Aktuell fortlaufende Ortschronik von Lühburg

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Kenndaten der Ortschronik
OrtLühburg
Zeitlicher Schwerpunktfortlaufend
Urheberrechte000
Erstellungszeitraumseit 2021
Publikationsdatumunveröffentlicht
Inhaltliche KategorisierungGeschichte des Dorfes Lühburg
Status (Ampelsystem)in fortlaufender Bearbeitung


Die Geschichte von Lühburg

Text: Andreas Parlow

Lühburg Lühburg hieß bis etwa 1730 „Lütke Burg“, die kleine Burg. Der Ort wurde vermutlich so genannt, weil es am Duckwitzer See eine ältere Burg gab, die von der gleichen Familie, nämlich derer von BASSEWITZ, bewohnt war. Im Gutshaus von Lühburg findet man eine Gedenktafel, die 1885 wiederhergestellt wurde. Auf ihr ist folgende Inschrift zu lesen: „Ludolph Friedrich von BASSEWITZ auf Lühburg, Basse, Duckwitz, Woltow und Kowalz, Schleswig-Holsteinscher Conferenzrath, geb. 1693, gest. 1735, erbaute das im dreißigjährigen Kriege zerstörte Haus wieder und ließ folgende Worte daran schreiben

Was vor vierhundert Jahr von Vätern aufgeführet, Nachher durch KriegsGewalt zerstört und zernichtet. Was vor einhundert Jahr hat öd und wüst gelegen, Das sieht von mir erbaut durch Gottes Gnad und Segen. Was nun von mir erbaut in so gar schweren Zeiten. Das nimm in deinen Schutz mein Gott auf allen Seiten. Bewahre dieses Haus, lass es in Segen stehen Und deines Knechtes Stamm niemalen untergehen.“ Ren. 1885 von G.H.Gr.v.B. Diese Aussage lässt die Schlussfolgerung zu, dass das bis 1730 durch Ludolph Friedrich von BASSEWITZ wieder aufgebaute Haus schon 400 Jahre im Familienbesitz war, also bereits im 14. Jahrhundert. Während sich über andere Orte in der Umgebung klare Belege über die Besitzer im 14. und 15. Jahrhundert finden lassen, fehlen diese für Lühburg und somit lässt sich nicht belegen, dass die Familie von BASSEWITZ bereits im 14. Jahrhundert auf Lühburg saß. Die inhaltliche Aussage dieser Tafel lässt allerdings eine andere Deutung zu: Der 30-jährige Krieg hinterließ in Mecklenburg eine Schneise der Verwüstung. Der schwedische General BANÈR schreibt im September 1638 über die Zustände in Mecklenburg an seinen Reichskanzler Oxenstierna: „in Meklenburg ist Nichts als Sand und Luft, Alles bis auf den Erdboden verheert“ - und weiter, nachdem auch die große Pest hinzugekommen, welche in den mittleren Landstädten Tausende und in den kleineren Hunderte dahinraffte: „Dörfer und Felder sind mit crepirtem Vieh besäet, die Häuser voll todter Menschen, der Jammer ist nicht zu beschreiben.“1 In dieser schlimmen Zeit kam auch die Familie von BASSEWITZ in wirtschaftliche Nöte. 1648 mussten die Brüder Henning (Besitzer von Dalwitz, gest. 1662) und Cuno Wulfradt (Besitzer von Lühburg und Duckwitz, gest. 1660) das gemeinsame Gut Maßlow bei Wismar verpfänden.

Ludolph (gest. 1699), ein Sohn des Cuno Wulfradt, übernahm das Erbe des Vaters und wohnte in einem beschädigten Haus in Duckwitz, das erst in der nächsten Generation repariert werden konnte.2 Lühburg selbst war zerstört und hatte auch noch 1703 keine Bewohner.3 Als Ludolph 1699 in Duckwitz starb, übernahm sein Bruder Joachim (1649-1731) die Güter. Er lebte auf Wohrenstorf. Erst unter Ludolph Friedrich (1693-1735), Sohn des Joachim, fanden die Sanierung, der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Stabilisierung der Güter statt. Er heiratete 1717 in Polchow Magdalena Sybilla von BASSEWITZ aus dem Hause Dalwitz und zog im gleichen Jahr nach Duckwitz. Dort sanierte er das Haus Duckwitz, baute Lühburg wieder auf und kaufte Woltow dazu. Mit Woltow erhielt die Familie erstmalig das Compatronat über Basse. Damit gelang die wirtschaftliche Konsolidierung dort, wo die Familie seit Jahrhunderten beheimatet war: im Kirchspiel Basse. Die Betrachtung der Güter Basse und Lühburg (gemeinsame Bewirtschaftung) lässt auch eine andere Deutung des Inhalts der Tafel zu: Es wurde mit Lühburg und Duckwitz die Heimat wiederaufgebaut, die die Familie seit 400 Jahren im Besitz hatte. Für den Erhalt des Geschlechtes und den Erhalt der Güter zu sorgen, war für die Familie im wendischen Kreis über Jahrhunderte ein Problem. Entweder wurde nur ein männlicher Erbe hinterlassen, oder es starben ganze Linien aus. Oft gab es in den Generationen nur einen, maximal zwei Söhne. Im Jahre 1730 hatte Ludolph Friedrich von BASSEWITZ zwei Söhne. Wenn die Tafel erst 1731 oder später angebracht wurde (ein weiterer Sohn Henning Adam wurde 1731 geboren), waren es schon drei Söhne. Auch in Dalwitz hatten sich diese Verhältnisse durch die Nachkommen des Philipp Cuno (1653-1714) sehr stabilisiert. In Dalwitz wurde das zerstörte Haus durch den holsteinischen Hofbaumeister Rudolph Matthias DALLIN 1726 neu geplant und wiederaufgebaut.4 Die Tafel im Gutshaus Lühburg weist also nicht darauf hin, dass das Haus Lühburg vor 400 Jahren „aufgeführet“ wurde, sondern die alten Besitzungen, die sich seit vierhundert Jahren im Besitz der Familie befanden, wieder gesichert waren, ebenso wie der Fortbestand der Familie. Mit dem Wiederaufbau des Hauses Lühburg erfährt die Konsolidierung ihren vorläufigen Höhepunkt.

