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Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918
2024-02-29T15:08:36Z
<p>Moenchhagen: /* Hebamme Jeß: Entschädigung für das Nichthalten einer Kuh */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1871 bis 1918]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes [[Mönchhagen]], aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1918.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Quellenlage zwischen 1870 und 1920==<br />
[[Datei:Moenchhagen Titelseite Gemeindebuch 1907.jpg|thumb|Titelseite des Gemeindebuches von 1907; ''Foto: privat'']]<br />
Für die folgenden Jahre bis 1945 liegt leider kein Aktenmaterial mehr vor. Die Aufzeichnungen aus Mönchhagen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus nach Rostock gebracht, wo sie während des Krieges verbrannten. Die Aufzeichnungen der Kirche in Volkenshagen für die Zeit von 1873 bis 1945 wurden nach Auskunft des verstorbenen Pastors Peters wegen der guten Papierqualität 1945 zu Zigarettenpapier verarbeitet. Erhalten sind nur zwei Bände mit Protokollen der Sitzungen der Gemeindeversammlung von 1871 bis 1945. Daher stützen sich die folgenden Abschnitte u. a. auf diese Sitzungsprotokolle und Interviews mit Einwohnern, die der frühere Ortschronist Norbert Grosser durchführte.<br />
<br />
===Die Situation 1870===<br />
(Protokoll vom 12. Januar 1870; Akte 5.12-4/2 12034 Landeshauptarchiv)<br />
<br />
Anlässlich der Sitzung zur Gemeinde-Dotation beschreibt der Schulze Heydtmann die Lage in Mönchhagen:<br />
<br />
''Der Dorfsverband besteht aus fünf bäuerlichen und aus neun Erbpachtgehöften, ferner aus den beiden Erbmühlengehöften, nämlich der Korn- und der Papiermühle, auch acht Büdnereien und fünf Häuslereien, aus dem Schulgehöfte und aus dem Armenkaten.''<br />
<br />
''Bei den verschiedenen Hauswirthen, Erbpächtern und Büdnern wohnen 27 Einlieger. Im Armenkaten sind 4 Familien untergebracht und auch die Dorfshebamme. Für sie wird eine Jahresmiethe von 10 M an die Armenkasse gezahlt. Überdies muß die Dorfschaft die Wohnung unterhalten. Was die Communallasten anbelangt, so werden zunächst interessieren die über die Feldmark gehenden beiden Landstraßen von Rostock über Rövershagen nach dem Fischlande und die alte Landstraße von Rostock nach Ribnitz.'' <br />
<br />
''Ungeachtet der von Rostock nach Ribnitz erbauten Chaussee können beide Landstraßen nicht eingezogen werden. Die Fischlander-Landstraße unterhält namentlich die Verbindung der Stadt Rostock mit der Rostocker Heide, ferner mit dem Fischlande, namentlich in Bezug auf den Verkehr der Seefahrer und mit den Ortschaften des alten Amtes Toitenwinkel und dem Forsthof Gelbensande. Die Holzfuhren sind sehr bedeutend und die Straße bedarf fortdauernder Nachsicht. Sie erstreckt sich von Hinrichsdorf ab an der Grenze zwischen der Erbpachthufe Nr. XVI und der Erbpachthufe Nr. II, geht sodann bei den Häuslereien vorüber und führt endlich durch die Hufe Nr II bis zur Feldmark Rövershagen.''<br />
<br />
''Unfern der Grenze mit Hinrichsdorf liegen über den Fribach, welcher hier 3 verschiedene Durchläufe hat, 2 Felsen- und 1 Holzbrücke. Zu der letzteren Brücke wurden in früheren Jahren die Holzmaterialien unentgeltlich gegeben, späterhin wurde eine bezügliche Bitte abgelehnt. Ihre Beschaffenheit ist derart, daß ein Neubau über kurz oder lang nicht wird vermieden werden können. Die Kosten werden gut und gern auf 500 M zu veranschlagen sein.'' <br />
<br />
''Die alte Landstraße nach Ribnitz geht von der Chaussee rechts ab, führt durch die Erbpachthufe XI, sodann an der Grenze mit Kl. Kussewitz weiter, hierauf durch die Erbpachthufe Nr. XII und mündet ein auf die Feldmark Volkenshagen. Diese Straße führt von Rostock ab nach Behnkenhagen, Willershagen u. s. w. Auch in dieser Straße liegt eine bedeutende Holzbrücke, welche vor etwa 6 Jahren neu erbaut wurde unter Hergabe sehr beträchtlicher Holzmaterialien von Seiten hoher Cammer (d.h. aus Schwerin).''<br />
<br />
''Die Unterhaltung beider Landstraßen mit ihren Brücken ist also eine Last für die Dorfschaft, welche unter Umständen ihre Kräfte übersteigen kann. Sodann kommt die Schule in Betracht, sie wird augenblicklich besucht von 57 Kindern. Bei der Größe der Feldmark aber wird es nicht an neuen Ansiedlungen fehlen und die Zahl der Schulkinder wird zunehmen, so daß die Einrichtung einer 2ten Schule nicht fern liegen dürfte. In Betracht mag ferner der Armenkaten kommen, dessen Unterhaltung demnächst lediglich Sache der Gemeinde sein wird.''<br />
<br />
''Unter diesen Umständen mag eine genügende Gemeindedotation im Interesse des Ortes liegen.''<br />
<br />
===Die Situation 1873===<br />
<br />
Fassen wir die wirtschaftliche Lage des Dorfes um die Zeit der Gründung des Kaiserreiches 1871 noch einmal zusammen:<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1873: <br />
*1 Hauswirt<br />
*15 Erbpachtstellen, darunter<br />
**2 Krüge<br />
**2 Mühlen<br />
**1 Kossate <br />
*8 Büdner<br />
*6 Häusler<br />
*1 Schmied<br />
*1 Schullehrer<br />
*33 Katenleute und Einlieger, welche meist in Rostock arbeiteten.<br />
<br />
Um die Jahrhundertwende sind in Mönchhagen neue Häuslereien entstanden. So wurde 1881 die Häuslerei 11 aus der Hufe XI herausgelöst, wo Carl Beckmann dann eine Mühle errichtete; und 1898 wurde aus Hufe Nr. X die Häuslerei Nr. 15 abgetrennt. Das Großherzogliche Ministerium legt am 21. Januar 1898 fest, dass <span style="color:#006600">''Von der Häuslerei No 15 zu Mönkhagen it von Johannis 1898 ab die Hufensteuer für einen bonitirten Scheffel jährlich mit<br />
14 Pfennigen zu zahlen''</span> ist.<br />
<br />
==Erbpacht==<br />
<br />
Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die Bauern nicht Eigentümer ihres Landes, sondern Pächter. Eigentümer waren der Landesherr, Rittergutsbesitzer oder die Städte. Mönchhagen war ein Domanialdorf, gehörte also dem Landesherrn. Der kümmerte sich nun nicht selbst um die Verwaltung, das war Aufgabe des Domanialamtes. Zuständig für Mönchhagen war erst das Amt Ribnitz, ab xxx das Amt Toitenwinkel. <br />
<br />
Im 18. Jahrhundert waren die Pachtverträge Zeitverträge meist über 12 Jahre. Allerdings konnte das Amt einen Bauern auch während der Vertragslaufzeit ablösen, wenn er schlecht wirtschaftete. Die Bauern hatten also wenig Planungssicherheit, zudem neben der Pacht noch weitere Abgaben zu leisten und waren daher nicht sonderlich motiviert, über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren oder den Zustand von Feld und Hof zu verbessern. Mit Beginn der industriellen Revolution gab es jedoch immer mehr Menschen, die von der Landwirtschaft mit ernährt werden mussten. Nach und nach wurden bessere Bedingungen für die Bauern eingeführt, 1821 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft.<br />
<br />
Ende der 1860er Jahre wurde in Mecklenburg-Schwerin die Vererbpachtung eingeführt. Während ein Zeitpachthof nur an einen Sohn vererbt werden konnte, nicht aber an Enkel oder Geschwister des verstorbenen Pächters, konnte der Erbpächter davon ausgehen, dass auch bei Kinderlosigkeit der Hof in der Familie blieb. <br />
[[Datei:Moenchhagen Hufe 3 Sass um 1900.JPG|thumb|400px|Der Erbpachthof Nr. III um 1900. ''Foto: privat'']]<br />
Großherzog Friedrich Franz II erließ am 16.11.1867 die Verordnung über die Grundzüge der Vererbpachtung, die dann zwischen 1868 und 1875 umgesetzt wurde. Was für viele Bauern sicher eine Verbesserung darstellte, dürfte viele auch die Existenz gekostet haben – es wurden nämlich ganze Dörfer zwangsweise auf Erbpacht umgestellt. Das war deswegen praktisch, weil vorher auch alle Bauern eines Dorfes Zeitverträge mit identischen Laufzeiten hatten. Das bedeutete, die bisherigen Zeitpächter mussten ab einer bestimmten Grundstücksgröße entweder binnen weniger Jahre die sogenannten Erbstandsgelder zahlen (quasi der Kaufpreis für die überlassenen Gebäude und deren Inventar) oder den Hof verlassen und an den Grundherrn zurückgeben.<br />
<br />
===Bauernhufen in Mönchhagen 1869===<br />
<br />
In Mönchhagen wurde nicht das ganze Dorf auf einmal auf Erbpacht umgestellt. In der Akte 5.12-4/2 12034 findet sich ein Protokoll des Amtes Toitenwinkel vom 15. März 1869 geht es um die Vererbpachtung. Es werden 5 Bauernhufen und 8 Erbpachtgehöfte genannt, zudem noch die Erbmühle und die Erbpapiermühle. Die bäuerlichen Hufen (also die noch nicht vererbpachteten) waren:<br />
Hufe I mit 21 207 Qradratruten (QR); Pacht: 285 M 36 Pfg<br />
Hufe 2 mit 22 069 QR; 266 M 40 Pfg<br />
Hufe 6 mit 20 860 QR; 232 M 36 Pfg<br />
Hufe 7 mit 20 353 QR; 236 M 36 Pfg<br />
Hufe 9 mit 19 110 QR; 214 M<br />
<br />
Zu diesen Bauernhufen werden in der Akte einige Details aufgeführt:<br />
<br />
Die Gebäude waren auf allen Gehöften alt, aber gut erhalten, und Wohn- und Wirthschaftsräume gut und zweckmäßig eingerichtet. Der Viehbestand war herrschaftlich, gehörte also wohl dem Großherzog.<br />
<br />
'''Hufe I'''<br />
<br />
Der Hauswirth David Brandt, 32 Jahre alt, wurde im Jahre 1861 eingewiesen, seine Ehe ist mit 3 Kindern gesegnet; der Gehöfterbe ist 3 Jahre alt. Die Mutter bezieht den Altentheil. Geschwister, welche zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehhaus, Altentheilskaten, Stall. <br />
Den Stall hatte die Zimmerbesichtigungsbehörde zum Abbruch bestimmt, dem Hauswirth aber keine Materialien zur Reparatur bewilligt, der wollte den Stall aber mit eigenen Mittel instand setzen.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 17 Hühner <br />
<br />
'''Hufe II'''<br />
<br />
Der Hauswirth Johann Brandt, 31 Jahre alt, eingewiesen im Jahre 1865, eine Tochter. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehstall, Altentheilskaten. Der Hauswirth gab an, dass sein Vater den Stall aus eigenen Mitteln gebaut hatte und dass auch demnächst keine Reparatur-Hölzer bewilligt seien.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 6 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VI'''<br />
<br />
Der Hauswirth Winter ist einige 60 Jahre alt, seine Frau lebt noch, sie ist gegen 60 Jahre alt. Die Ehe ist immer kinderlos gewesen. Weder Altentheilsberechtigte noch Geschwister, welche eine Abfindung zu beanspruchen haben, sind vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Pferdestall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VII'''<br />
<br />
Hauswirth Johann Hallier ist 52 Jahre alt, wurde im Jahre 1854 eingewiesen, er hat 2 Kinder; der Gehöftserbe ist 19 Jahre alt. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Wagenschauer, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 1 Sau, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe IX'''<br />
<br />
Hauswirth Jess ist 25 Jahre alt, er wurde in termino Jahnnis d. J aufgelassen. Der Sohn ist einige Wochen alt. Geschwister, die zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden; nur eine abgefundene Schwester ist vorhanden. Die Mutter bezieht den Altentheil. <br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 5 Kühe, 1 Starke, 1 Kalb, 5 Schweine, 5 Gänse, 13 Hühner<br />
<br />
===Erbpachtverträge===<br />
<br />
Da es sich bei der Erbpacht nach wie vor um eine Pacht handelte, musste der Bauer eine jährliche Abgabe leisten – das konnte eine im Grundbuch festgelegte Summe sein (Geldkanon) oder ein Betrag, der sich nach dem durchschnittlichen Kornpreis der letzten 20 Jahre richtete (Kornkanon). Bei den Domanialbauern war jedoch das sogenannte Kanonkapital die Regel: Dabei wurden die jährlichen Zahlungen kapitalisiert – es wurde also berechnet, welches Kapital angelegt werden müsste, um über die Zinsen dem Großherzog die jährliche Pacht zu garantieren. Diese Summe wurde als Hypothek ins Grundbuch eingetragen. Zunächst bedeutete das für den Bauern eine ebensolche regelmäßige Zahlung wie beim Geldkanon – der entscheidende Unterschied war, dass er (ab 1875) die Hypothek kündigen konnte, sofern er genügend Geld beisammen hatte, und sich damit der regelmäßigen Zahlungen entledigen konnte. Der Erbpachtvertrag ansonsten blieb in Kraft.<br />
Vererbpachtungsverhältnisse durften mit Inkrafttreten des BGB 1900 nicht mehr neu abgeschlossen werden, bestehendes Landesrecht wurde aber nicht aufgehoben – weshalb in den beiden Mecklenburgs die Vererbpachtung bis 1918 die (fast) einzige Form des Hofbesitzes war. <br />
<br />
Im Landeshauptarchiv in Schwerin finden sich alte Erbpachtcontracte der Mönchhäger Hufen. In dem Erbpachtcontract der Hufe XIII vom 30.12. 1881wird festgehalten, dass die Ländereien 46 ha 44 a 84 m2 umfassen und der ''Canon'' zu 16 425 Mark ''capitalisiert'' wird. Dazu heiß es in §.4:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital (Kaufgeld) steht zu vier pro Cent Zinsen, welche in Quartalraten allemal 14 Tage vor dem Ablaufe eines Quartals an die anzuweisende Stelle Unserer Verwaltung – bis auf Weiteres an Unser Amt – von dem Erbpächter auf seine Gefahr und Kosten gezahlt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital kann seitens des Erbpächters halbjährig zu den landesüblichen Terminen gekündigt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Unsererseits dagegen verzichten Wir auf die Befugnis zur Kündigung dieses Capitals.''</span><br />
<br />
Der Pächter lief also keine Gefahr, dass der Verpächter ihm die Hypothek kündigte und ausgezahlt haben wollte.<br />
Der Nachfolger (Sohn) des damaligen Erbpächters hat diesen Canon zum Johannistermin 1919 gekündigt, also am 24. Juni.<br />
<br />
Das erwähnte Amt war zu der Zeit für Mönchhagen das Domanialamt Toitenwinkel. Es verwaltete und kontrollierte die Höfe auf Domanialgebiet. In Beschwerde- oder Streitfällen berieten sie die ''Hohe Cammer'' zu Schwerin auch, da das Amt im Gegensatz zu den Großherzoglichen Ministerien die nötigen Informationen zur Lage vor Ort hatte – es findet sich in den Akten ein Fall zu einem Streit, den der Erbpächter von Hufe XIII in Mönchhagen mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Rostock hatte. Diesem gehörte damals das Gut Purkshof und es ging um die Einleitung von purkshofschem Drainwasser in einen Graben auf dem Gebiet der Hufe XIII, wodurch die Nachbarhufen in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil der Graben deren Wasser bei Starkregen nicht mehr fasste. Deren Erbpächter wollte den Fall auf den Großherzog abwälzen mit dem Argument, da der Wert der Hufe durch die zusätzliche Einleitung aus Purkshof geschmälert würde, wäre der Großherzog als Eigentümer der eigentlich Geschädigte. Das Amt verfasste ein neunseitiges Schreiben, in dem es den Fall und die Vorgeschichte sehr detailliert schilderte und am Schluss eine Empfehlung ausspricht, wie die Hohe Cammer sich verhalten sollte (nämlich sich durchaus selbst in den Gerichtsprozess einzuschalten, weil sein Eigentum betroffen ist, die Auseinandersetzung des Erbpächters mit seinen Nachbarn wegen des Wasser ihm aber selbst zu überlassen).<br />
<br />
Darüberhinaus übernahm der Großherzog jedoch keine Verpflichtungen – weder wurde der Zustand der in einer Anlage aufgeführten und als Acker, Wiese, Weide und Unbrauchbar klassifizierten Ländereien gewährleistet, noch Entschädigungen gewährt bei Zu- und Unglücksfällen wie <span style="color:#006600">''Misswachs, Viehsterben, Feuer-, Hagel-, Wasser-, Sturm- und Wildschaden, Mäuse-, Wurm- und Schneckenfraß, sowie wegen Kriegserleidungen''</span>. Auch gingen sämtliche aus dem letzten Pachtverhältnis bestehenden Verpflichtungen wie Gewährung von Altentheilen oder Alimenten auf den neuen Pächter über. Neben dem Pachtkanon gab es noch weitere Abgaben und Verpflichtungen wie Steuern, Abgaben für die Pfarre, die Schule, gemeinnützige Einrichtungen des Dorfes – aus einem Gemeindeprotokoll geht bspw. hervor, dass die Bauern reihum Armenholz fahren mussten.<br />
<br />
In §.6 wird zwar festgehalten: Die Bewirtschaftung und Benutzung des Erbpachtgrundstückes steht zur freien Entschließung des Erbpächters. Dann kommen aber eine ganze Reihe großer „Abers‟. Das Erbpachtgrundstück muss ein landwirtschaftlicher Betrieb bleiben, darf nicht geteilt und auch nicht mit anderen zusammengelegt werden. Den letzten Punkt konnte man umgehen und zwei Höfe bewirtschaften, es mussten aber auf jeder Hufe die für eine Eigenständigkeit erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude unterhalten werden.<br />
<br />
Der Bauer konnte also frei wirtschaften, solange die Hufe in der übernommenen Form erhalten blieb, und die Hufe auch vererben oder auch verkaufen. Allerdings hatte der Großherzog in diesem letzteren Fall ein <span style="color:#006600">''Vorkaufsrecht, das er auch zu Gunsten Dritter''</span>, insbesondere der Gemeinde, in Anspruch nehmen konnte. <span style="color:#006600">''Erbpächter muß das Hauptexemplar des Kaufcontractes bei dem Amte einreichen und die Erklärung über die Ausübung des Vorkaufsrechts vier Wochen abwarten. Wenn dieselbe binnen dieser Zeit nicht erfolgt, so wird eine Verzichtleistung für diesen Veräußerungsfall angenommen''</span>, heißt es in §.9.<br />
<br />
Auch im Erbfall hatte der Großherzog noch Mitspracherecht, der neue Erbpächter musste anerkannt werden. In den Akten zur Hufe XIII finden sich mehrere solcher Dokumente – so wurde der Erbpächter, um dessen Contract von 1881 es bisher ging, bereits im Juli 1875 als Erbpächter anerkannt, sein Sohn im November 1906 und der – damals noch minderjährige – Enkel wurde noch im September 1933 <span style="color:#006600">''in Grundlage des geltenden Erbpachtvertrages anerkannt.''</span><br />
<br />
===Die Häusler 1869===<br />
(Akte 5.12-4/2 12034)<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1869 5 Häusler, von denen wohnten zwei an der Chaussee, zwei am Rostock-Rövershäger Landwege (der Fischländer Landstraße). Die fünfte Häuslerei lag gegenüber der Bauernhufe 6.<br />
<br />
Jede Häuslerei hatte 15 Quadratruten Land und einen Hofplatz. Unmittelbar angrenzend hatten sie noch Pachackerparzellen von je 200 Quadratruten.<br />
<br />
===Erbpächter und Katenmann: Das Einsadeln===<br />
In den Katen wohnten meist die Arbeiter oder Tagelöhner des Erbpächters (Hofbesitzers). Diese wechselten dann gelegentlich auch mal und es musste geregelt werden, wem die Ernte auf dem Land des Katens zustand. Im Prinzip hatte der Katenmann Anspruch auf zwei Ernten aus dem von ihm produzierten Dung. Das bedeutete, dass ihm auch nach seinem Wegzug noch die Ernte zustand, wenn er das Land mit Dung befahren hatte; sein Nachfolger hatte im ersten Jahr keinen Anspruch auf die Ernte von Winter- und Sommergetreide, und im zweiten Jahr auch erst auf das Wintergetreide, nicht aber auf das Sommergetreide. Zum einen gedieh das Getreide noch vom Dung des Vorgängers, zum anderen musste der neue Katenmann ja auch erst einmal genügend Dung ansammeln. Dies nannte man ''sich einsadeln''.<br />
<br />
Wenn man eineinhalb Jahre keine Ernten einfahren kann, stellt sich natürlich die Frage des Überlebens. Deshalb lieferte häufig der Hauswirth im ersten Jahr seinem Katenmann Korn. Dafür verlor der Katenmann dann bei seinem Auszug den Anspruch auf die noch ausstehenden Ernten, diese standen dann dem Hauswirth zu, quasi als Bezahlung für das beim Einzug gestellte Getreide. Insgesamt bekam der Katenmann in jedem Fall für jedes Jahr, das er im Katen wohnte, zwei Getreideernten.<br />
<br />
==Nach der revidierten Gemeindeordnung von 1869==<br />
<br />
===Die revidierte Gemeindeordnung===<br />
<br />
[[Datei:moenchhagen gemeindevorstand 1871.JPG|thumb|400px|Der Gemeindevorstand zu Mönckhagen besteht z.Z. (d.h. im Frühling 1871) aus dem Schulze Heydtmann, Erbmüller Eggert, Hauswirth Winter. Danach werden die Mitglieder der Dorfversammlung aufgezählt: 11 Erbpächter, 2 Deputierte der Büdner und 1 Deputierter der Häusler. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:moenchhagen gemeindebuecher 1871-1944.JPG|thumb|400px|Die beiden Gemeindebücher von Mönchhagen sind erhalten und im Besitz der Gemeinde. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 26. November 1944. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Die neue Gemeindeordnung vom 31. Juli 1865 wurde 4 Jahre später noch einmal überarbeitet, um sie an die <span style="color:#006600">''in Ausführung begriffene Vererbpachtung''</span> anzupassen. Sie trat für die Dorfschaften durch ein Gemeinde-Statut in Kraft, das weitere Bestimmungen enthielt, durch die Besonderheiten einzelner Gemeinden geregelt wurden. Das Gemeinde-Statut für Mönchhagen trat am 1. Juli 1870 in Kraft, siehe nächster Abschnitt.<br />
<br />
Ortsvorsteher war der Dorfschulze. Er war der Verwalter der Ortspolizei und hatte für die öffentliche Ordnung und Sicherheit Sorge zu tragen; d.h., er sollte strafbaren Handlungen vorbeugen und vorgefallene Straftaten beim Amt anzeigen, Vagabunden und fremde Bettler verhaften und an das Amt abliefern. Allgemein sollte er das Amt in seinen Aufgaben unterstützen und neu Zugezogenen den Meldeschein ausstellen.<br />
<br />
Zu den Aufgaben der Gemeinde gehörte nun das Armenwesen, das Schulwesen, die Instandhaltung der Landstraßen und der Dorfwege, das Entwässerungswesen, Räumung von Flüssen und Bächen, Anlegung und Erhaltung von Gräben und Deichen, die Haltung der Nachtwächter, das Feuerlöschwesen, die Sorge für das Vorhandensein ausreichender Begräbnisstätten, die Haltung einer Hebamme und Totenfrau. Die Gemeinden konnten Vermögen erwerben und dieses i.W. selbst verwalten.<br />
<br />
Mit inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung sollte den Gemeinden ein Gemeindevermögen zugeteilt werden. Die Bestimmung hierüber hatte jedoch der Grundherr, im Falle Mönchhagens also der Großherzog bzw. seine Behörden. Weiterhin mussten die Einwohner Abgaben leisten sowie Hand- und Spanndienste für die Gemeinde. Über deren Höhe sollte die Dorfversammlung beschließen. Schuldiener, Kirchendiener und sonstige im öffentlichen Dienst stehende Personen brauchten keine Hand- und Spanndienste zu leisten.<br />
<br />
Die Gemeindeverwaltung war Sache des Gemeindevorstands und der Dorfversammlung.<br />
<br />
<br />
Der Gemeindevorstand bestand aus dem Dorfschulzen und einigen Schöffen. Vater und Sohn, Schwiegervater und Schwiegersohn, sowie Brüder durften nicht gleichzeitig Mitglieder des Gemeindevorstands sein. Wird eine Schöffenstelle frei, nennt der Gemeindevorstand dem Amt zwei geeignete Personen, von denen das Amt eine als neuen Schöffen bestimmte. Das Schöffenamt war wie das Schulzenamt ein Ehrenamt. Das Schöffenamt hatte man für 6 Jahre inne. Jeder, der dazu in der Lage war, war verpflichtet, ein ihm angetragenes Schöffen- oder Schulzenamt zu übernehmen. Ablehnen durften nur Beamte wie Schullehrer oder Kirchendiener, über 60 Jahre alte Personen, Kranke oder Gebrechliche, diejenigen, die bereits in den 6 vorhergehenden Jahren ein solches Ehrenamt innehatten. Trat ein solcher Grund während der Amtszeit ein, konnte man das Amt niederlegen. Beamte mussten das Amt auch auf Verlangen des Dienstherrn niederlegen.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand vertrat die Gemeinde nach außen und verwaltete die Gemeindeangelegenheiten.<br />
<br />
Die Dorfversammlung bestand aus dem Gemeindevorstand, den in der Gemeinde wohnenden Grundstücksbesitzern, die Kirchendienern (Prediger, Organist, Küster), den Großherzoglichen Forstbediensteten und der Inhaber der Familienschulstelle. Zu den Grundstücksbesitzern gab es die Einschränkung, dass nur die Besitzer der Hufen der Dorfversammlung angehörten; die Büdner und Häusler dagegen Deputierte in die Dorfversammlung wählen mussten. Auch deren Amtszeit betrug 6 Jahre. Die gewählten Deputierten durften die Wahl nicht ablehnen. Weitere Mitglieder konnte die Gemeinde im Statut festlegen, bspw. Einwohner ohne Grundbesitz. Die Gesamtzahl sollte aber 24 nicht übersteigen.<br />
<br />
Ausgeschlossen von der Dorfversammlung waren <span style="color:#006600">''Frauenzimmer''</span>, unter Curatel Stehende, Personen, die wegen einer entehrenden Handlung rechtskräftig verurteilt waren, Männer, dei von der Dorfversammlung ausgeschlossen wurden (einen solchen Beschluss musste das Amt bestätigen).<br />
<br />
Die Dorfversammlung trat auf Beschluss des Gemeindevorstands zusammen. Den Vorsitz führte der Schulze. Eine solche Versammlung durfte nicht in Schenken oder Krügen stattfinden, es sei denn, dabei handelte es sich gleichzeitig um das Schulzenhaus. Für eine Beschlussfähigkeit musste mehr als die Hälfte der Mitglieder anwesend sein. Einfache Stimmenmehrheit entschied, bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Vorsitzenden. Die Beschlüsse mussten in ein Gemeindebuch geschrieben werden und von allen Gemeindevorstandsmitglieder sowie ein oder zwei Mitgliedern der Dorfversammlung unterschrieben werden. <span style="color:#006600">''Aus dem Gemeindebuche, welches vom Amte mit Titel und Seitenzahlen versehen wird, dürfen niemals Blätter ausgeschnitten werden. Diese Bücher, auch die vollgeschriebenen, sind sorgfältig aufzubewahren.''</span><br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Mönchhäger Gemeindebücher'''<br />
<br />
Mit Inkrafttreten des Gemeindestatus war auch Mönchhagen in der Pflicht, ein Gemeindebuch anzulegen und Protokoll über die Dorfversammlung zu führen. Das erste dieser Gemeindebücher wurde am 14. Januar 1871 vom Amt Toitenwinkel zu Rostock angelegt und enthält 184 Seiten. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 24. Februar 1905. Das zweite Gemeindebuch beginnt am 15. März 1907, sodass hier leider eine Lücke von 2 Jahren besteht. Es endet mit einem Eintrag vom 26. November 1944. Direkt darüber, auf derselben Seite, steht das vorletzte Protokoll vom 1. August 1938. Die letzte Seite ist S. 260, obwohl das Buch ursprünglich mal 300 Seiten enthalten hat. Ob dort mal etwas gestanden hat, was man später lieber in der Vergessenheit verschwinden lassen wollte, oder ob schlicht das Papier gebraucht wurde (es ist gut möglich, dass zum Ende des 2. Weltkrieges keine Protokolle mehr geführt wurden und die Seiten leer waren), lässt sich nicht mehr nachvollziehen.<br />
<br />
Das erste Buch befand sich bei meinem Vorgänger und ich konnte bei ihm schon Protokolle einsehen, als ich noch gar nicht für die Mönchhäger Chronik zuständig war, sondern lediglich für die Chronik der FFw Mönchhagen. Wo sich das erste Buch befand, wusste N. Grosser nicht. Er hatte es an die Gemeinde zurückgegeben und der Verbleib war unbekannt. Ich schrieb dann sämtliche Archive vom Archiv des Amtes Rostocker Heide über das Kreisarchiv bis hin zum Landeshauptarchiv an, mit der Frage, ob sich das Buch irgendwo befindet. Die Antwort war jedoch immer negativ. So hatte ich die Hoffnung irgendwann aufgegeben, das Gemeindebuch wiederzufinden. Dann sprach mit ein älterer Einwohner an, er hätte noch Unterlagen, die für die Chronik interessant wären, auf seinem Dachboden. Er käme aber im Moment nicht zum Suchen. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, es könne sich um dieses wertvolle alte Gemeindebuch handeln, deshalb fiel es mir nicht schwer, geduldig zu warten. Und irgendwann meldete sich derjenige dann noch einmal wegen der Unterlagen, die er jetzt wieder aufgefunden hatte. Und schon als ich die sorgfältig in Papier gewickelte Kladde sah, war mir klar, um was es sich handeln musste &ndash; da war es dann mit meiner Geduld vorbei und ich musste mich sehr beherrschen, um ihm das Buch nicht förmlich aus der Hand zu reißen ... Solche Momente sind die absoluten Highlights im Leben eines Ortschronisten!<br />
|}<br />
<br />
<br />
Die Dorfversammlung musste entscheiden, wenn es um Geld ging: Erhöhung oder Erlassen von oder Erhebung neuer Abgaben, Neubauten oder größere Reparaturen, Prüfen der Gemeinderechnungen; aber auch, wenn es um Kauf oder Verkauf von Flächen ging, Änderungen am Gemeinde-Statut, Aufnahme Fremder in den Gemeinde-Verband.<br />
<br />
Der Vorsitzende musste für einen geregelten Ablauf sorgen. Benahm sich einer daneben, konnte der Vorsitzende ihn rauswerfen. Ging der Rausgeworfene nicht sofort, kostete das 5 Thaler in die Gemeindekasse.<br />
<br />
Die Aufsicht über die Domanial-Gemeinden wird vom Amt, die landesherrliche Oberaufsicht von dem Ministerium des Innern geübt. Das Amt musste etliche Beschlüsse genehmigen: Veränderungen des Gemeindebezirks oder des Gemeinde-Statuts, das Aufstellen eines neuen Steuerfußes, den Ausschluss von Personen aus der Dorfversammlung, Kauf oder Verkauf von Land, Neubauten.<br />
<br />
Beschwerden über den Gemeindevorstand sowie über Beschlüsse der Dorfversammlung waren ebenfalls an das Amt zu richten.<br />
<br />
Zusammen mit der Gemeindeordnung wurden auch die Verordnungen über das Armenwesen und über das Schulwesen revidiert.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Armenwesen'''<br />
<br />
Vor der neuen Gemeindeordnung war das Amt für die Armenhilfe zuständig, die Gemeinden mussten dafür Abgaben an das Amt leisten. Nun ging die Verantwortung für die Armenhilfe auf die Gemeinden über und damit auch die Kosten. Kosten für <span style="color:#006600">''Verpflegung von Kranken in öffentlichen Heilanstalten [...], Verwahrung gemeingefährlicher Geisteskranker in Irrenhäusern [...], Aufenthalt und Unterricht von bildungsfähigen Idioten (Schwachsinnigen, Blödsinnigen, Blinden und Taubstummen in öffentlichen Anstalten''</span> (so der Originaltext der Verordnung) sollten vom Amt auf die Gemeinden aufgeteilt werden, zur Hälfte nach Hufenstand, zur Hälfte nach Einwohnerzahl. Gezahlt wurden die Beiträge aus der Armenkasse, wie auch die Kosten für den Armenarzt und die Armenfeuerung.<br />
<br />
Kam ein durch die Armenkasse Unterstützter wieder zu Geld, musste er die Unterstützung erstatten. Hatte er Vermögen verheimlicht, musste er den Unterstützungsbeitrag sogar doppelt zurückzahlen. Bei Gewährung einer Unterstützung war die Habe des Unterstützten zu verzeichnen, denn der Nachlass des Unterstützten wurde ebenfalls zur Erstattung herangezogen. Deshalb durfte ein Unterstützter auch nichts von seinem Besitz verkaufen ohne Zustimmung des Gemeindevorstands.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand musste für die Unterbringung Obdachloser sorgen. Diese bei den Hausbesitzern unterzubringen war nur im akuten Notfall erlaubt. Um einer Verarmung der Ortsangehörigen vorzubeugen, sollte er <span style="color:#006600">''auf deren ordentlichen, nüchternen und sittlichen Lebenswandel''</span> hinwirken. <span style="color:#006600">''Für aufgegriffene ortsangehörige Bettler und Vagabonden erstattet die Ortschaft die Fangprämie und die Kosten des Transports von dem Sitze des Amtes bis zum Orte.''</span>. Jede Gemeinde sollte also ihre Bettler behalten und sie nicht herumvagabundieren lassen.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Schulwesen'''<br />
<br />
Gebäude und Ländereien der Schulen gehen nun in Eigentum der Gemeinde über (es sei denn, sie waren kirchlicher Besitz). Die Bauern mussten eine Reihen landwirtschaftlicher Arbeiten für den Lehrer übernehmen: Pflügen und Eggen; Aufladen, Abfahren udn Ausstreuen des Dungs; Säen des Korns; Aufladen, Einfahren und Abladen von Getreide und Heu. Der Schullehrer musste jedoch eventuelle Dienstleute zur Beihülfe stellen. Alle anderen Arbeiten wie mähen von Getreide und Heu, dreschen, auspflanzen und hacken der Kartoffeln, säen und reinigen von Flachs.<br />
<br />
Bau und Reparatur der Schulhäuser, Ausstattung der Schulräume, Beschaffung von Lehrmitteln lag in der Zuständigkeit der Gemeinde, sowohl was die Entscheidungen als auch was die Kosten anging. Bei der Anschaffung von Schulinventar und Lehrmitteln war der Rat des Pastors einzuholen.<br />
<br />
Die Schulbauten sollten einmal im Jahr besichtigt werden.<br />
<br />
Des weiteren mussten Fuhren zur Mühle oder von Feuerholz für den Lehrer geleistet werden und dieser musste auch bei Antritt der Stelle ins Dorf gebracht werden. Assistenten nur von der nächsten Post- oder Bahnstation.<br />
<br />
===Gemeinde-Statut für die Dorfschaft Mönckhagen und Heidekrug===<br />
(aus der Akte 5-12-3-1 7368, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zur revidierten Gemeinde-Ordnung für die Domanialortschaften vom 29 Juni 1869 wird mit Genehmigung des hohen Ministerii des Innern hiedurch statutarisch das Nachfolgende bestimmt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu § 1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Gemeindebezirk umfaßt die ganze Feldmark, also auch das Erbpachtgehöft Heidekrug.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''2. Die Gemeinde-Ordnung tritt mit dem 1. Juli 1870 in Kraft.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Gemeinde-Vorstand besteht aus dem Dorfschulzen und 2 Schöffen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §13''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfversammlung besteht außer den Mitgliedern des Gemeinde-Vorstandes und den Hauswirthen und Erbpächtern, dem Schullehrer, 2 Vertretern der Büdner und 1 Vertreter der Häusler.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Amt Toitenwinkel zu Rostock, 1870''</span><br />
<br />
Der Heidekrug gehörte also seit dem 1. Juli 1870 zu Mönchhagen.<br />
<br />
Pastor Kliefoth aus Volkenshagen schreibt 1873 dazu: <span style="color:#006600">''Seit 2 Jahren ist die Dorfschaft Mönkhagen mit der neuen Gemeindeordnung be???. Heilsam hat sich dieselbe bisher nicht erwiesen, sondern hat der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten richtig Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Ruhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
===Gemeinde-Dotation===<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung erhielt die Gemeinde Ländereien am 28. April 1871 zum Eigentum, die so genannte Gemeinde-Dotation. Das bedeutete, dass Pachteinnahmen ab dann an die Gemeinde gingen, nicht mehr an den Großherzog. Umgekehrt war die Gemeinde dann auch selbst verantwortlich für die Unterhaltung der Gemeindeeinrichtungen wie Armenkaten, Schule, Brücken ...<br />
<br />
Die Gemeindedotation sollte 5 % der Gesamtfläche einer Gemeinde (344 752 Quadratruten in Mönchhagen) betragen, das wären in Mönchhagen rund 17000 Quadratruten gewesen. Das zur Verfügung stehende Land, also Land, das nicht dauerhaft verpachtet war, betrug aber gerade mal 3000 Quadratruten. Von den Erbpächtern konnte man nichts nehmen, die verbliebenen 14000 Quadratruten hätten also von den Bauernhufen abgespalten werden müssen. Man hat dann vom Gemeindeland folgerichtig das Land der Erbpachthufen abgezogen, damit umfasste das Gemeindeland nur noch 129 038 Quadratruten und die Dotation musste nur noch 6500 Quadratruten umfassen.<br />
<br />
Die zur Disposition stehenden Flächen waren:<br />
*Das Acker-Reservat am Roevershaeger Wege inklusive des Unbrauchbaren: 749 Quadratruten<br />
*Die Reservate an der Rostock-Ribnitzer Chaussee incl. Unbrauchbaren: 1120 Quadratruten<br />
*das Reservat neben der Häuslerei Nr. 5: 144 Quadratruten<br />
*das Reservat am Purkshoefer Wege: 209 Quadratruten<br />
*das Ackerstück Nr. 563 in Nähe der Büdnerei Nr. 8: 100 Quadratruten<br />
*die s.g. Deikswiese (?): 225 Quadratruten<br />
*der Armenkaten mit den umliegenden Garten- und Ackerflächen in dem Umfange von 368 Quadratruten<br />
*in Summe: 2915 Quadratruten<br />
<br />
Damit war nur noch ein Rest von 3700 Quadratruten auf die Bauern umzulegen &ndash; wovon die immer noch nicht begeistert waren, aber doch froh, deutlich weniger abgeben zu müssen als erst befürchtet. <br />
<br />
Durften Häusler und Einlieger Flächen auf diesen Ländereien bis dahin nutzen, durften sie dies für weitere 6 Jahre tun, also für die Ernten 1871 bis 1876. Auch die Hebamme des Ortes behielt ihre Wohnung im Armenkaten und ihre Ackernutzung.<br />
<br />
Dies wird im Grundbrief für die Gemeinde Mönchhagen vom 28. Januar 1871 festgehalten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§4''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Überweisung an die Gemeinde (deren Vorstand) geschieht bei Einführung der Gemeinde-Ordnung.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Pachtverhältnisse wegen der zur Dotation gehörigen Einlieger-Ländereien bleiben in Geltung, und gehen alle Rechte und Verpflichtungen aus denselben auf die Gemeinde über, jedoch mit der Maßgabe, daß die Gemeinde die Ländereien den derzeitigen Inhabern unter den bisherigen Bedingungen bis Michaelis 1876 zu belassen hat, vorausgesetzt, daß die Inhaber ihre contractlichen Verpflichtungen erfüllen und nicht besondere, schon den bisherigen Pachten begründete Auflösungsgründe als: Wegzug, Aufgebung des eigenen Haushalts, Ausscheiden aus der Classe der Einlieger u. s. w. (mit Ausschluß der Kündigung) eintreten.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Auch hat die Gemeinde der Hebamme Jess für die Zeit ihrer Anstellung ihre Wohnung im Armenkaten und die bisherigen Dienstländereien zur unentgeltlichen Nutzung zu belassen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wegen der übrigen zur Dotation gehörigen Ländereien hat die Gemeinde in die bestehenden Pachtverhältnisse zu Recht und Pflicht einzutreten.''</span><br />
<br />
Die Grenzen der Gemeindeflächen wurden mit Pfählen abgesteckt. <span style="color:#006600">''Dem Gemeinde-Vorstand wurde hierauf die Gemeinde-Dotation zum Eigenthum und zur selbständigen Verwaltung und Nutzung überwiesen, ihnen auch der Grundbrief de dato den 28ten Januar 1871 behändigt.''</span><br />
<br />
Mit den Ländereien erhielt die Gemeinde allerdings nicht das Jagdrecht, dies behielt der Großherzog für sich.<br />
<br />
(Landeshauptarchiv Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
Zudem gehörte zum Gemeindeeigentum auch die Flächen, auf denen Straßen und öffentliche Plätze lagen. 1881 erhielt die Gemeinde weitere 822 Quadratruten oder 1 ha 78 a 20 qm Land. Dies umfasste diverse Straßenstücke mit angrenzenden Steigen und Steinmauern längs der Hufen II bis IX, also im Oberdorf, sowie auch einen freien Platz. Der bestimmungsgemäße Zweck durfte dabei nicht geändert werden &ndash; Straßen mussten Straßen bleiben und öffentliche Flächen, die dem <span style="color:#006600"> gemeinen Nutzen und öffentlichen Gebrauche</span> dienten, mussten dies auch weiterhin tun. Sollten solche Flächen als Weide oder Garten genutzt werden, war die Zustimmung des Amtes notwendig. (Akte 5.12-4/2 12033, Landeshauptarchiv Schwerin).<br />
<br />
===Ernennung von Schulze und Schöffen===<br />
Der Schulze und die beiden Schöffen bildeten den Gemeindevorstand. Heydtmann war seit 1866 Schulze.<br />
<br />
Auszüge aus einem Protokoll, gehalten im Großherzoglichen Amt Toitenwinkel zu Rostock, am 1. Dezember 1870. Anwesend waren:<br />
*der Schulze Erbpächter Heydtmann von Mönckhagen<br />
*der Erbmüller Eggers<br />
*der Hauswirth Winter vom Gehöft Nr. 6<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Schulze Heydtmann ist auf seinen geleisteten Diensteid zurückgeführt und dessen Geltung für seinen nunmehr erweiterten Wirkungskreis, sodann sind zu Schöffen und Mitgliedern des Gemeindevorstandes ernannt:<br />
die anwesenden Erbmüller Eggers und Hauswirth Winter.<br />
