowohl im eigenen Interesse als auch für künftige Generationen zu erhalten. Mit der gesellschaftlichen Veränderung geht auch eine veränderte Bewertung der Denkmale einher. In der Regel gab es zu Denkmalen immer unterschiedliche Ansichten. Die Beseitigung von „unliebsamen“ Denkmalen ist jedoch nicht der richtige Weg, um sich mit Fehlentwicklungen der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen. Solche Denkmale können hingegen hilfreich sein beim Nachdenken und Beurteilen der gesellschaftlichen Entwicklung. Insofern können sie den jeweiligen Betrachter auch zur Kritik, zur Selbstkritik und zum Bedauern zeitgeschichtlicher Entwicklungen herausfordern. Im § 1 des Denkmalschutzgesetzes von Mecklenburg-Vorpommern steht geschrieben: Die Aufgabe des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege ist, die Denkmale als Quellen der Geschichte und Tradition zu schützen, zu pflegen, wissenschaftlich zu erforschen und auf eine sinnvolle Nutzung hinzuwirken.

Ohne einen pfleglichen Umgang mit seinen Kulturstätten verliert Güstrow nicht nur seine Geschichte, sondern auch sein schönes Angesicht.

Bei der Anfertigung dieser Studie fanden wir bereitwillige Unterstützung durch Frau Soltwedel (Archiv der Stadt Güstrow „Heinrich Benox“), Frau Diekow-Plassa (Museum der Stadt Güstrow) und Frau Heidler (Historische Bibliothek des Museums der Stadt Güstrow). Viele auskunftsbereite Güstrower Bürger zeigten Interesse an unserem Vorhaben und beeinflussten durch Gespräche unser Quellenstudium und unsere Aufzeichnungen. Wir danken Propst Helwig und Küster Steinhagen (Domkirche), Pastor Ortmann und Küsterin Tschritter (Pfarrkirche), weiteren Mitarbeitern und Helfern in verschiedenen Einrichtungen und vielen Privatpersonen. Bei einer Lesung anlässlich der Landeskulturtage 2006 konnten wir unsere Studie einem Kreis interessierter Güstrower erstmals öffentlich vorstellen. Wir hatten Gelegenheit in persönlichen Gesprächen beim Landrat und beim Bürgermeister unsere Studie zu übergeben und empfingen hierfür anerkennende Worte.

Inzwischen hielten wir Vorträge mit interessanten Diskussionen im Kreis der Güstrower Denkmalschützer. Bei Herrn Kowalzik (SVZ), dem wir unserer Studie übergaben, fanden wir dadurch Anerkennung, dass er über unserer Arbeit im „Güstrower Anzeiger“ berichtete. Dies führte zu zahlreichen interessanten und hilfreichen Anrufen von Güstrower Bürgern bei uns. Für das Interesse an unserer Arbeit möchten wir allen herzlich danken.



Denkmale der Güstrower Geschichte

Borwin-Brunnen, Pferdemarkt

Die Bekrönungsfigur des Brunnens wurde zur Erinnerung an den Stadtgründer Heinrich Borwin II., Fürst des Landes Rostock und Werle, der seinen Sitz nach Güstrow verlegt hatte, aus Sandstein gefertigt.

1889 errichtet aus Anlass der Fertigstellung der Güstrower Wasserleitung. Das Denkmal (Standbild) fertigte der Bildhauer Richard Thiele aus Hamburg, ein Lehrer von Ernst Barlach, an. Es stellt den Stadtgründer mit der Urkunde zur Stadtgründung in seiner rechten Hand dar, während er sich mit der linken Hand auf einen Schild stützt, auf dem der Rostocker Greif dargestellt ist.

Die Säule und die Schale arbeitete der Bildhauer Cuwio aus Lübeck. Die noch erforderlichen Steinmetzarbeiten führte die Firma Scheinpflug aus Waren aus. An der Brüstung des unteren Wasserbeckens befindet sich der Werle’sche Stierkopf und das Güstrower Stadtwappen. In erhabenen Buchstaben zeigt der Unterbau aus Sandstein die lateinische Inschrift, welche in der Übersetzung lautet:

“Sowohl unsere Zeitgenossen als unsere Nachfolger späterer Zeiten sollen wissen, dass wir dem Wunsche unserer Bürger von Güstrow mit freundlichem Wohlwollen entgegenkommend, denselben das Schwerinische Stadtrecht, welches unser Vater ihnen verliehen hatte, bestätigen.“

Unter dieser Urkunde ist hinzugefügt:

„Zur Erinnerung an Heinrich Borwin II., Fürst zu Mecklenburg, dem Stifter der Stadt, ist nach Vollendung der Wasserwerke dieser Brunnen errichtet im Jahre 1889.“

Die Mittel in Höhe von 12.000 M wurden seinerzeit einem Fonds zur Verschönerung der Stadt entnommen. Der Entwurf stammt von Baurat Georg Daniel. Der Baumeister Georg Daniel wurde 1829 in Rehna geboren und war als Architekt und Denkmalpfleger in Schwerin tätig. Der Brunnen war viele Jahre defekt. Eine Renovierung zu DDR-Zeiten führte zu einer zeitweiligen Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Brunnens. 1999 erfolgte eine weitere Renovierung mit Städtebaufördermitteln, Spenden der Volks- und Raiffeisenbank und anderer Spender, die die Funktionsfähigkeit dann dauerhaft wiederherstellte. In der Silvesternacht 2003/2004 wurde ein Teil des Denkmals durch randalierende Güstrower Jugendliche erheblich beschädigt. Die Reparatur kostete damals ca. 40000 €, welche z.T. mit Spendenmittel der Güstrower Einwohner für das Denkmal abgedeckt wurde.

Der neuerliche Anschlag in der Silvesternacht 2017/2018 wird weit darüber liegende Kosten verursachen. Diese sinnlose Beschädigung ist auch eine Tat, die sich gegen die sich gerade entwickelnde Tradition eines Güstrower Brunnenfestes richtet.









Das großherzogliche mecklenburgische Wappen

Das großherzogliche mecklenburgische Wappen in einfacher Gestaltung war ein Stierkopf.

Das vollständige Wappen bestand aus sechs Feldern und einem Mittelschild.

Es erinnerte an die sieben Landesteile, aus denen im Laufe der Geschichte 1348 Herzogtümer bzw. ab 1815 die beiden Großherzogtümer hervorgegangen sind.


Die Felder hatten folgende Bedeutung
1. Herzogtum Mecklenburg: Auf goldenem Grund ein schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem Maul und ausgestreckter roter Zunge. Auf dem Kopf trägt er silberne Hörner und eine goldene Lilienkrone.
2. Herrschaft Rostock: Auf blauem Grund ein goldener Greif mit ausgestreckter Zunge und aufgehobener rechten Vorderklaue.
3. Fürstentum Schwerin: Ein quer geteiltes Feld; in der oberen blauen Hälfte befindet sich ein goldener Greif, in der unteren silbernen Hälfte ein grünes Viereck.
4. Fürstentum Ratzeburg: Auf rotem Grunde befindet sich ein silbernes Kreuz mit goldener Krone.
5. Herrschaft Stargard: Auf rotem Grunde ein silberner weiblicher Arm mit goldenem Ring zwischen Daumen und Zeigefinger.
6. Fürstentum Wenden: Auf goldenem Grund ein schrägliegender Stierkopf mit silbernen Hörnern und goldener Lilienkrone, aber mit geschlossenem Maul.
7. Grafschaft Schwerin: Der quer geteilte Mittelschild; die obere Hälfte ist rot, die untere golden. Das großherzoglich mecklenburgische Wappen wurde links von einem Stier und rechts von einem Greif gehalten und war mit einer Königskrone geschmückt.


Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz führte Wappen und Titel mit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin gemeinschaftlich. Der Titel beider Großherzöge lautete
„Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr“ Die Landesfarben Mecklenburgs waren früher blau, gelb, rot.

Die Wappen wurden zum Teil mit allegorischen Darstellungen versehen, um Begriffe gleichnishaft zu veranschaulichen. Als Sinnbilder für die Rechtssprechung befinden sich am Güstrower Gerichtsgebäude neben dem Wappen zum Beispiel Darstellungen mit Spiegel, Waage und Schwert.

Quelle: Bilder aus der mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt… Dr. R. Wagner, 1914, Verlag A. Stein’s Verlagbuchhandlung Potsdam


Brunnen in Bülower-Burg

Gedenkstein am Brunnen in Bülower-Burg

Die Übersetzung der Inschrift auf dem Findling lautet:

Brunnen ist sehr schön Thomas Nugent London 1766 - Wir bauten 1964 G. W. 97

Dem englischen Gelehrten und Historiker Thomas Nugent war die mecklenburgische Geschichte bereits aus Studien bekannt, als er 1766 die Heimat der englischen Königin Charlotte bereiste. Diese war am 19.05.1744 als Sophie Charlotte, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, in Mirow geboren. 1761 wurde sie durch die Heirat mit König Georg III. als Königin Charlotte Königin von Großbritannien und Irland und Kurfürstin (später Königin) von Hannover.

Durch diese Verbindung interessierten sich die Briten für die beiden mecklenburgischen Herzogtümer. Mehrere Monate bereiste Thomas Nugent die beiden Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz.

Er hielt sich unter anderem in Wismar, Ludwigslust, Schwerin, Rostock, Doberan, Güstrow, Bützow, Waren, Neustrelitz, Mirow und Neubrandenburg sowie in vielen kleinen Orten auf. Ein Ausflug zu Fuß führte ihn auch von Güstrow über Bülower-Burg nach Bülow. Er schrieb hierüber in „Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch Mecklenburg“ in seinen 1781/82 in deutscher Fassung veröffentlichten Reisebriefen, zuletzt herausgegeben von Sabine Bock und 1998 im Schweriner Verlag Thomas Helms erschienen.

„Auf halbem Wege trafen wir auf einen angenehmen Lustort, der Brunnen genannt, der von einer vortrefflichen und sehr gesunden Quelle, die in dieser Gegend entspringt, den Namen haben soll. Inzwischen wird dieser Ort doch nur vorzüglich um des schönen Weins willen, den man hier haben kann, besucht, und auch wegen der vortrefflichen Alleen und Spaziergänge, die hier dicht, an einem angenehmen See liegen“.

Es war der Güstrower Günther Woese, der den vor Ort gefundenen Findling 1997 bemeißelte. Aus eigener Verbundenheit mit dem „Brunnen“ und in inhaltlicher Übereinstimmung mit den damals ca. 230 Jahre alten Empfindungen des Engländers, wählte er seinen Text „Brunnen is most beautiful“.

Die Aufstellung des Denkmals erfolgte durch weitere interessierte Anwohner, hauptsächlich durch Paul Metz und Manfred Weiß.



Denkmal für Carl Philipp Emanuel Bach

Denkmal für Carl Philipp Emanuel Bach im Güstrower Rathaus?

Bei Recherchen in der historischen Bibliothek unseres Museums wurden wir auf einen Schriftwechsel aufmerksam, der 1925 zwischen den Herren Heinrich Miesner aus Flensburg und Friedrich Schult aus Güstrow geführt wurde. Herr Miesner schrieb an seiner Dissertation und war als cand. phil. und Gymnasialmusiklehrer an der Klärung folgenden Sachverhaltes interessiert:

Miesner war beim Lesen der vom preußischen Finanzminister Bitter 1868 veröffentlichten Biographie über C.P.E. Bach, auf eine Quellenangabe im „Magazin für Musik“ (Jahrgang 1, 1783, Seite 556 – 557, Herausgeber war Professor Carl Friedrich Carsten in Kiel) gestoßen, in der von der Enthüllung eines Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Denkmals im Güstrower Rathaus, anlässlich des Konzertes der Güstrowschen musikalischen Societät, am 04.03.1773 die Rede war.

Dort ist zu lesen: „Am 4ten März dieses Jahres, stiftetet die Güstrowsche musikalische Societät dem Vater unserer deutschen Musiker, Herrn Carl P. E. Bach, an dem am 4ten Februar neu erbauten Orchester, ein Denkmal, von dem ich Ihnen eine Zeichnung hierbey sende. Das Publikum, welches zu einem Concert eingeladen war, ward nicht wenig überrascht da ihm sogleich beym Eintreten im Saal, dieser Gegenstand ins Auge fiel.“ Bei der musikalischen Societät handelte es sich um eine Vereinigung Güstrower Musiker und musizierender Bürger, dessen Orchester seit dem 03.10.1781 Konzerte im Rathaussaal gab. Das Orchester wurde von dem in Güstrow als Organist an der Pfarrkirche tätigen Johann, Carl, Christian Fischer geleitet.

Miesners erste Anfragen an den Rat der Stadt vom 07.09.1925 lauteten: „Hat dort solches Denkmal gestanden? Steht es noch?“ Ein in Güstrow angebrachter Bearbeitungsvermerk auf dem Original lautete „Es liegt wohl Ortsverwechselung vor (Unterschrift)…, weiterer Vermerk ist nicht lesbar). Die schriftliche Antwort des Rates der Stadt Güstrow hierauf fanden wir in dem von Heinrich Miesner 1929 geschriebenen Buch „Philipp Emanuel Bach in Hamburg – Beiträge zu seiner Biografie und zur Musikgeschichte seiner Zeit“, Neudruck Dr. Martin Sändig oHG., Wiesbaden 1969. Dort auf der Seite 48 steht: „Auf eine Anfrage beim Rate der Stadt Güstrow erhielt ich zur Antwort (09.09.25), daß dort von einem Denkmal Ph. E. Bach nichts bekannt sei. („Güstrau“ ist die alte Schreibweise für Güstrow).“

Miessner schrieb dennoch am 18.09.1925 eine weitere Karte an Friedrich Schult und nannte noch einmal genau die Quellen seiner Informationen über das Bach-Denkmal in Güstrow. Friedrich Schult benannte in seinem Antwortbrief vom 24.09.1925 an H. Miesner ebenfalls mehrere Schriftquellen zum Vergleichen, in denen von diesem Konzert berichtet wurde (am 04.03. 1783; vergl. Mecklenburgische Nachrichten, Fragen und Anzeigen, Schwerin, 1783, 9. Stück, und das „Magazin für Musik“, 1783, S. 557).

Danach war jedoch immer noch nicht bewiesen, ob es am 04.03.1783 zur Enthüllung eines Denkmals für Carl Philipp Emanuel Bach im Güstrower Rathaus gekommen war.

Obwohl nach Kenntnis von Friedrich Schult von diesem Denkmal „keine noch so bescheidene Spur erhalten geblieben ist“, interessierten wir uns weiter für diesen nach unserem Verständnis immer noch ungeklärten Sachverhalt.

Zunächst übergaben wir den Schriftwechsel Miesner – Schult an Frau Johanna Schult, der Schwiegertochter von Friedrich Schult, die diesen noch einmal vollständig und somit zweifelsfrei für uns transkribierte und uns später noch einen kurzen unveröffentlichten Text von Friedrich Schult über Johann, Carl, Christian Fischer mit einem einzigen Satz zu dem von Fischer enthüllte Denkmal übergab. Hierfür danken wir ihr herzlich. Dieser Satz lautete “Es ist kaum bekannt, dass auf sein Betreiben im Güstrower Rathause das erste Denkmal Carl, Philipp, Emanuel Bachs geweiht wurde (am 4.März 1783; vergl. Mecklenburgische Nachrichten, Fragen und Anzeigen, Schwerin, 1783, 9. Stück, und das Magazin für Musik, 1783, S. 557) ein Denkmal, von dem sich keine noch so bescheidene Spur erhalten hat.“ –

Über die Fernleihe beschaffte uns unsere Güstrower Bibliothek den Mikrofilm „Mecklenburgische Nachrichten“ von der Universitätsbibliothek Rostock und die veröffentlichte Dissertation Heinrich Miesners über C.P.E. Bach (H. Miesner: Philipp Emanuel Bach in Hamburg. Leipzig 1929, Ndr. Wiesbaden 1969) aus Wolfenbüttel. Den Mitarbeiterinnen der Güstrower Uwe Johnson Bibliothek gilt für ihre hilfreiche Unterstützung unser besonderer Dank. Wir bemühten uns ohne Erfolg um die Unterstützung des gebürtigen Güstrower Erich Wolfgang Krüger, heute Professor an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar im Fach Violine und Mitwirkender in verschiedenen Kammerorchestern, die die Werke von C.P.E. Bach international zu Gehör brachten.

Wir fanden im Internet Beiträge zur Bach-Forschung des Bach-Archivs Leipzig und setzten uns mir Dr. Wolfram Ensslin in Verbindung, der an einem Forschungsprojekt Bach-Repertorium arbeitet, um von dort Auskunft zum Quellenmaterial bzw. Kopien von den Originaltexten zu erhalten. Wir wollten nicht die aneinander gefügten Zitate mehrerer Autoren verwenden, sondern eine Kopie des „Magazin für Musik“ aus dem Jahre 1783 direkt betrachten. Inzwischen erhielten wir die gewünschte Kopie aus dem Bach-Archiv per E-Mail. Schließlich konnten wir noch in Erfahrung bringen, dass unter der Bezeichnung „Carl Philipp Emanuel Bach: Dokumente zu Leben und Wirken aus der zeitgenössischen Presse 1767 – 1790“ eine Arbeit von Barbara Wiermann von der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelsohn Bartholdy“ Leipzig existiert, in der eine Abbildung des Güstrower Bachdenkmals enthalten sein soll. –

In einem Telefongespräch erklärte uns die Autorin, dass es sich bei dem Güstrower Denkmal um eine Zeichnung des Denkmals (möglicherweise um einen Entwurf?) für ein C.P.E. Bach Denkmal handele, welches wahrscheinlich aber nie zur Ausführung gekommen sei. Eine Kopie der Zeichnung Fischers, wie sie seinerzeit im Magazin für Musik erschien, wurde uns zugesandt.

Wir danken Herrn Doktor Ensslin vom Bach-Archiv und Frau Barbara Wiermann für ihre hilfreiche Unterstützung zur Klärung der offenen Fragen um das Bachdenkmal in Güstrow. Wir haben lange und intensiv nach einem Denkmal gesucht, welches nach Aussage von verschiedenen achtenswerten Personen, ja teilweise „Experten“, am 04.03.1783 im Güstrower Rathaus enthüllt worden ist bzw. enthüllt worden sein soll bzw. die Angabe Güstrow vermutlich eine Ortsverwechselung sei bzw. vielleicht auch nur sinnbildlich im Rahmen des tatsächlich stattgefundenen Konzertes eine Ehrung für C.P.E. Bachs „dem Vater der deutschen Musiker“ erfolgt sei. Wenn wir auch keine dieser vielen widersprüchlichen Ansichten zu unserer eigenen gemacht haben, so haben wir sie doch alle beachtet und können nun dank unserer Beharrlichkeit und den heutigen Möglichkeiten der Kommunikation und des Gedankenaustausches die Fragen des Herrn Heinrich Miesner an den Rat der Stadt Güstrow aus dem Jahre 1925, „Hat dort solches Denkmal gestanden? Steht es noch?“ endgültig befriedigend beantworten.

Es gilt für uns als erwiesen, dass am 04.03.1783 anlässlich eines Konzertes der Güstrower musikalischen Societät im Güstrower Rathaus ein C.P.E. Bach-Denkmal enthüllt wurde. Das Denkmal war nach unseren Erkenntnissen nicht nur eine Zeichnung, sondern eine gegenständliche Darstellung, möglicherweise ein erster modellierter Entwurf von Johann, Carl, Christian Fischer, der persönlich diese Nachricht von der Enthüllung des Denkmals auch an das „Magazin für Musik“ übersandte.

Für ein endgültiges künstlerisch gestaltetes Denkmal zur Ehrung C.P.E. Bachs durch einen namentlich bekannten Künstler im Güstrower Rathaus oder an anderem Orte in Güstrow fanden wir keine Anhaltspunkte.

Wie das Güstrower Denkmal nach den Vorstellungen von Johann, Carl, Christian Fischer einmal aussehen sollte, zeigt die nachstehende Zeichnung, die Teil seiner Nachricht an das „Magazin für Musik“ 1883 war.


Meilensteine auf Güstrower Gebiet

Vor dem Haus 1 in Gutow steht ein Postmeilenstein,

dessen noch erkennbare aber nicht mehr lesbare Inschrift nicht wie üblich in Richtung der Landstraße I. Ordnung weist, sondern, um mehr als 90 Grad im Uhrzeigersinn verdreht, nach Osten zeigt. Dies wird nur einem aufmerksamen Beobachter auffallen.

Von dem Bewohner des Hauses konnten wir erfahren, dass der Postmeilenstein einst bei der Verlegung der Gasleitung innerhalb der Ortslage im Wege stand. Um die Leitung gerade verlegen zu können, wurde der Postmeilenstein zeitweilig von seinem Standort entfernt und nach der Verlegung des Gasrohres auf seinen früheren Platz, nun jedoch oberhalb der Gasleitung, zurückgestellt. Offensichtlich hatten die Leute, die sich an dem Stein zu schaffen machten, keine Ahnung von dessen Bedeutung für den Postverkehr früherer Jahre und beachteten die Lesbarkeit der Inschrift für vorbeifahrende Gespannführer nicht.

Nachdem 1813 die Franzosen Mecklenburg verlassen mussten, wollte Mecklenburg auch keine preußische Post mehr dulden. 1815 beauftragte der Landesherr Friedrich Franz I. den Ludwigsluster Artilleriehauptmann J. C. H. von Seydewitz mit den Vermessungsarbeiten für Post- und Frachtstraßen zwischen Städten und Orten des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin. In dessen Bekanntmachung vom 30. August 1816 heißt es:

“Auf allerhöchsten Befehl von mir gemessene Entfernungen Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Städte und Örter, die Meile zu 22713,198 Pariser gleich 25236,887 Mecklenburgischen Landmesserfüßen gerechnet. (Eine Postmeile betrug 7,5 km). 1824 fanden erste Verhandlungen zur Errichtung von Kunststraßen (Chausseen) im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin in Ludwigslust statt. Im Zuge der Straßenbauarbeiten erfolgte auch die Aufstellung von Meilensteinen in 7,5 Km Entfernung voneinander.

