Güstrow - Ortschronik/en

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Autoren Dieter Kölpien (DK) und Gernot Moeller (GM)


Güstrower Geschichte chronologisch


Kenndaten der Ortschronik
OrtGüstrow
Zeitlicher Schwerpunktfortlaufend
UrheberrechteAutoren
Erstellungszeitraummit Vorarbeit seit 2003
Publikationsdatum
Inhaltliche Kategorisierung
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Die Geschichte von der Barlachstadt Güstrow

Um die Chronik übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.

Güstrow im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

1226
war Güstrow noch ein armseliges wendisches Dorf.
Es wurde beschlossen, hieraus eine Stadt zu schaffen. Dies wurde von 1226 bis 1228 in die Tat umgesetzt. Anno 1226 stiftet Fürst Heinrich Borwin (Burwy) II. von Rostock (Enkel von Pribislaw und Heinrich dem Löwen) eine Collegiatskirche, den Güstrower Dom, dessen Bau im selben Jahre begonnen wurde.
1228
wurde Güstrow (am 01.11.1228) mit der Schwerin’schen Stadtverfassung bewidmet. Wahrscheinlich wurde schon in diesem Jahr der neugegründeten Stadt die Nutzung des Primers und der Heidberge vom Landesherren überlassen. Vermutlich bestand zu dieser Zeit bereits eine Kornmühle am Mühlentor. In jener Zeit entstehen die noch heute erhaltene städtebauliche Struktur sowie eine Burg als Vorläufer des Schlosses.
1229
bis 1436 Residenz der Fürsten zu Werle.
1236
Die begründete Domschule Güstrow ist eine der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum. Jetzt Teil des John-Brinckman-Gymnasiums
1248
wurde von Herrn Nicolas zu Werle eine neue Verleihungsurkunde ausgestellt; sie wird als älteste vorhandene Urkunde im Güstrower Rathaus aufbewahrt.
1270
war Gottfried Wessel Bürgermeister von Güstrow.
1287
wurden die Mühlen am Mühlentor und die Gleviner Mühle zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im gleichen Jahre verkaufte Herzog Heinrich zu Werle, der 1291 von seinen Söhnen erschlagen wurde, die Hälfte der Mühle am Mühlentor an das Kloster Doberan. Ein Jahr später ging die zweite Hälfte an der Mühle in den Besitz des Klosters über.
1290
war Güstrow schon über die Grenzen seiner ursprünglichen Umwallung herausgewachsen.
1292
schenkte Herzog Nicolas II. der im Stift Halberstadt gelegenen Abtei Michaelstein die Gleviner Mühle. Vier Jahre später kam die Abtei in den Besitz des ganzen Dorfes Glevin. Vermutlich lag das Dorf in Höhe der ehemaligen Gaststätte Neuen Welt (später "Alte Mühle").
1293
kaufte die Stadt das Dorf Tobbezin, das vor dem Hageböck’schen Tore am Sumpfsee lag. Etwa um diese Zeit wurden zum Schutze der städtischen Besitzungen die Bülower Burg, die Glasewitzer Burg und die Gleviner Burg erbaut.
1305
wurde der Stadt Güstrow in einer noch vorhandenen Urkunde ihre am 01.11.1228 verliehenen Rechte von dem Landensherren von neuem bestätigt.
1307
erhielt die Stadt Güstrow das Eigentum am Gutower See. Die darin gelegene Schöninsel blieb jedoch im Besitze des Domes, dem auch das Fischereirecht auf dem See zustand.
1308
stand bereits die Pfarrkirche, sie war dem Dom unterstellt. Im gleichen Jahre wurde die Heiligengeistkirche zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
1316
bis 1436, als die Stadt Güstrow mecklenburgisch wurde, war Güstrow Residenz der jüngeren Fürsten zu Wenden.
1316 zog sich Herzog Nicolas II. in Güstrow, der an der furchtbaren unheilbaren Leprakrankheit litt, von der Regierung zurück. Auf dem jetzigen Königshorst zwischen den Heidbergen und Klueß, dem damaligen Fürstensitz Pustekow, lebte er noch einige Zeit und starb dann dort.
1323
kam das vor dem Gleviner Tor liegende Dorf Glevin einschließlich der Gleviner Mühle zum Güstrower Stadtgebiet.
1330
setzte aus Anlass der Verletzung einer Hostie in Güstrow heftige Judenverfolgung ein. Es kam zu mehreren Verbrennungen. Das gegen das Judentum erbitterte Volk zerstörte die Synagoge. Anstelle derselben wurde von dem Vermögen der Hingerichteten, sowie aus frommen Beiträgen zur Aufbewahrung der heiligen Hostie, die ,,Kapelle des heiligen Blutes" erbaut. Diese fand im Jahre 1503 bei dem großen Stadtbrande ihren Untergang. Die anno 1330 von den Juden durchstochene Hostie wurde gerettet und in die Domkirche gebracht, wo sie bis zur Reformation ein Gegenstand der abergläubischen Verehrung gewesen ist.
1359
war Dieterich Hasselow Bürgermeister in Güstrow.
1375
kaufte die Stadt das Dorf Glin.
1391
war Nicolaus Köselow Bürgermeister in Güstrow.
1418
bis 1789 hat die Familie Klevenow Güstrow insgesamt zwei Senatoren und fünf Bürgermeister gestellt.
1430
ungefähr - wurde die Gertrudenkapelle erbaut. (1938 zur NS-Ahnenhalle umgestaltet und in Anwesenheit des Gauleiters Friedrich Hildebrandt als zweite ihrer Art in MV in Nutzung genommen).
1436
stirbt die Linie der Fürsten zu Werle aus.
1441
wurde die erste Schützenzunft von Güstrow erwähnt.
1442
erwarb die Stadt Güstrow vom Kloster in Doberan die Kornmühle am Mühlentor. Damals war Jacob Stewenhagen Bürgermeister von Güstrow. Etwa um diese Zeit kaufte die Stadt Klein Schwiesow und sechs Bauernhöfe in Siemitz.
1445
ging die Walkmühle in Rosin in das Eigentum der Stadt Güstrow über.
1449
kaufte die Stadt das Gut Glasewitz.
1450
ungefähr - wurde das Amt der Barbiere, Bader und Chirurgen gegründet.
1483
goss der Glockenschmied Castel aus Frankfurt am Main die Marienglocke des Güstrower Domes.
1484
war Johann Brockmann Bürgermeister in Güstrow.
1486
beurkundeten die Herzöge Magnus und Balthasar dem Rat der Stadt das Recht, dass ,,niemand Wein schenken solle als der vom Rat bestätigte jeweilige Inhaber des Ratskellers". Zum Teil haben sogar die Herzöge ihren Wein vom Rat bezogen.
1500
ungefähr - bestand bereits die Güstrower Bäckerzunft.
1503
28.06. Erster Stadtbrand. Vernichtung des Rathauses mit Archiv Pfarrkirche u. Heiligenblutskapelle - nur Burg, Dom, Gertrudenkapelle und einige Häuser am Ziegenmarkt bleiben erhalten.
1508
Zweiter Stadtbrand. Wiederum wurde Güstrow von großen Bränden heimgesucht, die fast die ganze Stadt zerstörten. Mit Hilfe der Stiftung eines vierzehntäglichen päpstlichen Ablasses wurde die Pfarrkirche wiedererbaut und geweiht.
1508
Das Schneideramt wurde zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
1509
wurde das ehemals im späteren Klosterhof gelegene Franziskanerkloster gestiftet.
1512
wurde Güstrow wiederum von großen Bränden heimgesucht.

Reformation und Nachreformationszeit in Güstrow (1517 bis 1648)

