Aktuelle Chronologie und fortlaufende Chronik von Markgrafenheide

Aus Ortschroniken
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Die Geschichte von Markgrafenheide als Chronologie

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Aufgrund geografischer, topografischer, historischer, kultureller und administrativer Gegebenheiten in der Ortsgeschichte sind Differenzen, Parallelen, Überschneidungen insbesondere zu den Chroniken "Rostocker Heide" mit Heidedörfern wie z.B. "Hinrichshagen"und "Rövershagen"; sowie "Warnemünde", "Hohe Düne" und "Rostock" möglich. So gehörten zum Beispiel bis 1912 alle Heideortschafen der städtischen Rostocker Heide zu Rövershagen. Hinter den Dünen der Ostseeküste befand sich beim Taterhörn zwischen Markgrafenheide und Warnemünde bis dahin die westliche Ortsgrenze Rövershagens und bildete nach der Neuordnung dort zeitweise eine Enklave Rövershagens im heutigen Gebiet des Ortsteils Markgrafenheide.

Markgrafenheide in der Ur- und Frühzeit

Etwa 12000…6000 v.Chr.
Die letzte Eiszeit (Weichsel) formte die Landschaft der Warnowmündung an der Ostsee. Geschiebe der letzten Vorstöße hinterließen Findlinge wie z.B. den Schnatermannstein im Breitling, die später Grenzen und Orientierungspunkte markieren oder Sagen begründen. Die Warnow füllte die Niederungen zwischen Stoltera westlich und Rosenort östlich des heutigen Markgrafenheide. Es entstand eine dynamische Nehrungsküste mit Dünen, Haffen, Überflutungsmooren auf Mergel und Decksanden. Zwischen Inseln und natürlichen Dünen mündete die Warnow an zahlreichen Stellen in die Ostsee. Meeresströmungen, Wind und wiederkehrende Sturmfluten veränderten fortwährend den Küstenverlauf und die Küstenform.
Um etwa 5000 v.Chr.
sind sporadische steinzeitliche Niederlassungen nachweisbar, u.a. an der Hundsburg, einer Insel der Unterwarnow bei Schmarl. Der Hügel wird als Zufluchtsort charakterisiert, ohne Bewirtschaftungs- oder Besiedlungshinweise (in: Hansestadt Rostock: Die Hundsburg, geschützter Landschaftsbestandteil, Informationsblatt). Da die Hundsburg nur auf dem Wasserweg erreichbar ist, können bereits eine steinzeitliche Schifffahrt mit weiteren Anlandestellen im Gebiet der Unterwarnow und ggf. küstennahe Fahrten angenommen werden.

Fundorte steinzeitlicher Werkzeuge z.B. Nähe Rosenort können als temporär genutzte Plätze streifender Jäger (Zerlegeplätze) oder als Fundstellen für nutzbare Materialien wie Flintsteine zur Herstellung von Pfeilspitzen, Steinbeilen oder Schabern interpretiert werden.

Ab etwa ca. 600 v.Chr.
erfolgte die eisenzeitliche Besiedlung der südlichen Ostseeküste. Es gibt jedoch nur Einzelnachweise menschlicher Besiedlung im Gebiet der Unterwarnow im 1.-5. Jhdt, nach Einschätzung der Wissenschaft wird das Sumpfgebiet des breiten Rückstromdeltas der Warnow eher gemieden. Die spätere expandierende Besiedlung der Unterwarnow erfolgte vermutlich von See her (in: A. Leube: Siedlungsforschung, Ausgabe 15/1997).
um 100 v.Chr.
sog. "Teutonenflut" mit erheblichen Auswirkungen auf Gestalt und Verlauf der Ostseeküste.

"Die größte und nachtheiligste Überschwemmung welche die Heide erlitten ist allem Anschein nach diejenige welche man die Teutonische Wasserfluth nennet und vor etwa hundert Jahren vor Christi Geburt einen bedeutenden Theil der Ostseeküste überströmet und vom Lande einen beträchtlichen Strich zwischen Femern und Darß, also auch von unserer Heide abgerißen und zu Meeresboden, Femern aber zur Insel gemacht hat. Es veranlaßte diese Fluth die damaligen Bewohner Mecklenburgs zur Auswanderung." (H.F.Becker: Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)

Markgrafenheide im Mittelalter (bis 1200)

Um 329 n.Chr.
Erwähnung eines (germanischen) Fischerdorfes an der Warnow im Gebiet der heutigen östlichen Altstadt (in: H.F. Becker: Chronik der Rostocker Heide 1839). Die slawische Besiedlung der Warnow bei Kessin (Kyßin) und Werkstätten an der Unterwarnow aus dem 8./9. Jhdt. n.Chr. mit Nachweis eines entwickelten Schiffbaues am Primelberg bei Dierkow lassen den Schluss zu, dass das Gebiet der Warnowmündungen und der südlichen Ostsee auf dem Wasserweg erkundet gewesen sein dürfte.

Am Rosenort soll an der östlichsten der Warnowmündungen eine slawische Siedlung bestanden haben, die von R. Beltz archäologisch nachgewiesen wurde.

Über die Anlage eines slawischen Kult- und/oder Begräbnisplatzes zwischen heutigem Hinrichshagen und Markgrafenheide wird berichtet."...zur linken der breiten Schneise in der Steinheide einst beim Ausbrechen von Felsblöcken (Anm. des Verf.: gemeint sind Findlinge) ein Heidenkirchhof gestört, den Gefundenen Gräthen nach aus der letzten Wendenzeit" (in: Dolberg, Ludwig: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow durch die Rostocker Haide, Grahl, Müritz, Dändorf und Dierhagen wie das Fischland ; nebst einer Tafel noch nicht veröffentlichter Hausmarken; Ribnitz : Biscamp, 1885).

Die Expansion seefahrender dänischer Herrscher an die südliche Ostseeküste (u.a. 1159 brandschatzt Dänenkönig Waldemar Rosztoc) und die Entwicklung mehrerer Teilstädte des späteren Rostock (mit priviliegierten Handelsbeziehungen im Ostseeraum) legen die Annahme regen Schiffsverkehrs an den Warnowmündungen nahe.

"Vor Einführung der christlichen Religion bestand Mecklenburg aus einem großen Walde, von welchem einzelne Stellen zur Ackercultur vom Holze gereinigt waren..." (in: H.F.Becker: Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839).

Die nordöstliche Mecklenburger Heide ist, mittelalterlich üblich, Allmende der Rostocker, also im Recht des Gemeingebrauchs als Weide und als Früchte-, Wild- bzw. Holzlieferant. Hieraus dürfte sich bereits eine Erschließung des Heidegebietes vom Breitling her mit (noch ungeordneten) Wegen, Umschlagstellen und zumindest Bootsanlegern ableiten lassen.

In den Wäldern nordöstlich des Breitlings, die später Teil der Rostocker Heide werden, ist die Waldmast, also die Haltung von Großvieh wie Rindern und vor allem Schweinen, gebräuchlich. Die Waldmast war neben der Holzwerbung der wichtigste Zweig der Waldnutzung (Th. Rudert: "die Frühneuzeitliche Grenze als Lebenswelt" am Bsp. der Grenze Pommern zu Mecklenburg im 15.u.16.Jhdt; pers. unveröff. Exemplar des Verf., und H. Waldhäuser: Die Rostocker Heide, um 1910).

1159; 1160
Der Wiederaufbau Rostocks (Altstadt "an der Grube") durch Pribislaw II. nach 1160 führte vermutlich zu ersten größeren, organisierten Holzlieferungen aus der Heide (H.F.Becker: Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839).

Markgrafenheide im Spätmittelalter bis zur Reformation (um 1200 bis 1517)

1252 erneuter Stadtbrand in Rostock
"Burwings oder Heinrichs III Schatzkammer scheint durch den Bau der Burg ziemlich angegriffen gewesen zu sein, sein Wille aber zu helfen sehr gut. Die Stadt mußte sich durch eigene Kräfte aufrichten und konnte dies auch da außer den geretteten Baarschaften es ihr nicht an Credit auf Hypothek fehlte. Das erste Bedürfnis war Bauholz, hier wurde mit dem Fürsten verhandelt und da es vorteilhafter schien einen Wald zu kaufen als einzelne Bauholzstücke..." (in: H.F.Becker: Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)
1252, 25. März Borwin III., Fürst von Rostock, bestätigt der Stadt Rostock das Privilegium Borwin´s I.
betreffend die Bewidmung der neu angelegten Stadt Rostock mit dem Lübischen Rechte vom 24. Juni 1218 und verkauft der Stadt die Rostocker Heide für 450 Mark wendischer Pfennige, verzichtet auf seine Rechte an den im Hafen der Rostocker gestrandeten Schiffen, verheißt den freien Verkehr vorbehaltlich des fürstlichen Zolles nicht zu stören, verleiht die Fischereigerechtigkeit für die Unterwarnow und das Stadtrecht für die Markscheide der Rostocker.

