Chronologischer Abriss der Gelbensander Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Jagdjunker von Wickede kommt in die Dienste des Barons von Stenglin.
 
Jagdjunker von Wickede kommt in die Dienste des Barons von Stenglin.
  
'''1837,25.April''' Gründung einer Chausseebaukommission in der u.a. Forstinspektor von Stenglin und der Rostock/Rövershäger Forstinspektor H.F.Becker sowie Georg Garthe vertreten sind.
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'''1837,25.April''' Gründung einer Chausseebaukommission in der u.a. Forstinspektor von Stenglin und der Rostock/Rövershäger Forstinspektor H.F.Becker sowie Forstadjunkt Georg Garthe vertreten sind.
  
 
'''1841-43''' Bau der Chaussee Rostock - Ribnitz, als gänzlich neu angelegte Wegetrasse durch die Heide (davor war der über Volkenshagen, Behnkenhagen, Willershagen, Wilmshagen verlaufende alte Landweg die regionale Verkehrstrasse, die dann ihre Bedeutung verlor)
 
'''1841-43''' Bau der Chaussee Rostock - Ribnitz, als gänzlich neu angelegte Wegetrasse durch die Heide (davor war der über Volkenshagen, Behnkenhagen, Willershagen, Wilmshagen verlaufende alte Landweg die regionale Verkehrstrasse, die dann ihre Bedeutung verlor)

Version vom 2. Dezember 2019, 15:35 Uhr

Die chronologische Geschichte Gelbensandes in Stichworten

erste Erwähnung

1675 Erste Erwähnung vom „Haus zum Gelben Sande“ des Heidereiters Hans Kühl, das von dänischen Truppen gebrandschatzt worden war.

1696 Das Haus „Gehlen Sandt“ auf der Reiterkarte von Gotfriet Lust graphisch dargestellt

von 1700 bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1704 Im Volkenshäger Beichtkinderverzeichnis heißt es: „Noch ist eingepfarrt der Heydereiter Hinrich Wetzel zum Gelbensande in der hochfürstlichen Ribnitzer Heyde“

1707 Erste Vorarbeiten zum Bau eines Jagdhauses mit Pferdestall für Herzog Christian Ludwig von Mecklenburg nach Plänen des Ingenieurs Christian Friedrich Gottlieb von dem Knesebeck

1710 Lieferung einer Ladung Eichenholz per Schiff aus Stettin nach Ribnitz für den Bau des fürstlichen Jagdhauses

1718 Baukontrakt mit Baumeister von dem Knesebeck über:„Wiederaufbau des fürstlichen Jagdhauses zum Gelben Sande“

1749 Abriß des Heidereiterhauses von Wetzel und eines Pferdestalles

1750,7.8. Bau einer Teerschweelerei in Gelbensande

1754 Gelbensande wird eine der 16 in Mecklenburg neu eingerichteten herzoglichen Förstereien

1755 Bau einer Unterbringungsmöglichkeit für fünf bis sechs Pferde und 20 Hetzhunde für die herzoglichen Jagden

1775 in Mecklenburg werden insgesamt 21 Forstinspektionen eingerichtet, eine davon in Gelbensande

1782 Oberförster Ehlers als Forstverwalter in Gelbensande

1788 Großer Waldbrand an der Mörderkuhle (Waldrand am Hirschburger Landweg)

1789 Oberförster Ehlers stirbt in Gelbensande Oberförster von Schildfeld wird nach Gelbensande versetzt

1794 Oberförster Walter ist Forstverwalter in Gelbensande

1800, 22.2. Karl Ernst Christian Böcler, der spätere Rostocker Stadtsyndikus und Komponist wird als Sohn des hiesigen Försters Böcler in Gelbensande geboren (gest. 16.6.1850 in Rostock)

1806 Oberförster Samuel Böcler wird neuer Forstinspektor. Er berichtet über die Teerschweelerei: „daß Teerschweeler Zeppelin bitter arm sey ...er wisse nicht wovon er zu Michaelis die Pacht zahlen soll, da der Teerofen eingefallen sey.“

1809 Heinrich Böcler als Sohn des Oberförsters in Gelbensande geboren. Er gehört später zu den ersten in Deutschland gewählten Abgeordneten, die 1848 in der Paulskirche Frankfurt/ Main zur Deutschen Nationalversammlung zusammenkamen.

1811,11.5. Oberförster Böcler und Kandidat der Theologie Hans Wedel aus Gelbensande werden auf Betreiben der Franzosen von einem Rostocker Gericht wegen Schmuggel und Mißachtung der Kontinentalsperrre zu einer Strafe von 100 Reichstalern verurteilt

1812 Oberförster Böcler und sein Bruder, Pfarrer in Blankenhagen organisieren den Widerstand der Dorfgemeinschaften von Gelbensande, Willershagen und Blankenhagen, um gemeinsam marodierende napoleonische Truppen erfolgreich von hier zu vertreiben.

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1815 Eine Wasserhose, über der Ostsee bei Graal entstanden zieht quer durch die Gelbensander Forst, bis Altheide und hinterläßt eine Schneise der Zerstörung auf diesem Wege von einer halben Meile Breite (ca. 4,5 km ) Baron Stenglin berichtet: „Teerschweeler Zeppelin gebe beim Brand immer mancherley Missgeschicke vor, aber er sey ein Trunkenbold.“

1816,Januar Oberförster Böcler in Gelbensande verstorben (wie gestorben?), Philipp Freiherr von Stenglin wird unmittelbar darauf sein Amtsnachfolger. Die Teerschweelerei Gelbensande bricht endgültig zusammen.

1818 Ein großer Wintersturm vernichtet große Waldbestände in der Gelbensander Forst.

1819 Gelbensande besteht aus dem Forsthof mit 51 Bewohnern (Förster, Forstschreiber, Jäger) und einer verfallenen Teerschweelerei (zwischen dem heutigen Friedhof und Meiershausstelle gelegen), sowie ersten Tagelöhnerfamilien, einem Schweine- und einem Kuhhirten.

1825,3.Juli Viktor Friedrich Freiherr von Stenglin, der spätere Stadtkommandant von Schwerin wird in Gelbensande als Sohn des hiesigen Forstinspektors geboren (stirbt am 29.8.1897 in Warnemünde)

1830 Forstinspektor von Stenglin gründet den „Versorgungs-Verein für Forstarbeiter zu Gelbensande“, eine der ersten Sozialkassen in Mecklenburg. Er schreibt ein anerkanntes Fachbuch über industrielle Herstellung von Dünger. Der Erlös des Buches fließt in die Versorgungskasse.

1831 Johann Heinrich von Thünen hält sich zu Studienzwecken bei Forstinspektor von Stenglin in Gelbensande auf. Jagdjunker von Wickede kommt in die Dienste des Barons von Stenglin.

1837,25.April Gründung einer Chausseebaukommission in der u.a. Forstinspektor von Stenglin und der Rostock/Rövershäger Forstinspektor H.F.Becker sowie Forstadjunkt Georg Garthe vertreten sind.

1841-43 Bau der Chaussee Rostock - Ribnitz, als gänzlich neu angelegte Wegetrasse durch die Heide (davor war der über Volkenshagen, Behnkenhagen, Willershagen, Wilmshagen verlaufende alte Landweg die regionale Verkehrstrasse, die dann ihre Bedeutung verlor)

1842 Die erste gebaute Büdnerei ist gleichzeitig Chausseehaus, in dem Büdner Kasten das Chausseegeld kassiert und gleichzeitig einen Ausschank betreibt (Heute „Immenhof“)

1842 Oberforstmeister von Bülow kommt an die Forstinspektion in Gelbensande

1844,30.9. Oberforstmeister von Stenglin stirbt in Gelbensande und wird in Volkenshagen begraben (Grab dort noch vorhanden)

1845 Forstmeister von Bülow übernimmt die Forstinspektion

1847 Kasten erster Bürgermeister von Gelbensande (im 19.Jahrhundert wurden die hiesigen Bürgermeister vom Amt Ribnitz eingesetzt, dazu zwei Schöffen als Gemeinde- vorstand) Der Büdner Kielgast betreibt an der Chaussee eine Schmiede

1851 Forstmeister Schulz übernimmt die Forstinspektion

1865 Bürgermeister Meier tritt die Nachfolge von Kasten an (bis 1898)

1867 Das Gebäude der Revierförsterei Gelbensande wird im Mai fertiggestellt Das Dorf zählt 113 Einwohner. Sie leben in der Oberförsterei, der Revierförsterei, sieben Tagelöhnerkaten, sieben Büdnereien (darunter eine Schmiede und ein Krug) und einer Häuslerei. Auch eine Samenklängerei besteht zu der Zeit. Die Bewohner wählen jeweils einen Vertreter des Dorfes, der dem vom Amt berufenen Dorfschulzen beigegeben wird.

Deutsches Reich bis 1918

1871 ab, Bau der Häuslereien (Heutige Ostseite der Eichenallee, Baumaterial dafür wird zu großen Teilen aus der Wüstung eines in der Nähe untergegangenen Dorfes gewonnen), dazu rodete man östlich der heutigen Eichenallee den Wald.

1874 Forstmeister Max Garthe, der Enkel von Hermann Friedrich Becker und Sohn von Georg Garthe, zwei in Mecklenburg berühmten Forstmännern, wird aus Lübz auf die Forstinspektorenstelle in Gelbensande berufen

1876,August Großfürst Wladimir Alexandrowitsch von Rußland und Großfürstin Marie Pawlowna sind für einige Tage Jagdgäste in der Forstinspektion

1877 -Fertigstellung des neuen Forsthofes ( heute Pflegeeinrichtung „Charlottenhof“) Neben dem Forsthof, entlang des Meiershausstelle wird eine Allee amerikanischer Roteichen gepflanzt (älteste Roteichen-Allee Mecklenburgs)

-Anschließend Abriß des rund 160 Jahre alten Forstinspektionsgebäudes.