Diese These bestätigt auch das vom Lesemeister Lambert SLAGGHERT 1532 aufgestellte Verzeichnis der hervorragenden Ritterburgen in Mecklenburg. Er schreibt die „Luborch Lutke Basseuitze hefft Vicke Basseuitze gebuwet.“5 Lutke verstarb 1574, sein Vater hieß Vicke und wurde vor 1495 geboren. Vicke wird folglich die Lütkeburg um 1520 erbaut haben. Also unmittelbar nach dem Aussterben des Zweiges der Familie in Basse (um 1490).6,7 Der Namensgeber der Lühburg- Lütkeburg war demnach Vicke von BASSEWITZ. Aus Achtung und Respekt vor dem alten Stammsitz der Familie, der alten Burg in Basse, nannte er die neue Burg Lütkeburg, die kleine Burg. 1610 gab es in Lühburg einen Hexenprozess. Unter Cuno Wulfradt von BASSEWITZ wurde die „alte BUGENHAGENsche“ angeklagt. Es blieb bei einer „gütlichen Befragung“.8

Das Gutshaus in Lühburg wurde im 30-jährigen Krieg zerstört und der Ort war verwaist. Während 1628 noch 27 Bauern und 13 Kossaten in Lühburg lebten, ist der Ort 1638 wüst.9 So finden wir in Kirchenbüchern von 1671-1682 nur eine Geburt, bis 1704 wurde aus Lühburg kein Paar getraut, Todesfälle gab es nicht. Erst ab 1720 scheint es die ersten Besiedlungen oder Wiederbesiedlungen in Lühburg gegeben zu haben. So wird von 1721 bis ca. 1760 ein Lühburger Krug und bis ca. 1780 ein Lühburger Vorwerk erwähnt. Erst um diese Zeit scheinen Gutshaus, Krug und Vorwerk zum Gutsdorf Lühburg verschmolzen zu sein. Die Familie von BASSEWITZ verließ den Ort vermutlich im 30-jährigen Krieg, als die Lütkeburg zerstört wurde, und ging nach Wohrenstorf bei Cammin. Hier wurde Ludolph Friedrich von BASSEWITZ geboren, der ab 1717 auf Duckwitz (s. Abschnitte Duckwitz), 1726 auf Woltow und ab 1730 auf der wiedererrichteten „Lütkeburg“ wohnte. Von der Zielstrebigkeit, mit der der Wiederaufbau und die Inbesitznahme von Lühburg durch die Familie von BASSEWITZ geplant war, zeugt die Empore des Joachim von BASSEWITZ, dem Vater des Ludolph Friedrich, in der Kirche von Basse. Denn 1711, als er selbst in Wohrenstorf (im Kirchspiel Weitendorf) wohnte und die Güter im Kirchspiel Basse verwaist waren, ließ er diese Empore erbauen. Ludolph Friedrich begann 1720 von Duckwitz aus mit dem Wiederaufbau des Gutshauses, wie die Aufzeichnungen seiner Witwe belegen.10 In diesem Jahr wurde der Vertrag mit Tischlermeister Johann Niclas FRITSCHE über die Arbeiten in Lühburg geschlossen. Die lange Bauzeit von zehn Jahren kann auf den Umfang der Zerstörungen in Lühburg hinweisen. Sie hat ihre Ursache aber wohl vielmehr in den umfangreichen Arbeiten, die Ludolph Friedrich von BASSEWITZ bis zu seinem Tode im Jahr 1735 gleichzeitig durchführen ließ: Neben dem Aufbau der „Lütkeburg“ wurde das Gutshaus Duckwitz renoviert, an der Lühburger Ziegelei, der Schmiede in Basse, einem Haus in Kowalz gebaut und der Hof in Woltow gekauft und repariert. Gleichzeitig wurde Vieh angekauft, die Kirche finanziell unterstützt, die Glocken der Kirche umgegossen, in Altar, Beicht- und Küsterstuhl investiert. Hinzu kamen hohe finanzielle Belastungen in den Jahren 1717-1720 für die durchziehenden russischen und mecklenburgischen Truppen.11 Beim Aufbau des Gutshauses gab es einen tragischen Unfall, der im Kirchenbuch Basse aufgezeichnet wurde: „Am 18. Oktober 1722 kam gar kläg- und plötzlich um sein Leben Caspar HANSEN, Baumann in Repnitz, in dem derselbe auf ein Stück Bauholz, das nach der Lütkeburg gefahren ward sitzend von dem selbigen herabfällt und ihm von der Achse des Wagens das Genick abgestoßen ward.“ Die erste Geburt auf der Lütkeburg gab es am 21. November 1723. An diesem Tag wird dem Tischlermeister FRITZSCHE ein Sohn geboren und Ludolph Friedrich genannt. 1730 waren die Arbeiten am Gutshaus so weit fortgeschritten, dass Ludolph Friedrich von BASSEWITZ seinen Wohnsitz von Woltow nach Lühburg verlegte. Hier wurden, nach den neun in Duckwitz und Woltow geborenen Kindern, zwei weitere Kinder geboren:

   • Adam Henning, geb. 15. November 1731, geheimer Rat in Braunschweig, gest. 15. Dezember 1770, verheiratet mit Conradine Louise Freiin von der OSTEN. Das Paar hatte ein Kind: Magdalena Charlotte Christiane Freiin von BASSEWITZ,12
   • Beata Magdalena, geb. 27. August 1734, gestorben 31. Mai 1740.

