Über Güstrow wurde schon viel geschrieben...

Aus Ortschroniken
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Infolge der gedankenlosen „Entsorgung“ von "nicht mehr benötigten" Aktenbeständen des aufgelösten Post- und Fernmeldeamtes Güstrow in der Wendezeit, fanden wir zufällig einen Schnellhefter mit der Aufschrift - "Postgeschichtliche Aufzeichnungen" auf einem Altpapiercontainer, in dem wir u. a. auch eine chronologische Darstellung der Geschichte unserer Heimatstadt Güstrow unter dem Stichwort

Der Ort Güstrow,

entdeckten. Diese Aufzeichnungen früherer Berufskollegen, die wir um Angaben aus der jüngeren Zeit ergänzt haben, möchten wir hier anlässlich des 775. Stadtjubiläums Güstrows vorstellen.

Die Lage Güstrows, der heute mit knapp 30.000 Einwohnern siebtgrößten Stadt in Mecklenburg-Vorpommern im Herzen Mecklenburgs, hat in der Vergangenheit auf unterschiedliche Weise Vorteile für seine Herrscher und Bewohner geboten.

Während im Mittelalter ihre Lage in der sumpfigen Umgebung der Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow einen Schutz vor Überfällen bot, brachten später die Kreuzung der Postwege und danach der Verlauf der Eisenbahnlinien zwischen Kopenhagen und Berlin und zwischen Hamburg und Lübeck nach Stettin lebhaften Verkehr nach Güstrow und das Gastgewerbe erblühte.

Nach der Fertigstellung der ersten mecklenburgischen Eisenbahnverbindung von Hagenow über Schwerin und Bützow nach Rostock im Jahre 1847, folgte 1850 der Anschluss Güstrows an das Eisenbahnnetz. 1862 entstand die Verbindung zwischen Güstrow und Neubrandenburg und 1882 folgte der Ausbau der Eisenbahnstrecke von Güstrow nach Plau. Mit dem Ausbau des Eisenbahnetzes entstanden auch die ersten Telegraphenlinien. In Güstrow gab es ab 1854 eine Staats-Telegraphenstation in der Baustraße 3. Dort konnten Telegramme in deutscher und englischer Sprache aufgegeben werden.

Auch die zentrale Lage Güstrows und die Nutzung des Autos als Verkehrsmittel hatten Vorteile für Güstrow. Die günstige Lage der Stadt empfahl sich als Kreuzungspunkt mehrerer Chausseen und befestigter Landstraßen. Heute sind es vor allem die Bundesstraßen B 103 und B 104) und der erfolgte Anschluss an das Autobahnnetz (A 19), die eine gute Erreichbarkeit Güstrows gewährleisten.

Die mittelalterliche Struktur der Stadt, mit dem Marktplatz im Zentrum des Ortes und des sich auf ihm kreuzenden, historisch gewachsenen Wegenetzes, sind auch nach einhundert Jahren immer noch ein Hindernis für den heutigen Straßenverkehr mit Kraftfahrzeugen.

Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von aller größter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich.

Die folgenden Aufzeichnungen über die Güstrower Stadtgeschichte und einiger Fakten über die Anfänge des Fernmeldewesens in Güstrow wurden wahrscheinlich zu Beginn der 1950er Jahre, dem Zeitpunkt der Gründung des Fernmeldeamtes Güstrow, zusammengetragen und während der Zeit zwischen 1950 und 1972 von der damaligen Leiterin des Amtszimmers beim Fernmeldeamt Güstrow, Frau Marie Charlotte Schmidt, in Wahrnehmung dienstlicher Pflichten zur Führung „Postgeschichtlicher Aufzeichnungen", die immer auch heimatgeschichtliche Entwicklungen berücksichtigen sollten, mit Unterstützung durch die jeweiligen Abteilungsleiter, ergänzt.

Da das Fernmeldewesen in Güstrow (anfangs als Teleghraphenwesen bezeichnet) mit Ausnahme der Jahre von 1854 bis zur Gründung des Kaiserreiches und der damit erfolgenden Eingliederung des Telegraphenwesens in das Postwesen um die Mitte 1870er Jahre bis 1950 immer Bestandteil des Postwesens war, sind bis dahin nur Aufzeichnungen über das Fernmeldewesen beim Postamt geführt worden. Wir können nur vermuten und halten es für sehr wahrscheinlich, dass der aufgefundene Text, der von vor 1950 stammt, durch Frau M. C. Schmidt aus der ursprünglichen Postchronik übernommen wurde.


Eine umfassende Chronik des Postwesens von den Anfängen bis zur Gegenwart, die mit Sicherheit einmal existierte, wird heute vermisst.

Da bei den Ämtern stets nur eine Durchschrift der Aufzeichnungen verblieb und das Original jeweils an die Oberpostdirektion (OPD), später der Bezirksdirektion für das Post- und Fernmeldewesen (BPF) bzw. Bezirksdirektion der Deutschen Post (BDP) versandt und dort archiviert wurden, ist unbegreiflich, wie unverantwortlich das Archivgut in der Wendezeit von den neuen Entscheidungsträgern behandelt wurde.