Im Gegensatz zu den preußischen Steinen, die rechts der Straßen stehen, befinden sich die Steine in Mecklenburg an der linken Straßenseite. Hieraus lässt sich schließen, dass der in Gutow (noch) vorhandene Postmeilenstein der erste Meilenstein an der Poststraße von Güstrow nach Goldberg ist. Als der höchste und schönste Meilenstein seiner Art in Mecklenburg präsentiert sich der auf „Geheiß“ des Großherzogs 1830 errichtete Obelisk an der B 5 in Ludwigslust, dieser diente lange Zeit als Nullpunkt bei den Vermessungsarbeiten in Mecklenburg-Schwerin. Üblicherweise begann die Straßenvermessung auf dem Marktplatz, den es in Ludwigslust jedoch nicht gab.

Auf diesen Beitrag reagierte mit nachstehender wesentlicher Ergänzung, Herr Olaf Grell, Forschungsgruppe Meilensteine e. V.

1. Es ist richtig, dass umgangssprachlich von Postmeilensteinen die Rede ist. Allerdings wurden Postmeilensteine nur bis etwa 1806 aufgestellt. Wie der Name sagt, erfolgte die Aufstellung der Meilensteine durch die jeweiligen Postverwaltungen (z. B. in Sachsen und Preußen). Die wohl berühmtesten und prächtigsten Postmeilensteine sind die kursächsischen Postmeilensäulen des 18.Jahrhunderts. Auch deshalb hat sich der Begriff wohl eingeprägt.

Nach 1815 änderten sich die Zuständigkeiten und Meilensteine wurden jetzt nur noch im Zusammenhang mit dem Bau neuer Kunststraßen (Chausseen) aufgestellt. Dies geschah nicht mehr durch die Post, sondern durch die jeweiligen Straßenbauverwaltungen (oder in Mecklenburg auch durch private Chausseebau-Aktiengesellschaften). Deshalb spricht man ab 1815 nur noch von Chausseemeilensteinen. In den mecklenburgischen Herzogtümern wurden nachweislich Meilensteine erst ab etwa 1824 aufgestellt. Somit fallen diese also in die Epoche des Chausseebaus und sie sind damit keine Postmeilensteine mehr, sondern Chausseemeilensteine.

2. In Mecklenburg-Schwerin und auch in Mecklenburg-Strelitz galt in der Zeit der Meilensteinsetzung die preußische Meile als Entfernungsmaß (1 Meile = 7,53248 km). Insofern wurden die Meilensteine ursprünglich alle in diesem Entfernungsmaß aufgestellt. In Mecklenburg-Schwerin stellte man aber auch zusätzlich noch Halbmeilensteine auf. Damit standen alle halbe Meile an den Chausseen Meilensteine in der Folge (Nullpunkt)-Halbmeilenstein-Ganzmeilenstein-Halbmeilenstein-Ganzmeilenstein usw.

3. Ob die Meilensteine an der linken oder rechten Straßenseite aufgestellt wurden, hat nicht mit "Preußen" oder "Mecklenburg" zu tun. Dies war nur eine rein pragmatische Festlegung, die abhängig von der konstruktiven Gestaltung der Chaussee war. Normalerweise bestand die Chaussee aus zwei Fahrbahnteilen, einem Winterweg (der speziell befestigt oder gepflastert war) und einem Sommerweg (der aus Sandbestand). Gemäß den Anweisungen zum Chausseebau sollten die Meilensteine auf der Seite des Sommerweges aufgestellt werden. Ob der Sommerweg nun rechts oder links angelegt wurde, hing mit den örtlichen Gegebenheiten zusammen. Nur zwei Beispiele: an der Chaussee von Ludwigslust nach Lauenburg (Nullpunkt in Ludwigslust) stehen die Meilensteine noch heute an den originalen Standorten an der linken Straßenseite. An der Chaussee von Ludwigslust nach Schwerin (Nullpunkt in Ludwigslust) und von Schwerin nach Güstrow (Nullpunkt in Schwerin) dagegen befinden sich die originalen Standorte der Meilensteine an der rechten Straßenseite.

4. Im Zusammenhang mit der Einführung des metrischen Systems in Deutschland gab es Veränderungen an den Meilensteinen. Die Einführung wurde im Norddeutschen Bund per Gesetz zum 01.01.1872 festgelegt (u. a. wurde erst hier die Meile zu 7,500 km festgelegt) und der vorgezogene Gebrauch bereits zum 01.01.1870 zugelassen. Wiederum per Gesetz wurde die Meile zum 01.01.1874 abgeschafft. Diese Regelungen hatten zur Folge, dass u.a. die Meilensteine von der bisherigen Meile zu 7,53248 km auf die Meile zu 7,500 km versetzt wurden. In Mecklenburg-Schwerin wurden danach aber die meisten Meilensteine auf Abstände von 5 Kilometern umgesetzt. Nur an wenigen Straßen blieben sie am originalen Standort erhalten.

5. Der Nullpunkt ist nicht üblicherweise auf dem Markt. Außerdem wechselten die Nullpunkte im Laufe der Zeit öfter. Für Mecklenburg gibt es für die Zeit des Chausseebaus zwei wichtige Nullpunkte: einmal in Ludwigslust der sogenannte Hauptmeilenstein vor dem Grabower Tor und für Mecklenburg-Strelitz ein Nullstein in der Mitte des Marktes in Neustrelitz. Weitere Nullpunkte konnten Stadttore, Postämter, Schlosstürme oder Denkmale sein. Im Zusammenhang mit den Veränderungen (Neuvermessungen) bei der Einführung des metrischen Systems wurden die Nullpunkte vielfach an wichtige Straßenkreuzungen/-abzweigungen verlegt.

Zu vorgenannten Themen gibt es eine schöne Buchveröffentlichung: Wolf Karge/Dieter Greßmann: „Planen, Pflastern, Asphaltieren … 150 Jahre Straßenbauverwaltung in Mecklenburg-Vorpommern“, VSVI Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2007.

Der Meilenstein in Gutow markiert heute die Position "5 km von Güstrow". Als Bezugspunkt dürfte hier tatsächlich die Ecke Markt/Gleviner Straße in Güstrow dienen. Der Stein wurde also nach Einführung des metrischen Systems nach 1872 hierher versetzt. (Olaf Grell , Forschungsgruppe Meilensteine e.V.)



Grenzstein am Parumer See

Grenzsteine im Umland Güstrows

Der Stein unmittelbar am Ostufer des Parumer Sees ist kein Gedenkstein zur Erinnerung an das Unglück, sondern sehr wahrscheinlich ein Grenzstein, der die frühere westliche Stadtgrenze Güstrows markiert. Ähnliche Grenzsteine befinden sich in der Nähe des Grenzweges ab Schabernack in Richtung Osten.

Das Unglück

Der 83-jährige frühere Güstrower Bürger und spätere Gesandte des Deutschen Kaisers in Madrid, Lissabon und Bern, Hofrat Rudolf Sprenger, beendete Ende Dezember 1926 in Wabern bei Bern seine Aufzeichnungen von Erinnerungen an seine Vaterstadt Güstrow, die im 1. Halbjahr 1927 in 121 Ausgaben des „Güstrower Anzeiger“ als Fortsetzungen, zunächst unter dem Titel „Aus Güstrows Vergangenheit“, und ab der 48. Folge als „Lebenserinnerungen eines alten Güstrowers“ veröffentlicht wurden.

In der 32. und 33. Fortsetzung im „Güstrower Anzeiger“ vom 29. und 30.03.1927 schildert er den tragischen Verlauf einer „Kahnfahrt auf dem Brunnensee“ zu Pfingsten (?) 1856 (?). “Es war Brauch, dass am Pfingstmorgen vor Sonnenaufgang die Dienstmädchen und jungen Leute in die Umgegend der Stadt auszogen um „Maien“, d.h. grüne Birkenzweige und Flaschen mit fließendem Wasser, das noch nicht von der Sonne beschienen war nach Hause zu bringen. Dieses Wasser sollte sich das ganze Jahr frisch erhalten und zu allen möglichen abergläubischen Gebräuchen Verwendung finden, besonders gerne benutzte man es zum Taufen von Kindern. Bessere Dienstboten zogen nachmittags mit Ihren Schätzen auf einen der Vergnügungsplätze, die im Umkreis der Stadt lagen. …

Der „Brunnen“ lag an der Schweriner Chaussee, etwa eine halbe Meile von Güstrow. Unterhalb des Wirtschaftsgebäudes dehnte sich ein ziemlich großer See aus, an dessen Ufer zwei alte Fischerkähne lagen. Junge Burschen luden ihre Mädchen zu einer Seefahrt ein. Um die Boote sicherer zu machen, band man sie mit Stangen aneinander und bald waren sie mit jungem Volk besetzt. Die Fahrt begann mit fröhlichem Gesang, der aber bald in herzzerreißendem Geschrei ausklang. Man hatte im Übermute angefangen, die überfüllten Kähne von einer Seite auf die andere zu neigen, um die ängstlichen jungen Mädchen zu necken. Dadurch hatten sich die Verbindungsstangen gelockert und waren zerbrochen, und ein Kahn kippte über und alle Insassen fielen ins Wasser.

Um sich zu retten, klammerten sich die Ertrinkenden an den zweiten Kahn, den sie dadurch auch zum Umschlagen brachten. Einige 30 Personen waren von einem Augenblick zum andern in Todesangst versetzt und da die meisten des Schwimmens unkundig waren, ertranken nach verzweifelten Todeskämpfen nicht weniger als 16, meist blühende junge Mädchen. …

Erst nach einigen Tagen konnten alle Leichen geborgen und in die Stadt gebracht werden, wo sie feierlich in einem gemeinsamen Grabe bestattet wurden.“ Sprenger selbst erinnerte sich daran, dass er als 13-Jähriger einer der ersten gewesen sei, die diese Nachricht vom Unglücksort nach Güstrow überbracht hätten und eine Bedienstete aus dem elterlichen Haushalt unter den tödlichen Verunglückten gewesen sei.


Anmerkung der Autoren

1. Wilhelm Mastaler benennt als das Datum des Unglücks den 10.06.1855, anlässlich des alljährlichen sommerlichen Brunnenfestes, -Quelle: „Eine Güstrower Stadtkunde“ Schriftenreihe des Archivs der Stadt Güstrow Nr.1, Herausgeber Stadt Güstrow 1996-)

2. Angelika Schmiegelow Powell erwähnt in ihrem Buch „Güstrow im 20. Jahrhundert“ einen Brieftext des Schumachermeisters Hassebring, der damals an seinen Sohn schrieb, dass am 2. Sonntag nach Pfingsten bei einer Vergnügungsfahrt im Jahre 1855 das Unglück geschehen sei.)

Diese beiden Daten decken sich und lassen die Vermutung zu, dass die Angabe des Herr Rudolf Sprenger, bezüglich des Datums des Unglücks falsch ist. (Zwischen dem Ereignis und seinen Aufzeichnungen vergingen immerhin ca. 70 Jahre).


Die Namen der verunglückten Jugendlichen fanden wir in einer Kopie des Sterbebuches der Pfarrkirche.

Am 11. oder 12. Juni 1855 sind dort nacheinander 13 Todesfälle von Jugendlichen eingetragen, die nicht, wie üblich, von einer Totenfrau gemeldet wurden. Diese 13 Jugendlichen stammten alle aus ärmlichen Güstrower Verhältnissen. Sechs tödlich verunglückte Jungen waren Lehrlinge oder Handlanger bei verschiedenen Handwerkern. Die ertrunkenen 5 Mädchen waren zumeist Hausmädchen. Zwei Kinder gehörten einer Witwe.

Die Trauerfeier für alle Ertrunkenen wurde in der Pfarrkirche vor den 16 Särgen vom Kirchenrat Loescher, unter Beteiligung aller Güstrower Pastoren, durchgeführt.

Die Güstrower nahmen sehr zahlreich am Trauergottesdienst für die Verunglückten teil.

In der „Güstrower Zeitung“ vom 11.06.1855 ff wurde sehr umfangreich und detailliert über das Unglück berichtet.

Hier fanden wir auch die restlichen Namen von zwei Verunglückten die nicht aus Güstrow stammten und die Namen der an einer Spendenaktion beteiligten Güstrower Bürger.

Die Spendenaktion wurde nach einem Aufruf der Güstrower Herren A. Vermehren, A. Türk, Fr. Löscher und I. Tarnow durch den Kaufmann Strade und den Maler Weihnacht organisiert und öffentlich Rechenschaft über die Verwendung der eingegangenen milden Gaben gegeben.

Aus der Ausgabe der „Güstrower Zeitung“ vom 14.06.1855 konnten wir entnehmen, dass die Verunglückten in einer gemeinsamen Gruft auf dem Friedhof an der Rostocker Straße beerdigt wurden.

Der genaue Begräbnisplatz auf den Friedhof ist nicht bekannt, da die Beerdigungen von 1855 nur unvollständig in den Unterlagen nachweislich sind.


Elisabethstein in den Güstrower Heidbergen

Dieser Gedenkstein steht seit 1883 in den Güstrower Heidbergen. Er erinnert an die Bepflanzung dieses einst unfruchtbaren Heidelandes auf Veranlassung der ersten Ehefrau Elisabeth, des Herzogs Ulrich III. zu Mecklenburg, im Jahre 1573.

Elisabeth war einst als Prinzessin von Dänemark an den Güstrower Hof gekommen. Die Bepflanzung erfolgte durch Schüler der Güstrower Domschule. Die Umgebung des Gedenksteins wurde durch den Förderverein Güstrow e. V. vor Jahren würdig hergerichtet.


Marie-Elisabeth-Stein im Primer

Durch Zufall entdeckten wir vor einigen Jahren beim Lesen in der Broschüre „Der Primer – Betrachtungen zu seiner Geschichte“, (Herausgeber: Förderverein Region Güstrow e. V., 1997, nach Recherchen von Gertrud Gust und Manfred Ullerich) auf einer Karte vom Primer den Vermerk „Elisabethstein“.

Im Verlaufe unserer Recherchen befragten wir nun den Güstrowers Jochen Peters, einen Sachkundigen für Flurnamen in Güstrows Umgebung. Dieser erinnerte sich an Unterlagen des Stadtschreibers Heinrich Benox über eine Befahrung des Primers durch Forstleute zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Dadurch fanden wir mit Hilfe von Frau Soltwedel die entsprechende Schrift, sie heißt: „Führer auf dem Ausflug der XXVII. Versammlung des Vereins Mecklenburgischer Forstwirthe am 12. Juli 1902 durch die Güstrower Stadtforsten - Mit Übersichtskarte“ die vom Oberförster Kohlmeyer im Juni 1902 erarbeitet und in der Rathsbuchdruckerei C. Michaal in Güstrow gedruckt wurde.

Auf Seite 19 fanden wir unter der in der Karte mit ESt markierten Stelle folgende Angabe:

„An der Schneise befindet sich der Marie–Elisabethstein, eine Erinnerung an das in Güstrow im Jahre 1891 in Gegenwart der Großherzogin Marie und Tochter abgehaltene Musikfest.“

(Anmerkung der Autoren: die Tochter von Marie hieß Elisabeth(!).) Wir erkannten erst durch diesen Text, dass sich die Eintragung auf dem Stein nicht auf eine einzelne Person, sondern auf zwei Namen von weiblichen Mitgliedern der großherzoglichen Mecklenburg - Schwerinschen Familie bezieht.

Der Stein wurde zur Erinnerung an das vom 24. bis 26. Mai 1891 in Güstrow in Anwesenheit der Großherzogin Marie und deren Tochter Herzogin Elisabeth durchgeführte "XI. Mecklenburgische Musikfeste" nachträglich errichtet. Die beiden Damen besuchten am Vormittag des 26.05.1891 bei einem Ausflug den Primerwald. (Großherzogin Marie Karoline Auguste von Schwarzburg-Rudolstadt (1850-1922) war die dritte Ehefrau des Großherzogs Friedrich Franz II. (1823-1883), und Elisabeth (1869-1955) das erstgeborene Kind aus dieser Ehe, die 1868 geschlossen wurde. Elisabeth heiratete 1896 Großherzog Friedrich August von Oldenburg. Großherzogin Marie war die Repräsentantin der großherzoglichen Familie bei diesem Fest. Der amtierende Großherzog Friedrich Franz der III. war ein Halbbruder von Marie aus erster Ehe und wegen seines chronischen Asthma- und Herzleidens fast immer im südlichen Ausland. Marie verstarb am 22. April 1922 in Den Haag, wo sie sich zu den Feierlichkeiten zum 46. Geburtstag ihres Sohnes Heinrich aufhielt. Heinrich war das vierte Kind aus ihrer Ehe mit Friedrich Franz II. und Gemahl der Königin Wilhelmina der Niederlande. Marie war die Urgroßmutter der derzeitigen Königin Beatrix der Niederlande (* 1938). Großherzogin Marie hatte die Repräsentationsaufgaben der großherzoglichen Familie bei diesem Fest vorgenommen.


Ehemalige Gebäude des Kaiserreiches und des Großherzogtums

Steinsitz im Primerwald

Der Steinsitz ist ein aus großen Steinen angelegter Rastplatz im Primerwald.

Er liegt auf halben Weg zwischen Primerburg und dem früheren beliebten Ausflugslokal „Övelgönne“.

Die Straße, die von der Glasewitzer Chaussee, rechts abzweigend, durch Primerburg bis in den Primerwald führt, heißt seit Februar 2001 „Zum Steinsitz“. Ein Verein mit dem Namen „Musbuck“, bestehend aus Güstrower Handwerksmeistern, Kaufmännern und Gastwirten traf sich hier alljährlich am 27. Dezember, um eine Flasche Hochprozentigen zu leeren und eine neue Flasche für das nächste Jahr zu vergraben. (gelesen bei Ulrich Schirow, „Güstrow 1860-1845“. Edition Temmen, Bremen 2003)

Wandgemälde im Ratskeller

Wandgemälde im Restaurant „Ratskeller“

Das Restaurant „Ratskeller“ besteht an dieser Stelle auf dem Markt seit 1915.

Um diese Zeit wurden die Räumlichkeiten des ehemaligen „Ratskellers“ im Rathaus anderweitig genutzt und der heutige „Ratskeller“ wurde damals außerhalb des Rathauses eingerichtet.

Dass erklärt, weshalb der „Ratskeller“ sich in Güstrow nicht im Rathaus, sondern in dessen Nachbarschaft befindet.

Vermutlich sind auch seit 1915 die drei nicht signierten Wandgemälde in der Gaststätte.

Sie wurden von einem unbekannten Maler mit Ölfarben auf Leinen gefertigt und sind direkt mit der Wand verbunden.

Es gibt eine vergleichbare Ansicht vom Rathaus von der Malerin Marie Hader, die möglicherweise als Vorlage genutzt wurde.

Im Werkenachweis von Marie Hager gibt es keinen Hinweis auf die Wandmalerei in Güstrow.

Zwei Bilder sind noch im Original erhalten, während das dritte Bild nach einer, dem ursprünglichen Bilde ähnlichen Postkartenansicht, vor wenigen Jahren von dem Rostocker Maler Kamper neu geschaffen wurde.

Unterhalb des dritten Bildes, das eine Stadtansicht mit Blick aus Richtung Eisenbahnlinie zeigt, befinden sich die Reste des früheren Wandbildes, welches nicht restauriert werden konnte.


Wandbilder Bahnhofsgaststätte

Wandbilder in der Gaststätte des Güstrower Bahnhofs

Auf den beiden Bildern sind Ansichten der Stadt Güstrow in Trivialkunst mit den repräsentativsten Bauten der Stadt (von links nach rechts: alter Wasserturm, Post, Pfarrkirche, Schloss, Dom, neuer Wasserturm) dargestellt.

Es ist nicht bekannt, wer diese Bilder gemalt hat. Der Maler hat die Bilder aber mit Sicherheit nach 1928 hergestellt, da das rechts auf der Gesamtansicht dargestellte höchste Bauwerk offensichtlich der neue Wasserturm sein soll, welcher erst 1928 fertiggestellt wurde.

Diese Ansicht zeigt Güstrow aus der nordwestlichen Perspektive.

Die auf dem anderem Bild dargestellte Ansicht des Schlosses zeigt einen Blick aus südwestlicher Richtung. Im Dezember 2016 haben unabhängig voneinander mehrere Personen eine Signatur am unteren rechten Bildrand der Gesamtansicht als Hoffmann Berger '40 oder Hoffmann Bergen '40 deuten können.



Fallschirmspringerin Ella Tauer

Gedenkstein für die tödlich verunglückte Fallschirmspringerin Ella Tauer

Am 08.07.1928 zwischen 16.30 und 17.00 Uhr stürzte die Fallschirmspringerin Ella Martha Tauer aus Gera (Reuß) beim 1. Volks- und Werbeflugtag in Güstrow M-V aus ca. 450 m Höhe ab und verunglückte auf der Feldmark zwischen dem Ortsausgang Güstrow, links vom Parumer Weg, in einem Kornfeld tödlich.

Mehrere Ortskundige bezeichneten den genaueren Ort, auf dem später ein Gedenkstein errichtet wurde, mit geringfügigen Abweichungen, als Glockenblumenberg bzw. Schlüsselblumenwiese. Die Flurkarten weisen für den Bereich als die Gemarkung „Das hohe Rad“ aus. Die Fallschirmspringerin wurde am 08.03.1897 in Leipzig geboren und war 31 Jahre alt.

Für die tödlich Verunglückte hat es noch bis in die 1970er Jahre einen ca. 60 cm hohen und 40 cm breiten Gedenkstein in der Feldmark gegeben, der heute leider nicht mehr auffindbar ist.

Über dessen Verbleib können nur Vermutungen angestellt werden.