Nach dem Tod des Friedrich Ludolph von BASSEWITZ im Jahre 1735 führt seine Witwe Magdalena Sybilla, geb. von BASSEWITZ, das Gut weiter. Erst mit ihrem Tod 1757 kommt es zur Kavelung unter den Söhnen. So erhält der älteste Sohn Joachim Ludolph das Gut Lühburg, der zweite Philipp Cuno Christian Woltow und Kowalz und der dritte Lütcke Cuno Wulfradt Duckwitz. Bereits 1732 hatte Ludolph Friedrich von BASSEWITZ seinen Geburtsort Wohrenstorf mit Weitendorf an Andreas Friedrich von ZEPELIN für 22.000 Taler verkauft, weil ihm Wohrenstorf zu weit weg lag.13 Leider waren die Interessen aller drei Söhne zur Bewirtschaftung der Güter nicht stark ausgeprägt und das sparsame Wirtschaften nicht ihre Stärke. So schreibt die Mutter Magdalena Sybilla am 16. August 1744 an ihren Sohn Joachim Ludolph, der sich wie sein Bruder Philipp Cuno Christian, mal wieder Geld von der Mutter hat schicken lassen: „... und mein Vergnügen wird allzeit mit allerhand Verdruß und besonders der ständigen Geldsorge von dir und deinem Bruder (Philipp) unterbrochen... ich arme Mutter habe aber davor nimmer Ruhe und die mehrsten Briefe sind mit Forderungen oder gemachter Schulden angefüllet....Es muß sich doch ein jeder in der Welt nach seiner Decke strecken, und absolute nach seinen Einkünften seine Oeconomie anstellen. Warum kommen denn anderer Leute Kinder mit Wenigen in der Welt fort und werden große Leute?“14 Magdalena Sybilla stirbt am 19. Februar 1757 und wird am 06. März 1757 in ihrem Erbbegräbnis in Basse beigesetzt. Sie stand dem Pastor KOCH in manch schwerer Zeit (s. Küsterwahl) bei. Pastor KOCH schreibt in das Totenverzeichnis: „Der Herr vergelte ihr in aller Ewigkeit alle Wohltaten, die sie mir und der Kirche so reichlich erwiesen hat.“ Joachim Ludolph, der älteste Sohn, erhält bei der Aufteilung der Güter das Gut Lühburg. 1755 wird Joachim Ludolph von BASSEWITZ im Alter von 33 Jahren Landrat und unterschreibt als solcher am 18. April 1755 den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich.15 Bereits wenige Monate nach dem Tod von Magdalena Sybilla am 19. Februar 1757 erscheint am 23. Juli und wiederholt am 13. August desselben Jahres eine Anzeige in einer Zeitung zur Auflösung der Orangerie: „Aus dem hochadelich Bassewitzischen Garten zu Lütkeburg, zwischen Tessin und Gnoien belegen, ist die Orangerie entweder ganz oder zum Theil zu verkauffen, sie bestehet in 1. Citronen Baum 3 Fuß hoch und 9 Zoll dick. 3 Pommeranzen Bäume 2 Fuß hoch und 8 Zoll dick. 17 Stücke Apfel Sina, Citronen und Pommeranzenbäume von 3 bis 4 Fuß hoch und 4 bis 5 Zoll dick. 2 Lauriers von 3 Fuß hoch und 9 Zoll dick. 1 großer Laurisserio von 3 Fuß hoch und 8 Zoll dick. 1 dito kleiner. 7 Myrrhen, wovon 2 mit versilberten Blättern. 19 kleiner Lauriers von 4 bis 5 Fuß hoch, und 2 bis 3 Zoll dick. Wer zu derselben überhaupt, oder zu einzeln Stücken belieben träget, darff sich dieserhalb bey dem dortigen Gärtner Reinhold AHRENS melden.“16 So kam es wie es kommen musste. Von 1774 bis 1781 verpachtet Joachim Ludolph von BASSEWITZ Lühburg an Johann Friedrich BOCKHAHN (später Gutsbesitzer auf Groß Nieköhr), und verkaufte 1782 Lühburg. Der Umgang mit den Finanzen war nicht die Stärke des Joachim Ludolph von BASSEWITZ. Das belegen nicht nur die Briefe seiner Mutter. Im Jahr 1779 gibt es einen Streit um das Erbe seiner Schwester Friederike Ottilia, die in Bützow17 eine Nachbarin der Frau Hauptmann von BARNER war. Dabei gingen angebliche Schenkungen hin und her und letztendlich forderte Frau Hauptmann von BARNER 4.000 Reichstaler von Joachim Ludolph von BASSEWITZ. Es folgten Briefwechsel zwischen BASSEWITZ, dem Herzog und dem Engeren Ausschuss der Ritterschaft. Es wurde entschieden, dass die Ansprüche der Frau von BARNER berechtigt seien. Nachdem vier Zahlungstermine über je 100 Reichstaler verstrichen waren, wurde gegen Joachim Ludolph von BASSEWITZ die Pfändung eingeleitet. Am 23. September rückt der Pfänder BORHENNE in Lühburg an, musste aber unverrichteter Dinge abziehen, da er nicht ins Haus kommt. BASSEWITZ bittet nun den Herzog, die Pfändung einzustellen „wann ich nicht wüsste, dass seine herzogliche Durchlaucht Illegalität hassen, und Ihre getreue Untertanen und Vasallen damit nicht wollen beladen wissen, und erwarte schleunige Erhöhrung.“ Aber der Pfänder lässt nicht locker: „Am Montag Abend kommt er wieder, mit einem Wagen, worauf er sich, mit dem Güstrowischen Schlösser SCHMOOCK, den Unteroffizier MEINHARDT, und den beyden Musquetieren HASSE und SCHMIDT befinden, nimmt Possession von meiner Wohnung, und will seiner Verpflegung und Quartiers wegen, sich gar nicht nach den Gasthoff, der doch auch im Guthe ist, und ohne Risico für die Ausführung seines verbotenen Geschäftes besucht werden konnte, hinweisen lassen... am anderen Morgen begibt er sich in die Zimmer, und nimmt danach seiner Wilkühr Mobilien, so viel er glaubt zur Entrichtung der Forderungen und seiner Mitgenossen Gebühren, erforderlich zu seyn; erzählet mir von der fiscalischen Action, die er wegen der ersten Behinderung, dass man herzogl. Befehl nicht respectieret...“ Die beschlagnahmten Möbel werden nach oben in einen Saal gebracht und dieser versiegelt. BORHENNE macht eine Aufstellung seiner Kosten in Höhe von 14 Reichstalern und bestätigt, dass die Frau Geheimrätin von BASSEWITZ die Summe bezahlte.18

Geheimrat Joachim Ludolph von BASSEWITZ war seit 1779 mit Antonia Wilhelmine von MANDELSLOH verheiratet, mit der er zwei Söhne hatte:

   • Ludolph Friedrich, geb. am 20. Mai 1780 in Lühburg und
   • August Ludwig Ulrich Christian, geb. am 24. Mai 1781 in Lühburg.

Die Schwester von Antonia von MANDELSLOH war Agnesa Elisabeth Juliane von MANDELSLOH, die mit Wedige Gustav von WALSLEBEN verheiratet war. Er war Gutsbesitzer auf Woltow. Im Jahre 1782 verkaufte Joachim Ludolph von BASSEWITZ Lühburg mit Basse und Repnitz für 50.000 Taler an den Hofrat SPLITTGERBER aus Berlin.19 Joachim Ludolph von BASSEWITZ starb 1786 in Stralsund20, sein Sohn Ludolph Friedrich am 03. Juli 1786 im Alter von sechs Jahren in Woltow im Hause seiner Tante an Frieseln. Obwohl seine Witwe Antonia Wilhelmine, geb. von MANDELSLOH in Stralsund lebte und Lühburg nicht mehr der Familie gehörte, heiratete sie am 06. September 1791 in Basse den schwedischen Oberst Graf Carl ANSHELM, Herr auf Putbus. In Woltow lebte 1791 noch ihre Schwester und in der Kirche von Basse war ihr ältester Sohn begraben.

1788 ging Lühburg an den Grafen von SCHLIEBEN. Als er am 19. März 1811 in Lühburg starb, erbte seine Tochter Gräfin Marianne von HARDENBERG, geb. von SCHLIEBEN (geb. 1760) das Gut. Sie war verheiratet mit August Wilhelm Karl von HARDENBERG.21 1817 übernahm an Christian WÄCHTER Lühburg. Der Vater von Christian WÄCHTER war Kammerdiener beim Grafen von SCHLIEBEN auf Lühburg und starb dort am 28. August 1795. Sein Sohn Christian, der 1771 in Clausdorf bei Varchentin geboren wurde, bewirtschaftete 1791 als Inspektor und ab ca. 1805 als Pächter Lühburg. Er blieb auch unter der Besitzerin Gräfin von HARDENBERG, geb. von SCHLIEBEN, der Pächter auf Lühburg. Christian WÄCHTER war von 1817 bis zu seinem Tod am 28. März 1832 Gutsbesitzer auf Lühburg. Er hatte mit seiner Frau Dorothea Schulz zehn Kinder, die alle in Lühburg geboren wurden:

   • Friederika Anna Adolphine Dorette, geb. 19. Juli 1805, heiratete am 11. November 1825 Christian Wilhelm BOLDT, den Gutsbesitzer auf Samow,
   • Carl Ludwig Eduard, geb. 15. März 1897, gest. 12.Dezember 1818,
   • Emil Carl Eduard, geb. 27. Oktober 1809, Senator und Rechtsanwalt in Rostock,
   • Julius Carl Alfred, geb. 22. November 1811, Gutsbesitzer auf Liepen, gest. 02. Oktober 1848 in Liepen,
   • Augusta Caroline Helene, geb. 23. April 1813,
   • Friedrich Christoph Ludwig Alexander, geb. 24. April 1817, Gutsbesitzer auf Zarrenzin/ Pommern, daselbst gest. im September 1845,
   • Luise Caroline Mariane Bertha, geb. 08. November 1821,
   • Caroline Marie Pauline, geb. 13. November 1822, heiratete den Gutsbesitzer auf Wustrow Theodor Ernst STEVER, gest. 08. Januar 1892,
   • Hermann Albrecht Carl, geb. 31. März 1824, gest. 19. April 1824,
   • Fanni Wilhelmine Friederike, geb. 19. Dezember 1827.

Nach dem Tod von Christian WÄCHTER sind seine in Lühburg geborenen Söhne Emil Carl Eduard (geb. 27. Oktober 1809), Julius Carl Alfred (geb. 22. November 1811) und Friedrich Christoph Ludwig (geb. 24.April 1817) gemeinsam Besitzer von Lühburg. Sie leisten am 12. Juli 1835 den Lehnseid.22 Gemeinsam verkaufen sie Lühburg mit Basse an den Landdrost von DRENKHAHN aus Schönberg, der am 09. August 1839 den Lehnseid leistet.23 Bereits am 13. Dezember 1839 leistet dessen Sohn, Kammerjunker Christian August Georg von DRENKHAHN den Lehnseid für Lühburg und Gottesgabe.24 1843 ist neuer Besitzer auf Lühburg, Basse und Gottesgabe Baron Schimmelpfennig von der OYE.25 Am 27. Januar 1849 erkennt die Lehnskammer Carl Friedrich Amandus STRÖMER als Besitzer des Allodialgutes Lühburg und Basse an.26 Im Jahr 1858 kaufte Heinrich Ludwig Graf von BASSEWITZ den alten Stammsitz Lühburg für die Familie zurück. Durch den Besitz wurde er gleichzeitig Compatron der Kirche. Damit ging Lühburg von der nichtgräflichen wendischen Linie in die gräfliche über. Heinrich Ludwig war Nachfahre des in den Grafenstand erhobenen Henning Friedrich (1680-1749). Lühburg scheint durch Heinrich Ludwig Graf von BASSEWITZ zeitweise an den Bruder seiner Frau, Detlev Carl Adolf Gottlieb von BÜLOW, vermietet worden zu sein. Denn in Lühburg wird am 23. April 1869 seine Tochter Mary Elisabeth Friederike von BÜLOW geboren, die am 08. Oktober 1889 in Neustrelitz den Gutsbesitzer von Bredenfelde, Ernst Werner von HEYDEN, heiratete. Aus dem Jahre 1888 ist eine Liebeserklärung an das Gutshaus Lühburg überliefert: „Wie greifbar und geliebt steht Lühburg vor meinem inneren Auge! Ein schlichtes, breit hingelagertes Landhaus mit zwei, einen Rasenplatz und die Vorfahrt umgreifenden Flügeln, nah umgeben von alten Lindengängen und weiterhin von einem ganz verschilften Wassergraben, über den dem Haus gegenüber eine Brücke führte, dicht hinter einem die Einfahrt bildenden hochragenden Lindenrund von zwölf mächtigen Bäumen.“27 Aber so viel Idylle hatte auch Schattenseiten: „Am 22. Mai 1902 fuhren wir alle nach Lühburg, die Linden umblühten das Haus, und die Nachtigallen sangen die ganzen Nächte so laut, dass mein Vater sie verfluchte.“28

Graf Heinrich Ludwig feierte am 27. Juni 1904 in Lühburg seine goldene Hochzeit mit Charlotte von BÜLOW mit 50-60 Familienmitgliedern bei strömendem Regen.29 Am 10. Januar 1912 starb in Lühburg der „alte“ SCHEPLER. Er war der Vater des Schmiedemeisters SCHEPLER in Basse, der Meierin VOSS in Lühburg und eines Lehrers in Wismar. Über ihn schreibt Pastor MARTENS: „Er war nach Aufgabe eines Handels mit Tuchwaren von Dorf zu Dorf zu seinen Kindern nach Lühburg gezogen und war monatelang bei seinen Kindern. In Lühburg das Faktotum des Grafen und aller Leute in Stadtbesorgungen und kleinen Stadtfahrten (Bäcker). Aber wie dem allgemeinen Vertrauen aller Leute in allen Dörfern der Umgegend... Ein frommer gern lebender alter Mann, dem ich ewig dankbar bleibe… Unvergeßlich ist mir sein Anblick zu Füßen der Kanzel, sein so ungemein aufmerksames Gesicht und sein segenskräftiger Gesang, so falsch er auch nicht war. Gott wird uns gewiss lieblicher geklungen haben, als all unser Singen und da oben wird auch seine Stimme herrlich klingen.“30 Im August 1909 ging das Majorat in den alleinigen Besitz des Grafen Gerd von BASSEWITZ über. Im Sommer 1910 wurde durch Graf Gerd von BASSEWITZ das erste Auto gekauft. Am 14. Januar 1911 starb nach langem Leiden Graf Heinrich von BASSEWITZ auf Dalwitz an Arterienverkalkung daselbst. Er wurde in Polchow unter großer Beteiligung beigesetzt. 70 Jahre lang war er Besitzer der Güter Dalwitz, Stierow und Stechow , die er 60 Jahre lang bewirtschaftete. 56 Jahre lang war er verheiratet und war ein „frommer kirchlich treuer Herr, von großem Fleiß wirtschaftlicher Tätigkeit, Einfachheit und Sparsamkeit, der so seinen Kindern seines Hauses voraussichtlich auf lange Zeit eine feste Existenz und festen Grundbesitz verschaffen“31 hat. Er wird auch als „eine gebietende, zuzeiten liebenswürdige, aber immer unnahbare Persönlichkeit“ beschrieben.32 „Seine Frau (1834-1911), eine bedeutende und bis ins hohe Alter sehr temperamentvolle Natur, geborene BÜLOW, war dem gestrengen Gebieter und Eheherrn blind ergeben und diente mit ihm seinem Fetisch: der Familie“33