Dieser Gemeindevorstand ist nicht nur auf die gewissenhafte Erfüllung seines Berufes verpflichtet, sondern auch angewiesen, von jeder Erledigung einer Stelle in seiner Mitte dem Amte sofort Anzeige zu machen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''3. Der Schulze Heydtmann ist in Betreff der Organisation der Dorfversammlung mit der bevorstehenden Leitung der Wahlen der beiden Vertreter der Büdner und des Vertreters der Häusler beauftragt und verpflichtet, den Namen der Deputierten dem Amte binnen 14 Tagen anzuzeigen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''4. Der von der Gemeinde zur Besoldung des Amtsarztes vierteljährlich zu leistende jährliche Beitrag wird der Gemeinde mitgetheilt werden, sobald die (?) von hoher Cammer genehmigt ist. Arztfuhrgelder sind nicht zu zahlen. Die Apotheker werden benachrichtigt werden, daß vom 1 October d. J. an die Gemeinde ihre Arznei, gleichwie Bruchbänder, Bandagen etc. selbst zu bezahlen hat. Dem Gemeindevorstand ist mitgetheilt, daß die Gemeinde in den Contract mit Herrn Dr. Benefeld zwar vorläufig eintritt, jedoch berechtigt ist, denselben halbjährlich zu den üblichen Quartalen aufzukündigen, mithin zuerst zu Weihnacht d. J., daß diese Kündigung jedoch schriftlich zu geschehen hat und wovon dem Amte Mittheilung zu machen ist.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''7. Die Schulgebäude zu Mönckhagen sowie der Armenkaten daselbst werden der Gemeinde hiermit überwiesen und wird die Baulast seit dem 1 October d. J. auf die Gemeinde übergehen. Die Ländereien der Schule, sowie die zur Dotation bestimmten Gemeindeländereien werden der Gemeinde zu besonderen Acten überwiesen werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''8. Der Schulze Heydtmann ist noch besonders auf die nach §5 Nr 2 der Gemeindeordnung ihm obliegenden Pflichten hingewiesen, namentlich wegen der Ausstellung von Meldescheinen und Heimathscheinen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''9. Der Gemeindevorstand ist angewiesen, sich eines Gemeindesiegels zu bedienen und wegen der Einrichtung und Führung desselben informiert.''</span><br />
<br />
(Landeshauptarchiv, Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
===Bestechungsskandal===<br />
Heydtmann war ab 1866 Schulze in Mönchhagen, stolperte 1895 aber über einen Bestechungsfall. Er wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mark oder 30 Tage Gefängnis verurteilt. Daraufhin beantragte er seine Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis 1895.<br />
<br />
Der Häusler Hallier wollte seine Häuslerei an einen Händler Palm verkaufen, vermittelt wurde der Handel durch eine Rostocker Agentur. Der Schulze Heydtmann hat sich dabei <span style="color:#006600">''dem Händler Palm beim Großherzoglichen Amte Teutenwinkel die Erlaubniß zum Ausschank von Branntwein zu erwirken und hat für diese seine Thätigkeit, welche auf das Zustandekommen des Kaufgeschäfts von Einfluß war, von dem Käufer 10 M, von dem Verkäufer einen Bienen-Nachschwarm und von der Vermittlerin des Geschäfts 50 M gefordert und zugesichert erhalten.''</span> Verboten war dabei nicht, die Schankerlaubnis zu bewirken, sondern die Annahme von Voteilen.<br />
<br />
Heydtmann war aber offenbar als Schulze außerordentlich beliebt, denn die Mönchhäger baten im März 1895 darum, er möge Schulze bleiben können (den Unterschriften nach zu urteilen, standen beinah alle hinter ihm):<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Allerdurchlauchtigster Großherzog, allergnädigster Großherzog und Herr!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste Landeskinder des Dorfes Mönckhagen D. A. Toitenwinkel nahen sich dem Thron Eur. Königlichen Hoheit, um allerhöchst derselben zur allergnädigsten Einsicht und Berücksichtigung zu unterbreiten:''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann hierselbst ist von der Strafkammer des Großherzoglichen L. Gerichts zu Rostock, sowie auch zuletzt vom Reichsgericht zu Leipzig wegen Amtsvergehens zu 150 M Geldstrafe verurtheilt worden. Wir fürchten, daß die Verfügung dieser Strafe die Entlassung des J. Heydtmann aus dem Schulzenamte, das er fast seit 30 Jahren verwaltet, zur Folge haben könne.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Diesen Fall würden die allerunterthänigst Unterzeichneten sehr bedauern, da sich der Schulze Heydtmann während der Dauer seiner Amtsführung unsere Achtung und Anhänglichkeit in hohem Grade erworben hat.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die unterthänigst Unterzeichneten wenden sich daher an Eurer Königlichen Hoheit landesväterliches Herz mit der allerunterthänigsten Bitte, den Schulzen Heydtmann auch noch ferner in seinem Amte zu belassen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Wir verharren in tiefster Ehrfurcht als Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste, treue Gefolgsleute.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Oehmisch''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter C. Beckmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Lehrer L. Burmeister''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter H. Saß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter J. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter D. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Uhlig''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter F. Bastian''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Düwel''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner E. Schneider''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner J. Timm''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner H. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner F. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Lewerenz''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler G. Geißler''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Lau''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler U. Mahnke''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Peter''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler Stiegmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Behrens''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Foth''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler C. Wulff''</span><br />
<br />
Der Brief hatte jedoch keinen Erfolg. Schulze Heydtmann bat um sofortige Entlassung und die beiden Schöffen verwalten das Schulzenamt zunächst. Damit müssen sie auch die ''Schulzencompetenz'' bestellen, also das Land, das mit dem Schulzenamt verbunden ist. Die beiden Schöffen wenden sich aber gleich an das Amt mit dem Anliegen, dass die Schulzencompetenz schlecht gedüngt sei und sie in künstlichen Dünger investieren müssten. Das Ministerium möge deshalb zusichern, dass sie das Geld für den Dünger vom neuen Schulzen wiederbekommen.<br />
<br />
Die Schulzencompetenz betrug 1631 Quadratruten; die Ackerkompetenz war bei der Übergabe des Schulzenamtes an den Nachfolger Heinrich Saß nicht bestellt, nur die Stoppeln nachgehackt. Saß verzichtete auf die Erstattung eines Theils der vorjährigen Ernte, wollte im Gegenzug aber auch nicht für das Abhacken zahlen. Er beantragte eine baldmögliche Drainierung der Ackerkompetenz und dass die Drainageröhren auf Kosten des Landesherrn geliefert würden; die Kosten, die er tragen wolle, sollten dann auf 20 Jahre verteilt werden.<br />
<br />
===Weitere Schulzen===<br />
<br />
Nach dem Rücktritt Heydtmanns schlug das Amt Teutenwinkel dem Ministerium am 10. April 1895 zwei Kandidaten für die Nachfolge vor:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Als Nachfolger desselben sind die Erbpächter Heinrich Saß No. 16 und Heinrich Schulze No. 6 und 10 geeignet.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Saß ist 47 Jahre alt, ein ruhiger Mann, welcher seit langen Jahren Schöffe gewesen ist, derselbe hat jedoch keine Neigung, das Schulzenamt zu übernehmen und behauptet, daß er schon wegen des Verkaufes seines Erbpachtgehöftes in Verhandlungen stehe. ''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Erbpächter Schulze ist ein sehr thätiger und tüchtiger Landwirth, welcher von Geburt Preuße, vor mehreren Jahren in den mecklenburgischen Unterthanenverband aufgenommen und durch langen Aufenthalt in Moenckhagen mit den Verhältnissen völlig vertraut geworden ist. Die erforderliche Energie besitzt er ebenso wie Erbpächter Saß, er ist jedoch kränklich und infolge dessen leicht aufgeregt. Zur Uebernahme des Schulzenamtes hat er sich bereit erklärt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Von diesen beiden Erbpächtern würden wir dem Saß, weil er ein sehr ruhiger Mann ist und seit vielen Jahren das Schöffenamt bekleidet hat, unbedingt den Vorzug geben, auch glauben wir, daß er trotz seiner Abneigung gegen die Uebernahme des Amtes, dasselbe, falls dies Großherzogliche hohe Ministerium ihn dazu ausersuchen sollte, gut verwalten würde. Das einzige Bedenken gegen seine Bestallung dürfte in dem Umstand liegen, daß er vielleicht bald seine Hufe verkaufen und von Moenckhagen wegziehen will und daß alsdann in diesem Falle nach kurzer Zeit eine Neubesetzung des Schulzenamtes erforderlich werden würde.''</span><br />
<br />
Heinrich Saß bekam das Amt und übte es bis 1909 aus. Er zog nicht weg aus Mönchhagen, sein Sohn Peter Saß wurde der erste Wehrleiter in Mönchhagen.<br />
<br />
Eid des neuen Schulzen nach der hohen Verordnung vom 24. März 1873:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ich, Heinrich Saß, schwöre zu Gott, dem Allmächtigen, daß das mir übertragende Amt eine Schulzen zu Moenckhagen treulich und gewissenhaft verwalten, meines allergnädigsten Landesherrn Bestes, soviel an mir ist, allenthalben befördern, den Befehlen meiner Vorgesetzten stets pünktlichen Gehorsam leisten und es mir angelegen sein lassen will, das Beste der Commune Moenckhagen zu fördern, überhaupt mich alle Tage so betragen will, wie es einem getreuen Schulzen eignet und gebührt, so wahr mir Gott helfe und Sein heiliges Wort!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Saß wurde hierauf:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. unter Verlesung des hohen Circulars vom 30. Juni 1880 mit seiner Verpflichtung zur Anzeige der vorkommenden Sterbefälle, mit Ausnahme derjenigen von solchen unverheirateter Minderjährigen, deren beide Eltern noch leben, bei dem hiesigen Amtsgericht, sowie<br />
:<span style="color:#006600">''2. in Beihalt des hohen Circulars vom 12. Januar 1881 mit der ihm als Berechner und Verwalter der Gemeindekasse obliegenden Verpflichtung, die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen Geldern zu halten und in einem besonderen Behälter aufzubewahren, ebenso auch mit der Gemeindekrankenkasse zu verfahren,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''bekannt gemacht.''</span><br />
<br />
Saß wurde übergeben das Gemeindebuch und das Gemeinderechnungsbuch; die Krankenkasse mit 124 M 34 Pfg, die Gemeindekasse mit 81 M 43 Pfg, das Sparkassenbuch des Vorschussvereins No. 9691 mit 190 M 18 Pfg.<br />
<br />
Im Februar 1909 bittet Heinrich Saß um die Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis d. J. aus gesundheitlichen Gründen. Er hat auch vor, seine Wirtschaft aufzugeben. Dies bedauert das Amt sehr, sieht aber ein, dass Saß tatsächlich ''leidend'' ist, offenbar weil er den Feldzug 1870/71 mitgemacht hat.<br />
<br />
Als Nachfolger kommen infrage Wilhelm Brandt (Hufe 2), Hermann Brandt (Hufe 1) und Prüter (Hufe 13); ausführlich geht der Amtmann aber nur auf Wilhelm Brandt ein und bittet um dessen Ernennung.<br />
<br />
Wilhelm Brandt ist am 28. Dec. 1870 geboren, hat in Rostock das Realgymnasium besucht und die Landwirtschaft gelernt, zunächst als Wirtschafter gearbeitet und übernahm dann 1905 die väterliche Hufe. Er ist seit 1900 verheiratet und als Schöffe Mitglied im Gemeindevorstand. <span style="color:#006600">''Wir haben ihn als gewandten und zuverlässigen Menschen kennengelernt.''</span><br />
<br />
Brandt war mit der Übernahme des Schulzenamtes einverstanden und wurde am 30. Juni 1909 Schulze.<br />
<br />
Im Ernennungsprotokoll werden seine Einnahmen aufgeführt:<br />
# aus der Nutzung der Schulzendienstländereien<br />
# aus einem baren Zuschuß von 42 M jährlich aus der Amtskasse<br />
# aus einer Vergütung von 60 M jährlich aus der Gemeindekasse<br />
<br />
Kassenbestände waren:<br />
*Gemeindekasse 379,14 M<br />
*Krankenversicherung der Arbeiter zu Mönchhagen 55 M 37 Pfg<br />
*Sparkassenbuch Nr. 18639 der Vorschuß- und Sparbank zu Rostock 441,90 M<br />
Zudem erhielt der neue vom alten Schulzen ein Quittungsbuch über Zahlungen der Gemeinde zum domanialen Kapital-Fonds für eine Anleihe von 5000 M Johannis 1903.<br />
<br />
Wilhelm Brandt bat 1918 um seine Entlassung aus dem Schulzenamt. Das Großherzogliche Amt Toitenwinkel teilt am 24. September 1918 dem Großherzoglichen Ministerium des Innern mit::<span style="color:#006600">So ungern wir den besonders tüchtigen Mann von seinem Posten scheiden sehen, so müssen wir doch die vorgebrachten Gründe als stichhaltig anerkennen. Brandt hat einen grösseren Saatgutbetrieb und muss, um diesen zu erhalten, alle seine Kräfte einsetzen. Dabei ist er von schwacher körperlicher Figur und ist den Anfordernissen seiner Wirtschaft sowie des Schulzenamtes körperlich nicht gewachsen.</span><br />
<br />
Als Nachfolger schlug das Amt den Erbpächter Hermann Brandt von Hufe I vor. H. Brandt war 45 Jahre alt und war bereits Mitglied des Gemeindevorstands gewesen. Er war zwar im Prinzip noch dienstpflichtig, aber wegen einer Fußverletzung seit ca. 2 Jahren vom Militärdienst beurlaubt. Er sollte deshalb nur einstweilen mit der Führung der Schulzengeschäfte beauftragt werden. Dazu kam es dann jedoch nicht, weil Hermann Brandt erkrankte und Wilhelm Brandt dann doch weiter Schulze blieb. Im Januar 1919 ersuchte er dann ein zweites Mal um Entlassung wegen seines geschwächten Gesundheitszustandes und seines Saatzuchtbetriebes (Professor-Heinrich-Roggen und Gretchenhafer), der seine ganze Kraft fordere. Das Schreiben klingt, als hätte man ihm empfohlen, eine Schreibkraft zur Unterstützung im Schulzenamt zu nehmen. Denn er betont, dass er dazu nicht in der Lage ist, da er keinen Raum in seinem Hause hat, in dem er eine fremde Person unterbringen kann. Seine Tochter sei nicht befähigt, ihn zu unterstützen. <br />
<br />
Am 7. März 1919 wird dann sein Nachfolger, der Häusler Franz Geissler von der Häuslerei Nr. 13 als Schulze vereidigt. Er erhält als Schulze die Einkünfte aus den Schulzendienstländereien, 78 Mark jährlich aus der Amtskasse und 375 Mark jährlich aus der Gemeindekasse.<br />
<br />
Von seinen Dienstobliegenheiten werden besonders hervorgehoben, dass er die Sterbefälle ungesäumt dem Amtsgericht Rostock mitteilen muss; dass er die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen und in einem besonderen Behälter aufbewahren muss; dass in Unterstützungswohnsitzsachen die nötige Sorgfalt und Umsicht sich angelegen sein lasse und dass er gegebenenfalls als Vergleichsbehörde bei Beleidigungsklagen einzutreten habe.<br />
<br />
===Stimmenverhältnisse===<br />
Wie viele Stimmen jemand in der Dorfversammlung hatte, hing (auch) von der Größe seiner Ländereien ab. In einem Protokoll aus dem Großherzoglichen Amte Toitenwinkel über die Verhandlung zum Gemeinde-Status nach der revidierten Gemeinde-Ordnung heißt es: <span style="color:#006600">''daß in Mönkhagen kein Besitzer vorhanden sei, welchem mehr als eine Stimme in der Dorfversammlung zu ertheilen sein werde.<br />
Die Hufe des Erbpächters Krempien sei zwar nur halb so groß wie die übrigen Hufen, indeß wird ihm die volle Stimme nicht entzogen werden können.''</span><br />
<br />
===Zeitzeugenprotokoll===<br />
Pastor Kliefoth vermerkt in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 zur Situation in Mönchhagen zwei Jahre nach Einführung der neuen Gemeindeordnung:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Seitdem hat [...] dieselbe [die Gemeindeordnung] [...] der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Buhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
==Betriebe und Einrichtungen==<br />
<br />
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870–1871 wurde das besiegte Frankreich gezwungen, Deutschland 5 Milliarden Goldfranken (das entsprach 4 Milliarden Goldmark) zu zahlen. Auch einige reiche Mönchhäger Bauern hatten zur Finanzierung des Krieges Kriegsanleihen gewährt; das Geld bekamen sie nach Kriegsende mit gutem Gewinn zurück und benutzten es zum wirtschaftlichen Aufbau.<br />
<br />
===Kolonialwarenhandlung===<br />
[[Datei:Moenchhagen kolonialwarenhandlung Loheit um 1900 Sammlung Schmidt.JPG|thumb|400px|Die Kolonialwarenhandlung Carl Loheit, um 1900. Bild aus Sammlung V. Schmidt.]]<br />
An der Chaussee, der heutigen B105 lag die Kolonialwarenhandlung von Carl Loheit. Hier wurde noch zu DDR-Zeiten ein Konsum betrieben.<br />
<br clear="all"><br />
<br />
===Mühlen und Handwerksbetriebe===<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen_mittelhof_stellmacherei_DDR-Zeit.JPG|thumb|400px|Zu DDR-Zeiten lag eine Stellmacherei über dem Nordarm des Peezer Baches, so wie er damals verlief &ndash; nämlich direkt am Ortsrand über das Gelände der heutigen Fa. Göllnitz und an der alten Scheune hinter der Feuerwehr entlang. In etwa dort muss auch die Feilenhauerei gelegen haben. Die große Scheune zwischen Kindergarten und Peezer Bach gehörte zum schulz'schen Mittelhof, die frühere Lage der Wohngebäude ist eingezeichnet. ''Foto: privat'']]<br />
Dadurch entstanden 1873 folgende Betriebe:<br />
<br />
Auf der 1858 genannten Stelle 11 – Kornmühle im Oberdorf neben den Bahnschranken, zu der bis 1920 auch eine Bäckerei gehörte – entstand eine Molkerei (heutiges Stallgebäude hinter dem Wohnhaus). Diese Molkerei und die Rövershäger Molkerei (heutige Arztpraxis) waren einer Raiffeisengenossenschaft angeschlossen. Da aber die Molkerei in Rövershagen moderner war und billiger produzierte, ging die Mönchhäger Molkerei um 1900 ein. Im Molkereigebäude soll sich auch eine Zeitlang eine Schlachterei befunden haben. Außerdem gehörte dem damaligen Besitzer Ebell auch die dortige Gärtnerei. Nachdem Ebell konkurs gegangen war, verkaufte er seine Wirtschaft an den Vater von Karl Qualmann. Dieser bewirtschaftete aus Mangel an Arbeitskräften das Gärtnereiland als Bauer. 1920 wurde die Bäckerei aus dem Obergeschoss des Wohnhauses herausgenommen und auf dem Nachbarhof Häcker (Oberdorf 19) von diesem neu aufgebaut (heutiges Stallgebäude). Die Bäckerei existierte noch bis 1960. Die hinter der ehemaligen Molkerei stehende, 1881 erbaute Mühle brannte um 1946 ab.<br />
<br />
Nach 1873 wurde hinter dem heutigen Feuerwehrgebäude eine Feilenhauerei errichtet, die durch Wasserenergie betrieben wurde. Um eine hohe Energieausbeute zu gewährleisten, wurde der Bach angestaut. Dazu wiederum musste der Ackerweg des Nachbargehöftes künstlich erhöht werden. Die Feilenhauerei ging aber nach kurzer Zeit wieder ein, weil es im Ort zu wenige Arbeitskräfte gab und der Wasserantrieb schlecht funktionierte. Der Bauer Schulz kaufte die ganze Wirtschaft vom konkurs gegangenen Feilenhauereibesitzer und baute am Gebäude in Richtung alte Schule (heute Kindergarten) eine Molkerei für seine Wirtschaft und einige Nachbarn an. Da aber die erwähnte Molkerei in Rövershagen billiger produzierte, gab Schulz seine Molkerei um 1900 auf.<br />
<br />
Ohne Details zu nennen, erwähnt Ludwig Krause in seiner Fundchronik, dass in Mönchhagen viele Sensenstreichhölzer produziert werden.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Saegerei Lange 1904.jpeg|thumb|400px|Sägerei Lange um 1904. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
1903 entstand das Baugeschäft Lange in Mönchhagen; etliche Gebäude im Dorf wurden von dieser Firma errichtet: u. A. der Erweiterungsbau der Dorfschule, das Doppelhaus Unterdorf 16/16a, der damalige Armenkaten Unterdorf 42 sowie einige Feldscheunen wie die auf den Bauernstellen Haller und Saß (Unterdorf 24 bzw. neben Unterdorf 28/28a). Auch in anderen Dörfern war die Fa. Lange tätig. Wegen der sich verschlechternden Auftragslage wurde das Geschäft 1938 aufgegeben und in eine Dampfsägerei umgewandelt. Die Sägerei bestand bis 1960. Zu DDR-Zeiten wurde sie unter Druck gesetzt, weil ein privater Betrieb nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfes passte, dass sich der damalige Bürgermeister Lindemann zum Ziel gesetzt hatte. So musste die Sägerei ihr Holz vom Darss holen. Das bedeutete lange Wege, die Zeit kosteten, die dann für die eigentliche Arbeit fehlte, sodass die Sägerei unrentabel wurde. In den 1980er Jahren wurde hier das Mehrzweckgebäude der Gemeinde eingerichtet.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
===Die Industrieschule===<br />
<br />
Seit dem Herbst 1871 existierte in Mönchhagen eine Industrieschule; die Frau des Mönchhäger Lehrers Rußdorf unterrichtete dort. Die Schule scheint aber nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
===Die Spar- und Darlehnskasse===<br />
Am 24. November 1896 wurde in Mönchhagen als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht eine Spar- und Darlehnskasse gegründet. Ihr Zweck war die Gewährung von Darlehen an die Genossen für ihren Geschäfts- und Wirtschaftsbetrieb sowie die Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns.<br />
<br />
Vorstandsmitglieder waren Erbpächter Heinrich Saß, Lehrer Ludwig Burmeister, Erbpächter Wilhelm Jäckel.<br />
<br />
===Der Imkerverein===<br />
In Mönchhagen hat es auch einen Imkerverein gegeben, der 1903 in der Festschrift zum 25. Jubiläum des Landesimkerverbandes erwähnt wird. Der Vorstand bestand jedoch zumindest damals aus einem Lehrer aus Krummendorf sowie einem Lehrer aus Riekdahl. Auf der Vertreterversammlung des Mecklenburgischen Landesvereins für Bienenzucht am 27. Juli 1920 beantragte der Mönchhäger Vertreter, die Verbandszeitschrift Uns Immen möge auf Hochdeutsch erscheinen. Ähnliche Wünsche hatten auch andere Vertreter, mit dem Argument, dass das Blatt außerhalb Mecklenburgs sonst keinen Boden gewinnt und vielen Imkern das Lesen des Niederdeutschen schwer fiele. Nach 1926 scheint der Mönchhäger Imkerverein nicht mehr existiert zu haben, er wird in der Vereinsliste nicht mehr genannt.<br />
<br />
==Wohnbebauung==<br />
<br />
Ludwig Dolberg beschreibt die Katen und Bauernhäuser in Rövershagen, es ist aber davon auszugehen, dass diejenigen in Mönchhagen nicht anders ausgesehen haben:<br />
:<span style="color:#006600">''Die Katen waren lange, strohgedeckte Gebäude und wurden von bis zu vier Familien bewohnt. Jede Familie hatte eine Stube, ein paar Kammern und eine Küche. Die Bauernhäuser beherbergten Menschen und Vieh in friedlicher Gemeinschaft. Auf der nach dem großen Hof gelegenen Giebelseite gelangt man zwischen zwei Vorbauten, über welche das Walmdach sich fortsetzt, durch eine Thür, hoch genug, einem beladenen Fuder Einlaß zu gewähren, auf die mächtige Diele. Über der Diele wurde Heu und Getreide gelagert. Auf der einen Seite der Diele lagen die Vorrats- und Gesindekammern, auf der anderen Seite die Pferde- und Kuhställe. Am Ende befanden sich die Wohnräume der Bauernfamilie (zwei Stuben, ein oder zwei Kammern sowie die Küche, die ebenfalls eine Thür nach draußen hatte, und die Speisekammer). An den Seiten des großen Hofes mit kleinem Teich und Brunnen liegen die Scheune, ein Schauer für Wagen und Ackergeräthe und der Schweinestall. (Ein Schauer ist ein großes Vordach, unter dem die Wagen Platz fanden.''<br />
(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)</span><br />
<br />
<gallery mode=packed widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Katen staebelow freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Ein Katen für zwei Familien, erbaut um 1800, der ursprünglich in Stäbelow stand und nun im Freilichtmuseum Klockenhagen ([http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]) zu besichtigen ist. ''Foto: privat''<br />
Datei:Niedersaechsisches Hallenhaus.png|Aufriss und Grundriss eines niedersächsischen Hallenhauses; ''eigene Arbeit''<br />
Datei:Diele hallenhaus freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Die große Diele eines niederdeutschen Hallenhauses, erbaut um 1700, zu sehen im Freilichtmuseum Klockenhagen: [http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
===Die Höfe===<br />
<br />
In Mönchhagen gab es im 19. Jahrhundert 16 Erbpachthöfe. Im Gegensatz zu den Büdnereien und Häuslereien waren Erbpachthöfe groß genug, dass ihre Besitzer von der Landwirtschaft allein leben konnten.<br />
<br />
In einem Artikel in der Rostocker Zeitung vom 8. Juli 1896 wird über eine Besichtigung der Mönchhäger Höfe durch die Mitglieder des lokalen landwirtschaftlichen Vereins berichtet. Man kam gegen 9 Uhr morgens mit dem Zug an, die Besichtigung dauerte 12 Stunden, nur unterbrochen von einem einfachen Mittagsmahl im Mönchhäger Gasthaus. Die Inhaber der Wirthschaften waren ''aufs Liebenswürdigste'' bereit, über alles Gefragte Auskunft zu geben. Leider wird dann nur allgemein berichtet und keine Namen genannt, sodass sich der Bericht keinen einzelnen Höfen zuordnen lässt. Am Schluss heißt es: <span style="color:#006600">''Mönkhagen liefert den Beweis, wieviel mehr Korn und Fleisch producirt werden kann, als man gemeinhin annimmt, sowie daß die intensive Wirthschaft, in kleineren Wirthschaften betrieben, noch nicht unrentabel ist.''</span><br />
<br />
Hervorgehoben wird der Unterschied im Ertrag zwischen drainierten und nicht entwässerten Flächen. <br />
<br />
Der Futterzustand allen Viehs war ein guter, in allen Wirthschaftgen ging es um die Mästung des Viehs, wenn auch mit unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einige verwandten einige ihrer Kälber zur Weiterzucht, die anderen zur Mästung; andere Höfe kauften nur Kälber, um diese zu mästen. In den Zuchtbetrieben wurden u. A. Simmentaler gezogen, auch Fleckvieh genannt. <br />
<br />
Ein Hof mästete die Rinder gegen Erstattung der Futterkosten auf Rechnung eines Viehhändlers, also ohne eigenes Risiko (so steht es zumindest im Zeitungsartikel &ndash; tatsächlich wird auch der Bauer einen Teil des Risikos getragen haben; wenn bspw. die Rinder nicht das vereinbarte Gewicht erreichten o.dgl.). Einige bauten Zuckerrüben für die Zuckerfabrik in Rostock an und fütterten daher auch Zuckerrübenschnitzel, andere fütterten Futterrüben und Wruken; alle aber kauften Kraftfutter zu.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Das Simmentaler Rind oder Fleckvieh'''<br />
[[File:Female Fleckvieh.jpg|thumb|Eine Kuh der Rasse Simmentaler. ''Foto: Von Verum - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50250709''] ]]<br />
Das Simmentaler Rind stammt aus dem Simmental im Berner Oberland und ist sowohl als Fleisch- wie auch als Milchvieh geeignet. Heute gibt es in Deutschland mehr als 4 Mio. Tiere, das sind ca. 28 % des gesamten hiesigen Rinderbestandes. Während Kopf, Unterbauch, Beine und Schwanzquaste weiß sind, ist das restliche Fell bräunlich, wobei der Farbton schwanken kann von Hellgelb bis Rotbraun, auch weiße Flecken treten in unterschiedlicher Zahl auf. Typisch ist eine ausgeprägte Wamme am Hals. Die hellen Hörner sind leicht nach außen und oben gebogen. Kühe erreichen eine Höhe von ca. 1,40 m und ein Gewicht von 600 bis 800 kg, Bullen sind 10 bis 20 cm größer und wiegen 1100 bis 1300 kg.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Neben der Rindermast gab es auch eine ausgiebige Schweinemast, <span style="color:#006600">''so daß auf verhältnismäßig kleinen Ackerflächen so viel Nutzvieh gehalten wird, als sonst wohl kaum in Mecklenburg. [...] Die Haltung von gegen und über 40 Stück Rinder mit Jungvieh, ohne die kleinen Kälber, bildet die Regel.''</span> Der dadurch reichlich anfallende Dung führte (zusammen mit ''Kraftdünger'') zu hohen Felderträgen, was wiederum die starke Viehhaltung ermöglichte.<br />
<br />
Als Besitzer der Hufen werden in Form von Bleistifteinträgen in der Karte von 1894 genannt:<br />
*Hufe 3: Bastian, dann Saß<br />
*Hufe 5: Haller<br />
*Hufe 6: Schulze<br />
*Hufe 7: Hallier, wurde in der Inflationszeit von Sass gekauft, dazwischen gab es noch die Besitzer Krüger aus Lütten Klein sowie Sprenkler, der an Sass verkaufte<br />
*Hufe 8: Heitmann<br />
*Hufe 9: Haller<br />
*Hufe 10: Schulze<br />
*Hufe 12: Jäkel<br />
*Hufe 13: Prüter<br />
*Hufe 15: Schulze<br />
*Hufe 16: Saß<br />
<br />
Die nicht aufgeführten Hufen 1, 2, 4, 11 und 14 haben keine Einträge.<br />
<br />
Der Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin nennt 1906 (also gültig für das Vorjahr 1905) 15 Erbpächter (darunter eine Windmühle und eine Privatdampfmolkerei), 8 Büdner (darunter ein Schmied und ein Krug), 17 Häusler (darunter eine Windmühle, ein Schmied und ein Krug), eine Schule mit zwei Klassen, die Industrieschule und eine Haltestelle, zudem eine Poststation. Einen weiteren Erbpächter gab es im Heidekrug. Schulze war Heinrich Sass.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]].<br />
<br />
===Die Büdnereien===<br />
<br />
Im März 1753 erlässt der Herzog für das Domanialgebiet eine erste Verordnung zur Ansiedlung von Büdnern. Durch die Möglichkeit, sich als Büdner ansiedeln zu können, soll landlosen, d.h. armen Leuten eine Lebensgrundlage geboten werden und so die Auswanderung gestoppt werden. Die Büdnereien entstehen meist am Rande des Dorfes entlang der Ausfallstraßen. Während die Büdnereien 1, 2 und 3 zwischen den Höfen im Dorf liegen, liegt Büdnerei 8 an der alten Landstraße nach Rostock. Die anderen reihen sich an der Chaussee auf, zwischen der Kreuzung und der heutigen Tankstelle.<br />
<br />
Der Büdner erhielt Baumaterial für sein Haus und Gartenland sowie das Recht, eine Kuh sowie einige Schafe und Schweine auf der Dorfweide weiden zu lassen. Das Land reichte jedoch nicht, um davon leben zu können, Büdner waren daher auf einen Nebenverdienst angewiesen, z. B. als Handwerker oder indem sie beim Bauern arbeiteten.<br />
<br />
Insgesamt reichte dies meist jedoch nicht zum Unterhalt, sodass die Regelung 25 Jahre später, im März 1778 wieder aufgehoben wurde. Im April 1809 gibt es dann einen zweiten Anlauf, Büdner anzusiedeln. Die nun neu eingesetzten Büdner erhielten allerdings kein Baumaterial mehr. In dieser Zeit entstehen viele der Ortsteile mit dem Vorsatz &bdquo;Neu-&ldquo;.<br />
<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung um 1870 gab es keine Dorfweide mehr, das heißt, die Büdner verloren ihr Recht, ihr Vieh auf dem Gemeindeland weiden zu lassen. Als Ersatz bekommen sie die Möglichkeit, Ackerfläche dazuzupachten. Durch Zukauf und Zupachtung vergrößern sich viele Büdnereien und erlauben ihren Besitzern wirtschaftliche Unabhängigkeit. Zudem erhielten auch die Büdner 1867 die Möglichkeit, ihre Büdnereien in Erbpacht zu erwerben.<br />
<br />
Dennoch übten viele Büdner nebenbei ein Handwerk aus, sodass deren Bewohner einen guten Überblick geben, welche Dienstleistungen im Ort angeboten wurden.<br />
<br />
Zur Situation der Büdnereien im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]].<br />
<br />
===Häuslereien===<br />
<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts werden wiederum kleine Stellen geschaffen, die Häuslerstellen. Wieder geht es um einen Anreiz zur Ansiedlung, um der Flucht aus dem Land etwas entgegenzusetzen. Wie Büdnereien entstehen die Häuslerstellen oftmals entlang der Ausfallstraßen, häufig in Reihen. Dies sieht man in Mönchhagen entlang des Stillen Friedens sowie entlang der Chaussee von der Kreuzung Richtung Rostock.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]].<br />
<br />
==Infrastruktur==<br />
<br />
Bereits um 1850 hatte man begonnen, die Dorfstraße zu pflastern. Mitte der 1880er Jahre wurde die Pflasterung abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von Unterdorf 35 bis Unterdorf 25. Das Pflaster zwischen dem ehemaligen Krug „Stiller Frieden“ und Oberdorf 35 ist noch heute zu erkennen.<br />
<br />
Der Krüger hatte übrigens sein Stallgebäude aus Platzgründen kurzerhand genau auf der Dorfstraße errichtet; diese musste daher verlegt werden und macht seit der Zeit einen Knick an dieser Stelle. Zum Krug gehörte auch eine Hufschmiede.<br />
<br />
Der zweite Bauabschnitt begann im Oberdorf. Da sich aber einige Bauern aus Geiz lange Zeit nicht an der Pflasterung beteiligten, kam es vor, dass zwischen den gepflasterten Abschnitten ungepflasterte lagen.<br />
<br />
Auch mit dem Unterhalt der Straße gab es gelegentlich Ärger. Im Februar 1884 erstattete Gendarm Wiencke beim Großherzoglichen Amt Anzeige, wegen der <span style="color:#006600">''in der Dorfstraße vorhandenen mit Wasser gefüllten tiefen Schlaglöcher''</span>. Das Amt forderte daraufhin den Gemeindevorstand auf, für Abhilfe zu sorgen. Zuständig waren auch damals schon die Anlieger, nur dass diese damals nicht nur zahlen, sondern sich selbst zu kümmern hatten. Der Erbpächter Uhlig weigerte sich jedoch, seiner Pflicht nachzukommen, sodass der Gemeindevorstand selbst Leute beauftragte, die Arbeiten durchzuführen und musste dafür 47 Mark 25 Pfennige aus der Gemeindekasse zahlen. Da Uhlig sich weigerte, die Summe zu erstatten, landete der Fall beim Ministerium.<br />
<br />
Am 1. Juni 1889 wurde die Bahnstrecke Rostock-Stralsund eröffnet, Mönchhagen hatte zunächst aber keine Haltestelle. Erst am 1. Januar 1891 wurde auch hier ein [[Mönchhagen: Der Bahnhof|Bahnhof]] eröffnet, wenn auch zunächst nur als Bedarfshaltestelle. Die Mönchhäger hätten den Bahnhof gern neben der Dorfstraße gehabt. Ihr Wunsch wurde aber wegen zu hoher Kosten für dabei notwendige Erdarbeiten nicht berücksichtigt, denn das Gelände von Bahnhof bis zur Dorfschranke verläuft bergan und hätte erst planiert werden müssen.<br />
<br />
1903 wurde die Pflasterung der Straße Mönchhagen–Heidekrug–Volkenshagen abgelehnt, weil Mönchhagen aus der Gemeindekasse kein Geld dazu geben wollte. 1912 wurden weitere Pflasterungsarbeiten an der Dorfstraße notwendig. Bauunternehmer Lange erhielt (nach dem Schulanbau, s. u.) auch diesen Auftrag, weil er mit 872,83 Mark die niedrigste Summe forderte.<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Bestimmungen über die teilweise Umpflasterung und über die Erhaltung bzw. Reinigung des Steindammes in der Dorfstraße zu Mönkhagen (1912)''</span><br />
(Auszug)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''A. Die Umpflasterung des Steindammes''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfstraße zu Möckhagen soll auf der Strecke zwischen der Erbpachthufe No. I (und zwar einschließlich dieser, soweit die Hufe angrenzt) und der Rostock-Ribnitzer Chaussee unter Ausschluß der von der Gemeinde zu erhaltenden Strecken (in der Fischländer Landstraße, bei der Häuslerei No V und der Schule) sowie unter Ausschluß der neben der Erbpachthufe No. 7 belegenen Strecke mittels Umlagerung des bisherigen Steinpflasters, soweit dasselbe noch brauchbar ist und Zuschusses anderer Steine neu gedämmt werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§2''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Besitzer der sämtlichen Erbpachthufen mit Ausnahme derjenigen von Hufe No. IV, weil er im allgemeinen von Spanndiensten frei ist, von Hufe No. 7, weil ihr Anteil noch gut erhalten ist sowie von No. 11, 12 und 14, weil deren Gehöfte ausgebaut liegen, haben der Gemeinde für den zu §1 bezeichneten Zweck die erforderlichen Dammsteine, Sand und Kies an die vom Gemeindevorstand in Mönckhagen zu bestimmenden Lagerplätze zu liefern bzw. die Ausgaben für den Ankauf zu erstatten und die Anfuhr an die Lagerplätze zu beschaffen, soweit sie geeignetes Material nicht besitzen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§5''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Ausschachten neben dem Damm und das Einebnen zur Legung desselben haben die Hufenbesitzer auf deren Hufen das Pflaster umgelegt wird, zu besorgen, auch die nötigen Lagerplätze des Materials ohne Vergütung anzuweisen. Die Fuhren von den Lagerplätzen in Mönckhagen bis an den Steindamm haben die bisher zur Straßenbesserung Verpflichteten unter den Erbpächtern, jeder für seine Strecke, zu leisten.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§6''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Breite des Steindammes soll vorbehaltlich der Bestimmungen des §8 von der Chaussee bis zum Tor des Erbpachtgehöftes No VI 3,5 m betragen. Die 4 m betragende Breite soll neben dem Wohnhause und Hoftor des Gehöftes No X von Bestand bleiben.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§7''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Ausführung der in den §§ 1–6 bezeichneten Arbeiten und die auf Kosten der Gemeinde vorzunehmende Umpflasterung sollen geschehen im Jahre 1913, wenn sich die Ausdehnung der Landeshülfe auf die innerhalb der Ortschaften belegenen Teilstrecken von Hauptwegen entschieden hat, beginnen. Die Ausbesserung der Dorfstraße zwischen der Rostocker-Ribnitzer Chaussee und der Rostock-Stralsunder Eisenbahn mit Steinen und Kies soll durch die in §2 genannten Hufenbesitzer geschehen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§10''</span><br />
:<span style="color:#006600">''B. Erhaltung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hinsichtlich der Erhaltung des Steindamms, sobald er nach den Bestimmungen unter A gepflastert ist, haben die Erbpächter dieselben Verpflichtungen wie zu A gemeinsam.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''C. Die Reinigung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Es ist Sache des Nutzeigentümers jedes an dem Steindamm gelegenen Gtrundstückes, welcher herkömmlich die Wegelast gehabt hat, denselben mittels Hacke bis zum 15. Dezember und bis zum 1. April jedes Jahres längs seines Grundstückes in ganzer Breite reinigen zu lassen. Für Grundstücke, welche vom Nutzeigentümer nicht bewohnt werden, trifft diese Pflicht den Besitzer.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Der Steindamm ist nebst einem daneben laufenden Fussteige im Winter nach jedem größeren Schneefalle frei zu schaufeln. Bei der An- und Abfuhr von Dung u. s. w. muß der zurückbleibende Schmutz sobald nach Entfernung der Wagen zusammengekehrt und von der Straße gebracht werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§12''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Derjenige, welcher den §11 übertritt, ist nach Befinden des Gemeindevorstandes beim Großherzoglichen Amte zur Anzeige zu bringen und hat eine Strafe von 30 Pfg bis 3 M nach Bestimmung des Großherzoglichen Amtes zur Gemeindekasse zu entrichten. In jedem Falle ist der Gemeindevorstand verpflichtet, für Rechnung des Säumigen die ausbleibende Leistung nach §8 Ziff. 6 n. E. der revidierten Gemeindeordnung beschaffen zu lassen.''</span><br />
<br />
==Kultur==<br />
Um 1910 wurde in Mönchhagen ein Männergesangsverein gegründet, der es sich <span style="color:#006600">''zur Aufgabe gestellt hat, edlere Geselligkeit zu pflegen und die Gottesdienste durch Psalmengesang und christliche Volkslieder zu verschönern.''</span> (Rostocker Anzeiger, 3. Oct. 1910)<br />
<br />
==Steuern und soziale Absicherung==<br />
(nach dem Gemeindebuch und der Akte 5-12-3-1 7368 Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
===Gemeinde- und Armenkasse===<br />
<br />
Für die Armen im Dorf gab es eine Armenkasse, einen Armenkaten und einen Armenarzt. Aus der Gemeindevertretersitzung vom 1. 2. 1887 geht hervor, dass der Armenarzt Dr. Weidener sein Amt kündigte und Dr. med. Robert neuer Armenarzt werden sollte. Wenn man die Einnahmen und Ausgaben von Armen- und Gemeindekasse mit einander vergleicht, stellt man fest, dass die Beträge der Armenkasse immer höher sind als die der Gemeindekasse. 1900 wurden beide Kassen zusammengelegt. In die gemeinsame Kasse hatten laut Gemeindebeschluss vom 14. 6. 1900 zu zahlen:<br />
<br />
*die 14 größten Erbpächter jeweils 40 Mark: 560 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 4: 10 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 14: 20 Mark<br />
*8 Büdner jeweils 8 Mark: 64 Mark<br />
*15 Häusler jeweils 2 Mark: 30 Mark<br />
*50 Einlieger jeweils 1 Mark: 50 Mark<br />
*der Lehrer 6 Mark<br />
*Arbeiter und Gesellen je 1 M<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren je 0,50 M<br />
Dienstboten und Lehrlinge sind nicht beitragspflichtig.<br />
An sich galt das generell für wirtschaftlich unabhängige Personen. Dass Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter trotzdem zahlen sollten, sollte sicherstellen, dass die Saisonkräfte sich angemessen an den Lasten der Gemeinde beteiligten. Die Ausnahme für Dienstboten und Lehrlinge sollte die im Dorf fest ansässigen wiederum vor den Abgaben schützen. Im Schreiben des Ministeriums, dass die Steuersätze im Prinzip genehmigt, wird dann aber zur Bedingung gemacht, <span style="color:#006600">''daß die Besteuerung jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren in Wegfall kommt.''</span><br />
