Chronologie und fortlaufende Ortschronik von Warnemünde: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox Ortschronik
 
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  | ort = Warnemünde
 
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  | zeit = ab 1160 fortlaufend
 
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  | urheberrechte = Autor Wilfried Steinmüller
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  | urheberrechte = Autoren Christoph Wegner, Wilfried Steinmüller, Ronald Piechulek, Achim Schade
 
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  | inhalt = Chronologie und Geschichte von Warnemünde
 
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}}
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}}==Der Küstenort Warnemünde chronologisch==
 
 
=='''Der Küstenort Warnemünde'''==
 
Autor Wilfried Steinmüller (interim)
 
  
 
===Verwendete Quellen-Kürzel:===
 
===Verwendete Quellen-Kürzel:===
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RA  = Rostocker Anzeiger
 
RA  = Rostocker Anzeiger
  
===Ur- und Frühgeschichte===  
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===Ur- und Frühgeschichte===
  
 
===Mittelalter bis zur Christianisierung===
 
===Mittelalter bis zur Christianisierung===
  
'''1160''' Der dänische Chronist Saxo Grammaticus beschreibt die Seeschlacht auf dem Gudacra (Breitling) zwischen den Wenden und der dänischen Flotte unter König Waldemar und Bischof Absalon von Roskilde. (BGR R)
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;1160
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:Der dänische Chronist Saxo Grammaticus beschreibt die Seeschlacht auf dem Gudacra (Breitling) zwischen den Wenden und der dänischen Flotte unter König Waldemar und Bischof Absalon von Roskilde. (BGR R)
  
 
===spätes Mittelalter 1200 bis zur Reformation 1517===
 
===spätes Mittelalter 1200 bis zur Reformation 1517===
  
*[[1252, 25. März  Borwin III., Fürst von Rostock, bestätigt der Stadt Rostock das Privilegium Borwin´s I.]] betreffend die Bewidmung der neu angelegten Stadt Rostock mit dem Lübischen Rechte vom 24. Juni 1218 und verkauft der Stadt die Rostocker Heide für 450 Mark wendischer Pfennige, verzichtet auf seine Rechte an den im Hafen der Rostocker gestrandeten Schiffen, verheißt den freien Verkehr vorbehaltlich des fürstlichen Zolles nicht zu stören, verleiht die Fischereigerechtigkeit für die Unterwarnow und das Stadtrecht für die Markscheide der Rostocker.
 
In dieser Kaufurkunde erfolgt auch '''Warnemündes Ersterwähnung'''. Die Stadt Rostock erhält das Strandrecht in '''ihrem Hafen Warnemünde''' am '''rechten''' Warnow-Ufer,  beim Taterhörn. (BGR R)
 
  
'''1257/58'''  Ältester Beweis für das Vorhandensein des '''Ortes''' Warnemünde durch Erwähnung eines Hauses daselbst. (KFC)
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* [[1252, 25. März  Borwin III., Fürst von Rostock, bestätigt der Stadt Rostock das Privilegium Borwin´s I.]]
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:betreffend die Bewidmung der neu angelegten Stadt Rostock mit dem Lübischen Rechte vom 24. Juni 1218 und verkauft der Stadt die Rostocker Heide für 450 Mark wendischer Pfennige, verzichtet auf seine Rechte an den im Hafen der Rostocker gestrandeten Schiffen, verheißt den freien Verkehr vorbehaltlich des fürstlichen Zolles nicht zu stören, verleiht die Fischereigerechtigkeit für die Unterwarnow und das Stadtrecht für die Markscheide der Rostocker.
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:In dieser Kaufurkunde erfolgt auch '''Warnemündes Ersterwähnung'''. Die Stadt Rostock erhält das Strandrecht in '''ihrem Hafen Warnemünde''' am '''rechten''' Warnow-Ufer. (östlich Taterhörn) (BGR R)
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;1257/58
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:Ältester Beweis für das Vorhandensein des '''Ortes''' Warnemünde durch Erwähnung eines Hauses daselbst. (KFC)
  
'''1262, 17.Dez.'''  die Herzöge Albrecht und Johann von Braunschweig urkunden in Warnemünde. (KFC)
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;1262, 17.Dez.
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:die Herzöge Albrecht und Johann von Braunschweig urkunden in Warnemünde. (KFC)
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;1264, 12. Oktober
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:Fürst Heinrich Borwin III. verleiht den Rostockern das städtische Recht in '''ihrem''' (!!) '''Hafen''' Warnemünde. (BGR R)
  
'''1264, 12. Oktober''' Fürst Heinrich Borwin III. verleiht den Rostockern das städtische Recht in '''ihrem''' (!!) Hafen Warnemünde. (BGR R)
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;1278, 21.Dez.
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:Fürst Woldemar verspricht daß bis nach Warnemünde und bis ans Meer hinunter überall in einer Meile Entfernung vom Fluss keine Festung errichtet werden soll. (HA)
  
'''1278, 21.Dez.''' Fürst Woldemar verspricht daß bis nach Warnemünde und bis ans Meer hinunter überall in einer Meile Entfernung vom Fluss keine Festung errichtet werden soll. (HA)
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;1283
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:Erwähnung von Steinen für den '''Hafenbau''' in Warnemünde in einer Kämmereirechnung. (KFC)
  
'''1283'''  Erwähnung von Steinen für den Hafenbau in Warnemünde in einer Kämmereirechnung. (KFC)
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;1286, 27. Februar
 +
:Die Stadt Rostock erwirbt aus fürstlichem Besitz den Pagenwerder. (BGR R)
  
'''1286, 27. Februar''' Die Stadt Rostock erwirbt aus fürstlichem Besitz den Pagenwerder. (BGR R)
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;1288
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:Der Rat läßt durch Rötger Horn den '''Rostocker Hafen Warnemünde''' ("von der Tonne bis ins offene Meer hinaus") auf eine Tiefe von 6 Ellen (12 Fuß) bringen. (MUB Nr.1977)
  
'''1288''' Der Rat läßt durch Rötger Horn den '''Rostocker Hafen Warnemünde''' ("von der Tonne bis ins offene Meer hinaus") auf eine Tiefe von 6 Ellen (12 Fuß) bringen. (MUB Nr.1977)
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;1300 April
 +
:Die mecklenburgischen Fürsten Heinrich I. der Pilger und Heinrich II. der Löwe im '''fürstlichen Warnemünde'''. (KFC)
  
'''1300-1314'''  Warnemünde ist Hauptschauplatz der Kämpfe Rostocks gegen König Erich von Dänemark, Markgraf Albrecht von Brandenburg, Fürst Heinrich von Mecklenburg u.A.. (KFC)
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;1301, 28.Juli
 +
:König Erich von Dänemark in Warnemünde. (KFC)
  
'''1300 April''' Die mecklenburgischen Fürsten Heinrich I. der Pilger und Heinrich II. der Löwe in Warnemünde. (KFC)
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;1300-1314
 +
:Das '''Rostocker Warnemünde''' ist Hauptschauplatz der Kämpfe König Erichs von Dänemark, Markgraf Albrechts von Brandenburg, Fürst Heinrichs von Mecklenburg u.A., gegen die Stadt Rostock. (KFC)
  
'''1301, 28.Juli'''  König Erich von Dänemark in Warnemünde. (KFC)
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;1304, 2.Mai
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:König Erich von Dänemark wiederum in Warnemünde. (KFC)
  
'''1304, 2.Mai''' König Erich von Dänemark wiederum in Warnemünde. (KFC)
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;1307 1. November
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:(nach anderen Quellen auch '''1304''') Die Allerheiligen-Flut überflutet die gesamte Dünen-Nehrung von Diedrichshagen bis zur Rostocker Heide. Ihr Scheitelwert soll 14 Fuß (ca. 4,6 m) über dem normalen Wasserstand betragen haben.  (BGR R)
  
'''1304 1. November''' (nach anderen Quellen '''1307''') Die Allerheiligen-Flut überflutet die gesamte Dünen-Nehrung von Diedrichshagen bis zur Rostocker Heide. Ihr Scheitelwert soll 14 Fuß (ca. 4,6 m) über dem normalen Wasserstand betragen haben. (BGR R)
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;1309, 14.Aug.
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:Heinrich der Löwe in Warnemünde. (KFC)
  
'''1309, 14.Aug.'''  Heinrich der Löwe in Warnemünde. (KFC)
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;1311
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:König Erich von Dänemark in Warnemünde. (BGR R)
  
'''1311''' König Erich von Dänemark in Warnemünde. (BGR R)
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;1311 nach dem 16. Sept.
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:Der von König Erich zum Hauptmann (capitaneus) des Landes Rostock ernannte Fürst Heinrich der Löwe sperrt den Warnemünder '''Hafen''', indem er auf jeder Seite des Stromes einen hölzernen Turm errichtet und zwischen den Türmen eine Brücke erbaut. (KFC)
  
'''1311 nach dem 16. Sept.'''  Der von König Erich zum Hauptmann (capitaneus) des Landes Rostock ernannte Fürst Heinrich der Löwe sperrt den Warnemünder Hafen, indem er auf jeder Seite des Stromes einen hölzernen Turm errichtet und zwischen den Türmen eine Brücke erbaut. (KFC)
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;1311/12
 +
:Die Rostocker zerstören die beiden Befestigungen (BGR R)
  
'''1311/12''' Die Rostocker zerstören die beiden Befestigungen (BGR R)
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:Die Rostocker brennen das '''fürstliche Dorf''' Warnemünde nieder. (BGR R)
  
- Die Rostocker brennen das fürstliche Dorf Warnemünde nieder. (BGR R)
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:bis Mai Die Rostocker bauen einen neuen Turm auf der Ostseite '''ihres''' (!!) Stromes aus den Steinen des Turmes der abgebrannten Pfarrkirche und des im Bau befindlichen Petriturmes in Rostock. (BGR R)
  
- '''bis Mai'''; Die Rostocker bauen einen neuen Turm auf der Ostseite '''ihres''' (!!) Stromes aus den Steinen des Turmes der abgebrannten Pfarrkirche und des im Bau befindlichen Petriturmes in Rostock. (BGR R)
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;1312 23.Juni
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:König Erik klagt darüber das nicht nur die Kirche, sondern auch der Ort und besonders das Haus, das er für sich und die Markgrafen ''(von Brandenburg)'' gebaut habe, zerstört sei. (BGR R)
  
'''1312 23.Juni''' König Erik klagt darüber das nicht nur die Kirche, sondern auch der Ort und besonders das Haus, das er für sich und die Markgrafen gebaut habe, zerstört sei. (BGR R)
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;30.Juli
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:Belagerung Rostocks und des Turmes in '''ihrem'''(!!) '''Hafen''' Warnemünde durch Dänenkönig Erik Menved. (BGR R)
  
- '''30.Juli ''' Belagerung Rostocks und des Turmes in '''ihrem'''(!!) Hafen Warnemünde durch Dänenkönig Erik Menved. (BGR R)
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:'''Juli'''
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:Heinrich von Mecklenburg sperrt das Tief unterhalb des Turmes. (BGR R)
  
- '''Juli'''; Heinrich von Mecklenburg sperrt das Tief unterhalb des Turmes. (BGR R)
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:'''9.September'''
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:Übergabe nach der Belagerung. (BGR R)
  
- '''9.September''' Übergabe nach der Belagerung. (BGR R)
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:'''September/Oktober'''
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:Die Verbündeten bauen den eroberten Turm durch Hinzufügung von 4 kleinen Türmen einer Mauer und eines Grabens zu einer Festung aus und halten sie gemeinsam besetzt (später Dänscheburg/ dän. Danskeborg) (BGR R)(KFC)
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:In den Beschwerden des dänischen Königs heißt es das diese (Die Rostocker) vor der Übergabe von Warnemünde den Ort und die Kirche verbrannt und das Haus, das der König für sich und den Markgrafen Waldemar von Brandenburg erbaut, niedergebrochen hätten. (KFC)
  
- '''September/Oktober''' Die Verbündeten bauen den eroberten Turm durch Hinzufügung von 4 kleinen Türmen einer Mauer und eines Grabens zu einer Festung aus und halten sie gemeinsam besetzt (später Dänscheburg/ dän. Danskeborg) (BGR R)(KFC)
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;1312, 9.Okt.
In den Beschwerden des dänischen Königs heißt es das diese (Die Rostocker) vor der Übergabe von Warnemünde den Ort und die Kirche verbrannt und das Haus, das der König für sich und den Markgrafen erbaut, niedergebrochen hätten. (KFC)
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:König Erich verabredet mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg, daß die Summe, die sie dafür durch Verhandlung von den Rostockern bekommen würden, daß der vor Warnemünde erbaute Turm wieder abgebrochen und nie wieder aufgebaut werden dürfe, gleichmäßig zwischen ihnen geteilt werden solle. (KFC)
  
'''1312, 9.Okt.'''  König Erich verabredet mit dem Markgrafen Waldemar, daß die Summe, die sie dafür durch Verhandlung von den Rostockern bekommen würden, daß der vor Warnemünde erbaute Turm wieder abgebrochen und nie wieder aufgebaut werden dürfe, gleichmäßig zwischen ihnen geteilt werden solle. (KFC)
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;1312, 15. Dez.
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:Die Stadt Rostock unterwirft sich dem König Erich und dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und verspricht u.A. in Warnemünde eine schöne hölzerne Kirche zu bauen. (KFC)
  
'''1312, 15. Dez.''' Die Stadt Rostock unterwirft sich dem König Erich und dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und verspricht u.A. in Warnemünde eine schöne hölzerne Kirche zu bauen. (KFC)
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;1313, 20. Febr.
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:Der Markgraf Waldemar von Brandenburg verkauft seine Hälfte des Warnemünder Turms an den König von Dänemark, der damit in den Besitz des ganzen Turms gelangt. (KFC)
  
'''1313, 20. Febr.'''  Der Markgraf von Brandenburg verkauft seine Hälfte des Warnemünder Turms an den König von Dänemark, der damit in den Besitz des ganzen Turms gelangt. (KFC)
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;1314, 25. Nov.
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:Tod des Fürsten Nikolaus von Rostock, des letzten Fürsten aus der Rostocker Linie. (KFC)
  
'''1314, 25. Nov.''' Tod des Fürsten Nikolaus von Rostock, des letzten aus der Rostocker Linie. (KFC)
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;1317 7.Januar
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:König Erich von Dänemark verleiht dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und seinen Erben das Land Rostock mit Ausnahme des '''Schlosses Danskeborrig''' zu Warnemünde, das sich in Pfandbesitz des Marschalls Niels Olaffson befindet. Dieses dänische Schloß wird noch wiederholt erwähnt. Auf ihm saß jedenfalls auch der Capitaneus Eskil Grüp von dem wir einen undatierten Brief an den Rostocker Rat besitzen. (KFC)
  
'''1317 7.Januar''' König Erich von Dänemark vereleiht dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg unjd seinen Erben das Land Rostock mit Ausnahme des Schlosses Danskeborrig zu Warnemünde, das sich in Pfandbesitz des Marschalls Niels Olaffson befindet. Dieses dänische Schloß wird noch wiederholt erwähnt. Auf ihm saß jedenfalls auch der Capitaneus Eskil Grüp von dem wir einen undatierten Brief an den Rostocker Rat besitzen. (KFC)
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;25.November
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:Friede von Templin mit dem brandenburgischen Markgrafen Waldemar. Laut Friedensvertrag belehnt Erik von Dänemark Heinrich (II.) von Mecklenburg mit der Herrschaft Rostock, außer Warnemünde und der Dänscheburg. (BGR R)
  
- '''25.November''' Friede von Templin mit dem brandenburgischen Markgrafen. Laut Friedensvertrag belehnt Erik von Dänemark Heinrich (II.) von Mecklenburg mit der Herrschaft Rostock, außer Warnemünde und der Dänscheburg. (BGR R)
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;1319, 9.Okt.
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:König Erik von Dänemark stirbt und Fürst Heinrich (II.) besetzt die Dänenburg. (BGR R)
  
'''1319, 9.Okt.'''  König Erik von Dänemark stirbt und Fürst Heinrich (II.) besetzt die Dänenburg. (BGR R)
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;1322 24.September
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:Fürst Heinrich II. von Mecklenburg verkauft das  "Haus und den Turm" an die Stadt zum Abbruch. (BGR R)
  
'''1322 24.September''' Fürst Heinrich II. von Mecklenburg verkauft das "Haus und den Turm" an die Stadt zum Abbruch. (BGR R)
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;1323 11.März
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:Die Stadt erwirbt von Heinrich II. von Mecklenburg das '''fürstliche''' Dorf (villa) Warnemünde mit dem ganzen '''westlichen''' Warnowufer (das damals am Taterhörn auf der hohen Düne lag, bis an die Grenze von Diedrichshagen, mit Eigentumsrecht, voller Gerichtsbarkeit, mit Gestattung der Anwendung des Lübischen Rechts, Fischereigerechtigkeit bis in die See hinaus, behält sich aber das Patronatsrecht vor. (KFC) Das heutige, ehemals fürstliche Warnemünde wird '''damit Rostocker Stadtbesitz'''. (BGR R)  
  
'''1323 11.März''' Die Stadt erwirbt von Heinrich II. von Mecklenburg das fürstliche Dorf (villa) Warnemünde mit dem ganzen westlichen Warnowufer (das damals am Taterhörn auf der hohen Düne lag, bis an die Grenze von Diedrichshagen, mit Eigentumsrecht, voller Gerichtsbarkeit, mit Gestattung der Anwendung des Lübischen Rechts, Fischereigerechtigkeit bis in die See hinaus, behält sich aber das Patronatsrecht vor. (KFC) Das heutige Warnemünde wird '''damit Rostocker Stadtbesitz'''. (BGR R)
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;1325, 7. April
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:In einem Rostocker Stadtbuch findet sich die Notiz, daß Warnemünde freies Eigentum der Stadt sei, die daselbst die volle Gerichtsbarkeit ausübe und ihr die Abgaben und Einnahmen zukämen. Die Warnemünder Renterverhältnisse (?) würde der Rat in Ordnung bringen. Obwohl somit Warnemünde ganz zu Rostock gehörte, finden wir auch in der Folgezeit die Mecklenburgischen Fürsten häufig dort. Auch bleibt es noch längere Zeit der Versammlungsort für die Truppen, die dem Dänenkönig zu Hilfe gesandt werden.
  
'''1325, 7. April''' In einem Rostocker Stadtbuch findet sich die Notiz, daß Warnemünde freies Eigentum der Stadt sei, die daselbst die volle Gerichtsbarkeit ausübe und ihr die Abgaben und einnahmen zukämen. Die Warnemünder Renterverhältnisse (?) würde der Rat in Ordnung bringen. Obwohl somit Warnemünde ganz zu Rostock gehörte, finden wir auch in der Folgezeit die Mecklenburgischen Fürsten häufig dort. Auch bleibt es noch längere Zeit der Versammlungsort für die Truppen, die dem dänenkönig zu Hilfe gesandt werden.
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;1337
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:Verfestung des Knappen Vicke Valkenhagen, weil er Strandgut bei Warnemünde geraubt, also in das Strandrecht Rostocks eingegriffen. (KFC)
  
'''1337'''  Verfestung des Knappen Vicke Valkenhagen, weil er Strandgut bei Warnemünde geraubt, also in das Strandrecht Rostocks eingegriffen. (KFC)
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;1339, 5.Nov.
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:Anlegung eines eigenen Stadtbuchs für Warnemünde, Kassebohm und Barnstorf.(KFC)
  
'''1339, 5.Nov.'''  Anlegung eines eigenen Stadtbuchs für Warnemünde, Kassebohm und Barnstorf.(KFC)
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;1348, 19. Sept.
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:Erwähnung eines (verstorbenen) Dieners des Warnemünder Vogts und einer von ihm benutzten Wiese. (KFC)
  
'''1348, 19. Sept.'''  Erwähnung eines (verstorbenen) Dieners des Warnemünder Vogts und einer von ihm benutzten Wiese. (KFC)
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;1348
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:"Lucerna" (Laterne) von Warnemünde erwähnt. (BGR R)
  
'''1348''' "Lucerna" (Laterne) von Warnemünde erwähnt. (BGR R)
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;1349, 22. Febr. - 1350, 22. Febr.
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:Die Kämmereirechnung erwähnt den Bau von Befestigungswerken in Warnemünde, die, wie aus der Kämmereirechnung von 1363/64 hervorgeht, zum Schutz der Leuchte dienten. Auch wird der Baum in Warnemünde genannt. (KFC)
  
'''1349, 22. Febr. - 1350, 22. Febr.'''  Die Kämmereirechnung erwähnt den Bau von Befestigungswerken in Warnemünde, die, wie aus der Kämmereirechnung von 1363/64 hervorgeht, zum Schutz der Leuchte dienten. Auch wird der Baum in Warnemünde genannt. (KFC)
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;1350, 24. Aug.  
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:Bruchstück einer Rechnung in dem als Einnahme u.A. 7 Mark de collecta in Warnemünde vorkommen. Daß die Gesamtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes jährlich 7 Mark betrug. (zeigt der Vertrag von 1359, 18.Dec. (KFC)
  
'''1350, 24. Aug. ff'''  Bruchstück einer Rechnung in dem als Einnahme u.A. 7 Mark de collecta in Warnemünde vorkommen. Daß die Gesamtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes jährlich 7 Mark betrug. (zeigt der Vertrag von 1359, 18.Dec. (KFC)
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;1359 18.Dezember
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:Vertrag des Rostocker Rats mit den Warnemündern ("burgenses in Warnemunde") über Dienste und Schoß. Die Warnemünder sollen jederzeit unentgeltlich zu den städtischen Bauten in Warnemünde helfen und andere notwendige Dienste leisten. Der Rat sagt ihnen dafür zu, daß die von altersher auf 7 Mark festgesetzte Gesammtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes nicht erhöht werden soll. (KFC)
  
'''1359 18.Dezember''' Vertrag des Rostocker Rats mit den Warnemündern ("burgenses in Warnemunde") über Dienste und Schoß. Die Warnemünder sollen jederzeit unentgeltlich zu den städtischen Bauten in Warnemünde helfen und andere notwendige Dienste leisten. Der Rat sagt ihnen dafür zu, daß die von altersher auf 7 Mark festgesetzte Gesammtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes nicht erhöht werden soll. (KFC)
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;1381, 22. Febr. bis 1882, 22. Febr.
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:Erste erhaltene Gewettsrechnung, in der die bisher in den Kämmereirechnungen vorkommenden Ausgaben für Warnemünde erscheinen. (KFC)
  
'''1381, 22. Febr. bis 1882, 22. Febr.''' Erste erehaltene Gewettsrechnung, in der die bisher in den Kämmereirechnungen vorkommenden Ausgaben für Warnemünde erscheinen. (KFC)
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;1430
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:Während der Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen Rat zu Rostock sperrte die Herzogin Katharina von Mecklenburg den Warnemünder '''Hafen''' durch Verfestung von Schiffen und '''brennt den Ort nieder'''. (KFC)
  
'''1430''' Während der Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen Rat zu Rostock sperrte die Herzogin Katharina von Mecklenburg den Warnemünder Hafen durch Verfestung von Schiffen und brennt den Ort nieder. (KFC)
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;1475
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:Erwähnung von Blockhaus und '''Burg''' zu Warnemünde. (KFC)
  
'''1475''' Erwähnung von Blockhaus und Burg zu Warnemünde. (KFC)
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;1475, 23. April
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:Kaiser Friedrich III. bewilligt den Meckl. Herzögen einen Zoll zwischen Rostock und Warnemünde, doch verzichtet Herzog Heinrich mit seinen Söhnen '''1476, am 23. April''' auf die Erhebung, weil sie den Rechten und Freiheiten der Stadt zuwiderläuft. (KFC)
  
'''1475, 23. April'''  Kaiser Friedrich III. bewilligt den Meckl. Herzögen einen Zoll zwischen Rostock und Warnemünde, doch verzichtet Herzog Heinrich mit seinen Söhnen '''1476, am 23. April''' auf die Erhebung, weil sie den Rechten und Freiheiten der Stadt zuwiderläuft. (KFC)
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;1485 1.Februar
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:Der Rat läßt den Hafen auf eine Tiefe von 6 Ellen bringen und verbreitern. (BGR R)
  
'''1485 1.Februar''' Der Rat läßt den Hafen auf eine Tiefe von 6 Ellen bringen und verbreitern. (BGR R)
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;1487
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:Während der Domfehde nehmen die Meckl. Herzöge am 24. Juli 1487 den Ort. Am 1. August der '''befestigte Leuchtturm''' vom Herzog genommen, Warnemünde und die dortigen Befestigungen zerstört, die Dachziegel als Beute hinweggeführt. (KFC)und(BGR R)
  
'''1487''' Während der Domfehde nehmen die Meckl. Herzöge am 24. Juli 1487 den Ort. Am 1. August der befestigte Leuchtturm vom Herzog genommen, Warnemünde und die dortigen Befestigungen zerstört, die Dachziegel als Beute hinweggeführt. (KFC)und(BGR R)
+
;1494
 +
:Erwähnung der Warnemünder Vitte (Fischerlager) in Falsterbo, neben der Rostocker Vitte. (KFC)
  
'''1494'''  Erwähnung der Warnemünder Fitte (Fischerlager) in Falsterbo, neben der Rostocker Fitte. (KFC)
+
;1495, 17. März
 +
:Die Herzöge nehmen Warnemünde ein, arretieren die Rostocker Schiffe und verbieten Ein- und Ausfuhr. Bau von Befestigungswerken zur Sperrung des Hafens. (KFC und BGR R)
  
'''1495, 17. März''' Die Herzöge nehmen Warnemünde ein, arretieren die Rostocker Schiffe und verbieten Ein- und Ausfuhr. Bau von Befestigungswerken zur Sperrung des Hafens. (KFC)und (BGR R)
+
:10. April
 +
:Waffenstillstand; die Herzöge verpflichten sich Warnemünde nicht wieder zu befestigen. (BGR R)
  
- '''10. April''' Waffenstillstand; die Herzöge verpflichten sich Warnemünde nicht wieder zu befestigen. (BGR R)
+
:7.Dezember
 +
:Vergleich zwischen den Herzögen und der Stadt. Die Herzöge behalten sich vor, '''die Befestigung um den Leuchtturm zu zerstören.''' Sie betrachten es seitdem als ihr Recht, daß ohne ihre Genehmigung keine Befestigung in Warnemünde angelegt werden darf, geben aber Warnemünde an Rostock zurück. (BGR R)
  
- '''7.Dezember''' Vergleich zwischen den Herzögen und der Stadt. Die Herzöge behalten sich vor, die Befestigung um den Leuchtturm zu zerstören. Sie betrachten es seitdem als ihr Recht, daß ohne ihre Genehmigung keine Befestigung in Warnemünde angelegt werden darf, geben aber Warnemünde an Rostock zurück. (BGR R)
+
;1496, 28. Februar
 +
:Die Herzöge geben der Stadt die Erlaubnis zur Erhebung einer Bieraccise. Als Grund wird u.A. aufgeführt, daß Mittel zur Instandsetzung des Hafens und des Neuen Tiefs gebraucht würden. (KFC)
  
'''1496, 28. Februar'''  Die Herzöge geben der Stadt die Erlaubnis zur Erhebung einer Bieraccise. Als Grund wird u.A. aufgeführt, daß Mittel zur Instandsetzung des Hafens und des Neuen Tiefs gebraucht würden. (KFC)
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;1510 27.Juli/2.August
 +
:Die Herzöge protestieren gegen den Bau eines Blockhauses, der durch den Krieg mit Dänemark veranlaßt ist. (BGR R)
  
'''1510 27.Juli/2.August''' Die Herzöge protestieren gegen den Bau eines Blockhauses, der durch den Krieg mit Dänemark veranlaßt ist. (BGR R)
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:9.August
 
+
:Der Krieg der Städte gegen König Johann von Dänemark hat die Herzöge von Mecklenburg veranlaßt, den Rostockern die Errichtung eines Block- und Korbhauses zu Warnemünde zu gestatten, unter der Bedingung, daß diese Befestigungen nach Beendigung der Fehde wieder abgebrochen werde.  (KFC)
- '''9.August''' Der Krieg der Städte gegen König Johann von Dänemark hat die Herzöge von Mecklenburg veranlaßt, den Rostockern die Errichtung eines Block- und Korbhauses zu Warnemünde zu gestatten, unter der Bedingung, daß diese Befestigungen nach Beendigung der Fehde wieder abgebrochen werde.  (KFC)
 
  
 
===Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)===
 
===Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)===
  
'''1519 23.Mai''' Ausbesserung des "Neuen Tiefs" (= alter Strom; zwischen 1487 und 1519 entstanden) (BGR R)
+
;1519 23.Mai
 +
:Ausbesserung des "Neuen Tiefs" (= alter Strom; zwischen 1487 und 1519 entstanden) (BGR R)
  
'''1522 27.August''' Auch als Rostock gemeinsam mit Lübeck Gustav Wasa eine Flotte zu Hülfe sandte wird in Warnemünde ein Korbhaus eingerichtet.  (in 14 Tagen vollendet). (BGR R) (KFC)
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;1522 27.August
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:Auch als Rostock gemeinsam mit Lübeck Gustav Wasa eine Flotte zu Hülfe sandte wird in Warnemünde ein Korbhaus eingerichtet.  (in 14 Tagen vollendet). (BGR R) (KFC)
  
'''1535'''  Neue Verhandlungen mit den Herzögen wegen Errichtung einer Schanze oder eines Korbhauses zum Schutz des Warnemünder Hafens. (KFC)
+
;1535
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:Neue Verhandlungen mit den Herzögen wegen Errichtung einer Schanze oder eines Korbhauses zum Schutz des Warnemünder Hafens. (KFC)
  
'''1535 10.Juni''' Die Stadt soll sich dem Herzog verpflichten, das Korbhaus, das sie bauen will, nach Beendigung des Krieges der wendischen Städte gegen den Herzog von Holstein wieder zu zerstören. (BGR R)
+
;1535 10.Juni
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:Die Stadt soll sich dem Herzog verpflichten, das Korbhaus, das sie bauen will, nach Beendigung des Krieges der wendischen Städte gegen den Herzog von Holstein wieder zu zerstören. (BGR R)
  
'''1560'''  Vogtseid für Warnemünde. (KFC)
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;1560
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:Vogtseid für Warnemünde. (KFC)
  
'''1573''' Die Dänen unter König Friedrich von Dänemark sperren den Hafen. (BGR R)
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;1573
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:Die Dänen unter König Friedrich von Dänemark sperren den Hafen. (BGR R)
  
'''1573, 21.März''' "Senatus beschweret sich bei den Beamten zu Dobberan, daß die Doberanschen Bäcker ihr Brodt nach Warnemünde brächten und daselbst zum praejudice der hiesigen Bäcker, denen Warnemündernin ihren Häusern feil böte; bitten, solches abzustellen." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
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;1573, 21.März
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:"Senatus beschweret sich bei den Beamten zu Dobberan, daß die Doberanschen Bäcker ihr Brodt nach Warnemünde brächten und daselbst zum praejudice der hiesigen Bäcker, denen Warnemündern in ihren Häusern feil böte; bitten, solches abzustellen." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
  
'''1573, 8.August''' "Senatus an den auf der Rhede von Waremünde mit vier Schiffen liegeden dänischen Admiral Jürgen Appelgarde, darin sich Senatus beschweret, daß das dänische Schiffsvolk die Schwäne auf der Warnow schösse." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
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;1573, 8.August
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:"Senatus an den auf der Rhede von Warnemünde mit vier Schiffen liegenden dänischen Admiral Jürgen Appelgarde, darin sich Senatus beschweret, daß das dänische Schiffsvolk die Schwäne auf der Warnow schösse." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
  
'''1573''' gegen Ende des Jahres zerstörte ein Sturm die vor Warnemünde liegenden Dänischen Blockade Schiffe. (Becker Kirchspielchronik Röv.)
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;1573
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:gegen Ende des Jahres zerstörte ein Sturm die vor Warnemünde liegenden Dänischen Blockade-Schiffe. (Becker Kirchspielchronik Röv.)
  
'''1577''' Zerstörte ein heftiger Sturm 200 Schiffe und trieb sie ans Gestade des Meers. (KFC)
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;1577
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:Zerstörte ein heftiger Sturm 200 Schiffe und trieb sie ans Gestade des Meers. (KFC)
  
'''1577, 20. Febr.'''  Ratsverordnung, wonach hinfürder kein Warnemünder Schiffahrt treiben soll, ohne besondee Erlaubnis des Gewetts. Diejenigen Warnemünder, die zur Zeit die Schiffahrt betrieben, durften dabei bleiben, mußten aber einen Knecht halten, der während ihrer Abwesenheit die Fischerei und die Wache zu besorgen hatte. (KFC)
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;1577, 20. Febr.
- ebenso Gewettsordnung, wonach in Warnemünde außer dem Vogt und dem Barbier nicht mehr als 8 Krüge sein sollen. (KFC)
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:Ratsverordnung, wonach hinfürder kein Warnemünder Schiffahrt treiben soll, ohne besondee Erlaubnis des Gewetts. Diejenigen Warnemünder, die zur Zeit die Schiffahrt betrieben, durften dabei bleiben, mußten aber einen Knecht halten, der während ihrer Abwesenheit die Fischerei und die Wache zu besorgen hatte. (KFC)
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:- ebenso Gewettsordnung, wonach in Warnemünde außer dem Vogt und dem Barbier nicht mehr als 8 Krüge sein sollen. (KFC)
  
'''1579'''  Warnemünde brennt bis auf wenige Häuser ab. (KFC)
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;1579
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:Warnemünde brennt bis auf wenige Häuser ab. (KFC)
  
'''1580'''  Festsetzung des Bürgereides für Warnemünde
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;1580
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:Festsetzung des Bürgereides für Warnemünde
  
'''1582 4.Juli''' Herstellung des neuen Tiefs (= alter Strom) beendet. (BGR R)
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;1582 4.Juli
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:Herstellung des neuen Tiefs (= alter Strom) beendet. (BGR R)
  
 
[[Datei:Warnemünde 1586 Ausschnitt Vicke Schorler Rolle.jpg|thumb|400px|rechts| Warnemünde '''1586''' Ausschnitt Vicke Schorler Rolle (AHR)]]
 
[[Datei:Warnemünde 1586 Ausschnitt Vicke Schorler Rolle.jpg|thumb|400px|rechts| Warnemünde '''1586''' Ausschnitt Vicke Schorler Rolle (AHR)]]
  
'''1583'''  Erneute Sperrung des Warnemünder Hafens durch dänische Kriegsschiffe. (KFC)
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;1583
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:Erneute Sperrung des Warnemünder Hafens durch dänische Kriegsschiffe. (KFC)
  
'''1585'''  Hochzeitsordnung für Warnemünde (KFC)
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;1585
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:Hochzeitsordnung für Warnemünde (KFC)
  
'''1586 Juni-Juli'''  Verhandlungen mit Herzog Ulrich, aus denen ersichtlich ist, daß die Landesherrn in Warnemünde ein Absteigequartier besaßen. Es wird die Einrichtung eines Kellers und die vom Herzog gewünschte Verlegung der Küche erwähnt. (KFC)
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;1586 Juni-Juli
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:Verhandlungen mit Herzog Ulrich, aus denen ersichtlich ist, daß die Landesherrn in Warnemünde ein Absteigequartier besaßen. Es wird die Einrichtung eines Kellers und die vom Herzog gewünschte Verlegung der Küche erwähnt. (KFC)
  
'''1593, 7.März'''  Wiederholung der Verordnung wegen der Schiffahrt vom 20. Februar 1577. Wer sich nicht fügen will, soll bis zum nächsten Ostern mit allem seinem Gut nach Rostock ziehen. (KFC)
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;1593, 7.März
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:Wiederholung der Verordnung wegen der Schiffahrt vom 20. Februar 1577. Wer sich nicht fügen will, soll bis zum nächsten Ostern mit allem seinem Gut nach Rostock ziehen. (KFC)
  
'''1603, 29. Sept.''' Bestallung des Vogtes Peter Lange. (KFC)
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;1603, 29. Sept.
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:Bestallung des Vogtes Peter Lange. (KFC)
  
'''1606 1.Februar''' Den Warnemündern wird durch Ratsbeschluß den Warnemündern der Schiffbau verboten (1610 wird Bootsbau gestattet). (BGR R)
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;1606 1.Februar
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:Den Warnemündern wird durch Ratsbeschluß den Warnemündern der Schiffbau verboten (1610 wird Bootsbau gestattet). (BGR R)
  
'''1606, 18. Mai'''  Anordnung einer Schonzeit für Vögel und Wild. (KFC)
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;1606, 18. Mai
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:Anordnung einer Schonzeit für Vögel und Wild. (KFC)
  
'''1609, 16.Jan.'''  Ratsbeschluß, wonach zu Warnemünde der Wadenzug einem jeden freistehen soll und "niemandt einigen Ordt der fischerey in der Sehe für sein eigenthumb zu vortheidigen gestattet sein soll." die Weddeherren sollen die Anlegung neuer Wadenzüge begünstigen, da im Vorjahre nur 3 Heringswaden auf 2 Zügen in Betrieb gewesen. (KFC)
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;1609, 16.Jan.
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:Ratsbeschluß, wonach zu Warnemünde der Wadenzug einem jeden freistehen soll und "niemandt einigen Ordt der fischerey in der Sehe für sein eigenthumb zu vortheidigen gestattet sein soll." die Weddeherren sollen die Anlegung neuer Wadenzüge begünstigen, da im Vorjahre nur 3 Heringswaden auf 2 Zügen in Betrieb gewesen. (KFC)
  
'''1613, 6.Febr.'''  Jochhim Evers in Warnemünde wird der Bootsbau in seinem Hause gestattet. Auch soll er in Notfällen Schiffsreparaturen vornehmen dürfen, wenn keine Rostocker Schiffszimmerleute anwesend sind. (KFC)
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;1613, 6.Febr.
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:Jochhim Evers in Warnemünde wird der Bootsbau in seinem Hause gestattet. Auch soll er in Notfällen Schiffsreparaturen vornehmen dürfen, wenn keine Rostocker Schiffszimmerleute anwesend sind. (KFC)
  
'''1619, 11./12. Febr.'''  Die Verlöbnis-, Hochzeits- Kindtaufs- und Feuerordnung für Warnemünde vom 13. Januar wird in Warnemünde in der Vogtei den sämtlichen Warnemündern vorgelesen, resp. von der Kanzel publiciert. Nach der Feuerordnnung sollen die Feuerstallen jährlich besichtigt werden. (KFC)
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;1619, 11./12. Febr.
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:Die Verlöbnis-, Hochzeits- Kindtaufs- und Feuerordnung für Warnemünde vom 13. Januar wird in Warnemünde in der Vogtei den sämtlichen Warnemündern vorgelesen, resp. von der Kanzel publiciert. Nach der Feuerordnnung sollen die Feuerstallen jährlich besichtigt werden. (KFC)
  
'''1621, 10.Febr.''' Die Bestrafung Fite Kempes zeigt, daß den Warnemündern das Fischen im Strom verboten war. (KFC)
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;1621, 10.Febr.
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:Die Bestrafung Fite Kempes zeigt, daß den Warnemündern das Fischen im Strom verboten war. (KFC)
  
'''1625, 12. Febr.''' Große Sturmflut, die in Warnemünde 74 Häuser zerstörte. vorhanden waren damals über 150 durchweg aus Lehm gebaute Häuser. (KFC)
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;1625 10./11. Febr.
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:war die bekannte schreckliche Überschwemmung zu Rostock und in der Umgegend, davon in dem *[["Etwas von gelehrten Rostockschen Nachrichten"  4.Jahrg. Nr.898 i.J. 1740]] eine ausführliche Nachricht abgedruckt sich findet.
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:In hiesiger Gegend soll ein großer Theil der Waldung unter Wasser gestanden haben, ja es soll das Wasser in Niederungen bis Blankenhagen  vorgedrungen seyn. Die Wasserhöhe des Maaßes war 14 Fuß ''(rund 4,60 m)'' über den mittlern Stand gestiegen. Die Meierey auf dem Moorhof (vorh. Moor genannt) stand völlig im Wasser, Pferde und Ochsen ertranken, die Bewohner saßen 3 Tage im Dach auf dem Heu. Zu Warnemünde wurden von 150 dortigen Häusern 18 an der Düne gänzlich weggerissen und 74 stark beschädiget ; viele Schiffe zertrümmert. (BK)
  
'''1628 15.Februar''' Warnemünde durch den wallensteinschen Oberst St. Julian besetzt. Bau einer Schanze. (BGR R)
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;1628 15.Februar
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:Warnemünde durch den wallensteinschen Oberst St. Julian besetzt. Bau einer Schanze. (BGR R)
  
'''1628, 9.März'''  Warnemünde wird durch dänische Kriegsschiffe blockiert und bombardiert. (KFC)
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;1628, 9.März
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:Warnemünde wird durch dänische Kriegsschiffe blockiert und bombardiert. (KFC)
  
'''1631 Juli/August''' Angriff der kaiserlichen und der herzoglichen Truppen. (BGR R)
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;1631 Juli/August'
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:Angriff der kaiserlichen und der herzoglichen Truppen. (BGR R)
  
- 27.August Eroberung der Schanze durch Herzog Johann Albrecht und Oberst Lohausen. Abzug der Kaiserlichen. (BGR R)
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:- 27.August Eroberung der Schanze durch Herzog Johann Albrecht und Oberst Lohausen. Abzug der Kaiserlichen. (BGR R)
  
- 28.August Die Schweden besetzen die Schanze allein. (BGR R)
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:- 28.August Die Schweden besetzen die Schanze allein. (BGR R)
  
- 30.August Der schwedische Generalkommissar Erik Anderssen richtet im Einverständnis mit den aus der Verbannung zurückgekehrten Herzögen eine Zollstelle in Warnemünde ein. Sie bestand mit Unterbrechungen bis ins 18. Jahrhundert. (KFC) (BGR R)
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:- 30.August Der schwedische Generalkommissar Erik Anderssen richtet im Einverständnis mit den aus der Verbannung zurückgekehrten Herzögen eine Zollstelle in Warnemünde ein. Sie bestand mit Unterbrechungen bis ins 18. Jahrhundert. (KFC) (BGR R)
  
'''1632 29.Februar''' Durch Vertrag zwischen Gustav Adolf und den mecklenburgischen Herzögen bleibt der schwedische Zoll in Warnemünde bestehen. Schweden halten die Schanze besetzt. (BGR R)
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;1632 29.Februar
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:Durch Vertrag zwischen Gustav Adolf und den mecklenburgischen Herzögen bleibt der schwedische Zoll in Warnemünde bestehen. Schweden halten die Schanze besetzt. (BGR R)
  
'''1634, 3.Nov.'''  Die Vernehmung einiger Warnemünder Fischer durch die Gewettsherren beweist, daß man noch damals nach Falsterbo zum Heringsfang zog und daß die Warnemünder verpflichtet waren, ihn mitzumachen. (KFC)
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;1634, 3.Nov.
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:Die Vernehmung einiger Warnemünder Fischer durch die Gewettsherren beweist, daß man noch damals nach Falsterbo zum Heringsfang zog und daß die Warnemünder verpflichtet waren, ihn mitzumachen. (KFC)
  
'''1637 29.April''' Ausbesserung der Schwedenschanze (BGR R)
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;1637 29.April
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:Ausbesserung der Schwedenschanze (BGR R)
  
'''1638 11.März''' Die Schwedenschanze den Kaiserlichen übergeben. (BGR R)
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;1638 11.März
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:Die Schwedenschanze den Kaiserlichen übergeben. (BGR R)
  
'''1639 26.Oktober''' Die Schwedenschanze den Rostockern demoliert, aber gleich darauf von den Schweden zurückerobert und wieder hergestellt. (BGR R)
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;1639 26.Oktober
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:Die Schwedenschanze den Rostockern demoliert, aber gleich darauf von den Schweden zurückerobert und wieder hergestellt. (BGR R)
  
'''1646, 1. und 7. März, sowie 1647,7.Jan.''' Mandate gegen das Karpfen und Hecht angeln. (KFC)
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;1646, 1. und 7. März, sowie 1647,7.Jan.
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:Mandate gegen das Karpfen und Hecht angeln. (KFC)
  
'''1648'''  Westphälischer Friede. Vergebliches Bemühen der Stadt Rostock, den Warnemünder Schwedenzoll zu beseitigen. (KFC)
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;1648
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:Westphälischer Friede. Vergebliches Bemühen der Stadt Rostock, den Warnemünder Schwedenzoll zu beseitigen. (KFC)
  
 
===Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)===
 
===Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)===
  
'''1660 8.März''' Im schwedisch-polnischen Krieg Besatzung der Schwedenschanze von kaiserlichen Truppen zur Übergabe gezwungen. (BGR R)
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;1660 8.März
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:Im schwedisch-polnischen Krieg Besatzung der Schwedenschanze von kaiserlichen Truppen zur Übergabe gezwungen. (BGR R)
  
'''- 23./24.März''' Die Schwedenschanze von den Kaiserlichen unter Montecuculi zerstört. (BGR R)
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;- 23./24.März
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:Die Schwedenschanze von den Kaiserlichen unter Montecuculi zerstört. (BGR R)
  
'''- 19.Apri'''l Die kaiserlichen Truppen ziehen aus Warnemünde ab. (BGR R)
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;- 19.April
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:Die kaiserlichen Truppen ziehen aus Warnemünde ab. (BGR R)
  
'''1661 Juni''' Die Schweden bauen eine neue Schanze auf der Ostseite von Warnemünde beim Zimmerhof. (BGR R)
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;1661 Juni
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:Die Schweden bauen eine neue Schanze auf der Ostseite von Warnemünde beim Zimmerhof. (BGR R)
  
 
[[Datei:Warnemünde 1661.jpg|thumb|600px|rechts| Warnemünde 1661 (LHA)]]
 
[[Datei:Warnemünde 1661.jpg|thumb|600px|rechts| Warnemünde 1661 (LHA)]]
  
'''1664, 12. Febr.'''  "Verbot, daß aus der See kommende Schiffe in Warnemünde liegen bleiben, dort löschen und laden und Zimmern laßen, ohne mit ihren Waaren an die Stadt zu kommen."  (KFC)
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;1664, 12. Febr.
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:"Verbot, daß aus der See kommende Schiffe in Warnemünde liegen bleiben, dort löschen und laden und Zimmern laßen, ohne mit ihren Waaren an die Stadt zu kommen."  (KFC)
  
'''1665 25.März''' Die Schweden vertreiben die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei. (BGR R)
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;1665 25.März
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:Die Schweden vertreiben die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei. (BGR R)
  
'''1665, 23. Sept.'''  "Verbot der Leinenweberei in Warnemünde"  (KFC)
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;1665, 23. Sept.
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:"Verbot der Leinenweberei in Warnemünde"  (KFC)
  
'''1666, 31. März'''  "Wiederholung des Mandats vom 12. Febr. 1664 mit Zusatz über die dem Vogt von den Schiffen zu zahlenden Gebühren." (KFC)
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;1666, 31. März
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:"Wiederholung des Mandats vom 12. Febr. 1664 mit Zusatz über die dem Vogt von den Schiffen zu zahlenden Gebühren." (KFC)
  
'''1667, 20. Aug.'''  Die Warnemünder werden an die alte Observanz (1359, 18. Dez.) erinnert, wonach sie jederzeit Fuhren und Hülfe bei den notwendigen Bauten zu leisten haben. Wenn sie sich darin willig zeigen, wird ihnen das Aalstechen auf dem Breitling bis nach Großen Klein (mit gewissen Einschränkungen) sowie das Obstverfahren mit kleinen Böten gestattet, falls sie das Obst in Rostock einkaufen. Auch soll ihnen erlaubt sein, Rostocker Bier und Gartengewächse über die See in einige Klipphäfen zu bringen. (KFC)  
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;1667, 20. Aug.
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:Die Warnemünder werden an die alte Observanz (1359, 18. Dez.) erinnert, wonach sie jederzeit Fuhren und Hülfe bei den notwendigen Bauten zu leisten haben. Wenn sie sich darin willig zeigen, wird ihnen das Aalstechen auf dem Breitling bis nach Großen Klein (mit gewissen Einschränkungen) sowie das Obstverfahren mit kleinen Böten gestattet, falls sie das Obst in Rostock einkaufen. Auch soll ihnen erlaubt sein, Rostocker Bier und Gartengewächse über die See in einige Klipphäfen zu bringen. (KFC)  
  
'''1667, 19. Dezember''' Feststellung, wieviel Bootsschiffer in Warnemünde wären und wieviel Lotsen ihre Böte tragen könnten. (KFC)
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;1667, 19. Dezember
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:Feststellung, wieviel Bootsschiffer in Warnemünde wären und wieviel Lotsen ihre Böte tragen könnten. (KFC)
  
'''1668, 13. April'''  Wiederholung des Verbots der Leinenweberei in Warnemünde. (KFC)
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;1668, 13. April
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:Wiederholung des Verbots der Leinenweberei in Warnemünde. (KFC)
  
'''1668, 14.April'''  "Mandat betreff die Schonzeit für Wild und Vögel" (vgl. 1606, 18. Mai); "Verbot des Brachens (Kalfaterns), Bauens und Klopfens an den Schiffen während Barsche, Brachsen und andere Fische einziehen."; "Verbot Schweine frei umherlaufen zu lassen" (KFC)
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;1668, 14.April
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:"Mandat betreff die Schonzeit für Wild und Vögel" (vgl. 1606, 18. Mai); "Verbot des Brachens (Kalfaterns), Bauens und Klopfens an den Schiffen während Barsche, Brachsen und andere Fische einziehen."; "Verbot Schweine frei umherlaufen zu lassen" (KFC)
  
'''1669, 7.Nov.'''  Erneutes Verbot des Fischharkens. (KFC)
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;1669, 7.Nov.
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:Erneutes Verbot des Fischharkens. (KFC)
  
'''1669, 7. und 20. Nov.'''  "Verbot die Krüge bis in die Nacht offen zu halten." (KFC)
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:1669, 7. und 20. Nov.
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:"Verbot die Krüge bis in die Nacht offen zu halten." (KFC)
  
'''1672, 9. Okt.'''  "Verbot für die Warnemünder, Mehl von fremden Müllern zu kaufen. Das Mehl soll in der Stadt gemahlen und in der Stadt die Accise davon entrichtet sein." (KFC)
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;1672, 9. Okt.
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:"Verbot für die Warnemünder, Mehl von fremden Müllern zu kaufen. Das Mehl soll in der Stadt gemahlen und in der Stadt die Accise davon entrichtet sein." (KFC)
  
'''1673, 11. Febr.'''  Auf E.E. Rats Dekret ermahnen die Gewettsherrn den Vogt, auf das Brotbacken beßer Obacht zu geben. Er erklärt, sein Bestes zu tun aber nicht verhindern zu können, wenn die Leute in der Stadt backten. Es soll offenbar in Warnemünde in den dortigen Backstuben gebacken werden. (Vgl. 1679, 29.März) (KFC)
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;1673, 11. Febr.
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:Auf E.E. Rats Dekret ermahnen die Gewettsherrn den Vogt, auf das Brotbacken beßer Obacht zu geben. Er erklärt, sein Bestes zu tun aber nicht verhindern zu können, wenn die Leute in der Stadt backten. Es soll offenbar in Warnemünde in den dortigen Backstuben gebacken werden. (Vgl. 1679, 29.März) (KFC)
  
'''1673, 29. März'''  Ratsdekret, wonach die Fuhren nach Dänemark und andern Orten von den Warnemündern der Reihe nach besorgt werden sollen. (KFC)
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;1673, 29. März
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:Ratsdekret, wonach die Fuhren nach Dänemark und andern Orten von den Warnemündern der Reihe nach besorgt werden sollen. (KFC)
  
'''1675 16./17.Juli''' Die neue Schwedenschanze von den Brandenburgern besetzt. Die Gewettsherren ergreifen vom Vogtei-Gebäude wieder Besitz. (BGR R)
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;1675 16./17.Juli
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:Die neue Schwedenschanze von den Brandenburgern besetzt. Die Gewettsherren ergreifen vom Vogtei-Gebäude wieder Besitz. (BGR R)
  
'''1676 Januar''' Warnemünde geht durch Vertrag an die Dänen über; die Schanze im Osten wird geschleift. (BGR R)
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;1676 Januar
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:Warnemünde geht durch Vertrag an die Dänen über; die Schanze im Osten wird geschleift. (BGR R)
  
'''1677, 26. Januar'''  E.E.Ratsordnung für Warnemünde; sie enthält mehrere Paragraphen über anständiges Benehmen auf der Vogtei, Bestimmungen über die Nachtwache, das Verbot, Vieh auf die Hegewiesen zu treiben, die Mahnung zur Ordnung beim Lotsen- und Bergungsdienst sowie beim übersetzten von Reisenden nach Dänemark u. A. . (KFC)
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;1677, 26. Januar
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:E.E.Ratsordnung für Warnemünde; sie enthält mehrere Paragraphen über anständiges Benehmen auf der Vogtei, Bestimmungen über die Nachtwache, das Verbot, Vieh auf die Hegewiesen zu treiben, die Mahnung zur Ordnung beim Lotsen- und Bergungsdienst sowie beim übersetzten von Reisenden nach Dänemark u. A. . (KFC)
  
'''1679, 7. Januar'''  Festsetzung über Fracht- und Fuhrlohn für Überfahrten nach Dänemark (Gjedser). (KFC)
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;1679, 7. Januar
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:Festsetzung über Fracht- und Fuhrlohn für Überfahrten nach Dänemark (Gjedser). (KFC)
  
'''1679, 29. Mai'''  Gewettsdekret, das u.A. einschärft, "das Brod nach altem Herkommen in Warnemünde im Vogteibackhause und nicht in Rostock backen zu laßen." (KFC)
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;1679, 29. Mai
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:Gewettsdekret, das u.A. einschärft, "das Brod nach altem Herkommen in Warnemünde im Vogteibackhause und nicht in Rostock backen zu laßen." (KFC)
  
'''1679, 25. Juni'''  Revision der Gewichte der Warnemünder Händler durch den Gewettsdiener. (KFC)
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;1679, 25. Juni
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:Revision der Gewichte der Warnemünder Händler durch den Gewettsdiener. (KFC)
  
'''1680, 5. Febr.'''  Regelung der Warnemünder Bootfahrt mit Passagieren nach Dänemark und Schonen. (KFC)
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;1680, 5. Febr.
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:Regelung der Warnemünder Bootfahrt mit Passagieren nach Dänemark und Schonen. (KFC)
  
'''1681, 12. Febr.'''  Besichtigung von Warnemünde durch den schwedischen Generalfeldmarschall Graf Königsmarck wegen Wiedereinrichtung des Zolls. Protest der Stadt Rostock. (KFC)
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;1681, 12. Febr.
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:Besichtigung von Warnemünde durch den schwedischen Generalfeldmarschall Graf Königsmarck wegen Wiedereinrichtung des Zolls. Protest der Stadt Rostock. (KFC)
  
'''1681, 5. März'''  Ein schwedisches Kriegsschiff erscheint in Warnemünde, um den Zoll wieder zu erheben. Die Stadt Rostock verweigert die Öffnung des Hafenbaumes. (KFC)
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;1681, 5. März
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:Ein schwedisches Kriegsschiff erscheint in Warnemünde, um den Zoll wieder zu erheben. Die Stadt Rostock verweigert die Öffnung des Hafenbaumes. (KFC)
  
'''1681, 12. April'''  Verhandlungen des Gewetts mit dem schwedischen Kapitän und dem Licentmeister. Der Kapitän erklärt, er bleibe solange vor Warnemünde liegen um den Zoll zu erheben, bis dafür andere Vorkehr getroffen sei. Der Licentmeister erklärt, er habe den Zoll in derselben Weise zu erheben wie bis 1671 geschehen. (KFC)
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;1681, 12. April
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:Verhandlungen des Gewetts mit dem schwedischen Kapitän und dem Licentmeister. Der Kapitän erklärt, er bleibe solange vor Warnemünde liegen um den Zoll zu erheben, bis dafür andere Vorkehr getroffen sei. Der Licentmeister erklärt, er habe den Zoll in derselben Weise zu erheben wie bis 1671 geschehen. (KFC)
  
'''1681, 3.Mai'''  Auf die Klagen der Rostocker Fischer, daß der Brachsenfang von Warnemünde sehr gestört würde, weist das Gewett den Vogt an, den Warnemündern das Fischen "Vor der See" und im Strom und die Zimmerei an Schiffen zu untersagen. (KFC)
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;1681, 3.Mai
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:Auf die Klagen der Rostocker Fischer, daß der Brachsenfang von Warnemünde sehr gestört würde, weist das Gewett den Vogt an, den Warnemündern das Fischen "Vor der See" und im Strom und die Zimmerei an Schiffen zu untersagen. (KFC)
  
'''1682, 12. Januar'''  Hochzeitsordnung für Warnemünde. (KFC)
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;1682, 12. Januar
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:Hochzeitsordnung für Warnemünde. (KFC)
  
'''1682,21. Febr.'''  Verordnung des Gewetts wonach, wer in Warnemünde Bier "einlegen2 will, es beim Vogt anmelden und der Stadt die Accise entrichten muß. (KFC)
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;1682,21. Febr.
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:Verordnung des Gewetts wonach, wer in Warnemünde Bier "einlegen" will, es beim Vogt anmelden und der Stadt die Accise entrichten muß. (KFC)
  
'''dto.''' Jürgen Knutsen wird in Warnemünde als Frei-Leinenweber zugelassen. (KFC)
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;dto.
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:Jürgen Knutsen wird in Warnemünde als Frei-Leinenweber zugelassen. (KFC)
  
'''1686, 4.Mai'''  Befehl an den Vogt, seiner Instruktion gemäß darauf zu achten, daß die Schiffe den Ballast ein Stück Weges von den Dünen und dem Bollwerk entfernt auswerfen lassen. (KFC)
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;1686, 4.Mai
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:Befehl an den Vogt, seiner Instruktion gemäß darauf zu achten, daß die Schiffe den Ballast ein Stück Weges von den Dünen und dem Bollwerk entfernt auswerfen lassen. (KFC)
  
'''1686, 18. Juni'''  Ratsdekret, wonach die Schiffer in Warnemünde, deren Böte mehr als 2 Last Güter fahren können, solche sofort "hinweg thun" oder aber nach Rostock ziehen sollen. (KFC)
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;1686, 18. Juni
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:Ratsdekret, wonach die Schiffer in Warnemünde, deren Böte mehr als 2 Last Güter fahren können, solche sofort "hinweg thun" oder aber nach Rostock ziehen sollen. (KFC)
  
'''1686, 29.Juni'''  Unter dem Vorsitz des Gewetts vergleichen sich die Warnemünder Fischer und Schiffer mit den Deputierten des Schonenfahrergelags und sämtliche Rostocker Kaufleuten und Seefahrern wegen der beim Aus- und Einbringen von Schiffen und Leichtern durch die Warnemünder zu erhebenden Gebühren. (KFC)
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;1686, 29.Juni
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:Unter dem Vorsitz des Gewetts vergleichen sich die Warnemünder Fischer und Schiffer mit den Deputierten des Schonenfahrergelags und sämtliche Rostocker Kaufleuten und Seefahrern wegen der beim Aus- und Einbringen von Schiffen und Leichtern durch die Warnemünder zu erhebenden Gebühren. (KFC)
  
'''1686, Oktober'''  Wird in Warnemünde ein Bürger und Krämer erwähnt, woraus hervorgeht, das damals in unserem Hafenorte nicht bloß Haken (von Höker = Händler, der auf der Straße oder in einer Bude Waren mit geringem Umsatz verkauft, Kleinhändler) sondern mindestens auch ein Krämer geduldet wurde. Die "Freyhakerey", d.h. der Handel mit allerhand "Hakenwaaaren" wie Hering, Butter, Käse, Fischwerk, Talglichten und dergleichen wurde vom Gewett häufig in Warnemünde vergeben und zwar meist auf Lebenszeit nicht nur für de Antragsteller, sondern auch für dessen Frau. Grade über die vielen Höker klagt obiger Krämer, daß sie ihm das Geschäft verderben. Er hat deshalb den Thranverkauf mit aufgenommen. Dies aber wollen die Rostocker Schuster wieder nicht leiden, und so bekommt die Sache zur Entscheidung vor das Gewett. Letzteres entscheidet für den Krämer (Johann Jörcke) und verleiht ihm "die freyheit mit thran zu handelen" da Jörcke einmal "ein fast abgelebter alter Mann", ferner der Thranhandel in Warnemünde nicht der Schusterrrolle wiederspreche und endlich Warnemünde zwei Meilen von der Stadt entfernt sei, so daß Jörckes Handel mit "Thran wahren" dem Schusteramte nicht schaden könne. (KFC)
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;1686, Oktober
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:Wird in Warnemünde ein Bürger und Krämer erwähnt, woraus hervorgeht, das damals in unserem Hafenorte nicht bloß Haken (von Höker = Händler, der auf der Straße oder in einer Bude Waren mit geringem Umsatz verkauft, Kleinhändler) sondern mindestens auch ein Krämer geduldet wurde. Die "Freyhakerey", d.h. der Handel mit allerhand "Hakenwaaren" wie Hering, Butter, Käse, Fischwerk, Talglichten und dergleichen wurde vom Gewett häufig in Warnemünde vergeben und zwar meist auf Lebenszeit nicht nur für de Antragsteller, sondern auch für dessen Frau. Grade über die vielen Höker klagt obiger Krämer, daß sie ihm das Geschäft verderben. Er hat deshalb den Thranverkauf mit aufgenommen. Dies aber wollen die Rostocker Schuster wieder nicht leiden, und so bekommt die Sache zur Entscheidung vor das Gewett. Letzteres entscheidet für den Krämer (Johann Jörcke) und verleiht ihm "die freyheit mit thran zu handelen" da Jörcke einmal "ein fast abgelebter alter Mann", ferner der Thranhandel in Warnemünde nicht der Schusterrrolle wiederspreche und endlich Warnemünde zwei Meilen von der Stadt entfernt sei, so daß Jörckes Handel mit "Thran wahren" dem Schusteramte nicht schaden könne. (KFC)
  
'''1686, 16. Nov.'''  wird der Wismarsche Barbiergeselle Hinrich Roth "in betracht desselben wohl erlernten und geübten Chirurgiekunst auf Fürbitte seines Stiefvaters," eines Warnemünder Bürgers, vom Gewett als "Frey Barbier" in Warnemünde zugelassen. (Ein Barbier kommt in Warnemünde schon 1577 vor. 1819 wird später darüber geklagt, daß in Warnemünde kein Chirurg sei.) (KFC)
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;1686, 16. Nov.
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:wird der Wismarsche Barbiergeselle Hinrich Roth "in betracht desselben wohl erlernten und geübten Chirurgiekunst auf Fürbitte seines Stiefvaters," eines Warnemünder Bürgers, vom Gewett als "Frey Barbier" in Warnemünde zugelassen. (Ein Barbier kommt in Warnemünde schon 1577 vor. 1819 wird später darüber geklagt, daß in Warnemünde kein Chirurg sei.) (KFC)
  
'''1700, vor dem 20. Sept.'''  Brand in Warnemünde bei dessen Dämpfung Rostocker Stadtsoldaten mitgeholfen haben, weshalb ihnen durch Ratsdekret vom 20. September eine Belohnung zugesprochen wird. (KFC)
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;1700, vor dem 20. Sept.
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:Brand in Warnemünde bei dessen Dämpfung Rostocker Stadtsoldaten mitgeholfen haben, weshalb ihnen durch Ratsdekret vom 20. September eine Belohnung zugesprochen wird. (KFC)
  
'''1716'''  Peter der Große mit einer Flotte vor Warnemünde. (KFC)
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;1716
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:Peter der Große mit einer Flotte vor Warnemünde. (KFC)
  
'''1718,26.Februar'''  Brand in Warnemünde durch den 20 Häuser zerstört werden. (KFC)
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;1718,26.Februar
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:Brand in Warnemünde durch den 20 Häuser zerstört werden. (KFC)
  
'''1729, 21.April''' E.E. Raths-Verordnung "Wie es zu Warnemünde mit Ein- und Ausbringung frembder Schiffe und Fahr-Zeuge, im gleichen mit Lösch- und Beladung  der auff der Rhede liegenden, und dann auch mit gestrandeten Schiffen, deren Waaren und Gütern gehalten werden soll.(KFC)
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;1721
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:4. Juli - Verordnung daß zu Warnemünde, wie auch auf der Stadt und Hospital-Dörfer kein ander als Rostocker Bier verschenkt werden soll. (UA)
  
'''1735, Mai''' Während der Wirren unter Karl Leopold und Christian Ludwig ließ letzterer als Kaiserlicher Kommissar Warnemünde von Schwarzburger Kommissionstruppen besetzen, mußte dieselben aber auf Beschwerde der Stadt wegen Verletzung ihres Garnisonsrechtes wieder zurückziehen. (KFC)
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;1729, 21.April
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:E.E. Raths-Verordnung "Wie es zu Warnemünde mit Ein- und Ausbringung frembder Schiffe und Fahr-Zeuge, im gleichen mit Lösch- und Beladung  der auff der Rhede liegenden, und dann auch mit gestrandeten Schiffen, deren Waaren und Gütern gehalten werden soll.(KFC)
  
'''1740'''  ging der Schwedenzoll zu Warnemünde in den Pfandbesitz des Herzogs Carl Leopold über. (KFC)
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;1735, Mai
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:Während der Wirren unter Karl Leopold und Christian Ludwig ließ letzterer als Kaiserlicher Kommissar Warnemünde von Schwarzburger Kommissionstruppen besetzen, mußte dieselben aber auf Beschwerde der Stadt wegen Verletzung ihres Garnisonsrechtes wieder zurückziehen. (KFC)
  
'''1755'''  Vermessung Warnemündes und Aufstellung eines Feldregisters durch den '''Stadtkassen Sekretär Tarnow'''. (KFC)
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;1740
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:ging der Schwedenzoll zu Warnemünde in den Pfandbesitz des Herzogs Carl Leopold über. (KFC)
  
'''1756, 27.Januar''' Gewettsverordnung : Fremde Schiffe müssen während der Winterlage in Warnemünde vom Bollwerk abbleiben. (KFC)
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;1755
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:Vermessung Warnemündes und Aufstellung eines Feldregisters durch den '''Stadtkassen Sekretär Tarnow'''. (KFC)
  
'''1767''' Durchbruch der See auf der Ostseite. (BGR R)
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;1756, 27.Januar
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:Gewettsverordnung : Fremde Schiffe müssen während der Winterlage in Warnemünde vom Bollwerk abbleiben. (KFC)
  
'''1769, 27.Febr.'''  Die Warnemünder Bürgerschaft erehält vom Rat die Erlaubnis, eine neue Schule einzurichten, da der Küster im Rechnen und Schreiben nicht gehörig unterrichten kann.  (KFC)
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;1767
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:Durchbruch der See auf der Ostseite.''(Hohe Düne)'' (BGR R)
  
'''1779, 18. Febr.'''  Gesuch der Warnemünder, die neu zu erbauenden Häuser nicht zwischen Vorder- und Hinterreihe setzen zulassen. (KFC)
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;1769, 27.Febr.
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:Die Warnemünder Bürgerschaft erhält vom Rat die Erlaubnis, eine neue Schule einzurichten, da der Küster im Rechnen und Schreiben nicht gehörig unterrichten kann. (KFC)
  
'''1781, 25.Mai'''  "E.E.Raths der Stadt Rostock Lotsen-Ordnung für den Hafen Warnemünde." (KFC)
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;1779, 18. Febr.
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:Gesuch der Warnemünder, die neu zu erbauenden Häuser nicht zwischen Vorder- und Hinterreihe setzen zulassen. (KFC)
  
'''1782, 17. Juli'''  Ratsverordnung wegen des von den kleinen Schiffen zu erlegenden Lotsengeldes. (KFC)
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;1781, 25.Mai
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:"E.E.Raths der Stadt Rostock Lotsen-Ordnung für den Hafen Warnemünde." (KFC)
  
'''1784'''  Vorschlag des Warnemünders Joh.Lange zwischen der Vorderreihe und dem Bollwerk eine Reihe von Querhäusern errichten zu lassen, da sich sonst keine geeigneten Bauplätze fänden. - Abschlägiger Bescheid trotz mehrfacher Wiedereholung. (KFC)
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;1782, 17. Juli
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:Ratsverordnung wegen des von den kleinen Schiffen zu erlegenden Lotsengeldes. (KFC)
  
'''1784, seit 19. Januar'''  Verbote, die neu zun erbauenden Häuser in Warnemünde mit Stroh zu decken. (KFC)
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;1784
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:Vorschlag des Warnemünders Joh.Lange zwischen der Vorderreihe und dem Bollwerk eine Reihe von Querhäusern errichten zu lassen, da sich sonst keine geeigneten Bauplätze fänden. - Abschlägiger Bescheid trotz mehrfacher Wiederholung. (KFC)
  
'''1784, 6. Okt.'''  Verordnung, daß die fremden Schiffe nur in Rostock Winterlager halten dürfen. (KFC)
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;1784, seit 19. Januar
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:Verbote, die neu zu erbauenden Häuser in Warnemünde mit Stroh zu decken. (KFC)
  
'''1796, 15.Jan.'''  E.E.Rat schlägt der Bürgerschaft die Anstellung eines Dünenwächters zur Bewachung der Warnemünder Dünen vor. (KFC)
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;1784, 6. Okt.
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:Verordnung, daß die fremden Schiffe nur in Rostock Winterlager halten dürfen. (KFC)
  
'''1797, seit'''  wurden besonders auf den Rat des Prof. Dr. Franz Christian Lorenz Karsten, Anpflanzungsversuche auf den Dünen zwischen Warnemünde und Diedrichshagen gemacht. (KFC)
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;1796, 15.Jan.
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:E.E.Rat schlägt der Bürgerschaft die Anstellung eines Dünenwächters zur Bewachung der Warnemünder Dünen vor. (KFC)
  
'''1799, Ende April, Anfang Mai''' Forstinspektor Becker schickt seine Waldarbeiter aus der Rostocker Heide nach Warnemünde um 4000 Akazien ("Scheinakazien"= Robinien) sowie eine ungezählte Anzahl an Weiden und Pappeln zu pflanzen. (KFC)  
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;1797, seit
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:wurden besonders auf den Rat des Prof. Dr. Franz Christian Lorenz Karsten, Anpflanzungsversuche auf den Dünen zwischen Warnemünde und Diedrichshagen gemacht. (KFC)
  
'''1799, 24.Juli'''  "Instruktion für den Dünenwärter" (KFC)
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:1799, Ende April, Anfang Mai
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:Forstinspektor Becker schickt seine Waldarbeiter aus der Rostocker Heide nach Warnemünde um 4000 Akazien ("Scheinakazien"= Robinien) sowie eine ungezählte Anzahl an Weiden und Pappeln zu pflanzen. (KFC)  
  
'''1800'''  Johann Christian Friedrich Wundemann erwähnt Warnemünde in dem 1800 erschienenen 1.Teil seines Buches "Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack" nur als Ausflugsort der Rostocker, ohne des Seebades zu gedenken. Warnemünde wurde demnach damals noch nicht als Badeort benutzt.
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;1799, 24.Juli
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:"Instruktion für den Dünenwärter" (KFC)
  
* [[ '''Auszug daraus''' ]]  (KFC)
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;1800
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: Johann Christian Friedrich Wundemann erwähnt Warnemünde in dem 1800 erschienenen 1.Teil seines Buches "Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack" nur als Ausflugsort der Rostocker, ohne des Seebades zu gedenken. Warnemünde wurde demnach damals noch nicht als Badeort benutzt.
  