Am 25. August 1912 wurde im Gutshaus Lühburg eingebrochen. Es wurden 800 Mark Bargeld, Schmuck im Wert von 3000 Mark und die Konfirmationsgeschenke von Gräfin Erika von BASSEWITZ, Tochter des Grafen Gerd von BASSEWITZ, gestohlen. Die Garderobe des Grafen Gerd von BASSEWITZ wurde auf der Dorfstraße verstreut. Danach fuhren die Einbrecher nach Basse, brachen beim Pastor und dem Lehrer ein und stahlen Silberwaren. Bereits einige Tage später wurde der Hauptverdächtige in Stettin gefasst, da er von seiner Braut verraten wurde, die sich zu wenig mit der Beute bedacht sah. Der Täter wurde auch vieler anderer Straftaten überführt und nahm sich im Gefängnis das Leben.34 Selbst die internationale Presse berichtet über diesen dreisten Einbruch: „Einbrecher fuhren gestern in der Nacht beim Kammerherren Grafen Bassewitz auf Lühburg in Mecklenburg vor und stahlen 700 Mark Bargeld und um 3000 Mark Silberzeug. Die junge Komtesse erwachte, die Einbrecher schüchterten sie aber derart ein, dass sie nicht zu schreien wagte. Dann fuhren die Diebe nach einem Nachbardorfe, wo sie den Pastor und den Lehrer ausplünderten.“35 Am 12. Oktober 1912 brannte in Lühburg der letzte alte Tagelöhnerkaten, der so genannte Müllerkaten (alte Müllerwohnung) an der Chaussee gegenüber der Müllerwohnung ab.36 Am 02. August 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung, fand in Gnoien die Pferdemusterung statt. Graf Gerd von BASSEWITZ war der Leiter dieser Musterung, wie 34 Jahre vorher (1870) sein Vater Heinrich an gleicher Stelle.37 Der erste Weltkrieg brachte für das gesamte Kirchspiel viele Tote (s. Abschnitt Verluste und Schicksale im 1. Weltkrieg), so auch für Lühburg. Am 19. Dezember 1914 fiel der zweite Sohn des Grafen Gerd von BASSEWITZ, Graf Eberhard von BASSEWITZ, an der Rawka auf einem Patrouillenritt. Er war Reserveleutnant im Dragoner Regiment 18 in Parchim. Zunächst wurde er auf dem Friedhof in Skierniwicze beigesetzt. Sein Vater und sein älterer Bruder Heinrich holten den Leichnam 1915 heim. Himmelfahrt 1915 wurde er in Basse unter Beteiligung des Kriegervereines aus Gnoien38 beigesetzt. 1915 fallen aus Lühburg Wilhelm REDELSTORF, Paul GIELOW, Richard PETERSEN; 1916 Karl STÜWE, Wilhelm AWE; 1917 August VOLKMANN, Otto GIERTZ; 1918 Hans VOSS. Vermisst blieb Wilhelm STÜWE. Aus Gefangenschaft kehren 1919 Wilhelm MEIER und 1920 Wilhelm MARTENS heim39 (s. Verluste und Schicksale im 1. Weltkrieg). Nach der Novemberrevolution entstand die Weimarer Republik, die 1920 durch den Kapp-Putsch bedroht war. Ihren Höhepunkt erreichten die Ereignisse im März 1920. Bereits im September 1919 bat die Regierung Ebert-Bauer die Gutsbesitzer, Maschinengewehre aufzunehmen und diese gegen unbefugte Hände zu beschützen. Einige Güter lehnten ab, andere, wie Lühburg/ Dalwitz stimmten zu. Für die Umsetzung dieser Waffeneinlagerung wurde dem jungen Graf Heinrich von BASSEWITZ aus Lühburg (später Gutsbesitzer auf Dalwitz) der Oberbefehl erteilt. Sein Vertreter war sein späterer Schwager Graf Eberhard von SCHLIEFFEN. So wurden am 15. März 1920 die Waffen in Lühburg eingelagert. Graf Heinrich bat die Reichswehr um Schutz der Waffen. Da das abgelehnt wurde, wandte er sich mit der Bitte um Hilfe an die Ackerbauschule in Dargun. Am 16. März kamen bewaffnete Arbeiter-Trupps aus Tessin, um sich der Waffen zu bemächtigen. Graf Heinrich weigerte sich, die Waffen herauszugeben und hoffte auf die Ankunft der Ackerbauschüler. Als diese jedoch nicht kamen, gab man die Waffen heraus. Im Gutshaus waren Graf Gerd von BASSEWITZ mit seiner Frau, die beiden Töchter, eine Schwester der Gräfin mit ihrem Ehemann General Hans von BOEHN und deren Sohn. Die drei Grafen sollten vor den Augen ihrer Angehörigen erschossen werden. In dem Moment fielen Schüsse aus Richtung Gnoien und man sah die Ackerbauschüler in Schützenlinie aus Gottesgabe über die Koppel herankommen. Die Arbeiter-Trupps forderten Graf Heinrich auf, den Ackerbauschülern mit weißem Taschentuch entgegenzulaufen. Als er aus der Sicht der Arbeiter verschwunden war, lief er in ein Tagelöhnerhaus und von dort durch die Gärten. In der Zwischenzeit waren die Arbeiter mit Speck, Schinken und allen Gasuhren aus dem Gutshaus abgezogen. Am 15. März wurde Gnoien durch Arbeiter besetzt. Zwei Offiziere der Baltikumer (Putschisten) gingen mit weißer Fahne nach Gnoien und forderten die Arbeiter auf, die Stadt zu übergeben. Als sie erfolglos zurückkamen, wurden sie auf der Hauptstraße an der Wasser- und Dampfmühle von hinten erschossen. Daraufhin griffen die Truppen aus den Richtungen Demmin und Warbelow Gnoien an. Die Arbeiter wurden am gleichen Tag besiegt oder flohen Richtung Tessin. Neben den zwei Offizieren fielen noch acht Soldaten und elf Arbeiter, von denen einer standrechtlich erschossen wurde. Die Ereignisse von Gnoien hatten Auswirkungen auf Lühburg: An die Güter ging telegrafisch der Befehl, alle Waffen herauszugeben. Der Graf Gerd von BASSEWITZ sen. wollte diesen Befehl persönlich per Pferd nach Basse und Repnitz bringen. In der Zwischenzeit hatten sich bei Repnitz die aus Gnoien geflüchteten Arbeiter gesammelt. Als der Graf aus Repnitz kommend in Basse am Gehöft des Bauern VOSS hielt, wurde er durch die Arbeiter entdeckt, die sofort schossen. Darauf ritt er hinter dem Pfarrgarten und Friedhof Richtung Chaussee im Galopp, von der Chaussee nach Lühburg im Schritt. Die Arbeiter verfolgten ihn per Rad und schossen ihm in den Arm. In Lühburg wurde er durch seinen Kutscher und Jäger empfangen die ihm die Flucht Richtung Strietfeld ermöglichten. Nun trafen auch die Arbeiter in Lühburg ein und forderten die anwesenden drei Gräfinnen und den General von BOEHN wütend auf, ihnen, auf der Suche nach dem Grafen, alle Zimmer zu zeigen. Als die Arbeiter ihn nicht fanden, zogen sie mit Essbarem, 25 Flaschen Wein, Silber, Bilderrahmen, Reitstöcken und vielem mehr ab. Der Graf Gerd von BASSEWITZ war über die Orte Strietfeld, Walkendorfer Bauern, Friedrichshof nach Wesselstorf geflüchtet. Hier ließ er sich von Dr. BRÖMEL aus Tessin und in Rostock von Professor EHRICH behandeln. Nach einiger Zeit kam der Graf zurück nach Lühburg. Jedoch wurden von den Gnoiener und Tessiner Arbeitern weiter bedrohende Reden gegen ihn gehalten. Daher entschloss er sich, Vertreter der Arbeiter, aber auch der Arbeitgeber, nach Lühburg einzuladen. So entstand eine gemeinsame Erklärung, die am 20. April 1920 im Rostocker Anzeiger erschien: „Bekanntmachung: Durch Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Vertretern der Arbeiterschaft der Städte Tessin, Gnoien und deren Umgebung ist zweifellos festgestellt worden, dass Herr Graf Gerd von BASSEWITZ sen. zu Lühburg vor und während des Generalstreiks keinerlei Schritte unternommen hat, welche zu einen Zusammenstoß zwischen der Arbeiterschaft und den Ackerschülern zu Dargun führen konnten. Er hat vielmehr, als der Anmarsch Letzterer gemeldet wurde, alles versucht, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Auf Grund dieser Ergebnisse wird die Arbeiterschaft der Städte Tessin, Gnoien und Umgegend gebeten, jede Belästigung des Herrn Grafen v. B. Lühburg und jede Nachstellung nach seinem Leben zu unterlassen. Lühburg, den 14. April 1920 Für die Arbeitgeber Dr. Borck-Redderstorf, Lehnitz Bülow Für die Arbeiterschaft Tessin, Gnoien und Umgebung: WICKBOLDT, V. Rademacher, W. GLÖDE, POTENBERG“. Diese Erklärung und die zu Grunde liegende Verhandlung wurde von der Arbeiterschaft von Tessin und Gnoien mit der Antwort aufgenommen, ihre Führer seien bestochen, es sei doch wahr, dass der Graf schuld sei und sie würden nicht eher ruhen, bis sie ihn ums Leben gebracht hätten.40 In der Chronik von Basse befinden sich datierte Zeitungsartikel, aus denen aber nicht der Verlag ersichtlich ist. Dennoch sind sie es wert, hier inhaltlich wiedergegeben zu werden. Ein Zeitungsartikel vom 24. November 1920 enthält einen Bericht über die Tagung des Landtages in Schwerin, der andere die Schwurgerichtsverhandlung gegen die Arbeiter am 11. März 1921 in Güstrow. Der Bericht über die Sitzung des Landtages: „Schwerin, 24. November Der Präsident KÖHLER eröffnet um 3 Uhr 45 Minuten die Sitzung. Am Ministertisch: Ministerpräsident Dr. Reincke-Bloch, die Staatsminister Dettmann, Erythropel und SCHMIDT. ... Schriftführer WALTER verliest mehrere Eingänge, u. a. die Anfrage der Unabhängigen: Während des Kapp-Putsches hat der Graf v. BASSEWITZ Lühburg Militär und Einwohnerwehr gegen die Verfassung schützende bewaffnete Arbeiterschaft aufgeboten? Als er auf einem Patrouillenritt auf Befehl des Befehlshabers der bewaffneten Arbeiterschaft zum Schutze der Verfassung festgenommen werden sollte, entzog er sich seiner Festnahme. Durch die zum Zwecke der Festnahme auf ihn abgegebenen Schüsse wurde er am Arm verwundet. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt gegen einige Mitglieder der damaligen bewaffneten Arbeiterschaft das Verfahren wegen angeblichen Mordversuches eröffnet. Gedenkt die Regierung sich auf den Rechtsboden zu stellen und die Staatsanwaltschaft anzuweisen, das Verfahren gegen die Arbeiter einzustellen und gegen den Grafen v. BASSEWITZ zu eröffnen? Die Regierung wird die Anfrage in einer der nächsten Sitzungen beantworten.“

