Die Sage von Jäger Brandts Kreuz in der Rostocker Heide: Unterschied zwischen den Versionen

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:Als die Angehörigen Brandts am Abend des Grünen Donnerstags merkten, daß der Jäger nicht nach Hause kam, erbrachten sie eine schreckenvolle Nacht mit Flehen und Beten, Fasten und Weinen. Unheimlich ertönte das Geschrei der Eulen, furchtbar tobte der Sturm ums Haus.
 
:Als die Angehörigen Brandts am Abend des Grünen Donnerstags merkten, daß der Jäger nicht nach Hause kam, erbrachten sie eine schreckenvolle Nacht mit Flehen und Beten, Fasten und Weinen. Unheimlich ertönte das Geschrei der Eulen, furchtbar tobte der Sturm ums Haus.
 
:Am Karfreitagmorgen begaben sich die Angehörigen in den Wald und suchten den verworfenen Meister. Sie fanden ihn furchtbar zerfleischt vor, sammelten die Reste seines Leibes und begruben sie. Auf der Stelle aber, wo sie den entseelten Bösewicht entdeckt hatten, errichteten sie zum Andenken ein Kreuz, das man noch heute sehen kann.
 
:Am Karfreitagmorgen begaben sich die Angehörigen in den Wald und suchten den verworfenen Meister. Sie fanden ihn furchtbar zerfleischt vor, sammelten die Reste seines Leibes und begruben sie. Auf der Stelle aber, wo sie den entseelten Bösewicht entdeckt hatten, errichteten sie zum Andenken ein Kreuz, das man noch heute sehen kann.
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(Quelle: Buch "Heidegeschichten" Wilfried Steinmüller)
  
 
=Brands Kreuz - erzählte Version der Legende, wie sie der Förster Erich Garthe vor 1900 dem Sagensammler Niederhöffer erzählte=
 
=Brands Kreuz - erzählte Version der Legende, wie sie der Förster Erich Garthe vor 1900 dem Sagensammler Niederhöffer erzählte=