<br />
Dies musste vom Amt und vom Ministerium genehmigt werden &ndash; zumindest das Amt bemerkt in seinem Schreiben ans Ministerium ''ehrerbietigst'', <span style="color:#006600">''daß wir unsererseits gewillt sind, den Beschlüssen die amtliche Genehmigung zu ertheilen, [und] bitten wir, uns hierzu ermächtigen zu wollen.''</span><br />
<br />
Insgesamt stellten die neuen Abgaben eine Erhöhung dar, verglichen mit den vorherigen getrennten Abgaben für Armen- und Gemeindekasse:<br />
<br />
Zur Gemeindekasse zahlten bisher nur die Erbpächter und Büdner: <br />
*Erbpächter 8 M. <br />
*Erbpachthufen Nr. 4 2 M. <br />
*Erbpachthufe Nr. 14 5,60 M <br />
*Büdner 2 M. <br />
Tatsächlich wurde dieses Geld aber wohl nur selten wirklich erhoben.<br />
<br />
Bei der Beitragspflicht zur Armenkasse galten als Einheitssatz:<br />
*Erbpachthufen Nr. 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10 je 15 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 12, 13, 15, 16 je 14 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 4 6 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 5 17, 50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 11 18,50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 14 3,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 1–4 je 1,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 5–8 je 1 M<br />
*der Lehrer 1,25 M<br />
*jeder Häusler und Einlieger 0,50 M<br />
<br />
Die Ungleichheit der früheren Belastungen hatte nichts mit der Grundstücksgröße zu tun, sondern war wohl eher traditionell bedingt. Da die Gemeinde u. A. mit dem Schulausbau aber größere Ausgaben zu stemmen hatte, war die Anpassung nötig. Der Schulausbau war zum einen durch die Zunahme von Häuslern und Einliegern (womit die Kinderzahl stieg) notwendig geworden, zum anderen aber auch wegen der vielen Schnitterfamilien. In Mönchhagen wurde zu der Zeit sher intensive Wirtschaft betrieben, wie es in dem Schreiben des Amtes Toitenwinkel heißt, woher der saisonale große Zuzug von Schnittern rührte. Da aus den Schichten der Häusler und Schnitter aber auch die ''vergrößerte Armenschaft'' stammte, sollten diese Klassen verstärkt zu Zahlungen herangezogen werden. Zudem sollten <span style="color:#006600">''dohne Unterschied des Besitzstandes die Kapitalkräftigen Mitglieder der Gemeinde besonders zu den Abgaben''</span> herangezogen werden. Nach verschiedenen Änderungen wurde festgelegt:<br />
<br />
*Verheiratete, Ansässige, Saisonarbeiter zahlen 2 Mark,<br />
*freie Arbeiter und Gesellen je 1 Mark,<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren 50 Pfennige,<br />
*Dienstboten und Lehrlinge sind steuerfrei.<br />
<br />
Alle, die im Jahr über 400 Mark Zinseinnahmen zu versteuern haben, zahlen von jeder Mark der Zinsensteuer 25 Pfennig, bei über 1000 Mark Zinseinnahmen 75 Pfennig pro Mark Zinsensteuer Sondersteuer neben ihren sonstigen Gemeindeabgaben. Diese besondere Abgabe sollte aber nicht öfter als einmal jährlich erhoben werden.<br />
<br />
===Die Hebamme===<br />
<br />
====Hebamme Jeß: Entschädigung für das Nichthalten einer Kuh====<br />
<br />
Am 1. Mai 1870 stellt die Hebamme Jeß einen Antrag um eine jährliche Vergütung von 30 Schilling für das Nichthalten einer Kuh. Das Amt Toitenwinkel tat sich offenbar schwer damit, denn die Hebamme wandte sich am 12. Mai direkt an die Großherzogliche Cammer. Diese mahnte beim Amt mehrfach die Erledigung der Sache an. Ende Juni erging ein Schreiben an das Amt, über das Gesuch der Hebamme Wittwe Jeß zu Mönckhagen innerhalb von drei Tagen zu berichten.<br />
<br />
Erreicht hat das Gesuch die Gr. Meckl. Cammer am 14. Mai, die Post war demnach damals zwei Tage unterwegs.<br />
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Hier das Schreiben der Hebamme Jeß im Originalwortlaut, welches sie allerdings nicht selbst geschrieben hat:<br />
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:<span style="color:#006600">''An die Hohe Großherzogliche Kammer zu Schwerin,''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Seit mehr denn 20 Jahren bin ich als Hebamme in Mönkhagen, D. A. Toitenwinkel, angestellt, habe aber nie die vollen Gerechtsame ''</span>[d.h. Berechtigungen, Nutzungsrechte]<span style="color:#006600">'' und die damit verbundenen Einkünfte eines solchen genießen können. Weil nun Nebenverdienst in meinem Alter schwächer wird, und weil ich seit Jahren einen erwachsenen kranken Sohn verpflegen muß, so gebietet mir die Noth, dass ich von den Einkünften meines Dienstes nichts weggeben kann, und daher erlaube ich mir nachstehenden gehorsamsten Vortrag:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich habe als Hebamme Weide für eine Kuh, die mir indeß, weil das Dorf so ausgedehnt liegt, &ndash; wir haben 14 Bauern und Erbpächter, von denen jeder auf seiner Hufe liegt, und ist das Dorf in Folge dessen etwa eine Stunde lang – nicht zu Nutze kommen kann. „Umweiden“ bei den einzelnen Hausleuten kann ich bei meinem Geschäfte daher eine Kuh nicht, weil ich oft zu lange von Hause sein muß und dann nicht noch eine halbe Stunde weit zum Melken gehen kann. An das Großherzogliche Amt Toitenwinkel habe ich in dieser Angelegenheit viel petitionirt, habe aber immer den Bescheid erhalten, mir eine Kuh zu halten und solche bei den einzelnen Hausleuten „umzuweiden“, was ich aber bei der Örtlichkeit des Dorfes nicht auszuführen im Stande bin.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Deshalb wage ich bei der Hohen Großherzoglichen Kammer die ehrerbietig-gehorsamste Bitte:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''die Hohe Großherzogliche Kammer wolle geneigen, mir in der Art behülflich zu sein, dass mir auf das Nichthalten einer Kuh eine entsprechende Vergütung, vielleicht 30 Schilling jährlich, zu Theil werde.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich verbleibe in Ehrfurcht als der Hohen Großherzoglichen Kammer''</span><br />
:<span style="color:#006600">''ehrerbietig-gehorsamste''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wittwe Jeß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hebamme''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Mönkhagen b. Rövershagen,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''d. 12. Mai 1870''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Verfasser dieses ist der Lehrer Rußdorf zu Mönkhagen''</span><br />
<br />
Das Amt schlug dann vor, dass die Dorfschaft der Hebamme eine jährliche Geldvergütung von 12 Schilling zahlen sollte und bat um die Zustimmung der Cammer zu diesem. Dem Schreiben mit diesem Vorschlag liegt eine Stellungnahme des Dorfschulzen Heydtmann bei. <span style="color:#006600">''Er äußerte sich dermalen dahin, dass einer Geldvergütung der Vorzug zu geben, und dass er sowohl mit der Hebamme als mit den Hüfnern sich in Benehmen setzen werde.''</span><br />
<br />
Schulze Heydtmann gab Folgendes zu Protokoll:<br />
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:<span style="color:#006600">''Die Haltung einer Kuh hat für die Hebamme Jeß die größten Unzuträglichkeiten, die Hufen liegen meistens so entfernt, dass es der Hebamme unmöglich sein wird, ohne Hülfe Morgens sie auf die Weide zu bringen und Abends sie zurückzuholen, sie würde gezwungen werden, ein Mädchen in Dienst zu nehmen, da sie bei ihren dienstlichen Verrichtungen und namentlich bei häufiger Abwesenheit vom Dorfe ohnehin nicht im Stande sein wird, die Fütterung der Kuh während des Winter auch das Milchen u.s.w. zu besorgen.<br />
Ferner ist das Futter aus ihrer Dienstwiese schlecht und ungenügend und kann damit keine Kuh ausgefuttert werden. Die Wiese liegt auf dem Finkenhäger Felde. Die Dorfschaft fährt das Heu an und ist der Ertrag kaum ein Fuder ((= eine Wagenladung)). Nur einen Einschnitt gestattet die Wiese. Jetzt hält sich die Hebamme eine Ziege und zu deren Ausfutterung verwendet sie das Heu.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Bis dahin hat die Hebamme niemals eine Kuh gehalten. Die Schwierigkeiten, welche damit verbunden, haben sie wohl veranlaßt davon abzusehen, auch mag sie den theuren Ankauf einer Kuh scheuen. Von einer Geldvergütung ist niemals die Rede gewesen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich bin nun mit den Hauswirthen und Erbpächtern zusammengetreten, und wir haben die Sache in Ueberlegung gezogen. Sie sämmtlich sind geneigt, der Hebamme eine jährliche Zahlung zu machen. Eine Geldvergütung von 12 Schilling scheint ihnen aber genügend und hiergegen läßt sich nichts erinnern. Mag die Hebamme an und für sich unter günstigen Umständen die Nutzung einer Kuh auf 40 Schilling berechnen, so muß sie doch andererseits in Rechnung bringen, was ihr die Kuhhaltung kosten wird. Ein Fuder Heu muß sie sich wenigstens ankaufen und hierfür beträgt der Preis 18 Schilling. Rechnet man nur die Haltung eines Dienstboten oder doch eine täglichen Arbeiters hinzu, so schwindet der wirkliche Nutzen der Kuh bis auf ein Geringes, wenn auch überall nicht der Capitalaufwand in Betracht gezogen werden soll, den der Ankauf der Kuh erfordert.''</span><br />
<br />
Daraufhin gab die Cammer dem Amt die Anweisung, die Angelegenheit mit den Beteiligten entsprechend zu einem Abschluss zu bringen.<br />
<br />
Allerdings war die Zustimmung der Bauern zu dem Beschluss nicht ganz so uneingeschränkt, wie Schulze Heydtmann das zu Protokolle gegeben hatte. Am 24. April 1871 wandten sich die Erbpächter Alert, Winter &bdquo;und Genossen&ldquo; an die hohe Cammer in Schwerin, mit einer Beschwerde, dass die Hebamme keinerlei Anspruch auf eine solche Vergütung habe: Zum einen würden sie die Bedürftigkeit nicht anerkennen, schließlich hätte die Vorgängerin diese auch nicht gestellt, zum anderen legten ihnen ihre Verträge eine solche Verpflichtung nicht auf und ein Gewohnheitsrecht existierte ebenfalls nicht. <span style="color:#006600">''Da wir nun wegen der bekannten höchst ungünstigen Zeitverhältnisse nicht in der Lage sind, noch weitere drückende Abgabe auf unsere Grundstücke zu übernehmen, so sehen wir uns in die dringende Nothwendigkeit versetzt, den Schutz der Hohen Cammer anzurufen und bitten ehrerbietigst gehorsamst, hohe Großherzogliche Cammer wolle geneigtest die von uns zur Beschwerde gezogene Verfügung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel wieder aufheben.''</span><br />
<br />
Von der Cammer kam nur die lapidare Antwort, man sei nicht mehr zuständig, seit die revidierte Gemeindeordnung von 1869 im Herbst 1870 in Mönchhagen eingeführt sei.<br />
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Das Ministerium des Innern beabsichtigte aber wohl, die Verfügung vom Amt wieder aufzuheben.<br />
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[Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12039]<br />
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====Hebamme Peters====<br />
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Im November 1883 beschließt die Gemeindeversammlung in Mönchhagen: <span style="color:#006600">''Da nach dem Ableben der Hebamme Jeß sich die Anstellung einer neuen geeigneten Persönlichkeit vernotwendigt, so hat die Ehefrau des Rademachers Peters hieselbst sich erboten, einen Cursus in der Hebammenanstalt zu Rostock auf ihre Kosten durchzumachen, wenn die Gemeinde sich verpflichtet, sie als Hebamme anzunehmen und ihr als Einkommen zu ihrer Nutzung den Hebammenacker, das übliche Holz und die Wiese bei Benkenhagen überlassen will. Auf die Wohnung will sie solange verzichten, als sie und ihr Mann in Besitz ihrer Häuslerei verbleiben. Die Gemeinde ist mit diesem Vorschlage der Peter einverstanden.''</span><br />
<br />
Die erwähnte Wohnung ist eine extra für die Hebamme vorgesehene Wohnung, die sich im Armenkaten befand, einem Gebäude, das der Gemeinde gehörte und in dem Einwohner untergebracht waren, die auf Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen waren.<br />
<br />
Im Januar 1885 kam dann der Vertrag zwischen Bertha Peters und der Gemeinde zustande. Neben einer Gebühr für die einzelnen Geburten gewährte die Gemeinde ihr die Nutzung des Hebammenackers (dieser lag in der Nähe der Schule, die wiederum die heutige Kita ist), 8 Raummeter Feuerholz <span style="color:#006600">''pro anno nebst freier Anfuhr''</span> (was bedeutete, dass die Bauern ihr das Holz nach Hause fahren mussten) und die Nutzung einer Wiese. Da diese aber noch verpachtet war, sollte Frau Peters bis Ablauf der Verpachtung die Pacht von 31 Mark erhalten. Sobald sie Wiese selbst nutzen würde, würde ihr das gewonnene Heu ebenfalls frei angefahren werden. Da sie die Hebammenwohnung nicht beziehen würde, sollte sie 30 Mark pro Jahr als Entschädigung erhalten.<br />
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Mitunter schlossen sich mehrere Gemeinden zusammen und beschäftigten gemeinsam eine Hebamme. Im November 1885 erklärte die Gemeindeversammlung Mönchhagen sich damit einverstanden, daß die Ortschaften Häschendorf und Volkenshagen in den hiesigen Hebammenverband aufgenommen werden, unter der Bedingung, <span style="color:#006600">''daß diese Örter nach Seelenzahl zu den Leistungen beitragen, zu welcher die hiesige Gemeinde gegen die Hebamme verpflichtet ist.''</span>In der Sitzung im Dezember wird festgelegt, dass Mönchhagen 52,1 %, Häschendorf 13,9 % und Volkenshagen 34 % zu zahlen haben.<br />
<br />
In derselben Sitzung wird <span style="color:#006600">''die Zahlung von 45 M, welche die Hebamme Peters für Geräte, Lehrbuch, Tasche gezahlt hat, abgelehnt, weil die Hebamme die Geräte auch außerhalb ihres pflichtmäßigen Berufskreises gebrauchen wird.''</span> Einen Monat später wird die Ablehnung teilweise zurückgenommen, denn es heißt: <span style="color:#006600">''Es wird weiter beschlossen, für den Fall, daß die obengenannten Ortschaften dem hiesigen Hebammenbezirk beitreten, der Hebamme Peters zu den 45 M, welche die Geräte kosten, 30 M beizusteuern.''</span> Die noch verbleibenden 15 Mark war man offenbar bereit zu zahlen.<br />
<br />
Die Vereinbarung mit den Dörfern Volkenshagen und Häschendorf ist aber wohl nicht zustandegekommen, denn im Oktober 1886 heißt es: <span style="color:#006600">''Die Hebamme Peters hat ohne Zustimmung der Gemeinde die Ortschaft Volkenshagen übernommen, um dort die Funktion der Hebamme auszuüben.''</span> Das wäre ja kein Problem gewesen, wenn die beiden Gemeinden sich über die Beschäftigung einer gemeinsamen Hebamme geeinigt hätten. Weiter heißt es: <span style="color:#006600">''Sie bekommt dafür außer den Hebungen für die einzelnen Geburten ein Fixum von 60 M. Die Gemeinde Mönckhagen muß der Hebamme circa 160 M in Bar und Naturalien geben. Es wird beschlossen, der Hebamme von den 160 M jährlich 50 M abzuziehen und ihr aufzugeben, wenn im Orte Geburten in naher Aussicht stehen, den Ort nicht zu verlassen. In Wegfall soll die Wohnungsmiete und das Holz kommen. Läßt die Hebamme Peters den Contract mit Volkenshagen, behält sie ihre volle bisherige Einnahme.''</span> Die Miete der Wohnung von 30 Mark bekam Frau Peters ja als Entschädigung, da sie die Hebammenwohnung nicht nutzte. Damit muss das jährlich gelieferte Holz 20 Mark wert gewesen sein.<br />
<br />
Es gab dann offenbar noch einiges Hin und Her, wozu aus den Versammlungsprotokollen leider keine Details hervorgehen – nur, dass der Vertrag von Frau Peters mit Volkenshagen zunächst gar nicht anerkannt werden sollte und dass auch das Kloster zum Heiligen Kreuz als Eigentümer von Volkenshagen involviert war. Für das Jahr 1887 erhielt Frau Peters dann die Erlaubnis den Hebammenberuf in Volkenshagen auszuüben.<br />
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===Krankenhauskosten===<br />
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Im Stadtarchiv Rostock sind Akten aus dem Stadt-Krankenhaus Rostock aus dem 19. Jh. archiviert. Es gab damals seit 1865 einen Vertrag „wegen Mitbenutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen“. Auch Mönchhagen lag auf Domanialgebiet und kranke Mönchhäger konnten sich im Rostocker Stadtkrankenhaus behandeln lassen.<br />
<br />
Die Kosten für Arme übernahm dabei die Gemeinde. Diese beantragte dann auch die Aufnahme ins Krankenhaus. So heißt es in einem Schreiben vom 14. August 1892: <span style="color:#006600">''Der unterzeichnete Gemeindevorstand bittet um Aufnahme des Knaben Karl Pingel von hier in das Rostocker Stadtkrankenhaus''</span>. Karl Pingel war zu diesem Zeitpunkt erst 4 Jahre alt und hatte sich das Bein gebrochen. Sein Vater war Arbeitsmann. Die Stadt-Krankenhaus Direction bescheinigt die Aufnahme des Knaben <span style="color:#006600">''in das Stadtkrankenhaus hieselbst zur Behandlung nach Maßgabe des Vertrags wegen Mitbnutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen''</span> und zwar <span style="color:#006600">''für Rechnung der Gemeinde Mönchhagen resp. des Großherzogl. Amts Toitenwinkel''</span>. Normalerweise hätte es dazu offenbar einer ärztliche Überweisung bedurft, denn es heißt weiter: <span style="color:#006600">''Die Aufnahme ist erfolgt in Ermangelung eines ärztlichen Attestes mit Genehmigung des zuständigen Stadtkrankenhausarztes''</span>. Was nicht verwundert, wenn ein kleines Kind einen solchen Unfall hat. Am 20. September wurde Carl Pingel als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Die Krankenhausakte nennt den 20. September 1887 als Carl Pingels Geburtstag, das Volkenshägener Kirchenbuch jedoch den 22. September. In jedem Fall dürfte es das schönste Geburtstagsgeschenk seines Lebens gewesen sein, wieder nach Hause zu können.<br />
<br />
Die Rechnung belief sich auf 72 Mark 48 Pf. Davon entfielen 3 Mark 40 Pf auf Aether, Gyps- und Flanellbinden und 30 Mark 40 Pf auf die Verpflegung während der 35 Tage Krankenhausaufenthalt. Den größten Posten nahmen die Kosten für eine Wärterin ein, die sich während 14 Tagen um den Jungen gekümmert hat: Sie erhielt 16 Mark 18 Pf für ihre Arbeit und 22 Mark 50 Pf für ihre Verpflegung.<br />
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====Schnürstiefel nur für Selbstzahler====<br />
<br />
Als am 25. Juli 1892 die 28jährige Marie Meuser mit einem Beinbruch eingeliefert wurde, musste ihr Vater, der Büdner Johann Meuser, 15 Mark hinterlegen. Das reichte für die Verpflegung bis einschließlich 3. August. Die Anlage zu den Kosten für Medikamente fehlt leider. Direkt im Anschluss beantragte der Gemeindevorstand von Mönckhagen wiederum die Aufnahme von Marie Meuser ins Stadtkrankenhaus. Die Patientin hat die Klinik allerdings gar nicht verlassen, sondern die Gemeinde hat ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der Armenfürsorge die Kosten übernommen. Die Gemeinde musste jedoch nur einen abgeminderten Satz zahlen. Für diese weiteren 25 Tage ist die Medikamenten-Rechnung vorhanden:<br />
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*50 Pf für Äther und Chloroform<br />
*80 Pf für Cambricbinden<br />
*2 Mark für Gypsbinden<br />
*4 Mark für Flanellbinden <br />
*50 Pf für Watte<br />
*6 Mark 25 Pf für 25maliges Massieren.<br />
<br />
Marie Meuser wurde am 28. August als geheilt entlassen, dennoch scheint der Bruch nicht vollständig verheilt gewesen zu sein, denn der Assistenzarzt Dr. Borck bescheinigte, dass „das Mädchen Marie Meuser nothwendig eines Schnürstiefels''</span> bedurfte. Das Krankenhaus wandte sich daher <span style="color:#006600">''ergebenst''</span> an das Domanialamt Toitenwinkel, <span style="color:#006600">''ob wir einen solchen Stiefel auf dortseitige Rechnung anfertigen lassen können.“ Das Amt antwortete 3 Tage später (ebenfalls ergebenst), dass die Gemeinde Mönchhagen die Kosten nicht übernimmt, da <span style="color:#006600">''die genannte Person solche Kosten selbst tragen könne''</span>.<br />
<br />
Da Johann Meuser damals Büdnerdeputierter in der Gemeindeversammlung war, ist zu vermuten, dass er tatsächlich nicht zu ärmeren Büdnern gehörte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
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====Der Armenkaten====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. Mitglieder der Gemeindeversammlung waren die 15 Erbpächter (die größeren Bauern), sowie zwei Vertreter der Büdner, ein Vertreter der Häusler und der Lehrer. <br />
<br />
Verloren Einwohner ihr Dach über dem Kopf, konnten sie im Armenkaten untergebracht werden. Dies Gebäude steht heute noch, es ist das inzwischen private Wohnhaus gegenüber dem Kindergarten. Man stellte einen Antrag und wenn Platz war, bekam man von der Gemeinde dort Wohnraum zugewiesen. <br />
<span style="color:#006600">''18. Juni 1877: Es wird beschlossen, dem Kathenmann Albrecht im Kathen des Schulzen Heydtmann die freiwerdende Wohnung im Armenkathen für 60 M pro anno Miethe zu überlassen. Zu der Wohnung gehören einige 30 Quadratruthen Acker, welche in dem Miethpreise inbegriffen.''</span><br />
<br />
Für den Erhalt des Gebäudes sowie des zugehörigen Stalles war die Gemeinde zuständig:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. März 1877: Es vernothwendigt sich am hiesigen Armenkaten der Bau eines festen Stalles. Der Gemeinde-Vorstand wird demgemäß ermächtigt, in dieser Sache die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Der Stall soll 30 Fuß lang und 10 Fuß breit erbaut werden, mit tannenem Holzverband und in Fachwerk. Das Dach wird aus Dachpappe bestehen.''</span> <br />
<br />
Hatte man eine Wohnung im Armenkaten, konnte man dann allerdings nicht tun, was man wollte, bspw. nicht einfach Familienangehörige aufnehmen.<br />
<span style="color:#006600">''18. Oktober 1880: Die unbegebene Marie Schumann liegt seit längerer Zeit bei ihrer Mutter im Armenhause und ist dienstlos. Es wird beschlossen, dieselbe bei den Erbpächtern in der Weise unterzubringen, daß sie bei ihnen der Reihe nach je einen Tag u. Nacht bleibt und für ihre Kost arbeitet. Wer sie die Nacht nicht behalten will, hat für Unterkommen zu sorgen.''</span><br />
<br />
Das war für Marie Schumann sicher keine optimale Lösung, aber immerhin hatte sie jede Nacht ein Bett und die Erbpächter mussten auch soziale Verantwortung übernehmen.<br />
<br />
====Die Armenkasse====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. <br />
<br />
Die Gemeinde hatte zwei Kassen, neben der Gemeindekasse auch die Armenkasse. Jedes Jahr gab es eine Kassenprüfung, aus diesen geht hervor, dass Einnahmen wie Ausgaben zwischen mehreren hundert und knapp über tausend Reichsmark betrugen. Leider werden in den Protokollen zur Kassenprüfung die Einnahmen und Ausgaben nicht einzeln aufgeführt. Die Mitglieder der Gemeindeversammlung mussten jedes Mal, wenn sie „ohne genügende Entschuldigung“ fehlten, 1 Mark in die Armenkasse zahlen. Die Haupteinnahmequelle werden aber die o. g. Abgaben gewesen sein. Die Ausgaben umfassten die Unterstützung für Arme und Kranke – oft waren dies Witwen und Waisen. In einem Fall bat auch eine Einwohnerin um Unterstützung, deren Mann im Gefängnis saß. Die Unterstützung konnte in Geld, aber auch in Naturalien bewilligt werden.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''9. März 1876:<br />
Die Dorfversammlung beschloß, der Witwe Ehlers zum 12. d. Mts. wöchentlich 2 Mark bis auf weiteres zu bewilligen. Mit der Frühjahrsbestellung soll ihr ein Garten zur Ausnutzung überwiesen werden u. soll, sobald der Nutzen aus demselben zu prüfen ist, die Beihülfe von 2 Mark gegen eine kleinere wegfallen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''25. April 1883<br />
Die Tagelöhnerfrau Bußlap, deren Mann zur Zeit eine 6 monatliche Gefängnißstrafe verbüßt, hat um Unterstützung für sich und ihre Kinder nachgesucht.<br />
<br />
Es wird beschlossen, der Antragstellerin wöchentlich vorläufig 1 Mark zu bewilligen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''24. April 1894<br />
Was den 2. Punkt der Tagesordnung anbetrifft, so wird beschlossen, daß der Witwe Peters für jede 14 Tage ein Scheffel Roggenmehl bis zur Ernte d. J. und einstweilen 4 Tonnen Kartoffeln bewilligt wird.''</span> (1 Tonne waren 145 kg).<br />
<br />
====Der Unterstützungswohnsitz====<br />
<br />
Um bei der Gemeinde eine Armen-Unterstützung beantragen zu können, musste man einen Unterstützungswohnsitz am Ort haben – diesen erlangte man durch Abstammung oder Heirat (d.h., Kinder erhielten den Unterstützungswohnsitz des Vaters, Frauen den des Ehemannes) oder durch Aufenthalt (wenn man 2 Jahre, ab 1908 1 Jahr, am Ort gewohnt hatte). Darauf achteten die Gemeinden, denn natürlich wollte keine Geld ausgeben, wie aus den Gemeindeprotokollen hervorgeht.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. Juni 1877<br />
Die Witwe Schomann hat um Unterstützung angehalten. Das Gesuch wird abgelehnt, weil die Bittstellerin hier noch keinen Unterstützungswohnsitz genommen hat.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''1. Februar 1888<br />
Da es wiederholt vorgekommen ist, daß von hiesigen Dienstherren Knechte höheren Alters und verheirathet in Dienst genommen sind, welche hier Unterstützungswohnsitz genommen haben und teils der Ortsarmenkasse zur Last gefallen sind, so wird beschlossen, daß die Dienstherren in Zukunft gehalten sein sollen, darauf zu achten, daß die genannten Dienstboten durch einen zweijährigen Aufenthalt hier keinen Unterstützungswohnsitz gewinnen. <br />
<br />
Außerdem soll es fortan den Besitzern von Miethswohnungen untersagt sein, Wittwen mit Kindern aus fremden Ortschaften in Wohnung zu nehmen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''29. Oktober 1891<br />
Anfrage der Gutsherrschaft zu Eikelberg bei Blankenberg über den Unterstützungswohnsitz des Arbeiters Friedrich Peters, wohnhaft zu Eikelberg.<br />
Die Versammlung [...] erkennt an, daß dersl. Peters seinen Unterstützungswohnsitz in Mönkhagen hat. [...] Es soll über die Vermögensverhältnisse des Peters Erkundigung eingezogen werden und falls sich eine jetzige Unterstützungsbedürftigkeit desselben herausstellt, soll derselbe sammt seiner Familie nach Mönkhagen gebracht und hieselbst untergebracht werden.<br />
Eine Unterstützung für den g. Peters nach seinem jetzigen Wohnort zu zahlen, wird von der Versammlung abgelehnt.''</span><br />
<br />
====Waisenkinder im Mönchhagen des 19. Jahrhunderts====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfebedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, darüber geben die Aufzeichnungen aus Mönchhagen Aufschluss, die ab 1870 erhalten sind. Die Verhandlungen um Anna und Line, den Töchtern des am 13.6.1880 an Schwindsucht verstorbenen Tagelöhners Johann Joachim Dethloff, liefern einen Einblick in die Härten der damaligen Zeit. Anna war erst 6 Jahre alt, als ihr Vater starb, Line 2 Jahre jünger. Die Mutter Marie, eine geb. Harder, war bereits Ende 1877 verstorben mit nur 24 Jahren, ebenfalls an Schwindsucht. Nur 7 Wochen nach Maries Beerdigung heiratete Dethloff Friederike. <br />
<br />
Vor diesem Hintergrund findet man am 15. 9. 1880 einen Eintrag im Gemeindebuch:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann wird beauftragt, beim Amte Erkundigung einzuziehen, ob die Witwe Dethloff die Kinder überall abgeben kann oder ob sie dieselben behalten muß.<br />
<br />
Für den Fall, daß die Kinder von der Gemeinde übernommen werden müssen, soll Erkundigung eingezogen werden, wo sie am billigsten unterzubringen sind. Der Kathenmann Harder hat sich erboten, die beiden Kinder für 84 M resp. 72 M pro anno zu übernehmen.''</span><br />
Offenbar wollte Friederike ihre Stieftöchter nicht behalten. Der Kathenmann Harder könnte der Großvater mütterlicherseits der beiden Mädchen, Carl Harder, gewesen sein. Maries vier Brüder kommen mit damals 18, 21, 23 und 24 Jahren eher nicht in Betracht. Harders bewohnten einen Katen auf Gehöft Nr. 2 – dies befand sich am Westende des Dorfes als vorletztes Gehöft. Für die Verwandtschaft zwischen Harder und den Waisen spricht der Eintrag vom 18. 10. 1880:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''[...]diese Nachfrage aber ergeben hat, daß Harder weit weniger fordert, als anderswo gefordert wird. Auch übernimmt derselbe die Kleidung der Kinder für das genannte Kostgeld mit.<br />
<br />
Die Ausgaben fielen erst im Herbst 1883 an, bis dahin reichte das Erbe der Kinder für deren Unterhalt. Im Februar 1889 beantragte Harder eine Beihülfe zweckes Einkleidung seiner Pflegetochter Anna Dethloff zur Confirmation. Die Gemeindeversammlung beschloss, dass er eine Beihülfe zu obigem Zwecke von 15 M aus der Gemeindekasse erhalten solle.''</span><br />
<br />
Die Konfirmation fand lt. Kirchenbuch am Palmsonntag, dem 14. April 1889 statt. Die Schwester Line wurde zwei Jahre später konfirmiert, dazu beantragte Harder jedoch keine weitere Hilfe.<br />
<br />
====Vier uneheliche Kinder waren zu viel ...====<br />
<br />
Gegenstand der Gemeindeversammlung von Mönchhagen im 19. Jh. war auch die Versorgung unehelicher Kinder. <br />
Die ''unbegebene'' (d. h. unverheiratete) Henriette Holz brachte Anfang 1877 ein Kind zur Welt, über dessen Unterbringung die Gemeindeversammlung am 19. Febr. 1877 verhandelte. Henriette wohnte bei ihrem Stiefvater, dem Katenmann Rinow, der für den Unterhalt des Kindes von der Gemeinde 195 Mark pro Jahr forderte. Der Tagelöhner Klünner aus Häschendorf jedoch wollte Henriette in Dienst nehmen und das Kind alimentieren für 30 Mark und ein Fass Leinsamensaat im Jahr. Sollte das Kind nicht älter als 5 Wochen werden, bekäme Henriette sogar 48 Mark. Zum Vormund des Kindes wurde Erbpächter Saß erwählt. Diese Muster findet man öfter – der Vormund eines unehelichen Kindes wurde einer der Erbpächter, aufgenommen gegen Kostgeld hat es ein Katenmann oder ein Häusler.<br />
<br />
Das Kind kam 1879 für nur 96 Mark jährlich doch zu seinem Stiefgroßvater Rinow und bekam im Frühjahr 1879 ein ebenfalls uneheliches Geschwisterchen. Das jüngere Kind wurde für 135 Mark beim Häusler Suhrbier untergebracht. Am 29. Nov. 1879 beschloss die Gemeindeversammlung aber, dass Henriette 60 Mark davon selbst zu zahlen habe. Ihr damaliger ''Brotherr'' Erbpächter Schulze solle diese Summe vom Lohn einbehalten. Schulze war auch der Vormund des jüngeren Kindes.<br />
<br />
Auch damals schon hat man versucht, die Väter zur Verantwortung zu ziehen. So beantragte Schulze 1882 die Erstattung der Anwaltskosten, <span style="color:#006600">''welche ihm aus der Klage gegen den Milchfahrer Fritz Waack zu Dalwitzhof wegen Alimente für das uneheliche Kind der Henriette Holz erwachsen sind.''</span><br />
<br />
Es blieb nicht bei diesen beiden Kindern, und die Geduld der Gemeindeversammlung erschöpfte sich. Am 26. Nov. 1883 beschloss sie, als die 4. Geburt bevorstand:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wenn die Henriette Holz die Gemeinde um Unterstützung angeht, so soll das Kind, wenn es lebt, untergebracht, die Holz aber, da sie in einem Zeitraume von 7 Jahren zum 4ten Male unehelich geboren hat, wegen ihres leichtsinnigen, unsittlichen Lebenswandels in das Landarbeiterhaus nach Güstrow geschickt werden.''</span><br />
<br />
===Zusammenstellung der in Mönckhagen nach der Steuerliste für 1904/5 zu zahlenden Gewerbesteuer===<br />
<br />
*Schuhmacher Röpcke (Einlieger) 1 M<br />
*Büdner Nr. 3, Schmied Leverenz 12 M<br />
*Einlieger, Stellmacher Hallier 6 M<br />
*Büdner Nr. 7, Gastwirt Schmieter 15 M<br />
*Häusler Nr. 4, Gastwirt und Dampfdreschmaschinenbesitzer 27 M (15 M + 12 M)<br />
*Häusler Nr. 5, Krämer Loheit 5 M<br />
*Häusler Nr. 9, Schmied Busch 12 M<br />
*Häusler Nr. 11, Müller und Bäcker Beckmann 35 M<br />
*Häusler Nr. 12, Schuster Mahncke 3 M<br />
*Häusler Nr. 14, Schneider Behrens 6 M<br />
<br />
===Hand- und Spanndienste sowie Sachleistungen===<br />
'''Als Naturallieferungen''' <br />
<br />
mussten die Erbpächter (mit Ausnahme der Hufen Nr. IV und XIV) das Material zur Erhaltung und Erneuerung der Dächer des Schulgehöftes liefern.<br />
<br />
'''Die Spann- und Handdienste''' <br />
<br />
mussten von den Erbpächtern zu gleichen Anteilen entgeltlos geleistet werden, die übrigen Einwohner wurden nicht herangezogen. Die Besitzer der Erbpachthufen No. 4 und 14 waren frei von Diensten, mussten statt dessen aber die Schulstellen-Wiese bestellen.<br />
<br />
Anstatt der Handdienste für den Bau des Armenkatens zahlte die Gemeindekasse an angenommene Arbeiter den Lohn.<br />
<br />
Für Arbeiten zur Wegebesserungen waren (abgesehen von der besonders geregelten Erhaltung des Steindammes der Dorfstraße) die Erbpächter nach örtlich verteilten Strecken verantwortlich. Die Hufe No. IV war wiederum ausgenommen, während Hufe No. XIV den Teil des alten Landweges von Rostock nach Ribnitz zu erhalten hatte, welcher zwischen der Feldmark Kl. Kussewitz und dem Hauptwege von Mönkhagen nach Volkenshagen lag.<br />
<br />
Die Inhaber der 2. Lehrerstelle (also der Hilfs- oder Junglehrer) wurden auf Rechnung der Gemeindekasse angeholt, während zur Anholung der Inhaber der Familienschulstelle die Erbpächter (wieder mit Ausnahme der Hufen No. IV und XIV) verpflichtet waren. (Nach seiner Ausbildung am Seminar bekam ein Lehrer erst eine Anstellung als unverheirateter Junglehrer; erst danach hatte er Aussicht auf eine Familienschulstelle mit ausreichend Wohnraum und Land zur Ernährung einer Familie – die er dann auch zu gründen hatte.)<br />
<br />
Die Hand- und Spanndienste bei den Schulbauten sowie auch das Besorgen des Feuerholzes für die Schulen hatten die Erbpächter mit Ausnahme der Besitzer der Hufen No IV und XIV zu leisten. Auch das Reinigen der Schulstube scheint bis 1901 zu den Handdiensten gehört zu haben. Denn als im Mai 1901 darüber diskutiert wurde, eine Reinigungskraft für die Schule zu bezahlen und 20&ndash;30 Mark dafür aus der Gemeindekasse zu bewilligen, protestierten die ''Büdnerdeputierten Meuser und Rath dagegen, daß dieser Betrag aus der Gemeindekasse gezahlt werde. Sie begründen ihren Protest damit, daß das Reinigen u. Aufwaschen der Schulstube zu den sogenannten Handdiensten gehöre.''<br />
<br />
''' Die Hand- und Spanndienste beim Transport und der Bedienung der Spritze:'''<br />
<br />
a) Die Hufen No. VI, X und XV stellten die Gespanne für die Feuerspritze, im Ausgleich waren diese Hufen für jede vierte Fuhre der Spritze von einer Holzfuhre für den Armenkaten befreit. Die Besitzer der Hufen No. IV, XII und XIV waren von Spanndiensten befreit. Die übrigen zehn Hufen hatten die Gespanne zu den Wasser- und Mannschaftswagen zu stellen und zwar je 2 Wasser- und Mannschaftswagen zu fahren sind. Den Anfang machten die Fuhrpflichtigen, die am West- und Ostende der Dorfstraße wohnen, d.h., Erbpächter der Hufen Nr. I und 2 fahren einen Wasser- bzw. Mannschaftswagen, desgleichen Nr. 11 und 9; und bei den folgenden Bränden der Reihe nach weiter.<br />
<br />
b.) Die Bedienung der Spritze übernehmen die Besitzer der 12 Erbpachthufen Nr. I, II, III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XIII und XVI; dabei musste jeder Hof einen Mann stellen. Die Hufe Nr. XV übernahm das Ansagen der Feuersbrunst. <br />
Diese Handdienste wurden pro Mann und Stunde mit je 30 Pfg aus der Gemeindekasse entschädigt werden, gerechnet vom Zeitpunkt des Ausrückens bis zur Rückkehr.<br />
<br />
== Die Reinigung der Schulstube als Spiegel der Inflation ==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein.<br />
<br />
1920 war Frau Sophie Buhk für das Reinigen zuständig und erhielt eine Lohnerhöhung um 50 M auf dann 150 M, wofür sie etwa jeden Monat 5 Brote kaufen konnte. Ein Jahr später waren es bereits 200 M, dennoch hätte sie nicht mehr jede Woche 1 Brot kaufen können. Ab Oktober 1922 spürt man dann die Inflationsjahre richtig deutlich: Frau Buhk bekommt jetzt 450 M fürs Reinigen (was im Dezember knapp für 3 Brote gereicht hätte), im August 1923 bereits 1000 M – angesichts der etwa 60 000 M, die ein Brot kostete, jedoch ein Witz. <br />
<br />
Im Oktober 1923 hat Frau Hensel die Stelle inne und sie bekommt ihren Lohn nicht mehr in Mark, sondern in Höhe des Backgeldes für ein Brot wöchentlich wie es der Bäcker für das von der Kornstelle überwiesene Brotmehl nimmt, was zunächst 2 Mrd Mark pro Woche entsprach, Mitte November 1923 kostete ein Brot dann schon 200 Mrd. Mark. Zusätzlich erhielt sie ein Stück Ackerland am Mühlenweg (wahrscheinlich nur zur Nutzung) und 4 Meter Stöckerholz frei angeliefert. <br />
<br />
Am 15. November 1923 war die Währungsreform und der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube liegt ab 1924 wieder in einer normalen Höhe von 90 M – wobei die 4 Meter Stöckerholz Bestandteil der Bezahlung blieben.<br />
<br />
==Schule und Schulanbau==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute (Tagelöhner) die Schule, die bis dahin den Bauernkinder vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Der flachere Teil der ehemaligen Mönchhäger Schule (heute Kindergarten), welcher mit dem Giebel zur Straße steht, war früher einmal ein Fachwerkhaus und stammt wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der jeweilige Dorflehrer besaß früher eine Scheune, die noch nach 1950 existierte, und das Land im Kegel (heute Sportplatz) gehörte ihm bis 1929.<br />
<br />
Am 6. 2. 1903 wurde der Bauauftrag für den großen Schulanbau vergeben. Auch damals gab es schon Fördermittel &ndash; am 27. Juni 1902 schreibt das Großherzogliche Finanzministerium im Auftrage des Großherzogs an den Gemeinde-Vorstand: <span style="color:#006600">''Wir wollen der Gemeinde Mönchhagen auf ihre durch das Amt Toitenwinkel zu Rostock unterm 14. März d. J. vorgetragene Bitte eine Beihülfe von 3000 M zu den Kosten des Umbaues am dortigen Schulhause hiermit in Gnaden bewilligen.''</span><br />
<br />
Folgende Angebote lagen für diesen Bau vor:<br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9000,50 Mark,<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7000 Mark,<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8415 Mark,<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8497,17 Mark,<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10_788,33 Mark,<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8809,04 Mark,<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8671,40 Mark,<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8366 Mark.<br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen Wilbrandt wegen des Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8225 Mark zu vergeben. Würde er ablehnen, sollte Glawe den Auftrag für 8400 Mark haben; würde auch er auch ablehnen, sollte Müller den Bau machen. Lange lehnte jedoch nicht ab und erhielt am 26. 2. 1903 den Auftrag für 8225 Mark zu folgenden Zahlungsbedingungen:<br />
<br />
*Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3,<br />
*nach Baubeendigung 1/3,<br />
*nach Bauabnahme 1/3 der Summe.<br />
<br />
Vom letzten Drittel behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte den Betrag auf ein Bankkonto ein und gab Lange das Geld 1905.<br />
<br />
1911 wurde die Schule endgültig fertig und Lange erweiterte die Sägerei seines Bauunternehmens (Oberdorf Nr. 1 und 2).<br />
<br />
Durch den Schulanbau, der ja wegen allgemeiner Schulpflicht und damit größerer Schülerzahlen notwendig geworden war, war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm gerade die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen.<br />
<br />
Folgende Lehrer sind bekannt:<br />
<br />
*Olerich 1762 bis 1783,<br />
*Peter Möller 1784 bis 1791,<br />
*Gottfried Müller 1824 bis 1859 (sein erster Sohn ertrank im Mühlenteich, der zweite war als Matrose in Amerika verschollen),<br />
*F. J. C. Weyl 1859 bis 1869,<br />
*Ludwig Johann Ruhsdorf 1869 bis ? (Er war vorher Küster in Retgendorf.)<br />
*Freitag.<br />
<br />
1908 wurde der Antrag abgelehnt, die Häschendorfer Kinder nach Mönchhagen zur Schule schicken zu dürfen, da die Mönchhäger Schule bereits 90 Schüler und nur einen Lehrer, Burmeister, hatte. Ein Lehrer Burmeister wird in den Gemeindeakten noch 1923 aufgeführt. Nach ihm war Utermarck Lehrer.<br />
<br />
===Der Schulacker===<br />
