"Die Geschichte des Dorfes Vogtshagen" von H. Peek, Rostock, Pastor i. R. 1936: Unterschied zwischen den Versionen

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Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerstezu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen...
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Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an Korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerste zu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen...

Version vom 10. Dezember 2017, 19:49 Uhr

Chronik aktuell in der Transkription, wird fortlaufend ergänzt.

Die Geschichte des Dorfes Vogtshagen von H. Peek, Rostock, Pastor i.R. (1938)

Die Dorfschaft Vogtshagen bis Johannis 1756

Die Feldmark Vogtshagen

Inmitten der waldreichen Gegend im Nordosten der Stadt Rostock, südöstlich von der Rostocker Heide, erstreckt sich die umfangreiche Feldmark von Hof und Dorf Vogtshagen. Sie ist eine Ebene, aber nicht wie eine Tischplatte, deren Anblick das Auge ermüdet, sondern sie bietet einen Wechsel von leichten Erhebungen und Senkungen, die das Auge gern beschäftigen, und blickt es weiter in die Ferne, so sieht es fast auf allen Seiten Wälder das Gesichtsfeld begrenzen.

Kampsbäck- und Twiestel-Niederung

Zwei Niederungen ziehen sich von Südosten nach Nordwesten durch die Feldmark; die Östliche erweitert sich an einer Stelle etwas, um eine sanfte Anhöhe, den Judenberg, einzuschließen; in ihr fließt die Kampsbäck dahin. In der aus zwei – daher Twiestel – kleinen Wasserläufen auf der Cordshäger Feldmark sich bildet, an dem Hofe Vogtshagen vorbei durch das Dorf fließt und schließlich in Verbindung mit dem Wallbach bei Körkwitz in den Ribnitzer Binnensee sich ergießt.

Der Name Vogtshagen

Der Name Vogtshagen wird zuerst in einer Urkunde vom 27. Dezember 1257 genannt, in welcher er fast genau so geschrieben wird, wie es jetzt üblich ist. Vogtss-Hagen. Diesem Namen wird die lateinische Übersetzung : INDAGO ADUOCATI (Hagen des Vogtes) hinzugefügt. Später begegnet uns die Schreibweise Vogedeshagen (1296) und Voghedeshaghen (1375; 1381). Der Name weist auf einen landesfürstlichen Beamten, den Vogt, der einem Amtsbezirk oder Kreis des Landes vorgesetzt war, und der zu Vogtshagen eine nähere Stellung hatte, etwa als Gründer und Besetzer, als Bewohner, Inhaber oder Nutznießer des Ortes.

Fürst Borwin von Rostock

Aus der erwähnten Urkunde vom 27.Dezember 1257 erfahren wir über Vogtshagen nur, daß Fürst Borwin von Rostock aus dieser wie aus einer Reihe anderer Ortschaften die bischöflichen Zehnten bezogen hat; und 39 Jahre später berichtet eine Urkunde 1) über eine Einnahme von 7 Mark jährlich, welche die Stadt Rostock von den Dorfbewohnern (villanis) zu Vogtshagen für Weiden (Viehweiden) bezog. Wahrscheinlich handelte es sich hauptsächlich um die Schweinemast in Rostocker Wäldern, welche von Vogtshagen aus gegen Entgelt betrieben wurden.

Herren von Moltke sitzen zu Vogtshagen, 1348

Erst eine Urkunde aus dem Jahre 1348 berichtet uns Näheres 2) Damals bestätigt der Herzog Albrecht von Mecklenburg den Herren von Moltke zu Strietfeld und Vogtshagen den Kauf einer Anzahl Dörfer im Teutenwinkel; genannt werden Toittendorff (das jetzige Kirchdorf Toitenwinkel), Michelsdorf (Gehlsdorf), Olden- und Nien Krummendorf, Lübbersdorff, Gorstorff, Hesekendorf (Häschendorf), Petersdorf, Petze (Peez), Nienhagen, Hinrichsdorff und Derkow (Dierkow). Diese Dörfer soll ihnen Borwin Herr zu Rostock im Jahre 1262 für 10 000 weniger 36? (unleserlich) Mark Rostocker Münze verkauft haben. Aus der Bestätigungsschrift ergibt sich, daß 1348 Herren von Moltke zu Vogtshagen saßen. Ob sie das ganze Dorf besaßen, ob sie nur einen Teil davon inne hatten, oder Pfandbesitzer waren, darüber läßt sich nichts sicheres ermitteln.