Die Urkunde regelt mit wenigen Worten den Verkauf des Gebietes, die betroffenen Dörfer, die Grenzziehung und den Kaufpreis. Des weiteren die Unterwerfung der erworbenen Länderei unter städtisches Recht. Zudem gewährt die Urkunde den Rostockern das Fischereirecht auf der Unterwarnow und den Fürsten das Recht zur Fortsetzung der Waldmast von Schweinen in der Heide.

Sie regelt den Durchfahrtzoll und Schifffahrtsrecht zum Rostocker Hafen, und den Verzicht der Fürsten auf Eigentumsrecht an Schiffbruch und Strandgut. Diese Inhalte ergeben nur dann Sinn in einer so bedeutenden Urkunde, wenn auf der nunmehr Rostocker Heide Schifffahrtswege und Hafenanlagen gelegen waren, und zwischen Heide und Stadt Rostock fürstliches Gebiet, einschließlich des bis 1323 fürstlichen Ortes Warnemünde, zu durchfahren war, und somit dauerhafter Regelungsbedarf bestand.

Das Gebiet der Rostocker Heide wird westlich begrenzt durch "an der Meeresküste entlang bis zum östlichen Ufer oder dem Wasser des Flusses von Warnemünde... (Übersetzung aus dem Latein der Originalurkunde 1252; in: Hansestadt Rostock, R. Dohm: Die Rostocker Heideurkunde, Hrsg. Stadtarchiv 2002). Hier bezieht sich die Urkunde also ausdrücklich auf eine bekannte Unsicherheit, nämlich der des natürlichen, veränderlichen Verlaufs der Warnow und ihrer Mündungen an der Meeresküste.

In der Urkunde finden sich erste Hinweise zur Entstehung des Ortsnamens.

Für das Gebiet des heutigen Markgrafenheide läßt sich ab etwa dem 13. Jhdt. ein topografisches, navigatorisches, herrschaftliches-fiskalisches und wirtschaftliches Interesse belegen. Hinweise auf stabile Dauersiedlungen finden sich jedoch noch nicht, was durchaus mit der gefährlichen und z.B. für Acker- und Siedlungsbau widrigen Küstendynamik erklärt werden kann. Aber auch die zum Eigentümer Stadt Rostock entfernte und von mecklenburgischen sowie dänischen Lehen umgebene und damit schwer zu verwaltende oder verteidigende Lage könnte dafür ein Grund sein. " Es mag zuweilen bunt genug dabei hergegangen seyn, allein es traten zu viele wichtigere Gegenstände ein, welche die Waldungen zu Nebensachen machten. Äußere und innere Kriege mit Dänemark, den Sachsen, den Herzögen, und zwischen Rath und Bürgerschaft..." (in: H.F.Becker: Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)

1276 Bestätigung der Kaufurkunde durch Waldemar das Kind, Fürst zu Rostock
1307, 1. November Allerheiligenflut
Die Sturmflut mit über 3,30m üNN am Allerheiligentag ergießt sich auch über das Markgrafenheider Gebiet, planiert die Küstendüne und verschüttet (zeitweise?) die zwischen Radelsee und Taterhörn befindliche Warnowmündung.
1311, 1312 König Eriks Heerfahrt
Konflikt der Stadt Rostock und des Wendischen Städtebundes mit Dänenkönig Erik Menved und dessen slawisch-mecklenburgischen/brandenburgischen Verbündeten. Befestigungen der Warnowmündung(en) mit Durchfahrtsperren und Türmen, erst hölzern, dann mit Mauerwerk, wechselseitige Eroberungen, Belagerungen und Besitzer. Entstehung der Legende zur Danskeborg und des Mythos vom Markgrafen Waldemar von Brandenburg als vermeintlichen Namensgeber des Ortes.

Zur Lokalisation der Befestigungsbauten in und am Warnowfluss gibt es zahlreiche neuzeitliche Interpretationen, mit Schwerpunkt der 20er und 30er Jahre des 20.Jhdt (u.a. K. Voß, L. Krause; E. Dragendorff, W.J. Schröder, L. Fiesel, P. Babendererde) sowie Ende 20./Beginn 21. Jhdt. (K. Steusloff, W. Steinmüller). Eine Lage der Schlachtfelder an der Warnowdurchfahrt im Bereich Stankgraben/Ausfluss Radelsee mit dem Flurstück "Vierraden" als Synonym für die beschriebene viertürmige Burg, einem auffälligen Dammquerschnitt im Verlauf der Gründung der Chaussee an benachbarter Stelle und damit im Gebiet heutigen Ortes Markgrafenheide ist möglich.

1322, 1323 Fürst Heinrich der Löwe von Mecklenburg
Nach König Erik Menveds Tod 1319 trat der mecklenburgische Fürst Heinrich (der Löwe) in den Besitz des Lehnsgebietes Warnemünde und der Danskeborg als Entschädigung für seine Kriegsdienste zugunsten der Dänen. 1323 gingen das Dorf Warnemünde und der östliche Teil des Breitlings an die Stadt Rostock zur Finanzierung der Kriegsschulden Heinrichs. Die Danskeborg wird unverzüglich abgerissen.
Erneute Bestätigung der Kaufurkunde der Rostocker Heide
1325 Einrichtung des Kämmereiregisters der Heidedörfer
in Bearbeitung, Fundstelle: Dolberg, Ludwig: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow durch die Rostocker Haide, Grahl, Müritz, Dändorf und Dierhagen wie das Fischland ; nebst einer Tafel noch nicht veröffentlichter Hausmarken; Ribnitz; Biscamp, 1885).
14.Jhdt Rodungen und Entstehung der Hagendörfer durch Ackerbau
"Es ist sehr natürlich, daß man nach dem Ankauf (Anm.OS: der Heide 1252, oder ggf. spätestens 1323. s.o.) das Holz welcher der Stadt am nächsten stand, zuerst wegräumte, den Boden aber der Getreide – Cultur übergab. Es entstanden auf diese Art mehrere Dörfer, als Studthof, Jürgeshof, Purkshof und beim Dorf Rövershagen, welches ganz im Eichenwald lag, vergrößerte die Äcker, Gärten und Koppeln. Im Walde selbst wurden später Müggenburg und Markgrafenheide mit Acker versehen... Auf gleiche Art entstanden die Wiesen." (H.F.Becker: Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)
1463 Pestepedemie in den Städten des Wendischen Städtebundes, darunter in Rostock

Von der Reformation bis zum 30jährigen Krieg (1517 bis 1648)

Gegen Ende des 16.Jhdt. sind diverse Aktivitäten zur Erkundung, Erschließung und vermutlich auch (zeitweise Dauer-)Besiedlung des heutigen Ortsgebietes zu verzeichnen. Wesentliche Belege dafür liefern: Der Bau des Moorgrabens, der Kontrakt der Stadt mit Johann Thor Balcken und die Bestellung des Jägers Jürgen Brand(t). Eine Ortsgründung wird vermutet, ist jedoch noch nicht belegbar oder herzuleiten.

1518 Ausbruch der Pest in Rostock
1565 Erneuter Ausbruch der Pest in Rostock
1579 Wanderung des Nathan Chyträus
Der Rostocker Universitätsprofessor, Philosoph und Dichter Nathan Chyträus wandert zu botanischen Erkundungen 1579 vermutlich ab Stuthof, wo er mit dem Boot anlegte, in nordöstlicher Richtung, um "nach wenigen Schritten … in Sumpf und Morast (zu) geraten… welche die Warnow hier, da sie häufig austritt, gebildet… Während man sich danach von Schmutz und Pflanzen reinigte, zeigte sich zu unserem Schrecken vor uns schon wieder ein Sumpfloch. Jeder Schritt entlockte dem Boden stinkende Gase… … Über die Heide dann schleppten wir uns mit Mühe zum Hofe. Dort am Rande des Waldes, wo wieder die Warnow wir sahen…“.

