"Die Geschichte des Dorfes Vogtshagen" von H. Peek, Rostock, Pastor i. R. 1936: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ortschroniken
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 163: Zeile 163:
  
 
1. Studt
 
1. Studt
 +
 +
2. Gaue
 +
 +
3. Hans Hollehr
 +
 +
4. Wullenbäcker
 +
 +
5. Sasse
 +
 +
6. Claus Düvel, der Schulze
 +
 +
7. Claus Witte
 +
 +
8. Groß Jacob Düfel
 +
 +
9. Klein Jakob Düfel
 +
 +
10. Jochim Waake
 +
 +
11. Claus Waake
 +
 +
12. Claus Düfel
 +
 +
13. Thies Düfel
 +
 +
14. Jakob Düfel, der Vorsteher der Kirchengemeinde
 +
 +
(nach Kliefoth, Nachrichten)
 +
 +
Wie groß im allgemeinen auf inem Bauernhof die dem Hospital gehörende Hofwehr an Vieh war, ergibt sich aus einem Verzeichnis dessen, was Hans Düvel überkam, als er 1745 durch Verheiratung mit der Hauswirtswitwe Wullenbäcker auf 12 Jahre Inhaber einer „Hofstädte“ wurde.
 +
 +
12 Pferde; 3 Ochsentiere; 4 Hak-Ochsen; 8 Kühe; 1 Starke; 2 Börnkälber; 12 Schweine; 10 Ferkel; 16 Schafe; 6 Lämmer; 8 alte Gänse; 1 Gante; 40 Stück junge Gänse;  16 alte Hühner und ein Hahn; 10 junge Hühner.
 +
Die jungen Gänse und Hühner wurden nicht zur Hofwehr gerechnet, sie waren Sonereigentum des Baumanns und seiner Frau.
 +
 +
==Vogtshäger und andere Flüchtlinge benutzen fremde Pferde==
 +
 +
Wie kriegerische Zustände innerhalb und außerhalb Mecklenburgs um diese Zeit und vor einem Jahrzehnt Vogtshäger Leute in Mitleidenschaft zogen, möge an ein paar Beispielen gezeigt werden. Am 20. Oktober 1733 wurde auf der Mesterei des Hospitals zum Heiligen Geist in Rostock der Schneider und Schulmeister Joh. Peters und der Sohn des Baumanns Jochim Holleer wegen einer klage wider sie vernommen. Wie diese beiden, war auch Michel Peters vorgeladen, aber wegen seiner bevorstehenden Hochzeit nicht erschienen. Der Amtmann Bölkau zu Schwaan hatte geklagt, sie hätten vor einigen Tagen vom Tatschower Felde vier Pferde aufgegriffen,wären damit weggeritten und hätten zwei von den Pferden sogar mit nach Vogtshagen genommen. Auf Befragen erklärte Johann Peters, die Not und Angst hätte sie dazu getrieben. Sie „hätten von den gesamten Haufen der im ganzen Lande aufgebotenen Bauern wegen Hunger, weil sie nicht den geringsten Vorrat mehr gehabt“, flüchten und „sich heimlich wieder nach Hause begeben müssen“. Eine nähere Bestimmung über den Bauernhaufen, den sie verlassen, wurde in der Verhandlung nicht gegeben. Es kann nur an die Mannschaft gedacht werden, die der Herzog Karl Leopold von Mecklenburg zusammen gebracht, infolge seines 1733 erlassenen Landesaufgebots, nach welchem alle Männer in Mecklenburg  von 18 – 60 Jahren gegen die Truppen der kaiserlichen Kommission kämpfen sollten, damit er am Ruder bliebe, und nicht sein Bruder, der Herzog Christian Ludwig, das Steuer der Landesregierung führte. Dieser Mannschaft waren die genannten Männer aus Vogtshagen zweifellos eingefügt gewesen. Johann Peters erklärte nun weiter, sie wären auf der Flucht bis Passin gekommen, dort die Nacht geblieben und in Furcht, sie möchten zurückgeholt werden, früh „gegen den aufbrechenden Tag „ in der Richtung auf Schwaan weitergegangen. Nicht weit davon hätten sie
 +
im Bruch 4 Pferde getroffen, welche sie und Hans Brandt aus Mönchhagen, weil ihre Füße vom Marschieren wund gewesen, zum Reiten gebraucht. Er, Johann Peters und Michel Peters hätten ihre Pferde bei Niendorf wieder laufen lassen; Jochim Holleers Sohn und Hans Brandt wären auf ihren Pferden bis Vogtshagen geritten. Als am Sonntage darauf des Amtmanns Schreiber nach Vogtshagen gekommen und nach den Pferden gefragt, welche sie, Johann und Michel Peters, auf dem Niendorfer Felde hätten gehen lassen, hätten sie zwei Tage danach gesucht, bis sie auf der Grenzer Mühle von dem dort anwesenden Schäferknecht aus Tatschow erfahren, die beiden Pferde wären gefunden, und in Tatschow bereits wieder vor einem Wagen in Gebrauch genommen. Darauf wären sie zurückgekehrt in der Hoffnung, der Amtmann würde Mitleid mit ihnen haben und aus der Sache nichts machen. (Der Amtmann Bölkau war vermutlich Pächter in Tatschow)
 +
Diesen aussagen fügte Jochim Holleers Sohn hinzu, er und Hans Brandt hätten ihrer Füße wegen notdringlich mit den Pferden sich forthelfen müssen, sie hätten aber nicht gewagt sie auf fremeden Feldern laufen zu lassen, sondern mit nach Hause in Vogtshagen genommen, wo sie am Sonnabend spät eingetroffen. Sie hätten die Absicht gehabt, sie am Montage wieder an Ort und Stelle zu bringen; es wäre aber schon am Sonntage der Schreiber gekommen die Pferde abzuholen und hätte von ihnen 8 Mark Lübisch für den weiten Ritt gefordert. Weil jedoch der Knecht Hans Brandt nicht zugegen gewesen, wäre die Angelegenheit nicht erledigt worden. Nach Untersuchung dieser Sache lautete das Erkenntnis der Hospital-Vorsteher dahin, johann und Michel Peters sowie Jochim Holleers Sohn sollten fördersamst nach Schwaan zu dem Amtmann Bölkau sich begeben und mit ihm wegen des „unverantwortlichen Unternehmens der Pferde“ sich gebührend abfinden. Die verwirkte Strafe bliebe indessen dem Gotteshause (dem Hospital zum Heiligen Geist) vorbehalten. Worin diese Strafe schließlich bestanden, verschweigen die Akten.
 +
 +
 +
==Gewalttat preußischer Werber 1743==
 +
 +
 +
auch die schlesischen Kriege
 +
 