Zur Schule gehörte Ackerland, dieses befand sich dort, wo heute der Sportplatz ist und der so genannte Kegel. Der Lehrer ackerte nicht selbst, ihm standen aber die Einnahmen zu. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet.<br />
<br />
==Die Post==<br />
<br />
===Die Postagentur===<br />
Laut dem Meckl.-Schwerinschen Staatskalender hatte Mönchhagen seit Beginn des 20. Jhdts. eine Postagentur (nach den Postämtern 1. bis 3. Klasse eine kleinere Poststelle). Ein Postamt 3. Klasse wurde im Staatskalender von 1883 für Rövershagen und für Bentwisch aufgeführt, mit Telegraphenanstalten, die von 9 bis 12 und von 14 bis 19 Uhr geöffnet waren.<br />
<br />
Die Mönchhäger Postagentur befand sich in der Häuslerei 14, dem Gebäude, in dem später auch der Sattler Malchow wohnte. Es steht heute noch und liegt an der B 105 ein Stück nördlich des Bahnhofs, neben dem Miethaus, das früher der Bahn gehörte. Als Postagentur wurden die Veranda und eines der vorderen Zimmer der Häuslerei 14 genutzt. 1905 werden im Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin als Postagent Hermann Behrens genannt, sowie die Landbriefträger Johann Crull und Rudolf Kloock. 1909 gab es hier lt. dem Staatskalender von 1910 den Postagenten Hermann Behrens sowie 2 Postboten, 1913 wird neben dem Postagenten Behrens ein namenloser Postbote und der Landbriefträger August Ramm aufgeführt. In der Volkszählung von 1900 wird Hermann Behrens als Schneidermeister genannt, das deutet schon darauf hin, dass ein Postagent nur nebenberuflich für die Post gearbeitet hat. Einer der Briefträger war 1900 Johann Crull, der zweite hieß Friedrich Lankowsky, beide wohnten zur Miete bei Behrens. <br />
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<gallery mode=packed heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen_poststempel_1899.jpeg|in Mönchhagen abgestempelte Postkarte vom 29. März 1899. Der Absender wohnte in Volkenshagen. <br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900 sammlung schmidt.JPG|Die kaiserliche Postagentur in Mönchhagen um 1900. Da die Bäume vor dem Haus noch nicht stehen, muss das Foto älter sein als das nachfolgende. Denn heute stehen die Bäume immer noch, sind also nicht gefällt worden. Bild: Sammlung V. Schmidt<br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900.jpeg|Die Mönchhäger Postagentur in der Häuslerei 14 an der B105, kurz vor dem Bahnhof in Mönchhagen; um 1900. ''Foto: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. Aufnahme von 2016. ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
In der Volkszählung gehen die Bezeichnungen Landbriefträger und Postbote ein bisschen durcheinander, bei mindestens einem dürfte es sich jedoch um einen Landbriefträger gehandelt haben – diese transportierten die Post per Kutsche zwischen auf die umliegenden Dörfer ohne eigene Poststelle und nicht nur innerhalb der Gemeinde, wie die Postboten. Da zu dieser Zeit bereits eine Bahnanbindung existierte, musste die Post vom Bahnhof Mönchhagen bspw. nach Volkenshagen oder Kussewitz gebracht werden. Der Landbriefträger nahm ab 1880 auch Reisende in seiner Kutsche mit. Den Wagen stellte die Post, die Pferde dem Briefträger; allerdings bekam er ggf. ein zinsfreies Darlehen zur Anschaffung der Tiere. Er bekam für Unterhalt und Pflege der Pferde 7 Arbeitsstunden wöchentlich bezahlt. Wollte man mitfahren, musste man sich beim Landbriefträger melden, der entschied, ob man mitreisen durfte oder nicht (weil die Kutsche bspw. schon besetzt war). Das Fahrgeld sowie die Zustellgebühr für Pakete über 2,5 kg standen dem Briefträger zu. Die Pferde durften maximal 30 km täglich zurücklegen (bei schlechten Wegeverhältnissen auch nur 24 km) und hatten Sonntags Ruhetag. Sonntags musste daher gegebenenfalls ein Bote zu Fuß die Post überbringen.<br />
<br />
Es existiert noch eine alte Postkarte, auf der die Postagentur mit Kutsche davor sowie drei Uniformierten zu sehen ist. Bei letzteren dürfte es sich um den Postagenten und seine beiden Landbriefträger handeln. Die Kutsche ist ein offener Wagen – kein sehr bequemes Reisegefährt, aber besser schlecht gefahren, als gut gegangen.<br />
<br />
Das Foto zeigt die heutige Situation der ehemaligen Häuslerei 14 &ndash; die Bäume sind inzwischen deutlich größer geworden und der Hauseingang befindet sich nicht mehr an der Straßenfront.<br />
<br />
Anfang der 1930er Jahre gab es neben dem Leiter der Poststelle Roggendorf noch drei Briefträger: Wilhelm Wolfgramm, Herr Ramm und Waltere Suhrbier. Letzterer wurde Leiter der Poststelle, als Roggendorf aus Altersgründen ausschied. Suhrbier verlegte die Post in eine Häuslerei im Oberdorf. Auch hier wurden ein Zimmer als Postraum und ein Anbau als Postschalter genutzt, das restliche Gebäude diente privaten Wohnzwecken. Hier blieb die Post bis 1968. Danach befand sich die Post für einige Jahre im Haus Oberdorf 2 (ehemals Häuslerei 17), bis sie 1982 in das neu gebaute Dienstleistungsgebäude in der ehemaligen Sägerei Lange umzog.<br />
<br />
Bis Anfang der 1950er Jahre umfasste der Zustellbereich neben Mönchhagen noch Schnatermann, Jürgeshof, Stuthof, Bussewitz, Cordshagen, Volkenshagen und Poppendorf. Die Post &ndash; Zeitungen, Briefe, Päckchen und Pakete &ndash; kamen mit dem Zug am Bahnhof Mönchhagen an. Eine Zeitzeugin berichtet, dass der Postwagen immer direkt hinter der Lokomotive war und dass wenig Zeit zum Abladen der Post war, sodass die Pakete und Briefe den Zustellern eher zugeworfen als zugereicht wurden. Vom Bahnhof wurde die Post mit einem zweirädrigen Karren (später einer Holzschubkarre) zur Post im Oberdorf gebracht und dort an die Zusteller verteilt. Von 1949 bis 1960 gab es sechs Zusteller, nun auch zwei Frauen darunter. In den 1960er Jahren kamen Purkshof und Häschendorf neu in den Zustellbereich, Cordshagen, Bussewitz und Schnatermann verschwanden daraus. Nach der Wende erfolgte die Postzustellung zentral von Rövershagen aus.<br />
<br />
===Telefonvermittlung===<br />
<br />
Als sich die Poststelle im Oberdorf 16 befand, gab es im Postraum auch eine Telefonvermittlung, und zwar für Mönchhagen, Rövershagen, Oberhagen, Purkshof, Stuthof, Jürgeshof, Schnatermann, Vogtshagen, Cordshagen, Bussewitz, Poppendorf und Volkenshagen. Die Telefonvermittlung musste rund um die Uhr besetzt sein. Die Vermittlung erfolgte von Hand, indem das &bdquo;Fräulein vom Amt&ldquo; durch Stöpseln (korrekter: das Stecken von Klinkensteckern) die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer herstellte. <br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Telefonvermittlung'''<br />
Wollte jemand von einem eigenen Apparat aus telefonieren, sandte sein Telefon ein elektromagnetisches Signal aus, das im so genannten Klappenschrank eine Klappe herunterfallen ließ. Dadurch wurde die unter der Klappe liegende Anschlussbuchse sichtbar &ndash; von denen zu jedem Anschluss eine gehörte. Die Telefonistin steckte dann die Klinke in diese Buchse und fragte beim Anrufer nach, wen er anrufen wollte, um dann die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer ebenfalls per Klinke herzustellen. Sie kündigte dem Angerufenen das Gespräch an. Statt der Klappen gab es später auch Glühlampen, die einen Gesprächswunsch anzeigten. Wegen der besser verständlichen höheren Stimmlage waren ab 1889 immer mehr Frauen bei der Telefonvermittlung tätig.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Wenn mehrere Teilnehmer Ferngespräche führen wollten, konnte es länger dauern, bis man an der Reihe war, weil es nicht so viele Leitungen gab. Vor allem auf Gespräche in die BRD oder das kapitalistische Ausland musste man mitunter sogar Stunden warten, bis eine Verbindung hergestellt war.<br />
<br />
Zunächst gab es nur etwa 20 Telefonanschlüsse im Dorf, darunter die Post, der Bahnhof, das Sägewerk, das Bürgermeisterbüro und das Privathaus im Oberdorf, auf dem die Sirene installiert war.<br />
<br />
==Lustbarkeitssteuer==<br />
<br />
Am 14. 11. 1913 wurde die Einführung einer Lustbarkeitssteuer für Tanzveranstaltungen be- schlossen. Bei Tanz bis Mitternacht sollten 6 Mark, bei Tanz bis Nachmitternacht 12 Mark bezahlt werden. Am 30. 1. 1914 wurde die Steuer auf 3 beziehungsweise 5 Mark herabgesetzt. <br />
<br />
==Der Erste Weltkrieg==<br />
<br />
Am 1. 8. 1914 begann der Erste Weltkrieg. In der Gemeindevertreter-Sitzung vom 7. 8. 1914 wurde festgestellt, dass sich die ausländischen Saisonarbeiter, die sich zu der Zeit in Mönchhagen aufhielten, ruhig verhielten und es daher vorerst nicht notwendig war, zwei Nachtwächter einzustellen. Am 4. 9. 1914 wurde beschlossen, die Familie von Kriegsteilnehmern nur in den dringendsten Fällen zu unterstützen. Die Höhe der Unterstützung sollte von der Gemeindevertretung festgelegt werden. Am 21. 10. 1914 wurde beschlossen, dass die Kriegerfrauen zunächst in ihren Wohnungen bleiben sollten; die Kriegswitwe Bremer sollte jedoch, falls die Unterstützung nicht ausreichte, eine Wohnung im gemeindeeigenen Armenkaten erhalten. Ein Unterstützungsantrag dieser Witwe auf 200 Mark im Jahr wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag auf Versicherung der verheirateten Soldaten durch die Gemeinde. Die Gemeindevertretung, in der die reichen Erb- pächter das gewichtigste Wort hatten, bewilligte am 17. 12. 1915 den damals zwanzig Kriegerfamilien in Mönchhagen lediglich kostenloses Brennholz, welches die Erbpächter für sie fahren sollten. Neun von den Kriegerfamilien brauchten keine Pacht mehr für den Gemeindeacker zahlen.<br />
<br />
Mönchhagen hatte durch den Krieg folgende Verluste:<br />
<br />
*1914 August Suhrbier<br />
*1915 Albert Topp, Wilhelm Jess, Helmut Burmeister, Hermann Wilken,<br />
*1916 Walter Schulze, Albert Tack, August Staffeld, Paul Röpke, Franz Peters<br />
*1917 Friedrich Burmeister, Paul Sieglow, Wilhelm Pingel, Walter Hallier, Paul Topp<br />
*1918 Ernst Suhrbier, Friedrich Kuster<br />
<br />
Wie schon im Krieg 1870–1871 hofften auch diesmal einige Erbpächter, durch Gewährung von Kriegsanleihen Gewinne machen zu können. Noch am 13. 4. 1917, als die deutsche Blitz- kriegsstrategie längst gescheitert war, beschloss die Gemeinde mit fünf gegen drei Stimmen, 20_000 Mark für die 6. Kriegsanleihe zu geben. Die Erbpächter August Haller und Ernst Prüter erklärten sich bereit, je zur Hälfte der Gemeinde die Summe für 5¼ % Zinsen zu leihen. Bis 1. 10. 1924 sollte der Vertrag mit der Gemeinde unkündbar, von da an halbjährlich kündbar sein. Insgesamt hatte Mönchhagen Reichsschuldverschreibungen über 30_600 Mark. Durch die Niederlage Deutschlands blieben die erwarteten Gewinne jedoch aus. Die Frage der Kriegsanleihen wurde noch verschiedentlich von der Gemeindevertretung besprochen und erst 1935 beschloss die Gemeinde, die Kriegsanleihen für 900 Reichsmark zu verkaufen, wenn sie jemand haben wollte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
<br />
====Unterstützung Hilfebedürftiger im 1. Weltkrieg====<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen gedenkstein erster Weltkrieg von 1921.jpg|thumb|Über die Aufstellung des Gedenksteins beschloss die Gemeindeversammlung im Oktober 1921. Eigenes Werk]]<br />
<br />
Die Unterstützung von Hilfebedürftigen war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus Mönchhagen, die ab 1870 erhalten sind. Während des 1. Weltkrieges gab es staatliche Unterstützung für Ehefrauen, deren Männer eingezogen waren – sofern die Männer bei der Großherzoglichen Verwaltung arbeiteten. Ehefrauen anderer Soldaten konnten sich an die Unterstützungskommission wenden, deren einmalige Beihilfen aber nicht weit reichten. Diese Kommissionen wandten sich auch an die Kommunen wegen weiterer Unterstützung, das nützte aber nichts, wenn die Gemeinde dann beschloss (wie Mönchhagen am 19. 8. 15): <span style="color:#006600">''Die Unterstützung der Kriegerfamilien in dem Umfange, wie sie von der Unterstützungskommission des Aushebungsbezirkes Rostock beantragt wird, wird abgelehnt.''</span> Immerhin heißt es weiter: <span style="color:#006600">''Jedoch wird der Gemeindevorstand ermächtigt, Unterstützung nach seinem Ermessen an Kriegerfamilien zu gewähren, wo wirklich Not vorhanden ist.'' </span><br />
<br />
Bereits am 21. 10. 1914 beschloss die Gemeindeversammlung: <span style="color:#006600">''Da man über die Aufnahme und Unterbringung derjenigen Frauen, deren Männer im Felde starben, nicht im Klaren ist, soll versucht werden, daß diese Frauen zunächst da bleiben, wo sie ihre Wohnung z. Z. haben.''</span> Offenbar befürchtete man, dass evtl. im Armenkaten nicht ausreichend Platz sein könnte. Am 22. 7. 1915 wurde 10 ''Kriegerfrauen'' die Pacht für die Gemeindeländereien erlassen, 20 erhielten am 17. 12. 1915 aus der Gemeindekasse ''Haulohn'' für Holz. Das Holz selbst bekamen die Frauen unentgeltlich von der Großherzoglichen Forst. Die Anfuhr des Holzes erledigten die Erbpächter, also die größeren Bauern, ohne Entschädigung. Der Transportweg betrug immerhin einige Kilometer, da der Großherzogliche Wald erst bei Gelbensande begann, die Gebiete westlich davon gehörten auch damals der Stadt Rostock. <br />
<br />
Der Gedenkstein neben dem früheren Jugendclub nennt die Gefallenen aus Mönchhagen – demzufolge verlor die Hälfte dieser 20 Frauen ihre Männer im Krieg.<br />
<br />
====Kriegsanleihen und Inflation in Mönchhagen====<br />
<br />
Um den 1. Weltkrieg zu finanzieren, gab das Deutsche Reich 9 Kriegsanleihen heraus: Die Gläubiger liehen dem Staat Geld und erhielten dafür Wertpapiere. <br />
<br />
Zur 6. Kriegsanleihe beschloss die Gemeinde Mönchhagen am 13. April 1917 mit 5 gegen 3 Stimmen, fast 20 000 Mark zu zeichnen. Das nötige Geld lieh die Gemeinde sich ihrerseits von zwei ansässigen Erbpächtern. <br />
<br />
Als die Gemeindeversammlung am 4. Oktober 1917 über eine Zeichnung zur 7. Kriegsanleihe verhandelte, war man sich offenbar recht uneinig – der Deputierte der Büdner musste des Raumes verwiesen werden und einer der Erbpächter verließ eigenmächtig vor Beschlussfassung die Versammlung. Von den übriggebliebenen 9 Gemeindevertretern enthielten sich 3. Dennoch ergab die Abstimmung, dass die Gemeinde weitere Anleihen zu 9800 Mark zeichnen solle. Dieses Geld lieh sie sich wiederum von einem Erbpächter.<br />
<br />
Die Geldgeber erhofften sich nach dem gewonnenen Krieg Zinsgewinne. Aber bekanntlich verlor Deutschland den Krieg. Bereits während der Kriegsjahre verlor zudem die Mark an Wert und in der Weimarer Republik verstärkte sich die Inflation massiv. Ende 1921 entsprach der Wert von 10 000 Mark nur noch dem von 100 Mark nach dem Stand von 1914. <br />
<br />
Als dann 1919–1922 eine Vermögenssteuer („Reichsnotopfer“) eingeführt wurde, die auch auf die Anleihen zu zahlen war, wollte die Gemeinde diese loswerden. Zwar erklärten sich im Juni 1921 die Gläubiger bereit, die Anleihe zurückzunehmen, doch kam es wohl nicht dazu, denn das Thema war im Januar 1926 erneut in der Gemeindeversammlung.<br />
<br />
Mit der Einführung der Rentenmark im November 1923 endete die Inflation. Den Umgang mit alten Schulden regelte ab 1925 das Aufwertungsgesetz. Für Kriegsanleihen betrug die Aufwertung 25 %, damit wären für 9800 Mark 2450 Mark zurückzuzahlen gewesen. Am 4. Januar 1926 beschließt die Mönchhäger Gemeindeversammlung einstimmig, die Kriegsanleihen auf diese gesetzliche Weise aufzuwerten. <br />
<br />
Dieser Beschluss wurde aber ebenfalls nicht umgesetzt – aus welchen Gründen, ist nicht bekannt. Denn 1930 beantragt einer der Gläubiger die Aufwertung der 9800 Mark mit 5 % bei sofortiger Rückzahlung. Damit hätte er 490 Mark erhalten. Die Gemeinde bot 245 Mark und man einigte sich schließlich auf 400 Mark.<br />
<br />
==Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg==<br />
<br />
Über die Novemberrevolution und die damit verbundenen Ereignisse in Mönchhagen ist nichts bekannt. Es steht lediglich fest, dass am 24. 2. 1919 der Häusler Franz Geisler (SPD) Schulze wurde und damit den bisherigen Schulzen Brandt ablöste. Geisler behielt sein Amt bis 1935, als die Nationalsozialisten die Macht in der Gemeindevertretung an sich rissen und sämtliche Arbeiter aus der Gemeindevertretung „herauswählten“. Am 24. 4. 1919 wurde beschlossen, die Anstellung eines Nachtwächters und die Aufstellung einer Bürgerwehr aus Kostengründen abzulehnen. <br />
<br />
Damals erreichte die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt. Da das Geld fast wertlos war, wurde die Vergnügungssteuer mit ½ bzw. 1 Zentner Roggen bezahlt; die jährlichen Steuern für ein Auto betrugen ½ Zentner Roggen, für einen Federwagen sogar 10 Zentner Roggen. Anscheinend versuchte damals jeder, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. So forderte die Landwirtschaftskammer im Oktober 1923 für die Mönchhäger Gemeindeländereien eine Steuer von 180_000_000 Mark. Dies wurde aber abgelehnt, weil die Kammer überhaupt kein Geld von Mönchhagen fordern durfte. Nach Einführung der Rentenmark wurde am 28. 1. 1924 beschlossen, die Vergnügungssteuer wieder in Geld zu zahlen. Ein Tanz kostete 10 Mark, ein Kappenfest 15 Mark, ein Maskenball 20 Mark. Auf Antrag des Gastwirts Piehl wurde die Tanzsteuer am 4. 3. 1924 um 5 Mark gesenkt. Die Inflation hatte ihr Ende gefunden. Die Gaststätte Piehl entwickelte sich in den 20er Jahren zur Arbeitergaststätte in Mönchhagen (heute Wohnhaus Hoffmann im Unterdorf Nr. 37; der große Tanzsaal existiert nicht mehr).<br />
<br />
===Elektrifizierung Mönchhagens===<br />
<br />
Am 15. Februar 1922 beschloss die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 5 zu 2 Stimmen, den Ausbau des Ortsnetzes zu übernehmen, welches <span style="color:#006600">''die Ortschaft mit elektrischer Kraft und Licht''</span> versorgen würde, fügt aber hinzu, daß die Gemeindekasse mit dieser Anlage in keiner Weise belastet werden darf.<br />
<br />
Fünf Monate später ging es um den Aubau des Ortsnetzes in dem Bereich Oberdorf bis etwa zum Gelände der heutigen Fa. AET sowie entlang der Chaussee bis zur Häuslerei 14, in der damals die Post lag (nördlich des Mehrfamilienhauses neben dem Bahnhof). Dazu ist das Ergebnis leider nicht bekannt. Strittig war auch die Frage, ob man die Leitungen längs des Fischländer Landwegs/Stiller Frieden lässt, oder ob sie an die Gemeindegrenze verschoben werden sollten. Man entschied sich dafür, alles zu lassen wie es war. <br />
<br />
Zudem wurde im Juli 1922 über den Anschluss der Klassenzimmer verhandelt – für die ja die Gemeinde zuständig war. Es wird einstimmig beschlossen, <span style="color:#006600">''die Schulstuben mit je einer Brennstelle zu erhellen.''</span> Die Lehrerwohnung mit Licht zu versehen, wird noch zurückgestellt.<br />
<br />
Der Ausdruck „Brennstelle“ bezeichnet die Stellen, an denen Lampen angeschlossen werden konnten. In der Zeit vor der Elektrizität „brannte“ Licht in Form von Petroleumlampen oder Kerzen ja tatsächlich. Anfänglich diente das Stromnetz fast ausschließlich zur Beleuchtung.<br />
<br />
Die Diskussion über den Anschluss der Lehrerwohnungen folgte dann im Dezember 1922. Die Wohnung des ersten Lehrers erhielt vier Brennstellen, die des 2. Lehrers eine. <span style="color:#006600">''Die Anlage soll auf Gemeindekosten geschehen, die Beleuchtungskörper haben die Lehrer sich selbst zu beschaffen. Herr Lehrer L. Burmeister ist bereit, der Gemeinde das Geld dazu zu leihen zu dem allgemein landesüblichen Zinsfuß.''</span> Die Versammlung nimmt das Angebot an. Auch der Hilfslehrer Ihde zahlte für seinen Anschluss letztlich selbst. Innerhalb der nächsten 15 sollten sich die Kosten für die Anlage wieder amortisieren, dies geschah über den Stromverbrauch, der den Lehrern gutgeschrieben wurde. Sollten die derzeitigen Lehrer in Pension gehen oder versetzt werden, müssten die Nachfolger in die Bedingungen eintreten – d. h., soweit der Betrag noch nicht abgetragen war, würde er zurückgezahlt werden müssen oder der Verbrauch durch den Nachfolger würde dem jeweiligen Lehrer gutgeschrieben werden.<br />
<br />
Die Anlage für die erste Lehrerwohnung kostet im Januar 1923 27 795 Mk, die Anlage der zweiten Lehrerwohnung 11 800 Mark. <br />
<br />
Es wurde vier Jahre später tatsächlich notwendig, den Betrag anteilig zurückzuzahlen, weil Lehrer Burmeister starb. Auch Ihde verließ wohl Mönchhagen, denn ab 1927 waren Utermark als Lehrer und Bolte als Hilfslehrer hier tätig. Die Gemeindeversammlung beschloss am 4. Januar 1926, <span style="color:#006600">''daß für Frau Burmeister 8 Mk und für Herrr Ihde 3 Mk für elektrische Lichtanlage für die erste und zweite Lehrerwohnung als Entschädigung zurückgezahlt werden soll.''</span> <br />
<br />
Leider fiel in diese Jahre die Inflation, sodass aus dem Rückzahlungsbetrag leider keine Rückschlüsse gezogen werden können, wie viel bereits über den Stromverbrauch zurückgezahlt worden war, mit anderen Worten: Wie hoch der Stromverbrauch war.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
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Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)
2024-02-29T15:07:25Z
<p>Moenchhagen: /* Pastoren in Volkenshagen: Der Streit zwischen Pastor Rhon und der Witwe Rosenow */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1648 bis 1813]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zum Zeitabschnitt '''bis zur napoleonischen Zeit (1813).'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Folgen des 30-jährigen Kriegs in Mecklenburg==<br />
<br />
Die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges in Mecklenburg waren verheerend. Die Einwohnerzahl wurde auf ein Sechstel reduziert (von 300 000 auf ca. 50 000). Weite Teile des Landes wurden verwüstet. Besonders der Bauernstand hatte sehr gelitten und zum größten Teil seine Freiheit verloren. Städte, Ortschaften und Gehöfte waren niedergebrannt oder zur Verwendung als Brennholz und zum Bau von Feldlagern abgebrochen worden. Dann brach auch noch die Pest aus und raffte die Bevölkerung von Städten und Dörfern dahin.<br />
<br />
Nach dem Krieg versuchten die Herzöge, die Wirtschaft des Landes (überwiegend Landwirtschaft) wieder aufzubauen. Aber nur etwa ein Viertel der verlassenen und verwüsteten Bauernstellen konnte wieder besetzt werden. 1662 sollten auf Befehl des Herzogs in jedem Amt 10 Bauern angesiedelt werden. Die Gebäude sollten sie auf Kosten der Grundherrschaft bekommen und die ersten Jahre sollten frei von Abgaben sein. Zudem suchte man etwa nach vorhandenen Kindern der früheren Bauernfamilien, um sie auf die Höfe zurückzubringen – entweder durch Überzeugung oder durch Gewalt (letzteres war durch das Recht der Leibeigenschaft „abgesegnet“). Trotz Zuwanderung aus Brandenburg, Holstein und Pommern konnten bei Weitem nicht alle Bauernstellen wieder besetzt werden. Die weiterhin verlassenen Höfe einverleibten die Gutsherren ihrem eigenen Grundbesitz – es kam zum sogenannten Bauernlegen. Damit wurden die Höfe nicht mehr von den Bauern selbst bewirtschaftet, sondern von den Grundherren. Da diese aber Arbeitskräfte brauchten, wurden die noch vorhandenen Bauern zu Diensten herangezogen und gerieten in noch weit stärkere Abhängigkeit als vorher. Der Dienst auf den Gütern der Herrschaft ließ ihnen oftmals nicht mehr genug Zeit für den eigenen Hof, in der Folge konnten sie die Abgaben nicht mehr leisten und liefen Gefahr, ihren Hof an den Grundherrn zu verlieren. 1646 wurde die Mecklenburgische Gesindeordnung erlassen und 1654 erweitert. Damit hatte der Bauernstand zum größten Teil seine Freiheit verloren und es kam zur rechtlichen Verankerung der Leibeigenschaft. Die Bauern gehörten fest zum jeweiligen Gut und durften dieses ohne Erlaubnis nicht verlassen. Auch heiraten durften sie nicht ohne Erlaubnis des Grundherrn.<br />
<br />
==Die Folgen des dreißigjährigen Krieges für Mönchhagen==<br />
<br />
Bauerndörfer im Bereich der Volkenshäger Kirche waren 1598 Volkenshagen, Mönchhagen, Finkenberg, Vogtshagen, Bussewitz, Poppendorf und Steinfeld (kam erst Ende 18. Jahrhundert zur Volkenshäger Kirche).<br />
Gleichzeitig Gutshöfe hatten Volkenshagen, Bussewitz und Poppendorf.<br />
Finkenberg wurde um 1637 Gutshof, Steinfeld erst um 1649.<br />
<br />
Mönchhagen war ein Domanialdorf, gehörte also dem Herzog. Das hatte den Vorteil, dass die Bauern sich durch Geldzahlungen von den Hand- und Spanndiensten freikaufen konnten, was sie in Mönchhagen auch taten.<br />
<br />
Bauern waren ansässig:<br />
<br />
{| class="wikitable"<br />
|style="color:#80250f; background-color:#eeeeee;| '''im Dorf''' ||style="color:#80250f; background-color:#eeeeee;|'''Vor dem Krieg (1598)''' ||style="color:#80250f; background-color:#eeeeee;|'''nach dem Krieg (1649)'''<br />
|-<br />
|Volkenshagen ||6 ||6<br />
|-<br />
|Mönchhagen ||16 ||8<br />
|-<br />
|Finkenberg ||2 ||0<br />
|-<br />
|Vogtshagen ||17 ||14<br />
|-<br />
|Bussewitz ||3 ||2<br />
|-<br />
|Poppendorf ||6 ||0<br />
|-<br />
|Steinfeld ||8 ||2<br />
|-<br />
|gesamt ||58 ||32<br />
|}<br />
<br />
Im April 1649 ergibt die Kirchenvisitation in Volckenshagen für <span style="color:#006600">''Mönnekehagen: Vorhin haben daselbst gewonet 17, itzo 8 Bauren.''</span> Die 8 Mönchhäger Bauern waren laut:<br />
<br />
===Visitationsprotokoll 1649===<br />
#Hans Brand<br />
#Chim Haller <br />
#Carsten Brand<br />
#Claus Winter<br />
#Chim Lützow <br />
#Claus Heller (evtl. auch Haller)<br />
#die Mühle<br />
#Hans Heller (evtl. auch Haller)<br />
#Peter Wake<br />
<br />
Das Verzeichnis <span style="color:#006600">''Was anietzo Vor Unterthanen an Bawleuten, Cossaten, Einlieger, Müller, Schäfer und Schmiede im Ambte Ribbenitze vorhanden''</span> vom 27. August 1635 führt für Mönnekehagen neben den 8 Bauern Dietrich Hennings und Chim Lützow als Cossaten auf, Hinrich Jesse und Chim Witte als Leineweber, Jochim Holst als Radmacher, Hinrich Hennings als Papiermüller, Jochim Lantauw als Schmied sowie zwei Hirten und Carsten Brandt als Altentheiler. (Hallier, nach nicht näher bezeichneten Akten des Domanialamtes Ribnitz)<br />
<br />
Man sieht hier wieder das Problem mit unterschiedlichen Quellen: Lützow wird im Visitationsprotokoll als Bauer geführt.<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen kartenskizze 1788.png |thumb|400px|Skizze nach einer Karte von Schmettau von 1788; die Lage der Papiermühle ist als roter Punkt eingezeichnet, die der Windmühle als rotes Quadrat. ''eigene Arbeit'' ]]<br />
<br />
Kurz vor der Kirchenvisitation des Jahres 1649 wurde die schon seit langem existierende Kornmühle auf Befehl des Landesherrn zu einer Papiermühle – da sie 1635 bereits als Papiermühle aufgeführt wurde, muss dies also vor 1635 passiert sein. Letzter Kornmüller war Claus Witte. Nach diesem kam sie lt. N. Grosser als Papiermühle an Simon Hennings; in Besitz der Familie Hennings befand sie sich noch 1743. Laut Hallier handelte es sich um eine unterschlächtige Wassermühle; leider nennt er keine Quelle dazu. In der Akte 5.12-4/2; 12047 zur Papiermühle (Landeshauptarchiv Schwerin) ist dagegen ausdrücklich von einer oberschlächtigen Mühle die Rede. Bei einer unterschlächtigen Wassermühle taucht das Mühlrad an seiner Unterkante in den Bach ein; bei einer oberschlächtigen lässt man das Wasser von oben auf das Mühlrad strömen. Deswegen sind oberschlächtige Mühlen eigentlich eher in bergigen Gegenden üblich.<br />
<br />
Dabei handelt es sich nicht um die Mühle, deren Reste in Mühlendamm, Mühlenteich und steinerner Uferbefestigung des Baches sind noch heute zu im Oberdorf zu erkennen sind. Die Lage der Papiermühle kennen wir aus alten Karten, sie lag bachabwärts von dem Mühlenteich, der hinter der heute dort ansässigen Firma Göllnitz liegt, in der Nähe des Feuerwehrgerätehauses.<br />
<br />
[[Datei:Oberschlaechtige wassermuehle einwanderermuseum frutillar chile.JPG|thumb|400px|Ein oberschlächtiges Mühlrad.<br />
<br />
Wassermühle im Freilichtmuseum zur Kultur der deutschen Einwanderer in Frutillar in Chile aus dem 19. Jh. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich in den Gebieten östlich der Elbe allgemein die zweite Leibeigenschaft durch. Die Feudalherren schränkten die Selbständigkeit der Bauern ein und errichteten auf deren Ackerflächen Gutshöfe, auf denen die Bauern den größten Teil des Jahres für den Gutsherrn arbeiten mussten, sodass ihnen für die Bearbeitung ihrer eigenen Restwirtschaft kaum Zeit blieb. Dieser Prozess wurde als Bauernlegen bezeichnet. Auch die Gegend um Mönchhagen blieb nicht vom Bauernlegen verschont, z. B. sind von den 14 Bauern, die es nach dem 30-jährigen Krieg noch in Vogtshagen gab, 1773 nur noch 5 da. In Mönchhagen scheint das nicht der Fall zu sein, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass die Mönchhäger als Domanialbesitz sich von den Diensten freikaufen konnten.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
===Visitationsprotokoll 1662===<br />
#Claus Koppelow <br />
#Hans Wulf <br />
#Chim Brandt (wüst)<br />
#Daniel Witte (wüst)<br />
#Carsten Brandt <br />
#Jochim Lantow, der Schmied<br />
#Claus Jesse <br />
#Claus Winter <br />
#Carsten Holler <br />
#Hans Holler <br />
#Carsten Brandt (wüst)<br />
#Hinrich Jesse, der Weber<br />
#Claus Witte, der Müller, jetzt aber Simon Hennings, der Papiermacher<br />
#Jochim Holtz, der Rademacher<br />
#Chim Witte (wüst)<br />
#Carsten Brandt <br />
#Bartholomäus Jesse (wüst)<br />
#Peter Waake (wüst)<br />
#Hans Schenke (wüst)<br />
<br />
Neben den Bauersleuten führt das Visitationsprotokoll von 1662 einen Weber, einen Schmied, einen Papiermacher und einen Rademacher auf. Die Schmiede dürfte diejenige am Stillen Frieden gewesen sein, die Papiermühle lag auf Höhe des heutigen Feuerwehrgerätehaus am Peezer Bach. Die Papiermühle muss also Mitte des 17. Jh aus einer Kornmühle hier entstanden sein. Außer den Bauersleuten benennt es noch 8 Einlieger und „die Hirten“. <br />
<br />
Auffällig ist, dass das Protokoll von 1649 acht Bauer auflistet, das von 1662 aber fünfzehn. Einerseits sind etliche Bauernstellen offenbar neu besetzt worden (ob dafür bereits die Anordnung von 1662 der Grund ist, scheint mir aber zweifelhaft). Andererseits werden sechs Bauernstellen als wüst geführt. Der zunächst naheliegende Schluss, dass die wüsten Stellen im Protokoll von 1649 einfach nicht aufgeführt werden, wird widerlegt durch die Stelle von Peter Wa(a)ke, der 1649 als Bauer genannt wird, 1662 jedoch mit einer wüsten Stelle. Wie das zusammenhängt, ist (noch) nicht klar. Die sechs wüsten Bauernstellen deuten aber darauf hin, dass die Folgen des Dreißigjährigen Krieges in Mönchhagen im Jahr 1662 längst noch nicht überwunden waren. Wüste Stellen wurden von den Nachbarbauern mitbewirtschaftet oder von Cossaten übernommen, bis sich wieder ein Vollhüfner fand.<br />
<br />
Bezeichnend für die schlechte Lage der Bauern nach dem Krieg sind auch Bemerkungen in den Visitationsprotokollen 1649 und 1662: Es heißt dort, dass die Leute am Sonntag arbeiten, an den Nachmittagen nicht zur Katechismuslehre gehen und auch ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Am 6. 11. 1662 waren zum Visitationsgottesdienst nur etwa die Hälfte der Hauswirte (Bauern) erschienen. Selbst der Pastor Jeremias Stein musste ermahnt werden, den christlichen Glauben in Zukunft wieder fleißiger zu studieren. Offenbar hatten die Menschen zu viel mit dem nackten Überleben zu tun.<br />
<br />
Allerdings ersieht man aus dem <span style="color:#006600">''Contributionsregister des Ambs-Ribbenitz nach dem Fürstlichen Edikt den 30. 10. 1656 für Mönnekehagen''</span> (nach Hallier), dass es wieder aufwärts ging: der Pferdebestand lag auch 5 Jahre nach dem Krieg nur bei 4 bis 5 Tieren pro Hof, 1656 besaß Carsten Brandt aber wieder 12 Pferde, andere hatten immerhin 9 Tiere.<br />
<br />
==Die Siechenkapelle==<br />
<br />
Zwischen Heidekrug und dem früheren Landkrug (bei der Schweinemastanlage in Oberhagen) stand seit dem 16. Jahrhundert eine Siechenkapelle. In den 1790er Jahren wurde sie abgerissen.<br />
<br />
Sie war zwar dem Heiligen Georg geweiht, gehörte aber zum Hospital zum Heiligen Geist in Rostock (es gab in der Nähe des Steintors auch ein St.-Georgs-Hospital). Die Seuchen, die sich nach dem 30-jährigen Krieg ausbreiteten, wollte man natürlich aus der Stadt heraushalten und brachte die Kranken außerhalb unter.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Das Hospital zum Heiligen Geist'''<br />
<br />
[[Datei:Heiligengeisthof Rostock.jpg|thumb|Der heutige Heiligengeisthof in Rostock war früher der Wirtschaftshof des Hospitals zum Heiligen Geist. Die Gebäude wurden im 18. und 19. Jh. neu errichtet. ''Foto: privat'' ]]<br />
<br />
wird erstmalig 1260 erwähnt. Damals lag es in der östlichen Altstadt von Rostock, bis 1264 ein Brand die Gebäude zerstörte. Es wurde dann zwischen Eselföterstraße und Fauler Grube um 1270 neu aufgebaut. Auch dieser Bau brannte 1297 ab. Der dritte Bau des Hospitals entstand an der gleichen Stelle, aber mit deutlich größerer Ausdehnung bis zur Langen Straße und zum Hopfenmarkt. Der heutige Heiligengeisthof war einmal der Wirtschaftshof des Hospitals. Die Gebäude wurden im 18. und 19. Jh. neu errichtet. Die Hospitalkirche, die am Hopfenmarkt/Ecke Faule Grube auf der heutigen Kröpeliner Straße stand, verfiel nach der Reformation und wurde 1818 abgerissen.<br />
<br />
Auch hier gab es ein Siechenhaus, das südlich des Heiliggeisthofes lag.<br />
<br />
Im Heilig-Geist-Hospital wurden Arme, Kranke, Alte und Waisen versorgt – alle diejenigen, um die sich ohne Angehörige und Sozialversicherungssystem niemand kümmerte. Das konnte auch für kinderlose alte, aber vermögende Menschen gelten. Diese konnten sich das Recht, dort im Alter versorgt zu werden, entweder durch eine finanzielle Zuwendung erwerben oder indem sie ihrerseits dort über einen längeren Zeitraum bei der Pflege der Aufgenommenen mitzuarbeiten.<br />
|}<br />
<br />
<br />
[[Datei:Karte 2015 Oberhagen und Schweinemastanlage.png|thumb|400px|Lage von Oberhagen und der Schweinemastanlage<br />
<br />
Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0);<br />
<br />
Kartendaten von [http://www.openstreetmap.org OpenStreetMap] - Veröffentlicht unter [http://opendatacommons.org/licenses/odbl ODbL] - und LkKfS-MV; mit eigenen Ergänzungen]]<br />
<br />
Bei der Siechenkapelle wohnte der Sage nach eine Hexe, ein junges Mädchen, das Vorbeifahrende um eine Gabe bat. Als ein Bauer eines Tages von Klockenhagen nach Rostock fuhr, bat sie ihn ebenfalls um einen Schilling. Der arme Bauer hatte jedoch selbst nichts, was er ihr hätte geben können, und fuhr weiter. Er kam bis zum Krug des Schwarzen Pfostes – dort aber standen seine Pferde still und waren weder durch gute Worte noch durch die Peitsche zum Weitergehen zu bewegen. Irgendwann kam ein Händler mit seinem Wagen des Wegs und wollte vorbei, was nicht ging, da der Wagen des Bauern den Weg versperrte. Als der Bauer dem Händler das Problem erklärte, meinte der, es könne ja wohl nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn vier Pferde einen leeren Wagen nicht vom Fleck bekämen. Der Händler zog Leit- und Sattelpferd des Bauern auseinander (also die beiden Vorderpferde) und sah zwischen ihnen hindurch, dass das Mädchen von der Kapelle mit einem Hebel am Rad den Wagen festhielt. Daraufhin zog der Händler seinen buntgestreiften Rock aus, bat den Bauern um eine seiner Wagenrungen und schlug mit der Runge auf seinen Rock ein. Der Rock fing an zu schreien und der Händler fragte den Bauern, ob er sie ganz totschlagen solle. Das ging dem Bauern jedoch zu weit und er sagte: "Nein." Beide stiegen in ihre Wagen und setzten ihre Fahrt fort. Die Hexe saß wimmernd am Straßenrand. Als der Händler sie sah, drohte er ihr, sie solle verschwinden, sonst würde er sie noch ganz anders kriegen. (Wilfried Steinmüller: Heidegeschichten zwischen Rostock und Ribnitz. Redieck & Schade, Rostock, 2001)<br />
<br />
[[Datei:Leiterwagen_Freilichtmuseum_Klockenhagen.jpg|thumb|400px|Ein Leiterwagen im Freilichtmuseum in Klockenhagen. Die Rungen waren die Hölzer, die die oberen Seiten der beiden Leitern mit den Wagenachsen verbanden; [http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
In einem Artikel von Ludwig Krause erläutert dieser, was es wirklich mit der Hexe auf sich hatte. Am 22. Oktober 1773 wurde der Abriss der Kapelle beantragt, weil die Kapelle keine Pfarrgemeinde hatte. Lediglich einmal im Jahr hielt der Volkenshäger Pastor hier am 2. Sonntag nach Ostern (genannt Misericordias Domini) Gottesdienst, um anschließend im Landkrug mit dem Küster zu essen (das Essen sowie ein Opfer während des Gottesdienstes waren sein Lohn). Diese Gottesdienste waren zwar gut besucht, sollen den Leuten aber mehr der Unterhaltung und als netter Ausflug gedient haben, denn als geistliche Erbauung. Das Siechenhaus war schon länger nicht mehr als solches in Betrieb, sondern diente einer alten Frau zur Wohnung. Deren Aufgabe war es, von allen <span style="color:#006600">''Vorbeyreisenden ein Allmosen''</span> für Arme zu erbitten. Dafür bekam sie Feuerholz und jährlich 4 Reichsthaler. Die Sammelbüchse brachte Ende des 18. Jh. aber nicht mehr ein. Für das Hospital käme es also günstiger, die Kapelle abzureißen und auf die Sammlung zu verzichten. Die Wohnung der Alten solle als Katen vermietet werden und der Pastor sollte als Ersatz ein Opfer aus Volkenshagen bekommen. Sodass letztlich niemand Schaden hätte. (Von der alten Frau war nicht mehr die Rede.)<br />
Wann die Kapelle dann tatsächlich abgerissen wurde, lässt sich lt. Krause nicht mehr nachvollziehen, denn die Diskussion zieht sich noch bis mindestens Juni 1783 hin.<br />
<br />
Die Hexe war also in Wirklichkeit eine alte Frau, die nur ihre Aufgabe erfüllt hat – Almosen für die Armen und Kranken im Hospital zu sammeln, im Auftrag des Hospitals.<br />
<br />
Im Artikel von Krause findet man auch eine Beschreibung der Kapelle: Sie war 48 Fuß lang, 24 Fuß breit und 18 Fuß hoch. 6 Fuß hoch bestanden die Mauern aus Feldsteinen. Das ergibt sich aus einer Bestandsaufnahme der Materialien, weil man überlegte, das Baumaterial wiederzuverwenden. Auf einer Karte der Rostocker Heide von 1696 ist die Kapelle eingezeichnet als Gebäude ohne Turm, mit einem Dach aus Ziegeln. Am Ostende des Firstes stand ein Kreuz. Zu sehen sind die südliche Längswand mit zwei Paar Rundbogenfenstern, die von der Traufe bis unterhalb der Wandmitte reichen, sowie die westliche Giebelwand mit einem Bogenportal. Der Giebel wird als dreikantig beschrieben mit zwei kleinen, rechteckigen Luftlöchern. Des weiteren gab es noch 11 Pfeiler, die Krause sich als äußere Strebepfeiler denkt.<br />
<br />
(L. Krause: Die Siechenkapelle an der Ribnitzer Landstraße und der geschichtliche Kern der Sage von der bettelnden Hexe beim Landkruge. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock, Band 6.: Verein für Rostocks Altertümer. Rostock, 1912)<br />
<br />
==Die Schneisen in der Rostocker Heide==<br />
<br />
[[Datei:Karte 2015 Schneisen Rostocker Heide.jpg|thumb|400px|Ein Netz aus Schneisen durchzieht das Waldgebiet der Rostocker Heide.<br />
Karte aus openstreetmap.de; in Graustufen eingefärbt, um die Wege besser erkennen zu können. (Daten von [http://www.openstreetmap.org OpenStreetMap] - Veröffentlicht unter [http://opendatacommons.org/licenses/odbl ODbL])]]<br />
<br />
Wie im Info-Kasten auf der Seite [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)| Reformation und Nachreformationszeit]] erwähnt, hatte Herzog Friedrich Wilhelm 1702 das Jagdrecht in der Rostocker Heide von der Stadt Rostock bekommen. Sein Nachfolger Carl Leopold beanspruchte nun ebenfalls dieses Jagdrecht. Darüber gab es einen längeren, heftigen Streit zwischen Herzog und Stadt, in dessen Verlauf der Herzog auch einmal drei Bürgermeister inhaftieren ließ. In einem Vergleich von 1715 erhielt der Herzog schließlich das Jagdrecht, erregte aber aufs Neue den Ärger der Stadt, weil er etliche Schneisen in den Wald schlagen ließ. Zunächst befand die Rostocker Bürgerschaft das größte Kleinod der Stadt als völlig ruinieret, später stellte sich jedoch heraus, dass diese Schneisen durchaus mit Sinn und Verstand angelegt waren und eine Bewirtschaftung des Waldes erleichterten. Sie werden noch heute genutzt.<br />
<br />