Version vom 16. Oktober 2021, 19:40 Uhr

Die Sage von Jäger Brandts Kreuz in der Rostocker Heide

In Markgrafenheide, zwischen Warnemünde und Hinrichshagen wohnte vor mehreren Jahrhunderten der Jäger Brandt.
Der war ein gar wilder Geselle, gefüchtet von allen Tieren des Waldes. Nur ein gewaltiger Keiler machte sich wenig aus dem raffgierigen Grünrock. Das ärgerte diesen nicht wenig und er versuchte es nun alle Tage, dem Keiler das Lebenslicht auszublasen. Vergebens! Es war, als ob alle Kugeln Brandts von dem dicken Fell des schwarzen Borstentieres abprallten.
Wochenlang dachte der erboste Jäger nach, wie er es anfangen könne, dem Eber an den Kragen zu kommen. zuletztt verfiel er auf den Gedanken, sich mit dem Teufel zu verbinden. Allein der Satan ließ sich auf nichts ein und war zu keinem Dienste erbötig. Wußte er doch ganz sicher, daß die Seele Brandts ihm ohnehin gehöre.
Da grübelte der Jäger weiter. An einem Grünen-Donnerstagmorgn schoß ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf. Hoch erfreut rief er aus: "Jetzt habe ich´s! Heute gehe ich nach Rövershagen zum Abendmahle, bringe die Oblate mit, lade sie in meine Büchse und erschieße dann meinen Todfeind!"
Gedacht, gesagt, getan! Er rüstete sich zum Gottesdienste und vergaß nicht, seine Flinte mitzunehmen. Unterwegs erblicke er in der Ferne seinen alten Freund den Keiler, und schroe ihm zornig zu : "Wenn ich zurückkomme, schieße ich Dich, daß dir die Eingeweide aus dem Leibe heraushängen, oder sonst schlägst Du mich, daß es mir so ergeht."
Der Keiler sagte nichts, sondern dachte nur: "Das wird sich finden."
Jäger Brandt kam zur Kirche. Er fühlte nichts von Reue über seine Sünde, nichts von Sündenschmerz. Nur zum Schein machte er ein reuhmütiges Gesicht. Seine Gedanken waren auf seinen Gegner dort hinten im Walde gerichtet.
Sobald das Abendmal ausgeteilt wurde, nahm der Frevler die Oblate heimlich aus dem Munde und verbarg sie in seinem Ärmel. Er konnte das Ende des Gottesdienstes kaum erwarten. Ungeduldig rückte er auf seinem Platze im Gotteshause hin und her. Endlich sprach der Pfarrer das Amen. Da dränge der Jäger stürmisch hinaus.
Draußen nahm er die Hostie, schob sie mit der Patrone in den engen Eisenschlund seines Gewehrs und sprach fluchend: "Braver Schuß, schone den Eber nicht, schone selbst den stolzen Höllenhund nicht, der den Bund mit mir verlachte. Aber nun ist ein anderer mein Verbündeter!"
Jetzt tobte der Wilde den stillen Heidejägern, seinen Kameraden ins Haus. "Ihr Donnerwetter," schrie er "wollt Ihr nun mit ins Gebüsch zur Eberjagd. Von tausend Teufeln wird Euch heute gezeigt werden, wie ihr Bruder Brandt das durchsetzt, was er sich einmal vorgenommen hat."
Die Genossen, die schon den Satan mit seinen Krallen bei Brandt stehen sahen, antworteten schaudernd: "Wir tun wie immer unsere Pflicht, aber niemals gehen wir mit Dir und den Teufeln!"
So tobte der gottlose Jäger denn allein in die Heide hinaus und fand den Keiler noch an seiner alten Stelle. Da hüpfte sein Herz vor Freude. Er zweifelte keinen Augenblick, daß sein Feind heute fallen werde. Jetzt zielte er, drückte los, und ächzend lag der Keiler in seinem Blute.
Schnell sprang der Jäger auf seine Beute zu und sprach höhnend: "Ja, die Kunst ist gut. Mein Meister kennt seine guten Leute!" Doch ehe er sichs versah, erhob sich der nur verwundete aber nicht getötete Keiler und schlug mit seinen Hauern grimmig in das Fleisch des Höllenkindes. Brandt kreischte laut auf und rief Menschen, Teufel und Gott um Hilfe an. Niemand achtete auf ihn. Das wütende Tier aber riß, würgte und biß fürchterlich in des Jägers Eingeweiden umher. Schließlich warf er Knochen, Fleisch und Gedärme ins Gebüsch, Gras und Moos.
Als die Angehörigen Brandts am Abend des Grünen Donnerstags merkten, daß der Jäger nicht nach Hause kam, erbrachten sie eine schreckenvolle Nacht mit Flehen und Beten, Fasten und Weinen. Unheimlich ertönte das Geschrei der Eulen, furchtbar tobte der Sturm ums Haus.
Am Karfreitagmorgen begaben sich die Angehörigen in den Wald und suchten den verworfenen Meister. Sie fanden ihn furchtbar zerfleischt vor, sammelten die Reste seines Leibes und begruben sie. Auf der Stelle aber, wo sie den entseelten Bösewicht entdeckt hatten, errichteten sie zum Andenken ein Kreuz, das man noch heute sehen kann.

(Quelle: Buch "Heidegeschichten" Wilfried Steinmüller)

Brands Kreuz - erzählte Version der Legende, wie sie der Förster Erich Garthe vor 1900 dem Sagensammler Niederhöffer erzählte

In der Rostocker Haide bei dem Dorfe Hinrichshagen steht auf einem Kiefernbestand ein Kreuz mit der Inschrift ›Jäger Brandt, gestorben 1699.‹ Dieser Jäger Brandt, erzählt man, wohnte in Markgrafenhaide und wollte eines Sonntags zum Abendmahl in die Kirche gehen. Unterwegs sah er einen großen Keiler im Walde liegen und sagte bei sich ›Wenn ich zurückkomme, schieß ich dich, daß dir die Eingeweide heraushängen, oder du schlägst mich, daß es mir so ergeht.‹ In der Kirche nahm er die Abendmahls-Oblate heimlich aus dem Munde, verbarg sie im Aermel und lud seine Büchse damit. Er traf das Schwein noch an der früheren Stelle, legte an und schoß, verwundete es aber nur, so daß es wüthend auf ihn losfuhr und ihm den Leib aufschlitzte. Es soll auch der Teufel erschienen sein, die Seele entführt und die Eingeweide zerstreut haben. In rauhen Nächten soll sich der Kampf wiederholen, so daß kein Arbeiter zur Nachtzeit sich an die Stelle wagt.

E. Garthe; poetische Fassung bei Niederhöffer 2, 137 ff. (Quelle: Wossidia-Onlinesystem, Bartsch M Transkriptionsnummer: S.194, Transkriptionstitel: Jäger Brandt)