...
 
...

Version vom 12. Dezember 2017, 00:10 Uhr

Chronik aktuell in der Transkription, wird fortlaufend ergänzt.

Die Dorfschaft Vogtshagen bis Johannis 1756

Die Feldmark Vogtshagen

Inmitten der waldreichen Gegend im Nordosten der Stadt Rostock, südöstlich von der Rostocker Heide, erstreckt sich die umfangreiche Feldmark von Hof und Dorf Vogtshagen. Sie ist eine Ebene, aber nicht wie eine Tischplatte, deren Anblick das Auge ermüdet, sondern sie bietet einen Wechsel von leichten Erhebungen und Senkungen, die das Auge gern beschäftigen, und blickt es weiter in die Ferne, so sieht es fast auf allen Seiten Wälder das Gesichtsfeld begrenzen.

Kampsbäck- und Twiestel-Niederung

Zwei Niederungen ziehen sich von Südosten nach Nordwesten durch die Feldmark; die Östliche erweitert sich an einer Stelle etwas, um eine sanfte Anhöhe, den Judenberg, einzuschließen; in ihr fließt die Kampsbäck dahin. In der aus zwei – daher Twiestel – kleinen Wasserläufen auf der Cordshäger Feldmark sich bildet, an dem Hofe Vogtshagen vorbei durch das Dorf fließt und schließlich in Verbindung mit dem Wallbach bei Körkwitz in den Ribnitzer Binnensee sich ergießt.