Bei der Frage, wer diese Schneisen schlagen musste, kommen auch die Mönchhäger ins Spiel. Bei Dolberg heißt es: <span style="color:#006600">''Vom 15. Juni 1717 während fünf Wochen ließ der Herzog durch 100 fürstliche Bauern, wo von die eine Hälfte die Vor-, die andere die Nachmittage arbeitete, in der Haide Schnesen hauen, „deren eine sogleich durchgeht fünfviertel Meil Weg und 30 Schritte breit, 13 aber, so in die Länge und Quere gemacht, halb so breit“ waren.''</span><br />
<br />
Da Mönchhagen ein Domanialdorf war, also dem Herzog gehörte, waren die Mönchhäger fürstliche Bauern und man kann davon ausgehen, dass auch sie beim Schneisenbau mit anpacken mussten.<br />
<br />
==Verpfändung von Mönchhäger Bauern an Dr. Friedrich Clatte==<br />
<br />
Bis ins 17. Jahrhundert hinein hatten die Mönchhäger Bauern das Recht gehabt, sich durch Geldzahlungen von den Hand- und Spanndiensten zu befreien, auf die der Grundherr an sich ein Anrecht hatte. Infolge des 30-jährigen Krieges nahmen die Finanznöte der herzoglichen Kammer jedoch derart zu, dass Dörfer im Domanialgebiet verkauft werden mussten. Ein Wechsel des Grundherrn barg natürlich die Gefahr, dass dieser dann die Dienste einfordern würde. Zwar wurde Mönchhagen nicht verkauft, aber einige seiner Bauern verpfändet, für 16 Jahre an den Herzoglichen Rath und Hofgerichts-Assessor Dr. Friedrich Clatte. Am Morgen des 28. Dezember 1665 nahm der Notar Daniel von Bredow auf Weisung der herzoglichen Kammer ein genaues Inventar der Häuser, Katen und sonstigen Gebäude auf von:<br />
<br />
*Claus Winter<br />
*Claus Jesse<br />
*Hans Halleyer<br />
*Hans Wolff<br />
*Claus Coppelow<br />
*dem Radmacher Jochim Holste<br />
*und dem Schmied Jochim Lantow<br />
<br />
allesamt im Unterdorf wohnend. Demnach müsste es sich bei dem Schmied um die Schmiede beim Krug „Stiller Frieden“ gehandelt haben. Die Schmiede gegenüber dem heutigen Feuerwehrgerätehaus (ebenfalls im Unterdorf) wurde erst 1869 gebaut.<br />
<br />
Unter anderem stellte der Notar fest, dass bei Claus Winter an der einen Seite <span style="color:#006600">''die abseite ausgewichen undt die Sohlen untüchtig waren; bei Claus Jesse waren zwar die Sohlen ümbher [...] ziemblich,''</span> aber das Dach taugte nicht viel. (Inventarium über die im Nieder-Mönckehagen belegenen Bauren vom 28. 12. 1665; Landeshauptarchiv Schwerin; zitiert nach Hallier, 2001)<br />
<br />
Diese Bauern und Handwerker sollten sich noch am selben Tag noch auf dem Gut Studthof einfinden. Das Gut gehörte Clatte.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Gut Stuthof'''<br />
<br />
Stuthof ist auf der Karte oben gerade nicht mehr zu sehen – es liegt westlich von Jürgenshof, der Abzweig der Straße, der am linken Bildrand endet, führt nach Stuthof. Die Pension „Waldblick“ war früher das Gutshaus, allerdings nicht das, in dem Clatte gewohnt hat; der Waldblick wurde erst um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut.<br />
|}<br />
<br />
<br />
[[Datei:Karte 2015 Stuthof und Moenchhagen.png|thumb|400px| Lage von Stuthof und Mönchhagen<br />
<br />
Kartenbild ©Hansestadt Rostock (CC BY 4.0)<br />
<br />
Kartendaten von [http://www.openstreetmap.org OpenStreetMap] - Veröffentlicht unter [http://opendatacommons.org/licenses/odbl ODbL] - und LkKfS-MV]]<br />
<br />
Amtshauptmann Joachim Friedrich von Moltke (damals gehörte Mönchhagen noch zum Amt Ribnitz) nahm ebenfalls an der Versammlung teil. Von Moltke verkündete den anwesenden Bauern dann, sie seien für 16 Jahre an Dr. Clatte verpfändet und wären daher diesem ab sofort die Hand- und Spanndienste schuldig. Die Bauern hatten jedoch Glück – auch Dr. Clatte verzichtete auf die Dienste und gab sich mit dem Dienstgeld von 125 Talern im Jahr zufrieden. Er hatte der herzoglichen Kammer 2100 Reichstaler geliehen, sodass allein das Dienstgeld schon einen ordentliche Rendite bedeutete, und der Pachtzins kam ja noch dazu.<br />
<br />
Dr. Clatte hatte sich im Pfandt-Contract zusichern lassen, dass Verluste der Bauern durch <span style="color:#006600">''anzündung, Gottesgewitter, feindlichen Überfall, Raub und Plünderung''</span> nicht auf seine Rechnung gehen sollten. Das erwies sich als sinnvolle Klausel, denn in den folgenden Jahren zogen mehrfach fremde Truppen durch Mecklenburg wegen mehrerer Kriege zwischen Schweden, Polen, Dänemark, an denen Mecklenburg teilweise zwar gar nicht beteiligt war, dennoch als Durchzugsgebiet herhalten musste. Hallier zitiert aus der Krauseschen Fundchronik (Stadtarchiv Rostock), dass beim Durchzug der Königlich Dänischen Armee von Rostock nach Ribnitz 1675 des Herrn Klatten Leute in Monckehagen einen Schaden von 50 Reichstalern erlitten, beim Rückmarsch der Dänen kamen dann noch einmal 20 Taler dazu. Die Schweden verursachten im ersten Halbjahr 1676 einen Schaden von 55 Reichsthalern für zwei Ochsen, eine Kuh und zwei Pferde des Schulzen sowie noch einmal 40 Reichsthaler für zwei Ochsen und zwei Kühe des Bauern Hans Hollehr. Einige Reichsthaler bekam Clatte noch ersetzt für Hafer, den die Bauern den Regimentern hatten liefern müssen, sowie 2 Reichsthaler für das Brandschatzen von vier Bauern durch brandenburgische Truppen. (Dies scheint unverhältnismäßig wenig zu sein, wenn man bedenkt, dass ein Ochse schon mit 30 Talern zu Buche schlug.)<br />
<br />
Wie sehr die Bauern vom Grundherrn abhängig waren, zeigt sich an einer Geschichte, die Hallier erzählt (und leider nicht so belegt, dass eindeutig ist, was Tatsache und was Ausschmückung ist). 1666 war der Bauer Claus Winter aufs Altenteil gezogen und hatte den Hof seinem ältesten Sohn Chim Winter überlassen. Dieser starb jedoch nur ein Jahr später, sodass der Hof einen neuen Besitzer brauchte. Die Familie wollte, dass der nächstältere Sohn Claus Winter den Hof übernähme, Clatte jedoch bestimmte Jochim Allehr zum Hofbesitzer. Vielleicht war ihm Claus Winter als zu jung erschienen, er war erst zwanzig Jahre alt. Chims Witwe war mehr oder weniger gezwungen, Allehr zu heiraten, um den Hof in der Familie zu halten. Denn wenn sie ihn heiratete, blieb er lediglich als Interimswirt auf dem Hof; hätte sie das nicht getan, hätte sie den Hof verlassen müssen und Allehr hätte sich eine andere Frau gesucht. Der als Hofbesitzer abgelehnte Claus Winter hatte das Dorf verlassen und war nach Brandenburg in die Armee gegangen. Aber der jüngste Bruder von Chim, Peter, blieb als Knecht auf dem Hof. Hallier erzählt nun, dass Allehr sich zunehmender Feindschaft im Dorf gegenüber sah und sich bedroht fühlte. Er bat Clatte, ihn wieder aus dem Hof zu entlassen, was der ihm aber verweigerte. Schließlich entschloss er sich 1673 offenbar zur Flucht, denn in den Contributionslisten des Domanialamtes Ribnitz von 1673 heißt es: <span style="color:#006600">''Jochim Allehr ist weggeloffen''</span>. Man übertrug nach Allehrs Verschwinden Peter Winter zunächst die Aufsicht, ein Jahr später wurde er dann Hofbesitzer, sodass der Hof wieder in der Familie Winter war.<br />
<br />
Das Clattesche Pfandgut ging später offenbar auf einen neuen Pfandherrn über, den Richter Mevius aus Wismar. Hallier berichtet, dass Carsten Allehr 1716 von diesem wegen des schlechten Zustandes seines Hofes abgesetzt und durch seinen Sohn Clas ersetzt wurde. Carsten Allehr zog aufs Altenteil. Clas gelang es 1722, die Unterstützung des Advokaten des Pfandherrn (mittlerweile die Erben des zwischenzeitlich verstorbenen Mevius) zu bekommen, für einen Antrag auf Bauholz bei der Herzoglichen Kammer, damit er <span style="color:#006600">''entlich zu einer sichern wohnung gelangen, und außer Lebendsgefahr gesetztet werden möge.''</span><br />
(H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine Mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, Rostock, 2001)<br />
<br />
==Der Nordische Krieg==<br />
===Allgemein===<br />
<br />
Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Nordischen Kriege teilweise auf mecklenburgischem Boden ausgetragen, mit den entsprechenden Folgen für die Bevölkerung – vier Kriege zwischen 1655 und 1701, deren längster der Große Nordische Krieg mit 21 Jahren war.<br />
<br />
Im Nordischen Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch-Brandenburgischer Krieg beziehungsweise Schonischer Krieg genannt, kämpften Brandenburg-Preußen, Dänemark gegen Schweden. Brandenburger, Dänen und ihre Verbündeten eroberten bis 1678 die schwedischen Besitztümer in Norddeutschland, Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden. Der Krieg zwischen Brandenburg und Schweden endete am 29. Juni 1679 mit dem Frieden von Saint-Germain. Trotzdem Brandenburg-Preußen gesiegt hatte, bekam es nur einen kleinen Teil seiner Eroberungen zugesprochen. <br />
<br />
==Der Nordische Krieg in Mönchhagen==<br />
In der Krauseschen Fundchronik (Stadtarchiv Rostock) findet sich eine Aufstellung der Kriegsschäden, die durch brandenburgische, dänische und schwedische Truppen 1675/76 im Amt Ribnitz verursacht wurden.<br />
<br />
*Beim Zuge der dänische Armee von Rostock nach Ribbenitz 1675:<br />
**Monkheger Schultz 27 Rthlr<br />
**Herrn D. Klatten Leute in Mönckhagen rechnen damahlen ihren Schaden zu 50 Rthlr<br />
*Für die Zeit, wie die Dänische Armee in Ribnitz gestanden, bringt die Vogtei Roggentin in Rechnung: So die Monnekeheger auf der Hin- & Rückreise der Wagen nach Rostock an Schaden gelitten 70 Rthlr<br />
*Durch Dänsche Regimenter, wie sie im Sommer 1676 im Ambte gestanden:<br />
**Die Vogtey Roggentin rechnet wegen ?? Regimenter: 30 Tag und Nacht in Monckhagen gestanden 30 Rthlr<br />
**Desgleichen rechnet Herr D. Klatt wegen seiner Bauern im selbigen Dorff 30 Rthlr<br />
*Durch die Dänsche Gernison in Rostock:<br />
**Vom 27. December 1675 bis 27 Martii 1676 haben die fürstl. Ambts Unterthanen an Herrn Jochim Rickman in Rostock geliefert, ... Darunter Nieder Monckhagen an Habern 32 Pfund, Hexel 56 Pfund<br />
*Wie die schwedischen ??? auff den Dörfern Damgarten und Triebsees vom 15. December 1675 bis 30. Juni 1676 gestanden und verpflegt wurden:<br />
**darunter sind auf des Herrn Klatten Dorff Nieder Monkhagen, so unter daß Fürstl. Ambt gehören, genommen und behalten, so von dem besten Viehe gewesen: 11 Ochsen à 15 Rthlr; noch 7 Kühe à 8 Rthlr<br />
**auf der Roggentinschen Vogtey: Monckhagen: <br />
***Dem Schulze 2 Ochsen, 1 Kuh, 2 Pferde à 10 Rthlr<br />
***Walken: 1 Pferd<br />
***Hans Hollehr 2 Ochsen, 2 Kühe<br />
***Hans Hollehr 3 Ochsen<br />
*Beym Rückmarsch der dän. Armee von Ribnitz nach Rostock 1675<br />
**Herr Klatte rechnet vor seine 6 Leute, welche er in Monckehagen von Ihr Hht. gepfändet hat, darbey 2 Regimenter gestanden, den Schaden und Abganck derselben 200 Rthlr<br />
**Die Vogtey Roggentin rechnet den Abganck so bey dem Rückmarsch selbigen Unterthanen betroffen im Dorff Monckhagen 125 Rthlr<br />
*Als Schäden der Mönckhäger durch die brandenburgischen Truppen wird nur erwähnt, daß die brandenburgische Armee 1675 vier Bauern in Monckhagen gebrandschatzt hat.<br />
<br />
<br />
Aufgrund von Erbfolgestreitigkeiten kam es 1701 zur Dritten Mecklenburgischen Hauptlandesteilung. Dabei wurden die beiden Teilherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz gebildet.<br />
<br />
==Mönchhäger Schulzen im 17. und 18. Jahrhundert==<br />
<br />
Drei Mönchhäger Familien lebten von Anfang 1600 bis Ende 1800 kontinuierlich auf einer oder mehreren Mönchhäger Hofstellen: die Winters auf einem Hof in Nieder-Mönckehagen, die Halleers (in unterschiedlichen Schreibweisen) auf 3–5 Hufen sowie die Brandts auf 2 Hufen. Der Schulze kam in der Regel aus den Familien Halleer oder Brandt (H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine Mecklenburgische Chronik. Altstadt Verlag, Rostock, 2001; Hallier nennt leider keine Quelle dazu):<br />
{| class="wikitable"<br />
|colspan="2" style="color:#80250f; background-color:#eeeeee;| '''Schulzen im 17. Jh.'''<br />
|-<br />
|1621 ||Chim Holler<br />
|-<br />
|1632 ||Hans Halyer<br />
|-<br />
|1635 ||Carsten Holleer<br />
|-<br />
|1649 ||Hans Haller<br />
|-<br />
|ab 1657 ||Carsten Brandt<br />
|-<br />
|1668–1689 ||Jochim Pagels (als Interimswirt; er hatte Carsten Brandts Witwe geheiratet)<br />
|-<br />
|1690 ||Hans Brandt (Sohn von Carsten Brandt)<br />
|-<br />
|bis 1742 ||Friedrich Brand<br />
|-<br />
|ab 1742 ||Christian Brand<br />
|}<br />
<br />
==Mönchhagens Einwohner 1743 bis 1758==<br />
<br />
Die politischen Ereignisse finden sich in den Aufzeichnungen zu Mönchhagen so gut wie nicht wieder – was aber keinesfalls bedeutet, dass diese Zeit im Dorf ereignislos gewesen ist. Es existieren aus dieser Zeit weitere Visitationsprotokolle:<br />
===Visitationsprotokoll 1743===<br />
#Jeß <br />
#Hans Haller <br />
#Claus Haller<br />
#Lantau, der Schmied (Er war Kossate.)<br />
#Hans Wulff <br />
#Claus Winter <br />
#Jochim Hallehr<br />
#Franz Hallehr <br />
#der Papiermacher Joh. Hinr. Hennings<br />
#Jochim Hallehr <br />
#Friedrich Brandt, der Schulze<br />
#Jesse<br />
<br />
Magister Rhön zählt im Visitationsprotokoll in Mönkhagen 1743 auf: 10 Bauern, die Papiermühle, den Schmid, einen Pantoffelmacher, einen Tischler und 14 andere Familien. Pastor Kliefoth (aus dessen Aufzeichnungen diese Information stammt) zweifelt aber, ob diese Aufzählung vollständig ist. <br />
<br />
Im Jahre 1758 findet Kliefoth aufgeführt: 10 Bauernstellen, die Papier-Mühle, die Windmühle, die Schmiede- und Cossatenstelle und zwei Krüge.<br />
<br />
Das Heilige-Geist-Hospital in Rostock, verantwortlich für Kranken- und Armenpflege, besaß bis etwa 1775 eine Außenstelle, die St. Jürgen-Kapelle, auch als Siechenkapelle bezeichnet. Sie stand neben dem einstigen Landkrug gegenüber der heutigen Schweinemastanlage in Oberhagen und wurde im erwähnten Jahr wegen Baufälligkeit zum Abbruch freigegeben.<br />
<br />
==Pastoren in Volkenshagen==<br />
<br />
===Der Streit zwischen Pastor Rhon und der Witwe Rosenow===<br />
<br />
Eine wichtige Rolle spielte im Leben der Bauern natürlich auch der Pastor – im Falle von Mönchhagen war dies der Pastor in Volkenshagen (noch heute ist der Pastor in Volkenshagen der für Mönchhagen zuständige). Die Pastoren mussten sich auf das Amt bewerben und wurden von den Gemeindemitgliedern gewählt. Ihren Unterhalt erhielten sie von den Einwohnern, diese mussten viermal im Jahr das so genannte Viertidengeld abliefern (zu Ostern, Weihnachten, Michaelis (29. 9.) und Johannis (24. 6.)); zusätzlich bekam der Pfarrer zu Ostern Eier, im Herbst Getreide und zu Weihnachten Mettwürste, wie Hallier für die Pfarre Volkenshagen aus einer Akte von 1662/63 zitiert.<br />
<br />
Der erste Volkenshäger Pastor war Simon Pauli, der als Schüler Melanchthons bereits vor 1560 in Volkenshagen die Reformation einführte. Sein Nachfolger David Wolter hatte das Amt mit 50 Jahren am längsten inne; sein Name ist auf einer der Glocken verewigt.<br />
<br />
[[Datei:Kirche Volkenshagen.JPG|thumb|Die Kirche in Volkenshagen wurde am 23. Dezember 1297 das erste Mal urkundlich erwähnt; auf Wunsch des Großherzogs Friedrich Franz II wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts umgebaut und restauriert (durch Möckel) und 1895 erneut geweiht. Die in unserer Gegend typische Feldsteinkirche hatte bis 1892 einen separaten Holzturm (wie man das in Bentwisch noch heute sieht), im Zuge der Umbauarbeiten bekam sie jedoch einen neuen Turm aus Backstein. Die Kirche hat zwei Glocken, deren größere noch aus dem Jahr 1584 stammt. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Die älteste der vier Volkenshägener Kirchenglocken (sie stammt aus dem Jahre 1584) trägt folgende Inschrift (Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogtums Mecklenburg-Schwerin. 1896):<br />
<br />
<span style="color:#006600">H DAVID WOLTER BIN ICK GENANT EIN DIENER GADES BIN ICK DAT BIN ICK WOL BEKANT IAKOP DUVEL HANS SAGER KLAUS KALE ANDREAS HALLEER DIT SIN DIE KARCKSWAGERE VERE M: HARRMEN HOGEHUS 1584</span><br />
<br />
(Diese Inschrift steht am oberen Rand der Glocke; der folgende Teil befindet sich am unteren Rand.)<br />
<br />
<span style="color:#006600">WIR DANCKEN GODT VON HARTEN GRUNDT UND LAVEN EN MIT UNSER MUNT NICHT ALLEIN MIT PREDIGEN UND GESANGE BESUNDERN AUCH MIT LUDEN UND KLOCKEN KLANGE</span><br />
<br />
David Wolter war Pfarrer in Volkenshagen, dem die Karkswagere (sonst sprach man von Karksvarene, d. h. Kirchgeschworenen) zur Seite standen. Hans Sager war der Mönchhäger Bauer Nr. 12, siehe weiter unten. H.-J. Hallier zitiert aus einem Visitationsprotokoll von 1574, wonach Jacob Düvel aus Volkenshagen, Hans Kroge (vermutlich auch aus Volkenshagen) neben Carsten Halleer aus Mönchhagen 1574 die Karksvarene waren. Der Pfarrer war auch 1574 bereits David Wolter. Harmen Hogehus war der Glockengießer.<br />
<br />
Der übernächste war Jeremias Stein, dem das Haus im 30-jährigen Krieg angesteckt wurde. Als Nachfolger wurde oft ein Sohn des alten Pastors gewählt oder aber ein zweiter Ehemann der Witwe des verstorbenen Pastors.<br />
<br />
1742 übernahm Joachim Gottlieb Rhon das Pastorenamt in Volkenshagen, konnte während der nur vier Jahre, die er es ausübte, aber nicht viel Freude daran gehabt haben. Denn in dieser kurzen Zeit brachte er es immerhin auf drei Gerichtsprozesse. In einem dieser Prozesse unterstellte Rhon der Witwe Rosenow, sie stehle Holz, und beschimpfte sie als „Kirchdiebin“ (und zwar – Hallier zufolge – sonntags von der Kanzel herunter) und „Liederliche Hure“. Sie nannte ihn einen „Schelm“. Es kam 1744 zum Prozess. Der Mann der Witwe Rosenow hatte unter dem vorigen Pastor den Kirchwald gepachtet, daher glaubte die Witwe sich wohl im Recht. Als Ergebnis des Prozesses zahlte die Witwe Rosenow 10 Taler Strafe, Rhon 20 Taler, beide teilten sich die Gerichtskosten.<br />
<br />
Im August 1743 brannte dann das Pfarrhaus ab; Rhon verlor sein Hab und Gut. Im Durcheinander während der Löscharbeiten wurde auch noch das Silberzeug aus der Kirche gestohlen. Der für Mönchhagen größte Verlust waren wohl die Kirchenbücher, die ebenfalls ein Opfer der Flammen wurden, sodass diese Informationsquelle über die Einwohner Mönchhagens für die Zeit vor 1743 nicht mehr zur Verfügung steht.<br />
<br />
Der nächste Ärger war auch Rhons letzter, er wurde im Zuge der Streitigkeiten mit dem Gutsherrn von Klein Kussewitz Thomas Spalding erschlagen. Davon handelt der nächste Abschnitt.<br />
<br />
Die Angaben aus dem vorstehenden Abschnitt sind nach Hallier erzählt, er belegt sie leider (mit Ausnahme der auch hier angeführten Quellen) nicht.<br />
<br />
Die Pastoren hielten im Gottesdienst nicht nur die Predigt, sie gaben auch Erlasse der Obrigkeit bekannt und informierten über all das, was wir heute in der Zeitung lesen – Auktionen, verlorene Dinge usw.<br />
<br />
===Die Kirchenstühle===<br />
<br />
Am 14. September 1759 beschwerten sich die Mönchhäger beim durchlauchtigsten Herzog, dass man ihnen in der Kirche in Volkenshagen nicht genug Platz ließ [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 2.25-1 5762]. <br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Wann Wir Herzogl. Ribnitz’sche Amts Unterthanen in Mönckhagen in der Herzogl. Patronats-Kriche Volckenshagen so wenige Kirchen Stühle haben, dass wir keinen Raum zu Anhörung Gottes Worts finden, und uns aus einem Stuhl zum anderen drängen laßen müßen, wie noch neulich das Wind Müller Schanckens Frau begegnet ist, die Eingepfarrten auch ohne Herzogl. gnädigsten Consens zum Nachtheil der Eingepfarrten Große Stühle erbauet und dadurch den Raum benommen, so müßen wir Eure Herzogl. Durchlaucht unterthänigst bitten, an den Herrn Pastor die gnädigste Verordnung zu erlaßen, dass er uns Platze anweise, woselsbten wir uns einige Kirchenstühle erbauen können. Die wir in tiefester Erniedrigung ersterben''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Eurer Herzogl. Durchlaucht''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Unterthänigste Knechte''</span><br />
:<span style="color:#006600">''sämtl. Einwohner in Mönckhagen''</span><br />
<br />
Daraufhin schrieb der Herzog (oder vermutlich eher einer seiner Beamten) am 17. September an den hochgelahrten, lieben, andächtige und getreuen Superintendenten Quistorp zu Rostock:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Was die Mönckhäger Einwohner, wegen der in der Volckenshäger Kirche anzuweisenden Kirchen-Stühle, unterthänigst vorgestellt und gebeten, solches communiciren Wir auch hierbey in Abschrift mit gnädigstem Befehl, die Betrachtung ehist vorzunehmen und von der Thunlichkeit unterthänigst zu berichten. ''</span><br />
<br />
Mehr geht aus der Akte nicht hervor, aber man kann wohl davon ausgehen, dass der gnädigste Befehl des durchlauchtigsten Herzogs Gehör gefunden hat.<br />
<br />
==Widerstand gegen die Spanndienste bei Spalding==<br />
<br />
[[Datei:Gutshaus Klein Kussewitz 2016.JPG|thumb|Das Gutshaus in Klein Kussewitz wurde erst 1803 erbaut; im Besitz von Spalding befand das Gut sich damals schon seit 22 Jahren nicht mehr. Heute befindet es sich in Privatbesitz; [http://gutshauskleinkussewitz.de/ http://gutshauskleinkussewitz.de]; ''Foto: privat'' ]]<br />
<br />
1681 war der Pfandkontrakt mit dem Hofgerichtsassessor Klatte verlängert worden. Die Erben des inzwischen verstorbenen Klatte hatten ihre Mönckehäger Pfandrechte an die Erben des ehemaligen Vizepräsidenten des Königl. Schwedischen Tribunals David Mevius abgetreten, woraufhin die verpfändeten Bauern am 28. Juli 1685 den Erben von Mevius zu Dienst verpflichtet wurden. Im Oktober 1730 traten die Mevius-Erben ihrerseits die Rechte aus dem Pfandkontrakt ab und zwar an Thomas Spalding, Rathsmann und Kämmerer in Güstrow, der Gutsherr auf Klein Kussewitz war. Am 9. November 1731 erfuhren die verpfändeten Mönchhäger Bauern (die Vollhüfner Hans Winter, Jochim, Claus und Hans Hallehr, Claus Wulff, die Witwe des Hüfners Jochim Brandt und der Schmied Jochim Lantau), dass sie dem neuen Pfandherrn Hand- und Spanndienste zu leisten hätten, denn dieser wollte sich nicht mit einem Dienstgeld zufrieden geben. 16 Jahre lang sollten die als Vollhüfner aufgeführten Bauern wöchentlich vier Spanndienste und einen Handdienst auf dem Hof zu Klein Kussewitz leisten: in den Sommermonaten von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, im Frühjahr von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr, im Winter von 8 Uhr bis 4 Uhr, an den kürzesten Tagen um Mittwinter von da an, wenn es richtig hell geworden war, bis 3 Uhr. Hallier zitiert aus einem Protokoll vom 9. November 1731, <span style="color:#006600">''dass die verpfändeten Bauren und Unterthanen in 30 und mehr Jahren keine würckliche Hofdienste geleistet, sondern von denen vorigen Pfandtsinhabern ihrer convenience nach nur in Dienstgeld gesetzet worden, der gegenwärtige Cessionarius Spalding [...] Fug und Macht haben sollen, selbige Bauern auf 16 Jahre für wieder würckliche und jetzo Amtsübliche Hof-Dienste zu ziehen, [...]''</span><br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Hüfner und Kossaten'''<br />
<br />
Eine Hufe umfasste Ackerfläche mit dazugehöriger Hofstelle in einer Größe, sodass eine Familie davon leben und genügend Steuern und Kirchenzehnte abliefern konnte. Je nach Bodenbeschaffenheit schwankte die Hufengröße daher, bis sie im 18. und 19. Jh. vereinheitlicht wurde. Der Eigentümer einer solchen Hufe hieß Hüfner, die Bezeichnung Vollhüfner betont noch einmal, dass derjenige Besitzer einer ganzen Hufe war.<br />
<br />
Daneben gab es auch Leute mit weniger Land, diese konnten sich nur ernähren, wenn sie noch einen weiteren Verdienst hatten als Handwerker (wie Schmied oder Müller). Diese hießen Kossaten oder Kätner (weil sie in einem kleineren Haus, einem Katen, wohnten).<br />
<br />
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts unterschied man zwischen Büdnern und Häuslern. Die Büdner erhielten Land für einen Garten, etwas Acker- und Weideland für eine vorgegebene Anzahl Tiere, mussten aber durch einen zusätzlichen Verdienst als Handwerker oder Lohnarbeiter ihren Lebensunterhalt sichern oder zusätzliches Land dazupachten. Ein Häusler durfte neben Schweinen und Geflügel eine Kuh halten, die jedoch auf einer Gemeinschaftsweide gehalten wurde. Auch eigenes Ackerland hatte ein Häusler nicht, die Häuslergemeinschaft konnte aber Ackerland pachten. Daher musste auch der Häusler wie der Büdner sich einen Zusatzverdienst suchen.<br />
<br />
(Die Bauern- und Waldarbeiterdörfer im Naturpark und seinem Umfeld. Schriftenreihe Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern und Förderverein Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide e.V., 2012)<br />
|}<br />
<br />
<br />
Anhand der Tageszeiten, zu denen die Dienste gefordert wurden, kann man erahnen, was das für die Bauern bedeutet haben musste – für ihre eigenen Höfe wäre ihnen so gut wie keine Zeit mehr geblieben. Zwar gab es noch ein halbes Jahr Gnadenfrist, aber das beruhigte niemanden. Es half auch nicht weiter, dass jeder von ihnen aus einer wüsten Hufe noch zusätzliches Ackerland erhalten sollte, bis alle über dieselbe Fläche verfügten – da sie nur bei gleicher Hufengröße auch zu gleichen Diensten verpflichtet werden konnten.<br />
<br />
Die Bauern weigerten sich einfach, die Dienste zu absolvieren und zu Ostern 1732 erschien kein Gespann in Klein Kussewitz. Der Gutsverwalter sandte einen Boten nach Mönchhagen, aber die Bauern waren auf den Feldern. Spalding war verreist und das Ribnitzer Domanialamt wollte ohne Weisung von Herzog oder Gericht nichts unternehmen.<br />
<br />
So passierte erst einmal gar nichts, bis im Februar 1737 Thomas Spalding bei Herzog Christian Ludwig beantragte, dieser möge den Nieder-Mönckehagener Bauern „die Exekution“ anbefehlen. Was der auch tat, am 23. Februar erhielten die Bauern eine Verfügung des Mecklenburgischen Landes- und Hofgerichtes.<br />
<br />
Daraufhin wandten die betroffenen Bauern sich an den alten Herzog Carl Leopold, der zu Wismar residierte. Der stellte den Bauern tatsächlich am 3. April 1737 eine Verfügung aus, in der er Spalding untersagte, die Dienstpflichten einzufordern, er sollte sich stattdessen <span style="color:#006600">''mit den Jahrlichen Dienst-Geldern vergnügen lassen.''</span><br />
<br />
Was die Bauern nicht wussten, war, dass der Kaiser schon neun Jahre zuvor Carl Leopold abgesetzt und durch dessen Bruder Christian Ludwig ersetzt hatte. Nun stand Ärger ins Haus, mit ihrer Bitte an Carl Leopold hatten die Bauern die Autorität des Kaisers infrage gestellt. Daraufhin wandten sich die Bauern am 15. April 1737 an die Kaiserliche Commissariats-Kasse in Güstrow, schilderten ihr Problem mit Spalding und den verlangten Diensten (<span style="color:#006600">''zeigeten nomine der gantzen Dorfschaft an, wie sie abermahls von dem Rathsverwandten Spaldingen aus Güstrow als Pfandträger zu lütten Kussenwitz geangstet würden wegen angenichteter würcklicher Dienstleistung''</span>), erbaten Schutz vor Spaldings Forderungen (<span style="color:#006600">''nichts zu geben, dass gedachter Spalding seinen willen erlange und sie zu den würcklichen Diensten bringe, wann solches geschehen sollte, würde ihrer gänztlicher ruin würcklich vor der Thür seyn''</span> und entschuldigten sich für ihren Gang nach Wismar, sie hätten nicht gewusst, dass das verboten war. (Hallier, zitiert nach Akten des Domanialamtes Ribnitz, Nr. 134a, fasc. 2)<br />
<br />
Das Papier von Carl Leopold scheint aber doch nicht völlig belanglos gewesen zu sein, denn Spalding wendet sich nun an den Kaiser, er möge das Mandat Carl Leopolds aufheben, und beschwert sich auch bei Christian II Ludwig, dass die Bauern das Exekutionsverfahren <span style="color:#006600">''inhibiret''</span> hätten und sich aus der Tatsache, dass frühere Pfandherren die Dienste nicht eingefordert hätten, nicht das Recht ergäbe, auf alle Zeiten davon befreit zu sein. Die Dienste seien leidlich genug, aber die Bauern wollten offenbar lieber in <span style="color:#006600">''Rostock Birr kosten''</span> als zu Hofe dienen. Im November 1738 fordert er beim Herzog gar militärische Zwangsmittel, um die Bauern zum Dienst zu zwingen. Anderenfalls würde er den Pfandschilling einschließlich Zinsen zurückfordern, seiner Rechnung zufolge hätte sich der Betrag inzwischen fast verdoppelt von 2100 Talern auf 4050 Taler.<br />
<br />
Im Herbst 1739 verwarnt der Amtmann aus Ribnitz die Bauern noch einmal <span style="color:#006600">''aller widersetzlichkeit,''</span> aber diese treiben einen Secretarius Niemann auf, der bereit war, den Pfandschilling an Spalding zu bezahlen, damit Mönchhagen als neuer Pfandträger zu übernehmen und als neuer Pfandherr die Mönchhäger von den Hofdiensten zu befreien. Die herzogliche Kammer zeigte sich damit einverstanden, wie der Ribnitzer Amtmann den Mönchhäger Bauern im Juli 1740 mitteilt. Nicht so jedoch Spalding, der zusätzlich zum Pfandschilling noch hohe Zinsen haben wollte und bis zur Einigung weiterhin auf den Diensten bestand. So berichtet Hallier unter Berufung auf Akten aus dem Landeshauptarchiv Schwerin. <br />
<br />
Am 31. Mai 1743 verkaufte Thomas Spalding das Gut Klein Kussewitz und das verpfändete Domanialdorf Mönchhagen an seinen Sohn Dr. jur. Johann David Spalding, sodass die Einigung mit Niemann wohl nicht zustandegekommen ist. Im Kaufvertrag heißt es:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''2.) Überläßt und adiret auch zugleich Hl. Thomas Spalding für sich und seine Erben alle seine an das Domanial-Dorff Mönkhagen juze antichretia gehabte Pfand Rechte, so wie er sie genoßen und genießen können, an seinen Sohn D. Johann David Spalding und deßen Erben gäntzlich und völlig, nichts davon ausbeschieden, und sollen die dieses Dorff concernierende Briefschaften auf bevorstehenden Trinitatis Ihm gleichfalls ausgeliefert, und die Unterthanen zu seiner Bothmäßigkeit angewiesen werden.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''3.) Dahingegen zahlet Käuffer und Cessionarius D. Johann David Spalding sowohl wegen des Guths Lütten Kussewitz und alles deßen, so auf dem Gute befindlich ist als auch wegen des Pfand-Dorffs Mönkhagen überhaupt Dreyzehen Tausen fünffhundert Reichsthaler an guten Brandenb. (?) und Lüneb. (?) 2/3 STE zu voll.''</span><br />
<br />
Der Reichstaler war zunächst eine Münze und ab 1750 nur noch eine Recheneinheit, also ein Art Standardwert. Er bestand aus 24 guten Groschen (288 Pfennige); es gab 2/3-Groschenstücke, die dann 16 Groschen entsprachen. Gemeint sind also vermutlich brandenburgische und lüneburgische 2/3-Groschenstücke. Bei allem Vorbehalt wegen des Umrechnens alter Währungen wären Mönchhagen und Klein Kussewitz zusammen dann 600 000 bis 700 000 Euro wert gewesen.<br />
<br />
Gerade mal drei Wochen später ist Thomas Spalding dann verstorben. Sein Sohn Johann David, Syndicus und Ratsherr in Rostock, hatte es mit den Mönchhäger Bauern auch nicht leicht. Denn auch weiterhin haben wohl nicht alle Bauern regelmäßig ihren Dienst bei Spalding abgeleistet. Denn als 1744 Jochim Hallehr die Scheune abbrannte, weigerte sich Spalding, ihn bei den Kosten zum Wiederaufbau zu unterstützen – dazu war der Grundherr bzw. in diesem Fall der Pfandherr verpflichtet. Hallehr bat dann den Herzog, ihm die Abgaben zu erlassen, da er die 70 Gulden für die neue Scheune allein hatte aufbringen müssen und noch nicht einmal ein Jahr dienstfrei von Spalding bekommen hätte. Spalding wurde dazu vom Ribnitzer Amtmann befragt und gab an, dass Hallehr ein recht böser Mensch sein, der sich mit den Nachbarn nicht vertragen kann <span style="color:#006600">''und auch mir selbst macht er allerhand Verdruß.''</span> Hallier zufolge, war Spalding verärgert, weil Hallehr offenbar schon längere Zeit seinen Dienstpflichten nicht nachgekommen war. Die Abgabenbefreiung wurde ihm jedoch verweigert, da er weder Korn noch Vieh verloren hatte.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Dienste der Bauern'''<br />
<br />
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Bauern verstärkt zu Diensten herangezogen: Arbeitsleistungen mit eigener Hand wie säen, ernten, dreschen (Handdienste); Stellen von Zugvieh und Geschirr (Spanndienste) sowie Transport- und Botendienste.<br />
Schon vor dem Krieg waren bis zu drei Tagen Dienst pro Woche üblich gewesen. Durch den Arbeitskräftemangel nach dem 30-jährigen Krieg nahmen die Dienste teilweise kaum noch erträgliche Ausmaße an. Die Bauern waren gezwungen, zusätzliches Gesinde und Zugvieh anzuschaffen, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können.<br />
<br />
Als Herzog Friedrich Franz I. 1785 den Thron bestieg, gab es einige Verbesserungen für die Bauern. Unter anderem wurden die kostenlos zu leistenden Hand- und Spanndienste auf den domanialen Gutshöfen durch ein Dienstgeld abgelöst, das die Bauern zu zahlen hatten. Beibehalten wurden jedoch die Dienste für die Gemeinde – in Mönchhagen gehörte dazu noch im beginnenden 20. Jh. bspw. das Einbringen von Brennholz für die Bewohner des Armenkatens, das die Erbpächter reihum übernehmen mussten.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Ende des Jahres 1745 wandten sich einige Mönchhäger Bauern an den Pastor Rhon und beklagten sich über Dr. Spalding. Die verpfändeten Bauern wurden von Spalding mit ungewöhnlich harten Hofdiensten belastet. Sie sollten beispielsweise Holz fahren, wobei sie leicht Pferde und Gespanne ruinieren konnten. Rhon war von der Garstigkeit des Gutsherrn überzeugt und setzte drei Bittschriften an die herzogliche Kammer auf, weil Spalding durch die unangemessen hohen Geldforderungen verhinderte, dass ein nachsichtigerer Pfandherr die Bauern übernahm. Die Antwort der Kammer lautete aber lediglich, dass die Bauern nach 1747 von ihren Verpflichtungen gegenüber dem Kussewitzer Gutsherrn wieder entbunden werden sollten &ndash; also nach Ablauf der 16 Jahre. (Nachrichten über die Kirchgemeinden Volkenshagen. Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci. zweiter Theil. Die eingepfarrten Ortschaften. 1873)<br />
Während dieser Zeit sprach Rhon nicht mit Dr. Spalding und rechnete auch mit nichts Bösem von dessen Seite. Aber der plante seine Rache am Pastor. Am 11. 6. 1746 wollte Rhon nach Rostock und machte sich zu Fuß auf den Weg. Bei Klein Kussewitz wurde er von Knechten des Gutsbesitzers derart brutal zusammengeschlagen, dass er am 6. 7. 1746 verstarb.<br />
<br />
Während Pastor Kliefoth 1873 zu diesem Vorfall schreibt, dass eine Untersuchung auf Anordnung von Herzog Carl Leopold eingestellt worden sei, da sich Rhon noch zu Lebzeiten mit Dr. Spalding verglichen hätte, gibt es laut Grosser noch eine andere, jüngere Feststellung dazu. Nach dieser wurde der Gutsherr zum Tode durch den Strang verurteilt, das Urteil dann jedoch in eine Geldstrafe von 5000 Taler umgewandelt. Er starb 1757.<br />
<br />
''(Der bislang hier erwähnte Konkurs von Spalding 1766 betraf dessen Sohn und wurde deshalb gelöscht, da kein Zusammenhang mit der Mönchhäger Geschichte besteht.)<br />
''<br />
<br />
Die rechtliche Stellung der Bauern besserte sich in Mecklenburg wenige Jahrzehnte später. 1778 wurden die letzten Domanialbauern von den Hofdiensten befreit und 1819 beschloss der Landtag, die Leibeigenschaft aufzuheben.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Landesgrundgesetzlicher Erbvergleich'''<br />
<br />
1755 wurde der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich (LGGEV) unterzeichnet. Damit erhielt der mecklenburgische Staat eine neue Verfassung, die den Großgrundbesitzern entscheidende Herrschaftsrechte übertrug und bis 1918 bestehen blieb. Die politische Vormachtstellung der mecklenburgischen Ritterschaft wurde gefestigt und bis 1918 quasi festgeschrieben. Daher rührte der Ruf Mecklenburgs, zum Ende der Monarchie das rückständigste Land im ganzen deutschen Kaiserreich zu sein.<br />
Beide Landesteile (Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz) waren weiterhin Teile eines gemeinsamen Staates, besaßen im LGGEV eine gemeinsame Verfassung und unterstanden einem gemeinsamen Landtag. Die Regenten garantierten sich gegenseitig, sich nicht in die Angelegenheiten des jeweils anderen Landesteils einzumischen und jeder der beiden Landesteile unterhielt eigene Regierungsbehörden. Grenzkontrollen zwischen beiden Landesteilen gab es jedoch nicht und Zölle wurden auch nicht erhoben.<br />
<br />
Auch die Napoleonischen Kriege gingen nicht spurlos an Mecklenburg vorbei, das im November 1806 von französische Truppen besetzt wurde. Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz wurden französische Provinz, die von einem Generalgouverneur Napoleons verwaltet wurde. Große Teile der Bevölkerung wurden der französischen Armee unterstellt und mussten in den von Napoleon geführten Kriegen gegen England, Österreich und Russland als Soldaten dienen. Für die meisten von ihnen bedeutete dies den Tod.<br />
|}<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Feldwirtschaft==<br />
In der Akte 2.22-10/22 Nr. 134e fasc. 24 findet sich in den Special-Bedingungen zur Verpachtung des Obermönckhäger Kruges (vermutlich vom Ende des 18. Jh.) Vorschriften, wie der Krugpächter mit seinem Ackerland umzugehen hatte:<br />
<br />
Er musste <span style="color:#006600">''das Ackerwerk nach der gegenwärtigen Eintheilung in 8 Schläge, wovon 4 besaat, 1 gebracht und 3 geweidet werden, unverrückt laßen und jeden Schlag so wie ihn die Reihe trifft aufnehmen oder zur Ruhe kommen laßen, des Endes eines hinlänglichen (?)Stoppel halten, den Acker jederzeit tüchtig bearbeiten und bedüngen, besonders die vorhandenen und weiter nöthigen Pflug- und Abzugs-Gräben jederzeit tüchtig aufgraben, nicht weniger die Hufe mit einem Korn besaat bey seinem Abzuge wider abliefern, wofür er alsdann die Vergütung der Urbarsaat nebst (?)lohn nach Abgang von 8 Scheffel Gersten und 10 Scheffel Hafer Inventarium Saat landüblich zu gewärtigen hat.''</span><br />
<br />
===Commune Weide und Waldweide===<br />
<br />
1765 beschwert sich der Windmüller Otto Schencke bei der Herzoglichen Cammer. Damit hinterlässt er uns zwei interessante Erkenntnisse – zum einen ist dies die erste Erwähnung einer Windmühle, zum anderen erfährt man etwas über die Landnutzung damals. Er bat nämlich in seinem Brief um die Aufteilung der communen Weide. Auf der durften alle Bauern des Dorfes ihr Vieh weiden lassen. Nun waren aber offenbar die anderen Bauern mehr und mehr dazu übergegangen, auch ihren Kätnern (also den Einliegern, die auf den zum Hof gehörenden Katen wohnten) und auch den verheirateten Knechten zu erlauben, ihr Vieh auf dem gemeinschaftlichen Land weiden zu lassen. Selbstverständlich ließen die Bauern sich dieses Recht bezahlen, mit 6–7 Talern im Jahr. Der Müller Schencke hatte infolgedessen eine Überweidung des communen Landes beobachtet, sodass das Vieh nicht mehr satt wurde. Er beantragte daher, das commune Land aufzuteilen. Leider ist nicht bekannt, wie die herzogliche Cammer entschieden hat. (H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine Mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, Rostock, 2001)<br />
<br />
[[Datei:Wildschweine im haeschenbusch.JPG|thumb| Eins der drei jungen Wildschweine ist ein Nachfahre der vor Jahrhunderten in den Wald getriebenen Hausschweine. Aufnahme von 2013 im Häschenbusch; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Bis der Forstinspektor Becker die Waldweide im Jahre 1790 abschaffte, war es üblich, das Vieh im Wald, also der Rostocker Heide weiden zu lassen. Inwieweit dies auch auf Mönchhagen zutraf, was ja auf Domanialgebiet lag, während der Wald der Stadt gehörte, ist unbekannt. Dolberg schreibt zur Waldweide: <span style="color:#006600">''Auf diese lang bestandene Sitte ist es zurückzuführen, daß in der Haide sich vielfach heller gefärbte und gefleckte wilde Schweine finden, als Nachkömmlinge aus Kreuzung mit den zahmen.''</span><br />
(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)<br />
<br />