Aus dieser Beschreibung ist zu entnehmen, dass Chyträus nebst Gefährten erst durch das Rückstromdelta und dann durch die Heide wanderte und es am Ende seiner Wanderung bereits einen Hof gab, wo sich ein Warnowufer am Waldrand befand. Dies deutet auf Rosenort hin, es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass er im Kreis zurück nach Stuthof lief. Immerhin "nicht Bescheid wußt` der Führer, stets falsche Wege zeigte er..." (zit. aus: W. Steinmüller. Heidegeschichten. Riedick&Schade 2002)

1579 Beginn des Baus am Moorgraben
Beginn des Baus am Moorgraben durch den Ratsherrn Heine und Bürgermeister Gerdes als Investoren auf Veranlassung des J.Barchmann

Hier dürfte es um die Verbindung des Radelsees Richtung Hütelmoor, aber noch nicht bis Stinkengraben (erst 1760) gehen, da der Radelsee über die Kleine Radel mit dem Breitling bereits schiffbar verbunden war. Ein solches Vorhaben dürfte über längere Zeit viele Arbeitskräfte, Zugtiere, Geschirr und Hausrat benötigt haben, so dass man dafür eine Versorgungslinie und dauerhafte Gebäude errichtet haben müsste.

1585, 25. November Pachtvertrag des Bürgermeisters und Rates der Stadt Rostock mit Johann Thor Balcken; Urkundliche Ersterwähnung der Bezeichnung "Markgrafen Heide"
Der Kontrakt mit Johann Thor Balcken beauftragt diesen, die Haffdünen auszubessern, den Breitling mit Wasen zu befestigen und das Neue Tief zu sichern. Er soll auch als Meister Aufsicht führen über Tagelöhner und anderes Arbeitsvolk "mit allem Ernst und Fleiß". Vierteljährlich sollen Arbeiten und Erledigung angekündigt und durch die Baubehörde abgenommen werden, nach Abnahme sollen keine Ansprüche mehr geltend gemacht werden. Weitere Aufgaben sind die Aufsicht "unserer ganzer Hafen und Heide, darmitt desulue van nemandt moge bestahlen werden..." und die Begutachtung des Alten Tiefs für den Rat. Damit Johann Thor Balcken diese Aufgaben "am ganzen strande desto beter upsicht van ehme geschehen moge", soll ihm und seiner Frau ein Platz auf der '''Markgrafen Heide''' ab Ao.1586 frei und ohne Pension 12 Jahre lang für Ackerwerk, Hutung und Weide an anderes seines Gefallens zum Gebrauch zugewiesen werden, den er "mitt einem graven vmmetheen und vor Jeder Rode der Stadt anderthalb Schilling Lübsch na Uthgang gedachter 12.Jahr berekenen". Das Pachtjahr beginnt und endet mit Johannis, ein Jahr vor Ablauf ist Kündigungsfrist vereinbart.
Des weiteren wurde geregelt, dass Johann und seine Frau(en) (!)- falls fristgemäß gekündigt wurde - nach Ablauf der 12 Jahre den her- und eingerichteten Platz samt alledem, was darauf gebaut, gewachsen und gesät ist, verlassen sowie das zur Erbauung des Hauses, dem angelegten ersten und anderer notwendigen "grafen" und zur Erhaltung Aufgewendete gegen Entschädigung aufgeben, auch wenn die Stadt diesen Platz nicht zum Eigenbedarf wieder annehmen und gebrauchen würde. (Transkription der Pachtsache, 2020, Thomas Rudert)
Ausgrabungsskizze der Hofstelle im Weidenmoor, Quelle: H.Schäfer 1986
Datei:Umrisse einer Hofstelle im Weidenmoor Aufnahme 2006.jpg
Satellitenaufnahme einer geometrischen Bodenstruktur an der Ausgrabungsstelle, Quelle: google earth Stand 2006, bearbeitet

Vermutlich hat Johann Thor Balcken nach einem geeigneten Platz für den Hof, den er mit seiner Frau, dem Hausrat und dem Vieh für mindestens 12 Jahre besiedeln soll, selbst (aus)suchen dürfen, seiner Fachkunde vertraut man gemäß der Urkunde ja. Eine Festlegung auf einen bestimmten Platz findet sich in der Pachturkunde nicht, mit einer Ausnahme: Er darf zur Sicherung der Futterversorgung 4 Pferde an der Brücke des Neuen Tiefs weiden (und nur die eigenen), wenn er Vorsorge trägt, dass sie nicht die Dünen schädigen. Es musste also ein repräsentativer Hofplatz sein, der dauerhaft bebaubar und gegen Naturereignisse einigermaßen sicherbar war, Acker-, Garten- und Weidemöglichkeit bot und die Arbeitsaufgabe ermöglichte und beförderte. Den idealen Platz wird man nicht gefunden haben, wie noch zu erfahren ist.

Der bisher einzige Nachweis einer Hofstelle aus der Zeit mit dem entsprechenden Nutzungsprofil wurde im Zuge von Meliorationsarbeiten (Wasserstandsregulierungen) im Hütelmoor an den Dünen nordwestlich des Moorgrabens, auf dem "Weidenmoor" bzw. "Schlüsermoor" (Krausesche Flurnamenkarte 1926) mittels bodenarchäologischer Untersuchungen zwischen 1976 und 1982 erbracht (H. Schäfer: Eine Wüstung des späten 16. und 17.Jhdt. im Weidenmoor bei Rostock. In: Küstenbilder, Beiträge zur Heimatgeschichte und zur Denkmalpflege im Bezirk Rostock, 1986).

Diese Hofstelle wird 2 Nutzungsperioden, einmal von ca. 1580...1600 und einmal von ca. 1600...1623 bzw.1625 bewohnt, die erste davon fällt in die Zeit Johann Thor Balckens und wird diesem zugeschrieben. Sowohl die Topografie mit Hofstelle und "Schlüsergraben", hochwertige Ziegel und Glasfenster als Baumaterial, luxuriöse Hausratfundstücke als auch die Flurstücksbezeichnungen "Weidenmoor" und "Schlüsermoor" stützen diese Zuschreibung. Die Hofstelle liegt aber somit nicht im heutigen Ort Markgrafenheide oder nahe an Flurstücken mit diesem Namensbestandteil, sondern etwa 2 km nördlich von diesen.

1592 oder 1593 Johann Thor Balcken bittet um außerordentliche Kündigung des Pachtvertrags

Das Pachtverhältnis dauerte entgegen der erwarteten 12 lediglich 5 Jahre. Hat Johann Thor Balcken mit seiner Fachkenntnis das Risiko der Siedlung im Moor vorhergesehen?

1594, 31.Oktober Die Pachtsache steht zur Verhandlung
Verhandlungen der Stadt Rostock zur Übertragung der Pachtsache Thor Balck auf Anfrage M. Frankes

Dieser Kontrakt kommt offensichtlich nicht mit M. Franke, sondern mit Jacob Schott (richtig "Schoff", Transkription Th. Rudert 2020) zustande. Fraglich ist, mit welcher Aufgabe dieser Pächter wird.

1597, 18. November Antrag des J. Schoff
Jacob Schoff stellt Antrag auf Verlängerung seines seit 1594 laufenden und zu Johannis 1598 endenden Pachtvertrags. In seinem Schreiben erwähnt Schoff seine Leistungen zum Erhalt der Hofstelle, bittet um Verlängerung der Pacht oder Übernahme gegen Entschädigung.
1600 ca. Schäferei im Hütelmoor, Moorhof
Zweite zugeschriebene Nutzungsperiode der Hofstelle im Weidenmoor durch eine Schäferei, Entstehung des Moorhofs als Teil der Schafweidenutzung,

noch zu prüfen: "Schoff" für "Schäfer"? Die archäologischen Untersuchungen der Hofstelle 1982 belegen auch in der 2. Nutzungsperiode ab 1600...1623/25 eine höherwertige Ausstattung, wie sie für Bedienstete der Stadt sprechen würde, dies stellt die Nutzung durch einen Schäfer jedoch in Zweifel.

1625, 4.November Gewettsrechnung des A. Dobbin
In den Jahren 1623 machten Hochwasser und insbesondere 1625 eine Sturmflut mit 3 m üNN. die Hofstelle zunichte. In der Gewettsrechnung des A. Dobbin vom 4.11.1625 wird beschrieben: "...nach der Marggrauen Heyde gewesen das Haus abnehmen, und das Holz nach der Müggenborch führen lassen und das shedliche Hol, so aus dem heiligen She in die groshe She gebrochen besichtigt und wieder vorzufertigen angeordnet..."