Der Name Vogtshagen

Der Name Vogtshagen wird zuerst in einer Urkunde vom 27. Dezember 1257 genannt, in welcher er fast genau so geschrieben wird, wie es jetzt üblich ist. Vogtss-Hagen. Diesem Namen wird die lateinische Übersetzung : INDAGO ADUOCATI (Hagen des Vogtes) hinzugefügt. Später begegnet uns die Schreibweise Vogedeshagen (1296) und Voghedeshaghen (1375; 1381). Der Name weist auf einen landesfürstlichen Beamten, den Vogt, der einem Amtsbezirk oder Kreis des Landes vorgesetzt war, und der zu Vogtshagen eine nähere Stellung hatte, etwa als Gründer und Besetzer, als Bewohner, Inhaber oder Nutznießer des Ortes.

Fürst Borwin von Rostock

Aus der erwähnten Urkunde vom 27.Dezember 1257 erfahren wir über Vogtshagen nur, daß Fürst Borwin von Rostock aus dieser wie aus einer Reihe anderer Ortschaften die bischöflichen Zehnten bezogen hat; und 39 Jahre später berichtet eine Urkunde 1) über eine Einnahme von 7 Mark jährlich, welche die Stadt Rostock von den Dorfbewohnern (villanis) zu Vogtshagen für Weiden (Viehweiden) bezog. Wahrscheinlich handelte es sich hauptsächlich um die Schweinemast in Rostocker Wäldern, welche von Vogtshagen aus gegen Entgelt betrieben wurden.

Herren von Moltke sitzen zu Vogtshagen, 1348

Erst eine Urkunde aus dem Jahre 1348 berichtet uns Näheres 2) Damals bestätigt der Herzog Albrecht von Mecklenburg den Herren von Moltke zu Strietfeld und Vogtshagen den Kauf einer Anzahl Dörfer im Teutenwinkel; genannt werden Toittendorff (das jetzige Kirchdorf Toitenwinkel), Michelsdorf (Gehlsdorf), Olden- und Nien Krummendorf, Lübbersdorff, Gorstorff, Hesekendorf (Häschendorf), Petersdorf, Petze (Peez), Nienhagen, Hinrichsdorff und Derkow (Dierkow). Diese Dörfer soll ihnen Borwin Herr zu Rostock im Jahre 1262 für 10 000 weniger 36? (unleserlich) Mark Rostocker Münze verkauft haben. Aus der Bestätigungsschrift ergibt sich, daß 1348 Herren von Moltke zu Vogtshagen saßen. Ob sie das ganze Dorf besaßen, ob sie nur einen Teil davon inne hatten, oder Pfandbesitzer waren, darüber läßt sich nichts sicheres ermitteln.

Die Herren Bernefür sind Besitzer von Vogtshagen, 1375

Jedenfalls wohnten nach 27 Jahren (MUB XVIII 10798 AD 11.11.1375) die Herren Wolder und Marquardt Bernebur (Bernefür) zu Vogtshagen. Sie waren freie Besitzer der ganzen Ortschaft. 6 Jahre später, 23. April 1381 (MUB XX 11332), finden wir die Moltke dort als ihre ebenso freien Rechtsnachfolger. Der Ritter Friedrich Moltke (zu Strietfeld) und sein Sohn, der Ritter Heinrich, nebst ihren Vettern (Johann, Friedrich und Albrecht Moltke von Strelitz) verkaufen am 23.April 1381 an die Kirchen und das Haus des Heiligen Geistes (Das Heilgen Geist Hospital) zu Rostock ihren „Hof unde dat gantze Dorp unde gud to dene Voghedeshaghen“ mit allem Zubehör, mit dem größern Gericht an Hals und Hand und dem niedern Gericht, bis zu 60 Schilling, alles in dem Umfange, wie es die Gebrüder Woldemar (-Wolder?) und Marquard Bernevür und deren Eltern, und nach ihnen sie, die Moltke, es allerfreiest gebraucht und besessen haben. Den Kaufhandel vollziehen auf Rostocker Seite die Vorsteher Bürgermeister von Kyritz und Ratmann Heinrich Witte, sowie der Hospitalmeister Heinrich Koltzow. Der Kaufpreis beträgt 1700 Mark Rostocker Pfennige. Vorbehalten wird der Rückkauf innerhalb 5 Jahren. Da er nicht erfolgt, verbleibt Vogtshagen der Stadt Rostock und zählt bis auf den heutigen Tag zu den gütern des Hospitals zum Heiligen Geist.