Die Herren Bernefür sind Besitzer von Vogtshagen, 1375

Jedenfalls wohnten nach 27 Jahren (MUB XVIII 10798 AD 11.11.1375) die Herren Wolder und Marquardt Bernebur (Bernefür) zu Vogtshagen. Sie waren freie Besitzer der ganzen Ortschaft. 6 Jahre später, 23. April 1381 (MUB XX 11332), finden wir die Moltke dort als ihre ebenso freien Rechtsnachfolger. Der Ritter Friedrich Moltke (zu Strietfeld) und sein Sohn, der Ritter Heinrich, nebst ihren Vettern (Johann, Friedrich und Albrecht Moltke von Strelitz) verkaufen am 23.April 1381 an die Kirchen und das Haus des Heiligen Geistes (Das Heilgen Geist Hospital) zu Rostock ihren „Hof unde dat gantze Dorp unde gud to dene Voghedeshaghen“ mit allem Zubehör, mit dem größern Gericht an Hals und Hand und dem niedern Gericht, bis zu 60 Schilling, alles in dem Umfange, wie es die Gebrüder Woldemar (-Wolder?) und Marquard Bernevür und deren Eltern, und nach ihnen sie, die Moltke, es allerfreiest gebraucht und besessen haben. Den Kaufhandel vollziehen auf Rostocker Seite die Vorsteher Bürgermeister von Kyritz und Ratmann Heinrich Witte, sowie der Hospitalmeister Heinrich Koltzow. Der Kaufpreis beträgt 1700 Mark Rostocker Pfennige. Vorbehalten wird der Rückkauf innerhalb 5 Jahren. Da er nicht erfolgt, verbleibt Vogtshagen der Stadt Rostock und zählt bis auf den heutigen Tag zu den gütern des Hospitals zum Heiligen Geist.

Die Burg der alten Besitzer von Vogtshagen

Wenn die Herren Bernefür und die Ritter von Moltke in Vogtshagen wohnten, so werden sie dort einen Hof mit Befestigungen gehabt haben, wie sie vorzeiten in unserem Lande üblich waren. Tatsächlich gibt es Überbleibsel davon , wenn auch die Erinnerung daran bei den jetzigen Bewohnern geschwunden ist. Am unteren Ende des Dorfes auf dem Gehöft Nr.4, das jetzt der Erbpächter Willbrandt bewohnt, wie vor ihm sein Schwiegervater Susemihl und vor diesem ein Hallier, haben wir den Hof der alten Ritter zu suchen. Im Garten des Gehöfts befindet sich eine kleine Erhebung mit einem Rest von Steinsetzungen und dahinter ein von Menschenhand ausgeworfener breiter Graben in Bogenform. Das sind Teile eines früheren Hügels und eines Wallgrabens, welchen die Twiestel, die einst viel wasserhaltiger war als jetzt von ihrem Segen abgab. Noch im Jahre 1767 war, wie eine Flurkarte von vogtshagen beweist dieser Hügel der Burgberg und der ihn umgebende Wallgraben ganz vorhanden. Aber man wußte seit langem nicht mehr, um was es sich handelte. Der kleine Berg mit seinem frei wuchernden Gebüsch und dem unten dicht wachsenden Schilf und Kraut hatte für die Bevölkerung etwas geheimnisvolles ; das Geheimnisvolle wurde ihr unheimlich, und dem Aberglauben wurde die nur schwer betretbare Anhöhe zu einer Stätte, wo unheimliche Geister hausten, wo Hexen ihre Zusammenkünfte hielten; sie wurde ihm zum „Blocksberg“. Diesen Namen trägt die Stelle auf der angeführten Karte. Auch auf einem Gute in der Nähe von Grevesmühlen ist ein alter Burgberg im Laufe der Zeit zum Blocksberg geworden. In vogtshagen ist der Hügel bis auf den erwähnten kleinen Rest abgetragen, und der umstehende Wallgraben ist zum größten Teil zugeworfen und dem Gartenbau dienstbar gemacht, so daß selbst ein geübtes Auge die spuren vergangener Zeiten nicht mehr wahrnimmt.

Vogtshagen, ein Nebengut oder Zubehör von Cordshagen

Aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind mir Schriftstücke über Vogtshagen nicht zu Händen gekommen. Nachrichten aus dem 17. Jahrhundert bezeugen, daß es ein ansehnliches Bauerndorf war und in engster Verbindung mit dem Nachbargute Cordshagen stand. Dieses war dem Heiligen Geisthause in Rostock am 17.Januar 1472 von den Knappen Juries Hoghe und Cord Bützow für 980 Mark verkauft worden und war schon im Jahre 1608 ein Pachthof. Dorthin waren die Vogtshäger Bauern zum Hofdienst verpflichtet. Am 22. Januar 1672 heißt es von dem Dorfe Vogtshagen, es sei „je und alle Wege…...mit allen seinen zugehörigen und also mit den darin liegendenwüesten Heyden ein Pertinenz von Kordshagen gewesen.“ Daher mußte es die Geschicke von Cordshagen teilen und wurde z.B. im Jahre 1656 mit diesem Gute des Hospitals zum Heil. Geist dem Dr. Johann Christoph von Hillen verpfändet, der dem Hospital 1500 fl. (Gulden) vorgeschossen hatte. (Letzteres nach den Akten im Geheimen und Hauptarchiv Schwerin )