1520
wurde bereits die ,,Hollestrate" oder "Hullstrate" erwähnt. Am Berge wurde damals Markt für Schafe und Ziegen abgehalten. Diese Stelle hieß daher seinerzeit der Ziegenmarkt.
Von 1520 bis 1695 war Güstrow Residenz der jüngeren Linie des herzoglichen mecklenburgischen Hauses.
1525
wurde zum ersten Mal in Güstrow lutherisch gepredigt, hierdurch entstanden erhebliche Unruhen.
1527
bis 1603 lebte der für die Stadt Güstrow außerordentlich bedeutsame Herzog Ulrich, dessen Marmordenkmal (Ulrich Monument) sich heute im Altarraum des hiesigen Domes befindet. Es stellt den Herzog in betender Stellung dar.
1534
an 22.Dezember gelangte Herzog Albrecht VII.- der Schöne - in Güstrow zur Regierung. Seine Gemahlin war eine Tochter des Kurfürsten Joachims I. der Mark Brandenburg.
1540
bedrängte eine Anzahl Güstrower Bürger das von Bülow'sche Schloss im benachbarten Parum, weil sie mit dem Ritter von Bülow wegen der Befischung des Parumer Baches seit langer Zeit im Streit lagen und sich mit Gewalt ihr Recht nehmen wollten. (Ausführliche Beschreibung des Streites in "Mancherlei aus Mecklenburgs Vergangenheit und Gegenwart" von H.C.D. Stadinger, Selbstverlag des Verfassers, Lübsee 1894).
Im selben Jahre bestand bereits die Gesellenbruderschaft der Güstrower Schneider.
1547
bis 1555 regierte Herzog Johann Albrecht I. in Güstrow. Seine Gemahlin war eine Tochter Herzog Albrechts von Preußen.
1550
ungefähr - verschwanden die St.-Jürgens-Kapelle vor dem Mühlentor und das auf dem rechten Nebelufer gelegene Kirchlein von Alt-Güstrow. Im gleichen Jahre vollendete der anno 1547 nach Güstrow berufene Dompropst Gerd Oemken das Werk der Reformation, indem er auf dem Landtag der mecklenburgischen Stände zu Sternberg die Abschaffung des Papsttums und die Aufhebung des Domkapitels und des Franziskanerklosters durchsetzte.
1552
ungefähr - fanden in Güstrow die ersten Theater-Vorstellungen statt. Die Darsteller waren ausschließlich Schüler der hiesigen Domschule. Die Vorstellungen wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) beibehalten.
1553
bestand bereits die Güstrower Stadtschule. Sie lag am Markt (links an der Ecke, wenn man in die Hollstraße geht), hatte aber nur einen Schulmeister.
Ferner wurde das Güstrower Gymnasium, die sogenannte Domschule, errichtet.
Das Franziskaner-Kloster wurde säkularisiert.
Das städtische Niedergericht wurde errichtet. Dies war für die Bearbeitung der geringen Gerichtsangelegenheiten zuständig, während alle übrigen Sachen vor das fürstliche Hochgericht gehörten.
1555
ungefähr - wurde das im Jahre 1226 von dem Landesherrn gestiftete Collegiat (Domkirche) säkularisiert.
Im Jahre 1555 wurde zum ersten Mal die Ratsapotheke erwähnt.
1556
siedelte Herzog Ulrich vom Bützower Schloss über. Er übernahm die Regierung. Von diesem Zeitpunkt an setzte für Güstrow eine Glanzzeit ein. Herzog Ulrich war der bedeutsamste Fürst des Güstrower Landesteiles.
1557
brannte der Südteil des mittelalterlichen Schlosses bis auf den Grund nieder.
1558
im Februar beauftragte Herzog Ulrich den aus Schlesien stammenden Baumeister Franz Parr mit dem Wiederaufbau des abgebrannten Schlosses. Die erforderlichen Baugelder wurden von den Ämtern, Klostergütern und Städten aufgebracht. Der Bau des Südflügels dauerte von 1558 bis 1565. Seit dem Sommer 1560 wurde Franz Parr von seinem Bruder Christoph Parr in der Bauleitung unterstützt. Dieser erbaute vom Nordflügel des Schlosses bis zum Dom einen verdeckten überirdischen Gang.
Nach Vollendung des Südflügels und eines Teils des Westflügels des Schlosses reisten die Gebrüder Parr nach Schweden, um dort zu bauen.
1563
wurden die ersten Viehmärkte in Güstrow abgehalten.
1568
Die Domkirche, die jahrelang nicht mehr gereinigt worden war und als Wagenschauer und Lagerhaus gedient hatte, wurde für kirchliche Zwecke neugeweiht.
1573
Der Güstrower Schlossbau wurde durch den Baumeister Philipp Brandin aus Wismar fortgesetzt.
ließ die Herzogin Elisabeth die Heidberge mit Bäumen bepflanzen. Zu ihrem Gedächtnis wurde der bekannte Elisabeth-Stein in den Heidbergen errichtet.
1575
ließ Herzog Ulrich das Kenotaph im Dom für seinen Ahnherrn Heinrich Borwin II. errichten.
1577
wurde eine Schlagordnung für Roggen- und Gerstensaat vor den Toren der Stadt erlassen.
1579
wurde das Schulhaus am Domplatz erbaut (später war es Mädchenschule.)
1582
wurde den Güstrower Schustern eine Lohmühle gebaut, um die zum Ledergerben erforderliche Lohe selbst herstellen zu können.
1584
wurde in Güstrow der erste Torf gestochen.
Es wurde eine neue Polizeiordnung herausgegeben, durch welche die Blutrache, die also bis dahin des Öfteren vorgekommen sein muss, für Güstrow verboten wurde.
Die Zigeuner wurden für vogelfrei erklärt.
1585
wurde die älteste vorhandene Ansicht von Güstrow durch Vicke Schorler angefertigt. Von 1585 bis 1592 machte der Student Michael Frank Reisen durch Mecklenburg, durch die er auch Güstrow kennen lernte. In seiner anno 1880 gedruckten Reisebeschreibung sagt er bezüglich Güstrows unter anderem, dass die Häuser mit Schilf und Rohr gedeckt seien und dass neben der Schlossbrücke ein schöner fürstlicher Lustgarten hergerichtet sei. Der "Kniesenack" (wendisch = Fürstenbier) sei ein treffliches gutes Bier, es sei trübe wie Lehmjauche, aber ein gewaltiger Kopfreißer.
1586
Am 3. Dezember brannte der ganze noch mittelalterliche Nordflügel des Schlosses nieder, weil der Schlosshauptmann Gottschalk Berner bei einer Festlichkeit zu stark hatte einheizen lassen. Brandin hatte darauf den abgebrannten Nordflügel und den heute nicht mehr vorhandenen Ostflügel wiederaufgebaut. Die Südecke blieb offen, um einen freien Blick auf die als Orangerie angelegten Gärten zu haben.
der Primer ging gegen Abtretung der Wiesen und Plätze vor dem herzoglichen Schloss bis zur Domwiese, in das volle Eigentum der Stadt über. Der Herzog wollte auf dem Gelände vor dem Schloss einen Tiergarten anlegen lassen.
1595
aus diesem Jahre stammt das älteste vorhandene Amtsbuch der Güstrower Bäcker.
1601
wurde an der Stelle des jetzigen Stadtarchivs die "Neue Kanzlei" (das herzogliche Regierungsgebäude) erbaut.
1603
am 14. März gelangte Herzog Karl I. in Güstrow zur Regierung. In diesem Jahre starben rund 800 Menschen an der Pest.
1604
Herzog Karl lässt das Schloss renovieren.
übten Parumer Bauern einen Überfall auf Güstrower Stadtgebiet aus. Die sich hierauf beziehenden Akten befinden sich im Archiv. (Dort werden heute noch viele andere Akten aus jener Zeit aufbewahrt, so z. B. über Giftmischereien, Hexenprozesse, falsche Brandbriefe, usw. auch Hexenverbrennungen sind seinerzeit in Güstrow vorgekommen).
1606
wurde der Grünwinkel noch Badstubenstraße genannt. In diesem Jahre gehörte das Haus Nummer 4 im Grünwinkel dem Ritter Johann von Bülow auf Zibühl, mit dem die Stadt lange in Fehde gelegen hat.
es wurde angeordnet, dass "gassenwärts gelegene Kloaken zu bedecken seien".
1608
wurde eine Wasserkunst auf dem Pferdemarkt errichtet.
1610
wurde das Amtssiegel der Güstrower Färber geschaffen und das älteste vorhandene Amtsbuch der Schwarz- und Schönfärber angelegt.
1613
aus diesem Jahre stammt die älteste vorhandene "Amtsrolle des Amtes der Schuster in Güstrow ". Die gesamte Amtslade war vorher "heimblich und dieblich abgestohlen worden".
1620
zwei Jahre nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges waren in Güstrow 607 Feuerstellen " in ganzen und halben Häusern und Buden" vorhanden.
"Feuerstellen" ist hier im Sinne von Wohnungen zu nehmen und die "ganzen und halben Häuser und Buden" als Klassifizierung der Wohnstätten.
1621
Aufteilung Mecklenburgs in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (zweite Landesteilung).
1623
begann trotz der eingetretenen heftigen Religionsstreitigkeiten der Herzog Hans Albrecht mit dem Bau einer reformierten Kirche in Güstrow.
Durch die furchtbar auftretende Pest wurde der Bau jedoch unterbrochen. Kurz vor der geplanten Einweihung ließ Wallenstein 1628 die Kirche zerstören und das Material zum Ausbau des Schlosses verwenden.
1627
Am 30. August erteilte der Kaiserliche Generalissimus Wallenstein in Dömitz einen Schutzbrief für die Stadt Güstrow. Sie wurde daher von seinen, das Land überflutenden Truppen geschont. Bald darauf widerrief Wallenstein diesen Schutzbrief und Güstrow musste fortan schwerste Kriegslasten tragen und hatte dauernd kaiserliche Truppen als Besatzung.
1628
am 2. April mussten die mecklenburgischen Stände in Güstrow ihrem neuen Landesherren Wallenstein, dem der Kaiser in Wien das Land Mecklenburg als Entschädigung für die ungeheuren Kriegskosten gegeben hatte, huldigen, obwohl der regierende Herzog Hans Albrecht noch im Güstrower Schloss weilte. Die Huldigung ging im Rathause vor sich. Während derselben hielten kaiserliche Truppen die vier Stadttore, den Marktplatz und den Pferdemarkt stark besetzt, weil Wallenstein bewaffnete Zusammenstöße befürchtete. Nach erfolgter Huldigung wurden die beiden mecklenburgischen Herzöge in Güstrow und Schwerin des Landes verwiesen.
Auf Befehl Wallensteins wurden regelmäßige Reitposten eingerichtet, die von Güstrow aus nach allen Richtungen ins Land gingen. In Güstrow (Grüner Winkel 4) befand sich damit die erste Postanstalt Mecklenburgs.
Als großer Jagdliebhaber ließ Wallenstein auf der Schöninsel ein Fasanengehege anlegen.
Am 27.Juli hielt Wallenstein seinen prunkvollen Einzug in Güstrow. Vorher hatte eine Zusammenkunft der mecklenburgischen Stände stattgefunden, in der diese versuchten, sich der Unterwerfung durch den neuen Landesherrn zu entziehen. Sie gaben ihren Widerstand erst auf, als Wallenstein ihnen drohte, es würde in Güstrow kein Stein auf dem anderen bleiben.
1629
Auf Befehl Wallensteins, der am 27. Juli 1628 als Herzog von Mecklenburg das Schloss bezogen hatte, wird die "Neue Kanzlei" abgebrochen (Standort des jetzigen Museums und des Stadtarchivs). Wallenstein ließ die offen gelassene Südecke des Schlosses zubauen, so dass das Schloss nunmehr ein vollständiges Viereck bildete.
Im April empfing Wallenstein den kaiserlichen Feldherrn Tilly im Güstrower Schloss. Am 23. April verließ er für immer Güstrow. Er wurde 1630 vom Kaiser seiner Ämter enthoben, zog sich alsdann auf seine riesigen böhmischen Besitzungen zurück, stellte, als König Gustav von Schweden gegen die Kaiserlichen Sieg auf Sieg errang, ein neues Privatheer auf, fiel dann wiederum beim Kaiser in Ungnade und wurde 1634 in Eger ermordet.
herrschte in Güstrow eine große Lebensmittelteuerung. Das große Peststerben währte drei Wochen lang, die Güstrow'sche Bevölkerung nahm erschrecklich ab. In diesem Jahre wurde die "auf dem Paradies" gelegene Walkmühle, eine alte Mauermühle, erneuert, die für das Tuchmachergewerbe benötigt wurde. Vermutlich ist diese Mühle in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges untergegangen.
1630
ungefähr- sind wahrscheinlich in den Kriegswirren die vor Güstrow gelegenen Dörfer Glin, Tobbezin und Glevin zerstört worden.
1631
Nach Wallensteins Sturz zog der geflüchtete Herzog Hans Albrecht am 22. Juni wieder in Güstrow ein, nachdem er zuvor von dem persönlich in Güstrow anwesenden Schwedenkönig Gustav Adolf als Landesherr wieder eingesetzt worden war. Der von Wallenstein erbaute bzw. begonnene Teil der Südostecke des Schlosses wurde wieder abgebrochen. Von Wallenstein geschaffene Einrichtungen wurden beseitigt.
Die Stadt Güstrow musste mit Sternberg zusammen die Verpflegung der großen Bützower Besatzung übernehmen. Der Rat der Stadt klagte gegenüber dem Landesherrn über allzu große Schuldenlast.
1637
berichtete der Güstrower Superintendent Baumeister dem Herzog Adolf Friedrich Einzelheiten über die Gräueltaten der Soldateska während des Dreißigjährigen Krieges.
1638
beklagten sich die Güstrower Landstände beim Herzog über schwerste Misshandlungen, Plünderungen und furchtbare Quälereien seitens der schwedischen Truppen.
1643
wurde am Mühlentor eine Papiermühle erbaut.
1644
lebten im herzoglichen Amt Güstrow von ehemals 414 Bauern nur noch 131.
1648
als im Jahre 1648 durch den Westfälischen Frieden der Dreißigjährige Krieg beendet wurde, war die Stadt Güstrow gleich dem ganzen mecklenburgischen Land stark gezeichnet und um Jahrhunderte im Wohlstand zurückgeworfen.