An anderer Stelle beschreibt Dolberg die an der Küste üblichen Pferde: Treffliche Dienste leisten ihnen dabei [bei der Bestellung des Ackers] <span style="color:#006600">''die Pferde von der alten heimischen Race. Leider daß sie mehr und mehr verschwinden. Mit ihren hängenden Bäuchen haben sie wenig Ansehen, aber sind stark und kräftig gebaut, dabei von unverwüstlicher Zähigkeit und Ausdauer, abgehärtet gegen Wind und Wetter. Nach geschehener Arbeit werden sie meistens, so lange nicht Schnee die Erde bedeckt, hinausgeführt und auf der Weide „getüdert“.''</span> Weiter hinten heißt es: <span style="color:#006600">''Kuh und Schwein decken auch hier, wie überall auf dem Lande in Mecklenburg, vor Allem den Tisch. Nebenbei sei bemerkt, daß auch diese Thiere, gleich den Pferden, ja selbst wohl dem Federvieh, auf dem Felde an Pflöcken „getüdert“ werden.''</span> Gemeint ist mit dem Tüdern, dass die Tiere an einem Pflock angebunden werden, sodass sie in einem kleinen Kreis grasen, aber nicht weglaufen können. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Schulze, Domanialamt, Herzogliche Ministerien – die Zuständigkeiten==<br />
<br />
MecklenburgSchwerin gliederte sich nach Besitzstrukturen in<br />
*Domanium (Grundbesitz der Landesherren)<br />
*Ritterschaft (Grundbesitz meist adliger Privateigentümer oder Familien)<br />
*Landschaft (Grundbesitz der Städte)<br />
Alle diese Besitzstrukturen hatten entsprechende eigene Verwaltungsstrukturen. Mönchhagen lag im Domanialamt Toitenwinkel, ab 1928 Amt Rostock, gehörte also zum Grundbesitz des Großherzogs.<br />
<br />
Das Domanium der (Groß)Herzogtümer stellte das unmittelbare Eigentum des jeweiligen Herzogs dar und umfasste etwa 40 % des ganzen Landes. Es vererbte sich zusammen mit der Landesherr schaft. Aus den Einkünften des Domaniums wurden die Kosten des fürstlichen Haushalts gedeckt.<br />
Die früheren Dominalbauern besaßen kein Eigentum an Grund und Boden, sondern waren jederzeit kündbare Zeitpächter des von ihnen bewirtschafteten Landes.<br />
<br />
Kleinere Streitereien im Dorf schlichtete der Dorfschulze. Bei größeren Anliegen oder wenn der Schulze keine Einigung herbeiführen konnte, wandte man sich an den Herzog, genauer an das zuständige Ministerium. Der Kontakt zum Ministerium lief in der Regel über das Domanialamt. Der Amtmann gab eine Einschätzung ab, auf deren Grundlage das Ministerium entschied. Das Amt wiederum hatte dann die Aufgabe, die Umsetzung der herzoglichen Entscheidung anzuordnen und zu überwachen. Mönchhagen gehörte zunächst zum Domanialamt Ribnitz (wobei das Amt später in Hirschburg war), ab 1856 – nach einer Umstrukturierung – zum Amt Toitenwinkel. Die Diskussion um die Anschaffung einer Feuerspritze zum Ende des 19. Jahrhunderts zeigt diesen Ablauf beispielhaft (siehe bis 1920).<br />
<br />
==Feuergefahr==<br />
<br />
[[Datei:Schwibbogenherd Freilichtmuseum Klockenhagen.JPG|thumb|400px|Gekocht wurde im 18./19. Jh. noch über offenem Feuer. In einem solchen Schwibbogenherd befand sich die Feuerstelle erhöht auf einem gemauerten Absatz. Der steinerne Bogen schützte das Hausdach vor Funkenflug. Einen Rauchabzug gab es nicht, der Rauch zog durch die Diele ab und wurde zum Räuchern genutzt.<br />
Der hier abgebildete Schwibbogenherd steht in einem Katen aus Völkshagen, der um 1750 errichtet wurde. Zu sehen ist er heute im Freilichtmuseum Klockenhagen ([http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Die damalige Bauweise – Fachwerk mit Lehm-Stroh-Gemisch und Strohdächern barg eine erhebliche Brandgefahr, zumal im Herd und in Lampen mit offenem Feuer hantiert wurde. Auch Mönchhagen blieb nicht von Bränden verschont, so fielen bspw. 1742 gleich zwei Höfe einem Großbrand zum Opfer und zwar die Hofstellen Hans Halleer und David Brand. Zwar gaben Hans Halleer, seine Frau und ein Knecht an, es hätte ein Gewitter gegeben – aber die Dienstmagd geriet trotzdem in Verdacht, da sie mit einer Kerze in der Hand in ihre Kammer gegangen war. Endgültig geklärt werden konnte die Brandursache jedoch nicht. (H.-J. Hallier, nach Akten des Domanialamtes Ribnitz)<br />
<br />
Nach einem solchen Brandunglück, wenn es zum Verlust des Hofes geführt hatte, wurden den Bauern die Abgaben für einige Jahre erlassen. Hallier zitiert einige solche Fälle, darunter den von Hans Allehr, der 1701 abbrannte. 1702 wurde in der Kontributionsliste vermerkt: <span style="color:#006600">''Hans Allehr ist verwichenes Jahr abgebranndt und kann nichts geben.''</span> 1707 genießt Hans Allehr <span style="color:#006600">''das freyjahr zum letzten mahl.''</span><br />
<br />
Da die Bauern ihre Höfe nur bewirtschafteten, aber nicht Eigentümer waren, hatte der Grundherr als Eigentümer auch Verpflichtungen ihnen gegenüber. Nach einem Brand musste er dem Bauern das notwendige Material zum Wiederaufbau zur Verfügung stellen. Nach dem Abbrennen der beiden Höfe 1742 erschien der Amts-Zimmermann und besichtigte den Schaden. Sodann wurde eine Aufstellung des für den Wiederaufbau von Wohnhäusern und Scheunen angefertigt und vom Amt Ribnitz an den Herzog gesandt.(H.-J. Hallier: Das Dorf. Eine Mecklenburgische Chronik. Altstadt-Verlag, 2001)<br />
<br />
1777 brannte das Gut Purkshof vollständig ab – das dürfte auch von Mönchhagen aus nicht unbemerkt geblieben sein.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Schullehrer==<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl. Auf die Schule in Mönchhagen wird auf einer extra-Seite [[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]] noch ausführlicher eingegangen.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==Die Papiermühle==<br />
<br />
[[Datei:Muehlenteich Moenchhagen 1850.JPG|thumb|400px|Die Lage des Mühlenteiches auf der Karte von 1894/1850 und die Lage der Papiermühle nach der Karte von 1788. Im 18. Jh gab es noch bachaufwärts der Mühle einen Verbindungsgraben zwischen dem Nord- und dem Südarm des Baches, in etwa dort, wo heute der Nordarm verläuft. Man beachte die Ausdehnung, die der Teich hatte – er reichte nach der Karte von 1894 bis auf Höhe der heutigen Fa. AET. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Das Vorhandensein einer Mühle ist in Mönchhagen seit 1270 belegt. Dabei hat es sich möglicherweise bereits um die Kornmühle gehandelt, die vor der Kirchenvisitation des Jahres 1649 auf Befehl des Landesherrn zu einer Papiermühle wurde.<br />
<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Betrieb der Papiermühle eingestellt und der Mühlteich abgelassen. Nach 1873 wurden die wasserbaulichen Anlagen von der neu errichteten Feilenhauerei genutzt.<br />
<br />
Mehr zur Papiermühle gibt es auf der Seite [[Mönchhagen: Die Mühlen|Mönchhagen: Die Mühlen]].<br />
<br />
==Windmühlen in Mönchhagen==<br />
<br />
Windmühlen sind in Mönchhagen zwei belegt – eine lag auf dem Land der Hufe XIII, die andere an der Bahnlinie im Oberdorf auf der Häuslerei 11, später Büdnerei 9. Letztere wurde erst 1882 erbaut und brannte Anfang der 1930er Jahre ab. Beide Mühlen werden ausführlich auf der Seite [[Mönchhagen: Die Mühlen|Mönchhagen: Die Mühlen]] behandelt.<br />
<br />
Die Anfänge der Windmühle auf Hufe XIII liegen im 18. Jahrhundert, als der Müller Otto Schaenicke (auch Schenck geschrieben) aus Kösterbeck 1753 einen Bauantrag für eine Windmühle stellte und den Mühlenbetrieb für 24 Jahre bewilligt bekam. <br />
<br />
Stillgelegt wurde die Mühle auf Hufe XIII Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
<br />
==Einwohner 1780==<br />
===Visitationsprotokoll 1780:===<br />
<br />
10 Hauswirthe, 1 Krug, 1 Cossate, die Papiermühle und die Windmühle<br />
<br />
#Brandt<br />
#Joach. Brandt<br />
#die Krügerwitwe Kädingen<br />
#Claus Joachim Halleur<br />
#Halleur, der Kossate<br />
#Friedrich Halleur<br />
#Winter<br />
#Franz Halleur<br />
#Hennings<br />
#Feistel, der Papiermüller<br />
#Lemke, der Windmüller<br />
#Hinrich Jess<br />
#der Schulze Brandt<br />
#Joh. Jess<br />
<br />
==Die Krüge in Mönchhagen==<br />
<br />
Mönchhagen hatte an den eingangs erwähnten Landstraßen zwei Krüge: am Hansischen Botenweg und an der Fischländer Landstraße. Die unter den Einwohnern von 1780 genannte Witwe Kädingen war Besitzerin des Kruges „Stiller Frieden“ an der Fischländer Landstraße. Aus dem Vergleich der Einwohner, wie Kliefoth sie auflistet und der Volkszählung von 1867 ergibt sich, dass die Hufe 16 die Hufe war, auf der der Krug gelegen hat (s. u.).<br />
<br />
Mehr dazu auf der Seite [[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Mönchhagen: Krüge und Gaststätten]].<br />
<br />
==Napoleonischer Krieg==<br />
<br />
[[Datei:Luftaufnahme Radelsee Moenchhagen Rostocker Heide.JPG|thumb|400px|Nordöstlich von Mönchhagen liegt die Rostocker Heide und an ihrem Rand zur Ostsee der Radelsee mit dem umgebenden Moor. ''Foto:privat'']]<br />
<br />
Auch Napoleon ging nicht unbemerkt an Mönchhagen vorbei. Zwar war Mecklenburg neutral, aber als die Preußen 1806 bei Jena und Auerstedt geschlagen wurden, flüchteten sie durch Mecklenburg, verfolgt von den Franzosen. <br />
<br />
Die Mönchhäger brachten sich und ihr Vieh in der Rostocker Heide in Sicherheit vor den Truppen, weshalb sich 1806 der Forstinspektor Becker empört über die Dreistigkeit, <span style="color:#006600">''mit welcher die Mönchhäger Hausleute im vorigen Monath ihr sämtliches Vieh in hiesige Heide und vorzüglich in den Radelbruch getrieben''</span> hatten, bei der Stadt Rostock beschwerte. <span style="color:#006600">''Beim Einrücken des Lavarischen Corps in Rostock bemächtigete sich derselben ein panischer Schrecken, und die Vorstellung, daß alles Vieh genommen werden würde, veranlaßte diese Hausleute, ihre Pferde, Füllen, Ochsen, Kühe und Kälber in das Radelbruch zu treiben.''</span> Becker ist selbst zu <span style="color:#006600">''ihnen ins Holtz''</span> gegangen und hat <span style="color:#006600">''ihnen ernsthafte Vorstellungen und Drohungen''</span> gemacht. Zwar trieben die Bauern ihr Vieh zunächst zurück, brachten des Nachts ihre Pferde aber wieder in den Wald, viele pflockten die Tiere an und fütterten sie mit Heu, etliche ließen sie aber auch frei grasen, <span style="color:#006600">''welches ohne Nachtheil im Gehege nicht abgegangen ist.''</span> <br />
<br />
Das Heidedepartment der Stadt Rostock wandte sich daraufhin an das Amt in Hirschburg und forderte (um die gute Nachbarschaft zu erhalten), das Amtsgericht in Hirschburg möge die Mönchhäger vorladen, <span style="color:#006600">''ihnen jene Ungebühr zu verweisen und für die Zukunft bey namhafter Strafe zu untersagen, sie auch auf die verursachten Kosten zu verurtheilen.''</span> Auch wenn man gerne glaube, <span style="color:#006600">''daß die Mönkhäger in der Tat vorzüglich aus übertriebener Furchtsamkeit''</span> gehandelt hatten. Am 4. Februar 1807 verfügte das Amtsgericht dann Entsprechendes und die Mönkhäger mussten binnen 14 Tagen sich wegen der Kosten mit dem Heidedepartment abfinden. <br />
<br />
Zusätzlich beschwerten sich auch der Niederhäger Röper und der Rostocker Kaufmann Hinrichs beim Amt Hirschburg über die Mönchhäger &ndash; denn diese beiden hatten die Mast im Wald der Rostocker Heide gepachtet. Sie wollten Schadensersatz für vier Tage Mast, nämlich vom 8. bis zum 12. November. In dieser Zeit ließen nicht nur die Mönchhäger, sondern auch der Krüger Erdbeer vom Heidekrug das Vieh im Wald weiden. Dafür wollten die Pächter 84 Taler Schadensersatz haben. Die Mönchhäger mussten sich dazu vom Amt befragen lassen und den Pächtern wurde vom Amt mitgeteilt, dass die Sache bereits mit dem Heidedepartment geklärt und hingelegt ist. <br />
<br />
(Krausesche Fundchronik)<br />
<br />
Eine Geschichte über einen Mönchhäger erzählt Dolberg in seiner Küstenwanderung. 1806 verboten die Franzosen jeglichen Handel mit England, Schiffe konnten nicht mehr auslaufen, der Handel stockte. Als in dieser Zeit der Dierhäger Bürgermeister starb, fand sich im Ort keiner, der unter den schwierigen Bedingungen die Nachfolge antreten wollte. <span style="color:#006600">''Da aber gedachte man eines Handelsmannes, der schon oftmals in letzter Zeit das Dorf mit seinen Wagen voll Graupen und Grütze und anderen schönen und nützlichen Dingen besucht hatte, dessen Redlichkeit und Einsicht man beim Handel und durch manchen guten Rath erprobt. Ein Landeskind war er, in Mönchhagen geboren; die Fremde hatte er kennen gelernt, denn auf einem großen Hofe in Pommern war er mehrere Jahre Holländer gewesen, und nun heimsete er in Völkshagen.''</span> Leider wird der Name nicht genannt. Jedenfalls übernahm dieser Händler das Amt und verschaffte dem Dorf neue Absatzmärkte, indem er anregte, ein großes Räucherhaus zu bauen und den durch Räuchern haltbar gemachten Fisch in den Süden zu bringen, wo die Katholiken ihn während der Fastenzeit gern abnahmen. (L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)| Reformation und Nachreformationszeit]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schmieden&diff=107567
Mönchhagen: Die Schmieden
2024-02-29T14:54:54Z
<p>Moenchhagen: /* Obermönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schmieden]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den '''Schmieden in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Schmieden aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schmieden==<br />
<br />
===Obermönchhagen===<br />
<br />
Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte bis zum Ende des 18. Jh. eine Schmiede.<br />
<br />
1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre, die ihm der Großherzog am 24. Dezember gewährt. 1771 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar. <br />
<br />
Possehl hat bis 1780 regelmäßig Aufträge für die Kirche Volkenshagen ausgeführt, mindestens einen pro Jahr. 1783 hat er wohl noch in der Gegend gewohnt, denn er bezahlte noch die Miete für seinen Kirchenstuhl von 12 Schilling im Jahr (als Chormiete bezeichnet), 1787 waren es dann 14 Schilling, 1793 nur noch 8 Schilling. 1786 und 1788 führte Possehl noch weitere Aufträge für die Pfarre aus, ebenso 1792. 1793 bekam er 24 Schilling für Klammern und Nägel, 1795 verdiente er 27 Schilling mit der Reparatur der Klingelbeutel sowie 24 Schilling für Ofenstangen. Auch andere Schmiede tauchen im Rechnungsbuch der Kirche Volkenshagen auf, Possehls Nachfolger Klingenberg jedoch nicht.<br />
<br />
1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. In einem Schreiben des Amtes Hirschburg an die Cammer in Schwerin klingt es aber so, als hätte der Großherzog dies angeordnet, damit die Schmiede direkt am Wege läge und für fahrende Reisende gut sichtbar wäre (was zu höheren Einnahmen führen würde). Zu dem Zeitpunkt war die Schmiede 23 Jahre alt, sodass ein Abbrechen und Wiederaufbauen des Gebäudes kaum möglich schien. Das Amt riet daher, die alte Schmiede weiter zu betreiben, bis die neue errichtet ist. Der Großherzog bestand aber darauf, die alte Schmiede umzusetzen. Es sollte das benötigte Baumaterial vorher an die Baustelle gebracht werden, damit die Umsetzung in wenigen Tagen vollzogen werden konnte.<br />
<br />
Der Schmied wird auch als Krüger bezeichnet, zur Schmiede gehörte also auch ein Krug.<br />
<br />
Der Contract von Jürgen Heinrich Klingenberg für Schmiede und Krug wurde 1784 neu verhandelt. Der Schmiedezwang für Mönchhagen war zu dem Zeitpunkt bereits aufgehoben, nun wurde die Schmiede ab 1786 komplett stillgelegt. Die Contractverlängerung für die nächsten 24 Jahre bezog sich nur noch auf den Krug, nicht mehr auf die Schmiede.<br />
<br />
Ein Abschnitt aus der Fundchronik von Ludwig Krause lässt vermuten, dass die Stadt Rostock 1783 gegen die Schmiede protestiert hat, weil im Umkreis von 2 Meilen um Rostock die Schmieden weggenommen werden sollten.<br />
<br />
Am 5. August 1785 wurde Klingenberg jedoch erlaubt, für den Eigenbedarf zu schmieden und eigene Werkzeuge zu schmieden, unter Androhung von Strafe, falls er jemals für andere schmieden würde.<br />
<br />
Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 <span style="color:#006600">''für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft.''</span> Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).<br />
<br />
Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. <span style="color:#006600">''Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung''</span> übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.<br />
<br />
Im Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12044, liegt ein Schreiben vom Amt Toitenwinkel an die Großherzogliche Cammer, nach dem der Krüger Büdner Jahn auf seinem Büdnereibesitz Nr. 7 eine Schmiede anlegen wollte. Büdnerei 7 war die Gaststätte Stadt Ribnitz, heute Avia-Tankstelle &ndash; das Schreiben spricht ja auch von der Lage an der Rostock-Ribnitzer Chaussee. Jahn wollte die Schmiede verpachten, da er selbst kein Schmied war. Das Amt schreibt: <span style="color:#006600">''Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Anlage dem Eigner eine ergiebige Nahrungsquelle öffnen würde. Die Belegenheit an der Rostock Ribnitzer Chaussee, die Größe des Dorfes Mönckhagen und die Nähe volkreicher Dörfer und verschiedener Höfe stellen ausreichende Arbeiten in Aussicht.<br /><br />
Wir haben schon früher uns über die Anlage einer Schmiede zu Mönckhagen geäußert und hierzu, so bald die Privilegien der Stadt Rostock fallen würden, ein Acker Reservat an der alten Fischlaender Landstraße empfohlen und würde hierfür mit der Aussicht auf den Schmiedebetrieb ein bedeutendes Kaufgeld zu erwarten sein. Gegenwärtig ist das Grundstück im Wege öffentlich meistbietender Verpachtung jedoch mit Vorbehalt einjähriger Kündigung bis Michaelis 1871 verpachtet.''</span><br />
<br />
Die Cammer verweigert die Genehmigung jedoch, eine Schmiede sei nicht erforderlich und die Stadt Rostock entscheide selbst ob ihre Rechte durch einen solchen Betrieb verletzt würden.<br />
<br />
Das erwähnte Grundstück an der Fischländer Landstraße könnte die Schmiede auf Häuslerei 9 gewesen sein, auf der der spätere stellvertretende Wehrführer Möller Schmied war &ndash; siehe unten, Abschnitt Unterdorf.<br />
<br />
===Untermönckhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmiede 2013.JPG|thumb|400px|Die 1921 von Paul Hagen errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude. Die abgeschnittene Ecke soll ihre Ursache darin haben, dass einer der Erbpächter mit seinem neuen Auto Schwierigkeiten hatte, um die Ecke zu fahren, weil ihm die Schmiede die Sicht versperrte. ''Foto: privat'']]<br />
1635 gab es den Schmied Lantauw, der auch 1653 noch erwähnt wird. Es ist unbekannt, wo seine Schmiede gelegen hat, aber 1665 gehörte ein Schmied namens Jochim Lantow zu den Mönchhägern, die an Klatte verpachtet wurden. Diese wohnten aber alle im Unterdorf. Die Namensähnlichkeit Lantow und Lantauw dürfte auf lediglich unterschiedliche Schreibweisen derselben Person (ggf. auch Vater und Sohn) hinweisen, sodass die damalige Schmiede im Unterdorf gelegen haben dürfte. Noch 1743 wird ein Jochim Lantau als Schmied genannt, der ebenfalls im Unterdorf wohnte.<br />
Pastor Kliefoth nennt unter den Einwohnern Mönchhagens in den Jahren 1853 bis 1873 eine Kossatenstelle, bei der es sich wahrscheinlich um die Hufe 4 gehandelt haben dürfte. Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. <br />
<br />
Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. <br />
<br />
Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 auf der Büdnerei 3 eine Schmiede errichtete. <br />
<br />
Dort, gegenüber der Feuerwehr, lag auch die spätere LPG-Schmiede. Um 1900 war Lewerenz hier Schmied, der 1903 bei dem Großbrand auf Hufe 15 (gegenüber der Schmiede) ums Leben kam, als er beim Retten half.<br />
<br />
Der Schmied Paul Hagen errichtete dort 1921 das noch heute stehende Schmiede-Gebäude.<br />
<br clear=all><br />
<br />
Eine weitere Schmiede lag am Stillen Frieden, auf Büdnerei 12 und Häuslerei 9 &ndash; Büdnereien sind auf der Karte von 1894 am Stillen Frieden keine vermerkt, die Büdnerei 12 muss also jünger sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sie neben Häuslerei 9 gelegen hat. Hier war Rudolf Möller Schmied, bis er Büdnerei 12 und Häuslerei 9 1928 an den Schmiedemeister Wellert verkaufte.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schmieden&diff=107566
Mönchhagen: Die Schmieden
2024-02-29T14:54:08Z
<p>Moenchhagen: /* Obermönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schmieden]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den '''Schmieden in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Schmieden aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schmieden==<br />
<br />
===Obermönchhagen===<br />
<br />
Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte bis zum Ende des 18. Jh. eine Schmiede.<br />
<br />
1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre, die ihm der Großherzog am 24. Dezember gewährt. 1771 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar. <br />
<br />
Possehl hat bis 1780 regelmäßig Aufträge für die Kirche Volkenshagen ausgeführt, mindestens einen pro Jahr. 1783 hat er wohl noch in der Gegend gewohnt, denn er bezahlte noch die Miete für seinen Kirchenstuhl von 12 Schilling im Jahr (als Chormiete bezeichnet), 1787 waren es dann 14 Schilling, 1793 nur noch 8 Schilling. 1786 und 1788 führte Possehl noch weitere Aufträge für die Pfarre aus, ebenso 1792. 1793 bekam er 24 Schilling für Klammern und Nägel, 1795 verdiente er 27 Schilling mit der Reparatur der Klingelbeutel sowie 24 Schilling für Ofenstangen. Auch andere Schmiede tauchen im Rechnungsbuch der Kirche Volkenshagen auf, Possehls Nachfolger Klingenberg jedoch nicht.<br />
<br />
1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. In einem Schreiben des Amtes Hirschburg an die Cammer in Schwerin klingt es aber so, als hätte der Großherzog dies angeordnet, damit die Schmiede direkt am Wege läge und für fahrende Reisende gut sichtbar wäre (was zu höheren Einnahmen führen würde). Zu dem Zeitpunkt war die Schmiede 23 Jahre alt, sodass ein Abbrechen und Wiederaufbauen des Gebäudes kaum möglich schien. Das Amt riet daher, die alte Schmiede weiter zu betreiben, bis die neue errichtet ist. Der Großherzog bestand aber darauf, die alte Schmiede umzusetzen. Es sollte das benötigte Baumaterial vorher an die Baustelle gebracht werden, damit die Umsetzung in wenigen Tagen vollzogen werden konnte.<br />
<br />
Der Schmied wird auch als Krüger bezeichnet, zur Schmiede gehörte also auch ein Krug.<br />
<br />
Der Contract von Jürgen Heinrich Klingenberg für Schmiede und Krug wurde 1784 neu verhandelt. Der Schmiedezwang für Mönchhagen war zu dem Zeitpunkt bereits aufgehoben, nun wurde die Schmiede ab 1786 komplett stillgelegt. Die Contractverlängerung für die nächsten 24 Jahre bezog sich nur noch auf den Krug, nicht mehr auf die Schmiede.<br />
<br />
Ein Abschnitt aus der Fundchronik von Ludwig Krause lässt vermuten, dass die Stadt Rostock 1783 gegen die Schmiede protestiert hat, weil im Umkreis von 2 Meilen um Rostock die Schmieden weggenommen werden sollten.<br />
<br />
Am 5. August 1785 wurde Klingenberg jedoch erlaubt, für den Eigenbedarf zu schmieden und eigene Werkzeuge zu schmieden, unter Androhung von Strafe, falls er jemals für andere schmieden würde.<br />
<br />
Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 <span style="color:#006600">''für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft.''</span> Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).<br />
<br />
Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. <span style="color:#006600">''Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung''</span> übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.<br />
<br />
Im Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12044, liegt ein Schreiben vom Amt Toitenwinkel an die Großherzogliche Cammer, nach dem der Krüger Büdner Jahn auf seinem Büdnereibesitz Nr. 7 eine Schmiede anlegen wollte. Büdnerei 7 war die Gaststätte Stadt Ribnitz, heute Avia-Tankstelle &ndash; das Schreiben spricht ja auch von der Lage an der Rostock-Ribnitzer Chaussee. Jahn wollte die Schmiede verpachten, da er selbst kein Schmied war. Das Amt schreibt: <span style="color:#006600">''Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Anlage dem Eigner eine ergiebige Nahrungsquelle öffnen würde. Die Belegenheit an der Rostock Ribnitzer Chaussee, die Größe des Dorfes Mönckhagen und die Nähe volkreicher Dörfer und verschiedener Höfe stellen ausreichende Arbeiten in Aussicht.<br /><br />
Wir haben schon früher uns über die Anlage einer Schmiede zu Mönckhagen geäußert und hierzu, so bald die Privilegien der Stadt Rostock fallen würden, ein Acker Reservat an der alten Fischlaender Landstraße empfohlen und würde hierfür mit der Aussicht auf den Schmiedebetrieb ein bedeutendes Kaufgeld zu erwarten sein. Gegenwärtig ist das Grundstück im Wege öffentlich meistbietender Verpachtung jedoch mit Vorbehalt einjähriger Kündigung bis Michaelis 1871 verpachtet.''</span><br />
<br />
Die Cammer verweigert die Genehmigung jedoch, eine Schmiede sei nicht erforderlich und die Stadt Rostock entscheide selbst ob ihre Rechte durch einen solchen Betrieb verletzt würden.<br />
<br />
Das erwähnte Grundstück an der Fischländer Landstraße könnte die Schmiede auf Häuslerei 9 gewesen sein, auf der der spätere stellvertretende Wehrführer Möller Schmied war.<br />
<br />
===Untermönckhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmiede 2013.JPG|thumb|400px|Die 1921 von Paul Hagen errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude. Die abgeschnittene Ecke soll ihre Ursache darin haben, dass einer der Erbpächter mit seinem neuen Auto Schwierigkeiten hatte, um die Ecke zu fahren, weil ihm die Schmiede die Sicht versperrte. ''Foto: privat'']]<br />
1635 gab es den Schmied Lantauw, der auch 1653 noch erwähnt wird. Es ist unbekannt, wo seine Schmiede gelegen hat, aber 1665 gehörte ein Schmied namens Jochim Lantow zu den Mönchhägern, die an Klatte verpachtet wurden. Diese wohnten aber alle im Unterdorf. Die Namensähnlichkeit Lantow und Lantauw dürfte auf lediglich unterschiedliche Schreibweisen derselben Person (ggf. auch Vater und Sohn) hinweisen, sodass die damalige Schmiede im Unterdorf gelegen haben dürfte. Noch 1743 wird ein Jochim Lantau als Schmied genannt, der ebenfalls im Unterdorf wohnte.<br />
Pastor Kliefoth nennt unter den Einwohnern Mönchhagens in den Jahren 1853 bis 1873 eine Kossatenstelle, bei der es sich wahrscheinlich um die Hufe 4 gehandelt haben dürfte. Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. <br />
<br />
Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. <br />
<br />
Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 auf der Büdnerei 3 eine Schmiede errichtete. <br />
<br />
Dort, gegenüber der Feuerwehr, lag auch die spätere LPG-Schmiede. Um 1900 war Lewerenz hier Schmied, der 1903 bei dem Großbrand auf Hufe 15 (gegenüber der Schmiede) ums Leben kam, als er beim Retten half.<br />
<br />
Der Schmied Paul Hagen errichtete dort 1921 das noch heute stehende Schmiede-Gebäude.<br />
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<br />
Eine weitere Schmiede lag am Stillen Frieden, auf Büdnerei 12 und Häuslerei 9 &ndash; Büdnereien sind auf der Karte von 1894 am Stillen Frieden keine vermerkt, die Büdnerei 12 muss also jünger sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sie neben Häuslerei 9 gelegen hat. Hier war Rudolf Möller Schmied, bis er Büdnerei 12 und Häuslerei 9 1928 an den Schmiedemeister Wellert verkaufte.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
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Mönchhagen: Die Schmieden
2024-02-29T14:52:28Z
<p>Moenchhagen: /* Obermönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schmieden]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den '''Schmieden in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Schmieden aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
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<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
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'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schmieden==<br />
<br />
===Obermönchhagen===<br />
<br />
Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte bis zum Ende des 18. Jh. eine Schmiede.<br />
<br />
1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre, die ihm der Großherzog am 24. Dezember gewährt. 1771 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar. <br />
<br />
Possehl hat bis 1780 regelmäßig Aufträge für die Kirche Volkenshagen ausgeführt, mindestens einen pro Jahr. 1783 hat er wohl noch in der Gegend gewohnt, denn er bezahlte noch die Miete für seinen Kirchenstuhl von 12 Schilling im Jahr (als Chormiete bezeichnet), 1787 waren es dann 14 Schilling, 1793 nur noch 8 Schilling. 1786 und 1788 führte Possehl noch weitere Aufträge für die Pfarre aus, ebenso 1792. 1793 bekam er 24 Schilling für Klammern und Nägel, 1795 verdiente er 27 Schilling mit der Reparatur der Klingelbeutel sowie 24 Schilling für Ofenstangen. Auch andere Schmiede tauchen im Rechnungsbuch der Kirche Volkenshagen auf, Possehls Nachfolger Klingenberg jedoch nicht.<br />
<br />
1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. In einem Schreiben des Amtes Hirschburg an die Cammer in Schwerin klingt es aber so, als hätte der Großherzog dies angeordnet, damit die Schmiede direkt am Wege läge und für fahrende Reisende gut sichtbar wäre (was zu höheren Einnahmen führen würde). Zu dem Zeitpunkt war die Schmiede 23 Jahre alt, sodass ein Abbrechen und Wiederaufbauen des Gebäudes kaum möglich schien. Das Amt riet daher, die alte Schmiede weiter zu betreiben, bis die neue errichtet ist. Der Großherzog bestand aber darauf, die alte Schmiede umzusetzen. Es sollte das benötigte Baumaterial vorher an die Baustelle gebracht werden, damit die Umsetzung in wenigen Tagen vollzogen werden konnte.<br />
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Der Schmied wird auch als Krüger bezeichnet, zur Schmiede gehörte also auch ein Krug.<br />
<br />
Der Contract von Jürgen Heinrich Klingenberg für Schmiede und Krug wurde 1784 neu verhandelt. Der Schmiedezwang für Mönchhagen war zu dem Zeitpunkt bereits aufgehoben, nun wurde die Schmiede ab 1786 komplett stillgelegt. Die Contractverlängerung für die nächsten 24 Jahre bezog sich nur noch auf den Krug, nicht mehr auf die Schmiede.<br />
<br />
Ein Abschnitt aus der Fundchronik von Ludwig Krause lässt vermuten, dass die Stadt Rostock 1783 gegen die Schmiede protestiert hat, weil im Umkreis von 2 Meilen um Rostock die Schmieden weggenommen werden sollten.<br />
<br />
Am 5. August 1785 wurde Klingenberg jedoch erlaubt, für den Eigenbedarf zu schmieden und eigene Werkzeuge zu schmieden, unter Androhung von Strafe, falls er jemals für andere schmieden würde.<br />
<br />
Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 <span style="color:#006600">''für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft.''</span> Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).<br />
<br />
Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. <span style="color:#006600">''Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung''</span> übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.<br />
<br />
Im Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12044, liegt ein Schreiben vom Amt Toitenwinkel an die Großherzogliche Cammer, nach dem der Krüger Büdner Jahn auf seinem Büdnereibesitz Nr. 7 eine Schmiede anlegen wollte. Büdnerei 7 war die Gaststätte Stadt Ribnitz, heute Avia-Tankstelle &ndash; das Schreiben spricht ja auch von der Lage an der Rostock-Ribnitzer Chaussee. Jahn wollte die Schmiede verpachten, da er selbst kein Schmied war. Das Amt schreibt: <span style="color:#006600">''Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Anlage dem Eigner eine ergiebige Nahrungsquelle öffnen würde. Die Belegenheit an der Rostock Ribnitzer Chaussee, die Größe des Dorfes Mönckhagen und die Nähe volkreicher Dörfer und verschiedener Höfe stellen ausreichende Arbeiten in Aussicht.<br /><br />
Wir haben schon früher uns über die Anlage einer Schmiede zu Mönckhagen geäußert und hierzu, so bald die Privilegien der Stadt Rostock fallen würden, ein Acker Reservat an der alten Fischlaender Landstraße empfohlen und würde hierfür mit der Aussicht auf den Schmiedebetrieb ein bedeutendes Kaufgeld zu erwarten sein. Gegenwärtig ist das Grundstück im Wege öffentlich meistbietender Verpachtung jedoch mit Vorbehalt einjähriger Kündigung bis Michaelis 1871 verpachtet.''</span><br />
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Die Cammer verweigert die Genehmigung jedoch, eine Schmiede sei nicht erforderlich und die Stadt Rostock entscheide selbst ob ihre Rechte durch einen solchen Betrieb verletzt würden.<br />
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===Untermönckhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmiede 2013.JPG|thumb|400px|Die 1921 von Paul Hagen errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude. Die abgeschnittene Ecke soll ihre Ursache darin haben, dass einer der Erbpächter mit seinem neuen Auto Schwierigkeiten hatte, um die Ecke zu fahren, weil ihm die Schmiede die Sicht versperrte. ''Foto: privat'']]<br />
1635 gab es den Schmied Lantauw, der auch 1653 noch erwähnt wird. Es ist unbekannt, wo seine Schmiede gelegen hat, aber 1665 gehörte ein Schmied namens Jochim Lantow zu den Mönchhägern, die an Klatte verpachtet wurden. Diese wohnten aber alle im Unterdorf. Die Namensähnlichkeit Lantow und Lantauw dürfte auf lediglich unterschiedliche Schreibweisen derselben Person (ggf. auch Vater und Sohn) hinweisen, sodass die damalige Schmiede im Unterdorf gelegen haben dürfte. Noch 1743 wird ein Jochim Lantau als Schmied genannt, der ebenfalls im Unterdorf wohnte.<br />
Pastor Kliefoth nennt unter den Einwohnern Mönchhagens in den Jahren 1853 bis 1873 eine Kossatenstelle, bei der es sich wahrscheinlich um die Hufe 4 gehandelt haben dürfte. Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. <br />
<br />
Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. <br />
<br />
Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 auf der Büdnerei 3 eine Schmiede errichtete. <br />
<br />
Dort, gegenüber der Feuerwehr, lag auch die spätere LPG-Schmiede. Um 1900 war Lewerenz hier Schmied, der 1903 bei dem Großbrand auf Hufe 15 (gegenüber der Schmiede) ums Leben kam, als er beim Retten half.<br />
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Der Schmied Paul Hagen errichtete dort 1921 das noch heute stehende Schmiede-Gebäude.<br />
<br clear=all><br />
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Eine weitere Schmiede lag am Stillen Frieden, auf Büdnerei 12 und Häuslerei 9 &ndash; Büdnereien sind auf der Karte von 1894 am Stillen Frieden keine vermerkt, die Büdnerei 12 muss also jünger sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sie neben Häuslerei 9 gelegen hat. Hier war Rudolf Möller Schmied, bis er Büdnerei 12 und Häuslerei 9 1928 an den Schmiedemeister Wellert verkaufte.<br />
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==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
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Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
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*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
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Mönchhagen: Die Schmieden
2024-02-29T14:46:57Z
<p>Moenchhagen: /* Obermönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schmieden]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den '''Schmieden in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Schmieden aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
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Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schmieden==<br />
<br />
===Obermönchhagen===<br />
<br />
Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte bis zum Ende des 18. Jh. eine Schmiede.<br />
<br />
1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre, die ihm der Großherzog am 24. Dezember gewährt. 1771 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar. <br />
<br />
Possehl hat bis 1780 regelmäßig Aufträge für die Kirche Volkenshagen ausgeführt, mindestens einen pro Jahr. 1783 hat er wohl noch in der Gegend gewohnt, denn er bezahlte noch die Miete für seinen Kirchenstuhl von 12 Schilling im Jahr (als Chormiete bezeichnet), 1787 waren es dann 14 Schilling, 1793 nur noch 8 Schilling. 1786 und 1788 führte Possehl noch weitere Aufträge für die Pfarre aus, ebenso 1792. 1793 bekam er 24 Schilling für Klammern und Nägel, 1795 verdiente er 27 Schilling mit der Reparatur der Klingelbeutel sowie 24 Schilling für Ofenstangen. Auch andere Schmiede tauchen im Rechnungsbuch der Kirche Volkenshagen auf, Possehls Nachfolger Klingenberg jedoch nicht.<br />
<br />
1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. In einem Schreiben des Amtes Hirschburg an die Cammer in Schwerin klingt es aber so, als hätte der Großherzog dies angeordnet, damit die Schmiede direkt am Wege läge und für fahrende Reisende gut sichtbar wäre (was zu höheren Einnahmen führen würde). Zu dem Zeitpunkt war die Schmiede 23 Jahre alt, sodass ein Abbrechen und Wiederaufbauen des Gebäudes kaum möglich schien. Das Amt riet daher, die alte Schmiede weiter zu betreiben, bis die neue errichtet ist. Der Großherzog bestand aber darauf, die alte Schmiede umzusetzen. Es sollte das benötigte Baumaterial vorher an die Baustelle gebracht werden, damit die Umsetzung in wenigen Tagen vollzogen werden konnte.<br />
<br />
Der Schmied wird auch als Krüger bezeichnet, zur Schmiede gehörte also auch ein Krug.<br />
<br />
Der Contract von Jürgen Heinrich Klingenberg für Schmiede und Krug wurde 1784 neu verhandelt. Der Schmiedezwang für Mönchhagen war zu dem Zeitpunkt bereits aufgehoben, nun wurde die Schmiede ab 1786 komplett stillgelegt. Die Contractverlängerung für die nächsten 24 Jahre bezog sich nur noch auf den Krug, nicht mehr auf die Schmiede.<br />
<br />
Ein Abschnitt aus der Fundchronik von Ludwig Krause lässt vermuten, dass die Stadt Rostock 1783 gegen die Schmiede protestiert hat, weil im Umkreis von 2 Meilen um Rostock die Schmieden weggenommen werden sollten.<br />
<br />
Am 5. August 1785 wurde Klingenberg jedoch erlaubt, für den Eigenbedarf zu schmieden und eigene Werkzeuge zu schmieden, unter Androhung von Strafe, falls er jemals für andere schmieden würde.<br />
<br />
Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 <span style="color:#006600">''für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft.''</span> Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).<br />
<br />
Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. <span style="color:#006600">''Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung''</span> übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.<br />
<br />
===Untermönckhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmiede 2013.JPG|thumb|400px|Die 1921 von Paul Hagen errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude. Die abgeschnittene Ecke soll ihre Ursache darin haben, dass einer der Erbpächter mit seinem neuen Auto Schwierigkeiten hatte, um die Ecke zu fahren, weil ihm die Schmiede die Sicht versperrte. ''Foto: privat'']]<br />
1635 gab es den Schmied Lantauw, der auch 1653 noch erwähnt wird. Es ist unbekannt, wo seine Schmiede gelegen hat, aber 1665 gehörte ein Schmied namens Jochim Lantow zu den Mönchhägern, die an Klatte verpachtet wurden. Diese wohnten aber alle im Unterdorf. Die Namensähnlichkeit Lantow und Lantauw dürfte auf lediglich unterschiedliche Schreibweisen derselben Person (ggf. auch Vater und Sohn) hinweisen, sodass die damalige Schmiede im Unterdorf gelegen haben dürfte. Noch 1743 wird ein Jochim Lantau als Schmied genannt, der ebenfalls im Unterdorf wohnte.<br />
Pastor Kliefoth nennt unter den Einwohnern Mönchhagens in den Jahren 1853 bis 1873 eine Kossatenstelle, bei der es sich wahrscheinlich um die Hufe 4 gehandelt haben dürfte. Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. <br />
<br />
Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. <br />
<br />
Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 auf der Büdnerei 3 eine Schmiede errichtete. <br />
<br />
Dort, gegenüber der Feuerwehr, lag auch die spätere LPG-Schmiede. Um 1900 war Lewerenz hier Schmied, der 1903 bei dem Großbrand auf Hufe 15 (gegenüber der Schmiede) ums Leben kam, als er beim Retten half.<br />
<br />
Der Schmied Paul Hagen errichtete dort 1921 das noch heute stehende Schmiede-Gebäude.<br />
<br clear=all><br />
<br />
Eine weitere Schmiede lag am Stillen Frieden, auf Büdnerei 12 und Häuslerei 9 &ndash; Büdnereien sind auf der Karte von 1894 am Stillen Frieden keine vermerkt, die Büdnerei 12 muss also jünger sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sie neben Häuslerei 9 gelegen hat. Hier war Rudolf Möller Schmied, bis er Büdnerei 12 und Häuslerei 9 1928 an den Schmiedemeister Wellert verkaufte.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schmieden&diff=107563
Mönchhagen: Die Schmieden
2024-02-29T14:44:52Z
<p>Moenchhagen: /* Obermönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schmieden]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu den '''Schmieden in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zu den Schmieden aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schmieden==<br />
<br />
===Obermönchhagen===<br />
<br />
Zu dem Krug in Ober-Mönchhagen gehörte bis zum Ende des 18. Jh. eine Schmiede.<br />
<br />
1770 beantragte der Schmied Possehl aus Ober-Mönckhagen eine Vertragsverlängerung um 14 Jahre, die ihm der Großherzog am 24. Dezember gewährt. 1771 schloss Possehl mit dem Volkenshäger Pastor einen Pachtvertrag über einen der Pfarre gehörenden Acker von 265 Quadratruten. Die jährliche Pachtsumme betrug 1 Gulden 24 Pfennige. Wo genau in Ober-Mönchhagen seine Schmiede gelegen hat, ist jedoch nicht klar. <br />
<br />
Possehl hat bis 1780 regelmäßig Aufträge für die Kirche Volkenshagen ausgeführt, mindestens einen pro Jahr. 1783 hat er wohl noch in der Gegend gewohnt, denn er bezahlte noch die Miete für seinen Kirchenstuhl von 12 Schilling im Jahr (als Chormiete bezeichnet), 1787 waren es dann 14 Schilling, 1793 nur noch 8 Schilling. 1786 und 1788 führte Possehl noch weitere Aufträge für die Pfarre aus, ebenso 1792. 1793 bekam er 24 Schilling für Klammern und Nägel, 1795 verdiente er 27 Schilling mit der Reparatur der Klingelbeutel sowie 24 Schilling für Ofenstangen. Auch andere Schmiede tauchen im Rechnungsbuch der Kirche Volkenshagen auf, Possehls Nachfolger Klingenberg jedoch nicht.<br />
<br />
1782 beantragte der Schmied Jürgen Hinrich Klingenberg die Versetzung der Schmiede auf den Finkenberger Acker. In einem Schreiben des Amtes Hirschburg an die Cammer in Schwerin klingt es aber so, als hätte der Großherzog dies angeordnet, damit die Schmiede direkt am Wege läge und für fahrende Reisende gut sichtbar wäre (was zu höheren Einnahmen führen würde). Zu dem Zeitpunkt war die Schmiede 23 Jahre alt, sodass ein Abbrechen und Wiederaufbauen des Gebäudes kaum möglich schien. Das Amt riet daher, die alte Schmiede weiter zu betreiben, bis die neue errichtet ist. Der Großherzog bestand aber darauf, die alte Schmiede umzusetzen. Es sollte das benötigte Baumaterial vorher an die Baustelle gebracht werden, damit die Umsetzung in wenigen Tagen vollzogen werden konnte.<br />
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Der Schmied wird auch als Krüger bezeichnet, zur Schmiede gehörte also auch ein Krug.<br />
<br />
Der Contract von Jürgen Heinrich Klingenberg für Schmiede und Krug wurde 1784 neu verhandelt. Der Schmiedezwang für Mönchhagen war zu dem Zeitpunkt bereits aufgehoben, nun wurde die Schmiede ab 1786 komplett stillgelegt. Die Contractverlängerung für die nächsten 24 Jahre bezog sich nur noch auf den Krug, nicht mehr auf die Schmiede.<br />
<br />
Ein Abschnitt aus der Fundchronik von Ludwig Krause lässt vermuten, dass die Stadt Rostock 1783 gegen die Schmiede protestiert hat, weil im Umkreis von 2 Meilen um Rostock die Schmieden weggenommen werden sollten.<br />
<br />
Am 5. August 1785 wurde Klingenberg jedoch erlaubt, für den Eigenbedarf zu schmieden und eigene Werkzeuge zu schmieden, unter Androhung von Strafe, falls er jemals für andere schmieden würde.<br />
<br />
Bei den Akten DA Ribnitz (2.22-10/22, 134e, fasc. 21a) liegt ein Vertragsentwurf vom 14. Februar 1785 <span style="color:#006600">''für den Schmied Klingenberg über das Ober-Moenckhaeger Krug-Gehöft.''</span> Ab da gehörte die Schmiede also offenbar zum Heidekrug (der auch Obermoenckhaeger Krug oder Finkenberger Krug genannt wurde).<br />
<br />
Klingenberg besaß den Krug bis 1810. Am 24. May 1810 kündigt die Rostocker Zeitung die Versteigerung des Krug-Gehöftes an. <span style="color:#006600">''Nach öffentlicher meistbietender Verpachtung''</span> übernimmt Wilhelms den Finkenberger Krug.<br />
<br />
Im Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12044, liegt ein Schreiben vom Amt Toitenwinkel an die Großherzogliche Cammer, nach dem der Krüger Büdner Jahn auf seinem Büdnereibesitz Nr. 7 eine Schmiede anlegen wollte. Büdnerei 7 war die Gaststätte Stadt Ribnitz, heute Avia-Tankstelle. Jahn wollte die Schmiede verpachten, da er selbst kein Schmied war. Das Amt schreibt: <span style="color:#006600">''Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Anlage dem Eigner eine ergiebige Nahrungsquelle öffnen würde. Die Belegenheit an der Rostock Ribnitzer Chaussee die Größe des Dorfes Mönckhagen und die Nähe volkreicher Dörfer und verschiedener Höfe stellen ausreichende Arbeiten in Aussicht.<br />
Wir haben schon früher uns über die Anlage einer Schmiede zu Mönckhagen geäußert und hierzu, so bald die Privilegien der Stadt Rostock fallen würden, ein Acker Reservat an der alten Fischlaender Landstraße empfohlen und würde hierfür mit der Aussicht auf den Schmiedebetrieb ein bedeutendes Kaufgeld zu erwarten sein. Gegenwärtig ist das Grundstück im Wege öffentlich meistbietender Verpachtung jedoch mit Vorbehalt einjähriger Kündigung bis Michaelis 1871 verpachtet.''</span><br />
<br />
Die Cammer verweigert die Genehmigung jedoch, eine Schmiede sei nicht erforderlich und die Stadt Rostock entscheide selbst ob ihre Rechte durch einen solchen Betrieb verletzt würden.<br />
<br />
===Untermönckhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmiede 2013.JPG|thumb|400px|Die 1921 von Paul Hagen errichtete Schmiede gegenüber dem Feuerwehrgebäude. Die abgeschnittene Ecke soll ihre Ursache darin haben, dass einer der Erbpächter mit seinem neuen Auto Schwierigkeiten hatte, um die Ecke zu fahren, weil ihm die Schmiede die Sicht versperrte. ''Foto: privat'']]<br />
1635 gab es den Schmied Lantauw, der auch 1653 noch erwähnt wird. Es ist unbekannt, wo seine Schmiede gelegen hat, aber 1665 gehörte ein Schmied namens Jochim Lantow zu den Mönchhägern, die an Klatte verpachtet wurden. Diese wohnten aber alle im Unterdorf. Die Namensähnlichkeit Lantow und Lantauw dürfte auf lediglich unterschiedliche Schreibweisen derselben Person (ggf. auch Vater und Sohn) hinweisen, sodass die damalige Schmiede im Unterdorf gelegen haben dürfte. Noch 1743 wird ein Jochim Lantau als Schmied genannt, der ebenfalls im Unterdorf wohnte.<br />
Pastor Kliefoth nennt unter den Einwohnern Mönchhagens in den Jahren 1853 bis 1873 eine Kossatenstelle, bei der es sich wahrscheinlich um die Hufe 4 gehandelt haben dürfte. Mit dieser Kossatenstelle war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden. Von 1662 bis 1743 wird die Familie Lantau auf dieser Stelle genannt. 1758 wird hier Hans Halleur genannt, 1809 wird der Cossate Halleur genannt mit dem Vermerk, dass er vormals Schmied war. <br />
<br />
Die Schmiedegerechtigkeit scheint dann auf den Heidekrug übergegangen zu sein, mit welchem am Ende des 18. Jahrhunderts eine Schmiede verbunden war. <br />
<br />
Nachdem auch diese Schmiede eingegangen war, hat Mönchhagen lange Jahre keine Schmiede gehabt, bis Babendererde 1869 auf der Büdnerei 3 eine Schmiede errichtete. <br />
<br />
Dort, gegenüber der Feuerwehr, lag auch die spätere LPG-Schmiede. Um 1900 war Lewerenz hier Schmied, der 1903 bei dem Großbrand auf Hufe 15 (gegenüber der Schmiede) ums Leben kam, als er beim Retten half.<br />
<br />
Der Schmied Paul Hagen errichtete dort 1921 das noch heute stehende Schmiede-Gebäude.<br />
<br clear=all><br />
<br />
Eine weitere Schmiede lag am Stillen Frieden, auf Büdnerei 12 und Häuslerei 9 &ndash; Büdnereien sind auf der Karte von 1894 am Stillen Frieden keine vermerkt, die Büdnerei 12 muss also jünger sein. Es ist aber davon auszugehen, dass sie neben Häuslerei 9 gelegen hat. Hier war Rudolf Möller Schmied, bis er Büdnerei 12 und Häuslerei 9 1928 an den Schmiedemeister Wellert verkaufte.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Deutsches_Reich_bis_1918&diff=107561
Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918
2024-02-29T14:26:50Z
<p>Moenchhagen: /* Hebamme Jeß: Entschädigung für das Nichthalten einer Kuh */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1871 bis 1918]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes [[Mönchhagen]], aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1918.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Quellenlage zwischen 1870 und 1920==<br />
[[Datei:Moenchhagen Titelseite Gemeindebuch 1907.jpg|thumb|Titelseite des Gemeindebuches von 1907; ''Foto: privat'']]<br />
Für die folgenden Jahre bis 1945 liegt leider kein Aktenmaterial mehr vor. Die Aufzeichnungen aus Mönchhagen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus nach Rostock gebracht, wo sie während des Krieges verbrannten. Die Aufzeichnungen der Kirche in Volkenshagen für die Zeit von 1873 bis 1945 wurden nach Auskunft des verstorbenen Pastors Peters wegen der guten Papierqualität 1945 zu Zigarettenpapier verarbeitet. Erhalten sind nur zwei Bände mit Protokollen der Sitzungen der Gemeindeversammlung von 1871 bis 1945. Daher stützen sich die folgenden Abschnitte u. a. auf diese Sitzungsprotokolle und Interviews mit Einwohnern, die der frühere Ortschronist Norbert Grosser durchführte.<br />
<br />
===Die Situation 1870===<br />
(Protokoll vom 12. Januar 1870; Akte 5.12-4/2 12034 Landeshauptarchiv)<br />
<br />
Anlässlich der Sitzung zur Gemeinde-Dotation beschreibt der Schulze Heydtmann die Lage in Mönchhagen:<br />
<br />
''Der Dorfsverband besteht aus fünf bäuerlichen und aus neun Erbpachtgehöften, ferner aus den beiden Erbmühlengehöften, nämlich der Korn- und der Papiermühle, auch acht Büdnereien und fünf Häuslereien, aus dem Schulgehöfte und aus dem Armenkaten.''<br />
<br />
''Bei den verschiedenen Hauswirthen, Erbpächtern und Büdnern wohnen 27 Einlieger. Im Armenkaten sind 4 Familien untergebracht und auch die Dorfshebamme. Für sie wird eine Jahresmiethe von 10 M an die Armenkasse gezahlt. Überdies muß die Dorfschaft die Wohnung unterhalten. Was die Communallasten anbelangt, so werden zunächst interessieren die über die Feldmark gehenden beiden Landstraßen von Rostock über Rövershagen nach dem Fischlande und die alte Landstraße von Rostock nach Ribnitz.'' <br />
<br />
''Ungeachtet der von Rostock nach Ribnitz erbauten Chaussee können beide Landstraßen nicht eingezogen werden. Die Fischlander-Landstraße unterhält namentlich die Verbindung der Stadt Rostock mit der Rostocker Heide, ferner mit dem Fischlande, namentlich in Bezug auf den Verkehr der Seefahrer und mit den Ortschaften des alten Amtes Toitenwinkel und dem Forsthof Gelbensande. Die Holzfuhren sind sehr bedeutend und die Straße bedarf fortdauernder Nachsicht. Sie erstreckt sich von Hinrichsdorf ab an der Grenze zwischen der Erbpachthufe Nr. XVI und der Erbpachthufe Nr. II, geht sodann bei den Häuslereien vorüber und führt endlich durch die Hufe Nr II bis zur Feldmark Rövershagen.''<br />
<br />
''Unfern der Grenze mit Hinrichsdorf liegen über den Fribach, welcher hier 3 verschiedene Durchläufe hat, 2 Felsen- und 1 Holzbrücke. Zu der letzteren Brücke wurden in früheren Jahren die Holzmaterialien unentgeltlich gegeben, späterhin wurde eine bezügliche Bitte abgelehnt. Ihre Beschaffenheit ist derart, daß ein Neubau über kurz oder lang nicht wird vermieden werden können. Die Kosten werden gut und gern auf 500 M zu veranschlagen sein.'' <br />
<br />
''Die alte Landstraße nach Ribnitz geht von der Chaussee rechts ab, führt durch die Erbpachthufe XI, sodann an der Grenze mit Kl. Kussewitz weiter, hierauf durch die Erbpachthufe Nr. XII und mündet ein auf die Feldmark Volkenshagen. Diese Straße führt von Rostock ab nach Behnkenhagen, Willershagen u. s. w. Auch in dieser Straße liegt eine bedeutende Holzbrücke, welche vor etwa 6 Jahren neu erbaut wurde unter Hergabe sehr beträchtlicher Holzmaterialien von Seiten hoher Cammer (d.h. aus Schwerin).''<br />
<br />
''Die Unterhaltung beider Landstraßen mit ihren Brücken ist also eine Last für die Dorfschaft, welche unter Umständen ihre Kräfte übersteigen kann. Sodann kommt die Schule in Betracht, sie wird augenblicklich besucht von 57 Kindern. Bei der Größe der Feldmark aber wird es nicht an neuen Ansiedlungen fehlen und die Zahl der Schulkinder wird zunehmen, so daß die Einrichtung einer 2ten Schule nicht fern liegen dürfte. In Betracht mag ferner der Armenkaten kommen, dessen Unterhaltung demnächst lediglich Sache der Gemeinde sein wird.''<br />
<br />
''Unter diesen Umständen mag eine genügende Gemeindedotation im Interesse des Ortes liegen.''<br />
<br />
===Die Situation 1873===<br />
<br />
Fassen wir die wirtschaftliche Lage des Dorfes um die Zeit der Gründung des Kaiserreiches 1871 noch einmal zusammen:<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1873: <br />
*1 Hauswirt<br />
*15 Erbpachtstellen, darunter<br />
**2 Krüge<br />
**2 Mühlen<br />
**1 Kossate <br />
*8 Büdner<br />
*6 Häusler<br />
*1 Schmied<br />
*1 Schullehrer<br />
*33 Katenleute und Einlieger, welche meist in Rostock arbeiteten.<br />
<br />
Um die Jahrhundertwende sind in Mönchhagen neue Häuslereien entstanden. So wurde 1881 die Häuslerei 11 aus der Hufe XI herausgelöst, wo Carl Beckmann dann eine Mühle errichtete; und 1898 wurde aus Hufe Nr. X die Häuslerei Nr. 15 abgetrennt. Das Großherzogliche Ministerium legt am 21. Januar 1898 fest, dass <span style="color:#006600">''Von der Häuslerei No 15 zu Mönkhagen it von Johannis 1898 ab die Hufensteuer für einen bonitirten Scheffel jährlich mit<br />
14 Pfennigen zu zahlen''</span> ist.<br />
<br />
==Erbpacht==<br />
<br />
Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die Bauern nicht Eigentümer ihres Landes, sondern Pächter. Eigentümer waren der Landesherr, Rittergutsbesitzer oder die Städte. Mönchhagen war ein Domanialdorf, gehörte also dem Landesherrn. Der kümmerte sich nun nicht selbst um die Verwaltung, das war Aufgabe des Domanialamtes. Zuständig für Mönchhagen war erst das Amt Ribnitz, ab xxx das Amt Toitenwinkel. <br />
<br />
Im 18. Jahrhundert waren die Pachtverträge Zeitverträge meist über 12 Jahre. Allerdings konnte das Amt einen Bauern auch während der Vertragslaufzeit ablösen, wenn er schlecht wirtschaftete. Die Bauern hatten also wenig Planungssicherheit, zudem neben der Pacht noch weitere Abgaben zu leisten und waren daher nicht sonderlich motiviert, über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren oder den Zustand von Feld und Hof zu verbessern. Mit Beginn der industriellen Revolution gab es jedoch immer mehr Menschen, die von der Landwirtschaft mit ernährt werden mussten. Nach und nach wurden bessere Bedingungen für die Bauern eingeführt, 1821 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft.<br />
<br />
Ende der 1860er Jahre wurde in Mecklenburg-Schwerin die Vererbpachtung eingeführt. Während ein Zeitpachthof nur an einen Sohn vererbt werden konnte, nicht aber an Enkel oder Geschwister des verstorbenen Pächters, konnte der Erbpächter davon ausgehen, dass auch bei Kinderlosigkeit der Hof in der Familie blieb. <br />
[[Datei:Moenchhagen Hufe 3 Sass um 1900.JPG|thumb|400px|Der Erbpachthof Nr. III um 1900. ''Foto: privat'']]<br />
Großherzog Friedrich Franz II erließ am 16.11.1867 die Verordnung über die Grundzüge der Vererbpachtung, die dann zwischen 1868 und 1875 umgesetzt wurde. Was für viele Bauern sicher eine Verbesserung darstellte, dürfte viele auch die Existenz gekostet haben – es wurden nämlich ganze Dörfer zwangsweise auf Erbpacht umgestellt. Das war deswegen praktisch, weil vorher auch alle Bauern eines Dorfes Zeitverträge mit identischen Laufzeiten hatten. Das bedeutete, die bisherigen Zeitpächter mussten ab einer bestimmten Grundstücksgröße entweder binnen weniger Jahre die sogenannten Erbstandsgelder zahlen (quasi der Kaufpreis für die überlassenen Gebäude und deren Inventar) oder den Hof verlassen und an den Grundherrn zurückgeben.<br />
<br />
===Bauernhufen in Mönchhagen 1869===<br />
<br />
In Mönchhagen wurde nicht das ganze Dorf auf einmal auf Erbpacht umgestellt. In der Akte 5.12-4/2 12034 findet sich ein Protokoll des Amtes Toitenwinkel vom 15. März 1869 geht es um die Vererbpachtung. Es werden 5 Bauernhufen und 8 Erbpachtgehöfte genannt, zudem noch die Erbmühle und die Erbpapiermühle. Die bäuerlichen Hufen (also die noch nicht vererbpachteten) waren:<br />
Hufe I mit 21 207 Qradratruten (QR); Pacht: 285 M 36 Pfg<br />
Hufe 2 mit 22 069 QR; 266 M 40 Pfg<br />
Hufe 6 mit 20 860 QR; 232 M 36 Pfg<br />
Hufe 7 mit 20 353 QR; 236 M 36 Pfg<br />
Hufe 9 mit 19 110 QR; 214 M<br />
<br />
Zu diesen Bauernhufen werden in der Akte einige Details aufgeführt:<br />
<br />
Die Gebäude waren auf allen Gehöften alt, aber gut erhalten, und Wohn- und Wirthschaftsräume gut und zweckmäßig eingerichtet. Der Viehbestand war herrschaftlich, gehörte also wohl dem Großherzog.<br />
<br />
'''Hufe I'''<br />
<br />
Der Hauswirth David Brandt, 32 Jahre alt, wurde im Jahre 1861 eingewiesen, seine Ehe ist mit 3 Kindern gesegnet; der Gehöfterbe ist 3 Jahre alt. Die Mutter bezieht den Altentheil. Geschwister, welche zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehhaus, Altentheilskaten, Stall. <br />
Den Stall hatte die Zimmerbesichtigungsbehörde zum Abbruch bestimmt, dem Hauswirth aber keine Materialien zur Reparatur bewilligt, der wollte den Stall aber mit eigenen Mittel instand setzen.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 17 Hühner <br />
<br />
'''Hufe II'''<br />
<br />
Der Hauswirth Johann Brandt, 31 Jahre alt, eingewiesen im Jahre 1865, eine Tochter. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehstall, Altentheilskaten. Der Hauswirth gab an, dass sein Vater den Stall aus eigenen Mitteln gebaut hatte und dass auch demnächst keine Reparatur-Hölzer bewilligt seien.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 6 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VI'''<br />
<br />
Der Hauswirth Winter ist einige 60 Jahre alt, seine Frau lebt noch, sie ist gegen 60 Jahre alt. Die Ehe ist immer kinderlos gewesen. Weder Altentheilsberechtigte noch Geschwister, welche eine Abfindung zu beanspruchen haben, sind vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Pferdestall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VII'''<br />
<br />
Hauswirth Johann Hallier ist 52 Jahre alt, wurde im Jahre 1854 eingewiesen, er hat 2 Kinder; der Gehöftserbe ist 19 Jahre alt. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Wagenschauer, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 1 Sau, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe IX'''<br />
<br />
Hauswirth Jess ist 25 Jahre alt, er wurde in termino Jahnnis d. J aufgelassen. Der Sohn ist einige Wochen alt. Geschwister, die zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden; nur eine abgefundene Schwester ist vorhanden. Die Mutter bezieht den Altentheil. <br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 5 Kühe, 1 Starke, 1 Kalb, 5 Schweine, 5 Gänse, 13 Hühner<br />
<br />
===Erbpachtverträge===<br />
<br />
Da es sich bei der Erbpacht nach wie vor um eine Pacht handelte, musste der Bauer eine jährliche Abgabe leisten – das konnte eine im Grundbuch festgelegte Summe sein (Geldkanon) oder ein Betrag, der sich nach dem durchschnittlichen Kornpreis der letzten 20 Jahre richtete (Kornkanon). Bei den Domanialbauern war jedoch das sogenannte Kanonkapital die Regel: Dabei wurden die jährlichen Zahlungen kapitalisiert – es wurde also berechnet, welches Kapital angelegt werden müsste, um über die Zinsen dem Großherzog die jährliche Pacht zu garantieren. Diese Summe wurde als Hypothek ins Grundbuch eingetragen. Zunächst bedeutete das für den Bauern eine ebensolche regelmäßige Zahlung wie beim Geldkanon – der entscheidende Unterschied war, dass er (ab 1875) die Hypothek kündigen konnte, sofern er genügend Geld beisammen hatte, und sich damit der regelmäßigen Zahlungen entledigen konnte. Der Erbpachtvertrag ansonsten blieb in Kraft.<br />
Vererbpachtungsverhältnisse durften mit Inkrafttreten des BGB 1900 nicht mehr neu abgeschlossen werden, bestehendes Landesrecht wurde aber nicht aufgehoben – weshalb in den beiden Mecklenburgs die Vererbpachtung bis 1918 die (fast) einzige Form des Hofbesitzes war. <br />
<br />
Im Landeshauptarchiv in Schwerin finden sich alte Erbpachtcontracte der Mönchhäger Hufen. In dem Erbpachtcontract der Hufe XIII vom 30.12. 1881wird festgehalten, dass die Ländereien 46 ha 44 a 84 m2 umfassen und der ''Canon'' zu 16 425 Mark ''capitalisiert'' wird. Dazu heiß es in §.4:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital (Kaufgeld) steht zu vier pro Cent Zinsen, welche in Quartalraten allemal 14 Tage vor dem Ablaufe eines Quartals an die anzuweisende Stelle Unserer Verwaltung – bis auf Weiteres an Unser Amt – von dem Erbpächter auf seine Gefahr und Kosten gezahlt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital kann seitens des Erbpächters halbjährig zu den landesüblichen Terminen gekündigt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Unsererseits dagegen verzichten Wir auf die Befugnis zur Kündigung dieses Capitals.''</span><br />
<br />
Der Pächter lief also keine Gefahr, dass der Verpächter ihm die Hypothek kündigte und ausgezahlt haben wollte.<br />
Der Nachfolger (Sohn) des damaligen Erbpächters hat diesen Canon zum Johannistermin 1919 gekündigt, also am 24. Juni.<br />
<br />
Das erwähnte Amt war zu der Zeit für Mönchhagen das Domanialamt Toitenwinkel. Es verwaltete und kontrollierte die Höfe auf Domanialgebiet. In Beschwerde- oder Streitfällen berieten sie die ''Hohe Cammer'' zu Schwerin auch, da das Amt im Gegensatz zu den Großherzoglichen Ministerien die nötigen Informationen zur Lage vor Ort hatte – es findet sich in den Akten ein Fall zu einem Streit, den der Erbpächter von Hufe XIII in Mönchhagen mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Rostock hatte. Diesem gehörte damals das Gut Purkshof und es ging um die Einleitung von purkshofschem Drainwasser in einen Graben auf dem Gebiet der Hufe XIII, wodurch die Nachbarhufen in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil der Graben deren Wasser bei Starkregen nicht mehr fasste. Deren Erbpächter wollte den Fall auf den Großherzog abwälzen mit dem Argument, da der Wert der Hufe durch die zusätzliche Einleitung aus Purkshof geschmälert würde, wäre der Großherzog als Eigentümer der eigentlich Geschädigte. Das Amt verfasste ein neunseitiges Schreiben, in dem es den Fall und die Vorgeschichte sehr detailliert schilderte und am Schluss eine Empfehlung ausspricht, wie die Hohe Cammer sich verhalten sollte (nämlich sich durchaus selbst in den Gerichtsprozess einzuschalten, weil sein Eigentum betroffen ist, die Auseinandersetzung des Erbpächters mit seinen Nachbarn wegen des Wasser ihm aber selbst zu überlassen).<br />
<br />
Darüberhinaus übernahm der Großherzog jedoch keine Verpflichtungen – weder wurde der Zustand der in einer Anlage aufgeführten und als Acker, Wiese, Weide und Unbrauchbar klassifizierten Ländereien gewährleistet, noch Entschädigungen gewährt bei Zu- und Unglücksfällen wie <span style="color:#006600">''Misswachs, Viehsterben, Feuer-, Hagel-, Wasser-, Sturm- und Wildschaden, Mäuse-, Wurm- und Schneckenfraß, sowie wegen Kriegserleidungen''</span>. Auch gingen sämtliche aus dem letzten Pachtverhältnis bestehenden Verpflichtungen wie Gewährung von Altentheilen oder Alimenten auf den neuen Pächter über. Neben dem Pachtkanon gab es noch weitere Abgaben und Verpflichtungen wie Steuern, Abgaben für die Pfarre, die Schule, gemeinnützige Einrichtungen des Dorfes – aus einem Gemeindeprotokoll geht bspw. hervor, dass die Bauern reihum Armenholz fahren mussten.<br />
<br />
In §.6 wird zwar festgehalten: Die Bewirtschaftung und Benutzung des Erbpachtgrundstückes steht zur freien Entschließung des Erbpächters. Dann kommen aber eine ganze Reihe großer „Abers‟. Das Erbpachtgrundstück muss ein landwirtschaftlicher Betrieb bleiben, darf nicht geteilt und auch nicht mit anderen zusammengelegt werden. Den letzten Punkt konnte man umgehen und zwei Höfe bewirtschaften, es mussten aber auf jeder Hufe die für eine Eigenständigkeit erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude unterhalten werden.<br />
<br />
Der Bauer konnte also frei wirtschaften, solange die Hufe in der übernommenen Form erhalten blieb, und die Hufe auch vererben oder auch verkaufen. Allerdings hatte der Großherzog in diesem letzteren Fall ein <span style="color:#006600">''Vorkaufsrecht, das er auch zu Gunsten Dritter''</span>, insbesondere der Gemeinde, in Anspruch nehmen konnte. <span style="color:#006600">''Erbpächter muß das Hauptexemplar des Kaufcontractes bei dem Amte einreichen und die Erklärung über die Ausübung des Vorkaufsrechts vier Wochen abwarten. Wenn dieselbe binnen dieser Zeit nicht erfolgt, so wird eine Verzichtleistung für diesen Veräußerungsfall angenommen''</span>, heißt es in §.9.<br />
<br />
Auch im Erbfall hatte der Großherzog noch Mitspracherecht, der neue Erbpächter musste anerkannt werden. In den Akten zur Hufe XIII finden sich mehrere solcher Dokumente – so wurde der Erbpächter, um dessen Contract von 1881 es bisher ging, bereits im Juli 1875 als Erbpächter anerkannt, sein Sohn im November 1906 und der – damals noch minderjährige – Enkel wurde noch im September 1933 <span style="color:#006600">''in Grundlage des geltenden Erbpachtvertrages anerkannt.''</span><br />
<br />
===Die Häusler 1869===<br />
(Akte 5.12-4/2 12034)<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1869 5 Häusler, von denen wohnten zwei an der Chaussee, zwei am Rostock-Rövershäger Landwege (der Fischländer Landstraße). Die fünfte Häuslerei lag gegenüber der Bauernhufe 6.<br />
<br />
Jede Häuslerei hatte 15 Quadratruten Land und einen Hofplatz. Unmittelbar angrenzend hatten sie noch Pachackerparzellen von je 200 Quadratruten.<br />
<br />
===Erbpächter und Katenmann: Das Einsadeln===<br />
In den Katen wohnten meist die Arbeiter oder Tagelöhner des Erbpächters (Hofbesitzers). Diese wechselten dann gelegentlich auch mal und es musste geregelt werden, wem die Ernte auf dem Land des Katens zustand. Im Prinzip hatte der Katenmann Anspruch auf zwei Ernten aus dem von ihm produzierten Dung. Das bedeutete, dass ihm auch nach seinem Wegzug noch die Ernte zustand, wenn er das Land mit Dung befahren hatte; sein Nachfolger hatte im ersten Jahr keinen Anspruch auf die Ernte von Winter- und Sommergetreide, und im zweiten Jahr auch erst auf das Wintergetreide, nicht aber auf das Sommergetreide. Zum einen gedieh das Getreide noch vom Dung des Vorgängers, zum anderen musste der neue Katenmann ja auch erst einmal genügend Dung ansammeln. Dies nannte man ''sich einsadeln''.<br />
<br />
Wenn man eineinhalb Jahre keine Ernten einfahren kann, stellt sich natürlich die Frage des Überlebens. Deshalb lieferte häufig der Hauswirth im ersten Jahr seinem Katenmann Korn. Dafür verlor der Katenmann dann bei seinem Auszug den Anspruch auf die noch ausstehenden Ernten, diese standen dann dem Hauswirth zu, quasi als Bezahlung für das beim Einzug gestellte Getreide. Insgesamt bekam der Katenmann in jedem Fall für jedes Jahr, das er im Katen wohnte, zwei Getreideernten.<br />
<br />
==Nach der revidierten Gemeindeordnung von 1869==<br />
<br />
===Die revidierte Gemeindeordnung===<br />
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[[Datei:moenchhagen gemeindevorstand 1871.JPG|thumb|400px|Der Gemeindevorstand zu Mönckhagen besteht z.Z. (d.h. im Frühling 1871) aus dem Schulze Heydtmann, Erbmüller Eggert, Hauswirth Winter. Danach werden die Mitglieder der Dorfversammlung aufgezählt: 11 Erbpächter, 2 Deputierte der Büdner und 1 Deputierter der Häusler. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:moenchhagen gemeindebuecher 1871-1944.JPG|thumb|400px|Die beiden Gemeindebücher von Mönchhagen sind erhalten und im Besitz der Gemeinde. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 26. November 1944. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Die neue Gemeindeordnung vom 31. Juli 1865 wurde 4 Jahre später noch einmal überarbeitet, um sie an die <span style="color:#006600">''in Ausführung begriffene Vererbpachtung''</span> anzupassen. Sie trat für die Dorfschaften durch ein Gemeinde-Statut in Kraft, das weitere Bestimmungen enthielt, durch die Besonderheiten einzelner Gemeinden geregelt wurden. Das Gemeinde-Statut für Mönchhagen trat am 1. Juli 1870 in Kraft, siehe nächster Abschnitt.<br />
<br />
Ortsvorsteher war der Dorfschulze. Er war der Verwalter der Ortspolizei und hatte für die öffentliche Ordnung und Sicherheit Sorge zu tragen; d.h., er sollte strafbaren Handlungen vorbeugen und vorgefallene Straftaten beim Amt anzeigen, Vagabunden und fremde Bettler verhaften und an das Amt abliefern. Allgemein sollte er das Amt in seinen Aufgaben unterstützen und neu Zugezogenen den Meldeschein ausstellen.<br />
<br />
Zu den Aufgaben der Gemeinde gehörte nun das Armenwesen, das Schulwesen, die Instandhaltung der Landstraßen und der Dorfwege, das Entwässerungswesen, Räumung von Flüssen und Bächen, Anlegung und Erhaltung von Gräben und Deichen, die Haltung der Nachtwächter, das Feuerlöschwesen, die Sorge für das Vorhandensein ausreichender Begräbnisstätten, die Haltung einer Hebamme und Totenfrau. Die Gemeinden konnten Vermögen erwerben und dieses i.W. selbst verwalten.<br />
<br />
Mit inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung sollte den Gemeinden ein Gemeindevermögen zugeteilt werden. Die Bestimmung hierüber hatte jedoch der Grundherr, im Falle Mönchhagens also der Großherzog bzw. seine Behörden. Weiterhin mussten die Einwohner Abgaben leisten sowie Hand- und Spanndienste für die Gemeinde. Über deren Höhe sollte die Dorfversammlung beschließen. Schuldiener, Kirchendiener und sonstige im öffentlichen Dienst stehende Personen brauchten keine Hand- und Spanndienste zu leisten.<br />
<br />
Die Gemeindeverwaltung war Sache des Gemeindevorstands und der Dorfversammlung.<br />
<br />
<br />
Der Gemeindevorstand bestand aus dem Dorfschulzen und einigen Schöffen. Vater und Sohn, Schwiegervater und Schwiegersohn, sowie Brüder durften nicht gleichzeitig Mitglieder des Gemeindevorstands sein. Wird eine Schöffenstelle frei, nennt der Gemeindevorstand dem Amt zwei geeignete Personen, von denen das Amt eine als neuen Schöffen bestimmte. Das Schöffenamt war wie das Schulzenamt ein Ehrenamt. Das Schöffenamt hatte man für 6 Jahre inne. Jeder, der dazu in der Lage war, war verpflichtet, ein ihm angetragenes Schöffen- oder Schulzenamt zu übernehmen. Ablehnen durften nur Beamte wie Schullehrer oder Kirchendiener, über 60 Jahre alte Personen, Kranke oder Gebrechliche, diejenigen, die bereits in den 6 vorhergehenden Jahren ein solches Ehrenamt innehatten. Trat ein solcher Grund während der Amtszeit ein, konnte man das Amt niederlegen. Beamte mussten das Amt auch auf Verlangen des Dienstherrn niederlegen.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand vertrat die Gemeinde nach außen und verwaltete die Gemeindeangelegenheiten.<br />
<br />
Die Dorfversammlung bestand aus dem Gemeindevorstand, den in der Gemeinde wohnenden Grundstücksbesitzern, die Kirchendienern (Prediger, Organist, Küster), den Großherzoglichen Forstbediensteten und der Inhaber der Familienschulstelle. Zu den Grundstücksbesitzern gab es die Einschränkung, dass nur die Besitzer der Hufen der Dorfversammlung angehörten; die Büdner und Häusler dagegen Deputierte in die Dorfversammlung wählen mussten. Auch deren Amtszeit betrug 6 Jahre. Die gewählten Deputierten durften die Wahl nicht ablehnen. Weitere Mitglieder konnte die Gemeinde im Statut festlegen, bspw. Einwohner ohne Grundbesitz. Die Gesamtzahl sollte aber 24 nicht übersteigen.<br />
<br />
Ausgeschlossen von der Dorfversammlung waren <span style="color:#006600">''Frauenzimmer''</span>, unter Curatel Stehende, Personen, die wegen einer entehrenden Handlung rechtskräftig verurteilt waren, Männer, dei von der Dorfversammlung ausgeschlossen wurden (einen solchen Beschluss musste das Amt bestätigen).<br />
<br />
Die Dorfversammlung trat auf Beschluss des Gemeindevorstands zusammen. Den Vorsitz führte der Schulze. Eine solche Versammlung durfte nicht in Schenken oder Krügen stattfinden, es sei denn, dabei handelte es sich gleichzeitig um das Schulzenhaus. Für eine Beschlussfähigkeit musste mehr als die Hälfte der Mitglieder anwesend sein. Einfache Stimmenmehrheit entschied, bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Vorsitzenden. Die Beschlüsse mussten in ein Gemeindebuch geschrieben werden und von allen Gemeindevorstandsmitglieder sowie ein oder zwei Mitgliedern der Dorfversammlung unterschrieben werden. <span style="color:#006600">''Aus dem Gemeindebuche, welches vom Amte mit Titel und Seitenzahlen versehen wird, dürfen niemals Blätter ausgeschnitten werden. Diese Bücher, auch die vollgeschriebenen, sind sorgfältig aufzubewahren.''</span><br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Mönchhäger Gemeindebücher'''<br />
<br />
Mit Inkrafttreten des Gemeindestatus war auch Mönchhagen in der Pflicht, ein Gemeindebuch anzulegen und Protokoll über die Dorfversammlung zu führen. Das erste dieser Gemeindebücher wurde am 14. Januar 1871 vom Amt Toitenwinkel zu Rostock angelegt und enthält 184 Seiten. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 24. Februar 1905. Das zweite Gemeindebuch beginnt am 15. März 1907, sodass hier leider eine Lücke von 2 Jahren besteht. Es endet mit einem Eintrag vom 26. November 1944. Direkt darüber, auf derselben Seite, steht das vorletzte Protokoll vom 1. August 1938. Die letzte Seite ist S. 260, obwohl das Buch ursprünglich mal 300 Seiten enthalten hat. Ob dort mal etwas gestanden hat, was man später lieber in der Vergessenheit verschwinden lassen wollte, oder ob schlicht das Papier gebraucht wurde (es ist gut möglich, dass zum Ende des 2. Weltkrieges keine Protokolle mehr geführt wurden und die Seiten leer waren), lässt sich nicht mehr nachvollziehen.<br />
<br />
Das erste Buch befand sich bei meinem Vorgänger und ich konnte bei ihm schon Protokolle einsehen, als ich noch gar nicht für die Mönchhäger Chronik zuständig war, sondern lediglich für die Chronik der FFw Mönchhagen. Wo sich das erste Buch befand, wusste N. Grosser nicht. Er hatte es an die Gemeinde zurückgegeben und der Verbleib war unbekannt. Ich schrieb dann sämtliche Archive vom Archiv des Amtes Rostocker Heide über das Kreisarchiv bis hin zum Landeshauptarchiv an, mit der Frage, ob sich das Buch irgendwo befindet. Die Antwort war jedoch immer negativ. So hatte ich die Hoffnung irgendwann aufgegeben, das Gemeindebuch wiederzufinden. Dann sprach mit ein älterer Einwohner an, er hätte noch Unterlagen, die für die Chronik interessant wären, auf seinem Dachboden. Er käme aber im Moment nicht zum Suchen. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, es könne sich um dieses wertvolle alte Gemeindebuch handeln, deshalb fiel es mir nicht schwer, geduldig zu warten. Und irgendwann meldete sich derjenige dann noch einmal wegen der Unterlagen, die er jetzt wieder aufgefunden hatte. Und schon als ich die sorgfältig in Papier gewickelte Kladde sah, war mir klar, um was es sich handeln musste &ndash; da war es dann mit meiner Geduld vorbei und ich musste mich sehr beherrschen, um ihm das Buch nicht förmlich aus der Hand zu reißen ... Solche Momente sind die absoluten Highlights im Leben eines Ortschronisten!<br />
|}<br />
<br />
<br />
Die Dorfversammlung musste entscheiden, wenn es um Geld ging: Erhöhung oder Erlassen von oder Erhebung neuer Abgaben, Neubauten oder größere Reparaturen, Prüfen der Gemeinderechnungen; aber auch, wenn es um Kauf oder Verkauf von Flächen ging, Änderungen am Gemeinde-Statut, Aufnahme Fremder in den Gemeinde-Verband.<br />
<br />
Der Vorsitzende musste für einen geregelten Ablauf sorgen. Benahm sich einer daneben, konnte der Vorsitzende ihn rauswerfen. Ging der Rausgeworfene nicht sofort, kostete das 5 Thaler in die Gemeindekasse.<br />
<br />
Die Aufsicht über die Domanial-Gemeinden wird vom Amt, die landesherrliche Oberaufsicht von dem Ministerium des Innern geübt. Das Amt musste etliche Beschlüsse genehmigen: Veränderungen des Gemeindebezirks oder des Gemeinde-Statuts, das Aufstellen eines neuen Steuerfußes, den Ausschluss von Personen aus der Dorfversammlung, Kauf oder Verkauf von Land, Neubauten.<br />
<br />
Beschwerden über den Gemeindevorstand sowie über Beschlüsse der Dorfversammlung waren ebenfalls an das Amt zu richten.<br />
<br />
Zusammen mit der Gemeindeordnung wurden auch die Verordnungen über das Armenwesen und über das Schulwesen revidiert.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Armenwesen'''<br />
<br />
Vor der neuen Gemeindeordnung war das Amt für die Armenhilfe zuständig, die Gemeinden mussten dafür Abgaben an das Amt leisten. Nun ging die Verantwortung für die Armenhilfe auf die Gemeinden über und damit auch die Kosten. Kosten für <span style="color:#006600">''Verpflegung von Kranken in öffentlichen Heilanstalten [...], Verwahrung gemeingefährlicher Geisteskranker in Irrenhäusern [...], Aufenthalt und Unterricht von bildungsfähigen Idioten (Schwachsinnigen, Blödsinnigen, Blinden und Taubstummen in öffentlichen Anstalten''</span> (so der Originaltext der Verordnung) sollten vom Amt auf die Gemeinden aufgeteilt werden, zur Hälfte nach Hufenstand, zur Hälfte nach Einwohnerzahl. Gezahlt wurden die Beiträge aus der Armenkasse, wie auch die Kosten für den Armenarzt und die Armenfeuerung.<br />
<br />
Kam ein durch die Armenkasse Unterstützter wieder zu Geld, musste er die Unterstützung erstatten. Hatte er Vermögen verheimlicht, musste er den Unterstützungsbeitrag sogar doppelt zurückzahlen. Bei Gewährung einer Unterstützung war die Habe des Unterstützten zu verzeichnen, denn der Nachlass des Unterstützten wurde ebenfalls zur Erstattung herangezogen. Deshalb durfte ein Unterstützter auch nichts von seinem Besitz verkaufen ohne Zustimmung des Gemeindevorstands.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand musste für die Unterbringung Obdachloser sorgen. Diese bei den Hausbesitzern unterzubringen war nur im akuten Notfall erlaubt. Um einer Verarmung der Ortsangehörigen vorzubeugen, sollte er <span style="color:#006600">''auf deren ordentlichen, nüchternen und sittlichen Lebenswandel''</span> hinwirken. <span style="color:#006600">''Für aufgegriffene ortsangehörige Bettler und Vagabonden erstattet die Ortschaft die Fangprämie und die Kosten des Transports von dem Sitze des Amtes bis zum Orte.''</span>. Jede Gemeinde sollte also ihre Bettler behalten und sie nicht herumvagabundieren lassen.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Schulwesen'''<br />
<br />
Gebäude und Ländereien der Schulen gehen nun in Eigentum der Gemeinde über (es sei denn, sie waren kirchlicher Besitz). Die Bauern mussten eine Reihen landwirtschaftlicher Arbeiten für den Lehrer übernehmen: Pflügen und Eggen; Aufladen, Abfahren udn Ausstreuen des Dungs; Säen des Korns; Aufladen, Einfahren und Abladen von Getreide und Heu. Der Schullehrer musste jedoch eventuelle Dienstleute zur Beihülfe stellen. Alle anderen Arbeiten wie mähen von Getreide und Heu, dreschen, auspflanzen und hacken der Kartoffeln, säen und reinigen von Flachs.<br />