1877, 26.Juni Oberforstrath Georg Garthe, der bedeutende mecklenburgische Forstwissenschaftler stirbt in Gelbensande (begraben in Rövershagen).

1878 Ferdinand von Raesfeld, der „Vater des deutschen Waidwerkes“ ist Gast in der neuen Gelbensander Forstinspektion

1881 Johann Meuser betreibt in der Dorfstraße 28 eine Schuhmacherei

1884,August Der regierende Fürst Heinrich XXII. des Fürstentums Reuß-Schleiz-Köstritz weilt als Jagdgast in der Gelbensander Forstinspektion

1885, 1.5. Grundsteinlegung für das Jagdschloß. Der Zarensohn Großfürst Michail Romanow besucht erstmals Gelbensande

1885,25.9. Richtfest am Jagdschloß

1886 Baubeginn der Eisenbahnlinie Rostock - Ribnitz

1888 Heinrich Meuser Dorfschulze

1889,1.6. Die neuerbaute Bahnlinie Rostock - Ribnitz wird zu Pfingsten eröffnet. Neben dem Bahnhofsgebäude wird auch ein Empfangsgebäude für herzogliche Gäste errichtet. Ein ursprünglich als Wohngebäude für Bahnbedienstete vorgesehenes Gebäude neben dem Bahnübergang wird der Reichspost zur Verfügung gestellt und Gelbensande erhält das einzige ländliche Post-Amt in Mecklenburg-Schwerin. Zwischen dem Bahnhof Gelbensande und den Küstenorten Groß-Müritz und Grahl wird eine Postkutschverbindung eingerichtet.

1890 Der Zimmermeister Carl Willbrandt eröffnet in der Dorfstraße 27 eine Tischlerei. 25-Jähriges Dienstjubiläum des Forstmeisters Max Garthe

1891 Wenige Monate vor ihrem Tode besucht Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg, die Tochter von Königin Luise, Gelbensande.

1892 Bau des Bahnarbeiterwohnhauses

1892, Oktober Georg von Arnswald, der „Vater des Naturschutzes in Mecklenburg“ beginnt seine Forstausbildung an der Forstinspektion Gelbensande.

1893 Adolf von Oertzen tritt als Forstinspektor die Nachfolge von Max Garthe an, der nach 28 Dienstjahren in den Ruhestand geht.

1895,25.11. 1.Reichstreffen des Deutschen Jagdhundeverbandes „Hirschmann“ in Gelbensande

1896 Schulze Carl Dethloff (hat das Amt bis 1919 inne) Der Ort hat 148 Einwohner und besteht aus:Jagdschloß,Forsthof,Holzwärterhaus,7 Büdnereien (Schmied,1 Krüger), 11Häusler (1 Schankwirt, 1 Branntweinhändler), einer Poststation, einer Posthaltestelle

1897,1.Juni Bislang auf der Chaussee bestehende Postkutschenlinie wird durch eine Postomnibuslinie ersetzt. Im selben Jahr erhält Gelbensande ein Telefonamt

1899 Sägewerk Kähler gegründet

1901,14.9. Promenadenfahrt des „Mitteleuropäischen Motorwagen-Vereins“ nach Gelbensande

1904,4.9. Verlobung der Herzogin Cecilie mit dem deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen

1906 Der Steinschläger Lemke zu Völkshagen erhält den Auftrag für einen Steindamm (heutiger Hirschburger Landweg) in Gelbensande, 1800 laufende Meter Bordsteine und 620 cbm Pflastersteine in der Zeit vom 19.11.1906 - 1.2.1907 zu schlagen.

1910 Förster Hauer (bis dahin Revierförster von Meiershausstelle) baut sein Wohnhaus in der Dorfstraße (heute Sitz des Verwaltungsamtes). Karl Schuldt eröffnet in der Dorfstraße 24 einen Gemischtwarenhandel. Gelbensande hat 146 Einwohner.

1911, 13.11. Landung des aus Magdeburg kommenden Ballons „Delitzsch“ auf der Gelbensander Feldmark.

1912 Maurermeister Karl Hauschild eröffnet in Gelbensande einen Baubetrieb. In Gelbensande exixtiert eine Landesgestütsstation.

Deutsches Reich bis 1945

1919 Bei der Schulzenwahl am 23. Februar stimmen von 83 wahlberechtigten Bürgern 68 Bürger für Carl Kranz und 15 für Carl Kielgast. Schulze Carl Dethloff tritt im Oktober nach 28 Dienstjahren zurück. Der Gemeindevorstand wird durch einen Kassenwärter ergänzt. Das Sägewerk Kähler arbeitet mit 20 Beschäftigten. Familie Cords kauft das Hauersche Wohnhaus und richtet hier ein Kinderheim ein.

1919, 17. Dezember
Abschluß des
  • "Vertrag zwischen dem Freistaat Mecklenburg-Schwerin und dem ehemaligen Landesherrn , betreffend die Auseinandersetzungen über die vermögensrechtlichen Verhältnisse, sowie die von dem ehemaligen Landesherrn und den Mitgliedern der vormals landesherrlichen Familie abgegebenen Verzichts- und Anerkennungserklärungen" , im Auftrage des im dänischen Exil lebenden ehemaligen Großherzogs Friedrich Franz IV. ausgehandelt durch Oberhofmarschall Cuno von Rantzau, in dessen Ergebnis die Gelbensander Waldungen, das Landgut Gelbensande sowie das Jagdschloss mit allem Inventar Privatbesitz des ehemals regierenden Großherzogs übergehen.
1920
Der nach der Novemberrevolution aus dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin hervorgegangene Freistaat Mecklenburg-Schwerin überwindet die jahrhundertealte Dreiteilung des Landes nach den Besitzverhältnissen. Waren bis jetzt die Dörfer Bestandteile des Domaniums, der Ritterschaft oder im städtischen Besitz, so werden nun Ämter nach dem Territorialprinzip geschaffen. Alle Orte des Domanialamtes Ribnitz – somit auch Gelbensande – werden in das neu gebildete Amt Rostock gelegt, das später zum gleichnamigen Kreis umgewandelt wird. Zuvor wird die bisher zu Rostock gehörende Siedlung Meiershausstelle zur Gemeinde Gelbensande gelegt.
1920, 17.Mai
Die ehemals regierende großherzogliche Familie kehrt aus dem dänischen Exil nach Mecklenburg zurück. Die ersten Monate bewohnt die Familie, die inzwischen eine Reihe von Schlösseern in Privatbesitz übertragen bekommen hat, ausschließlich in Gelbensande.
Carl Kähler, der Besitzer der Büdnerei Nr. 7 in Gelbensande, errichtet auf seiner Büdnerei ein Sägewerk, das er mit seinem Sohn und seinem Schwiegersohn betreiben will. Da er nur über geringes Kapital verfügt, beabsichtigt er, hauptsächlich Lohnschnitt auszuführen. Die Großherzogliche Vermögensverwaltung zeigt jedoch Interesse, sich an dem Betrieb zu beteiligen, da das Sägewerk das Holz aus der nahen großherzoglichen Forst verarbeiten und das eigene Bedarfsholz schneiden kann. Weitere Vorteile sind die geringen Transportkosten aus der Forst und zur nah gelegenen Bahnstation. Nach reiflicher Prüfung ist der abgedankte Großherzog bereit, unter der Bedingung in das Geschäft einzusteigen, daß Kähler „von keinem fremden Kapitalisten abhängig wird“. Außerdem muß sich der Büdner verpflichten, alles nach dem Ermessen der Forstverwaltung gelieferte Holz zu einem Lohn zu schneiden, der 10 bis 20 % unter dem der Sägewerke der Umgebung liegt! Das Stammkapital des Betriebes beträgt 550.000 Mark, wovon der Großherzog 400.000 Mark übernimmt und dem Büdner zur Verstärkung dessen Betriebskapitals ein Darlehen von 100.000 Mark gewährt. Als Sicherheit wird die Büdnerei belastet und wird dem Großherzog das Eigentum an mehreren Maschinen und Anlagen überlassen, wie einer 24 PS starken Lokomobile, zwei Kreissägen, einer kompletten Transmission, einem Kettenflaschenzug, vier Loren und 225 Meter Gleis, die auf dem Sägereigrundstück verlegt sind.
Neben dem Kählerschen Sägewerk wird das „Gelbensander Forstsägewerk“ als ein selbständiger Betrieb der großherzoglichen Forstinspektion und damit der großherzoglichen Vermögensverwaltung gegründet. Der Betrieb ist jedoch kein Sägewerk im eigentlichen Sinne, denn er übernimmt nur den Ankauf von Rundholz sowie den Verkauf von Schnittholz. Die Be- und Verarbeitung des angekauften Rundholzes geschieht ausschließlich in der Sägerei des Büdners Kähler. Es existieren also de jure zwei als „Sägewerke“ bezeichneten Betriebe nebeneinander.
Als die Bildung der Sägewerke bekannt wird, versucht eine Schweriner Anwaltskanzlei, eine ihr befreundete bedeutende Holzfirma mit ins Geschäft zu bringen, doch der Großherzog lehnt unter dem süffisanten Hinweis, einen „nicht ungünstigen Vertrag abgeschlossen“ zu haben, ab.


1921 Haus der Familie von Oertzen am Ende des Lindenwegs I gebaut.

1922
Errichtung der Häuslerei Nr. 16 – einer Doppelhäuslerei – durch den Zimmermeister Carl Willbrandt aus Gelbensande, der hier ein Zweifamilienhaus baut.

1922 Gelbensande wird mittels „Brotwagen“ des Bäckers Plog aus Bentwisch mit Backwaren beliefert.

1924 Schlachter Max Siggelkow errichtet die Häuslerei Nr.18 und eröffnet in der Dorfstraße eine Fleischerei

Die Heideortschaft Meiershausstelle wird aus der Gemeinde Gelbensande abgetrennt und mit dem Gemeindebezirk der Stadt Rostock vereinigt.