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1588, 8. August Bestellung des Jürgen Brand(t) als "Jegermeister und Wiltschutzen"
In der Ratssitzung vom 8.8.88 beschlossen die Ratsherrn mit Ausnahme M. Gerdes die Anstellung eines privaten Ratsbeamten als Jäger und Wildschützen, also nicht auf Kosten des städtischen Haushaltes, sondern auf Kosten der Ratsherren. Per 10. August "Laurenti" d.J. wurde Jürgen Brand(t) in sein neues Amt eingewiesen. Er soll "zu geburenden Zeiten mit hochsten trewen und vleiße" jagen. U.a. wird Brandt auch die Jagdpolizei übertragen, die "frembde von Adel, so allhie nicht wonhafftig" von der Rostocker Feldmark fernhalten soll. Seine Zuständigkeit erstreckt sich nicht nur auf die Rostocker Ländereien und Forsten, sondern auch den Landbesitz der Bürger und rostockschen Gotteshäuser. Die Bestellung, die Zuständigkeit und die Aufgaben haben eine Rechtsgrundlage in der Polizeiverordnung des Rats von 1576, 14. April. Darauf wurde Brand(t) vereidigt. Dem bediensteten Jäger Brand(t) wurden Waffen, Munition, Hunde, Pferde, Zaumzeug und Futter gestellt, er erhielt Lohn in Geld und Naturalien, für sich und "seine Jungen", also Gehilfen. Detaillierte Angaben zur Bestellung finden sich bei L. Krause: Private Raths-Jägermeister im 16. und 17. Jhdt., in: Mecklenburgische Monatshefte, August 1926; s.a. "Zum historischen Jäger Brandt", W. Steinmüller. Dokumentiert ist Brand(t)s aktive Zeit bis 1589, 6. August. Für das Jahr 1595 liegen jedoch noch Abrechnungen über Jagdhunde des Rats vor. Erst 1668 wird eine weitere beabsichtigte Bestellung mit Tobias Buck zum Jägermeister aktenkundig.

Im Gegensatz zur beabsichtigten Bestellung des Buck 1668 wird Brand(t) 1588 kein Wohnraum oder Hof gestellt oder zugewiesen (bei Buck 1688 ausdrücklich in der Stadt Rostock!). Der Sage nach soll Jäger Brand(t) in Markgrafenheide gewohnt haben. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn der Angestellte Jürgen Brand(t) dürfte die Ausrüstung, die Pferde, Hunde, das Futter sowie Waffen und Munition an einem festen, sicheren und geeigneten Ort verwahrt und diesen regelmäßig aufgesucht haben, so dass auch eine dauerhafte Unterkunft anzunehmen sein sollte. Ein Ort in der Stadt Rostock scheint dafür eher unwahrscheinlich.

Somit wären Ausgang des 16.Jhdt bewohnte Gebäude verschiedenster städtischer Bediensteter und Lohnarbeiter zu sehr unterschiedlichen Zwecken wie Dünensicherung, Moorgrabenbau und Jagd vorhanden gewesen, von denen aber nur eine urkundlich sowie archäologisch belegt ist und eine Zuschreibung rechtfertigt: Die Hofstelle im Weidenmoor.

1617 Ansiedlung von Kossaten auf der Markgrafenheide

Vermutlich wurden i.Z. mit dem Bau des Moorgrabens entlang desselben Wirtschaftshöfe eingerichtet und durch die Stadt verpachtet. Für den Moorgraben war es notwendig, dass Hand- und Spanndienste, vermutlich auch Treideldienste und Instandhaltungsarbeiten am Moorgraben abgesichert werden. Pächter waren sog. Kossaten (Kätner), freie Kleinbauern in Selbstversorgerwirtschaft. Vermutlicher Beginn der ortsbezogenen Waldmast und Eingatterung ortsnaher Waldweiden. Insofern kein Widerspruch zu den Rodungen und Ackernutzungen im 14. Jhdt und deren Rückbau. Der Forstfuhrmannshof ist das letzte bestehendes Kossatenhaus aus dem Jahr 1737.

1618 bis 1648 Dreißigjähriger Krieg

"Während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 dürfte man auch nichts für die Cultur der Waldungen erwarten als Ruhe vor Menschenhänden; sie wuchsen auf, verbreiteten sich und nahmen die Plätze zum Theil wieder ein, welche die Ackercultur ihnen geraubt hatte". (H.F.Becker. Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock,1839)

1625, 10. Februar bis 14. Februar Sturmflut durch Nordost-Orkan
Diese Sturmflut dürfte auch im Gebiet Markgrafenheide große Schäden angerichtet haben, Berichte gibt es von benachbarten Dörfern und Hafenanlagen (Anm.OS: hier liegt ggf. auch der Grund für die Datierung von Holzresten der "Olle Kisten" auf das frühe 17. Jhdt, also nicht die Originalbauten des frühen 14.Jhdt)

" ...Die Dünen, an deren Erhaltung man derzeit erhebliche Kosten verwandt hatte, waren vom Stromgraben bis Warnemünde und von hier bis Diedrichshagen vom Meerwaßer überstiegen, zerrißen und niedergestürzet. Die von Eichenholz mit starken eisernen Klammern verbundenen und mit großen Steinen beschwereten Kisten, sowohl am Meer als im Hafen und am Breitling waren gänzlich umgestürzet, die Steine ins Waßer gefallen, jedoch ohne das Fahrwaßer zu verschütten; das Kistenholz war zerbrochen,gänzlich weggeschwemmt und auf die Ufer von Marienehe und Bramow geworfen...In der Rostocker Heide waren eine große Menge Eichen, Buchen, Kiefern pp. umgeworfen. In dem Stadt Dorf Mohr, vermuthlich dem im Walde gelegenen Moorhof, welcher jetzt nicht mehr existirt aber auf die Reiter Charte bemerkt stehet, sind einige Pferde und Ochsen ertrunken. Die Menschen haben sich auf den (Anm.OS: Dach-)Boden gerettet und dort drey Tage ohne Speise geseßen. Wie weit das Waßer in die Heide vorgedrungen ist nicht bemerkt worden, nach einer mündlichen Tradition soll es in Niedrigungen bis Blankenhagen vorgerückt seyn" (H.F.Becker: Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)

17.Jhdt. Küstenfischerei
Im 17.Jhdt ist die mobile Strandfischerei östlich der Warnow bis zum Fischland und Darß als sog. Wadenfischerei per Abgabenlisten nachgewiesen. In: Th. Rudert: Die neuzeitliche Grenze als Lebenswelt, pers. Exempl. d.Verf.

1648 bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

1668 vermutliche Bestellung Tobias Bucks zum Ratsjägermeister
s.a. 1588 Jäger J. Brand(t)
1669 datiert die Sage vom Jäger Brandt
1669 ward der zu Markgrafenheide wohnende Jäger Brandt von einem Keiler erschlagen. Auf dem Heimwege nach der Kirche, wo er communicieren wollen, trifft er den Keiler und soll die ruchlosen Worte gesagt haben : Nach meiner Rückkehr soll dich oder mich der Teufel holen. Man fand ihn Abends todt mit aufgeschlitztem Bauch. Es ist ihm an dem Platz ein Kreutz errichtet und bis jetzt erhalten.(Beckersche Kirchspielchronik Rövershagen) und in: "Der historische Jäger Brandt" (W. Steinmüller)
um 1690 Änderung der Nutzungsziele und Formen der Heideäcker und Waldungen
"Diese Verhältniße (Anm.OS: Äcker und Wiesen in den Hagendörfern) bestehen noch, nur ist Müggenburg ganz gelegt und mit Holz bestanden, und von Markgrafenheide der größte Theil der Waldung zugelegt und nur zwey Koßaten geblieben. Dagegen wurden die Meiereien Fullery Dorf Moor oder Moorhof und Born – Ansiedlungen sehr alter Zeiten, die aber 1 6 9 0 noch bestanden, der Waldung einverleibt und existieren nur noch deren Nahmen" (in: H.F.Becker: Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839).
1696 (1697) Lustsche Reiterkarte, Erster kartografischer Eintrag des Ortes als "De Marckgrafenheyde"
Auf der Lustschen Reiterkarte (Gottfriet Lust) sind an heutiger Position jeweils 1 Haus dargestellt für De Marckgrafenheyde, Der "morig Hoff" und noch "Müggenborg", jedoch kein Haus mehr für Johann Thor Balckens Hofstelle. Die Karte verzeichnet im Wesentlichen Hauptwege und Flurstücksgrenzen und deren bodennahe Beschaffenheit wie Baumbestand, Wiese, Morast. Als Gewässer sind u.a. der "heilige See", die "radoll beck" (Radelbek) und der Stromgraben mit detailreicher Brücke in de "torf brüg" kenntlich gemacht.
1760 Verlängerung des Moorgrabens bis Stinkengraben
..."Da unternahmen die Rostocker Kaufleute Jacob Johann Stypmann und Paul Grube eine große Torf Enterprise und ließen den Pramgraben vom Stinkengraben bis zum Breitling verfertigen" (in: Beckersche Kirchspielchronik Rövershagen).