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1653
fertigte Merian einen Kupferstich von Güstrow an, auf dem die vier Stadttore, nämlich das Gleviner Tor, das Mühlentor, das Schnoien Tor und das Hageböcker Tor, die sämtlich große starke Doppeltore gewesen sind, genau zu erkennen sind.
1654
erhielten die bisherigen Knochenhauer ihre Amtsrolle.
1660
wurde das noch vorhandene Amtsbuch der Güstrower Schmiede angelegt.
Die Stadt hatte damals 2435 Einwohner.
Um diese Zeit und auch später wurde der von der Stadt Güstrow für die niedere Gerichtsbarkeit eingesetzte Gerichtstag in einer Bretterbude auf dem Marktplatz abgehalten.
1663
wurde die Lade der Schustergesellen angefertigt.
1664
am 19. März bestätigte Herzog Gustav Adolf in Güstrow das gegen die "Hexe" Tilsche Schellwegen aus Wustrow im Fischland wegen Zauberei ergangene Todesurteil.
Am 17. Mai wurde Tilsche Schellwegen in Güstrow vor dem Schnoien Tore wegen "des abscheulichen Lasters der Zauberei", auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. :Gleich ihr wurden in Mecklenburg viele Jahre hindurch zahlreiche Frauen "wegen Hexerei und Zauberei mit dem Feuer vom Leben zum Tode gebracht".
1670
ungefähr -wurde ein Armenhaus in Güstrow erbaut.
1674
ließ Herzog Gustav Adolf eine "Landesherrliche Post nach Hamburg" und eine Postverwaltungsstelle in Hamburg einrichten. Es entstanden dieserhalb erhebliche Streitigkeiten mit dem Hamburger Magistrat.
1676
kaufte das Amt der Schuster für 340 Gulden die vor dem Mühlentor gelegene städtische Papiermühle, da die alte Lohmühle baufällig geworden war.
1682
wurde die Schenkkanne des Maureramtes angefertigt.
1684
Am 23. September vermählte sich die Herzogin Marie von Güstrow mit Adolf Friedrich II., dem späteren Herzog von Mecklenburg-Strelitz.
1692
starb Herzog Gustav Adolf auf dem Güstrower Schloss. Die Güstrower Herzogslinie erlosch durch seinen Tod. Um die Thronfolge entbrannte der bekannte Güstrower Erbfolgestreit zwischen der Schwerin’schen und Strelitz’schen Linie, in dessen Verlauf Güstrow von Truppen verschiedener Mächte besetzt wurde. Der Streit wurde, durch den im Jahre 1701 abgeschlossenen Hamburger Erbvergleich, beendet, durch den das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz gebildet wurde.
1695
Im Jahre 1695 wurde das Güstrower Postamt in Hamburg mit dem Schweriner Postamt in Hamburg vereinigt.
1698
wurde den Schlachtern vor dem Mühlentor ein Küter- oder Schlachthaus erbaut.
1701
Durch den Hamburger Erbvergleich entsteht neben Mecklenburg-Schwerin noch Mecklenburg-Strelitz (Dritte Landesteilung).
1704
ließ die Stadt vor dem Schnoien Tor unterhalb der Nebelbrücke, (etwa gegenüber dem jetzigen Standort des Typengebäudes der Telekom AG in der Hafenstraße 1 in Richtung Nebel gelegen) für die Tuchmacher eine neue Walkmühle erbauen.
1708
bis 1818 war Güstrow Sitz des herzoglichen Hof– und Landgerichts.
1712
bis zum Januar 1713 nahmen im Nordischen Krieg russische Truppen die Gleviner Mühle in Besitz. Es wurde über starkes Requirieren der fremden Soldateska Klage geführt, die nicht einmal Saatgut schonte. Güstrow nebst Umgebung hatte durch den Nordischen Krieg außerordentlich schwer zu leiden.
Waffenstillstandsverhandlungen während des Nordischen Krieges (1700 - 1721) in Güstrow. (Peter der Große, Zar von Russland, Fürst Generalfeldmarschall Menschikow, August der Starke König von Polen und Kurfürst von Sachsen und der schwedische General Steenbock)
1714
entstand zwischen dem Rat und der herzoglichen Regierung ein langwieriger Streit wegen der Reparatur des auf dem Pferdemarkt befindlichen altersschwachen Galgens.
1719
bis zu diesem Jahre war Güstrow, das seit 1695 keine Residenz mehr hatte, Witwensitz der jüngeren Linie des herzoglich mecklenburgischen Hauses. Etwa um dies Zeit sollten auf dem Pferdemarkt zwei Deserteure hingerichtet werden. Sie wurden im letzten Augenblick an der Richtstätte begnadigt.
1724
wurde der silberne Domschatz des Güstrower Domes gestohlen.
1730
ungefähr- standen in Güstrow noch 22 "Wieckhäuser" (zur Stadtseite offene Mauertürme).
1731
wurden in Güstrow das "Böhnhasenjagen" verboten. Mit "Bönhasen" bezeichnete man damals die Schwarzarbeiter unter den Handwerkern. :Auf sie wurde "Jagd gemacht" und ihnen ihr Handwerkszeug mit Gewalt abgenommen.
1733
kam es zwischen den beiden herzoglichen Brüdern Karl Leopold und Christian Ludwig, die beide vom Kaiser in Wien als mecklenburgische Herzöge abgesetzt waren und sich mit ihren Truppen bekriegten, in Güstrow zu blutigen Kämpfen.
1734
bis 1748 war Güstrow Sitz einer Justizkanzlei.
1738
wurde der silberne Willkomm des Mülleramtes angefertigt.
1748
hielt Herzog Christian Ludwig seinen prunkvollen Einzug in Güstrow. Abordnungen der Bürgerschaft ritten dem Fürsten bis Bülow entgegen. Ihm zu Ehren wurde die gesamte Stadt, die öffentlichen Gebäude und die "Wasserkunst auf dem Markte" in hervorragender Weise illustriert. Man bezeichnete dies als das größte Lichtfest von Güstrow.
1749
wurde die Güstrower Schützenbrüderschaft durch den Herzog bestätigt. Ihr Schießstand befand sich bei den Schildknecht’schen Gärten (beim heutigen Ortsteil Bauhof)
1760
ungefähr- hatte auch die Umgebung von Güstrow unter dem gewaltsamen Vorgehen preußischer Werber zu leiden.
1763
bis 1837 war Güstrow Sitz eines Steuerkollegiums.
1770
bis 1771 waren infolge starker Kälte die Wasserräder der Mühlentormühle acht Tage lang eingefroren, so dass sie ihren Betrieb einstellen musste.
1776
wurde über die Freischleuse am Mühlentor eine Sägemühle errichtet.
1780
befanden sich 46 Schneidermeister in Güstrow. Die Pfuscherei nahm überhand und führte zu dauernden Klagen beim Rat der Stadt.
1781
erfolgte die Gründung des Güstrower Wochenblattes, eines Vorläufers des 1817 gegründeten Güstrower gemeinnützigen Wochenblattes, aus dem sich in gerader Linie die frühere MTZ (Mecklenburgische Tageszeitung) entwickelt hat.
1784
wurde von Güstrow aus ein Falkentransport an den Kaiserlichen Hof in Wien vorgenommen.
1785
am 31. Oktober wurde Georg Friedrich Kersting in Güstrow geboren (Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Hollstraße). Der bekannte Maler der Romantik war Kämpfer im Lützow’schen Freikorps während der Befreiungskriege 1813 bis 1815. Kersting starb am 01.07.1847 in Meißen, wo er lange Jahre erfolgreich als Maler in der Porzellanmanufaktur tätig gewesen war.
wurde die noch vorhandene Ladnerbüchse der Güstrower Zimmerer angefertigt.
1786
hatte der Pächter der Gleviner Mühle, dem auch der Aalfang mit verpachtet war, 480 Pfund Aale an den Rat der Stadt zu liefern. Sie wurden an die Bürgermeister, an Küchenmeister, an die Ratsherren und an den Stadtsekretär verteilt.
Das „Glevin’sche Binnentor" wurde abgebrochen, weil „die dadurch behinderte Passage den Müller der Gleviner Mühle in seinem Gewerbe gestört hat".
1787
wurde in Güstrow eine Verordnung gegen die Bettelbriefe, die hier überhandnahmen, erlasst.
1792
wurde die Güstrower Bruderschaft der Schlachtergesellen ins Leben gerufen.
1794
bis 1795; der gesamte Ostflügel des Schlosses wird abgebrochen.
kam es in Güstrow infolge großer Teuerungen, die durch zu starke Lebensmittelausfuhr nach Frankreich usw. herbeigeführt worden waren, zur sogenannten Butterrevolution. Es kam zu schweren Auftritten der erregten Bevölkerung.
1797
erhielt das mittelalterliche Rathaus, über dessen Erbauungszeit sich nichts auffinden lässt, seine jetzige klassizistische Fassade.
1802
wurden in Güstrow 6542 Einwohner und 778 Häuser gezählt.
1804
traten die Schmiedegesellen in den Streik; es wurde ihnen daraufhin Verkürzung ihrer Arbeitszeit zugesichert.
1806
bis 1812 Besetzung Mecklenburgs durch Truppen Napoleons. Zur „Franzosenzeit“ hatte Güstrow unter starker Einquartierung und unter den damit verbundenen Unannehmlichkeiten schwer zu leiden. Es kam des Öfteren zu schweren Zusammenstößen und Reibereien mit der feindlichen Besatzung. Der Dom wurde als Magazin der "Grand Armee" benutzt, desgleichen die Pfarrkirche. Der Gottesdienst musste daher in der Heiligengeistkirche abgehalten werden. Erst im Jahre 1808 wurde der Dom von den Franzosen geräumt, sie hatten nicht einmal die Särge der Toten verschont.
Am 3. November 1806 wurde beim Drosten von Bülow in Güstrow, Seine Kaiserliche Hoheit der Großherzog von Cleve und Berg, ein Schwager Kaiser Napoleons I. von Frankreich, einquartiert. In kurzer Zeit mussten in Güstrow insgesamt rund 500 französische Offiziere, 9300 Gemeine und 10600 Pferde untergebracht und verpflegt werden. Die Stadt Güstrow glich einem riesigen Heerlager. Häufig mussten auch eine Anzahl "Ochsentreiber, die nach Thorn in Polen Ochsenherden zur “Großen Französischen Armee“ zu treiben hatten, untergebracht werden.
Am 11. Juli 1807 traf "Königlich Holländische Artillerie" hier ein, bald darauf auch "Königlich Bayrische Truppen". Schließlich wurde noch das "Königlich Spanische Infanterie-Regiment de Zamora" einquartiert. Oftmals weilten französische Generäle und andere hohe Offiziere quartierweise in Güstrow, darunter auch General Murat.
1807
verschwand auf dem Schweinsbrink in der Neuen Straße der Galgen, die damalige Hinrichtungsstätte in Güstrow.
1808
klagte der Pächter Friedrich Bahl von der Mühlentormühle dem Rate, dass ihm durchziehende französische Truppen 4 Pferde nebst Sielengeschirr gestohlen hätten.
1811
beklagte sich die Einwohnerschaft über zu starke Einquartierung.
1813
Güstrow ist Zentrum der Freiheitsbewegungen in Mecklenburg. Am 01. Mai - sammelten sich in Güstrow 600 Jäger zu Fuß und 600 Jäger zu Pferden zum Befreiungskampf gegen Napoleon. Sie wurden im Schloss untergebracht und vor ihrem Ausrücken im Dom geweiht. Nach siegreicher Heimkehr brachten sie ihre Fahnen in den Dom, wo sie sich noch heute befinden.

