Fortlaufende Ortschronik Ostseebad Ribnitz (Autor Rainer Lorenz): Unterschied zwischen den Versionen

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'''21. Januar 1928''' Bereits zu Beginn des Jahres 1928 gibt es in der Ribnitzer Bürgerschaft jedoch nicht nur uneingeschränkte Zustimmung zum zukünftigen Ostseebad auf der Stadtwiese, sondern auch ablehnende und kritische Meinungen dazu. Und es wird auch auf mögliche Gefahren hingewiesen. Ein leider nicht namentlich im SLB vom 21. Januar 1928 genannter Besucher der oben genannten Gründungsversammlung mahnt: ''„Die Stadtväter dürfen nie vergessen, daß es sich um Ribnitzer Grund und Boden handelt und das alte ehrliche Renommee der Stadt auf dem Spiele steht.“''
 
'''21. Januar 1928''' Bereits zu Beginn des Jahres 1928 gibt es in der Ribnitzer Bürgerschaft jedoch nicht nur uneingeschränkte Zustimmung zum zukünftigen Ostseebad auf der Stadtwiese, sondern auch ablehnende und kritische Meinungen dazu. Und es wird auch auf mögliche Gefahren hingewiesen. Ein leider nicht namentlich im SLB vom 21. Januar 1928 genannter Besucher der oben genannten Gründungsversammlung mahnt: ''„Die Stadtväter dürfen nie vergessen, daß es sich um Ribnitzer Grund und Boden handelt und das alte ehrliche Renommee der Stadt auf dem Spiele steht.“''
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'''7. Februar 1928''' Die am 19. Januar 1928 gegründete Baufinanzierungs-Genossenschaft führt am 7. Februar 1928 im Hotel „Zur Sonne“ die 1. Generalversammlung durch.
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Dem Aufsichtsrat gehören an:
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Wilhelm Falkenberg    Inhaber der Firma „Zentralverwaltung des Ostseebades Ribnitz“
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Max Kogge                  Inhaber Buchdruckerei, Reinhold-Nizze-Straße, (u. a. Druck des SLB)
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Herr Barg                     
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Der Vorstand wird gebildet von:
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Karl Michelsen              Stadtrat
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Paul Spiegelberg          Rechtsanwalt
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Gustav Demmler          Inhaber der Buch- und Papierhandlung, Lange Straße
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'''29. Februar 1928''' Neben dem Bau der neuen „Kunststraße“ von Körkwitz bis Wustrow wird in den Gemeinden auf der Halbinsel und besonders auch in Ribnitz über den Bau einer Eisenbahnstrecke in diesem Territorium sehr stark diskutiert. Am 29. Februar 1928 findet in Dierhagen im „Bruß Hotel“ dazu eine Beratung statt. Unter der Überschrift: ''„Die Weiterführung der Bäderbahn nach dem Fischland an der Einmütigkeit der Ribnitzer Bürger gescheitert“'' berichtet der SLB vom 1. März darüber. Unter anderem wird auch angemerkt: ''„… fuhren gestern Nachmittag 2.10 Uhr 21 Herren aus allen Ständen unserer Stadt mit dem Motorschiff „Onkel Fritz“ nach Dierhagen, um an der um 5 Uhr angesetzten Versammlung teilzunehmen. Vorher wurden unter Führung von Stadtrat Falkenberg die Stadtwiesen besichtigt, auf denen dereinst die Kolonie entstehen soll.“''
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'''1. März 1928''' Die erste Hälfte des Monats März 1928 ist in Dierhagen noch von sehr winterlichen Bedingungen geprägt. Alle baulichen Aktivitäten auf dem Gelände der Badekolonie auf der Stadtwiese ruhen. Der Seebäderdienst „Fischland“ G. m. b. H. veröffentlicht trotzdem im SLB am 1. März 1928 seinen Fahrplan „Zur Besichtigung des Geländes des Ostseebades Ribnitz“.
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Da die im Bau befindliche befestigte „Kunststraße“ zwischen Dierhagen und Wustrow noch nicht fertiggestellt ist kommt nur eine Dampferfahrt auf dem Bodden in Ufernähe zur Stadtwiese wohl als die beste Möglichkeit, das vorgesehene Gelände in Augenschein zu nehmen, in Frage. Im Gegensatz zu heute ist damals die Wiese völlig baum- und strauchlos und so vollständig einsehbar. Aufgrund des starken Frostes und der damit verbundenen Vereisung des Boddens können die Fahrten jedoch noch nicht erfolgen und auch die geplanten Arbeiten auf der Stadtwiese ruhen Mitte März des Jahres 1928 immer noch:
