Doberan (Bad) - Das Gymnasium Fridericum Francisceum

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Doberan (Bad)

Geschichte & Direktoren der Schule

21. April 1879: Friedrich Franz II , Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, gründet in seiner Sommerresidenz ein Progymnasium, das an diesem Tag im “Puppenhaus” in der Beethovenstraße eröffnet wird.

15. April 1883: Nach 41jähriger Regierung stirbt Friedrich Franz II in Schwerin.

1. Sep 1883: Sein Sohn Friedrich Franz III verleiht dem Gründer zu Ehren der Schule den Namen Friderico-Francisceum.

Ostern 1889: Das jetzige Gebäude, an der Stelle des abgerissenen klassizistischen Schauspielhauses vom Geheimen Baurat Möckel errichtet, wird bezogen.

1914 – 1918: 6 Lehrer und 111 Schüler fallen im I. Weltkrieg. Horaz´ Worte “Dulce et decorum est pro patria mori” stehen über der Gedenktafel.

Ostern 1927: Die ersten 4 Mädchen werden an der Schule aufgenommen.

1926/27: 216 Schüler besuchen das im ganzen Land bekannte, angesehene Gymnasium, davon 39 aus dem weiteren Mecklenburg, 6 aus dem übrigen Deutschland.

1929: Das 50jährige Schuljubiläum wird feierlich begangen.

1. Okt. 1932: Oberstudiendirektor Reuter (SPD) wird an eine andere Schule versetzt. Trotz Verbotes durch die SA solidarisieren sich die Schüler auf einer Protestveranstaltung mit ihm.

März 1938: 4 Stunden lang müssen sich die Schüler eine Radiorede Hitlers zum Anschluss Österreichs in der Aula anhören. Etwa ein Drittel aller Lehrer sind Mitglied der NSDAP.

1939 – 45: 7 Lehrer und 165 Schüler fallen im II.Weltkrieg.

Mai 1945: Direktor Brandt rettet Doberan, indem er den Sowjettruppen mit der weißen Fahne entgegengeht.

1. Okt. 1945: Die Schule wird feierlich wiedereröffnet.

1947: Das Gymnasium wird in Goetheschule umbenannt.

April 1953: 3 Schüler aus der jungen Gemeinde werden relegiert.

1955 – 57: Das Institutsgebäude wird mit tatkräftiger Hilfe von Lehrern und Schülern auf dem Schulgelände errichtet.

1949 – 1961: Zahlreiche Schüler und Lehrer verlassen die DDR und gehen in den Westen.

1968 – 70: Nach der Niederschlagung der demokratisch-sozialistischen Bewegung in der CSSR kommt es zu Schülerprotesten und politisch nicht genehmen Äußerungen in Aufsätzen. 2 Schüler werden relegiert. Fast alle Lehrer sind mittlerweile Mitglied der SED, die die absolute Führung innehat und die ideologische Kontrolle ausübt.

1979: Aus einem Kellerraum gestalten Schüler und Lehrer den Schulclub, wo fortan interessante Begegnungen und Veranstaltungen stattfinden. Das 100jährige Jubiläum wird begangen. Ehemalige Lehrer und Schüler aus Westdeutschland werden nicht eingeladen und feiern in Göttingen.

Okt. 1989: Zahlreiche Schüler beteiligen sich an den Friedensgebeten im Münster. Das Lehrerkollegium wendet sich mit Vorschlägen zur Änderung der Bildungspolitik an das Ministerium.

Ende 1989: Machtverlust der SED. Die Grundorganisation an der Schule löst sich auf. Fast alle Lehrer treten aus der Partei aus.

3. Okt. 1990: Zum Tag der Einheit spricht Stadtpräsident Jürgensohn in der Aula zu Schülern und Lehrern.

1991: Der ursprüngliche Name Friderico-Francisceum wird wiedereingeführt. 792 Schülerinnen und Schüler besuchen das Gymnasium im Hauptgebäude (Sekundarstufe II) und Nebengebäude (Sekundarstufe I). Sie werden von 53 Lehrern unterrichtet. Sommer 1999: Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus zum Gymnasium.

Mai 2001: Erste Unterrichtsstunden im neuen Gebäude abgehalten. Damit verbunden ist der Abriss der Institutsgebäudes. Durch die Schließung des Schwaaner Gymnasiums kommen viele Schüler von dort nach Doberan.

2004 – 2008: Das Gymnasium in Neubukow wird 2008 geschlossen. Davor wechselten die Schüler Klasse für Klasse zum FFG.