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1814
musste die Gleviner Mühle vom 20. Januar bis 22. März ihren Betrieb einstellen, weil der Mühlenbach völlig vereist und durch Schneeverwehungen verschüttet war. Dem Mühlenpächter wurde daher eine Entschädigung von 150 Reichstalern gewährt.
1817
wurde das Güstrower Schloss, das wegen seiner starken Verwahrlosung gründlich überholt werden musste, zum Landarbeitshaus / Zwangsarbeitshaus (200 bis 600 Insassen) bestimmt.
1823
Bau der Justizkanzlei am Schlossplatz.
1825
ungefähr - schrieb Rektor Johann-Friedrich Besser vom hiesigen Gymnasium eine Güstrower Chronik. Er vertrat die Ansicht, dass das alte Güstrow auf dem rechten Ufer der Nebel, vor dem jetzigen Mühlentor, zu beiden Seiten des Rostocker Weges nach Suckow hin, gelegen habe.
1826
Am 09. Oktober wurde die hiesige Sparkasse errichtet.
1828
Am 12. Oktober wurde das Güstrower Theater erbaut.
Lange Zeit vorher haben oftmals auswärtige Theatergruppen Vorstellungen in Sälen der Stadt gegeben.
1830
wurde unter dem Namen "Sonntagsschule" die erste Gewerbeschule in Güstrow eingerichtet. Der Unterricht wurde sonntags nachmittags erteilt.
Güstrow hatte damals 8882 Einwohner.1836
1836
wurde eine Eisengießerei und Maschinenfabrik in Güstrow (später van Tongel’sche Stahlwerke) gegründet.
1848
stand Güstrow im Mittelpunkt der Revolution. Es wurden hier mehrere Verfassungsreformversammlungen abgehalten.
Bis zu diesem Jahr befand sich auf dem Spalding Platz der Ackerhof des Ratsherrn Spalding.
1849
siedelte der plattdeutsche Dichter John Brinckman als Hilfslehrer der Realschule nach Güstrow über. Er starb im Jahre 1870 und liegt auf dem Güstrower Friedhof begraben. Erwähnt sei an dieser Stelle, dass auch der plattdeutsche Dichter Fritz Reuter eine Zeitlang in Güstrow gewohnt hat.
1850
Am 13.05. wird die Bahnstrecke von Kleinen über Bützow nach Rostock und nach Güstrow nutzbar. Ein Bahnhofsgebäude ist in Güstrow noch nicht fertiggestellt.
1851
Das Gaswerk wird errichtet - es ist das erste in Mecklenburg. Die Baukosten beliefen sich auf 50 000 Taler Preußische-Courant. Im Jahre 1890 kaufte es die Stadt Güstrow zum Preis von 115 000 Mark.
1854
01.10. wird in der Baustraße (heute Haus Baustraße 3) die Güstrower Großherzoglich Mecklenburgische Telegrafenstation in Betrieb genommen.
1858
wurde das Gymnasium (Domschule) erbaut.
1864
brannte die Gleviner Mühle mit Wohnhaus ab.
Die Eisenbahnstrecke Güstrow-Neubrandenburg wird am 11.11. in Betrieb genommen.
1865
wurde das vor dem Gerichtsgebäude stehende Denkmal zu Erinnerung an, die in den Befreiungskriegen gefallenen Mecklenburger errichtet.
wird die Wollhalle (Woll-Lager-Haus) an der Stelle erbaut, an der heute das Kreishaus steht. (16000 Zentner Wolle wurden damals in Güstrow abgeliefert, nämlich 8000 Zentner im alten Magazin 4000 Zentner im Schauspielhaus und weitere 4000 Zentner in einem Pferdestall). Die Wollhalle wird im Winter als Festhalle genutzt (3000 Plätze). Am 12. März 1925 brennt die Halle ab.
1866
am 5. Juli - sollte das erste mecklenburgische Landesschützenfest in Güstrow gefeiert werden. Wegen des gegen Österreich ausgebrochenen Krieges wurde es auf den 10. Juli verschoben.
Das Oberpostamt wurde von der Langen Str. 41, durch Tausch mit dem Herrn Oberforstmeister von Storch in das „Storch’sche Haus“ (Domstr. 6) verlegt. Dieser Tausch ist in einem :„Wohnungstauschbuch“ des Güstrower Stadtarchivs von 1866 nachweislich. Im ersten Güstrower Adressbuch von 1874 wird das Haus Domstr. 6 auch als Wohnsitz des Herrn Oberpostdirektors Georg Stoerzel benannt und als Eigentum der kaiserlichen Verwaltung ausgewiesen (Flurstücke 661 und 663). Besagter Herr von Storch wird im gleichen Adressbuch 1874 als Eigentümer des Flurstücks 571 Lange Straße 41 benannt. Oberpostdirektor Stoerzel ist seit 1866 der Amtsvorsteher des großherzoglichen und später (ab 1880 bis 1886) des Vereinigten kaiserlichen Post- und Telegrafenamtes in Güstrow. Danach werden Postdirektor Alexander Gagzow und ab 1898 Postdirektor Willebrand jeweils Amtsvorsteher.
Anmerkung der Chronisten: Die Benennung des Sitzes des Postamtes in der Domstr. 16 zwischen 1866 und 1896 (Ira Koch, „Güstrow wie es früher war“ Wartberg Verlag 1993), kann von uns nicht bestätigt werden. Nachweislich ist der Sitz des Postamtes in der Domstr. 6 seit 1866. Mindestens ab 1874, und auch nach der Vereinigung mit dem Postwesen im Vereinigten Post- und Telegrafenamt im Jahre 1880, befindet sich hier auch der Standort des Staatstelegrafen.
1868
Nach einem Großbrand, bei dem die Große Schulstraße und Teile des Grünen Winkels bis zur Domstraße niederbrannten, wurde das Gasthaus in der Schlossstraße 6, am 17.10. Gründungsort der ersten freiwilligen Güstrower Bürger-Feuerwehrt aus Mitgliedern des Männer-Turn-Vereins (MTV), der späteren Freiwillige Feuerwehr der Stadt Güstrow.
1870
zogen auch Güstrower wehrfähige Männer zum Rhein, um das Vaterland gegen das französische Kaiserreich zu verteidigen. Die Namen der Gefallenen sind im Güstrower Dom auf einer mit damaligen Kriegsorden geschmückten Gedenktafel verzeichnet.

Kaiserreich (1871-1918)

1874
zählte man in Güstrow 10 782 Einwohner
1875
hatte Güstrow 10791 Einwohner
1876
bis 1905 hieß der Pferdemarkt Schnoienstraße.
1878
wurde der Güstrower Kinder-Königschuss eingeführt.
1879
ging die Burg- und Domfreiheit zum Stadtrecht über, welche vorher zum herrschaftlichen Schloss und vormaligen Kollegialstift gehörte.
1880
hatte Güstrow 12 189 Einwohner.
1883
Die erste Zuckerfabrik entsteht in Güstrow, sie kann zunächst 10 000 Zentner Zuckerrüben verarbeiten.
Die Fabrikhallen wurden mit elektrischem Bogenlicht erhellt.
1885
hatte Güstrow 13 429 Einwohner.
1887
wurde die Güstrower Garnison errichtet. Das Militär wurde zunächst in der Schule in der Neuen Straße untergebracht.
01.10. wird die Eisenbahnverbindung Güstrow Schwaan fertiggestellt.
1889
Errichtung des Borwin-Brunnens
1891
wurde die Güstrower Artilleriekaserne erbaut.
1892
Inbetriebnahme einer Stadtfernsprecheinrichtung in Güstrow.
Dazu nachstehende Veröffentlichung aus der Güstrower Zeitung vom 16.08.1892:
Der von den hiesigen Magistrate, früher beabsichtigte Anschluss mehrerer städtischer Gebäude, wie uns gesagt worden:
des Rathauses, des Krankenhauses, des Schlachthauses und der Gasanstalt, an die jetzt vollendete Stadtfernsprecheinrichtung wurde bekanntlich seiner Zeit, wie von uns auch mitgeteilt worden, von unserem Bürgerausschusse als nicht erforderlich abgelehnt,
(Anmerkung der Chronisten: hierzu siehe Protokoll der Sitzung des Bürgerausschusses vom 28.06.1892) und trotz eines wiederholten, aber veränderten Antrages des Magistrates und Beschränkung des Anschlusses auf das Rathaus und Krankenhaus zum geschäftlichen Betriebe, glaubte unsere Bürgervertretung ihre Zustimmung zu der Kostenbewilligung verweigern zu müssen. Nachdem nun seitens der Postbehörde aus bester Intention geschaffene, in anderen Städten als großes Bedürfnis, und wo sie besteht, als wesentliche Geschäftserleichterung empfundene Einrichtung fast bei uns vollendet ist und 29 Privathäuser von den Geschäftsinhabern hierselbst an dem Werke angeschlossen worden sind, hat der Magistrat nunmehr, wie wir erfahren, den Anschluss des Rathauses lediglich im Interesse des Feuerlöschwesens verfügt. Es werden 2 Sprechapparate im Polizeiwachzimmer und im Nachtwachzimmer aufgestellt und mit der Turmwärterwohnung und der neben dem Spritzenhause gelegenen Stadtbauschreiberwohnung verbunden, und auf der Post wird durch spezielles Entgegenkommen der Behörde eine besondere Einrichtung zu dem Zwecke geschaffen, dass von allen städtischen Anschlüssen aus auch während der Nacht die Meldung über die Post zum Rathause und weiter zum Turm und Spritzenhause gelangen können. Wie uns mitgeteilt ist, soll mit den Besitzern der 29 Privatanschlüsse im Interesse der Sicherheit unserer Stadt auch dahin verhandelt werden, dass die betreffenden Häuser als Feuermeldestellen bezeichnet werden und jedem Wächter oder Privatmann, sobald dieselben den Ausbruch eines Feuers bemerkt, die Veranlassung sofortiger Meldung zum Rathause gestattet wird. Die Kosten dieser städtischen Einrichtung, deren Herstellung die Postbehörde unentgeltlich beschafft, betragen pro Jahr 120 RM und werden, wenn wir recht berichtet sind, weil die Leitung lediglich in Feuerlösch-Interesse angelegt ist, aus der sogenannten Spezialbrandkasse getragen. Wir stimmen unsererseits der Auffassung völlig bei, dass ein einziger Löschfall die der Brandkasse entstehenden Kosten für lange Zeit ersetzten und eventuell noch große Ersparnisse zur Folge haben kann, und begrüßen die Errichtung daher mit Freuden als ein neues Sicherungsmittel unserer Stadt.
(Anmerkung der Chronisten: siehe auch Liste der ersten 29 Fernsprechteilnehmer weiter unten).
1893
wurde durch den Güstrower Handelsverein, eine kaufmännische Fortbildungsschule errichtet.
Das Schützenhaus wurde auf dem Schwalbenbrink erbaut.
1895
bis 1896 Bau des Kanals Bützow – Güstrow.
1896
Das neue Postamt wird 1896 fertiggestellt und bezogen. Im Anzeiger für Güstrow, Goldberg und Krakow vom 11.10.1896 Nr. 239 ist zu lesen: „...ueber das neue Postgebäude können wir aus zuverlässiger Quelle einige nähere Angaben zur Orientierung des Publikums bringen. Das Gebäude enthält: im Erdgeschoß sämtliche Diensträume für den Postbetrieb, im Obergeschoß diejenigen für den Telegraphen- und Telephonbetrieb und die Dienstwohnung des Postamts-Vorstehers... Der Haupteingang des Publikums ist an der Ecke des Gebäudes im Thurm angeordnet. An demselben befindet sich zur rechten Hand ein elektrischer Glockenzug zur Benutzung für das Publikum bei Abgabe von Telegrammen außer den üblichen Schalterdienststunden an Sonn- und Feiertagen und des Nachts. Das neue Posthaus mit seinem schmucken Thurm ..., darf wohl mit Recht als eine Zierde der Stadt bezeichnet werden und gibt Zeugnis von der Tüchtigkeit unserer Bauhandwerker, welche die Arbeiten am Gebäude mit wenigen Ausnahmen ausgeführt haben
(Anmerkung der Chronisten: Über den Turm wurden die Telegrafen- und Telefonleitungen bis 1929 in das Gebäude geleitet.)
Zuvor befand sich das Postamt ab 1866 in der Domstraße 6, davor ab 1831 in der Langen Straße 41. Im Hause Lange Straße 11 befand sich eine Posthalterei. Die erste mecklenburgische Postanstalt befand sich ab 1628 in der Straße „Grüner Winkel“ Nr. 4. in Güstrow. Diese Einrichtung wurde von Wallenstein gegründet und bestand nur kurze Zeit.)
1900
hatte Güstrow 16882 Einwohner.
1902
Am 10. September - wurde vom Großherzog Friedrich Franz IV. der Grundstein zum Realgymnasium gelegt. Dieses Gebäude gehört heute zum John-Brinckman-Gymnasium.
Im selben Jahre wurde von Professor Beltz das auf der Mühlenweide in der Nähe der Verbindungschaussee gelegene Steingrab (eine in Abteilungen geteilte Steinkammer aus der Steinzeit) ausgegraben und untersucht. Die dort gemachten wertvollen vorgeschichtlichen Funde befinden sich im hiesigen Museum. Einige Jahre später wurden auf der Gliner Heide steinzeitliche Wohnungen entdeckt. Auf der großen Bockhorst, auf der Mühlenweide und auf dem Schneiderberge fand man Geräte bzw. Splitter davon aus der Steinzeit. Aus der Bronzezeit wurden im Primer mehrere Kegelgräber festgestellt, von denen eines untersucht ist und sich heute noch im geöffneten Zustand befindet. Funde aus der Eisenzeit sind in Güstrow nicht gemacht worden, dagegen fand man Reste aus der Wendenzeit auf dem Schneiderberg bei Villa Maria.
1905
hatte Güstrow 17 163 Einwohner.
1906
wurde der Güstrower Sportverein gegründet.
1910
wurde die Siedlung Detmannsdorf erbaut. Dettmann ist Mitinhaber der Fa. Böckmann & Co. in Güstrow. Dietmannsdorf ist die erste Arbeitersiedlung Mecklenburgs.
Ernst Barlach übersiedelt nach Güstrow und lebt hier bis zu seinem Tode 1938.
hatte Güstrow 17455 Einwohner.
1912
wurde der Zuckerfabrik eine Kartoffelflockenfabrik angegliedert, die in der Kampagne bis zu 80 000 Zentner Kartoffeln verarbeitet.
Güstrow wird in der Nacht vom 11. zum 12. Dezember an das Elektrizitätswerk angeschlossen.
1913
Telefonische(?) Feuermeldung wurde in Güstrow eingerichtet.
1914
Am 7. und 8. August rücken die Güstrower Truppen ins Feld.
Bei der mit der Mobilmachung eingerichteter Ersatzabteilung zogen insgesamt 95 Offiziere, 26 740 Unteroffiziere und Mannschaften und rund 6000 Pferde ins Feld. Groß ist die Anzahl der an allen Fronten des Weltkrieges gefallenen Güstrower Männer und Jugendlichen. Ihre Namen sind zum Gedächtnis auf großen Tafeln in Güstrower Kirchen verzeichnet.
1916
hatte Güstrow 20440 Einwohner.
1918
Kriegsende des I. Weltkrieges.