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7. März 1928 So recht zufriedenstellen ist für Herrn Falkenberg das Ergebnis dieser Beratung am 29. Februar nicht, denn für seine geplante Ferienkolonie, das „Ostseebad Ribnitz“, wäre ein direkter Bahnanschluss von enormen Vorteil. So legte er in einem längeren Artikel im SLB vom 7. März 1928 nochmals ausführlich seinen Standpunkt zur Bäderbahn dar, in der Hoffnung, „… die an dem Bahnbau interessierte Ribnitzer und Fischländer Bevölkerung zu einer einmütigen Stellungnahme zur Bahnfrage zu bringen.“ Ihm ist aber auch klar, dass eine Linienführung vom Darß entlang der Küste bis zur Einbindung an die bereits am 1. Juli 1925 offiziell eröffnete normalspurige Eisenbahnstrecke von Rostock bis Müritz (Bau und Betriebsführung der Bahn durch die Fa. Lenz & Co. als Gesellschafter der Februar 1925 gegründeten Mecklenburgischen Bäderbahn AG) keinen Anschluß für die Stadt Ribnitz bringen würde. So formuliert er dann auch zum Schluss seines Artikels: „Alle beteiligten Kreise werden sich mit aller Kraft für die Schaffung einer rentablen und wirtschaftlichen Bahnlinie für die Stadt Ribnitz und das Fischland einsetzen.“
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22. März 1928 Die Zentralverwaltung des Ostseebades, der im Rathaus der Stadt Ribnitz Büroräume zur Nutzung bereitgestellt worden waren, hat die Wintermonate intensiv genutzt, um Werbebroschüren und diverse Drucksachen zu erstellen sowie Annoncen in verschiedenen Tageszeitungen zu schalten. Der dadurch ausgelösten Nachfrage von Bauwilligen und Gewerbetreibenden konnte durch Zuweisung  entsprechender Parzellen entsprochen werden.
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Einige kleinere Artikel im SLB zum Ende des Monats März, so u. a. am 22.03.1928, gehen darauf näher ein:
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Betrifft Ostseebad Ribnitz. Von der Zentralverwaltung geht uns folgende Notiz zu:
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Da sich die Anfragen auswärtiger Gewerbetreibender, die sich in der Kolonie niederlassen wollen, von Tag zu Tag häufen, stellen wir es allen Ribnitzer Geschäftsleuten anheim, sich bis zum 1. n. Mts. bei uns im Rathaus, Zimmer 15, zwecks Zuteilung von Parzellen zu melden, da es nur so möglich ist, die Ribnitzer Geschäftsleute unserem Versprechen gemäß an erster Stelle zu berücksichtigen. Gleichzeitig regen wir wiederholt an, Geschäftskarten und Drucksachen bei uns auszulegen, zwecks Weitergabe an die Interessenten, bei denen oft die Ansicht herrscht, daß die Ribnitzer Geschäftswelt nicht leistungsfähig sei.
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25. März 1928 Offensichtlich sind die ersten Broschüren recht schnell vergriffen und Herr Falkenberg sieht sich veranlasst eine neue Auflage zu erstellen. Jedoch ist er wohl mit dem Engagement der Ribnitzer Geschäftswelt für seine Idee, ein Ostseebad zu schaffen, nicht zufrieden und er wirbt im SLB am 25.03.1928 nochmals für sein Vorhaben: „Da die erste Auflage unserer Drucksachen bereits vergriffen ist und wir zur Neuanfertigung schreiten müssen, fordern wir alle diejenigen Ribnitzer Geschäftsleute, die bei der ersten Auflage mit der Begründung, nicht rechtzeitig benachrichtigt worden zu sein, seinerzeit die Zahlung der anteiligen Anzeigengebühr ablehnten, auf, sich bei uns bis zum 27. d. Mts. zu melden; andernfalls werden ihre Namen in den neuen Werbeschriften nicht mehr erscheinen.“
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Und im zweiten Teil dieses Artikels bringt der SLB zum Ausdruck, dass er voller Überzeugung hinter dem Vorhaben „Ostseebad Ribnitz“ steht: „Auch wir möchten an den fortschrittlichen Geist unserer Geschäftswelt appellieren, daß sie die günstige Reklamegelegenheit nicht vorübergehen läßt. Es ist selbstverständlich, daß die Zentralverwaltung nur solche Firmen dem großen Interessentenkreis empfehlen wird, die durch einen kleinen Kostenzuschuß am Gelingen der Sache beigetragen haben. Es dürfte sich daher bei der erneuten Drucklegung der Werbeschrift kein Handwerker und kein Geschäftsmann ausschließen.“
  