Ein Zeitzeuge gab die Inschrift nach seiner Erinnerung wie folgt an: Ella Tauer Fallschirmpilotin 1897 - 1928 .

In einem Vorbericht zur Flugschau in der Mecklenburgische Tageszeitung (Güstrow) vom 05.07. 1928 wurden verschiedene Flugattraktionen angekündigt.

„Güstrower Anzeiger“ 06.07.1927:

Die Flugschau wurde damals von dem Flugbetrieb Meisterknecht aus Halle (Saale) veranstaltet.

Unsere Recherchen bei Flieger- und Fallschirmclubs in Gera, Leipzig, Halle (Saale) und Merseburg sowie beim Deutschen Schokoladenmuseum in Köln, um weiteres über die Fallschirmspringerin zu erfahren, waren nicht sehr ergiebig.

Durch den Nachfolger des Schokoladenherstellers „TRUMPF“, der Ludwig Schokolade GmbH & Co. KG aus 51469 Bergisch Gladbach konnten wir in Erfahrung bringen, dass 1924 erstmalig ein TRUMPF-Flugzeug über den Städten Deutschlands kleine Fallschirme mit Schokolade abwarf.

Es hätte keinen Flugtag in Deutschland gegeben, an dem sich nicht die Kunstflieger der TRUMPF-Werke beteiligten.

Zu dem konkreten Vorkommnissen in Güstrow lägen jedoch keine Informationen bei „Trumpf“ vor.


Gedenken für Feuerwehrkameraden

Ort des Gedenkens für Feuerwehrkameraden
Denkmal im ehemaligen Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr

Dieses Denkmal wurde einst im Jahre 1931 auf Veranlassung des damaligen Stadtbaudirektors Richter zum Gedächtnis der Stadt Güstrow an die verstorbenen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Güstrow in dem damaligen Spritzenhaus in der Baustraße 3-5 errichtet.

In der eingelassenen Nische wurde das noch heute vorhandene, in Leder gebundene, mit den Namen der verstorbenen Kameraden versehene, Ehrenbuch in einer hölzernen Schatulle aufbewahrt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus und in der Nachkriegs- und DDR-Zeit erfolgten keine Eintragungen von Namen der verstorbenen Kameraden in dieses Buch. Es wurde lange verborgen und sorgsam aufbewahrt. Nun gehört es zu den vielen geschichtsträchtigen Archivalien der Freiwilligen Feuerwehr Güstrow. Als die Feuerwehr aus den Räumen auszog, fand das Denkmal keine Beachtung mehr und wurde durch die Verlegung von Rohrleitungen in unmittelbarer Nähe erheblich verunstaltet.

Traditionsbewusste Feuerwehrmänner haben vor der Aufgabe des Standortes in der Baustraße 3-5 und dem Umbau der Geräträume das Denkmal um 1999 fotografiert und bautechnisch erfassen lassen, so dass eine Wiedererrichtung an einem geeigneten Standort vorgenommen werden könnte. Der Wiederaufbau wird vom Vorstand des Feuerwehrvereins Barlachstadt Güstrow e. V. beabsichtigt.

Dorfgeiger

Der Dorfgeiger

Diese Figur Barlachs, geschaffen 1913/1914, hat es je einmal in Gips, in Holz (2002 als „sensationelle Neuerwerbung“ in Amerika erworben und heute im Ernst-Barlach-Haus der Hermann F. Reemstma Stiftung im Hamburger Jenischpark zu sehen) und in Bronze (H 500, B 202, T 280) gegeben.

Erstguss von Cassierer 1929 ermöglicht. Ein Exemplar der Bronzefigur wurde 1931 von Ernst Barlach der Stadt Güstrow zum Geschenk gemacht. Die Skulptur wurde durch Bernhard A. Böhmer, Kunsthändler und Freund Barlachs, in dessen Auftrag am 30.07.1931 an den Rat der Stadt Güstrow überreicht.

Bürgermeister Dr. Heydemann bedankte sich damals schriftlich bei dem selbstlosen Spender für das Geschenk. Auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Heydemanns hatte der Rat der Stadt 1930 den Beschluss gefasst, den Birkenweg am Inselseekanal als Ernst-Barlach-Weg zu benennen. In einem Brief an den Bürgermeister Heydemann bedankte sich Barlach für die beabsichtigte Ehrung, lehnte sie jedoch dauerhaft ab. Die Skulptur fand zunächst einen repräsentativen Platz im Rathaus.

1936 wurde die Bronzeplastik – von dem Güstrower Rechtsanwalt Dr. Blauert und dem damaligen Güstrower nationalsozialistischen Oberbürgermeister Lemm als „Scheusal“ bezeichnet - für den Betrag von 350,00 RM verkauft.

Der erzielte Betrag wurde für die Verwendung zugunsten der einzurichtenden Güstrower „Ahnenhalle“ gebucht. Dieser Vorgang ist hinsichtlich des erzielten Preises bei der Stadt Güstrow eindeutig dokumentiert. Im Barlach-Werke-Verzeichnis von Friedrich Ernst Schult wird der erzielte Preis dennoch mit 300,00 RM angegeben. Käufer war das Mitglied einer bekannten Güstrower Familie. Der Dorfgeiger befindet sich noch heute im Besitz der Verwandten des einstigen Käufers.

In Güstrow wurde am 30. 08. 1937 die dritte „Ahnenhalle“ Mecklenburgs als „Tempel des deutschen Blutes“ durch die Nationalsozialisten errichtet. Die frühere Gertrudenkapelle, erbaut 1430, die dafür von Güstrower Handwerkern hergerichtet wurde, war zuvor für 20000 RM durch die Stadt Güstrow von der Pfarrkirche gekauft worden.

Die Missachtung Barlachs durch den damaligen Oberbürgermeister Lemm muss den Künstler sehr beleidigt haben, umso mehr befriedigt heute die Tatsache, dass Güstrow zur Ehrung des Bildhauers den Namen „Barlachstadt“ führt und in der ehemaligen „Ahnenhalle“, die nun wieder Kapelle St. Gertruden heißt und der Barlach-Stiftung in Güstrow gehört, Werke Barlachs ausgestellt sind.

Die Stadt Güstrow, das Güstrower Theater und ein Gymnasium tragen den Namen Ernst Barlachs. Auch der nach 1945 in Barlachweg umbenannte beliebte Spazierweg (Birkenweg) am Inselseekanal in Richtung Barlach-Atelier erinnert an den Künstler. Der Weg sollte bereits ab 1930 (60. Geburtstag Barlachs) auf Vorschlag des Bürgermeisters Heydemann nach einem Beschluss des Rates der Stadt den Namen Ernst Barlachs erhalten. Barlach bat freundlichst und dauerhaft, dieses zu unterlassen, da es nicht seinem Wesen entspräche.

Die Barlachstadt Güstrow sollte weiterhin ein reges Interesse am Verbleib der Plastik „Der Dorfgeiger“ zeigen, die 1931 als ein Geschenk des Künstlers an die Stadt durch dessen Oberbürgermeister im Jahre 1935 verschachert wurde. Auch ein möglicher Rückkauf der Plastik für die Barlach-Stiftung sollte durch die Stadt unterstützt werden, um damit die aufrichtige Wertschätzung für Barlach und dessen Schaffen in der heutigen Zeit zu bekunden.


Mutter Erde

Das Denkmal steht heute auf dem Güstrower Gertrudenfriedhof, wo sich auch die Barlach Gedenkstätte befindet.

Dieses Grabmal wurde 1920 von Ernst Barlach in seiner Güstrower Werkstatt in einem ehemaligen Pferdestall in der früheren Schützenstr 30 (heute „Zu den Wiesen“) als Auftragswerk für den Stettiner Holzhändler Biesel im Maßstab 1:2 gefertigt.

Der Hamburger Künstler Friedrich Bursch führte es 1921 in Kirchheimer Muschelkalk aus. Danach fand es seinen Platz auf dem Friedhof in Stettin.

Das Grabmal wurde 1963 durch Bernhardt Blaschke, dem damaligen Leiter der Güstrower Barlachgedenkstätte (Gertrudenkapelle), auf dem Stettiner (Szczeciner) Friedhof im beschädigten Zustand entdeckt. Da sich in Güstrow noch glücklicherweise das Werkmodell des beschädigten Kopfes befand, sollte nach seinen Vorstellungen eine Restaurierung des Grabmals mit Hilfe der DDR ermöglicht werden.

1964 überreichte der Generalkonservator der Volksrepublik Polen dem Kulturministerium der DDR überraschend das Denkmal mit einer „Schenkungsurkunde“.

Die 1967 angebrachte Sockelinschrift lautete: „Der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1964 von der Volksrepublik Polen übergeben und 1967 restauriert“.


Maria Himmelfahrt

Mariä Himmelfahrt - Plastik an der katholischen Kirche

Die Bronzeplastik an der Außenfläche der 1929 in Güstrow von Paul Korff erbauten katholischen Kirche ist ein Werk von Ludwig Nolde.


Stadtwappen aus Eisenguss

Am einstiegen Wehr am Mühlentor befand sich noch nach dessen Rückbau eine Darstellung des „alten“ Güstrower Stadtwappens aus Eisenguss. Der Entwurf aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt von dem Güstrower Fabrikanten Johann, Heinrich, Daniel Kaehler. Dass nach seinem Entwurf mindestens vier Reliefs mit großer Wahrscheinlichkeit in den 1930er Jahren im van-Tongel-Stahlwerk Güstrow gegossen wurden, wird von den Autoren vermutet. Ein Auftraggeber ist nicht bekannt.

Nach Angaben des Fördervereins Region Güstrow e. V. wurde der „Bau einer Freischleuse mit Brücke in Güstrow“ durch ein „Arbeitsbeschaffungsprogramm“ 1933-1934 ausgeführt. Hierzu wurden der Güstrower Baufirma Martens 16 Arbeitslose (Unterstützungsempfänger der Krisenfürsorge und der öffentlichen Fürsorge) zugewiesen. In der Zeit vom 01.09.1933 bis 31.03.1934 wurden die Arbeiten ausgeführt. Das Wappenbild existierte nach vorhandenen Fotos viermal an Standorten in Güstrow. Das Wappen von der Brücke befindet sich heute im Güstrower Museum. Vermutlich wurde es bei einem versuchten Diebstahl an der linken unteren Ecke beschädigt. Auf der äußeren Brückenwand zur Unterwasserseite wurde zur Zierde ein gegossenes Güstrower Stadtwappen laut Rechnung vom 25.04.1934 von der Güstrower Baufirma Martens befestigt. Weitere Standorte von gleichartigen Wappen in Güstrow sind bzw. waren außerdem,

das letzte Kaehler’sche Wohnhaus in der Domstraße, das Barlach-Atelierhaus und das kleine Wohnhaus von van Tongel in der Grabenstraße.

Eine Abformung des Kaehler’schen Originals befindet sich im Museum der Stadt Güstrow.

Das Exemplar von dem Hause van Tongel ist verloren gegangen.



Stadtwappen Eingangstür zur Kongresshalle

Stadtwappen im Oberlicht der Eingangstür zur Kongresshalle

Diese Holzarbeit wurde von dem Güstrower Bildhauer Oskar Schumann entworfen und aus Eichenholz gefertigt.

Die große Ähnlichkeit mit den gusseisernen „Wappen von Güstrow“ von Heinrich Johann Kaehler lässt vermuten, dass Oskar Schumann dessen Entwurf möglicherweise als Vorlage für seine 1935 geschaffene Holzarbeit des „Wappen von Güstrow“ im Oberlicht der mittleren Eingangstür der Kongresshalle wählte bzw. entsprechende Vorgaben von der Stadt hierfür erhielt.


Sämann und mähender Bauer

Bildhauerarbeiten von Prof. Wilhelm Wandschneider aus Plau. Beide Reliefs wurden wahrscheinlich erst nach der eigentlichen Eröffnung der Ausstellungshalle (Kongresshalle) links bzw. rechts der Bühne platziert. (MTZ v. 16.04.1935)

Die Motive dieser inzwischen leider verloren gegangenen Reliefs sind heute noch als Bronzeplastiken vor dem ehemaligen Kino in Plau zu sehen.

Während die Anfertigung der Modelle für die Reliefs im Plauer Atelier Wandschneiders, im Auftrage der Stadt Güstrow, erfolgte, wurden die handwerklichen Arbeiten aus Eichenholz vom Bildhauer Hermann Engel ausgeführt.

Zur Eröffnung der Kongresshalle wurde zunächst nur das eichene Relief eines großen Hoheitsadlers, dass oberhalb der Bühne angeordnet war, fertig. Die Anbringung der beiden hölzernen Flachreliefs aus Eichenholz erfolgte 1936. Wandschneiders "Mähender Bauer" und "Sämann" gehörten zu den wenigen bronzenen Großplastiken in Mecklenburg, die ihre von der NS-Kulturpolitik vorgesehene Funktion, ideologische Inhalte in den öffentlichen Raum zu transportieren, erfüllten.

Die beiden überlebensgroßen Bronzefiguren wurden ursprünglich im Freigelände der NS-Gauschule Schwerin aufgestellt. Heute stehen die beiden Bronzefiguren vor dem ehemaligen Kino in Plau am See.

Bei Renovierungs- und Reparaturarbeiten in der Güstrower Kongresshalle in den 1970er Jahren wurden die aus Eichenholz gefertigten 3,50 m hohen Reliefs „Sämann“ und „Mähender Bauer“ stark beschädigt und schließlich in der Heizungsanlage der Halle "entsorgt". Der mit der Handhabung der Sense vertraute Betrachter wird an der Figur des "Mähenden Bauern" eine falsche Beinstellung bemerken.


Wandbilder in der Cafeteria des heutigen Landkreishauses

Die Bilder stellen Personen aus der ländlichen Bevölkerung in historischen mecklenburgischen Trachten dar. Von ihnen werden Tätigkeiten in der Landwirtschaft ausgeführt.

Die Wandbilder wurden mit der Errichtung des Gebäudes als Sitz der nationalsozialistischen Landesbauernschaft Mecklenburgs im Jahre 1936 von dem Güstrower Architekten Adolf Kegebein auf den schmalen Wandflächen zwischen den Fenstern geschaffen. (Vgl. Katalog Bildende Kunst in Mecklenburg 1900 – 1945, S. 169, Hrg. Heidrun Lorenzen und Volker Probst im Auftrag der Hansestadt Rostock und der Ernst Barlach Stiftung Güstrow, Verlag Hinstorff, 1. Auflage 2010).

Während der Nutzung des Gebäudes als „Militär-Hospital“ durch die Sowjetarmee waren die Bilder übermalt worden. Bei Renovierungs- und Umbauarbeiten des Gebäudes zum Sitz der Kreisverwaltung wurden die Wandmalereien von dem Restaurator Fred Kluth wiederhergestellt. Teile der Wandbilder konnten erhalten werden, wobei die Beschädigungen an den oberen Teilen wohl nicht umgangen werden konnten. Oberhalb der Köpfe der Figuren wurden Träger eingezogen. Vielleicht ist eine Restaurierung bei besserer finanzieller Lage später einmal möglich.



Schmückende Details in und an Güstrower Gebäuden

Wandbild in der Turnhalle der jetzigen Fritz-Reuter-Schule Güstrow

Die Gestaltung der beiden Wände links- und rechtsseitig des bühnenähnlich ausgeführten Sportgeräteraumes der Turnhalle mit jugendstilähnlichen Motiven, ist eine Arbeit des Bildhauers und Malers Erwin Fuchs aus dem Jahre 1937. Er wurde 1908 in Stettin geboren und erhielt dort an der Kunstgewerbeschule eine Ausbildung. Von 1935 bis 1947 lebten er und seine Familie in Güstrow (Glasewitzer-Burg). Sein Atelier befand sich in der Schnoienstraße / Ecke Flethstaken. E. Fuchs entwickelte sich überwiegend autodidaktisch auf verschiedensten Gebieten der Malerei und Grafik weiter.

Die Nachkommen von Erwin Fuchs haben seinen künstlerischen Nachlass dem Museum der Stadt Güstrow, einschließlich eines Verzeichnisses der im Familienbesitz verblieben Werke des Künstlers, übergeben.

Die Darstellung auf der linken Seite zeigt fünf um einen Baum tanzende Mädchen. Auf der rechten Seite sind vier ballspielende Jungen zu sehen. Die Wandbilder sind in den Putz hinein modelliert und gemalt (Scrafitto) worden. Der unregelmäßig geformte Untergrund ist heute in einem Braunton gestaltet. Der Raum wird nicht nur als Sportraum, sondern auch für andere Schulveranstaltungen genutzt.



Jüdischer Friedhof in Güstrow

Gedenkstätte Jüdischer Friedhof in Güstrow, Neukruger Straße

Der ehemalige Judenkirchhof der israelischen Gemeinde in Güstrow wurde schon im 19. Jahrhundert benutzt.

Das Friedhofsgelände umfasste vor 1945 einen Teil der Heinrich – Borwin-Straße bis zum Suckower Graben.

Beerdigungen sollen hier noch bis Anfang der 1930er Jahre stattgefunden haben.

Die Trauerhalle wurde in der Reichskristallnacht vom 09.11. zum 10.11.1938 angesteckt und danach vollständig zerstört.



Bodenreform 1945

Gedenkstein zur Erinnerung an die Bodenreform im Kreis Güstrow, in Bredentin

Der Gedenkstein wurde 10 Jahre nach der 1945 durchgeführten Bodenreform im Jahre 1955 zur Erinnerung an dieses Ereignis errichtet und trägt die Inschrift:

10 Jahre demokratische Bodenreform 1945 – 1955 Junkerland in Bauernhand übergeben von Landrat Bernhard Quandt - Superintendenten Sibrand Siegert 16.9.1945


Gedenkstein Arbeiterjugendbewegung

Gedenkstein von 1954 für die Kämpfer der Arbeiterjugendbewegung in Mühl-Rosin, Heidberg

Die Inschrift auf dem Gedenkstein, der in der Wendezeit 1989/1990 von bisher Unbekannten zerstört wurde, trug die Inschrift:

Ruhm und Ehre den mutigen Kämpfern der deutschen Arbeiterbewegung gegen Faschismus und Krieg.

Gewidmet anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung der deutschen Arbeiterjugendbewegung Güstrow, den 10. Oktober 1954 Kreisverband der Freien Deutschen Jugend.

Der Gedenkstein markierte den Standort einer Blockhütte, die von der Sozialistischen Arbeiterjugend und vom Kommunistischen Jugendverband für Treffs genutzt wurde.

Das Blockhaus wurde 1933 von den Nationalsozialisten zerstört



Denkmal für die drei Kämpfer

gegen Imperialismus und Krieg für Sozialismus und Frieden
Walter Griesbach war ein Antifaschist und ab 1935 Mitglied der illegalen Inlandleitung der KPD.
Willi Schröder war Mitbegründer der KPD in Mecklenburg, 1944 im KZ Sachsenhausen an einer Blutvergiftung verstorben.
Johanna Beutin, mecklenburgische Widerstandkämpferin gegen Faschismus, erhängte sich 1935 in einer Gefängniszelle im Zuchthaus Bützow - Dreibergen.



Gedenktafel für Karl-Alfred Gedowsky

Gedenktafel für Karl-Alfred Gedowsky (geb. 31.01.1927, hingerichtet 26.03.1952)

Dieses Zeichen der Erinnerung an den ehemaligen Schüler der Güstrower John Brinckman Oberschule (heute Gymnasium) befindet sich seit 2003 rechts vom Eingang an der Ostseite des Gebäudes auf dem Domplatz.

Der 21-jährige Karl-Alfred Gedowsky machte 1948 an der Brinckman-Oberschule das Abitur. Er studierte Deutsch und Sport an der Rostocker Universität und legte 1950 das Lehrerexamen ab. 1951 wurde er mit fünf weiteren Studenten wegen angeblicher Spionage verhaftet und zunächst in Bautzen inhaftiert.

Als „Leiter“ der Gruppe wurde er angeklagt und in Schwerin vor einem Militärtribunal zum Tode verurteilt. Am 26.03.1952 wurde er in Moskau hingerichtet. Auf Antrag des Verbandes ehemaliger Rostocker Studenten wurde Karl-Alfred Gedowsky im Februar 2003 vom Generalstaatsanwalt in Russland rehabilitiert.


Tafel an der Kirche 1954

Walkmühlenstraße 24

Eine Holztafel an dem bescheidenen Haus Nr. 24 in der Walkmühlenstraße erklärt, dass das „Häuschen“ 1954 an dieser Stelle mit Spendenmitteln schwedischer Christen errichtet wurde.

Es diente den im westlichen Güstrow lebenden Mitgliedern der Domgemeinde als christlicher Versammlungsort.

Auf dem Giebel des Hauses war früher ein hölzernes Kreuz angebracht. Eine Glocke hat es an dieser Stelle nicht gegeben.


Glasmalerei von Erwin Fuchs

in der Landesgehörlosenschule Güstrow, Plauer Chaussee

1957 fertigte der schon durch andere Arbeiten mit Güstrow verbundene Künstler Erwin Fuchs im Schulteil des Gebäudekomplexes der heutige Landesgehörlosenschule einen Brunnen vor einer Glasmalerei an.

Der Brunnen ist nicht mehr vorhanden. Nach Auskunft der Denkmalpflege beim Landkreis Güstrow ist die Restaurierung des künstlerischen Werkes (funktionsfähiger Springbrunnen vor der Glasmalerei) des Künstlers Erwin Fuchs, im Rahmen von im Jahre 2007 laufenden Umbau- und Renovierungsarbeiten am Schulgebäude, vorgesehen. Der Teil des Schulgebäudes wurde jedoch abgerissen, die Glasmalereien sind in einem Keller des Schulgebäudes gesichert verwahrt.

Letzte Information:2022 befanden sich die ausgebauten Teile des Denkmals nach Auskunft der Schulleiterin geschützt verwahrt in einem Kellerraum des Gebäudes.