Die schlechte Torfqualität und der üble Gestank beim Heizen (infolge des an Salz und Meeresorganismen reichen Überflutungsmoores) zwang zur Aufgabe des Vorhabens, der Moorgraben blieb für den Transport von Holz, Holzkohle, und wohl auch Baumaterial in Rückfracht (hier bezogen auf einen Vermerk über den vermeintlichen Transport von "Ziegeln" (private Chronik), Ziegeleien sind in der Rostocker Heide bisher nicht nachweisbar)

1763 Das Forstdepartement
Nach diversen Vorläufern, die als Heydedepartemente eher polizeiliche denn forstwirtliche oder hegerische Aufgaben verfolgten, wird das Forstdepartement als 1. Stadtforstamt gegründet, mit J.F. Müller als erstem Direktor, in: Dolberg, Ludwig: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow durch die Rostocker Haide, Grahl, Müritz, Dändorf und Dierhagen wie das Fischland ; nebst einer Tafel noch nicht veröffentlichter Hausmarken; Ribnitz : Biscamp , 1885, sowie H.F.Becker: Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839
1786 Wiebekingsche Karte
„Marckgrafenheyde“ ist als Ort verzeichnet, auch eine Stelle nahe der Hofstelle Johann Thor Balckens ist kartografisch als Siedlung dargestellt. Der Moorgraben heißt Prahmgraben, sein weiterer Verlauf zum Heiligensee dann Stinckengraben. Der Verlauf bis zum Moorhof und der Floßgraben sind in einfacher Strichführung ohne Bezeichnung eingetragen.
1788 Schmettausche Karte
Der Moorgraben/Prahmgraben führt offenbar bis zum Moorhof, der Floßgraben zum Moorhof ist ebenfalls mit deutlicherer Strichführung verzeichnet. Als „Marggrafenheide“ wird eine Fläche deutlich östlich (ab etwa Ahrensheidenschneise bis Steinheide…) der heutigen Position und als zu Niederhagen gehörig bezeichnet. Gebäude sind nicht eingetragen.
1792-1799 Plan zur Anlage von geraden Schneisen in der Heide durch H.F.Becker
Die Schneisen sollten die Verjüngung des Waldes befördern. Die bisherige ungeregelte Durchfahrt mit schweren Fuhrwerken und Hufen von Ochsen und Pferden, die den gewachsenen Waldboden und das Schwachholz, welches für die Rostocker wichtig zum Heizen und für die Waldbauern ein Geschäft war, zerstörte, stand einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft entgegen." ...das Unwesen mit den willkürlichen Wegen dauerte fort. Dieses bewog des Forstinspector unterm 9. Decbr. 1 7 9 9 seine Vorschläge dringend zu wiederholen. Er setzte den Nutzen der geraden Wege deutlich auseinander und trug darauf an wenigstens die Durchfuhr Wege nach der Gelbensander Forst und den Wiesen bewilligen und vorläufig vier Wege grade legen zu laßen, nämlich a) vom Jägerhaus zu Wiethagen nach Meyershausstelle, b) von Hinrichshagen nach der Torfbrücke, c) von Sandhagen nach Markgrafenheide (Anm.OS: Sandhagen ist der Dorfteil Hinrichshagens westliche Richtung ab Schinkenkrug bis Baumschule) d) vom Mönckortsbaum nach den Bauernwiesen mit einem Arm nach dem Schnatermann." (H.F.Becker, Die Chronik der Waldungen der Stadt Rostock)
1796 Vertiefung und Uferbefestigung des Moorgrabens
1796 Tarnowscher Geometrischer Plan des Städtleins Warnemünde
Kossatengehöfte am Moorgraben (4 Gebäude westliches, 1 Gebäude östliches Ufer) tragen die Bezeichnung Marggrafenheide
1805 Zeitungsmeldung über Torfverkauf in Markgrafenheide
1801 3.November
war ein heftiger Sturm der die Torfscheune umwarf. (Beckersche Kirchspielchronik Rövershagen)
1804 Einrichtung der Hauptschneisen
Carl Malchin: Winter in Markgrafenheide,1903; Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Die von H.F.Becker geplanten Schneisen werden mit Billigung des Heidedepartements geschlagen. Dazu ist eine logistische Herausforderung in Verbindung mit dem Prahmgraben (Torftransporte, Holzlager am Moorgraben und der Querung des Moorgrabens durch die Kossaten , dem sog. "Milchsteig") und einem bereits seitens der Stadt geplanten Brückenbau zu bewältigen: "Man war derzeit ernstlich damit beschäftigt das große Torfmoor zu Markgrafenheide zum Besten der Stadt zu benutzen, und suchte den Transport des Torfes zu Waßer und zu Lande zu befördern. Zu dem Zweck ward die Schneise von Hinrichshagen nach Markgrafenheide beschloßen und bewilligt. Die vom Forstinspector empfohlene Richtung führte grade auf den Holzplatz (Anm.OS: Verlauf ab heutiger Kurve an der Ahrensheidenschneise geradeaus über sog. Armenkirchhofschneise, vgl. Karte: Krausesche Flurnamenkarte 1926 "Milchsteg und Holzlager III") und Baum von Markgrafenheide und sollte von dort nach Warnemünde fortgesetzt werden. Diese sehr zweckmäßige Richtung würde zur Folge gehabt haben, daß alle Holzwägen auf ihrer Fahrt nach Warnemünde einen Baum zu Markgrafenheide würden paßiren müßen. Hiergegen erklärte sich aber das Heidedepartement aus dem Grund, weil es über dem Pramgraben mehr rechts eine hohe Brücke (Anm.OS: ohne bewegliches Mittelteil, sondern hoch genug, um Prahmen mit gelegtem Mast pasieren lassen zu können) wollte bauen laßen, unter welcher ein großer Torfprahm nach dem Torfmoor durchfahren solle. Es bestand das Departement darauf, daß diese Richtung des Weges auf diese Brücke geführt werden solle. Dies geschah und die Brücke wurde gebauet, als aber der große Prahm fertig geworden, paßirte er zwar bei Niederlegung des Mastbaumes die Brücke, fand aber beim Steigen und Fallen des Waßers beim Hebel und im Canal überall Hinderniße, der Zweck wurde verfehlt, die Brücke war aber gebauet und die Schneise durchgehauen und fertig . (Anm.OS: vermutlich Position der heutigen Moorgrabenbrücke, zeitweise als Klappbrücke) Es erfolgten jetzt wiederholte Klagen derer die mit Heu über die Hohe Brücke fahren mußten; die Brücke wurde später abgenommen und niedriger gebauet . Die entfernte Passage vom Baumwärter Hause (Anm.OS: Armenkirchhofschneise) hat aber bisher nicht redreßirt (hergerichtet) werden können". (H.F.Becker: Die Chronik der Waldungen der Stadt Rostock, 1839).

Das Bild C. Malchins verdeutlicht recht anschaulich die Szenerie: Moorgraben, Brücke mit Durchlass, Kossatenhöfe beidseitig des Moorgrabens, Heuwagen und Holzlager. Malchin hat also Beckers Vorstellungen künstlerisch im Stile der Romantik umgesetzt.