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* [[Auszug daraus]]  (KFC)
  
'''1801'''  lag die englische Flotte unter Admiral Nelson während des dänischen Feldzuges zur Verproviantierung vor Warnemünde. (KFC)
 
  
'''1802'''  Verhandlungen über die Bebauung des Ostufers, weil es auf dem Westufer an Bauplätzen mangele. - Der Rat beschließt laut Decret vom 3. November 1802, die Sache vorläufig auf sich beruhen zu lassen. (KFC)
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;1801
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:lag die englische Flotte unter Admiral Nelson während des dänischen Feldzuges und dem Kopenhagen-Bombardement zur Verproviantierung vor Warnemünde. (KFC)
  
'''1802, 30. Nov.'''  Der Rat erläßt eine revidierte Lotsenordnung für den Hafen Warnemünde nebst Erläuterungen dazu. (KFC)
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;1802
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:Verhandlungen über die Bebauung des Ostufers, weil es auf dem Westufer an Bauplätzen mangele. - Der Rat beschließt laut Decret vom 3. November 1802, die Sache vorläufig auf sich beruhen zu lassen. (KFC)
  
'''1803, 26.Juni'''  Schweden verzichtet endgültig auf den Warnemünder Zoll. (KFC)
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;1802, 30. Nov.
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:Der Rat erläßt eine revidierte Lotsenordnung für den Hafen Warnemünde nebst Erläuterungen dazu. (KFC)
  
'''1806, 2.Januar'''  Ratsordnung betr. des Ballastgeldes für Warnemünde und die Rhede.  (KFC)
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;1803, 26.Juni
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:Schweden verzichtet endgültig auf den Warnemünder Zoll. (KFC)
  
'''1806 21.November/19. Dezember''' Einführung der Kontinentalsperre, Sperrung der mecklenburgischen Häfen. (Warnemünde ist dann abwechselnd bis 1812 von französischen und mecklenburgischen Truppen besetzt, um die Sperre durchzuführen.) (KFC) (BGR R)
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;1806, 2.Januar
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:Ratsordnung betr. des Ballastgeldes für Warnemünde und die Rhede. (KFC)
  
'''1809 25.Mai''' Alle in Warnemünde befindlichen Schiffe werden durch das Schillsche Corps beschlagnahmt. (BGR R)
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;1806 21.November/19. Dezember
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:Einführung der Kontinentalsperre, Sperrung der mecklenburgischen Häfen. (Warnemünde ist dann abwechselnd bis 1812 von französischen und mecklenburgischen Truppen besetzt, um die Sperre durchzuführen.) (KFC) (BGR R)
  
'''- 26.Mai''' Holländische Truppen als Verfolger der Schillschen Truppen in Warnemünde. (BGR R)
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;1809 25.Mai
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:Alle in Warnemünde befindlichen Schiffe werden durch das Schillsche Corps beschlagnahmt. (BGR R)
  
'''1811 5.April''' Der französische Kommandant läßt in Warnemünde ein Blockhaus und Redoute errichten. (BGR R)
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;26.Mai
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:Holländische Truppen als Verfolger der Schillschen Truppen in Warnemünde. (BGR R)
  
'''1811/12'''  Auf Verlangen der Franzosen muß die Stadt in Warnemünde eine Warmbadeanstalt für französisches Militär einrichten. (KFC)
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;1811 5.April
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:ordnet der Marschall Eckmühl den Bau von zwei Batterien bei Wismar und in Warnemünde an, die nach Art von Redouten in der Mitte ein Blockhaus, ringsherum Gräben erhalten sollten.(BGR R)
  
'''1812 2.März''' Die Batterien in Warnemünde von den französischen Truppen den mecklenburgischen Truppen übergeben. (BGR R)
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;1812 2.März
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:Die Batterien in Warnemünde von den französischen Truppen den mecklenburgischen Truppen übergeben. (BGR R)
  
'''- Juli''' Für das französische Militär muß eine Warmbadeanstalt errichtet werden. (BGR R)
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;- Juli
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:Für das französische Militär muß eine Warmbadeanstalt errichtet werden. (BGR R)
  
'''1813 23.März''' Aufhebung der Kontinentalsperre; Öffnung der Häfen. (BGR R)
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;1813 23.März
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:Aufhebung der Kontinentalsperre; Öffnung der Häfen. (BGR R)
  
'''- August''' Die englische Flotte auf der Warnemünder Reede. (BGR R)
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;- August
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:Die englische Flotte auf der Warnemünder Reede. (BGR R)
  
'''- 26.August''' die Engländer zerstören und sprengen Blockhaus und Redoute. (BGR R)
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;- 26.August
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:die Engländer zerstören und sprengen Blockhaus und Redoute. (BGR R)
  
 
===Bis zur Reichseinigung (bis 1871)===
 
===Bis zur Reichseinigung (bis 1871)===
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;1817
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:Das Warnemünde von den Einheimischen bereits als Seebad benutzt ward, ergiebt sich aus den Erinnerungen des Forstinspectors Becker. Dieser schreibt 1817: "Im Junius hielten wir uns vier Wochen zu Warnemünde auf und badeten." (das Baden in der Ostsee betrieb Becker bereits nachweislich spätestens ab 1798, als er dazu Baderegeln veröffentlichte. Ob er da bereits in Warnemünde weilt ist bislang offen.)(BFC)
  
'''1817'''  Das Warnemünde von den Einheimischen bereits als Seebad benutzt ward, eregiebt sich aus denErinnerungen des Forstinspectors Becker. dieser schreibt 1817: "Im Junius hielten wir uns vier Wochen zu Warnemünde auf und badeten." (das Baden in der Ostsee betrieb Becker bereits nachweislich spätestens ab 1798, als er dazu Baderegeln veröffentlichte. Ob da bereits in Warnemünde bleibt bislang offen.)(BFC)
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;1819
 
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:War Warnemünde nach einem Aufsatze des Prof. G.H. Masius ohne alle ärztliche und wundärztliche Hilfe. (KFC)
'''1819'''  War Warnemünde nach einem Aufsatze des Prof. G.H. Masius ohne alle ärztliche und wundärztliche Hilfe. (KFC)
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;1822, 24.Mai
 
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:Verordnung Betreffs die Anmeldung der Fremden, auch diejenigen, die als Badegäste kommen. - Es waren in Warnemünde in diesem Jahre schon über 100 Badegäste (Formey, "Die Seebäder und Heilquellen zu Doberan und Warnemünde im Sommer 1822" in Hufelands "Journal der praktischen Arzneykunde" Bd.55, Stück 4.) Über die Badeeinrichtung heißt es ebenda: "Weder Badewagen, noch irgend eine zur Bequemlichkeit der Badenden  gereichende Vorkehrung ist vorhanden. Jeder Badelustige eilt in den Fluten des offenen Meeres um Erquickung oder Heilung zu finden. Der Ort ist ein Eigenthum der Stadt Rostock, dessen Magistrat, um alle Rivalität mit dem fürstlichen Doberan zu vermeiden, jede dahin lockende Einrichtung absichtlich unterläßt. Dessen ohngeachtet nimmt die Frequenz der Badegäste mit einem jeden Jahre zu." "Dieser Badeort ziehet durch seine Lieblichkeit und die Ruhe, die dort herrscht, alle diejenigen hin, welche entfernt vom prachtvollen Geräusche Doberans die Seebäder im Genusse der schönen Natur gebrauchen wollen." (KFC)
'''1822, 24.Mai'''  Verordnung Betreffs die Anmeldung der Fremden, auch diejenigen, die als Badegäste kommen. - Es waren in Warnemünde in diesem Jahre schon über 100 Badegäste (Formey, "Die Seebäder und Heilquellen zu Doberan und Warnemünde im Sommer 1822" in Hufelands "Journal der praktischen Arzneykunde" Bd.55, DStück 4.) Über die Badeeinrichtung heißt es ebenda: "Weder Badewagen, noch irgend eine zur Bequemlichkeit der Badenden  gereichende Vorkehrung ist vorhanden. Jeder Badelustige eilt in den Fluten des offenen Meeres um Erquickung oder Heilung zu finden. Der Ort ist ein Eigenthum der Stadt Rostock, dessen Magistrat, um alle Rivalität mit dem fürstlichen Doberan zu vermeiden, jede dahin lockende Einrichtung absichtlich unterläßt. Dessen ohngeachtet nimmt die Frequenz der Badegäste mit einem jeden Jahre zu." "Dieser Badeort ziehet durch seine Lieblichkeit und die Ruhe, die dort herrscht, alle diejenigen hin, welche entfernt vom prachtvollen Geräusche Doberans die Seebäder im Genusse der schönen Natur gebrauchen wollen." (KFC)
 
  
'''1823''' Erscheint zu Ehren von Prof. F.C.L. Karsten ein Kupferstich mit Rostocker Landschaftsbildern, auf dem auch der Entwicklungsstand der 1799 in Warnemünde gepflanzten Robinien-Bestände dargestellt ist. (KFC)
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;1823
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:Erscheint zu Ehren von Prof. F.C.L. Karsten ein Kupferstich mit Rostocker Landschaftsbildern, auf dem auch der Entwicklungsstand der 1799 in Warnemünde gepflanzten Robinien-Bestände dargestellt ist. (KFC)
  
'''1825'''  Stiftung des Gewettssekretärs Karsten für Wittwen und Waisen verunglückter Warnemünder. (KFC)
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;1825
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:Stiftung des Gewettssekretärs Karsten für Wittwen und Waisen verunglückter Warnemünder. (KFC)
  
'''1827 14.Juni''' Besuch des Großherzogs Friedrich-Franz I. (BGR R)
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;1827 14.Juni
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:Besuch des Großherzogs Friedrich-Franz I. (BGR R)
  
'''1828''' Errichtung eines Damenbades "aus zwei geräumigen Badehäuschen bestehend" auf den sogenannten Kisten an der Ostseite edes Hafens, und zwar als Privatunternehmen. (KFC)
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;1828
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:Errichtung eines Damenbades "aus zwei geräumigen Badehäuschen bestehend" auf den sogenannten Kisten an der Ostseite edes Hafens, und zwar als Privatunternehmen. (KFC)
  
'''1830-1850'''  In den Jahren 1830 bis Anfang 1850 wurden die Dünen in Warnemünde geebnet, die Täler ausgefüllt, wuchsen ganz neue Häuserreihen zweistöckig, "modern", empor, und wurden die neuen Gasthäuser, der Pavillion, das Gesellschaftshaus und Hübners-Hotel, angelegt. (KFC)
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;1830-1850
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:In den Jahren 1830 bis Anfang 1850 wurden die Dünen in Warnemünde geebnet, die Täler ausgefüllt, wuchsen ganz neue Häuserreihen zweistöckig, "modern", empor, und wurden die neuen Gasthäuser, der Pavillion, das Gesellschaftshaus und Hübners-Hotel, angelegt. (KFC)
  
'''1831, 23. Febr.'''  weist das Gewett in einem Bericht noch auf das Fehlen ärztlicher Hilfe hin. - Seit ca. 1831 war dann Friedrich Wilhelm Schütz praktischer Wundarzt und Geburtshelfer daselbst. (KFC)
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;1831, 23. Febr.
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:weist das Gewett in einem Bericht noch auf das Fehlen ärztlicher Hilfe hin. - Seit ca. 1831 war dann Friedrich Wilhelm Schütz praktischer Wundarzt und Geburtshelfer daselbst. (KFC)
  
'''1833'''  wird die Dünen-Pflege durch das Bauamt übernommen. (KFC)
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;1833
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:wird die Dünen-Pflege durch das Bauamt übernommen. (KFC)
  
'''1834 24.Juni''' Eröffnung der Dampfschiffahrt zwischen Rostock und Warnemünde. Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten. Die Zahl der Badegäste steigt infolgedessen in diesem Jahre schon auf über 100 Personen.(KFC)
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;1834 24.Juni
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:Eröffnung der Dampfschiffahrt zwischen Rostock und Warnemünde.  
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:Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten.  
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:Die Zahl der Badegäste steigt infolgedessen in diesem Jahre schon auf über 100 Personen.(KFC)
  
'''1835, 22.April'''  Der Rat publiziert eine neue Lotsenordnung für Warnemünde. (KFC)
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;1835, 22.April
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:Der Rat publiziert eine neue Lotsenordnung für Warnemünde. (KFC)
  
'''1835''' Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen. (BGR R)
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;1835
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:Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen. (BGR R)
  
'''1837 8.Oktober''' Durchstich des Pagenwerders vom Breitling zum Warnemünder Strom vollendet. (BGR R)
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;1837 8.Oktober
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:Durchstich des Pagenwerders vom Breitling zum Warnemünder Strom vollendet. (BGR R)
  
'''1843'''  In den letzten Jahren waren durchschnittlich 1400 Badegäste in Warnemünde. (KFC)
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;1843
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:In den letzten Jahren waren durchschnittlich 1400 Badegäste in Warnemünde. (KFC)
  
'''1853, 14.März'''  "E.E. Raths der Stadt Rostock Hafen-Ordnung" (KFC)
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[[Datei:Wmde Pastor Avé Lallemant Laager Wochenblatt 1857.jpg|thumb|250px|rechts|Zur Amtseinführung Pastor Avé Lallemant Laager Wochenblatt 1857.jpg]]
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;1857, 15.April
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:Schiffsunglück auf der Warnow
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[[Datei:Wmde Schiffsunglück Laager Anzeiger April 1857.jpg|thumb|250px|rechts|Schiffsunglück auf der Warnow Laager Wochenblatt 1857.jpg]]
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;1853, 14.März
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:"E.E. Raths der Stadt Rostock Hafen-Ordnung" (KFC)
  
'''1859, seit'''  besteht die Chaussee-Verbindung Rostocks mit Warnemünde. (KFC)
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;1859, seit
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:besteht die Chaussee-Verbindung Rostocks mit Warnemünde. (KFC)
  
'''1860'''  Der Jurist Moritz Wiggers veröffentlicht seine Verteidigungsschrift '''"Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde - Eine Verteidigung der Rechte der Warnemünder Bürgerschaft vom geschichtlichen, staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Standpunkte"'''
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;1860
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:Der Jurist Moritz Wiggers veröffentlicht seine Verteidigungsschrift ''"Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde - Eine Verteidigung der Rechte der Warnemünder Bürgerschaft vom geschichtlichen, staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Standpunkte"'' [https://books.google.de/books?id=XyFWAAAAcAAJ&dq=moritz%20wiggers%20warnem%C3%BCnde&hl=de&pg=PP7#v=onepage&q=moritz%20wiggers%20warnem%C3%BCnde&f=false]
  
'''1863'''  Warnemünde erhält eine Telegraphenstation. (KFC)
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;1863
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:Warnemünde erhält eine Telegraphenstation. (KFC)
  
'''1865'''  Einführung der Straßenbeleuchtung in Warnemünde. (KFC)
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;1865
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:Einführung der Straßenbeleuchtung in Warnemünde. (KFC)
  
'''1866''' Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels "Neptun"). (BGR R)
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;1866
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:Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels "Neptun"). (BGR R)
  
'''1866-1871'''  Bau der neuen Kirche. (KFC)
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;1866-1871
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:Bau der neuen Kirche. (KFC)
  
'''1867'''  Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert in Warnemünde 2 Rettungsboote nebst Raketenapparat. (KFC)
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;1867
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:Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert in Warnemünde 2 Rettungsboote nebst Raketenapparat. (KFC)
  
'''1867, seit'''  Wird wegen der Erbauung eines neuen Leuchtturmes verhandelt und die Platzfrage erwogen. (KFC)
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;1867, seit
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:Wird wegen der Erbauung eines neuen Leuchtturmes verhandelt und die Platzfrage erwogen. (KFC)
  
'''1870/71'''  Während des Deutsch-französischen Krieges wird der Warnemünder Hafen zeitweilig von einer französischen Panzerflotte blockiert.  (KFC)
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;1870/71
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:Während des Deutsch-Französischen Krieges wird der Warnemünder Hafen zeitweilig von einer französischen Panzerschiffs-Flotte blockiert.  (KFC)
  
 
===Deutsches Reich bis 1918===
 
===Deutsches Reich bis 1918===
  
'''1872''' Abbruch der alten Kirche.  
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;1872
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:Abbruch der alten Kirche.  
  
'''1872, 12./13. November'''  Große Sturmflut, die viel Schaden anrichtet, u.a. Zerstörung aller Bäder. (KFC)
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;1872, 12./13. November
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:Große Sturmflut, die viel Schaden anrichtet, u.a. Zerstörung aller Bäder. (KFC)
  
'''1873''' Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten. (BGR R)
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;1873
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:Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten. (BGR R)
  
'''1874'''  Abbruch der alten Kirche. (KFC)
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;1874
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:Abbruch der alten Kirche. (KFC)
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[[Datei:Warnemünde Straßennamen RA 10 4 1886.jpg|thumb|250px|rechts|Warnemünde erhält Straßennamen RA 10.4.1886]]
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;1875
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:Beim Kaisermanöver war Flottenparade vor Kaiser Wilhelm I. auf der Warnemünder Reede. (KFC)
  
'''1875'''  Beim Kaisermanöver war Flottenparade vor Kaiser Wilhelm I. auf der Warnemünder Reede. (KFC)
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;1876
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:Der "alte Kirchhof am Strande" wird geschlossen.
  
'''1887''' Eröffnung des neuen Hafenbassins beim Bahnhof. (BGR R)
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;1886
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:[[Warnemünde erhält Straßennamen]]
  
'''1903''' Das alte Tief (ostwärts bei der Hohen-Düne) wird bei den Hafenbauten zugeschüttet. (BGR R)
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;1887
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:Eröffnung des neuen Hafenbassins beim Bahnhof. (BGR R)
  
'''1918, 5.November''' Torpedoboote der aufständischen Kieler Schul-Halbflottille laufen unter roter Flagge in den Waremünder Hafen ein. Deren Obermaats berufen in den Warnemünder Marineeinrichtungen Versammlungen ein.
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;1903
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:Das alte Tief (ostwärts bei der Hohen-Düne) wird bei den Hafenbauten zugeschüttet. (BGR R)
  
'''6.November'''  Auf die Kieler Initiative hin gründet sich ein Soldatenrat, die Matrosen der Flugzeugstation, der Vorpostenhalbflottille "West" und der 7. Halbflottille weigern sich in See zu gehen und noch länger Dienst zu tun. (RA 8.11.1918)
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;1907
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:Der alte Friedhof wird eingeebnet und in eine Parkanlage verwandelt.
  
===Deutsches Reich bis 1945===
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;1910 Januar
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:Baubeginn der Strandbahn auf der Hohen Düne.
  
[[Datei:Warnemünde US Airforce 23.7.1943.jpg|thumb|300px|rechts| US-Airforce Aufklärung des Bombardements vom 23.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)]]
 
  
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;1918, 5.November
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:Torpedoboote der aufständischen Kieler Schul-Halbflottille laufen unter roter Flagge in den Warnemünder Hafen ein. Deren Obermaate berufen in den Warnemünder Marineeinrichtungen Versammlungen ein.
  
'''1940, 3.Juli''' Erster allierter Bombenangriff auf Warnemünde. (HA WS)
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;6.November
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:Auf die Kieler Initiative hin gründet sich ein Soldatenrat, die Matrosen der Flugzeugstation, der Vorpostenhalbflottille "West" und der 7. Halbflottille weigern sich in See zu gehen und noch länger Dienst zu tun. (RA 8.11.1918)
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<br clear="all">
  
'''1942, April''' Bombardement auf Rostock und Warnemünde. Brände, Zerstörung und Verwüstung am Güterbahnhof, Hotel Reichshof und den Arado- sowie Heinkel-Flugzeugwerken. Eine Brandbombe trifft die Kirche und es kommt zu Brandschäden am Kircheninventar. Im Ergebnis werden der Christophorus und der Danziger Flügelaltar nach Hanstorf ausgelagert. (HA WS)
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===Deutsches Reich bis 1945===
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[[Datei:Heinkel Betriebsgelände auf der Hohen Düne um 1927.jpg|thumb|300px|rechts|Das Heinkel-Betriebsgelände um 1927 (Quelle: Heidearchiv)]]
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;1926
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:Der "alte" Teepavillon mit Terrassen und Kuppeldächern entsteht neben dem Warnemünder Leuchtturm.
  
'''1943 23. Juli'''  Die US-Airforce bombardiert Warnemünde zum wiederholten Male (HA WS)
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[[Datei:Warnemünde US Airforce 23.7.1943.jpg|thumb|300px|rechts| US-Airforce Aufklärung des Bombardements vom 23.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)]]
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[[Datei:US Luftbild 27 B17 Warnemünde Angriff 29 7 1943 95th 100th BG a.JPG|thumb|300px|rechts| US-Airforce 27 amerikanische B-17 Bomber im Anflug auf Warnemünde beim Bombardement vom 29.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)]]
  
===SBZ und DDR bis 1990===
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;1940, 3.Juli
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:Erster alliierter Bombenangriff auf Warnemünde. (HA WS)
  
'''1947, 13. Mai''' Der ausgelagerte Altar und die Christophorus-Plastik werden vom Auslagerungsort Hanstorf geholt und wieder in die Kirche gebracht. (HA WS)
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;1942, April
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:Bombardement auf Rostock und Warnemünde. Brände, Zerstörung und Verwüstung am Güterbahnhof, Hotel Reichshof und den Arado- sowie Heinkel-Flugzeugwerken. Eine Brandbombe trifft die Kirche und es kommt zu Brandschäden am Kircheninventar. Im Ergebnis werden der Christophorus und der Danziger Flügelaltar nach Hanstorf ausgelagert. (HA WS)
  
===Warnemünde seit der Wiedervereinigung===
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;1942, 8./9. Mai
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:alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
  
'''2018, 22.10.''' Der Umbau des Warnemünder Bahnhofs wird begonnen (HA WS)
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;1942, 7./8. September
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:alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
  
'''2019, 17.1.''' Die RoRo-Fähre der Reederei Transfennica gerät beim Einlaufen in der Hafeneinfahrt auf Grund und legt sich quer zwischen Ost- und Westmole, so das der gesammte Schiffsverkehr unterbrochen ist.
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;1943 23. Juli
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:Die US-Airforce bombardiert Warnemünde zum wiederholten Male (HA WS)
  
== '''Einigen wichtigen inhaltlichen Komplexen sind eigene Artikel gewidmet:''' ==
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;1943, 29. Juli
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:Alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
  
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;1944, 9. April
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:Alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
  
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;1945
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:Ein Feuer zerstört den alten Teepott
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<br clear="all">
  
==='''Vörreeg, Achterreeg und die Vogtei'''===
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===SBZ und DDR bis 1990===
  
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;1947, 13. Mai
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:Der ausgelagerte Altar und die Christophorus-Plastik werden vom Auslagerungsort Hanstorf geholt und wieder in die Kirche gebracht. (HA WS)
  
==='''Hafenanlagen, Molen und der Leuchtturm'''===
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;1968
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:Anlässlich des 750. Geburtstages von Rostock lässt die Stadt den Teepott als Hyparschalen-Bau errichten. Maßgeblich unter der Leitung von Architekt Ulrich Müther und Stadtplaner Erich Kaufmann.
  
==='''Rostocker Bürger unterdrückten die Warnemünder Einwohner (Text: Hans Bernitt 1953/1956)'''===
+
===Warnemünde seit der Wiedervereinigung===
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;1991
 +
:Der Teepott wird geschlossen, geht in Privateigentum über und steht 10 Jahre leer. Ein geplanter Abriss wird jedoch verhindert.
  
Die mittelalterlichen Zünfte Rostocks rechneten zu ihren Vorrechten, daß im Bannkreis ihrer Stadt weder Handwerk noch Handel betrieben werden durfte. Sie suchten die dadurch gewonnene Monopolstellung unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Zum Bannkreis Rostocks zählte auch der Hafenort Warnemünde sowie die städtischen Dörfer in der Rostocker Heide.
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;2001/02
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:Die Übernahme durch Rostocker Gastronomieunternehmer und einem Bauunternehmer erfolgt.
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:Es folgt die Entkernung und der Umbau
  
Als im hanseatischen Rostock die Schiffahrt blühte, fanden auch Warnemünder Einwohner darin ihren Verdienst. Sie besaßen in der Hauptsache kleine Boote, doch führten sie in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts bereits Fahrten nach Schweden durch . Das läßt schon auf größere Ausmaße der Schiffe schließen. Um die Mitte des Jahrhunderts wird von Schiffern berichtet, die in Warnemünde ansässig und aus der dortigen Bevölkerung hervorgegangen waren. Ihre Zahl vermehrte sich schnell. Damals war in den Seefahrt treibenden Kreisen des Hafenortes ein gewisser Wohlstand anzutreffen, was aus dem reichen Besitz der Warnemünder Kirche an Silbergerät und Bargeld ersichtlich ist.
+
;2015
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:Das Unternehmen Scanhaus Marlow kauft den Teepott
  
Der Rostocker Handel war damals im Absinken begriffen. Bis dahin hatten die Rostocker Kaufleute und Schiffer wenig gegen die Entwicklung Warnemündes einzuwenden. Bei den geringeren Verdienstmöglichkeiten wurde das anders. Man sah in der Warnemünder Schiffahrt nunmehr eine Konkurrenz, die manbeseitigen wollte. Die Möglichkeit dazu war gegeben; denn der Rostocker, von den Besitzbürgern gebildete Rat herrschte auch über Warnemünde. Die Einwohner des Hafenortes konnten wohl das Rostocker Bürgerrecht erwerben, waren abere ohne Mitbestimmungsrecht.
+
;2018
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:Verleihung des Titels "Historisches Wahrzeichen der deutschen Ingenieur-Baukunst" wird dem Teepott zuerkannt.
  
Im Jahre '''1565''' vereinigten sich in Rostock die beiden Kompanien der Schonen- und Bergenfahrer, deren Bedeutung stark gefallen war, zur Schiffergesellschaft. Die neue Berugsorganisation strebte sofort danach, die Schiffahrt und den Handel der Warnemünder zu unterbinden. Ihre dahin gehenden Wünsche wurden in einem Statutenentwurf festgelggt und damit begründet, daß Warnemünde lediglich ein Fischerlager darstelle. Bald darauf reichte die Schiffergesellschaft beim Rostocker Rat eine Klage gegen die Warnemünder Einwohner ein, daß sie den Rostocker Schiffern ihre Nahrung entziehen. Obgleich die Warnemünder auf ihr Gewohnheitsrecht hinweisen konnten, daß sie schon seit langem ungehindert ausgeübt hatten, bestimmte das Urteil des Rates vom '''14. April 1567''', daß sie für Seefahrtzwecke nur kleine Boote mit Dollbord benutzen durften. Jegliche Schiffahrt mit Schuten oder "verbauten" Booten sollte ihnen untersagt, jedoch auf den Kleinschiffen die Verfrachtung von Kaufmannsgütern gestattet sein.
+
;2018, 22.10.
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:Der Umbau des Warnemünder Bahnhofs wird begonnen (HA WS)
  
Im Jahre '''1574''' reichten die Rostocker Schiffer zwei weitere Beschwerdeschriften gegen die Warnemünder ein. Am '''20. Februar 1577''' beschränkte der Rat die Anzahl der für Warnemünde zugelassenen Schiffer. Außer 33 namentlich genannten, die bis dahin schon als Schiffer tätig gewesen waren, sollte sich niemand "Schuten edder böthe mehr tholegen, kopen edder buwen, ane der ersamenweddeherrn ... vorweten und willen". Den Zugelassenen wurden noch besondere Bedingungen auferlegt: sie sollten jederzeit im Hafen drei Boote segelfertig halten, "damit frombde lüde mögen awergeföret", d.h. nach Dänemark gebracht werden könnten. Weiter sollten sie Knechte halten, die in ihrer Abwesenheit zu fischen und den Rostockern Fische auf den Markt zu liefern hatten. Eine Besetzung frei werdender Schifferstellen sollte nur mit Genehmigung der Gewettsherren erfolgen dürfen.
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;2019, 17.1.
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:Die RoRo-Fähre der Reederei Transfennica gerät beim Einlaufen in der Hafeneinfahrt auf Grund und legt sich quer zwischen Ost- und Westmole, so das der gesammte Schiffsverkehr unterbrochen ist.
  
===='''Warnemünder durften nicht Kapitän, Reeder oder Schiffseigner sein'''====
+
==Marksteine in der Warnemünder Geschichte:==
  
Am '''20. November 1581''' unternahmen die Rostocker Schiffer einen neuen Vorstoß. Sie forderten in einer Eingabe, daß in Warnemünde weder Seefahrt noch Handel getrieben werden dürfe; wer sich weiterhin samit befassen wolle, müsse nach Rostock ziehen. Das 100-Männer-Kollegium trat am '''6. März 1584''' dem Verlangen bei. Es erklärte sogar, als der Rat mit seiner Entscheidung zögerte, im '''Januar 1585''', keine Steuern bewilligen zu wollen. Die Rostocker Schiffer wandten sich außerdem am '''2. März 1585''' an Herzog Ulrich, der sich auf ihre Seite stellte. Nun erließ der Rat am '''15. März''' ein völliges Schiffahrtsverbot für die Warnemünder Einwohner. Sie sollten bei einer Strafe von 40 Talern innerhalb von 14 Tagen ihre sämtlichen Schuten und Boote verkaufen.
+
===Die Anfänge von Warnemünde - Ersterwähnung in der Kaufurkunde der Rostocker Heide am 23.März 1252===
Zur Ausführung des Entscheids kam es vorerst noch nicht. Die Warnemünder gingen an das Land- und Hofgericht in Güstrow, jedoch ohne Erfolg. Es bestätigte das Verbot des Rates. Dann wandten sie sich am '''18. Oktober 1586''' an das Reichskammergericht in Speyer. dort blieb der Fall lange liegen. Die Zahl der konzessionierten Warnemünder Schiffer war bis '''1590''' auf 20 zurückgegangen. Da beschloß der Rat, jeden, der sich außer ihnen mit der Führung eines Schiffes befasse, mit 50 Talern Strafe zu belegen.
+
In den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts vorkommende Namensbezeichnungen:
Er mußte im Jahre '''1597''' jedoch feststellen, daß trotz seiner Einschränkungsbestimmungen die Anzahl der Schiffer in Warnemünde auf 54 gestiegen war. Darauf ordnete er am '''25. Februar''' an, daß neue Schiffe nur mit seiner Genehmigung gebaut werden dürften. Die Erlaubnis der Weddeherren genügte nicht mehr. Die ledigen Schiffer sollten nach Rostock ziehen und die verbleibenden alten sich nicht mehr mit Warenhandel abgeben. Da der Rat aber den Warnemünder Schiffern nicht traute, so ließ er jeden von ihnen in jedem Jahre erklären und mit einem Eide bekräftigen, daß er nicht den ihm verbotenen Warenhandel betrieben habe.
+
Warnemunde, Warnemonde, Wernemunde, Wernowemunde, Werneminde, Wernemynne, Warneminne, Varneminde, Verneminde
Am '''31. Dezember 1604''' schränkte der Rat die Schiffahrt der zugelassenen Warnemünder nochmals ein. Sie durften fortan nur ein einziges Boot besitzen, nicht mehr als 30 Last laden und nicht über den Sund hinaus fahren. Die jungen Schiffer sollten nach Rostock ziehen. Da der Prozeß vor dem Reichskammergericht nicht aus der Stelle kam und nur Kosten verursachte, auch wenig Aussicht auf einen guten Ausgang vorhanden war, so nahmen schließlich am '''1. Februar 1606''' die Warnemündere ihre Klage zurück, zwanzig Jahre nachdem sie sie eingereicht hatten. Sie erklärten, sich dem Willen des Rates zu fügen, das heißt, in die Stadt zu ziehen. Der größte Teil der Schiffer zog nun aus Warnemünde fort. Einige blieben. Im '''Juli 1622''' erhielten auf ihre Bitte endlich 5 Schiffer die jederzeit  widerrufliche Genehmigung, in Warnemünde wohnen und Schiffahrt treiben zu dürfen.
 
Die Wirkung der einschneidenden Handels- und Schiffahrtsbeschränkung machte sich bald in Warnemünde bemerkbar. Das Steuerregister von '''1623''' berichtet in dem kleinen Ort von 12 wüsten Hausstellen. Die ehemaligen Besitzer waren fortgezogen.
 
Die Warnemünder versuchten im Laufe der Zeit immer wieder, das Verbot des Rates zu umgehen. Während des Siebenjährigen Krieges beschwerten sich Rostocker Bürger, daß in Warnemünde schon wieder Warenhandel bettrieben worden sei. Daraufhin untersagte der Rat am '''27. April 1764''' den Warnemündern nochmals jegliche Schiffahrt. Der Vogt wurde angewiesen dort keinerlei Handel zuzulassen. Im Jahre '''1768''' wurde das Verbot erneuert und den Einwohnern strengstens befohlen, den Ankauf und die Verladung von Backobst, Wolle, Flachs und anderen ländlichen Erzeugnissen hionfort zu unterlassen. Aber schon '''1777''' gab es wieder ein paar Schiffer in Warnemünde. Die Schiffergesellschaft ruhte indessen nicht und erreichte, daß der Rat in seiner Verordnung vom '''26. Oktober 1785''' ihnen die Ausübung ihres Gewerbes in Warnemünde unmöglich machte. Wiederum wurde verfügt, daß die Warnemünder Bevölkerung nur fischen, auf fremden Schiffen als Matrosen fahren und Lotsendienste verrichten durfte. Auf eigenen Schiffen zu fahren blieb ihnen verboten. Im folgenden Jahre unterband der Rat den Warnemündern auch den Frachtverkehr auf der Unterwarnow zwischen Warnemünde und Rostock. Wiederum gab es Abwanderung aus dem Hafenort, zum Teil sogar nach dem Fischland, während andere Einwohner dem Rat ein Schnippchen schlugen, indem sie das Ribnitzer Bürgerrecht erwarben, aber in Warnemünde wohnen blieben.
 
  
===='''Regelmäßige Böhnhasenjagden'''====
+
Warnemündes Bedeutung für die Stadt Rostock tritt bereits mit der ersten Urkunde hervor, in der der Ort genannt wird. Am 25. März 1252 verkauft Fürst Borwin III: der Stadt Rostock die heutige Rostocker Heide und verleiht ihr ausser anderen Freiheiten auch die Fischereigerechtigkeit auf der gesamten Unterwarnow, von der Petri-Brücke bis Warnemünde und über den Hafen hinaus bis ins Meer.
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Zwölf Jahre später, am 12. Oktober 1264 überträgt Fürst Borwin alle seine Rechte '''über den Hafen''' (!) zu Warnemünde auf die Stadt.
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*[[1252, 25. März  Borwin III., Fürst von Rostock, bestätigt der Stadt Rostock das Privilegium Borwin´s I.]]
  
Weiter durften in Warnemünde weder Schlachter, noch Müller oder Bäcker wohnen.  
+
'''Anmerkung''':
Das Verhältnis zwischen den Rostocker Stadtbehörden und den Warnemündern blieb gespannt. Immer wieder suchte man sich über die auferlegten Beschränkungen hinwegzusetzen. Die Rostocker Zünfte übernahmen mit Vorliebe in Warnemünde die Verfolgung heimlich arbeitender Handwerker. Es kam oft zu sogenannten Böhnhasenjagden (auf illegale Handwerker, die nicht Zunft-Mitglied waren). Noch als Warnemünde Badeort wurde, sträubten sich die Rostocker Zünfte, dort Handwerker zuzulassen.  
+
In verschiedenen historischen Quellenwerken wird eine erste Erwähnung Warnemündes im Jahre 1195 in dänischen Dokumenten angeführt.
 +
Intensive Suchen nach diesen Dokumenten in der jüngeren Vergangenheit blieben aber bislang ergebnislos.
  
Der Rat bezeichnete im Jahre '''1854''' den Hafenort Warnemünde als "eine zum Vorteile der Stadt Rostock, weil dieser untertänige, in Unterordnung gehaltene Kommüne". Erst '''1861''' wurde das Schiffahrtsverbot aufgehoben. Bis ein Bäcker in Warnemünde sein Handwerk ausüben durfte, wurde es '''1865'''. Und '''1866''' ließen die Rostocker Handwerksämter endlich zu, daß dort eine Mühle erbaut werden konnte und erstmalig ein Schlachter seinen Betrieb eröffnen durfte. Durch das '''Notgewerbegesetz des Norddeutschen Bundes'''  von '''1867''' fielen dann die letzten Beschränkungen für Warnemünde. Damit war die jahrhundertelange Unterdrückung der Bevölkerung des Hafenortes beendet.
+
===1323 - Die Stadt Rostock kauft das Fischerdorf Warnemünde vom mecklenburgischen Fürsten Heinrich (II.) dem Löwen====
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[[Datei:Urkunde mit Siegel für Warnemünde (Quelle- Barnewitz).jpg |450px|rechts|thumb| Warnemünde Kaufvertrag vom 11.März 1223 (Quelle: Barnewitz)]]
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[[Datei:Wmde Karte zu 1323 (bearbeitet).jpg|450px|rechts|thumb| Karte der östlichen Grenzziehung zwischen Warnemünde und der Rostocker Heide nach den Verträgen von 1252 und 1323]]
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:Vor 1314 kaufte die Stadt Rostock das Dorf Barnstorf als ersten größeren Landerwerb,  
 +
:1323 kam als nächstes das Fischerdorf Warnemünde hinzu, das die Stadt vom Fürsten Heinrich (II.) dem Löwen käuflich erwarb.
 +
:Der Landesfürst hatte durch vorangegangene Kriege einen hohen Schuldenberg angehäuft und brauchte dringend Geld.
 +
:So bescheinigte er den Rostockern am 11. März des genannten Jahres:
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:"Wir haben jenseits des Warnowflusses den ... Ratsherren und Gemeinde das Dorf Warnemünde mit Grund und Boden, jedem hohen und niederen Gericht - ausgenommen das Patronatsrecht für uns und unsere Erben - bis an die Grenzen des Dorfes Diedrichshagen, so weit es in der Länge und der Breite nach erstreckt, übertragen und überlassen es den Gegenwärtigen zu dauerndem Besitz, dergestalt, das sie in den oben bezeichneten Grenzen sich des vollen lübischen Rechtes erfreuen."
 +
:Wieviel die Rostocker für Warnemünde zahlten wissen wir nicht.
 +
:Der Stadt aber mußte daran gelegen sein, den Ort in ihre Hände zu bekommen.
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: (Hans Bernitt 1956)
  
===='''Erst mit der Reichseinigung 1871 fielen die Beschränkungen denen die Warnemünder unterlagen'''====
+
<br clear="all">
  
Sie hatte dazu geführt, daß die Warnemünder auf manchen  Verdienst der möglich gewesen wäre, verzichten mußten, daß sie in manchen Dingen geradezu ausgebeutet wurden und zu Einkaufen in Rostock weite und nicht immer gefahrlose Fahrten zu unternehmen gezwungen waren. Die Kehrseite war, daß sich in den Warnemünder Familien eine vielseitige Handgeschicklichkeit entwickelte. Gerade weil manche Dinge des täglichen Gebrauchs am Orte nicht zu haben waren, fertigte man sie selbst an. Der Haß gegen die Rostocker machte sich noch lange bemerkbar. Er kam auch in der vielgebrauchten Redensart zum Ausdruck: "Schmiet´n Diewel in´n Strom! Lat´n driwen, is´n Rostocker!"
+
===Vörreeg und Achterreeg - Das alte Warnemünde===
  
==='''Die Schwedenschanze und der schwedische Zoll'''===
+
<br clear="all">
 +
====Das alte Warnemünder Haus====
  
 +
* [[Ludwig Krause "Kulturgeschichtliches aus Warnemünde - Zum Warnemünder Hausbau" BRG 1915]]
 +
* [[Karl Baumgarten "Der Warnemünder und sein Haus"]] :In: Natur und Heimat, Bd. 1 (1952), 1, S.19-20
 +
* [[Gerhard Lau "Das Warnemünder Haus - eine Volksbauweise in Mecklenburg" Auszug aus "Denkmale der Technikgeschichte in Mecklenburg und Vorpommern, Verlag Redieck und Schade 1997]]
  
==='''Die Fischerei und das Lotsenwesen'''===
+
====Das Heimatmuseum Warnemünde====
(u.a. Warnemünder Jolle)
 
 
 
==='''Die Kirchen und die Friedhöfe in Warnemünde'''===
 
 
 
* [http://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/fullscreen/PPN407465633d2731312e30312e30312e27_40636c6173736e756d3d273236312e27_407369673d2733352f3320303227/1/ Grundriß der neuen Kirche]
 
 
 
==='''Das Heimatmuseum/das Warnemünder Haus'''===
 
 
[[Datei:Heimatmuseum 1933.jpg|thumb|300px|rechts|Eröffnung des Heimatmuseums am 1. Juli 1933]]
 
[[Datei:Heimatmuseum 1933.jpg|thumb|300px|rechts|Eröffnung des Heimatmuseums am 1. Juli 1933]]
  
In der Alexandrinenstraße 31 befindet sich seit 1933 das Heimatmuseum Warnemünde. Das Museum ist in einem typischen Warnemünder Haus untergebracht. Man geht davon aus, dass es sich bei der Urform des Warnemünder Fischerhauses um ein abseitenloses Niedersachsenhaus handelt. Da Baugrund im Ort rar war, bekamen Haus und Grundstück ein selbständiges Gepräge. Die Grundstücke waren in der Regel 26 bis 28 Fuß breit (ca. 7,50 m).  
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:In der Alexandrinenstraße 31 befindet sich seit 1933 das Heimatmuseum Warnemünde. Das Museum ist in einem typischen Warnemünder Haus untergebracht.  
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:Man geht davon aus, dass es sich bei der Urform des Warnemünder Fischerhauses um ein abseitenloses Niedersachsenhaus handelt.  
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:Da Baugrund im Ort rar war, bekamen Haus und Grundstück ein selbständiges Gepräge. Die Grundstücke waren in der Regel 26 bis 28 Fuß breit (ca. 7,50 m).  
  
Das Warnemünder Haus bestand ursprünglich aus einem Raum mit offener Herdstelle, in dem später eine "Vörstuw", eine "Koek" und eine "Achterstuw" neben einer seitlichen Diele eingefügt wurden. Zur Erweiterung des Hauses entstanden hinten schmale Anbauten als Unterkunft für die Eltern (Altenteil) sowie einiges Vieh (häufig eine Kuh).
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:Das Warnemünder Haus bestand ursprünglich aus einem Raum mit offener Herdstelle, in dem später eine "Vörstuw", eine "Koek" und eine "Achterstuw" neben einer seitlichen Diele eingefügt wurden.  
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:Zur Erweiterung des Hauses entstanden hinten schmale Anbauten als Unterkunft für die Eltern (Altenteil) sowie einiges Vieh (häufig eine Kuh).
  
 
Letzte Besitzerin des Hauses in der Alexandrinenstraße 31 war Fräulein Christine Jungmann. Da sie unverheiratet und ohne Erben war, verkaufte sie das Haus an die Stadt Rostock zum Zweck der Einrichtung des Heimatmuseums. Den Anstoß zur Einrichtung eines Museums hatte es bereits 1914 gegeben. Auf einer Sitzung des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung am 12. Februar wurde beschlossen: "Der Verein möge die Sammlung aller geschichtlich und kulturgeschichtlich wichtigen Sachen betreiben. Es ist hohe Zeit, daß man jetzt damit anfängt. Von Händlern wird ungemein viel weggeschleppt."
 
Letzte Besitzerin des Hauses in der Alexandrinenstraße 31 war Fräulein Christine Jungmann. Da sie unverheiratet und ohne Erben war, verkaufte sie das Haus an die Stadt Rostock zum Zweck der Einrichtung des Heimatmuseums. Den Anstoß zur Einrichtung eines Museums hatte es bereits 1914 gegeben. Auf einer Sitzung des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung am 12. Februar wurde beschlossen: "Der Verein möge die Sammlung aller geschichtlich und kulturgeschichtlich wichtigen Sachen betreiben. Es ist hohe Zeit, daß man jetzt damit anfängt. Von Händlern wird ungemein viel weggeschleppt."
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Zu den aktivsten Förderern des Museums zählten außerdem Friedrich Barnewitz, Ernst Strübing, Johannes Gosselck und der Fischer Heinrich Holtfreter. Wissenschaftliche Unterstützung erhielten die Warnemünder Museumsgründer auch vom mecklenburgischen Volkskundler Richard Wossidlo.
 
Zu den aktivsten Förderern des Museums zählten außerdem Friedrich Barnewitz, Ernst Strübing, Johannes Gosselck und der Fischer Heinrich Holtfreter. Wissenschaftliche Unterstützung erhielten die Warnemünder Museumsgründer auch vom mecklenburgischen Volkskundler Richard Wossidlo.
 +
* [[Zur Gründung des Heimatmuseums Warnemünde (Ausschnitt aus Mecklenburg - Zeitschrift des HeimatbundesJ.28 Heft 1 1933]]
  
===Warnemünder Denkmalgeschichten===
+
====Die Vogtei====
====Das Denkmal für John Brinckman====
 
====Der Bismark-Stein====
 
====Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges====
 
====Der Geinitz-Stein an der Stoltera====
 
  
==='''Traditionspflege, Kultur und Vereinsleben'''===
+
[[Datei:Vogtei Warnemuende Gemaelde Johannes Werner.JPG|thumb|450px|rechts|Die Vogtei auf einem Gemälde von Johannes Werner (1914)]]
(in Bearbeitung)
 
====Warnemünder Ümgang====
 
  
====Die Klaashahns====
 
  
Im Jahre 1963 waren es acht junge Segler aus der Betriebssportgemeinschaft der Warnowwerft, die zusammen kamen, um die Abende gemeinsam mit dem Singen von Seemannsliedern und Shantys zu verbringen.  
+
:Die Vogtei markiert den historischen Ortsmittelpunkt von Warnemünde, am alten Strom.
Sie selbst fanden Gefallen daran und auch zufällige Zuhörer.
+
:Sie ist das älteste erhaltene Gebäude von Warnemünde.
 +
:Das Haus wurde 1605 auf den Grundmauern eines Vorgängergebäudes erbaut, dessen Funktion bis heute nicht endgültig geklärt ist.
 +
:So gibt es Thesen von einer mittelalterlichen fürstlichen Nebenresidenz, wie auch einer königlich dänischen Residenz unter Dänenkönig Erik Menved von 1309 bis 1319.
 +
:Seit dem Erwerb Warnemündes 1323 durch die Hansestadt Rostock steht der Ort unter hansestädtischer Verwaltung und Rechtsaufsicht eines Vogtes, der die Weisungen und Verordnungen der Stadt am Ort durchzusetzen hatte.
 +
:Ab 1472 ist das Gebäude als Dienstwohnsitz der Rostocker Vögte (warscheinlich 35 auf einander folgende Vögte) nachweisbar.
 +
:Das zweistöckige Gebäude war über mehrere Jahrhunderte hinweg das einzige Gebäude inmitten der "Vörreeg", das mit der Traufseite zur Straße steht.
 +
<br clear="all">
 +
;Aufgaben des Vogtes (Stand 22.4.1906):
  
Der erste Auftritt der Sänger fand am 7. Mai 1964 im Warnemünder Veteranenclub mit großem Erfolg statt. Erst danach beschloss man, eine Shantygruppe zu bilden und sich den Namen „De Klaashahns“ zu geben.  
+
:- wichtigste Aufgabe: Ortspolizeibehörde
 +
:- bevollmächtigt, Steuern und Abgaben zu erheben und ggf. einzutreiben
 +
:- Vollstreckung der von ihm verhängten Strafen bei Zuwiderhandlungen gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit
 +
:- Vorsitz des Armenkollegiums
 +
:- Vorsitz des Gemeindewaisenrates und des Schulvorstandes
 +
:- Beteiligung an der Badeverwaltung
 +
:- Schätzungs- und Einzugshoheit für Grundsteuern
  
Gründungsmitglieder der Shantygruppe waren:  
+
;Weitere in der Vogtei angesiedelte Aufgaben:
  
Edwin Lenz, Uwe Jahnke, Kurt Jahnke, Dietrich Zager Siegfried May, Helmut May, Christian Rösler, Lutz Buchmann
+
:- Gästehaus für die Hansestadt Rostock, aber auch offene Herberge und Gasthaus (daher auch 1832 Anbau eines Küchenhauses)
 +
:- ab 11.3.1606 Verkaufsmonopol für den Verkauf von Rheinwein, Meth, Aquavit und anderen hochprozentigen alkoholischen Getränken
 +
:- ab zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Sitz der Badeverwaltung.
 +
:- 1888 erfolgte die letzte Einsetzung eines Vogtes
  
====Die Warnemünder Trachtengruppe====
+
;Marksteine in der Geschichte der Vogtei:
  
====Der Leuchtturmverein====
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:- 1675, Februar stand das Wasser im Gebäude 3 Fuß hoch, so daß man "die höchste Treppe vor der Stube erreichet, mit Böten durch die Zimmer fahren konnte."
  
==='''Die Fritz Reuter-Schule'''===
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:- 1665 vertrieben die Schweden die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei
  
==='''Die Mühle'''===
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:- 1675 Als der Kurfürst von Brandenburg in Warnemünde einzog richteten die Schweden ein Geschütz auf die Vogtei. Die Salve schlug in das Gebäude ein und tötete den Adjutanten des Kurfürsten. Unmittelbar darauf eroberten die Brandenburger die Schwedenschanze.
  
[[Datei:Warnemünde Mühle.jpg|thumb|200px|rechts|Die Warnemünder Mühle]]
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:- 1996 Bei Beginn der Restaurierung des Gebäudes wurden alte Malereien entdeckt, deren älteste auf ein Alter von rund 600 Jahren datiert
  
==='''Vom Lotsen- und Fischerort zum Ostseebad - Tourismus in Warnemünde'''===
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:- 1999, 26.März, nach fünfjährigem Leerstand und Rekonstruktion öffnet das Haus des Gastes in der Vogtei.
  
Über die Anfänge des Badewesens in Warnemünde
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===Ur-Warnemünder sind besondere Menschen===
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[[Datei:Warnemünder Paar.jpg|thumb|350px|rechts|Warnemünder Paar]]
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====Die Rostocker beschneiden die Rechte der Warnemünder====
  
Im Sommer des Jahres 1885 führt der Weg rund 5000 Erholung suchende „Berliners“, also Badegäste nach Warnemünde. Das Badewesen hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Veränderung und Entwicklung des Küstenortes zur Folge gehabt. Einige ;Meilensteine bis dahin seien hier genannt:
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(NHG)
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Die mittelalterlichen Zünfte Rostocks rechneten zu ihren Vorrechten, daß im Bannkreis ihrer Stadt weder Handwerk noch Handel betrieben werden durfte. Sie suchten die dadurch gewonnene Monopolstellung unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Zum Bannkreis Rostocks zählte auch der Hafenort Warnemünde sowie die städtischen Dörfer in der Rostocker Heide.
  
:1828  Hinter der Ostmole wird ein Damenbad mit zwei Zellen geschaffen
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Als im hanseatischen Rostock die Schiffahrt blühte, fanden auch Warnemünder Einwohner darin ihren Verdienst. Sie besaßen in der Hauptsache kleine Boote, doch führten sie in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts bereits Fahrten nach Schweden durch . Das läßt schon auf größere Ausmaße der Schiffe schließen. Um die Mitte des Jahrhunderts wird von Schiffern berichtet, die in Warnemünde ansässig und aus der dortigen Bevölkerung hervorgegangen waren. Ihre Zahl vermehrte sich schnell. Damals war in den Seefahrt treibenden Kreisen des Hafenortes ein gewisser Wohlstand anzutreffen, was aus dem reichen Besitz der Warnemünder Kirche an Silbergerät und Bargeld ersichtlich ist.
  
:1834 Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten
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Der Rostocker Handel war damals im Absinken begriffen. Bis dahin hatten die Rostocker Kaufleute und Schiffer wenig gegen die Entwicklung Warnemündes einzuwenden. Bei den geringeren Verdienstmöglichkeiten wurde das anders. Man sah in der Warnemünder Schiffahrt nunmehr eine Konkurrenz, die manbeseitigen wollte. Die Möglichkeit dazu war gegeben; denn der Rostocker, von den Besitzbürgern gebildete Rat herrschte auch über Warnemünde. Die Einwohner des Hafenortes konnten wohl das Rostocker Bürgerrecht erwerben, waren abere ohne Mitbestimmungsrecht.
  
:1835 Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen
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Im Jahre '''1565''' vereinigten sich in Rostock die beiden Kompanien der Schonen- und Bergenfahrer, deren Bedeutung stark gefallen war, zur Schiffergesellschaft. Die neue Berugsorganisation strebte sofort danach, die Schiffahrt und den Handel der Warnemünder zu unterbinden. Ihre dahin gehenden Wünsche wurden in einem Statutenentwurf festgelggt und damit begründet, daß Warnemünde lediglich ein Fischerlager darstelle. Bald darauf reichte die Schiffergesellschaft beim Rostocker Rat eine Klage gegen die Warnemünder Einwohner ein, daß sie den Rostocker Schiffern ihre Nahrung entziehen. Obgleich die Warnemünder auf ihr Gewohnheitsrecht hinweisen konnten, daß sie schon seit langem ungehindert ausgeübt hatten, bestimmte das Urteil des Rates vom '''14. April 1567''', daß sie für Seefahrtzwecke nur kleine Boote mit Dollbord benutzen durften. Jegliche Schiffahrt mit Schuten oder "verbauten" Booten sollte ihnen untersagt, jedoch auf den Kleinschiffen die Verfrachtung von Kaufmannsgütern gestattet sein.
  
:1866 Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels Neptun)
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Im Jahre '''1574''' reichten die Rostocker Schiffer zwei weitere Beschwerdeschriften gegen die Warnemünder ein. Am '''20. Februar 1577''' beschränkte der Rat die Anzahl der für Warnemünde zugelassenen Schiffer. Außer 33 namentlich genannten, die bis dahin schon als Schiffer tätig gewesen waren, sollte sich niemand "Schuten edder böthe mehr tholegen, kopen edder buwen, ane der ersamenweddeherrn ... vorweten und willen". Den Zugelassenen wurden noch besondere Bedingungen auferlegt: sie sollten jederzeit im Hafen drei Boote segelfertig halten, "damit frombde lüde mögen awergeföret", d.h. nach Dänemark gebracht werden könnten. Weiter sollten sie Knechte halten, die in ihrer Abwesenheit zu fischen und den Rostockern Fische auf den Markt zu liefern hatten. Eine Besetzung frei werdender Schifferstellen sollte nur mit Genehmigung der Gewettsherren erfolgen dürfen.
  
:1872 Zerstörung aller Bäder bei der Novemberflut
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====Warnemünder durften nicht Kapitän, Reeder oder Schiffseigner sein====
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(NHG)
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Am '''20. November 1581''' unternahmen die Rostocker Schiffer einen neuen Vorstoß. Sie forderten in einer Eingabe, daß in Warnemünde weder Seefahrt noch Handel getrieben werden dürfe; wer sich weiterhin samit befassen wolle, müsse nach Rostock ziehen. Das 100-Männer-Kollegium trat am '''6. März 1584''' dem Verlangen bei. Es erklärte sogar, als der Rat mit seiner Entscheidung zögerte, im '''Januar 1585''', keine Steuern bewilligen zu wollen. Die Rostocker Schiffer wandten sich außerdem am '''2. März 1585''' an Herzog Ulrich, der sich auf ihre Seite stellte. Nun erließ der Rat am '''15. März''' ein völliges Schiffahrtsverbot für die Warnemünder Einwohner. Sie sollten bei einer Strafe von 40 Talern innerhalb von 14 Tagen ihre sämtlichen Schuten und Boote verkaufen.
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Zur Ausführung des Entscheids kam es vorerst noch nicht. Die Warnemünder gingen an das Land- und Hofgericht in Güstrow, jedoch ohne Erfolg. Es bestätigte das Verbot des Rates. Dann wandten sie sich am '''18. Oktober 1586''' an das Reichskammergericht in Speyer. dort blieb der Fall lange liegen. Die Zahl der konzessionierten Warnemünder Schiffer war bis '''1590''' auf 20 zurückgegangen. Da beschloß der Rat, jeden, der sich außer ihnen mit der Führung eines Schiffes befasse, mit 50 Talern Strafe zu belegen.
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Er mußte im Jahre '''1597''' jedoch feststellen, daß trotz seiner Einschränkungsbestimmungen die Anzahl der Schiffer in Warnemünde auf 54 gestiegen war. Darauf ordnete er am '''25. Februar''' an, daß neue Schiffe nur mit seiner Genehmigung gebaut werden dürften. Die Erlaubnis der Weddeherren genügte nicht mehr. Die ledigen Schiffer sollten nach Rostock ziehen und die verbleibenden alten sich nicht mehr mit Warenhandel abgeben. Da der Rat aber den Warnemünder Schiffern nicht traute, so ließ er jeden von ihnen in jedem Jahre erklären und mit einem Eide bekräftigen, daß er nicht den ihm verbotenen Warenhandel betrieben habe.
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Am '''31. Dezember 1604''' schränkte der Rat die Schiffahrt der zugelassenen Warnemünder nochmals ein. Sie durften fortan nur ein einziges Boot besitzen, nicht mehr als 30 Last laden und nicht über den Sund hinaus fahren. Die jungen Schiffer sollten nach Rostock ziehen. Da der Prozeß vor dem Reichskammergericht nicht aus der Stelle kam und nur Kosten verursachte, auch wenig Aussicht auf einen guten Ausgang vorhanden war, so nahmen schließlich am '''1. Februar 1606''' die Warnemündere ihre Klage zurück, zwanzig Jahre nachdem sie sie eingereicht hatten. Sie erklärten, sich dem Willen des Rates zu fügen, das heißt, in die Stadt zu ziehen. Der größte Teil der Schiffer zog nun aus Warnemünde fort. Einige blieben. Im '''Juli 1622''' erhielten auf ihre Bitte endlich 5 Schiffer die jederzeit  widerrufliche Genehmigung, in Warnemünde wohnen und Schiffahrt treiben zu dürfen.
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Die Wirkung der einschneidenden Handels- und Schiffahrtsbeschränkung machte sich bald in Warnemünde bemerkbar. Das Steuerregister von '''1623''' berichtet in dem kleinen Ort von 12 wüsten Hausstellen. Die ehemaligen Besitzer waren fortgezogen.
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Die Warnemünder versuchten im Laufe der Zeit immer wieder, das Verbot des Rates zu umgehen. Während des Siebenjährigen Krieges beschwerten sich Rostocker Bürger, daß in Warnemünde schon wieder Warenhandel bettrieben worden sei. Daraufhin untersagte der Rat am '''27. April 1764''' den Warnemündern nochmals jegliche Schiffahrt. Der Vogt wurde angewiesen dort keinerlei Handel zuzulassen. Im Jahre '''1768''' wurde das Verbot erneuert und den Einwohnern strengstens befohlen, den Ankauf und die Verladung von Backobst, Wolle, Flachs und anderen ländlichen Erzeugnissen hionfort zu unterlassen. Aber schon '''1777''' gab es wieder ein paar Schiffer in Warnemünde. Die Schiffergesellschaft ruhte indessen nicht und erreichte, daß der Rat in seiner Verordnung vom '''26. Oktober 1785''' ihnen die Ausübung ihres Gewerbes in Warnemünde unmöglich machte. Wiederum wurde verfügt, daß die Warnemünder Bevölkerung nur fischen, auf fremden Schiffen als Matrosen fahren und Lotsendienste verrichten durfte. Auf eigenen Schiffen zu fahren blieb ihnen verboten. Im folgenden Jahre unterband der Rat den Warnemündern auch den Frachtverkehr auf der Unterwarnow zwischen Warnemünde und Rostock. Wiederum gab es Abwanderung aus dem Hafenort, zum Teil sogar nach dem Fischland, während andere Einwohner dem Rat ein Schnippchen schlugen, indem sie das Ribnitzer Bürgerrecht erwarben, aber in Warnemünde wohnen blieben.
  
:1873 Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten
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====Diebereien der Warnemünder====
Der Badetourismus ist zum bedeutenden Wirtschaftszweig Warnemündes geworden, als der hier ansässige Kaufmann A. Bruger mit seinem Pressebeitrag „Badeplauderei“ im „Anzeiger für die Ostseebäder Warnemünde, Heiligendamm, Groß-Müritz, Wustrow“ am 6.Juli 1885 für Aufregung und lebhafte Diskussion im Ort sorgt. Übrigens weisen die Diskussionsinhalte bemerkenswerte Parallelen zu unseren Tagen auf und eine unterhaltsame Beschreibung des Lokalkolorits jener Tage in Warnemünde ist es in jedem Falle.
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(NHG)
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Das Rostocker Gewett, städtische Behörde für Hafen und Schiffahrt, Handel und Gewerbe, hatte auch den Hafenort Warnemünde zu verwalten und als Niedergericht die in Warnemünde auftretenden Streitfälle zu verhandeln. Deshalb hielt es regelmäßige Gerichtstage in Warnemünde ab.
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Die hauptsächlichsten Vergehen, die zur Verhandlung standen, waren unzweifelhaft Eigentumsdelikte. Es wurden Steine und Holz von den sogenannten Stein- und Moddekisten, die zur Uferbefestigung und zum Schutz gegen Versandung des Fahrwassers aufgestellt wurden, entwendet. Holz stahl man natürlich auch in der nahen Heide. 1772 ist ein Palisadenwerk von der Schanze bis zu den Steinkisten erwähnt, von dem die Warnemünder ständig Holz stahlen. Zahlreich sind auch Fälle von Diebereien am Strand. Daneben fallen noch Klagen wegen rückständiger Zahlungen auf, zum Beispiel durch den Pastor, und auch die Hebamme klagte gegen zahlungssäumige Wöchnerinnen.
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Diese Prozesse bestätigen aber nicht die Warnemünder als "Langfinger". Hinter ihnen verbirgt sich die große Armut der Menschen. Was sollten sie auch machen, gab es doch so weit das Auge reichte nur Sand und Seewasser. 1847 bat zum Beispiel der Warnemünder Vogt Meyer um Lieferung von verbilligtem Roggen für die in äußerste Not geratene Warnemünder Bevölkerung. In diesem Jahr hatte weder Feuer, noch Wasser, noch Militär, die Menschen heimgesucht. Es war also für die Warnemünder ein ganz normales Jahr.
  
Er schreibt: „Das Seebad Warnemünde, dessen Besuch von Jahr zu Jahr mehr zunimmt, gehört jetzt schon, und mit Recht, zu den besuchtesten Ostseebädern. In der That findet man selbst in den viel genannten und fashionabelsten Ostseebädern Misdroy, Häringsdorf und Colberg nicht eine solche Anzahl hübsch und anmuthig gelegener und mit so vielem Comfort eingerichteter Privatwohnungen wie in Warnemünde, und gar die großen Hotels dieses Badeortes können nicht nur wegen ihrer schönen Lage in unmittelbarer Nähe der See, sondern auch wegen ihrer vortrefflichen Einrichtung und Leitung, den gelobtesten Hotels in den sogenannten großen Bädern an die Seite gestellt werden. …“ Bruger stellt Vergleiche mit den in damaliger Zeit etabliertesten Ostseebädern und ihren Angeboten an und kommt zu dem Schluß: „Nur an Einem fehlt es in Warnemünde, und dieser Mangel macht sich von Jahr zu Jahr mehr fühlbar, das ist eine Badedirection, welche die Aufgabe hat, dem Fremden in Bezug auf die Wohnungen Auskunft zu geben und für das Amusement der Badegäste zu sorgen. Seitens der Stadtverwaltung, welcher zugleich auch die Verwaltung  des Fleckens Warnemünde unterstellt ist, geschieht sehr wenig für die Hebung des Bades als solches  und gar nichts für die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Gäste. Insbesondere könnte man füglich die Anforderung stellen, daß in einem so frequenten Bade die Badeeinrichtungen besser wären. …“  Seine im Beitrag folgenden Beschreibungen über den praktischen Ablauf des Badelebens und  den damit verbundenen Dienstleistungen jener Zeit lassen uns heute an  freies Baden gewöhnte Strandbesucher schmunzeln: „Die Zellen im Damenbade , deren Anzahl in der Hauptsaison nicht im Entferntesten dem Bedürfniß entspricht, sind zum größten Theil völlig dunkel und besitzen mit Ausnahme der wenigen gemauerten, anstatt des Fensters nur eine etwa 1 Fuß (28 cm) große Öffnung in der Rückwand , welche, wie in den Hühnerställen (Legeställen) auf dem Lande mit einem hölzernen Schieber geschlossen wird. Will der Badegast sich nun nicht im Finstern anziehen, was immerhin seine Schwierigkeiten hat, so muß er jenen Schieber öffnen und erhält nun durch diese Öffnung und das gegenüber in gleicher Höhe befindliche Loch in der Thür , dessen einstiger Zweck nicht erfindlich ist, die intensivste Zugluft, die man sich wünschen kann. Die Kleider, welche man an der weißgetünchten Wand der Zelle aufzuhängen hat, zieht man mit Kalk beschmutzt wieder an. Handgroße Spiegel sind allerdings in den Zellen vorhanden, sie hängen aber entweder zu hoch oder zu niedrig, wenn man von „hängen“ überhaupt  sprechen kann, da sie fest genagelt sind. Im Uebrigen  ist das Glas völlig fleckig und blind, und zeigt dem Hineinschauenden entweder nichts oder ein völlig verzerrtes Antlitz. Eine Wanne zum Abspülen der Füße ist nicht vorhanden, und doch wäre diese um so mehr am Platz, als der auf der Brücke und auf den ins Wasser führenden Treppen befindliche Leinwandläufer stets beschmutzt mit dickem grünem Schlamm. …“ Auch an dem betreuenden Personal der beiden Bäder hat der Kaufmann mancherlei zu kritisieren: „Die Bedienung der Badenden ist ebenso mangelhaft wie die Einrichtung der Zellen. Allerdings umdrängen im Herren- wie im Damenbade eine Menge Menschen den neu hinzugekommenen Badegast und bieten ihre Dienste an. Es beschränken sich aber die Dienstleistungen in der Regel ausschließlich auf das Trocknen und Aufbewahren der Badewäsche. Das sorgfältigste der Gesundheit und dem Wohlbefinden  so notwendige Frottieren der Haut  unterbleibt entweder ganz oder es wird von dem Badediener (respective der Badedienerin ) gewissermaßen im Vorübergehen auf dem Badesteg vorgenommen. Die Bedienenden haben in der Regel so vielen Badegästen ihre Dienste verdingt, daß es für sie eine Unmöglichkeit ist, jeden Einzelnen in die Zelle zu begleiten  und ihm  dort beim Ankleiden behilflich zu sein. Dies und noch vieles Andere, sind Übelstände, welche jeder Badegast unangenehm empfindet. …“  Alle Kritik an der Situation im „Baderegiment“ von Warnemünde führt Bremer schließlich zu der Forderung: „Von Seiten der Stadt müßte in Bezug auf die Einrichtung der Zellen, der Bedienung der Badegäste etc. , ein festes Reglement aufgestellt werden, dessen Innehaltung zu überwachen  und zu controllieren Sache des Bade-Direktors wäre, der in jedem größeren Seebade für die Sommermonate angestellt ist, und dessen Abwesenheit sich in Warnemünde , auch in Bezug auf das Miethen der Wohnungen , das Arrangement der Vergnügungen etc. von Jahr zu Jahr mehr fühlbar macht.“                                                    Schon wenige Tage darauf reagiert der Hotelbesitzer C. Hübner, gleichzeitiger Betreiber von Damen- und Herrenbad mit unverhohlener Wut: „Wenn ich beipflichte, daß wenn in unserem Orte für die Dauer der Saison eine Badedirektion existirte, es in vielen Dingen besser stehen würde wie zur Zeit, so ist es doch sehr zu bedauern, daß eine Einrichtung, die nicht besser, einfacher und reinlicher sein kann, wie unsere Badeanstalt, einer Kritik unterworfen wird. Was den Punkt anbetrifft, daß eine Badedirektion fehle, um Fremden betreffend Auskunft zu geben, so findet auch jetzt jedes an die nicht existierende Badedirektion gerichtete Schreiben sofortige Beantwortung und wird ihm gerne Rath ertheilt.“                                                                                                                                                    Es hatte sich in der Vergangenheit eingebürgert, daß der Postbote Briefschaften, die an die Badedirektion adressiert waren zur Auskunft und Bearbeitung an das Hotel Hübner, eben das größte Haus am Platze gab, wo sie dann bearbeitet wurden. Waren im eigenen Haus keine Unterkünfte frei hatte, leitete man sie dann an die anderen Hoteliers des Ortes weiter. Was verständlicherweise deren Unmut weckte. Hübner führt weiter aus: „…daß Amusements bis jetzt ohne eine Badedirektion stattfanden, so z.B. die Stromfahrten, welche doch nur von Privatpersonen (auf Hübners Rechnung) angeregt wurden und in jeder Weise rege Beteiligung fand.“                                                                                                                              „Was nun die Einrichtung unserer Badeanstalten betrifft, so fehlt es in denselben durchaus nicht an Luft und Licht, denn jedem , der sich in denselben seiner Kleider entledigen respective sich ankleiden will, ist es gestattet, die Thüre der Zelle offen zu stellen, so oft er entweder des Lichtes oder der Luft entbehrt, doch thun wohl solche, die sich vor einem Luftzuge scheuen besser, wenn sie im Hause bleiben und ein warmes Bad von 30 bis 40 Grad nehmen. …“ Was die angebotenen Dienstleistungen angeht bemerkt Hübner: „…Zum Abtrocknen und Frottiren der Badenden befinden sich in der Badeanstalt 2 kräftige junge Männer, auf jeder Seite einer, die gewiß ihrer Aufgabe gewachsen sind und willig tun, was von ihnen der Badende verlangt.“ Als Resümé schließt der Hotelier an: „Fragen wir uns nun zum Schlusse, zu welchem Preise ist ein Bad in Warnemünde, und zu  welchem Preise ist ein Bad in Häringsdorf oder Colberg zu haben: ein Bad kostet in Warnemünde 20 Pf., in Colberg 40 Pf. Und in Häringsdorf sogar 75 Pf., so gelangen wir zu der Einsicht, daß Warnemünde bei solchen niedrigen Preisen stolz darauf sein kann, eine solche Badeanstalt zu besitzen, und gewiß in dieser Hinsicht den anderen Seebädern ebenbürtig dasteht.“                                Auch Kaufmann Bruger fühlt sich nun noch zu einer Erwiderung bemüßigt: „Freilich geht es auch ohne Badedirektion, wie  Herr „C.H.“ zu beweisen sich bemüht. Es kommt hier wie überall im Leben nur auf die Ansprüche, die man erhebt, und auf den Platz den man einnehmen und behaupten will. Warnemünde gehört zu den besuchtesten Ostseebädern, es stellt sich mit Recht „Häriungsdorf und Colberg“ gleich, da darf es auch bezüglich  seiner Badeeinrichtungen nicht so weit hinter den genannten Bädern zurückstehen, wie dies doch in Wahrheit der Fall ist. Wem die Bade-Einrichtungen als die „besten“ erscheinen und er sogar „stolz“ darauf ist, dem zeugt dies von einer nachahmungswürdigen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, welche leider das die Bäder besuchende, größtentheils wohlhabende Publikum nicht zu besitzen pflegt. Wem es nichts ausmacht bei offener Zellenthür vor zahllosen Zuschauern aus- und anzukleiden,wem die fleckigen blinden Spiegel genügen, wem es nicht unangenehm ist, die mkit Sand und Schlamm beschmutzten Füße  ohne vorherige Reinigung in dem Badelaken abzutrocknen, wer endlich die Bedienung bei dem Verlassen des Bades nicht entbehrt, der könnte sich füglich auch ganz ohne Zelle behelfen und hätte dabei die Freude, an jedem Bade 20 Pf. Zu sparen. Die Badegäste, vorzugsweise die Damen, sind indessen leider so verwöhnt, daß sie es vorziehen sich bei geschlossener Tür und nicht im Finstern anzuziehen. …und sie haben sogar das Bedürfnis in ihrer Zelle von einer Dienerin abgerieben zu werden. … es ist mir unverständlich, weshalb man solche Mängel nicht rügen soll, weil die Badeanstalt sich in den Händen einer Privatperson befindet. Die letztere würde jedenfalls in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie hier gründliche Abhülfe schafft. … Wenn de Besitzer der Badeanstalt, an welcher er die genannten Verbesserungen vorgenommen hat, dagegen einen etwas höheren Preis für die Bäder verlangt, so wird das Publikum dies nur billig finden. Wer sich den Luxus einer Badereise gestatten und für eine Wohnung täglich 5 – 12 Mark Miethe zahlen kann, dem wird es wahrlich auf die 20 Pf. nicht ankommen, um welche er vielleicht das tägliche Bad theurer bezahlen muß; und Warnemünde wird durch Verbesserung seiner Badeeinrichtungen wesentlich gewinnen.“  Es läßt sich heute nicht mehr aufklären, ob dieser öffentlich ausgetragene Disput mit dazu beigetragen hat, daß drei Jahre darauf auf Initiative und unter Leitung des Rostocker Bürgermeisters Dr. Paschen im Jahre 1888 für Warnemünde eine amtliche Badeverwaltung eingerichtet wurde. Ein Denkanstoß dazu war es gewiß.
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====Regelmäßige Böhnhasenjagden der Rostocker Zünfte in Warnemünde====
  
==='''Die Fährverbindung Warnemünde - Gedser und die Eisenbahn'''===
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Weiter durften in Warnemünde weder Schlachter, noch Müller oder Bäcker wohnen.
Diese Kapitel befindet sich gerade in der Vorbereitung
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Das Verhältnis zwischen den Rostocker Stadtbehörden und den Warnemündern blieb gespannt. Immer wieder suchte man sich über die auferlegten Beschränkungen hinwegzusetzen. Die Rostocker Zünfte übernahmen mit Vorliebe in Warnemünde die Verfolgung heimlich arbeitender Handwerker. Es kam oft zu sogenannten Böhnhasenjagden (auf illegale Handwerker, die nicht Zunft-Mitglied waren). Noch als Warnemünde Badeort wurde, sträubten sich die Rostocker Zünfte, dort Handwerker zuzulassen.  
In absehbarer Zeit wird das Thema an dieser Stelle komplex erschöpfend eingepflegt. Bis dahin fügen wir hier einen Beitrag aus der Zeitschrift "Unser Mecklenburg" im Oktoberheft 1963 ein, in der ein nicht namentlich genannter Zeitzeuge sechzig Jahre nach der Eröffnung der Trajektverbindung im Oktober 1903 die deren Einweihungsfeierlichkeiten aus eigenem jugendlichem Erleben berichtet.
 