Mosaik Wandbild - Landesgehörlosenschule

Mosaik Wandbild im Eingangsbereich der Landesgehörlosenschule in Güstrow, Plauer Chaussee

Im Foyer des Hauptgebäudes befindet sich ein großes Wandbild aus Mosaiksteinchen, das von der Malerin und Grafikerin Vera Kopetz entworfen wurde. Diese Malerin und Grafikerin aus Schwerin, entwarf dieses bunte Mosaik in der Gehörlosenschule als Szene einer Schulaufnahme an (Höhe 173 cm, Breite 345 cm).

Die Herstellung des Mosaiks erfolgte 1956.

Nach neuesten Erkenntnissen aus dem Jahre 2016 durch Mosaikkünstler der Firma "Heinrich Jungebloedt Mosaiken" aus Schulzendorf bei Berlin. Diese Erkenntnis ergibt sich nach der Erforschung des Nachlasses durch Klaus Schädel aus Eichwalde bei Berlin. Dunkelrote und braune, meist quadratische Natursteinchen (Smalten) bilden den Hintergrund. Die acht Personen sind deutlich und lebensnahe dargestellt. Die Gesichter sind gut zu erkennen. Das Mosaik befindet sich in einem guten Zustand (2016). Fußboden und Wände der Halle sind mit hellbraunem Marmor ausgelegt, mit dem auch ein erhabener Rahmen das Mosaik umrandet ist.


Mosaikbilder im Ernst-Barlach-Theater

Mosaikbilder im Ernst-Barlach-Theater der Stadt Güstrow, Franz-Parr-Platz

Das Güstrower Theater wurde 1828 seiner Bestimmung übergeben.

Der Demmler-Bau hat zwei Mosaikbilder, die von der der Künstlerin Vera Kopetz entworfen wurden und von Mosaikkünstlern der Firma "Heinrich Jungebloedt Mosaiken" hergestellt wurden.

Sie befinden sich seit 1957 im Güstrower Ernst-Barlach Theater Güstrow links und rechts der Vorbühne des Theaters.

Die Figuren stellen die Kunstrichtungen „Schauspiel“ (Thalia) und „Tanz“ (Terpsychore) dar.

Oberhalb der mittleren Treppe an der Decke befindet sich eine von Vera Kopetz ausgeührte Malerei.

Die Mosaike an den vier Säulen im Foyer sind wahrscheinlich auch von der Fa. "Heinrich Jungebloedt Mosaiken " ausgeführt worden.

Die Mosaikarbeiten und die Malereien wurden während des Umbaus des Theaters zwischen 1955 und 1957 ausgeführt.



Steinerne Reliefs

zum Thema „Bildung und Kultur“ an der Fach-Hochschule für öffentliche Verwaltung, Rechtspflege und Polizei

Außerhalb des Eingangsbereiches des Kultur- und Wirtschaftsgebäudes der ehemaligen Pädagogischen Hochschule (heute Festsaal FHfÖVRP) befinden sich jeweils an der nordöstlichen – bzw. südwestlichen Seite ca. 6,90 m hohe und 2,60 m breite steinerne Backstein-Reliefs des Bildhauers Jo Jastram.

Die Arbeiten wurden durch den Künstler im Jahre 1956/1957 ausgeführt. Links des Eingangsgebäudes sind Volkstänzer und rechts Musiker dargestellt.

Die Bauarbeiten am Gebäude gerieten um 1957 wegen finanzieller Probleme ins Stocken.

Da Jo Jastram für die Vorbereitung der Arbeiten kein atelierähnlicher Raum zur Verfügung stand, diente nach der Erinnerung des Künstlers, der rohbaufertige Festsaal des Kultur –und Wirtschaftsgebäudes als Atelier.

An zwei großen im späteren Festsaal aufgestellten Gestellen formte der Künstler im Winter 1956/1957 zunächst die Reliefs, die danach in handliche und brennfähige Teile zerschnitten wurden, um sie nach dem Brennen zu dem endgültigen Kunstwerk an den beiden Außenwänden zusammenzufügen.



Tanzendes Paar

Das tanzendes Paar in der Südstadt

Die Bronzeplastik von A. Wittig wurde im ersten Güstrower Neubaugebiet der 1960-er Jahre errichtet.

Da diese Zeit voller Optimismus war, strahlten die jugendlichen Tänzer Frohsinn und Jugendfreude aus. Das junge Paar tanzt schon nahezu 50 Jahre und ist immer noch voller Schwung


Wappenfries der Handwerkerschaft

Auf dem Flur der Kongresshalle hing noch in 1950-er Jahren oberhalb der Eingangstüren zur eigentlichen Halle ein Wappenfries mit Symbolen der Handwerkerschaft.

Der ehemalige Innungsmeister des Güstrower Tischlerhandwerks, Herr Dieter Anders, erinnerte sich nach Befragung daran, dass die Innungswappen bei Renovierungsarbeiten von der Wand in der Kongresshalle entfernt wurden und anscheinend entsorgt werden sollten.

Sein Vater habe diese Wappen geborgen und in der eigenen Tischlerei aufgearbeitet. Diese wurden dann später im Saal des „Hauses des Handwerks“ aufgehängt. Dort verblieben sie bis zur Umwidmung des Restaurants zu einer griechischen Nationalitätengaststätte.

Heute hängen 20 Wappen mit Initialen der Handwerkerinnungen im Saal der Güstrower Kreishandwerkerschaft im gleichen Gebäude.



Lenin Denkmal

Lenin-Denkmal in der ehemaligen sowjetischen Garnison Primerwald

Das Denkmal wurde 1967 anlässlich des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution in Russland auf dem Gelände der sowjetischen Garnison in Güstrow – Primerwald errichtet.

Das Lenin-Denkmal wurde durch den Rat des Kreises und Betriebe der Stadt Güstrow als Geschenk übergeben.

Nach der Wende stand der Gedenkstein noch in dem einstigen Ehrenhain. Die Lenin-Büste war entfernt worden.

Das Gelände ist bis heute weiterhin für die Öffentlichkeit unzugänglich.

Das Denkmal trug damals die Inschrift:

Lenin lebte, Lenin lebt, Lenin wird leben

Friedrich Schult, Nachlassverwalter Barlachs

Ehrengrab der Stadt Güstrow für Friedrich Schult,

(genannt „Lütten Schult“) auf dem Güstrower Friedhof

Friedrich Schult verstarb am 23.06.1978. Das Grab des Freundes und Nachlassverwalters Ernst Barlachs ziert ein Barlach-Relief aus Bronze (1917), es stellt auf drei Bildern „Tod und Leben“ dar.


Gerhard-Papke-Brunnen - Mosaik

Mosaik-Brunnen von Heinrich Jungebloedt (1874 - 1976) in der FHföVPR in der Goldberge Straße

Nach einer Erweiterung des Gebäudekomplexes 1959 wurde im damaligen Pädagogischen Institut ein Pausen-Bereich errichtet, in dem der Mosaik-Brunnen einen zentralen Platz einnimmt.

Der Brunnen wurde in dem rundlichen Teil des Gebäudes nicht etwa erst später eingepasst, sondern der Brunnen ist erkennbar das architektonisch bestimmende Element des Bauwerkes zwischen dem Verwaltungsteil und den Hörsälen und Klassenräumen der pädagogischen Einrichtung gewesen und geblieben.

Der Brunnen bestimmte die Gestaltung des Bereiches, der durch die vollständige Verglasung und breiten Holzrahmen eine beeindruckende Wirkung von Sonnenlicht, Schatten und plätscherndem Wasser in dem Raum erzeugt.

Die Brunnenschale hat einen Durchmesser von ca. 300 cm und steht auf einer runden Platte, die ca. 12 cm hoch ist und einen Durchmesser von ca. 400 cm hat. Der obere Rand der Brunnenschale ist ca. 25 cm breit und wie auch die äußere Schale und die Grundplatte aus Beton.

Der als Mosaik ausgeführte innere Teil der Brunnenschale mit einem Durchmesse von ca. 250 cm ist zum größten Teil mit türkisfarbenen, unterschiedlichsten Keramikscherben (!) ausgelegt. Mehr oder wenig breite Streifen andersfarbiger, darunter auffällig auch goldfarbene, aus eckigen Materialien gefertigt, durchlaufen gerade, in einem nicht strengen Muster den Boden der Brunnenschale.

Der Brunnen, der von dem seinerzeit bekanntesten deutschen Mosaizisten Heinrich Jungebloedt aus Schulzendorf bei Berlin gestaltet wurde, enthält keine Signatur.

Unterhalb des Brunnens ist eine kleine Stele mit einem Messingschild angeordnet auf dem die Bezeichnung „Gerhard-Papke-Brunnen“ geschrieben steht. Herr Gerhard Papke hatte sich langjährig (schon zu DDR-Zeiten und auch nach der Wende) um die unter Denkmalschutz stehende größte Güstrower Liegenschaft verdient gemacht.


Archimedes - auf dem Markt

Bronzeplastik Archimedes, auf dem Markt zu Güstrow, gegenüber vom Hotel „Stadt Güstrow“

Zum 750-jährigen Stadtjubiläum 1978 wurde der Markt umgestaltet. Diese Plastik Archimedes entstand 1976 als Auftragswerk für den Universitätscampus Würzburg. 1977/78 hat der Künstler noch vier weitere nicht identische Varianten von „Archimedes“ geschaffen.

Eine davon steht seit 1978 auf dem Markt zu Güstrow an der Nordseite der Pfarrkirche Sankt Marien. Archimedes, der berühmte Gelehrte der Antike, der 212 v.u.Z. lebte, ist bekannt für seine Leistungen auf den Gebieten Astronomie, Geometrie, Arithmetik und Mechanik. Die Bronzeplastik verkörpert einen nachdenklichen Archimedes.

Zur Freude der Güstrower und ihrer Besucher wurden Ende Juni 2006 notwendige Reparaturarbeiten am Sockel ausgeführt.



Marktbrunnen

Der Brunnen war eine Arbeit des Magdeburger Metallgestalter Josef Bzdok.

Er war 3,0 m hoch und der Durchmesser des Brunnenbeckens betrug 4,5 m.

Der Brunnen war als modernes Schmuckelement im altstädtischen Ensemble, das durch die klassizistische Fassade des Rathauses geprägt wird.

Er ist 1978 zur 750-Jahrfeier Güstrows errichtet worden. Die Architektur des Brunnens sollte sich in das Stadtbild als belebendes Element einfügen. In der Ruhestellung, also ohne sprudelndes Wasser, sollte er eine stilisierte Pflanze darstellen.

Der Brunnen benötigte zum Betrieb stündlich eine Wassermenge zwischen 70-80 Kubikmeter, die aus dem Trinkwassernetz bereitgestellt wurde.

Wegen technischer Mängel wurde der Brunnen 1992 demontiert und zum Stadtbauhof in die Lange Stege verbracht, wo er noch 2007 steht.


Tierstele auf dem Markt

Tierstele auf der Nordseite des Marktes

Die 2 m hohe steinerne Stele von Lothar Rechtarcek wurde 1976 aufgestellt. Sie zeigt Tiere Europas, wie z. B. Bär und Fischotter.



Holzplastik in der Sportgaststätte

Holzplastik in der Sportgaststätte des VfL Grün Gold Güstrow

Auf diese Holzarbeit wurden wir durch eine Güstrowerin aufmerksam gemacht, die diese 1989 in dem Ausstellungsraum gesehen hatte. Nach unserer Kenntnis hatten die damals stadtbekannten Firmeninhaber Werner Bruchhäuser und Sohn Axel, das Gebäude in dem sich die Holzplastik befindet, als soziale und kulturelle Einrichtung (Kantine) für die Beschäftigten, sowie mit einem Ausstellungsraum für Polstermöbel ihres Betriebes errichtet und genutzt.

Die Nutzung der Räume konnte teilweise auch durch die Sportler der damaligen „BSG Einheit“ erfolgen.

Wir haben nach den beiden Künstlern, Leni Menge (inzwischen Schamal) und Ernst Löber, deren Namen deutlich in die Holzplastik eingearbeitet wurden, gesucht und dabei folgende Erkenntnisse gewonnen.

Leni Schamal und Ernst Löber sind Geschwister und 1938 bzw. 1935 geboren und entstammen einer Ahrenshooper Künstlerfamilie. Der Vater war Bildhauer und die Mutter Malerin. Währen sich Leni der künstlerischen Gestaltung mit Hölzern widmete, entwickelte Ernst eine Behandlungstechnik der Hölzer mit Feuer, wobei die Asche schließlich von dem angebrannten Holz abgebürstet und dieses anschließend poliert wurde. Die Idee, so eine Arbeit in seinem Möbelausstellungsraum durch die Künstler gestalten zu lassen, hatte Werner Bruchhäuser bei einem Besuch in Ahrenshoop, wo er eine Holzplastik der beiden Künstler im damaligen Reisebüro entdeckte.

Die Verbindung zwischen der Natur und dem Tischlerhandwerk wurde durch Baumscheiben, Bohlen und Teile einer Hobelbank aus dem Bruchhäuser‘schen Unternehmen von den Künstlern allegorisch dargestellt.

Ernst Löber erzählte uns, dass seine Eltern und Geschwister stets eine große Verehrung für das Werk Ernst Barlachs hegten und es für seine Schwester und ihn eine ehrenvolle Aufgabe war, die Holzarbeit für die Fa. Bruchhäuser und Sohn KG, damals in Güstrow ausführen zu dürfen.

Ernst Löber zitierte für uns Ernst Barlach
„Zur Kunst gehören zwei, einer, der sie macht, und einer der sie braucht.“ Wir bekamen bei unseren Recherchen heraus, dass die Plastik von den beiden Künstlern Leni Menge und Ernst Löber teilweise vor Ort hergestellt wurde.

Gedenkstein für Willi Schröder

Gedenkstein für Willi Schröder auf dem Nachtigallenberg

Der Gedenkstein am Weg zwischen Gymnasium und Hansenstraße erinnert an Willi Schröder, einen Antifaschisten,

der am 09.02.1897 in Schorrentin bei Neukalen geboren wurde und am 27.10.1944 im Konzentrationslager Sachsenhausen starb.

Der Sohn eines Land- und Hafenarbeiters besuchte die Schule in Rostock, als Soldat des I. Weltkrieges verwundet; beteiligte sich an der Novemberrevolution 1918;

Mitglied der USPD; wurde um 1924 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt; baute nach seiner Entlassung in Mecklenburg den Rotfrontkämpferbund auf; als Mitglied der KPD 1929 - 1933 im Kampf gegen den erstarkenden Hitlerfaschismus;

1929 und 1932 Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Schwerin; war einer der Vorsitzenden des sechsten Landtages; von 1927 - 1933 im Rostocker Stadtparlament.

Er war mit führend bei der Organisation des Widerstandes gegen die Nazidiktatur; 1933 verhaftet und 1935 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt; nach Haft in Bützow-Dreibergen ab 1937 bis zu seinem Tod im KZ Sachsenhausen.

Der FDJ Grundorganisation der EOS „John Brinckman“ wurde 1969 der Name „Willi Schröder“ verliehen.


Unsere Studien zu Denkmalen führten uns zu der Erkenntnis, dass derselbe Stein

ursprünglich die Inschrift Ernst Lintz 1868 – 1909 trug. Der Stein wurde zunächst anlässlich des Todes von Ernst Lintz, der damit als verdienstvolles Mitglied der Güstrower Schützenzunft geehrt wurde, vor der Südseite des damaligen Schützenhauses aufgestellt.

Die Jahresdaten benannten, nach Informationen des Urenkels des Geehrten, Herrn Christian Lintz aus Celle, den Zeitraum der Zugehörigkeit des Hof- Maurermeisters zur Güstrower Schützenzunft von 1441.

Ernst Lintz war auch Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Güstrow und Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes sowie Bruder der Güstrower Freimaurer-Loge „Phoebus Apollo“. Diese Bruderschaft bestellte 1880 einen Bechstein-Flügel für das Logenhaus, der 1884 ausgeliefert wurde und 120 Jahre im gleichen Raum stand.

In dem Zeitraum von 2004 bis 2005 ermöglichte sein Urenkel, Christian Lintz aus Celle, die Reparatur des Flügels durch das Piano-Haus Kunze aus Alt Meteln.

Wir konnten durch Befragung eines Anwohners erfahren, dass der Stein nach dessen Erinnerung zuletzt ohne Sockel unbeachtet in der Nähe seines Gartengrundstückes am östlichen Rand des damaligen Schützenplatzes lag.

Dorthin war er nach unserer Erkenntnis nach vorherigen achtlosen Umsetzungen von der GST geräumt worden. Von dort war der Stein im Sommer 1978 von Mitgliedern der Patenbrigade aus der Schlosserei im Düngerstreuerbau des VEB Landmaschinenbaus, im Rahmen der Patenschaftsarbeit mit einer 10. Klasse (10N1 oder 10S) der Oberschule, zum Nachtigallenberg in die Nähe des jetzigen Spielplatzes, transportiert worden.

Die Patenklasse hatte die Jahresaufgabe, eine Ehrung für Willi Schröder, dessen Namen die FDJ-Grundorganisation der EOS seit 1969 trug, mit der Errichtung eines Gedenksteins vor der Schule zum 25-jährigen Bestehen der Schule vorzubereiten.

Am 01.07.1978 wurde der Gedenkstein im Rahmen der Festwoche zum 750. Stadt- und zum 25. Schuljubiläum vor der Schule eingeweiht. Die Festrede hielt Dr. Klaus Sorgenicht, der nach dem Krieg der erste Bürgermeister Güstrows war. 1978 war Dr. Sorgenicht Mitglied des Staatsrates und Leiter der Abteilung Staats- und Rechtsfragen des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).

Der Stein könnte zunächst für einen Findling gehalten worden sein, weil die alte Widmung auf dem sicherlich stark verschmutzten Stein erst nach dessen gründlicher Reinigung bemerkt, ignoriert und entfernt wurde. Diese Vorgehensweise widerspricht den Grundsätzen im Umgang mit Zeugnissen der Zeitgeschichte.

Vorschlag: Für Ernst Lintz sollten Schützenverein und Freiwillige Feuerwehr wieder eine Gedenktafel am Schützenhaus oder an dem ehemaligen Spritzenhaus errichten.



Gedenkstein Artur Becker

Der Gedenkstein für Artur Becker stand zunächst rechts unter der Platane, neben der einstmaligen Artur-Becker-Schule in der Hafenstraße. Dann wurde er vor das Schulgebäude der Grundschule am Hasenberge in die Hamburger Straße versetzt, weil diese Schule bis zur Wende den Namen Artur- Becker-Schule führte.

Die Inschrift auf dem Gedenkstein wurde einst von Güstrower Steinmetzen des VEB Stadtwirtschaft eingemeißelt und ist inzwischen mutwillig beschädigt worden und dadurch nahezu unleserlich.

Der Stein ist in dieser Form kein Gedenkstein mehr. Warum wird das Andenken an Artur Becker nicht aufrechterhalten?


Zur Erinnerung

Artur Becker (* 12. Mai 1905 in Remscheid; † 16. Mai 1938 in Burgos, Spanien) war ein Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD), Spanienkämpfer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Er trat als Jugendlicher 1919 der Freien Sozialistischen Jugend, 1920 dem Kommunistischen Jugendverband und 1922 der Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) bei. In der Zeit der Besetzung des Ruhrgebietes war er am aktiven Widerstand beteiligt.

Seit 1926 war er als Politiker tätig, zunächst als Leiter der kommunistischen Jugend am Niederrhein (1926 bis 1928), ab 1928 als Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Jugendinternationale, vom September 1930 bis 31. März 1933 als (jüngstes) Mitglied des Deutschen Reichstages (für den Wahlkreis Düsseldorf-West) und 1931 bis 1932 als Vorsitzender des Zentralkomitees des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands. Mit der Verfolgung der politischen Gegner durch die Nationalsozialisten war er 1933 zur Emigration gezwungen. Er floh nach Moskau.

Später organisierte er den Kampf für die Spanische Republik. Ab August 1937 nahm er an den bewaffneten Kämpfen teil, ab Frühjahr 1938 als Politkommissar des Thälmann-Bataillons der Internationalen Brigaden.

Am 1. April 1938 geriet er verwundet in Gefangenschaft der Franco-Truppen. Nach mehrwöchigen Verhören wurde er am 16. Mai 1938 im Zuchthaus Burgos erschossen. Wahrscheinlich war er von den eigenen Leuten denunziert worden.

(vgl. Walter Janka „Spuren eines Lebens“. 170 ff.)

Nach dem Ende des Nationalsozialismus erfuhr Artur Becker in der DDR umfassende Ehrungen. Nach ihm wurden Straßen und Schulen benannt. Die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend verlieh seit 1960 die Artur-Becker-Medaille in Gold, Silber und Bronze für hervorragende Leistungen im sozialistischen Jugendverband.

Nach dem Ende der DDR wurden nach Artur Becker benannte Objekte und Straßen weitgehend umbenannt. (Quelle Wikipedia)

Tafel für Dr. Georg Benjamin

Gedenkstein für Dr. Georg Benjamin vor der ehemaligen Medizinischen Fachschule in der Gustav-Adolf-Straße

Die Medizinische Fachschule am Güstrower Krankenhaus erhielt am 12.09.1979 den Namen „Dr. Georg Benjamin“.

Nach einem zunächst begonnenen Mathematikstudium wurde er Soldat des 1. Weltkrieges. 1918 setzte er sein Studium als Medizinstudent fort und trat 1920 der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei.

1923 Promotion zum Doktor der Medizin. Der kommunistische deutsche Arzt jüdischer Herkunft war bis 1931 Schul- und Säuglinsfürsorgearzt und Kommunalpolitiker der KPD in Berlin. Nach mehreren Verhaftungen und Zuchthausaufenthalt wurde er am 26.08.1944 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Die Gedenktafel wurde nach der Wende von Unbekannten „entsorgt“.