Über die Auflösung und den Verbleib dieser Archivalien beim Post- u. Fernmeldeamt in der Wendezeit gibt es keine Protokolle. Bei einer Einrichtung wie der Post, deren Akkuratesse und Penibilität in verwaltungstechnischen Angelegenheiten außerhalb der Institution gelegentlich Ärger bereitete, von historisch Interessierten nicht zu begreifen.

An einer Chronik für das Postwesen soll nach Information der Güstrower Postler, Herr Emil Grützmacher, beteiligt gewesen sein. Wie unsere Nachforschungen ergaben, sollen von ihm Aufzeichnungen als Einzelblätter in Ordnern gesammelt worden sein. Eine Chronik in dieser Form ist bei den Nachfolgebetrieben der Deutschen Post der DDR, Deutsche Post AG oder Deutsche Telekom AG in Güstrow nicht vorhanden. Auch beim territorial nun zuständigen Postmuseum in Hamburg existieren diesbezüglich keine Unterlagen aus Güstrow oder Schwerin. Die ungeordnete Auflösung des Archivs der Bezirksdirektion der Deutschen Post (BDP) in Schwerin in der Wendezeit ermöglicht ebenfalls keine Darstellung der Gesamtgeschichte der Post in der Region Güstrow. In der Wendezeit sollen über die Flure der BDP die Akten umhergeweht sein.

Die derzeit ältesten in Güstrow vorhandenen Aufzeichnungen zum Postwesen stammen von Herrn Postrat Funk um 1935. In einer Chronik (roter Klemmhefter) mit dem Prägedruck „Chronik des Postamtes Güstrow“, die wir bei unseren Recherchen und mit Unterstützung des Postlers und Betriebsratsvorsitzenden in der Deutschen Post AG, NL-Filialen Güstrow, Herrn Manfred Hosch, fanden, befinden sich auch zahlreiche Zeitungsausschnitte mit Bildern und Texten zu zeitgeschichtlichen Ereignissen im Territorium und im Post- und Fernmeldewesen, dazu Eintragungen auf Schreibmaschinenseiten aus der Zeit zwischen 1972 und 1990. Geschrieben wurden die Texte ab 1972 teilweise mit den markanten Typen einer Schreibmaschine, die damals nur im Amtszimmer benutzt wurde, so dass wir davon ausgehen können, dass dies die zuletzt von Frau Sigrid Korsikowski, in ihrer Eigenschaft als Leiterin des Amtszimmers, geführte offizielle Chronik des Post- und Fernmeldeamtes ist, bzw. wesentliche Teile dieser offiziellen Chronik enthält.

Ohne die Aufbewahrung und Ergänzung der vermutlichen Auszüge aus einer älteren Postchronik, der Sammlung der Aufzeichnungen zur Geschichte des Fernmeldewesens über den langen Zeitraum von 20 Jahren von 1950 bis 1970 durch Frau Schmidt und den detaillierten, laufend ergänzenten Aufzeichnungen der langjährigen Abteilungsleiter „Technik“ bzw. "Technischen Dienstes" , Herrn Karl-August Brandt und Herrn Gernot Moeller, hätten wir eine Entwicklungsgeschichte des Fernmeldewesens in einer Studie "GÜSTROW UND DAS FERNMELDEWESEN" nicht zusammenstellen können. Die Gestaltung des durchgehenden Straßenverkehrs mit Kraftfahrzeugen ist von Beginn an auch für Güstrow eine städtebauliche Herausforderung. Weiterhin haben auch die Entstehung neuer Wohngebiete entlang der auf das mittelalterliche Zentrum des Marktplatzes hinführenden Hauptstraßen, haben die Verkehrssituation nicht begünstigt. Für den Durchgangsverkehr ist die Beachtung der Verkehrszeichen durch die Fahrzeugführer von aller größter Bedeutung. Das Befahren der Innenstadt mit Lkw ist unmöglich. Zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs vom Durchgangsverkehr ist auch nach hundert Jahren noch immer nicht zufriedenstellend gelöst. Schon aus den 1925er Jahren stammt die Erkenntnis, die Plauer-, Schweriner-, Schnoien- und Rostocker-Vorstädte Güstrows zur Bewältigung des Verkehrs in Ost-West (Schwerin-Teterow) und Nord-Süd-Richtung (Laage-Plau) durch Umgehungsstraßen miteinander zu verbinden. Diese Überlegungen sind in der Gesamtheit nie verwirklicht worden und grundsätzlich heute noch gültig. Besuchern des Altstadtkerns stehen im Süden und Osten der Stadt Pkw-Parkplätze mit zumutbaren Fußwegstrecken von ca. 300 Metern bis zum Marktplatz zur Verfügung.

Nachfolgende Angaben zur Stadtgeschichte Güstrows sind größtenteils postgeschichtlichen Aufzeichnungen des Postamtes, des Fernmeldeamtes und des Post- und Fernmeldeamtes entnommen. Weitere stadtbezogene Angaben entstammen dem im Heidberg Verlag Güstrow 2002 erschienenen Buch “775 Jahre Güstrow - In der Stadtchronik geblättert“, von Prof. Dr. Friedrich Lorenz.

Wir möchten an dieser Stelle auch das Zutun der oben genannten und anderer ungenannter Personen für die Sammlung und Aufbewahrung postgeschichtlicher Daten würdigen und ihnen dafür danken.