  
* [[Einweihung der Dampffähren-Verbindung Warnemünde - Gedser]]
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Der Rat bezeichnete im Jahre '''1854''' den Hafenort Warnemünde als "eine zum Vorteile der Stadt Rostock, weil dieser untertänige, in Unterordnung gehaltene Kommüne". Erst '''1861''' wurde das Schiffahrtsverbot aufgehoben. Bis ein Bäcker in Warnemünde sein Handwerk ausüben durfte, wurde es '''1865'''. Und '''1866''' ließen die Rostocker Handwerksämter endlich zu, daß dort eine Mühle erbaut werden konnte und erstmalig ein Schlachter seinen Betrieb eröffnen durfte. Durch das '''Notgewerbegesetz des Norddeutschen Bundes'''  von '''1867''' fielen dann die letzten Beschränkungen für Warnemünde. Damit war die jahrhundertelange Unterdrückung der Bevölkerung des Hafenortes beendet.
  
==='''Die Werften'''===
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====Erst mit der Reichseinigung 1871 fielen die Beschränkungen denen die Warnemünder unterlagen====
  
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Sie hatte dazu geführt, daß die Warnemünder auf manchen  Verdienst der möglich gewesen wäre, verzichten mußten, daß sie in manchen Dingen geradezu ausgebeutet wurden und zu Einkaufen in Rostock weite und nicht immer gefahrlose Fahrten zu unternehmen gezwungen waren. Die Kehrseite war, daß sich in den Warnemünder Familien eine vielseitige Handgeschicklichkeit entwickelte. Gerade weil manche Dinge des täglichen Gebrauchs am Orte nicht zu haben waren, fertigte man sie selbst an. Der Haß gegen die Rostocker machte sich noch lange bemerkbar. Er kam auch in der vielgebrauchten Redensart zum Ausdruck: "Schmiet´n Diewel in´n Strom! Lat´n driwen, is´n Rostocker!"
  
==='''Fliegerei und Flugzeugbau in Warnemünde'''===
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===Die Schwedenschanze und der schwedische Zoll===
(Seehase, Heinkel, Arado)
 
  
==='''Seehydrographischer Dienst der DDR'''===
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;Der Warnemünder Zoll
  
==='''Das Institut für Meereskunde/ Institut für Ostseeforschung'''===
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:Durch den Vertrag vom 29. 11. 1632 zwischen Gustav Adolf und den mecklenburischen Herzögen Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. nahm dieser Zoll seinen Anfang. Warnemünde wurde an die Schweden abgetreten und ihnen zugleich das Recht eingeräumt, hier von aus- und eingehenden Fahrzeugen eine Abgabe zu erheben, von der den Herzögen 1 Prozent als Lizentquote zugesichert wurde. Mit dem Prager Frieden, dem sich auch die mecklenburgischen Herzöge angeschlossen hatten, trat eine Wendung ein, indem die Schweden nun Mecklenburg als Feindesgebiet behandelten, und das Land für einige Jahre Tummelplatz der feindlichen Armeen wurde. Im Jahre 1638 kam es zum Kampf um die Warnemünder Schanze, und die Schweden sahen sich genötigt, diese Befestigung den Kaiserlichen zu überlassen. Bald aber wandte sch das Blatt. Die Kaiserlichen mußten Mecklenburg räumen, und der Kommandant von Warnemünde verließ heimlich auf einem dänischen Schiff die Schanze, nachdem er sie den Rostockern übergeben hatte.  Diese versuchten nun das Schanzwerk zu zerstören, wurden aber daran von den Schweden gehindert, die es von neuem eroberten und befestigten und darauf fortfuhren, den Zoll zu erheben. Dieser Zustand hat dann bis zum Westfälischen Freden und darüber hinaus bestanden, denn alle Versuche der Herzöge und der Rostocker, während der Friedensverhandlungen eine klare Bestimmung hierüber in die Friedensartikel hineinzubringen, waren vergeblich. So ist es dahin gekommen, daß noch bis ins 18 Jahrhundert hinein dieser Zoll erhoben werden konnte zum Schaden für Rostocker Handel und Schiffahrt.
In den "Meereskundlichen Berichten" (Nr. 111 2019) ist unter der Autorenschaft von Dr. Wolfgang Matthäus nachfolgender Aufsatz erschienen.
 
Wir danken dem Autor für seine Erlaubnis diesen Beitrag an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen.
 
Bitte beachten sie die Wahrung der zu Beginn des Beirages angegebenen Veröffentlichungs- und Autorenrechte!
 
  
* [[Datei:Mattheus warnemünde iow.pdf| Die Anfänge der meeresgeologischen und Küstenforschung in Warnemünde (1950 - 1970)]]
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* [[Der schwedische Zoll in Warnemünde in den Jahren 1632-1654" Alexander Pries 1914]]
  
==='''Sturmfluten und Küstenschutz in Warnemünde'''===
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* [https://www.google.de/books/edition/Motiven_warumb_die_Cron_Schweden_den_War/w79YAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=zoll+warnem%C3%BCnde&printsec=frontcover Warum die Cron Schweden...]
  
==='''Warnemünde als Tourismusort'''===
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===Warnemünde während der Franzosenzeit===
  
====Das Hotel Neptun====
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====1809 - Schillsche Truppen in Warnemünde====
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(NHG)
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:Im Stadtarchiv der Hansestadt findet sich ein umfangreiches Aktenstück aus der Franzosenzeit, also der Besetzung durch napoleonische Truppen zwischen 1806 und 1813.
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:In diesem Dokumentenbestand ist auch der vom 29.Mai 1809 datierte ausführliche Bericht des Warnemünder Vogtes Lange enthalten.
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:Er berichtet was sich am Rande des in der deutschen Geschichtsschreibung oft heroisch geschilderten Kriegszuge Ferdinand von Schills mit seinem Bataillon Husaren rund um den alten Strom zutrug:
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:„Dienstag d. 23. (Mai) gegen Mittag sprengten 4 Husaren vom von Schillschen Corps hinten an die Voigtey und fragten nach dem commandirenden Officier in Warnemünde.
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:Es trat der Herr Lieutenant v. Horn heraus, welcher sogleich befragt ward, ob er diesen Platz dem Schillschen Corps übergeben wolle ?“
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:Der antwortete: „Der Platz sey allenthalben offen, und könne er denselben mit seinen Invaliden nicht verteidigen.“
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:Daraufhin wies man den 4 Husaren Quartiere bei Warnemünder Bürgern an.
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:Deren Pferde bezogen den Stall beim Bürger Grimm. Am darauf folgenden Mittag erschienen weitere 14 Mann unter dem Kommando eines Sergeanten, der erklärte, das er nun Besitz von Warnemünde nehme.
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:Leutnant von Horn entgegnete darauf, das er Befehl habe nicht von seinem Posten zu weichen.
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:Der Sergeant erwiderte, dass er durchaus an seiner Seite weiter auf seinem Platz bleiben könne.
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:Vor dem Einmarsch der Husaren hatte der Leutnant Schildwachen vor allen in Warnemünde liegenden Schiffen postiert.
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:Um einer Entwaffnung zuvor zu kommen ließ er bei ihnen nun heimlich alle Patronen einsammeln und so die Gewehre unbrauchbar zu machen.
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:Aber die Maßnahme half nichts. Die Husaren entwaffneten die Rostocker Wachen trotzdem.
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:Am darauf folgenden Tag traf Graf von Moltke, ein Schillscher Stabsoffizier mit weiteren 14 Mann, teils Kavallerie, teils Infanterie hier ein.
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:Auch für sie musste nun ein Quartier gefunden werden.
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:Der veranlasste nun, das drei requirierte Kutter-Boote in die See vor die Hafeneinfahrt gelegt wurden.
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:Fortan war auch den Fischern das Auslaufen verboten.
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:Ein Schillscher Bataillonsschreiber brachte schließlich aus Rostock an von Moltke die Order alle hier liegenden Schiffe zu begutachten und festzulegen.
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:Am nächsten Tage belief sich die Zahl der so erlangten Schiffe auf 22.
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:Nun erging an den hiesigen Lotsenkommandeur Weisung, bei Strafandrohung von 50 Hieben, dass er die Räumung der Wasserfahrzeuge zu organisieren habe.
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:Anschließend sollen sodann auf drei der Schiffe Pferdeställe eingebaut werden.
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:Bald darauf rückt von Rostock der Schillsche Leutnant  von Hagen mit 12 Mann an, um nun mit Verspätung den Leutnant von Horn doch noch zu arretieren.
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:Auch müssen die Rostocker Wachsoldaten jetzt den letzten Rest an Ausrüstung und Uniform abliefern.
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:Der Lotsenkommandeur schien außerstande, den Einbau der Pferdeställe in die Schiffe zu organisieren.
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:So sandte man kurzerhand ein Boot in den Breitling. Hier arbeitete gerade eine Reihe von Zimmerleuten an den Steinkisten der Molenbauwerke.
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:Unter Androhung, sie im Wiedersetzungsfalle umgehend zu erschießen zwang man sie nun auf die Schiffe zwecks Einbau der Pferdeställe.
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:Es mangelte jedoch an Material. Polier Stark musste nun angeben was gebraucht wurde.
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:Das erforderliche Holz brachte man in Warnemünde bald zusammen, aber es mangelte an Nägeln.
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:Zwischenzeitlich setzte aus Rostock ein Strom an Waffen, Proviant und Husaren aus Rostock ein.
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:Allein acht Wagen mit Gewehren, Piken und Munition waren in Rostock requiriert worden. Deren Verladungen scheiterten an dem fehlenden Umbau der Schiffe. Der Umbau wiederum an den noch nicht aus Rostock eingetroffenen Nägeln.
 +
:Als schließlich Schills Adjudant von Baersch in Warnemünde eintraf um die Einschiffung von Truppen auf den requirierten Schiffen  zu kommandieren, sprach der ein Machtwort und ließ jede verfügbare Hand dazu kommandieren, aus Umzäunungen, Steganlagen und Gebäuden alle sichtbaren Nägel herauszuziehen und für die Stallanlagen auf den Schiffen zu gewinnen.
 +
:Es kam auch eine ansehnliche Menge zusammen, allein die Zimmerleute erklärten sie alle für unbrauchbar.
 +
:So wurde schließlich ein Kavallerist nach Groß Klein gesandt, um dort von einem Schmied  ausreichend Nägel zu holen. Zwischenzeitlich beklagten sich die Schiffseigentümer bei Baersch, wer ihnen den Verlust der Schiffe ersetze?
 +
:Baersch sicherte zu, das Schill ihnen alles ersetze.
 +
:Nach einem Tag trafen schließlich auch die Nägel ein und die Arbeit an den Pferdeställen begann.
 +
:Nun erging an den Vogt Lange die Weisung alle in den Warnemünder Häusern verfügbaren Töpfe und Pfannen zu requirieren und für die Truppen auf die Schiffe zu bringen, was bei den Bewohnern zu großem Wehklagen Anlaß bot. Man schickte auch Requirierungstrupps in die Dörfer der Umgebung um Futter und Lebensmittel zu beschlagnahmen.
 +
:Inzwischen begann die Einschiffung der Husaren und ihrer Pferde.
 +
:Gegen Abend erreichte den Kommandeur von Baersch die Meldung, das einige Husaren der Witwe Heberer ihren Wein mit Gewalt aus dem Keller geholt hatten. Der Kommandeur eilte sogleich mit einem weiteren Offizier  dorthin um die Marodeure zu verhaften.
 +
:Einer von ihnen widersetzte sich und ward von von Baersch noch am Ort exekutiert und vor dem Haus verscharrt.
 +
:Kurz darauf  erklärt von Baersch dem Vogt, dass er dessen Dienstmädchen Lene als Köchin mit auf sein Schiff nehmen wolle.
 +
:Die entzog sich dem aber sogleich durch Flucht und versteckte sich zunächst im Pfarrhaus.
 +
:Die Anzahl der höheren Offiziere, die in der Vogtei Quartier bezogen hatten und sich zwangsweise am Tisch des Vogtes Lange beköstigen ließen stieg unablässig.
 +
:Inzwischen begann man bereits einzelne Schiffe auf die Reede auszuschiffen.
 +
:Das zwei der erfahrenen heimischen Schiffer nacheinander die Segler auf eine Untiefe von Einheimischen „Lichtbogen“ genannt, auflaufen ließen, war sicher nicht deren Unerfahrenheit zuzuschreiben. Viel Zeit kostete nun deren Bergung um auch für die anderen Segler die Hafenzufahrt passierbar zu machen.
 +
:Am 28. Mai morgens hatten holländische Truppen Warnemünde von Westen her erreicht und versuchten nun durch Beschuß die gegnerischen Schillschen Truppen am Auslaufen zu hindern.
 +
:15 Schiffe lagen bereits auf Reede. Das sechzehnte, geführt vom Schiffer Maas aus Rostock segelte eine viertel Stunde lang unter starkem Beschuß aus der Hafenausfahrt.
 +
:Den Holländern gelang es nicht im weichen Dünensand die Kanonen richtig auszurichten, so dass sie immer wieder nur die Segel des Schiffes trafen.
 +
:Zwei weitere Schiffe mit Husaren an Bord lagen noch in Warnemünde.
 +
:Da ihnen die Ausfahrt offensichtlich nicht mehr gelingen würde, flüchteten die Schillschen an Land über den Strom und die Hohe Düne in die Rostocker Heide.
 +
:22 Der Husaren gerieten jedoch bei der anschließenden Verfolgungsjagd noch in Gefangenschaft der Holländer.
 +
:Ein Teil der holländischen Truppen quartierte sich nun in den Warnemünder Häusern ein und ließ sogleich erneut Lebensmittel requirieren.
 +
:Einen Tag später ließen sie sich jedoch zur Hohen Düne übersetzen um die Schillschen Truppen weiter in Richtung Stralsund zu verfolgen.
 +
:Am darauf folgenden Tage war Warnemünde wieder militärfrei.
  
==* '''[[Warnemünde im Spiegel von Zeitgenossen]]'''==
 
  
=='''Bedeutende Persönlichkeiten aus Warnemünde'''==
+
[[Kategorie:Franzosenzeit]]
  
==='''Ahrens, Adolf (August), Pädagoge'''===
+
====1810 - Im Frühsommer des Jahres war die Franzosenherrschaft an der Ostseeküste so schwach, daß die Engländer kleinere Landungen wagten====
[[Datei:Adolph Ahrens.jpg|thumb|150px|rechts|Adolph Ahrens]]
 
  
geb. 18.10.1869 Schwaan
+
:Am 3.Juni war ein nach Russland bestimmtes, amerikanisches Schiff von einem in Warnemünde stationierten französischen Kaper aufgebracht worden.
gest. 27.10.1932 Warnemünde (Rostock)
+
:Als Reaktion landete eine englische Marine-Einheit, eroberte Kaperschiff '''und''' Beuteschiff. Sie entführten sodann beide aus dem Hafen. Die schwache mecklenburgische Wachmannschaft hatte sofort nach der Landung die Flucht ergriffen.  
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[[Datei:Warnemünde Redoute 1912.jpg|thumb|300px|rechts|Warnemünde Redoute 1912)]]
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:Dieses Ereignis veranlasste den französischen Marschall Eckmühl dazu, umgehend stärkere, ausschließlich französische Truppen in Warnemünde zu stationieren.  
 +
:Damit einher ging sein Befehl an die Stadt Rostock, unverzüglich den Bau verschiedener Befestigungsanlagen in Warnemünde abzusichern und zu finanzieren.  
 +
:Um die Befestigungsanlagen mit einer Redoute als Kern in Warnemünde in kurzer Zeit herzustellen, hatte die Stadt Erdarbeiter, Zimmerleute und andere Handwerker aller Art, sowie sämtliches Bauholz aus der Rostocker Heide zu stellen.
 +
:Die Bürgerschaft war zunächst unentschlossen.
 +
:Am 7. September gibt das erste Quartier in der Beschluß-Findung dazu folgende Stellungnahme ab. „...ein außerordentlicher Holzhieb scheitert bereits daran, das nichts mehr zu entscheiden ist, außer, wie er praktisch ausgeübt werden kann. Besser ist, noch einmal den Forstinspektor Becker zu befragen und ihn ein Konzept fertigen zu lassen. ...“
 +
:Das zweite Quartier hat darauf nur noch zu erwidern, daß man den Holzeinschlag vorrangig in den Rövershäger Waldungen ausführen solle, da aus den damals ebenfalls im Rostocker Besitz befindlichen Willershäger Waldungen die Anfuhrkosten zu hoch seien.
 +
:Die Entscheidung war somit gefallen und der Forstinspektor erhielt freie Hand.
 +
:Noch in derselben Woche begannen alle seine Waldarbeiter in den Trassen der abgesteckten, zukünftigen Waldschneisen, das gesamte für den Warnemünder Redouten-Bau benötigte Holz einzuschlagen und damit es sich auch leicht transportieren ließ, gleich einen guten Untergrund für die Fuhrwege herzurichten.
 +
:So entstanden nach einander die Meiershausstellenschneise von Wiethagen nach Meiershausstelle, die Trasse der heutigen Bäderstraße, als Forstweg, von Hinrichshagen nach Torfbrücke, sowie die Schneise vom Mönkortsbaum nach den Wiesen und Schnatermann (die heutige Bauernwiesenschneise).
 +
:Der unfertige Landweg von Hinrichshagen nach Markgrafenheide bekam nun als Transportweg zur Warnemünder Baustelle eine besondere Wichtigkeit und konnte 11 Jahre nach seinem Baubeginn, dem ursprünglichen Plan entsprechend, fertiggestellt werden und Beispiel gebend solide ausgeführt werden.
 +
:Nach Abschluß der Bauarbeiten war selbst das bis dahin permanent opponierene zweite Quartier nunmehr von der Sinnhaftigkeit des entstandenen Wegenetzes überzeugt und machte der Forstverwaltung sogar Vorwürfe, warum man damit nicht schon eher begonnen habe. :Von 1791 bis 1811 hatten sie dieses Projekt stets verhindert
 +
:Der Bau der Warnemünder Redoute zog sich bis Februar 1812 hin. Nur vierzehn Monate später, am Ende der Franzosenzeit, beschlossen die Hundertmänner am 12. April 1813 den Abriß der Redoute.
 +
:Da sich die Umsetzung des Abrisses aber laufend verzögerte, landeten schließlich am  26. August rund 100 Engländer, schickten die Bürgerwache der Warnemünder nachhause  und „demolierten“ die Redoute. Am folgenden Tage beendeten sie ihr Zerstörungswerk endgültig und sprengten die gesamte Anlage.
 +
:Zwei Wochen darauf besichtigte die Stadtverwaltung die Trümmerstätte und befand: „..daß die Redoute sich nicht mehr ähnlich war.“ 
 +
:Beckers Waldschneisen dagegen haben bis in unsere Tage Bestand.
  
Vater: Adolf A., Pädagoge
 
  
Zwillingsbruder: Rudolf (Wilhelm) A., Pädagoge
+
[[Kategorie:Franzosenzeit]]
  
1884-1887 und 1890-1892 Lehrerseminar Neukloster; 1892 Lehrer in Waren; 1893 Lehrer (1919-1932 Rektor) an der Schule in Warnemünde; 1902 Mitbegründer des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung; 1909 Rostocker Bürgerrecht; seit 1906 Mitglied des Heimatbundes Mecklenburg; gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Rudolf »Bilderatlas zur Mecklenburgischen Heimatkunde« (1911) und »Die Rostocker Heide, das Kleinod der Stadt Rostock« (1919); heimatkundliche Aufsätze über Hausmarken, Brautkronen, Totenkronen, Pfingstfest und Hägerort in »Niedersachsen« (1899-1919), »Die Heimat« (1907-
+
===Warnemünde während des ersten Weltkrieges 1914-1918===
1911) und den »Mecklenburgischen Monatsheften« (1925-1932).
 
  
==='''Ahrens, Anna (Julia Henriette Johanna Wilhelmine), Pädagogin, niederdeutsche Schriftstellerin'''===
+
====Die Bahnberaubungen in Warnemünde====
  
(geb.: Seemann; verh.: Sues; Pseud.: Anna Pilot)
+
===Warnemünde in der Zeit des dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges===
  
geb. 30.4.1865 Schwerin, gest. 10.1.1946 Warnemünde
+
====Das Kriegsende In Warnemünde am 1. Mai 1945====
  
Vater: Wilhelm Seemann, Rittergutspächter
 
  
Entstammte väterlicherseits einem schwedischen
+
<br clear="all">
Geschlecht, das nach Mecklenburg kam und vor allem
 
in der Landwirtschaft beschäftigt war; Kindheit und
 
Jugend in Rostock; die Mutter betrieb als Erzieherin
 
eine Privatschule und bereitete sie ebenfalls auf den
 
Lehrerinnenberuf vor; viele Jahre in der Erziehung
 
tätig; Heirat mit dem Augenarzt Ahrens in Lübeck;
 
zog nach dem Tod ihres Mannes nach Warnemünde,
 
wo sie ein Töchterpensionat gründete, das sie nach
 
einigen Jahren in eine Fremdenpension umwandelte;
 
lebte 1911 mit ihrem zweiten Ehemann, einem Herrn
 
Sues, in Warnemünde; »Warnemünder Geschichten«
 
(1899); »Woans Fru Kiehrdianniks vör 60 Johr ’ne
 
feine Dam as Badgast kreeg. Scherzspiel« (1906);
 
»Seedorn. Gedichte« (1908); »Windmöhlnsang
 
un Heimatklang« (1939); »Vergäten Sang ut
 
Kinnerdagen« in »Stader Archiv« (1939).
 
  
==='''Avé-Lallemant, (Georg) Friedrich (Ludwig), Theologe, Pädagoge, Schriftsteller'''===
+
==Der Hafen mit Leuchtfeuern und Molen==
 +
===Die erste Leuchte auf der Hohen Düne ab 1323 bis warscheinlich 1487===
  
geb. 27.7.1807 Lübeck
+
===Der Warnemünder Leuchtturm in  "die Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberuhmten alten See- und Hensestadt Rostock" von 1578 bis 1586 ===
gest. 26.12.1876 Lübeck
 
  
Vater: Jacob (Heinrich Dionysius Philipp) A.-L., Harfenist,
+
===Bevor der Leuchtturm kam===
Musiklehrer
+
(Wilfried Steinmüller) (WG)
  
Schule in Lübeck; 1829-1834 Theologiestudium in Jena und Berlin; Hauslehrer; 1837 Lehrer an der Mädchenschule Lübeck; 1843-1848 Prediger der deutschen Gemeinde in Rio de Janeiro; kehrte 1849 nach Lübeck zurück; richtete hier ein Knabenpensionat ein und war zeitweise in der Stadtbibliothek Lübeck beschäftigt; 1857-1869 Pastor in Warnemünde; 1869 wieder in Lübeck; 1865 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; der Musiker Theodor (1806-1890), der Jurist und Schriftsteller Friedrich Christian Benedikt (1809-1892) und der Arzt und Forschungsreisende Robert Christian Benedikt (1812-1884) waren seine Brüder; »Erinnerungen an Brasilien« (1854); 1864 erschienen in Ludwigslust »Das Gesangbuch« und »Warnemünder Geschichte«.
+
[[Datei:Wmde Planung Leuchtturm Freim Abendbl Januar 1832.jpg|thumb|600px|rechts|Eine Zeitungsmeldung im "Freimüthigen Abendblatt" Januar 1832]]
 +
;Offensichtlich war ursprünglich ein hölzerner Bau geplant.
 +
<br clear="all">
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[[Datei:Warnemünde die Leuchte um 1870.jpg|thumb|400px|rechts|Die Leuchte, der 1836 erbaute Vorgänger unseres heutigen Leuchtturms]]
  
==='''Babst, Diederich Georg, Jurist, Dichter, niederdeutscher Schriftsteller'''===
 
  
geb. 24.7.1741 Schwerin
+
:Im Jahre 1898 wurde der Warnemünder Leuchtturm, heute wohl wichtigstes Wahrzeichen des Ostseebades seiner Bestimmung übergeben. Versucht man die Wurzeln seiner Entstehung zu ergründen,  entdeckt man in alten Quellen bald, daß die Überlegungen zur Errichtung eines solchen Bauwerkes schon viel weiter zurückliegen.
gest. 21.4.1800 Rostock
+
:Auch in den Zeitungen des 19.Jahrhunderts wiederspiegelt sich dieses Thema.
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:So weiß das "Freimütige Abendblatt" in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts dazu folgendes zu berichten:
 +
:"Hinsichtlich der jüngst von hier gemeldeten Absicht, ein Feuersignal im Warnemünder Seehafen anzulegen, ist es allgemein zu bedauern, daß man weit davon entfernt scheint, die Ideen zum Grunde zu legen, die der verstorbene sehr unterrichtete und hellsehende Schiffskapitän Eichmann, ehemaliger Lehrer der Nautik hieselbst, in einer höchsten Ortes vor etwa 6 Jahren von ihm über die Frage an welchem Punkte der mecklenburgischen Seeküste es am vorteilhaftesten wäre einen ordentlichen Leuchtturm zu errichten, erforderten und eingereichten, überaus wohlgearbeiteten Denkschrift, über die, seiner Meinung nach, in Warnemünde allein am allernützlichsten und unentbehrlichsten zu verfügende Errichtung eines solchen Leuchtturms entwickelt hat. Der Referent hat dies Memoire damals gelesen, und erinnert sich noch mit Vergnügen der lichtvollen mündlichen Erläuterungen des einsichtsvollen Verfassers, so wie der Wärme, mit der er den seit einigen Jahren neugebaueten und mit englischen Leuchtinstrumenten versehenen Leuchtturm zu Cuxhafen als das vortreffliche Modell pries, dem man in Warnemünde zu folgen hätte. Aber freilich steht die hohe Nützlichkeit, ja unentbehrliche Nothwendigkeit einer solchen Anstalt, so wie ihre dem Muster nacheifernde Vortrefflichkeit, die der Referent vor fünf Jahren stundenlang zu untersuchen und zu bewundern Gelegenheit hatte, auch im Verhältnis zu den sehr erheblichen Kosten, die die Nachahmung zu Warnemünde erfordern würde; Kosten zu denen, wenn dieser Gedanke je ins Leben träte, Fürst und Land, aus den entscheidenden Gründen wahren Gemeinwohls, auf die Hälfte oder doch ein Drittel beisteuern müßten und könnten.
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:Rostock den 30.Januar 1832"
 +
:Immer wieder bieten die so "hellseherischen" Gedanken jenes Kapitäns  Eichmann Stoff zur Diskussion über die längst fällige Errichtung eines Leuchtturmes und man kann ihn wohl getrost als geistigen Vater eines solchen Bauwerkes bezeichnen. Auch sonst bietet sein Wirken in Warnemünde noch reichliche Betätigungsfeld für die Warnemünder Geschichtsforscher.
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:Der Anstoß war gegeben, aber bis zur Realisierung verging noch viel Zeit und das Thema bot im Freimütigen Abendblatt auch weiterhin reichlich Lesestoff, wie hier zum Beispiel drei Jahre darauf:
 +
:"Was die schon vor mehreren Jahren beantragte Anlegung eines Leuchtturmes am Eingange des Warnemünder Hafens betrifft, so scheint diese Angelegenheit, obgleich sie, wie man erfährt, sowohl von den Seiten des Handels- als des Schifferstandes als sehr dringend empfohlen und von demselben auch bereits verschiedene annehmliche Offerten gemacht sein sollen, doch ganz in den Hintergrund gestellt zu werden, und vielleicht nur aus dem einzigen Grunde, weil die Rostocker Schiffahrt seit Jahrhunderten schon ohne Leuchtturm bestanden hat. Wohin aber sollen solche Grundsätze führen ? Man überzeuge sich doch endlich von der Nützlichkeit, ja von den Notwendigkeit dieser Einrichtung! Eben wegen des Mangels derselben scheiterte noch jüngst wiederum ein Schiff; denn das Ansegeln an die mecklenburgische Küste bei irgend trüber Witterung, besonders bei starkem Sturm und Seegange ist bekanntlich sehr gefährlich. Unsere Baubehörde wird deshalb wenn sie sich auch in dieser Hinsicht des Raths sachkundiger Männer bedient, gewiß keinen Anstand nehmen, auch diesem Gegenstande seine Erledigung zu verschaffen, zumal da bei den vorseienden Hafenbauten gewiß der Bau eines solchen Leuchtthurmes auf eine zweckmäßige und vieleicht minder kostspielige Art als sonst zur Ausführung gebracht werden kann.
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:Rostock den 29.December 1835"
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:Im Folgejahr schließlich scheint die Sache in Gang zu kommen denn in der Augustausgabe steht zu lesen: :"Bei der am 16.des Monats stattgefundenen Grundsteinlegung zu dem auf der Düne Warnemünde´s zu erbauenden Leuchtthurm war leider der Mehrzahl der hier Anwesenden Fremden der zu dieser feierlichen Handlung angesetzte Zeitpunkt fremd geblieben, weshalb nur ein kleiner Teil derselben auf der bezeichneten Anhöhe sich versammelt hatte. Befremden mußte es wohl allgemein, daß von der obersten städtischen Behörde nichts geschehen war um diesem Actus auch in seiner äußerlichen Form eine festliche Bedeutung zu geben, das auch nicht eines ihrer Mitglieder gekommen war, um die Theilnahme an einem Werke an den Tag zu legen, welches dem Vaterlande zur Ehre und so vielen zur Rettung und zum Heile gegründet werden sollte. Freuen müssen wir uns aber andererseits, daß dennoch diese Handlung nicht ohne eine gewisse Solenität ''(Feierlichkeit)'' vollzogen wurde. Es hatte nämlich eine Dame aus Rostock (C.v.W.) diesen Gegenstand in einem Gedichte besungen, welches auf allgemeines Begehren ein gerade anwesender, sehr beliebter Redner, Herr Candidat Bartsch aus Rostock, nachdem er einige, dem Gegenstande angemessene Worte vorausgeschickt, auf eine dem Inhalte des Gedichtes vollkommen entsprechende Weise recitierte. Nachdem hierauf von dem Herrn Administranten des Baues ein Toast unter dem Klange der Gläser ausgebracht worden, wurde diese eben so einfache als ansprechende Feier beendigt. Wie es heißt, erreicht der Bau, unter der Leitung des Stadtbaumeisters Herrn Schwedtler, noch vor dem Winter seine Vollendung.
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:Warnemünde d. 19.August1836"
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:Leider nennt uns die Zeitung jener Tage den Verfasser der Zeilen nicht.
  
Vater: Johann Gerhard B., Kanzlist
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[[Datei:Warnemuende Leuchtturm im Bau.jpg|thumb|250px|rechts|Der Leuchtturm im Bau 1897/98]]
 +
[[Datei:Leuchtturm Warnemuende vor 1905.JPG|thumb|250px|rechts|Der Leuchtturm vor 1905]]
  
Domschule in Schwerin und Gymnasium in Lübeck; dichtete bereits in seiner Jugend hochdeutsche Gelegenheitsverse, bildete seine musikalischen Kenntnisse aus und sang im Chor; Hauslehrer; 1765 Jurastudium in Rostock; seit 1781 Notar, dann Prokurator am Städtischen Niedergericht Rostock; seit 1793 auch Sekretär des zweiten bürgerschaftlichen Quartiers des Hundert-Männer-Kollegiums; Carl Friedrich von Both sandte seine Gedichte an Goethe, der sich (wie aus dessen Tagebüchern hervorgeht) damit beschäftigte, Babst einen »Natur- und National-Dichter« nannte und seine »höchst schätzbaren Gelegenheitsgedichte« lobte; erster bedeutender niederdeutscher Lyriker; Werke zur Kulturgeschichte, vor allem der Stadt Rostock; anonym erschienen »De Intog, den unser Herr Herzog Friederich Franz mit sine lewe Fru Gemahlin Louise to Rostock gehollen, in dree Schriewels von ehnem Recruten an sine Greth up den Lande« (1788), »Noch söss Schriewels to de annern dree, wo dat to Rostock mit dem Intog toletzt aflopen, van dem sülbigen Recruten an sine noch jümmer lewe Greth up den Lande« (1788) und »Ehn beeten Naschrapels van dem rostockschen Intog mit dem Afscheht un Testament by dem hollänschen Marsch van unsern ollen Recruten an sine Greth up den Lande« (1788); »Repertorium des Grundgesetzlichen neuen Rostocker Erbvertrages vom 13. May 1788« (1789); »Die Studenten-Schlittenfahrt zu Rostock« (1792; anonym); »Allerhand snacksche Saken taun Tiedverdriew. Afers Wahrheten un sick meeto to spegeln in unse Moderspraak« (3 Bde.; 1788-1790; 86 Gedichte); »Dat grote Fest van Peter un Pagel. Ass de vier Mecklenbörger Prinzen de Brook-Fischers besöchten, beschreeven van so ehn Fischer, de in sienem Leewen woll nicks fängt« (1793); »De herrliche König-Schuß to Rostock, ass de vier lewen Landes-Prinzen mit schöten un de Arw-Prinz König wurt, van ehnen latienschen Börger«« (1793); »De fürstliche Peter un Pagel ass de lewe Herzog Friederich Franz sülfst de Fischers up den Brook besöcht. In dre Schnack un ehn Togift« (1797); »Uhterlesene Pladdütsche Gedichte« (1812; mit Schilderungen des Lebens der Warnemünder und der Rostocker Fischer, des Rostocker Königsschusses und Versen wie »De Schwahnsche Koken«, »De Rostockschen Drägers« und »Wer waß de Klökst?«; hrsg. von seinem Sohn Johann Ludwig Daniel).
+
===Der Leuchtturm===
  
==='''Bachmann, Walther, Unternehmer, Flugzeugbauer'''===
+
====Seit 1898 ist der Leuchtturm Warnemündes Wahrzeichen====
[[Datei:Walter Bachmann.jpg|thumb|150px|rechts|Walter Bachmann]]
 
  
geb. 9.6.1889 Stettin (Pommern; Szczecin/Polen)
+
:Bei Nebel mussten Sondermaßnahmen durchgeführt werden (Hornsignale, Glocke, Nebelkanone). Die Entwicklung der Rostocker Segelschiffflotte zur größten im Ostseeraum mit 372 Schiffen im Jahre 1878 machte einen weiteren Ausbau der Hafeneinrichtungen zwingend notwendig. So wurde bereits im Jahre 1862 dem Rat der Stadt Rostock ein Entwurf vorgelegt zum Umbau der Hafenleuchte in Warnemünde zu einem vollständigen Leuchtturm mit prismatischem Laternenhaus. Aber erst im Jahre 1897/98 kam es dann zum Bau des Leuchtturms in seiner jetzigen Form. Davor waren durch Streitigkeiten über die Notwendigkeit und die Finanzierung des Leuchtturms mehr als 30 Jahre ins Land gegangen. Erbaut wurde der Turm unter der Leitung des Rostocker Hafenbaumeisters Karl Friedrich Kerner.
gest. 16.6.1966 St. Goar (Rhein)
 
  
Frontflieger im Ersten Weltkrieg, 1916 Offizier; 1917-1919 Einflieger und technischer Referent beim Seeflugzeug-Versuchskommando Warnemünde; von Ernst Heinkel als Einflieger zu den Hansa-Brandenburgischen Flugzeugwerken geholt; gründete 1923 in Warnemünde die erste Land- und Seeflugschule Aero-Sport GmbH, wo man sich ab 1926 auf den Bau und die Reparatur von Land und Seeflugzeugen konzentrierte; in den Walther-Bachmann-Werken wurden Generalreparaturen an den Heinkel-Segelflugzeugtypen und Heinkel-Mehrzweckflugzeugen ausgeführt; Bau von Flugzeugschwimmern und Schuldoppeldeckern; baute 1934 (nachdem der Warnemünder Flugplatz der Wehrmacht unterstellt war) in Ribnitz ein Flugzeugwerk auf; schuf für seine Mitarbeiter soziale Sicherheiten, Wasch- und Duschräume, Betriebskantinen, Schmutz-, Kleider-, Lärmzulage, Fahrgeldzuschüsse, werkeigene Wohnungen und Ferienheime; 1942 arbeiteten dort 2375 Beschäftigte; der 1. Mai 1945 bedeutete das Ende des Betriebes; flüchtete nach Westdeutschland.
+
:Das Feuer wurde zunächst mit Petroleum betrieben, das aus dem Petroleumkeller, in dem
 +
4 Petroleumbottiche untergebracht waren, heraufgepumpt werden musste. Im Jahre 1917 wurde das Licht auf Gas umgestellt. Um 1927 wurde der Leuchtturm auf elektrisches Licht umgestellt. Die Lampentypen wurden ständig dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Heute wird der Turm mit einer 250W/230V HQL-Lampe betrieben.
 +
Das Linsensystem wurde von der Firma Picht & Co. Rathenow geliefert und eingebaut und tut noch heute in unveränderter Form seine Dienste.
  
==='''Baggêl, Bernhard, Verwaltungsbeamter'''===
+
*[[Auszug aus: "Verschwunden - Vergessen - Bewahrt, Denkmale der Rostocker Technikgeschichte" Hans-Joachim Luttermann]] Verlag Redieck und Schade 1995 
 +
*[["Leuchtturm Warnemünde" Hans Joachim Luttermann]] Verlag Redieck und Schade 2013
 +
<br clear="all">
  
geb. ?
+
====1968 Die Symbiose von Teepott und Leuchtturm als Warnemünder Wahrzeichen====
gest. nach 1317
+
[[Datei:Wmde Werbung 1936.jpg |thumb|250px|rechts|Warnemünde mit Leuchtturm und Teepavillon 1936]]
 +
;1926 Der runde "alte" Teepavillon mit Terrassen und Kuppeldächern entsteht
 +
:neben dem Warnemünder Leuchtturm in unmittelbarer Nachbarschaft, den der Volksmund schon bald nach seiner Eröffnung "Teepott" nannte.
 +
:Er brannte 1945 ab.
 +
<br clear="all">
 +
;Der Architekt Ulrich Müther und der Hyparschalenbau
 +
;noch fortsetzen
 +
[[Datei:Wmde Teepott 1979 OKR.jpg|400px|thumb|rechts|Inneres des Teepotts 1979]]
 +
;1967/68 Anlässlich des 750. Geburtstages von Rostock lässt die Stadt den Teepott als Hyparschalen-Bau errichten.
 +
: Eine Architektengruppe des Wohnungsbaukombinates Rostock um Stadtplaner Erich Kaufmann entwickelte das Gebäude des "Teepotts".
 +
:Die statische Konstruktion eines Hyparschalenbaus erstellte dazu der Konstrukteur Ulrich Müther aus Binz. Die Dachkonstruktion besteht aus einer Membranschale, die Last der 1000 m2 umfassenden Dachfläche ruht auf nur drei Auflagenpunkten. Die Dachschale hat eine Dicke von 7cm.
 +
:Die künstlerische Gestaltung führten Achim Kühn, Inge Jastram und Felix Büttner aus
 +
<br clear="all">
  
Befehligte die Besatzung des Rostocker Turms bei
+
;Der Teepott seit der Wiedervereinigung
Warnemünde, der nach dem Rosengarten-Turnier
 
mit den Steinen des abgebrochenen Turmes der
 
Petrikirche im Kampf gegen Erich Menved von
 
Dänemark und Fürst Heinrich II. von Mecklenburg
 
errichtet war; am 23. Juni 1312 griffen auch Markgraf
 
Woldemar, Johann von Brandenburg und Herzog
 
Erich von Sachsen-Lauenburg in den Streit ein; die
 
Besatzung hielt sich elf Wochen lang, dann zwang der
 
Hunger sie zur Übergabe; wurde bei der folgenden
 
Verratsbezichtigung und Absetzung des Rates und in
 
den Vertragsurkunden nicht genannt; kam aber 1317
 
als Ratsherr in Rostock vor.
 
  
==='''Barck, Heinrich, Mediziner'''===
+
;1991
 +
:Der Teepott wird geschlossen, geht in Privateigentum über und steht 10 Jahre leer.
 +
:Ein geplanter Abriss wird jedoch verhindert.
  
geb. 6.3.1823 Rostock
+
;2001/02
gest. 25.11.1897 Rehna
+
:Die Übernahme durch Rostocker Gastronomieunternehmer und einem Bauunternehmer erfolgt.
 +
:Es folgt die Entkernung und der Umbau
  
Vater: Joachim Peter B., Schiffszimmermann
+
;2015
 +
:Das Unternehmen Scanhaus Marlow kauft den Teepott
  
Medizinstudium; 1858 Promotion in Rostock; 1859 praktischer Arzt in Warnemünde; 1861 Arzt in Rehna; 1877 Sanitätsrat; 1872 Kreisphysikus, 1884 Medizinalrat; 1897 Obermedizinalrat; 1897 Ruhestand; »Scoliosis habitualis. Aetiologie, Symptomatologie und Therapie« (Diss., 1858).
+
;2018
 +
:Verleihung des Titels "Historisches Wahrzeichen der deutschen Ingenieur-Baukunst" wird dem Teepott zuerkannt.
  
==='''Barnewitz, Friedrich (Paul Karl), Jurist, Heimatforscher'''===
+
===Die Molen und Seezeichen===
[[Datei:Friedrich barnewitz.jpg|thumb|150px|rechts|Friedrich Barnewitz]]
+
;Forstinspektor Becker beschreibt den Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen
 +
:(Freimüthiges Abendblatt 1826):
 +
[[Datei:Becker Bau der Seekisten FA 1826 a wmde.jpg|thumb|500px|links|Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen a ]]
 +
[[Datei:Becker Bau der Seekisten FA 1826 b wmde.jpg|thumb|500px|links|Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen b ]]
 +
<br clear="all">
  
geb. 28.3.1889 Neudeck (Langenbreitach/Schlesien;
+
==Die Fischerei==
Ogrodzieniec/Polen)
+
(u.a. Warnemünder Jolle) noch einpflegen
gest. 7.2.1948 Berlin
+
===Die Warnemünder Fischerei bis zum Beginn des 20.Jahrhunderts===
 +
:Niemand der nach Warnemünde kann sich dem besonderen Flair des Alten Stromes und des Fischereihafens an seinen beiden Ufern entziehen.
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:Allein schon der Duft von frischem Räucherfisch zieht die Touristen magisch an.
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:Lang ist die Tradition der Fischerei in Warnemünde.
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:Erstmals findet sie 1288 in Rotger Horns Angebot, die "Durchfahrt bei Warnemünd auf 6 Fuß zu vertiefen" (ca. 1,80m).
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:Bereits 1494 befuhren nicht weniger als 30 Warnemünder Fischer ihre Fangplätze in der Ostsee und leisteten ihre Abgaben an den dänischen Vogt auf Schonen. Sie befuhren bzw. befischten die gesante südwestliche Ostsee.
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:Die größte Länge der damaligen Fischerboote betrug ca. 6,30m und 2,20 Breite.
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:Ab 1880 mußten die Fischer Registriernummern an Booten und Segeln führen, 1917 ergänzt durch "WA" vor der Registriernummer.
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:Die Warnemünder selbst befaßten sich ungern mit dem Bootsbau und überließen das den Tischlern und Stellmachern aus Groß-Klein.
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:Gefischt wure mit Stellnetzen, Waden Reusen, Angeln und Eisen.
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:Die Netze und Angeln wurden in Warnemünde gefertigt und in der heutigen Friedrich-Franz-Straße entstand die erste 250m Reiferbahn.
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:Aber nicht nur gefischt wurde von den Warnemündern sondern sie verkauften ihre Fänge zu großen Teilen auch selbst.
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:In erster Linieg boten sie ihre Fänge regelmäßig auf dem Rostocker Markt an.
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:Da der Markt bereits um 8.00 Uhr öffnete, mußte die Ausfahr zum einholen der Netze schon morgens zwischen 1 und 2 Uhr erfolgen.
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:Leider wurden nie Aufzeichnungen über Fangmengen und erzielte Preise gemacht.
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:Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wares den Warnemünder Fischern per Rostocker Edikt strikt untersagt auf dem Breitling zu fischen. Das war den Rostocker Fischern, die ihren Standort uweit der Petribrücke hatten, vorbehalten.
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:Wenn aber Rostocke fischer nach Warnemünd kamen, hieß es "Vorsicht die Türken kommen".
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:Das hatte aber nichts mit Bewohnern die aus der Türkei kamen zu tun,sondern ein einstiger Rostocker Fischmeister hieß Thürk und wurde zum Namensgeber dieses Ökelnamens.
  
Vater: Generaldirektor
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===Die Warnemünder Fischerei nach dem zweiten Weltkrieg===
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<gallery mode="packed" widths="300px">
  
1895-1898 Privatunterricht; 1898-1902 Bismarck-Gymnasium Wilmersdorf; 1903-1906 Ausbildung am Pädagogium Lankwitz und am Königlichen Gymnasium in Weilburg (Lahn); 1906-1910 Jurastudium in Berlin und Lausanne; 1911 Promotion in Leipzig; Reisen
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Datei:Fischverwertungsgenossenschaft Warnemuende.JPG|Fischverwertungsgenossenschaft Warnemünde
nach Skandinavien, Belgien und Holland; historische, geographische und volkskundliche Studien; 1916 Promotion in Gießen; bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin als Sachbearbeiter und Archivar der Reichsstelle Chemie; Gründungsmitglied des
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Datei:FPG Warnemuende.JPG|Fischerei-Produktionsgenossenschaft (FPG) Warnemünde
Heimatmuseums Warnemünde und Vorstandsmitglied des Museumsvereins; hielt 1914 in Warnemünde den Vortrag »Zum Besten des Warnemünder Museums«; spendete Gegenstände und beteiligte sich 1932/33 an der Einrichtung des neuen Museumsgebäudes; bei der feierlichen Eröffnung des Heimatmuseums Warnemünde 1933 anwesend; 1919 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und
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Datei:Fischverarbeitung Warnemuende.JPG|Fischverarbeitung in Warnemünde
Altertumskunde; Ehrenmitglied des Plattdeutschen Vereins Warnemünde; »Das Wesen der schwedischnorwegischen Union und ihre Auflösung im Jahre 1905« (Diss., 1911); »Beiträge zur Geschichte des Hafenorts Warnemünde« (Diss., 1916); »Die Geschichte des Hafenortes Warnemünde« (1919).
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:In den 50iger Jahren wurde in Warnemünde eine sehr leistungsfähige FPG (Fischerei-Produktionsgenossenschaft) gegründet.
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:Es entstand eine neue LÖschhalle zur Übernahme des gerade angelandeten Fisches und eine Fischverarbeitungsstätte.
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:Die hauptsächlich angelandeten Fische waren Ostsee-Hering, Dorsch, Steinbutt, Scholle und Lachs.
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:Edelfische gingen in den Export, Hering und Dorsch kamen in die genossenschaftseigenen Geschäfte.
  
===Bartelmann, (Ludolph) Wilhelm (Eduard) - Handwerker, Erfinder===
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===Die Warnemünder Fischerei nach dem Umbruch 1990===
[[Datei:Wilhelm Bartelmann 1906.jpg|thumb|150px|rechts|Wilhelm Bartelmann]]
 
  
geb. 7.10.1845 Bergedorf (Hamburg) gest. 25.7.1930 Rostock
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:Ab 1990 verzeichnete die heimische Fischerei wegen der einströmenden Fisch-Importe, besonders aus Holland, mit der Kutterfischerei in Warnemünde rapide bergab.
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:Heute gibt es nur noch drei privae Kutterfischer, die ums Überleben kämpfen.
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:Eine Reihe der darüber hinaus verbliebenen Kutter führen oft Angeltouren für die zahlreichen Touristen durch.
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:Deren Tour-Angebote sind sehr beliebt und sind meist lange voraus ausgebucht.
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:Trotz des Niederganges der Küstenfischerei ist das Flair eines Fischereihafens geblieben und dort fangfrischen Fisch geräuchert oder als Bismark-Hering angeboten haben auch eine zusätzliche Anziehungskraft Warnemünde und die Fischer zu besuchen.
  
Kam 1870 nach Rostock, wo er sich eine Werkstatt
+
==Das Lotsenwesen==
einrichtete; baute 1882 mit Markisenstoff überzogene
 
Korbsstrandstühle aus Rohr und Weide zum
 
Schutz vor dem Ostseewind und Überdachung;
 
1883 eröffnete seine Frau eine Galanterie- und
 
Luxuswarenhandlung, wo sie Strandkörbe vermietete;
 
hatte 1900 etwa 550 Strandkörbe (Ein- und
 
Zweisitzer mit Markisen als Sonnenschutz, Armlehnen
 
und Seitentischen) gebaut; seit 1887 Schriftführer
 
der neu gegründeten Korbmacherinnung Rostock,
 
die sich bald auf ganz Mecklenburg ausdehnte; 1892
 
Bronzemedaille auf der Mecklenburgischen Landes-
 
Gewerbe- und Industrieausstellung in Rostock; 1905
 
übernahm sein Sohn Albert die Rostocker Werkstatt.
 
  
==='''Bartelmann, Wilhelm, Kaufmann'''===
+
* [[Die Rostocker Lotsenordnung von 1782]]
  
geb. 12.8.1871 Rostock
+
;Der Lotse und das Einlaufen in den Hafen
gest. 10.3.1953 Schwerin
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[[Datei:Wmde Lotsenordnung 1782 01.jpg|300px| rechts| Die Rostocker Lotsenordnung von 1782 a]]
  
Vater: Wilhelm B., Handwerker, Erfinder
+
:Die Schwierigkeit der Hafeneinfahrten erforderte, dass das Schiff von einem Spezialisten in den Hafen geführt wurde, der alle Tücken des Fahrwassers genau kannte, das ist der Lotse.
 +
:Seine Verantwortung ist groß, größer als sie Brinckmans humoristische Charakteristik im „Kasper Ohm“ erkennen läßt: „Loots is´n Loots ´n Kierl, de sein Schuldigkeit doon mööt, Haaben rin un Haaben ruut, süs ward he oewer Buurd smäten, un doför kriggt he sein Betalung!“
 +
:Weit draußen vor der Hafeneinfahrt warten  die Lotsenboote bei jedem Wetter auf Schiffe, die den Hafen anlaufen wollen.
 +
:Über die Tätigkeit der heimischen Lotsen wird mancherlei erzählt:
 +
:Fiew Lotsen wieren hier in Warnemünd in´t Boot. Dree bleben langsiet un maakten naher dat Schipp fast. Twee stegen oewer.
 +
:De Warnmünner Lotsen säden, wenn se an Buurd güngen: Klaas, gah du an´t Stier, ik gah an´t Kommdier („Ich regier“, ich gebe die Kommandos).
 +
:De Lotsen smus´ten solang´rüm up´t Schipp bi´n Kaptain, un güngen nich ihrer von´t  Schipp, bet se´n Foi kreegen.
 +
:Näherte sich ein Schiff der Warnemünder Reede, dann fuhren in einem Eifer, Geld zu verdienen, die Lotsen oft schon aus, ehe das Schiff die Lotsenflagge zeigte, dann gab es aber gelegentlich bittere Enttäuschung.
 +
:Wenn de Warnmünner Lootsen ruutführt wieren mit ehr Boot un dat Schipp denn oewer Stagg güng un na buten fohrt, denn schüllen de Lotsen „Dat is´n Heichler“ („Das ist ein Heuchler“, er tat nur so, als wollte er den Hafen anlaufen.)
 +
:Wi Lotsen säden, wenn en Schipp oewerkrüzen ded`vör.nHaben: „Dat is´n Bidewinner (Das Schiff segelt bei dem Winde).
 +
:Wenn es so stürmisch war, dass die Lotsen nicht hinauskamen, gab es ein Aushilfsmittel, das Schiff in den Hafen zu lotsen, denn würd de Windbaak bruukt.
 +
:Dat wier up´t Warnmünner Spill ´ne Flagg mit´n langen Staken, dor winkten se mit.
 +
:Wenn slicht Wäder wier, dat de Lotsen nich ruutgahn künnen, würd mit de Windbaak winkt.
 +
:Wo de henwinkt, dor mööt he´t Roder henleggen.
 +
:Wenn hoges Wäder wier un de Strom dull uutloopen ded, würden mit de Windbaak Tecken gäben.
 +
:Wenn dat Schipp to läg´stüern ded´, würd dormit  winkt, he süll na de anner  Siet stüern.
 +
:Wnn keen Wind wier un de Strom in War´münn  hart utloopen ded´, dat dat Schipp dor nich gegenankünn, denn müßten de ollen Lotsen dat Schipp rintrecken. Denn geew de Schipper´n Soopji uut.
 +
:De Treckers wieren Lotsen, dee all up´t Ollendeel wieren.
 +
:Früher wier dat jo all schier un glatt an´n Strom (es ist gemeint, dass am Strom entlang habe ein glatter Weg geführt.)
 +
:De Lien würd an´n Mast bunnen.
 +
:De Treckers hadden´n Trecksädel, dor wier´n höltern Knoop aan.
 +
:Wenn´n Schipp fastkeem bi de Infohrt, würd dat Gangspill dreiht, dorbi würd ok sungen.
 +
:An jede Siet güng een mit´n Prickpahl, dorbi müßt he sik mit de Bost upleggen. Dat keem vöör, dat he dorbi ringahn ded´ in´t Water.
 +
:De Treckers wieren vier bet söß Mann, oder twee Pier tröken.
 +
:An jede Siet güng een mit´n Prickpahl.
 +
:(Richard Wossidlo WRQG 1940 )
  
1886 Lehre als Messerschmied, danach Ausbildung
+
===Besonders Vormann Stephan Jantzen wurde zur Legende===
zum Kaufmann; zwei Jahre Handlungsgehilfe in
+
* [[Besonders Vormann Stephan Jantzen wurde zur Legende|Warnemünder Lotsenkapitän Stefan Jantzen]]
Kiel; eröffnete 1894 im Holzpavillon in (Graal-)
 
Müritz ein eigenes Geschäft, das er bald erweitern
 
konnte; in den Wintermonaten Verkäufer in Hamburg;
 
erwarb in Müritz 1903 ein Grundstück und ließ ein
 
größeres Geschäftshaus darauf errichten; eröffnete
 
Zweiggeschäfte in Graal und Dierhagen; richtete sich
 
auch eine Bernsteinschleiferei ein; verkaufte Ende
 
der 1930er Jahre sein Geschäft und zog 1942 nach
 
Warnemünde; später in der Heilanstalt Sachsenberg
 
bei Schwerin, wo er starb; Herausgeber einer
 
»Wanderkarte von Warnemünde und Zingst« (1925).
 
  
==='''Hermann Fried(e)rich Becker''', Forstbeamter, Kameralist, Kartograph; '''erster namentlich bekannter Badegast von Warnemünde'''===
+
==Das Zollwesen==
[[Datei:Person Hermann Friedrich Becker 1804 Kupferstich.jpg|200px|thumb|right|Hermann Friedrich Becker]]
+
Das Zollamt am südlichen Ende der Häuserreihe am Strom wurde 1891/92, warscheinlich vom Stadtbaumeister Gustav Dehn erbaut. (WS)
. geb. 21.4.1766 Rostock, gest. 5.10.1852, ev.
+
[[Datei:Wmde um 1900 der Postdampfer Kaiser Wilhelm passiert das Kaiserliche Zollamt.jpg|thumb|480px|links|Warnemünde Der kaiserliche Postdampfer Kaiser Wilhelm passiert das Zollamt]]
Vater: Heinrich Valentin Becker, Prof. geb. 1732 gest. 1796 Theologe, Mathematiker an der Universität Rostock 1765-1792 Rektor der Universität,
+
[[Datei:AK Zollamt Warnemuende circa 1917.jpg|thumb|450px|rechts|Das Zollamt auf einer Ansichtskarte 1917]]
 +
<br clear="all">
 +
[[Datei:Zollamt Warnemuende circa 1990er.jpg|thumb|350px|links|Das Gebäudec des ehemaligen Zollamtes in den 1990er Jahren.]]
 +
<br clear="all">
  
Hermann Friedrich Becker wirkte ein halbes Jahrhundert in der Rostocker Heide. Versuche, eine geregelte Waldbewirtschaftung in Mecklenburg insgesamt und so auch in den Rostocker Waldungen einzuführen, blieben bis zum Beginn der Tätigkeit Beckers im Jahre 1792, im Dienste der Hansestadt Rostock, erfolglos. Mit seinem Amtsantritt wurde in der Rostocker Heide mit nachhaltiger Forstwirtschaft schlechthin begonnen.
+
==Die Kirchen und die drei Friedhöfe in Warnemünde==
*[https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Mehr_%C3%BCber_H.F.Becker_und_sein_Wirken&action=edit| Mehr über Hermann Friedrich Becker ]
 
  
===Bernitt, Hans (Pseud.: Ludwig Rathsack, Erich Puls)- Pädagoge, (niederdeutscher) Schriftsteller===
+
Im Laufe der Jahrhunderte sind in Warnemünde mindestens vier Kirchen nachweisbar.  Zwei frühe Kirchen aus dem 13. und 14. Jahrhundert fielen den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Rostock und den Dänen zum Opfer.
 +
Die erste steinerne Kirche wurde um 1280 wahrscheinlich auf Veranlassung des Doberaner Klosters erbaut, was zur Folge hatte, das das Kloster auch über eine sehr lange Zeit deren Kirchenpatronat inne hatte. Als Rostocker die Kirche nach einem Sieg gegen die Dänen abbrannten, wurde dieser Frevel sogar dem Papst in Rom gemeldet.
 +
Die Stadt wurde im Dezember 1312 mit dem Bau einer neuen hölzernen Kirche beauftragt, die aber ebenfalls durch Feuer zerstört wurde.
  
geb. 26.4.1899 Schwaan
+
===Verwirrende Überlieferungen über Warnemünder Kirchen im 13.und 14. Jahrhundert===
gest. 12.3.1954 Rostock
+
:noch bearbeiten
  
Vater: Maler
+
===Die alte Kirche mit ihrem Friedhof bei der Vogtei===
  
1913-1916 und 1919/20 Lehrerseminar Neukloster; 1917/18 Soldat im Ersten Weltkrieg; 1921 Lehrer in Rostock; wegen Zugehörigkeit zur Arbeiterpartei als Strafe Schulstelle in Teschendorf; nach 1933 aus dem Schuldienst entlassen; 1945/46 Kreisschulrat; 1946/47 Lehrbeauftragter für Geschichte in Rostock; 1947 Oberregierungsrat als Referent für Geschichte im Ministerium für Bildung der mecklenburgischen Landesregierung; hielt 1949 Vorlesungen zur neueren Geschichte an der Universität Rostock; Vorsitzender des Schriftstellerverbandes des Bezirkes Rostock; beschäftigte sich mit der mecklenburgischen und besonders der Rostocker Geschichte; schrieb unter seinen Pseudonymen Romane und Erzählungen in niederdeutscher Sprache; Aufsätze im »Rostocker Anzeiger«; Abhandlungen zum Schulwesen in Mecklenburg in der »Mecklenburgischen Volkszeitung«; »Vom alten und neuen Mecklenburg« (1954); »Zur Geschichte der Stadt Rostock« (1956, hierin erschien sein Beitrag '''"Rostocker Bürger unterdrückten die Warnemünder Einwohner"'''); »Sägelslädens« (1927) und »Mecklenburgischer Tabak« (1936) in »Mecklenburgische Monatshefte«; »Was alte Straßennamen unserer Seestädte erzählen« und »Der Darß – Land an der Ostsee« in »Natur und Heimat« (1952); Nachlass im Stadtarchiv Rostock.
+
:Der Vorläufer der heutigen Kirche war ein Gotteshaus, das ganz in der Nähe des Alten Stroms einige Meter nördlich von der Vogtei stand und Anfang des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut worden war.
 +
:Sie hatte an der Südseite zwei Anbauten.
  
==='''Bernitt, Johann Joachim, Fotograf, Kunstwissenschaftler, Museologe'''===
+
===Der "Alte Kirchhof am Strande"===
[[Datei:Johann Joachim Bernitt.jpg|thumb|300px|rechts|Johann Joachim Bernitt]]
+
:noch bearbeiten
  
geb. 29.10.1925 Rostock
+
===Die neue Kirche===
gest. 31.5.1992 Rostock
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[[Datei:Warnemünde Kirchenplatz um 1875.jpg|thumb|300px|rechts|Kirchenplatz mit neuer Kirche um 1875]]
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[[Datei:Warnemünder Pfarrkirche um 1900.jpg|thumb|150px|rechts|Die Warnemünder Pfarrkirche um 1900]]
 +
:Da die Einwohnerzahl von Warnemünde ständig wuchs und die alte Kirche ("Fischerkirche") zunehmend baufällig wurde, begann im September 1867 die Errichtung eines neuen Gotteshauses.
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:Am 1.10.1871 fand in Gegenwart des Großherzogs Friedrich Franz II. die feierliche Einweihung statt.
 +
:Das Gotteshaus entstand nach einem Entwurf des Rostocker Baumeisters Wilhelm Wachenhusen.  
 +
:Der kreuzförmige Backsteinbau birgt wichtige Bestandteile von der Innenausstattung der alten Warnemünder Kirche.
 +
:Zu den bemerkenswetesten Gegenständen dürfte die überlebensgroße Schnitzfigur des heiligen Christophorus (Ende 15.Jh.) gehören.
 +
:Die alte "Fischerkirche" wurde 1874 abgerissen.
 +
:'''Geschichte am Rande:'''
 +
:Das zum Kirchspiel Warnemünde gehörende Dorf Diedrichshagen, das zuvor noch in Schwaan eingepfarrt war, kam nach dem Dreißigjährigen Krieg unter das Dach der Warnemünder Kirche.
 +
:Dort in der alten Kirche am Ufer des "Alten Stroms", befand sich vor der Ostwand die geschnitzte, überlebensgroße Figur des heiligen Christophorus.
 +
:Als 1871 nun die neue Kirche fertiggestellt war, sollte die große Figur nicht mehr übernommen werden.
 +
:Besonders die Diedrichshäger Pfarrkinder protestierten dagegen und erklärten, ohne Christophorus würden sie keine Ababen mehr leisten, sondern sich selbst eine Kirche bauen.
 +
:Sie waren alter Überlieferung gemäß hier nur so lange eingepfarrt, wie die Figur im Gotteshaus stünde.
 +
:Die Kirchenleitung gab klein bei, und der Schutzpatron der Reisenden blieb dem Gotteshaus und uns bis heute erhalten.
 +
* [http://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/fullscreen/PPN407465633d2731312e30312e30312e27_40636c6173736e756d3d273236312e27_407369673d2733352f3320303227/1/ Grundriß der neuen Kirche]
 +
* [[Die neue Warnemünder Kirche im Schlie Bd.1 S.285-291]]
  
Vater: '''Hans Bernitt''', Pädagoge, niederdeutscher Schriftsteller
+
;Inventarteile die aus der Vorgängerkirche übernommen wurden:
  
Fotografenlehre; Studium der Kunstgeschichte und der Geschichte in Rostock; 1953 Diplom in Rostock; seit 1955 Tätigkeit im Museumswesen in Rostock; Direktor des Kulturhistorischen Museums Rostock; 1969 Ausstellung zur Stadtgeschichte im Kröpeliner Tor; Ordnung und Katalogisierung der Zinnsammlung; Anlegung einer Sammlung der Werke aus den Künstlerkolonien Ahrenshoop und Schwaan; zuletzt Leiter des Heimatmuseums Warnemünde; »Mecklenburgische Künstlerkolonien. Ein Beitrag zur Soziologie des Künstlers im 19. und 20. Jahrhundert« (Diplomarbeit; 1953); Herausgeber von Bestands- und Ausstellungskatalogen des Kunsthistorischen (später Kulturhistorischen) Museums Rostock »Junge Generation in Mecklenburg. Ausstellung Malerei, Grafik, Plastik« (1957); »Niederländische Malerei, Grafik und Kunsthandwerk« (1966); »Hedwig Holtz-Sommer. Malerei und Grafik« (1967); »Heinrich Engel, Rostock« (1970); »Rostocker Zinnsammlung« (1982); »Malerei aus den Künstlerkolonien Ahrenshoop und Schwaan« (1987); »Bad Doberan, Kühlungsborn mit Warnemünde« (1991); »Norddeutsche Künstlerkolonien – Ahrenshoop und Schwaan« (1992).
+
:- Schnitzalter von 1475 (angeblich eine Danzige Arbeit, über See nach Warnemünde verschifft)
 +
:Im Schrein befinden sich zwei Gruppen von Heiligen jeweils unter Maßwerkbaldachinen, dazu 3 Heilige in den Flügelaußenseiten.
 +
:- Kanzel mit Schalldeckel von 1591
 +
:- Heiliger Christophorus - monumentale Schnitfigur vom Anfang des 16. Jahrhunderts
 +
:Die Warnemünder machten ihn zum Schutzheiligen des Ortes
 +
:Einer Legende nach sollte der Christophorus Tränen vergießen können.
 +
:Einer weiteren Legende nach lebte in der Frühzeit Warnemündes in der Nähe der Vogtei ein Mann, der Leute bei Bedarf gegen einen kleinen Obolus über den damals noch flachen Strom trug. Er galt als Sinnbild des Warnemünder Christophorus.
 +
:- Altargemälde mit Kreuzigungszene von Gustav Stever um 1870
 +
:- Zwei Pastorenporträts: J.Albinus gest. 1670 und N.Bims gest. 1724
 +
:- Gestühlwangen mit Inschriften und Hausmarken 16.-18.Jh.
 +
:- Truhe von 1620
 +
:- Glocke von 1434
 +
:- Votivschiffe von 1820 und 1885 (Dankesgabe von in Seenot geratenen und geretteten Seeleuten)
  
==='''Berringer, Gustav Wilhelm, Architekt'''===
+
:Bei der Sturmflut vom 12.-14. November 1872 retteten sich viele Einwohner in die Kirche, als Warnemünde nach dem Durchbruch der Dünen westlich des Ortes wie auf einer Insel lag. Zuletzt mußten die Geretteten auf die Bänke steigen, während draußen Lotsenkommandeur Stephan Jantzen  mit seinen Lotsen Menschen aus unmittelbarer Gefahr rettete.
[[Datei:Ludwig Berringer.jpg|thumb|200px|rechts|Ludwig Berringer]]
 
  
geb. 17.2.1880 Rostock
+
===Der neue Friedhof===
gest. 17.8.1953 Berlin
 
  
Vater: Ludwig B., Maurer
+
==Warnemünder Denkmalgeschichten==
  
Große Stadtschule Rostock; 1899 Hochbaustudium
+
===Das Denkmal für John Brinckman im Warnemünder Kurpark===
in München, Dresden und Berlin; 1905 Königlich
+
[[Datei:Wmde Brinckman Stein b.JPG|thumb|450px|rechts|Warnemünde Brinckman-Stein im Kurpark]]
preußischer Regierungsbauführer; 1906
 
Ausbildung in der Kreisbauinspektion Berlin;
 
1910 Staatsexamen und Königlich preußischer
 
Regierungsbaumeister; einjährige Studienreise
 
nach Italien; 1910-1912 im Atelier der Architekten
 
Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann in Berlin;
 
1913-1934 Stadtbaumeister in Rostock, seit 1923
 
Stadtbaudirektor; seit 1924 Museumswart im
 
Vorstand des Vereins für Rostocks Altertümer; 1934
 
Ruhestand; freischaffender Architekt; entwarf den
 
Doppelschulbau am Goetheplatz in Rostock, das
 
Warnemünder Kurhaus und das Landhaus in AltBartelsdorf;
 
1943 Umzug nach Göttingen; ab 1952
 
in Berlin (West); »Deutschlands Städtebau. Rostock«
 
(1922); »Der Kurhausneubau in Warnemünde« in
 
»Mecklenburgische Monatshefte« (1927).
 
  
==='''Beyer, Albrecht (Otto Heinrich), Theologe'''===
+
===="Ein Dichter und sein Gedenkstein - John Brinckman kam zur Kur ins Seebad"====
 +
:(Autor: Ronald Piechulek in Ostsee-Zeitung 22.11.2002)
  
geb. 23.10.1902 Perlin
+
:Am 18. September 2001 wurde der John Brinckman-Gedenkstein am Kurhausgarten gegenüber dem Institut für Ostseeforschung ''(nach 1914 zum zweiten Mal)'' eingeweiht.
gest. 3.2.1972 Bad Doberan
+
:Zum Dichter und zur Geschichte des Steins recherchierte der Warnemünder Ortschronist Ronald Piechulek:
 +
:John Frederick Brinckman wurde am 3.Juli 1814 in der Rostocker Koßfelder Straße als zweiter Sohn einer Kapitänsfamilie geboren. Er war sieben Jahre alt, als Warnemünde erstmals als Badeort erwähnt wurde. John Brinckman der sich zur Seefahrt hingezogen fühlt, erlebte, wie im Jahre 1834 der Dampfer "Rostock-Packet" seine regelmäßigen Fahrten zwischen Warnemünde und der Stadt aufnahm 1834 ließ er sich an der Rostocker Universität immatrikulieren und studierte bis 1837 Jura und Philosophie. Die akademische Laufbahn fand ein jähes Ende, als John Brinckman am 26.September 1838 wegen "versuchter Stiftung eines verbotenen Vereins" an der hiesigen Universität zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Diese Strafe brauchte er aufgrund eines Gnadenerlasses des Großherzoges jedoch nicht zu verbüßen.
 +
:Diese und andere Erlebnisse bewogen Brinckman. 1839 seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren und in den USA sein Glück zu versuchen. Das Heimweh und die Nichterfüllung seiner Wünsche und Vorstellung ließen aber John Brinckman 1842 nach Mecklenburg zurückkehren. Nach mehreren Anstellungen in verschiedenen mecklenburgischen KLeinstädten führte ihn sein Weg nach Güstrow, das nun seine Wahlheimat werden sollte. Dennoch zog es ihn immer wieder nach Rostock zurück.
 +
:Brinckman weilte von 1850 bis 1870 jeweils in den Sommerferien in Warnemünde anfangs allein, später mit der gesamten Familie.  
 +
:Sie fand Unterkunft in dem Haus am Strom Nr. 35.
 +
:Seine schwankende Gesundheit zwang den Dichter, in den letzten Lebensjahren dem eindringlichen Rat seines Arztes zu folgen und in Warnemünde , das für seine Heilkuhren berühmt war, Erholung zu suchen.
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:Bei den Warnemündern war Brinckman ein gern gesehener Gast. Am Tage saß er stundenlang am alten Strom, snackte mit den Fischern und Lotsen Platt und ließ sich von ihnen Geschichten erzählen, die sicherlich einmal in seinen Werken Niederschlag finden sollten.
  