Hain mit Gedenkstein

Thälmann-Dimitroff-Hain, Südstadt III. Bauabschnitt

Dieser Hain und die beiden benachbarten Schulen, die einmal die Namen Ernst Thälmanns und Georgi Dimitroffs trugen, waren dem Andenken an diese beiden Arbeiterführer gewidmet.

Das Denkmal blieb erhalten, während die beiden Schulen zu einer Schule vereinigt wurden, die nun die Bezeichnung 5. Regionalschule trägt.

Die beiden früheren Namengeber waren Antifaschisten und vertraten die Interessen der Arbeiterklasse. Thälmann war Kriegsgegner und wurde 1919 zum ersten Vorsitzenden der USPD in Hamburg gewählt. Von 1919 bis 1933 ist er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. 1921 wird er in den Vorstand der Kommunistischen Partei in Hamburg gewählt. Von 1924 bis 1933 ist Thälmann Mitglied des Reichstages. Von 1925 bis 1933 ist Thälmann Vorsitzender der KPD. 1933 wird er verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Von 1933 bis 1937 sitzt er im Gefängnis Moabit ein. Obwohl der Prozess gegen Thälmann eingestellt wurde, wird er weiter bis 1944 in verschiedenen Gefängnissen in Schutzhaft festgehalten. 1944 werden auch seine Tochter und seine Frau verhaftet und in das KZ Ravensbrück eingewiesen.

Am 18. August 1944 wird Ernst Thälmann in der Nacht in Buchenwald erschossen. Seine Leiche wird sofort im Krematorium verbrannt. Wenige Wochen später behauptet die nationalsozialistische Propaganda, Thälmann wäre bei einem Bombenangriff am 24. August ums Leben gekommen.

1958 wurde in der DDR die Jugendorganisation "Junge Pioniere" für Kinder gegründet und erhielt zur Ehrung seines Vermächtnisses den Namen Pionierorganisation Ernst Thälmann. Am 27. Februar 1933 stand das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen. Die Nazis behaupteten sofort, die Kommunisten hätten den Brand als Signal für den „Kommunistischen Aufstand“ gelegt. Noch in derselben Nacht verhafteten die Nazis nach vorbereiteten Listen zehntausende aufrechte Demokraten, Antifaschisten, Sozialdemokraten und Kommunisten.

Am 9. März 1933 verhafteten sie auch Dimitroff unter dem Vorwand, er sei an der Brandstiftung beteiligt gewesen. „Im Namen des Volkes“ hatten die Nazis Dimitroff gefesselt und vors Gericht gezerrt. Nach monatelangem Prozess mussten die Nazis Dimitroff, unter dem Druck stürmischer Demonstrationen auf der ganzen Welt, freilassen. Die Schlussrede Dimitroffs im Prozess war nicht nur eine Anklagerede gegen die Nazis, sie war auch ein leidenschaftlicher Aufruf zum Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen Faschismus und Krieg.

1946 wurde Dimitroff zum Ministerpräsidenten der Volksrepublik Bulgarien gewählt. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod, am 2. Juli 1949, aus. Die Namen der beiden Schulen wurden nach der Wende geändert. Der Hain mit einem Gedenkstein blieb erhalten.



Gedenktafeln am Gasthaus in Bölkow

Gedenktafeln am Gasthaus in Bölkow und in der Bülower Str. in Güstrow

Die Tafel erinnerte von 1987 bis zur Wende an die Durchführung des 1. Lehrgangs der Bezirksleitung Mecklenburg, der Kommunistischen Partei Deutschlands, vom 07. bis 13.08.1927.

Teilnehmer oder Lehrer des Lehrgangs waren u. a. Bernhard Quandt, Ernst Bruhns, Willi Schröder, Hermann Schult, Else Warczycek, Gustav Sobottka, Hermann Duncker, Heinrich Rau, Ernst Goldenbaum. Nach der Wende wurde diese Tafel entfernt.


Den Opfern der Gewalt 1949 – 1989

Gedenkstein „Den Opfern der Gewalt 1949 – 1989“, in der Neukruger Str.

Am 21.12.1984 wurden die beiden Güstrower Bürger

U. Siatkowski, geb. 02.09.1954, gest. 22.12.1984

und

W. D. Runge, geb. 24.08.1954, gest. 24.12.1984

durch einen Offizier der Staatssicherheit (Wachmann Funk) angeschossen und verstarben an diesen Schussverletzungen.

Ihnen und anderen Opfern zur Erinnerung wurde am 21.12.1989 dieser Gedenkstein unter großer Anteilnahme der Güstrower Bevölkerung errichtet.

Ein Ermittlungsverfahren gegen den Verantwortlichen wurde aus Mangel an Tatverdacht durch die DDR-Behörden eingestellt.

1996 verurteilt das Landgericht Berlin die ehemaligen DDR-Militärstaatsanwälte „Im Namen des Volkes“ zu Bewährungsstrafen von 6 bzw. 18 Monaten Haft.



Linde zur Einheit 1990

Linde auf dem Franz-Parr-Platz

Zur Erinnerung an das Ereignis der deutschen Einheit am 03.10.1990 wurde diese Linde von Bürgermeister Lothar Fila aus Güstrow und seinem Amtskollegen Oberbürgermeister Manfred Scherrer aus der Partnerstadt Neuwied gepflanzt.

Zwischen Neuwied und Güstrow bestand seit dem 01.03.1989 eine deutsch- deutsche Städtepartnerschaft, deren Fortführung nach der Vereinigung mit einem Nachvertrag vom 09.05.1992 durch die Bürgermeister Fila und Scherrer im Namen ihrer Städte bestätigt wurde.

An dem Ort der Erinnerung befindet sich kein Hinweis auf die symbolische Pflanzung „des Baumes der deutschen Einheit und Partnerschaft zwischen Neuwied und Güstrow“ (siehe chronologische Dokumentation 10 Jahre Städtepartnerschaft Güstrow–Neuwied)


Barlach-Stele, Diestelberg

Zum Andenken an den bekannten Bildhauer Ernst Barlach schuf der Bildhauerkollege Klaus Freytag eine Stele

für den Bereich des Wohngebietes Distelberg, die 1996 an der Einmündung der Ahornpromenade in die Niklotstraße aufgestellt wurde.

“Wahrhaftiges, gehauen aus sprödem Sandstein“, titelte die Schweriner Volkszeitung vom 01.02.1996 dieses Ereignis.

Klaus Freytag wurde 1951 in Gräfenthal/Thüringen geboren und erlernte von 1968 bis 1972 in Meißen den Beruf des Porzellanmodelleurs. Es folgte ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Fach Plastik. Seit 1977 in Dresden freischaffend tätig, ab 1980 „Mecklenburger“.

(Der Zustand des Platzes an dem dies "Denkmal" steht und das "Denkmal" selbst, haben m. E. in keiner Weise eine Würdigung Barlachs dargestellt.)


Anmerkungen von Dieter Kölpien (Frühjahr 2019)

Als gebürtiger Güstrower möchte ich mich an dieser Stelle auch zu der öffentlichen Diskussion einer Umgestaltung des Marktes unter Einbeziehung einer Barlach-Skulptur äußern. Wir haben in der Barlachstadt Güstrow zwei museale Einrichtungen und das Ernst-Barlach-Theater und seinen "Schwebenden" im Dom, diese Stätten würdigen in hervorragender Weise das Andenken an den Künstler Ernst Barlach. Diese historisch gewachsenen Einrichtungen werden durch die Barlach-Stiftung, den Landkreis und die Kirche mit höchstem Sachverstand durch qualifizierte Mitarbeiter geführt. Aus meiner Sicht verbietet sich eine Nachbildung einer Barlach-Skulptur durch einen Bildkünstler in Güstrow. Barlach kann auf diese Weise nicht geehrt werden und hätte einer Entscheidung in dieser Form widersprochen. Diese ablehnende Haltung hat sich bei mir durch eine intensive Beschäftigung mit Barlachs Leben in Güstrow herausgebildet.

Zur Erinnerung

Barlach lebte ab 1910 gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Sohn zurückgezogen in Güstrow. Der Künstler kümmerte sich um seine Kunstwerke und mied die Öffentlichkeit. Das Verhältnis zu den Güstrowern war distanziert. Dennoch war er der Stadtverwaltung gegenüber in irgendeiner Weise dankbar und schenkte der Stadt die Kleinplastik “Dorfgeiger“, die Bernhard A. Böhmer am 30.07.1931 an den damaligen Bürgermeister Dr. Heydemann überreichte. Heydemann bedankte sich schriftlich für das selbstlose Geschenk. Es fand einen repräsentativen Platz im Rathaus.

Der Rat der Stadt Güstrow hatte zuvor 1930(!) den Beschluss gefasst, den Birkenweg am Inselsee-Kanal als Ernst-Barlach-Weg zu benennen.

Für die beabsichtigte Ehrung bedankte sich Barlach in einem Brief, lehnte sie jedoch dauerhaft ab. Der spätere NS-Bürgermeister Lemm ließ das Barlach-Geschenk „Dorfgeiger“ für wenig Geld verschachern und buchte den Erlös zugunsten der als Ahnenhalle umgestalteten Gertruden-Kapelle. Nach dem Kriege setzte sich die Stadt über Barlachs Willen hinweg. Der Weg wurde zum Barlach-Weg umgewidmet.

Die Universität Rostock bot Barlach die Ehrendoktorwürde an, er bedankte sich und schlug diese aus. Ich wage zu behaupten, dass der bescheidene Barlach es auch abgelehnt hätte, Ehrenbürger der Stadt Güstrow zu werden und auch einer Namensgebung Barlachstadt Güstrow nicht zugestimmt hätte. Dieser Künstler war nicht eitel und wünschte sich in aller Bescheidenheit kreativ arbeiten zu können. Seine ablehnenden Reaktionen auf zuvor beabsichtigte öffentliche Ehrungen lassen diesen Schluss zu. Barlach wollte in Ruhe und Zurückgezogenheit in Güstrow leben und arbeiten, dass sollte dauerhaft respektiert werden.

Der Bürgermeister und die Barlach-Stiftung sollten reges Interesse daran zeigen, mit dem derzeitigen Eigentümer des „Dorfgeigers“ in Verbindung zu treten, um einen Rückkauf zu versuchen. Der „Dorfgeiger“ (ggf. auch eine Abformung) könnte dann wieder an seinem alten Platz im Rathaus aufgestellt werden.

Dieses wäre mit Sicherheit nicht nur eine bedeutende historische Geste gegenüber Barlach, sondern auch eine von Barlach geschätzte Ehrung.



Städtepartnerschaft Güstrow Kronshagen

Stein zur Erinnerung an die Städtepartnerschaft Güstrow Kronshagen, errichtet 23.06.2007 im Rosengarten

Seit dem 23.06.2007 soll der Gedenkstein im Rosengarten (in der Nähe der Fußgängerampelanlage) an die seit 15 Jahren bestehende lebendige Städtepartnerschaft zwischen Kronshagen (Schleswig-Holstein) und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) erinnern.

Als der Partnerschaftsvertrag 1992 unterschrieben wurde, steckten sich die Beteiligten das Ziel, dass sich die Menschen in Ost und West näherkommen sollten. Heute bestehen vielfältige Beziehungen zwischen Kirchen und Vereinen beider Städte.


Skulptur hinter dem Bürgerhaus

Skulptur im Park hinter dem Bürgerhaus

Der Künstler Peter Lewandowski lebt in der Nähe von Güstrow.

Die Travertinskulptur (Mutter mit Kind?) wurde 1999 im Park des Güstrower Bürgerhauses errichtet.

„Die Konfrontation zwischen belebter und unbelebter Natur, wie sie sich im bildhauerischen Akt offenbart, die Metamorphose des Steines in Figur und umgekehrt, ist eines der großen Themen des Bildhauers Lewandowski. Zunehmende Abstraktion steigert die Universalität der Aussage und die Entdeckung des Winkelschleifers als Arbeitsinstrument - wodurch die Arbeit für Künstler und Stein gefährlicher und brisanter wird - führt zu ihrer Radikalisierung.“

(aus: „Die Steine“ von Regina Erbentraut)

3 Figuren vor dem Museum

Figuren vor dem Museum, Güstrow, Franz-Parr-Platz

Diese 3 Figuren aus Sandstein sind 1993 als Auftragswerk von Erika Wolf für die Güstrower Nordstadt entstanden.

Eine Aufstellung erfolgte erst 2000 am heutigen Standort.

Eines Morgens lagen sie umgestürzt auf dem Boden. Weshalb dieses geistlose absichtliche Zerstörungswerk?


Der Stier von Güstrow

Der Stier von Güstrow, Kreisverkehr Güstrow-Bauhof

Diese Bronzeskulptur von Michael Mohns, „Stier zu Güstrow“, wurde mit der Einrichtung des Kreisverkehrs in Güstrow-Bauhof im Frühjahr 2000 aufgestellt.

Der 1955 in Berlin geborene Bildhauer Michael Mohns erhielt seine künstlerische Ausbildung von 1981 bis 1984 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ist seitdem als Bildhauer tätig.

Er lebt in Tarnow bei Bützow und ist zurzeit Vorsitzender des Künstlerverbandes Mecklenburg und Vorpommern e. V. im BBK.

Die Skulptur wurde von den an der Entwicklung und Bebauung des Wohngebietes am südwestlichen Teil Güstrows beteiligten Firmen als Auftragswerk (50.000 DM) gestiftet.

Stifter-Firmen: CKS Wohnungs- und Gewerbebau GmbH, Güstrower Baugesellschaft mbH, Strüwing – Bau- und Immobilien GmbH, Ingenieurbüro KULTA GmbH, Jahnke und Schuller GmbH, Deutsche Bau- und Grundstücks-AG.)

Der Stier wurde schon mehrfach von Kunstrowdies mit Farbe beschmiert.



Würfel aus Beton – Verkehrsinsel

Auf Stahlstützen ruhender Würfel aus Beton, Verkehrsinsel Südstadt

Entwurf von dem Schüler Henry Bernardt -Schülerwettbewerb 2002/2003-.



Denkmal für die Totgeborenen

Seit einiger Zeit befindet sich auf dem Friedhof eine Grabstätte, auf der tote Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm bestattet werden können.

Derartige Grabanlagen, die als Schmetterlingsgräber bezeichnet werden, sind ein noch recht neuer Teil der Begräbniskultur. Die Sensibilität für dieses Thema ist gerade erst erwacht. Von den Schmetterlingen wurde der Name für diese Grabstellen entlehnt, weil die zarten Falter in vielem an früh gestorbene Kinder erinnern. Schmetterlinge sind Inbegriff für Anmut und Schönheit und vermitteln Lebensfreude. So schön sie sind, so schnell sind sie auch wieder davon.

Zu spät haben oft die Eltern nach einer Früh- oder Fehlgeburt daran gedacht: Was passiert mit meinem Kind? Wo ist es? Die Grünfläche mit der Stele in der Mitte können nun die Eltern als Gedenkort nutzen. Im Jahre 2004 wurde die Grabstätte eingerichtet und geweiht.

Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Günter Kaden aus Wendischhagen in Mecklenburg geschaffen. Kaden wurde 1941 in Leipzig geboren, erlernte den Beruf des Steinmetzers und arbeitete zunächst bei einem Bildhauermeister. Nach Abitur und Studium an der Kunsthochschule Giebichenstein Halle/Saale bei den Professoren G. Lichtenfeld und W. Sitte absolvierte er 1972 als Diplom-Bildhauer. Von 1972 bis 1975 war er künstlerischer Leiter der Restaurierungsarbeiten an der gotischen St-Moritz-Kirche in Halle/Saale. Seit 1973 arbeitete Kaden in Projektgruppen für architekturbezogene Kunst.

Seit 1979 lebt er in Wendischhagen und arbeitet freiberuflich als Bildhauer. Der Künstler erläuterte uns seine Skulptur persönlich: “Der Verlust eines geliebten Menschen ist immer schmerzlich. Wenn aber ein Kind, noch bevor es das Licht der Welt erblickt hat, stirbt, ist die Trauer umso größer. Ich versuche mit meinem Kunstwerk den schützenden Raum des ungeborenen Lebens darzustellen. Die Form des hellgrünen Steines könnte die Bewegung von Händen darstellen oder den weiblichen Uterus symbolisieren.

Das Labyrinth ist seit Jahrtausenden ein christliches Symbol für den Wandel, für Werden und Vergehen. Berühmt ist z. B. das Labyrinth als Fußbodenmosaik in der Kathedrale von Chartres. Die hellen lichten Farben stehen für die Unschuld des Kindes und das Labyrinth für das Werden und Vergehen des Lebens und für die Unverletzlichkeit und Unsterblichkeit der Seele. Diese Gewissheit könnte Trauernden Trost spenden und neue Hoffnung geben.“ (Günter Kaden)


Affengruppe

Affengruppe, Südstadt III. Bauabschnitt

Die Betonplastik „Die Affen“ wurde von dem Künstler H. Stierling geschaffen.

Die Plastik fand in erster Linie das Interesse der Kinder und diente als Spielgerät.

Diese Plastik gibt es in mehreren Städten - z. B. auch in den Erfurter Parkanlagen.



Synagoge im Krönchenhagen

Erinnerung an die Zerstörung der jüdischen Synagoge im Krönchenhagen

Seit dem 18.08.2006 erinnert eine Inschrift im Gehweg der Straße „Krönchenhagen“ an den Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge in Güstrow.

Das jüdische Versammlungs- und Gotteshaus für Gebet, Schriftstudium und Unterweisung der Gemeindemitglieder war am 28.08.1829 eingeweiht worden.

Historisch gibt es diese Versammlungsräume, der Tradition nach, seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und der dann folgenden Babylonischen Gefangenschaft des jüdischen Volkes 586 - 539 vor Christi. Synagogen dienen nicht nur zum jüdischen Gottesdienst, sondern auch für Gemeindeveranstaltungen, Erwachsenenbildung und als Hebräischschulen für schulpflichtige Kinder. (Wikipedia).


Am 24.04.1938 gehörten der jüdischen mecklenburgischen Landesgemeinde 44 Güstrower Juden an. Die Synagoge wurde in der Nacht vom 09. zum 10.11.1938 in Brand gesetzt und staatlich gebilligt abgebrannt und zerstört. Die Feuerwehr schützte die angrenzenden Gebäude, deren Einwohner vor der Brandstiftung an der Synagoge gewarnt und zum Schutz ihrer Häuser aufgefordert wurden.

Die Synagoge selbst wurde nicht gelöscht. Gleichzeitig gab es Brandstiftungen an der Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof und an einem jüdischen Geschäftshaus in der Baustraße.

Standorte früherer jüdischer Synagogen waren auf dem heutigen Klosterhof (1300) und Ecke Baustraße/Armesünderstraße (1766) (Nähe ehemaliger Stadtbauhof)

Am 10.07.42 wurden die letzten Juden aus Güstrow in Vernichtungslager abtransportiert.

Am 27.01.1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit.

Seit dem 27.01.2003 wird in Deutschland nach einer Erklärung des Bundespräsidenten Herzog an die Opfer des Nationalsozialismus mit einem „Tag des Gedenkens“ erinnert.



Ginkgo - Lebenshilfe e. V.

Ginkgo auf dem Gelände der Lebenshilfe e. V. in der Güstrower Nordstadt

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens freundschaftlicher Beziehungen zwischen den evangelischen Kirchgemeinden der Laudategemeinde Garching bei München und der Pfarrgemeinde Güstrow, Pfarre Gerd-Oemke-Haus, in Güstrow Dettmannsdorf, wurde der Güstrower Gemeinde ein Ginkgo geschenkt,

der am 14.10.2006 auf dem Gelände der Lebenshilfe e. V. gemeinsam von Galchinger und Güstrower Gemeindeangehörigen gepflanzt wurde.

Die Stadt Garching bei München mit den Stadtteilen Dirnismaning, Hochbrück und Forschungsinstitute, liegt im Norden des Landkreises München und gehört zum Regierungsbezirk Oberbayern. Das Stadtgebiet grenzt im Süden an die Landeshauptstadt München, im Westen an die Gemeinde Oberschleißheim, im Norden an die Gemeinde Eching(Landkreis Freising) und im Osten an die Gemeinde Ismaning.

Der Baum stammt ursprünglich aus Ostasien, wo er auch wegen seiner Samen oder als Tempelbaum kultiviert wird. Er wurde von holländischen Seefahrern aus Japan nach Europa gebracht und wird hier seit 1730 n. Chr. als Zierbaum gepflanzt. Sanftheit, Weichheit, Harmonie, Langlebigkeit, Widerstandfähigkeit, Anpassungsfähigkeit führten zu seiner inzwischen weltweiten Beliebtheit.

Zur modernen Mythenbildung hat auch wesentlich die Geschichte des Tempelbaumes in Hiroshima beigetragen, der bei der Atombombenexplosion in Flammen aufging, aber im selben Jahr wieder austrieb und weiterlebte.


Stele für Uwe Johnson

Stele für den Schriftsteller Uwe Johnson auf dem Domplatz

Am 20.07.2007 wurde die Stele des Schriftstellers Uwe Johnson (* 20.07.1934 in Cammin, Pommern; † vermutlich in der Nacht vom 23. zum 24.02.1984 in Sheerness on Sea, auf der Themse-Insel Sheppey, in Kent, England.

Johnson besuchte von 1948 bis 1952 die Oberschule in Güstrow und legte hier die Abiturprüfung ab. Es folgte ein Germanistikstudium in Rostock und Leipzig.

Seine bekanntesten Werke sind “Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“, „Mutmaßungen über Jakob“ und das 4-bändige Hauptwerk „Jahrestage“.

Die Stele wurde anlässlich seines 73. Geburtstages von dem Bürgermeister Arne Schuldt und dem Vorsitzenden des Kunst- und Altertumsvereins, Prof. Jan Harff, in Anwesenheit des Schöpfers des Denkmals, Wieland Förster, zahlreicher Güstrower Bürger und Prominenter aus Kultur und Politik, enthüllt.



