Güstrow/Theater der Stadt Güstrow

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Theater der Stadt Güstrow

Um 1552, also ab Mitte des 16. Jhdt. gibt es geschichtliche Überlieferungen darüber, dass Schüler der Domschule, und nach dem 30-jährigen Krieg umherziehende Komödiantengruppen in der Schule am Domplatz, später auch im herzoglichen Schloss, im Komödiensaal des Rathauses und im Schützenhaus am Mühlentor ihre Kunst darboten. (Benno Pubanz, Stier und Greif, Blätter zur Kultur- und Landesgeschichte, 2002 Jahrgang 12. S.120 ff)

16. Jhdt. Deutsche und englische Wandertruppen gastieren in Güstrow und spielen anspruchslose Stücke für ein ungebildetes Publikum. (Ebenda)

um 1700 Auftritte durch die Theatergesellschaft Schönemann und den Schauspieler Ekhof, einem Mitstreiter Lessings. (Ebenda)

1752 Aufführung eines Theaterstückes der Theatertruppe Schönemann im Schloss. Es folgen weiterer Aufführungen dieser Truppe in Güstrow. (Ebenda)

1753 Die Gründung der ersten deutschen Theaterakademie in Schwerin durch Ekhof wirkt sich auch in Güstrow aus. Güstrow entwickelte eine Anziehungskraft auf Wandertheater und rangierte damit vor Rostock und Schwerin. (Ebenda)

1792 Wurden "Hamlet" und "Kabale und Liebe" in Güstrow aufgeführt. Zeitungsmeldung Güstrower Anzeiger:

1799 Die Situation für Schauspielgesellschaften verbesserte sich besonders günstig, als mit der Rekonstruktion des Güstrower Rathauses durch die Stadtväter, ein Saal geschaffen wurde, der den Schauspielern zur Verfügung gestellt werden konnte.

1789 bis 1815 Für den Zeitraum sind über 500 Theater - bzw. Musikveranstaltungen nachweislich. 188 davon wurden einmal - die übrigen mehrfach dargeboten. (Ebenda)

12.10.1828 Weihe des von Güstrower Bürgern initiierten Güstrower Theaters durch den 1774 in Schwerin geborenen Theaterdirektor Krampe. Nach nur 1/2jähriger Bauzeit erfolgte die Eröffnung des Theaters mit der Aufführung des Stückes "Hans Sachs", dargeboten vom "Großherzoglichen Theater" aus Schwerin. Im Oktober und November gab es 29 Vorstellungen in dem neuen Haus. Grundriss 45 x 17 m mit 450 Sitz- und Stehplätzen. Güstrow hatte damals zwischen 8 und 9 Tausend Einwohner. Initiatoren des Theaterbaus waren Senator Lönnies (1790 -1849) und Hofrat Piper (1776 - 1859). Die Finanzierung erfolgte durch Spendenmittel Güstrower Bürger. Die Baukosten betrugen insgesamt 761 Taler. Bei der Endabrechnung gab es einen Fehlbetrag von 165 Talern, den Carl Daniel Lönnies aus eigener Tasche beglich. Baumeister war Georg Adolf Demmler, der in Güstrow aufwuchs. Der Bau entstand im schlichten klassizistischen Stil. Es hatte einen hellgelben Anstrich und ein rotes Ziegeldach. Die Bühnenbeleuchtung bestand aus 10 Öllampen.

Das jetzige Güstrower Theatergebäude ist der älteste erhalten gebliebene Theaterbau in Mecklenburg. Es wurde im Jahre 1828 nach Plänen des Schweriner Architekten Georg Adolph Demmler mit Spendengeldern der Güstrower Bürger erbaut. (Georg Adolph Demmler wurde als außereheliches Kind des 45-jährigen Güstrower Schornsteinfegermeisters Johann Gottfried Demmler und der sechs Jahre jüngeren Catarina Meincke, einer verwitweten Tochter des Brauereibesitzers Mau geboren.

Aus diesem Grund siedelten seine Mutter und sein Erzeuger vor der Entbindung nach Berlin um,[2] wo Demmler bis zu einem Alter von neun Jahren u. a. bei einer Pflegefamilie lebte. Dort besuchte er eine Privatschule, auf der Kinder ab dem fünften Lebensjahr aufgenommen und auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet wurden.)