1925 Gründung eines „Kriegerbundes“

Bau der Kirche in Gelbensande und Anlage des Friedhofes (bis dahin wurden Gelbensander Einwohner auf dem Friedhof in Volkenshagen beerdigt). Der Friedhof befindet sich mit hoher Warscheinlichkeit an der Stelle der ein Jahrhundert zuvor eingegangenen Teerschweelerei.

Mit der Eröffnung der Bahnlinie Rövershagen - Graal-Müritz wird die Postkutschenlinie von Gelbensande aus eingestellt.

1929
Seit sechs Jahren gibt es in Gelbensande und Willershagen keine funktionierende Feuerwehr. Nun versucht der Leiter der Forstinspektion Gelbensande, Adolf v. Oertzen, erneut eine Wehr zusammenzustellen.


1929 Gründung der Klempnerei Karl Hamp.

1930 Gelbensande hat 225 Einwohner und 36 Häuser.

1930
Die Häuslerei Nr. 23 entsteht durch Abtrennung aus der Büdnerei Nr. 7 für den Kleinrentner Theodor Kähler aus Gelbensande.
Die ersten Häuser auf dem Rosinenberg werden errichtet.
Neben dem Forstsägewerk wird ein Kistenwerk errichtet. Technischer Betriebsleiter ist der frühere Besitzer des Sägewerkes in Sanitz, Martin Ohde, der das Kistenwerk mit seinen drei Söhnen und drei weiteren Arbeitern betreibt. Auch das Kistenwerk ist ein selbständiger Betrieb der großherzoglichen Forstinspektion.

1932 Frau Carla Kunz eröffnet in der Dorfstraße 6 einen zweiten Gemischtwarenladen.

1932,10.9. 28 Dorfbewohner gründen die freiwillige Feuerwehr Gelbensande/Willershagen.

1932
Neugründung der Feuerwehr. Der abgedankte Großherzog stiftet der neuen Wehr einen umgebauten Opel-LKW als Löschfahrzeug und eine 800-Liter-Motorspritze vom Typ Magirus-Deutz. Eine Ausziehleiter wird von der Forstverwaltung gespendet. Erster Wehrleiter wird Erich Kähler.
Auch die großherzogliche Oberförsterei Hirschburg hat unter der Weltwirtschaftskrise und seinen Auswirkungen zu kämpfen. Wurde im Geschäftsjahr 1925/1926 noch ein Überschuß von 78.705 Mark erwirtschaftet, beendet sie das Geschäftsjahr 1931/1932 mit einem Verlust von 13.950 Mark. Dieser Verlust würde noch wesentlich höher ausfallen, wenn nicht durch Sägewerk und Kistenwerk Holz in veredeltem Zustand zum Verkauf gebracht worden wäre. Der Direktverkauf von Rundholz aus der Forst kommt nahezu zum Erliegen.
1933
Entsprechend des Auseinandersetzungsvertrages zwischen dem Freistaat Mecklenburg-Schwerin und dem vormals regierenden Großherzog, wonach sich die Regierung verpflichtet, diesem auf Wunsch das Obereigentum am Jagdhaus in Gelbensande zu übertragen, geht das Jagdhaus mit der dazugehörigen Grundfläche von über 10 Hektar in den Besitz des 1918 abgedankten Großherzogs Friedrich Franz IV. über. Mit der Eigentumsübertragung ist auch das Jagdrecht verbunden. Das Grundbuch wird im Januar entsprechend geändert.
Die Forst errichtet Gebäude für ein drittes Werk in Gelbensande, die an Max Spiegelberg aus Willershagen zum Betrieb einer Polstergestell-Fabrik vermietet werden.

1936 Der Boxweltmeister Max Schmeling besucht den ehemaligen Großherzog in Gelbensande

1936
Aus dem Landgut Gelbensande werden mehrere Flächen zur Bildung von Eigentumsgrundstücken abgetrennt. Eines dieser Grundstücke erwirbt Lisbeth Cords zur Errichtung eines Kinderheimes.
1937
Aus den Feuerversicherungsunterlagen des Sägewerkes und des Kistenwerkes ist der Maschinenbesatz ersichtlich: Im Sägewerk stehen zwei Vollgatter, eine Pendelsäge und eine Doppel-Besäummaschine. Während die Gatter durch eine Dampfmaschine betrieben werden, erfolgt der Antrieb der anderen Maschinen durch Elektromotoren.
Im Kistenwerk werden alle Maschinen mit Elektromotoren angetrieben: Ein Gatter, zwei kleine Sägen und je eine Wellendübelmaschine, Trennbandsäge, Nagelmaschine, Pendelsäge, Besäumsäge, Kreissäge und Schleifmaschine.
Beide Werke verfügen über Exhaustoranlagen.


1938 Gelbensande hat 246 Einwohner Bürgermeister Wilhelm Harms wird von NS-Behörden eingesetzt. Die Villa Cords am Meiershausstelleweg wird fertiggestellt. Maurermeister Otto Albrecht läßt sich am Meiershausstelleweg nieder. Forstinspektor Adolf von Oertzen läßt sich im Frühjahr, inzwischen 77jährig pensionieren.

1938
Fertigstellung des neuen Postamtes.
Die Häuslereien 19-22 werden in die Eigentumsgrundstücke Nr. 8-11 umgewandelt.


1939 Baron Brandenstein wird Forstinspektor der Privatforsten des Großherzoges in Gelbensande (bis 1945)

1939,4.4. Die Firma Wagner, Pelikanwerke Hannover kauft das Kinderheim von Familie Cords und betreibt es weiter

1939
Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen beginnt der zweite Weltkrieg.
Die nur unter großen Umständen zu praktizierende Verwaltung des 5,8 Kilometer von der geschlossenen Ortslage Gelbensande stehenden Forstkatens Klein-Müritz, mit vier Werkswohnungen, Haus-, Hofplatz und Gärten, ist für die Gemeinde Gelbensande eine große Belastung. Bereits in den zwanziger Jahren scheiterten Bemühungen um die Umgemeindung von Gelbensande nach Hirschburg an den Hirschburgern, die zu hohe Kosten befürchteten. Nun unternehmen Bürgermeister Kranz und Ortsgruppenleiter der NSDAP Ohlert erneut einen Versuch. Schließlich sind die Hirschburger unter der Bedingung mit der Übernahme des Katens einverstanden, wenn die Gelbensander auch die anfallenden Steuern aus dem Revier Klein-Müritz an sie abtreten.
Somit kann durch Erlaß des Staatsministeriums, Abteilung des Innern, mit Wirkung vom 1. April 1940 „aus der Gemeinde Gelbensande, Kreis Rostock, ausgegliedert und in die Gemeinde Hirschburg, Kreis Rostock, eingegliedert werden: Eine bewohnte Fläche von 4280 qm – der an der Landstraße I. Ordnung Bad Müritz–Hirschburg zwischen Klein Müritz und Neuheide gelegene Forstkaten. Die Fläche wird begrenzt: Im Norden durch den Grenzgraben an der Büdenrei 7 in Neuheide, im Osten durch die Landstraße I. Ordnung Rövershagen–Graal/Müritz–Ribnitz zwischen km 7,7 und 7,8 etwa 15 m hinter km 7,8, im Süden und Westen durch die Forst des Landgutes Gelbensande“.
Es gelingt nicht, den Betrieb des Kistenwerkes auf gesunde wirtschaftliche Füße zu stellen. Nach ein paar Jahren stellt sich heraus, daß zu einem leistungsfähigen Betrieb erhebliche Investitionen notwendig wären, die die großherzogliche Vermögensverwaltung jedoch nicht bereit ist, zu veranlassen. Zum 31. März 1939 wird der Betrieb eingestellt, Gebäude und Maschinen am 10. Mai versteigert. Die Gebäude werden zum Teil abgerissen. Martin Ohde und sein ältester Sohn finden Arbeit in den Bachmann-Flugzeugwerken in Ribnitz.
Bei der letzten Volkszählung vor dem zweiten Weltkrieg werden 270 Einwohner gezählt, 124 männliche, 146 weibliche.

Häuslerei Nr. 24 wird als letzte Häuslerei durch Abtrennung aus der Häuslerei Nr. 12 durch Klempner Karl Hamp errichtet.

Die Gemeinde besteht aus dem als Landgut bezeichneten Areal des Jagdschlosses, nur noch drei Büdnereien, 22 Häuslereien und elf Eigentumsgrundstücken, worunter im Siedlungsverfahren entstandene Grundstücke unter der Größe eines Erbhofes zu verstehen sind, hat Eisenbahnverbindung, eine Post, Sägerei, Kirche, eine Polstermöbelfabrik und eine Größe von 2284 ha. Bürgermeister ist Carl Kranz.

1940,19.4. Adolf v. Oertzen stirbt in Gelbensande im Alter von 79 Jahren

1941, 25.9. Max Spiegelberg aus Willershagen kauft ein mit einem Gebäude bestandenes Grundstück vom Großherzog und richtet hier eine Tischlerei ein (heute HVBM am Sportplatzweg), davor existierte hier eine Kistenfabrik.

1941
Im Immenhof wird ein Kommando französischer Kriegsgefangener untergebracht. Es wird ergänzt durch französische Kriegsgefangene aus Hohe Düne, die zur Arbeit nach Gelbensande gebracht werden.
Max Spiegelberg kauft am 25.9. von der großherzoglichen Forstverwaltung das bisher von ihm gemietete Werksgelände der Polstergestell-Fabrik in einer Größe von rund 6.000 m² zu einem Preis von 40 Pfennigen je Quadratmeter. Davor existierte hier eine Kistenfabrik.
Auf Betreiben des Ortsgruppenleiters der NSDAP, Ohlert, werden die Gemeinden Gelbensande und Willershagen vereint. Die Verwaltung obliegt einem Gemeindemitglied aus Willershagen.