  

Version vom 26. Januar 2020, 14:26 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtOstseebad Ribnitz
Zeitlicher Schwerpunkt1927–fortlaufend
UrheberrechteRainer Lorenz
Erstellungszeitraumseit 2010
Publikationsdatum
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Ortes Ostseebad Ribnitz
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung



Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter „Versionsgeschichte“ das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.

Umgekehrt können die Hinweise gern unter dem Reiter „Diskussion“ gegeben werden.



* Deutsches Reich bis 1945


Geschichte des Ostseebades Ribnitz als Chronologie


3. November 1927 Der "Stadt- und Landbote" Nr. 257 vom 3. November 1927 lädt mit einer Annonce seine Leser zu einer abendlichen Veranstaltung ein: "Donnerstag, den 3. November, abends 8.15 Uhr Große öffentliche Versammlung in der "Bürgerhalle". Herr Stadtrat a. D. Falkenberg spricht über das Thema: Ribnitz als Ostseebad Besonders auch die Inhaber von Erbland auf den Ribnitzer Stadtwiesen werden gebeten, v o l l z ä h l i g zu erscheinen. Der Verkehrsverein, e. V. Der Vorstand"

3. November 1927 Herr Stadtrat a. D. Falkenberg spricht vor den Zuhören im Saal der "Bürgerhalle" abends über seine Idee von einer zukünftigen Errichtung eines Ostseebades; gestaltet nach ganz modernen Grundsätzen. Nur kleine Einfamilienhäuser, Ferienhäuser und Altersheime sollten entstehen und Naturfreunden und Freunden stiller und behaglicher Ruhe Gelegenheit bieten, sich selbst und auch mit ihren Familien zu erholen

5. November 1927 Der „Stadt- und Landbote“ berichtet sehr leidenschaftlich und optimistisch von der Zusammenkunft am 3. November 1927 in der "Bürgerhalle". "Ribnitz als Ostseebad. Eine wohl noch nie erlebte Einmütigkeit herrschte in der gestrigen öffentlichen Versammlung, in der Stadtrat a. D. F a l k e n b e r g seinen angekündigten Vortrag über die Parzellierung unserer Fischland-Stadtwiesen zur Einrichtung eines Ostseebades hielt. Man merkte, daß es allen Besuchern, ob arm oder reich, am Herzen liegt, mitzuhelfen bei der Verwirklichung dieser Idee, die der Stadt vielleicht einmal bessere Zeiten bringen könnte."

10. November 1927 In der Stadtverordnetenversammlung am 10. November 1927 wurde dann über die Idee für ein „Ostseebad Ribnitz“ und den abzuschließenden Pachtvertrag recht ausführlich diskutiert und der SLB berichtete darüber in seiner Ausgabe vom 11.11.1927: "Das Seebad Ribnitz gesichert. Die Verpachtung eines Teiles des Geländes von der Stadt genehmigt."

11. November 1927 Am 11. November 1927 beginnen die erforderlichen und von Herrn Falkenberg beauftragten Vermessungsarbeiten auf den Ribnitzer Stadtwiesen.