Vater: Albrecht (Johann Nikolaus) B., Theologe
 
  
1921-1925 Theologiestudium in Rostock, Erlangen und Zürich; 1931 Promotion und 1932 Habilitation in Rostock; 1932-1939 Privatdozent für Systematische Theologie; 1934 Pastor in Warnemünde; 1940-1945 Marinepfarrer in Warnemünde und Norwegen; 1945-1947 französische Gefangenschaft; 1948-1968 Pastor in Warnemünde; 1948 Dozent, 1951 Professor mit Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock; »Offenbarung und Geschichte. Zur Auseinandersetzung mit der Theologie von Paul
+
[["Wihred, hollen bi de Enthüllungvon den "John Brinckman-Steen", in Warn´münn von H. Burmeister-Rostock"]]
Althaus« (Diss., 1932).
+
;(Weiherede gehalten bei der Enthüllung von dem "John Brinckman-Stein", in Warnemünde von H.Burmeister_Rostock]
 +
: (Erschienen in "Die Heimat" Nr. 38 am 16.Juni 1914 S.335/336)
  
==='''Brehmer, Karl, Parteifunktionär, Parlamentarier'''===
+
[["John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)"]]
 +
: (Erschienen in "Die Heimat" Nr. 34, 4.Juli 1914)
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<br clear="all">
  
geb. 18.12.1875 Lümzow (Kreis Neustettin)
+
===Der Reuter-Stein und die Reuter-Eiche bei der Sedan-Wiese===
gest. 17.10.1929 Rostock
 
  
Volksschule; Schmiedelehre; Wanderschaft; bis 1908 Schmied; 1899-1906 Vertrauensmann und 1906-1908 Vorsitzender der Filiale des Metallarbeiterverbandes in Rostock, zugleich Vorsitzender des Gewerkschaftskartells; 1904-1908 Aufsichtsratsmitglied; 1908-1919 Lagerhalter im Konsumverein Rostock und Umgebung, zunächst in Warnemünde, seit 1912 in Ribnitz und seit 1913 in Rostock; 1908-1912 Vorsitzender der SPD in Warnemünde, 1914-1929 in Rostock; 1926-1929 Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Schwerin (SPD, Schriftführer); 1928 Vorsitzender des Bezirksvorstandes der Arbeiterwohlfahrt.
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Die Einweihung von Reuter-Stein und Reuter-Eiche erfolgte anlässlich des 100. Geburtstages der Schriftstellers am 6. November 1910. Stein und Eiche befanden sich an der damaligen Sedan-Wiese. Diese Wiese, die an den vorentscheidenden Sieg der deutschen Armee nahe der französischen Stadt Sedan im deutsch-französischen Krieg 1870/71 erinnern sollte, befand sich westlich des damals neuen Warnemünder Friedhofs und heutigen „Stephan Jantzen-Parks“. Zur Einweihung findet sich in der Rostocker Zeitung vom 8. November 1910 eine Meldung über „Die Reuter-Jubiläumsfeier des Plattdeutschen Vereins in Warnemünde“. Darin heißt es: „In unmittelbarer Nähe der Küste, etwas unterhalb der Dünen pflanzte der Plattdeutsche Verein in Warnemünde zum Andenken an den Dichter eine Eiche und setzte dazu einen Denkstein mit einer Inschrift. Die Feier fand unter großer Beteiligung der Einwohnerschaft statt. Ein stattlicher Festzug bewegte sich vom Vereinslokal zu dem in Aussicht genommenen Platz in den neuen Anlagen. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden des Plattdeutschen Landesverbandes, Herrn Burmeister aus Rostock, übernahm Vogt Rechtsanwalt Beselin im Namen des Ortes Eiche und Denkmal. (…)“
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Der Stein mit dem Namen und den Lebensdaten des Heimatdichters sollte die Eiche markieren. Es ist derzeit unklar, ob die ursprünglich gepflanzte Eiche noch existiert. Ungeklärt ist auch, was aus dem Stein wurde. Wie bei anderen Gedenksteinen aus Warnemünde, hält sich auch hier das Gerücht er sei im Fundament des Neptunhotels verbaut worden.
  
==='''Bruns, Erich, Biologe'''===
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[[Datei:Erich-bruns-.png|thumb|200px|rechts|Erich Bruns]]
 
  
geb. 8.4.1900 St. Petersburg (Russland)
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Datei:AK Einweihung Reuter-Eiche 1910.jpg|Ansichtskarte mit Gruppenfoto des Plattdeutschen Vereins zur Einweihung von Reuter-Stein und Reuter-Eiche 1910.
gest. 31.10.1978 Berlin
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Datei:Ausschnitt AK Einweihung Reuter-Eiche 1910.JPG|Reuter-Stein und Reuter-Eiche in Nahaufnahme.
  
Zunächst Hafenarbeiter; 1922 Studium für Wasserbau an der Polytechnischen Hochschule Leningrad; 1930-1933 Mitarbeiter der Abteilung Meereskunde des Hydrologischen Instituts Leningrad; geriet wegen seiner deutschen Herkunft in Spionageverdacht und Haft; 1938 des Landes verwiesen; Übersiedlung nach Berlin; arbeitete in der Wasserstraßendirektion Potsdam und erwarb sein Diplom an der TH Berlin-Charlottenburg; 1945 in der Generaldirektion Schiffbau Berlin (Ost); 1950 Gründer und Leiter des Seehydrographischen Dienstes, ab 1953 Dienststelle in Stralsund, ab 1960 in Rostock; gründete in Stralsund die Expedition Seevermessung zur Neuaufnahme der Küsten- und Boddengewässer; 1957 Beendung der topographischen Neuaufnahme der mecklenburgvorpommerschen Küste; Umwandlung der Abteilung Meereskunde in Hydrologisch-Meteorologisches Institut des Seehydrographischen Dienstes mit Sitz in Warnemünde; 1958 Umbenennung der Einrichtung in Institut für Meereskunde (bis 1991, dann Institut für Ostseeforschung); erreichte 1960 mit der Angliederung des Instituts an die Deutsche Akademie der Wissenschaften erweiterte Möglichkeiten zur Meeresforschung; 1955 Dozent, 1960-1965 Professor der Ozeanologie in Leipzig; »Ozeanologie« (3 Bde.;
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1958-1968).
 
  
==='''Butzek, Walter, Architekt'''===
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===Der Fritz Reuter-Stein vor der Warnemünder Schule===
  
geb. 10.2.1886 Laurahütte (Schlesien; Semianowice Ślaskie/Polen)
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gest. 23.3.1965 Rostock
 
  
Vater: Pädagoge
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Datei:Reuter-Stein Warnemuende.jpg|Der Warnemünder Reuter-Stein
  
Maurerlehre; Besuch der Baugewerkschule in Kattowitz; 1904 Bautechniker in Laurahütte, später in Charlottenburg; 1908/09 Studium an der TH Stuttgart; 1909 Architekt in den Saalecker Werkstätten bei Bad Kösen; seit 1912 freischaffender
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Architekt in Güstrow; 1915-1918 Soldat im Ersten Weltkrieg; 1919-1922 in der Bauberatungsstelle der Landwirtschaftskammer Mecklenburg-Schwerin; ab 1922 freischaffender Architekt in Rostock; 1940-1942 dienstverpflichtet im besetzten Polen; danach Gutachter für kriegsbedingte Bauschäden in Rostock; 1950-1955 Brigadeleiter im Entwurfsbüro für Hoch- und Industriebau Rostock; bis 1958 Stellvertreter des Chefarchitekten der Stadt Rostock; Vorsitzender des Rostocker Künstlerbundes; baute sich 1908 ein Haus in Ahrenshoop (Dorfstraße 50); nach seinen Entwürfen wurden die Bunte Stube und das Blaue Haus in Ahrenshoop errichtet sowie das Hotel Erbgroßherzog in Güstrow und das Palast-Theater in Rostock; Wohnbauten in Rostock (Neubebauung Hansaviertel, Siedlung am Kosegarten, Adolf-Becker-Straße); Industriebauten (Erweiterungsbau der Brauerei Mahn & Ohlerich Rostock, Schiffbauhalle Warnowwerft Warnemünde); entwarf den Alten Teepott, Häuser in der Dorfstraße und Am Strom 7/8 sowie die Inneneinrichtung für das Kurhaus in Warnemünde; architektonische Entwürfe in der Kunstausstellung Schwerin (1938); Straßenbenennung Walter-Butzek-Straße in Rostock-Dierkow; Gedenktafel.
 
  
==='''Curschmann, Hans (Heinrich), Mediziner'''===
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===Der Bismarck-Stein auf der Promenade===
  
geb. 14.8.1875 Berlin
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gest. 10.3.1950 Rostock
 
  
Vater: Heinrich C., Mediziner
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Datei:Bismarck Spoek-Stein Warnemuende.jpg|Der Bismarck-Stein vor seiner Aufstellung
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Datei:Bismarck-Stein Warnemuende.JPG|Der Bismarck-Stein auf einer alten Postkarte
  
Bruder: Fritz C., Historiker, Geograph
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Gymnasium in Hamburg und Leipzig; 1895-1900 Medizinstudium in Freiburg (Breisgau), München und Leipzig; 1900 Promotion in Leipzig; 1904 Assistent bei Ernst von Romberg in Tübingen; 1906 Habilitation in Tübingen; 1907 Leitung des Rochus-Hospitals
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Der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) erhielt auch in Warnemünde Ehrungen und Denkmäler. So wurden unter anderem die Promenade und die anliegende Heinrich-Heine-Straße nach ihm benannt. Eine weitere Würdigung erhielt Bismarck in Warnemünde in der Form eines Gedenksteines, der am 25. August 1907 auf der Promenade feierlich eingeweiht wurde. Verbunden mit verschiedenen Ehrerbietungen, Reden und Kranzniederlegungen, wurde der Gedenkstein festlich enthüllt. Das Denkmal fand seinen Standort mitten auf der belebten Promenade und war mit dem Schriftzug „Bismarck zum Gedächtnis“ verziert. Durch den Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde dem Bismarck-Gedenkstein nach Kriegsende zunächst sein Schriftzug entfernt, bevor er 1968 endgültig von der Promenade verschwand. Versuche, den schweren Koloss an einen anderen Standort zu verlegen scheiterten und hatten die Sprengung des ehemaligen Denkmals zur Folge.
in Mainz; 1916-1941 außerordentlicher, 1921 ordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik und Klinischen Propädeutik in Rostock; hielt nach 1945 noch drei Jahre Vorlesungen; 1916 Direktor der Medizinischen Poliklinik; 1921
 
ordentlicher Professor der Inneren Medizin und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Rostock; schuf 1930 in Warnemünde die Heilklimatische Forschungsstation; 1925 Mitgründer und 1948 Ehrenvorsitzender der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin; 1948 Ehrenmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Innere Medizin und Kinderheilkunde an der Universität
 
Rostock; Mitglied des Ausschusses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin; Mitglied und Zweiter Vorsitzender der Gesellschaft deutscher Nervenärzte; 1962 Namensgebung des Instituts für Meeresheilkunde in Timmendorfer Strand (bei Lübeck) und 1970 mit der Curschmann-Klinik vereint; über 400 Publikationen (mit Handbucheinträgen und Zeitschriftenaufsätzen); »Über Cystitis typhosa« (Diss., 1900); »Beiträge zur Physiologie und Pathologie der kontralateralen Mitbewegungen« (Habil., 1906); »Lehrbuch der Nervenkrankheiten« (1909); »Lehrbuch der Differentialdiagnose innerer Krankheiten« (1924; 13. Aufl., 1950); Herausgeber der Märchenbücher »Märchen für Große und Kleine« (1920) und »Neue Märchen« (1926); »Die Geige Amadei« (1925; Operntext); »Dem Friedrich-Franz-Hospiz im Ostseebad Müritz i. M. zum fünfzigsten Geburtstag« (1930), »Über den Heilwert der Ostsee (1931) und »Medizinisches über Bad Sülze« (1933) in »Mecklenburgische Monatshefte«.
 
  
==='''Detharding, Georg Gustav, Mediziner, Botaniker'''===
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===Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges===
[[Datei:Georg Gustav Detharding (1765-1839).png|thumb|200px|rechts|Georg Gustav Detharding]]
 
  
geb. 22.6.1765 Rostock
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gest. 3.2.1838 Rostock
 
  
Vater: Georg Christoph D. (d. J.), Mediziner
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Datei:Kriegerdenkmal Warnemuende Einweihung 1927.jpg|Einweihung des Kriegerdenkmals 1927
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Datei:Kriegerdenkmal Warnemuende Namen.jpg|Kriegerdenkmal Warnemünde: Blick auf die Namensliste
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Datei:Kriegerdenkmal Warnemuende Abriss.JPG|Kriegerdenkmal Warnemünde: Abrissarbeiten
  
Enkel des Anatomieprofessors Georg D. (I.); Schulbildung an der Stadtschule Rostock; Medizinstudium in Jena; 1787 Promotion in Jena; 1789/90 Vorlesungen in Jena; praktischer Arzt in Rostock; botanische Forschungen, besaß eine Insektensammlung, ein Herbarium vivum, ein Konchylien- und Mineralienkabinett; gehörte zu den Stiftern der Mecklenburgischen Naturforschenden
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Gesellschaft; eigentlicher Gründer des Seebades Warnemünde; schriftstellerische Arbeiten zur Botanik und auf medizinischem Gebiet (vor allem zur Entbindungskunst); Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften und Akademien; seit 1800 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina; »De determinandis finibus et recto modo applicandae forcipis et feciendae versionis« (Diss., 1788); »Verzeichnis der mecklenburgischen Konchylien« (1794); »Verzeichniss einer Sammlung von getrockneten Mecklenburgischen Gewächsen. 1. Phanerogamische Gewächse« (1809); »Conspectus plantarum magniducatuum Megalopolitanorum phanerogamarum« (1828).
 
  
==='''Ellmer, Sepp, Bildhauer'''===
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[[Datei:Fundamentfund SVZ 23te Januar 2006.jpg|thumb|450px|links|Presseartikel über Fundamentfunde SVZ 23. Januar 2006]]
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[[Datei:Fundamentfund OZ 27te Januar 2006.jpg|thumb|450px|links|Presseartikel über Fundamentfunde SVZ  2006]]
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geb. 21.6.1906 Radstadt
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===Der Geinitz-Stein an der Stoltera===
gest. ?
 
  
Vater: Zimmermann
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Lehre beim Bildhauer Leo Miller in Radstadt; Studium an der Lehranstalt für Holzbearbeitung in Hallstadt (Salzkammergut); in Teterow bei Drechselmeister Paul Renzel; ab 1936 Bildhauerwerkstatt für Holz in Warnemünde; Krippenfiguren; Wegweiser mit Tiersymbolen in Rostock und Warnemünde (Igel-Weg, Swölkenweg); fertigte Figuren aus Fritz Reuters Werken (Unkel Bräsig, Jochen Nüßler, Bauschan).
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Datei:Geinitz-Stein Warnemuende.JPG|Der Geinitz-Stein an der Stolteraa
  
==='''Eschenburg, Karl, Fotograf'''===
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[[Datei:Eschenburg Porträt.jpg|thumb|200px|rechts|Karl Eschenburg]]
 
  
geb. 20.5.1900 Rostock
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==Traditionspflege, Kultur und Vereinsleben==
gest. 7.11.1947 Warnemünde (Rostock)
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(in Bearbeitung)
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===Warnemünder Ümgang===
  
Vater: August E., Schiffbauer
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Der Brauch des „Ümgangs“ geht zurück ins 14. Jahrhundert. In jedem zweiten Jahr wurde der Öllermann, der Wortführer des Altermänner-Kollegiums, gewählt. Gleichzeitig wurden die Steuereinkünfte von den Bürgerältesten abgerechnet.
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Anschließend führte ein Umzug vorbei an Pfarre und Vogtei durch den Ort – auch gedacht als Repräsentanz der Warnemünder gegenüber Rostock. Diesen Brauch pflegte man bis 1850, in vereinfachter Form sogar bis 1909.
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Als Bestandteil des Warnemünder Sommerfestes, heute im Rahmen der Warnemünder Woche, wird seit 1976 der „Warnemünder Umgang“ (seit 2001 „Nieger Ümgang“) durchgeführt.
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Mitglieder der 1976 gegründeten Warnemünder Trachtengruppe verkörpern seither historische Figuren, wie den Tidingsbringer, Wuurdholler, Öllermänner, Polizisten, Hegediener und Fischersfrauen.
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Seit 1979 werden auch die sogenannten Ümgangsstäbe mitgeführt. Sie symbolisieren die drei wichtigsten Warnemünder Berufsstände: Fischer, Schiffer und Schiffbauer.
  
St.-Georg-Schule Rostock; ab 1914 Schiffbauerlehre auf der Neptun-Werft; gegen Ende des Ersten Weltkriegs Kriegsfreiwilliger beim Marine-Seeflug-Versuchs-Kommando in Warnemünde; nach Kriegsende technischer Assistent bei der Deutschen Luftreederei; 1922-1925 Schiffbaustudium an den Technischen Lehranstalten in Hamburg; Ingenieur in den Arado-Flugzeugwerken in Warnemünde; erwarb eine Fotoausrüstung; 1928 Mitgründer und Teilhaber der Firma Handwerkskunst Rostock (HAKURO) für Grafik, Kunstgewerbe und Fotografie; schied wenige Monate später aus und übernahm die Geschäftsstelle Fotografie und Kunstgewerbe in der Roten Veranda Rostock; freier Fotograf in Warnemünde; bereiste 1928-1932 mit seinem Wagen Mecklenburg, um Landschaften, Kulturdenkmale und Menschen zu fotografieren; arbeitete im Auftrag des Fremdenverkehrsverbandes, des Hinstorff Verlags sowie für Zeitungen und Verlage; 1933 Ausstellung »275 Großphotos – Baudenkmale, Landschaften und Volkstum in Mecklenburg«; Ausstellungen in Schwerin, Berlin, Leipzig, Kopenhagen; 1939 Kriegsberichterstatter der Marine-Propaganda-Kompanie Ostsee; kehrte unheilbar krank aus dem Zweiten Weltkrieg zurück; sein Sohn Hartwig veröffentlichte seit 1995 mehrere Bild-Textbände mit Aufnahmen des Vaters aus dem Photo-Eschenburg-Archiv Warnemünde; Teilnachlass im Volkskundemuseum Schwerin-Mueß; Bildsammlung im Archiv der Universität Rostock.
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==='''Falckenberg, Günther, Physiker'''===
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Datei:Warnemuender Uemgang 1979 01.jpg|Ümgang 1979.
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Datei:Warnemuender Uemgang 1986.jpg|Ümgang 1986.
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Datei:Warnemuender Uemgang 1979 02.jpg|Auf der Bühne am Leuchtturm, 1979.
  
geb. 4.7.1879 Lagardesmühlen (Küstrin; Kostrzyn Kłosnica/
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Polen)
 
gest. 19.7.1963 Rostock
 
  
Vater: Albert F., Fabrik- und Gutsbesitzer
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===Der "Tidingsbringer" - Einst und jetzt ein Stück Warnemünde===
  
Realgymnasien in Berlin und Perleberg; 1902 Studium der Mathematik, Physik und Chemie in Zürich und Berlin; 1906 Promotion in Berlin; 1906-1910 Vorlesungsassistent am Physikalischen Institut der Universität Greifswald; 1911/12 Hilfsassistent, 1912-1920 wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut der Universität Rostock; 1914-1918 Kriegsfreiwilliger auf dem Flugplatz Warnemünde; 1919 Habilitation und Privatdozent für Angewandte Physik; 1920-1922 Oberassistent am Physikalischen Institut Rostock; 1922-1945 Leiter der Luftwarte der Rostocker Universität in Friedrichshöhe, 1923 außerordentlicher Professor der Geophysik und 1940 der Angewandten Physik in Rostock; 1946 Leiter des meteorologischen Netzes Mecklenburg-Vorpommern; 1946-1951 Direktor des Mecklenburgischen Observatoriums Warnemünde; Herausgeber der »Wissenschaftlichen Abhandlungen der Luftwarte der Universität Rostock« (1926 ff.); Mitherausgeber der »Zeitschrift für Meteorologie« (1947 ff.); »Über die Bildung und Zersetzung von Ammoniak durch stille elektrische Entladung aus metallenen Spitzen« (Diss., 1906).
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;Der ursprüngliche "Tidingsbringer"
  
==='''Flach, Hermann, Widerstandskämpfer'''===
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:Eine kleine Warnemünder Jolle rudert von schnellen kräftigen Schlägen getrieben die Warnow herauf.
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:In dem Boot sitzt ein Mann mit seiner Frau. Schon von weitem wird es in Rostock als das des Tidingsbringers erkannt und spannungsvoll erwartet. Jetzt schießt es an das Bollwerk heran. Ein kleiner Mann springt ans Ufer, der Schweiß perlt ihm von der Stirn.
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:"Was gibts Neues, Jungmann, wer ist heute binnengekommen?"
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:Aber vergeblich sind alle Fragen. Der Tidingsbringer weiß genau, von wem er den klingenden Lohn für seine Neuigkeiten zu erwarten hat. Keine Sekunde darf verlorengehen, an niemand die Nachricht, die er bringt, vorzeitig verraten werden.
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:Atemlos eilt er durch das Fischertor und verschwindet in der Strandstraße. Zuerst klopft er an die Tür des Steuermanns Schütz.
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:"Gute Nachricht Frau Schütz, Kapitän Lembke ist mit der Anna Maria im Ansegeln vor Warnemünde.
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:Ihr Mann wrd heute abend noch in den Hafen kommen."
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:Diese dankt hocherfreut und lässt ein Silberstück in die Hand des Tidingsbringers gleiten.
 +
:Weiter führt ihn sein Weg jetzt zur Wohnung des Kapitäns Krahnstöver und von dort zu den anderen Schiffer- und Steuermannsfamilien, denen er gleichfalls die freudige Mitteilung  machen kann, dass günstiger Wind die Schiffe mit ihren Angehörigen auf Warnemünde zusteuern lässt.
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:Der letzte Gang gilt den weiter im Innern der Stadt gelegenen Kontoren der Reeder. Hier nimmter sich schon etwas mehr Zeit zur ausführlichen Berichterstattung, denn er ist sicher, dass ihm nun keiner mehr mit der Meldung der neuesten Schiffsnachrichten zuvorkommen wird.
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:Bevor nach 1850 wegen des langen und beschwerlichen Landweges die Dampfer zum Hauptverkehrsmittel wurden und 1863 der Anschluss Warnemündes an das Telegrafennetz erfolgte, gab es zwei besoldete Tidingsbringer (auch Tidungenbringer) als Nachrichtenübermittler zwischen Rostock und seinem Vorhafen Warnemünde.
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:Über Bewegungen im Rostocker Schiffsverkehr, über Abgangszeiten, Bestimmungsort und mutmaßliche Rückkehr wussten diese genauso Bescheid, wie über Namen, Größe, Takelung und Kapitäne der Fahrzeuge, die sie mit dem Fernrohr durch Besonderheiten an Rumpf oder Takelage erkannten.
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:(Auszug aus: Tidingsbringer - Ein Warnemünder Bäderjournal" Jahrgang 01 1996/1997 S.129)
  
geb. 13.4.1891 Apolda
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;Im Jahre 1995 trafen sich Mitglieder des Leuchtturmvereins Warnemünde e.V. mit den beiden Verlegern Dr. Mathias Redieck und Achim Schade um einen neuen Tidingsbringer aus der Taufe zu heben, diesmal nicht vordergründig mit dem Ziel den Seemannsfamilien und Schiffsreedern Ankünfte oder Abreisen von Schiffen und ihren Besatzungen zu vermelden, sondern um alte und neue Nachrichten aus Warnemünde weit ins Land zu übermitteln.
gest. 9.9.1942 Bützow
+
:Damals ahnten sie nicht, das dieses, jährlich zwischen zwei Buchdeckeln randvoll mit spannenden "Tidings" ''(Nachrichten)'' gefüllte Medium in den nun folgenden zweieinhalb Jahrzehnten, seine Nachrichten hinaus bis nach Japan, Australien, Afrika und Amerika tragen wird. Selbst nach 26 Jahren halten noch immer viele Autoren Geschichte und Geschichten um Warnemünde und seine Menschen fest, bis eines Tages, warscheinlich wieder abgelöst durch neue Medien, auch wieder eine neue Form der Nachrichtenübermittlung wachsen läßt.
  
Vater: Arbeiter
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* [[Der "Tidingsbringer" - Warnemünder Geschichte(n) in mehr als 20 Bänden]]
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* [["Tidingsbringer - Register der Band-Inhalte]] von Band 1- Band 25
  
Lernte den Beruf des Eisendrehers; 1914 SPD-Mitglied; 1919-1934 Dreher in den Arado-Flugzeugwerken Warnemünde; im Metallarbeiterverband aktiv; aus dem Betrieb entlassen; in der Neptunwerft in einer antifaschistischen Widerstandsgruppe; 1941 verhaftet und in der Strafanstalt Dreibergen 1942 ermordet.
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===Die Klaashahns===
  
==='''Geertz, Arno, Flugzeugbauer'''===
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Im Jahre 1963 waren es acht junge Segler aus der Betriebssportgemeinschaft der Warnowwerft, die zusammen kamen, um die Abende gemeinsam mit dem Singen von Seemannsliedern und Shantys zu verbringen.
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Sie selbst fanden Gefallen daran und auch zufällige Zuhörer.
  
geb. 30.5.1908 (13.6.1908) Riga (Lettland)
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Der erste Auftritt der Sänger fand am 7. Mai 1964 im Warnemünder Veteranenclub mit großem Erfolg statt. Erst danach beschloss man, eine Shantygruppe zu bilden und sich den Namen „De Klaashahns“ zu geben.  
gest. 28.8.1974 Buxtehude
 
  
1927 Abitur in Riga; 1927-1929 Ingenieurstudium
+
Gründungsmitglieder der Shantygruppe waren:
des Flugzeugbaus in Graz, 1929-1932 in Stuttgart;
 
1930 Diplomingenieur; 1936-1939 Statiker bei
 
der Leichtflugzeugbau Klemm GmbH in Böblingen;
 
1939-1945 in den Ernst-Heinkel-Flugzeugwerken
 
Rostock; 1944 Promotion beim Flugtechnischen
 
Institut der Technischen Hochschule Stuttgart mit
 
einer Arbeit zur Entwicklung von Sitzkatapulten
 
und medizinische Forschungen zur Belastbarkeit
 
der Piloten wegen der Kriegsereignisse nicht
 
mehr möglich; maßgeblich beteiligt am ersten
 
Pilotrettungssystem; 1946 Chefingenieur bei der
 
Demontage der Heinkel-Werke; Oktober 1946-1953 in
 
der sowjetischen Rüstungsindustrie tätig (Zentrallabor
 
des Versuchswerkes Nr. 1 in Podberesje); 1953
 
Rückkehr nach Warnemünde; 1954 Promotion in
 
Rostock mit der unveränderten Dissertation von
 
1944; 1954 Professor mit Lehrauftrag für das Fach
 
Maschinenelemente an der Schiffbautechnischen
 
Fakultät der Universität Rostock, 1955 Professor
 
mit vollem Lehrauftrag für das Fach Mechanik
 
und Festigkeitslehre und Direktor des Instituts
 
für Technische Mechanik der Schiffbautechnischen
 
Fakultät Rostock; 1958 Vorlesungsverbot und
 
Beurlaubung als Hochschullehrer; politisch motiviertes
 
Disziplinarverfahren mit Entzug des Professorentitels
 
von der Fakultät mehrheitlich abgelehnt; 1958 Leiter
 
des Labors in der Flugzeugbau GmbH Hamburg;
 
»Grenzen und Sonderprobleme bei der Anwendung
 
von Sitzkatapulten« (Diss., 1954).
 
  
==='''Gosselck, Johannes (Rudolf Friedrich), Pädagoge, Heimatforscher, niederdeutscher Schriftsteller'''===
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Edwin Lenz, Uwe Jahnke, Kurt Jahnke, Dietrich Zager, Siegfried May, Helmut May, Christian Rösler, Lutz Buchmann
[[Datei:Johannes Gosselck.jpg|thumb|150px|rechts|Johannes Gosselck]]
 
  
geb. 6.7.1881 Stresendorf
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===Die Warnemünder Trachtengruppe===
gest. 6.10.1948 Rostock
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Die Trachtengruppe wurde 1976 gegründet und setzt sich seither für die Erhaltung und Pflege der Traditionen des Ortes ein. Dazu gehören insbesondere die alten Volkstänze, aber auch die niederdeutsche Sprache. Bei ihren Auftritten tragen die Mitglieder Trachten, wie sie um 1840 in Warnemünde getragen wurden. Einmal jährlich im Juli organisiert die Trachtengruppe das "Warnemünder Trachtentreffen". Die Mitglieder der Trachtengruppe präsentieren seit 1976 im Zuge des "Warnemünder Ümgangs" historische Figuren, wie den Tidingsbringer, Wuurdholler, Öllermänner, Polizisten, Hegediener und Fischersfrauen.
  
Vater: Hugo G., Pädagoge
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===Der Leuchtturmverein===
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Eigentlich "Förderverein Leuchtturm Warnemünde e.V.". Keimzelle für die Entstehung des Fördervereins war der Wunsch den Leuchtturm nach der Wende von 1989/90 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hauptinitiator hierbei war der damalige Rostocker Denkmalpfleger Gerhard Lau. Er und andere Enthusiasten, die sich schnell für diese Idee begeistern konnten, überzeugten den Bürgermeister der Stadt Rostock und das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) von dieser Idee.
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Da weder die Stadt noch das WSA Personal hatten, um den Turm zu betreuen, wurde am 22. April 1994 daher der "Förderverein Leuchtturm Warnemünde e.V." gegründet.
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Das WSA, die Hansestadt Rostock und der „Leuchtturmverein“ einigten sich zugleich auf die Schließung eines Überlassungsvertrages zur Bewirtschaftung des Leuchtturms, der am 24. April 1994 direkt vor dem Leuchtturm unterzeichnet wurde. Der Turm ist seither unter der Obhut der Warnemünder Leuchtturmmänner wieder für alle geöffnet die den Aufstieg wagen wollen.
  
Ältestes von zehn Kindern; Schulen in Stresendorf und Botelsdorf; 1897 Präparandum Neukloster; 1900/01 Schulassistent in Dütschow (bei Spornitz); 1901-1903 Lehrerseminar Neukloster; Einjährig-Freiwilliger beim Militär; 1904 Lehrer in Steffenshagen (bei Kröpelin); 1905-1948 Lehrer für Biologie und Heimatkunde in Rostock, zunächst an der Friedrich-Franz-Mädchenschule, dann am Realgymnasium; unterrichtete auch an der Gewerbeschule; 1914-1918 Kriegsdienst; 1932 Mit-, 1945 Wiederbegründer und 1932-1946 ehrenamtlicher Leiter des Heimatmuseums Warnemünde; der niederdeutschen Sprache verbunden, vor allem der Mundart der ›Warminner Fischer und Seelüd‹; Vorstandsmitglied und Leiter der Arbeitsgruppe Flurnamensammlung sowie Technische Kulturdenkmale im Heimatbund Mecklenburg; 1912 Vorstandsmitglied, 1922-1927 Vorsitzender des Plattdeutschen Landesverbandes Meckelborg; Vorsitzender der 1928 gegründeten Mecklenburgischen Volksliedkommission und Leiter des Mecklenburgischen Volksliedarchivs; Leiter der Ortsgruppe Rostock des Reichsverbandes für Vogelschutz; nach 1945 Mitglied der Landesleitung des Kulturbundes von Mecklenburg-Vorpommern und Aufbau des Kulturbundes in Rostock; 1947/48 Kreisnaturschutzbeauftragter Rostock-Stadt; auch Beauftragter für Volkstumspflege und Heimatschutz der Stadt Rostock; Beiträge für die »Mecklenburgische Schulzeitung«; Mitarbeiter am »Mecklenburgischen Wörterbuch« (1926 ff.) und am »Vagel-Grip-Kalender«; »Was mein einst war. Niederdeutsche Heimatbilder« (1911); »Mecklenburger Realienbuch« (1914); »Erdkunde für mecklenburgische Schulen« (1914); »Geschichte für mecklenburgische Schulen« (1914); »Bürgerkunde für die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz« (1914); »Fibel« (1918); »Atlas zur Heimatkunde von Rostock« (3. Aufl., 1920); »Rostocker Fibel. Erstes Lesebuch für Rostocker Kinder« (1922; Nachauflagen unter dem Titel »Heini und Lene«, 14. Aufl., 1942); mit Richard Wossidlo Herausgeber der »Bökerie von’n Plattdütschen Landsverband Meckelborg« (1923-1925); »Das Rostocker Wanderbuch« (1925); »Wanderbuch. Südost-Mecklenburg und die Oberen Seen« (1931); mit Friedrich Siems Herausgeber der »Volkslieder aus beiden Mecklenburg« (1933); »Unsere mecklenburgischen Flurnamen« (1938); »Pfingstmarkt« (1926), »Vom singenden Mecklenburger« (1929), »Das Drehorgellied auf seiner Wanderung durch Mecklenburg« (1930), »Glaserleben, wie es sich in Handwerksliedern und Sprüchen des 18. Jahrhunderts widerspiegelt« (1930), »Volkstum und Volkssprache in Mecklenburg« (1931), »Austköst in Olldörp« (1932), »Deutsches Bauerntum« (1934), »Vertellers ut de Grabowsch Gegend« (1934) und »Aus dem Tagebuch eines ehemaligen Dorfschülers« (1939) in »Mecklenburgische Monatshefte«.
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===Der Warnemünder Yachtklub===
  
==='''Grothmann, Manfred, Ornithologe'''===
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==Das Schulwesen in Warnemünde==
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(in Bearbeitung)
  
geb. 6.1.1941 Warnemünde (Rostock)
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Eine Schule wird für Warnemünde schon im 16. und 17. Jahrhundert erwähnt. Friedrich Barnewitz schreibt in seiner Ortschronik (1925), dass 1578 ein Schulmeister erwähnt wird und 1619 eine neue Schule errichtet wurde. Bis 1836 handelt es sich, wie vielerorts, um eine einklassige Schule. Barnewitz schreibt, dass die Warnemünder ihre Kinder nach eigenem Gutdünken zur Schule bzw. zum Küster schickten (beim Küster waren meist die 4- bis 6-jährigen Kinder). Die älteren Kinder mussten häufig durch Arbeit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Um 1800 überzeugte Pastor Schmiedekampf die Warnemünder ihre Kinder wenigstens von November bis Ostern zweimal wöchentlich zur Schule zu schicken. 1899 kam es zur Einrichtung einer Knabenschule. Am 1.4.1915 wurde die neue Schule in Fritz-Reuter-Straße eröffnet.
gest. 23.1.1999 Rostock
 
  
Eisenbahner, bis 1997 als Fahrdienstleiter im
+
===Die Fritz Reuter-Schule===
Stellwerk Warnemünde tätig; seit 1960 in den
 
Fachgruppen Ornithologie Warnemünde und Rostock;
 
jahrzehntelange Mitarbeit bei der Wasservogelund
 
der Winterverlustzählungen an großen
 
Strandabschnitten sowie der Rasterkartierung der
 
Brutvögel; seit 1969 ehrenamtlicher Mitarbeiter
 
der Vogelwarte Hiddensee; seit 1974 als Vogelwart
 
mit der Beringung auf der Vogelschutzinsel
 
Langenwerder betraut; Beringung von 41 000 Vögeln
 
in fast 30-jähriger Beringertätigkeit; Mitglied der
 
Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-
 
Vorpommern; 1996 Gründungsmitglied des
 
Vereins Langenwerder zum Schutze der Watt- und
 
Wasservögel.
 
  
==='''Hanmann, (Heinrich Friedrich) Karl, Mediziner'''===
+
===Die Heinrich Heine-Schule===
  
geb. 14.6.1806 Rostock
+
==Handwerk in Warnemünde==
gest. 24.9.1846 Rostock
 
  
Vater: Christian Erdmann H., Mediziner
+
===Die Warnemünder Mühle===
  
Medizinstudium in Berlin, Würzburg und Rostock; 1831 Promotion in Rostock; seit 1831 praktischer Arzt in Rostock, auch Privatdozent; seit 1830 regelmäßiger Sommergast in Warnemünde; beschrieb den Badealltag mit getrenntem Herren- und Damenbad
+
[[Datei:Warnemünde Mühle.jpg|thumb|200px|rechts|Die Warnemünder Mühle]]
und Umkleidebuden in »Warnemünde, dessen Seebad und die Wirkung der dortigen Luft« (1843); preisgekrönte Schrift »Zur Lehre vom Zahnen der Kinder« (1845).
+
<br clear="all">
  
==='''Havemann, Klaus, Agrarwissenschaftler, Heimatforscher'''===
+
==Vom Fischer-, Lotsen- und Hafenort zum Ostseebad==
  
geb. 21.1.1935 Warnemünde (Rostock)
+
;Warnemünde als Hafenort
gest. 30.10.2007 Bad Doberan
 
  
Landwirtschaftslehre; bis 1955 Fachschule für
+
====Fähren nach Dänemark====
Landwirtschaft in Bad Doberan; bis 1964 Studium der
+
=====Die Post- und Passagier-Schiffsverbindung nach Dänemark ab 1886 bis 1903=====
Agrarwissenschaften in Rostock; 1969 Promotion in
+
:(NHG)
Rostock; bis 1992 Forschungs- und Lehraufgaben zur
+
[[Datei:0 Wmde Postdampfer Kaiser Wilhelm vor 1903 Berlin Kopenhagen.jpg|thumb|250px|rechts|Warnemünde Postdampfer Kaiser Wilhelm vor 1903 Berlin Kopenhagen ]]
landwirtschaftlichen Betriebslehre und Agrarökonomie
+
:Von Entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Ostseebades Warnemünde war der Bau einer Eisenbahnverbindung von Neustrelitz mitten durch Mecklenburg nach Warnemünde, wo ein Brückenschlag nach Dänemark hergestellt werden sollte.
in Rostock; Kreisvorsitzender der Gesellschaft
+
:Um eine rasche und sichere Einfahrt der Postdampfer zu gewährleisten, waren umfangreiche Bauten in Warnemünde nötig.
für Denkmalpflege im Kulturbund; Neugründung
+
:Zunächst war eine Vertiefung der Fahrrinne und eine Verlängerung der Westmole sowie der Bau eines neuen Hafenbeckens erforderlich.
und bis 1996 Vorsitzender des Kreisverbandes
+
:Das Hafen-Bassin war 450m lang, 100m breit und 4,6m tief.
Bad Doberan des Kulturbundes; »Die Anwendung
+
:Außerdem wurde die Mole um 133m verlängert und erhielt an ihrem Kopf eine Leuchtbake.
mathematisch-statistischer Methoden bei der kurzund
+
:Die Arbeiten wurden so auf Hochdrück gefördert, daß am 26.Juni 1886 die Eröffnung der Strecke von Neustrelitz über Rostock-Warnemünde nach Gedser erfolge.
mittelfristigen Vorausberechnung des staatlichen
+
:Die neue Verbindung verlief über eine Distanz von 24,3 Seemeilen oder 45 km.
Aufkommens an Milch« (Diss., 1968); »Bad
+
:Die zwei 12 Knoten schnellen Raddampfer "Kaiser Wilhelm" und "König Christian" übernahmen die Verkehrsverbindung.
Doberan – Heiligendamm« (1993); »Unterhaltsame
+
:Von dänischer Seite wurden die "Freya" und Anfang der 90er Jahre die "Edda" in Dienst gestellt.
Chronik der Stadt Bad Doberan nebst einiger
+
:Ab 1.Mai 1892 wurde auch eine Nachtverbindung eingerichtet.
Städte und Orte der Region« (1993); »Ernst Voß.
+
:Mit der Herstellung einer schnellen Verbindung ins Binnenlande, besonders zur Reichshauptstadt Berlin nahm auch der Urlauberverkehr einen großen Aufschwung.
Ein Leben in Mecklenburg« (1995); Redakteur des
 
»Doberaner Jahrbuchs« (1995-1997); Aufsätze über
 
Persönlichkeiten, Denkmale und historische Ereignisse
 
in Mecklenburg im »Norddeutschen Leuchtturm«
 
(1978-1990) und in der »Ostsee-Zeitung« (2000-
 
2006).
 
  
==='''Heinkel, Ernst, Flugzeugbauer, Unternehmer'''===
+
=====Die Trajektverbindung (Transport mit Eisenbahn) ab 1903=====
[[Datei:Ernst Heinkel.JPG|thumb|150px|rechts|Ernst Heinkel]]
+
[[Datei:0 Wmde Trajekt Prins Christian um 1910.JPG|thumb|250px|rechts|Warnemünde Trajekt Prins Christian um 1910]]
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:Der Verkehr auf der Postdampferroute, die im Jahre 1894 mit der Besitzübernahme in die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn unter Landeshoheit kam, nahm eine sprunghafte Entwicklung ihren Lauf.
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:Für den Personenverkehr, wie auch den Güterverkehr war für Personen der Umstieg von der Bahn aufs Schiff bzw. die ständige Umladung des Frachtgut ein umständliches und zeitraubendes  Hindernis. Dem entsprang der Gedanke die Verkehrsbrücke zwischen Deutschland und Dänemark in eine Trajektverbindung umzuwandeln.
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:Der Baubeginn für dieses deutsch-dänische Gemeinschaftsprojekt war im September 1900 an den beiden jeweiligen Fährhäfen.
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:Am 30.September 1903 fand deren feierliche Eröffnung unter der persönlichen Teilnahme von Kronprinz Christian (X.) und dem mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz IV. statt.
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:Der Fährbetrieb wurde zunächst mit vier Schiffen, der "Großherzog Friedrich-Franz", der "Mecklenburg", der "Prinzessin Alexandrine und der "Prinz Christian" eröffnet.
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:Das war der Beginn für eine unkomplizierte, schnelle und kostengünstige Seeverbindung zwischen Deutschland und Skandinavien.
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:Hatten die Postdampfer in ihrem letzten Betriebsjahr rund 4000 t Güter befördert, so bewältigten die vier neuen Trajektfähren im gleichen Zeitraum das 20fache.
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[[Datei:Wmde.Dampffährverbindung.jpg|thumb|250px|rechts|Warnemünde Dampffährverbindung 1903 Berlin Kopenhagen ]]
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:Die Zahl der beförderten Personen schnellte von 50 000 auf 80 000.
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:Um deren Leistungsfähigkeit zu erhöhen wurden die beiden Radfähren 1906 auf eine Gesamtlände von jeweils 104m verlänger.
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:Raddampfer waren grundsätzlich nicht für Eisfahrten tauglich, so entschloß man sich eine eistüchtige Ostseefähre, die "Mecklenburg" zu bauen. Das Fahrzeugdeck war zweigleisig und konnte 15 Güterwagen aufnehmen. Die "Mecklenburg" war bis 1945 im Einsatz.
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:1922 nahm dänischerseits die "Danmark" ihren Betrieb auf. In der Zeit ihrer Inn-Dienst-Stellung war sie mit einer Kapazität für 15 Güterwagen und 1100 Passagiere, die größte und leistungsfähigste Dampffähre im Ostseeraum.
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:Auf deutscher Seite folgte 1926 die Inbetriebnahme der Hochssefähre "Schwerin". Sie übertraf technisch und beim Reisekomfort alles Dagewesene im Ostseeraum.
  
geb. 24.1.1888 Grunbach (Baden-Württemberg)
+
[[Datei:Wmde Sommerfahrplan 1937.jpg|thumb|600px|rechts|Sommer-Fahrplan der Bahnverbindung Berlin-Kopenhagen via Warnemünde und Gedser 1937]]
gest. 30.1.1958 Stuttgart
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:Zwischen den Weltkriegen entwickelte sich der Verkehr über die Ostsee nach Skandinavien sprunghaft.
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:Das Kriegsende setzte schließlich auch dem Fährverkehr auf lange Zeit ein Ende.
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:Am 1.Mai 1945 wurde der Fährverkehr auf der Linie Warnemünde-Gedser eingestellt.
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<br clear="all">
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[[Datei:Wmde Warnemünde Fähre Interim Fähre nach Trelleborg 1959.jpg|thumb|400px|rechts|schwedische Fähre zu Beginn der 50er Jahre, Interimbetrieb vor Wiederinbetriebnahme des Hafens Sassnitz]]
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:Die deutschen Fährschiffe "Mecklenburg" und "Schwerin" waren verloren. Die "Mecklenburg" interniert und die "Schwerin" durch Bomben zerstört.
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:Die ersten Fährschiffe die nach Kriegsende in Warnemünde anlegten kamen aus dem schwedischen Trelleborg hierher, da der Saßnitzer Fährhafen wegen des zerstörten Hafens und des gesprengten Rügendammes nicht angelaufen werden konnte.
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:Erst am 10. Mai 1947 wurde der Fährbetrieb wieder aufgenommen.
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:Mit dem Fährschiff "Danmark" begann man zunächst nur Bedarfsfahrten auszuführen.
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:Erst in den 60er Jahren kam mit dem Umbau des westlichen Fährbetts und dem Einsatz des DDR-Fährschiffes "Warnemünde" und dem dänischen Fährschiff "Kong Frederik" der Trajektverkehr zu neuem Leben.
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:Ab 1990 erreichte die Frequentierung der Fähren im Güterverkehr, wie auch im Personenverkehr einen nie dagewesenen Höhepunkt erlebte, was angesichts der erwachsenden und nicht mehr beherrschbaren Verkehrsprobleme auf der binnenseitigen Verkehrsanbindung nach Warnemünde zum Ende des Fährverkehrs in Warnemünde führte.
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:Der stetig wachsende Passagier- und Güterverkehr und die unzureichende Hafenanbindung führten 1995 zur Umverlagerung der Fähranbindung in den Rostocker Überseehafen.
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:Das Ein- und Auslaufen der Fähren zum Überrseehafen, auf der Warnemünder Mittelmole zu beobachten ist dagegen bis in unsere Tage für die Warnemünder und ihre Gäste zum wichtigen Event geworden.
  
Vater: Flaschnermeister
+
=====Warnemünde - Gedser und die Eisenbahn (1903 - 1995)=====
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[[Datei:1900 Bauplan Fährhafen Kerner.jpg|thumb|300px|rechts|1900 Bauplan des Trajekt-Fähranlegers von Hafenbaudirektor K. Kerner Quelle:Archiv Heimatmuseum Warnemünde]]
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;1903
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* [[Einweihung der Dampffähren-Verbindung Warnemünde - Gedser]]
  
Oberrealschule in Cannstatt; Maschinenbaustudium an der TH Stuttgart; bereits 1911 Flüge mit selbstgebauten Flugzeugen; Konstrukteur bei der Luftverkehrsgesellschaft in Johannisthal (bei Berlin) bei den Albatros-Werken; erhielt einen Konstruktionspreis; 1914-1919 Chefkonstrukteur und Technischer Direktor in den Hansa- und Brandenburgischen Flugzeugwerken; baute während des Ersten Weltkriegs etwa 30 verschiedene Flugzeugmodelle; leitete gleichzeitig die österreichische Flugzeugfabrik Phönix in Wien und die ungarische Flugzeug-AG in Budapest; nach dem Krieg Autoreparatur-Unternehmer in Grunbach; 1921 bei den Caspar-Werken in Travemünde; 1922 eigenes Konstruktionsbüro, die Ernst-Heinkel-Flugzeugwerke Warnemünde; baute nach 1935 den größten Teil seiner Maschinen für die Luftwaffe; 1939 in Rostock Vorführung eines Flugzeugs mit Turbinenstrahltriebwerk; baute nach dem Krieg zunächst in der Ernst-Heinkel-AG Stuttgart Motoren für Lastwagen, ab 1954 wieder Flugzeuge; entwickelte mehr als 150 Flugzeugmuster, mit denen 37 Weltrekorde erzielt wurden; 1932 Dr. h. c. der Universität Rostock; Mitglied des Technischen Beirates der Deutschen Lufthansa; Vorstandsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt; Ehrenmitglied des Ringes der Flieger; »Stürmisches Leben« (1953; Autobiographie); »Kameradschaft der Luft. Festschrift anlässlich des 50. Geburtstages von Ernst Heinkel« (1938).
+
;1903, 30. September
 +
:Mit dem eingleisigen Radfährschiff "Friedrich Franz IV." verlässt erstmalig eine Eisenbahnfähre den Hafen von Warnemünde via Gedser.
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:Gleichzeitig wird das Schwesterschiff "Prinsesse Alexandrine" in Dienst gestellt.
  
==='''Hübner, (Friedrich) Gustav, Kaufmann, Reeder, Hotelier'''===
+
;1926, Dezember
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:Erste Fahrt des Passagierfährschiffes "Schwerin".
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:Als "Schwan der Ostsee" gewinnt die neue Fähre schnell Berühmtheit.
  
geb. 7.3.1805 Saal
+
;1945, 17.März
gest. 7.10.1879 Rostock
+
:Die dänische Widerstandsbewegung sprengt die Fähre "Danmark"
 +
:Sie wird zu Kriegsende wieder gehoben.
  
Vater: Schwedisch-vorpommerscher Fahnenschmied
+
;1963
 +
* [["Eisenbahnfähre "Warnemünde" im Dienst"]]
 +
:Auszug aus der damals in Bremen erscheinenden Wochenzeitschrift der mecklenb. Landsmannschaft "Unser Mecklenburg"
  
Kaufmannslehre in Rostock; 1833 dort Bürgerrecht; Salz- und Teerhändler, Materialienhandel und Schiffsausrüster am Burgwall; Import- und Exporthandel von Baumaterialien, Getreide, Bier und Tierhäuten; 1843-1854 Eigner von fünf Galeassen, Briggs und Schonern; erbaute 1853 in Warnemünde das Neue Warmbadehaus für Seetang-, Sturz- und Schwefelbäder und begründete damit die dortigen Anfänge der kurmedizinischen Betreuung; seit 1857 als Hotel Hübner konzessioniert (1953 enteignet, von den Nachkommen in vierter Generation wieder hergerichtet); bis 1867 auch Pächter und Betreiber der Seebadeanstalten am Strand von Warnemünde.
+
;1963,23. Mai
 +
:Werftdirektor Kurt Dunkelmann übergibt den Fährschiff-Neubau "Warnemünde" an die Deutsche Reichsbahn.
  
==='''Jantzen, Stephan (Jakob Heinrich), Seemann'''===
+
;1968,14. April
[[Datei:Stephan Jantzen Lotsenkommandeur Warnemuende.jpg|thumb|150px|rechts|Stephan Jantzen]]
+
:In den Mittagsstunden läuft das Fährschiff "Danmark" Warnemünde letztmalig an.
  
geb. 20.7.1827 Warnemünde (Rostock)
+
;1995, 24.September
gest. 19.7.1913 Warnemünde (Rostock)
+
:Mit dem Fährschiff "Warnemünde" verläßt letztmalig ein Trajekt auf der Ostseelinie Warnemünde - Gedser den Fährhafen von Warnemünde.
 +
:Eine Ära hat ihr Ende gefunden.
  
Vater: Lotsenbote
+
====Die Stromfähre über den Seekanal====
  
Erste Reise 1842 als Schiffsjunge auf der Rostocker Galeasse Argo nach St. Petersburg; 1848 Steuermannsprüfung für Große Fahrt; sieben Jahre Erster Steuermann; 1856 Kapitänsprüfung für Schiffe auf Großer Fahrt; 1856-1866 zwei Weltumsegelungen als Kapitän der Bark Johannes Kepler; 1866 zum Warnemünder Lotsenkommandant gewählt und Ausübung des Amtes für 30 Jahre; rettete in dieser
+
:Mit dem Bau des Warnemündere Bahnhofes, der Fährbecken für die Trajektverbindung und dem dazu notwendigen Bahndamm über den alten Strom in Höhe des Warnemünder Zollhauses, war eine völlig neue Zufahrt für den Warnemünder Hafen ereforderlich.
Zeit 80 Menschenleben; 1863 für die Rettung der Mannschaft eines portugiesischen Schiffes vor der Küste Nordamerikas mit dem portugiesischen Jesus-Christus-Orden ausgezeichnet; 1873 für die Rettung zweier Seeleute vor Warnemünde Goldene Medaille für Edeltat; Rettungsmedaillen von Mecklenburg-Schwerin, Schweden und Russland; Große Goldene Medaille der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger; Hausorden der Wendischen Krone; Preußischer Kronenorden; Wasa-Orden; Vorsitzender des Fischereivereins von Warnemünde; 1889-1909 Verwalter der Stiftung für Witwen und Waisen zur See verunglückter Warnemünder; 1890-1913 Beisitzer am Reichsoberseeamt Berlin; Straßenbenennung in Warnemünde; der größte Eisbrecher der DDR und ein Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger wurden auf seinen Namen getauft; Plastik »Lotsenehrung« (Reinhard Dietrich) am Warnemünder Leuchtturm erinnert an seine Rettungstaten; Grabstelle auf dem Alten Friedhof (Stephan-Jantzen-Park) in Warnemünde.
+
:Gleichzeitig mußten die nun östlich des neuen Seekanals gelegenen Teile der Stadt Rostock (Hohe Düne, Markgrafenheide, Rostocker Heide) Verbindung zum Verkehrsnetz haben.
 +
:Der Bau einer Flussfähre war unumgänglich geworden.
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:Unmittelbar nach dem umfassenden Umbau der Hafenanlagen und des Seekanals wurde mit einer improvisierten floßartigen Fähre, die per Seilverbindung die Seiten wechselte, eine auf kurze Zeit ausgelegte Interimsverbindung geschaffen.
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:Sie wurde nach Bedarf durch die Personenfähre "Maischolle" ergänzt. Nachts wurde die Überfahrt mit einem Ruderboot bewerkstelligt, um die Betriebskosten gering zu halten. Bei allen folgenden Entwicklungen im Fährausbau wurde der nächtliche Ruderbootverkehr bis in die 50er Jahre beibehalten.
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: Mit der Erweiterung des 1913/14 errichteten Flugplatzes auf Hohe Düne und der bald nach dem Ende des ersten Weltkrieges dort schnell wachsenden Flugzeugindustrie, reichte die nötdürftige Verkehrsverbindung nicht mehr aus und es mussten neue, bedarfsgerechte Lösungen gefunden werden
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:Der zeitweilig ins Auge gefaßte Bau einer über den "Neuen Strom" führenden Schwebefähre, konnte wegen der für die ungehinderte Schifffahrt vorzuhaltende Höhe nicht weiter verfolgt werden.
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:So verfiel man auf die Lösung durch eine Kettenfähre, die dann bis 1955/56 zuverlässig unseren Dienst versah.
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:Ältere östliche Anlieger-Bewohner wissen noch zu berichten, daß sie auch wiederholt nach Kettenrissen als antriebsloses Wasserfahrzeug auf die Ostsee abgetrieben und mittels Schlepper wieder "eingefangen" werden mußte.
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:Zum Glück kam es dabei nie zu Personenschäden und es ging glimpflich ab.
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:Der Bau des Rostocker Überseehafens ab 26.Oktober 1957 und der fast zeitgleiche Bau der Marinebasis Hohe Düne erforderte wiederum neue Lösungen. Dazu wurden auf beiden Seiten des Seekanals kleine Fährbecken mit Anlegesteg erbaut.
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:Bis zur Fertigstellung der neuen Flußfähre "Ostsee" wurden die 1955 im Rahmen des "Nationalen Aufbauwerkes" gebauten Gehlsdorfer Fähren "Willi Schröder" und "Albert Schmidt" eingesetzt. Alle drei Fähren blieben lange im Einsatz.
  
===Karsten, (Franz Christian) Lorenz, Ökonom, Agrarwissenschaftler===
+
====Die Warnemünder Seenotrettungsstation====
[[Datei:F C L Karsten.jpg|thumb|200px|rechts|Franz Christian Lorenz Karsten]]
 
geb. 3.4.1751 Pohnstorf (Güstrow)
 
gest. 28.2.1829 Rostock
 
  
Vater: Johann Christoph K., Apotheker
+
* [["Die Seenotrettungsstation Warnemünde" von Erwin Seppelt in Marinekalender 1983]]
Bruder: Wenceslaus Johann Gustav K., Mathematiker, Physiker
 
Bruder: Christian Heinrich K., Jurist, Zollbeamter
 
Pädagogium Bützow und Domschule Güstrow;
 
kaufmännische und landwirtschaftliche Praxis;
 
1770-1773 Studium der Mathematik und
 
Naturwissenschaften an der Akademie Bützow;
 
1773 Lehrer am Pädagogium Bützow; 1778
 
Promotion und 1780 außerordentlicher, 1783
 
ordentlicher Professor der Ökonomie und
 
Kameralwissenschaften an der Akademie Bützow;
 
ab 1789 (nach Wiedervereinigung der Universitäten
 
Bützow und Rostock) Lehrstuhl für Kameralistik
 
in Rostock; legte 1793 auf dem Neuenwerder (bei
 
Rostock) die erste landwirtschaftliche Lehranstalt
 
und Versuchsstation in Deutschland an; 1798
 
zusammen mit Graf Görtz von Schlitz Begründer
 
der Mecklenburgischen Landwirtschafts-Gesellschaft
 
(seit 1813 Mecklenburgischer Patriotischer Verein);
 
Herausgeber der Vereinszeitschrift »Annalen der
 
mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft«
 
(1803 ff.) und »Neue Annalen der Mecklenburgischen
 
Landwirthschafts-Gesellschaft« (1813 ff.); trug zur
 
Schaffung eines landwirtschaftlichen Kreditsystems
 
bei; forderte die Verbesserung der Dorfschulen und
 
der kleinen Bauernwirtschaften; 1823 Geheimer
 
Hofrat; »Die Rechenkunst« (1775); »Europens
 
Handel mit beyden Indien. Ein Auszug aus Raynals
 
Geschichte« (1780); »Thomas Nugent’s Reisen durch
 
Deutschland und vorzüglich durch Mecklenburg«
 
(1781/82; Übers. aus dem Engl. und Kommentar);
 
»Abhandlung über den Zustand der gegenwärtigen
 
Aufklärung in der Oeconomie und deren Nutzen für
 
den praktischen Landwirth« (1785); »Die ersten
 
Gründe der Landwirthschaft, sofern sie in Deutschland
 
und vorzüglich in Mecklenburg anwendbar sind«
 
(1795); '''»Geschichte der auf den Dünen zu Warnemünde seit dem Jahre 1797 unternommenen Anpflanzungs-Versuche« (1801)'''; »Beschreibung
 
einer höchst einfachen Methode wie Landgebäude mit
 
Ersparung aller Sohl-, Stender- und Riegel-Hölzer
 
erbaut werden können« (1811); »Neuenwerder.
 
Familienbriefe aus Jahren 1808-1818« (1911).
 
  
==='''Kerner, Karl (Friedrich), Baumeister'''===
+
====Warnemünde, die Nr.1 unter den deutschen Kreuzfahrthäfen====
[[Datei:Karl Friedrich Kerner (1847-1920).jpg|thumb|200px|rechts|Karl Friedrich Kerner]]
 
  
geb. 12.3.1847 Cuxhaven
+
==Warnemünde als Badeort==
gest. 7.3.1920 Rostock
+
[[Datei:Warnemünde Werbung.JPG|thumb|300px|rechts|Werbung für das Ostseebad 1936]]
 +
===Über die Anfänge des Badewesens in Warnemünde====
 +
(NHG)
 +
Im Sommer des Jahres 1885 führt der Weg rund 5000 Erholung suchende „Berliners“, also Badegäste nach Warnemünde. Das Badewesen hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Veränderung und Entwicklung des Küstenortes zur Folge gehabt.  
 +
;Einige Meilensteine bis dahin seien hier genannt:
  
Vater: Wasserbauinspektor
+
:1828  Hinter der Ostmole wird ein Damenbad mit zwei Zellen geschaffen
  
Gymnasium in Hamburg; 1866 Polytechnikum Hannover; 1867 Studium an der Bauakademie Berlin; 1870 Unterbrechung des Studiums und
+
:1834 Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten
Einjährig-Freiwilliger im Feldzug gegen Frankreich; danach Freiwilliger beim Ersatz-Bataillon des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments; 1871 wieder in Deutschland; Fortsetzung seines Studiums; beim Hafenumbau in Hamburg beschäftigt; leitete bei der Bauinspektion Altona die Uferbefestigungsarbeiten des Elbwerders zwischen Altona und Stade; 1874 zur Elbstrom-Baudirektion versetzt; 1872 zweite preußische Staats- und Baumeisterprüfung; Mitwirkung an Kanal- und Schleusenarbeiten im
 
mittelemsischen Moorgebiet, Umbau des großen Emswehrs in Listrup; Königliche Wasserbauinspektion in Lingen; 1877 erste Staatsprüfung als Baumeister; 1885 Hafenbaudirektor der Stadt Rostock; leitete den Umbau der Warnowschleuse; 1886 Leitung des
 
ersten großen Umbaus des Warnemünder Hafens für den Dampfschiffsverkehr nach Gedser; Uferund Hafenbauten in Rostock und Warnemünde; Projektierung und Leitung der Rostocker Wasserwerke; Direktor der Feuerwehr; Übernahme der städtischen Straßen- und Sielbauten; 1897/98 Bau des Warnemünder Leuchtturms: 1900-1903 Leitung des zweiten Umbaus des Warnemünder Hafens zur Einführung der Eisenbahnfährschiffe; 1907 Beginn der Arbeiten zur Schwemmkanalisation in Rostock; bis 1913 Neubau und Verlegung der Rostocker Petribrücke als Klappbrücke für Eisenbahn und Straßenverkehr; 1915 wegen Krankheit in den Ruhestand versetzt; Geheimer Baurat; 1909 Greifenorden; Dannebrogorden; »Dampffähr-Verbindung Warnemünde-Gjedser. Werdegang und Ausführung der deutsch-dänischen Verkehrs-Verbindung« (1903); »Der Umbau des Warnemünder Seehafens« in »Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure« (1902); »Der Leuchtturm bei Warnemünde« in »Zentralblatt der Bauverwaltung« (1906).
 
  
==='''Kinkel, (Johann) Gottfried, Theologe, Kunstwissenschaftler, Literaturwissenschaftler, Schriftsteller'''===
+
:1835 Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen
[[Datei:Gottfried Kinkel and Carl Schurz.png|thumb|200px|rechts|Gottfried Kinkel (links) und Carl Schurz (rechts)]]
 
geb. 11.8.1815 Oberkassel (Bonn)
 
gest. 13.11.1882 Zürich (Schweiz)
 
  
Vater: Johann Gottfried K., Theologe
+
:1866 Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels Neptun)
  
1831 Theologiestudium in Bonn, 1834 in Berlin; 1836 theologische Prüfung in Koblenz, 1838 in Bonn; 1837 Privatdozent für Kirchengeschichte, 1846 außerordentlicher Professor der Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn; 1848 Redakteur der »Bonner Zeitung«; 1849 Abgeordneter der DDP in der Zweiten preußischen Kammer; 1849 im badischen Aufstand gefangen genommen und vom preußischen Kriegsgericht zu Festungshaft und durch Kabinettsorder zu Zuchthaus verurteilt, zunächst in Naugard (Pommern), dann in Spandau; 1850 von Carl Schurz aus dem Zuchthaus Spandau befreit und durch Mecklenburg über Rostock nach England gebracht;
+
:1872 Zerstörung aller Bäder bei der Novemberflut
die Flucht mit Unterstützung der Mecklenburger Carl Petermann, Hans Theodor Hückstädt, Carl Lingnau und Vollrath Zingelmann verlief über Fürstenberg, Strelitz, Neustrelitz, Neubrandenburg und Teterow; Begegnung mit Moritz Wiggers in Rostock; eine Woche versteckter Aufenthalt in Rostock und Warnemünde; am 17. November 1850 Überfahrt auf Ernst Brockelmanns Schoner Anna von Rostock nach Edinburgh (Schottland) und von dort nach London; Untersuchungen der Fluchtumstände und Verhöre vermutlicher Fluchthelfer in Mecklenburg; seine erste Frau, die Dichterin, Schriftstellerin und Komponistin Johanna K. (geb. Möckel, geschiedene Mathieux, 1810-1858), folgte ihm 1851 mit den vier Kindern nach London; 1852-1866 Privatgelehrter und Dozent in London; gründete 1953 in London die deutschsprachige Zeitung »Hermann«; 1864 Mitgründer des Vereins für Wissenschaft und Kunst in London; 1866-1882 Professor der Archäologie und Kunstgeschichte in Zürich; gründete das Kupferstichkabinett in Zürich; neben Berichten in der Tagespresse auch literarische Behandlung der Befreiung und Flucht durch Mecklenburg: Moritz Wiggers’ »Gottfried Kinkels Befreiung« in »Die Gartenlaube« (1863), Carl August Endlers »Kinkels Flucht durch Mecklenburg« in »Mecklenburgische Monatshefte« (1926) und Walter Heynens »Kinkels Flucht« in »Preußische Jahrbücher« (1934); Gottfried-und-Johanna-Kinkel-Nachlass in der Universitätsbibliothek Bonn.
 