Bauleute und Ackerwerk

Bauleute, d.h. Bauern oder Hauswirthe (Die Bauern und Hauswirthe wurden früher gewöhnlich Bauleute genannt, in der Einzahl Baumann, ihre Hofstelle hieß Baustätte, auch Hofstätte), gab es in Vogtshagen im Jahre 1598 siebzen (17):

1. Chim Holler (Holler wird derselbe Halleer und Hallier und daher auf der letzten Silbe zu betonen sein)

2. Hinrich Brandt

3. Chim Brandt

4. Hans Witte

5. Schoßke

6. - - - - - -

7. Hinrich Sasse

8. Ripson

9. Peter Holler

10. Jakob Düvel

11. Hinrich Marquardt

12. Hans Bützow

13. Jakob Düfel

14. Achim Wolter

15. Hinrich Jesse/ Michel Laferentz

16. Chim Brandt

17. Titte Korfs

(Die Namen mit den Ziffern davor entsprechen m einer Vorlage9 In der Niederschrift über die im Jahre 1649 stattgehabte Kirchenvisitation von Volkenshagen, wohin Vogtshagen allezeit eingepfarrt war, ist von 14 Bauleuten die Rede gewesen, wobei bemerkt wird, daß früher 19 gewesen.

Im Jahre 1662 werden auch 19 aufgeführt, aber 5 Baustätten, heißt es liegen wüst, d.h. sind unbesetzt, es wohnte z.Zt. kein Baumann darauf. Ich lasse die Namen hier folgen:

1. Cheil, Lofrenz

2. Jakob Düfel, Chims Sohn

3. Hinrich Brandt oder Peter Petersen, ein Schneider

4. Chim Lofrenz

5. Claus Jesse, jetzt Wüst

6. Hinrich Witte

7. Cheil Waake

8. Hans Düfel

9. Jakob Düfel, Ties Sohn

10. Claus Waake, jetzt Wüst

11. Cheil Witte, jetzt Wüst

12. Chim Lofrenz, jetzt Wüst

13. Chim Jesse

14. Claus Schoppe (oder Scheppe)

15. Peter Holler

16. Hinrich Brandt

17. Joachim Sasse

18. Joachim Düvel

19. Chim Witte

(Das in diesem Absatz über die Bauleute Enthaltene ist entnommen aus Pastor Kliefoth´s, Pastor in Volkenshagen, „Nachrichten über die Kirchengemeinde volkenshagen 1873“, die Herr Pastor Gehrke zu Volkenshagen mir freundlich zur Einsicht überlassen. Das Allermeiste, was folgt, ist niedergeschrieben auf Grund von Akten des Rostocker Stadtarchivs, die Herr Stadtarchivar Dr. Dragendorff mir bereitwillig vorgelegt.)

Wer der 5. Baumann war, dessen Stätte wüst geworden, ist nicht angegeben. Im Jahre 1728 werden von den Vorstehern des Hospitals zum Heil. Geist in Rostock sämtliche Bauleute zum 5. Februar auf die Mesterei des Hospitals geladen. Es sind die folgenden:

1. Claus Düfel, der Schulze

2. Jakob Düfel sen.

3. Jakob Düfel, der sogenannte Kleine

4. JUochim Holleer, ein Freimann

5. Ties Düvel,

6. Jakob Maw (Mau) ein Freimann

7. Claus Düvel

8. Jakob Düvel jun.

9. Jochim Gawe (Gau)

10. jochim Sasse

11. Caspar Studte

12. Hans Petersen

13. Claus Witte

14. Hans Holleer, dieser ist krank, ist auch erst kurze Zeit auf der Hoffstätte. Deshalb ist für ihn sein Stiefvater Hans Gawe erschienen.


Weil von diesen Bauleuten vielfache Beschwerden über zu große Belastung eingegangen, und weil „der Acker seiner Qualität nach allewege nur schlecht, auch vieles davon in Rusch und Busch und nicht so hoch geschätzet werden können“, wie angenommen worden, so sollen die Erschienenen eidliche Aussagen machen über die „Umstände des Dorfes“, was an Korn gesäet, an Heu geworben werde, in welcher Beschaffenheit das Ackerwerk sich befinde. Von den Aussagen seien die nachstehenden hier mitgeteilt. Der Acker der Dorfschaft läge in drei Schlägen. Auf Gerste, sagte der Schulze Düvel, könnten sie gar nicht rechnen, der Acker wäre schlecht, das Unkraut hielte die Gerste zu sehr unter. Wenn der Acker auch noch so sehr gemistet und gepflegt worden, bauten sie kaum das zweite oder dritte Korn. In trockenen Jahren kriegen sie öfter nicht mal die Saat wieder. Je nachdem die Jahre wären, müßten sie zuweilen etwas Dresch liegen lassen, weil sie sich nicht getrauten , Sommerkorn darauf zu säen. Alle sagten Weizen würde garnicht gesät, auch keine weißen Erbsen...