Direktoren der Schule:

  1. Wilhelm Kraner (1879-1881)
  2. Dr. Wilhelm Kühne (1881-1908)
  3. Dr. Carl Lüth (1908-1924)
  4. Dr. Carl Reuter (1924-1932)
  5. Helmuth Gaedt (1932-1937)
  6. Dr. Willi Brandt (1937-1950)
  7. Wilhelm Dethloff (1950-1952)
  8. Arthur Bengelstorff (1952-1966)
  9. Bodo Michels (1966-1970)
  10. Günter Boeldt (1970-1980)
  11. Klaus Krüger (1980-1986)
  12. Karin Fourmont (1986-1991)
  13. Arno Lange (1991-1992)
  14. Roland Levetzow (1992-2011)
  15. Birgit Hacker (seit 2011)

Beiträge zur Historie des Gymnasiums

Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan
Bad Doberan

(Quelle: Mecklenburgische Monatshefte Jahrgang 1929)

Bad Doberan

(Von Dr. Hermann Langer - Ostseezeitung* - Zeitungsregestensammlung Carl Christian Schmidt/Archiv Münsterverwaltung Bad Doberan)

Bad Doberan

(Ostseebote 29.7.!999)

In den Klassenräumen ging es plötzlich demokratisch zu

  • Aus der Doberaner Schulgeschichte (13) / letzte Folge
  • (von Dr. Hermann Langer - Ostsee-Zeitung, Februar 1997 - Zeitungsregestensammlung Carl Christian Schmidt/Archiv Münsterverwaltung Bad Doberan)
  • Bad Doberan 1. Oktober 1945 -in der Aula der Oberschule findet im Beisein des russischen Kommandanten eine Feier anläßlich der Wiedereröffnung der Schulen statt. Auch die obersten Klassen der Volksschulen sowie die Klassen der privaten höheren Mädchenschule, die an diesem Tage in die Oberschule übergehen, sind vertreten. Dr. Willi Brandt, Direktor seit 1937, wurde wieder als Schulleiter eingesetzt und beauftragt, das Schulwesen in Gang zu bringen.
  • Über den demokratischen Neubeginn berichtet die Chronik der Mädchenvolksschule. Diese nahm mit 14 Lehrkräften, die mehrmals auf ihre Zugehörigkeit zur NSDAP hin überprüft wurden, und 475 Schülerinnen in 15 Klassen den Unterricht wieder auf. Sie hatte sechs Klassenräume am Kamp, vier im Hintergebäude des Prinzenpalais und zwei im alten Küsterhaus bezogen. Zunächst mangelte es an Lehrund Lernmitteln, aber bereits vor Weihnachten erhielten die unteren Klassen neue Lese- und Rechenbücher, die Oberstufe Sprachbücher.
  • Am 23. Mai 1946 wurde in Schwerin das „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule" in Kraft gesetzt, das ari das Modell der entschiedenen Schulreformer der 20er Jahre anlehnte. Es sah für alle Kinder die einheitliche achtjährige Grundschule mit dem Pflichtangebot einer Fremdsprache ab Klasse 5 und einem ab Klasse 7 vorgesehenen Kursangebot in einer zweiten Fremdsprache, in Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächern vor. Danach bestand die Möglichkeit, für drei Jahre die Berufsschule oder für vier Jahre die Oberschule zu besuchen.
  • Ende 1946 umfaßte die Mädchengrundschule aufgrund des neuen Zuzugs an Flüchtlingskindern bereits 25 Klassen mit 943 Schülerinnen, von denen vier von der Oberschule betreut werden mußten. Zehn von 17 Lehrkräften gehörten zu den engagierten Neulehrern, die bisher zum Großteil nur vier- bis achtmonatige Ausbildungskurse absolviert hatten und sich regelmäßig in Arbeitsgemeinschaften weiterbildeten. Am 14. November 1947 erhielt die Einrichtung den Namen „Lessing"-Schule, die am 1. April 1948 die ersten Räume in der Lessingstraße bezog. Die Knabengrundschule im alten Klostergebäude trug künftig den Namen „Pestalozzi"-Schule. 1947 setzte es Dr. Willi Brandt durch, daß seine Oberschule mit der Grundschule im Prinzenpalais fusionierte. Dieser ungewöhnliche Schritt rief allerdings die Stadtverwaltung, die Schulkommission und Teile der Elternschaft auf den Plan. Am 23. Juli 1948 stellte der Rat der Stadt den Antrag, die gesamten Doberaner Schulen mit etwa 2000 Schülerinnen und Schülern „zu einem zwölfstufigen System organisatorisch" zusammenzufassen. Am 5. August lehnte jedoch Oberregierungsdirektor Puls aus Schwerin es ab, ein solches Einheitsschulkombinat mit der „Goethe"- Oberschule, wie sie jetzt hieß, zu errichten.
  • Ehemalige Neulehrerinnen erinnern sich, daß damals an den Schulen Gedanken der Reformpädagogik von 1933 Eingang fanden und „unheimlich viel experimentiert" wurde. Doch nach der 4. Pädagogischen Landeskonferenz, die im Juni 1949 in Schwerin stattfand, änderte sich das pädagogische Klima. Gefordert wurde die Abgrenzung von der Reformpädagogik und die Orientierung auf die Sowjetpädagogik. Damit wurden Weichen für die Herausbildung eines sozialistischen Schulwesens gestellt.