17. November 1927 Bereits am 17. November 1927 beschließt die Ribnitzer Stadtverordnetenversammlung, Herrn Falkenberg einen Teil der Stadtwiesen für jährlich zu zahlende 1100 RM zur Anlegung einer Seebadkolonie auf 30 Jahre zum Zweck der Parzellierung und Weiterverpachtung als Einzelparzellen zu verpachten.

29. November 1927 Am 29. November 1927 wird der entsprechende Pachtvertrag vor dem Notar Paul Spiegelberg abgeschlossen und wie folgt unterzeichnet: (für die Stadt Ribnitz) Dr. Düffert und C. Jürss und als Pächter Wilhelm Falkenberg.

Im § 1 dieses Vertrages ist u. a. festgeschrieben:

Die Stadt Ribnitz verpachtet den Streifen der Stadtwiese zwischen den Feldmarken Ostseebad Wustrow und Ostseebad Dierhagen einerseits und der Ostsee und einer geraden Linie, die auf der Grenze zwischen dem Haffviertel und Seeviertel nordwärts bis an die Wustrower Weide gezogen wird, andererseits gelegen, auf 30 Jahre und zwar vom 1. Januar 1928 bis 31. Dezember 1957 zwecks Anlegen einer Seebad Kolonie die kurz im folgenden Vertrag als „Seebad Ribnitz“ bezeichnet werden soll, an Herrn Stadtrat a. D. Wilhelm Falkenberg.

7. Januar 1928 Zum Jahresauftakt 1928 richtet Herr Falkenberg am 7. Januar 1928 gemeinsam mit dem Segel-Club ein „1. Strandfest“ aus. Für die geladenen Gäste sind in den Räumen des „Schützenhauses“ für das Ostseebad geplante Anlagen und Einrichtungen, wie zum Beispiel die Strandpromenade und das Kurhaus, dargestellt und in einer Annonce im SLB vom 6.Januar 1928 werden für die Teilnehmer dieses abendlichen Festes – abends 8 Uhr - lukrative Tombola-Gewinne ausgelobt.

17. Januar 1928 Am 17. Januar schreibt der SLB: „Wie wir erfahren, herrscht nach den Parzellen auf dem für diese Zwecke abgetretenen Landstreifen der Stadtwiesen eine sehr starke Nachfrage. Aus allen Teilen unserer deutschen Heimat laufen fortwährend Anfragen ein, und man nennt uns deren Zahl auf über 800.“

19. Januar 1928 Der „Rostocker Anzeiger“ Nr. 16 vom 19.1.1928 berichtet recht ausführlich über den „höchst interessanten Versuch … in unserem Nachbarort Ribnitz … ein neues Ostseebad anzulegen“.

19. Januar 1928 Sehr zügig arbeitet W. Falkenberg an der Realisierung der Erschaffung der Badekolonie. Auf sein Betreiben hin wird, um für weniger finanzkräftige Parzellenbewerber die Errichtung eines kleinen Häuschens zu ermöglichen, am 19. Januar 1928 eine Baufinanzierungs-Genossenschaft für das Ostseebad Ribnitz gegründet. Die Zentralverwaltung hat dazu die Einwohner der Stadt in das Hotel „Zur Sonne“ eingeladen.

21. Januar 1928 Bereits zu Beginn des Jahres 1928 gibt es in der Ribnitzer Bürgerschaft jedoch nicht nur uneingeschränkte Zustimmung zum zukünftigen Ostseebad auf der Stadtwiese, sondern auch ablehnende und kritische Meinungen dazu. Und es wird auch auf mögliche Gefahren hingewiesen. Ein leider nicht namentlich im SLB vom 21. Januar 1928 genannter Besucher der oben genannten Gründungsversammlung mahnt: „Die Stadtväter dürfen nie vergessen, daß es sich um Ribnitzer Grund und Boden handelt und das alte ehrliche Renommee der Stadt auf dem Spiele steht.“

7. Februar 1928 Die am 19. Januar 1928 gegründete Baufinanzierungs-Genossenschaft führt am 7. Februar 1928 im Hotel „Zur Sonne“ die 1. Generalversammlung durch.