Neben bürgerlicher Baukunst und freiem Handzeichnen gehörten auch mathematisches und Landkartenzeichen zum Unterricht. Der Demmler-Bau ist der älteste erhalten gebliebene Theaterbau in Mecklenburg. Auf Initiative von Friedrich Piper und Carl Daniel Lönnies konnte Georg Adolph Demmler 1828 den Bau mit zusätzlichen Spendengeldern der Güstrower Bürger errichten. Die Stadt Güstrow stellte für das Bauprojekt den Bauplatz und das Baumaterial kostenlos zur Verfügung. Dafür ging vereinbarungsgemäß das Eigentum am Theater nach Errichtung an die Stadt über. Bereits am 12. Oktober 1828 wurde der Theaterbau durch eine Aufführung des „Großherzoglichen Hoftheaters“ (heute Mecklenburgisches Staatstheater) aus Schwerin eingeweiht.[1]

Von 1839 bis 1853 erfolgte ein fester Anschluss an das Rostocker Theater, ehe die Räumlichkeiten von 1886 bis 1888 als Kaserne benutzt wurden. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude wieder als Theater genutzt und von einem kleinen, stets wechselnden Ensemble junger Schauspieler bespielt. Dabei war 1912/13 auch Hans Albers in Güstrow zu erleben, der dort auch als Bühnenhelfer tätig war und vorwiegend die Rollen der jugendlichen Liebhaber spielte.[1]

1921 wurde die niederdeutsche Laienbühne „Güstrower Volks- und Heimatspiele“ gegründet, doch bereits 1923/24 wurde das Theater zum Kino umgebaut. Mitte der 1920er Jahre wurde das Theater erneut eine Filiale des Rostocker Stadttheaters, bis es zur Zeit der Weltwirtschaftskrise 1931 geschlossen wurde. 1933 wurde das Theater neu belebt und die Verwaltung des Güstrower Theaters der „Niederdeutschen Bühne“ übertragen. Nach der Gründung einer „Mecklenburgischen Landesbühne“ mit Sitz in Güstrow im Jahr 1938, fanden pro Monat vier bis fünf Vorstellungen statt, bis der Theaterbetrieb am 1. September 1944 völlig eingestellt wurde. Am Kriegsende wurden die Räumlichkeiten für Kriegsflüchtlinge benötigt.[1]

Nach Kriegsende nahm das Güstrower Theater als erstes in Norddeutschland den Spielbetrieb wieder auf. Frühere Schauspieler und Mitarbeiter initiierten die Gründung eines eigenen Ensembles. In den folgenden Jahren schafften es die bis zu 175 Mitglieder, ein Drei-Sparten-Theater zu betreiben, welches von der „Niederdeutschen Bühne Güstrow“ flankierend unterstützt wurde.[1]

Von 1955 bis 1957 erfolgten der Umbau des Bühnenhauses, des Zuschauerraumes und die Restaurierung der historischen Fassade bei streckenweise laufendem Betrieb, bis es am 1. September 1957 offiziell wiedereröffnet wurde. Auf Beschluss des Rates der Stadt erhielt es den neuen Namen „Ernst-Barlach-Theater“.[1] den Seit dem 1. Januar 1976 ist das Theater ein reines Gastspieltheater in Trägerschaft des Landkreises.

Der Umbau des Theaters im Jahre 1957 erfolgte unter der Leitung des Güstrower Architekten Pilz. Die Schweriner Künstlerin Vera Kopetz hat die Entwürfe für die Mosaiken an den Säulen im Foyer und beidseitig an der Bühne gestaltet. Die Mosaikkünstler der Firma "Heinrich Jungebloedt Mosaiken" aus der Nähe Berlins haben diese nach ihren Entwürfen hergestellt. Die Figuren stellen die Kunstrichtungen „Schauspiel“ (Thalia) und „Tanz“ (Terpsychore) dar.

Weiterhin befindet sich der oberhalb der zum Foyer herabführenden Treppe eine von Vera Kopetz ausgeführte Deckenmalerei. Die Mosaike an den vier Säulen im Foyer sind wahrscheinlich auch von der Fa. "Heinrich Jungebloedt Mosaiken" ausgeführt worden. Die Mosaikarbeiten und die Malereien wurden während des Umbaus des Theaters zwischen 1955 und 1957 ausgeführt.

(Die vorstehenden Angaben sind teilweise aus verschiedenen früheren Güstrower Chroniken entnommen.)


Vortrag Güstrow Theater 1948 – 1951 pdf