* [[Mit der "Kleinen Anna" von Warnemünde in die Freiheit - Die Flucht von Carl Schurz und Gottfried Kinkel 1852]]
 
  
==='''Kirchner, Eduard Christian, Jurist'''===
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:1873 Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten
[[Datei:Eduard Kirchner Vogt Warnemuende.jpg|thumb|150px|rechts|Eduard Kirchner]]
 
  
geb. 14.7.1839 Schwerin
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Der Badetourismus ist zum bedeutenden Wirtschaftszweig Warnemündes geworden, als der hier ansässige Kaufmann A. Bruger mit seinem Pressebeitrag „Badeplauderei“ im „Anzeiger für die Ostseebäder Warnemünde, Heiligendamm, Groß-Müritz, Wustrow“ am 6.Juli 1885 für Aufregung und lebhafte Diskussion im Ort sorgt. Übrigens weisen die Diskussionsinhalte bemerkenswerte Parallelen zu unseren Tagen auf und eine unterhaltsame Beschreibung des Lokalcolorits jener Tage in Warnemünde ist es in jedem Falle.
gest. 2.12.1917 Warnemünde (Rostock)
 
  
Realschule und Gymnasium in Schwerin; Jurastudium
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Er schreibt:
in Jena, Göttingen, Berlin und Rostock; 1860 Mitglied
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;„Das Seebad Warnemünde, dessen Besuch von Jahr zu Jahr mehr zunimmt, gehört jetzt schon, und mit Recht, zu den besuchtesten Ostseebädern. In der That findet man selbst in den viel genannten und fashionabelsten Ostseebädern Misdroy, Häringsdorf und Colberg nicht eine solche Anzahl hübsch und anmuthig gelegener und mit so vielem Comfort eingerichteter Privatwohnungen wie in Warnemünde, und gar die großen Hotels dieses Badeortes können nicht nur wegen ihrer schönen Lage in unmittelbarer Nähe der See, sondern auch wegen ihrer vortrefflichen Einrichtung und Leitung, den gelobtesten Hotels in den sogenannten großen Bädern an die Seite gestellt werden. …“
der Burschenschaft Teutonia in Jena; seit 1868
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:Bruger stellt Vergleiche mit den in damaliger Zeit etabliertesten Ostseebädern und ihren Angeboten an und kommt zu dem Schluß:
Advokat in Rostock; stellvertretender Vorsitzender der
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:„Nur an Einem fehlt es in Warnemünde, und dieser Mangel macht sich von Jahr zu Jahr mehr fühlbar, das ist eine Badedirection, welche die Aufgabe hat, dem Fremden in Bezug auf die Wohnungen Auskunft zu geben und für das Amusement der Badegäste zu sorgen. Seitens der Stadtverwaltung, welcher zugleich auch die Verwaltung  des Fleckens Warnemünde unterstellt ist, geschieht sehr wenig für die Hebung des Bades als solches  und gar nichts für die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Gäste. Insbesondere könnte man füglich die Anforderung stellen, daß in einem so frequenten Bade die Badeeinrichtungen besser wären. …“ 
Repräsentierenden Bürgerschaft von Rostock; 1888-
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:Seine im Beitrag folgenden Beschreibungen über den praktischen Ablauf des Badelebens und den damit verbundenen Dienstleistungen jener Zeit lassen uns heute an  freies Baden gewöhnte Strandbesucher schmunzeln:
1905 Vogt in Warnemünde; seit 1905 im Ruhestand.
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:„Die Zellen im Damenbade, deren Anzahl in der Hauptsaison nicht im Entferntesten dem Bedürfniß entspricht, sind zum größten Theil völlig dunkel und besitzen mit Ausnahme der wenigen gemauerten, anstatt des Fensters nur eine etwa 1 Fuß (28 cm) große Öffnung in der Rückwand, welche, wie in den Hühnerställen (Legeställen) auf dem Lande mit einem hölzernen Schieber geschlossen wird.
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:Will der Badegast sich nun nicht im Finstern anziehen, was immerhin seine Schwierigkeiten hat, so muß er jenen Schieber öffnen und erhält nun durch diese Öffnung und das gegenüber in gleicher Höhe befindliche Loch in der Thür, dessen einstiger Zweck nicht erfindlich ist, die intensivste Zugluft, die man sich wünschen kann.
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:Die Kleider, welche man an der weißgetünchten Wand der Zelle aufzuhängen hat, zieht man mit Kalk beschmutzt wieder an. :Handgroße Spiegel sind allerdings in den Zellen vorhanden, sie hängen aber entweder zu hoch oder zu niedrig, wenn man von „hängen“ überhaupt  sprechen kann, da sie fest genagelt sind.
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:Im Uebrigen  ist das Glas völlig fleckig und blind, und zeigt dem Hineinschauenden entweder nichts oder ein völlig verzerrtes Antlitz.
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:Eine Wanne zum Abspülen der Füße ist nicht vorhanden, und doch wäre diese um so mehr am Platz, als der auf der Brücke und auf den ins Wasser führenden Treppen befindliche Leinwandläufer stets beschmutzt mit dickem grünem Schlamm. …“
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:Auch an dem betreuenden Personal der beiden Bäder hat der Kaufmann mancherlei zu kritisieren:
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:„Die Bedienung der Badenden ist ebenso mangelhaft wie die Einrichtung der Zellen.
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:Allerdings umdrängen im Herren- wie im Damenbade eine Menge Menschen den neu hinzugekommenen Badegast und bieten ihre Dienste an.
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:Es beschränken sich aber die Dienstleistungen in der Regel ausschließlich auf das Trocknen und Aufbewahren der Badewäsche. :Das sorgfältigste der Gesundheit und dem Wohlbefinden so notwendige Frottieren der Haut unterbleibt entweder ganz oder es wird von dem Badediener (respective der Badedienerin ) gewissermaßen im Vorübergehen auf dem Badesteg vorgenommen.
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:Die Bedienenden haben in der Regel so vielen Badegästen ihre Dienste verdingt, daß es für sie eine Unmöglichkeit ist, jeden Einzelnen in die Zelle zu begleiten und ihm  dort beim Ankleiden behilflich zu sein.
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:Dies und noch vieles Andere, sind Übelstände, welche jeder Badegast unangenehm empfindet. …“ 
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:Alle Kritik an der Situation im „Baderegiment“ von Warnemünde führt Bremer schließlich zu der Forderung:
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:„Von Seiten der Stadt müßte in Bezug auf die Einrichtung der Zellen, der Bedienung der Badegäste etc. , ein festes Reglement aufgestellt werden, dessen Innehaltung zu überwachen  und zu controllieren Sache des Bade-Direktors wäre, der in jedem größeren Seebade für die Sommermonate angestellt ist, und dessen Abwesenheit sich in Warnemünde, auch in Bezug auf das Miethen der Wohnungen, das Arrangement der Vergnügungen etc. von Jahr zu Jahr mehr fühlbar macht.“                                                    :Schon wenige Tage darauf reagiert der Hotelbesitzer C. Hübner, gleichzeitiger Betreiber von Damen- und Herrenbad mit unverhohlener Wut:
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:„Wenn ich beipflichte, daß wenn in unserem Orte für die Dauer der Saison eine Badedirektion existirte, es in vielen Dingen besser stehen würde wie zur Zeit, so ist es doch sehr zu bedauern, daß eine Einrichtung, die nicht besser, einfacher und reinlicher sein kann, wie unsere Badeanstalt, einer Kritik unterworfen wird.
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:Was den Punkt anbetrifft, daß eine Badedirektion fehle, um Fremden betreffend Auskunft zu geben, so findet auch jetzt jedes an die nicht existierende Badedirektion gerichtete Schreiben sofortige Beantwortung und wird ihm gerne Rath ertheilt.“                                                                                                                                                    :Es hatte sich in der Vergangenheit eingebürgert, daß der Postbote Briefschaften, die an die Badedirektion adressiert waren zur Auskunft und Bearbeitung an das Hotel Hübner, eben das größte Haus am Platze gab, wo sie dann bearbeitet wurden.
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:Waren im eigenen Haus keine Unterkünfte frei hatte, leitete man sie dann an die anderen Hoteliers des Ortes weiter.
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:Was verständlicherweise deren Unmut weckte.
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:Hübner führt weiter aus:
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:„…daß Amusements bis jetzt ohne eine Badedirektion stattfanden, so z.B. die Stromfahrten, welche doch nur von Privatpersonen (auf Hübners Rechnung) angeregt wurden und in jeder Weise rege Beteiligung fand.“                                                                                                                              :„Was nun die Einrichtung unserer Badeanstalten betrifft, so fehlt es in denselben durchaus nicht an Luft und Licht, denn jedem , der sich in denselben seiner Kleider entledigen respective sich ankleiden will, ist es gestattet, die Thüre der Zelle offen zu stellen, so oft er entweder des Lichtes oder der Luft entbehrt, doch thun wohl solche, die sich vor einem Luftzuge scheuen besser, wenn sie im Hause bleiben und ein warmes Bad von 30 bis 40 Grad nehmen. …“
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:Was die angebotenen Dienstleistungen angeht bemerkt Hübner:
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:„…Zum Abtrocknen und Frottiren der Badenden befinden sich in der Badeanstalt 2 kräftige junge Männer, auf jeder Seite einer, die gewiß ihrer Aufgabe gewachsen sind und willig tun, was von ihnen der Badende verlangt.“
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:Als Resümé schließt der Hotelier an:
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:„Fragen wir uns nun zum Schlusse, zu welchem Preise ist ein Bad in Warnemünde, und zu welchem Preise ist ein Bad in Häringsdorf oder Colberg zu haben:
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:...ein Bad kostet in Warnemünde 20 Pf., in Colberg 40 Pf. Und in Häringsdorf sogar 75 Pf., so gelangen wir zu der Einsicht, daß Warnemünde bei solchen niedrigen Preisen stolz darauf sein kann, eine solche Badeanstalt zu besitzen, und gewiß in dieser Hinsicht den anderen Seebädern ebenbürtig dasteht.“                               
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:Auch Kaufmann Bruger fühlt sich nun noch zu einer Erwiderung bemüßigt:
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:„Freilich geht es auch ohne Badedirektion, wie  Herr „C.H.“ zu beweisen sich bemüht.
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:Es kommt hier wie überall im Leben nur auf die Ansprüche, die man erhebt, und auf den Platz den man einnehmen und behaupten will.
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:Warnemünde gehört zu den besuchtesten Ostseebädern, es stellt sich mit Recht „Häringsdorf und Colberg“ gleich, da darf es auch bezüglich  seiner Badeeinrichtungen nicht so weit hinter den genannten Bädern zurückstehen, wie dies doch in Wahrheit der Fall ist.
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:Wem die Bade-Einrichtungen als die „besten“ erscheinen und er sogar „stolz“ darauf ist, dem zeugt dies von einer nachahmungswürdigen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, welche leider das die Bäder besuchende, größtentheils wohlhabende Publikum nicht zu besitzen pflegt.
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:Wem es nichts ausmacht bei offener Zellenthür vor zahllosen Zuschauern aus- und anzukleiden, wem die fleckigen blinden Spiegel genügen, wem es nicht unangenehm ist, die mit Sand und Schlamm beschmutzten Füße ohne vorherige Reinigung in dem Badelaken abzutrocknen, wer endlich die Bedienung bei dem Verlassen des Bades nicht entbehrt, der könnte sich füglich auch ganz ohne Zelle behelfen und hätte dabei die Freude, an jedem Bade 20 Pf. Zu sparen.
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:Die Badegäste, vorzugsweise die Damen, sind indessen leider so verwöhnt, daß sie es vorziehen sich bei geschlossener Tür und nicht im Finstern anzuziehen. …und sie haben sogar das Bedürfnis in ihrer Zelle von einer Dienerin abgerieben zu werden. … es ist mir unverständlich, weshalb man solche Mängel nicht rügen soll, weil die Badeanstalt sich in den Händen einer Privatperson befindet.
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:Die letztere würde jedenfalls in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie hier gründliche Abhülfe schafft.
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:… Wenn de Besitzer der Badeanstalt, an welcher er die genannten Verbesserungen vorgenommen hat, dagegen einen etwas höheren Preis für die Bäder verlangt, so wird das Publikum dies nur billig finden.
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:Wer sich den Luxus einer Badereise gestatten und für eine Wohnung täglich 5 – 12 Mark Miethe zahlen kann, dem wird es wahrlich auf die 20 Pf. nicht ankommen, um welche er vielleicht das tägliche Bad theurer bezahlen muß und Warnemünde wird durch Verbesserung seiner Badeeinrichtungen wesentlich gewinnen.“ 
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:Es läßt sich heute nicht mehr aufklären, ob dieser öffentlich ausgetragene Disput mit dazu beigetragen hat, daß drei Jahre darauf auf Initiative und unter Leitung des Rostocker Bürgermeisters Dr. Paschen im Jahre 1888 für Warnemünde eine amtliche Badeverwaltung eingerichtet wurde.
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:Ein Denkanstoß dazu war es gewiß.
  
==='''Kolp, Otto, Geograph, Pädagoge'''===
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====Das Kurhaus von Gustav Berringer====
[[Datei:Junglehrer 1946 NEW.jpg|thumb|150px|rechts|Otto Kolp 1946]]
 
  
geb. 4.5.1918 Rostock
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;Das im Dessauer Bauhausstil errichtete Kurhaus an der Strandpromenade wurde 1914 begonnen.
gest. 13.3.1990 Rostock
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:Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges waren die Grundmauern des Gebäudes ca. 2m aus dem Boden gewachsen.
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:Durch Krieg und Inflation unterbrochen fand der Bau seine Fertigstellung erst 14 Jahre später im Jahre 1928.
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:Um den Bau finanzierbar und umsetzbar zu machen übernahm die Hansestadt Rostock im Jahre 1913 die Bauträgerschaft und beauftragte ihren Stadtbaudirektor, den Diplomingenieur Gustav Wilhelm Berringer, mit der Projektierung.
  
Lehrer für Geographie an der Großen
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;Gustav Wilhelm Berringer
Stadtschule Rostock; 1953 Promotion in
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:Er wurde am 17.Februar 1880 in Rostock geboren und entstammte einer seit Generationen in Rostock ansässigen Bäcker- und Konditorenfamilie.
Rostock; 1965 Habilitation in Leipzig; beim
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:Bis 1905 studierte er Hochbau in München, Dresden und Berlin-Charlottenburg
Seehydrographischen Dienst Rostock; später
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:Berringer schuf den Entwurf für die frühere Gewerbeschule in der Parkstraße und wirkte seit 1924 im Verein für Rostocks Altertümer unter anderem als Museumswart.
Leiter der Abteilung Meeresgrund am Institut
 
für Meereskunde Warnemünde; 1953-1955
 
Kreisnaturschutzbeauftragter Rostock-Stadt; »Die
 
Küstenwaldlandschaft der nordöstlichen Heide
 
Mecklenburgs unter besonderer Berücksichtigung
 
des Küstenrückgangs« (Diss., 1953);
 
»Sturmflutgefährdung der deutschen Ostseeküste
 
zwischen Trave und Swine« (1955); »Die Sedimente
 
der westlichen und südlichen Ostsee und ihre
 
Darstellung« (Habil., 1965); »Paläogeographische
 
Ergebnisse der Kartierung des Meeresgrundes
 
der westlichen Ostsee zwischen Fehmarn und
 
Arkona« (1965) und »Die submarinen Terrassen
 
der südlichen Ost- und Nordsee und ihre Beziehung
 
zum eustatischen Meeresanstieg« (1976) in
 
»Beiträge zur Meereskunde«; »Das Wachstum der
 
Landspitze Darßer Ort« (1978) und »Entwicklung
 
und Chronologie des Vor- und Neudarß« (1982) in
 
»Petermanns geographische Mitteilungen«.
 
  
==='''Krause, Ludwig (Johann Eduard), Archivar, Bibliothekar'''===
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;Weiterbau ab 1922
[[Datei:Ludwig Krause 1863-1924.jpg|thumb|150px|rechts|Ludwig Krause]]
 
  
geb. 9.3.1863 Stade (Niedersachsen)
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:In den Jahren 1922/23 begann eine weitere Etappe. Der Kurhausgarten mit dem Musikpavillion, der Wandelhalle und der Lesehalle entstand.
gest. 1.4.1924 Rostock
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:1927 standen für die Fertigstellung des Kurhauses 525.000 Mark zur Verfügung
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:Am 24.Mai 1828 fand die festliche Eröffnung des Kurhauses begangen werden.
  
Vater: (Karl Ernst) Hermann K., Philologe, Pädagoge
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:Im Laufe des zweiten Weltkrieges wurde das Kurhaus in ein Tarnnetz gehüllt.
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:Nach den Bombadements auf Rostock im April 1942 wurden im Keller des Gebäudes Bauteile für die Ernst Heinkel Flugzeugwerke gefertigt.
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:In den oberen Etagen befand sich deren Konstruktionsbüro.
  
Bruder: Ernst (Hans Ludwig) K., Mediziner, Botaniker
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;Der Betrieb nach dem zweiten Weltkrieg
  
Bruder: Hermann (August) K., Jurist, Verwaltungsbeamter
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:Nach Ende des zweiten Weltkrieges, etwa ab 1950 begann sich im Kurhaus ein breites Veranstaltungsangebot zu entfalten.
  
1872-1882 Gymnasium in Rostock; 1882-1885 Jurastudium (ohne Examen) in Göttingen und Rostock (Korps Visigothia); 1985-1906 Volontär, dann stellvertretender Direktor bei der Feuer- Versicherungs-Sozietät Rostock; 1888/89 Einjährig-Freiwilliger; 1907-1917 Zweiter Stadtarchivar im Ratsarchiv Rostock; 1917-1924 Landesarchivar und Direktor der Bibliothek der Ritter und Landschaft in Rostock; 1919 Dr. h. c. der Universität Rostock; Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde und des Heimatbundes Mecklenburg; 1899 Mitglied, 1924 Ehrenmitglied des Vereins für Rostocks Altertümer; Mitglied des Plattdeutschen Verbandes und der Plattdeutschen Gilde; »Der älteste Baum unserer Flora. Taxus baccata L. in Mönkhagen« (1883); »Rostocker Weinbuch von 1382-1391« (1908); »Alterthümer in der Umgegend von Rostock, östlich der Warnow« in »Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde« (1894); »In Rostock im 17. Jahrhundert vorkommende Obstsorten und Küchenkräuter« in »Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg« (1895); »Aus Peter Laurembergs Tagebuch. Beitrag zur Geschichte des Garten-, namentlich Obstbaus zu Rostock während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges«(1895), »Zur Geschichte des Gaunerwesens und Verbrecheraberglaubens in Norddeutschland im 16. Jahrhundert« (1912), »Kulturgeschichtliches aus Warnemünde« (1915), »Die alte Warnow-Mündung und der ursprüngliche Hafen in Warnemünde (1924),
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====Das Hotel Neptun====
»Zur Rostocker Topographie« (1925) und »Die Rostocker Heide im Spiegel ihrer Orts-, Forst- und Flurnamen« (1926) in »Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock«; Gedenkstein in der Rostocker Heide; Nachlass (Krausesche Fundchronik) in Rostock; Wissenschaftliche Tagebücher (1876-1923) im Stadtarchiv Rostock; blieb unverheiratet und lebte nach dem Tod der Mutter (1906) allein mit seiner Schwester Johanna (1865-1924) in Rostock; Selbstmord (wie auch die Schwester).
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Von 1969 bis 1971 wurde das Hotel vom städtischen Wohnungsbaukombinat und dem schwedischen Unternehmen SIAB errichtet und im Frühjahr 1971 eröffnet. Die Architekten hatten den Bau so geplant, dass alle Zimmer einen Meerblick haben. Neben einem Meerwasserschwimmbad direkt in der 2. Etage des Hotels gab es eine angeschlossene Meerwasserschwimmhalle mit Wellenanlage und die Sky-Bar in der 19. Etage, in der das Dach für den "Tanz unter Sternen" geöffnet werden konnte. Im Keller des Hotels befand sich die erste Diskothek der DDR. Bis 1990 war das "Neptun" Vertragshotel der Handelsorganisation.
  
==='''Mahn, (Georg) Eduard (Adolph), Mediziner'''===
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==Warnemünde als Industriestandort==
  
geb. 28.5.1830 Rostock
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===Die Werften===
gest. 18.6.1906 Warnemünde (Rostock)
 
  
Vater: Johann Friedrich August M., Pädagoge
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[[Datei:Warnemuende Kroegerwerft um 1938.jpg|thumb|250px|rechts|Das Gelände der ehemaligen Krögerwerft]]
  
Medizinstudium und 1858 Promotion in Rostock; hielt sich bis 1860 in Prag, Wien und Berlin auf; 1860/61 praktischer Arzt in Rostock, 1861 in Ribnitz und ab 1862 in Warnemünde; »Ueber Haematocele retrouterina« (Diss., 1858); »Warnemünde, Fremdenführer für Badegäste nebst einigen Winken über die Benutzung des Bades« (1888).
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Auf dem heutigen Gelände der MV Werft, begann nach Kriegsende 1945 die Geschichte der Warnowwerft. Während der unmittelbaren Nachkriegszeit, wurden die vorhandenen Überreste der alten Krögerwerft zum Bau von Fischkuttern für die Besatzungsmacht aus der Sowjetunion genutzt. Die Krögerwerft in Warnemünde war in den Jahren 1939 – 1945 vor allem für den Bau von Flugsicherungsbooten zuständig.
  
==='''Masius, Georg Heinrich, Mediziner'''===
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Den neuen Namen „Warnowwerft“, sowie eine damit verbundene Eigenständigkeit, erhielt die VEB Warnowwerft Warnemünde am 01. August 1948. Die Werft konzentrierte sich in der Folgezeit auf die Reparaturen von Schiffen.
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Ein Umschwung erfuhr die Werft ab 1951, als fortan neben den Reparaturarbeiten, der Neubau von Schiffen dazukam. So wurde unter anderem der Neubau des Segelschulschiffes Wilhelm Pieck abgeschlossen und mit der Produktion von Serienschiffen begonnen. Die Warnowwerft entwickelte sich zu der größten Schiffbauproduktionsstätte der DDR. Die Schiffe wurden in erster Linie für die Handelsflotte der DDR verwendet, aber auch im Ausland erfuhr die Werft einen Aufschwung und lieferte Schiffe an die UdSSR, Jugoslawien, China, Rumänien und in die Tschechoslowakei. Eine besondere Beziehung pflegten die Werfteigner aber auch zu dem unmittelbaren Nachbarn, der Bundesrepublik Deutschland, die die regelmäßig Handelsschiffe ausgeliefert wurden.
  
geb. 3.12.1771 Schwerin
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[[Datei:Warnemuende Werft Kabelkrananlage.JPG|thumb|250px|rechts|Die Kabelkrananlage der Warnowwerft]]
gest. 24.8.1823 Rostock
 
  
Vater: Gustav Christian M., Mediziner
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Ab 1959 erfolgte ein Zusammenschluss der Werften der DDR, zur Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Schiffbau. Diese Vereinigung blieb bis 1979 erhalten und entwickelte sich fortan zum Kombinat Schiffbau Rostock. Zwischen 1948 bis 1989 wurden unter anderem Fischkutter, Stückgutfrachter, Schlepper, Schwimmkräne und Containerschiffe gebaut.
  
Domschule in Schwerin; ab 1789 Theologie- und Medizinstudium in Rostock, Jena und Göttingen; 1795 Promotion; 1796 Hofmedikus in Gnoien und Kreisphysikus von Laage, Sülze, Tessin und Gnoien; 1806 Professor der Medizin in Rostock; 1811 und 1823 Rektor der Universität; 1821 Obermedizinalrat; Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft Göttingen und des Deutschen Ärztlichen Kunstvereins; 1807 Herausgeber der Zeitschriften »Journal für populäre Thierarzneikunde, insbesondere für niedersächsische Landwirthe« (1807) und »Medizinischer Kalender für Ärzte und Nichtärzte« (1813-1818); »Die Hundetollheit und Wasserscheu« (1815); »Handbuch der Volksarzneywissenschaft für Theologen« (3 Bde., 1817); »Handbuch der Medicinal-Polizey-Gesetzgebung im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin« (6 Bde.; 1818); »Handbuch der gerichtlichen Arzneiwissenschaft« (1821-1832); »Der Flecken Warnemünde ohne alle ärztliche und wundärztliche Hülfe« in »Vandalia. Eine Zeitschrift« (1819).
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Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands, änderten sich auch die Umstände der Werft. Im Zuge der Wirtschaftsreformen während der Wendezeit, wurde am 1. Juni 1990 der VEB Warnowwerft Warnemünde in eine Kapitalgesellschaft überführt und agierte als Warnowwerft Warnemünde GmbH. Im Oktober 1992 erfolgte der Verkauf der Werft an den norwegischen Gesellschafter Kvaerner, der die Werft in den Jahren 1993 – 95 modernisierte. Die Werft operierte bis 2001 unter dem Namen Kvaerner Warnow Werft GmbH. Highlights der Kvaerner Werft stellten beispielsweise der letzte konventionelle Stapellauf am 30. Juni 1995 oder der Bau der Bohrinsel „Stena Don“ 2001 dar.
  
==='''Müther, Ulrich, Architekt'''===
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[[Datei:Warnemuende Kvaerner Werft.jpg|thumb|250px|rechts|Nach der Wende: die Kvaerner-Werft]]
  
geb. 21.7.1934 Binz
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Aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und damit verbundenen Zusammenschlüssen mehrerer Konzerne, wechselte der Name der Werft in den Folgejahren mehrfach. So entstand 2008 die Aker Yards Ostsee und 2007, nach einer erneuten Umstrukturierung, die Wadan Yards. Den dramatischen Höhepunkt dieser schwierigen Zeit, stellte am 5. Juni 2009 der Insolvenzantrag der deutschen Unternehmensteile der Wadan Yards Group AS dar. Die Werft wurde anschließend vom russischen Investor Witali Jussufow übernommen, der über die durch ihn ins Leben gerufene „Nordic Yards“, die Vermögensgegenstände der deutschen Wadan-Unternehmensteile erwarb. Seit Juli 2016 fungiert die Warnemünder Werft in der Unternehmensgruppe MV Werften und beteiligt sich unter anderem an dem Bau verschiedener Sektionen für Kreuzfahrtschiffe.
gest. 28.8.2007 Binz
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Vater: Willy M., Bauunternehmer
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===Fliegerei und Flugzeugbau in Warnemünde===
  
Zimmermannslehre; 1951-1954 Studium an der Ingenieurschule Neustrelitz; Tätigkeit im Entwurfsbüro für Industriebau Berlin; 1956-1963 Bauingenieur-Fernstudium an der TU Dresden; 1963 Diplomarbeit zur Berechnung hyperbolischer Paraboloide (Hyparschalen); 1958 Technischer Leiter des familieneigenen Bauunternehmens, ab 1960 Produktionsgenossenschaft Handwerk, 1972 VEB Spezialbau Rügen; 1990 Rückübertragung des volkseigenen Betriebes, 2000 Konkurs; für das In- und Ausland Entwürfe von mehr als 50 Schalen-Bauwerken (doppelt gekrümmte Schalentragwerke), deren besondere Kennzeichen geschwungene Dächer aus dünnem Beton sind; Messehalle für Bauwesen und Erdöl Rostock (1966), Restaurant Teepott Rostock-Warnemünde (1968), Rettungsstation Binz (1968), Ausstellungshalle Hyparschale Magdeburg (1969), Stadthalle Neubrandenburg (1969), Rennschlittenbahn Oberhof (1972), Großgaststätte Ahornblatt in Berlin (1972/73, 2000 abgerissen), Planetarium Wolfsburg (1981-1983), Musikpavillon (Kurmuschel) Sassnitz (1985), Zeiss-Planetarium Berlin (1985-1987); plante Zeiss-Planetarien in Kuweit, Tripolis und Helsinki und eine Moschee in Jordanien; Nachlass in der Hochschule Wismar.
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====Zivile Anfänge der Fliegerei in Warnemünde====
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;1912
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;Der Deutsche Luftflottenverein plant auf dem "Neuen Land" an der Grenze zur Groß-Kleiner Feldmark eine Luftschiffwerft zu errichten. Das Projekt kommt jedoch nicht über die Planungsphase hinaus.
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:(Quelle: AHR KFC SO "Groß-Klein")
  
==='''Munch, Edvard, Maler, Grafiker'''===
 
[[Datei:Edvard Munch Strand Warnemuende.jpg|thumb|150px|rechts|Edvard Munch]]
 
geb. 12.12.1863 Løten (Hedmark/Norwegen)
 
gest. 23.1.1944 auf Ekely (bei Oslo/Norwegen)
 
  
Vater: Christian M., Militärarzt
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;1913
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:Bau des Land- und Wasserflugplatzes am Breitling
  
Seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war; seine ältere Schwester Sophie starb bald darauf an Schwindsucht; die jüngere Schwester Laura war wegen Depressionen in ständiger ärztlicher Behandlung und er selbst von schwacher Gesundheit und manisch-depressiv; von den fünf Geschwistern heiratete nur sein Bruder Andreas, der wenige Monate nach der Hochzeit starb; die Eindrücke von Krankheit, Tod und Trauer spiegeln sich in seinem Werk wieder; wuchs in Christiania (Oslo) auf; auf Wunsch des Vaters ein Jahr Ingenieurstudium; Studium der Alten Meister, Unterricht im Aktzeichnen an der Königlichen Zeichenschule in Christiania; 1885 Studienaufenthalt in Paris; verarbeitete Sophies Tod in »Das kranke Kind«; 1889 Ausstellung in Christiania; mit einem Stipendium drei Jahre in Paris, Schüler von Léon Bonnat; nach dem Tod des Vaters »Nacht in St. Cloed« (1890); 1891 Ausstellung in Christiania (u. a. »Melancholie«); 1892 Ausstellung mit seinen Frankreich-Bildern in Christiania; 1892 endete die erste Ausstellung des Berliner Künstlervereins mit 55 Bildern mit einem Skandal (seine Kunst wurde als geschmacklos und brutal abgelehnt) und wurde unter Protest nach wenigen Tagen geschlossen; traf in Berlin im Kreis von Künstlern und Literaten mit August Strindberg, Stanisław Przybyszewski, Gustav Vigeland, Holger Drachmann und Julius Meier-Graefe zusammen; 1898 in Norwegen; eine tragische Liebesbeziehung zu Tulla Larssen endete 1902 nach einer Auseinandersetzung mit einer Schussverletzung
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====Das Seeflieger-Versuchskommando (1914-1917)====
seiner linken Hand; 1902 und 1908 überwiegend in Deutschland (Berlin, Lübeck, Weimar, Chemnitz, Elgersburg, Weimar, Ilmenau, Bad Kösen); 1907/08 Erholungsaufenthalt in Warnemünde; wohnte hier als Gast des Lotsen Carl Nielsen Am Strom 53; mietete für seine Frauenakte ein Zimmer im Hotel Rohn; achtmonatiger Klinikaufenthalt in Kopenhagen; letzter Aufenthalt in Warnemünde im Haus von Peter Voß Am Strom 30; 1909 bis zu seinem Tod in Norwegen, anfangs in der Küstenstadt Kragerø; erwarb 1916 den Besitz Ekely (bei Christiania); Illustrationen zu Texten August Strindbergs; Landschaftsbilder vom Christiania-Fjord am Åsgårdstrand; Porträtmalerei und Gruppenporträts; »Der Schrei« (1893), »Der Sturm« (1893), »Madonna« (1894); »Pubertät« (1895); 1895 erste Mappe mit Lithographien zum »Lebensfries«; 1896 in Paris erste Grafiken und Holzschnitte, Fries »Der Spiegel«; »Der Kuß« (1898); »Das Mädchen auf der Brücke (1901); »Die vier Söhne des Dr. Max Linde« (1904); »Amor und Psyche« (1907), »Lübecker Hafen mit Holstentor« (1907) »Badende Männer« (um 1908), »Alter Mann in Warnemünde« (um 1908); 1909 Abschluss der Arbeiten zur »Alpha & Omega-Mappe«; 1908 St.-Olav-Orden; 1963 Eröffnung des Munch-museet Oslo; Munch-Sammlung auch in der Nasjonalgalleriet Oslo und in der Billedgalleri Bergen; seit 1994 Förderverein Munch-Haus in Warnemünde; 1996 Einweihung des Edvard-Munch-Hauses Am Alten Strom 53 als Begegnungsstätte zwischen Norwegen und Deutschland.
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[[Datei:Wmde Werbung 1914.jpg|thumb |200px|rechts|Warnemünde Werbung 1914]]
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;1914
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:August - Die Kaiserlich Deutsche Marine übernimmt den Warnemünder Flugplatz mit dem vorhandenen Bestand unmittelbar nach der Mobilmachung
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:Es wird neues Fluggerät für die Marine erprobt.
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:Deren Eröffnung erfolgte im Rahmen der Austragung des 2. Deutschen Wasserflugzeug-Wettbewerb.
  
==='''Petersson, Hans von, Seemann, Meteorologe'''===
+
:Am Ort Gründung der Firma "Luftverkehr Sablatnig" mit dem Konstrukteur Dr. Hans Seehase
  
geb. 10.1.1906 Born (Darß)
+
;1915
gest. 3.11.1992 Born (Darß)
+
:Im Dünenwald unmittelbar östlich der Stromfähre werden zwei Unterkunftsbaracken errichtet.
 +
:Im Laufe des Sommers wird der technische Bereich wesentlich ausgebaut. So entstand u.a. die 72,5m x 26m sowie 16m hohe Halle IV. Ihre Tore hatten jeweils eine Breite von 7,25m und nahmen die Hallenbreite zum Breitling hin ein.
 +
:Gegen Ende des Jahres folgen auf der Nehrung , Kasernen, ein Offiziershaus, ein Wirtschaftsgebäude, das Deck-Offizierhaus und die Krankenstation
 +
:Zur Ostsee hin wurde neben der bereits Vorhandenen eine weitere hölzerne Ablaufbahn für das Zuwasserlassen der Seeflügzeuge angelegt
 +
:Während des Kriegsverlaufes wuchs die Zahl der Hallen von drei auf zwölf.
  
Vater: Ehrenfried von P., Seemann
+
;1917
 +
:Auf dem aufgefüllten Gelände am Laak-Kanal wird die Firma "Flugzeugbau Friedrichshafen Gmbh" angesiedelt. Sie geht 1925 in den Besitz der Arado-Werke über.
  
Verlor seinen Vater mit elf Jahren; fuhr 1922-1935 zur See; heuerte auf dem Segelschiff "Landkirchen" in Hamburg an; Lehrzeit auf den Segelschiffen "Pamir" und "Priwall"; dann Quartiermeister auf dem Passagierdampfer "Bayern"; Studium an der Seefahrtschule in Wustrow; erhielt mit 24 Jahren das Kapitänspatent; musste seinen Beruf wegen Malaria aufgeben; Praktikant beim Flugwetterdienst; 1945 Aufbau neuer Beobachtungsstationen beim Landeswetterdienst Mecklenburg; Leiter der Station Warnemünde im Observatorium des Meteorologischen Dienstes; 1949 beim Seehydrographischen Dienst der DDR; Aufbau des Ostsee-Observatoriums (später Institut für Meereskunde); entwickelte als Eisbeobachter ein neues Wetterprognoseverfahren; 1973 Leibnitz-Medaille; »Mit vollen Segeln um die Welt. Die erste Reise eines Schiffsjungen« (1984).
+
;Am Ende des Krieges  sind auf der Fliegerstation bis zu 1500 Mann und 60 Offiziere stationiert.
  
==='''Podeus, Heinrich (Wilhelm Joachim Jacob), Seemann, Kaufmann, Unternehmer'''===
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;1920
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:Gemäß des Versailler Vertrages erfolgte der Abriß von sechs Hallen und weiterer Gebäude. Zwei Hallen waren bereits im Kriegsverlauf abgebrannt.
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<br clear="all">
  
geb. 9.11.1832 Warnemünde (Rostock)
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====Die Heinkel-Flugzeugwerke====
gest. 21.7.1905 Wismar
 
  
Vater: Hans P., Seemann
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;1922, 1. Dezember
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:Gründung der Ernst Heinkel Flugzeugwerke
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[[Datei:Warnemünde Heinkel Werbung um 1930.jpg|thumb|200px|rechts|Warnemünde Heinkel Werbung 1930]]
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Entstammte einer seit 1640 in Warnemünde ansässigen Seefahrerfamilie; 1853 Steuermanns- und 1857 Kapitänsprüfung in Wustrow; ließ 1858 bei Otto Ludewig in Rostock sein erstes Schiff bauen, die Bark Hans Georg, die er 13 Jahre auf Frachttouren führte;
+
====Die Arado-Flugzeugwerke====
1870 Niederlassung in Wismar als Kohlenimporteur, später auch Holzgroßhändler, Dampfschiffsreeder und Industrieunternehmer; übernahm 1879 die Eisengießerei und Maschinenfabrik Crull; schuf eine Abteilung zum Bau landwirtschaftlicher Maschinen und einen Produktionsbereich für Schiffshilfsmaschinen; eröffnete 1887 eine Handelsfiliale in Schwerin und erwarb 1888 die Eisengießerei und Maschinenfabrik C. Voigt; gründete 1894 eine Waggonfabrik; 1932 Schließung des Betriebs infolge der Weltwirtschaftskrise (Gelände und Immobilien wurden später von den Dornier-Werken übernommen); 1885 Kommerzienrat; seit 1891 im mecklenburgischen Landeseisenbahnrat; 1892 Mitbegründer und Vorsitzender des Wismarer Kanalbauvereins; 1894 Vorsitzender der Wismarer Kaufmanns-Kompanie; 1895 Geheimer Kommerzienrat; 1899 Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Deutschen Flotten- und des Kolonialvereins; Britischer Konsularagent in Wismar; Mitglied des Seeamtes und des Bürgerausschusses; verdient um die wirtschaftliche Entwicklung Wismars und der Region; Straßenbenennung in Wismar; Familiengrab auf dem denkmalgeschützten Friedhof in Wismar.
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[[Datei:Warnemünde Arado Logo 1939.jpg|thumb|200px|rechts|Warnemünde Arado Logo 1939]]
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<br clear="all">
  
==='''Quittenbaum, Friedrich, Theologe'''===
+
===Die Strandbahn===
  
geb. 9.5.1777 Goslar
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* [[Norbert Enenkel "Die vergessene Bahn - Die elektrische Strandbahn Warnemünde-Markgrafenheide 1910-1945"]]
gest. 1.5.1856 Warnemünde (Rostock)
 
  
Vater: Goldarbeiter
+
==Warnemünde als Forschungsstandort==
  
Schule in Goslar; drei Jahre Studium in Helmstedt;
+
===Die Ingenieurhochschule für Seefahrt (IHS)===
Hauslehrer in Lübeck und in Mecklenburg; 1809
 
Hilfsprediger in Boizenburg (Elbe); 1819 Prediger in
 
Warnemünde.
 
  
==='''Riedel, Karl, Pädagoge, (niederdeutscher) Schriftsteller'''===
+
===Seehydrographischer Dienst der DDR===
  
geb. 31.7.1901 Neukloster
+
===Seewetterdienststelle Warnemünde===
gest. 23.1.1973 Warnemünde (Rostock)
 
  
Vater: Eisenwarenhändler
+
* [["Seewetterdienststelle Warnemünde" Vilkner, Hans In: Natur und Heimat (1957), 8, S.244-246]]
  
1908-1916 Seminarübungsschule; 1916-1919 Präparandenanstalt; 1920-1922 Lehrerseminar Neukloster; gründete in Mecklenburg Orts- und Schulgruppen des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA) und baute eine Pressestelle des VDA-Landesverbandes Mecklenburg auf, die er von Plau, dann von Warnemünde aus leitete; 1935 Angliederung der Forschungsstelle Mecklenburger in aller Welt; 1946 als Mitglied des Kulturbundes Natur- und Heimatarbeit in Warnemünde; legte Lehrpfade an und sorgte für
+
===Das Institut für Meereskunde/ Institut für Ostseeforschung===
die Anpflanzung selten gewordener Strandpflanzen; organisierte Sanddornbeerensammlungen zur Vitamin-C-Gewinnung; stellte 1949 Lichtbildserien von Rügen, Hiddensee und der Ostseeküste zu Vorträgen zusammen; verwaltete 1945-1949 die Volkshochschule Warnemünde; 1949-1952 Fachlehrer für Fischerei, Meeresbiologie und Fischereikunde an der Landesberufsschule für Seeund Küstenfischer Warnemünde, 1953-1959 an der Betriebsberufsschule John Schehr des Fischkombinats Rostock-Warnemünde, dann Lehrer an der Oberschule Warnemünde; Herausgeber der Zeitschrift »Buten un binnen« (1937/38); »Weltwanderbuch der Mecklenburger« (1937); »Warnemünde von einst und von heute« und »Über Warnemünder Hausmarken als Familien- und Sippensymbole« in »Kommunalpolitische Schriftenreihe Rostock« (1938).
+
In den "Meereskundlichen Berichten" (Nr. 111 2019) ist unter der Autorenschaft von Dr. Wolfgang Matthäus nachfolgender Aufsatz erschienen.
 
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Wir danken dem Autor für seine Erlaubnis diesen Beitrag an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen.
==='''Ringelnatz, Joachim (eigentl.: Hans Bötticher; Pseud.: Pinko Meyer, Fritz Dörry, Gustav Hester), Schriftsteller, Rezitator, Maler'''===
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Bitte beachten sie die Wahrung der zu Beginn des Beitrages angegebenen Veröffentlichungs- und Autorenrechte!
 
 
geb. 7.8.1883 Wurzen
 
gest. 17.11.1934 Berlin
 
 
 
Vater: Georg Bötticher, Grafiker, Schriftsteller
 
 
 
Seit 1886 in Leipzig, wo sein Vater ein erfolgreicher Schriftsteller war; erhielt als Schulrüpel einen Verweis vom Gymnasium; beendete eine Privat-Realschule 1901 nach der Obersekunda; wegen seiner äußeren Erscheinung (lange Vogelnase, kleine Statur, mager) gehänselt; neben Tätigkeiten als Gelegenheitsarbeiter, Jahrmarkthelfer, Handelsreisender, Fremdenführer, Kunstmaler und Tabaksladenbesitzer immer wieder arbeitslos und in materieller Bedrängnis; heuerte 1901 als Schiffsjunge in Hamburg an; seit 1904 bei der Kaiserlichen Marine in Kiel, kam 1905 erstmals auf dem Seeweg mit dem Kreuzer Nymphe von Kiel nach Warnemünde; arbeitete 1907/08 beim Kommis in Leipzig und Frankfurt (Main); 1909 erste Auftritte in Münchens Künstlerkneipe Simplicissimus und Gedichte in der Zeitschrift »Simplicissimus«; ging 1911 nach Tirol und Riga; kam 1914 als Marinesoldat im Ersten Weltkrieg ein weiteres Mal nach Warnemünde; nahm Privatquartier bei Frau Dethloff (John-Brinckman-Straße 3) und verkehrte im Café Bechlin (Am Alten Strom 107/108); erlebte die Generalprobe von Wagners »Rheingold« im Stadttheater Rostock; erfand die Figur des ständig betrunkenen Seemanns Kuttel Daddeldu (erste Verse entstanden in Warnemünde); lebte seit 1929 in Berlin; ab 1933 verfemter Autor und Auftrittsverbot; starb an Tuberkulose; mit seinen Seemannsversen und seinen Auftritten als Komiker in Kabaretts sehr populär; mit Paul Wegener und Asta Nielsen befreundet, die er in ihrem Sommerhaus Das Karussell auf Hiddensee besuchte; Verfasser humoristischer Verse und Kinderbücher; »Landpartie der Tiere« (1892; Tierakrostichon); Gedichte: »Die Schnupftabakdose« (1912), »Joachim Ringelnatzens Turngedichte« (1920), »Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid« (1920) und
 
»Die gebatikte Schusterpaste« (1921); Prosa: »Ein jeder lebt’s«(1913), »Die Woge« (1922), »… liner Roma …« (1924; mit 10 Bildern von ihm selbst) und »Nervosipopel« (1924); autobiographische Bücher: »Was ein Schiffsjungen-Tagebuch erzählt« (1911);
 
»Matrosen. Erinnerungen« (1928), »Als Mariner im Krieg« (1928), »Mein Leben bis zum Kriege« (1931) und »Die Flasche und mit ihr auf Reisen« (1932); seit 1948 Ringelnatz-Sammlung im Städtischen Museum Wurzen; 1983, zum 100. Geburtstag, Umbenennung
 
des Geburtshauses in Ringelnatzhaus; 1986-1991 und ab 2000 Joachim-Ringelnatz-Preises für Lyrik in Cuxhaven; 2000 Nachlassverwaltung von der Joachim-Ringelnatz-Stiftung.
 
 
 
==='''Rogge, Theodor, Maler'''===
 
 
 
geb. 21.1.1854 Rostock
 
gest. ?
 
 
 
Akademie und Polytechnikum in München; 1889 Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Lissabon, 1891 Professor; lebte in Berlin-Friedenau; seit 1893 Mitglied der Allgemeinen Deutschen Künstlergenossenschaft; Zeichnungen für die Leipziger »Illustrirte Zeitung« (1843 ff.); »Album von Rostock und Warnemünde« (1884); »Rostocks Profanbauten im Mittelalter« in »Zeitschrift für bildende Kunst« (1888); »Die St. Marienkirche in Rostock« in »Allgemeine Bauzeitung« (1890).
 
 
 
==='''Ross, Heinrich (gen.: Hein), Seemann, Schiffbauer, Maler'''===
 
[[Datei:Hein Ross.jpg|thumb|150px|rechts|Hein Ross]]
 
 
 
geb. 4.12.1877 Berlin
 
gest. 29.4.1969 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
Vater: Goldschmied
 
 
 
Sein Vater musste nach dem Sozialistengesetz mit der Familie nach Kopenhagen auswandern; fuhr nach der Schulzeit zur See; 1896-1900 Lehre als Schiffszimmermann in Kopenhagen; Mitbegründer des ersten skandinavischen Arbeiter-Sportvereins in Kopenhagen; ausgezeichneter Schwimmer und Langstreckenläufer; fuhr nach seiner Lehre wieder zur See; Militärdienst bei der Kaiserlichen Marine in Kiel; 1914-1918 Kriegsdienst; 1919 Kunstakademie in Königsberg, später an der Berliner Akademie; Abbruch seines Kunststudiums wegen der Weltwirtschaftskrise; arbeitete auf dänischen, amerikanischen und deutschen Schiffen und Werften; ließ sich 1936 in Warnemünde nieder, wo er im technischen Dienst des Fliegerhorstes arbeitete; 1951 Betreuung des Warnemünder Heimatmuseums; zu seinem 125. Geburtstag Gedenkausstellung des Rostocker Kunstvereins im Mönchentor.
 
 
 
==='''Sager, Günther, Biologe'''===
 
 
 
geb. 4.6.1923 Rostock
 
gest. 27.12.1991 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
Oberrealschule Rostock; 1942 Studium für
 
Bauingenieurwesen an der TH Stuttgart (durch den
 
Zweiten Weltkrieg unterbrochen); 1946 Mathematikund
 
Physikstudium an der Universität Rostock; 1950
 
Staatsexamen für das höhere Lehramt; Lehraufträge
 
in Greifswald und Warnemünde; 1952 am Ostsee-
 
Observatorium des Seehydrographischen Dienstes und
 
1958 am Institut für Meereskunde in Warnemünde
 
tätig; 1961 Promotion, 1964 Habilitation in Leipzig;
 
internationale Anerkennung seiner Leistungen auf
 
dem Gebiet der Meeresgezeiten (Gezeitenatlanten);
 
Forschungen zur Meeresakustik und Biometrie;
 
etwa 450 Publikationen; »Gezeitenvoraussagen und
 
Gezeitenrechenmaschinen« (1955); »Gezeiten und
 
Schiffahrt« (1959); »Ebbe und Flut« (1959); »Atlas
 
der Elemente des Tidenhubs und der Gezeitenströme
 
für die Nordsee, den Kanal und die Irische See«
 
(1963); »Naturgewalt Meer« (1972); »Mensch
 
und Gezeiten« (1987); »Schiffe, Schlachten und
 
Gezeiten« (1990); »Untersuchungen über die
 
Abhängigkeit des Wasserstandes in Warnemünde von
 
der Windverteilung über der Ostsee« in »Annalen für
 
Hydrographie« (1956).
 
 
 
==='''Schäfer, Erhard, Fotograf'''===
 
[[Datei:Erhard Schäfer.JPG|thumb|150px|rechts|Erhard Schäfer]]
 
 
 
geb. 31.5.1897 (Tetschen-)Bodenbach (Böhmen; Děčin/
 
Tschechien)
 
gest. 6.12.1987 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
Fotografenlehre im Hannoverschen; nach dem
 
Ersten Weltkrieg Strandfotograf im Seebad Binz;
 
im Winter Fotoarbeiten in Davos (Schweiz);
 
übernahm 1929 ein Ladengeschäft in Warnemünde
 
am Alten Strom; fotografierte Schiffe, maritime
 
Motive und die heimische Industrie; Aufträge von
 
der Verkehrsfliegerschule, den Ernst-Heinkel-
 
Flugzeugwerken und den Arado-Werken; seit 1945
 
ist der größte Teil seiner Aufnahmen verschollen; in
 
den 1950er Jahren enteignet; weiterhin als Fotograf
 
tätig; fertigte Ansichtskarten von Warnemünde;
 
Fotosammlung zur lokalen Schifffahrt, der Deutschen
 
Seereederei und des Fischkombinats Rostock;
 
Nachlass (Glasplattenarchiv) im Stadtarchiv Rostock.
 
 
 
==='''Scharnow, Ulrich, Seemann'''===
 
 
 
geb. 4.10.1926 Küstrin
 
gest. 20.5.1999 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
1940 an der Schiffsjungenschule Stettin; Matrose;
 
Seefahrtsschule Elsfleth; Studium und 1967
 
Promotion an der Pädagogischen Hochschule
 
Potsdam; Ausbildungsoffizier; Kapitänspatent; Lehrer,
 
ab 1965 stellvertretender Direktor der Seefahrtschule
 
Wustrow, dann Prorektor der Ingenieurhochschule
 
für Seefahrt Warnemünde-Wustrow, 1991
 
Emeritierung; begründete das Warnemünder Modell
 
der Seefahrtsausbildung; an der Entwicklung der
 
Laderaummeteorologie beteiligt; 1990 Gründer
 
und bis 1995 Leiter des Nautischen Vereins in
 
Rostock; 1992-1998 stellvertretender Vorsitzender
 
des Ständigen Fachausschusses des Deutschen
 
Nautischen Vereins; »Ozeanographie für Nautiker«
 
(1961); »Seekarte, Kompass und Radarschirm«
 
(1962); »Die meteorologische Navigation als
 
eine Methode zur optimalen Nutzung physischgeographischer
 
Gegebenheiten im Seeverkehr«
 
(Diss., 1967); »Seemannschaft« (3 Bde.; 1975-
 
1984); »Lexikon Seefahrt« (1976; 5. Aufl.,
 
1988); »Grundlagen der Ozeanologie« (1978);
 
»Maritime Wetterkunde« (1990); »Die Verwendung
 
morphologischer Kleinformen am winterlichen
 
Ostseestrand für den Geographieunterricht« in
 
»Zeitschrift für den Erdkundeunterricht« (1957);
 
»Die Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde/
 
Wustrow« in »Seewirtschaft« (1970).
 
 
 
==='''Schomburg, Wilhelm, Gartenarchitekt'''===
 
 
 
geb. 16.4.1870 Holte (Bissendorf/Niedersachsen)
 
gest. 14.12.1940 Rostock
 
 
 
Vater: Heinrich Wilhelm S., Köhlermeister
 
 
 
1885-1888 Gärtnerlehre in Osnabrück und Köstritz; Gärtnergehilfe in Gera, Saalfeld und Madlitz (bei Frankfurt/Oder); Pflanzenkultivator und später Obergehilfe in der Königlichen Hofgärtnerei am Neuen Palais bei Potsdam; 1904 Stadtgärtner in Rostock; unter seiner Leitung erfolgte 1910 die Umgestaltung des Wildgartens zum Wild- und Dendrologischen Garten (heute Zoologischer Garten) in den Barnstorfer Anlagen; schuf 1911 die Anlagen des Neuen und des Alten Friedhofs Rostock; nach seinen Plänen Umgestaltung des Kurparks und Kurhausgartens Warnemünde; 1913 Stadtgartendirektor; übernahm entgegen den Dienstvorschriften zahlreiche Privataufträge, deshalb Gerichtsverfahren und 1924-1926 seines Dienstes enthoben; 1928 Eröffnung des Kurhauses und des neu gestalteten Kurgartens in Warnemünde; Ehrenfriedhof auf dem Neuen Friedhof Rostock; wegen eigenmächtiger Etatüberschreitungen 1931 erneut Disziplinarverfahren und 1933 Entlassung; 1919-1932 Vorsitzender der Landesgruppe Pommern-Mecklenburg der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
 
 
 
==='''Schurz, Carl, Journalist, Diplomat, Minister'''===
 
[[Datei:Gottfried Kinkel and Carl Schurz.png|thumb|200px|rechts|Gottfried Kinkel (links) und Carl Schurz (rechts)]]
 
geb. 2.3.1829 auf einer Burg bei Liblar (Rheinland)
 
gest. 14.5.1906 New York (USA)
 
 
 
Vater: Eisenwarenhändler
 
 
 
Dorfschule Liblar, Elementarschule Brühl, 1839-1846 Gymnasium in Köln (bis zur Unterprima); Gasthörer an der Universität in Bonn und Selbststudium; 1846/47 Oberprima und Abitur in Köln; 1847/48 Philologie- und Geschichtsstudium in Bonn (hörte Vorlesungen bei Gottfried Kinkel); 1848 Mitgründer und Redakteur der »Bonner Zeitung« und gemeinsam mit Kinkel im Demokratischen Club; 1848 Vertreter der Bonner Studentenschaft beim Studentenkongress in Eisenach; an bewaffneten Kämpfen in der Pfalz und in Baden beteiligt; Flucht aus der Festung Rastatt; 1849 politischer Flüchtling in der Schweiz; wurde durch die spektakuläre Befreiungsaktion Kinkels aus der Festung Spandau (5./6. November 1850) populär; gelungene gemeinsame Flucht durch Mecklenburg mit Hilfe gleich gesinnter Freunde in Fürstenberg, Strelitz, Teterow und Rostock; Rast im Gasthof Zum Weißen Kreuz vor Rostock, Aufenthalt im Haus des Reeders Ernst Brockelmann in der Mühlentorvorstadt Rostock, Quartier im Gasthaus Wöhlert in Warnemünde; am 17. November 1850 Überfahrt nach England; 1852 Auswanderung nach Amerika per Schiff von Portsmouth nach New York; 1954 Farmer in Watertown (Wisconsin/USA); in den 1860er Jahren steile politische Karriere; 1861 Gesandter der Vereinigten Staaten in Spanien; im Bürgerkrieg 1862-1865 Generalmajor einer Division; 1865/66 Washingtoner Korrespondent des New Yorker »Tribune«; 1869-1875 Bundessenator von Missouri in Washington; 1877-1881 amerikanischer Innenminister unter Präsident Rutherford B. Hayes; setzte die Reform des öffentlichen Dienstes durch, vertrat eine gerechte Indianerpolitik und den Ausgleich zwischen Nord- und Südstaaten; viele Jahre Journalist; 1881-1883 Redakteur der »New York Evening Post« und der »Nation«; 1892-1898 Kolumnist von »Harper’s Weekly«; 1901-1906 literarisch tätig; schrieb seine »Lebenserinnerungen« (3 Bde.; 1906-1923); »Gottfried Kinkels Befreiung aus dem Zuchthause zu Spandau. Aus den Lebenserinnerungen von Karl Schurz« (1920); »Flucht in die Enttäuschung. Aus den Lebenserinnerungen des Deutschamerikaners Carl Schurz« (1952; hrsg. von Franz Fühmann); »Die Briefe von Carl Schurz an Gottfried Kinkel« (1965).
 
* [[Mit der "Kleinen Anna" von Warnemünde in die Freiheit - Die Flucht von Carl Schurz und Gottfried Kinkel 1852]]
 
 
 
==='''Seehase, Charlotte (geb.: Grüber) Dichterin'''===
 
 
 
geb. 28.1.1907 Schalksmühle
 
gest. 6.12.1993 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
Ehemann: Hans (Heinrich Friedrich) S., Flugzeugbauer, Erfinder
 
 
 
1938 Heirat; lebte in Warnemünde, dann wieder in Schalksmühle; Verfasserin von Gedichten, Liedern und Mundarterzählungen; »Ein Jahresring« mit zwei Bänden »Zweisames Naturerleben in Liedern« (1941) und »Junge Mutter. Lieder und Gedichte. 37 Lieder und Gedichte für die junge Mutter« (1943); »Menschen, Gedanken, Gedichte, Gesänge« (1955); Herausgeberin von »Kräutlein Glück. Naturlieder« (1990).
 
 
 
==='''Seehase, Hans (Heinrich Friedrich), Flugzeugbauer, Erfinder'''===
 
 
 
geb. 5.3.1887 Warnemünde (Rostock)
 
gest. 19.9.1974 Schalksmühle
 
 
 
Vater: Johann Joachim Friedrich S., Gastwirt
 
 
 
Ehefrau: Charlotte S., Dichterin
 
 
 
Volksschule in Warnemünde und Realgymnasium in Rostock, 1907 Abitur; Praktikum auf der Neptunwerft Rostock; fuhr dann zur See; bis 1912 Maschinenbaustudium an der TH Berlin; 1912-1914 Assistent, 1914 Promotion und Privatdozent an der TH Berlin; 1916 Technischer Leiter der Sablatnig-Flugzeugwerke Berlin; entwickelte 1919 das erste in Deutschland konzipierte Passagierflugzeug; konstruierte 1921 ein Kleinauto mit 10 PS; gründete 1923 in Berlin eine eigene Firma, wo über 200 Patente entstanden (u. a. ein zerlegbares Motorrad, ein Drachenfallschirm und eine Schablone zum Durchzeichnen technischer Konstruktionen); produzierte 1944 in seiner Firma Dr. Seehase Leichtbau in Warnemünde Rechenschieber und Zeichenschablonen; 1970 Übersiedlung in die BRD; »Die experimentelle Ermittlung des Verlaufes der Stoßkraft und die Bestimmung der Deformationsarbeit beim Stauchversuch« (Diss., 1914); Nachlass im Stadtarchiv Rostock; technischer Nachlass im Archiv des Deutschen Technikmuseums Berlin, rechentechnischer Nachlass im Technischen Landesmuseum Wismar.
 
 
 
==='''Siemssen, Adolf Christian, Naturwissenschaftler'''===
 
 
 
geb. 2.5.1768 Strelitz Alt (Neustrelitz)
 
gest. 17.6.1833 Rostock
 
 
 
Vater: Justiz- und Amtsrat
 
 
 
Gymnasium in Friedland; Theologie- und Naturwissenschaftsstudium in Bützow und Göttingen; 1789 Hauslehrer in Kritzow (bei Schwerin); 1792 Promotion und Privatdozent für Philosophie an der Universität Rostock; 1796-1828 Kollaborator an der Großen Stadtschule Rostock; Magister der freien Künste; umfangreiche naturwissenschaftliche Sammlung mit Konchylien, Vögeln, Petrefakten und Herbarien (nach seinem Tod im Besitz der Universität Rostock); zeichnete die erste physiographische Karte von Mecklenburg; machte floristische Entdeckungen; Begründer der heimischen Ornithologie, Ichthyologie, Konchyliologie und Mineralogie; 1800 Mitbegründer der Mecklenburgischen Naturforschenden Gesellschaft, später ihr ständiger Sekretär; 1819 Mitglied der Philomathischen Gesellschaft in Rostock; Mitglied des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins; Ehrenmitglied der Physikalischen Privatgesellschaft in Göttingen, der Mineralogischen Gesellschaft in Jena sowie der Sozietät der Forst- und Jagdkunde in Waltershausen; Herausgeber des »Magazins für die Naturkunde und Ökonomie Mecklenburgs« (2 Bde.; 1791/92) und darin Autor der Aufsätze »Ueber den Wolf, dessen Jagd und gänzliche Ausrottung in Mecklenburg«, »Die natürliche Geschichte des Luchses und seine Ausrottung im Vaterlande« und »Beitrag zur Lebensgeschichte des Herrn Gottlieb Burchard Genzmer«; leitender Redakteur der »Neuen Monatschrift von und für Mecklenburg« (1792-1801) und darin Autor der Beiträge »Verzeichniß der gesammten Mecklenburgischen Schulschriften« und »Verzeichniß der in Kupfer gestochenen Bildnisse eingeborener und recipirter Mecklenburger« (1792); Herausgeber der »Gemeinnützigen Aufsätze für den Stadt- und Landmann« (1796-1799); »Vorläufige Nachricht von den Mineralien Mecklenburgs« (1792); »Die Fische Mecklenburgs« (1794); »Handbuch zur systematischen Kenntniß der Meklenburgischen Land- und Wasservögel« (1794); »Naturgeschichte der großen Tannenraupe nebst Anweisung zu deren Vertilgung« (1794); »Systematisches Verzeichniß der Mecklenburgischen Conchylien« (1794); »Über die sicherste Befestigung und nutzbarste Bepflanzung der Dünen zu Warnemünde« (1803); »Systematische Uebersicht der Mineralogisch einfachen Mecklenburgischen Fossilien« (1804); Beiträge im »Freimüthigen Abendblatt« (1818-1829).
 
 
 
==='''Stein, Karl (Heinrich Julius Friedrich) von (Pseud.: Karl Julius), Soldat, Schriftsteller'''===
 
 
 
geb. 24.8.1831 Rostock
 
gest. 28.11.1916 Leipzig
 
 
 
Vater: Soldat
 
 
 
Dom-Gymnasium in Ratzeburg; 1849 Kadett, 1850 Offizier; später bei der Steuer- und Zollverwaltung; Vorstand des Seezollamtes Warnemünde; 1870/71 Adjutant der 34. Infanteriebrigade; bis 1882 Vortragender Rat im Militärdepartement Schwerin; danach Schriftsteller in Leipzig; »Vom kleinen Graal. Eine Erinnerung aus Warnemünde« (1872); »Grabstätten und Denkmäler mecklenburgischer Krieger aus den Jahren 1870-71« (1874); »Auch ein Offizier. Roman« (1905); »Ein Glücksflicker. Roman« (1906).
 
 
 
==='''Stenglin, Viktor (Friedrich Hartwig Wilhelm) von, (Freiherr), Soldat'''===
 
 
 
geb. 3.7.1825 Gelbensande
 
gest. 29.8.1897 Warnemünde (Rostock), begr. Schwerin
 
 
 
Vater: Philipp (Heinrich Louis)von S., Forstwirt
 
 
 
Im Großherzoglichen Pagenkorps erzogen; 1842 im 2. Mecklenburgischen Musketierbataillon; 1842 Sekondeleutnant; 1849 ins Grenadier-Gardebataillon versetzt; 1850 Premierleutnant; 1857 Hauptmann und Kompaniechef des leichten Infanteriebataillons; 1866 Major und Stabsoffizier beim 1. Infanterie-Regiment; 1867 Bezirkskommandeur des 1. Bataillons des 1. Großherzoglichen Landwehr-Regiments Nr. 89; 1871 Oberstleutnant; 1881 Oberst; 1881 Kommandant der Residenzstadt Schwerin; 1886 Generalmajor; 1892 Generalleutnant; Ritter des Johanniterordens; 1884 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
 
 
 
==='''Trojan, Johannes, Redakteur, Dichter'''===
 
 
 
geb. 14.8.1837 Danzig (Gdànsk/Polen)
 
gest. 21.11.1915 Rostock
 
 
 
Vater: Carl Gottfried T., Kaufmann
 
 
 
Gymnasium in Danzig; 1856-1858 Medizin- und Naturwissenschaftsstudium in Göttingen, 1858/59 in Berlin; 1859/60 Philologiestudium in Berlin und Bonn; 1862 Feuilletonredakteur, 1886-1909 Chefredakteur der Zeitschrift »Kladderadatsch«; 1898 wegen Majestätsbeleidigung in seinen Satiren angeklagt und zu zwei Monaten Festungshaft auf der Festung Weichselmünde verurteilt; lebte ab 1909 in Warnemünde im Hause Ilion; Mitglied des Literaturkreises Tunnel über der Spree; lebenslange Freundschaft und Briefwechsel mit Heinrich Seidel (später auch mit dessen Sohn Heinrich Wolfgang); schrieb den Nekrolog auf Heinrich Seidel im »Biographischen Jahrbuch« (1908); Freundschaft mit Paul Konewka, dessen Schwester Marie († 1873) er 1866 heiratete; nach dem Tod seiner Frau 1874 zweite Ehe mit der Hausdame Clara Bartsch (Tochter des Medizinialrats Carl Bartsch aus Warin); unternahm 1900 und 1907 mit seiner Frau Schiffsreisen nach Amerika, bei denen er auch Mark Twain besuchte; 1912 Dr. h. c. der Universität Rostock; schrieb humoristische Erzählungen, Gedichte und Kinderlieder; »Durch Feld und Wald durch Haus und Hof. Eine komische Kinderschrift« (1863); »Der schwarze Peter. Ein Bilderbuch für artige Kinder« (1869; mit Silhouetten von Konewka); »Beim Onkel auf dem Lande. Ein lustiges Bilderbuch für die Kleinen« (1870); »Scherzgedichte (1883); »Von drinnen und draußen. Gedichte« (1888); »Von Strand und Heide und andere Skizzen« (1888); »Ein Kriegsgedenkbuch aus dem Kladderadatsch in Ernst und Humor aus den Jahren 1870-71« (1890); »Für gewöhnliche Leute« (1893); »Das Wustrower Königsschießen und andere Humoresken« (1894); »Zwei Monate Festung« (1899); »Hundert Kinderlieder (1899); »Der Sängerkrieg zu Trarbach. Beiträge zur Geschichte des Wettbewerbs um den Preis für das beste Moselweinlied« (1899); »Aus dem Reich der Flora« (1910); »Erinnerungen« (1912).
 
 
 
==='''Wiggers, Moritz (Karl Georg) Jurist, Parlamentarier'''===
 
 
 
geb. 17.10.1816 Rostock
 
gest. 30.7.1894 Rostock
 
 
 
Vater: Gustav (Adam) Friedrich W., Theologe
 
 
 
Bruder: Julius (Otto August) W., Theologe, Parlamentarier
 
 
 
Gymnasium in Rostock; 1835 Jurastudium in Rostock, Heidelberg und Göttingen; in Rostock 1836 Mitglied im Corps Vandalia, 1837 im Corps Hanseatica; in Heidelberg Mitglied des Corps Guestphalia; 1843 Advokat und Notar in Rostock; im Rostocker Reformverein aktiv; stand 1848 an der Spitze der DDP; 1848/49 in der Konstituierenden Versammlung beider Mecklenburg (Linke, Präsident), 1850 im Landtag Mecklenburg-Schwerin (Präsident); 1850 wegen Begünstigung der Flucht Gottfried Kinkels aus dem Gefängnis Spandau (bei Berlin) über Mecklenburg nach England angeklagt; 1853 in den Rostocker Hochverratsprozess verwickelt; von Mai 1853 bis Oktober 1857 gemeinsam mit seinem Bruder Julius in Bützow in Untersuchungshaft, 1857 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, begnadigt, Berufsverbot und aus Mecklenburg ausgewiesen; nach kurzem Aufenthalt in Berlin wieder in Mecklenburg, wurde aber von der Advokatenliste gestrichen; blieb unverheiratet und lebte im Haus seines Bruders in Rostock; 1859 Mitglied des Ausschusses des Deutschen National-Vereins und Mitbegründer des Abgeordnetentages in Frankfurt (Main); 1867 Mitglied des Konstituierenden Reichstages, 1867-1870 des Reichstages des Norddeutschen Bundes, 1871-1881 des Deutschen Reichstages (DFP, Wahlkreis Berlin); widmete sich im Alter dem Projekt des Schifffahrtkanals von Rostock nach Berlin; 1869 Gründer des Mecklenburgischen Kanalvereins in Rostock; 1869 Mitbegründer und Mitglied des Zentralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanal-Schiffahrt Berlin; schrieb mit seinem Bruder die »Geschichte der drei mecklenburgischen Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz« (1848) und »Grammatik der italienischen Sprache« (1859); »Die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde« (1860); »Volkswirtschaftliche Blätter« (1861); »Die mecklenburgische Steuerreform, Preußen und der Zollverein« (1862); »Die Wiederherstellung der Leibeigenschaft in Mecklenburg« (1864); »Der Vernichtungskampf wider die Bauern in Mecklenburg« (1864); »Die Finanzverhältnisse des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin« (1866); »Die Vererbpachtung der Domanial-Bauerngehöfte in Mecklenburg-Schwerin« (1868); »Die Reform der bäuerlichen Verhältnisse im Domanium des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin« (1869); »Der Rostock-Berliner-Canal« (1869); »Die Rostock-Warnemünder Hafenbaufrage« (1884).
 
 
 
* [[https://books.google.de/books?id=XyFWAAAAcAAJ&dq=moritz%20wiggers%20warnem%C3%BCnde&hl=de&pg=PP7#v=onepage&q=moritz%20wiggers%20warnem%C3%BCnde&f=false|Moritz Wiggers, Die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde 1860]]
 
 
 
===Witte, Friedrich Carl; Chemiker===
 
Geb. 6. Juli 1864 in Rostock gest. 24. Mai 1938 in Fürstenberg
 
 
 
in Bearbeitung
 
 
 
* [[F.C. Witte "Warnemünde meiner Jugend!"]]
 
 
 
==='''Zehender, (Carl) Wilhelm von, Mediziner'''===
 
 
 
geb. 1.7.1819 Bremen
 
gest. 19.12.1916 Warnemünde (Rostock)
 
 
 
Vater: Ferdinand Rudolf von Z., Legationsrat
 
 
 
Gymnasium in Eutin; 1840 Medizinstudium in Halle und Göttingen; 1845 Promotion in Göttingen; Arzt im Oldenburgischen; Militärarzt im Schleswig-Holsteinischen Krieg gegen Dänemark; Assistenzarzt in Wien und Berlin; 1856 Augenarzt des Erbgroßherzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Neustrelitz; Medizinalrat und Mitglied des Mecklenburg-Strelitzer Medizinal-Kollegiums; 1862 ordentlicher Professor der Augenheilkunde in Bern; 1863 Begründer und bis 1899 Herausgeber der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde«; 1866 Honorarprofessor, als erster selbständiger Ophthalmologe in Rostock; 1869-1889 ordentlicher Professor in Rostock; 1872-1873, 1881-1882, 1883-1888/89 Dekan der Medizinischen Fakultät; 1875/76 Rektor; 1889 Obermedizinalrat; legte nach gescheiterten Bemühungen um den Bau einer eigenen Klinik 1889 sein Lehramt nieder, ging nach München und widmete sich ausschließlich der Redaktion der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde»; 1907 Rückkehr nach Warnemünde; 1884 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; Hausorden der Wendischen Krone; Redakteur des »Correspondenz-Blattes für die Ärzte im Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz« (1860); Herausgeber der »Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde« (1863-1869); »Handbuch der gesamten Augenheilkunde« (2 Bde.; 1869); »Die Blinden in den Großherzogthümern Mecklenburg« (1871); »Die Hetzerei gegen Mecklenburg aus Anlaß der beabsichtigten Erbauung einer katholischen Kirche in Rostock« (1883); Grabstätte (ohne Stein) im Landschaftspark Stephan Jantzen in Warnemünde.
 
 
 
=='''Sagen, Geschichten, Legenden und Anekdoten zu Warnemünde'''==
 
 
 
 
 
==='''Wilhelm Dabelstein, ein vergessener Autor und die „Schlacht im Breitling“'''===
 
 
 
In der Vergangenheit immer wieder haben bekannte und unbekannte Autoren Warnemünder Leben literarisch verarbeitet. Einiges davon, so z.B. aus der Feder von Erich Kästner, Heinrich Seidel oder Kurt Tucholsky, gereicht hier fast zu einem Stück Weltliteratur. Anderes geriet der Vergessenheit anheim und harrt der Wiederentdeckung. Vergessen und doch oft unbemerkt bis in unsere Tage nachwirkend. Ein Beispiel dafür ist der Warnemünder Wilhelm Dabelstein, der vor gut einem Jahrhundert die hier Lebenden mit seinem, in typischem Warnemünder Platt verfassten, Erzählungen zum schmunzeln brachte. Über die Person Dabelsteins sind auf uns kaum noch Informationen gekommen. Selbst ein Foto o.ä. ließ sich von ihm bislang nicht finden. Nur vereinzelte Anmerkungen in seinen Erzählungen lassen Rückschlüsse auf sein Warnemünder Dasein zu. Der Name Dabelstein taucht gelegentlich als Signatur bei Gemälden mit Warnemünder Sujets auf (Eines davon im Heimatmuseum), die aber mit hoher Warscheinlichkeit von einem anderen Familienmitglied gleichen Nachnamens stammen. Einer der Gründe dafür, das Dabelsteins kleine Literaturkabinettstückchen heute weitgehend vergessen sind, nennt uns Richard Wossidlo: „.. man führt gewisse Eigentümlichkeiten der vom übrigen Plattdeutschen  stark abweichenden Mundart der Warnemünder, der „Warneminner Liet“ auf vermutete skandinavische Ursprungsbesiedlung und deren Mischung mit dem niederdeutschen zurück.“ Die Eigentümlichkeit des hiesigen Dialektes war oft selbst für die „Plattdeutschen“ aus der Nachbarregion schwer verständlich. So widmeten sich seine unterhaltsamen Satiren eben fast ausschließlich einer Warnemünder Leserschaft. Unter ihnen wirken sie jedoch unbewußt bis in unsere Tage nach. Nachfolgendes Dabelsteinsches Zitat mag das unterstreichen: „Wat´n richtigen Warminner is, de is up de Rostocker in´n Allgemeinen nich alltau god tau spräken, un wenn dit etwa´n Rostocker unner de Ogen kümmt, so kann ick em nich helpen. Nich blot , dat se uns in de letzt Tid up dat ganze Nurden- und Nurdwesten–Enn´ de Swin verbaden hewwen, so dat de Urt nu indelt ward in en „feines Viertel“ un en „Schweineviertel“ (wo tom bispill ik de Ehr heww in tau wahnen), ne dat is ok all in olle un öllste Tiden so west, dat se ümmer versöcht hemmen uns tau dükern.“ Und so beschreibt er das Warnemünder Leben das er selbst tagtäglich erlebt. Nachfolgendes Beispiel soll davon zeugen.
 
Zunächst versucht, die folgende Erzählung hier im Original-Dialekt anzufügen, habe ich mich schließlich dazu entschlossen sie für „Berliners“ und sonstige Zugereiste lieber hochdeutsch nachzuerzählen, da selbst ältest eingesessene Warnemünder diesen seit knapp hundert Jahren ausgestorbenen prägnant eigenen Dialekt nicht mehr schreiben, sprechen oder lesen können.
 
 
 
===='''Die Seeschlacht auf dem Breitling'''====
 
Wilhelm Dabelstein 1909 ('''hochdeutsch nacherzählt''')
 
 
 
Es sind noch eine ganze Reihe Leute hier, die sich an die Ereignisse aus ihrer Jugendzeit erinnern. Da durfte in Warnemünde kein Bäcker und kein Schlachter  sein, um den Rostocker Bäckern und Schlachtern ihren Verdienst nicht streitig zu machen. Manche der Alten entsinnen sich, das sie im Winter mit Schlitten oft über das Eis der Warnow das Brot für die Einwohner aus Rostock geholt haben um sich einen Schilling zu verdienen. Und das jetzige Geschäft des Schlachters G. von seinem Vater begründet worden ist, indem der damals jeden Sonnabend mit einem Wagen voll Fleisch aus Kröpelin kam und am Rostocker Ende anhielt, wo sich die Warnemünder Frauen heimlich Fleisch holten. Selbst backen durften sie. Der Gemeindebackofen stand am Rostocker Ende. Das Backen ging umschichtig und vorher musste das sogenannte „Backelgeld“ bezahlt werden, was mit dem „Schulholzgeld“, „Wach- und Leuchtegeld“ und ich weiß nicht noch was, die Warnemünder Steuern ausmachte. Was auch heutigentags noch Einwohner die zu den „Eximierten“ („von Lasten Befreiten“) gehören, bezahlen müssen. Auch wenn inzwischen die Backerei aufgehört hat und jeder sein Brot kaufen kann wo er will. So wie mit den Bäckern und Schlachtern war es auch noch mit anderen Sachen. So zum Beispiel durfte kein Warnemünder Schiffer ein Schiff fahren, das in Rostock vom Stapel gelaufen war, ausgenommen er war Rostocker Bürger geworden und  bezahlte Rostocker Steuern. Einmal soll es doch vorgekommen sein, das ein Warnemünder Kapitän, ohne diese Bedingung zu erfüllen, mit einem neuen Rostocker Schiff ausgelaufen ist, das auch noch in Rostock gebaut worden war. Als er dann von großer Reise mit einer Ladung Bordeaux-Wein wieder hier angekommen war, und mit seinem Schiff im Pinnengraben lag, wo damals eben die großen Schiffe lagen. Die Warnow wie heute war zu jener Zeit noch nicht vorhanden. Da wollten ihm die Rostocker das Ruder von seinem Schiff abnehmen, damit er nicht wieder auslaufen könne. Beim ersten Versuch ließen die Warnemünder sie nicht an Bord. Aber als dann in den folgenden Tagen ein steifer Südost wehte, kamen dann die Rostocker mit ihren flachen Leichtern gesegelt, mit denen sie sonst das Korn von Rostock zu den großen Schiffen auf der Warnemünder Reede brachten. Sie hatten so viele Mannschaften an Bord, das der Warnemünder Kapitän nun nicht mehr entkommen konnte und aufgab. So verlor er schließlich sein Ruder. Nach derartigem Ärger siedelte er sich nun in Ribnitz an und handelte zukünftig von dort aus.
 