1813 Befreiungskriege gegen Napoleonsche Fremdherrschaft
9.November - Der Landsturm patroulliert unter Forstinspektor Beckers Kommando zwischen Markgrafenheide und Torfbrücke

bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Zeitungsmeldung von H.F.Becker im Freimüthigen Abendblatt 1823 über den tödlichen Unfall Kedings
1815
Den 25.März starb der Holzwärter Carl Fried. Wramp zu Markgrafenheide 68 J. alt. (BK)
1822
erschoß sich am 29.Dec. der Holzwärter Johann Christian Nicolaus Grälert zu Markgrafenheide 43 J.alt aus Unachtsamkeit als er mit einer geladenen vor sich gehaltenen Büchse die mit einander kämpfenden Hunde trennen wollte. (BK)
1823
Kam der Einl.Claus Fried.Keding auf unglückliche Art ums Leben, indem die Pferde des Jag. Köhn die er führte nach einem Schuß davon liefen, er vom Wagen stürzte und die Hirnschale zerschlug. Den 13.Oct. starb der E.Heinrich Pragst durch einen Sturz vom Balken in der Scheune des Forstinspectors. Den 3.März starb der Jäger Carl Friedr. Köhn zu Hinr. 68 Jahr alt. (BK)
1825, 3. und 4. Februar Sturmflut, Anlass zu zeitgemäßen Planungen zum nachhaltigen Küsten- und Dünenschutz
Hier findet sich nach der Bestellung Johann Thor Balckens 1585, die Dünen mit Rasenplacken und Schilf zu sichern, erst wieder ein "Masterplan" zum Küstenschutz nach Vorstellungen H.F.Beckers. Der Bewuchs der Dünen und des Hinterlandes sowie die Wasserableitung durch Holzberäumung und Gräben schien ein Kernthema zu sein: "Die Dühne fand man nach Abzug des Waßers fast gänzlich ruinirt, von 450 Ruthen der Länge hatten 80 Ruthen eine halbe Dühne behalten, 370 Ruthen aber waren gänzlich planiert. Beim Sinken des Waßers ging der größte Theil über die Dühne ins Meer zurück, ein anderer Theil hatte sich einen Ausweg durch das Gewärkenbruch, über den Weg der nach Markgrafenheide führt und die Pöstenschneise zum Breitling gebahnt. Der Rest war durch den Prahmgraben abgeleitet... Die große Räumde welche sich rechts der Markgrafenheider Fischerbude und dem Rosenort findet, war, wie die Wurzelstöcke noch ausweisen ehemals mit Holz bestanden. Jetzt benutzt man das Terrain als Wiese von mittelmäßigem Ertrage. Auch die Seeluft wirkt nachtheilig auf den Holzwuchs, es wächst wenig zu und stehet als mit der Scheere abgestutzet. Selbst der Heilige See war ehemals Holzboden, die Stämme darin sind der Fischerey nachtheilig, der Pächter Bring hat solche ehemals durch Ketten die mit Pferden bespannt worden, entfernen wollen, allein die Ketten dabei verlohren." (H.F.Becker, Die Chronik von den Waldungen der Stadt Rostock, 1839)
1846 Ende der Allmende in der Rostocker Heide

damit auch Ende der Waldmast, da "sich mehr helle und gefleckte wilde Schweine finden als Nachkömmlinge aus Kreuzungen mit den zahmen" (H.F.Becker)

Deutsches Reich (bis 1918)

1872 13.November Die Jahrhundertflut überschwemmt auch den ganzen Ort Markgrafenheide
1910, Februar Baubeginn der Strandbahn Warnemünde-Markgrafenheide
1910 1. Juli Eröffnung der Strandbahn Warnemünde-Markgrafenheide
Hierzu hat N. Enenkel 1990 eine sehr anschauliche Dokumentation * Norbert Enenkel "Die vergessene Bahn - Die elektrische Strandbahn Warnemünde-Markgrafenheide 1910-1945" veröffentlicht.

Deutsches Reich (bis 1945)

Klappbrücke über den Moorgraben nach 1910 Quelle: Stadtarchiv Rostock
Ersatzbauwerk Moorgrabenbrücke 1920 bis 1999 Quelle: Hansestadt Rostock, Bauakte Tiefbauamt
1912
Bis dato gehörten alle Heideortschaften, der städtisch Rostocker Heide, so auch Markgrafenheide, zu Rövershagen.
Die westliche Dorfgrenze Rövershagens hinter den Dünen der Ostseeküste befand sich beim Taterhörn zwischen Markgrafenheide und Warnemünde
1922 dann Gebietsstreitigkeiten zwischen Rövershagen und der Hansestadt Rostock um die zu Rövershagen gehörende Enklave am Taterhörn zwischen Hohe Düne und Markgrafenheide.(AHR)
1920 Ersatz der Klappbrücke durch eine feste, niedrige Brücke über den Moorgraben

Eine Klappbrücke war notwendig geworden, da das erste Brückenbauwerk Anfang des 19. Jhdt. eine feste Bogenbrücke war, zu steil für die Fuhrwerke und zu niedrig für Schiffe bei Hochwasser, selbst wenn die Prahmen den Mast legten. Das 1920 konstruierte Bauwerk besiegelt das Ende der gewerblichen Prahmdurchfahrt auf dem Moorgraben nördlich der Brücke.


Kossatengehöft in Markgrafenheide









1926 Krausesche Flurnamenkarte

Die Karte von Dr. L. Krause zeigt wenige Kossatenhäuser, das Forsthaus am Moorgraben, die Strandbahn, das Zollhaus, und eine gestrichelte "alte Mündung" der Warnow im Bereich heutiger "Blauer Boje".

Sowjetische Besatzungszone und DDR (bis 1990)

1947
Ende der Strandbahn Hohe Düne-Markgrafenheide

Übernahme und Rückbau aller Anlagen durch die Straßenbahn Rostock und Einrichtung von Busverkehr durch die Rostocker Straßenbahn (heute RSAG)

1952 Planung der "Wilhelm-Pieck-Siedlung"

im Bereich Waldweg - Budentannenweg bis zum Strand, mit Anleger für Küsten-Fahrgastschiffe, einer weiteren Brücke über den Moorgraben ("Milchsteig"), sowie Wiederbelebung und Fortführung der Straßenbahntrasse ab Waldsiedlung-Waldweg, jedoch wird das Projekt verworfen, folglich keine Umsetzung der Bebauung, keine Straßenbahn, keine Brücken

1957 Unterschutzstellung NSG Schnatermann
1957 Unterschutzstellung NSG Hütelmoor und Heiliger See,

Verkleinerung 1961, teilweise landwirtschaftliche Nutzung durch Melioration (1975) und extensive Beweidung mit Rindern

1969 bis 1970 Verlegung des Moorgrabens

Verfüllung des früheren Verlaufs des Radelsees über die kleine Radel und Wollkuhl durch Anlage des Spülfeldes südöstlich Taterhörn und Ausbau des Kanals am heutigen schiffbaren Moorgraben Schnatermann-Radelsee

Frühere Ersatzfahrspur (nach 1990 Radweg) mit Rohrdurchlass am Moorgraben; Quelle: Hansestadt Rostock, Bauakte Tiefbauamt 1999
1975 Sanierung und Ergänzung des Brückenbauwerks über den Moorgraben
Errichtung eines Rohrdurchlasses und einer 2. Fahrspur im Einbahnverkehr.

Das Verkehrsaufkommen wuchs ständig, insbesondere im Sommer durch Ferienlager, Zeltplatz und Tagesgäste aus dem neuen Rostocker Nordosten.

Es wird sichtbar, dass der gering bemessene Rohrdurchlass bei Hochwasser völlig überlastet wurde, und zwar in beide Richtungen.

Ebenso war der Durchlass eine ökologische Sperre für die Wasserfauna.

1975 bis 1985 Archäologische Untersuchung einer Hofstelle im Weidenmoor
Zuschreibung als vermutl. Wohnsitz des Johann Thor Balcken Ende des 16.Jhdt.

Hierzu gibt es eine ausführliche Publikation in: Küstenbilder-Beiträge zur Heimatgeschichte und zur Denkmalpflege im Bezirk Rostock, 1986, H. Schäfer: Eine Wüstung des späten 16. und des 17.Jhdt. im Weidemoor bei Rostock

1990 Unterschutzstellung NSG Radelsee,

Erweiterung 1993, extensive Mahd und Beweidung mit Rindern

Die heutige Zeit

die Seite befindet sich im Aufbau
Die Moorgrabenbrücke nach dem Neubau 1999, im Jahre 2020 mit "zeitgenössischer" Verschönerung (Foto: OS)
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Dünenaufspülung vor markgrafenheide 2003 (Quelle: StALUMM Bauakte 2003ff, J. Dudek)
Datei:2010 Restdüne Hütelmoor.JPG
Restdüne Heiligensee/Rosenort Winter 2010 (Foto: OS)
Restdüne Heiligensee/Rosenort Winter 2017 (Foto: OS)
Wasserbüffel im NSG Radelsee (Foto: OS)
1996 Februar
Die Rostocker Heide wird Landschaftsschutzgebiet.
1999 Eröffnung der modernen Moorgrabenbrücke
Das Bauwerk von 1920 und der Rohrdurchlass werden abgerissen, die Straße verbreitert und die getrennten Fahrspuren zusammengelegt. Das neue Bauwerk erhält einen Ottersteig.