1942 Nach dem Flächenbomardement auf Rostock im April werden die sogenannten Kriegs-Behelfsheime auf dem Rosinenberg gebaut

1942
Ein Feuer im Sägewerk zerstört das Kessel- und Maschinenhaus.

1943,7.5. Der Betrieb des Kinderheimes wird eingestellt und hier 6 ausgebombte Familien aus Rostock untergebracht

1943
Nahe Gelbensande beginnt der Bau das KZ Schwarzenpfost als Außenlager des KZ Ravensbrück. Nachdem bereits 1942 Teile der Heinkel-Werke in Rostock bei Bombenangriffen beschädigt oder zerstört wurden, beginnt der Konzern nach weiteren Bombardierungen die Produktion auf mehr als 40 Standorte in ganz Mecklenburg zu verlagern. Unter dem Decknamen „Robert“ wird in der Rostocker Heide damit begonnen, unter Einbeziehung der Wälder gut getarnte Produktionsstätten zu errichten. Für die weiblichen Arbeitssklaven wird bei Oberhagen, etwa 2 km von Schwarzenpfost entfernt, ein Lager, bestehend aus fünf Baracken für je 300 Menschen und einem Verwaltungsgebäude, errichtet. Das Lager ist mit einem Stacheldrahtzaun umgeben und wird von drei Wachtürmen flankiert.

1944,2.11. Prof. Dr. Friedrich Brunstaed, früherer Rektor der Universität Rostock, dort zwei Jahre zuvor ausgebombt und nach Willershagen gezogen, stirbt und wird auf dem Friedhof in Gelbensande beigesetzt.

1944
Mai 1944 Zum Ausbau des Lagers werden rund 1000 Frauen hierher gebracht, im Oktober folgen weitere Häftlinge. Diese müssen täglich zwei Kilometer nach Schwarzenpfost marschieren, wo sie mit männlichen Zwangsarbeitern, die unter strengster Bewachung aus Rostock mit dem Zug nach Schwarzenpfost gebracht werden, für die Heinkel-Werke oder in der Land- und Forstwirtschaft schuften.
1945
Zu Beginn des Jahres 1945 befinden sich etwa 1500 Häftlinge im Lager, Deutsche, Ungarn, Bulgaren, Norweger, Polen, Ukrainer, Russen, Tschechen und Jugoslawen, unter ihnen zahlreiche Juden, Sinti und Roma. Einige an ihren Strapazen verstorbene polnische Zwangsarbeiterinnen werden außerhalb des Friedhofes verscharrt.

1945,April Im Gelbensander Jagdschloss ist ein höherer SS-Stab einquartiert und im Dorf kursiert das Gerücht, daß hier ein „Führerhauptquartier“ eingerichtet wird.

Am 30. April 1945 wird das Lager von der SS geräumt. Die Häftlinge werden nach Hohe Düne getrieben. Auf dem Weg werden Häftlinge, die nicht weitermarschieren können, von den Wachmannschaften erschossen. Als diese jedoch erfahren, daß die Rote Armee bereits Warnemünde besetzt hat, setzen sie sich in Zivilkleidung ab.

1945,1.5. Lazarettzug bleibt auf der Bahnstrecke bei Gelbensande stecken. Die Kranken und Verwundeten des Lazarettes werden im Jagdschloß, Forsthof, Kinderheim Wagner und der Villa Cords untergebracht.

SBZ und DDR bis 1990

1945,2.5. Rote Armee besetzt Gelbensande (am Vortage hatte ein Rotarmist aus Blankenhagen angerufen: „Morgen kommen wir zu Euch“). Revierförster Wilhelm Prüter erschießt seine Familie und sich selbst auf dem Boden der Revierförsterei und auch Schulleiter Dunz begeht Selbstmord.

1945
Während die Rote Armee von Ribnitz kommend südlich an der Heide vorbei nach Rostock vorstößt und alle nach Westen führenden Verkehrswege abschneidet, steckt am 1. Mai auf den Bahngleisen bei Gelbensande ein aus Gnesen bei Posen evakuiertes, aus zwei Eisenbahnzügen bestehendes Lazarett fest. Der Kommandant, Dr. Hoffmann, läßt kurzerhand die Züge entladen und in Gelbensande für die 750 Verwundeten ein Hilfslazarett einrichten. Die Patienten werden nach fast achtwöchiger Irrfahrt in verschiedenen Gebäuden des Dorfes untergebracht: Im Kinderheim sorgt sich Dr. Knabe um die ihm Anvertrauten. Ein Großteil der Verwundeten findet im Jagdschloß Aufnahme, während sich im Eigenheim von Rotkreuzhelferin Ingrid Raith Sanitäter um die Patienten kümmern und das Forstamt mit dazugehöriger Scheune als Verbands- und behelfsmäßig ausgestattetem Operationsraum in das Lazarett einbezogen wird. Dr. Hoffmann, der mehrere Jahre in Petersburg ein Sanatorium geleitet hatte, läßt ein Schild mit der in Deutsch und Russisch abgefaßten Aufschrift „Seuchengefahr“ am Schloß anbringen. Auch der Hinweis auf das mit Zarenwappen verzierte Schloß als Teil der russischen Kulturgeschichte, verhindern Übergriffe der am 2. Mai eintreffenden Soldaten der Roten Armee, die am Schloßkomplex Wachen aufstellen. Sogar Wlassow-Leute, die als Verräter sonst sofort standrechtlich erschossen werden, überleben hier.
Für die an ihren Verletzungen Verstorbenen des Lazaretts wird neben dem Schloß ein kleiner Friedhof angelegt, in dem sie ihre letzte Ruhe finden.
Anfang August wird aus vier verschiedenen Gebäuden des Lazaretts eine Anstalt zur Aufnahme von Infektionskranken eingerichtet. Ein Teil der Lazarettinsassen wird entlassen oder in anderen Anstalten untergebracht. Die freigewordenen Betten werden mit Infektionskranken belegt, so daß ein Teil des Lazaretts als Seuchenstation für den gesamten östlichen Landkreis Rostock entsteht. Am 1. September – bis dahin gibt es keinen Träger für diese Einrichtung – wird der Gebäudekomplex offiziell als Kreiskrankenhaus genutzt und am 20. September wird durch den Landrat im Forsthaus mit 85 Betten, im sogenannten Eigenheim mit 20 Betten, im Kinderheim der Günther-Wagner-Stiftung mit 43 Betten und im Schloß Gelbensande mit 80 Betten eine Krankenanstalt für die Aufnahme von Infektionskranken unter der Bezeichnung „Kreiskrankenhaus Gelbensande (Infektionskrankenhaus)“ eingerichtet. Für diese insgesamt 228 Betten stehen 665 Decken, 160 Laken, 30 Bettbezüge, 61 Kopfkissenbezüge und 44 Handtücher zur Verfügung, eine Ausstattung, die insbesondere für die Typhuskranken völlig unzureichend ist. Auch die Stromversorgung ist nicht gesichert. Meistens wird der Strom zwischen 17 und 21 Uhr abgestellt, so daß in der Zwischenzeit eine ärztliche oder pflegerische Versorgung kaum möglich ist. Insbesondere ist eine Entlausung neu Eingelieferter nicht möglich, so daß die häufig unter Fleckfieber leidenden zu einer großen Gefahr für die übrigen Kranken werden. Alle Bürgermeister im östlichen Kreis Rostock werden daher angewiesen, ihre Kranken nicht während der häufigen Stromsperren nach Gelbensande zu schicken. Im Oktober bittet die zuständige Abteilung im Landratsamt um die Zuweisung von 10 Liter Petroleum und 50 Kerzen und hofft, damit für die nächsten sechs bis acht Wochen auszukommen.
Für den Krankentransport steht ein Pferdefuhrwerk zur Verfügung. Für die Pferde fehlt jedoch Hafer, so daß festgelegt wurde, Einwohner und Genesende nur noch dann bei den regelmäßigen Fahrten nach Rostock mitzunehmen, wenn diese in der Lage sind, Hafer für die Pferde abzugeben. Der zum Forsthaus gehörende landwirtschaftliche Betrieb hat bis auf zwei Liter seine gesamte Milch an das Krankenhaus abzuliefern. Über den Verbleib der noch dem Lazarett durch den sowjetischen Major Kulkow geschenkten Kühe, der Zuchtsau und des Wurfes Ferkel kann bereits im September niemand mehr Auskunft geben. Diese Tiere sind in den Nachkriegswirren „abhanden“ gekommen. Im Schloß befinden sich zu der Zeit noch von der SS zurückgelassene Dinge. Um den dringendsten Bedarf an Einrichtungsgegenständen zu decken, benutzt man zunächst die von Evakuierten mitgebrachten Dinge. Dann werden diese wieder zurückgegeben, worauf der Landrat den Bürgermeister in Gelbensande anweist: „Ersatz läßt sich schaffen durch Beschlagnahme entsprechender Stücke bei der übrigen Bevölkerung in Gelbensande und Willershagen. Hier wohnt eine stattliche Zahl früherer Mitglieder der NSDAP, die in erster Linie entbehrliche Gegenstände abgeben und notfalls zufrieden sein müssen, wenn ihnen die notwendigsten Einrichtungsgegenstände belassen bleiben. (...) Sie werden daher beauftragt, die vom Kreiskrankenhaus zu bevorstehender Regelung benötigten Gebrauchsgegenstände im Wege der Sammlung oder der Beschlagnahme im Benehmen mit dem Krankenhaus aufzubringen“.
Das Personal des Krankenhauses besteht aus drei Ärzten, sieben Schwestern, vier Nachtschwestern, zehn Helferinnen und 44 Angehörigen des technischen Personals vom Verwalter über elf Reinemachefrauen bis hin zu sechs Krankenträgern und zwei Pferdepflegern.
„Bis zum Juni 1945 gehörte Gelbensande zur Gemeinde Willershagen und wurde zu diesem Zeitpunkt wieder zur selbständigen Gemeinde erklärt.“ Diese Notiz des Revisors Rudolf Hein ist einer der wenigen schriftlichen Hinweise auf eine erfolgte Zusammenlegung beider Gemeinden zwischen 1939 und 1945. Ein weiterer Beleg auf die Vereinigung befindet sich in einem Schreiben des Gemeindeausschusses von Gelbensande an den Landrat vom Februar 1946, in dem die Gemeinde an die vom Ortsgruppenleiter betriebene Vereinigung im Jahre 1941 erinnert und hinzufügt, daß „nach Beseitigung des Naziregimes (...) es die Gemeinde jedoch für ihre erste Pflicht (hielt), ihre Selbständigkeit sofort wieder herzustellen.“
Trotz dieser beiden Informationen ist weder in den akribisch geführten Akten zu beiden Gemeinden in der zuständigen Kommunalabteilung des Staatsministeriums, Abteilung des Innern, noch in den Veröffentlichungen im Regierungsblatt oder deren Amtlichen Beilagen der Zusammenschluß beider Gemeinden in den Jahren nachweisbar.
Jedenfalls wird das Gemeindemitglied Helms aus Willershagen, dem die gemeinsame Verwaltung bis zur Wiederherstellung der Selbständigkeit beider Gemeinden obliegt, in Gelbensande durch den Sägewerksbesitzer Erich Kähler abgelöst, der ab 1. Juni 1945 Bürgermeister von Gelbensande ist und das Amt am 13. November an Karl Schult abtritt.
Hier ist aber eine Korrektur anzubringen: Da die Kreisverwaltung in Rostock, von deren Stadt- und Gemeindekartei die nachfolgenden Daten stammen, näher an den Ereignissen in Gelbensande ist, ist die auf Kreisebene nachweisbare Reihenfolge der Bürgermeister wohl korrekter als die in der Landesverwaltung in Schwerin und lautet: Erich Kähler (1. Juni 1945 – 1. November 1945), Otto Jühlke (1. November 1945 – 6. Februar 1946), Karl Schult (6. Februar 1946 – 11. Mai 1946), Johann Sinnig (11. Mai 1946 – 28. Mai 1950), Dietrich Kranz (gewählt am 1. März 1950). Kranz begeht 1955 Republikflucht. Im Amt folgt ihm als kommissarische Bürgermeisterin Ilse Mützelburg. Alle Bürgermeister waren Mitglieder der KPD bzw. SED.
In der Gemeinde sind sieben Büdner mit jeweils 6 ha Ackerland Besitz, 18 Häusler mit jeweils rund 0,2 ha Ackerland Besitz ansässig. Zur Gemeinde gehören weiterhin zwölf Eigenheime, 12 Behelfsheime, an deren Bewohner das der Gemeinde gehörende Ackerland mit einer Gesamtgröße von rund 10 ha in kleinen Parzellen verpachtet ist. Außerdem gehört zur Gemeinde der frühere Wohnsitz des Oberforstmeisters, in dem seit September ein Krankenhaus des Kreises Rostock untergebracht ist, zu dem eine landwirtschaftliche Nutzfläche von etwa 50 ha in Form von Acker, Wiesen und Weiden gehört.

