Das Waldhaus

Aus Ortschroniken
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1871
Einlieger Friese im Waldhaus in den Rostocker Stadtrechnungen genannt.
1909
Im Waldhause wohnte seit mehreren Jahren schon bloß noch eine Familie.
Am Ostern 1909 ist auch diese fortgezogen.
Seitdem steht das Waldhaus leer und soll, weil sehr baufällig, dazu sowieso im Walde gelegen, nicht mehr bewohnt werden, sondern über kurz oder lang abgebrochen werden.
Dafür ist vor einigen Jahren bereits ein neuer dritter Forstarbeiterkaten in Torfbrücke gebaut worden, der von 4 Familien bewohnt wird.
1914
Ab Beginn des ersten Weltkrieges, bis zum Ende des Krieges diente das Waldhaus als Unterkunft für Kriegsgefangene und zwangsverpflichtete Fremdarbeiter.

"Das Waldhaus" Auszug aus R.u.A. Ahrens "Die Heide - Das Kleinod der Stadt Rostock" 1919

Das alte Waldhaus als Wanderherberge
Das Waldhaus 1931(HA)

Nach dem Ende des erste Weltkrieg suchten die Mitglieder vieler Vereine in der Rostocker Heide Erholung und Entspannung. Bei Markgrafenheide, dicht an der See, standen die Häuser des Naturheilvereins, des plattdeutschen Vereins "Unkel Bräsig" und andere. In der Schwaanberger Heide, auf der Rostocker Seite zwischen Wiedortschneise und Stromgraben entstand Hus Uhlenflucht" erbaut vom Touristenverein "Die Naturfreunde"e.V. . Im Jahre 1920 gestattete die Forstverwaltung auf Veranlassung des Forstinspektors Charles Bencard die Übernahme des Waldhauses durch die sozialdemokatische "Freie Jugend" Rostock, sowie dem "Der Wandervogel"e.V., Bund für deutsches Jugendwandern, Ortsgruppe Warnemünde. Die sozialdemokratische Jugend nutzte die Südhälfte, "Der Wandervogel" die Nordhälfte des Hauses. Handwerkslehrlinge und junge Vereinsmitglieder verrichteten in der daruffolgenden Zeit alle Arbeiten zur Einrichtung der Herberge. Zur Unterstützung waren Jugendgruppen aus Hamburg, Berlin und Stralsund gekommen. Von nun an konnte der Verwalter des Hauses und "gute Geist" Karl Planeth über viele Jahre hinaus Jugendgruppen in seinen Wänden beherbergen. Besonderen Wert legten die Vereinsmitglieder stets auf ein gutes Verhältnis zu den Forstleuten, insbesondere zum Torfbrücker Revierförster Hohenstein. Später bemächtigte sich die Hitlerjugend des Hauses. Bereits sieben Monate nach deren Übernahme war das Haus in einem erbärmlichen Zustand. Am Ende blieb nach einigen hier von der HJ betriebenen Kriegsspielen nur noch der Abriß. Bald darauf war der Standort des Hauses schließlich aufgeforstet. Bemühungen einer Kulturbund-Gruppe unter der Leitung von Werner Kleinfeld, in deren Kern sich frühere Mitglieder der beiden einstigen Vereine befanden, um den Wiederaufbau blieben erfolglos, da inzwischen mehr und mehr Flächen zu miltärischem Sperrgebiet erklärt wurden, was deren Vorhaben letztendlich verhinderte. So mancher dieser alten Wanderfreunde suchte ab 1990 nach Spuren des Waldauses und fand nur dichten Wald am Ort der schönen Erinnerungen.

(Autor Wilfred Steinmüller, veröffentlicht in der Ostsee-Zeitung am 10.7.1993)


Pressebeitrag von 1931 zum zehnjahrigen Bestehen der Wanderherberge
Beitrag zum 10jährigen bestehen der Wanderherberge Waldhaus 1931 (HA)