Es folgt ein undatierter Zeitungsausschnitt mit der Antwort: „5. Auf Anfrage des Abg. V. MAYENBURG (Unabh.) und Genossen betreffend Aufbietung von Militär und Einwohnerwehr seitens des Grafen v. BASSEWITZ auf Lühburg erklärt Staatsminister SCHMIDT: Ein Strafantrag gegen den Grafen v. BASSEWITZ auf Lühburg kann nicht erlassen werden, weil Graf v. BASSEWITZ eine strafrechtliche Handlung nicht begangen hat. Wohl hatte der Graf v. BASSEWITZ Gewehre in seinem Besitz, welche ihm von der Reichswehr-Militärstelle für die Bewaffnung von Einwohnerwehren zur Verfügung gestellt waren. Der Besitz der Gewehre war also ein vollständig gesetzmäßiger. Graf v. BASSEWITZ hatte den Schutz von Militär und den Schutz von der Ackerbauschule zu Dargun in Anspruch genommen, um sich gegen evtl. spartakistische Plünderungen zu schützen. Er hat also weiter nichts getan, als was nach seiner Überzeugung zur Abwehr von Überfällen notwendig war. Das, was er getan hat, lag vollständig im Rahmen einer Abwehr, und nach den angestellten Ermittlungen ist er darüber nicht hinausgegangen. Was das Verfahren gegen die Arbeiter anbetrifft, so wird angenommen, dass die Arbeiter des Glaubens waren, der Graf habe sich der Festnahme entziehen wollen. Die Grundlage für die Anklage ist aber die, dass der Graf, als er auf öffentlicher Landstraße ritt, aus dem Hinterhalt beschossen und am Arm verwundet wurde. Eine Voruntersuchung ist eingeleitet. Die Regierung ist außerstande, in ein unabhängiges Gerichtsverfahren einzugreifen.“

Es folgt die Schwurgerichtsverhandlung vom 21. März 1921 in Güstrow: „Die auf heute anstehende Verhandlung gegen:

   1. den Schmiedegesellen Paul SASS, geb. am 06. Oktober 1899 zu Neukalen, ledig, zurzeit in ...,
   2. dem Arbeiter Franz PANTERMÖLLER zu Tessin, geb. 2. August 1895 zu Stralsund,
   3. den Arbeiter Otto PANTERMÖLLER zu Tessin, geb. 20. Oktober 1896 zu Stralsund, ledig, 
   4. den Arbeiter Hermann MROWKA zu Tessin, geb. am 11. Februar 1900 zu Gnewitz, ledig,
   5. den Schmied Wilhelm PETERS zu Rostock, Borwinstraße, geb. am 07. September 1889 zu Nienhagen bei Güstrow,
   6. den Steinarbeiter Friedrich BROCK zu Tessin, geb. am 20. Mai 1895 Roczanow Kreis Schwetz,
   7. den Arbeiter RALL zu Tessin, geb. am 3. Juli 1895 in Vilz bei Tessin, ledig.