Dem Aufsichtsrat gehören an:

Wilhelm Falkenberg Inhaber der Firma „Zentralverwaltung des Ostseebades Ribnitz“ Max Kogge Inhaber Buchdruckerei, Reinhold-Nizze-Straße, (u. a. Druck des SLB) Herr Barg

Der Vorstand wird gebildet von:

Karl Michelsen Stadtrat Paul Spiegelberg Rechtsanwalt Gustav Demmler Inhaber der Buch- und Papierhandlung, Lange Straße

29. Februar 1928 Neben dem Bau der neuen „Kunststraße“ von Körkwitz bis Wustrow wird in den Gemeinden auf der Halbinsel und besonders auch in Ribnitz über den Bau einer Eisenbahnstrecke in diesem Territorium sehr stark diskutiert. Am 29. Februar 1928 findet in Dierhagen im „Bruß Hotel“ dazu eine Beratung statt. Unter der Überschrift: „Die Weiterführung der Bäderbahn nach dem Fischland an der Einmütigkeit der Ribnitzer Bürger gescheitert“ berichtet der SLB vom 1. März darüber. Unter anderem wird auch angemerkt: „… fuhren gestern Nachmittag 2.10 Uhr 21 Herren aus allen Ständen unserer Stadt mit dem Motorschiff „Onkel Fritz“ nach Dierhagen, um an der um 5 Uhr angesetzten Versammlung teilzunehmen. Vorher wurden unter Führung von Stadtrat Falkenberg die Stadtwiesen besichtigt, auf denen dereinst die Kolonie entstehen soll.“

1. März 1928 Die erste Hälfte des Monats März 1928 ist in Dierhagen noch von sehr winterlichen Bedingungen geprägt. Alle baulichen Aktivitäten auf dem Gelände der Badekolonie auf der Stadtwiese ruhen. Der Seebäderdienst „Fischland“ G. m. b. H. veröffentlicht trotzdem im SLB am 1. März 1928 seinen Fahrplan „Zur Besichtigung des Geländes des Ostseebades Ribnitz“. Da die im Bau befindliche befestigte „Kunststraße“ zwischen Dierhagen und Wustrow noch nicht fertiggestellt ist kommt nur eine Dampferfahrt auf dem Bodden in Ufernähe zur Stadtwiese wohl als die beste Möglichkeit, das vorgesehene Gelände in Augenschein zu nehmen, in Frage. Im Gegensatz zu heute ist damals die Wiese völlig baum- und strauchlos und so vollständig einsehbar. Aufgrund des starken Frostes und der damit verbundenen Vereisung des Boddens können die Fahrten jedoch noch nicht erfolgen und auch die geplanten Arbeiten auf der Stadtwiese ruhen Mitte März des Jahres 1928 immer noch:

7. März 1928 So recht zufriedenstellen ist für Herrn Falkenberg das Ergebnis dieser Beratung am 29. Februar nicht, denn für seine geplante Ferienkolonie, das „Ostseebad Ribnitz“, wäre ein direkter Bahnanschluss von enormen Vorteil. So legte er in einem längeren Artikel im SLB vom 7. März 1928 nochmals ausführlich seinen Standpunkt zur Bäderbahn dar, in der Hoffnung, „… die an dem Bahnbau interessierte Ribnitzer und Fischländer Bevölkerung zu einer einmütigen Stellungnahme zur Bahnfrage zu bringen.“ Ihm ist aber auch klar, dass eine Linienführung vom Darß entlang der Küste bis zur Einbindung an die bereits am 1. Juli 1925 offiziell eröffnete normalspurige Eisenbahnstrecke von Rostock bis Müritz (Bau und Betriebsführung der Bahn durch die Fa. Lenz & Co. als Gesellschafter der Februar 1925 gegründeten Mecklenburgischen Bäderbahn AG) keinen Anschluß für die Stadt Ribnitz bringen würde. So formuliert er dann auch zum Schluss seines Artikels: „Alle beteiligten Kreise werden sich mit aller Kraft für die Schaffung einer rentablen und wirtschaftlichen Bahnlinie für die Stadt Ribnitz und das Fischland einsetzen.“