Neue Kunstwerke in Güstrow

Bildhauer-Symposium 2009, neue Kunstwerke in Güstrow sind entstanden

Unter dem Motto „Wasser“ arbeiteten im Juni 2009 sechs durch eine Jury ausgewählte Künstler auf dem Gertrudenfriedhof an unterschiedlichsten Kunstwerken, die nun in Abstimmung zwischen Künstlern und Stadtvertretern im öffentlichen Raum unserer Stadt als Dauerleihgaben Aufstellungsorte fanden.

Die Veranstaltung kam durch das Zusammenwirken von Kunst- und Altertumsverein Güstrow e. V. und Ernst Barlachstiftung unter Einbeziehung des Kinder-Jugend-Kunsthauses Güstrow e. V. zustande.


Hageböcker Mauer

Roland von Armin Rieder an der Stadtmauer in der Nähe der Hagböcker Straße

Auf die Existenz dieses Denkmals von Armin Rieder in der engen Straße Hageböcker Mauer, ist mir erst im Jahre 2021 durch einen Beitrag im Güstrower Jahrbuch 2022 bekannt geworden.

Denkmale für die Opfer der Kriege

Befreiungskrieg gegen Napoleon 1813 - 1815

Errichtet nach einem Entwurf des Schweriner Oberhofbaurates Hermann Willebrand, dem auch die Bauleitung übertragen wurde. Die Reliefs und weiblichen Allegorien wurden von dem aus Güstrow stammenden Carl Georg Ludwig Wiese geschaffen.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 27.03.1863 und die Enthüllung des Denkmals am 12.07.1865.

Die an den vier Ecken des Sockels dargestellten gusseiserne Figuren (Allegorien) verkörpern Frieden, Krieg, Sieg und Trauer. Die Platten und Figuren sind Kupferreliefs.

Die Inschrift:

“Nach fünfzig Jahren das dankbare Vaterland.“
„Den Kämpfern Mecklenburgs aus den Jahren 1813-1815.“

Oben sind Porträts Friedrich Franz I. u. II. angebracht. Auf der Spitze steht eine Kanone. Das Denkmal ist 15 m hoch und die Säule aus Gusseisen war seinerzeit die zweithöchste in Deutschland.

Eine Beteiligung seines aus Neustrelitz stammenden Fachkollegen Albert Wolff (14.11.1814 - 20.07.1892), wurde in Hofrats Willebrands Aufzeichnungen nicht erwähnt, sie wird durch dessen Nachkommen, Prof. Dr. Hermann Willebrand, ausgeschlossen. (Quelle: Mecklenburg - Zeitschrift für Mecklenburg-Vorpommern 48.Jahrg. Nr. 5 und 6 2006 -Aufsatz von Prof. Dr. Hermann Willebrand- „Güstrow-Ausgangspunkt der nationalen Erhebung in Mecklenburg“)
Bis 2006 wurde immer der Bildhauer Albert Wolff (1814-1892) als der Planer des Denkmals genannt. Von ihm stammen das Bronzerelief mit dem Einzug der siegreichen Truppen 1871, am Sockel der Siegessäule in Berlin. In Ludwigslust steht eine von ihm gefertigte Statue des Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, für Hannover schuf er das eiserne Reiterstandbild des Königs Ernst August, das 1861 vor dem Bahnhof errichtet wurde.

Wegen akuter Einsturzgefahr wurde eine Restaurierung im April 1987 begonnen und am 08.10.1994 abgeschlossen.

Sieben Jahre war das seinerzeit zweitgrößte Eisengussdenkmal Deutschlands nicht an dem Platz zu sehen, an dem es 1865 durch eine Initiative Güstrower Bürger und durch eine Geldsammlung unter Teilnehmern der Befreiungskriege und deren Angehörigen in Vorbereitung auf das 50-jährige Jubiläum errichtet und eingeweiht wurde.

Die jahrelange, geduldige, fachgerechte Arbeit konnten die beiden Restauratoren, der Berliner Wolfgang Gummelt und Wolfgang Ziesemer von der Güstrower Denkmalpflege GmbH, erfolgreich mit dem Erhalt dieses bedeutenden Denkmals mecklenburgischer Geschichte vollenden.

Über die Kompliziertheit der Arbeiten wurde Anfang Oktober 1994 von Herrn Christian Menzel in einem Artikel in der SVZ sehr ausführlich berichtet.


Deutsch-Französischern Krieg 1870-1871

Denkmal 1870-1871, gefallenen Güstrower Bürger, an drei Standorten am Wall
1. Denkmal

Auf der Wallanlage (auf dem heutigen Schulhof des Gymnasiums) wurde eine Eiche zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg gepflanzt. Ein davor gesetzter Gedenkstein trägt die Inschrift „Siegeseiche 1871“. Es ist das zuerst errichtete Güstrower Denkmal zur Erinnerung an den Krieg zwischen Deutschen und Franzosen, in dem 40080 Deutsche und 80000 Franzosen den Tod fanden.

2. Denkmal

Nach einem Entwurf von Oberbaurat Daniel errichtete der Bildhauers Alexander Calandrelli dieses Denkmal mit der „Germania“. Es wurde 02.09.1876 enthüllt. Calandrelli war auch am Relieffries des „Roten Rathauses“ und an den Bronzereliefs der Siegessäule in Berlin beteilig. Die Herstellung der Fliesen erfolgte in der Tonwarenfabrik Ernst March in Berlin-Charlottenburg.

Das Denkmal musste 1910 wegen Baufälligkeit abgetragen werden.

Im Güstrower Volksmund wurde das Denkmal „Kachelofen“ genannt.

3. Denkmal

Auf dem Wall wurde noch 1910 ein neues Denkmal errichtet.

Der Entwurf für das letzte Denkmal stammt von dem Plauer Bildhauer Prof. Wilhelm Wandschneider. Die Herstellung der Bronzeskulptur „Kniender Krieger“ erfolgte in einer Gießerei in Lauchhammer.

Am 02.09.1910 enthüllt, stellte das Denkmal einen Ersatz für das zuvor baufällig gewordene Denkmal („Germania“) für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges dar.

Von 1945 bis 1990 blieb das Denkmal auf dem Gelände des sowjetischen Militär-Hospitals für die Blicke der Güstrower und deren Besucher verborgen. Das Denkmal war 45 Jahre hinter einer „Mauer“ versteckt und ist zum Glück unbeschädigt erhalten geblieben.

Ein baugleiches Denkmal ist in Saarlouis vorhanden.
Ein verkleinertes Denkmal gleicher Bauart steht in Crivitz (M-V)


Erster Weltkrieg

Gräberfeld - Opfer des I. Weltkrieges

Gräberfeld mit Denkmal für die Opfer des I. Weltkrieges auf dem Güstrower Friedhof

Das Denkmal für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaften wurde auf dem Gräberfeld der Gefallenen und an den Kriegsfolgen Verstorbenen des I. Weltkrieges um 2001 errichtet.

Auf 11 kleinen Kreuzen sind die Namen der hier bestatteten 30 Toten des 1. Weltkrieges verewigt.

Auch 20 unbekannte verstorbene Soldaten fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Um ein großes schlichtes hölzernes Kreuz sind noch erhalten gebliebene Grabsteine im Halbkreis angeordnet.

Alljährlich findet an diesem Mahnmal eine gemeinsame Ehrung durch Landkreis, Stadt, Soldaten des Standortes und Angehörige für die Opfer statt.

Schwebender

Güstrower Ehrenmal für im I. Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Güstrower Domgemeinde Schwebender Daten und Fakten zum „Güstrower Ehrenmal“ für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Güstrower Domgemeinde- recherchiert, zusammengestellt und gespendet als Dokumentation für die Domgemeinde Güstrow, aus Anlass der postumen Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Ernst Barlach durch die Barlachstadt Güstrow am 1. Oktober 2010 von Dieter Kölpien, Gernot Moeller, Raimund Schmidt und Gerhard Schmidt.

Literaturangaben

1926 Im Zusammenhang mit der Siebenhundertjahrfeier des Domes (1926) planten die Dompastoren ein Ehrenmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges zu errichten, von der Verwirklichung dieser Idee riet Barlach ab. - Im Frühjahr 1927 war ein Bronzeguss, der in der Berliner Gießerei Hermann Noack entstand, fertig. Der „Schwebende" ist eines der bekanntesten Werke des Güstrower Bildhauers Ernst Barlach.

Das Denkmal wurde am 29.05.1927 geweiht und erhielt einen von Ernst Barlach gewählten Ehrenplatz im Dom. Barlach schenkte dieses Werk der Güstrower Domgemeinde, er nahm für seine künstlerische Arbeit kein Honorar. Der Guss kostete 5500 RM und wurde durch den Verkauf einzelner Kunstgegenstände aus dem Dombesitz und durch 10 größere Spenden aus der Güstrower Bevölkerung beglichen.

Nur wenige Jahre hing der Schwebende im Güstrower Dom. Am 23.08.1937 wurde der Engel als „entartete Kunst“ und als eines der letzten öffentlich aufgestellten Ehrenmale Barlachs aus dem Dom zu Güstrow entfernt. Den Auftrag dazu hatte der Oberkirchenrat Schwerin, gegen den Willen der Güstrower Kirchenleitung und der Bevölkerung, erteilt. Der Engel wurde durch die Güstrower Fa. Pierstorf abgehängt und unbeschädigt, sorgfältig in einer Kiste verpackt. Der Bronzeguss wurde nach Schwerin in das Stephanusstift gebracht und landete schließlich in der Garage des Landesbischofs, der bestrebt war, das Werk Barlachs vor der Zerstörung zu retten.

Bis März 1941 wurde die Bronzeplastik in der Garage des Landesbischofs Schultz aufbewahrt und dann, auf Veranlassung der NSDAP-Kreisleitung entwendet und der Fa. Sommerkamp in Schwerin zur Verschrottung übergeben. Eine kurze Quittung der Fa. Sommerkamp bestätigte, …eine Bronzefigur im Gewicht von 250 kg zum Zwecke der Einschmelzung erhalten zu haben. Heil Hitler!“.

Der Kreisleiter der NSDAP in Schwerin dankte dem Landesbischof und Parteigenossen in einem persönlichen Schreiben für die nachträgliche Metallspende des deutschen Volkes und stellte eine Spendenbescheinigung aus, womit der Diebstahl legalisiert werden sollte.

Zu der Zeit lebte der Schöpfer des Denkmals nicht mehr, er war am 24.10.1938 in Rostock verstorben.

Im Februar 1939 hatten in Berlin mutige Barlachfreunde im Geheimen einen Zweitguss unter Verwendung des erhalten gebliebenen Werkmodells (Gipsmodell), das 1944 durch Kriegseinwirkungen zerstört wurde, bei der Fa. Noack herstellen lassen und diesen bei einem Kunstfreund, dem Maler und Bauern Hugo Körtzinger auf dessen Hof in Schnega in der Lüneburger Heide verborgen.

Diese Plastik erhielt zum Schutz den Decknamen „Frau Kollstrow II“. 1944 wurde der aus dem Güstrower Dom entfernte Erstguss zu Rüstungszwecken eingeschmolzen.

Nach dem Krieg sprach sich in der Kunstszene herum, dass bei Körtzinger der zweite Guss existierte. Der Kölner Museumsdirektor Leopold Reidemeister wollte ihn schon 1948 gerne für eine Ausstellung nach Köln holen. Körtzinger aber reagierte nicht auf die Anfragen.

Erst 1951 wurde der Engel den Kölnern zum Kauf für rund 10000 Mark angeboten. Das Geld sollte auch reichen für einen Drittguss für Güstrow. Reichmeister sorgte dann dafür, dass der Zweitguss des Engels in die Antoniterkirche (Schildengasse) nach Köln kam.

1952 erfolgte ein Drittguss nach Abformung von dem einst in Berlin geheim angefertigten und lange verborgen gehaltenen Kölner Zweitgusses.

Denkmal im ehemaligen Kriegsgefangenenlager

Großer Bockhorst bei Güstrow von 1914 – 1918

Die Einweihung eines Denkmals für die verstorbenen Kameraden erfolgte zum 20.04.1918 durch Kriegsgefangene des Gefangenenlagers in Anwesenheit deutscher Militärs und ausländischen Abordnungen aus den Ländern der Gefangenen.

Das Material für die Anfertigung des Denkmals (Bremer Kalkstein) wurde von den Kriegsgefangenen selbst ausgewählt und von ihnen bezahlt. In dem Lager in der Nähe Güstrows, lebten ab 1914 zeitweilig 25 000 Kriegsgefangene. Güstrow hatte zu dieser Zeit 19 000 Einwohner.

Die Auflösung des Kriegsgefangenenlagers erfolgte 1921. Es wurde danach noch einige Jahre für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Gebieten Elsass und Oberschlesien genutzt.

Mitte der 1920er Jahre wurden die Baracken, soweit noch nutzbar, nach und nach verkauft. Die weitaus meisten sollen als Brennholz weiter verwertet worden sein.

Die Gräber des Lagerfriedhofes blieben wohl in jenen Jahren weitgehend ungepflegt, so dass sich dichterer Bewuchs ausbreiten konnte. Lediglich das Areal um das Denkmal wurde besser gepflegt. Irgendwann nach 1940 wurde auch die Inschrift auf dem Obelisken durch eine weiße Fassung hervorgehoben und zugleich um das Jahr des Kriegsendes 1918 ergänzt.

In diesem Zusammenhang wurde wohl auch das gesamte Denkmal instandgesetzt. Mindestens bis 1945 soll es weitgehend unverändert geblieben sein.

Nach nunmehr 100 Jahren (2018) sind noch Reste des Denkmals am alten Standort („Franzosenfriedhof“) erhalten, obwohl dieses Gebiet nahezu 50 Jahre als Übungsgelände und Schießplatz der Sowjetarmee diente. Seit 2021 bemüht sich der Kultur- und Altertumsverein um die Erhaltung der Reste des Denkmals.

Frühere und aktuelle Ansichten von dem Denkmal des Gefangenenlagers Großer Bockhorst für Gefangene des I. Weltkrieges (1918-1921)


Geschichte - Kriegsgefangenen-Stammlager
Großer Bockhorst bei Güstrow

Das Flurstück Großer Bockhorst bei Güstrow hat eine wechselvolle Geschichte. Mit den folgenden Beiträgen möchte ich auf die unterschiedliche Nutzung des Flurstückes östlich der Stadt aufmerksam machen.

Dazu leite ich die Besucher dieser Seite mit zahlreichen Links auf die sorgfältig und detailliert gestaltete Güstrower WEB-Seiten von Wilhelm Mastaler (http://www.wilhelm-mastaler.de) und Thomas Pilz (http://www.guestrow-history.de) um.

Von 1914 - 1918 existierte hier ein riesiges Kriegsgefangenenlager (Stammlager in dem 25000 Gefangene gleichzeitig untergebracht werden konnten. Die Gesamtzahl der in Güstrow internierten Gefangenen betrug 67000. (Insgesamt wurden im Ersten Weltkrieg 8 Millionen Menschen gefangen genommen. Davon 2,5 Millionen in Deutschland.) Nach dem I. Weltkrieg (etwa ab 1920) wurden in dem Barackenlager Flüchtlinge/Umsiedler aus dem Elsass und aus Schlesien untergebracht.

Von 1930 -1945 wurde das Gelände als Flugplatz genutzt. Nach dem Ende des II. Weltkrieges war es Übungsgelände der Sowjetarmee.

Ab 1949 teilweise Segelflugplatz der Gesellschaft für Sport und Technik, Agrarfliegerstandort.

Seit 1989 - Segelflugplatz und Schießplatz von Vereinen.

Gefallene des Holsteinischen Feldartillerieregiments Nr. 24

Denkmal für die im I. Weltkrieg 1914 –1918 gefallenen 451 Soldaten des seinerzeit in Güstrow stationierten Holsteinischen Feldartillerieregiments Nr. 24.

Nach Herstellung durch den Rostocker Bildhauer Paul Wallat (geb. 01.06.1879 in Rostock, gest. 24.11.1966 in Sonderburg, Dänemark), am 11.05.1923 auf dem Rostocker Platz enthüllt.

1942 bei der Anlage eines Feuerlöschteiches entfernt. Die Reliefplatte soll im Stadtmuseum Güstrow eingelagert worden sein, wurde dort jedoch nach 1945 nicht wieder aufgefunden.

Paul Wallat ist auch Schöpfer des Rostocker John-Brinckman-Brunnens, der am 26.07.1914 ursprünglich auf dem Rostocker Schröderplatz errichtet wurde und 1935 seinen Standort am Vögenteichplatz erhielt. Ab 1974 steht der Brunnen in Rostocker Stadtteil Brinckmansdorf (Benennung des Stadtteil erfolgte 1923) am "Weißen Kreuz". Der Rostocker Brinckman-Brunnen wurde durch eine Sammlung Rostocker Bürger 2008 restauriert.



Denkmal der gefallenen Mitglieder der Pfarrgemeinde Güstrow

Denkmal der gefallenen Mitglieder der Pfarrgemeinde Güstrow - 1914/1918

Der Kirchenrat der Pfarrkirche plante, angeregt durch die erfolgte Errichtung des Denkmals für die im I. Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder der Domkirche (1927 „Schwebender“ von Ernst Barlach), ebenfalls für die Gefallenen der Pfarrgemeinde ein Denkmal in der Pfarrkirche zu errichten. Über die Form des Denkmals wurde umfassend beraten. Der Kirchenrat stimmte schließlich auch darüber ab, ob man den Vorschlag des Zeichenlehrers und Kirchenratsmitgliedes Zierow folgen sollte, den in Güstrow lebenden Bildhauer Ernst Barlach zur Mitwirkung zu gewinnen.

Obwohl sich bei einer Abstimmung der Kirchenrat mit 9:5 Stimmen dafür aussprach, wurde Barlach nicht beteiligt.

Der Bildhauer Kurt Kluge (* 29.04.1886 + 26.07.1940) schuf 1931 das Gefallenendenkmal als Bronzerelief mit der Bezeichnung „Krieger“. Es ist links des Altars angebracht. Die Gestalt des Kriegers soll das erlebte Leid und die Sehnsucht nach der Auferstehung zeigen. Kluge besuchte die Kunstschule in seiner Geburtsstadt Dresden, wurde 1916 als Soldat des I. Weltkrieges schwer verletzt. In Leipzig gründete er später eine Eisengießerei.

Durch seine umfassende künstlerische Begabung schuf er Aquarelle, Holzschnitte Lithographien und Radierungen, außerdem betätigte er sich erfolgreich als Schriftsteller und Dichter. Als bildender Künstler erhielt er 1921 eine Professur für den Lehrstuhl Erzplastik in Berlin. Er hat sich in seiner künstlerischen Arbeit nicht gegen eine Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten entschieden. Bei einem durch das Propagandaministerium organisierten Frontbesuch im Jahre 1940 erlitt er einen Herzschlag.



Opfer des Kapp-Putsches 1920

Gedenktafel für die Güstrower Opfer des Kapp-Putsches vom 17.03.1920 an der Ostseite des Güstrower Rathaus und Gedenkstein auf dem Friedhof

Anfertigung R. Lange 1970.

Die Gedenktafel, die anlässlich des 50. Jahrestages der Niederschlagung des Kapp-Putsches am 18.03.1970 eingeweiht wurde, erinnert an das brutale Vorgehen des in Güstrow stationierten Militärs gegen die auf dem Markt demonstrierenden Güstrower Arbeiter.

Die Farbe auf der Erinnerungstafel ist inzwischen verblasst, die Namen der Opfer sind kaum noch lesbar. Leider ist hier bei der sorgfältigen Restaurierung des Rathauses nach der Wende nicht gedacht worden.

Das Denkmal bedarf dringend einer Renovierung. Die zum Denkmal gehörende Aufhängemöglichkeit für einen Kranz ist hingegen sorgfältig entfernt worden. Warum?

„Ruhm und Ehre diesen Kämpfern gegen die Reaktion“

Zur Bewahrung des Andenkens an die Opfer des Kapp-Putsches sollte die Inschrift bald wieder lesbar hergestellt werden.

Die vom Güstrower Militär getöteten neun Demonstranten und Gegner des Kapp-Putsches wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Güstrower Friedhof beigesetzt. Auf der Grabstätte erinnert ein schlichter Gedenkstein an die ermordeten Güstrower Bürger.

Der Granitblock wurde 1920 im Anschluss an eine Demonstration der Güstrower Arbeiter gesetzt.

Er trägt die Inschrift
Ihr seid gefallen für Freiheit und Recht
am 17. März 1920.

Zweiter Weltkrieg

Gedenkstätte für nach 1945 in Güstrow verstorbene sowjetische Soldaten und zivile Bürger

Ehrenmal, Friedhof und Gedenkstätte für nach 1945 in Güstrow verstorbene sowjetische Soldaten und zivile Bürger

1946 wurde an der Plauer Chaussee in Güstrow ein als sowjetisches Ehrenmal als Friedhof und Gedenkstätte für hier nach 1945 verstorbene sowjetische Soldaten und Zivilisten errichtet.

Zuvor in der Innenstadt am Wall Bestattete wurden hierher umgebettet. Die nach einem Entwurf des Güstrower Architekten Hans Schreiber errichtete Anlage wurde 1962/1963, wie aus der Bauakte zum sowjetischen Ehrenmal des Güstrower Stadtarchivs hervorgeht, von dem Güstrower Architekten Martin Eggert um- und neu gestaltet.

Das äußere Ansehen der Gedenk- und Begräbnisstätte wurde auch danach mehrfach umgestaltet. Die Anlage wurde zu DDR-Zeiten von Schülern und Lehrlingen der angrenzenden Gehörlosenschule gepflegt.

Der Obelisk vor der Ehrenhalle trägt die Inschrift „Großer Vaterländischer Krieg 1941 – 1945“

Auf dem Friedhof haben 545 sowjetische Soldaten und Offiziere ihre Ruhestätte gefunden.

