"Der Zettelmann" - Geschichten um Richard Wossidlo"

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Richard Wossidlo ab der Dorflinde seinen Namen

"Der Zettelmann"

Aufgeschrieben 1957 von Edmund Schroeder
Zu Beginn des Wintersemesters 1876 hatte ein munterer Mulus* seinen Einzug in die gastlichen Tore der Alma Mater Rostochiensis gehalten. Sechs Jahre waren seitdem in das große Becken der Vergangenheit getropft. Er hatte damals bald sein Behagen im Schatten von St. Marien und St. Jakobi gefunden. Es ließ sich alles gut an, ein Professor hatte Vertrauen zu dem jungen Studenten gefaßt und ihm eine dicke gelehrte Arbeit auf die Schultern gepackt, Randbemerkunen, die Scholien, zum Aristides. Daß die Arbeit sich zu einer alles verschlingenden Lawine auswachsen würde, hatten weder Professor noch Student geahnt ...

in fortsetzender Bearbeitung


Mit Stern (*) gekennzeichnete Begriffe siehe: Begriffserklärungen und Latein in der Geschichtsschreibung

"Die Zwölften" - unheimliches Treiben zwischen Weihnachten und dem 6. Januar

"Vom Gaelknoeker" Wossidlos letzte unvollendete Arbeit - ein Sagenkreis aus Behnkenhagen

(Hans Erichson 2013)


Im Rostocker Stadtarchiv liegt ein Manuskript über den Gälknoeker, das Richard Wossidlo 1938 wahrscheinlich bei der Stadtverwaltung Rostock einreichte, um die Druckkosten für ein Buch mit Gälknoeker-Sagen zu beantragen. Wilfried Steinmüller fand es, als er für sein Buch über die Rostocker Heide recherchierte. In seinem 2001 erschienenen Buch „Heidegeschichten“ schreibt Wilfried Steinmüller in dem Kapitel „Wossidlos letzte unvollendete Arbeit – ein Sagenkreis um Behnkenhagen“ (Seite 35/36) über den Fund dieses Gälknoeker-Manuskripts folgendes: „Vor wenigen Jahren fand sich in einem noch ungeordneten Bestand des Rostocker Stadtarchivs ein unscheinbares und unvollendetes Manuskript aus den dreißiger Jahren. Es war die Sammlung und wissenschaftliche Auswertung des mehrere hundert Beispiele umfassenden Sagenkreises um die Gestalt des "Gaelknoekers" der auf seinem Berg am südlichen Ortsrande von Behnkenhagen wohnen soll. Wossidlo bezeichnete darin die Sagen um diese Gestalt als den lebendigsten und umfangreichsten geschlossenen Sagenkreis seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit. Er war sich sicher, dass hier ein historisch wichtiger Platz aus grauer Vorzeit in der Volksüberlieferung fortlebt.“ Von Steinmüller erhielt ich eine Kopie dieses Gälknoeker-Manuskripts und wertete sie aus. Auch im Briefwechsel zwischen Wossidlo und Richard Suhr, der sich im Ribnitzer Museum befindet, fand ich hierzu noch folgenden Hinweis:

Sehr verehrter, lieber Herr Kollege! Waren 20 VII. 38 Nehmen Sie Dank für Ihre treue Hilfe. Es wird Sie freuen zu hören, daß der Druck des ersten Sagenbuches begonnen hat: ich erwarte morgen die erste Korrektur. Die Schwierigkeiten wachsen von Tag zu Tag ‑ bei der endgültigen Gestaltung entdeckte ich doch, daß ich allerlei einfügen muß, was ich fortlassen wollte (Viting in Parchim etc. etc.) ....... Die Stadt Rostock hat vorläufig M 1000 für das Gälknoekerbuch bewilligt, wird aber wohl weitere M 1000 hergeben: das Kuratorium hat die Verhandlungen geführt. Ich habe eine eingehende Darlegung über die Bedeutung des Sagenkreises über den Gälknoeker dem Ausschuß vorgelegt; leider hab ich keine Abschrift genommen. Wenn Dr. Beckmann von seiner Mittelmeerreise zurück ist, will ich sehen, ob er Ihnen eine Abschrift zusenden kann. Ich erlebe wieder sehr viel: unaufhörliche Besuche, Anfragen von Gelehrten etc. etc, Vorgestern waren meine Hamburger Verwandten (Kinder meines Bruders) bei mir ‑ die Ribnitzer erwarte ich. Mit herzlichem Gruß Ihr dankbarer R. Wossidlo Wossidlo hat, wie oben erwähnt, zwei Bände mit Sagen herausgegeben, darin sind aber keine Gälknoeker-Sagen enthalten. Offensichtlich bereitete er ein Buch mit Gälknoekersagen vor, das aber unvollendet blieb.

Diesem Manuskript liegt ein Brief von Prof. Dr. Burmeister bei, der an den Vermessungsingenieur Büring gerichtet ist und so eine Datierung ermöglicht.

Professor Dr. Burmeister den 23. Dezember 1938 Seestadt Rostock, Arndtstr. 3

Herrn Vermessungsdirektor B ü r i n g Seestadt Rostock.

Lieber Büring! Anliegend gebe ich Dir das Manuskript vom Gälknoeker mit vielem Dank zurück. Ich habe es noch einige Male gelesen und ich muss sagen, ich freue mich sehr auf das Erscheinen des vollständigen Werkes. Dir und Deiner Familie wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und gesundes, neues Jahr. Dein (Unterschrift) Burmeister