Es muß aber auch erwähnt werden, das die Warnemünde sich oft nicht an die „Rostocker Ordnung“ hielten. So zum Beispiel konnten sie es immer nicht lassen, auf dem Breitling wo doch einzig das Revier der Rostocker Fischer war, nicht blos im Winter Aal zu stechen, sondern auch, was noch schlimmer ist mit der Aalharke zu segeln. Einmal sind sie gerade bei dieser Fischräuberei, da sehen sie wie ein halbes dutzend Rostocker Fischer die Warnow herunter gesegelt kommt. Die Rostocker waren bereits an der Eck von Groß-Klein der „Pogg“ (Frosch) genannt wurde, wegen der großen Steine die dort dicht am Ufer im Schilf lagen. Viel Zeit war also nicht mehr, aber den meisten Warnemündern gelang es doch noch durch den Pinnengraben zu rutschen und den Rostockern auszureißen. Nur Einer war so weit flussaufwärts, dass er vor den Rostockern nicht mehr wegsegeln konnte. Er schmiss also sein verbotenes Fanggeschirr über Bord  und segelt was die Jolle hergiebt an das hinterste nordöstliche Ende des Breitlings, und zum Ort „ful Water“ (faules Wasser) an Land. Mit einem großen Ballaststein den er im Boot hatte schlug er ein Loch in den Boden der Jolle, so dass sie kein Wasser mehr halten konnte. Seine Sachen zusammenraffend flieht er unerkannt über die Düne gen Heimat.Eine Nummer wie heute brauchten die Jollen damals nicht zu haben, und als die Rostocker herankamen, war von ihnen nicht heraus zu finden wem das Boot gehört. Mitnehmen konnten sie Sie wegen des Loches im Boden aber auch nicht. Am anderen Morgen kamen sie wieder, hatten sich Säcke und anderes Material mitgebracht, womit sie die Jolle abdichteten. Das Bemühen war nun, die Jolle ins Schlepptau zu nehmen  und sie nach Rostock zu bringen. Der heutige Damm auf der Ostseite des Stromes existierte damals noch nicht und man konnte von Warnemünde über den ganzen Breitling hinwegschauen. Die Warnemünder hatten natürlich mit dem Fernrohr das ganze Treiben der Rostocker mit angesehen. Als nun die Rostocker absegeln wollten, hieß es hier:“ Was Jungs, wollen wir uns die Jolle wegnehmen lassen ? Nee, das lassen wir uns nicht gefallen, schnell in die Boote und den Rostockern nach !“ Nun wurden flink zwei Jollen, in jeder sieben Mann, parat gestellt und „full Stiem“ hinter den Rostockern her, die mit einer Jolle im Schlepptau  nicht so flink vorwärts kamen. Sie hatten sie, noch auf dem Breitling, auch bald eingeholt. Nun an jeder Seite der Rostocker Jolle ein Warnemünder Boot längsseits, rufen sie den Rostockern zu: „Gebt die Jolle raus ! Wollt ihr wohl die Jolle rausgeben? Gebt sie gutwillig raus!“ Die Rostocker sagten gar nichts. Die Warnemünder, die sich die Gesichter mit Schlick eingeschmiert hatten und die Jacken verkehrt herum angezogen hatten, gingen nun mit den Riemen auf die Rostocker los. Die Rostocker, unter denen auch zwei Polizisten waren, verkrochen sich vor Angst unter den Duchten. Einer der Warnemünder schnitt während des Gefechtes den Schlepptampen womit die Jolle fest war, mit dem Messer ab und stracks hauten sie mit ihrer Jolle ab. Das war nun eine böse Geschichte und von Rostocker Seite musste das ein Nachspiel haben. Aber als man die Warnemünder Fischer in die Stadt vor Richter und  Rat vorlud verriet keiner den Anderen. Die Rostocker Fischer, konnten keinen der vorgeladenen Fischer wieder erkennen. Sie antworteten immer wenn sie gefragt wurden ob es Dieser oder Jener gewesen sei: „Mag sein.“ Bis zuletzt die Rostocker Beamten die Kerls laufen ließen. Es wäre wohl auch nicht rausgekommen, wenn nicht zuletzt die Geschwätzigkeit des weiblichen Geschlechtes dazu gekommen wäre. Die Warnemünder Fischfrauen fuhren damals jeden Morgen, mit einer Jolle zum Markt. Sie ruderten sich selbst und segelten ebenso forsch wie die Männer. So kamen sie einmal Mittags mit ihrer Jolle von Rostock zurück und ruderten immer am Schilf des westlichen Ufers entlang. Die Rostocker Fischer hatten aber nun die Gewohnheit zur Mittagszeit ihren Kahn ins Schilf zu ziehen, ihr Butterbrot zu verzehren und ein Auge voll zu nehmen. So ein Rostocker liegt nun auch im Schilf als die Frauen vorbeiziehen. Und weil die Frauen nun einmal den Mund nicht halten können, so hört er, wie sie sich über diese Geschichte erzählen: „Und das ist doch noch einmal gut gegangen, das sie Karl S. und Heiner B. nicht gekriegt haben ! Und Albert H. ist auch dabei gewesen !“ Und so weiter und so weiter. Na, das war nun was für den Fischer, er schreibt sich die Namen mit Kreide auf die Planken des Bootes, und so mussten die, deren Namen offenbar geworden waren am Ende doch noch dran glauben. Ich meine sie mussten sogar noch einsitzen.
 
Das war das Ende der Seeschlacht im Breitling, zwischen den Warnemündern und den Rostockern. Darum sind sie den Rostockern heut noch nicht ganz grün, und sollte ein Rostocker in den Strom fallen, dann will ich hoffen das sie ihn wieder heraus fischen und nicht etwa rufen: Schmeiß den Teufel in den Strom! Er ist ein Rostocker! Lass ihn treiben!“
 
 
 
===='''"De Seeslacht up´n Breitling" von Wilhelm Dabelstein im Original Warnemünder Platt 1909'''====
 
 
 
Wat´n richtigen Warminner (die ortsübliche Aussprache; lautet fast wie „Wärminner“) is, de is up de Rostocker in´n Allgemeinen nich alltau god tau spräken, un wenn dit etwa´n Rostocker unner de Ogen kümmt, so kann ick em nich helpen  -  nich blot, dat se uns in de letzt Tid up dat ganze Nurden- und Nurdwesten-Enn´de Swin verbaden hewwen, so dat de Urt nu indelt ward in en „feines Viertel“ und in en „Schweineviertel“ (wo tom Bispill ik de Ehr heww in tau wahnen), ne dat is ok all in olle un öllste Tiden so west, dat se ümmer versöcht hemmen uns tau dükern. So is dat noch gornich so lang her ,  -  t´sünd noch nooch oll Lüd hier, de sik dat ut ehr Jugendtid tau erinnern  weten  -  dat hir in Warminn keen Bäcker un keen Slachter sin dörft, üm dormit de Rostocker Slachters un Bäckers de Verdeinst nich verdragen würd, un männigein von de ollen Lüd weit sik noch recht gaud tau entsinnen, dat he in´n Winter männigmal mit´n Släden up dat Is von de Warnow för de Inwahners Brot von Rostock halt hett, üm sik dormit n´Schilling tau verdeinen , un den jetzigen Slachter G. sin Geschäft is von sin´n Vadder begrünnt worn, de dunnmals jeden Sünnabend mit´n Wagen vull Fleesch von Kröplin na Warminn´keem un an´n Rostocker Enn´n´, stillhöll, wo denn de Warminner frugens so gewissermaßen heemlich sick ehr Fleesch halen deden. Sülwst backen dürften sei. Dei Gemeinde-Backaben stünn up dat Rostocker Enn´, dat Backen güng üm un dorvör müsst denn dat sogenannte Backelgeld betalt warden, wat mit dat „Schulholzgeld“, „Wach- und Leuchtegeld“, un ik weit nich wat noch all süs, de Warminneer Stüern utmaken ded un wat noch hütigendachs, wenn ik mi irren dauh, noch von weck Inwahners , de tau de sogenannten „Eximierten“ gehüren, betalt warden möt, obglik natürlich dese öffentliche Backeri uphürt hett un sick jeder sin Brot köpen kann wo hei will. So as mit de Bäckers un Slachters wir dat uk mit anner Saken. So taum Bispill dörwte keen Warminner Schipper een Schipp fohren, wat in Rostock von´n Stapel lapen wir, utgenamen hei wir Rostocker Börger worden un betalte sin Rostocker Stüern. Na eenmal sall dat doch vörkamen sin, dat een Warminner Kaptein, ahn disse Bedingungen tau erfüllen, mit een niges Schipp utlopen is, wat in Rostock bugt wir, un as hei dunn wedder binnen keem mit ne Ladung Wien von Burdeaux, un mit sin Schipp in´n Pinnengraben leeg, wo dunntaumals de groten Schäpen liggen deden, denn de Warnow was dunn noch nich vörhanden, dunn wullen em de Rostocker dat Rauder von sin Schipp wegnehmen, dat hei nich wedder utlopen künn. Na, dat irste Mal leeten de Warminner sei nich an Burd, äver as dunn in de negsten Dag n´stieven Südost weigen ded, dunn kemen de Rostocker mit de flachen Leichters, wo se dunn dat Kurn von Rostock mit up dei Warminner Reid bröchten för de groten Schäpen,vör de Wind den Strom dal un hadden soveel Mannschaften ünner Deck von ehr Fohrtüge, dat de Warminner Kaptein , de sick sowat nich vermauden was, ehr nich mihr utwutschen künn un nolens volens sin Rauder hergäwen müsst. Na tau verwunnern is dat nich, wenn ünner sönne Molesten wecke Kapteins dat vörtröken, sik in Ribnitz indragen tau laten un von dor ut as Heimathaben tau fohren.
 
Nal up dei anner Sid möt äwerst uk seggt warden, dat de Warminner sick mänigmal nich in son´n Ordnung  fügen wullen, de sin möt. So taum Bispill künnen sei dat ümmer nich laten, up´n Breitling, wat doch de Rostocker Fischers ehr Rabeit wir, nich blot Winters Aal tau stäken  -  ick weit nich ob´t nich hütigendags noch vörkümmt  -  sondern ok, wat noch slimmer is, mit de Aalhark Aal tau segeln. Na eenmal sünd sei ok wedder grad bi disse Fischröwerie, dunn seihnsei mit eenmal, wi ´ne ganze Haud Rostocker Fischers de Warnow dal up sei los gesegelt kamen. De Rostocker wirn all bi de Eck grad gegenäwer Groten-klein , wat se de „Pogg“ näumen dohnvon wegen den groten Stehen, de dor dicht an´t Aeuwer in dat Reid liggen deiht un wo dei Grotenkleiner, wenn sei äwer de Warnow segeln, anleggen dauhn  -  vel Tid wihr also nich mihr, äwer dei meisten von de Warminner gelüng dat doch noch , dörch den Pinnengraben tau wutschen un dei Rostocker uttariten. Blot de ein  -  un von den sin Sähn sinen Swiegersähn heww ik mi dat vertellen laten  -  wir so wid ruppe, dat hei nich mihr vör de Rostocker vörweg segeln kunn. Hei smet also sin verbaden Geschirr äwer Burd un segelt, all wat de Smack hollen wull, vör´n Wind up dat büdelste En´n von´n Breitling tau, wat sei „ful Wader“ näumen dauhn, löpt hier in de Rönn, wo eben noch Wader naug is för´ne Jöll, so hoch as´t geiht, up Land, smit mit einen von de groten Ballaststeen, de hei in sin Jöll hett, ein grotes lock in den Bodden, sodat de Jöll keen Wader mir hollen kann, nimmt sin Säbensacken un makt sick äwer de Wisch un äwer de Dün ut´n Stow na Hus. Na, ne Nummer as hüt brukten de Jöllen dunnmals noch nich tau hemmen un as de Rostocker rannekemen, künnen sei nich weiten, wen de Jöll tauhüren deid, un mitnehmen künnen sei se ok nich wegen dat Lock in´n Bodden. Se kemen äwern annern Morgen wedder un hadden sik Säck un anner Material mitbröcht, womit sei de Jöll dicht´ten un sei dunn in Släptau nehmen, üm sei nah Rostock tau bringen. Die Damm up die Ostsied vo´n Strom, die dor jetzt is, wir dunnmals noch nich, un man künn von Warminn äwer´n ganzen Breitling wegkiken. De Warnminner hadden natürlich mit´n Kieker de ganzen Marjenzen von de Rostocker mit anseihn. As nu de Rostocker mit de Jöll awsegeln, dunn heit dat : „Wat Jungs ! will´w uns de Jöll wegnehmen laten ?“ „Ne, dat lat´w uns nich gefallen, flink in´ne Boot un de Rostocker nah !“  -  Na, also ok flink twei Jöllen prat, in jeder 7 Mann un full Stiem achter de Rostocker her, de man in een Jöll wir´n un mit de anner in´n Släptau nich so flink vörwarts kemen. Se hadden sei ok bald up´n Breitling tau faten un an jeder Sid von de Rostocker en Warminner Jöll raupen sei de Rostocker tau: “Gewt de Jöll rut ! Willt Ji de Jöll rutgeben ? Wi fragen Jug, ob Ji de Jöll gaudwillig rutgäben willt ?“ De Rostocker seggen gornix, äwer dunn de Warminner, de sick de Gesichter mit Mad, de se mit de Reems ut´n Grund halt hemmen, insmeert un sick de Jacken verkihrt antreckt hadden, up de Rostocker los mit de Reems, dat de Rostocker, wo twei Polizisten mit bi wirn, sik vör Angst ünner de Duchten verkrepen. Een von de Warneminner snidd in dat Gefecht dat Enn´, womit de Jöll fast wir, mit´n Metz af un heidi gahn sei mit ehr Jöll. Na, dit was ja nu ne böse Geschicht un dor müsst wat na kamen, äwer as sei dunn de Warminner Bootslüd un Fischers vör Richter un Rat vörladen deden na Rostock, hadd keener denn annen verraden, un de Roxstocker Fischers, de tügen süllen, künnen ok die richtigen nich rutfinnen un antwurten ümmer, wenn sei fragt würden, ob´t dirs´ode de west wir: „magt woll“, bet´t tauletzt de Rostocker Snaters, de uk woll ihren Spaß doran hadden, äwer wür un sei de uk woll ihren Spaß doran hadden, äwer wür un sei de Kirls lopen leten. T´wir ok woll nich rutkamen, wenn nich tauletz de „Geschwätzigkeit“ von dat weibliche Geslecht dortau kamen wir. De Warminner Fischfrugens föhrten dunn jeden Morgen  -  né Iserbahn un regelmäßige Dampers na Rostock gewt dunn noch nich  -  mit ne Jöll na Rostock tau Markt  -  Sei reuderten sick sülwst un segelten uk forsch as de Kirls. So kamen sei uk mal s´Middags mit ehr Jöll von Rostock trügg un raudern an dat Reid an westlichen Aeuwer entlang. De Rostocker Fischers hemmen nu äwers de Gewohnheit, tau de Middagstid ehren Kahn in dat Reid tau trecken, ihr Bodderbrot tau verteren un denn ´n Og full tau nehmen. Na, sön´n Rostocker liggt dunn uk in dat Reid, as de Frugens dor vörbi rudern  -  un as de Frugenslüd nu enmal dat Mul nich hollen können, dunn hürt hei, wie sei sik von disse Geschicht vertellen: „undat is doch man gaud, dat sei dunn Korl S. un Heine B. nich krägen hemmen ! un Albert H. is ok dorbi west“ usw. 
 
Na, dit was nu wat för den Fischer: hei schriwwt sick flink de Nams mit Krid up de Planken von sin Boot un so müssten de, von de sei de Nams nu wüssten, doch noch dran glöwen. Ick glöw, sei hemmen sogor sitten müßt.
 
Dat wir dat En´n von de seeslacht up´n Breitling twischen de Warminner un de Rostocker. Na dorüm sünd sei dei Rostocker noch jetzt nich ganz grön, un süll dor mal een Rostocker in´n Strom fallen, denn will ick hoffen, dat sei em wedder rutehalen un nich etwa raupen: „Smit´n Düvel in´ Strom ! Is´n Rostocker ! Lat´n driwen !”
 
 
 
===='''"De Bidelklut"  von Wilhelm Dabelstein im Original Warnemünder Platt 1909'''====
 
  
As ik hürt heww, hemmen mi dat nu doch weck äwel namen, as ick nülich dorvon vertellt heww, dat de Warminner, wenn se up´n Rostocker tau spräken kamen, mal dat wurd inne Mund kamen kann: „Smit´n Diwel in´n Strom, lat´n driwen !“ as wenn wi Warminner ´n ganz besonders blauddöstigen Minschenschlag wiren un alle Rostocker vesupen laten wullen. Na, denn ward dat nich anners, denn möt ik Juch man de Geschicht  von den „Bidelklut“ vertellen, von den dit Wurd hirkamen deiht.
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* [[Medium:Mattheus warnemünde iow.pdf |Die Anfänge der meeresgeologischen und Küstenforschung in Warnemünde (1950 - 1970)]]
Wweit Ji, wat´n Bidelklut is ? Ne ! na, dat is dormit so, as ümmer in de Kaakböker steiht:  Man nehme sechs Eier ! usw. Eier hüren  dor ok an, uterdem  ´n groten Hümpel Mehl, Krinten, Rosinen, Plummen un ik weit nich, wat süß noch all. Wenn Ji´t genau weiten willt, möt Ji ´n oll Warminnersch fragen. Na disse ganze Kram ward tausamenrührt un´n groten Klut ut makt, de Klut kümmt in´n Büdel un dees ward in´t Water hängt un kakt.  - dorüm de Nam Büdelklut oder as wi seggen  -  Bidelklut. Ob de Warminner dit noch öfters maken weit ik nich, wenigstens min Frau, obglik ik ehr dat all öftersen seggt heww, hett mi ümmer noch keenen makt. Na früher , as noch keen Badegäst hierher kemen un Warminn blot ut twee Reegen Hüser bestünn, de Vörreeg un de Achterreeg, wer dat ´n Warminner Nationalgericht un en Frau up´n Rostocker Enn´harr dunn up ´n Sünndag mal sönn Bidelklut farig kakt un will em up´n Töller uté Kök äwer de Deel inne vörrerstuw rinne drägen, üm sick nahsten mit ehren Mann doran tau delekteren, as de Dör upgeiht un ´n Handwarksburß rinnekümmt un üm ne Gaw för´n armen Reisenden biddt. Up de Deel achter de Dör stünn ne Lad, as man sei up´n Lann noch öfter süht un wo Linnentüg un sönn Saken in upbewohrt warden. Up disse Lad stellt de Frau nu den Töller mit den heeten Bidelklut un geiht na achter in de Kök, un halt sik ehr „Biß“, dat heit ´n lütte Büß, so as ne Klock, wo de Lüd ehr lütt Geld in opbewohrten, un giwwt den Handwarksburßen sin´n Dreiling. De Handwarksburß bedankt sik un geiht. In den sülben Ogenblick kümmt ok de Mann tau Hus, un as sei sik nu tau´n Eten dalsetten un de Fru den Bidelklut voné Deel halen will, dunn is de Bidelklut weg. „Den hett de verfluchtige Kirl von Handwarksburß mitnahmen !“ Je ja, je ja , de wir äwerst äwer alle Barg un de Bidelklut was weg un blew weg. Hei wir äwerst achter den Kuffer rullt, denn wil de Deckel von de Lad rund wir, harr de Bidelklut dat Aewergewicht krägen, as de Fru em inne Il up de Lad sett´t hadd, un wir von den Töller tründelt un, wiel de Kuffer von´e Wand affstahn  möt, dat sick de Deckel upklappen laten deht, so hadd de Bidelklut Platz un leg nu achter den Kuffert. „Klas Peter ! Klas Peter ! kumm flink her ! De Divel sitt achter´e Lad !“
 
Na, de Mann rückt ok mit´e Stakfork an un so gahn sei beid den Divel tau Liw un smiten em in´ Strom  -  un dorvon heit dat noch hüdigendags: „Smit ´n Divel in´Strom ! Lat´n driwen!
 
  
===Auszüge Warnemünder Anekdoten aus: "Lustig Vertellers von Richard Wossidlo und Johannes Gosselck 1924===
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==Sturmfluten und Küstenschutz in Warnemünde==
  
====Gefahrenquelle====
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===Die Anfänge des Küstenschutzes in Warnemünde durch Prof. L. Karsten und Forstinspektor Becker===
  
Ein Pastor aus Warnemünde begegnete einmal einem etwa zwölf Jahre alten Jungen aus seinem Kirchspiel und fragte ihn, was er einmal werden wollte. Die Antwort lautete voller Stolz: "Seemann!" Alle Hinweise des Pfarrers, daß ja schließlich sein Vater und sein Großvater auf See geblieben wären, nützten nichts. Der Junge blieb bei seinem Entschluß.
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[[Prof. Karstens Schriften zu seinen Versuchen der Dünenbefestigung in Warnemünde]]
Schließlich brachte der Geistliche noch das Argument vor: "Mien Jüng, mien Vadder un mien Grotvadder sünd ook Pastur west...un in´n Bedd starwt!" Nach kurzem Nachdenken  gab der künftige Seemann die Antwort: "Je, Herr Pastur, denn würr ick mi an ehr Stell gor nich miehr trugen, tau Bedd tau gahn."
 
  
====Plietsch====
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===Warnemündes Kampf gegen Flut und Sand===
  
Ein Warnemünder Pfarrer gab sich die allergrößte Mühe, seinen Schäflein das Saufen abzugewöhnen. Immer wieder predigte er über dieses Thema, beschwor den "Teufel Alkohol" mit blumenreichen und kräftigen Ausdrücken, erziehlte jedoch nur geringe Erfolge.
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[[Datei:Sturmflutschaeden Warnemuende 1913 14.jpg|thumb|250px|rechts|Am Tag danach - Begutachtung der Schäden der zum Jahreswechsel 1913/14 gewüteten Sturmflut an der Warnemünder Strandpromenade]]
Eines Tages traf der Pastor vor der Vogtei einen betrunkenen alten Fischer seines Kirchspiels, hielt ihn fest und redete auf ihn ein: "Mann - Sie hat ja der Alkohol schon richtig düsig gemacht! Das kommt vom vielen Saufen!"  Aber der Alte ließ sich durch diese Strafpredigt nicht beeindrucken und gab seelenruhig zurück: "Oh nu Pasting - dat stimmt nich ! So bün ick all ümmer wäst!"
 
  
====Netzestricker====
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Sturmfluten stellten für den kleinen Küstenort Warnemünde in den vergangen Jahrzehnten mehrfach große Gefahren dar. Besonders schwer traf es den Ort in den Jahren 1825, 1872, 1903 und 1914.
  
Nicht jeder der auf hoher See fährt und Fische fängt, ist nach Warnemünder Begriffen ein Fischer. Viele Matrosen auf den Fangbooten zählen nur als Decksmänner. Als Fischer gilt nach altem Herkommen nur derjenige, der ein großes Fischernetz ohne fremde Hilfe zu stricken versteht. Wer als Decksmann tätig war, mußte von jeher neben anderer schwerer Arbeit auch die gefüllten Fischkisten transportieren. Davon bekommt man bekanntlich "lange Arme". Mancher der von Natur aus lange Gliedmaßen besitzt, muß es sich gefallen lassen, nur für einen Decksmann gehalten zu werden.
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Bereits zu Beginn des Jahres 1825 wurde Warnemünde von einer Sturmflut erfasst. die sich über den Bereich der Dünen und der Moorwiesen ihren Weg bahnte. Insgesamt wurden 18 der 150 Häuser komplett zerstört und immerhin 74 zum Teil schwer beschädigt. Das Wasser stieg zu seinem Höhepunkt auf 2,52 Meter über die Normalhöhe und trug gut 80 Prozent der Dünenanlagen ab.
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Am schlimmsten in der jüngeren Geschichte wurde Warnemünde 1872 getroffen, als das Wasser 2,80 Meter über Normal stieg und in Warnemünde sowie Diedrichshagen große Schäden verursachte. Verheerende Folgen hatte die Sturmflut von 1872 auch für die ortsansässige Schifffahrt, die sich im Winterstand befand und durch das Hochwasser auf den Feldern trieb.
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====Markierungsboje====
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====1625 - Warnemünde und die Sturmflut am 10. Februar (Auszug aus H.F.Beckers "Chronik der Rostocker Heide" 1839)====
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(NHG)
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Den 10. Febr. 1625  stand der Wind von Morgen bis Mittag südlich und es war stilles Wetter, als plötzlich um 8 Uhr vormittags die Ostsee so stark in die Warnow drang daß ohnerachtet der Windstille die derzeit vorhanden sieben Strandbrücken und das ganze Warnowufer bis an die Strandthore zur Überraschung der Meteorologen und Seefahrer überschwemmt wurde. Es herrscht bekanntlich in der Ostsee keine bemerkbare regelmäßige Ebbe und Fluth, jedoch verändert sich der Wasserstand zuweilen in der Art, daß die sonst niedriger liegende Ostsee in den Warnow Fluß eintritt oder wie man sagt der Strom einläuft, welches gewöhnlich bei Nordost oder Nordwind der Fall ist. Es vermutheten daher die Schiffer daß ein Sturm aus Nordost im Meere herrschend sey, und diese Vermuthung ward bald zur Gewißheit. Mittags um ein Uhr trat ein Orkan ein, mit Schnee, Hagel und Regen verbunden. Zuerst kam der Wind aus Osten, dann drehete er sich nach Nordosten. Es stürmte den Nachmittag und die ganze Nacht hindurch bis am Morgen den 11. Febr. Die Warnemünder sahen das Meer in einer so heftigen Bewegung, daß sie die Wellen mit Wasserbergen verglichen die bis an die Wolken reichten. Der Sturm war so heftig, daß Reisende weder fahren noch gehen noch stehen konnten, und sich bei den Schneewirbeln auf die Erde niederwerfen mußten um athmen zu können. Da schönes warmes Wetter voraufgegangen war, so wirkte die eingetretene eisige Kälte so stark auf den menschlichen Körper, daß mehrere Menschen erstarreten und verhindert wurden sich von dem überschwemmten Lande zu retten. Die Fluth erreichte abends 5 Uhr bei Rostock den höchsten Stand, und blieb bis Nachts 2 Uhr also 9 Stunden in dieser Höhe, welche den mittleren Waßerstand 14 Fuß überstiegen hatte. Nach 2 Uhr sank das Wasser, stieg aber am 14. Febr. bei gemäßigterem Sturm fast bis zur derselben Höhe. Dies Unwetter traf mit gleicher Wasserhöhe auch Greifswald, Stralsund, Wismar und Lübeck. Die Folgen dieser Sturmflut waren schrecklich. In und um Rostock fand man nach Ablauf des Waßers, daß der Hafen selbst fahrbar geblieben, daß, aber die Waßerwerke, woran man über 20 Jahre gearbeitet, sehr ruinirt waren. Die Dünen, an deren Erhaltung man derzeit erhebliche Kosten verwandt hatte, waren vom Stromgraben bis Warnemünde und von hier bis Diedrichshagen vom Meerwaßer überstiegen, zerrißen und niedergestürzet. Die von Eichenholz mit starken eisernen Klammern verbundenen und mit großen Steinen beschwereten Kisten, sowohl am Meer als im Hafen und am Breitling waren gänzlich umgestürzet, die Steine ins Waßer gefallen, jedoch ohne das Fahrwaßer zu verschütten; das Kistenholz war zerbrochen, gänzlich weggeschwemmt und auf die Ufer von Marienehe und Bramow geworfen. In der Rostocker Heide waren eine große Menge Eichen, Buchen, Kiefern pp. umgeworfen. Die Dörfer Schmarl, Lütten und großen Klein, Marienehe, Redewisch pp. hatten an Häusern, Scheunen, Ställen Obstbäumen pp. sehr gelitten. Mehrere Gebäude waren umgestürzt und weggeschwemmt, viel Vieh ertrunken, Acker und Hausgeräthe weggetrieben. In dem Stadt Dorf Mohr, vermuthlich dem im Walde gelegenen Moorhof, welcher jetzt nicht mehr existirt aber auf die Reiter Charte bemerkt stehet, sind einige Pferde und Ochsen ertrunken. Die Menschen haben sich auf den Boden gerettet und dort drey Tage ohne Speise geseßen. Wie weit das Waßer in die Heide vorgedrungen ist nicht bemerkt worden, nach einer mündlichen Tradition soll es in Niedrigungen bis Blankenhagen vorgerückt seyn. Im Flecken Warnemünde sind von 150 Häusern 74 sehr beschädigt worden. Die Wände sind ausgefallen und nur die Ständer stehen geblieben. Alle Kisten, Betten, Bettstellen, Tische, Schränke pp. sind von den Fluthen weggerißen, 18 Häuser aber an der Nordseite bei der Laterne, gänzlich über den Haufen geworfen. Die steinerne Kirchhofs Mauer ist niedergestürzt, in der Kirche das Waßer drei Fuß hoch gestanden und durch die Vogtei hat man mit Böthen fahren können. Die beiden aeltesten Bürgermeister Tancke und Schütte haben am 12. Febr. den Schaden in Warnemünde in Augenschein genommen und sich die Klagen der Warnemünder, denen von ihren geborgenen Sachen noch manches weggestohlen worden, vortragen laßen. Alle im Hafen gelegenen Schiffe, mit Ausnahme von zweien sind losgerißen, aneinander und gegen die Häuser geschleudert worden. Mehrere sind zertrümmert; 18 haben auf trockenem Boden vor den Häusern und der Voigtei gestanden, unter diesen ein Schiff von 100 Last mit voller Ladung; zwei Schütten hat man auf den Wiesen bei der alten Warnow gefunden.
  
Nach einem alten Warnemünder Aberglauben schwimmen weibliche Leichen im Seewasser mit dem Bauch nach oben, während bei männlichen Wasserleichen der Rücken nach oben zeigt, wobei die Arme und Beine tief im Wasser hängen, so daß nur ihr Gesäß "wie eine Boje" im Wasser sichtbar bleibt.
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(NHG)
Großherzog Paul Friedrich wollte in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts einmal eine Bootsfahrt unternehmen. Doch dem Fischer, mit dessen Kahn er segeln wollte, erschien das Wetter zu gefährlich . Als der hohe Gast auf seinem Wunsch bestand, erklärte der Warnemünder ganz entschieden: "Tja, wenn Sei will´n, Königliche Hoheit! Ick mücht min Noors nich tau ne Boje maken!"
 
  
====Heiratsantrag====
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====Die große Novemberflut 1872 in Warnemünde====
  
Ein älterer Fahrensmann aus Warnemünde, der wegen seiner Trunksucht berüchtigt war und schon mehrfach vollkommen bezecht auf der Straße herumgelegen hatte, machte einer älteren alleinstehenden Frau seines Heimatortes einen Antrag: "Ick harr woll Lust, di tau friegen! Wat meinst du dortau?"
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[[Datei:Sturmflut 1872 Gedenktafel Warnemuende.jpg|thumb|250px|rechts|Gedenktafel für die Sturmflut 1872 in Warnemünde]]
Die Frau überlegte nicht lange und erwiederte ohne zu zögern: "Süh mol:Ick heff all een Swien in´n Stall, un an een Swien heff ick naug!"
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Über die Sturmflut von 1872 erfährt man oft den Nimbus, daß sie die größte Hochwasserkatastrophe gewesen sei, die unsere Ostseeküste hier je gesehen hat.
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Das ist zwar nicht richtig, führt aber dazu, das dieses Natur-Ereignis bei bodenständigen Küstenbewohnern in den Familien-Erinnerungen bis in unsere Tage fest verankert ist.
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Die Allerheiligenflut (1.November 1304), mehr als fünfhundert zuvor, und noch weitere, waren den Quellen zufolge  höher und verheerender. Sie liegt für das Erinnerungsvermögen der Menschen zu weit zurück und ist für die Statistiken der Wissenschaft nicht mehr detailliert fassbar.
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Was nun die Flut vom 12. bis 14. November 1872 so finden sich in den Archiven kaum bildliche Darstellungen der Hochwasserereignisse und ihrer Folgen, dafür aber eine große Vielzahl an Zeitzeugenberichten und die sind oft besonders bildlich in ihrer zeitnahen Beschreibung.
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Gustav Quade, berühmt geworden durch seine dreibändige „Mecklenburgische Vaterlandskunde“, hat in den Monaten unmittelbar nach der Katastrophe in der Region Rostock und Warnemünde solche Zeitzeugenberichte gesammelt, wo immer er ihrer habhaft werden konnte. Davon möchte ich hier einiges in Auszügen wiedergeben, das uns bis heute berührt:
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„Am Nachmittag des 12. November stand schon die See auf dem Fahrdamm der Vorderreihe. Einige vorsichtige Warnemünder zogen daher ihre Jollen näher aufs trockene Land und befestigten die Boote an den Bäumen. Allgemein ging man zu Bett, da mit einem Fallen des Wassers auf das bestimmteste gerechnet wurde. In der Nacht wuchs der Sturm zum Orkan. Lotsenkommandeur Jantzen, der die Gefahr von seinem Hause am Strom, hart an der See, aus erkannte, schickte noch in der Nacht die Nachtwächter im Ort herum, um die Einwohner zu wecken.
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Um 3 Uhr morgens war alles auf den Beinen. Der Sturm raste mit unverminderter Stärke weiter. Die Ziegel fielen haufenweis von den Dachstühlen, ganze Dächer wurden zuweilen abgehoben. Unzählige Veranden und Fensterscheiben gingen in Stücke. Einige Einwohner versuchten noch die Boote in Sicherheit zu bringen. Alles vergeblich. Als es gegen ½ 8 Uhr morgens Tag wurde, waren beide Baken auf den Molenköpfen verschwunden, die Molen standen ganz unter Wasser, die Bismarkpromenade mit der Grotte und die Badeanstalten waren beinahe zerstört.
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Gegen 8 Uhr morgens durchbrach das Wasser die Dünen westlich vom Ort und vereinigte sich über das Diedrichshäger -Moor und die Laak mit dem Breitling. Warnemünde lag auf einer Insel, deren Umfang mit dem Steigen des Wassers immer kleiner wurde. Am Rostocker Ende drang bald darauf das Wasser in die Häuser, die Bewohner flüchteten in die neuerbaute Kirche. Unterdessen hatten die Wogen die Gebäude des Bauhofes erreicht, nachdem sie die dahinter liegenden Dünen durchbrochen hatten. Die Familie des dort wohnenden Zimmermeisters schwebte in höchster Lebensgefahr. Der Aufenthalt in den Häusern war unmöglich, die 6 Personen flüchteten auf einen Hausboden. Die Überfahrt in einem Rettungsboot zu wagen, war unmöglich. Der rasend einlaufende Strom hätte das Boot sofort zerschlagen und seine Insassen in höchste Lebensgefahr versetzt. Man brachte daher den Raketenapparat an das Zollamt und der Lotsenkommandeur schoß eine Leine zum Bauhof hinüber. 6 kühne Männer mit Namen Baade, Borgwardt, Jungmann, Jürß, Radloff und Schmidt, sprangen in das Boot und ruderten es durch den mit Balken und Schiffstrümmern bedeckten Strom hinüber zum Bauhof und retteten die ganze Familie des Bauhofsaufsehers.
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Das Wasser stieg immer weiter, von Süden und Westen drang es in den Ort ein.
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Die Mühlenstraße mit der Mühle, die südliche Hälfte der Anlagen, die Kirche, wo die Flüchtlinge schließlich auf die Bänke steigen mußten und die 4. und 3. Reihe (Anastasia- und Friedrich-Franz-Straße) standen bis in die späten Nachmittagsstunden ganz unter Wasser.
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… Im Orte selbst blieb nur die Schanze, der Georginenplatz und der nördliche Teil der Anlagen trocken. Auf diesen kleinen Raum drängten sich bis zur einbrechenden Dunkelheit etwa 1600 Menschen zusammen, mit Todesangst im Herzen.
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Gegen 3 Uhr nachmittags ging der Wind nach Osten und wurde schwächer, das Wasser steigt nicht weiter. Niemand war verunglückt.
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… Am 14. November konnte man die Verwüstungen erkennen. Die Uferstraße am Strom war mit Holz, Booten, Seesand, Möbeln und Trümmern jeglicher Art bedeckt.
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Auf der Reede trieben 5 Schiffe mit schweren Havarien, 3 andere hatten die Masten gekappt. Sie wurden von dem alten Dampfer „Stadt Rostock“ in den Hafen geschleppt. … Die Molenspitzen waren spurlos verschwunden. ...Das Erdreich an der Schanze war fortgespült und der Strudel hatte eine tiefe Bucht im Durchgang von Hotel Rohn gemacht. ... Die Veranden schienen in der Luft zu hängen, und nur den festen Grundmauern des Hauses des Lotsenkommandeurs Jantzen neben dem Greifenbad war es zu danken, daß diese Häuser nicht völlig eingestürzt waren. Die Bismark-Promenade war verschwunden.“
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Die Küstenschützer bezeichnen diese Sturmflut heute ganz profan als „Bemessungshochwasser“, was bedeutet, das die in den einzelnen Küstenorten unterschiedlichen Wasserstände, wie auch die Spezifik des Vordringens des Meerwassers jenen Jahres als Messlatte für Küstenschutz-bauten und -maßnahmen herangezogen werden. Diese Naturkatastrophe steht aber auch für die seit nun eineinhalb Jahrhunderten anhaltende Messung und statistische Erfassung der Wasserstände und Wetterereignisse der Ostsee an der deutschen Küste als der „Nullpunkt“ und Beginn.
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[[Datei:Sturmflutschutzwand Warnemuende 2020.jpg|thumb|250px|rechts|Die neue Warnemünder Sturmflutschutzwand am Alten Strom südlich der Bahnhofsbrücke im Frühjahr 2020]]
  
====Karfreitag====
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;1903 blieb Warnemünde von der Sturmflut nahezu unberührt, wohingegen es die Rostocker Altstadt und den gesamten Bereich des Stadthafens besonders schlimm traf, was an der Fahrrinne lag. Das Wasser suchte sich seinen Weg entlang des Breitlings und der Warnow und bedrohte fortan insbesondere die Altstadt. Bei der Rostocker Bevölkerung sorgte dies für einige Empörung und stellte die Politik vor Schwierigkeiten.
  
Eine ältere Bürgerin Warnemündes bekam am Karfreitag unverhofft Besuch, als sie gerade ihre Strümpfe stopfte. Die Verwandschaft wunderte sich natürlich, daß die Frau ausgerechnet an einem so hohen kirchlichen Feiertag eine derart grobe Arbeit vorgenommen hatte. Die Alte hörte sich alle Belehrungen geduldig an und gab dan zu verstehen, daß ihr der Feiertag gar nicht bewußt geworden war: "Ick wahn achter ut - un tau mi kümmt keener!"
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Warnemünde wurde 1913/14 wieder hart von Überflutungen getroffen. So wurde die Promenade über eine Distanz von 300 Metern komplett zerstört und weggespült. Neben der Promenade erfasste das Hochwasser im Januar 1914 einen Großteil der Strandvillen hinter der Promenade und erstreckte sich bis zum Neuen Friedhof.
Dieses Wort machte bald die Runde und wurde noch oft zitiert, wenn ein Mensch fern vom Getriebe des Alltags im Ort vor sich hinlebte...
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====Angewohnheit====
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[[Kategorie: Sturmfluten und Küstenschutz]]
  
Kapitäne im Ruhestand (in Mecklenburg lautet die Bezeichnung für diesen Beruf allgemein "Schipper") gingen oftmals am Alten Strom in Warnemünde, wie seit Jahrzehnten gewohnt, eine Schiffslänge auf und ab. Sie wiederholten damit gewissermaßen jene Spaziergänge, die sie in früheren Zeiten auf dem Deck ihres Fahrzeugs unternommen hatten. Schon an der Zahl der Schritte zwischen den Umkehrpunkten vermochte jeder Zuschauer leicht zu erkennen, wer früher ein größeres und wer ein kleineres Schiff geführt hatte.
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==Straßen, Wege und Umwege - Von Milchsteg und Kuhbrücke zur Stadtautobahn==
  
====Anstand====
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==Das Postwesen==
  
Ein Warnemünder Schulmeister besaß ein wenig Ahnung von der Jägerei, weil er selbst oftmals als Treiber mitgewirkt hatte und daher mancherlei Fachausdrücke des Waidwerkes kannte. Seiner Schulklasse erklärte er sehr genau die verschiedenen Arten der Jagd und ließ dann seine Schäflein einen Aufsatz darüber schreiben. Das Ergebnis entsprach allerdings nicht ganz den Erwartungen. So las er etwa: "Der Jäger besitzt eine Flinte. Damit geht er in den Wald, klettert die Leiter hoch und legt sich flach auf den Bauch. Das nennt man Anstand!"
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==Warnemünde im Spiegel von Zeitgenossen==
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* [[Warnemünde im Spiegel von Zeitgenossen|Im Spiegel von Zeitgenossen]]
  
===Gasparis Warnowreise (um 1790)===
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==Warnemünder Persönlichkeiten==
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* [[Bedeutende Persönlichkeiten aus Warnemünde|Bedeutende Persönlichkeiten]]
  
Der in Rostock ansässige italienische Konditor Gaspari fuhr einmal mit einem anderen Italiener, dem Consul Laurino, von Warnemünde im Boot nach Rostock. Unterwegs hatte der Consul das Unglück in´s Wasser zu fallen, und Gaspari rief in großer Erregung den Schiffern zu: "rett´meine beste Freund Laurino! Meine álbe Vermögen für meine beste Freund!" - Ein Matrose sprang in´s Wasser und kam gleich darauf wieder empor, statt des schwarzlockigen einen Kahlkopf im Arm hoch hebend. Gaspari seinen Freund ohne Perrücke nicht kennend, schrie mit echt italienischer Rücksichtslosigkeit: "Tauch´ weg! Tauch´ weg! Das nicht sein meine Freund Laurino!"
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Aufgenommen wurden Personen, die in Warnemünde geboren oder verstorben sind, beziehungsweise in einem persönlichen Lebensabschnitt zeitweise in besonderer Beziehung zum Ort standen.
  
===Stephan Jantzens gefährlichstes Abenteuer===
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==Sagen, Geschichten, Legenden, regionale Literatur und Anekdoten zu Warnemünde==
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* [[Sagen, Geschichten, Legenden, regionale Literatur und Anekdoten zu Warnemünde|Sagen, Geschichten, Legenden, regionale Literatur und Anekdoten]]
  
Der Warnemünder Lootsencommandeur Jantzen wurde einmal nach Schwerin gerufen, um als Sachverständiger einen Dampfer zu prüfen, der den dortigen See befahren sollte. Nach der Wasserfahrt gab man ihm zu Ehren ein Diner, bei  welchem die Herren ihn animierten, von seinem Leben und seinen Fahrten, die er gemacht, zu erzählen. Schließlich wurde er gefragt, welches wohl das gefährlichste Abenteuer gewesen sei, das er erlebt habe, und zum Entsetzen der Gesellschaft erwiderte er lakonisch: "Das war die Fahrt heute, denn das kleine Schiff war dermaßen überladen, daß wir mit Mann und Maus ertrunken wären, wenn die Herren ein bishen unruhig wurden, oder wenn das Wetter nicht so still geblieben wäre!"
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==Warnemünder Volkskunde==
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* [[Warnemünder Volkskunde]]
  
==Flurnamen in Warnemünde und Umgebung==
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==Flurnamen in Warnemünde, Unterwarnow- und Breitling-Gebiet==
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* [[Flurnamen in Warnemünde und Umgebung|Flurnamen]]
  
 
==Chronistenkontakt==
 
==Chronistenkontakt==
  
Wilfried Steinmüller
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Christoph Wegner
  
mailto:windfluechterMV@gmail.com
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mailto:kontakt@heimatmuseum-warnemuende.de

Aktuelle Version vom 14. April 2024, 11:27 Uhr


Kenndaten der Ortschronik
OrtWarnemünde
Zeitlicher Schwerpunktab 1160 fortlaufend
UrheberrechteAutoren Christoph Wegner, Wilfried Steinmüller, Ronald Piechulek, Achim Schade
Erstellungszeitraumseit 2017
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungChronologie und Geschichte von Warnemünde
Status (Ampelsystem)unveröffentlicht

Der Küstenort Warnemünde chronologisch

Verwendete Quellen-Kürzel:

MUB = Mecklenburgisches Urkundenbuch

AHR = Archiv der Hansestadt Rostock

LHA = Landeshauptarchiv Schwerin

BGR R = Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock; Register zu Band 1 - 20 mit einer Zeittafel

KFC = Krausesche Fundchronik

HA WS = Heidearchiv Steinmüller

RA = Rostocker Anzeiger

Ur- und Frühgeschichte

Mittelalter bis zur Christianisierung

1160
Der dänische Chronist Saxo Grammaticus beschreibt die Seeschlacht auf dem Gudacra (Breitling) zwischen den Wenden und der dänischen Flotte unter König Waldemar und Bischof Absalon von Roskilde. (BGR R)

spätes Mittelalter 1200 bis zur Reformation 1517

betreffend die Bewidmung der neu angelegten Stadt Rostock mit dem Lübischen Rechte vom 24. Juni 1218 und verkauft der Stadt die Rostocker Heide für 450 Mark wendischer Pfennige, verzichtet auf seine Rechte an den im Hafen der Rostocker gestrandeten Schiffen, verheißt den freien Verkehr vorbehaltlich des fürstlichen Zolles nicht zu stören, verleiht die Fischereigerechtigkeit für die Unterwarnow und das Stadtrecht für die Markscheide der Rostocker.
In dieser Kaufurkunde erfolgt auch Warnemündes Ersterwähnung. Die Stadt Rostock erhält das Strandrecht in ihrem Hafen Warnemünde am rechten Warnow-Ufer. (östlich Taterhörn) (BGR R)
1257/58
Ältester Beweis für das Vorhandensein des Ortes Warnemünde durch Erwähnung eines Hauses daselbst. (KFC)
1262, 17.Dez.
die Herzöge Albrecht und Johann von Braunschweig urkunden in Warnemünde. (KFC)
1264, 12. Oktober
Fürst Heinrich Borwin III. verleiht den Rostockern das städtische Recht in ihrem (!!) Hafen Warnemünde. (BGR R)
1278, 21.Dez.
Fürst Woldemar verspricht daß bis nach Warnemünde und bis ans Meer hinunter überall in einer Meile Entfernung vom Fluss keine Festung errichtet werden soll. (HA)
1283
Erwähnung von Steinen für den Hafenbau in Warnemünde in einer Kämmereirechnung. (KFC)
1286, 27. Februar
Die Stadt Rostock erwirbt aus fürstlichem Besitz den Pagenwerder. (BGR R)
1288
Der Rat läßt durch Rötger Horn den Rostocker Hafen Warnemünde ("von der Tonne bis ins offene Meer hinaus") auf eine Tiefe von 6 Ellen (12 Fuß) bringen. (MUB Nr.1977)
1300 April
Die mecklenburgischen Fürsten Heinrich I. der Pilger und Heinrich II. der Löwe im fürstlichen Warnemünde. (KFC)
1301, 28.Juli
König Erich von Dänemark in Warnemünde. (KFC)
1300-1314
Das Rostocker Warnemünde ist Hauptschauplatz der Kämpfe König Erichs von Dänemark, Markgraf Albrechts von Brandenburg, Fürst Heinrichs von Mecklenburg u.A., gegen die Stadt Rostock. (KFC)
1304, 2.Mai
König Erich von Dänemark wiederum in Warnemünde. (KFC)
1307 1. November
(nach anderen Quellen auch 1304) Die Allerheiligen-Flut überflutet die gesamte Dünen-Nehrung von Diedrichshagen bis zur Rostocker Heide. Ihr Scheitelwert soll 14 Fuß (ca. 4,6 m) über dem normalen Wasserstand betragen haben. (BGR R)
1309, 14.Aug.
Heinrich der Löwe in Warnemünde. (KFC)
1311
König Erich von Dänemark in Warnemünde. (BGR R)
1311 nach dem 16. Sept.
Der von König Erich zum Hauptmann (capitaneus) des Landes Rostock ernannte Fürst Heinrich der Löwe sperrt den Warnemünder Hafen, indem er auf jeder Seite des Stromes einen hölzernen Turm errichtet und zwischen den Türmen eine Brücke erbaut. (KFC)
1311/12
Die Rostocker zerstören die beiden Befestigungen (BGR R)
Die Rostocker brennen das fürstliche Dorf Warnemünde nieder. (BGR R)
bis Mai Die Rostocker bauen einen neuen Turm auf der Ostseite ihres (!!) Stromes aus den Steinen des Turmes der abgebrannten Pfarrkirche und des im Bau befindlichen Petriturmes in Rostock. (BGR R)
1312 23.Juni
König Erik klagt darüber das nicht nur die Kirche, sondern auch der Ort und besonders das Haus, das er für sich und die Markgrafen (von Brandenburg) gebaut habe, zerstört sei. (BGR R)
30.Juli
Belagerung Rostocks und des Turmes in ihrem(!!) Hafen Warnemünde durch Dänenkönig Erik Menved. (BGR R)
Juli
Heinrich von Mecklenburg sperrt das Tief unterhalb des Turmes. (BGR R)
9.September
Übergabe nach der Belagerung. (BGR R)
September/Oktober
Die Verbündeten bauen den eroberten Turm durch Hinzufügung von 4 kleinen Türmen einer Mauer und eines Grabens zu einer Festung aus und halten sie gemeinsam besetzt (später Dänscheburg/ dän. Danskeborg) (BGR R)(KFC)
In den Beschwerden des dänischen Königs heißt es das diese (Die Rostocker) vor der Übergabe von Warnemünde den Ort und die Kirche verbrannt und das Haus, das der König für sich und den Markgrafen Waldemar von Brandenburg erbaut, niedergebrochen hätten. (KFC)
1312, 9.Okt.
König Erich verabredet mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg, daß die Summe, die sie dafür durch Verhandlung von den Rostockern bekommen würden, daß der vor Warnemünde erbaute Turm wieder abgebrochen und nie wieder aufgebaut werden dürfe, gleichmäßig zwischen ihnen geteilt werden solle. (KFC)
1312, 15. Dez.
Die Stadt Rostock unterwirft sich dem König Erich und dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und verspricht u.A. in Warnemünde eine schöne hölzerne Kirche zu bauen. (KFC)
1313, 20. Febr.
Der Markgraf Waldemar von Brandenburg verkauft seine Hälfte des Warnemünder Turms an den König von Dänemark, der damit in den Besitz des ganzen Turms gelangt. (KFC)
1314, 25. Nov.
Tod des Fürsten Nikolaus von Rostock, des letzten Fürsten aus der Rostocker Linie. (KFC)
1317 7.Januar
König Erich von Dänemark verleiht dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg und seinen Erben das Land Rostock mit Ausnahme des Schlosses Danskeborrig zu Warnemünde, das sich in Pfandbesitz des Marschalls Niels Olaffson befindet. Dieses dänische Schloß wird noch wiederholt erwähnt. Auf ihm saß jedenfalls auch der Capitaneus Eskil Grüp von dem wir einen undatierten Brief an den Rostocker Rat besitzen. (KFC)
25.November
Friede von Templin mit dem brandenburgischen Markgrafen Waldemar. Laut Friedensvertrag belehnt Erik von Dänemark Heinrich (II.) von Mecklenburg mit der Herrschaft Rostock, außer Warnemünde und der Dänscheburg. (BGR R)
1319, 9.Okt.
König Erik von Dänemark stirbt und Fürst Heinrich (II.) besetzt die Dänenburg. (BGR R)
1322 24.September
Fürst Heinrich II. von Mecklenburg verkauft das "Haus und den Turm" an die Stadt zum Abbruch. (BGR R)
1323 11.März
Die Stadt erwirbt von Heinrich II. von Mecklenburg das fürstliche Dorf (villa) Warnemünde mit dem ganzen westlichen Warnowufer (das damals am Taterhörn auf der hohen Düne lag, bis an die Grenze von Diedrichshagen, mit Eigentumsrecht, voller Gerichtsbarkeit, mit Gestattung der Anwendung des Lübischen Rechts, Fischereigerechtigkeit bis in die See hinaus, behält sich aber das Patronatsrecht vor. (KFC) Das heutige, ehemals fürstliche Warnemünde wird damit Rostocker Stadtbesitz. (BGR R)
1325, 7. April
In einem Rostocker Stadtbuch findet sich die Notiz, daß Warnemünde freies Eigentum der Stadt sei, die daselbst die volle Gerichtsbarkeit ausübe und ihr die Abgaben und Einnahmen zukämen. Die Warnemünder Renterverhältnisse (?) würde der Rat in Ordnung bringen. Obwohl somit Warnemünde ganz zu Rostock gehörte, finden wir auch in der Folgezeit die Mecklenburgischen Fürsten häufig dort. Auch bleibt es noch längere Zeit der Versammlungsort für die Truppen, die dem Dänenkönig zu Hilfe gesandt werden.
1337
Verfestung des Knappen Vicke Valkenhagen, weil er Strandgut bei Warnemünde geraubt, also in das Strandrecht Rostocks eingegriffen. (KFC)
1339, 5.Nov.
Anlegung eines eigenen Stadtbuchs für Warnemünde, Kassebohm und Barnstorf.(KFC)
1348, 19. Sept.
Erwähnung eines (verstorbenen) Dieners des Warnemünder Vogts und einer von ihm benutzten Wiese. (KFC)
1348
"Lucerna" (Laterne) von Warnemünde erwähnt. (BGR R)
1349, 22. Febr. - 1350, 22. Febr.
Die Kämmereirechnung erwähnt den Bau von Befestigungswerken in Warnemünde, die, wie aus der Kämmereirechnung von 1363/64 hervorgeht, zum Schutz der Leuchte dienten. Auch wird der Baum in Warnemünde genannt. (KFC)
1350, 24. Aug.
Bruchstück einer Rechnung in dem als Einnahme u.A. 7 Mark de collecta in Warnemünde vorkommen. Daß die Gesamtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes jährlich 7 Mark betrug. (zeigt der Vertrag von 1359, 18.Dec. (KFC)
1359 18.Dezember
Vertrag des Rostocker Rats mit den Warnemündern ("burgenses in Warnemunde") über Dienste und Schoß. Die Warnemünder sollen jederzeit unentgeltlich zu den städtischen Bauten in Warnemünde helfen und andere notwendige Dienste leisten. Der Rat sagt ihnen dafür zu, daß die von altersher auf 7 Mark festgesetzte Gesammtsumme des von Warnemünde aufzubringenden Schoßes nicht erhöht werden soll. (KFC)
1381, 22. Febr. bis 1882, 22. Febr.
Erste erhaltene Gewettsrechnung, in der die bisher in den Kämmereirechnungen vorkommenden Ausgaben für Warnemünde erscheinen. (KFC)
1430
Während der Streitigkeiten zwischen dem alten und neuen Rat zu Rostock sperrte die Herzogin Katharina von Mecklenburg den Warnemünder Hafen durch Verfestung von Schiffen und brennt den Ort nieder. (KFC)
1475
Erwähnung von Blockhaus und Burg zu Warnemünde. (KFC)
1475, 23. April
Kaiser Friedrich III. bewilligt den Meckl. Herzögen einen Zoll zwischen Rostock und Warnemünde, doch verzichtet Herzog Heinrich mit seinen Söhnen 1476, am 23. April auf die Erhebung, weil sie den Rechten und Freiheiten der Stadt zuwiderläuft. (KFC)
1485 1.Februar
Der Rat läßt den Hafen auf eine Tiefe von 6 Ellen bringen und verbreitern. (BGR R)
1487
Während der Domfehde nehmen die Meckl. Herzöge am 24. Juli 1487 den Ort. Am 1. August der befestigte Leuchtturm vom Herzog genommen, Warnemünde und die dortigen Befestigungen zerstört, die Dachziegel als Beute hinweggeführt. (KFC)und(BGR R)
1494
Erwähnung der Warnemünder Vitte (Fischerlager) in Falsterbo, neben der Rostocker Vitte. (KFC)
1495, 17. März
Die Herzöge nehmen Warnemünde ein, arretieren die Rostocker Schiffe und verbieten Ein- und Ausfuhr. Bau von Befestigungswerken zur Sperrung des Hafens. (KFC und BGR R)
10. April
Waffenstillstand; die Herzöge verpflichten sich Warnemünde nicht wieder zu befestigen. (BGR R)
7.Dezember
Vergleich zwischen den Herzögen und der Stadt. Die Herzöge behalten sich vor, die Befestigung um den Leuchtturm zu zerstören. Sie betrachten es seitdem als ihr Recht, daß ohne ihre Genehmigung keine Befestigung in Warnemünde angelegt werden darf, geben aber Warnemünde an Rostock zurück. (BGR R)
1496, 28. Februar
Die Herzöge geben der Stadt die Erlaubnis zur Erhebung einer Bieraccise. Als Grund wird u.A. aufgeführt, daß Mittel zur Instandsetzung des Hafens und des Neuen Tiefs gebraucht würden. (KFC)
1510 27.Juli/2.August
Die Herzöge protestieren gegen den Bau eines Blockhauses, der durch den Krieg mit Dänemark veranlaßt ist. (BGR R)
9.August
Der Krieg der Städte gegen König Johann von Dänemark hat die Herzöge von Mecklenburg veranlaßt, den Rostockern die Errichtung eines Block- und Korbhauses zu Warnemünde zu gestatten, unter der Bedingung, daß diese Befestigungen nach Beendigung der Fehde wieder abgebrochen werde. (KFC)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

1519 23.Mai
Ausbesserung des "Neuen Tiefs" (= alter Strom; zwischen 1487 und 1519 entstanden) (BGR R)
1522 27.August
Auch als Rostock gemeinsam mit Lübeck Gustav Wasa eine Flotte zu Hülfe sandte wird in Warnemünde ein Korbhaus eingerichtet. (in 14 Tagen vollendet). (BGR R) (KFC)
1535
Neue Verhandlungen mit den Herzögen wegen Errichtung einer Schanze oder eines Korbhauses zum Schutz des Warnemünder Hafens. (KFC)
1535 10.Juni
Die Stadt soll sich dem Herzog verpflichten, das Korbhaus, das sie bauen will, nach Beendigung des Krieges der wendischen Städte gegen den Herzog von Holstein wieder zu zerstören. (BGR R)
1560
Vogtseid für Warnemünde. (KFC)
1573
Die Dänen unter König Friedrich von Dänemark sperren den Hafen. (BGR R)
1573, 21.März
"Senatus beschweret sich bei den Beamten zu Dobberan, daß die Doberanschen Bäcker ihr Brodt nach Warnemünde brächten und daselbst zum praejudice der hiesigen Bäcker, denen Warnemündern in ihren Häusern feil böte; bitten, solches abzustellen." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
1573, 8.August
"Senatus an den auf der Rhede von Warnemünde mit vier Schiffen liegenden dänischen Admiral Jürgen Appelgarde, darin sich Senatus beschweret, daß das dänische Schiffsvolk die Schwäne auf der Warnow schösse." (Extractum Libri Missivarum de anno 1573)
1573
gegen Ende des Jahres zerstörte ein Sturm die vor Warnemünde liegenden Dänischen Blockade-Schiffe. (Becker Kirchspielchronik Röv.)
1577
Zerstörte ein heftiger Sturm 200 Schiffe und trieb sie ans Gestade des Meers. (KFC)
1577, 20. Febr.
Ratsverordnung, wonach hinfürder kein Warnemünder Schiffahrt treiben soll, ohne besondee Erlaubnis des Gewetts. Diejenigen Warnemünder, die zur Zeit die Schiffahrt betrieben, durften dabei bleiben, mußten aber einen Knecht halten, der während ihrer Abwesenheit die Fischerei und die Wache zu besorgen hatte. (KFC)
- ebenso Gewettsordnung, wonach in Warnemünde außer dem Vogt und dem Barbier nicht mehr als 8 Krüge sein sollen. (KFC)
1579
Warnemünde brennt bis auf wenige Häuser ab. (KFC)
1580
Festsetzung des Bürgereides für Warnemünde
1582 4.Juli
Herstellung des neuen Tiefs (= alter Strom) beendet. (BGR R)
Warnemünde 1586 Ausschnitt Vicke Schorler Rolle (AHR)
1583
Erneute Sperrung des Warnemünder Hafens durch dänische Kriegsschiffe. (KFC)
1585
Hochzeitsordnung für Warnemünde (KFC)
1586 Juni-Juli
Verhandlungen mit Herzog Ulrich, aus denen ersichtlich ist, daß die Landesherrn in Warnemünde ein Absteigequartier besaßen. Es wird die Einrichtung eines Kellers und die vom Herzog gewünschte Verlegung der Küche erwähnt. (KFC)
1593, 7.März
Wiederholung der Verordnung wegen der Schiffahrt vom 20. Februar 1577. Wer sich nicht fügen will, soll bis zum nächsten Ostern mit allem seinem Gut nach Rostock ziehen. (KFC)
1603, 29. Sept.
Bestallung des Vogtes Peter Lange. (KFC)
1606 1.Februar
Den Warnemündern wird durch Ratsbeschluß den Warnemündern der Schiffbau verboten (1610 wird Bootsbau gestattet). (BGR R)
1606, 18. Mai
Anordnung einer Schonzeit für Vögel und Wild. (KFC)
1609, 16.Jan.
Ratsbeschluß, wonach zu Warnemünde der Wadenzug einem jeden freistehen soll und "niemandt einigen Ordt der fischerey in der Sehe für sein eigenthumb zu vortheidigen gestattet sein soll." die Weddeherren sollen die Anlegung neuer Wadenzüge begünstigen, da im Vorjahre nur 3 Heringswaden auf 2 Zügen in Betrieb gewesen. (KFC)
1613, 6.Febr.
Jochhim Evers in Warnemünde wird der Bootsbau in seinem Hause gestattet. Auch soll er in Notfällen Schiffsreparaturen vornehmen dürfen, wenn keine Rostocker Schiffszimmerleute anwesend sind. (KFC)
1619, 11./12. Febr.
Die Verlöbnis-, Hochzeits- Kindtaufs- und Feuerordnung für Warnemünde vom 13. Januar wird in Warnemünde in der Vogtei den sämtlichen Warnemündern vorgelesen, resp. von der Kanzel publiciert. Nach der Feuerordnnung sollen die Feuerstallen jährlich besichtigt werden. (KFC)
1621, 10.Febr.
Die Bestrafung Fite Kempes zeigt, daß den Warnemündern das Fischen im Strom verboten war. (KFC)
1625 10./11. Febr.
war die bekannte schreckliche Überschwemmung zu Rostock und in der Umgegend, davon in dem *"Etwas von gelehrten Rostockschen Nachrichten" 4.Jahrg. Nr.898 i.J. 1740 eine ausführliche Nachricht abgedruckt sich findet.
In hiesiger Gegend soll ein großer Theil der Waldung unter Wasser gestanden haben, ja es soll das Wasser in Niederungen bis Blankenhagen vorgedrungen seyn. Die Wasserhöhe des Maaßes war 14 Fuß (rund 4,60 m) über den mittlern Stand gestiegen. Die Meierey auf dem Moorhof (vorh. Moor genannt) stand völlig im Wasser, Pferde und Ochsen ertranken, die Bewohner saßen 3 Tage im Dach auf dem Heu. Zu Warnemünde wurden von 150 dortigen Häusern 18 an der Düne gänzlich weggerissen und 74 stark beschädiget ; viele Schiffe zertrümmert. (BK)
1628 15.Februar
Warnemünde durch den wallensteinschen Oberst St. Julian besetzt. Bau einer Schanze. (BGR R)
1628, 9.März
Warnemünde wird durch dänische Kriegsschiffe blockiert und bombardiert. (KFC)
1631 Juli/August'
Angriff der kaiserlichen und der herzoglichen Truppen. (BGR R)
- 27.August Eroberung der Schanze durch Herzog Johann Albrecht und Oberst Lohausen. Abzug der Kaiserlichen. (BGR R)
- 28.August Die Schweden besetzen die Schanze allein. (BGR R)
- 30.August Der schwedische Generalkommissar Erik Anderssen richtet im Einverständnis mit den aus der Verbannung zurückgekehrten Herzögen eine Zollstelle in Warnemünde ein. Sie bestand mit Unterbrechungen bis ins 18. Jahrhundert. (KFC) (BGR R)
1632 29.Februar
Durch Vertrag zwischen Gustav Adolf und den mecklenburgischen Herzögen bleibt der schwedische Zoll in Warnemünde bestehen. Schweden halten die Schanze besetzt. (BGR R)
1634, 3.Nov.
Die Vernehmung einiger Warnemünder Fischer durch die Gewettsherren beweist, daß man noch damals nach Falsterbo zum Heringsfang zog und daß die Warnemünder verpflichtet waren, ihn mitzumachen. (KFC)
1637 29.April
Ausbesserung der Schwedenschanze (BGR R)
1638 11.März
Die Schwedenschanze den Kaiserlichen übergeben. (BGR R)
1639 26.Oktober
Die Schwedenschanze den Rostockern demoliert, aber gleich darauf von den Schweden zurückerobert und wieder hergestellt. (BGR R)
1646, 1. und 7. März, sowie 1647,7.Jan.
Mandate gegen das Karpfen und Hecht angeln. (KFC)
1648
Westphälischer Friede. Vergebliches Bemühen der Stadt Rostock, den Warnemünder Schwedenzoll zu beseitigen. (KFC)

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1660 8.März
Im schwedisch-polnischen Krieg Besatzung der Schwedenschanze von kaiserlichen Truppen zur Übergabe gezwungen. (BGR R)
- 23./24.März
Die Schwedenschanze von den Kaiserlichen unter Montecuculi zerstört. (BGR R)
- 19.April
Die kaiserlichen Truppen ziehen aus Warnemünde ab. (BGR R)
1661 Juni
Die Schweden bauen eine neue Schanze auf der Ostseite von Warnemünde beim Zimmerhof. (BGR R)
Warnemünde 1661 (LHA)
1664, 12. Febr.
"Verbot, daß aus der See kommende Schiffe in Warnemünde liegen bleiben, dort löschen und laden und Zimmern laßen, ohne mit ihren Waaren an die Stadt zu kommen." (KFC)
1665 25.März
Die Schweden vertreiben die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei. (BGR R)
1665, 23. Sept.
"Verbot der Leinenweberei in Warnemünde" (KFC)
1666, 31. März
"Wiederholung des Mandats vom 12. Febr. 1664 mit Zusatz über die dem Vogt von den Schiffen zu zahlenden Gebühren." (KFC)
1667, 20. Aug.
Die Warnemünder werden an die alte Observanz (1359, 18. Dez.) erinnert, wonach sie jederzeit Fuhren und Hülfe bei den notwendigen Bauten zu leisten haben. Wenn sie sich darin willig zeigen, wird ihnen das Aalstechen auf dem Breitling bis nach Großen Klein (mit gewissen Einschränkungen) sowie das Obstverfahren mit kleinen Böten gestattet, falls sie das Obst in Rostock einkaufen. Auch soll ihnen erlaubt sein, Rostocker Bier und Gartengewächse über die See in einige Klipphäfen zu bringen. (KFC)
1667, 19. Dezember
Feststellung, wieviel Bootsschiffer in Warnemünde wären und wieviel Lotsen ihre Böte tragen könnten. (KFC)
1668, 13. April
Wiederholung des Verbots der Leinenweberei in Warnemünde. (KFC)
1668, 14.April
"Mandat betreff die Schonzeit für Wild und Vögel" (vgl. 1606, 18. Mai); "Verbot des Brachens (Kalfaterns), Bauens und Klopfens an den Schiffen während Barsche, Brachsen und andere Fische einziehen."; "Verbot Schweine frei umherlaufen zu lassen" (KFC)
1669, 7.Nov.
Erneutes Verbot des Fischharkens. (KFC)
1669, 7. und 20. Nov.
"Verbot die Krüge bis in die Nacht offen zu halten." (KFC)
1672, 9. Okt.
"Verbot für die Warnemünder, Mehl von fremden Müllern zu kaufen. Das Mehl soll in der Stadt gemahlen und in der Stadt die Accise davon entrichtet sein." (KFC)
1673, 11. Febr.
Auf E.E. Rats Dekret ermahnen die Gewettsherrn den Vogt, auf das Brotbacken beßer Obacht zu geben. Er erklärt, sein Bestes zu tun aber nicht verhindern zu können, wenn die Leute in der Stadt backten. Es soll offenbar in Warnemünde in den dortigen Backstuben gebacken werden. (Vgl. 1679, 29.März) (KFC)
1673, 29. März
Ratsdekret, wonach die Fuhren nach Dänemark und andern Orten von den Warnemündern der Reihe nach besorgt werden sollen. (KFC)
1675 16./17.Juli
Die neue Schwedenschanze von den Brandenburgern besetzt. Die Gewettsherren ergreifen vom Vogtei-Gebäude wieder Besitz. (BGR R)
1676 Januar
Warnemünde geht durch Vertrag an die Dänen über; die Schanze im Osten wird geschleift. (BGR R)
1677, 26. Januar
E.E.Ratsordnung für Warnemünde; sie enthält mehrere Paragraphen über anständiges Benehmen auf der Vogtei, Bestimmungen über die Nachtwache, das Verbot, Vieh auf die Hegewiesen zu treiben, die Mahnung zur Ordnung beim Lotsen- und Bergungsdienst sowie beim übersetzten von Reisenden nach Dänemark u. A. . (KFC)
1679, 7. Januar
Festsetzung über Fracht- und Fuhrlohn für Überfahrten nach Dänemark (Gjedser). (KFC)
1679, 29. Mai
Gewettsdekret, das u.A. einschärft, "das Brod nach altem Herkommen in Warnemünde im Vogteibackhause und nicht in Rostock backen zu laßen." (KFC)
1679, 25. Juni
Revision der Gewichte der Warnemünder Händler durch den Gewettsdiener. (KFC)
1680, 5. Febr.
Regelung der Warnemünder Bootfahrt mit Passagieren nach Dänemark und Schonen. (KFC)
1681, 12. Febr.
Besichtigung von Warnemünde durch den schwedischen Generalfeldmarschall Graf Königsmarck wegen Wiedereinrichtung des Zolls. Protest der Stadt Rostock. (KFC)
1681, 5. März
Ein schwedisches Kriegsschiff erscheint in Warnemünde, um den Zoll wieder zu erheben. Die Stadt Rostock verweigert die Öffnung des Hafenbaumes. (KFC)
1681, 12. April
Verhandlungen des Gewetts mit dem schwedischen Kapitän und dem Licentmeister. Der Kapitän erklärt, er bleibe solange vor Warnemünde liegen um den Zoll zu erheben, bis dafür andere Vorkehr getroffen sei. Der Licentmeister erklärt, er habe den Zoll in derselben Weise zu erheben wie bis 1671 geschehen. (KFC)
1681, 3.Mai
Auf die Klagen der Rostocker Fischer, daß der Brachsenfang von Warnemünde sehr gestört würde, weist das Gewett den Vogt an, den Warnemündern das Fischen "Vor der See" und im Strom und die Zimmerei an Schiffen zu untersagen. (KFC)
1682, 12. Januar
Hochzeitsordnung für Warnemünde. (KFC)
1682,21. Febr.
Verordnung des Gewetts wonach, wer in Warnemünde Bier "einlegen" will, es beim Vogt anmelden und der Stadt die Accise entrichten muß. (KFC)
dto.
Jürgen Knutsen wird in Warnemünde als Frei-Leinenweber zugelassen. (KFC)
1686, 4.Mai
Befehl an den Vogt, seiner Instruktion gemäß darauf zu achten, daß die Schiffe den Ballast ein Stück Weges von den Dünen und dem Bollwerk entfernt auswerfen lassen. (KFC)
1686, 18. Juni
Ratsdekret, wonach die Schiffer in Warnemünde, deren Böte mehr als 2 Last Güter fahren können, solche sofort "hinweg thun" oder aber nach Rostock ziehen sollen. (KFC)
1686, 29.Juni
Unter dem Vorsitz des Gewetts vergleichen sich die Warnemünder Fischer und Schiffer mit den Deputierten des Schonenfahrergelags und sämtliche Rostocker Kaufleuten und Seefahrern wegen der beim Aus- und Einbringen von Schiffen und Leichtern durch die Warnemünder zu erhebenden Gebühren. (KFC)
1686, Oktober
Wird in Warnemünde ein Bürger und Krämer erwähnt, woraus hervorgeht, das damals in unserem Hafenorte nicht bloß Haken (von Höker = Händler, der auf der Straße oder in einer Bude Waren mit geringem Umsatz verkauft, Kleinhändler) sondern mindestens auch ein Krämer geduldet wurde. Die "Freyhakerey", d.h. der Handel mit allerhand "Hakenwaaren" wie Hering, Butter, Käse, Fischwerk, Talglichten und dergleichen wurde vom Gewett häufig in Warnemünde vergeben und zwar meist auf Lebenszeit nicht nur für de Antragsteller, sondern auch für dessen Frau. Grade über die vielen Höker klagt obiger Krämer, daß sie ihm das Geschäft verderben. Er hat deshalb den Thranverkauf mit aufgenommen. Dies aber wollen die Rostocker Schuster wieder nicht leiden, und so bekommt die Sache zur Entscheidung vor das Gewett. Letzteres entscheidet für den Krämer (Johann Jörcke) und verleiht ihm "die freyheit mit thran zu handelen" da Jörcke einmal "ein fast abgelebter alter Mann", ferner der Thranhandel in Warnemünde nicht der Schusterrrolle wiederspreche und endlich Warnemünde zwei Meilen von der Stadt entfernt sei, so daß Jörckes Handel mit "Thran wahren" dem Schusteramte nicht schaden könne. (KFC)
1686, 16. Nov.
wird der Wismarsche Barbiergeselle Hinrich Roth "in betracht desselben wohl erlernten und geübten Chirurgiekunst auf Fürbitte seines Stiefvaters," eines Warnemünder Bürgers, vom Gewett als "Frey Barbier" in Warnemünde zugelassen. (Ein Barbier kommt in Warnemünde schon 1577 vor. 1819 wird später darüber geklagt, daß in Warnemünde kein Chirurg sei.) (KFC)
1700, vor dem 20. Sept.
Brand in Warnemünde bei dessen Dämpfung Rostocker Stadtsoldaten mitgeholfen haben, weshalb ihnen durch Ratsdekret vom 20. September eine Belohnung zugesprochen wird. (KFC)
1716
Peter der Große mit einer Flotte vor Warnemünde. (KFC)
1718,26.Februar
Brand in Warnemünde durch den 20 Häuser zerstört werden. (KFC)
1721
4. Juli - Verordnung daß zu Warnemünde, wie auch auf der Stadt und Hospital-Dörfer kein ander als Rostocker Bier verschenkt werden soll. (UA)
1729, 21.April
E.E. Raths-Verordnung "Wie es zu Warnemünde mit Ein- und Ausbringung frembder Schiffe und Fahr-Zeuge, im gleichen mit Lösch- und Beladung der auff der Rhede liegenden, und dann auch mit gestrandeten Schiffen, deren Waaren und Gütern gehalten werden soll." (KFC)
1735, Mai
Während der Wirren unter Karl Leopold und Christian Ludwig ließ letzterer als Kaiserlicher Kommissar Warnemünde von Schwarzburger Kommissionstruppen besetzen, mußte dieselben aber auf Beschwerde der Stadt wegen Verletzung ihres Garnisonsrechtes wieder zurückziehen. (KFC)
1740
ging der Schwedenzoll zu Warnemünde in den Pfandbesitz des Herzogs Carl Leopold über. (KFC)
1755
Vermessung Warnemündes und Aufstellung eines Feldregisters durch den Stadtkassen Sekretär Tarnow. (KFC)
1756, 27.Januar
Gewettsverordnung : Fremde Schiffe müssen während der Winterlage in Warnemünde vom Bollwerk abbleiben. (KFC)
1767
Durchbruch der See auf der Ostseite.(Hohe Düne) (BGR R)
1769, 27.Febr.
Die Warnemünder Bürgerschaft erhält vom Rat die Erlaubnis, eine neue Schule einzurichten, da der Küster im Rechnen und Schreiben nicht gehörig unterrichten kann. (KFC)
1779, 18. Febr.
Gesuch der Warnemünder, die neu zu erbauenden Häuser nicht zwischen Vorder- und Hinterreihe setzen zulassen. (KFC)
1781, 25.Mai
"E.E.Raths der Stadt Rostock Lotsen-Ordnung für den Hafen Warnemünde." (KFC)
1782, 17. Juli
Ratsverordnung wegen des von den kleinen Schiffen zu erlegenden Lotsengeldes. (KFC)
1784
Vorschlag des Warnemünders Joh.Lange zwischen der Vorderreihe und dem Bollwerk eine Reihe von Querhäusern errichten zu lassen, da sich sonst keine geeigneten Bauplätze fänden. - Abschlägiger Bescheid trotz mehrfacher Wiederholung. (KFC)
1784, seit 19. Januar
Verbote, die neu zu erbauenden Häuser in Warnemünde mit Stroh zu decken. (KFC)
1784, 6. Okt.
Verordnung, daß die fremden Schiffe nur in Rostock Winterlager halten dürfen. (KFC)
1796, 15.Jan.
E.E.Rat schlägt der Bürgerschaft die Anstellung eines Dünenwächters zur Bewachung der Warnemünder Dünen vor. (KFC)
1797, seit
wurden besonders auf den Rat des Prof. Dr. Franz Christian Lorenz Karsten, Anpflanzungsversuche auf den Dünen zwischen Warnemünde und Diedrichshagen gemacht. (KFC)
1799, Ende April, Anfang Mai
Forstinspektor Becker schickt seine Waldarbeiter aus der Rostocker Heide nach Warnemünde um 4000 Akazien ("Scheinakazien"= Robinien) sowie eine ungezählte Anzahl an Weiden und Pappeln zu pflanzen. (KFC)
1799, 24.Juli
"Instruktion für den Dünenwärter" (KFC)
1800
Johann Christian Friedrich Wundemann erwähnt Warnemünde in dem 1800 erschienenen 1.Teil seines Buches "Mecklenburg in Hinsicht auf Kultur, Kunst und Geschmack" nur als Ausflugsort der Rostocker, ohne des Seebades zu gedenken. Warnemünde wurde demnach damals noch nicht als Badeort benutzt.