Bis 1990 fanden an diesem Denkmal alljährlich, jeweils am 08.05. (Tag der Befreiung) und am 07.11. (Tag der Oktoberrevolution) große organisierte Kranzniederlegungen statt. Auch Soldaten der Bundeswehr und Jugendliche der Kriegsgräberfürsorge haben hier in der Vergangenheit schon Gräberpflege durchgeführt. Heute ist die Barlach- und Kreisstadt Güstrow, als Träger des Friedhofes, mit dessen Unterhaltung betraut.

Die Finanzierung erfolgt durch Mittel des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Auf dem Friedhof sind 181 Soldaten und 155 Zivilisten beerdigt. Anlässlich der 75. Wiederkehr des Tages der Befreiung am 08.05.2020 wurde am 09.05.2020 eine Gedenkveranstaltung durchgeführt,

Diese Veranstaltung wurde von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BDA) organisiert. Dieser Tag wurde in der ehemaligen Sowjetunion und wird im heutigen Russland als Tag des Sieges begangen. An der Veranstaltung nahmen ca. 70 Personen teil.

In Güstrow wurden die Kriegshandlungen mit der kampflosen Einnahme Güstrows durch die Rote Armee am 02.05.1945 beendet.

Verantwortungsvolle, mutige zivile Personen hatten dieses durch die Herstellung von persönlichen Kontakten zu Truppenführern der Roten Armee ermöglicht.

Zur detaillierten Analyse der Umstände der kampflosen Einnahme Güstrows durch die sowjetische Rote Armee und der großen Anzahl von ca. 500 Selbsttötungen erteilte die Stadtvertretung um 2017 einen Forschungsauftrag an Historiker der Universität Rostock.

Die Forschungen durch die Universität sind abgeschlossen und sollen dem Bürgermeister überreicht werden und den Güstrowern im Sommer 2020 zur Kenntnis gelangen. Ein Forschungsbericht der der Stadt ca. 60 000 € kostete, ist von vielen als wertlose Ausgabe bezeichnet worden.


Grabdenkmal Ehepaar Böhmer

Grabdenkmal des Ehepaares Böhmer auf dem Friedhof Güstrow

Der Kunsthändler Bernhard A. Böhmer und seine zweite Frau Hella Böhmer waren Freunde Ernst Barlachs. Sie haben sich in einer für sie ausweglos erscheinenden Situation am 03.05.1945 in Güstrow das Leben genommen.

Die Grabplatte ziert das kleine Barlach-Relief „Schlafendes Paar“.

Die Grabplatte aus Sandstein zeigt 2006 einen Riss von der oberen rechten Seite bis in die Mitte des Denkmals.


Denkmal für die Opfer des II. Weltkrieges

Gräberfeld mit Denkmal für die Opfer des II. Weltkrieges auf dem Güstrower Friedhof

Obwohl die Stadt Güstrow nicht durch unmittelbare Kriegseinwirkungen zerstört wurde gab es in Güstrow zahlreiche militärische und zivile Kriegsopfer.

Diesen und den nicht heimgekehrten Toten des II. Weltkrieges wird mit diesem Denkmal gedacht. Das Gräberfeld wurde nach 1990 mit dem Denkmal würdig gestaltet.


Gräberfeld für zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges

Gräberfeld für zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges auf dem Friedhof Güstrow

Auf einer schlichten Tafel auf der an der Nordseite des Friedhofs gelegenen Grabanlage können wir lesen: Diese Steine erinnern an ein Massengrab, in dem 493 Menschen aus und in Güstrow ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, im Mai 1945, haben sich diese Güstrower Bürger unter dem Druck der nahenden Ostfront und dem grausigen Ende des Dritten Reiches in Panik und Verzweiflung selbst getötet.

Von diesen Opfern sind 263 durch Namen, Geburtstag und Sterbedatum bekannt, die weiteren 230 wurden durch Zeitzeugen identifiziert. Neun Soldaten sind auf dem Glasewitzer Feld beerdigt, zehn weitere Soldaten wurden tot am Bahnhof aufgefunden.

Das Schicksal dieser Toten mahnt die Lebenden vor den Schrecken des Krieges, der Angst der Seelen und dem sinnlosen Verlust des Lebens.
„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen.“
(George Santayana, 1863-1952, Philosoph)

Ev. Lutherischer Kirchenkreis Güstrow. Friedhofsverwaltung


Es folgt nachstehender Text

Im Jahre 2008 gab uns eine Güstrower Bürgerin Hinweise auf ein vergessenes und verdrängtes Massengrab. Mit der Errichtung dieser Kriegsgräberstätte soll das besondere Schicksal dieser Menschen vor dem Vergessen bewahrt und ein nachhaltiger Beitrag zur dauerhaften Erinnerung an die Opfer der Kriege geleistet werden. Diese Stätte soll dazu dienen, das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt für die nachkommenden Generationen zu erhalten.

Seit Januar 1945 kamen aus dem Osten Deutschlands Flüchtlingstrecks durch Güstrow. Die Ostfront rückte immer näher. Die Flüchtlinge hatten in Hast und Panik ihren Besitz und ihre Heimat verlassen und wollten nun zu Angehörigen in Richtung Westen. Sie berichteten von schlimmen Erlebnissen wie Erschießungen, Tieffliegerangriffen, Vergewaltigungen und Verschleppung von Kindern. Die faschistische Diktatur war am Ende und viele wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Dennoch wurden Jugendliche mit Durchhalteparolen zum Volkssturm einberufen, um die Diktatur weiter aufrecht zu erhalten. Die Geschichte einzelner Schicksale macht besonders betroffen: Der Friedhofsverwalter fand in der Hosentasche eines Erschlagenen, der bis zur Unkenntlichkeit entstellt war, ein Taschentuch mit Initialen. So konnte er am Abend der Familie mitteilen, dass der Ehemann nicht mehr nach Hause kommen kann. In einer Apotheke konnten die Güstrower Arsen oder Zyankali bekommen, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Familien versammelten sich, nahmen Gift ein und starben gemeinsam. Andere entschieden sich, nach Vergewaltigungen aus dem Leben zu scheiden. Ein Familienvater erschoss seine Eltern, die Ehefrau und die Kinder. Da er nur eine Jagdflinte besaß, bat er den Nachbarn, ihn zu erschießen. Zwei Tage später erschoss dieser Nachbar seine Familie und sich. Einige banden sich Steine um und gingen in den Sumpfsee.

Bei dem 13-jährigen Sohn einer Familie hielten die Steine nicht und er konnte schwimmen. So wartete dieser 13-jährige bis alle seine Familienmitglieder untergegangen waren und meldete den Tod bei Pastor Siegert. Zusammen holten sie die Toten mit einem Karren vom See und brachten sie zum Friedhof. Jede Familie hat ein besonderes Schicksal und hinter jedem Familienmitglied verbergen sich furchtbare Erinnerungen. Jeder Tote hat in diesem Massengrab nur 35 cm Platz. Welche Angst, Zukunftslosigkeit, Sinnlosigkeit, Rechtlosigkeit waren der Hintergrund für dieses Handeln? Eine Antwort ist nicht zu finden. Der 8. Mai 1945 war das Ende des 2.Weltkrieges und das Ende einer menschenverachtenden, mörderischen Diktatur. Am Ende eines Krieges gibt es keine Sieger, doch dieser Tag ist für viele zum Tag der Befreiung geworden. In der sowjetischen Besatzungszone folgte nun eine kommunistische Diktatur. Die Menschenverachtung ging weiter, indem das Schicksal Güstrower Bürger, die in diesem Massengrab ihre letzte Ruhestätte fanden, nicht beachtet, verdrängt und verschwiegen wurden.

Wir denken an diese Menschen und erinnern an sie, damit diese seelische Not, Angst und Ausweglosigkeit nicht wieder geschehen können. Die geschilderten Ereignisse trugen sich 1945 zu.

Heute, im Jahre 2010 und 65 Jahre nach Beendigung des 2. Weltkrieges, gibt es in Deutschland keinen Krieg! Dafür dürfen wir dankbar sein.

Achim Dugge

Ev. - Luth. Landeskirche Mecklenburgs - Kirchenkreis Güstrow - Güstrow 2010


Anmerkungen von Dieter Kölpien zur Anzahl der Selbsttötungen im Jahre 1945 in Güstrow (Stand 22.10.2018)

Die Anzahl von 493 Toten (Angabe auf Gedenktafel an der Grabstätte zur Erinnerung an Selbsttötungen auf dem Güstrower Friedhof) ist nach meinem gegenwärtigen Kenntnissen nicht vollständig dokumentiert. Ich habe diesen Sachverhalt bei meinen früheren Recherchen zur Stadtgeschichte hinsichtlich des Quellenmaterials nicht infrage gestellt.

Ich bin seinerzeit davon ausgegangen, dass hierzu eine exakte Dokumentation bei der Friedhofsverwaltung, in Trägerschaft der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs -Kirchenkreis Güstrow- vorliegt. Diese Annahme war m. E. gerechtfertigt, weil der Text von 2010 auf der Erläuterungstafel an der Gedenkstätte sowohl von Herrn Dugge als auch von der damals zuständigen Kirchenleitung unterzeichnet worden war.

Es beschämt mich heute auf irgendeine Weise, dass ich damals diesbezüglich exakten Angaben schuldig blieb. Ich habe mich daher nun bemüht, meinen persönlichen Wissenstand zu ergänzen und dazu das an der Grabanlage öffentlich verwendete Zahlenmaterial zu hinterfragen. Der neue Beschluss der Stadtvertretung zur wissenschaftlichen Untersuchung der kampflosen Einnahme der Stadt Güstrow am 02.05.1945 durch die Rote Armee ist die Grundlage für meine diesbezüglichen Aktivitäten.

Mein Kenntnisstand ist inzwischen folgender

Die Anzahl der Selbsttötungen wurde nach Recherchen von Herrn Dugge bis zum Volkstrauertag 2010, dem Zeitpunkt der Errichtung der Gedenksteine auf dem Gräberfeld, ermittelt. Da Herr Dugge 2017 verstarb, konnte er zur Existenz seiner Aufzeichnungen durch mich nicht mehr befragt werden. Das Material seiner Recherchen war zunächst nicht auffindbar. Von dem Vorgang der Übergabe eines PC durch Herrn Dugge an die Pfarrkirche erfuhr ich bei Nachforschungen vom Friedhofsverwalter Herrn Holger Büttner Anfang Mai 2018. Dass sich auf dem PC möglicherweise Rechercheergebnisse befinden könnten, erschien mir sehr wahrscheinlich. Der Küster der Pfarrgemeinde, Herr Domenic Scholz, hat mir die Übernahme eines PC von Herrn Dugge auf Nachfrage bestätigt und mich auf meine Bitte hin eingeladen, Anfang Juni 2018 den Inhalt des Dugge-PC gemeinsam mit ihm in Augenschein zu nehmen. Ich hoffte dadurch, schlüssige Erkenntnisse zu den Studien des Herrn Dugge zu erhalten, die die Anzahl der von ihn benannten 493 Selbsttötungen im Mai 1945 belegen.

Inzwischen ist mir der diesbezügliche Inhalt des Dugge-PC’s bekannt. Er enthält u. a. von Herrn Dugge erstellte Namenslisten aus den Sterberegistern der beiden evangelischen Kirchgemeinden Güstrower, die im Wesentlichen die Selbsttötungen in der von ihn benannten Höhe enthalten.

Ein Text-Auszug eines ursprünglichen umfassenderen Textes seiner Nachforschungen ist auf der Gedenktafel auf dem Güstrower Friedhof nachzulesen. Zu diesem Sachverhalt ist einem Brief des Herrn Dugge an einen Glaubensbruder ein Hinweis zu entnehmen. Der Brief befand sich ebenfalls auf dem Dugge-PC.

Für 243 Personen sind detaillierte Angaben durch Dugge ermittelt worden. Die Namen sind auf Grabsteinen, die ihnen zum Gedenken, nach der Wende am Volkstrauertag 2010 errichtet wurden, in alphabetischer Folge eingeschrieben worden. Sie sind durch eine geringe Anzahl von Namen ergänzt worden, die nicht den Sterbelisten erfasst waren aber Herrn Dugge bekannt wurden. Ich kann die Angaben von Herr Dugge bezüglich der Anzahl namentlich erfassten Selbsttötungen Güstrower Einwohner bestätigen und möchte feststellen, dass er sehr gewissenhaft im Rahmen seiner Tätigkeit als kirchlich gebundenes Mitglied des Friedhofsausschusses gewirkt hat.

Eine Bestätigung der Gesamtzahl von 493 Selbsttötungen ist auf Grundlage der von Herrn Dugge verwendeten, mir bekannt gewordenen, Unterlagen jedoch nicht möglich. Er nutzte im Wesentlichen die von mir benannten kirchlichen Quellen für seine Angaben. Nachweise über Beerdigungen auf dem Güstrower Friedhof in den Jahren 1943 bis 1945 sind bei der Friedhofsverwaltung nicht vorhanden, wie der Friedhofsverwalter Herrn Holger Büttner am 03.05.2018 bestätigte. Eine Erklärung hierfür gibt es derzeit nicht.

Die Anzahl, der in Güstrow durch das Standesamt im Jahre 1945 erfassten Todesfälle beträgt 3355 Personen und lag erheblich über den durchschnittlichen Todesfällen für Güstrow.

Diese Angabe beruhen auf Unterlagen des Standesamtes Güstrow, die ich am 04.05.2018 durch das Stadtarchiv Güstrow fernmündlich erfragte. Diese amtliche Quelle ist von Herrn Dugge nach meinem Recherchen nicht genutzt worden.

Die standesamtlichen Aufzeichnungen sind nach meinen Kenntnissen gegenwärtig Gegenstand von Untersuchungen durch den Historiker Dr. Sens (Uni. Rostock). Seine hierbei gewonnenen Erkenntnisse sind mir nicht bekannt.

Dieter Kölpien


Opfer des Widerstandes gegen den Faschismus

Ehrenmal für die Opfer des Widerstandes gegen den Faschismus auf dem Friedhof Güstrow

Entwurf: Martin Eggert, Ausführung: R. Lange 1960

Das am 12.09.1960, am Tag der Opfer des Faschismus, eingeweihte Ehrenmal ist Güstrower antifaschistischen Widerstandskämpfern gewidmet. Zu den Namen die im Bogen eingeschlagen sind, gehören u. a.:

Hanna Beutin, Heinrich Beutin, Fritz Jennewein, Hans Warscycek, Willi Fitzer, Hans Kleist, Walter Griesbach, Paul Urbas, Emma Warnke, Paul Malachinski, Franz Goppelt.

Der Architekt Eggert lebte seit 1915 in Güstrow und wurde später Senator und Stadtbaudirektor der Stadt. Auf Grund seiner nazifeindlichen Einstellung wurde er 1938 als Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft „Neuen Heimat“ entlassen und 1942 zu 18 Monaten Gefängnis durch das Landgericht Rostock verurteilt. Das Denkmal war stark verwittert und musste durch einen Bauzaun gesichert werden. Nach Untersuchungen des Architekturbüros Neuendorf Architekten im Jahre 2003 wurden umfangreiche Bau- und Renovierungsmaßnahmen am Denkmal erforderlich.

Die Planung und Bauleitung lag in der Verantwortung des o.g. Architekturbüros während die Baumaßnahmen von Unternehmen der Region Güstrow ausgeführt wurden. Nach dem Abschluss der Arbeiten wurde das Ehrenmal anlässlich des 61. Jahrestages der Beendigung des II. Weltkrieges wieder seiner Bestimmung übergeben.



Denkmal für Liselotte Herrmann

Denkmal für Liselotte Herrmann vor der ehemaligen Pädagogischen Hochschule, heute FHföVRP in Güstrow

Fertigstellung 1972 nach einem Entwurf von Horst Bastian, Hochschullehrer in Güstrow, späterer Leiter der Ernst-Barlach-Gedenkstätte Güstrow. Herstellung: Platte vom Plattenwerk, Maurerarbeiten: Fa. Feine - Rainer Benox -, Metallarbeiten: Sektion Polytechnik der PH sowie Haushandwerker - Helmut Krüger und Gustav Walther -.

Die Enthüllung des Denkmals erfolgte am 02.09.1972 anlässlich der Investitur und Namensgebung der Pädagogischen Hochschule „Liselotte Herrmann“ Güstrow in Anwesenheit der Ministerin für Volksbildung Margot Honecker und des Minister für Wissenschaft und Hochschulwesen Prof. Dr. Böhme.

Liselotte Herrmann trat 1928 in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands ein. Weil sie im November 1931 in die Kommunistische Partei Deutschlands eingetreten war, wird sie im Juli 1933 von der Berliner Universität verwiesen. Wegen aktiver politischer Tätigkeit verurteilt der „Volksgerichtshof” Liselotte Herrmann 1937 wegen „Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat” zum Tode.

Die Hinrichtung erfolgte 1938 in Plötzensee.

Das Denkmal wurde ursprünglich vor der Pädagogischen Hochschule errichtet und ist weiterhin an diesem Standort vorhanden. Dieses Denkmal, wie auch der gesamte Backsteinbau-Komplex der 1928 fertiggestellten Lehrerbildungsanstalt (LBA), sowie die in den 1950er Jahren und später erfolgten Erweiterungsbauten des Institutes für Lehrerbildung (IfL) bzw. der Pädagogischen Hochschule (PH), stehen seit 1982 unter Denkmalschutz.


Verschleppten des Faschismus

Denkmal für die vom Faschismus Verschleppten auf dem Güstrower Friedhof

Das Ehrenmal ist eine Stele zum ehrenden Gedenken an die vom Faschismus in der Zeit von 1939 bis 1945 Verschleppten

Die Faschisten verschleppten tausende Menschen aus den von ihnen okkupierten und besetzten Gebieten nach Deutschland. Hier mussten sie vor allem in der Rüstungsindustrie, unter harten unmenschlichen Bedingungen, oft bis zum Tode arbeiten. Am 01.04.1945 waren 3415 verschleppte Ausländer in Güstrow registriert. Allen diesen Menschen ist dieses Denkmal gewidmet. Die Inschrift lautet:

EHRENDES GEDENKEN DEN HIER RUHENDEN VOM FASCHISMUS VERSCHLEPPTEN 1939 -1945



Opfer stalinistischer Willkür

Gedenkstein für die Opfer stalinistischer Willkür

Unter der Kastanie vor dem ehemaligen Untersuchungsgefängnis am Schlossberg erinnert seit 1996 ein schlichter Findling an die Opfer stalinistischer Willkür.

An diesem Weg zum ehemaligen Güstrower Gefängnis begann für viele Bürger zwischen 1945 und 1989 eine leidvolle Zeit. 1946 waren im Güstrower Gefängnis 83 Personen aus dem damaligen Mecklenburg wegen angeblicher antisowjetischer Untergrundaktivitäten zu regelmäßig zehn Jahren Arbeitslager verurteilt worden.

Mit wenigen Ausnahmen waren dies Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Fünf wurden zum Tode verurteilt und in Güstrow erschossen (SVZ vom 30./31.1 0. 2018).

Die Verurteilten wurden 1993 von der russischen Generalstaatsanwaltschaft rehabilitier.

Die Schüler Klaus Frehse (1927-1952),
Karl-Heinz Köhn (1928 – unbekannt in Aue verschollen),
Manfred Kofahl (1928 – 1952),
Ohland Ohde (1927-1949),
Fritz Reppin (1928-1948),
Günter Biel (1929 – 1948) und
Joachim Rebs
waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Güstrow und wurden in der Nacht vom 20.zum 21.05.46 im Spritzenhaus in der Baustraße von einem sowjetischen Militärkommando verhaftet. Zuvor waren bereits
Karl Garbe (1924 – 1948) und
Werner Waßmann (1928 – 1950) verhaftet worden.
Alle genannten wurden gemeinsam mit
Willy Mense (1925 – 1948) am 11.09.46 von einem Sowjetischen Militärtribunal im Namen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken wegen „illegaler Gruppenbildung“ zu langen Haftstrafen verurteilt.
Joachim Rebs überlebte als einziger, er wurde am 31.03.1995 vom Obersten Militärstaatsanwalt in Moskau rehabilitiert.
Das Landgericht Güstrow verurteilt im Namen des Volkes am 13.12.1951 den Schüler
Winfried Werwath wegen Verstoßes gegen Art. 6 der Verfassung zu 10 Jahren Haft.

Die Güstrower Stadtvertretung beschloss die würdevolle Herrichtung des Gedenkortes mit einer Umfriedung und der regelmäßigen Pflege des Ortes durch den Bauhof der Stadt Güstrow (SVZ 30./31.10. 2018).