(Quelle: Homepage Gymnasium Friderico-Francisceum Bad Doberan)

Jetzt wird wahr, was Öhm Schmidt zum Hundertjährigen wünschte

  • (von Angret Huth - Ostsee-Zeitung, März 1992 - Zeitungsregestensammlung Carl Christian Schmidt/Archiv Münsterverwaltung Bad Doberan)
  • Seit vielen Jahrzehnten gibt es einen Verein ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Doberaner Gymnasiums. Seine Tradition konnte er allerdings in DDR-Zeiten nur im Westen Deutschlands pflegen. Jetzt endlich wird sich das Leben des heute etwa 200 Mitglieder zählenden Vereins auch wieder in seinem eigentlichen Geburtsort entfalten.
  • Wesentliche Impulse dafür dürfte das 27. Jahrestreffen geben, das am 4. April in Bad Doberan stattfinden soll, u. a. mit einer festlichen Veranstaltung in der Aula der ehrwürdigen Schule. Einblick in die Geschichte des Vereins will Ihnen, liebe Leser, der folgende Beitrag geben, den Heinrich Gading aus Bad Doberan für die OSTSEEZEITUNG schrieb. Unser Autor legte 1937 am hiesigen Gymnasium das Abitur ab.
  • Doberan erhielt im Jahre 1879 das Stadtrecht. Im selben Jahr wurde durch den Großherzog Friedrich Franz II. eine Schule gegründet und zwar als Progymnasium. Das sogenannte „Puppenhaus“ in der Beethovenstraße 10 wurde als erstes Schulgebäude für zehn Jahre gepachtet. Am 22. April 1879 begann der Unterricht. 61 Schüler hatten die Aufnahmeprüfung bestanden.
  • 1883 starb Friedrich Franz II. Ihm zu Ehren wurde der Schule der Name „Gymnasium Friderico Francisceum“ verliehen. Der steigenden Zahl der Schüler entsprechend benötigte man mehr Platz. 1889 wurde ein für das Gymnasium neu errichtetes Gebäude bezogen. Baurat Möckel hatte es projektiert. Mit diesem Bau wurde die Reihe der klassizistischen Bauten Severins leider unterbrochen. Das damals noch auf diesem Standort stehende Schauspielhaus mußte dem Schulneubau weichen. Schade.
  • Etwa um die Jahrhundertwende wurde in Doberan ein „Verein alter Schüler" gegründet. Sein Ziel war es, die Verbindung der Schüler untereinander und mit der Schule zu erhalten. Der Zeit entsprechend ein exklusiver Verein. Nicht alle wurden aufgenommen. Durch namhafte Spenden und Schenkungen für die Schule hat dieser Verein sich große Verdienste erworben. Der erste Weltkrieg kam ... Sechs Lehrer und 111 ehemalige Schüler fielen.
  • 1923 wurde der Verein neu gegründet, und er nannte sich fortan „Verein ehemaliger Schüler des Doberaner Gymnasiums“. Im Gymnasium wurde durch ein schlichtes Denkmal der Gefallenen gedacht. Der Schülerverein stiftete für die Aula ein künstlerisch gestaltetes Pult und ein Ehrenbuch mit den Namen der Gefallenen.
  • Ein Jahresbericht der Mitgliederversammlung ist aus dem Jahre 1938 vorhanden. Zwölf Mitglieder wurden neu aufgenommen. Die Mitgliederzahl war auf 165 gestiegen. Der Vorstand beschloß, zur Anschaffung eines Konzertflügels für die Schule eine Spende zu übergeben. Das Musikinstrument wird übrigens heute noch in der Schule genutzt. Die Zusammenkunft 1938 war für lange Zeit die letzte Mitgliederversammlung.
  • Im nächsten Jahr begann der zweite Weltkrieg, und sieben Lehrer, 163 ehemalige Schüler und zwei Obersekundaner kamen durch ihn ums Leben.
  • Für die Wiedergeburt des Vereins sorgte Friedrich Franz Stever-Niekrenz 1966 in Göttingen. Große Verdienste erwarb er sich durch das Suchen und Finden alter Schüler. 1967 konnte er die erste Mitgliederliste herausgeben. Er überlebte sein Werk nicht lange. Nach schwerer Krankheit starb Friedrich Franz Stever im Alter von 84 Jahren.