Weimarer Republik (1918-1933)

1919
wurden in Güstrow 19810 Einwohner gezählt.
1920
fanden anlässlich des Kapp-Putsches in Güstrow schwere Zusammenstöße statt, durch die 9 Einwohner getötet, 12 schwer und 26 leicht verletzt wurden.
1921
Im Mai wurden die letzten Kriegsgefangenen aus dem Lager Bockhorst entlassen. Das Lager diente bis 1923 als Flüchtlingsunterkunft für Schlesier und Elsasser.
Im gleichen Jahre wurde die Landwirtschaftliche Schule am Domplatz 16, dem wundervollen Renaissance-Bau, in dem sich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Kanzlei Wallensteins befunden hat, eingerichtet.
1925
wurden in Güstrow 19 084 Einwohner gezählt.
1928
wurde das Grundwasserwerk am Inselsee und der neue Wasserturm erbaut.
Die Stadt Güstrow feierte ihr 700-jähriges Bestehen.
1930
In der Nacht vom 28. auf den 29. August brannte das Gerichtsgebäude
Die Knabenvolksschule in der Hafenstraße wurde erbaut.

Drittes Reich (1933-1945)

1933
30. Januar fand anlässlich der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Güstrow eine Großkundgebung statt.
wurden in Güstrow 22 464 Einwohner gezählt.
1934
wurde das Gebäude der Kreisverwaltung (damals Klosterhof 1) erweitert.
1935
18. Mai - wurde die Kongresshalle eingeweiht.
1936
wurde das Gebäude der Landesbauernschaft am Wall erbaut.
(inzwischen durch Vereinigung der Standorte ehemaliges Lyzeum, Hotel “Am Wall, Kaufmännische Berufsschule und Umbau für ca. 30 Millionen DM Sitz des Landkreises Güstrow.)
Die Kasernen in der Rostocker Straße werden erbaut.
Güstrow zählte 24 457 Einwohner.
1937
wurde die Gertrudenkapelle zur Ahnenhalle hergerichtet.
An der Goldberger - Chaussee, an der Schweriner - Chaussee und in Dettmannsdorf entstanden neue Stadtviertel.
1938
09.11. Die Synagoge im Krönchenhagen wurde durch die Nationalsozialisten niedergebrannt (Reichskristallnacht).
1939
1. September begann der II. Weltkrieg mit dem Überfall Deutschland auf Polen.
1941
22.Juni - Überfall auf die Sowjetunion.
1944
Errichtung der Lehrerbildungsanstalt (LBA) an der Goldberger Str. (später in der DDR-Standort der Pädagogischen Hochschule, nach der Wende Bildungsstätte des Innenministeriums).

SBZ und DDR (1945-1990)

1945
07. April - amerikanische Bomber zerstören das Heereszeugamt in Primerburg.
Güstrow wurde während der 5½-jährigen Dauer des Krieges 325 mal von englischen und amerikanischen Flugzeuggeschwadern überflogen.
352-mal hat es in der Stadt Fliegeralarm gegeben.
2. Mai - Einzug von Truppen der Roten Armee in Güstrow. Die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee war das Ergebnis einer Kontaktaufnahme einer Gruppe mutiger Bürger zur Vermeidung der Zerstörung der Stadt, die unter Hauptmann a. D. Wilhelm Beltz und mit Unterstützung der Ukrainerin Slata Kriwussjowa gelungen ist.
In der Stadt steigt die Anzahl der Bewohner von 28183 auf 35446 Einwohner und Flüchtlinge an.
In den letzten Tagen vor und ersten Tagen nach der kampflosen Einnahme Güstrows am 02.05. kam es zu einer hohen Anzahl von Selbsttötungen. Wesentliche Ursachen hierfür waren, wie auch andernorts in Mecklenburg, das zusammengebrochene Weltbild von der arischen Überlegenheit der Ideologie des Nationalsozialismus. Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, wie sie jahrelang durch die antisowjetische Propaganda geschührt wurden. Auch die späte Erkenntnis, durch die Gefolgschaft und aktive Mitwirkung in nationalsozialistischer Organisationen, eigene Schuld auf sich geladen zuhaben, führte in der Verzweiflung zur Selbsttötung und zum Mord an minderjährigen Familienangehörigen.

In meiner Heimatstadt Güstrow sollte 70 Jahre nach dem Kriegsende eine Untersuchung durch einen Wissenschaftler der Universität Rostock detaillierte Erkenntnisse zu der Situation der kampflosen Übergabe Güstrow an die Rote Armee offenbaren. Ja, es gab unzählige Übergriffe sowjetischer Soldaten auf die Zivilbevölkerung. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. Aber die umfassenden Tötungen verursachten die Güstrower selbst.

Am 20. Mai wird das Güstrower Theater mit einer Matinee als erstes in Mecklenburg wieder eröffnet.
10. Juni- genehmigt die „Sowjetische Militäradministration für Deutschland" (SAMD) die Gründung von antifaschistischen, demokratischen Parteien.
1946
21. April -Vereinigungsparteitag der SPD und KPD zur SED.
Am 20.10. finden die ersten Wahlen für den Land- und Kreistag statt. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), die Christlich Soziale Union (CSU), die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) und Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) stehen zur Wahl.
Die SED erhält im Land 49,5 % der Stimmen und bildet mit der VdgB die Regierung.
01.11.wurde der Schulbetrieb in Güstrow wieder aufgenommen.
1948
Juli, in Güstrow, wie auch in der gesamten sowjetischen Besatzungszone, wird die Währungsreform durchgeführt. Das Geld wird 1ü:1 abgewertet.
In Güstrow leben 39982 Einwohner.
1949
7. Oktober Gründung der "Deutschen Demokratischen Republik" (DDR).
Die SMAD übertrug Wilhelm Pieck die Bildung einer Regierung. Staatspräsident wurde Wilhelm Pieck.
In Güstrow wohnen 40158 Einwohner
1950
1. Mai- zum ersten Mal nach Kriegsende veranstaltet der Rat der Stadt mit der „1. Mecklenburgischen Tierschau" eine große Ausstellung auf dem Industriegelände in Güstrow.
In Güstrow leben 41246 Einwohner.
1951
bis 1953 Restaurierung der Gertrudenkapelle und Eröffnung als Ernst-Barlach-Gedenkstätte.
September- der Pferdemarkt wird in einer Feierstunde in "Straße des Friedens" umbenannt.
12. bis 16. September 725-jähriges Domjubiläum.
1952
September- Verwaltungsreform; durch Umorganisation verändert sich das Kreisgebiet Güstrow, neue Kreise entstehen z. B. Bützow und Sternberg.
1953
8. März, Barlachs Güstrower Ehrenmal „Der Schwebende“ kehrt als Drittguss und Schenkung der Kölner Antoniter Gemeinde in den Dom zurück.
Oktober- 725-Jahrfeier Güstrows.
1. November- Festumzug durch die Stadt „Das Handwerk im Wandel der Zeiten"
Der Schlossplatz wird in Franz-Parr-Platz umbenannt.
1955
1. August, das Theater wird wegen eines großen Umbaus für längere Zeit geschlossen.
Veranstaltungen finden im Kulturhaus des MTS-Lehrkombinats Bockhorst, ab 14.11. im großen Saal des Hotels „Stadt Güstrow" statt.
1957
1. September - Wiedereröffnung des Theaters nach mehrjährigem Umbau. Das Innere des Hauses wurde modernisiert. Außen wurde der Bau nur wenig verändert. Das Theater erhält den Namen „Ernst-Barlach-Theater".
Die Eröffnung des Hauses begann mit der Aufführung von „Don Carlos" von Schiller.
1958
wird mit dem Bau des Neubaugebietes „Südstadt" begonnen. (Bis 1985 entstehen für ca. 15 000 Bürger Wohnungen).
In Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften organisiert, leisten die Arbeiter und Angestellten einen großen Anteil an den AWG-Wohnungen durch Selbsthilfe.
1959
Eröffnung des Tierparks als Heimattierpark. 1991 Beschluss zur Erweiterung zu einem Natur- und Umweltpark.
1963
bis 1980 Restaurierung des Renaissanceschlosses und Neuanlage des Renaissancegartens.
1968
Vom 31.7. -5.8. finden die Weltmeisterschaften im Angelsport in Güstrow im Niklotstadion statt.
1974
bis 1978 werden der Pferdemarkt und Teile des Marktes zum Fußgängerbereich umgestaltet.
1978
750-Jahrfeier der Stadt
Eröffnung des Atelierhauses als Gedenkstätte für Ernst Barlach.
1981
Am 13. Dezember besuchen Helmut Schmidt, Bundeskanzler der BRD, und Erich Honecker, Vorsitzender des Staatrates der DDR, gemeinsam die Stadt Güstrow. Die Bewohner der Innenstadt dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen. Die „Besucher" des Weihnachtsmarktes sind wenige ausgewählte Güstrower und viele „Gäste" die organisiert herbeigefahren wurden. In Güstrow wimmelt es von Mitarbeitern der Stasi.
1985
Von Juni 1984 bis September 1989 werden in den drei Nordbezirken 22 Haupt- und Nebenstrecken der Reichsbahn elektrifiziert.
1986
Das Heizwerk in Güstrow - Röver Tannen nimmt seinen Betrieb auf.
1989
27. Oktober-20000 Güstrower beteiligen sich an einer Demonstration. Sie protestieren gegen die Politik der Regierung. Die Parole „Wir sind das Volk" hallt durch die Straßen.