Den Angeklagten SASS, MROWKA, Otto PANTERMÖLLER und Franz PANTERMÖLLER wurde nach dem verlesenen Eröffnungsbeschlusse zur Last gelegt, gemeinschaftlich mit nicht ermittelten anderen Personen den Entschluss, Menschen zu töten, durch Handlungen betätigt zu haben, die einen Anfang der Ausführung dieses Verbrechen enthalten. Sie haben mit Infanteriegewehren von der Repnitzer Anhöhe aus auf den Grafen BASSEWITZ sowie den Gutsbesitzer STEVER- Woltow und dessen Volontär BEHNCKE, in der Annahme, dass STEVER oder BEHNCKE der Graf BASSEWITZ sei, eine Reihe von Schüssen abgegeben, in der Absicht, diese Personen zu töten. Den Angeklagten PETERS, BROCK und RALL wurde zur Last gelegt, in bewusstem und gewolltem Zusammenwirken, mithin gemeinschaftlich, sich des Tötungsversuches schuldig gemacht zu haben, indem sie in der Absicht, den Grafen BASSEWITZ- Lühburg zu töten, auf den dahinreitenden Grafen in einer Entfernung von ungefähr 150 Metern schossen, wobei der Graf BASSEWITZ einen Treffer am linken Unterarm erhielt. Aus der Verhandlung ergibt sich folgendes: Als in den Tagen des Kapp-Putsches die Stadt Gnoien am 22. März v. Js. von den Demminer Truppen eingenommen war, wurde Graf BASSEWITZ auf Lühburg b. Gnoien von dem Major, der die Expedition gegen Gnoien geleitet hatte, durch Fernsprecher davon in Kenntnis gesetzt, dass die Stadt Gnoien gefallen sei, dass Jedermann, der am Abend des Tages noch mit Waffen in der Hand betroffen werde, erschossen würde, und dass der Graf die Leute seiner Begüterungen warnen möge. Um seinen Gutsleuten in Lühburg, Repnitz und Basse diese Mitteilung bekannt zu geben, ritt Graf BASSEWITZ am Vormittage des 22. März v. Js. von Lühburg aus weg nach Basse. Als er hier mit einigen Tagelöhnern sprach, fuhr ein Wagen mit bewaffneten Leuten aus Repnitz, aus Richtung Gnoien kommend, an ihm vorbei. Er teilte darauf die von Gnoien erhaltene Meldung in Basse mit, und äußerte hier noch, dass die Waffen beim Pastor abgegeben werden könnten. Er ritt sodann durch Basse hindurch und etwa 80 Meter hinter dem Repnitzer Wagen her. Da er auf der Anhöhe von Repnitz eine ihm verdächtig aussehende Menge Menschen stehen sah, bog er rechts ab und ritt querfeldein nach Repnitz. Hier teilte er dem Inspektor mit, was der Major aus Gnoien telegraphiert hatte und ritt darauf über den Acker auf die Basser Bauern zu, wo er bald auf dem Hofe des Erbpächters VOSS anlangte. Als er auf dessen Hof mit den beiden VOSSschen Söhnen sprach, fiel von der Stelle her, wo er vorher die verdächtige Menschenmenge gesehen hatte, eine Salve Gewehrschüsse, und sogleich darauf eine zweite Salve. Die Gebrüder VOSS gingen sofort in Deckung und der Graf BASSEWITZ ritt, da ihm die Sache bedenklich wurde, um den Basser Kirchhof herum auf die Chaussee. Als er auf der Chaussee in Richtung Lühburg in der Höhe des Strietfelder Feldweges angelangt war, hörte er hinter sich mehrmals „halt“ rufen. Er gewahrte drei mit Gewehren ausgerüstete Radfahrer, die jetzt von den Rädern sprangen. Er jagte nun davon. Sofort fielen hinter ihm drei bis vier Schüsse. Durch einen Schuss wurde er am linken Oberarm verwundet (Anmerkung: oben im Text ist es der Unter-, hier der Oberarm). Er ritt nun querfeldein auf Lühburg los. Hier sah er etwas später vom Garten aus, dass etwa zehn Mann ankamen. Durch Büsche gedeckt, ließ er diese an sich vorüberziehen und begab sich alsdann zu Fuß nach Strietfeld. ... vor dem Hause und verlangten, indem sie mit den Kolben gegen die verschlossene Haustür schlugen, Einlass. General von BOEHN öffnete die Haustür. Einer der Männer rief: „Wir wollen den Grafen haben.“ Auf die Antwort, dass der Graf nicht zu Hause sei, riefen die Leute: „Ich oder wir haben ja eben noch auf ihn geschossen.“ Als von BOEHN bemerkte, dass der Graf nicht zu Hause sei, rief der Führer, sie würden das Haus durchsuchen, und wenn sie den Grafen nicht fänden, würden sie BOEHN mitnehmen. Unter Führung von BOEHN und der Gräfin von BASSEWITZ fand nun eine Durchsuchung des Schlosses statt. Bei dieser Gelegenheit haben auch einige von den Arbeitern im Schloss geplündert und Sachen mitgenommen. Als das Herannahen von Truppen aus Gnoien gemeldet wurde, verließen die Leute das Schloss und nahmen Reißaus. Zur selben Zeit, wie Graf BASSEWITZ, ritten auch der Gutsbesitzer STEVER auf Woltow und sein Volontär BEHNCKE von Alt Stassow her auf Basse zu. Als sie sich auf einer Anhöhe bei den Basser Erbpächtern befanden, hörten sie Salvenfeuer aus der Richtung Repnitz und zugleich pfiffen ihnen die Kugeln um die Ohren. Sie jagten so schnell sie konnten, hinter eine Anhöhe. Etwas später sahen sie einen einzelnen Reiter, der zunächst langsam, dann im Galopp die Chaussee in Richtung nach Lühburg zuritt. Wie der Zeuge BEHNCKE bekundet, sind, bevor die Salve auf sie abgegeben wurde, einige einzelne Schüsse gefallen, worauf der einzelne Reiter sofort in Galopp gegangen und in Richtung Lühburg verschwunden ist. Die Angeklagten bestritten sämtlich die ihnen zur Last gelegte Schuld. Die Angeklagten SASS, MROWKA, PETERS, BROCK und RALL wollen nicht geschossen haben, wollen aber nur ins Blaue hinein geschossen haben und wollen dies auch nur getan haben, weil andere auch schossen. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Verneinung der bezüglich des Angeklagten RALL gestellten Schuldfrage und beantragte die Bejahung der übrigen gestellten Schuldfragen. Sie beantragte weiter die Bejahung aller Fragen nach mildernden Umständen, mit Ausnahme der für den Angeklagten PETERS gestellten Frage nach mildernden Umständen, deren Beantwortung sie zum Ermessen verstellt. Die Verteidiger beantragten die Verneinung sämtlicher gestellter Schuldfragen. Auf Grund des Ergebnisses der Beweisaufnahme verneinten die Geschworenen durch ihren Obmann, Gymnasialprofessor GARTENSCHLÄGER- Rostock, die sämtlichen gestellten Schuldfragen, worauf die Angeklagten freigesprochen wurden. „Von der Anklage des Mordversuchs freigesprochen.“ Am 28. Mai 1921 fand in Lühburg die Hochzeitsfeier von Gräfin Erika von BASSEWITZ mit Graf Eberhard von SCHLIEFFEN statt. Graf von SCHLIEFFEN war vom Juni 1919 bis Juli 1920 Inspektor in Lühburg. Das Paar nahm seinen Wohnsitz in Neuheinde. Durch einen Schlaganfall war Graf Gerd von BASSEWITZ seit 1932 im Sehen und Gehen behindert.41 Am 09. Oktober 1936 feierte Graf Gerd von BASSEWITZ seinen 80. Geburtstag. Ein großer Fackelzug am Vorabend leitete die Feierlichkeiten ein, an dem die Kirchengemeinde mit dem Posaunenchor mitwirkte.42 Am 01. Januar 1939 wurden alle Majorate, so auch für Lühburg, aufgehoben. Zur Goldenen Hochzeit des Grafen Gerd von BASSEWITZ am 15. Juli 1940 schenkte ihm die Kirchengemeinde ein Bild der Kirche von Basse, dass er in seinem Zimmer am Schreibtisch anbringen ließ.43 Pastor HAACK, der nach Ausbruch des Krieges die Verwaltung der Kirche Basse für den einberufenen Pastor ABSHAGEN übernahm, erinnerte sich an ein Gespräch mit Graf Gerd von BASSEWITZ auf dem Friedhof von Basse während des Krieges. Graf Gerd von BASSEWITZ sagte: „Wir werden von Erfolg zu Erfolg geführt, aber wie wird das Ende sein? Ob wir würdig sind eines gnädigen Ausganges dieses Krieges, der ungeheures Ausmaß in jeder Hinsicht genommen hat?“44 Im Juni 1945 erlitt Graf Gerd von BASSEWITZ bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch und wurde ins Krankenhaus nach Tessin gebracht, wo er am 21. Juni 1945 starb. Sein Sohn Heinrich schrieb in sein Tagebuch: „Das Ende war sanft, vorher hatte er viel Schmerzen... Wir sind dankbar, dass er nun erlöst ist. Am 24. wollen wir ihn in Basse beisetzen. Er verlangte die letzten Tage immer nach Lühburg zurückgebracht zu werden, um zu sterben, aber wie sollte man dies machen? Welches Begräbnis wäre das geworden in Friedenszeiten! Nun musste ich bei der Leichenkleiderin um ein Laken und einen Kopfkissenbezug bitten! Einen Eichensarg bekam ich zufällig, der beim Tischler noch bereitstand. Wir sind alle sehr arm geworden… Am 24. Juni, einen Sonntag früh 8.30 Uhr haben wir Papa auf unserem Friedhof in Basse aufgebahrt, zur Beisetzung kamen von den Verwandten... dazu eine sehr große Beteiligung der Gütereinwohner mit schönen Kränzen. Ich sah verschiedene Frauen mit Tränen in den Augen und bedauerte nur, dass Papa die Feier und die große Teilnehmerzahl nicht sehen konnte, so bleibt ihm doch nach 63 Jahren in den Herzen seiner Leute ein Denkstein und die würdige Feier mit Probst HAACK aus Gnoien versöhnte uns mit seinem tragischen Ende und dem Schicksal, das ihn diese furchtbaren 7 Wochen noch miterleben ließ.45 1921 hatte Lühburg mit Basse und Wilhelminenhof eine Größe von 702 ha.46 Einwohner: 1703 0 Einwohner47 1751 25 Beichtkinder, davon 7 Freie4849 1819 40 Einwohner50 1843 60 Erwachsene51 1853 121 Einwohner52 1919 137 Einwohner und 5 Kriegsgefangene53