  • Sein Nachfolger wurde Hermann Bolten-Mustin. Seit dieser Zeit können auch die ehemaligen Schülerinnen der „Privaten höheren Mädchenschule zu Bad Doberan" gleichberechtigte Mitglieder des Vereins werden, der nun „Verein ehemaliger Doberaner Schüler und Schülerinnen" heißt.
  • Das 100jährige Bestehen des Gymnasiums am 21. April 1979 war für den Schülerverein Anlaß zu einer würdigen Feier. Die Aula des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen gab den Rahmen für den Festakt. Oberstudiendirektor a. D. KarlHeinz Schmidt — genannt Öhm Schmidt — sammelte in sehr mühevoller Arbeit das Material für seine Festansprache „Aus der Geschichte des Gymnasiums Friderico Francisceum zu Bad Doberan". Hier einige Sätze daraus: „Wenn ehemalige Schüler ihre Söhne und später ihre Enkel auf dieselbe Schule schicken, so spricht das offenbar für diese Schule. Und gerade dieses Phänomen können wir an zahlreichen Beispielen für das Gymnasium Friderico Francisceum nachweisen. Man läßt eben dort arbeiten, wo man nach eigener Erfahrung gut bedient worden ist. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Schulleiter glaube ich, den Wert eines Kollegiums in etwa beurteilen zu können..."
  • Über den damaligen Leiter der Schule, Dr. Brandt, sagte Öhm Schmidt: „Wir wissen heute, daß diesem energischen Mann auch die Rettung Doberans bei Kriegsende zu verdanken ist."
  • Nach dem Abgang Dr Brandts von der Schule wurden Veränderungen im Treppenhaus und in der Aula vorgenommen. Die Gedenktafeln für die Gefallenen wurden entfernt. Wo sind sie geblieben? Pult und Ehrenbuch verschwanden aus der Aula. Die von einem Künstler geschaffenen Malereien wurden überstrichen.
  • Im Anschluß an den Festakt wurde in Göttingen die Mitgliederversammlung durchgeführt. Hermann Bolten legte aus Altersgründen nach vielen Jahren erfolgreicher Tätigkeit den Vorsitz nieder. Mit langanhaltendem Beifall wurde ihm für seine umfangreiche Arbeit im Rahmen des Vereins gedankt.
  • Öhm Schmidt wurde einstimmig zum Nachfolger gewählt. In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit hat er den Verein wesentlich geformt. Sehr gründliche Arbeit leistete er auf dem Gebiet der Geschichte unserer Schule. Er führte die Jahresberichte nach den Mitgliederversammlungen ein; als Information für alle Mitglieder, die nicht zu den Treffen kommen konnten. Öhm Schmidt starb am 1. Februar 1983. Mit ihm verlor der Verein den letzten Doberaner Schüler, der auch Lehrer am Gymnasium war.
  • Dr. Hans Hermann Eberstein übernahm den Vorsitz. Mit ehrenden Worten gedachte er des Verstorbenen, sprach von dessen Idealen, die Schüler zu Pflichttreue und Pflichterfüllung zu erziehen, zur Anständigkeit, Ehrlichkeit und Charakterfestigkeit.
  • Wenn am 4. April in Bad Doberan und Kühlungsborn das Jahrestreffen 1991/92 veranstaltet wird, kann mit Freude festgestellt werden, daß nun Wirklichkeit wird, was unser verehrter Öhm Schmidt in seiner Festansprache zum 100jährigen Bestehen des Doberaner Gymnasiums sagte: „Wir wünschen in dieser Stunde unserer alten Schule von ganzem Herzen, daß sie dereinst wieder für ganz Deutschland die ihr anvertraute Jugend bilden, erziehen und prägen darf“


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  • Bau naturwiss. Kabinett Oberschule um 1955