Fulgenkoppel

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Anmerken zum Ortsnamen Fulgenkoppel

Der zusammengesetzte Name geht auf die Elemente Fulgen (Neumann, 1932, S. 47f; Wossidlo, Teuchert, 1957, S. 1148) und Koppel zurück. Während Koppel eine in der Regel eingefriedete Weide bezeichnet, ist Fulgen ein niederdeutsches Wort für Füllung. Dieses steht mit Gewannstrukturen, d.h. bestimmten Flurformen im Zusammenhang. Gewannbezeichnungen lassen noch heute Schlussfolgerungen auf die frühere Nutzung, Beschaffenheit oder Lage des Flurstückes oder Gebietes zu und sind wesentliche Elemente der Flurnamenforschung (Kluge 1975, S. 255). Fulgen weist als Bestimmungswort auf die Funktion der Koppel (Grundwort) zur Auffüllung eines Gewann, um die erforderliche Größe zu erreichen, hin. Hintergrund ist die gerechte Aufteilung von landwirtschaftlichen Flächen, d.h. in, den gleichen Ertrag abwerfende Flurstücke auf die Landwirte. Dazu wurde die Feldflur einer Siedlung oftmals in schmale, streifenförmige Ackerstücke unterteilt, deren Länge oftmals das zehnfache der Breite ausmachten. Neben der dominierenden Form als Streifengewann gibt es auch Blockgewannflure. Greve, 2016, S. 43 zeigt Beispiele für Flurnamen mit dem Bestandteil Fulgen oder Füllung auf. Eine andere Bedeutung des Wortes Fulgen wird von Wossidlo und Teuchert im Mecklenbrgischen Wortschatz nicht verzeichnet. Natürlich kann es immer zu Verschleifungen, Lautänderungen und Umdeutungen in der mündlichen Weitergabe geben. Der Name ist jedoch über die Jahrhunderte stabil und auch schon in der Landesvermessungskarte von 1716 so verzeichnet. Im Wossidlo-Archiv hab ich nur wenig unter dem Stichwort Fulgenkoppel gefunden: der Gastwirt Garbe hat Mangelholz (Flurnamen, LV 1716), dafür reichlich Hinweise auf Flurnamen mit Bestandteil Fulgen (Konvolut ZAW-F107-035):

  • bei den fulgen, LV 1715 Stubbendorf
  • ford/hint fulgen, DVK 1759 Wattmanshagen
  • in fulgen, DVK 1763 Striggow
  • fulgensoll, DVK 1770 Kussow
  • fulgenbrook,DVK 1758 Kölln
  • auf der fulgen, LV 1727 Barnin, LV 1726 Lichtenhagen
  • bei den fulgen, LV 1705 Moisall
  • wüste fulgen, LV 1745 Püschow
  • auf der fulgen (schmale fulgen) LV 1726 Doberan
  • aufm steinfulgen LV 1705 Sievershagen
  • bei den fulgen, fulgenwisch DVK 1767 Pannekow Luckow
  • fulgen, DVK 1769 Rothennow Laase
  • in der fulgenkoppel (holz), DVK 1769 Eickelberg
  • dei fulgen, DVK 1770 Blieschendorf
  • dei fulgen, DVK 1773 Parum
  • in fulgen, DVK 1764 Ramlin Granzow
  • in fulgen, DVK 1769 Roggendorf
  • fulgenacker, Flurkarte Gneven
  • fulgenweg, Cammin, Laage
  • fulgendamm, Schlieven
  • fulgen M., Kuhsfulgen, Prangendorf
  • fulgertann/weg, Eickhof Forst (Cammin, Laage)
  • fulgenwiese, Altpannekow
  • fulgen, Samkow
  • up'n fulgen, Roduchelstorf
  • fulgen, Nesow
  • in den fulgen, fulgensoll, Kussow
  • fulgenwiese, FK 1739 Bütow
  • fulgen, DVK 1778 Elmenhorst
  • vulgen, DVK 1779 Willenhagen
  • fulgen, DVK 1778 Diedrichshagen
  • fulgen, DVK 1772 Bobzin
  • fulgen, DVK 1777 Evershagen
  • sult fulgen, DVK 1778 Diedrichshagen
  • langs de fulgen, zw Althagen u. Viehagen, Bradhering, Althagen
  • fulgenkoppel, ON Neu Hohenfelde
  • fulgenbuer, Willerhagen
  • de fulgen, Hohenfelde

Dies bestätigt einmal mehr die Zordnung zu Flurnamen und die weite Verbreitung.

Verwendete und weiterführende Literatur

Walter Neumann: ‘'Die Flurnamen des Amtes Grevesmühlen’‘. Diss. Rostock, 1932, S. 47:

'ein Ackerstück, das einem Gewann, welches weniger Flächeninhalt hatte, als der Berechnung der Bodenabgabe zugrunde gelegt war, zugelegt wurde, um es zur erforderlichen Grösse aufzufüllen'

Wossidlo, Teuchert: ‘'Mecklenburgisches Wörterbuch’‘. 2. Bd., Akademie-Verlag, Berlin, 1957. S. 1148: Fulgen, Fülgen: FN. (Verweis auf Neum, S. 47) beide Wortformen sind über das Land gleichmässig verstreut, fachlit. Belegen zeigen die Vollform Füllung: '(die) auf dem Morgenlande ... belegenen Füllungen' (Sta N Brand) N. Strel. Anz. 1815, S. 251b, ebda 1829, S. 868a.

Dieter Greve: Flurnamen in Mecklenburg-Vorpommern: mit einem Lexikon der Flurnamenelemente (Flurnamen von A bis Z). Schwerin, 2016, S. 43: Fulgen, Füllung: steht als Grund- oder als Bestimmunswort in Flurnamen für eine Fläche, die einem Gewann zur Auffüllung auf die für die Abgabenberechnung erforderliche Größe zugelegt wurde (Neumann, S. 47f), in Fulgen Berg, (Cammin/Landkreis Rostock), Fulgen Mohr (Kritzkow), Fulgen Wiese (Hoppenrade-Kölln), Fulge (Ahrenshoop-Niehagen), Fulgen (Kühlungsborn, Ruest), Upn Fülgen (Roduchelstorf), In der Füllung (Barth), Füllungen (Abtshagen), Füllensoll (Nossendorf), Die Füllung und Füllungskoppel (Leisten) Fritz Haeger: ‘'Die deutschen Ortsnamen Mecklenburgs seit dem Beginn der Kolonisation’‘. Eberhardtsche Hof- und Ratsbuchdruckerei, Wismar, 1935. Das Grundwort Koppel, Benennung nach andferen Ortsnamen: Fulgenkoppel (S Doberan), 19 Jh.: Bei Fulgen.

Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin, NewYork 1975, S. 255 Otto Clausen: ‘'Flurnamen Schleswig-Holstein’‘. 2. (erweiterte) Auflage, Verlag Heinrich Möller Söhne, Rendsburg, 1988. enthält keinen Hinweis auf Fulgen, was eine typisch mecklenburgische Variante des Niederdeutschen nahelegt.

TODO:

  • Zühlsdorff, Flurnamenatlas des südlichen Südwestmecklenburg.
  • Foster, Elzbieta und Cornelia Willich: Ortsnamen und Siedlungsentwicklung — Das nördliche Mecklenburg im Früh- und Hochmittelalter. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2007