1946 Das ehemalige Kinderheim, der Forsthof und das Jagdschloß wird als Teil des Kreiskrankenhauses betrieben, das aus dem Lazarett hervorgegangen ist. Als erstes Dorf in Mecklenburg-Vorpommern gründen die Gelbensander eine Ortsgruppe des Kulturbundes, die am Ende des Jahres bereits 40 Mitglieder zählt.

1946
Zu Beginn des Jahres beantragt die Ortsgruppe der KPD die Eingliederung der Gemeinde Gelbensande in die Gemeinde Willershagen. Diesem Antrag schließt sich der Landrat des Kreises Rostock in einem Schreiben an den Präsidenten der Landesverwaltung Mecklenburg an und begründet ihn mit der geringen Entfernung zwischen beiden Gemeinden und den auf etwa 2500 Mark veranschlagten Einsparungen, deren Höhe „sich voraussichtlich noch durch unvorhergesehene Ausgaben erhöhen“ würden. Außerdem würden Schul- und kirchliche Verhältnisse durch die Zusammenlegung nicht berührt und Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Flüchtlingen beseitigt.
In einem Schreiben an den Landrat protestiert der Gemeindeausschuß von Gelbensande gegen die Bestrebungen zur Vereinigung beider Gemeinden. Dieses kommunale Gremium kennt zwar nicht das Schreiben der Ortsgruppe der KPD aber es vermutet richtig, wer hinter den Plänen steckt: „Es ist hier nicht unbekannt, daß der Stützpunktleiter der K.P.D. Dzigas sehr großes Interesse für die Zusammenlegung der beiden Gemeinden bekundet, und daß er bestrebt ist, alle Gewalt in seine Hand zu bekommen. Wir gehen daher wohl auch nicht fehl in der Annahme, daß auch der fragliche Antrag von ihm aus erfolgt ist. Jedenfalls erheben wir energischen Protest gegen die geplante Veränderung, der in diesem Falle bestimmt von allen ortsansässigen Einwohnern der Gemeinde ausnahmslos geteilt wird.“
Acht Wochen später zieht der Landrat seinen Antrag an die Landesverwaltung zurück, „da verschiedene Gründe, die bisher für eine Vereinigung der Gemeinde Gelbensande mit Willershagen sprachen, inzwischen in Fortfall gekommen sind“.

Der in Willershagen wohnende Dzigas, der erst nach dem Krieg als Flüchtling aus dem Osten kam und sich schnell die Freundschaft des NKWD erwarb, übt in seiner Eigenschaft als KPD-Stützpunktleiter eine „reine Willkürherrschaft“ aus. In einem Untersuchungsbericht des Präsidenten der Landesverwaltung werden ihm „Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Nötigung, ständige Bedrohung, Haftung für körperliche Schäden und Leiden, widerrechtliche Beschlagnahme und dergleichen mehr“ vorgeworfen. Selbst KPD-Mitglieder beschweren sich über ihn beim Parteivorsitzenden Wilhelm Pieck. Im März 1946 wird Dzigas zum Glück nicht mehr gewählt. Wenige Wochen vor Gründung der SED fordern sogar Mitglieder von SPD und KPD die „Ausweisung“ Dzigas´ aus der Gemeinde.

In einer Sitzung am 28. März beschäftigt sich der Gemeindeausschuß von Gelbensande mit dem kurz zuvor festgenommenen Dzigas und fordert ein Verbot für ihn und dessen Frau, sich innerhalb einer „Bannzone“ von 20 km um Gelbensande aufzuhalten. Ausdrücklich halten es die Mitglieder des Gemeindeausschusses für ihre Pflicht, „allen denen unseren Dank auszusprechen, die dazu beigetragen haben, die Gemeinde von diesem üblen Zeitgenossen zu befreien. Welche Freude im übrigen diese Festnahme in der Gemeinde hervorgerufen hat, ist kaum zu beschreiben, denn jeder fühlte sich wie von einem Alpdruck befreit. Es ist nur zu bewundern, dass ein derartiger Zustand immerhin 7 Monate ungestraft bestehen konnte“.
Bei den ersten Nachkriegswahlen im September wird ein Gemeinderat bestehend aus zwölf Mitgliedern gewählt, die den seit 6. Februar 1946 wirkenden Johann Sinnig einstimmig als Bürgermeister bestätigen. Diese zwölf Volksvertreter gehören sämtlich der SED an: Fuhrmann Hermann Brukowski, Forstarbeiter Paul Kitzerow und dessen Ehefrau Auguste, Arzt Dr. Herbert Knabe, Rentner Gustav Gielow, Klempnermeister Karl Hamp, Forstarbeiter Karl Beu, Angestellter Gerd Paehlke, Klebereiarbeiter Wilhelm Jürg, Fürsorgerin Gertrud Walter, Schlosser Fritz Hauschild und Zimmermann Emil Nabelberg.
Bei der ersten Volkszählung nach dem Krieg werden am Stichtag, dem 29. Oktober, in der Gemeinde Gelbensande 754 Einwohner erfaßt. Damit hat sich die Bevölkerungszahl bedingt durch das Lazarett, durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung gegenüber dem Vorkriegsstand fast verdreifacht.
Die unklaren Eigentumsverhältnisse der vom Krankenhaus genutzten Gebäude führt ständig zu Auseinandersetzungen mit dem Oberforstmeister, der sich sogar weigert, das Krankenhaus mit nötigem Brennholz zu versorgen. Da alle Beschwerden über den Förster keine Abhilfe schaffen, droht der Betriebsrat des Krankenhauses mit einer Anzeige beim „sowjetischen Polit-Major in Ribnitz“ und „sieht (...) keine Veranlassung, derartig unsoziale, eine geordnete Wirtschaftsführung aus rein egoistischen Gründen sabotierende Elemente, vor einem evtl. Zugriff des NKWD zu schützen“.
Ob die Drohung wahr gemacht wurde, ist den Akten nicht zu entnehmen. Behördlicherseits bemühte man sich um eine Versetzung oder eine Entlassung des Oberforstmeisters. Jedenfalls taucht an seiner Stelle ab 1947 ein neuer Name in den Akten auf.
Im Mai beschließt die Gemeindevertretung die Wiederherrichtung des Sportplatzes vor dem Forsthof. Dazu sollen die Steine beseitigt und die über den Platz führenden Wege kassiert werden. Der Platz soll der Jugend zur Pflege und zu sportlichen Veranstaltungen übergeben werden, wozu auch die Beschaffung eines Handballes und eines Fußballes beschlossen wird: „Es soll versucht werden, im Tauschwege in den Besitz dieser beiden Sportartikel zu gelangen. Weiterhin wird empfohlen, durch Aushang in Rostock ein Tauschangebot gegen Kartoffeln vorzunehmen.“
1947
Durch den starken Rückgang anderer Infektionskrankheiten wird die im Jagdschloß untergebrachte Abteilung des Kreiskrankenhauses ab Januar vorwiegend als Tuberkulosestation betrieben. Parallel dazu wird in diesem Gebäude eine Alters- und Heimkehrerkrankenstation und ab Juni eine orthopädische Station eingerichtet. Ebenfalls ab Juni wird die nur noch mit drei Patienten belegte Station Kinderheim ihrem alten Zweck zur Aufnahme von schwererziehbaren Kindern zugeführt, so daß das Krankenhaus nur noch über drei Häuser verfügt.