Lühburg im späten Mittelalter (um 1200 bis 1517)

Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)

Bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)

Bis zur Reichseinigung (bis 1871)

Kaiserreich (1871-1918)

Weimarer Republik (1918-1933)

Drittes Reich (1933-1945)

SBZ und DDR (1945-1990)

Die heutige Zeit

Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:

z.B.

Herkunft und erste Erwähnung von Lühburg

Die Burg/ das Schloss/ das Gutshaus/ die Bauernhöfe

Die Schule

Opfer von Krieg und Gewalt aus Lühburg

Napoleonische Zeit

Opfer in französischen Diensten: Französische Flotte, Rußlandfeldzug u.a.

Befreiungskriege

Deutsch/ Französischer Krieg 1870/71

Erster Weltkrieg

Der erste Weltkrieg brachte für das gesamte Kirchspiel viele Tote (s. Abschnitt Verluste und Schicksale im 1. Weltkrieg), so auch für Lühburg. Am 19. Dezember 1914 fiel der zweite Sohn des Grafen Gerd von BASSEWITZ, Graf Eberhard von BASSEWITZ, an der Rawka auf einem Patrouillenritt. Er war Reserveleutnant im Dragoner Regiment 18 in Parchim. Zunächst wurde er auf dem Friedhof in Skierniwicze beigesetzt. Sein Vater und sein älterer Bruder Heinrich holten den Leichnam 1915 heim. Himmelfahrt 1915 wurde er in Basse unter Beteiligung des Kriegervereines aus Gnoien1 beigesetzt. 1915 fallen aus Lühburg Wilhelm REDELSTORF, Paul GIELOW, Richard PETERSEN; 1916 Karl STÜWE, Wilhelm AWE; 1917 August VOLKMANN, Otto GIERTZ; 1918 Hans VOSS. Vermisst blieb Wilhelm STÜWE. Aus Gefangenschaft kehren 1919 Wilhelm MEIER und 1920 Wilhelm MARTENS heim2 (s. Verluste und Schicksale im 1. Weltkrieg).

Zweiter Weltkrieg

Nachkriegszeit (z.B. Lager Fünfeichen)

To de Lühburger Geschicht up platt (Läuschen un Rimels in uns tweit Amtssprak)

Mecklenburg-Vorpommern ist wohl das einzige Bundesland, das bereits in seiner Verfassung der plattdeuschen Sprache einen besonderen Schutz und besondere Pflege angedeihen läst. Daß es sogar offizielle Amtssprache ist, kann man nicht nur in der plattdeutschen Version der * Verfassung von Mecklenburg-Vorpommen nachlesen, sondern in einer Vielzahl von Orten und Regionen hören und lesen. Plattdeutsches aus den Regionen sollte auch im volkskundlichen Kapitel der Orte festgehalten und bewahrt werden.
Anregung
Im Wossidlo-Archiv kann fast jeder mecklenburgische Ortschronist etwas zur niederdeutschen Volkskunde seines Ortes finden.

Sagen, Geschichten und Legenden rund um Lühburg

Flurnamen auf der Lühburger Feldmark

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