Die Brücke wird Bestandteil der späteren Ringeindeichung Markgrafenheides.

2003 Beginn der Sturmflutschutzmaßnahmen in Markgrafenheide,
Federführend durch das damalige Staatliche Amt für Umwelt und Natur, Rostock (heute StALUMM) erfolgen die Maßnahmen zur erweiterten Sturmflut- und Küstenschutz.

Die Maßnahmen bestehen aus: Dünenaufspülung Strand, Ringdeich Budentannenweg und Moorgraben, Deich und Spundwände am Radelsee Stankgraben bis Vierrade (ehem. Warnowmündung) Deichüberfahrt Warnemünder Chaussee Höhe Strandaufgang Stubbenwiese)

2011 Aussetzung des Sturmflut- und Dünenschutzes im Bereich Rosenort-Heiligensee
Der letztmalig nach der Sturmflut 1995 aufgespülte und mit Buhnen gesicherte Dünenabschnitt am Heiligensee kurz vor Rosenort wird der natürlichen Küstendynamik ausgesetzt.

Ziel ist die Wiederherstellung eines Wasseraustauschs zwischen Ostsee und Hütelmoor nach Totalerosion der Düne. (D.Dochow: Numerische Modellierungen zur Erosionsstabilität der Restdüne Hütelmoor. Univ.Rostock, AUF, 2011)

Trotz der Erwartung, dass im wesentlichen der Wasserstand der Ostsee diesen Prozess befördern wird, und seitdem mehrere Sturmhochwässer auftraten, dauerte es bis 2018, dass ein erster wesentlicher Einbruch von Ostseewasser in diesem Bereich zu verzeichnen ist.

An diesem Beispiel werden auch Zielkonflikte zwischen Naturschutz (Zulassung von Küstendynamik, Wiederherstellung der ehem. Durchbrüche alter Warnowmündungen und Entwicklung des Überflutungsmoores mit Salzgraswiesen) und Sturmflutschutz (Hinterland, Wasserdurchbruch auf topografischen Isolinien bis weit in die Heide) erkennbar.




2019 Bebauung des Ortskerns mit Wohn- und Geschäftshäusern im Bereich der ehemaligen Schule



2020 Auftrieb einer Herde Wasserbüffel im Radelsee







Platzhalter

Bemerkenswerten Daten, Themen, Personen und Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

Herkunft und erste Erwähnung von "Markgrafenheide"

  • In der Pachturkunde 1585 der Stadt Rostock mit Johann Thor Balcken ist zweifelsfrei der Name "Markgrafen Heide" und damit die vermutlich älteste urkundliche Erwähnung dieser Bezeichnung in der annähernd heutigen Schreibweise enthalten.

Dies als definierte Ersterwähnung eines bestimmten Ortes gleichen Namens zu deuten, scheint jedoch vorschnell: Balcken kann sich einen Siedlungsplatz "auf der Markgrafenheide" frei wählen. Ihm wird kein Platz vorgegeben, sondern ein Raum, ein Gebiet. Die spätere Gewettsrechnung des A.Dobbin 1625 für die Hofstelle bezeichnet ebenfalls ein Gebiet, in dem er schreibt "sind...nach der Marggrauen Heyde gewesen (Anm.: OS: nicht in Marggrauen Heyde!), das Haus abnehmen", (bei H. Schäfer in: Eine Wüstung des späten 16. und 17.Jhdt. im Weidenmoor bei Rostock; in Küstenbilder 1986), so dass "Markgraue Heyde" nicht den Hof selbst meint oder gar bezeichnet.

  • Man sollte noch weiter in der Geschichte zurückgehen: Die Heidekaufurkunde 1252 beschreibt gleichsam ein Gebiet, und enthält erste Hinweise zur Herkunft des späteren Namens "Markgrafenheide". So findet sich die Erwähnung des Terminus „Mark“ für die Heide. „…Endlich wollen Wir noch, daß in dem ganzen Gebiet, welches gewöhnlich die Markscheide genannt wird, daß Rostocksche Stadtrecht gelten solle…“ (Übersetzung der Kaufurkunde bei H.F.Becker, Chronik der Rostocker Heide, 1839).

Der Terminus „Mark“ war damals in mehreren Bedeutungen benutzt: als gestempeltes Silbergewicht zur Münze, sowie als ein dänisches Flächenmaß. Und, so Rudert 2020 (persönliche Mitteilung an den Verfasser) als gebräuchliche Bedeutung für „Grenzgebiet“.

  • Für "grafen" findet sich in der Pachturkunde 1585 eine Verwendung, die im Kontext die Gleichsetzung mit "Graben" für ein Bauwerk erlaubt:

Zu lesen ist, dass Johann Thor Balcken in seinem Vertrag verpflichtet wird, mindestens einen "grauen", auch mehrere "grafen" anzulegen, um seinen Hof vor Grund- und Hochwasser zu schützen. Im gleichen Schriftstück wird also "grafen" einmalig als Name des Gebietes und mehrmalig als "grauen, grafen" für "Graben" als Bauwerk verwendet. Dies stützt die These der Deutung von "grauen, grafen" für "Graben".

In Karten des 18.Jhdts. und deren Interpretation (in: W. Steusloff: Das Alte Fahrwasser, Tidingsbringer Nr. 19) wird die Grenze der Rostocker Heide am östlichen Ufer des Radelsees und dem daraus nordwestlich ausfließenden Graben ("Kleine Radel") bis etwa Taterhörn (vermutlich Mündung "Altes Fahrwasser") wiederholt als "Heide-Grenzgraben" erwähnt. Bei alledem sollte man aber den Willen der Parteien 1252 nicht unberücksichtigt lassen, dass die Westgrenze nicht nur das Ufer der Warnow, sondern alternativ auch "deren Wasser" bilden solle, um Streitigkeiten zum Grenzverlauf infolge der Küstendynamik, deren Folgen ja sichtbar waren, in Zukunft zu vermeiden oder zu regeln. Insofern kann man annehmen, das erst in späteren Jahrhunderten eine Festlegung der westlichen Heidegrenze an eindeutig (ggf. i.V. mit Wasserbau und Küstenschutz, Flurbereinigungen und Flächentausch) feststellbaren Gräben und Ufern erfolgte und kartografisch festgehalten wurde.

Becker (1839) führt zur Grenzziehung aus: "Wo der Uhrmacher Vulnebrasme erschlagen worden, weiß jetzt niemand mehr, auch nicht wo die für das Doberaner Kloster reservierten Hufen gelegen. Man kann aber sicher darauf rechnen, daß bei der Ablieferung die Grenze durch Pföste und Grenzbäume bezeichnet worden sey. In spätern Zeiten haben mehrmals Grenzberichtigungen stattgefunden, die zuletzt das Resultat herbei geführt haben, daß die "ganze Grenze mit einem Graben umzogen ist". Den süd-östlichen Grenzverlauf mit dem Stromgraben und etwaigen Zuflüssen "nahm man als einen Theil des Scheidegrabens an".

  • Auch sprachlich-orthografische Erklärungen können herangezogen werden:

R. Dohm (in: Hansestadt Rostock, Die Rostocker Heideurkunde, Hrsg. Stadtarchiv 2002) und Thomas Rudert (in: Die Geschichte der Maria Otto aus Groß Dalwitz. Zu den Implikationen des Hexereivorwurfs in einem Mordprozess des 17. Jhdt., pers. Exempl. des Verf.) weisen auf wechselnde, eher unsichere Schreibweisen insbesondere in diesem Zusammenhang für "u","v" und "w" in älteren Schriften hin, welche durchaus auch in der Ortsbezeichnung für "Markgrafenheide" enthalten sein können und ihr eine heutige andere Bedeutung geben können.