1801
lag die englische Flotte unter Admiral Nelson während des dänischen Feldzuges und dem Kopenhagen-Bombardement zur Verproviantierung vor Warnemünde. (KFC)
1802
Verhandlungen über die Bebauung des Ostufers, weil es auf dem Westufer an Bauplätzen mangele. - Der Rat beschließt laut Decret vom 3. November 1802, die Sache vorläufig auf sich beruhen zu lassen. (KFC)
1802, 30. Nov.
Der Rat erläßt eine revidierte Lotsenordnung für den Hafen Warnemünde nebst Erläuterungen dazu. (KFC)
1803, 26.Juni
Schweden verzichtet endgültig auf den Warnemünder Zoll. (KFC)
1806, 2.Januar
Ratsordnung betr. des Ballastgeldes für Warnemünde und die Rhede. (KFC)
1806 21.November/19. Dezember
Einführung der Kontinentalsperre, Sperrung der mecklenburgischen Häfen. (Warnemünde ist dann abwechselnd bis 1812 von französischen und mecklenburgischen Truppen besetzt, um die Sperre durchzuführen.) (KFC) (BGR R)
1809 25.Mai
Alle in Warnemünde befindlichen Schiffe werden durch das Schillsche Corps beschlagnahmt. (BGR R)
26.Mai
Holländische Truppen als Verfolger der Schillschen Truppen in Warnemünde. (BGR R)
1811 5.April
ordnet der Marschall Eckmühl den Bau von zwei Batterien bei Wismar und in Warnemünde an, die nach Art von Redouten in der Mitte ein Blockhaus, ringsherum Gräben erhalten sollten.(BGR R)
1812 2.März
Die Batterien in Warnemünde von den französischen Truppen den mecklenburgischen Truppen übergeben. (BGR R)
- Juli
Für das französische Militär muß eine Warmbadeanstalt errichtet werden. (BGR R)
1813 23.März
Aufhebung der Kontinentalsperre; Öffnung der Häfen. (BGR R)
- August
Die englische Flotte auf der Warnemünder Reede. (BGR R)
- 26.August
die Engländer zerstören und sprengen Blockhaus und Redoute. (BGR R)

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

1817
Das Warnemünde von den Einheimischen bereits als Seebad benutzt ward, ergiebt sich aus den Erinnerungen des Forstinspectors Becker. Dieser schreibt 1817: "Im Junius hielten wir uns vier Wochen zu Warnemünde auf und badeten." (das Baden in der Ostsee betrieb Becker bereits nachweislich spätestens ab 1798, als er dazu Baderegeln veröffentlichte. Ob er da bereits in Warnemünde weilt ist bislang offen.)(BFC)
1819
War Warnemünde nach einem Aufsatze des Prof. G.H. Masius ohne alle ärztliche und wundärztliche Hilfe. (KFC)
1822, 24.Mai
Verordnung Betreffs die Anmeldung der Fremden, auch diejenigen, die als Badegäste kommen. - Es waren in Warnemünde in diesem Jahre schon über 100 Badegäste (Formey, "Die Seebäder und Heilquellen zu Doberan und Warnemünde im Sommer 1822" in Hufelands "Journal der praktischen Arzneykunde" Bd.55, Stück 4.) Über die Badeeinrichtung heißt es ebenda: "Weder Badewagen, noch irgend eine zur Bequemlichkeit der Badenden gereichende Vorkehrung ist vorhanden. Jeder Badelustige eilt in den Fluten des offenen Meeres um Erquickung oder Heilung zu finden. Der Ort ist ein Eigenthum der Stadt Rostock, dessen Magistrat, um alle Rivalität mit dem fürstlichen Doberan zu vermeiden, jede dahin lockende Einrichtung absichtlich unterläßt. Dessen ohngeachtet nimmt die Frequenz der Badegäste mit einem jeden Jahre zu." "Dieser Badeort ziehet durch seine Lieblichkeit und die Ruhe, die dort herrscht, alle diejenigen hin, welche entfernt vom prachtvollen Geräusche Doberans die Seebäder im Genusse der schönen Natur gebrauchen wollen." (KFC)
1823
Erscheint zu Ehren von Prof. F.C.L. Karsten ein Kupferstich mit Rostocker Landschaftsbildern, auf dem auch der Entwicklungsstand der 1799 in Warnemünde gepflanzten Robinien-Bestände dargestellt ist. (KFC)
1825
Stiftung des Gewettssekretärs Karsten für Wittwen und Waisen verunglückter Warnemünder. (KFC)
1827 14.Juni
Besuch des Großherzogs Friedrich-Franz I. (BGR R)
1828
Errichtung eines Damenbades "aus zwei geräumigen Badehäuschen bestehend" auf den sogenannten Kisten an der Ostseite edes Hafens, und zwar als Privatunternehmen. (KFC)
1830-1850
In den Jahren 1830 bis Anfang 1850 wurden die Dünen in Warnemünde geebnet, die Täler ausgefüllt, wuchsen ganz neue Häuserreihen zweistöckig, "modern", empor, und wurden die neuen Gasthäuser, der Pavillion, das Gesellschaftshaus und Hübners-Hotel, angelegt. (KFC)
1831, 23. Febr.
weist das Gewett in einem Bericht noch auf das Fehlen ärztlicher Hilfe hin. - Seit ca. 1831 war dann Friedrich Wilhelm Schütz praktischer Wundarzt und Geburtshelfer daselbst. (KFC)
1833
wird die Dünen-Pflege durch das Bauamt übernommen. (KFC)
1834 24.Juni
Eröffnung der Dampfschiffahrt zwischen Rostock und Warnemünde.
Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten.
Die Zahl der Badegäste steigt infolgedessen in diesem Jahre schon auf über 100 Personen.(KFC)
1835, 22.April
Der Rat publiziert eine neue Lotsenordnung für Warnemünde. (KFC)
1835
Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen. (BGR R)
1837 8.Oktober
Durchstich des Pagenwerders vom Breitling zum Warnemünder Strom vollendet. (BGR R)
1843
In den letzten Jahren waren durchschnittlich 1400 Badegäste in Warnemünde. (KFC)
Zur Amtseinführung Pastor Avé Lallemant Laager Wochenblatt 1857.jpg
1857, 15.April
Schiffsunglück auf der Warnow
Schiffsunglück auf der Warnow Laager Wochenblatt 1857.jpg
1853, 14.März
"E.E. Raths der Stadt Rostock Hafen-Ordnung" (KFC)
1859, seit
besteht die Chaussee-Verbindung Rostocks mit Warnemünde. (KFC)
1860
Der Jurist Moritz Wiggers veröffentlicht seine Verteidigungsschrift "Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der wirtschaftlichen Zustände in dem Hafenorte Warnemünde - Eine Verteidigung der Rechte der Warnemünder Bürgerschaft vom geschichtlichen, staatsrechtlichen und volkswirtschaftlichen Standpunkte" [1]
1863
Warnemünde erhält eine Telegraphenstation. (KFC)
1865
Einführung der Straßenbeleuchtung in Warnemünde. (KFC)
1866
Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels "Neptun"). (BGR R)
1866-1871
Bau der neuen Kirche. (KFC)
1867
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger stationiert in Warnemünde 2 Rettungsboote nebst Raketenapparat. (KFC)
1867, seit
Wird wegen der Erbauung eines neuen Leuchtturmes verhandelt und die Platzfrage erwogen. (KFC)
1870/71
Während des Deutsch-Französischen Krieges wird der Warnemünder Hafen zeitweilig von einer französischen Panzerschiffs-Flotte blockiert. (KFC)

Deutsches Reich bis 1918

1872
Abbruch der alten Kirche.
1872, 12./13. November
Große Sturmflut, die viel Schaden anrichtet, u.a. Zerstörung aller Bäder. (KFC)
1873
Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten. (BGR R)
1874
Abbruch der alten Kirche. (KFC)
Warnemünde erhält Straßennamen RA 10.4.1886
1875
Beim Kaisermanöver war Flottenparade vor Kaiser Wilhelm I. auf der Warnemünder Reede. (KFC)
1876
Der "alte Kirchhof am Strande" wird geschlossen.
1886
Warnemünde erhält Straßennamen
1887
Eröffnung des neuen Hafenbassins beim Bahnhof. (BGR R)
1903
Das alte Tief (ostwärts bei der Hohen-Düne) wird bei den Hafenbauten zugeschüttet. (BGR R)
1907
Der alte Friedhof wird eingeebnet und in eine Parkanlage verwandelt.
1910 Januar
Baubeginn der Strandbahn auf der Hohen Düne.


1918, 5.November
Torpedoboote der aufständischen Kieler Schul-Halbflottille laufen unter roter Flagge in den Warnemünder Hafen ein. Deren Obermaate berufen in den Warnemünder Marineeinrichtungen Versammlungen ein.
6.November
Auf die Kieler Initiative hin gründet sich ein Soldatenrat, die Matrosen der Flugzeugstation, der Vorpostenhalbflottille "West" und der 7. Halbflottille weigern sich in See zu gehen und noch länger Dienst zu tun. (RA 8.11.1918)


Deutsches Reich bis 1945

Das Heinkel-Betriebsgelände um 1927 (Quelle: Heidearchiv)
1926
Der "alte" Teepavillon mit Terrassen und Kuppeldächern entsteht neben dem Warnemünder Leuchtturm.
US-Airforce Aufklärung des Bombardements vom 23.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)
US-Airforce 27 amerikanische B-17 Bomber im Anflug auf Warnemünde beim Bombardement vom 29.7.1943 (Quelle: Heidearchiv)
1940, 3.Juli
Erster alliierter Bombenangriff auf Warnemünde. (HA WS)
1942, April
Bombardement auf Rostock und Warnemünde. Brände, Zerstörung und Verwüstung am Güterbahnhof, Hotel Reichshof und den Arado- sowie Heinkel-Flugzeugwerken. Eine Brandbombe trifft die Kirche und es kommt zu Brandschäden am Kircheninventar. Im Ergebnis werden der Christophorus und der Danziger Flügelaltar nach Hanstorf ausgelagert. (HA WS)
1942, 8./9. Mai
alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
1942, 7./8. September
alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
1943 23. Juli
Die US-Airforce bombardiert Warnemünde zum wiederholten Male (HA WS)
1943, 29. Juli
Alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
1944, 9. April
Alliierter Bombenangriff auf Warnemünde (HA WS MM)
1945
Ein Feuer zerstört den alten Teepott


SBZ und DDR bis 1990

1947, 13. Mai
Der ausgelagerte Altar und die Christophorus-Plastik werden vom Auslagerungsort Hanstorf geholt und wieder in die Kirche gebracht. (HA WS)
1968
Anlässlich des 750. Geburtstages von Rostock lässt die Stadt den Teepott als Hyparschalen-Bau errichten. Maßgeblich unter der Leitung von Architekt Ulrich Müther und Stadtplaner Erich Kaufmann.

Warnemünde seit der Wiedervereinigung

1991
Der Teepott wird geschlossen, geht in Privateigentum über und steht 10 Jahre leer. Ein geplanter Abriss wird jedoch verhindert.
2001/02
Die Übernahme durch Rostocker Gastronomieunternehmer und einem Bauunternehmer erfolgt.
Es folgt die Entkernung und der Umbau
2015
Das Unternehmen Scanhaus Marlow kauft den Teepott
2018
Verleihung des Titels "Historisches Wahrzeichen der deutschen Ingenieur-Baukunst" wird dem Teepott zuerkannt.
2018, 22.10.
Der Umbau des Warnemünder Bahnhofs wird begonnen (HA WS)
2019, 17.1.
Die RoRo-Fähre der Reederei Transfennica gerät beim Einlaufen in der Hafeneinfahrt auf Grund und legt sich quer zwischen Ost- und Westmole, so das der gesammte Schiffsverkehr unterbrochen ist.

Marksteine in der Warnemünder Geschichte:

Die Anfänge von Warnemünde - Ersterwähnung in der Kaufurkunde der Rostocker Heide am 23.März 1252

In den Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts vorkommende Namensbezeichnungen: Warnemunde, Warnemonde, Wernemunde, Wernowemunde, Werneminde, Wernemynne, Warneminne, Varneminde, Verneminde

Warnemündes Bedeutung für die Stadt Rostock tritt bereits mit der ersten Urkunde hervor, in der der Ort genannt wird. Am 25. März 1252 verkauft Fürst Borwin III: der Stadt Rostock die heutige Rostocker Heide und verleiht ihr ausser anderen Freiheiten auch die Fischereigerechtigkeit auf der gesamten Unterwarnow, von der Petri-Brücke bis Warnemünde und über den Hafen hinaus bis ins Meer. Zwölf Jahre später, am 12. Oktober 1264 überträgt Fürst Borwin alle seine Rechte über den Hafen (!) zu Warnemünde auf die Stadt.

Anmerkung: In verschiedenen historischen Quellenwerken wird eine erste Erwähnung Warnemündes im Jahre 1195 in dänischen Dokumenten angeführt. Intensive Suchen nach diesen Dokumenten in der jüngeren Vergangenheit blieben aber bislang ergebnislos.

1323 - Die Stadt Rostock kauft das Fischerdorf Warnemünde vom mecklenburgischen Fürsten Heinrich (II.) dem Löwen=

Warnemünde Kaufvertrag vom 11.März 1223 (Quelle: Barnewitz)
Karte der östlichen Grenzziehung zwischen Warnemünde und der Rostocker Heide nach den Verträgen von 1252 und 1323
Vor 1314 kaufte die Stadt Rostock das Dorf Barnstorf als ersten größeren Landerwerb,
1323 kam als nächstes das Fischerdorf Warnemünde hinzu, das die Stadt vom Fürsten Heinrich (II.) dem Löwen käuflich erwarb.
Der Landesfürst hatte durch vorangegangene Kriege einen hohen Schuldenberg angehäuft und brauchte dringend Geld.
So bescheinigte er den Rostockern am 11. März des genannten Jahres:
"Wir haben jenseits des Warnowflusses den ... Ratsherren und Gemeinde das Dorf Warnemünde mit Grund und Boden, jedem hohen und niederen Gericht - ausgenommen das Patronatsrecht für uns und unsere Erben - bis an die Grenzen des Dorfes Diedrichshagen, so weit es in der Länge und der Breite nach erstreckt, übertragen und überlassen es den Gegenwärtigen zu dauerndem Besitz, dergestalt, das sie in den oben bezeichneten Grenzen sich des vollen lübischen Rechtes erfreuen."
Wieviel die Rostocker für Warnemünde zahlten wissen wir nicht.
Der Stadt aber mußte daran gelegen sein, den Ort in ihre Hände zu bekommen.
(Hans Bernitt 1956)


Vörreeg und Achterreeg - Das alte Warnemünde


Das alte Warnemünder Haus

Das Heimatmuseum Warnemünde

Eröffnung des Heimatmuseums am 1. Juli 1933
In der Alexandrinenstraße 31 befindet sich seit 1933 das Heimatmuseum Warnemünde. Das Museum ist in einem typischen Warnemünder Haus untergebracht.
Man geht davon aus, dass es sich bei der Urform des Warnemünder Fischerhauses um ein abseitenloses Niedersachsenhaus handelt.
Da Baugrund im Ort rar war, bekamen Haus und Grundstück ein selbständiges Gepräge. Die Grundstücke waren in der Regel 26 bis 28 Fuß breit (ca. 7,50 m).
Das Warnemünder Haus bestand ursprünglich aus einem Raum mit offener Herdstelle, in dem später eine "Vörstuw", eine "Koek" und eine "Achterstuw" neben einer seitlichen Diele eingefügt wurden.
Zur Erweiterung des Hauses entstanden hinten schmale Anbauten als Unterkunft für die Eltern (Altenteil) sowie einiges Vieh (häufig eine Kuh).

Letzte Besitzerin des Hauses in der Alexandrinenstraße 31 war Fräulein Christine Jungmann. Da sie unverheiratet und ohne Erben war, verkaufte sie das Haus an die Stadt Rostock zum Zweck der Einrichtung des Heimatmuseums. Den Anstoß zur Einrichtung eines Museums hatte es bereits 1914 gegeben. Auf einer Sitzung des Plattdeutschen Vereins für Warnemünde und Umgebung am 12. Februar wurde beschlossen: "Der Verein möge die Sammlung aller geschichtlich und kulturgeschichtlich wichtigen Sachen betreiben. Es ist hohe Zeit, daß man jetzt damit anfängt. Von Händlern wird ungemein viel weggeschleppt."

Einem Sammlungsaufruf folgten zahlreiche Warnemünder. Innerhalb kürzester Zeit kamen hunderte von Objekten zusammen. Erster Bewahrer der Sammlung wurde Adolph Ahrens, Lehrer und Direktor an der Fritz-Reuter-Schule. Ihm war es auch zu verdanken, dass die Sammlung von Anfang an der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Auf dem Boden der Fritz-Reuter-Schule dienten ab 1915 ein Zimmer und ein kleiner Vorraum als Museum.

Zu den aktivsten Förderern des Museums zählten außerdem Friedrich Barnewitz, Ernst Strübing, Johannes Gosselck und der Fischer Heinrich Holtfreter. Wissenschaftliche Unterstützung erhielten die Warnemünder Museumsgründer auch vom mecklenburgischen Volkskundler Richard Wossidlo.

Die Vogtei

Die Vogtei auf einem Gemälde von Johannes Werner (1914)


Die Vogtei markiert den historischen Ortsmittelpunkt von Warnemünde, am alten Strom.
Sie ist das älteste erhaltene Gebäude von Warnemünde.
Das Haus wurde 1605 auf den Grundmauern eines Vorgängergebäudes erbaut, dessen Funktion bis heute nicht endgültig geklärt ist.
So gibt es Thesen von einer mittelalterlichen fürstlichen Nebenresidenz, wie auch einer königlich dänischen Residenz unter Dänenkönig Erik Menved von 1309 bis 1319.
Seit dem Erwerb Warnemündes 1323 durch die Hansestadt Rostock steht der Ort unter hansestädtischer Verwaltung und Rechtsaufsicht eines Vogtes, der die Weisungen und Verordnungen der Stadt am Ort durchzusetzen hatte.
Ab 1472 ist das Gebäude als Dienstwohnsitz der Rostocker Vögte (warscheinlich 35 auf einander folgende Vögte) nachweisbar.
Das zweistöckige Gebäude war über mehrere Jahrhunderte hinweg das einzige Gebäude inmitten der "Vörreeg", das mit der Traufseite zur Straße steht.


Aufgaben des Vogtes (Stand 22.4.1906)
- wichtigste Aufgabe: Ortspolizeibehörde
- bevollmächtigt, Steuern und Abgaben zu erheben und ggf. einzutreiben
- Vollstreckung der von ihm verhängten Strafen bei Zuwiderhandlungen gegen die öffentliche Ordnung und Sicherheit
- Vorsitz des Armenkollegiums
- Vorsitz des Gemeindewaisenrates und des Schulvorstandes
- Beteiligung an der Badeverwaltung
- Schätzungs- und Einzugshoheit für Grundsteuern
Weitere in der Vogtei angesiedelte Aufgaben
- Gästehaus für die Hansestadt Rostock, aber auch offene Herberge und Gasthaus (daher auch 1832 Anbau eines Küchenhauses)
- ab 11.3.1606 Verkaufsmonopol für den Verkauf von Rheinwein, Meth, Aquavit und anderen hochprozentigen alkoholischen Getränken
- ab zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Sitz der Badeverwaltung.
- 1888 erfolgte die letzte Einsetzung eines Vogtes
Marksteine in der Geschichte der Vogtei
- 1675, Februar stand das Wasser im Gebäude 3 Fuß hoch, so daß man "die höchste Treppe vor der Stube erreichet, mit Böten durch die Zimmer fahren konnte."
- 1665 vertrieben die Schweden die Rostocker Stadtsoldaten aus der Vogtei
- 1675 Als der Kurfürst von Brandenburg in Warnemünde einzog richteten die Schweden ein Geschütz auf die Vogtei. Die Salve schlug in das Gebäude ein und tötete den Adjutanten des Kurfürsten. Unmittelbar darauf eroberten die Brandenburger die Schwedenschanze.
- 1996 Bei Beginn der Restaurierung des Gebäudes wurden alte Malereien entdeckt, deren älteste auf ein Alter von rund 600 Jahren datiert
- 1999, 26.März, nach fünfjährigem Leerstand und Rekonstruktion öffnet das Haus des Gastes in der Vogtei.

Ur-Warnemünder sind besondere Menschen

Warnemünder Paar

Die Rostocker beschneiden die Rechte der Warnemünder

(NHG) Die mittelalterlichen Zünfte Rostocks rechneten zu ihren Vorrechten, daß im Bannkreis ihrer Stadt weder Handwerk noch Handel betrieben werden durfte. Sie suchten die dadurch gewonnene Monopolstellung unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Zum Bannkreis Rostocks zählte auch der Hafenort Warnemünde sowie die städtischen Dörfer in der Rostocker Heide.

Als im hanseatischen Rostock die Schiffahrt blühte, fanden auch Warnemünder Einwohner darin ihren Verdienst. Sie besaßen in der Hauptsache kleine Boote, doch führten sie in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts bereits Fahrten nach Schweden durch . Das läßt schon auf größere Ausmaße der Schiffe schließen. Um die Mitte des Jahrhunderts wird von Schiffern berichtet, die in Warnemünde ansässig und aus der dortigen Bevölkerung hervorgegangen waren. Ihre Zahl vermehrte sich schnell. Damals war in den Seefahrt treibenden Kreisen des Hafenortes ein gewisser Wohlstand anzutreffen, was aus dem reichen Besitz der Warnemünder Kirche an Silbergerät und Bargeld ersichtlich ist.

Der Rostocker Handel war damals im Absinken begriffen. Bis dahin hatten die Rostocker Kaufleute und Schiffer wenig gegen die Entwicklung Warnemündes einzuwenden. Bei den geringeren Verdienstmöglichkeiten wurde das anders. Man sah in der Warnemünder Schiffahrt nunmehr eine Konkurrenz, die manbeseitigen wollte. Die Möglichkeit dazu war gegeben; denn der Rostocker, von den Besitzbürgern gebildete Rat herrschte auch über Warnemünde. Die Einwohner des Hafenortes konnten wohl das Rostocker Bürgerrecht erwerben, waren abere ohne Mitbestimmungsrecht.

Im Jahre 1565 vereinigten sich in Rostock die beiden Kompanien der Schonen- und Bergenfahrer, deren Bedeutung stark gefallen war, zur Schiffergesellschaft. Die neue Berugsorganisation strebte sofort danach, die Schiffahrt und den Handel der Warnemünder zu unterbinden. Ihre dahin gehenden Wünsche wurden in einem Statutenentwurf festgelggt und damit begründet, daß Warnemünde lediglich ein Fischerlager darstelle. Bald darauf reichte die Schiffergesellschaft beim Rostocker Rat eine Klage gegen die Warnemünder Einwohner ein, daß sie den Rostocker Schiffern ihre Nahrung entziehen. Obgleich die Warnemünder auf ihr Gewohnheitsrecht hinweisen konnten, daß sie schon seit langem ungehindert ausgeübt hatten, bestimmte das Urteil des Rates vom 14. April 1567, daß sie für Seefahrtzwecke nur kleine Boote mit Dollbord benutzen durften. Jegliche Schiffahrt mit Schuten oder "verbauten" Booten sollte ihnen untersagt, jedoch auf den Kleinschiffen die Verfrachtung von Kaufmannsgütern gestattet sein.

Im Jahre 1574 reichten die Rostocker Schiffer zwei weitere Beschwerdeschriften gegen die Warnemünder ein. Am 20. Februar 1577 beschränkte der Rat die Anzahl der für Warnemünde zugelassenen Schiffer. Außer 33 namentlich genannten, die bis dahin schon als Schiffer tätig gewesen waren, sollte sich niemand "Schuten edder böthe mehr tholegen, kopen edder buwen, ane der ersamenweddeherrn ... vorweten und willen". Den Zugelassenen wurden noch besondere Bedingungen auferlegt: sie sollten jederzeit im Hafen drei Boote segelfertig halten, "damit frombde lüde mögen awergeföret", d.h. nach Dänemark gebracht werden könnten. Weiter sollten sie Knechte halten, die in ihrer Abwesenheit zu fischen und den Rostockern Fische auf den Markt zu liefern hatten. Eine Besetzung frei werdender Schifferstellen sollte nur mit Genehmigung der Gewettsherren erfolgen dürfen.

Warnemünder durften nicht Kapitän, Reeder oder Schiffseigner sein

(NHG) Am 20. November 1581 unternahmen die Rostocker Schiffer einen neuen Vorstoß. Sie forderten in einer Eingabe, daß in Warnemünde weder Seefahrt noch Handel getrieben werden dürfe; wer sich weiterhin samit befassen wolle, müsse nach Rostock ziehen. Das 100-Männer-Kollegium trat am 6. März 1584 dem Verlangen bei. Es erklärte sogar, als der Rat mit seiner Entscheidung zögerte, im Januar 1585, keine Steuern bewilligen zu wollen. Die Rostocker Schiffer wandten sich außerdem am 2. März 1585 an Herzog Ulrich, der sich auf ihre Seite stellte. Nun erließ der Rat am 15. März ein völliges Schiffahrtsverbot für die Warnemünder Einwohner. Sie sollten bei einer Strafe von 40 Talern innerhalb von 14 Tagen ihre sämtlichen Schuten und Boote verkaufen. Zur Ausführung des Entscheids kam es vorerst noch nicht. Die Warnemünder gingen an das Land- und Hofgericht in Güstrow, jedoch ohne Erfolg. Es bestätigte das Verbot des Rates. Dann wandten sie sich am 18. Oktober 1586 an das Reichskammergericht in Speyer. dort blieb der Fall lange liegen. Die Zahl der konzessionierten Warnemünder Schiffer war bis 1590 auf 20 zurückgegangen. Da beschloß der Rat, jeden, der sich außer ihnen mit der Führung eines Schiffes befasse, mit 50 Talern Strafe zu belegen. Er mußte im Jahre 1597 jedoch feststellen, daß trotz seiner Einschränkungsbestimmungen die Anzahl der Schiffer in Warnemünde auf 54 gestiegen war. Darauf ordnete er am 25. Februar an, daß neue Schiffe nur mit seiner Genehmigung gebaut werden dürften. Die Erlaubnis der Weddeherren genügte nicht mehr. Die ledigen Schiffer sollten nach Rostock ziehen und die verbleibenden alten sich nicht mehr mit Warenhandel abgeben. Da der Rat aber den Warnemünder Schiffern nicht traute, so ließ er jeden von ihnen in jedem Jahre erklären und mit einem Eide bekräftigen, daß er nicht den ihm verbotenen Warenhandel betrieben habe. Am 31. Dezember 1604 schränkte der Rat die Schiffahrt der zugelassenen Warnemünder nochmals ein. Sie durften fortan nur ein einziges Boot besitzen, nicht mehr als 30 Last laden und nicht über den Sund hinaus fahren. Die jungen Schiffer sollten nach Rostock ziehen. Da der Prozeß vor dem Reichskammergericht nicht aus der Stelle kam und nur Kosten verursachte, auch wenig Aussicht auf einen guten Ausgang vorhanden war, so nahmen schließlich am 1. Februar 1606 die Warnemündere ihre Klage zurück, zwanzig Jahre nachdem sie sie eingereicht hatten. Sie erklärten, sich dem Willen des Rates zu fügen, das heißt, in die Stadt zu ziehen. Der größte Teil der Schiffer zog nun aus Warnemünde fort. Einige blieben. Im Juli 1622 erhielten auf ihre Bitte endlich 5 Schiffer die jederzeit widerrufliche Genehmigung, in Warnemünde wohnen und Schiffahrt treiben zu dürfen. Die Wirkung der einschneidenden Handels- und Schiffahrtsbeschränkung machte sich bald in Warnemünde bemerkbar. Das Steuerregister von 1623 berichtet in dem kleinen Ort von 12 wüsten Hausstellen. Die ehemaligen Besitzer waren fortgezogen. Die Warnemünder versuchten im Laufe der Zeit immer wieder, das Verbot des Rates zu umgehen. Während des Siebenjährigen Krieges beschwerten sich Rostocker Bürger, daß in Warnemünde schon wieder Warenhandel bettrieben worden sei. Daraufhin untersagte der Rat am 27. April 1764 den Warnemündern nochmals jegliche Schiffahrt. Der Vogt wurde angewiesen dort keinerlei Handel zuzulassen. Im Jahre 1768 wurde das Verbot erneuert und den Einwohnern strengstens befohlen, den Ankauf und die Verladung von Backobst, Wolle, Flachs und anderen ländlichen Erzeugnissen hionfort zu unterlassen. Aber schon 1777 gab es wieder ein paar Schiffer in Warnemünde. Die Schiffergesellschaft ruhte indessen nicht und erreichte, daß der Rat in seiner Verordnung vom 26. Oktober 1785 ihnen die Ausübung ihres Gewerbes in Warnemünde unmöglich machte. Wiederum wurde verfügt, daß die Warnemünder Bevölkerung nur fischen, auf fremden Schiffen als Matrosen fahren und Lotsendienste verrichten durfte. Auf eigenen Schiffen zu fahren blieb ihnen verboten. Im folgenden Jahre unterband der Rat den Warnemündern auch den Frachtverkehr auf der Unterwarnow zwischen Warnemünde und Rostock. Wiederum gab es Abwanderung aus dem Hafenort, zum Teil sogar nach dem Fischland, während andere Einwohner dem Rat ein Schnippchen schlugen, indem sie das Ribnitzer Bürgerrecht erwarben, aber in Warnemünde wohnen blieben.

Diebereien der Warnemünder

(NHG) Das Rostocker Gewett, städtische Behörde für Hafen und Schiffahrt, Handel und Gewerbe, hatte auch den Hafenort Warnemünde zu verwalten und als Niedergericht die in Warnemünde auftretenden Streitfälle zu verhandeln. Deshalb hielt es regelmäßige Gerichtstage in Warnemünde ab. Die hauptsächlichsten Vergehen, die zur Verhandlung standen, waren unzweifelhaft Eigentumsdelikte. Es wurden Steine und Holz von den sogenannten Stein- und Moddekisten, die zur Uferbefestigung und zum Schutz gegen Versandung des Fahrwassers aufgestellt wurden, entwendet. Holz stahl man natürlich auch in der nahen Heide. 1772 ist ein Palisadenwerk von der Schanze bis zu den Steinkisten erwähnt, von dem die Warnemünder ständig Holz stahlen. Zahlreich sind auch Fälle von Diebereien am Strand. Daneben fallen noch Klagen wegen rückständiger Zahlungen auf, zum Beispiel durch den Pastor, und auch die Hebamme klagte gegen zahlungssäumige Wöchnerinnen. Diese Prozesse bestätigen aber nicht die Warnemünder als "Langfinger". Hinter ihnen verbirgt sich die große Armut der Menschen. Was sollten sie auch machen, gab es doch so weit das Auge reichte nur Sand und Seewasser. 1847 bat zum Beispiel der Warnemünder Vogt Meyer um Lieferung von verbilligtem Roggen für die in äußerste Not geratene Warnemünder Bevölkerung. In diesem Jahr hatte weder Feuer, noch Wasser, noch Militär, die Menschen heimgesucht. Es war also für die Warnemünder ein ganz normales Jahr.

Regelmäßige Böhnhasenjagden der Rostocker Zünfte in Warnemünde

Weiter durften in Warnemünde weder Schlachter, noch Müller oder Bäcker wohnen. Das Verhältnis zwischen den Rostocker Stadtbehörden und den Warnemündern blieb gespannt. Immer wieder suchte man sich über die auferlegten Beschränkungen hinwegzusetzen. Die Rostocker Zünfte übernahmen mit Vorliebe in Warnemünde die Verfolgung heimlich arbeitender Handwerker. Es kam oft zu sogenannten Böhnhasenjagden (auf illegale Handwerker, die nicht Zunft-Mitglied waren). Noch als Warnemünde Badeort wurde, sträubten sich die Rostocker Zünfte, dort Handwerker zuzulassen.

Der Rat bezeichnete im Jahre 1854 den Hafenort Warnemünde als "eine zum Vorteile der Stadt Rostock, weil dieser untertänige, in Unterordnung gehaltene Kommüne". Erst 1861 wurde das Schiffahrtsverbot aufgehoben. Bis ein Bäcker in Warnemünde sein Handwerk ausüben durfte, wurde es 1865. Und 1866 ließen die Rostocker Handwerksämter endlich zu, daß dort eine Mühle erbaut werden konnte und erstmalig ein Schlachter seinen Betrieb eröffnen durfte. Durch das Notgewerbegesetz des Norddeutschen Bundes von 1867 fielen dann die letzten Beschränkungen für Warnemünde. Damit war die jahrhundertelange Unterdrückung der Bevölkerung des Hafenortes beendet.

Erst mit der Reichseinigung 1871 fielen die Beschränkungen denen die Warnemünder unterlagen

Sie hatte dazu geführt, daß die Warnemünder auf manchen Verdienst der möglich gewesen wäre, verzichten mußten, daß sie in manchen Dingen geradezu ausgebeutet wurden und zu Einkaufen in Rostock weite und nicht immer gefahrlose Fahrten zu unternehmen gezwungen waren. Die Kehrseite war, daß sich in den Warnemünder Familien eine vielseitige Handgeschicklichkeit entwickelte. Gerade weil manche Dinge des täglichen Gebrauchs am Orte nicht zu haben waren, fertigte man sie selbst an. Der Haß gegen die Rostocker machte sich noch lange bemerkbar. Er kam auch in der vielgebrauchten Redensart zum Ausdruck: "Schmiet´n Diewel in´n Strom! Lat´n driwen, is´n Rostocker!"

Die Schwedenschanze und der schwedische Zoll

Der Warnemünder Zoll
Durch den Vertrag vom 29. 11. 1632 zwischen Gustav Adolf und den mecklenburischen Herzögen Adolf Friedrich I. und Johann Albrecht II. nahm dieser Zoll seinen Anfang. Warnemünde wurde an die Schweden abgetreten und ihnen zugleich das Recht eingeräumt, hier von aus- und eingehenden Fahrzeugen eine Abgabe zu erheben, von der den Herzögen 1 Prozent als Lizentquote zugesichert wurde. Mit dem Prager Frieden, dem sich auch die mecklenburgischen Herzöge angeschlossen hatten, trat eine Wendung ein, indem die Schweden nun Mecklenburg als Feindesgebiet behandelten, und das Land für einige Jahre Tummelplatz der feindlichen Armeen wurde. Im Jahre 1638 kam es zum Kampf um die Warnemünder Schanze, und die Schweden sahen sich genötigt, diese Befestigung den Kaiserlichen zu überlassen. Bald aber wandte sch das Blatt. Die Kaiserlichen mußten Mecklenburg räumen, und der Kommandant von Warnemünde verließ heimlich auf einem dänischen Schiff die Schanze, nachdem er sie den Rostockern übergeben hatte. Diese versuchten nun das Schanzwerk zu zerstören, wurden aber daran von den Schweden gehindert, die es von neuem eroberten und befestigten und darauf fortfuhren, den Zoll zu erheben. Dieser Zustand hat dann bis zum Westfälischen Freden und darüber hinaus bestanden, denn alle Versuche der Herzöge und der Rostocker, während der Friedensverhandlungen eine klare Bestimmung hierüber in die Friedensartikel hineinzubringen, waren vergeblich. So ist es dahin gekommen, daß noch bis ins 18 Jahrhundert hinein dieser Zoll erhoben werden konnte zum Schaden für Rostocker Handel und Schiffahrt.

Warnemünde während der Franzosenzeit

1809 - Schillsche Truppen in Warnemünde

(NHG)

Im Stadtarchiv der Hansestadt findet sich ein umfangreiches Aktenstück aus der Franzosenzeit, also der Besetzung durch napoleonische Truppen zwischen 1806 und 1813.
In diesem Dokumentenbestand ist auch der vom 29.Mai 1809 datierte ausführliche Bericht des Warnemünder Vogtes Lange enthalten.
Er berichtet was sich am Rande des in der deutschen Geschichtsschreibung oft heroisch geschilderten Kriegszuge Ferdinand von Schills mit seinem Bataillon Husaren rund um den alten Strom zutrug:
„Dienstag d. 23. (Mai) gegen Mittag sprengten 4 Husaren vom von Schillschen Corps hinten an die Voigtey und fragten nach dem commandirenden Officier in Warnemünde.
Es trat der Herr Lieutenant v. Horn heraus, welcher sogleich befragt ward, ob er diesen Platz dem Schillschen Corps übergeben wolle ?“
Der antwortete: „Der Platz sey allenthalben offen, und könne er denselben mit seinen Invaliden nicht verteidigen.“
Daraufhin wies man den 4 Husaren Quartiere bei Warnemünder Bürgern an.
Deren Pferde bezogen den Stall beim Bürger Grimm. Am darauf folgenden Mittag erschienen weitere 14 Mann unter dem Kommando eines Sergeanten, der erklärte, das er nun Besitz von Warnemünde nehme.
Leutnant von Horn entgegnete darauf, das er Befehl habe nicht von seinem Posten zu weichen.
Der Sergeant erwiderte, dass er durchaus an seiner Seite weiter auf seinem Platz bleiben könne.
Vor dem Einmarsch der Husaren hatte der Leutnant Schildwachen vor allen in Warnemünde liegenden Schiffen postiert.
Um einer Entwaffnung zuvor zu kommen ließ er bei ihnen nun heimlich alle Patronen einsammeln und so die Gewehre unbrauchbar zu machen.
Aber die Maßnahme half nichts. Die Husaren entwaffneten die Rostocker Wachen trotzdem.
Am darauf folgenden Tag traf Graf von Moltke, ein Schillscher Stabsoffizier mit weiteren 14 Mann, teils Kavallerie, teils Infanterie hier ein.
Auch für sie musste nun ein Quartier gefunden werden.
Der veranlasste nun, das drei requirierte Kutter-Boote in die See vor die Hafeneinfahrt gelegt wurden.
Fortan war auch den Fischern das Auslaufen verboten.
Ein Schillscher Bataillonsschreiber brachte schließlich aus Rostock an von Moltke die Order alle hier liegenden Schiffe zu begutachten und festzulegen.
Am nächsten Tage belief sich die Zahl der so erlangten Schiffe auf 22.
Nun erging an den hiesigen Lotsenkommandeur Weisung, bei Strafandrohung von 50 Hieben, dass er die Räumung der Wasserfahrzeuge zu organisieren habe.
Anschließend sollen sodann auf drei der Schiffe Pferdeställe eingebaut werden.
Bald darauf rückt von Rostock der Schillsche Leutnant von Hagen mit 12 Mann an, um nun mit Verspätung den Leutnant von Horn doch noch zu arretieren.
Auch müssen die Rostocker Wachsoldaten jetzt den letzten Rest an Ausrüstung und Uniform abliefern.
Der Lotsenkommandeur schien außerstande, den Einbau der Pferdeställe in die Schiffe zu organisieren.
So sandte man kurzerhand ein Boot in den Breitling. Hier arbeitete gerade eine Reihe von Zimmerleuten an den Steinkisten der Molenbauwerke.
Unter Androhung, sie im Wiedersetzungsfalle umgehend zu erschießen zwang man sie nun auf die Schiffe zwecks Einbau der Pferdeställe.
Es mangelte jedoch an Material. Polier Stark musste nun angeben was gebraucht wurde.
Das erforderliche Holz brachte man in Warnemünde bald zusammen, aber es mangelte an Nägeln.
Zwischenzeitlich setzte aus Rostock ein Strom an Waffen, Proviant und Husaren aus Rostock ein.
Allein acht Wagen mit Gewehren, Piken und Munition waren in Rostock requiriert worden. Deren Verladungen scheiterten an dem fehlenden Umbau der Schiffe. Der Umbau wiederum an den noch nicht aus Rostock eingetroffenen Nägeln.
Als schließlich Schills Adjudant von Baersch in Warnemünde eintraf um die Einschiffung von Truppen auf den requirierten Schiffen zu kommandieren, sprach der ein Machtwort und ließ jede verfügbare Hand dazu kommandieren, aus Umzäunungen, Steganlagen und Gebäuden alle sichtbaren Nägel herauszuziehen und für die Stallanlagen auf den Schiffen zu gewinnen.
Es kam auch eine ansehnliche Menge zusammen, allein die Zimmerleute erklärten sie alle für unbrauchbar.
So wurde schließlich ein Kavallerist nach Groß Klein gesandt, um dort von einem Schmied ausreichend Nägel zu holen. Zwischenzeitlich beklagten sich die Schiffseigentümer bei Baersch, wer ihnen den Verlust der Schiffe ersetze?
Baersch sicherte zu, das Schill ihnen alles ersetze.
Nach einem Tag trafen schließlich auch die Nägel ein und die Arbeit an den Pferdeställen begann.
Nun erging an den Vogt Lange die Weisung alle in den Warnemünder Häusern verfügbaren Töpfe und Pfannen zu requirieren und für die Truppen auf die Schiffe zu bringen, was bei den Bewohnern zu großem Wehklagen Anlaß bot. Man schickte auch Requirierungstrupps in die Dörfer der Umgebung um Futter und Lebensmittel zu beschlagnahmen.
Inzwischen begann die Einschiffung der Husaren und ihrer Pferde.
Gegen Abend erreichte den Kommandeur von Baersch die Meldung, das einige Husaren der Witwe Heberer ihren Wein mit Gewalt aus dem Keller geholt hatten. Der Kommandeur eilte sogleich mit einem weiteren Offizier dorthin um die Marodeure zu verhaften.
Einer von ihnen widersetzte sich und ward von von Baersch noch am Ort exekutiert und vor dem Haus verscharrt.
Kurz darauf erklärt von Baersch dem Vogt, dass er dessen Dienstmädchen Lene als Köchin mit auf sein Schiff nehmen wolle.
Die entzog sich dem aber sogleich durch Flucht und versteckte sich zunächst im Pfarrhaus.
Die Anzahl der höheren Offiziere, die in der Vogtei Quartier bezogen hatten und sich zwangsweise am Tisch des Vogtes Lange beköstigen ließen stieg unablässig.
Inzwischen begann man bereits einzelne Schiffe auf die Reede auszuschiffen.
Das zwei der erfahrenen heimischen Schiffer nacheinander die Segler auf eine Untiefe von Einheimischen „Lichtbogen“ genannt, auflaufen ließen, war sicher nicht deren Unerfahrenheit zuzuschreiben. Viel Zeit kostete nun deren Bergung um auch für die anderen Segler die Hafenzufahrt passierbar zu machen.
Am 28. Mai morgens hatten holländische Truppen Warnemünde von Westen her erreicht und versuchten nun durch Beschuß die gegnerischen Schillschen Truppen am Auslaufen zu hindern.
15 Schiffe lagen bereits auf Reede. Das sechzehnte, geführt vom Schiffer Maas aus Rostock segelte eine viertel Stunde lang unter starkem Beschuß aus der Hafenausfahrt.
Den Holländern gelang es nicht im weichen Dünensand die Kanonen richtig auszurichten, so dass sie immer wieder nur die Segel des Schiffes trafen.
Zwei weitere Schiffe mit Husaren an Bord lagen noch in Warnemünde.
Da ihnen die Ausfahrt offensichtlich nicht mehr gelingen würde, flüchteten die Schillschen an Land über den Strom und die Hohe Düne in die Rostocker Heide.
22 Der Husaren gerieten jedoch bei der anschließenden Verfolgungsjagd noch in Gefangenschaft der Holländer.
Ein Teil der holländischen Truppen quartierte sich nun in den Warnemünder Häusern ein und ließ sogleich erneut Lebensmittel requirieren.
Einen Tag später ließen sie sich jedoch zur Hohen Düne übersetzen um die Schillschen Truppen weiter in Richtung Stralsund zu verfolgen.
Am darauf folgenden Tage war Warnemünde wieder militärfrei.

1810 - Im Frühsommer des Jahres war die Franzosenherrschaft an der Ostseeküste so schwach, daß die Engländer kleinere Landungen wagten

Am 3.Juni war ein nach Russland bestimmtes, amerikanisches Schiff von einem in Warnemünde stationierten französischen Kaper aufgebracht worden.
Als Reaktion landete eine englische Marine-Einheit, eroberte Kaperschiff und Beuteschiff. Sie entführten sodann beide aus dem Hafen. Die schwache mecklenburgische Wachmannschaft hatte sofort nach der Landung die Flucht ergriffen.
Warnemünde Redoute 1912)
Dieses Ereignis veranlasste den französischen Marschall Eckmühl dazu, umgehend stärkere, ausschließlich französische Truppen in Warnemünde zu stationieren.
Damit einher ging sein Befehl an die Stadt Rostock, unverzüglich den Bau verschiedener Befestigungsanlagen in Warnemünde abzusichern und zu finanzieren.
Um die Befestigungsanlagen mit einer Redoute als Kern in Warnemünde in kurzer Zeit herzustellen, hatte die Stadt Erdarbeiter, Zimmerleute und andere Handwerker aller Art, sowie sämtliches Bauholz aus der Rostocker Heide zu stellen.
Die Bürgerschaft war zunächst unentschlossen.
Am 7. September gibt das erste Quartier in der Beschluß-Findung dazu folgende Stellungnahme ab. „...ein außerordentlicher Holzhieb scheitert bereits daran, das nichts mehr zu entscheiden ist, außer, wie er praktisch ausgeübt werden kann. Besser ist, noch einmal den Forstinspektor Becker zu befragen und ihn ein Konzept fertigen zu lassen. ...“
Das zweite Quartier hat darauf nur noch zu erwidern, daß man den Holzeinschlag vorrangig in den Rövershäger Waldungen ausführen solle, da aus den damals ebenfalls im Rostocker Besitz befindlichen Willershäger Waldungen die Anfuhrkosten zu hoch seien.
Die Entscheidung war somit gefallen und der Forstinspektor erhielt freie Hand.
Noch in derselben Woche begannen alle seine Waldarbeiter in den Trassen der abgesteckten, zukünftigen Waldschneisen, das gesamte für den Warnemünder Redouten-Bau benötigte Holz einzuschlagen und damit es sich auch leicht transportieren ließ, gleich einen guten Untergrund für die Fuhrwege herzurichten.
So entstanden nach einander die Meiershausstellenschneise von Wiethagen nach Meiershausstelle, die Trasse der heutigen Bäderstraße, als Forstweg, von Hinrichshagen nach Torfbrücke, sowie die Schneise vom Mönkortsbaum nach den Wiesen und Schnatermann (die heutige Bauernwiesenschneise).
Der unfertige Landweg von Hinrichshagen nach Markgrafenheide bekam nun als Transportweg zur Warnemünder Baustelle eine besondere Wichtigkeit und konnte 11 Jahre nach seinem Baubeginn, dem ursprünglichen Plan entsprechend, fertiggestellt werden und Beispiel gebend solide ausgeführt werden.
Nach Abschluß der Bauarbeiten war selbst das bis dahin permanent opponierene zweite Quartier nunmehr von der Sinnhaftigkeit des entstandenen Wegenetzes überzeugt und machte der Forstverwaltung sogar Vorwürfe, warum man damit nicht schon eher begonnen habe. :Von 1791 bis 1811 hatten sie dieses Projekt stets verhindert
Der Bau der Warnemünder Redoute zog sich bis Februar 1812 hin. Nur vierzehn Monate später, am Ende der Franzosenzeit, beschlossen die Hundertmänner am 12. April 1813 den Abriß der Redoute.
Da sich die Umsetzung des Abrisses aber laufend verzögerte, landeten schließlich am 26. August rund 100 Engländer, schickten die Bürgerwache der Warnemünder nachhause und „demolierten“ die Redoute. Am folgenden Tage beendeten sie ihr Zerstörungswerk endgültig und sprengten die gesamte Anlage.
Zwei Wochen darauf besichtigte die Stadtverwaltung die Trümmerstätte und befand: „..daß die Redoute sich nicht mehr ähnlich war.“
Beckers Waldschneisen dagegen haben bis in unsere Tage Bestand.

Warnemünde während des ersten Weltkrieges 1914-1918

Die Bahnberaubungen in Warnemünde

Warnemünde in der Zeit des dritten Reiches und des zweiten Weltkrieges

Das Kriegsende In Warnemünde am 1. Mai 1945


Der Hafen mit Leuchtfeuern und Molen

Die erste Leuchte auf der Hohen Düne ab 1323 bis warscheinlich 1487

Der Warnemünder Leuchtturm in "die Wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberuhmten alten See- und Hensestadt Rostock" von 1578 bis 1586

Bevor der Leuchtturm kam

(Wilfried Steinmüller) (WG)

Eine Zeitungsmeldung im "Freimüthigen Abendblatt" Januar 1832
Offensichtlich war ursprünglich ein hölzerner Bau geplant.


Die Leuchte, der 1836 erbaute Vorgänger unseres heutigen Leuchtturms


Im Jahre 1898 wurde der Warnemünder Leuchtturm, heute wohl wichtigstes Wahrzeichen des Ostseebades seiner Bestimmung übergeben. Versucht man die Wurzeln seiner Entstehung zu ergründen, entdeckt man in alten Quellen bald, daß die Überlegungen zur Errichtung eines solchen Bauwerkes schon viel weiter zurückliegen.
Auch in den Zeitungen des 19.Jahrhunderts wiederspiegelt sich dieses Thema.
So weiß das "Freimütige Abendblatt" in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts dazu folgendes zu berichten:
"Hinsichtlich der jüngst von hier gemeldeten Absicht, ein Feuersignal im Warnemünder Seehafen anzulegen, ist es allgemein zu bedauern, daß man weit davon entfernt scheint, die Ideen zum Grunde zu legen, die der verstorbene sehr unterrichtete und hellsehende Schiffskapitän Eichmann, ehemaliger Lehrer der Nautik hieselbst, in einer höchsten Ortes vor etwa 6 Jahren von ihm über die Frage an welchem Punkte der mecklenburgischen Seeküste es am vorteilhaftesten wäre einen ordentlichen Leuchtturm zu errichten, erforderten und eingereichten, überaus wohlgearbeiteten Denkschrift, über die, seiner Meinung nach, in Warnemünde allein am allernützlichsten und unentbehrlichsten zu verfügende Errichtung eines solchen Leuchtturms entwickelt hat. Der Referent hat dies Memoire damals gelesen, und erinnert sich noch mit Vergnügen der lichtvollen mündlichen Erläuterungen des einsichtsvollen Verfassers, so wie der Wärme, mit der er den seit einigen Jahren neugebaueten und mit englischen Leuchtinstrumenten versehenen Leuchtturm zu Cuxhafen als das vortreffliche Modell pries, dem man in Warnemünde zu folgen hätte. Aber freilich steht die hohe Nützlichkeit, ja unentbehrliche Nothwendigkeit einer solchen Anstalt, so wie ihre dem Muster nacheifernde Vortrefflichkeit, die der Referent vor fünf Jahren stundenlang zu untersuchen und zu bewundern Gelegenheit hatte, auch im Verhältnis zu den sehr erheblichen Kosten, die die Nachahmung zu Warnemünde erfordern würde; Kosten zu denen, wenn dieser Gedanke je ins Leben träte, Fürst und Land, aus den entscheidenden Gründen wahren Gemeinwohls, auf die Hälfte oder doch ein Drittel beisteuern müßten und könnten.
Rostock den 30.Januar 1832"
Immer wieder bieten die so "hellseherischen" Gedanken jenes Kapitäns Eichmann Stoff zur Diskussion über die längst fällige Errichtung eines Leuchtturmes und man kann ihn wohl getrost als geistigen Vater eines solchen Bauwerkes bezeichnen. Auch sonst bietet sein Wirken in Warnemünde noch reichliche Betätigungsfeld für die Warnemünder Geschichtsforscher.
Der Anstoß war gegeben, aber bis zur Realisierung verging noch viel Zeit und das Thema bot im Freimütigen Abendblatt auch weiterhin reichlich Lesestoff, wie hier zum Beispiel drei Jahre darauf:
"Was die schon vor mehreren Jahren beantragte Anlegung eines Leuchtturmes am Eingange des Warnemünder Hafens betrifft, so scheint diese Angelegenheit, obgleich sie, wie man erfährt, sowohl von den Seiten des Handels- als des Schifferstandes als sehr dringend empfohlen und von demselben auch bereits verschiedene annehmliche Offerten gemacht sein sollen, doch ganz in den Hintergrund gestellt zu werden, und vielleicht nur aus dem einzigen Grunde, weil die Rostocker Schiffahrt seit Jahrhunderten schon ohne Leuchtturm bestanden hat. Wohin aber sollen solche Grundsätze führen ? Man überzeuge sich doch endlich von der Nützlichkeit, ja von den Notwendigkeit dieser Einrichtung! Eben wegen des Mangels derselben scheiterte noch jüngst wiederum ein Schiff; denn das Ansegeln an die mecklenburgische Küste bei irgend trüber Witterung, besonders bei starkem Sturm und Seegange ist bekanntlich sehr gefährlich. Unsere Baubehörde wird deshalb wenn sie sich auch in dieser Hinsicht des Raths sachkundiger Männer bedient, gewiß keinen Anstand nehmen, auch diesem Gegenstande seine Erledigung zu verschaffen, zumal da bei den vorseienden Hafenbauten gewiß der Bau eines solchen Leuchtthurmes auf eine zweckmäßige und vieleicht minder kostspielige Art als sonst zur Ausführung gebracht werden kann.
Rostock den 29.December 1835"
Im Folgejahr schließlich scheint die Sache in Gang zu kommen denn in der Augustausgabe steht zu lesen: :"Bei der am 16.des Monats stattgefundenen Grundsteinlegung zu dem auf der Düne Warnemünde´s zu erbauenden Leuchtthurm war leider der Mehrzahl der hier Anwesenden Fremden der zu dieser feierlichen Handlung angesetzte Zeitpunkt fremd geblieben, weshalb nur ein kleiner Teil derselben auf der bezeichneten Anhöhe sich versammelt hatte. Befremden mußte es wohl allgemein, daß von der obersten städtischen Behörde nichts geschehen war um diesem Actus auch in seiner äußerlichen Form eine festliche Bedeutung zu geben, das auch nicht eines ihrer Mitglieder gekommen war, um die Theilnahme an einem Werke an den Tag zu legen, welches dem Vaterlande zur Ehre und so vielen zur Rettung und zum Heile gegründet werden sollte. Freuen müssen wir uns aber andererseits, daß dennoch diese Handlung nicht ohne eine gewisse Solenität (Feierlichkeit) vollzogen wurde. Es hatte nämlich eine Dame aus Rostock (C.v.W.) diesen Gegenstand in einem Gedichte besungen, welches auf allgemeines Begehren ein gerade anwesender, sehr beliebter Redner, Herr Candidat Bartsch aus Rostock, nachdem er einige, dem Gegenstande angemessene Worte vorausgeschickt, auf eine dem Inhalte des Gedichtes vollkommen entsprechende Weise recitierte. Nachdem hierauf von dem Herrn Administranten des Baues ein Toast unter dem Klange der Gläser ausgebracht worden, wurde diese eben so einfache als ansprechende Feier beendigt. Wie es heißt, erreicht der Bau, unter der Leitung des Stadtbaumeisters Herrn Schwedtler, noch vor dem Winter seine Vollendung.
Warnemünde d. 19.August1836"
Leider nennt uns die Zeitung jener Tage den Verfasser der Zeilen nicht.
Der Leuchtturm im Bau 1897/98
Der Leuchtturm vor 1905

Der Leuchtturm

Seit 1898 ist der Leuchtturm Warnemündes Wahrzeichen

Bei Nebel mussten Sondermaßnahmen durchgeführt werden (Hornsignale, Glocke, Nebelkanone). Die Entwicklung der Rostocker Segelschiffflotte zur größten im Ostseeraum mit 372 Schiffen im Jahre 1878 machte einen weiteren Ausbau der Hafeneinrichtungen zwingend notwendig. So wurde bereits im Jahre 1862 dem Rat der Stadt Rostock ein Entwurf vorgelegt zum Umbau der Hafenleuchte in Warnemünde zu einem vollständigen Leuchtturm mit prismatischem Laternenhaus. Aber erst im Jahre 1897/98 kam es dann zum Bau des Leuchtturms in seiner jetzigen Form. Davor waren durch Streitigkeiten über die Notwendigkeit und die Finanzierung des Leuchtturms mehr als 30 Jahre ins Land gegangen. Erbaut wurde der Turm unter der Leitung des Rostocker Hafenbaumeisters Karl Friedrich Kerner.
Das Feuer wurde zunächst mit Petroleum betrieben, das aus dem Petroleumkeller, in dem

4 Petroleumbottiche untergebracht waren, heraufgepumpt werden musste. Im Jahre 1917 wurde das Licht auf Gas umgestellt. Um 1927 wurde der Leuchtturm auf elektrisches Licht umgestellt. Die Lampentypen wurden ständig dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Heute wird der Turm mit einer 250W/230V HQL-Lampe betrieben. Das Linsensystem wurde von der Firma Picht & Co. Rathenow geliefert und eingebaut und tut noch heute in unveränderter Form seine Dienste.


1968 Die Symbiose von Teepott und Leuchtturm als Warnemünder Wahrzeichen

Warnemünde mit Leuchtturm und Teepavillon 1936
1926 Der runde "alte" Teepavillon mit Terrassen und Kuppeldächern entsteht
neben dem Warnemünder Leuchtturm in unmittelbarer Nachbarschaft, den der Volksmund schon bald nach seiner Eröffnung "Teepott" nannte.
Er brannte 1945 ab.


Der Architekt Ulrich Müther und der Hyparschalenbau
noch fortsetzen
Inneres des Teepotts 1979
1967/68 Anlässlich des 750. Geburtstages von Rostock lässt die Stadt den Teepott als Hyparschalen-Bau errichten.
Eine Architektengruppe des Wohnungsbaukombinates Rostock um Stadtplaner Erich Kaufmann entwickelte das Gebäude des "Teepotts".
Die statische Konstruktion eines Hyparschalenbaus erstellte dazu der Konstrukteur Ulrich Müther aus Binz. Die Dachkonstruktion besteht aus einer Membranschale, die Last der 1000 m2 umfassenden Dachfläche ruht auf nur drei Auflagenpunkten. Die Dachschale hat eine Dicke von 7cm.
Die künstlerische Gestaltung führten Achim Kühn, Inge Jastram und Felix Büttner aus


Der Teepott seit der Wiedervereinigung
1991
Der Teepott wird geschlossen, geht in Privateigentum über und steht 10 Jahre leer.
Ein geplanter Abriss wird jedoch verhindert.
2001/02
Die Übernahme durch Rostocker Gastronomieunternehmer und einem Bauunternehmer erfolgt.
Es folgt die Entkernung und der Umbau
2015
Das Unternehmen Scanhaus Marlow kauft den Teepott
2018
Verleihung des Titels "Historisches Wahrzeichen der deutschen Ingenieur-Baukunst" wird dem Teepott zuerkannt.

Die Molen und Seezeichen

Forstinspektor Becker beschreibt den Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen
(Freimüthiges Abendblatt 1826):
Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen a
Bau der Seekisten für die Warnemünder Molen b


Die Fischerei

(u.a. Warnemünder Jolle) noch einpflegen

Die Warnemünder Fischerei bis zum Beginn des 20.Jahrhunderts

Niemand der nach Warnemünde kann sich dem besonderen Flair des Alten Stromes und des Fischereihafens an seinen beiden Ufern entziehen.
Allein schon der Duft von frischem Räucherfisch zieht die Touristen magisch an.
Lang ist die Tradition der Fischerei in Warnemünde.
Erstmals findet sie 1288 in Rotger Horns Angebot, die "Durchfahrt bei Warnemünd auf 6 Fuß zu vertiefen" (ca. 1,80m).
Bereits 1494 befuhren nicht weniger als 30 Warnemünder Fischer ihre Fangplätze in der Ostsee und leisteten ihre Abgaben an den dänischen Vogt auf Schonen. Sie befuhren bzw. befischten die gesante südwestliche Ostsee.
Die größte Länge der damaligen Fischerboote betrug ca. 6,30m und 2,20 Breite.
Ab 1880 mußten die Fischer Registriernummern an Booten und Segeln führen, 1917 ergänzt durch "WA" vor der Registriernummer.
Die Warnemünder selbst befaßten sich ungern mit dem Bootsbau und überließen das den Tischlern und Stellmachern aus Groß-Klein.
Gefischt wure mit Stellnetzen, Waden Reusen, Angeln und Eisen.
Die Netze und Angeln wurden in Warnemünde gefertigt und in der heutigen Friedrich-Franz-Straße entstand die erste 250m Reiferbahn.
Aber nicht nur gefischt wurde von den Warnemündern sondern sie verkauften ihre Fänge zu großen Teilen auch selbst.
In erster Linieg boten sie ihre Fänge regelmäßig auf dem Rostocker Markt an.
Da der Markt bereits um 8.00 Uhr öffnete, mußte die Ausfahr zum einholen der Netze schon morgens zwischen 1 und 2 Uhr erfolgen.
Leider wurden nie Aufzeichnungen über Fangmengen und erzielte Preise gemacht.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wares den Warnemünder Fischern per Rostocker Edikt strikt untersagt auf dem Breitling zu fischen. Das war den Rostocker Fischern, die ihren Standort uweit der Petribrücke hatten, vorbehalten.
Wenn aber Rostocke fischer nach Warnemünd kamen, hieß es "Vorsicht die Türken kommen".
Das hatte aber nichts mit Bewohnern die aus der Türkei kamen zu tun,sondern ein einstiger Rostocker Fischmeister hieß Thürk und wurde zum Namensgeber dieses Ökelnamens.

Die Warnemünder Fischerei nach dem zweiten Weltkrieg

In den 50iger Jahren wurde in Warnemünde eine sehr leistungsfähige FPG (Fischerei-Produktionsgenossenschaft) gegründet.
Es entstand eine neue LÖschhalle zur Übernahme des gerade angelandeten Fisches und eine Fischverarbeitungsstätte.
Die hauptsächlich angelandeten Fische waren Ostsee-Hering, Dorsch, Steinbutt, Scholle und Lachs.
Edelfische gingen in den Export, Hering und Dorsch kamen in die genossenschaftseigenen Geschäfte.

Die Warnemünder Fischerei nach dem Umbruch 1990

Ab 1990 verzeichnete die heimische Fischerei wegen der einströmenden Fisch-Importe, besonders aus Holland, mit der Kutterfischerei in Warnemünde rapide bergab.
Heute gibt es nur noch drei privae Kutterfischer, die ums Überleben kämpfen.
Eine Reihe der darüber hinaus verbliebenen Kutter führen oft Angeltouren für die zahlreichen Touristen durch.
Deren Tour-Angebote sind sehr beliebt und sind meist lange voraus ausgebucht.
Trotz des Niederganges der Küstenfischerei ist das Flair eines Fischereihafens geblieben und dort fangfrischen Fisch geräuchert oder als Bismark-Hering angeboten haben auch eine zusätzliche Anziehungskraft Warnemünde und die Fischer zu besuchen.