Die heutige Zeit

1990
Am 06. Mai - erste freien Wahlen zur Volkskammer seit 1946.
1991
Die Pädagogische Hochschule wird geschlossen.
In dem Gebäudekomplex wird die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Rechtspflege und Polizei des Landes Mecklenburg-Vorpommerns eröffnet.
Die Mauer um das ehemalige sowjetische Lazarett „Am Wall" in Güstrow fällt.
Güstrow wird Modellstadt für Altstadtsanierung.
1992
Güstrow wird Modell für eine „umweltgerechte Stadt"
1994
Durch Zusammenschluss der Kreise Güstrow, Teterow und Bützow entsteht der Großkreis Güstrow mit 118 615 Bewohnern. Güstrow bleibt Kreisstadt (36 500 Einwohner).
1997
Die Stadt- und Kreisbibliothek, die seit 1994 den Namen „Uwe Johnson" führt, zieht aus einem Saal der ehemaligen „Pädagogischen Hochschule“ und jetzigen „Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege und Polizei" in das Haus "Am Wall" 2 ein.
1998
Aus Anlass des 60. Todestages wird ein Ausstellungsforum neben dem Atelierhaus Ernst Barlachs eröffnet.
1999
Das neue Krankenhaus in Güstrow wird als moderne Einrichtung an der nördlichen Stadtgrenze errichtet.
2000
Das Erlebnisbad „Oase" wird nach dreijähriger Bauzeit am 11. August eröffnet.
2001
im Januar wird das neue Kreishaus Am Wall 3-5 seiner Bestimmung übergeben. Bis auf das Verkehrsamt, das weiterhin im Parumer Weg seinen Sitz hat, sind die übrigen bislang auf das Stadtgebiet verteilten Ämter nun dort untergebracht. Bis zur Fertigstellung des Kreishauses war das Sozialamt im ehemaligen Gebäude der „Stasi“ in der Neukruger Straße 2 untergebracht. Das Gesundheitsamt war teilweise in dem Gebäude der Poliklinik in der Südstadt und im Gebäude auf dem Franz-Parr-Platz 6 tätig. Das Bauamt nutzte die Räume in der früheren „TBC- Beratungsstelle" in der Rostocker Straße und das Jugendamt hatte seine Wirkungsstätte in der Baracke des ehemaligen VEB Kraftverkehrs in der Dr.-Külz-Straße.
2002
Das Rathaus wird nach seiner Renovierung wieder genutzt.
Die Stadtverwaltung war vorübergehend im jetzigen Museums- und Archivgebäude auf dem Franz-Parr-Platz untergebracht.
2003
Güstrow feiert das 775. Stadtjubiläum




Einigen wichtigen Einrichtungen, besonderen Anlässe und Begebenheiten sind eigene Artikel gewidmet:

Einwohnerentwicklung der Stadt Güstrow

Anzahl der Einwohner in Güstrow
1875 - 11093
1900 - 16882
1933 - 22464
1936 - 24457
1942 - 29463
1948 - 39982, darunter weiterhin 12502 Flüchtlinge, Vertriebene und Umsiedler
1949 - 40158
2009 - 30150
2021 - 30150

Die Zunahme der Güstrower Bevölkerung in den Jahren 1933 bis 1939 resultierte aus Zuwanderungen von Arbeitskräften aus dem damaligen Reichsgebiet. (Angaben wurden dem Buch -Die Städte Mecklenburgs im Dritten Reich- von Michael Buddrus und Sigrid Fritzlar, Edition Temmen 2011, entnommen)



Eisenbahnbau und Bahnverbindungen

Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin, Kleinen, Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau.

Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes nach Güstrow (1850) entstanden auch die ersten Telegraphenlinien Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Das Postwesen in der Region Güstrow

Studie über die Anfänge des Postwesens in Güstrow Zur Navigation springen Zur Suche springen Güstrow

Die Post ist gewissermaßen die um 350 Jahre viel ältere und größere Schwester des Fernmeldewesens. Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg 1866 zwang Preußen durch einen Abtretungsvertrag Thurn und Taxis erhebliche Rechte im Postwesen ab. Post- und Fernmeldewesen existierten in unserer Region die längste Zeit als staatlich verwaltete und organisierte Bereiche für die Ortsveränderungen von Nachrichten im gesamtzen Norden des Deutschen Reiches. Diese Aufgaben erledigten die beidenh Zweige sowohl eigenständig als auch lange Zeit unter einem gemeinsamen Dach vereinigt. Beide Bereiche gehören aus wirtschafts-philosophischer Sicht dadurch eng zusammen, weil in beiden Bereichen mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden der Transport von Nachrichten in verschiedensten Formen über mehr oder minder große Entfernungen durchgeführt wurde.(Marx!). Die einst von Wallenstein eingeführte Organisationsform des Postwesens ist in Mecklenburg grundsätzlich erhalten geblieben. Nach der Einnahme Deutschlands durch Napoleon am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Einfluss von Thurn und Taxis weiter verkleinert. 1867 kaufte schließlich die Preußische Post die fast wertlosen Rechte von Thurn und Taxis auf. Das gesamte Postwesen war nun in staatlicher preußischer Hand. Die einheitliche, streng regulierte Organisation führte im Volksmund zu der Bezeichnung „Staat im Staate“. Mit der späteren Einführung des Kraftfahrwesens bei der Reichspost wurde der Postdienst stetig beschleunigt. Die Modernisierung der Reichspost führte zur Verkürzung der Laufzeiten bei hoher Sicherheit der Zustellung. Diese Prozesse liefen auch in den Kriegs- und Nachkriegszeiten und bei allen Änderungen der politischen Verhältnisse bis in die 1990er Jahre mit großer Regelmäßigkeit ab. Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst.

Nachstehend wird zunächst von den anfänglichen Entwicklungen des Postwesens in der Region Güstrow und anschließend der des Fernmeldewesens bis zu deren beider Einzug in das 1896 errichtetet Kaiserliche Postamt am Pferdemarkt berichtet. Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig einen Schnellhefter mit der Aufschrift - "Postgeschichtliche Aufzeichnungen" auf unserem Betriebsgelände auf einem Altpapiercontainer, in dem wir u. a. auch eine "Chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow entdeckten". Diese Aufzeichnungen früherer Berufskollegen, die wir um Angaben aus der jüngeren Zeit ergänzt haben, möchten wir hier vorstellen. Die Lage Güstrows, der heute mit knapp 30.000 Einwohnern siebengrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern im Herzen Mecklenburgs, hat in der Vergangenheit auf unterschiedliche Weise meistens Vorteile für seine Herrscher und Bewohner geboten. Während im Mittelalter ihre Lage in der sumpfigen Umgebung der Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow einen Schutz vor Überfällen bot, brachten später die Kreuzung der Postwege und danach der Verlauf der Eisenbahnlinien zwischen Kopenhagen und Berlin und zwischen Hamburg und Lübeck nach Stettin lebhaften Verkehr nach Güstrow und das Gastgewerbe erblühte. Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin und Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes entstanden auch die ersten Telegraphenlinien und Telegraphenstationen. In Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Auch die zentrale Lage Güstrows und die Nutzung des Autos als Verkehrsmittel hatten Vorteile für Güstrow. Die günstige Lage der Stadt empfahl sich als Kreuzungspunkt mehrerer Chausseen und befestigter Landstraßen. Heute sind es vor allem die Bundesstraßen B 103 und B 104) und der erfolgte Anschluss an das Autobahnnetz (A 19), die welche eine gute Erreichbarkeit Güstrows gewährleisten. Die mittelalterliche Struktur der Stadt, mit dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und des sich auf ihm kreuzenden, historisch gewachsenen Wegenetzes, sind auch nach einhundert Jahren immer noch ein Hindernis für den heutigen Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen. Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von allergrößter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich.

Ab den 1990er Jahren erfolgte die Teilung der "Post" in die drei eigenständigen privatwirtschaftlich orientierten Einrichtungen: Post AG, Telekom AG und Postbank. Mit deren Einrichtung hörte das staatlich organisierte Post- und Fernmeldewesen in Deutschland auf zu existieren.


Lamoral von Taxis, Reichs-Generalpostmeister

Kurier der Thurn und Taxis Post bis 1648 in Süddeutschland


Briefbote aus dem 13. Jahrhundert


Briefbote aus dem 17. Jahrhundert


Postreiter unterwegs


Französisches Postamt unter Ludwig XIV.

Die nun folgenden Ausführungen zum Postwesen im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow entnahmen wir einem umfangreichen Beitrag von Ludwig Dube, veröffentlicht unter dem Thema „Die Landespost des Herzogtums Mecklenburg- Güstrow“, erschienen im Verlag, Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 2/1973. Diese Zeitschrift ist bei posthistorisch interessierten Lesern sehr geachtet, der Allgemeinheit jedoch eher wenig bekannt. In seinem Artikel, auf den wir bei unseren stadtgeschichtlichen Recherchen aufmerksam wurden, würdigt Ludwig Dube vor allem das umsichtige Wirken des Güstrower Geheimen Kammerherren Mumme, der zunächst am Güstrower herzoglichen Hof und später beim Herzog in Schwerin als zielstrebiger und langjähriger Reformer des Güstrower und mecklenburgischen Postwesens in die mecklenburgische Postgeschichte einging. Die umfassenden Ausführungen Ludwig Dubes sind die einzigen uns bekannten Aufzeichnungen über das Güstrower Postwesen von seinen Anfängen im 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts.


Die Anfänge des Postwesens in der Region Güstrow

Die Post ist gewissermaßen die um 350 Jahre viel ältere und größere Schwester des Fernmeldewesens. Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg 1866 zwang Preußen durch einen Abtretungsvertrag Thurn und Taxis erhebliche Rechte im Postwesen ab. Die Post und die Telegraphie, mit der Einführung des Telefon als Fernmeldewesen bezeichnet, existierten in unserer Region die längste Zeit als staatlich verwaltete und organisierte Bereiche für die Ortsveränderungen von Nachrichten im gesamten Norden des Deutschen Reiches. Diese Aufgaben erledigten die beidenh Zweige sowohl eigenständig als auch lange Zeit unter einem gemeinsamen Dach vereinigt. Beide Bereiche gehören aus wirtschafts-philosophischer Sicht dadurch eng zusammen, weil in beiden Bereichen mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden der Transport von Nachrichten in verschiedensten Formen über mehr oder minder große Entfernungen durchgeführt wurde.(Marx) Die einst von Wallenstein eingeführte Organisationsform des Postwesens ist in Mecklenburg grundsätzlich erhalten geblieben. Nach der Einnahme Deutschlands durch Napoleon am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Einfluss von Thurn und Taxis weiter verkleinert. 1867 kaufte schließlich die preußische Post die fast wertlosen Rechte von Thurn und Taxis auf.