Die Burg der alten Besitzer von Vogtshagen

Wenn die Herren Bernefür und die Ritter von Moltke in Vogtshagen wohnten, so werden sie dort einen Hof mit Befestigungen gehabt haben, wie sie vorzeiten in unserem Lande üblich waren. Tatsächlich gibt es Überbleibsel davon , wenn auch die Erinnerung daran bei den jetzigen Bewohnern geschwunden ist. Am unteren Ende des Dorfes auf dem Gehöft Nr.4, das jetzt der Erbpächter Willbrandt bewohnt, wie vor ihm sein Schwiegervater Susemihl und vor diesem ein Hallier, haben wir den Hof der alten Ritter zu suchen. Im Garten des Gehöfts befindet sich eine kleine Erhebung mit einem Rest von Steinsetzungen und dahinter ein von Menschenhand ausgeworfener breiter Graben in Bogenform. Das sind Teile eines früheren Hügels und eines Wallgrabens, welchen die Twiestel, die einst viel wasserhaltiger war als jetzt von ihrem Segen abgab. Noch im Jahre 1767 war, wie eine Flurkarte von vogtshagen beweist dieser Hügel der Burgberg und der ihn umgebende Wallgraben ganz vorhanden. Aber man wußte seit langem nicht mehr, um was es sich handelte. Der kleine Berg mit seinem frei wuchernden Gebüsch und dem unten dicht wachsenden Schilf und Kraut hatte für die Bevölkerung etwas geheimnisvolles ; das Geheimnisvolle wurde ihr unheimlich, und dem Aberglauben wurde die nur schwer betretbare Anhöhe zu einer Stätte, wo unheimliche Geister hausten, wo Hexen ihre Zusammenkünfte hielten; sie wurde ihm zum „Blocksberg“. Diesen Namen trägt die Stelle auf der angeführten Karte. Auch auf einem Gute in der Nähe von Grevesmühlen ist ein alter Burgberg im Laufe der Zeit zum Blocksberg geworden. In vogtshagen ist der Hügel bis auf den erwähnten kleinen Rest abgetragen, und der umstehende Wallgraben ist zum größten Teil zugeworfen und dem Gartenbau dienstbar gemacht, so daß selbst ein geübtes Auge die spuren vergangener Zeiten nicht mehr wahrnimmt.

Vogtshagen, ein Nebengut oder Zubehör von Cordshagen

Aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind mir Schriftstücke über Vogtshagen nicht zu Händen gekommen. Nachrichten aus dem 17. Jahrhundert bezeugen, daß es ein ansehnliches Bauerndorf war und in engster Verbindung mit dem Nachbargute Cordshagen stand. Dieses war dem Heiligen Geisthause in Rostock am 17.Januar 1472 von den Knappen Juries Hoghe und Cord Bützow für 980 Mark verkauft worden und war schon im Jahre 1608 ein Pachthof. Dorthin waren die Vogtshäger Bauern zum Hofdienst verpflichtet. Am 22. Januar 1672 heißt es von dem Dorfe Vogtshagen, es sei „je und alle Wege…...mit allen seinen zugehörigen und also mit den darin liegendenwüesten Heyden ein Pertinenz von Kordshagen gewesen.“ Daher mußte es die Geschicke von Cordshagen teilen und wurde z.B. im Jahre 1656 mit diesem Gute des Hospitals zum Heil. Geist dem Dr. Johann Christoph von Hillen verpfändet, der dem Hospital 1500 fl. (Gulden) vorgeschossen hatte. (Letzteres nach den Akten im Geheimen und Hauptarchiv Schwerin )