  • Gleiches betrifft auch die Kartografie:

1696 erscheint der Ort "Marckgrafenheyde" in der Lustschen Reiterkarte, der Mohrig Hoff ist ebenfalls verzeichnet, nicht jedoch mehr die Hofstelle Johann Thor Balckens, deren Reste wenige Jahrzehnte nach der Zerstörung durch die Sturmflut sowohl bekannt als auch noch sichtbar gewesen sein müssten (wenn sie es 2006 im Bodenprofil immer noch sind). Die mit Wappen autorisierte Karte schreibt also den Namen nicht mehr dem Gebiet zu, sondern legt erstmals einen konkreten Siedlungsort mit dem betreffenden Namen etwa an heutiger Position fest.

Recht kurze Zeit nach der Lustschen Reiterkarte bezeichnet die Homannsche Karte 1712 das betreffende Heidegebiet als "Moer" (Moor, Morast), ohne Ortsnamen, jedoch mit einer unbeschrifteten Ortsmarke an etwa der heutigen Stelle.

Die Wiebekingsche Karte 1786 greift dann eine Siedlung etwa an der Stelle des Hofes in den Dünen des Weidenmoores wieder auf und ein weiterer Ort "Marggrafenheyde" wird an heutiger Position verzeichnet.

  • Eine weitere Möglichkeit zur Deutung des Namens ergibt sich aus den Flur-und Ortsnamen,

welche den Terminus für "Moor" enthalten. Dies ist aber nicht hinreichend belegt und wird lediglich phonetisch begründet. So gibt es das "Moer", den Moorgraben, die "Mohrige Heide" (Flurstück im Hütelmoor) und den "Mohrig Hoff". Die Wahrscheinlichkeit für eine Bedeutung als "Moorgrabenheide" ist eher gering, aber nicht ganz auszuschließen.

Und schließlich "Heide", welche auch über die Jahrhunderte in verschiedenen Schreibweisen erscheint. So finden sich Hinweise für damaligen analogen Sprachgebrauch von Mark und Heide (in: wikipedia.de), sowie des Weiteren für dän. "høyde" für Höhe, Anhöhe: "...Um nun vom Torfmoor zum Breitling kommen zu können, zogen sie vom Stinkengraben den sogenannten Pramgraben durch ein höher gelegenes sandiges Terrain bei Markgrafenheide vorbei in die Radel..." (H.F.Becker, 1839).

  • Der "Markgraf zu Brandenburg" als sagenhafter Namensgeber des Ortes

wird im wesentlichen durch die Geschichte König Erik Menveds Heerfahrt begründet. Zwar gab es einen Askanier diesen Namens, gest. 1319, der auch in Kriege der Zeit, z.B. in Pommern oder dem Deutschen Orden, verwickelt war. Eine Waffenbrüderschaft mit Erik Menved und zeitweise Hoheit über die Danskeborg am Breitling ist wohl nur ein Mythos. Sofern man die bei P. Babendererde erwähnten, vermeintlich von jenem gesiegelten Verpfändungsurkunden auffinden kann, böte sich ein anderes Bild, was aber nicht zwangsläufig die Namensgebung des Ortes in neuem Licht erscheinen läßt.

  • Fazit

Nach Auffassung des Verf. liegt der Ursprung des Namens in der Beschreibung für das Gebiet, nicht jedoch des Ortes, bereits in der Heidekaufurkunde 1252, der Grenzziehung durch Gräben und den dafür verwendeten Termini.

Die Pachturkunde 1585 für die Hofstelle im Moor "auf der "Markgrafen Heide", Folgeurkunden und -karten sowie deren Verwendung und Würdigung sind aussagekräftige Zeitzeugnisse, sie erklären für sich genommen nicht die Gründung des Ortes und dessen heutiger Bezeichnung, liefern aber weitere klare Hinweise zur Namensentstehung.

Johann Thor Balcken war deshalb mit einiger Sicherheit nicht der Ortsgründer oder Erstbewohner eines "Markgrafenheide". Da die weit ab liegende Hofstelle 1625 von der Stadt aufgegeben wurde, wären J. Schoff als Nachpächter oder A.Dobbin als Liquidator dann schon die Letzten gewesen, folgte man der Logik dieser These. Nach gerademal knapp 40 Jahren. Auch dürften die Sturmfluten und Warnowaustritte (Chyträus 1579) Einsicht gebracht haben, wo man baut und wo besser nicht.

Man muss aber fragen, was sich denn am Ort des heutigen Markgrafenheide zu damaliger Zeit noch abgespielt haben wird. Immerhin gab es den Jäger Brand(t) 1588, der dort eine Jagd des Rates zu unterhalten hatte, und seine gesamte vom Rat gestellte Ausrüstung wie Waffen, Munition, Hunde und Pferde, Futter und Zaumzeug und sicher auch seine "Jungen", also Jagdgehilfen, irgendwo unterbringen musste. Da die Jagd u.a. dem Schutz der Waldmast vor Wildschweinen diente, dürften auch Bauten für Schweinehirten bestanden haben. Ab 1617 sind Kossaten, also ortsfeste Bauern, im Gebiet niedergelassen. Und nicht zuletzt: der Bau des Moorgrabens ab 1579 von der Radel bis zum Hütelmoor erforderte Material, Versorgung und Unterkunft zahlreicher Menschen und der Graben wurde nach seiner Fertigstellung sicher auch benutzt.

Der maschinenschriftliche Vermerk eines unbekannten Autors auf dem Beiblatt zur Akte des Stadtarchivs "wenn der 1587 bestellt Wasenmeister eher als städtischer Angestellter anzusehen ist, 1586 Markkgrafenheide erstmals als bewohnter Ort erwähnt wird, dann war Johann von der Balck der erste Bewohner von MGH. Sein Hof begründete somit den Ort" (Stadtarchiv Rostock, Fundstelle 1.1.3.19. Bd. 5 Kämmerei, Forst- und Hospitalverwaltung) dürfte daher eher romantisch verklärt als hinreichend belegt sein.

Und bestätigt: Nicht mal zu dem Zeitpunkt dieses Vermerks wusste man, wie man Markgrafenheide richtig schreiben soll.

Wasenwärter, Armenkirchhof und Pösten, Rätsel um das historische Bestattungswesen

Kossatengehöft später Forstfuhrmannshof

Der Moorgraben und der Brückenbau

Der Moorhof

Die Köhlerei

Das Forstrevier Markgrafenheide

  • Das Forsthaus Markgrafenheide im Jahre 1908 im Vordergrund Förster Gottschlich mit Hund

Kasernen und Schießplätze

Die Lehmkuhl: Konversion vom gesperrten Munitionslager zur offenen Stätte der Sozialarbeit

Hohe Düne

Die Rövershäger Enklave "Taterhörn" von 1912 bis 1922

Die Schule

Die Ausflugsschiffahrt auf Breitling, Radel und Moorgraben

Die Strandbahn

Küstenschutz und Naturschutz jüngster Zeit: Maßnahmen, Perspektiven, Konflikte

Opfer von Krieg und Gewalt aus ...

Napoleonische Zeit

Opfer in französischen Diensten: Französische Flotte, Rußlandfeldzug u.a.

Befreiungskriege

Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg

Zweiter Weltkrieg

Nachkriegszeit (z.B. Lager Fünfeichen)

* Lag Warnemünde einst am Rande von Markgrafenheide?

Sagen, Geschichten, Legenden und Anekdoten rund um Markgrafenheide und Umgebung

Flurnamen auf der Markgrafenheider Feldmark

offene Fragen bei der Aufarbeitung der Markgrafenheider Geschichte

-Paul Babendererde "König Eriks Heerfahrt"
-Herkunft, Deutung und Bedeutung der Flurstücke: "Postwiese"; "Armenkirchhof"; "Lehmkuhl" der Krauseschen Flurkarte 1926
-das "Zollhaus" in der Krauseschen Flurkarte 1926
-slawische Steinkreise in der Steinheide bei Dolberg 1886
-Das mißglückte Experiment mit den Torfprahmen
-Die Franzosen in Markgrafenheide (Postenkette der Kontinentalsperre)
-Fort Hindenburg
-Die Vereins-Wanderhäuser
-Vom Forsthaus zum Restaurant
-Franzosenlager (Dr. Reno Stutz)
-Der Todesmarsch der Schwarzenpfoster Häftlinge nach Markgrafenheide
-Beerdigung von Kriegsgefangenen
-Der Fliegerhorst