Das gesamte deutsche Postwesen war nun in staatlicher preußischer Hand. Die einheitliche Organisation führte im Volksmund zu der Bezeichnung „Staat im Staate“. Mit der späteren Einführung des Kraftfahrwesens bei der Reichspost wurde der Postdienst stetig beschleunigt. Die Modernisierung der Reichspost führte zur Verkürzung der Laufzeiten, bei hoher Sicherheit der Zustellung. Diese Prozesse liefen auch in den Kriegs- und Nachkriegszeiten und bei allen Änderungen der politischen Verhältnisse bis in die 1990er Jahre mit großer Regelmäßigkeit ab. Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst. Nachstehend wird zunächst von den anfänglichen Entwicklungen des Postwesens in der Region Güstrow und anschließend der des Fernmeldewesens bis zu deren beider Einzug in das 1896 errichtetet Kaiserliche Postamt am Pferdemarkt berichtet. Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig einen Schnellhefter mit der Aufschrift - "Postgeschichtliche Aufzeichnungen" auf unserem Betriebsgelände auf einem Altpapiercontainer, in dem wir u. a. auch eine "Chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow entdeckten". Diese Aufzeichnungen früherer Berufskollegen, die wir um Angaben aus der jüngeren Zeit ergänzt haben, möchten wir hier vorstellen.

Die Lage Güstrows, der heute mit knapp 30.000 Einwohnern siebengrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern im Herzen Mecklenburgs, hat in der Vergangenheit auf unterschiedliche Weise meistens Vorteile für seine Herrscher und Bewohner geboten. Während im Mittelalter ihre Lage in der sumpfigen Umgebung der Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow einen Schutz vor Überfällen bot, brachten später die Kreuzung der Postwege und danach der Verlauf der Eisenbahnlinien zwischen Kopenhagen und Berlin und zwischen Hamburg und Lübeck nach Stettin lebhaften Verkehr nach Güstrow und das Gastgewerbe erblühte. Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin und Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes entstanden auch die ersten Telegraphenlinien und Telegraphenstationen. In Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Auch die zentrale Lage Güstrows und die Nutzung des Autos als Verkehrsmittel hatten Vorteile für Güstrow. Die günstige Lage der Stadt empfahl sich als Kreuzungspunkt mehrerer Chausseen und befestigter Landstraßen. Heute sind es vor allem die Bundesstraßen B 103 und B 104) und der erfolgte Anschluss an das Autobahnnetz (A 19), die welche eine gute Erreichbarkeit Güstrows gewährleisten. Die mittelalterliche Struktur der Stadt, mit dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und des sich auf ihm kreuzenden, historisch gewachsenen Wegenetzes, sind auch nach einhundert Jahren immer noch ein Hindernis für den heutigen Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen. Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von allergrößter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich.

Spätestens seit dem 30-jährigen Krieg war Deutschland in viele einzelne Länder zerfallen, die alle ihre eigenen Landesposten gründeten (sofern es diese nicht schon gab). Eine davon war die preußische Post, die später zur Reichspost (1871) für ganz Deutschland wurde. So wie die Thurn und Taxis Post den süddeutschen Raum seit dem 30-jährigen Krieg formte, so prägte die Preußische Post den Nordosten des 1. Deutschen Reiches. Durch den Verlust deutscher Gebiete im 30-jährigen Krieg bekam die Thurn und Taxis Post in den verlorenen Gebieten Konkurrenz. Da das große Römische Reich Deutscher Nation praktisch nicht mehr bestand, achtete keiner mehr auf die Monopolrechte der Thurn und Taxis. Im 18. Jahrhundert hatte sich das Gebiet der Thurn und Taxis Postverwaltung auf Süddeutschland und das Rheinland konzentriert und damit verkleinert.

Bild Kurier der Thurn und Taxis Post bis 1648 in Süddeutschland

Bild Briefbote aus dem 13. Jahrhundert Briefbote aus dem 17. Jahrhundert

Bild Postreiter unterwegs Französisches Postamt unter Ludwig XIV.

Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart wird vermisst. Die derzeit ältesten in Güstrow vorhandenen Aufzeichnungen zum Postwesen stammen von Herrn Postrat Funk um 1935. In einer Chronik (roter Klemmhefter) mit dem Prägedruck „Chronik des Postamtes Güstrow“, die wir bei unseren Recherchen und mit Unterstützung des Postlers und Betriebsratsvorsitzenden in der Deutschen Post AG, NL-Filialen Güstrow, Herrn Manfred Hosch, fanden, befinden sich auch zahlreiche Zeitungsausschnitte mit Bildern und Texten zu zeitgeschichtlichen Ereignissen im Territorium und im Post- und Fernmeldewesen, dazu Eintragungen auf Schreibmaschinenseiten aus der Zeit zwischen 1972 und 1990. Geschrieben wurden die Texte ab 1972 teilweise mit den markanten Typen einer Schreibmaschine, die damals nur im Amtszimmer benutzt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass dies die zuletzt von Frau Sigrid Korsikowski, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Amtszimmers, geführte offizielle Chronik des Post- und Fernmeldeamtes ist, bzw. wesentliche Teile dieser offiziellen Chronik enthält. Ohne die Aufbewahrung und Ergänzung der vermutlichen Auszüge aus einer älteren Postchronik, der Sammlung der Aufzeichnungen zur Geschichte des Fernmeldewesens über den langen Zeitraum von 20 Jahren von 1950 bis 1970 durch Frau Schmidt und den detaillierten, laufend ergänzenten Aufzeichnungen der langjährigen Abteilungsleiter „Technik“ bzw. "Technischen Dienstes" , Herrn Karl-August Brandt und Herrn Gernot Moeller, hätten wir eine Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens in einer Studie "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" nicht zusammenstellen können. Die folgenden Ausführungen zum Postwesen (ab 1870 inkl. Telegrafie) im Herzogtum Mecklenburg-Güstrow entnahmen wir einem umfangreichen Beitrag von Ludwig Dube, veröffentlicht unter dem Thema „Die Landespost des Herzogtums Mecklenburg- Güstrow“, erschienen im Verlag, Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 2/1973. Diese Zeitschrift ist bei posthistorisch interessierten Lesern sehr geachtet, der Allgemeinheit jedoch eher wenig bekannt. In seinem Artikel, auf den wir bei unseren stadtgeschichtlichen Recherchen aufmerksam wurden, würdigt Ludwig Dube vor allem das umsichtige Wirken des Güstrower Geheimen Kammerherren Mumme, der zunächst am Güstrower herzoglichen Hof und später beim Herzog in Schwerin als zielstrebiger und langjähriger Reformer des Güstrower und mecklenburgischen Postwesens in die mecklenburgische Postgeschichte einging. Die umfassenden Ausführungen Ludwig Dubes sind die einzigen uns bekannten Aufzeichnungen über das Güstrower Postwesen von seinen Anfängen im 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts.

In einer Chronik (roter Klemmhefter) mit dem Prägedruck „Chronik des Postamtes Güstrow“, die wir bei unseren Recherchen und mit Unterstützung des Postlers und Betriebsratsvorsitzenden in der Deutschen Post AG, NL-Filialen Güstrow, Herrn Manfred Hosch, fanden, befinden sich auch zahlreiche Zeitungsausschnitte mit Bildern und Texten zu zeitgeschichtlichen Ereignissen im Territorium und im Post- und Fernmeldewesen, dazu Eintragungen auf Schreibmaschinenseiten aus der Zeit zwischen 1972 und 1990. Geschrieben wurden die Texte ab 1972 teilweise mit den markanten Typen einer Schreibmaschine, die damals nur im Amtszimmer benutzt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass dies die zuletzt von Frau Sigrid Korsikowski, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Amtszimmers, geführte offizielle Chronik des Post- und Fernmeldeamtes ist, bzw. wesentliche Teile dieser offiziellen Chronik enthält. Ohne die Aufbewahrung und Ergänzung der vermutlichen Auszüge aus einer älteren Postchronik, der Sammlung der Aufzeichnungen zur Geschichte des Fernmeldewesens über den langen Zeitraum von 20 Jahren von 1950 bis 1970 durch Frau Schmidt und den detaillierten, laufend ergänzenten Aufzeichnungen der langjährigen Abteilungsleiter „Technik“ bzw. "Technischen Dienstes" , Herrn Karl-August Brandt und Herrn Gernot Moeller, hätten wir eine Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens in einer Studie "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" nicht zusammenstellen können.

Hier Beiträge zur Güstrower Postgeschichte einfügen!

Dei Postgeschicht Güstrow

Ut: Behrend Böckmann: Plattdüütsche Rimels tau dei Stadtgeschicht von Güstrow, BS-Verlag, Rostock 2011, S. 41-43:

Dei Postgeschicht
As hei ded tau Güstrow läben
hett Wallenstein wull Order gäben,
dei ierst’ Poststatschon tau grünnen
dei in’t Land denn wier tau finnen
un all wür dei Postkutsch nåhmen
üm nå Hamborg hen tau kåmen;
doch männig ein hett schwor sik dån
mit Pier un Kutsch up Reis’ tau gåhn,
tau reisen in’n Tweigespänner
wurmœglich noch in anner Länner.
Doch keem denn dei komode Tiet
wier männig ein kein Uurt tau wiet:
nå Parchim œwer Dobbertin
nå Sülze güng’t denn dörch Tessin
nå Bramborg œwer Teterow,
nå Hambörg höll man schon in Strenz
un nå Boizenborg in Brenz;
nå Worn güng’t œwer Nossentin
un nå Berlin dörch Kirch Rosin,
nå Rostock, wie künnt’t anners sien
güng’t af denn œwer Goldewin,
von Güstrow in dei wiede Welt
doch nur för denn, dei ok bi Geld.


In Güstrow läpen’s all tausåmen
dei Kutschen, dei von wiet her kåmen:
ut acht Statschonen kämen’s an,
un måkten hier denn ehrn Utspann
man plächt’ dei Pier, Sälen un Wågen
üm denn von niegen uptaulåden.
Bi hellig Dach geiht dat denn af,
dat Gespann, dat kümmt in Draff
un dei Pier, sei rüken schon,
bald kümmt dei neechste Poststatschon.


Vör denn Dörpkrauch blieben’s ståhn,
dei reisend Lüüd kœnen rinner gåhn,
un hemm’s ’ne gaude Wirtschaft dråpen
so taun Äten, Drinken, Schlåpen,
denn dröhnten sei dei halwe Nacht,
un hemm’ so an denn Kröger dacht,
dei as ihrbår braver Mann
von Gäst un Pier gaud läben kann.


Dsched Reis dei is in Güstrow ut,
un ut dei Kutsch mœt allens rut,
tauierst dei Lüüd, denn ehr Bagaasch
un männig ein bringt sik in Raasch
un fråcht in’t Oberpostamt an,
woans hei wiederfohren kann.
Vör tweihunnert Johr’n hemm uns Ollen
sihr väl up’t Oberpostamt hollen,
blot dörch dat Oberamt is’t kåmen,
dat grote Lüüd von Rang un Nåmen
hemm’ denn Wech nå Güstrow söcht
un ehr Läben hier verbröcht.


Doch denn käm dei Isenbåhn,
dei Post füng an, bargaf tau gåhn.
Sachtens sünd dei Kutschen schwunnen,
doch’n Utwech wier bald funnen;
in Güstrow ded man utprobieren
’n niege Såk, dat Telegraphieren,
un dei Post hett sihr klauk hannelt
un dormit denn ok fix anbannelt,
un inne Domstråt wiern’s tausåmen
in ein Hus denn ünnerkåmen.


Bald is dat Hus hier nu tau lütt
höllt nich mit dat Erfinnen mit,
un œwernähm mit grote Freud
dat Kaiserliche Postgebäud
an’n Piermarkt, as dat hüt noch steiht,
un so in uns Geschicht ingeiht;
doch männig Wannel hett’t erfohren
in dei Tiet von hunnert Johren.