Bauleute und Ackerwerk

Bauleute, d.h. Bauern oder Hauswirthe (Die Bauern und Hauswirthe wurden früher gewöhnlich Bauleute genannt, in der Einzahl Baumann, ihre Hofstelle hieß Baustätte, auch Hofstätte), gab es in Vogtshagen im Jahre 1598 siebzen (17):

1. Chim Holler (Holler wird derselbe Halleer und Hallier und daher auf der letzten Silbe zu betonen sein)

2. Hinrich Brandt

3. Chim Brandt

4. Hans Witte

5. Schoßke

6. - - - - - -

7. Hinrich Sasse

8. Ripson

9. Peter Holler

10. Jakob Düvel

11. Hinrich Marquardt

12. Hans Bützow

13. Jakob Düfel

14. Achim Wolter

15. Hinrich Jesse/ Michel Laferentz

16. Chim Brandt

17. Titte Korfs

(Die Namen mit den Ziffern davor entsprechen m einer Vorlage9 In der Niederschrift über die im Jahre 1649 stattgehabte Kirchenvisitation von Volkenshagen, wohin Vogtshagen allezeit eingepfarrt war, ist von 14 Bauleuten die Rede gewesen, wobei bemerkt wird, daß früher 19 gewesen.

Im Jahre 1662 werden auch 19 aufgeführt, aber 5 Baustätten, heißt es liegen wüst, d.h. sind unbesetzt, es wohnte z.Zt. kein Baumann darauf. Ich lasse die Namen hier folgen:

1. Cheil, Lofrenz

2. Jakob Düfel, Chims Sohn

3. Hinrich Brandt oder Peter Petersen, ein Schneider

4. Chim Lofrenz

5. Claus Jesse, jetzt Wüst

6. Hinrich Witte

7. Cheil Waake

8. Hans Düfel

9. Jakob Düfel, Ties Sohn

10. Claus Waake, jetzt Wüst

11. Cheil Witte, jetzt Wüst

12. Chim Lofrenz, jetzt Wüst

13. Chim Jesse

14. Claus Schoppe (oder Scheppe)

15. Peter Holler

16. Hinrich Brandt

17. Joachim Sasse

18. Joachim Düvel

19. Chim Witte

(Das in diesem Absatz über die Bauleute Enthaltene ist entnommen aus Pastor Kliefoth´s, Pastor in Volkenshagen, „Nachrichten über die Kirchengemeinde volkenshagen 1873“, die Herr Pastor Gehrke zu Volkenshagen mir freundlich zur Einsicht überlassen. Das Allermeiste, was folgt, ist niedergeschrieben auf Grund von Akten des Rostocker Stadtarchivs, die Herr Stadtarchivar Dr. Dragendorff mir bereitwillig vorgelegt.)

Wer der 5. Baumann war, dessen Stätte wüst geworden, ist nicht angegeben. Im Jahre 1728 werden von den Vorstehern des Hospitals zum Heil. Geist in Rostock sämtliche Bauleute zum 5. Februar auf die Mesterei des Hospitals geladen. Es sind die folgenden:

1. Claus Düfel, der Schulze

2. Jakob Düfel sen.

3. Jakob Düfel, der sogenannte Kleine

4. Jochim Holleer, ein Freimann

5. Ties Düvel,

6. Jakob Maw (Mau) ein Freimann

7. Claus Düvel

8. Jakob Düvel jun.

9. Jochim Gawe (Gau)

10. jochim Sasse

11. Caspar Studte

12. Hans Petersen

13. Claus Witte

14. Hans Holleer, dieser ist krank, ist auch erst kurze Zeit auf der Hoffstätte. Deshalb ist für ihn sein Stiefvater Hans Gawe erschienen.


Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an Korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerste zu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen.Graue Bohnen säeten sie in der Braak, worauf aber kein Facit zu machen, weil der Acker voll Wocker (Wucher-) Blumen und die Erbsen immer von Mehltau oder „Amer“ befallen würden. Buchweizen würde zuweilen zur benötigten Haushaltung aufs höchste ein Scheffel gesäet. Weißen Hafer säeten sie nicht, nur bunten Hafer. Sie hätten gar keine Koppeln, auch keine andere Weide als die dem ganze Dorfe gemeinsame (kommune). Diese wäre schlecht; sie bestände mehrenteils aus Heide und das etwa übrige wäre Soor-Feld (Soor = Dürre). Die Frage ob sie auch „Möhrde“ und „Gyllander“ (Gylland = Gilde = Land, Gemeindeland) hätten, wurde verneint. Caspar Studte erklärte, er hätte bei seiner Hufe ein Ackerstück von einem Drömt Aussaat,das zum Teil an der gemeinen Weide und im Busch läge und das abgehütet würde wenn er es besäete. Deshalb hätte er seit vielen Jahren es Dresch und zur Weide liegen gelassen. Ferner wurde behauptet, Verbesserungen (Meliorationen) wären „ohne Abbruch der an sich schon sehr schlechten Weyde nicht zu machen“, nur bei Ties Düvels Hufe wäre ein mit Rusch und Busch bestandener Platz, auf welchem, wenn er durch Rodungen urbar gemacht würde, ein Drömt hafer gesäet werden könnte. Die ganze Aussat betrüge durchschnittlich im Jahre an Roggen 3 Last 4 Drömt 8,66 Scheffel,

an Gerste 1 Last 6 Drömt 10 Scheffel,

an buntem Hafer 4 Last 0 Drömt 9,33 Scheffel,

an Buchweizen 0 Last 0 Drömt 3,17 Scheffel

Nach all dem muß man schließen, daß der Boden zwar dürftig, aber auch sehr unrein und zum erheblichen Teil unbenutzt, und daß die Bewirtschaftung äußerst mangelhaft war. Ob die Bauleute, um Verbesserungen vorzunehmen, eine ausreichende Ackerbaukunde, sowie bei ihrer Abhängigkeit und ihrer Hofdienstpflicht die nötige Freiheit, Zeit, Kraft und die Leute dazu hatten, das ist sehr fraglich . Nach 15 Jahren – 1743 – gibt es noch 14 Bauleute. Sie heißen:

1. Studt

2. Gaue

3. Hans Hollehr

4. Wullenbäcker

5. Sasse

6. Claus Düvel, der Schulze

7. Claus Witte

8. Groß Jacob Düfel

9. Klein Jakob Düfel

10. Jochim Waake

11. Claus Waake

12. Claus Düfel

13. Thies Düfel

14. Jakob Düfel, der Vorsteher der Kirchengemeinde

(nach Kliefoth, Nachrichten)

Wie groß im allgemeinen auf inem Bauernhof die dem Hospital gehörende Hofwehr an Vieh war, ergibt sich aus einem Verzeichnis dessen, was Hans Düvel überkam, als er 1745 durch Verheiratung mit der Hauswirtswitwe Wullenbäcker auf 12 Jahre Inhaber einer „Hofstädte“ wurde.

12 Pferde; 3 Ochsentiere; 4 Hak-Ochsen; 8 Kühe; 1 Starke; 2 Börnkälber; 12 Schweine; 10 Ferkel; 16 Schafe; 6 Lämmer; 8 alte Gänse; 1 Gante; 40 Stück junge Gänse; 16 alte Hühner und ein Hahn; 10 junge Hühner. Die jungen Gänse und Hühner wurden nicht zur Hofwehr gerechnet, sie waren Sonereigentum des Baumanns und seiner Frau.