1948,1.4. Bürgermeister Johann Sinnig (Gemeinderat hat neben dem Bürgermeister noch zwei Mitglieder, Friedrich Helms und Hans Alm). 1948 Das ehemalige Kinderheim wird nun als Schule genutzt(„Schule des Friedens“). Vorher gingen die Gelbensander in Willershagen zur Schule. Der Elektrobetrieb Kunibert Hoeft wird gegründet (Heute Fa. Tesche).

1949
Im Januar wird das Kreiskinderheim Gelbensande nach Wustrow auf Fischland verlegt. Die freigewordenen Räume werden als Schulräume für 94 Kinder hergerichtet, wozu die beiden Lehrerinnen Thea Brüdigam aus Blankenhagen und Barbara Meyer aus Willershagen nach Gelbensande versetzt werden.
Am 22. April wird die dreiklassige Teilgrundschule Gelbensande eröffnet. In den drei Klassen werden die Schuljahre 1 und 2, 6, 7 und 8 unterrichtet. Trotz der neuen Schule besuchen 19 Kinder aus Gelbensande weiterhin die Schule in Willershagen, während 20 Willershäger Kinder nach Gelbensande zur Schule gehen.
Gelegentlich einer Überprüfung der Finanzlage der Kreiskrankenhäuser gerät das Krankenhaus in Gelbensande ins Visier der Prüfer. Es wird festgestellt, daß seit Mai 1945 monatlich eine Miete in Höhe von 750 Mark durch den verantwortlichen Kreisrat an den Königlich Dänischen Generalbevollmächtigten, Hofrechnungsrat Lobsien in Ludwigslust, gezahlt werden. Dies geschieht in der Annahme, daß die Königin von Dänemark Eigentümerin der Jagdschlosses ist. Eine genauere Prüfung der Unterlagen ergibt nun, daß im Grundbuch nicht die Monarchin des Nachbarlandes, die nach den geltenden Gesetzen nicht enteignet werden konnte, sondern der 1918 abgedankte Großherzog Friedrich Franz IV. Eigentümer der Immobilie ist. Bei genauem Aktenstudium hätte demnach auch das Jagdschloß unter die Gesetzgebung der Bodenreform fallen müssen. Das ist nicht nur unterblieben, sondern es wurden für die Nutzung des Schlosses auch über 35.000 Mark für Miete durch den zuständigen Kreisrat angewiesen und somit veruntreut. Für die vier Monate – vom Mai bis August – im Jahre 1945, in denen der Kreis noch gar nicht Mieter des Schlosses war, entnahm der Kreisrat das Geld sogar einem Fonds, der für mittellose Umsiedler eingerichtet worden war! Damit nicht genug, wurden aus dem Schloß angeblich fünf Kisten mit Haushaltsgegenständen – Tafelsilber, Tischtücher, Geschirr – im Gewicht von mehr als einer halben Tonne in die Westzonen verschoben.
Als im August der Innenminister Mecklenburgs, Johannes Warnke , Gelbensande besucht und Kenntnis von den Vorgängen erhält, verfügt er sofort die Übernahme der Treuhandschaft des Kreises über das Jagdschloß. Gleichzeitig werden die Mietzahlungen eingestellt. Dann werden Jagdschloß und das gesamte Grundstück nachträglich erneut unter Sequester gestellt und anschließend im Grundbuch als Eigentum des Volkes ausgewiesen.
Der verantwortliche Kreisrat und der frühere dänische Hofrechnungsrat, der die Gelder entgegennahm und weiterleitete, werden wegen Betrugs und Untreue in Tateinheit mit Verstoß gegen Befehl 160 der SMAD vor Gericht gestellt und im Mai 1950 von der Großen Strafkammer des Landgerichts Güstrow, Zweigstelle Rostock, zu einer Zuchthausstrafe bzw. Gefängnisstrafe von jeweils vier Jahren verurteilt. Die Dänische Militärmission bei der Alliierten Kontrollbehörde veranlaßt daraufhin die Rückführung der ausgezahlten Mietsumme.
Die vorhandenen Betten für Tbc-Kranke reichen bei weitem nicht aus, um alle Erkrankten unterbringen zu können. „Immer größere Verseuchung weiterer Bevölkerungskreise mit Tuberkulose ist die Folge.“ Um die im Zweijahrplan geforderte Verdoppelung der Betten für Tbc-Kranke zu erreichen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Tbc-Station des Krankenhauses zu erhöhen, werden die letzten noch im Jagdschloß lebenden acht „Neubürgerfamilien“ in anderen Orten des Kreises untergebracht, wodurch die Bettenzahl dieser Abteilung des Krankenhauses um 50 auf 150 erhöht werden kann.
Um die Aufstockung abzusichern, bittet die Verwaltung des Krankenhauses die Landesregierung um Zuteilung von 70 mal Bettwäsche, 30 Betten, 30 Matratzen, 100 Glühbirnen, 50 Rollen Nähgarn, 15 Haarbesen und 15 Handfeger.
Der Verwaltung des Krankenhauses kommt in den ersten Nachkriegsjahren eine besondere Rolle bei der Beschaffung von Lebensmitteln für die Patienten zu, die entsprechend ihren Lebensmittelkarten versorgt werden müssen. Ständig gibt es Kontrollen der Lebensmittelbestände. Ständig werden Essenportionen für die Patienten nachgewogen und für zu leicht befunden und ständig wird ein übermäßiger Verlust insbesondere an Gemüse und Kartoffeln festgestellt, der von November 1946 bis März 1947 monatlich an „Schwund und Verderb“ 1.750 Kilogramm ausmacht!
Das führt zu Mißtrauen zwischen Patienten und Belegschaft. Es kommt sogar dazu, daß zwei Heimkehrer den Leitenden Arzt zunächst beim Parteibüro der SED Willershagen-Gelbensande, dann bei der sowjetischen Kommandantur in Ribnitz wegen Unterschlagung von Lebensmitteln anzeigen und dieser in Untersuchungshaft genommen wird, bis sich die Vorwürfe als haltlos erweisen. Eine Lösung des Lebensmittelproblems wird in Selbstversorgung der Krankenhäuser und Altersheime gesehen, die im Februar 1949 zur Schweinehaltung angewiesen werden, worauf das bereits über eigene Landwirtschaft und Tierzucht verfügende Kreiskrankenhaus Gelbensande im Mai stolz dem Rat des Kreises mitteilen kann, daß im Juni acht Sauen ferkeln und das Krankenhaus dadurch in der Lage ist, andere Krankenhäuser mit Ferkeln zu beliefern.
Am 7. Oktober erfolgt die Gründung der DDR.
Nachdem unmittelbar nach Kriegsende fast die gesamte Feuerwehrtechnik an die Besatzungsmacht abgeliefert worden ist und ein von Forstpferden gezogener Ackerwagen mit aufmontierter Motorspritze die einzige Löschtechnik darstellt, erhält die Freiwillige Feuerwehr Gelbensande-Willershagen ein Vorspannfahrzeug zum Ziehen der Motorspritze.


1951 Dietrich ("Dieten") Kranz wird Bürgermeister. Der Gemischtwarenladen von Frau Kunz wird verstaatlicht und als Konsum bis 1985 weiter betrieben. Die Betriebssportgemeinschaft Medizin Gelbensande wird gegründet. In ihr gibt es auch eine Sektion Reiten und für kurze Zeit lebt hier die bis 1944 in Willershagen gepflegte Tradition des Tonnenabschlagens wieder auf. Der heutige Sportplatz ist damals Reitturnierplatz.

1955
Bildung der LPG „Gute Hoffnung“ in Gelbensande, die sich bereits ein Jahr später mit der LPG „Vorwärts“ in Willershagen zur LPG „Gute Hoffnung“ zusammenschließt.

1955 Die Sparkasse eröffnet im vorherigen Gemeindebüro in der Dorfstrasse eine Filiale.

1955,18.11. Ilse Mützelburg Bürgermeister (bis 1959), nachdem Bürgermeister Dietrich Kranz in den Westen geflüchtet war.

1956,27.6. Versuch der Eingemeindung von Meiershausstelle durch die Gemeindevertretung Gelbensande wird seitens der Hansestadt Rostock abgelehnt

1957
Frieda Schulz wird Gemeindeschwester für Gelbensande und die umliegenden Dörfer Cordshagen, Vogtshagen, Mandelshagen und Billenhagen. Der für dieses Gebiet einzige zuständige Arzt lebt in Rostock. 1984 gibt es in diesem Versorgungsbereich sechs praktizierende Ärzte. Schwester Frieda, die 1969 Schwester, dann Stations- und Leitende Schwester im umprofilierten Krankenhaus wird, setzt sich unter anderem intensiv für die Verbesserung hygienischer Bedingungen in ihrem Zuständigkeitsbereich ein. Mehrfach kritisiert sie die mangelnde Sauberkeit von Mensch und Tier insbesondere in den Rinderoffenställen, die sich im hohen Verschmutzungsrad der Milch niederschlägt.
1958
Die bis dahin selbständige Gemeinde Willershagen wird nach Gelbensande eingemeindet. Bürgermeister der Gemeinde Gelbensande von 1958 bis 1990 sind: Jürgen Schieweck (20. Dezember 1958 – 30. April 1959), Alfred Fock (1. Mai 1959 – 2. Februar 1962), Erich Mau (ab März 1962), Kurt Tertel (bis 15. September 1969), Rudolf Bernau (15. September 1969 – 4. Juni 1984), Harry Deike (4. Juni 1984 – 23. April 1986), Norbert Quellmalz (23. April 1986 – 8. Juni 1990). Außer Rudolf Bernau, der Mitglied der Nationaldemokratischen Partei ist, sind alle anderen Mitglieder der SED.