Die letzte Privatpost in Güstrow im März 1900

Die letzte Privatpost in Güstrow im März 1900

schreibt der Schweriner Posthistoriker Horst Zänger in seinem Buch „Das Post- u. Fernmeldewesen in Mecklenburg-Schwerin“ folgendes:

Zitat: „…Wer als eifriger Sammler deutscher Briefmarken alte Sammlungen oder alte Briefschaften in die Hände bekommt, stößt hin und wieder auf Marken, die in seinem Katalog nicht aufgeführt sind, da sie nicht staatliche Wertzeichen, sondern Wertzeichen privater Unternehmer sind. Dabei handelt es sich um die sogenannten Stadt- oder Privatpostmarken, die aber in den 80er und 90er Jahren des 19.Jahrhunderts eine auch für die Entwicklung der Post nicht unwichtige Rolle spielten. Die damals als Konkurrenzunternehmen der Staatspost bestandenen Privatposten entstanden im Wesentlichen durch die damaligen hohen Gebührensätze für die Beförderung von Briefen und Karten auch innerhalb von Ortschaften.

Die Privatunternehmer waren in der Lage, Briefe im Allgemeinen für 3, Postkarten für 2 Pfennige innerhalb der Ortschalten durch ihre Boten zu befördern. ln zahlreichen großen Städten - es seien nur Berlin, Hamburg, Leipzig oder auch Rostock genannt - standen die Unternehmen in hoher Blüte und, obwohl seitens der Post den Privatunternehmen die denkbar größten Schwierigkeiten bereitet wurden, brachten sie dennoch für die Post einen erheblichen Einnahmeausfall. Durch ein Gesetz der Regierung vom 20. Dezember 1899 wurde schließlich zum 1. April 1900 die Schließung der Privatposten angeordnet, die Unternehmen entschädigt.

Die letzten Privatposten waren 1898 vorwiegend in Nordwestdeutschen Städten eröffnet worden.

ln Mecklenburg kann die Stadt Güstrow den "Ruhm" für sich in Anspruch nehmen, dass in ihren Mauern die letzte Privatpost seiner Zeit eröffnet wurde und zwar zu einem Zeitpunkt, der für eine ordnungsgemäße Eröffnung eigentlich gar nicht mehr in Frage kam, nämlich erst im März 1900. Der "Unternehmer" hatte wahrscheinlich von dem neuen Postgesetz überhaupt keine Kenntnis. Es war der Güstrower Schumacher Ludwig, wohnhaft Grüner Winkel 32, Ecke Katzenstraße, der den Vertrieb der Sozialdemokratischen Zeitung hatte und geschäftstüchtig den dafür angestellten Boten für die Beförderung seiner Privatpost mit einsetzte. Der Druck der Wertzeichen erfolgte in der Rostocker Druckerei des Parteiblattes. Es erschien eine grüne Marke zu 3 Pfennig mit fliegender Taube und eine Postkarte zu 5 Pfennig, deren Marke in leicht verzierten Rahmen lediglich groß die 5 und das Abkürzungszeichen für "Pfennig" enthielt. Der Entwertungsstempel war oval und enthielt die Worte "Privat-Post /Güstrow", dazwischen ein Ornament.

Nur wenige Tage bestand diese Privatpost, dann wurde sie verboten. Erwähnt sei noch, dass etwa zu gleicher Zeit auch in Schwaan noch eine Privatpost bestand (3-Pfg.-Marke grün, Taube mit Brief), die eine ähnliche Entstehungsgeschichte aufwies“.

Fernmeldewesen

Telegrafen- und Telefonleitungen von Güstrow

Telegrafen- und Telefonleitungen über den Dächern von Güstrow
auf alten Ansichten wieder entdeckt.




Feuerwehr Güstrow

To de Güstrower Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Den'n :Frünnkring "Güstrower Plattsnacker" gifft dat binah schon 40 Johr. Disse Biller-Chronik höllt Taurüchblick up 25 Johr. Dei 24. Februar 2014, wier dei 25. Johresdag von de "Güstrower Plattsnacker".

Wer ne Tiedlang orrer von Anfang an dissen Kreis von Lüd angehürt, dei tausamenkamen, üm sick üm dat "Plattdütsche" tau kümmern, dat heit, sien Muddersprak un dat Bruktum tau plägen, kann sich an manche schöne Stunn in disse Gemeinschaft erinnern. Dei mihrsten sünd över 70 Johr olt. Siet 1989 gift dat unsen Kreis "Güstrower Plattsnacker" un siet 1996 sünd wie Mitglieder in de John Brinckman Gesellschaft e. V. Mal kümmt einer dortau un ein anner höllt up. Oewer so an dei twintig Lüd sünd wi ümmer, wenn wi uns einmal in'n Mond drapen. Un denn hemm wi ein Thema, wat wi besnacken. Dorbi ward Bekanntes un Nieges vertellt orrer vörläst. Un männigein hürt lütt Geschichten orrer Vertellers, dei hei noch nich kennt hett. Dat nächst Johr is över ok ut ein annern Grund vör uns all von Bedüdung:. An’n 03.Juli 2014 is dei 200.Geburtstag von unsen Landsmann John Brinckman. Hei het 21 Johr in Güstrow läwt un is’n angesein Börger, Liehrer un Schriftsteller wäst un'n gauder Fründ von Fritz Reuter un Klaus Groth. Tau sien Ihren ist dat Denkmal von Voss un Swinegel an‘n Güstrowschen Piermarkt dörch sienen öllsten Söhn, Konsul Max Brinckman ut Hamburg stift, un von Prof. Wilhelm Wandschneider ut Plau gestalt worden. Dat Denkmal würd 1908 upstellt. Bürgermeister Dahse hölt dei Festansprak. Ok dat Medaillon-Relief an sienen Graffstein up den Güstrower Friedhof stammen von Max Brinckman un Wilhelm Wandschneider.

Wie hemm dörch twei erfolgreich Spendenaktion dat Geld tausamen krägen un dei Graffstell un dat Brinckman-Denkmwal tau sienen 200. Gebutsdag an 'n 03.07.2014 wäder orrig herstellen laten künnt. Wie Plattsnacker danken dorför allen Spennern recht hartlich und sünd mit dei Aktion siehr taufräden.

Hier unsere Bilder-Chronik einfügen!

Dei grötste Överraschung in dei Plattsnackergeschicht von unsen Frünnkring wir dei Beseuck von Ministerpräsident i. R., Dr. Harald Ringsdorff, bi uns Tausamenkunft an den'n 07.04.2010 in dat Hus von der Kirch in den'n Greunen Winkel 10, wo wie dei längste Tied "Hüsung" hebben.

Plattdütsches

Dei Postgeschicht Güstrow

Ut: Behrend Böckmann: Plattdüütsche Rimels tau dei Stadtgeschicht von Güstrow, BS-Verlag, Rostock 2011, S. 41-43:

Dei Postgeschicht

As hei ded tau Güstrow läben
hett Wallenstein wull Order gäben,
dei ierst’ Poststatschon tau grünnen
dei in’t Land denn wier tau finnen
un all wür dei Postkutsch nåhmen
üm nå Hamborg hen tau kåmen;
doch männig ein hett schwor sik dån
mit Pier un Kutsch up Reis’ tau gåhn,
tau reisen in’n Tweigespänner
wurmœglich noch in anner Länner.
Doch keem denn dei komode Tiet
wier männig ein kein Uurt tau wiet:
nå Parchim œwer Dobbertin
nå Sülze güng’t denn dörch Tessin
nå Bramborg œwer Teterow,
nå Hambörg höll man schon in Strenz
un nå Boizenborg in Brenz;
nå Worn güng’t œwer Nossentin
un nå Berlin dörch Kirch Rosin,
nå Rostock, wie künnt’t anners sien
güng’t af denn œwer Goldewin,
von Güstrow in dei wiede Welt
doch nur för denn, dei ok bi Geld.


In Güstrow läpen’s all tausåmen
dei Kutschen, dei von wiet her kåmen:
ut acht Statschonen kämen’s an,
un måkten hier denn ehrn Utspann
man plächt’ dei Pier, Sälen un Wågen
üm denn von niegen uptaulåden.
Bi hellig Dach geiht dat denn af,
dat Gespann, dat kümmt in Draff
un dei Pier, sei rüken schon,
bald kümmt dei neechste Poststatschon.


Vör denn Dörpkrauch blieben’s ståhn,
dei reisend Lüüd kœnen rinner gåhn,
un hemm’s ’ne gaude Wirtschaft dråpen
so taun Äten, Drinken, Schlåpen,
denn dröhnten sei dei halwe Nacht,
un hemm’ so an denn Kröger dacht,
dei as ihrbår braver Mann
von Gäst un Pier gaud läben kann.


Dsched Reis dei is in Güstrow ut,
un ut dei Kutsch mœt allens rut,
tauierst dei Lüüd, denn ehr Bagaasch
un männig ein bringt sik in Raasch
un fråcht in’t Oberpostamt an,
woans hei wiederfohren kann.
Vör tweihunnert Johr’n hemm uns Ollen
sihr väl up’t Oberpostamt hollen,
blot dörch dat Oberamt is’t kåmen,
dat grote Lüüd von Rang un Nåmen
hemm’ denn Wech nå Güstrow söcht
un ehr Läben hier verbröcht.


Doch denn käm dei Isenbåhn,
dei Post füng an, bargaf tau gåhn.
Sachtens sünd dei Kutschen schwunnen,
doch’n Utwech wier bald funnen;
in Güstrow ded man utprobieren
’n niege Såk, dat Telegraphieren,
un dei Post hett sihr klauk hannelt
un dormit denn ok fix anbannelt,
un inne Domstråt wiern’s tausåmen
in ein Hus denn ünnerkåmen.


Bald is dat Hus hier nu tau lütt
höllt nich mit dat Erfinnen mit,
un œwernähm mit grote Freud
dat Kaiserliche Postgebäud
an’n Piermarkt, as dat hüt noch steiht,
un so in uns Geschicht ingeiht;
doch männig Wannel hett’t erfohren
in dei Tiet von hunnert Johren.

Güstrower Plattsnacker kann man hören

Güstrower Plattsnacker lesen Themenrubriken

Ab sofort kann man sich die plattdeutsche Version die Startseite sowie die Einführungen zu den neun Themenrubriken vorlesen lassen. Die Initiative hierzu ergriff der Ortschronist Dieter Kölpien aus Güstrow. Er begeisterte mehrere "Güstrower Plattsnacker" dafür, Texte ehrenamtlich einzulesen, mit dem Handy aufzunehmen und zur Veröffentlichung an die Stiftung Mecklenburg zu schicken. Auf diese Weise entstand ein neuer bunter und lebendiger Zugang zur Landesgeschichte und zum Niederdeutschen.



Ab dem 06.04.2020 kann man bei einem Besuch des Virtuelle Museum Mecklenburg-Vorpommern im Internet, einige Güstrower Plattsnacker hören. Wie es dazu kam, stand am 06.04.2020 im "Mecklenburger Blitz", der auf der Grundlage einer Presse-Mitteilung der Stiftung Mecklenburg und eigenen Recherchen entstand. Mit Hilfe der vorstehenden Links, können sie sich die eingelesenen Texte zu den benannten Themenrubriken auf Platt anhören und natürlich sehr viel Interessantes zur Geschichte von M-V erfahren. Viel Vergnügen dabei wünschen Ihnen die Güstrower Plattsnacker Ingeborg Lentz, Cornelia Suckow, Britta Harnisch, Ingrid Schuldt, Hanna Neumann, Marian Pries und Dieter Kölpien.

Die oben genannten Güstrower Plattsnacker danken dem Güstrower Tontechniker Herrn Dirk Grabow für die kompetente finale Bearbeitung der zunächst auf Smartphone und Laptop erstellten Tonaufnahmen.




John Brinckman

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Güstrow

Flurnamen auf der Güstrower Feldmark

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