Vogtshäger und andere Flüchtlinge benutzen fremde Pferde

Wie kriegerische Zustände innerhalb und außerhalb Mecklenburgs um diese Zeit und vor einem Jahrzehnt Vogtshäger Leute in Mitleidenschaft zogen, möge an ein paar Beispielen gezeigt werden. Am 20. Oktober 1733 wurde auf der Mesterei des Hospitals zum Heiligen Geist in Rostock der Schneider und Schulmeister Joh. Peters und der Sohn des Baumanns Jochim Holleer wegen einer klage wider sie vernommen. Wie diese beiden, war auch Michel Peters vorgeladen, aber wegen seiner bevorstehenden Hochzeit nicht erschienen. Der Amtmann Bölkau zu Schwaan hatte geklagt, sie hätten vor einigen Tagen vom Tatschower Felde vier Pferde aufgegriffen,wären damit weggeritten und hätten zwei von den Pferden sogar mit nach Vogtshagen genommen. Auf Befragen erklärte Johann Peters, die Not und Angst hätte sie dazu getrieben. Sie „hätten von den gesamten Haufen der im ganzen Lande aufgebotenen Bauern wegen Hunger, weil sie nicht den geringsten Vorrat mehr gehabt“, flüchten und „sich heimlich wieder nach Hause begeben müssen“. Eine nähere Bestimmung über den Bauernhaufen, den sie verlassen, wurde in der Verhandlung nicht gegeben. Es kann nur an die Mannschaft gedacht werden, die der Herzog Karl Leopold von Mecklenburg zusammen gebracht, infolge seines 1733 erlassenen Landesaufgebots, nach welchem alle Männer in Mecklenburg von 18 – 60 Jahren gegen die Truppen der kaiserlichen Kommission kämpfen sollten, damit er am Ruder bliebe, und nicht sein Bruder, der Herzog Christian Ludwig, das Steuer der Landesregierung führte. Dieser Mannschaft waren die genannten Männer aus Vogtshagen zweifellos eingefügt gewesen. Johann Peters erklärte nun weiter, sie wären auf der Flucht bis Passin gekommen, dort die Nacht geblieben und in Furcht, sie möchten zurückgeholt werden, früh „gegen den aufbrechenden Tag „ in der Richtung auf Schwaan weitergegangen. Nicht weit davon hätten sie im Bruch 4 Pferde getroffen, welche sie und Hans Brandt aus Mönchhagen, weil ihre Füße vom Marschieren wund gewesen, zum Reiten gebraucht. Er, Johann Peters und Michel Peters hätten ihre Pferde bei Niendorf wieder laufen lassen; Jochim Holleers Sohn und Hans Brandt wären auf ihren Pferden bis Vogtshagen geritten. Als am Sonntage darauf des Amtmanns Schreiber nach Vogtshagen gekommen und nach den Pferden gefragt, welche sie, Johann und Michel Peters, auf dem Niendorfer Felde hätten gehen lassen, hätten sie zwei Tage danach gesucht, bis sie auf der Grenzer Mühle von dem dort anwesenden Schäferknecht aus Tatschow erfahren, die beiden Pferde wären gefunden, und in Tatschow bereits wieder vor einem Wagen in Gebrauch genommen. Darauf wären sie zurückgekehrt in der Hoffnung, der Amtmann würde Mitleid mit ihnen haben und aus der Sache nichts machen. (Der Amtmann Bölkau war vermutlich Pächter in Tatschow) Diesen aussagen fügte Jochim Holleers Sohn hinzu, er und Hans Brandt hätten ihrer Füße wegen notdringlich mit den Pferden sich forthelfen müssen, sie hätten aber nicht gewagt sie auf fremeden Feldern laufen zu lassen, sondern mit nach Hause in Vogtshagen genommen, wo sie am Sonnabend spät eingetroffen. Sie hätten die Absicht gehabt, sie am Montage wieder an Ort und Stelle zu bringen; es wäre aber schon am Sonntage der Schreiber gekommen die Pferde abzuholen und hätte von ihnen 8 Mark Lübisch für den weiten Ritt gefordert. Weil jedoch der Knecht Hans Brandt nicht zugegen gewesen, wäre die Angelegenheit nicht erledigt worden. Nach Untersuchung dieser Sache lautete das Erkenntnis der Hospital-Vorsteher dahin, johann und Michel Peters sowie Jochim Holleers Sohn sollten fördersamst nach Schwaan zu dem Amtmann Bölkau sich begeben und mit ihm wegen des „unverantwortlichen Unternehmens der Pferde“ sich gebührend abfinden. Die verwirkte Strafe bliebe indessen dem Gotteshause (dem Hospital zum Heiligen Geist) vorbehalten. Worin diese Strafe schließlich bestanden, verschweigen die Akten.


Gewalttat preußischer Werber 1743

auch die schlesischen Kriege

...