1959 Bürgermeister Jürgen Schiweck (nur kurzzeitig), noch im selben Jahr gefolgt von Bürgermeister Alfred Fock, der aus Rostock nach Gelbensande kam.

1960
Die letzten Einzelbauern schließen sich der LPG an, die damit eine Nutzfläche von 630 Hektar bewirtschaftet.

1961 Verpachtung des Sägewerkes Kähler an Firma Osmose Holzschutz, Inhaber Heidtfeld und Franke,Berlin

1962 Februar Erich Mau wird Bürgermeister(bis 1965)

1962 Die DEFA dreht in Gelbensande Teile des Films „Das verrückte Fischerdorf“

1963 In die ehemalige Textilverkaufstelle von Kaufmann Karl Schuldt zieht das Gemeindebüro ein

1965,Oktober Kurt Tertel wird Bürgermeister (bis 1969).

1969
Die LPG „Gute Hoffnung“ Gelbensande und „Am Wallbach“ Blankenhagen schließen sich zusammen.

1969,15.9. Rudolf Bernau wird Bürgermeister von Gelbensande.

1970 Büdnerei 4 an der Transitstrasse wird wegen Baufälligkeit abgerissen.

1970
Aus der Pflanzenbauabteilung der LPG wird die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) gebildet.
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrates der DDR und damit Staatsoberhaupt, besucht Gelbensande.

Gelbensande hat 712 Einwohner.

1970 ab Walter Ulbricht nutzt den Bahnhof Gelbensande, um hier vom Regierungszug in sein Dienstauto umzusteigen und in sein Feriendomizil Neuhaus zu fahren.

1972
Das Forsthaus – bis jetzt Lungenheilstätte – wird in ein Krankenhaus mit psychischen Erkrankungen umgewandelt und gehört von nun ab zum Medizinischen Betreuungsbereich Rövershagen.


Ausschnitt aus "Unser Mecklenburg" 1975 zu Gelbensande
1975
Gelbensande hat 750 Einwohner.

1976 Abriss des ehemaligen herzoglichen Waldhauses bei Meiershausstelle (Im Volksmund „Verchow-Haus“, wann gebaut ?)

1977
Am 23. Dezember beschließt der Kreistag Rostock die Bildung des Gemeindeverbandes Rövershagen, dem die Gemeinden Rövershagen, Bentwisch, Blankenhagen, Gelbensande, Klein Kussewitz, Mandelshagen, Mönchhagen, Poppendorf und Vogtshagen beitreten.

1977 In Gelbensande gründet sich ein Jugendklub.

1978 Schließung der Gaststätte „Zur grünen Eiche“ in der Eichenallee.

1979, Januar Nach der Silvester-Schneekatastrophe ist Gelbensande 4 Wochen lang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Scheune der ehemaligen Forstinspektion wird abgerissen

1980
Das Schloß, das seit 1945 zunächst als Lazarett, dann bis 1979 als Krankenhaus genutzt wird, dient von nun an fünf Jahre lang als Bauarbeiterunterkunft.
Durch den Anschluß von Willershagen an das Trinkwassernetz ist die gesamte Gemeinde an die zentrale Trinkwasserversorgung angeschlossen.

Gelbensande hat 768 Einwohner.

1980 In den folgenden vier Jahren werden die Ortslagen Gelbensande und Willershagen an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen (ab 1971 versorgte eine Großbrunnenanlage bei Meiershausstelle den Ort mit Trinkwasser, da giftige Tränkstoffe der Firma „Osmose“ die individuellen Hauswasser-Brunnen des Ortes vergiftet hatten. Davor hatten alle Grundstücke eigene Brunnen.

1981,Januar Villa Cords wird durch einen Brand zerstört und in den Folgejahren etwas verändert wieder aufgebaut

1982
Im Zuge des Baues des Düngemittelwerkes in Poppendorf werden für die dort Beschäftigten sowie für Mitarbeiter des Fischkombinates Rostock, der Deutschen Seereederei sowie für Militärangehörige der beiden benachbarten Stationierungsorte (Schwarzenpfost und Hinrichshagen), neue Wohnungen benötigt. Damit beginnt die Errichtung eines Neubaugebietes in Gelbensande mit insgesamt 574 Wohnungen. Das führt zwischen 1980 und 1985 zu einer Verdreifachung der Einwohnerzahl und zu einer radikalen Veränderung des Ortsbildes.

1982 Der Jugendklub schließt einen Partnerschaftsvertrag mit der Schiffsbesatzung des Frosttrawlers „Skagerrak“ und der Hochschule für Schauspielkunst in Rostock ab (in diesem Zusammenhang hat Katrin Waligura, „Schwester Stephanie“ bei einer Veranstaltung im Sportlerheim ihren ersten Auftritt)

Im Sommer ist Baubeginn für den ersten Block im neuen Wohngebiet
1983
Als Nachfolgeeinrichtungen des Neubaugebietes werden eine neue Schule – sie erhält später den Namen Waldemar Verner – und eine Kinderkombination, bestehend aus Kinderkrippe, Kindergarten und Hort errichtet.
Schwester Frieda Schulz wird durch den Minister für Gesundheits- und Sozialwesen der DDR, Prof. Ludwig Mecklinger, mit der Hufeland-Medaille in Gold, der höchsten Auszeichnung des Gesundheitswesens, geehrt.


1983,Mai Fertigstellung der Kinderkombination mit 108 Krippen- und 54 Kindergartenplätzen

1983,Juni Das auf Feuerung mit Rohbraunkohle konzipierte Heizhaus ist im Bau (zu der Zeit sind bereits 200 der später insgesamt 575 Wohnungen bezogen). Bis dahin erfolgt die Wärmeversorgung durch eine provisorische Heizanlage in mobilen Eisen-Containern. Bau der polytechnischen Oberschule mit 24 Unterrichtsräumen

1984,Mai/ Juni Bau der Turnhalle 1984,1.6. Harry Deike wird Bürgermeister 1984, Juli Fertigstellung des 12. und letzten Wohnblocks. Einrichtung einer provisorischen Verkaufsstelle im Wohngebiet

1985,1.10. Die Konsum-Kaufhalle im Wohngebiet wird eröffnet

1985
Das Schloß wird durch die Gemeinde zu Verwaltungs- und Wohnungszwecken genutzt.
Durch die Errichtung des Neubaugebietes wurden die Voraussetzungen für eine Verdreifachung der Bevölkerungszahl innerhalb von fünf Jahren geschaffen: Gelbensande hat 2417 Einwohner, eine Zahl, die nur noch einmal kurzzeitig im Jahre 1994 mit 2449 Einwohnern überboten wird.

1986,April Norbert Quellmalz wird Bürgermeister für den vorfristig abgelösten Harry Deike (bis Mai 1990).

1987 Eröffnung der Gaststätte und Schulspeisung im Neubaugebiet durch den Konsum.

1988
Die Kaufhalle wird eröffnet.

Die heutige Zeit

1990
Die Bürgermeister von Gelbensande ab 1990 sind: Dr. Wolfgang Leithäuser (31. Mai 1990 – 11. Dezember 1990 – parteilos, Vertreter der Freien Wählergemeinschaft), Bernd Mutzek (11. Dezember 1990 – 4. Juli 1991 – SPD), Klaus Reddmann (Juni 1991 – 12. Juni 1994 – parteilos), Martina Tesche (5. Juli 1994 – 15. Juli 1999 – FDP), Rüdiger Flemming (15. Juli 1999 – 20. August 2002 – SPD), Lutz Koppenhöle (seit 21. August 2002 – parteilos).
Das Ende der DDR führt zu großen Veränderungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Betriebe sind dem nun einsetzenden Konkurrenzdruck nicht gewachsen und müssen schließen. Die daraus resultierende Arbeitslosigkeit erreicht nicht vorhergesehene Ausmaße. Gewohnheiten und langjährige Traditionen werden abrupt verändert oder beendet.
Am 3. Oktober tritt die DDR dem Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bei. Damit ist die Existenz der DDR kurz vor ihrem 41. Gründungstag beendet. Gleichzeitig wird aus den seit 1952 bestehenden Bezirken Neubrandenburg, Rostock und Schwerin das Land Mecklenburg-Vorpommern gebildet.
Gelbensande hat 2390 Einwohner, davon 739 Kinder und 161 Rentner. Die Bevölkerung lebt in 822 Wohnungen, 576 von ihnen in mehrgeschossigen Häusern, die sich ausnahmslos im Ort Gelbensande befinden. 92 % der Wohnungen sind mit Innen-WC, 96 % mit Bad oder Dusche und 75 % mit einer modernen Heizungsanlage ausgestattet.


1990 Das Sportlerheim wird abgerissen

1990, Mai Dr.Wolfgang Leithäuser wird Bürgermeister. Ein Westberliner Firmenkonsortium will im Jagdschloss ein Spielcasino einrichten. Darauf hin erfolgt der Freizug des Hauses und es steht bis Ende 1995 leer.

1990,8.Juli der ehemalige, verdienstvolle Bürgermeister Rudolf Bernau verstorben.

1990,November Bernd Mutzeck amtierender Bürgermeister Der Zentralrat der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und die Regierung Israels bedanken sich offiziell bei den Gelbensandern für die herzliche Aufnahme und Betreuung von 33 sowjetisch-jüdischen Emigranten.

1991,März Klaus Reddmann Bürgermeister (ab September 1991 wird die Bürgermeisterfunktion ehrenamtlich)

1991,Mai Für eineinhalb Jahre werden im Wohnheim des Düngemittelwerkes mehr als 100 Roma untergebracht. Daraus erwachsen in der Folgezeit viele Konflikte. Eineinhalb Jahr später ist das Haus unbewohnbar und nicht mehr sanierbar, so dass nur noch der Abriss bleibt (der aber erst 1999 erfolgt).