Das Lotsenwesen

Der Lotse und das Einlaufen in den Hafen
Die Rostocker Lotsenordnung von 1782 a
Die Schwierigkeit der Hafeneinfahrten erforderte, dass das Schiff von einem Spezialisten in den Hafen geführt wurde, der alle Tücken des Fahrwassers genau kannte, das ist der Lotse.
Seine Verantwortung ist groß, größer als sie Brinckmans humoristische Charakteristik im „Kasper Ohm“ erkennen läßt: „Loots is´n Loots ´n Kierl, de sein Schuldigkeit doon mööt, Haaben rin un Haaben ruut, süs ward he oewer Buurd smäten, un doför kriggt he sein Betalung!“
Weit draußen vor der Hafeneinfahrt warten die Lotsenboote bei jedem Wetter auf Schiffe, die den Hafen anlaufen wollen.
Über die Tätigkeit der heimischen Lotsen wird mancherlei erzählt:
Fiew Lotsen wieren hier in Warnemünd in´t Boot. Dree bleben langsiet un maakten naher dat Schipp fast. Twee stegen oewer.
De Warnmünner Lotsen säden, wenn se an Buurd güngen: Klaas, gah du an´t Stier, ik gah an´t Kommdier („Ich regier“, ich gebe die Kommandos).
De Lotsen smus´ten solang´rüm up´t Schipp bi´n Kaptain, un güngen nich ihrer von´t Schipp, bet se´n Foi kreegen.
Näherte sich ein Schiff der Warnemünder Reede, dann fuhren in einem Eifer, Geld zu verdienen, die Lotsen oft schon aus, ehe das Schiff die Lotsenflagge zeigte, dann gab es aber gelegentlich bittere Enttäuschung.
Wenn de Warnmünner Lootsen ruutführt wieren mit ehr Boot un dat Schipp denn oewer Stagg güng un na buten fohrt, denn schüllen de Lotsen „Dat is´n Heichler“ („Das ist ein Heuchler“, er tat nur so, als wollte er den Hafen anlaufen.)
Wi Lotsen säden, wenn en Schipp oewerkrüzen ded`vör.nHaben: „Dat is´n Bidewinner (Das Schiff segelt bei dem Winde).
Wenn es so stürmisch war, dass die Lotsen nicht hinauskamen, gab es ein Aushilfsmittel, das Schiff in den Hafen zu lotsen, denn würd de Windbaak bruukt.
Dat wier up´t Warnmünner Spill ´ne Flagg mit´n langen Staken, dor winkten se mit.
Wenn slicht Wäder wier, dat de Lotsen nich ruutgahn künnen, würd mit de Windbaak winkt.
Wo de henwinkt, dor mööt he´t Roder henleggen.
Wenn hoges Wäder wier un de Strom dull uutloopen ded, würden mit de Windbaak Tecken gäben.
Wenn dat Schipp to läg´stüern ded´, würd dormit winkt, he süll na de anner Siet stüern.
Wnn keen Wind wier un de Strom in War´münn hart utloopen ded´, dat dat Schipp dor nich gegenankünn, denn müßten de ollen Lotsen dat Schipp rintrecken. Denn geew de Schipper´n Soopji uut.
De Treckers wieren Lotsen, dee all up´t Ollendeel wieren.
Früher wier dat jo all schier un glatt an´n Strom (es ist gemeint, dass am Strom entlang habe ein glatter Weg geführt.)
De Lien würd an´n Mast bunnen.
De Treckers hadden´n Trecksädel, dor wier´n höltern Knoop aan.
Wenn´n Schipp fastkeem bi de Infohrt, würd dat Gangspill dreiht, dorbi würd ok sungen.
An jede Siet güng een mit´n Prickpahl, dorbi müßt he sik mit de Bost upleggen. Dat keem vöör, dat he dorbi ringahn ded´ in´t Water.
De Treckers wieren vier bet söß Mann, oder twee Pier tröken.
An jede Siet güng een mit´n Prickpahl.
(Richard Wossidlo WRQG 1940 )

Besonders Vormann Stephan Jantzen wurde zur Legende

Das Zollwesen

Das Zollamt am südlichen Ende der Häuserreihe am Strom wurde 1891/92, warscheinlich vom Stadtbaumeister Gustav Dehn erbaut. (WS)

Warnemünde Der kaiserliche Postdampfer Kaiser Wilhelm passiert das Zollamt
Das Zollamt auf einer Ansichtskarte 1917


Das Gebäudec des ehemaligen Zollamtes in den 1990er Jahren.


Die Kirchen und die drei Friedhöfe in Warnemünde

Im Laufe der Jahrhunderte sind in Warnemünde mindestens vier Kirchen nachweisbar. Zwei frühe Kirchen aus dem 13. und 14. Jahrhundert fielen den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Rostock und den Dänen zum Opfer. Die erste steinerne Kirche wurde um 1280 wahrscheinlich auf Veranlassung des Doberaner Klosters erbaut, was zur Folge hatte, das das Kloster auch über eine sehr lange Zeit deren Kirchenpatronat inne hatte. Als Rostocker die Kirche nach einem Sieg gegen die Dänen abbrannten, wurde dieser Frevel sogar dem Papst in Rom gemeldet. Die Stadt wurde im Dezember 1312 mit dem Bau einer neuen hölzernen Kirche beauftragt, die aber ebenfalls durch Feuer zerstört wurde.

Verwirrende Überlieferungen über Warnemünder Kirchen im 13.und 14. Jahrhundert

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Die alte Kirche mit ihrem Friedhof bei der Vogtei

Der Vorläufer der heutigen Kirche war ein Gotteshaus, das ganz in der Nähe des Alten Stroms einige Meter nördlich von der Vogtei stand und Anfang des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut worden war.
Sie hatte an der Südseite zwei Anbauten.

Der "Alte Kirchhof am Strande"

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Die neue Kirche

Kirchenplatz mit neuer Kirche um 1875
Die Warnemünder Pfarrkirche um 1900
Da die Einwohnerzahl von Warnemünde ständig wuchs und die alte Kirche ("Fischerkirche") zunehmend baufällig wurde, begann im September 1867 die Errichtung eines neuen Gotteshauses.
Am 1.10.1871 fand in Gegenwart des Großherzogs Friedrich Franz II. die feierliche Einweihung statt.
Das Gotteshaus entstand nach einem Entwurf des Rostocker Baumeisters Wilhelm Wachenhusen.
Der kreuzförmige Backsteinbau birgt wichtige Bestandteile von der Innenausstattung der alten Warnemünder Kirche.
Zu den bemerkenswetesten Gegenständen dürfte die überlebensgroße Schnitzfigur des heiligen Christophorus (Ende 15.Jh.) gehören.
Die alte "Fischerkirche" wurde 1874 abgerissen.
Geschichte am Rande:
Das zum Kirchspiel Warnemünde gehörende Dorf Diedrichshagen, das zuvor noch in Schwaan eingepfarrt war, kam nach dem Dreißigjährigen Krieg unter das Dach der Warnemünder Kirche.
Dort in der alten Kirche am Ufer des "Alten Stroms", befand sich vor der Ostwand die geschnitzte, überlebensgroße Figur des heiligen Christophorus.
Als 1871 nun die neue Kirche fertiggestellt war, sollte die große Figur nicht mehr übernommen werden.
Besonders die Diedrichshäger Pfarrkinder protestierten dagegen und erklärten, ohne Christophorus würden sie keine Ababen mehr leisten, sondern sich selbst eine Kirche bauen.
Sie waren alter Überlieferung gemäß hier nur so lange eingepfarrt, wie die Figur im Gotteshaus stünde.
Die Kirchenleitung gab klein bei, und der Schutzpatron der Reisenden blieb dem Gotteshaus und uns bis heute erhalten.
Inventarteile die aus der Vorgängerkirche übernommen wurden
- Schnitzalter von 1475 (angeblich eine Danzige Arbeit, über See nach Warnemünde verschifft)
Im Schrein befinden sich zwei Gruppen von Heiligen jeweils unter Maßwerkbaldachinen, dazu 3 Heilige in den Flügelaußenseiten.
- Kanzel mit Schalldeckel von 1591
- Heiliger Christophorus - monumentale Schnitfigur vom Anfang des 16. Jahrhunderts
Die Warnemünder machten ihn zum Schutzheiligen des Ortes
Einer Legende nach sollte der Christophorus Tränen vergießen können.
Einer weiteren Legende nach lebte in der Frühzeit Warnemündes in der Nähe der Vogtei ein Mann, der Leute bei Bedarf gegen einen kleinen Obolus über den damals noch flachen Strom trug. Er galt als Sinnbild des Warnemünder Christophorus.
- Altargemälde mit Kreuzigungszene von Gustav Stever um 1870
- Zwei Pastorenporträts: J.Albinus gest. 1670 und N.Bims gest. 1724
- Gestühlwangen mit Inschriften und Hausmarken 16.-18.Jh.
- Truhe von 1620
- Glocke von 1434
- Votivschiffe von 1820 und 1885 (Dankesgabe von in Seenot geratenen und geretteten Seeleuten)
Bei der Sturmflut vom 12.-14. November 1872 retteten sich viele Einwohner in die Kirche, als Warnemünde nach dem Durchbruch der Dünen westlich des Ortes wie auf einer Insel lag. Zuletzt mußten die Geretteten auf die Bänke steigen, während draußen Lotsenkommandeur Stephan Jantzen mit seinen Lotsen Menschen aus unmittelbarer Gefahr rettete.

Der neue Friedhof

Warnemünder Denkmalgeschichten

Das Denkmal für John Brinckman im Warnemünder Kurpark

Warnemünde Brinckman-Stein im Kurpark

"Ein Dichter und sein Gedenkstein - John Brinckman kam zur Kur ins Seebad"

(Autor: Ronald Piechulek in Ostsee-Zeitung 22.11.2002)
Am 18. September 2001 wurde der John Brinckman-Gedenkstein am Kurhausgarten gegenüber dem Institut für Ostseeforschung (nach 1914 zum zweiten Mal) eingeweiht.
Zum Dichter und zur Geschichte des Steins recherchierte der Warnemünder Ortschronist Ronald Piechulek:
John Frederick Brinckman wurde am 3.Juli 1814 in der Rostocker Koßfelder Straße als zweiter Sohn einer Kapitänsfamilie geboren. Er war sieben Jahre alt, als Warnemünde erstmals als Badeort erwähnt wurde. John Brinckman der sich zur Seefahrt hingezogen fühlt, erlebte, wie im Jahre 1834 der Dampfer "Rostock-Packet" seine regelmäßigen Fahrten zwischen Warnemünde und der Stadt aufnahm 1834 ließ er sich an der Rostocker Universität immatrikulieren und studierte bis 1837 Jura und Philosophie. Die akademische Laufbahn fand ein jähes Ende, als John Brinckman am 26.September 1838 wegen "versuchter Stiftung eines verbotenen Vereins" an der hiesigen Universität zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Diese Strafe brauchte er aufgrund eines Gnadenerlasses des Großherzoges jedoch nicht zu verbüßen.
Diese und andere Erlebnisse bewogen Brinckman. 1839 seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren und in den USA sein Glück zu versuchen. Das Heimweh und die Nichterfüllung seiner Wünsche und Vorstellung ließen aber John Brinckman 1842 nach Mecklenburg zurückkehren. Nach mehreren Anstellungen in verschiedenen mecklenburgischen KLeinstädten führte ihn sein Weg nach Güstrow, das nun seine Wahlheimat werden sollte. Dennoch zog es ihn immer wieder nach Rostock zurück.
Brinckman weilte von 1850 bis 1870 jeweils in den Sommerferien in Warnemünde anfangs allein, später mit der gesamten Familie.
Sie fand Unterkunft in dem Haus am Strom Nr. 35.
Seine schwankende Gesundheit zwang den Dichter, in den letzten Lebensjahren dem eindringlichen Rat seines Arztes zu folgen und in Warnemünde , das für seine Heilkuhren berühmt war, Erholung zu suchen.
Bei den Warnemündern war Brinckman ein gern gesehener Gast. Am Tage saß er stundenlang am alten Strom, snackte mit den Fischern und Lotsen Platt und ließ sich von ihnen Geschichten erzählen, die sicherlich einmal in seinen Werken Niederschlag finden sollten.


"Wihred, hollen bi de Enthüllungvon den "John Brinckman-Steen", in Warn´münn von H. Burmeister-Rostock"

(Weiherede gehalten bei der Enthüllung von dem "John Brinckman-Stein", in Warnemünde von H.Burmeister_Rostock]
(Erschienen in "Die Heimat" Nr. 38 am 16.Juni 1914 S.335/336)

"John Brinckman - Taun´n 100. Geburtstag (3.Juli 1914)"

(Erschienen in "Die Heimat" Nr. 34, 4.Juli 1914)


Der Reuter-Stein und die Reuter-Eiche bei der Sedan-Wiese

Die Einweihung von Reuter-Stein und Reuter-Eiche erfolgte anlässlich des 100. Geburtstages der Schriftstellers am 6. November 1910. Stein und Eiche befanden sich an der damaligen Sedan-Wiese. Diese Wiese, die an den vorentscheidenden Sieg der deutschen Armee nahe der französischen Stadt Sedan im deutsch-französischen Krieg 1870/71 erinnern sollte, befand sich westlich des damals neuen Warnemünder Friedhofs und heutigen „Stephan Jantzen-Parks“. Zur Einweihung findet sich in der Rostocker Zeitung vom 8. November 1910 eine Meldung über „Die Reuter-Jubiläumsfeier des Plattdeutschen Vereins in Warnemünde“. Darin heißt es: „In unmittelbarer Nähe der Küste, etwas unterhalb der Dünen pflanzte der Plattdeutsche Verein in Warnemünde zum Andenken an den Dichter eine Eiche und setzte dazu einen Denkstein mit einer Inschrift. Die Feier fand unter großer Beteiligung der Einwohnerschaft statt. Ein stattlicher Festzug bewegte sich vom Vereinslokal zu dem in Aussicht genommenen Platz in den neuen Anlagen. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden des Plattdeutschen Landesverbandes, Herrn Burmeister aus Rostock, übernahm Vogt Rechtsanwalt Beselin im Namen des Ortes Eiche und Denkmal. (…)“ Der Stein mit dem Namen und den Lebensdaten des Heimatdichters sollte die Eiche markieren. Es ist derzeit unklar, ob die ursprünglich gepflanzte Eiche noch existiert. Ungeklärt ist auch, was aus dem Stein wurde. Wie bei anderen Gedenksteinen aus Warnemünde, hält sich auch hier das Gerücht er sei im Fundament des Neptunhotels verbaut worden.

Der Fritz Reuter-Stein vor der Warnemünder Schule

Der Bismarck-Stein auf der Promenade

Der ehemalige Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) erhielt auch in Warnemünde Ehrungen und Denkmäler. So wurden unter anderem die Promenade und die anliegende Heinrich-Heine-Straße nach ihm benannt. Eine weitere Würdigung erhielt Bismarck in Warnemünde in der Form eines Gedenksteines, der am 25. August 1907 auf der Promenade feierlich eingeweiht wurde. Verbunden mit verschiedenen Ehrerbietungen, Reden und Kranzniederlegungen, wurde der Gedenkstein festlich enthüllt. Das Denkmal fand seinen Standort mitten auf der belebten Promenade und war mit dem Schriftzug „Bismarck zum Gedächtnis“ verziert. Durch den Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde dem Bismarck-Gedenkstein nach Kriegsende zunächst sein Schriftzug entfernt, bevor er 1968 endgültig von der Promenade verschwand. Versuche, den schweren Koloss an einen anderen Standort zu verlegen scheiterten und hatten die Sprengung des ehemaligen Denkmals zur Folge.

Das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges

Presseartikel über Fundamentfunde SVZ 23. Januar 2006
Presseartikel über Fundamentfunde SVZ 2006


Der Geinitz-Stein an der Stoltera

Traditionspflege, Kultur und Vereinsleben

(in Bearbeitung)

Warnemünder Ümgang

Der Brauch des „Ümgangs“ geht zurück ins 14. Jahrhundert. In jedem zweiten Jahr wurde der Öllermann, der Wortführer des Altermänner-Kollegiums, gewählt. Gleichzeitig wurden die Steuereinkünfte von den Bürgerältesten abgerechnet. Anschließend führte ein Umzug vorbei an Pfarre und Vogtei durch den Ort – auch gedacht als Repräsentanz der Warnemünder gegenüber Rostock. Diesen Brauch pflegte man bis 1850, in vereinfachter Form sogar bis 1909. Als Bestandteil des Warnemünder Sommerfestes, heute im Rahmen der Warnemünder Woche, wird seit 1976 der „Warnemünder Umgang“ (seit 2001 „Nieger Ümgang“) durchgeführt. Mitglieder der 1976 gegründeten Warnemünder Trachtengruppe verkörpern seither historische Figuren, wie den Tidingsbringer, Wuurdholler, Öllermänner, Polizisten, Hegediener und Fischersfrauen. Seit 1979 werden auch die sogenannten Ümgangsstäbe mitgeführt. Sie symbolisieren die drei wichtigsten Warnemünder Berufsstände: Fischer, Schiffer und Schiffbauer.

Der "Tidingsbringer" - Einst und jetzt ein Stück Warnemünde

Der ursprüngliche "Tidingsbringer"
Eine kleine Warnemünder Jolle rudert von schnellen kräftigen Schlägen getrieben die Warnow herauf.
In dem Boot sitzt ein Mann mit seiner Frau. Schon von weitem wird es in Rostock als das des Tidingsbringers erkannt und spannungsvoll erwartet. Jetzt schießt es an das Bollwerk heran. Ein kleiner Mann springt ans Ufer, der Schweiß perlt ihm von der Stirn.
"Was gibts Neues, Jungmann, wer ist heute binnengekommen?"
Aber vergeblich sind alle Fragen. Der Tidingsbringer weiß genau, von wem er den klingenden Lohn für seine Neuigkeiten zu erwarten hat. Keine Sekunde darf verlorengehen, an niemand die Nachricht, die er bringt, vorzeitig verraten werden.
Atemlos eilt er durch das Fischertor und verschwindet in der Strandstraße. Zuerst klopft er an die Tür des Steuermanns Schütz.
"Gute Nachricht Frau Schütz, Kapitän Lembke ist mit der Anna Maria im Ansegeln vor Warnemünde.
Ihr Mann wrd heute abend noch in den Hafen kommen."
Diese dankt hocherfreut und lässt ein Silberstück in die Hand des Tidingsbringers gleiten.
Weiter führt ihn sein Weg jetzt zur Wohnung des Kapitäns Krahnstöver und von dort zu den anderen Schiffer- und Steuermannsfamilien, denen er gleichfalls die freudige Mitteilung machen kann, dass günstiger Wind die Schiffe mit ihren Angehörigen auf Warnemünde zusteuern lässt.
Der letzte Gang gilt den weiter im Innern der Stadt gelegenen Kontoren der Reeder. Hier nimmter sich schon etwas mehr Zeit zur ausführlichen Berichterstattung, denn er ist sicher, dass ihm nun keiner mehr mit der Meldung der neuesten Schiffsnachrichten zuvorkommen wird.
Bevor nach 1850 wegen des langen und beschwerlichen Landweges die Dampfer zum Hauptverkehrsmittel wurden und 1863 der Anschluss Warnemündes an das Telegrafennetz erfolgte, gab es zwei besoldete Tidingsbringer (auch Tidungenbringer) als Nachrichtenübermittler zwischen Rostock und seinem Vorhafen Warnemünde.
Über Bewegungen im Rostocker Schiffsverkehr, über Abgangszeiten, Bestimmungsort und mutmaßliche Rückkehr wussten diese genauso Bescheid, wie über Namen, Größe, Takelung und Kapitäne der Fahrzeuge, die sie mit dem Fernrohr durch Besonderheiten an Rumpf oder Takelage erkannten.
(Auszug aus: Tidingsbringer - Ein Warnemünder Bäderjournal" Jahrgang 01 1996/1997 S.129)
Im Jahre 1995 trafen sich Mitglieder des Leuchtturmvereins Warnemünde e.V. mit den beiden Verlegern Dr. Mathias Redieck und Achim Schade um einen neuen Tidingsbringer aus der Taufe zu heben, diesmal nicht vordergründig mit dem Ziel den Seemannsfamilien und Schiffsreedern Ankünfte oder Abreisen von Schiffen und ihren Besatzungen zu vermelden, sondern um alte und neue Nachrichten aus Warnemünde weit ins Land zu übermitteln.
Damals ahnten sie nicht, das dieses, jährlich zwischen zwei Buchdeckeln randvoll mit spannenden "Tidings" (Nachrichten) gefüllte Medium in den nun folgenden zweieinhalb Jahrzehnten, seine Nachrichten hinaus bis nach Japan, Australien, Afrika und Amerika tragen wird. Selbst nach 26 Jahren halten noch immer viele Autoren Geschichte und Geschichten um Warnemünde und seine Menschen fest, bis eines Tages, warscheinlich wieder abgelöst durch neue Medien, auch wieder eine neue Form der Nachrichtenübermittlung wachsen läßt.

Die Klaashahns

Im Jahre 1963 waren es acht junge Segler aus der Betriebssportgemeinschaft der Warnowwerft, die zusammen kamen, um die Abende gemeinsam mit dem Singen von Seemannsliedern und Shantys zu verbringen. Sie selbst fanden Gefallen daran und auch zufällige Zuhörer.

Der erste Auftritt der Sänger fand am 7. Mai 1964 im Warnemünder Veteranenclub mit großem Erfolg statt. Erst danach beschloss man, eine Shantygruppe zu bilden und sich den Namen „De Klaashahns“ zu geben.

Gründungsmitglieder der Shantygruppe waren:

Edwin Lenz, Uwe Jahnke, Kurt Jahnke, Dietrich Zager, Siegfried May, Helmut May, Christian Rösler, Lutz Buchmann

Die Warnemünder Trachtengruppe

Die Trachtengruppe wurde 1976 gegründet und setzt sich seither für die Erhaltung und Pflege der Traditionen des Ortes ein. Dazu gehören insbesondere die alten Volkstänze, aber auch die niederdeutsche Sprache. Bei ihren Auftritten tragen die Mitglieder Trachten, wie sie um 1840 in Warnemünde getragen wurden. Einmal jährlich im Juli organisiert die Trachtengruppe das "Warnemünder Trachtentreffen". Die Mitglieder der Trachtengruppe präsentieren seit 1976 im Zuge des "Warnemünder Ümgangs" historische Figuren, wie den Tidingsbringer, Wuurdholler, Öllermänner, Polizisten, Hegediener und Fischersfrauen.

Der Leuchtturmverein

Eigentlich "Förderverein Leuchtturm Warnemünde e.V.". Keimzelle für die Entstehung des Fördervereins war der Wunsch den Leuchtturm nach der Wende von 1989/90 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hauptinitiator hierbei war der damalige Rostocker Denkmalpfleger Gerhard Lau. Er und andere Enthusiasten, die sich schnell für diese Idee begeistern konnten, überzeugten den Bürgermeister der Stadt Rostock und das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) von dieser Idee. Da weder die Stadt noch das WSA Personal hatten, um den Turm zu betreuen, wurde am 22. April 1994 daher der "Förderverein Leuchtturm Warnemünde e.V." gegründet. Das WSA, die Hansestadt Rostock und der „Leuchtturmverein“ einigten sich zugleich auf die Schließung eines Überlassungsvertrages zur Bewirtschaftung des Leuchtturms, der am 24. April 1994 direkt vor dem Leuchtturm unterzeichnet wurde. Der Turm ist seither unter der Obhut der Warnemünder Leuchtturmmänner wieder für alle geöffnet die den Aufstieg wagen wollen.

Der Warnemünder Yachtklub

Das Schulwesen in Warnemünde

(in Bearbeitung)

Eine Schule wird für Warnemünde schon im 16. und 17. Jahrhundert erwähnt. Friedrich Barnewitz schreibt in seiner Ortschronik (1925), dass 1578 ein Schulmeister erwähnt wird und 1619 eine neue Schule errichtet wurde. Bis 1836 handelt es sich, wie vielerorts, um eine einklassige Schule. Barnewitz schreibt, dass die Warnemünder ihre Kinder nach eigenem Gutdünken zur Schule bzw. zum Küster schickten (beim Küster waren meist die 4- bis 6-jährigen Kinder). Die älteren Kinder mussten häufig durch Arbeit zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Um 1800 überzeugte Pastor Schmiedekampf die Warnemünder ihre Kinder wenigstens von November bis Ostern zweimal wöchentlich zur Schule zu schicken. 1899 kam es zur Einrichtung einer Knabenschule. Am 1.4.1915 wurde die neue Schule in Fritz-Reuter-Straße eröffnet.

Die Fritz Reuter-Schule

Die Heinrich Heine-Schule

Handwerk in Warnemünde

Die Warnemünder Mühle

Die Warnemünder Mühle


Vom Fischer-, Lotsen- und Hafenort zum Ostseebad

Warnemünde als Hafenort

Fähren nach Dänemark

Die Post- und Passagier-Schiffsverbindung nach Dänemark ab 1886 bis 1903
(NHG)
Warnemünde Postdampfer Kaiser Wilhelm vor 1903 Berlin Kopenhagen
Von Entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Ostseebades Warnemünde war der Bau einer Eisenbahnverbindung von Neustrelitz mitten durch Mecklenburg nach Warnemünde, wo ein Brückenschlag nach Dänemark hergestellt werden sollte.
Um eine rasche und sichere Einfahrt der Postdampfer zu gewährleisten, waren umfangreiche Bauten in Warnemünde nötig.
Zunächst war eine Vertiefung der Fahrrinne und eine Verlängerung der Westmole sowie der Bau eines neuen Hafenbeckens erforderlich.
Das Hafen-Bassin war 450m lang, 100m breit und 4,6m tief.
Außerdem wurde die Mole um 133m verlängert und erhielt an ihrem Kopf eine Leuchtbake.
Die Arbeiten wurden so auf Hochdrück gefördert, daß am 26.Juni 1886 die Eröffnung der Strecke von Neustrelitz über Rostock-Warnemünde nach Gedser erfolge.
Die neue Verbindung verlief über eine Distanz von 24,3 Seemeilen oder 45 km.
Die zwei 12 Knoten schnellen Raddampfer "Kaiser Wilhelm" und "König Christian" übernahmen die Verkehrsverbindung.
Von dänischer Seite wurden die "Freya" und Anfang der 90er Jahre die "Edda" in Dienst gestellt.
Ab 1.Mai 1892 wurde auch eine Nachtverbindung eingerichtet.
Mit der Herstellung einer schnellen Verbindung ins Binnenlande, besonders zur Reichshauptstadt Berlin nahm auch der Urlauberverkehr einen großen Aufschwung.
Die Trajektverbindung (Transport mit Eisenbahn) ab 1903
Warnemünde Trajekt Prins Christian um 1910
Der Verkehr auf der Postdampferroute, die im Jahre 1894 mit der Besitzübernahme in die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn unter Landeshoheit kam, nahm eine sprunghafte Entwicklung ihren Lauf.
Für den Personenverkehr, wie auch den Güterverkehr war für Personen der Umstieg von der Bahn aufs Schiff bzw. die ständige Umladung des Frachtgut ein umständliches und zeitraubendes Hindernis. Dem entsprang der Gedanke die Verkehrsbrücke zwischen Deutschland und Dänemark in eine Trajektverbindung umzuwandeln.
Der Baubeginn für dieses deutsch-dänische Gemeinschaftsprojekt war im September 1900 an den beiden jeweiligen Fährhäfen.
Am 30.September 1903 fand deren feierliche Eröffnung unter der persönlichen Teilnahme von Kronprinz Christian (X.) und dem mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz IV. statt.
Der Fährbetrieb wurde zunächst mit vier Schiffen, der "Großherzog Friedrich-Franz", der "Mecklenburg", der "Prinzessin Alexandrine und der "Prinz Christian" eröffnet.
Das war der Beginn für eine unkomplizierte, schnelle und kostengünstige Seeverbindung zwischen Deutschland und Skandinavien.
Hatten die Postdampfer in ihrem letzten Betriebsjahr rund 4000 t Güter befördert, so bewältigten die vier neuen Trajektfähren im gleichen Zeitraum das 20fache.
Warnemünde Dampffährverbindung 1903 Berlin Kopenhagen
Die Zahl der beförderten Personen schnellte von 50 000 auf 80 000.
Um deren Leistungsfähigkeit zu erhöhen wurden die beiden Radfähren 1906 auf eine Gesamtlände von jeweils 104m verlänger.
Raddampfer waren grundsätzlich nicht für Eisfahrten tauglich, so entschloß man sich eine eistüchtige Ostseefähre, die "Mecklenburg" zu bauen. Das Fahrzeugdeck war zweigleisig und konnte 15 Güterwagen aufnehmen. Die "Mecklenburg" war bis 1945 im Einsatz.
1922 nahm dänischerseits die "Danmark" ihren Betrieb auf. In der Zeit ihrer Inn-Dienst-Stellung war sie mit einer Kapazität für 15 Güterwagen und 1100 Passagiere, die größte und leistungsfähigste Dampffähre im Ostseeraum.
Auf deutscher Seite folgte 1926 die Inbetriebnahme der Hochssefähre "Schwerin". Sie übertraf technisch und beim Reisekomfort alles Dagewesene im Ostseeraum.
Sommer-Fahrplan der Bahnverbindung Berlin-Kopenhagen via Warnemünde und Gedser 1937
Zwischen den Weltkriegen entwickelte sich der Verkehr über die Ostsee nach Skandinavien sprunghaft.
Das Kriegsende setzte schließlich auch dem Fährverkehr auf lange Zeit ein Ende.
Am 1.Mai 1945 wurde der Fährverkehr auf der Linie Warnemünde-Gedser eingestellt.


schwedische Fähre zu Beginn der 50er Jahre, Interimbetrieb vor Wiederinbetriebnahme des Hafens Sassnitz
Die deutschen Fährschiffe "Mecklenburg" und "Schwerin" waren verloren. Die "Mecklenburg" interniert und die "Schwerin" durch Bomben zerstört.
Die ersten Fährschiffe die nach Kriegsende in Warnemünde anlegten kamen aus dem schwedischen Trelleborg hierher, da der Saßnitzer Fährhafen wegen des zerstörten Hafens und des gesprengten Rügendammes nicht angelaufen werden konnte.
Erst am 10. Mai 1947 wurde der Fährbetrieb wieder aufgenommen.
Mit dem Fährschiff "Danmark" begann man zunächst nur Bedarfsfahrten auszuführen.
Erst in den 60er Jahren kam mit dem Umbau des westlichen Fährbetts und dem Einsatz des DDR-Fährschiffes "Warnemünde" und dem dänischen Fährschiff "Kong Frederik" der Trajektverkehr zu neuem Leben.
Ab 1990 erreichte die Frequentierung der Fähren im Güterverkehr, wie auch im Personenverkehr einen nie dagewesenen Höhepunkt erlebte, was angesichts der erwachsenden und nicht mehr beherrschbaren Verkehrsprobleme auf der binnenseitigen Verkehrsanbindung nach Warnemünde zum Ende des Fährverkehrs in Warnemünde führte.
Der stetig wachsende Passagier- und Güterverkehr und die unzureichende Hafenanbindung führten 1995 zur Umverlagerung der Fähranbindung in den Rostocker Überseehafen.
Das Ein- und Auslaufen der Fähren zum Überrseehafen, auf der Warnemünder Mittelmole zu beobachten ist dagegen bis in unsere Tage für die Warnemünder und ihre Gäste zum wichtigen Event geworden.
Warnemünde - Gedser und die Eisenbahn (1903 - 1995)
1900 Bauplan des Trajekt-Fähranlegers von Hafenbaudirektor K. Kerner Quelle:Archiv Heimatmuseum Warnemünde
1903
1903, 30. September
Mit dem eingleisigen Radfährschiff "Friedrich Franz IV." verlässt erstmalig eine Eisenbahnfähre den Hafen von Warnemünde via Gedser.
Gleichzeitig wird das Schwesterschiff "Prinsesse Alexandrine" in Dienst gestellt.
1926, Dezember
Erste Fahrt des Passagierfährschiffes "Schwerin".
Als "Schwan der Ostsee" gewinnt die neue Fähre schnell Berühmtheit.
1945, 17.März
Die dänische Widerstandsbewegung sprengt die Fähre "Danmark"
Sie wird zu Kriegsende wieder gehoben.
1963
Auszug aus der damals in Bremen erscheinenden Wochenzeitschrift der mecklenb. Landsmannschaft "Unser Mecklenburg"
1963,23. Mai
Werftdirektor Kurt Dunkelmann übergibt den Fährschiff-Neubau "Warnemünde" an die Deutsche Reichsbahn.
1968,14. April
In den Mittagsstunden läuft das Fährschiff "Danmark" Warnemünde letztmalig an.
1995, 24.September
Mit dem Fährschiff "Warnemünde" verläßt letztmalig ein Trajekt auf der Ostseelinie Warnemünde - Gedser den Fährhafen von Warnemünde.
Eine Ära hat ihr Ende gefunden.

Die Stromfähre über den Seekanal

Mit dem Bau des Warnemündere Bahnhofes, der Fährbecken für die Trajektverbindung und dem dazu notwendigen Bahndamm über den alten Strom in Höhe des Warnemünder Zollhauses, war eine völlig neue Zufahrt für den Warnemünder Hafen ereforderlich.
Gleichzeitig mußten die nun östlich des neuen Seekanals gelegenen Teile der Stadt Rostock (Hohe Düne, Markgrafenheide, Rostocker Heide) Verbindung zum Verkehrsnetz haben.
Der Bau einer Flussfähre war unumgänglich geworden.
Unmittelbar nach dem umfassenden Umbau der Hafenanlagen und des Seekanals wurde mit einer improvisierten floßartigen Fähre, die per Seilverbindung die Seiten wechselte, eine auf kurze Zeit ausgelegte Interimsverbindung geschaffen.
Sie wurde nach Bedarf durch die Personenfähre "Maischolle" ergänzt. Nachts wurde die Überfahrt mit einem Ruderboot bewerkstelligt, um die Betriebskosten gering zu halten. Bei allen folgenden Entwicklungen im Fährausbau wurde der nächtliche Ruderbootverkehr bis in die 50er Jahre beibehalten.
Mit der Erweiterung des 1913/14 errichteten Flugplatzes auf Hohe Düne und der bald nach dem Ende des ersten Weltkrieges dort schnell wachsenden Flugzeugindustrie, reichte die nötdürftige Verkehrsverbindung nicht mehr aus und es mussten neue, bedarfsgerechte Lösungen gefunden werden
Der zeitweilig ins Auge gefaßte Bau einer über den "Neuen Strom" führenden Schwebefähre, konnte wegen der für die ungehinderte Schifffahrt vorzuhaltende Höhe nicht weiter verfolgt werden.
So verfiel man auf die Lösung durch eine Kettenfähre, die dann bis 1955/56 zuverlässig unseren Dienst versah.
Ältere östliche Anlieger-Bewohner wissen noch zu berichten, daß sie auch wiederholt nach Kettenrissen als antriebsloses Wasserfahrzeug auf die Ostsee abgetrieben und mittels Schlepper wieder "eingefangen" werden mußte.
Zum Glück kam es dabei nie zu Personenschäden und es ging glimpflich ab.
Der Bau des Rostocker Überseehafens ab 26.Oktober 1957 und der fast zeitgleiche Bau der Marinebasis Hohe Düne erforderte wiederum neue Lösungen. Dazu wurden auf beiden Seiten des Seekanals kleine Fährbecken mit Anlegesteg erbaut.
Bis zur Fertigstellung der neuen Flußfähre "Ostsee" wurden die 1955 im Rahmen des "Nationalen Aufbauwerkes" gebauten Gehlsdorfer Fähren "Willi Schröder" und "Albert Schmidt" eingesetzt. Alle drei Fähren blieben lange im Einsatz.

Die Warnemünder Seenotrettungsstation

Warnemünde, die Nr.1 unter den deutschen Kreuzfahrthäfen

Warnemünde als Badeort

Werbung für das Ostseebad 1936

Über die Anfänge des Badewesens in Warnemünde=

(NHG) Im Sommer des Jahres 1885 führt der Weg rund 5000 Erholung suchende „Berliners“, also Badegäste nach Warnemünde. Das Badewesen hatte in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Veränderung und Entwicklung des Küstenortes zur Folge gehabt.

Einige Meilensteine bis dahin seien hier genannt
1828 Hinter der Ostmole wird ein Damenbad mit zwei Zellen geschaffen
1834 Dr. Schütz lässt ein Warmbadehaus im Ortszentrum errichten
1835 Bau eines Herrenbades (auf der Höhe des 1853 erbauten Hotels Hübner) und eines Damenbades (auf der Höhe des heutigen Kurhauses) mit Zellen für jeweils 20 Personen
1866 Verlegung des Herrenbades nach Westen (auf die Höhe des heutigen Hotels Neptun)
1872 Zerstörung aller Bäder bei der Novemberflut
1873 Wiederaufbau beider Bäder an den vorherigen Standorten

Der Badetourismus ist zum bedeutenden Wirtschaftszweig Warnemündes geworden, als der hier ansässige Kaufmann A. Bruger mit seinem Pressebeitrag „Badeplauderei“ im „Anzeiger für die Ostseebäder Warnemünde, Heiligendamm, Groß-Müritz, Wustrow“ am 6.Juli 1885 für Aufregung und lebhafte Diskussion im Ort sorgt. Übrigens weisen die Diskussionsinhalte bemerkenswerte Parallelen zu unseren Tagen auf und eine unterhaltsame Beschreibung des Lokalcolorits jener Tage in Warnemünde ist es in jedem Falle.

Er schreibt:

„Das Seebad Warnemünde, dessen Besuch von Jahr zu Jahr mehr zunimmt, gehört jetzt schon, und mit Recht, zu den besuchtesten Ostseebädern. In der That findet man selbst in den viel genannten und fashionabelsten Ostseebädern Misdroy, Häringsdorf und Colberg nicht eine solche Anzahl hübsch und anmuthig gelegener und mit so vielem Comfort eingerichteter Privatwohnungen wie in Warnemünde, und gar die großen Hotels dieses Badeortes können nicht nur wegen ihrer schönen Lage in unmittelbarer Nähe der See, sondern auch wegen ihrer vortrefflichen Einrichtung und Leitung, den gelobtesten Hotels in den sogenannten großen Bädern an die Seite gestellt werden. …“
Bruger stellt Vergleiche mit den in damaliger Zeit etabliertesten Ostseebädern und ihren Angeboten an und kommt zu dem Schluß:
„Nur an Einem fehlt es in Warnemünde, und dieser Mangel macht sich von Jahr zu Jahr mehr fühlbar, das ist eine Badedirection, welche die Aufgabe hat, dem Fremden in Bezug auf die Wohnungen Auskunft zu geben und für das Amusement der Badegäste zu sorgen. Seitens der Stadtverwaltung, welcher zugleich auch die Verwaltung des Fleckens Warnemünde unterstellt ist, geschieht sehr wenig für die Hebung des Bades als solches und gar nichts für die Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der Gäste. Insbesondere könnte man füglich die Anforderung stellen, daß in einem so frequenten Bade die Badeeinrichtungen besser wären. …“
Seine im Beitrag folgenden Beschreibungen über den praktischen Ablauf des Badelebens und den damit verbundenen Dienstleistungen jener Zeit lassen uns heute an freies Baden gewöhnte Strandbesucher schmunzeln:
„Die Zellen im Damenbade, deren Anzahl in der Hauptsaison nicht im Entferntesten dem Bedürfniß entspricht, sind zum größten Theil völlig dunkel und besitzen mit Ausnahme der wenigen gemauerten, anstatt des Fensters nur eine etwa 1 Fuß (28 cm) große Öffnung in der Rückwand, welche, wie in den Hühnerställen (Legeställen) auf dem Lande mit einem hölzernen Schieber geschlossen wird.
Will der Badegast sich nun nicht im Finstern anziehen, was immerhin seine Schwierigkeiten hat, so muß er jenen Schieber öffnen und erhält nun durch diese Öffnung und das gegenüber in gleicher Höhe befindliche Loch in der Thür, dessen einstiger Zweck nicht erfindlich ist, die intensivste Zugluft, die man sich wünschen kann.
Die Kleider, welche man an der weißgetünchten Wand der Zelle aufzuhängen hat, zieht man mit Kalk beschmutzt wieder an. :Handgroße Spiegel sind allerdings in den Zellen vorhanden, sie hängen aber entweder zu hoch oder zu niedrig, wenn man von „hängen“ überhaupt sprechen kann, da sie fest genagelt sind.
Im Uebrigen ist das Glas völlig fleckig und blind, und zeigt dem Hineinschauenden entweder nichts oder ein völlig verzerrtes Antlitz.
Eine Wanne zum Abspülen der Füße ist nicht vorhanden, und doch wäre diese um so mehr am Platz, als der auf der Brücke und auf den ins Wasser führenden Treppen befindliche Leinwandläufer stets beschmutzt mit dickem grünem Schlamm. …“
Auch an dem betreuenden Personal der beiden Bäder hat der Kaufmann mancherlei zu kritisieren:
„Die Bedienung der Badenden ist ebenso mangelhaft wie die Einrichtung der Zellen.
Allerdings umdrängen im Herren- wie im Damenbade eine Menge Menschen den neu hinzugekommenen Badegast und bieten ihre Dienste an.
Es beschränken sich aber die Dienstleistungen in der Regel ausschließlich auf das Trocknen und Aufbewahren der Badewäsche. :Das sorgfältigste der Gesundheit und dem Wohlbefinden so notwendige Frottieren der Haut unterbleibt entweder ganz oder es wird von dem Badediener (respective der Badedienerin ) gewissermaßen im Vorübergehen auf dem Badesteg vorgenommen.
Die Bedienenden haben in der Regel so vielen Badegästen ihre Dienste verdingt, daß es für sie eine Unmöglichkeit ist, jeden Einzelnen in die Zelle zu begleiten und ihm dort beim Ankleiden behilflich zu sein.
Dies und noch vieles Andere, sind Übelstände, welche jeder Badegast unangenehm empfindet. …“
Alle Kritik an der Situation im „Baderegiment“ von Warnemünde führt Bremer schließlich zu der Forderung:
„Von Seiten der Stadt müßte in Bezug auf die Einrichtung der Zellen, der Bedienung der Badegäste etc. , ein festes Reglement aufgestellt werden, dessen Innehaltung zu überwachen und zu controllieren Sache des Bade-Direktors wäre, der in jedem größeren Seebade für die Sommermonate angestellt ist, und dessen Abwesenheit sich in Warnemünde, auch in Bezug auf das Miethen der Wohnungen, das Arrangement der Vergnügungen etc. von Jahr zu Jahr mehr fühlbar macht.“ :Schon wenige Tage darauf reagiert der Hotelbesitzer C. Hübner, gleichzeitiger Betreiber von Damen- und Herrenbad mit unverhohlener Wut:
„Wenn ich beipflichte, daß wenn in unserem Orte für die Dauer der Saison eine Badedirektion existirte, es in vielen Dingen besser stehen würde wie zur Zeit, so ist es doch sehr zu bedauern, daß eine Einrichtung, die nicht besser, einfacher und reinlicher sein kann, wie unsere Badeanstalt, einer Kritik unterworfen wird.
Was den Punkt anbetrifft, daß eine Badedirektion fehle, um Fremden betreffend Auskunft zu geben, so findet auch jetzt jedes an die nicht existierende Badedirektion gerichtete Schreiben sofortige Beantwortung und wird ihm gerne Rath ertheilt.“ :Es hatte sich in der Vergangenheit eingebürgert, daß der Postbote Briefschaften, die an die Badedirektion adressiert waren zur Auskunft und Bearbeitung an das Hotel Hübner, eben das größte Haus am Platze gab, wo sie dann bearbeitet wurden.
Waren im eigenen Haus keine Unterkünfte frei hatte, leitete man sie dann an die anderen Hoteliers des Ortes weiter.
Was verständlicherweise deren Unmut weckte.
Hübner führt weiter aus:
„…daß Amusements bis jetzt ohne eine Badedirektion stattfanden, so z.B. die Stromfahrten, welche doch nur von Privatpersonen (auf Hübners Rechnung) angeregt wurden und in jeder Weise rege Beteiligung fand.“ :„Was nun die Einrichtung unserer Badeanstalten betrifft, so fehlt es in denselben durchaus nicht an Luft und Licht, denn jedem , der sich in denselben seiner Kleider entledigen respective sich ankleiden will, ist es gestattet, die Thüre der Zelle offen zu stellen, so oft er entweder des Lichtes oder der Luft entbehrt, doch thun wohl solche, die sich vor einem Luftzuge scheuen besser, wenn sie im Hause bleiben und ein warmes Bad von 30 bis 40 Grad nehmen. …“
Was die angebotenen Dienstleistungen angeht bemerkt Hübner:
„…Zum Abtrocknen und Frottiren der Badenden befinden sich in der Badeanstalt 2 kräftige junge Männer, auf jeder Seite einer, die gewiß ihrer Aufgabe gewachsen sind und willig tun, was von ihnen der Badende verlangt.“
Als Resümé schließt der Hotelier an:
„Fragen wir uns nun zum Schlusse, zu welchem Preise ist ein Bad in Warnemünde, und zu welchem Preise ist ein Bad in Häringsdorf oder Colberg zu haben:
...ein Bad kostet in Warnemünde 20 Pf., in Colberg 40 Pf. Und in Häringsdorf sogar 75 Pf., so gelangen wir zu der Einsicht, daß Warnemünde bei solchen niedrigen Preisen stolz darauf sein kann, eine solche Badeanstalt zu besitzen, und gewiß in dieser Hinsicht den anderen Seebädern ebenbürtig dasteht.“
Auch Kaufmann Bruger fühlt sich nun noch zu einer Erwiderung bemüßigt:
„Freilich geht es auch ohne Badedirektion, wie Herr „C.H.“ zu beweisen sich bemüht.
Es kommt hier wie überall im Leben nur auf die Ansprüche, die man erhebt, und auf den Platz den man einnehmen und behaupten will.
Warnemünde gehört zu den besuchtesten Ostseebädern, es stellt sich mit Recht „Häringsdorf und Colberg“ gleich, da darf es auch bezüglich seiner Badeeinrichtungen nicht so weit hinter den genannten Bädern zurückstehen, wie dies doch in Wahrheit der Fall ist.
Wem die Bade-Einrichtungen als die „besten“ erscheinen und er sogar „stolz“ darauf ist, dem zeugt dies von einer nachahmungswürdigen Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit, welche leider das die Bäder besuchende, größtentheils wohlhabende Publikum nicht zu besitzen pflegt.
Wem es nichts ausmacht bei offener Zellenthür vor zahllosen Zuschauern aus- und anzukleiden, wem die fleckigen blinden Spiegel genügen, wem es nicht unangenehm ist, die mit Sand und Schlamm beschmutzten Füße ohne vorherige Reinigung in dem Badelaken abzutrocknen, wer endlich die Bedienung bei dem Verlassen des Bades nicht entbehrt, der könnte sich füglich auch ganz ohne Zelle behelfen und hätte dabei die Freude, an jedem Bade 20 Pf. Zu sparen.
Die Badegäste, vorzugsweise die Damen, sind indessen leider so verwöhnt, daß sie es vorziehen sich bei geschlossener Tür und nicht im Finstern anzuziehen. …und sie haben sogar das Bedürfnis in ihrer Zelle von einer Dienerin abgerieben zu werden. … es ist mir unverständlich, weshalb man solche Mängel nicht rügen soll, weil die Badeanstalt sich in den Händen einer Privatperson befindet.
Die letztere würde jedenfalls in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sie hier gründliche Abhülfe schafft.
… Wenn de Besitzer der Badeanstalt, an welcher er die genannten Verbesserungen vorgenommen hat, dagegen einen etwas höheren Preis für die Bäder verlangt, so wird das Publikum dies nur billig finden.
Wer sich den Luxus einer Badereise gestatten und für eine Wohnung täglich 5 – 12 Mark Miethe zahlen kann, dem wird es wahrlich auf die 20 Pf. nicht ankommen, um welche er vielleicht das tägliche Bad theurer bezahlen muß und Warnemünde wird durch Verbesserung seiner Badeeinrichtungen wesentlich gewinnen.“
Es läßt sich heute nicht mehr aufklären, ob dieser öffentlich ausgetragene Disput mit dazu beigetragen hat, daß drei Jahre darauf auf Initiative und unter Leitung des Rostocker Bürgermeisters Dr. Paschen im Jahre 1888 für Warnemünde eine amtliche Badeverwaltung eingerichtet wurde.
Ein Denkanstoß dazu war es gewiß.

Das Kurhaus von Gustav Berringer

Das im Dessauer Bauhausstil errichtete Kurhaus an der Strandpromenade wurde 1914 begonnen.
Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges waren die Grundmauern des Gebäudes ca. 2m aus dem Boden gewachsen.
Durch Krieg und Inflation unterbrochen fand der Bau seine Fertigstellung erst 14 Jahre später im Jahre 1928.
Um den Bau finanzierbar und umsetzbar zu machen übernahm die Hansestadt Rostock im Jahre 1913 die Bauträgerschaft und beauftragte ihren Stadtbaudirektor, den Diplomingenieur Gustav Wilhelm Berringer, mit der Projektierung.
Gustav Wilhelm Berringer
Er wurde am 17.Februar 1880 in Rostock geboren und entstammte einer seit Generationen in Rostock ansässigen Bäcker- und Konditorenfamilie.
Bis 1905 studierte er Hochbau in München, Dresden und Berlin-Charlottenburg
Berringer schuf den Entwurf für die frühere Gewerbeschule in der Parkstraße und wirkte seit 1924 im Verein für Rostocks Altertümer unter anderem als Museumswart.
Weiterbau ab 1922
In den Jahren 1922/23 begann eine weitere Etappe. Der Kurhausgarten mit dem Musikpavillion, der Wandelhalle und der Lesehalle entstand.
1927 standen für die Fertigstellung des Kurhauses 525.000 Mark zur Verfügung
Am 24.Mai 1828 fand die festliche Eröffnung des Kurhauses begangen werden.
Im Laufe des zweiten Weltkrieges wurde das Kurhaus in ein Tarnnetz gehüllt.
Nach den Bombadements auf Rostock im April 1942 wurden im Keller des Gebäudes Bauteile für die Ernst Heinkel Flugzeugwerke gefertigt.
In den oberen Etagen befand sich deren Konstruktionsbüro.
Der Betrieb nach dem zweiten Weltkrieg
Nach Ende des zweiten Weltkrieges, etwa ab 1950 begann sich im Kurhaus ein breites Veranstaltungsangebot zu entfalten.

Das Hotel Neptun

Von 1969 bis 1971 wurde das Hotel vom städtischen Wohnungsbaukombinat und dem schwedischen Unternehmen SIAB errichtet und im Frühjahr 1971 eröffnet. Die Architekten hatten den Bau so geplant, dass alle Zimmer einen Meerblick haben. Neben einem Meerwasserschwimmbad direkt in der 2. Etage des Hotels gab es eine angeschlossene Meerwasserschwimmhalle mit Wellenanlage und die Sky-Bar in der 19. Etage, in der das Dach für den "Tanz unter Sternen" geöffnet werden konnte. Im Keller des Hotels befand sich die erste Diskothek der DDR. Bis 1990 war das "Neptun" Vertragshotel der Handelsorganisation.

Warnemünde als Industriestandort

Die Werften

Das Gelände der ehemaligen Krögerwerft

Auf dem heutigen Gelände der MV Werft, begann nach Kriegsende 1945 die Geschichte der Warnowwerft. Während der unmittelbaren Nachkriegszeit, wurden die vorhandenen Überreste der alten Krögerwerft zum Bau von Fischkuttern für die Besatzungsmacht aus der Sowjetunion genutzt. Die Krögerwerft in Warnemünde war in den Jahren 1939 – 1945 vor allem für den Bau von Flugsicherungsbooten zuständig.

Den neuen Namen „Warnowwerft“, sowie eine damit verbundene Eigenständigkeit, erhielt die VEB Warnowwerft Warnemünde am 01. August 1948. Die Werft konzentrierte sich in der Folgezeit auf die Reparaturen von Schiffen. Ein Umschwung erfuhr die Werft ab 1951, als fortan neben den Reparaturarbeiten, der Neubau von Schiffen dazukam. So wurde unter anderem der Neubau des Segelschulschiffes Wilhelm Pieck abgeschlossen und mit der Produktion von Serienschiffen begonnen. Die Warnowwerft entwickelte sich zu der größten Schiffbauproduktionsstätte der DDR. Die Schiffe wurden in erster Linie für die Handelsflotte der DDR verwendet, aber auch im Ausland erfuhr die Werft einen Aufschwung und lieferte Schiffe an die UdSSR, Jugoslawien, China, Rumänien und in die Tschechoslowakei. Eine besondere Beziehung pflegten die Werfteigner aber auch zu dem unmittelbaren Nachbarn, der Bundesrepublik Deutschland, die die regelmäßig Handelsschiffe ausgeliefert wurden.

Die Kabelkrananlage der Warnowwerft

Ab 1959 erfolgte ein Zusammenschluss der Werften der DDR, zur Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Schiffbau. Diese Vereinigung blieb bis 1979 erhalten und entwickelte sich fortan zum Kombinat Schiffbau Rostock. Zwischen 1948 bis 1989 wurden unter anderem Fischkutter, Stückgutfrachter, Schlepper, Schwimmkräne und Containerschiffe gebaut.

Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands, änderten sich auch die Umstände der Werft. Im Zuge der Wirtschaftsreformen während der Wendezeit, wurde am 1. Juni 1990 der VEB Warnowwerft Warnemünde in eine Kapitalgesellschaft überführt und agierte als Warnowwerft Warnemünde GmbH. Im Oktober 1992 erfolgte der Verkauf der Werft an den norwegischen Gesellschafter Kvaerner, der die Werft in den Jahren 1993 – 95 modernisierte. Die Werft operierte bis 2001 unter dem Namen Kvaerner Warnow Werft GmbH. Highlights der Kvaerner Werft stellten beispielsweise der letzte konventionelle Stapellauf am 30. Juni 1995 oder der Bau der Bohrinsel „Stena Don“ 2001 dar.

Nach der Wende: die Kvaerner-Werft

Aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und damit verbundenen Zusammenschlüssen mehrerer Konzerne, wechselte der Name der Werft in den Folgejahren mehrfach. So entstand 2008 die Aker Yards Ostsee und 2007, nach einer erneuten Umstrukturierung, die Wadan Yards. Den dramatischen Höhepunkt dieser schwierigen Zeit, stellte am 5. Juni 2009 der Insolvenzantrag der deutschen Unternehmensteile der Wadan Yards Group AS dar. Die Werft wurde anschließend vom russischen Investor Witali Jussufow übernommen, der über die durch ihn ins Leben gerufene „Nordic Yards“, die Vermögensgegenstände der deutschen Wadan-Unternehmensteile erwarb. Seit Juli 2016 fungiert die Warnemünder Werft in der Unternehmensgruppe MV Werften und beteiligt sich unter anderem an dem Bau verschiedener Sektionen für Kreuzfahrtschiffe.

Fliegerei und Flugzeugbau in Warnemünde

Zivile Anfänge der Fliegerei in Warnemünde

1912
Der Deutsche Luftflottenverein plant auf dem "Neuen Land" an der Grenze zur Groß-Kleiner Feldmark eine Luftschiffwerft zu errichten. Das Projekt kommt jedoch nicht über die Planungsphase hinaus.
(Quelle: AHR KFC SO "Groß-Klein")


1913
Bau des Land- und Wasserflugplatzes am Breitling

Das Seeflieger-Versuchskommando (1914-1917)

Warnemünde Werbung 1914
1914
August - Die Kaiserlich Deutsche Marine übernimmt den Warnemünder Flugplatz mit dem vorhandenen Bestand unmittelbar nach der Mobilmachung
Es wird neues Fluggerät für die Marine erprobt.
Deren Eröffnung erfolgte im Rahmen der Austragung des 2. Deutschen Wasserflugzeug-Wettbewerb.
Am Ort Gründung der Firma "Luftverkehr Sablatnig" mit dem Konstrukteur Dr. Hans Seehase
1915
Im Dünenwald unmittelbar östlich der Stromfähre werden zwei Unterkunftsbaracken errichtet.
Im Laufe des Sommers wird der technische Bereich wesentlich ausgebaut. So entstand u.a. die 72,5m x 26m sowie 16m hohe Halle IV. Ihre Tore hatten jeweils eine Breite von 7,25m und nahmen die Hallenbreite zum Breitling hin ein.
Gegen Ende des Jahres folgen auf der Nehrung , Kasernen, ein Offiziershaus, ein Wirtschaftsgebäude, das Deck-Offizierhaus und die Krankenstation
Zur Ostsee hin wurde neben der bereits Vorhandenen eine weitere hölzerne Ablaufbahn für das Zuwasserlassen der Seeflügzeuge angelegt
Während des Kriegsverlaufes wuchs die Zahl der Hallen von drei auf zwölf.
1917
Auf dem aufgefüllten Gelände am Laak-Kanal wird die Firma "Flugzeugbau Friedrichshafen Gmbh" angesiedelt. Sie geht 1925 in den Besitz der Arado-Werke über.
Am Ende des Krieges sind auf der Fliegerstation bis zu 1500 Mann und 60 Offiziere stationiert.
1920
Gemäß des Versailler Vertrages erfolgte der Abriß von sechs Hallen und weiterer Gebäude. Zwei Hallen waren bereits im Kriegsverlauf abgebrannt.


Die Heinkel-Flugzeugwerke

1922, 1. Dezember
Gründung der Ernst Heinkel Flugzeugwerke
Warnemünde Heinkel Werbung 1930


Die Arado-Flugzeugwerke

Warnemünde Arado Logo 1939


Die Strandbahn

Warnemünde als Forschungsstandort

Die Ingenieurhochschule für Seefahrt (IHS)

Seehydrographischer Dienst der DDR

Seewetterdienststelle Warnemünde

Das Institut für Meereskunde/ Institut für Ostseeforschung

In den "Meereskundlichen Berichten" (Nr. 111 2019) ist unter der Autorenschaft von Dr. Wolfgang Matthäus nachfolgender Aufsatz erschienen. Wir danken dem Autor für seine Erlaubnis diesen Beitrag an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen. Bitte beachten sie die Wahrung der zu Beginn des Beitrages angegebenen Veröffentlichungs- und Autorenrechte!

Sturmfluten und Küstenschutz in Warnemünde

Die Anfänge des Küstenschutzes in Warnemünde durch Prof. L. Karsten und Forstinspektor Becker

Prof. Karstens Schriften zu seinen Versuchen der Dünenbefestigung in Warnemünde

Warnemündes Kampf gegen Flut und Sand

Am Tag danach - Begutachtung der Schäden der zum Jahreswechsel 1913/14 gewüteten Sturmflut an der Warnemünder Strandpromenade

Sturmfluten stellten für den kleinen Küstenort Warnemünde in den vergangen Jahrzehnten mehrfach große Gefahren dar. Besonders schwer traf es den Ort in den Jahren 1825, 1872, 1903 und 1914.

Bereits zu Beginn des Jahres 1825 wurde Warnemünde von einer Sturmflut erfasst. die sich über den Bereich der Dünen und der Moorwiesen ihren Weg bahnte. Insgesamt wurden 18 der 150 Häuser komplett zerstört und immerhin 74 zum Teil schwer beschädigt. Das Wasser stieg zu seinem Höhepunkt auf 2,52 Meter über die Normalhöhe und trug gut 80 Prozent der Dünenanlagen ab. Am schlimmsten in der jüngeren Geschichte wurde Warnemünde 1872 getroffen, als das Wasser 2,80 Meter über Normal stieg und in Warnemünde sowie Diedrichshagen große Schäden verursachte. Verheerende Folgen hatte die Sturmflut von 1872 auch für die ortsansässige Schifffahrt, die sich im Winterstand befand und durch das Hochwasser auf den Feldern trieb.

1625 - Warnemünde und die Sturmflut am 10. Februar (Auszug aus H.F.Beckers "Chronik der Rostocker Heide" 1839)

(NHG) Den 10. Febr. 1625 stand der Wind von Morgen bis Mittag südlich und es war stilles Wetter, als plötzlich um 8 Uhr vormittags die Ostsee so stark in die Warnow drang daß ohnerachtet der Windstille die derzeit vorhanden sieben Strandbrücken und das ganze Warnowufer bis an die Strandthore zur Überraschung der Meteorologen und Seefahrer überschwemmt wurde. Es herrscht bekanntlich in der Ostsee keine bemerkbare regelmäßige Ebbe und Fluth, jedoch verändert sich der Wasserstand zuweilen in der Art, daß die sonst niedriger liegende Ostsee in den Warnow Fluß eintritt oder wie man sagt der Strom einläuft, welches gewöhnlich bei Nordost oder Nordwind der Fall ist. Es vermutheten daher die Schiffer daß ein Sturm aus Nordost im Meere herrschend sey, und diese Vermuthung ward bald zur Gewißheit. Mittags um ein Uhr trat ein Orkan ein, mit Schnee, Hagel und Regen verbunden. Zuerst kam der Wind aus Osten, dann drehete er sich nach Nordosten. Es stürmte den Nachmittag und die ganze Nacht hindurch bis am Morgen den 11. Febr. Die Warnemünder sahen das Meer in einer so heftigen Bewegung, daß sie die Wellen mit Wasserbergen verglichen die bis an die Wolken reichten. Der Sturm war so heftig, daß Reisende weder fahren noch gehen noch stehen konnten, und sich bei den Schneewirbeln auf die Erde niederwerfen mußten um athmen zu können. Da schönes warmes Wetter voraufgegangen war, so wirkte die eingetretene eisige Kälte so stark auf den menschlichen Körper, daß mehrere Menschen erstarreten und verhindert wurden sich von dem überschwemmten Lande zu retten. Die Fluth erreichte abends 5 Uhr bei Rostock den höchsten Stand, und blieb bis Nachts 2 Uhr also 9 Stunden in dieser Höhe, welche den mittleren Waßerstand 14 Fuß überstiegen hatte. Nach 2 Uhr sank das Wasser, stieg aber am 14. Febr. bei gemäßigterem Sturm fast bis zur derselben Höhe. Dies Unwetter traf mit gleicher Wasserhöhe auch Greifswald, Stralsund, Wismar und Lübeck. Die Folgen dieser Sturmflut waren schrecklich. In und um Rostock fand man nach Ablauf des Waßers, daß der Hafen selbst fahrbar geblieben, daß, aber die Waßerwerke, woran man über 20 Jahre gearbeitet, sehr ruinirt waren. Die Dünen, an deren Erhaltung man derzeit erhebliche Kosten verwandt hatte, waren vom Stromgraben bis Warnemünde und von hier bis Diedrichshagen vom Meerwaßer überstiegen, zerrißen und niedergestürzet. Die von Eichenholz mit starken eisernen Klammern verbundenen und mit großen Steinen beschwereten Kisten, sowohl am Meer als im Hafen und am Breitling waren gänzlich umgestürzet, die Steine ins Waßer gefallen, jedoch ohne das Fahrwaßer zu verschütten; das Kistenholz war zerbrochen, gänzlich weggeschwemmt und auf die Ufer von Marienehe und Bramow geworfen. In der Rostocker Heide waren eine große Menge Eichen, Buchen, Kiefern pp. umgeworfen. Die Dörfer Schmarl, Lütten und großen Klein, Marienehe, Redewisch pp. hatten an Häusern, Scheunen, Ställen Obstbäumen pp. sehr gelitten. Mehrere Gebäude waren umgestürzt und weggeschwemmt, viel Vieh ertrunken, Acker und Hausgeräthe weggetrieben. In dem Stadt Dorf Mohr, vermuthlich dem im Walde gelegenen Moorhof, welcher jetzt nicht mehr existirt aber auf die Reiter Charte bemerkt stehet, sind einige Pferde und Ochsen ertrunken. Die Menschen haben sich auf den Boden gerettet und dort drey Tage ohne Speise geseßen. Wie weit das Waßer in die Heide vorgedrungen ist nicht bemerkt worden, nach einer mündlichen Tradition soll es in Niedrigungen bis Blankenhagen vorgerückt seyn. Im Flecken Warnemünde sind von 150 Häusern 74 sehr beschädigt worden. Die Wände sind ausgefallen und nur die Ständer stehen geblieben. Alle Kisten, Betten, Bettstellen, Tische, Schränke pp. sind von den Fluthen weggerißen, 18 Häuser aber an der Nordseite bei der Laterne, gänzlich über den Haufen geworfen. Die steinerne Kirchhofs Mauer ist niedergestürzt, in der Kirche das Waßer drei Fuß hoch gestanden und durch die Vogtei hat man mit Böthen fahren können. Die beiden aeltesten Bürgermeister Tancke und Schütte haben am 12. Febr. den Schaden in Warnemünde in Augenschein genommen und sich die Klagen der Warnemünder, denen von ihren geborgenen Sachen noch manches weggestohlen worden, vortragen laßen. Alle im Hafen gelegenen Schiffe, mit Ausnahme von zweien sind losgerißen, aneinander und gegen die Häuser geschleudert worden. Mehrere sind zertrümmert; 18 haben auf trockenem Boden vor den Häusern und der Voigtei gestanden, unter diesen ein Schiff von 100 Last mit voller Ladung; zwei Schütten hat man auf den Wiesen bei der alten Warnow gefunden.

(NHG)

Die große Novemberflut 1872 in Warnemünde

Gedenktafel für die Sturmflut 1872 in Warnemünde

Über die Sturmflut von 1872 erfährt man oft den Nimbus, daß sie die größte Hochwasserkatastrophe gewesen sei, die unsere Ostseeküste hier je gesehen hat. Das ist zwar nicht richtig, führt aber dazu, das dieses Natur-Ereignis bei bodenständigen Küstenbewohnern in den Familien-Erinnerungen bis in unsere Tage fest verankert ist. Die Allerheiligenflut (1.November 1304), mehr als fünfhundert zuvor, und noch weitere, waren den Quellen zufolge höher und verheerender. Sie liegt für das Erinnerungsvermögen der Menschen zu weit zurück und ist für die Statistiken der Wissenschaft nicht mehr detailliert fassbar. Was nun die Flut vom 12. bis 14. November 1872 so finden sich in den Archiven kaum bildliche Darstellungen der Hochwasserereignisse und ihrer Folgen, dafür aber eine große Vielzahl an Zeitzeugenberichten und die sind oft besonders bildlich in ihrer zeitnahen Beschreibung. Gustav Quade, berühmt geworden durch seine dreibändige „Mecklenburgische Vaterlandskunde“, hat in den Monaten unmittelbar nach der Katastrophe in der Region Rostock und Warnemünde solche Zeitzeugenberichte gesammelt, wo immer er ihrer habhaft werden konnte. Davon möchte ich hier einiges in Auszügen wiedergeben, das uns bis heute berührt: „Am Nachmittag des 12. November stand schon die See auf dem Fahrdamm der Vorderreihe. Einige vorsichtige Warnemünder zogen daher ihre Jollen näher aufs trockene Land und befestigten die Boote an den Bäumen. Allgemein ging man zu Bett, da mit einem Fallen des Wassers auf das bestimmteste gerechnet wurde. In der Nacht wuchs der Sturm zum Orkan. Lotsenkommandeur Jantzen, der die Gefahr von seinem Hause am Strom, hart an der See, aus erkannte, schickte noch in der Nacht die Nachtwächter im Ort herum, um die Einwohner zu wecken. Um 3 Uhr morgens war alles auf den Beinen. Der Sturm raste mit unverminderter Stärke weiter. Die Ziegel fielen haufenweis von den Dachstühlen, ganze Dächer wurden zuweilen abgehoben. Unzählige Veranden und Fensterscheiben gingen in Stücke. Einige Einwohner versuchten noch die Boote in Sicherheit zu bringen. Alles vergeblich. Als es gegen ½ 8 Uhr morgens Tag wurde, waren beide Baken auf den Molenköpfen verschwunden, die Molen standen ganz unter Wasser, die Bismarkpromenade mit der Grotte und die Badeanstalten waren beinahe zerstört. Gegen 8 Uhr morgens durchbrach das Wasser die Dünen westlich vom Ort und vereinigte sich über das Diedrichshäger -Moor und die Laak mit dem Breitling. Warnemünde lag auf einer Insel, deren Umfang mit dem Steigen des Wassers immer kleiner wurde. Am Rostocker Ende drang bald darauf das Wasser in die Häuser, die Bewohner flüchteten in die neuerbaute Kirche. Unterdessen hatten die Wogen die Gebäude des Bauhofes erreicht, nachdem sie die dahinter liegenden Dünen durchbrochen hatten. Die Familie des dort wohnenden Zimmermeisters schwebte in höchster Lebensgefahr. Der Aufenthalt in den Häusern war unmöglich, die 6 Personen flüchteten auf einen Hausboden. Die Überfahrt in einem Rettungsboot zu wagen, war unmöglich. Der rasend einlaufende Strom hätte das Boot sofort zerschlagen und seine Insassen in höchste Lebensgefahr versetzt. Man brachte daher den Raketenapparat an das Zollamt und der Lotsenkommandeur schoß eine Leine zum Bauhof hinüber. 6 kühne Männer mit Namen Baade, Borgwardt, Jungmann, Jürß, Radloff und Schmidt, sprangen in das Boot und ruderten es durch den mit Balken und Schiffstrümmern bedeckten Strom hinüber zum Bauhof und retteten die ganze Familie des Bauhofsaufsehers. Das Wasser stieg immer weiter, von Süden und Westen drang es in den Ort ein. Die Mühlenstraße mit der Mühle, die südliche Hälfte der Anlagen, die Kirche, wo die Flüchtlinge schließlich auf die Bänke steigen mußten und die 4. und 3. Reihe (Anastasia- und Friedrich-Franz-Straße) standen bis in die späten Nachmittagsstunden ganz unter Wasser. … Im Orte selbst blieb nur die Schanze, der Georginenplatz und der nördliche Teil der Anlagen trocken. Auf diesen kleinen Raum drängten sich bis zur einbrechenden Dunkelheit etwa 1600 Menschen zusammen, mit Todesangst im Herzen. Gegen 3 Uhr nachmittags ging der Wind nach Osten und wurde schwächer, das Wasser steigt nicht weiter. Niemand war verunglückt. … Am 14. November konnte man die Verwüstungen erkennen. Die Uferstraße am Strom war mit Holz, Booten, Seesand, Möbeln und Trümmern jeglicher Art bedeckt. Auf der Reede trieben 5 Schiffe mit schweren Havarien, 3 andere hatten die Masten gekappt. Sie wurden von dem alten Dampfer „Stadt Rostock“ in den Hafen geschleppt. … Die Molenspitzen waren spurlos verschwunden. ...Das Erdreich an der Schanze war fortgespült und der Strudel hatte eine tiefe Bucht im Durchgang von Hotel Rohn gemacht. ... Die Veranden schienen in der Luft zu hängen, und nur den festen Grundmauern des Hauses des Lotsenkommandeurs Jantzen neben dem Greifenbad war es zu danken, daß diese Häuser nicht völlig eingestürzt waren. Die Bismark-Promenade war verschwunden.“ Die Küstenschützer bezeichnen diese Sturmflut heute ganz profan als „Bemessungshochwasser“, was bedeutet, das die in den einzelnen Küstenorten unterschiedlichen Wasserstände, wie auch die Spezifik des Vordringens des Meerwassers jenen Jahres als Messlatte für Küstenschutz-bauten und -maßnahmen herangezogen werden. Diese Naturkatastrophe steht aber auch für die seit nun eineinhalb Jahrhunderten anhaltende Messung und statistische Erfassung der Wasserstände und Wetterereignisse der Ostsee an der deutschen Küste als der „Nullpunkt“ und Beginn.

Die neue Warnemünder Sturmflutschutzwand am Alten Strom südlich der Bahnhofsbrücke im Frühjahr 2020
1903 blieb Warnemünde von der Sturmflut nahezu unberührt, wohingegen es die Rostocker Altstadt und den gesamten Bereich des Stadthafens besonders schlimm traf, was an der Fahrrinne lag. Das Wasser suchte sich seinen Weg entlang des Breitlings und der Warnow und bedrohte fortan insbesondere die Altstadt. Bei der Rostocker Bevölkerung sorgte dies für einige Empörung und stellte die Politik vor Schwierigkeiten.

Warnemünde wurde 1913/14 wieder hart von Überflutungen getroffen. So wurde die Promenade über eine Distanz von 300 Metern komplett zerstört und weggespült. Neben der Promenade erfasste das Hochwasser im Januar 1914 einen Großteil der Strandvillen hinter der Promenade und erstreckte sich bis zum Neuen Friedhof.

Straßen, Wege und Umwege - Von Milchsteg und Kuhbrücke zur Stadtautobahn

Das Postwesen

Warnemünde im Spiegel von Zeitgenossen

Warnemünder Persönlichkeiten

Aufgenommen wurden Personen, die in Warnemünde geboren oder verstorben sind, beziehungsweise in einem persönlichen Lebensabschnitt zeitweise in besonderer Beziehung zum Ort standen.

Sagen, Geschichten, Legenden, regionale Literatur und Anekdoten zu Warnemünde

Warnemünder Volkskunde

Flurnamen in Warnemünde, Unterwarnow- und Breitling-Gebiet

Chronistenkontakt

Christoph Wegner

mailto:kontakt@heimatmuseum-warnemuende.de