22. März 1928 Die Zentralverwaltung des Ostseebades, der im Rathaus der Stadt Ribnitz Büroräume zur Nutzung bereitgestellt worden waren, hat die Wintermonate intensiv genutzt, um Werbebroschüren und diverse Drucksachen zu erstellen sowie Annoncen in verschiedenen Tageszeitungen zu schalten. Der dadurch ausgelösten Nachfrage von Bauwilligen und Gewerbetreibenden konnte durch Zuweisung entsprechender Parzellen entsprochen werden. Einige kleinere Artikel im SLB zum Ende des Monats März, so u. a. am 22.03.1928, gehen darauf näher ein: Betrifft Ostseebad Ribnitz. Von der Zentralverwaltung geht uns folgende Notiz zu: Da sich die Anfragen auswärtiger Gewerbetreibender, die sich in der Kolonie niederlassen wollen, von Tag zu Tag häufen, stellen wir es allen Ribnitzer Geschäftsleuten anheim, sich bis zum 1. n. Mts. bei uns im Rathaus, Zimmer 15, zwecks Zuteilung von Parzellen zu melden, da es nur so möglich ist, die Ribnitzer Geschäftsleute unserem Versprechen gemäß an erster Stelle zu berücksichtigen. Gleichzeitig regen wir wiederholt an, Geschäftskarten und Drucksachen bei uns auszulegen, zwecks Weitergabe an die Interessenten, bei denen oft die Ansicht herrscht, daß die Ribnitzer Geschäftswelt nicht leistungsfähig sei.

25. März 1928 Offensichtlich sind die ersten Broschüren recht schnell vergriffen und Herr Falkenberg sieht sich veranlasst eine neue Auflage zu erstellen. Jedoch ist er wohl mit dem Engagement der Ribnitzer Geschäftswelt für seine Idee, ein Ostseebad zu schaffen, nicht zufrieden und er wirbt im SLB am 25.03.1928 nochmals für sein Vorhaben: „Da die erste Auflage unserer Drucksachen bereits vergriffen ist und wir zur Neuanfertigung schreiten müssen, fordern wir alle diejenigen Ribnitzer Geschäftsleute, die bei der ersten Auflage mit der Begründung, nicht rechtzeitig benachrichtigt worden zu sein, seinerzeit die Zahlung der anteiligen Anzeigengebühr ablehnten, auf, sich bei uns bis zum 27. d. Mts. zu melden; andernfalls werden ihre Namen in den neuen Werbeschriften nicht mehr erscheinen.“ Und im zweiten Teil dieses Artikels bringt der SLB zum Ausdruck, dass er voller Überzeugung hinter dem Vorhaben „Ostseebad Ribnitz“ steht: „Auch wir möchten an den fortschrittlichen Geist unserer Geschäftswelt appellieren, daß sie die günstige Reklamegelegenheit nicht vorübergehen läßt. Es ist selbstverständlich, daß die Zentralverwaltung nur solche Firmen dem großen Interessentenkreis empfehlen wird, die durch einen kleinen Kostenzuschuß am Gelingen der Sache beigetragen haben. Es dürfte sich daher bei der erneuten Drucklegung der Werbeschrift kein Handwerker und kein Geschäftsmann ausschließen.“





Über das neue Ostseebad Ribnitz schreibt 1933 Dr. phil. Paul Kühl:

Zweifellos war die Gründung dieser Sommerfrischen- und Wochenendsiedlung Ribnitz ein glücklicher Griff. Die oft von Miesmachern geäußerte Frage, ob der unternehmungslustige Schöpfer des Ostseebades Ribnitz, Stadtrat Falkenberg, oder die Stadt Ribnitz in Zukunft Nutzen oder Nachteil davon haben werden, ist bei der augenblicklichen schlechten allgemeinen Wirtschaftslage nicht mit Sicherheit zu beantworten. Auch in Zukunft werden die Badegäste und Bewohner des neuen Bades ihren Konsum wenigstens zum Teil in Ribnitz decken müssen.



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