1991
Das Amt Rostocker Heide mit den Gemeinden Blankenhagen, Bentwisch, Gelbensande, Mönchhagen und Rövershagen wird gebildet. Sitz der Amtsverwaltung wird Gelbensande.
Das Krankenhaus im Forsthaus wird im April vom Amt für Kreiseinrichtungen Rostock übernommen. Die Trägerschaft wechselt im Oktober erneut: Unter Änderung der Rechtsform firmiert das Pflegeheim von nun an unter dem Namen Charlottenhof GmbH – Psychiatrisches Pflegeheim Gelbensande.
Der Chor Gelbensande wird gegründet.
1992
Die Gelbensander Kindereinrichtung wird vom Verein „Freier Kindergarten e. V.“ übernommen.


1993
Am Pflegeheim – dem früheren Forsthaus – wird ein Anbau eingeweiht, in dem von nun an die Bewohner des Heimes leben. Im bisher bewohnten Forsthaus, das in der Folgezeit rekonstruiert wird, verbleiben Verwaltungsräume, die hauseigene Küche und der Hausmeisterbereich. Zusätzlich wird eine Arztpraxis eingerichtet.
Das Frauen- und Mädchenzentrum „Heidetreff“, dessen Träger die Volkssolidarität ist, etabliert sich in den Räumen der geschlossenen Wohngebietsgaststätte. Das verwüstete Gebäude, in dem alles zerschlagen wurde, was nur zerschlagen werden konnte, wird zuvor von Frauen im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprojektes aufgeräumt, instandgesetzt und neu eingerichtet.
In den folgenden Jahren entwickelt sich der Treff zu einem sozio-kulturellen Zentrum der Gemeinde. Neben Spielstube, Frauen- und Mädchencafé, Hausaufgabenzimmer, Bastelnachmittage gibt es Foren, Kochlehrgänge, Beschäftigungsmöglichkeiten in mehreren Zirkeln wie Seidenmalerei, Computerkurse, Modeschmuckkreationen und schulunterstützende jugendorientierte Sozialarbeit und Seniorenbetreuung. Der Heidetreff kümmert sich um die Integration von Spätaussiedlern aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und um sozial benachteiligte Bürger der Gemeinde.


1994 Umbau des Feuerwehrgebäudes Das Verwaltungsamt in Gelbensande erhält ein Standesamt. Das neue Haus der Pflegeeinrichtung „Charlottenhof“ wird gebaut. Der Pferdestall der ehemaligen Forstinspektion wird abgerissen. Das Wohn- und Geschäftshaus Birkenallee wird gebaut.

1994,5.Juli Martina Tesche wird Bürgermeister

-Am 8. Juli wird die Heide-Apotheke eröffnet. Es ist die erste Apotheke in der gesamten Rostocker Heide.

1994
Im Zuge der Kreisgebietsreform wird aus den Landkreisen Bad Doberan und Rostock-Land und dem Amt Schwaan des Kreises Güstrow der neue Kreis Bad Doberan gebildet. Er umfaßt elf Ämter mit 80 Gemeinden, vier amtsfreie Städte und eine amtsfreie Gemeinde. Im Zuge dieser Reform kommt die Gemeinde Gelbensande zum Kreis Bad Doberan.
Gegenüber einer Einwohnerzahl von 2376 im Jahr 1993 verzeichnet Gelbensande durch den zeitweiligen Aufenthalt rumänischer Staatsbürger nunmehr 2449 Einwohner.
Die Gemeinde Gelbensande wird Eigentümerin des Jagdschlosses. Obwohl das Schloß zu den 15 wertvollsten und schönsten Herrensitzen in Mecklenburg-Vorpommern gehört, gelingt es in den Folgejahren nicht, einen Investor zu finden, der bereit ist, das Gebäude zu nutzen und entsprechende Gelder aufzubringen. Mehr als 20 potentielle Geldgeber glauben, ein Konzept für die Nutzung des verfallenden Gebäudes zu finden, kehren jedoch nicht mit den entsprechenden Ideen und Geldern zurück. Dann gibt es Gemeindevertreter, die das Haus abstoßen wollen und sei es für eine in dieser Zeit üblichen Höhe – eine Mark. Doch insbesondere die Mitglieder des gegründeten Vereins Jagdschloß Gelbensande bemühen sich um den Erhalt.
1995
Die Rekonstruktion der Wohnblöcke beginnt.
Eröffnung des Gelbensander Standesamtes am 1. Juli. Das erste sich hier das Ja-Wort gebende Paar waren die Diplomlehrerin Beate-Susanne Freitag aus Rostock und der Diplom-Agraringenieur Ralf Holst aus Sternberg.


1996 Das ehemalige Ledigenwohnheim des Militärforstbetriebes am Meiershausstelleweg wird abgerissen.

1997,13.2. Durch Beschluss der Gemeindevertretung erhält Gelbensande ein Wappen (Entwurf und historische Begründung von W. Steinmüller, Zeichnung Roland Bornschein, Wismar): „Im gespaltenen Schild vorn in Gold am Spalt ein halber hersehender schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, silbernen Hörnern und abgerissenem Halsfell, dessen Randung bogenförmig ausgeschnitten ist, auf der Stirn eine goldene Fürstenkrone, die abwechselnd mit Blattornamenten und Perlen besteckte Zinken zeigt; hinten in Grün eine aufrechte, linksgewendete goldene Hirschstange“. Das in der vorderen Hälfte plazierte mecklenburgische Wappentier verweist auf die große Bedeutung des Ortes für das mecklenburgische Fürstenhaus, die hintere Hirschstange auf das ökonomische Gewicht der Jagd- und Forstwirtschaft. Die Feldfarbe Gold ist doppelsinnig redend zu verstehen. Sie symbolisiert sowohl die Silbe „Gelben-„ als auch „-sande“ des Gemeindenamens, das in der deutschen Heraldik als Feldfarbe vergleichsweise selten vorkommende Grün selbstverständlich auf die Forstwirtschaft.


1997 Die Einfamilienhaussiedlungen südlich und nördlich vom Lindenweg I werden gebaut

1998 Das Heizhaus in Gelbensande wird als erstes in Mecklenburg-Vorpommern auf Holzhackschnitzelheizung umgerüstet. Die gesamte Ortslage Gelbensande ist an das zentrale Abwassernetz angeschlossen (Kläranlage Körkwitz). Die Bundesbahn baut den neuen Bahnhaltepunkt als „Musterprojekt“.

1998
In der Gemeinde gibt es Gewerbetreibende in den Branchen Elektroanlagenbau, Tischlereimaschinenhandel, Heizungs- und Sanitäranlagenbau, Erd- und Tiefbau, Transportunternehmen, Holzverarbeitung und Holzbau, Isolier- und Spezialbau, Kfz-Werkstatt und -Service und Holzmaschinen- und Tischlereibearbeitung. Daneben gibt es mehrere Handelseinrichtungen: eine Apotheke, die Filiale eines Versandhandels, eine Drogerie, eine Sparkasse, einen Getränkefachmarkt, einen Lebensmittel-Markt, einen Friseursalon und eine Wohnungsgesellschaft. An Gemeinschaftseinrichtungen gibt es einen Kindergarten, eine Grundschule, eine Realschule und ein Pflegeheim.
Da die Bundesstraße 105 Rostock-Ribnitz und die Bahnlinie Rostock-Stralsund das Gemeindegebiet zwischen beiden Orten schneidet, sieht die Gemeinde den Schwerpunkt der baulichen Entwicklung nördlich dieser Verkehrsachse, in Gelbensande. Südlich der genannten Verkehrslinie, in Willershagen, wird die bauliche Entwicklung lediglich im Schließen von Baulücken gesehen.
Nachdem Eheschließungen bisher nur im Amtsgebäude von Gelbensande möglich waren, ist es nun auch möglich, im Jagdschloß zu heiraten: Am 15. Mai findet in den historischen Räumen die erste Eheschließung statt. Erstes Brautpaar sind Kentra Schöne und Mathias Bauch aus Rövershagen.
Die Tätigkeit der seit Jahrzehnten nur noch auf dem Papier existierenden Parkschloß Spielbank GmbH wird mit der Löschung im Handelsregister nun auch de jure eingestellt.
Die Schule legt den Namen „Waldemar Verner“ ab und wird Realschule für alle amtsangehörigen Gemeinden.


1999 Der Pferdestall der Revierförsterei sowie der Plattenbau des früheren Wohnheimes des Düngemittelwerkes am Lindenweg I werden abgerissen um hier weitere Einfamilienhäuser zu bauen. Die Bundesforstbehörde baut am Meiershausstelleweg eine neue Revierförsterei(die aber bereits rund 15 Jahre später wieder abgerissen wird.

1999,Juni Rüdiger Flemming wird Bürgermeister.

2002
Da seit 1999 die Einwohnerzahlen von Gelbensande wieder rückläufig sind, beschließt die Gemeindevertretung, einen Warengutschein im Wert von 500 € für jedes Neugeborene als Kinderbegrüßungsgeld zur Verfügung zu stellen. Im Oktober werden den ersten Eltern die Urkunden über das Kinderbegrüßungsgeld übergeben – das sind die Eltern der 22 in den Jahren 2001 und 2002 Geborenen.
Die neue Sporthalle der Realschule Gelbensande wird übergeben.
2003
Die freiwillige Feuerwehr legt zum ersten Mal auf dem Dorfplatz eine künstliche Freilufteisbahn an.
Die Turn- und Sportgeräte der alten Sporthalle, für die eine zukünftige Nutzung als Dorfzentrum geplant ist, werden auf Beschluß der Gemeindevertretung an die Puschkin-Schule in der lettischen Hafenstadt Liepaja übergeben. Die Geräteliste umfaßt Schwebebalken, Kästen, Pferde, Böcke, Barren, Reck, Trampolin, Sprungbrett, Sprossenwände, unterschiedlichste Bälle, Matten, Seile und Taue.
2009
Die Gemeinde begeht feierlich den 750. Jahrestag der Ersterwähnung von Willershagen und den 360. Jahrestag der Ersterwähnung von Gelbensande.