Elektrizität in Güstrow

Chronologischer Überblick
Dieser historische Überblick wurde aus "Güstrow und die Elektrizität"
von Prof. Dr. Friedrich Lorenz übernommen.
Das Buch erschien 1998 im Rostocker Neuen Hochschulschriftenverlag. ISBN 3-929544-58-X
1883
Beleuchtung der Fabrikhallen der Zuckerfabrik mit elektrischem Bogenlicht
1889
Bierlokal in Güstrow benutzt elektrisches Licht
1896
Wasser der Nebel in Kuchelmißer Mühle zur Stromerzeugung genutzt
1897
Heinrich Siemund aus Hoppenrade arbeitet an elektrischem Schweißverfahren
1897
Heinrich Siemund aus Hoppenrade arbeitet an elektrischem Schweißverfahren
1899
Hotel Erbgroßherzog nutzt Gleichstrom zur Beleuchtung
1911
Drehstromkraftwerk Rostock-Bramow geht am 11. Juli ans Netz
1912
Hotel Erbgroßherzog erhält neue Gleichstromanlage.
AEG baut 15-Kilovolt-Leitung von Güstrow nach Rostock-Bramow.
Errichtung und Inbetriebnahme des Güstrower Stadtnetzes.
1913
Erbgroßherzog erhält einen Personenfahrstuhl
1915
Inbetriebnahme einer 15-Kilovolt-Leitung von Tessin nach Güstrow
1922
15-Kilovolt-Leitung von Neukloster über Güstrow nach Teterow-Malchin fertiggestellt
1924
Errichtung einer 15.Kilovolt-Schaltstation in Lalendorf (Ortslage Raden)
Wasserkraftwerk Zülow nutzt Wasser der Mildenitz
1925
Gründung der Städtischen Werke Güstrow
1928
Wasserkraftwerk "Am Berge" nutzt Wasser der Nebel
1931
Bau einer modernen Übergabe-Schaltstation 15-Kilovolt in Güstrow
Bau der Leitung Finkenheerd-Güstrow
1933
MEW (Mecklenburgisches Elektrizitätswerk) übernimmt Stromlieferung nach Mecklenburg-Schwerin
Inbetriebnahme eines modernen Freiluft-Umspannwerkes in Güstrow
1937
Güstrow verfügt bei den Städtischen Werken über eine amtliche Zählerprüfstelle
1939
Stromstreit zwischen dem Hotel Erbgroßherzog Güstrow und den Stadtwerken
1945
Kraftwerk Finkenheerd stellt am 6. Febraur 1945 den Betrieb ein
MEW liefert keinen Strom mehr nach Mecklenburg/ Pommern
Bombardierung des Zeugamtes Güstrow (7. April. Anmerkung DK), Leitungen zerstört
Kampflose Übergabe der Stadt Güstrow am 2. Mai
Stromeinspeisung von Alt Garge über Boizenburg-Hagenow nach Mecklenburg
Auflösung der Stadtwerke
1946
Demontage des Wasserkraftwerkes Zülow als Reparationsleistung an die UdSSR
1948
Energiebezirk Nord entsteht, SMAD-Befehl 64 und 74
1952
Neubauernprogramm "Licht für das Land"
1953
Wasserkraftwerk geht neu errichtet wieder ans Netz
1954
Gründung des VEB Energieversorgung Nord
1959
Gründung der Produktionsgenossenschaft Metall
1962
220-Kilovolt-Umspannwerk Güstrow geht in Betrieb
Zuckerfabrik Güstrow nimmt Industriekraftwerk in Betrieb
1969
Gründung des VEB Energiekombinat Nord
1970
Stilllegung des Wasserkraftwerkes Güstrow "Am Berge"
Regulierung der Nebel
1979
Kernkraftwerk Lubmin speist ins Netz ein
1980
Selbstständiges Energiekombinat für die drei Nordbezirke gebildet
1989
380-Kilovolt-Umspannwerk in Güstrow fertiggestellt
1990
1. Juli, Umbildung der Energiekombinate zu Aktiengesellschaften
1994
Inbetriebnahme eines neuen Industriekraftwerkes (Erdgas) durch die Güstrower Zuckerfabrik
1995
Elektrische Wiedervereinigung am 13. September
Stadtwerke nehmen erstes Block-Heiz-Kraftwerk in Betrieb
1996
Inbetriebnahme des Block-Heiz-Kraftwerkes in der Nordstadt Güstrows
380 Kilovolt-Leitung Rostock-Güstrow-Lübeck

Postwesen

Die Anfänge des POSTWESENS in der Region Güstrow

Die Anfänge des POSTWESENS in der Region Güstrow

Die Post ist gewissermaßen die um 350 Jahre viel ältere und größere Schwester des Fernmeldewesens. Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg 1866 zwang Preußen durch einen Abtretungsvertrag Thurn und Taxis erhebliche Rechte im Postwesen ab. Die Post und die Telegraphie, mit der Einführung des Telefon als Fernmeldewesen bezeichnet, existierten in unserer Region die längste Zeit als staatlich verwaltete und organisierte Bereiche für die Ortsveränderungen von Nachrichten im gesamten Norden des Deutschen Reiches. Diese Aufgaben erledigten die beidenh Zweige sowohl eigenständig als auch lange Zeit unter einem gemeinsamen Dach vereinigt. Beide Bereiche gehören aus wirtschafts-philosophischer Sicht dadurch eng zusammen, weil in beiden Bereichen mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden der Transport von Nachrichten in verschiedensten Formen über mehr oder minder große Entfernungen durchgeführt wurde.(Marx) Die einst von Wallenstein eingeführte Organisationsform des Postwesens ist in Mecklenburg grundsätzlich erhalten geblieben. Nach der Einnahme Deutschlands durch Napoleon am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Einfluss von Thurn und Taxis weiter verkleinert. 1867 kaufte schließlich die preußische Post die fast wertlosen Rechte von Thurn und Taxis auf.

Das gesamte deutsche Postwesen war nun in staatlicher preußischer Hand. Die einheitliche Organisation führte im Volksmund zu der Bezeichnung „Staat im Staate“. Mit der späteren Einführung des Kraftfahrwesens bei der Reichspost wurde der Postdienst stetig beschleunigt. Die Modernisierung der Reichspost führte zur Verkürzung der Laufzeiten, bei hoher Sicherheit der Zustellung. Diese Prozesse liefen auch in den Kriegs- und Nachkriegszeiten und bei allen Änderungen der politischen Verhältnisse bis in die 1990er Jahre mit großer Regelmäßigkeit ab. Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst. Nachstehend wird zunächst von den anfänglichen Entwicklungen des Postwesens in der Region Güstrow und anschließend der des Fernmeldewesens bis zu deren beider Einzug in das 1896 errichtetet Kaiserliche Postamt am Pferdemarkt berichtet. Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig einen Schnellhefter mit der Aufschrift - "Postgeschichtliche Aufzeichnungen" auf unserem Betriebsgelände auf einem Altpapiercontainer, in dem wir u. a. auch eine

"Chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow entdeckten". Diese Aufzeichnungen früherer Berufskollegen, die wir um Angaben aus der jüngeren Zeit ergänzt haben, möchten wir hier vorstellen.

Die Lage Güstrows, der heute mit knapp 30.000 Einwohnern siebengrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern im Herzen Mecklenburgs, hat in der Vergangenheit auf unterschiedliche Weise meistens Vorteile für seine Herrscher und Bewohner geboten. Während im Mittelalter ihre Lage in der sumpfigen Umgebung der Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow einen Schutz vor Überfällen bot, brachten später die Kreuzung der Postwege und danach der Verlauf der Eisenbahnlinien zwischen Kopenhagen und Berlin und zwischen Hamburg und Lübeck nach Stettin lebhaften Verkehr nach Güstrow und das Gastgewerbe erblühte. Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin und Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes entstanden auch die ersten Telegraphenlinien und Telegraphenstationen. In Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Auch die zentrale Lage Güstrows und die Nutzung des Autos als Verkehrsmittel hatten Vorteile für Güstrow. Die günstige Lage der Stadt empfahl sich als Kreuzungspunkt mehrerer Chausseen und befestigter Landstraßen. Heute sind es vor allem die Bundesstraßen B 103 und B 104) und der erfolgte Anschluss an das Autobahnnetz (A 19), die welche eine gute Erreichbarkeit Güstrows gewährleisten. Die mittelalterliche Struktur der Stadt, mit dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und des sich auf ihm kreuzenden, historisch gewachsenen Wegenetzes, sind auch nach einhundert Jahren immer noch ein Hindernis für den heutigen Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen. Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von allergrößter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich.

Spätestens seit dem 30-jährigen Krieg war Deutschland in viele einzelne Länder zerfallen, die alle ihre eigenen Landesposten gründeten (sofern es diese nicht schon gab). Eine davon war die preußische Post, die später zur Reichspost (1871) für ganz Deutschland wurde. So wie die Thurn und Taxis Post den süddeutschen Raum seit dem 30-jährigen Krieg formte, so prägte die Preußische Post den Nordosten des 1. Deutschen Reiches. Durch den Verlust deutscher Gebiete im 30-jährigen Krieg bekam die Thurn und Taxis Post in den verlorenen Gebieten Konkurrenz. Da das große Römische Reich Deutscher Nation praktisch nicht mehr bestand, achtete keiner mehr auf die Monopolrechte der Thurn und Taxis. Im 18. Jahrhundert hatte sich das Gebiet der Thurn und Taxis Postverwaltung auf Süddeutschland und das Rheinland konzentriert und damit verkleinert.

Bild Kurier der Thurn und Taxis Post bis 1648 in Süddeutschland

Bild Briefbote aus dem 13. Jahrhundert Briefbote aus dem 17. Jahrhundert

Bild Postreiter unterwegs Französisches Postamt unter Ludwig XIV.

Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst. Die derzeit ältesten in Güstrow vorhandenen Aufzeichnungen zum Postwesen stammen von Herrn Postrat Funk um 1935. In einer Chronik (roter Klemmhefter) mit dem Prägedruck „Chronik des Postamtes Güstrow“, die wir bei unseren Recherchen und mit Unterstützung des Postlers und Betriebsratsvorsitzenden in der Deutschen Post AG, NL-Filialen Güstrow, Herrn Manfred Hosch, fanden, befinden sich auch zahlreiche Zeitungsausschnitte mit Bildern und Texten zu zeitgeschichtlichen Ereignissen im Territorium und im Post- und Fernmeldewesen, dazu Eintragungen auf Schreibmaschinenseiten aus der Zeit zwischen 1972 und 1990. Geschrieben wurden die Texte ab 1972 teilweise mit den markanten Typen einer Schreibmaschine, die damals nur im Amtszimmer benutzt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass dies die zuletzt von Frau Sigrid Korsikowski, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Amtszimmers, geführte offizielle Chronik des Post- und Fernmeldeamtes ist, bzw. wesentliche Teile dieser offiziellen Chronik enthält. Ohne die Aufbewahrung und Ergänzung der vermutlichen Auszüge aus einer älteren Postchronik, der Sammlung der Aufzeichnungen zur Geschichte des Fernmeldewesens über den langen Zeitraum von 20 Jahren von 1950 bis 1970 durch Frau Schmidt und den detaillierten, laufend ergänzenten Aufzeichnungen der langjährigen Abteilungsleiter „Technik“ bzw. "Technischen Dienstes" , Herrn Karl-August Brandt und Herrn Gernot Moeller, hätten wir eine Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens in einer Studie "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" nicht zusammenstellen können. Die folgenden Ausführungen zum Postwesen (ab 1870 inkl. Telegrafie) im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow entnahmen wir einem umfangreichen Beitrag von Ludwig Dube, veröffentlicht unter dem Thema „Die Landespost des Herzogtums Mecklenburg- Güstrow“, erschienen im Verlag, Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 2/1973. Diese Zeitschrift ist bei posthistorisch interessierten Lesern sehr geachtet, der Allgemeinheit jedoch eher wenig bekannt. In seinem Artikel, auf den wir bei unseren stadtgeschichtlichen Recherchen aufmerksam wurden, würdigt Ludwig Dube vor allem das umsichtige Wirken des Güstrower Geheimen Kammerherren Mumme, der zunächst am Güstrower herzoglichen Hof und später beim Herzog in Schwerin als zielstrebiger und langjähriger Reformer des Güstrower und mecklenburgischen Postwesens in die mecklenburgische Postgeschichte einging. Die umfassenden Ausführungen Ludwig Dubes sind die einzigen uns bekannten Aufzeichnungen über das Güstrower Postwesen von seinen Anfängen im 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts.

In einer Chronik (roter Klemmhefter) mit dem Prägedruck „Chronik des Postamtes Güstrow“, die wir bei unseren Recherchen und mit Unterstützung des Postlers und Betriebsratsvorsitzenden in der Deutschen Post AG, NL-Filialen Güstrow, Herrn Manfred Hosch, fanden, befinden sich auch zahlreiche Zeitungsausschnitte mit Bildern und Texten zu zeitgeschichtlichen Ereignissen im Territorium und im Post- und Fernmeldewesen, dazu Eintragungen auf Schreibmaschinenseiten aus der Zeit zwischen 1972 und 1990. Geschrieben wurden die Texte ab 1972 teilweise mit den markanten Typen einer Schreibmaschine, die damals nur im Amtszimmer benutzt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass dies die zuletzt von Frau Sigrid Korsikowski, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Amtszimmers, geführte offizielle Chronik des Post- und Fernmeldeamtes ist, bzw. wesentliche Teile dieser offiziellen Chronik enthält. Ohne die Aufbewahrung und Ergänzung der vermutlichen Auszüge aus einer älteren Postchronik, der Sammlung der Aufzeichnungen zur Geschichte des Fernmeldewesens über den langen Zeitraum von 20 Jahren von 1950 bis 1970 durch Frau Schmidt und den detaillierten, laufend ergänzenten Aufzeichnungen der langjährigen Abteilungsleiter „Technik“ bzw. "Technischen Dienstes" , Herrn Karl-August Brandt und Herrn Gernot Moeller, hätten wir eine Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens in einer Studie "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" nicht zusammenstellen können.

Hier Beiträge zur Güstrower Postgeschichte einfügen!


Dei Postgeschicht Güstrow

Ut: Behrend Böckmann: Plattdüütsche Rimels tau dei Stadtgeschicht von Güstrow, BS-Verlag, Rostock 2011, S. 41-43:

Dei Postgeschicht
As hei ded tau Güstrow läben
hett Wallenstein wull Order gäben,
dei ierst’ Poststatschon tau grünnen
dei in’t Land denn wier tau finnen
un all wür dei Postkutsch nåhmen
üm nå Hamborg hen tau kåmen;
doch männig ein hett schwor sik dån
mit Pier un Kutsch up Reis’ tau gåhn,
tau reisen in’n Tweigespänner
wurmœglich noch in anner Länner.
Doch keem denn dei komode Tiet
wier männig ein kein Uurt tau wiet:
nå Parchim œwer Dobbertin
nå Sülze güng’t denn dörch Tessin
nå Bramborg œwer Teterow,
nå Hambörg höll man schon in Strenz
un nå Boizenborg in Brenz;
nå Worn güng’t œwer Nossentin
un nå Berlin dörch Kirch Rosin,
nå Rostock, wie künnt’t anners sien
güng’t af denn œwer Goldewin,
von Güstrow in dei wiede Welt
doch nur för denn, dei ok bi Geld.


In Güstrow läpen’s all tausåmen
dei Kutschen, dei von wiet her kåmen:
ut acht Statschonen kämen’s an,
un måkten hier denn ehrn Utspann
man plächt’ dei Pier, Sälen un Wågen
üm denn von niegen uptaulåden.
Bi hellig Dach geiht dat denn af,
dat Gespann, dat kümmt in Draff
un dei Pier, sei rüken schon,
bald kümmt dei neechste Poststatschon.


Vör denn Dörpkrauch blieben’s ståhn,
dei reisend Lüüd kœnen rinner gåhn,
un hemm’s ’ne gaude Wirtschaft dråpen
so taun Äten, Drinken, Schlåpen,
denn dröhnten sei dei halwe Nacht,
un hemm’ so an denn Kröger dacht,
dei as ihrbår braver Mann
von Gäst un Pier gaud läben kann.


Dsched Reis dei is in Güstrow ut,
un ut dei Kutsch mœt allens rut,
tauierst dei Lüüd, denn ehr Bagaasch
un männig ein bringt sik in Raasch
un fråcht in’t Oberpostamt an,
woans hei wiederfohren kann.
Vör tweihunnert Johr’n hemm uns Ollen
sihr väl up’t Oberpostamt hollen,
blot dörch dat Oberamt is’t kåmen,
dat grote Lüüd von Rang un Nåmen
hemm’ denn Wech nå Güstrow söcht
un ehr Läben hier verbröcht.


Doch denn käm dei Isenbåhn,
dei Post füng an, bargaf tau gåhn.
Sachtens sünd dei Kutschen schwunnen,
doch’n Utwech wier bald funnen;
in Güstrow ded man utprobieren
’n niege Såk, dat Telegraphieren,
un dei Post hett sihr klauk hannelt
un dormit denn ok fix anbannelt,
un inne Domstråt wiern’s tausåmen
in ein Hus denn ünnerkåmen.


Bald is dat Hus hier nu tau lütt
höllt nich mit dat Erfinnen mit,
un œwernähm mit grote Freud
dat Kaiserliche Postgebäud
an’n Piermarkt, as dat hüt noch steiht,
un so in uns Geschicht ingeiht;
doch männig Wannel hett’t erfohren
in dei Tiet von hunnert Johren.

Die letzte Privatpost in Güstrow im März 1900

Die letzte Privatpost in Güstrow im März 1900

schreibt der Schweriner Posthistoriker Horst Zänger in seinem Buch „Das Post- u. Fernmeldewesen in Mecklenburg-Schwerin“ folgendes:

Zitat: „…Wer als eifriger Sammler deutscher Briefmarken alte Sammlungen oder alte Briefschaften in die Hände bekommt, stößt hin und wieder auf Marken, die in seinem Katalog nicht aufgeführt sind, da sie nicht staatliche Wertzeichen, sondern Wertzeichen privater Unternehmer sind. Dabei handelt es sich um die sogenannten Stadt- oder Privatpostmarken, die aber in den 80er und 90er Jahren des 19.Jahrhunderts eine auch für die Entwicklung der Post nicht unwichtige Rolle spielten. Die damals als Konkurrenzunternehmen der Staatspost bestandenen Privatposten entstanden im Wesentlichen durch die damaligen hohen Gebührensätze für die Beförderung von Briefen und Karten auch innerhalb von Ortschaften.

Die Privatunternehmer waren in der Lage, Briefe im Allgemeinen für 3, Postkarten für 2 Pfennige innerhalb der Ortschalten durch ihre Boten zu befördern. ln zahlreichen großen Städten - es seien nur Berlin, Hamburg, Leipzig oder auch Rostock genannt - standen die Unternehmen in hoher Blüte und, obwohl seitens der Post den Privatunternehmen die denkbar größten Schwierigkeiten bereitet wurden, brachten sie dennoch für die Post einen erheblichen Einnahmeausfall. Durch ein Gesetz der Regierung vom 20. Dezember 1899 wurde schließlich zum 1. April 1900 die Schließung der Privatposten angeordnet, die Unternehmen entschädigt.

Die letzten Privatposten waren 1898 vorwiegend in Nordwestdeutschen Städten eröffnet worden.

ln Mecklenburg kann die Stadt Güstrow den "Ruhm" für sich in Anspruch nehmen, dass in ihren Mauern die letzte Privatpost seiner Zeit eröffnet wurde und zwar zu einem Zeitpunkt, der für eine ordnungsgemäße Eröffnung eigentlich gar nicht mehr in Frage kam, nämlich erst im März 1900. Der "Unternehmer" hatte wahrscheinlich von dem neuen Postgesetz überhaupt keine Kenntnis. Es war der Güstrower Schumacher Ludwig, wohnhaft Grüner Winkel 32, Ecke Katzenstraße, der den Vertrieb der Sozialdemokratischen Zeitung hatte und geschäftstüchtig den dafür angestellten Boten für die Beförderung seiner Privatpost mit einsetzte. Der Druck der Wertzeichen erfolgte in der Rostocker Druckerei des Parteiblattes. Es erschien eine grüne Marke zu 3 Pfennig mit fliegender Taube und eine Postkarte zu 5 Pfennig, deren Marke in leicht verzierten Rahmen lediglich groß die 5 und das Abkürzungszeichen für "Pfennig" enthielt. Der Entwertungsstempel war oval und enthielt die Worte "Privat-Post /Güstrow", dazwischen ein Ornament.

Nur wenige Tage bestand diese Privatpost, dann wurde sie verboten. Erwähnt sei noch, dass etwa zu gleicher Zeit auch in Schwaan noch eine Privatpost bestand (3-Pfg.-Marke grün, Taube mit Brief), die eine ähnliche Entstehungsgeschichte aufwies“.

Fernmeldewesen

Telegrafen- und Telefonleitungen von Güstrow

Telegrafen- und Telefonleitungen über den Dächern von Güstrow
auf alten Ansichten wieder entdeckt.

Feuerwehr Güstrow

Güstrower Plattsnacker

hier kann man in einer Bilderchronik sehen und im virtuellen Museum hören, womit sich die Güstrower Plattsnacker befassen. Treffpunkt ist das Haus der Kirche an jedem 3. Mittwoch im Monat.

Chronik 25 Jahre Plattsnacker einfügen!

Güstrower Plattsnacker lesen Themenrubriken

Ab sofort kann man sich die plattdeutsche Version die Startseite sowie die Einführungen zu den neun Themenrubriken vorlesen lassen.

Die Initiative hierzu ergriff der Ortschronist Dieter Kölpien aus Güstrow.

Er begeisterte mehrere "Güstrower Plattsnacker" dafür, Texte ehrenamtlich einzulesen, mit dem Handy aufzunehmen und zur Veröffentlichung an die Stiftung Mecklenburg zu schicken. Auf diese Weise entstand ein neuer bunter und lebendiger Zugang zur Landesgeschichte und zum Niederdeutschen.



Ab dem 06.04.2020 kann man bei einem Besuch des Virtuelle Museum Mecklenburg-Vorpommern im Internet, einige Güstrower Plattsnacker hören. Wie es dazu kam, stand am 06.04.2020 im "Mecklenburger Blitz", der auf der Grundlage einer Presse-Mitteilung der Stiftung Mecklenburg und eigenen Recherchen entstand. Mit Hilfe der vorstehenden Links, können sie sich die eingelesenen Texte zu den benannten Themenrubriken auf Platt anhören und natürlich sehr viel Interessantes zur Geschichte von M-V erfahren. Viel Vergnügen dabei wünschen Ihnen die Güstrower Plattsnacker Ingeborg Lentz, Cornelia Suckow, Britta Harnisch, Ingrid Schuldt, Hanna Neumann, Marian Pries und Dieter Kölpien.

Die oben genannten Güstrower Plattsnacker danken dem Güstrower Tontechniker Herrn Dirk Grabow für die kompetente finale Bearbeitung der zunächst auf Smartphone und Laptop erstellten Tonaufnahmen.