<br />
Bau und Reparatur der Schulhäuser, Ausstattung der Schulräume, Beschaffung von Lehrmitteln lag in der Zuständigkeit der Gemeinde, sowohl was die Entscheidungen als auch was die Kosten anging. Bei der Anschaffung von Schulinventar und Lehrmitteln war der Rat des Pastors einzuholen.<br />
<br />
Die Schulbauten sollten einmal im Jahr besichtigt werden.<br />
<br />
Des weiteren mussten Fuhren zur Mühle oder von Feuerholz für den Lehrer geleistet werden und dieser musste auch bei Antritt der Stelle ins Dorf gebracht werden. Assistenten nur von der nächsten Post- oder Bahnstation.<br />
<br />
===Gemeinde-Statut für die Dorfschaft Mönckhagen und Heidekrug===<br />
(aus der Akte 5-12-3-1 7368, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zur revidierten Gemeinde-Ordnung für die Domanialortschaften vom 29 Juni 1869 wird mit Genehmigung des hohen Ministerii des Innern hiedurch statutarisch das Nachfolgende bestimmt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu § 1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Gemeindebezirk umfaßt die ganze Feldmark, also auch das Erbpachtgehöft Heidekrug.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''2. Die Gemeinde-Ordnung tritt mit dem 1. Juli 1870 in Kraft.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Gemeinde-Vorstand besteht aus dem Dorfschulzen und 2 Schöffen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §13''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfversammlung besteht außer den Mitgliedern des Gemeinde-Vorstandes und den Hauswirthen und Erbpächtern, dem Schullehrer, 2 Vertretern der Büdner und 1 Vertreter der Häusler.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Amt Toitenwinkel zu Rostock, 1870''</span><br />
<br />
Der Heidekrug gehörte also seit dem 1. Juli 1870 zu Mönchhagen.<br />
<br />
Pastor Kliefoth aus Volkenshagen schreibt 1873 dazu: <span style="color:#006600">''Seit 2 Jahren ist die Dorfschaft Mönkhagen mit der neuen Gemeindeordnung be???. Heilsam hat sich dieselbe bisher nicht erwiesen, sondern hat der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten richtig Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Ruhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
===Gemeinde-Dotation===<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung erhielt die Gemeinde Ländereien am 28. April 1871 zum Eigentum, die so genannte Gemeinde-Dotation. Das bedeutete, dass Pachteinnahmen ab dann an die Gemeinde gingen, nicht mehr an den Großherzog. Umgekehrt war die Gemeinde dann auch selbst verantwortlich für die Unterhaltung der Gemeindeeinrichtungen wie Armenkaten, Schule, Brücken ...<br />
<br />
Die Gemeindedotation sollte 5 % der Gesamtfläche einer Gemeinde (344 752 Quadratruten in Mönchhagen) betragen, das wären in Mönchhagen rund 17000 Quadratruten gewesen. Das zur Verfügung stehende Land, also Land, das nicht dauerhaft verpachtet war, betrug aber gerade mal 3000 Quadratruten. Von den Erbpächtern konnte man nichts nehmen, die verbliebenen 14000 Quadratruten hätten also von den Bauernhufen abgespalten werden müssen. Man hat dann vom Gemeindeland folgerichtig das Land der Erbpachthufen abgezogen, damit umfasste das Gemeindeland nur noch 129 038 Quadratruten und die Dotation musste nur noch 6500 Quadratruten umfassen.<br />
<br />
Die zur Disposition stehenden Flächen waren:<br />
*Das Acker-Reservat am Roevershaeger Wege inklusive des Unbrauchbaren: 749 Quadratruten<br />
*Die Reservate an der Rostock-Ribnitzer Chaussee incl. Unbrauchbaren: 1120 Quadratruten<br />
*das Reservat neben der Häuslerei Nr. 5: 144 Quadratruten<br />
*das Reservat am Purkshoefer Wege: 209 Quadratruten<br />
*das Ackerstück Nr. 563 in Nähe der Büdnerei Nr. 8: 100 Quadratruten<br />
*die s.g. Deikswiese (?): 225 Quadratruten<br />
*der Armenkaten mit den umliegenden Garten- und Ackerflächen in dem Umfange von 368 Quadratruten<br />
*in Summe: 2915 Quadratruten<br />
<br />
Damit war nur noch ein Rest von 3700 Quadratruten auf die Bauern umzulegen &ndash; wovon die immer noch nicht begeistert waren, aber doch froh, deutlich weniger abgeben zu müssen als erst befürchtet. <br />
<br />
Durften Häusler und Einlieger Flächen auf diesen Ländereien bis dahin nutzen, durften sie dies für weitere 6 Jahre tun, also für die Ernten 1871 bis 1876. Auch die Hebamme des Ortes behielt ihre Wohnung im Armenkaten und ihre Ackernutzung.<br />
<br />
Dies wird im Grundbrief für die Gemeinde Mönchhagen vom 28. Januar 1871 festgehalten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§4''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Überweisung an die Gemeinde (deren Vorstand) geschieht bei Einführung der Gemeinde-Ordnung.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Pachtverhältnisse wegen der zur Dotation gehörigen Einlieger-Ländereien bleiben in Geltung, und gehen alle Rechte und Verpflichtungen aus denselben auf die Gemeinde über, jedoch mit der Maßgabe, daß die Gemeinde die Ländereien den derzeitigen Inhabern unter den bisherigen Bedingungen bis Michaelis 1876 zu belassen hat, vorausgesetzt, daß die Inhaber ihre contractlichen Verpflichtungen erfüllen und nicht besondere, schon den bisherigen Pachten begründete Auflösungsgründe als: Wegzug, Aufgebung des eigenen Haushalts, Ausscheiden aus der Classe der Einlieger u. s. w. (mit Ausschluß der Kündigung) eintreten.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Auch hat die Gemeinde der Hebamme Jess für die Zeit ihrer Anstellung ihre Wohnung im Armenkaten und die bisherigen Dienstländereien zur unentgeltlichen Nutzung zu belassen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wegen der übrigen zur Dotation gehörigen Ländereien hat die Gemeinde in die bestehenden Pachtverhältnisse zu Recht und Pflicht einzutreten.''</span><br />
<br />
Die Grenzen der Gemeindeflächen wurden mit Pfählen abgesteckt. <span style="color:#006600">''Dem Gemeinde-Vorstand wurde hierauf die Gemeinde-Dotation zum Eigenthum und zur selbständigen Verwaltung und Nutzung überwiesen, ihnen auch der Grundbrief de dato den 28ten Januar 1871 behändigt.''</span><br />
<br />
Mit den Ländereien erhielt die Gemeinde allerdings nicht das Jagdrecht, dies behielt der Großherzog für sich.<br />
<br />
(Landeshauptarchiv Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
Zudem gehörte zum Gemeindeeigentum auch die Flächen, auf denen Straßen und öffentliche Plätze lagen. 1881 erhielt die Gemeinde weitere 822 Quadratruten oder 1 ha 78 a 20 qm Land. Dies umfasste diverse Straßenstücke mit angrenzenden Steigen und Steinmauern längs der Hufen II bis IX, also im Oberdorf, sowie auch einen freien Platz. Der bestimmungsgemäße Zweck durfte dabei nicht geändert werden &ndash; Straßen mussten Straßen bleiben und öffentliche Flächen, die dem <span style="color:#006600"> gemeinen Nutzen und öffentlichen Gebrauche</span> dienten, mussten dies auch weiterhin tun. Sollten solche Flächen als Weide oder Garten genutzt werden, war die Zustimmung des Amtes notwendig. (Akte 5.12-4/2 12033, Landeshauptarchiv Schwerin).<br />
<br />
===Ernennung von Schulze und Schöffen===<br />
Der Schulze und die beiden Schöffen bildeten den Gemeindevorstand. Heydtmann war seit 1866 Schulze.<br />
<br />
Auszüge aus einem Protokoll, gehalten im Großherzoglichen Amt Toitenwinkel zu Rostock, am 1. Dezember 1870. Anwesend waren:<br />
*der Schulze Erbpächter Heydtmann von Mönckhagen<br />
*der Erbmüller Eggers<br />
*der Hauswirth Winter vom Gehöft Nr. 6<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Schulze Heydtmann ist auf seinen geleisteten Diensteid zurückgeführt und dessen Geltung für seinen nunmehr erweiterten Wirkungskreis, sodann sind zu Schöffen und Mitgliedern des Gemeindevorstandes ernannt:<br />
die anwesenden Erbmüller Eggers und Hauswirth Winter.<br />
Dieser Gemeindevorstand ist nicht nur auf die gewissenhafte Erfüllung seines Berufes verpflichtet, sondern auch angewiesen, von jeder Erledigung einer Stelle in seiner Mitte dem Amte sofort Anzeige zu machen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''3. Der Schulze Heydtmann ist in Betreff der Organisation der Dorfversammlung mit der bevorstehenden Leitung der Wahlen der beiden Vertreter der Büdner und des Vertreters der Häusler beauftragt und verpflichtet, den Namen der Deputierten dem Amte binnen 14 Tagen anzuzeigen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''4. Der von der Gemeinde zur Besoldung des Amtsarztes vierteljährlich zu leistende jährliche Beitrag wird der Gemeinde mitgetheilt werden, sobald die (?) von hoher Cammer genehmigt ist. Arztfuhrgelder sind nicht zu zahlen. Die Apotheker werden benachrichtigt werden, daß vom 1 October d. J. an die Gemeinde ihre Arznei, gleichwie Bruchbänder, Bandagen etc. selbst zu bezahlen hat. Dem Gemeindevorstand ist mitgetheilt, daß die Gemeinde in den Contract mit Herrn Dr. Benefeld zwar vorläufig eintritt, jedoch berechtigt ist, denselben halbjährlich zu den üblichen Quartalen aufzukündigen, mithin zuerst zu Weihnacht d. J., daß diese Kündigung jedoch schriftlich zu geschehen hat und wovon dem Amte Mittheilung zu machen ist.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''7. Die Schulgebäude zu Mönckhagen sowie der Armenkaten daselbst werden der Gemeinde hiermit überwiesen und wird die Baulast seit dem 1 October d. J. auf die Gemeinde übergehen. Die Ländereien der Schule, sowie die zur Dotation bestimmten Gemeindeländereien werden der Gemeinde zu besonderen Acten überwiesen werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''8. Der Schulze Heydtmann ist noch besonders auf die nach §5 Nr 2 der Gemeindeordnung ihm obliegenden Pflichten hingewiesen, namentlich wegen der Ausstellung von Meldescheinen und Heimathscheinen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''9. Der Gemeindevorstand ist angewiesen, sich eines Gemeindesiegels zu bedienen und wegen der Einrichtung und Führung desselben informiert.''</span><br />
<br />
(Landeshauptarchiv, Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
===Bestechungsskandal===<br />
Heydtmann war ab 1866 Schulze in Mönchhagen, stolperte 1895 aber über einen Bestechungsfall. Er wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mark oder 30 Tage Gefängnis verurteilt. Daraufhin beantragte er seine Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis 1895.<br />
<br />
Der Häusler Hallier wollte seine Häuslerei an einen Händler Palm verkaufen, vermittelt wurde der Handel durch eine Rostocker Agentur. Der Schulze Heydtmann hat sich dabei <span style="color:#006600">''dem Händler Palm beim Großherzoglichen Amte Teutenwinkel die Erlaubniß zum Ausschank von Branntwein zu erwirken und hat für diese seine Thätigkeit, welche auf das Zustandekommen des Kaufgeschäfts von Einfluß war, von dem Käufer 10 M, von dem Verkäufer einen Bienen-Nachschwarm und von der Vermittlerin des Geschäfts 50 M gefordert und zugesichert erhalten.''</span> Verboten war dabei nicht, die Schankerlaubnis zu bewirken, sondern die Annahme von Voteilen.<br />
<br />
Heydtmann war aber offenbar als Schulze außerordentlich beliebt, denn die Mönchhäger baten im März 1895 darum, er möge Schulze bleiben können (den Unterschriften nach zu urteilen, standen beinah alle hinter ihm):<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Allerdurchlauchtigster Großherzog, allergnädigster Großherzog und Herr!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste Landeskinder des Dorfes Mönckhagen D. A. Toitenwinkel nahen sich dem Thron Eur. Königlichen Hoheit, um allerhöchst derselben zur allergnädigsten Einsicht und Berücksichtigung zu unterbreiten:''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann hierselbst ist von der Strafkammer des Großherzoglichen L. Gerichts zu Rostock, sowie auch zuletzt vom Reichsgericht zu Leipzig wegen Amtsvergehens zu 150 M Geldstrafe verurtheilt worden. Wir fürchten, daß die Verfügung dieser Strafe die Entlassung des J. Heydtmann aus dem Schulzenamte, das er fast seit 30 Jahren verwaltet, zur Folge haben könne.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Diesen Fall würden die allerunterthänigst Unterzeichneten sehr bedauern, da sich der Schulze Heydtmann während der Dauer seiner Amtsführung unsere Achtung und Anhänglichkeit in hohem Grade erworben hat.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die unterthänigst Unterzeichneten wenden sich daher an Eurer Königlichen Hoheit landesväterliches Herz mit der allerunterthänigsten Bitte, den Schulzen Heydtmann auch noch ferner in seinem Amte zu belassen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Wir verharren in tiefster Ehrfurcht als Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste, treue Gefolgsleute.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Oehmisch''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter C. Beckmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Lehrer L. Burmeister''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter H. Saß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter J. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter D. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Uhlig''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter F. Bastian''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Düwel''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner E. Schneider''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner J. Timm''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner H. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner F. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Lewerenz''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler G. Geißler''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Lau''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler U. Mahnke''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Peter''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler Stiegmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Behrens''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Foth''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler C. Wulff''</span><br />
<br />
Der Brief hatte jedoch keinen Erfolg. Schulze Heydtmann bat um sofortige Entlassung und die beiden Schöffen verwalten das Schulzenamt zunächst. Damit müssen sie auch die ''Schulzencompetenz'' bestellen, also das Land, das mit dem Schulzenamt verbunden ist. Die beiden Schöffen wenden sich aber gleich an das Amt mit dem Anliegen, dass die Schulzencompetenz schlecht gedüngt sei und sie in künstlichen Dünger investieren müssten. Das Ministerium möge deshalb zusichern, dass sie das Geld für den Dünger vom neuen Schulzen wiederbekommen.<br />
<br />
Die Schulzencompetenz betrug 1631 Quadratruten; die Ackerkompetenz war bei der Übergabe des Schulzenamtes an den Nachfolger Heinrich Saß nicht bestellt, nur die Stoppeln nachgehackt. Saß verzichtete auf die Erstattung eines Theils der vorjährigen Ernte, wollte im Gegenzug aber auch nicht für das Abhacken zahlen. Er beantragte eine baldmögliche Drainierung der Ackerkompetenz und dass die Drainageröhren auf Kosten des Landesherrn geliefert würden; die Kosten, die er tragen wolle, sollten dann auf 20 Jahre verteilt werden.<br />
<br />
===Weitere Schulzen===<br />
<br />
Nach dem Rücktritt Heydtmanns schlug das Amt Teutenwinkel dem Ministerium am 10. April 1895 zwei Kandidaten für die Nachfolge vor:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Als Nachfolger desselben sind die Erbpächter Heinrich Saß No. 16 und Heinrich Schulze No. 6 und 10 geeignet.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Saß ist 47 Jahre alt, ein ruhiger Mann, welcher seit langen Jahren Schöffe gewesen ist, derselbe hat jedoch keine Neigung, das Schulzenamt zu übernehmen und behauptet, daß er schon wegen des Verkaufes seines Erbpachtgehöftes in Verhandlungen stehe. ''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Erbpächter Schulze ist ein sehr thätiger und tüchtiger Landwirth, welcher von Geburt Preuße, vor mehreren Jahren in den mecklenburgischen Unterthanenverband aufgenommen und durch langen Aufenthalt in Moenckhagen mit den Verhältnissen völlig vertraut geworden ist. Die erforderliche Energie besitzt er ebenso wie Erbpächter Saß, er ist jedoch kränklich und infolge dessen leicht aufgeregt. Zur Uebernahme des Schulzenamtes hat er sich bereit erklärt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Von diesen beiden Erbpächtern würden wir dem Saß, weil er ein sehr ruhiger Mann ist und seit vielen Jahren das Schöffenamt bekleidet hat, unbedingt den Vorzug geben, auch glauben wir, daß er trotz seiner Abneigung gegen die Uebernahme des Amtes, dasselbe, falls dies Großherzogliche hohe Ministerium ihn dazu ausersuchen sollte, gut verwalten würde. Das einzige Bedenken gegen seine Bestallung dürfte in dem Umstand liegen, daß er vielleicht bald seine Hufe verkaufen und von Moenckhagen wegziehen will und daß alsdann in diesem Falle nach kurzer Zeit eine Neubesetzung des Schulzenamtes erforderlich werden würde.''</span><br />
<br />
Heinrich Saß bekam das Amt und übte es bis 1909 aus. Er zog nicht weg aus Mönchhagen, sein Sohn Peter Saß wurde der erste Wehrleiter in Mönchhagen.<br />
<br />
Eid des neuen Schulzen nach der hohen Verordnung vom 24. März 1873:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ich, Heinrich Saß, schwöre zu Gott, dem Allmächtigen, daß das mir übertragende Amt eine Schulzen zu Moenckhagen treulich und gewissenhaft verwalten, meines allergnädigsten Landesherrn Bestes, soviel an mir ist, allenthalben befördern, den Befehlen meiner Vorgesetzten stets pünktlichen Gehorsam leisten und es mir angelegen sein lassen will, das Beste der Commune Moenckhagen zu fördern, überhaupt mich alle Tage so betragen will, wie es einem getreuen Schulzen eignet und gebührt, so wahr mir Gott helfe und Sein heiliges Wort!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Saß wurde hierauf:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. unter Verlesung des hohen Circulars vom 30. Juni 1880 mit seiner Verpflichtung zur Anzeige der vorkommenden Sterbefälle, mit Ausnahme derjenigen von solchen unverheirateter Minderjährigen, deren beide Eltern noch leben, bei dem hiesigen Amtsgericht, sowie<br />
:<span style="color:#006600">''2. in Beihalt des hohen Circulars vom 12. Januar 1881 mit der ihm als Berechner und Verwalter der Gemeindekasse obliegenden Verpflichtung, die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen Geldern zu halten und in einem besonderen Behälter aufzubewahren, ebenso auch mit der Gemeindekrankenkasse zu verfahren,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''bekannt gemacht.''</span><br />
<br />
Saß wurde übergeben das Gemeindebuch und das Gemeinderechnungsbuch; die Krankenkasse mit 124 M 34 Pfg, die Gemeindekasse mit 81 M 43 Pfg, das Sparkassenbuch des Vorschussvereins No. 9691 mit 190 M 18 Pfg.<br />
<br />
Im Februar 1909 bittet Heinrich Saß um die Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis d. J. aus gesundheitlichen Gründen. Er hat auch vor, seine Wirtschaft aufzugeben. Dies bedauert das Amt sehr, sieht aber ein, dass Saß tatsächlich ''leidend'' ist, offenbar weil er den Feldzug 1870/71 mitgemacht hat.<br />
<br />
Als Nachfolger kommen infrage Wilhelm Brandt (Hufe 2), Hermann Brandt (Hufe 1) und Prüter (Hufe 13); ausführlich geht der Amtmann aber nur auf Wilhelm Brandt ein und bittet um dessen Ernennung.<br />
<br />
Wilhelm Brandt ist am 28. Dec. 1870 geboren, hat in Rostock das Realgymnasium besucht und die Landwirtschaft gelernt, zunächst als Wirtschafter gearbeitet und übernahm dann 1905 die väterliche Hufe. Er ist seit 1900 verheiratet und als Schöffe Mitglied im Gemeindevorstand. <span style="color:#006600">''Wir haben ihn als gewandten und zuverlässigen Menschen kennengelernt.''</span><br />
<br />
Brandt war mit der Übernahme des Schulzenamtes einverstanden und wurde am 30. Juni 1909 Schulze.<br />
<br />
Im Ernennungsprotokoll werden seine Einnahmen aufgeführt:<br />
# aus der Nutzung der Schulzendienstländereien<br />
# aus einem baren Zuschuß von 42 M jährlich aus der Amtskasse<br />
# aus einer Vergütung von 60 M jährlich aus der Gemeindekasse<br />
<br />
Kassenbestände waren:<br />
*Gemeindekasse 379,14 M<br />
*Krankenversicherung der Arbeiter zu Mönchhagen 55 M 37 Pfg<br />
*Sparkassenbuch Nr. 18639 der Vorschuß- und Sparbank zu Rostock 441,90 M<br />
Zudem erhielt der neue vom alten Schulzen ein Quittungsbuch über Zahlungen der Gemeinde zum domanialen Kapital-Fonds für eine Anleihe von 5000 M Johannis 1903.<br />
<br />
Wilhelm Brandt bat 1918 um seine Entlassung aus dem Schulzenamt. Das Großherzogliche Amt Toitenwinkel teilt am 24. September 1918 dem Großherzoglichen Ministerium des Innern mit::<span style="color:#006600">So ungern wir den besonders tüchtigen Mann von seinem Posten scheiden sehen, so müssen wir doch die vorgebrachten Gründe als stichhaltig anerkennen. Brandt hat einen grösseren Saatgutbetrieb und muss, um diesen zu erhalten, alle seine Kräfte einsetzen. Dabei ist er von schwacher körperlicher Figur und ist den Anfordernissen seiner Wirtschaft sowie des Schulzenamtes körperlich nicht gewachsen.</span><br />
<br />
Als Nachfolger schlug das Amt den Erbpächter Hermann Brandt von Hufe I vor. H. Brandt war 45 Jahre alt und war bereits Mitglied des Gemeindevorstands gewesen. Er war zwar im Prinzip noch dienstpflichtig, aber wegen einer Fußverletzung seit ca. 2 Jahren vom Militärdienst beurlaubt. Er sollte deshalb nur einstweilen mit der Führung der Schulzengeschäfte beauftragt werden. Dazu kam es dann jedoch nicht, weil Hermann Brandt erkrankte und Wilhelm Brandt dann doch weiter Schulze blieb. Im Januar 1919 ersuchte er dann ein zweites Mal um Entlassung wegen seines geschwächten Gesundheitszustandes und seines Saatzuchtbetriebes (Professor-Heinrich-Roggen und Gretchenhafer), der seine ganze Kraft fordere. Das Schreiben klingt, als hätte man ihm empfohlen, eine Schreibkraft zur Unterstützung im Schulzenamt zu nehmen. Denn er betont, dass er dazu nicht in der Lage ist, da er keinen Raum in seinem Hause hat, in dem er eine fremde Person unterbringen kann. Seine Tochter sei nicht befähigt, ihn zu unterstützen. <br />
<br />
Am 7. März 1919 wird dann sein Nachfolger, der Häusler Franz Geissler von der Häuslerei Nr. 13 als Schulze vereidigt. Er erhält als Schulze die Einkünfte aus den Schulzendienstländereien, 78 Mark jährlich aus der Amtskasse und 375 Mark jährlich aus der Gemeindekasse.<br />
<br />
Von seinen Dienstobliegenheiten werden besonders hervorgehoben, dass er die Sterbefälle ungesäumt dem Amtsgericht Rostock mitteilen muss; dass er die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen und in einem besonderen Behälter aufbewahren muss; dass in Unterstützungswohnsitzsachen die nötige Sorgfalt und Umsicht sich angelegen sein lasse und dass er gegebenenfalls als Vergleichsbehörde bei Beleidigungsklagen einzutreten habe.<br />
<br />
===Stimmenverhältnisse===<br />
Wie viele Stimmen jemand in der Dorfversammlung hatte, hing (auch) von der Größe seiner Ländereien ab. In einem Protokoll aus dem Großherzoglichen Amte Toitenwinkel über die Verhandlung zum Gemeinde-Status nach der revidierten Gemeinde-Ordnung heißt es: <span style="color:#006600">''daß in Mönkhagen kein Besitzer vorhanden sei, welchem mehr als eine Stimme in der Dorfversammlung zu ertheilen sein werde.<br />
Die Hufe des Erbpächters Krempien sei zwar nur halb so groß wie die übrigen Hufen, indeß wird ihm die volle Stimme nicht entzogen werden können.''</span><br />
<br />
===Zeitzeugenprotokoll===<br />
Pastor Kliefoth vermerkt in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 zur Situation in Mönchhagen zwei Jahre nach Einführung der neuen Gemeindeordnung:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Seitdem hat [...] dieselbe [die Gemeindeordnung] [...] der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Buhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
==Betriebe und Einrichtungen==<br />
<br />
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870–1871 wurde das besiegte Frankreich gezwungen, Deutschland 5 Milliarden Goldfranken (das entsprach 4 Milliarden Goldmark) zu zahlen. Auch einige reiche Mönchhäger Bauern hatten zur Finanzierung des Krieges Kriegsanleihen gewährt; das Geld bekamen sie nach Kriegsende mit gutem Gewinn zurück und benutzten es zum wirtschaftlichen Aufbau.<br />
<br />
===Kolonialwarenhandlung===<br />
[[Datei:Moenchhagen kolonialwarenhandlung Loheit um 1900 Sammlung Schmidt.JPG|thumb|400px|Die Kolonialwarenhandlung Carl Loheit, um 1900. Bild aus Sammlung V. Schmidt.]]<br />
An der Chaussee, der heutigen B105 lag die Kolonialwarenhandlung von Carl Loheit. Hier wurde noch zu DDR-Zeiten ein Konsum betrieben.<br />
<br clear="all"><br />
<br />
===Mühlen und Handwerksbetriebe===<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen_mittelhof_stellmacherei_DDR-Zeit.JPG|thumb|400px|Zu DDR-Zeiten lag eine Stellmacherei über dem Nordarm des Peezer Baches, so wie er damals verlief &ndash; nämlich direkt am Ortsrand über das Gelände der heutigen Fa. Göllnitz und an der alten Scheune hinter der Feuerwehr entlang. In etwa dort muss auch die Feilenhauerei gelegen haben. Die große Scheune zwischen Kindergarten und Peezer Bach gehörte zum schulz'schen Mittelhof, die frühere Lage der Wohngebäude ist eingezeichnet. ''Foto: privat'']]<br />
Dadurch entstanden 1873 folgende Betriebe:<br />
<br />
Auf der 1858 genannten Stelle 11 – Kornmühle im Oberdorf neben den Bahnschranken, zu der bis 1920 auch eine Bäckerei gehörte – entstand eine Molkerei (heutiges Stallgebäude hinter dem Wohnhaus). Diese Molkerei und die Rövershäger Molkerei (heutige Arztpraxis) waren einer Raiffeisengenossenschaft angeschlossen. Da aber die Molkerei in Rövershagen moderner war und billiger produzierte, ging die Mönchhäger Molkerei um 1900 ein. Im Molkereigebäude soll sich auch eine Zeitlang eine Schlachterei befunden haben. Außerdem gehörte dem damaligen Besitzer Ebell auch die dortige Gärtnerei. Nachdem Ebell konkurs gegangen war, verkaufte er seine Wirtschaft an den Vater von Karl Qualmann. Dieser bewirtschaftete aus Mangel an Arbeitskräften das Gärtnereiland als Bauer. 1920 wurde die Bäckerei aus dem Obergeschoss des Wohnhauses herausgenommen und auf dem Nachbarhof Häcker (Oberdorf 19) von diesem neu aufgebaut (heutiges Stallgebäude). Die Bäckerei existierte noch bis 1960. Die hinter der ehemaligen Molkerei stehende, 1881 erbaute Mühle brannte um 1946 ab.<br />
<br />
Nach 1873 wurde hinter dem heutigen Feuerwehrgebäude eine Feilenhauerei errichtet, die durch Wasserenergie betrieben wurde. Um eine hohe Energieausbeute zu gewährleisten, wurde der Bach angestaut. Dazu wiederum musste der Ackerweg des Nachbargehöftes künstlich erhöht werden. Die Feilenhauerei ging aber nach kurzer Zeit wieder ein, weil es im Ort zu wenige Arbeitskräfte gab und der Wasserantrieb schlecht funktionierte. Der Bauer Schulz kaufte die ganze Wirtschaft vom konkurs gegangenen Feilenhauereibesitzer und baute am Gebäude in Richtung alte Schule (heute Kindergarten) eine Molkerei für seine Wirtschaft und einige Nachbarn an. Da aber die erwähnte Molkerei in Rövershagen billiger produzierte, gab Schulz seine Molkerei um 1900 auf.<br />
<br />
Ohne Details zu nennen, erwähnt Ludwig Krause in seiner Fundchronik, dass in Mönchhagen viele Sensenstreichhölzer produziert werden.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Saegerei Lange 1904.jpeg|thumb|400px|Sägerei Lange um 1904. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
1903 entstand das Baugeschäft Lange in Mönchhagen; etliche Gebäude im Dorf wurden von dieser Firma errichtet: u. A. der Erweiterungsbau der Dorfschule, das Doppelhaus Unterdorf 16/16a, der damalige Armenkaten Unterdorf 42 sowie einige Feldscheunen wie die auf den Bauernstellen Haller und Saß (Unterdorf 24 bzw. neben Unterdorf 28/28a). Auch in anderen Dörfern war die Fa. Lange tätig. Wegen der sich verschlechternden Auftragslage wurde das Geschäft 1938 aufgegeben und in eine Dampfsägerei umgewandelt. Die Sägerei bestand bis 1960. Zu DDR-Zeiten wurde sie unter Druck gesetzt, weil ein privater Betrieb nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfes passte, dass sich der damalige Bürgermeister Lindemann zum Ziel gesetzt hatte. So musste die Sägerei ihr Holz vom Darss holen. Das bedeutete lange Wege, die Zeit kosteten, die dann für die eigentliche Arbeit fehlte, sodass die Sägerei unrentabel wurde. In den 1980er Jahren wurde hier das Mehrzweckgebäude der Gemeinde eingerichtet.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
===Die Industrieschule===<br />
<br />
Seit dem Herbst 1871 existierte in Mönchhagen eine Industrieschule; die Frau des Mönchhäger Lehrers Rußdorf unterrichtete dort. Die Schule scheint aber nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
===Die Spar- und Darlehnskasse===<br />
Am 24. November 1896 wurde in Mönchhagen als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht eine Spar- und Darlehnskasse gegründet. Ihr Zweck war die Gewährung von Darlehen an die Genossen für ihren Geschäfts- und Wirtschaftsbetrieb sowie die Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns.<br />
<br />
Vorstandsmitglieder waren Erbpächter Heinrich Saß, Lehrer Ludwig Burmeister, Erbpächter Wilhelm Jäckel.<br />
<br />
===Der Imkerverein===<br />
In Mönchhagen hat es auch einen Imkerverein gegeben, der 1903 in der Festschrift zum 25. Jubiläum des Landesimkerverbandes erwähnt wird. Der Vorstand bestand jedoch zumindest damals aus einem Lehrer aus Krummendorf sowie einem Lehrer aus Riekdahl. Auf der Vertreterversammlung des Mecklenburgischen Landesvereins für Bienenzucht am 27. Juli 1920 beantragte der Mönchhäger Vertreter, die Verbandszeitschrift Uns Immen möge auf Hochdeutsch erscheinen. Ähnliche Wünsche hatten auch andere Vertreter, mit dem Argument, dass das Blatt außerhalb Mecklenburgs sonst keinen Boden gewinnt und vielen Imkern das Lesen des Niederdeutschen schwer fiele. Nach 1926 scheint der Mönchhäger Imkerverein nicht mehr existiert zu haben, er wird in der Vereinsliste nicht mehr genannt.<br />
<br />
==Wohnbebauung==<br />
<br />
Ludwig Dolberg beschreibt die Katen und Bauernhäuser in Rövershagen, es ist aber davon auszugehen, dass diejenigen in Mönchhagen nicht anders ausgesehen haben:<br />
:<span style="color:#006600">''Die Katen waren lange, strohgedeckte Gebäude und wurden von bis zu vier Familien bewohnt. Jede Familie hatte eine Stube, ein paar Kammern und eine Küche. Die Bauernhäuser beherbergten Menschen und Vieh in friedlicher Gemeinschaft. Auf der nach dem großen Hof gelegenen Giebelseite gelangt man zwischen zwei Vorbauten, über welche das Walmdach sich fortsetzt, durch eine Thür, hoch genug, einem beladenen Fuder Einlaß zu gewähren, auf die mächtige Diele. Über der Diele wurde Heu und Getreide gelagert. Auf der einen Seite der Diele lagen die Vorrats- und Gesindekammern, auf der anderen Seite die Pferde- und Kuhställe. Am Ende befanden sich die Wohnräume der Bauernfamilie (zwei Stuben, ein oder zwei Kammern sowie die Küche, die ebenfalls eine Thür nach draußen hatte, und die Speisekammer). An den Seiten des großen Hofes mit kleinem Teich und Brunnen liegen die Scheune, ein Schauer für Wagen und Ackergeräthe und der Schweinestall. (Ein Schauer ist ein großes Vordach, unter dem die Wagen Platz fanden.''<br />
(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)</span><br />
<br />
<gallery mode=packed widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Katen staebelow freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Ein Katen für zwei Familien, erbaut um 1800, der ursprünglich in Stäbelow stand und nun im Freilichtmuseum Klockenhagen ([http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]) zu besichtigen ist. ''Foto: privat''<br />
Datei:Niedersaechsisches Hallenhaus.png|Aufriss und Grundriss eines niedersächsischen Hallenhauses; ''eigene Arbeit''<br />
Datei:Diele hallenhaus freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Die große Diele eines niederdeutschen Hallenhauses, erbaut um 1700, zu sehen im Freilichtmuseum Klockenhagen: [http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
===Die Höfe===<br />
<br />
In Mönchhagen gab es im 19. Jahrhundert 16 Erbpachthöfe. Im Gegensatz zu den Büdnereien und Häuslereien waren Erbpachthöfe groß genug, dass ihre Besitzer von der Landwirtschaft allein leben konnten.<br />
<br />
In einem Artikel in der Rostocker Zeitung vom 8. Juli 1896 wird über eine Besichtigung der Mönchhäger Höfe durch die Mitglieder des lokalen landwirtschaftlichen Vereins berichtet. Man kam gegen 9 Uhr morgens mit dem Zug an, die Besichtigung dauerte 12 Stunden, nur unterbrochen von einem einfachen Mittagsmahl im Mönchhäger Gasthaus. Die Inhaber der Wirthschaften waren ''aufs Liebenswürdigste'' bereit, über alles Gefragte Auskunft zu geben. Leider wird dann nur allgemein berichtet und keine Namen genannt, sodass sich der Bericht keinen einzelnen Höfen zuordnen lässt. Am Schluss heißt es: <span style="color:#006600">''Mönkhagen liefert den Beweis, wieviel mehr Korn und Fleisch producirt werden kann, als man gemeinhin annimmt, sowie daß die intensive Wirthschaft, in kleineren Wirthschaften betrieben, noch nicht unrentabel ist.''</span><br />
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Hervorgehoben wird der Unterschied im Ertrag zwischen drainierten und nicht entwässerten Flächen. <br />
<br />
Der Futterzustand allen Viehs war ein guter, in allen Wirthschaftgen ging es um die Mästung des Viehs, wenn auch mit unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einige verwandten einige ihrer Kälber zur Weiterzucht, die anderen zur Mästung; andere Höfe kauften nur Kälber, um diese zu mästen. In den Zuchtbetrieben wurden u. A. Simmentaler gezogen, auch Fleckvieh genannt. <br />
<br />
Ein Hof mästete die Rinder gegen Erstattung der Futterkosten auf Rechnung eines Viehhändlers, also ohne eigenes Risiko (so steht es zumindest im Zeitungsartikel &ndash; tatsächlich wird auch der Bauer einen Teil des Risikos getragen haben; wenn bspw. die Rinder nicht das vereinbarte Gewicht erreichten o.dgl.). Einige bauten Zuckerrüben für die Zuckerfabrik in Rostock an und fütterten daher auch Zuckerrübenschnitzel, andere fütterten Futterrüben und Wruken; alle aber kauften Kraftfutter zu.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Das Simmentaler Rind oder Fleckvieh'''<br />
[[File:Female Fleckvieh.jpg|thumb|Eine Kuh der Rasse Simmentaler. ''Foto: Von Verum - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50250709''] ]]<br />
Das Simmentaler Rind stammt aus dem Simmental im Berner Oberland und ist sowohl als Fleisch- wie auch als Milchvieh geeignet. Heute gibt es in Deutschland mehr als 4 Mio. Tiere, das sind ca. 28 % des gesamten hiesigen Rinderbestandes. Während Kopf, Unterbauch, Beine und Schwanzquaste weiß sind, ist das restliche Fell bräunlich, wobei der Farbton schwanken kann von Hellgelb bis Rotbraun, auch weiße Flecken treten in unterschiedlicher Zahl auf. Typisch ist eine ausgeprägte Wamme am Hals. Die hellen Hörner sind leicht nach außen und oben gebogen. Kühe erreichen eine Höhe von ca. 1,40 m und ein Gewicht von 600 bis 800 kg, Bullen sind 10 bis 20 cm größer und wiegen 1100 bis 1300 kg.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Neben der Rindermast gab es auch eine ausgiebige Schweinemast, <span style="color:#006600">''so daß auf verhältnismäßig kleinen Ackerflächen so viel Nutzvieh gehalten wird, als sonst wohl kaum in Mecklenburg. [...] Die Haltung von gegen und über 40 Stück Rinder mit Jungvieh, ohne die kleinen Kälber, bildet die Regel.''</span> Der dadurch reichlich anfallende Dung führte (zusammen mit ''Kraftdünger'') zu hohen Felderträgen, was wiederum die starke Viehhaltung ermöglichte.<br />
<br />
Als Besitzer der Hufen werden in Form von Bleistifteinträgen in der Karte von 1894 genannt:<br />
*Hufe 3: Bastian, dann Saß<br />
*Hufe 5: Haller<br />
*Hufe 6: Schulze<br />
*Hufe 7: Hallier, wurde in der Inflationszeit von Sass gekauft, dazwischen gab es noch die Besitzer Krüger aus Lütten Klein sowie Sprenkler, der an Sass verkaufte<br />
*Hufe 8: Heitmann<br />
*Hufe 9: Haller<br />
*Hufe 10: Schulze<br />
*Hufe 12: Jäkel<br />
*Hufe 13: Prüter<br />
*Hufe 15: Schulze<br />
*Hufe 16: Saß<br />
<br />
Die nicht aufgeführten Hufen 1, 2, 4, 11 und 14 haben keine Einträge.<br />
<br />
Der Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin nennt 1906 (also gültig für das Vorjahr 1905) 15 Erbpächter (darunter eine Windmühle und eine Privatdampfmolkerei), 8 Büdner (darunter ein Schmied und ein Krug), 17 Häusler (darunter eine Windmühle, ein Schmied und ein Krug), eine Schule mit zwei Klassen, die Industrieschule und eine Haltestelle, zudem eine Poststation. Einen weiteren Erbpächter gab es im Heidekrug. Schulze war Heinrich Sass.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]].<br />
<br />
===Die Büdnereien===<br />
<br />
Im März 1753 erlässt der Herzog für das Domanialgebiet eine erste Verordnung zur Ansiedlung von Büdnern. Durch die Möglichkeit, sich als Büdner ansiedeln zu können, soll landlosen, d.h. armen Leuten eine Lebensgrundlage geboten werden und so die Auswanderung gestoppt werden. Die Büdnereien entstehen meist am Rande des Dorfes entlang der Ausfallstraßen. Während die Büdnereien 1, 2 und 3 zwischen den Höfen im Dorf liegen, liegt Büdnerei 8 an der alten Landstraße nach Rostock. Die anderen reihen sich an der Chaussee auf, zwischen der Kreuzung und der heutigen Tankstelle.<br />
<br />
Der Büdner erhielt Baumaterial für sein Haus und Gartenland sowie das Recht, eine Kuh sowie einige Schafe und Schweine auf der Dorfweide weiden zu lassen. Das Land reichte jedoch nicht, um davon leben zu können, Büdner waren daher auf einen Nebenverdienst angewiesen, z. B. als Handwerker oder indem sie beim Bauern arbeiteten.<br />
<br />
Insgesamt reichte dies meist jedoch nicht zum Unterhalt, sodass die Regelung 25 Jahre später, im März 1778 wieder aufgehoben wurde. Im April 1809 gibt es dann einen zweiten Anlauf, Büdner anzusiedeln. Die nun neu eingesetzten Büdner erhielten allerdings kein Baumaterial mehr. In dieser Zeit entstehen viele der Ortsteile mit dem Vorsatz &bdquo;Neu-&ldquo;.<br />
<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung um 1870 gab es keine Dorfweide mehr, das heißt, die Büdner verloren ihr Recht, ihr Vieh auf dem Gemeindeland weiden zu lassen. Als Ersatz bekommen sie die Möglichkeit, Ackerfläche dazuzupachten. Durch Zukauf und Zupachtung vergrößern sich viele Büdnereien und erlauben ihren Besitzern wirtschaftliche Unabhängigkeit. Zudem erhielten auch die Büdner 1867 die Möglichkeit, ihre Büdnereien in Erbpacht zu erwerben.<br />
<br />
Dennoch übten viele Büdner nebenbei ein Handwerk aus, sodass deren Bewohner einen guten Überblick geben, welche Dienstleistungen im Ort angeboten wurden.<br />
<br />
Zur Situation der Büdnereien im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]].<br />
<br />
===Häuslereien===<br />
<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts werden wiederum kleine Stellen geschaffen, die Häuslerstellen. Wieder geht es um einen Anreiz zur Ansiedlung, um der Flucht aus dem Land etwas entgegenzusetzen. Wie Büdnereien entstehen die Häuslerstellen oftmals entlang der Ausfallstraßen, häufig in Reihen. Dies sieht man in Mönchhagen entlang des Stillen Friedens sowie entlang der Chaussee von der Kreuzung Richtung Rostock.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]].<br />
<br />
==Infrastruktur==<br />
<br />
Bereits um 1850 hatte man begonnen, die Dorfstraße zu pflastern. Mitte der 1880er Jahre wurde die Pflasterung abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von Unterdorf 35 bis Unterdorf 25. Das Pflaster zwischen dem ehemaligen Krug „Stiller Frieden“ und Oberdorf 35 ist noch heute zu erkennen.<br />
<br />
Der Krüger hatte übrigens sein Stallgebäude aus Platzgründen kurzerhand genau auf der Dorfstraße errichtet; diese musste daher verlegt werden und macht seit der Zeit einen Knick an dieser Stelle. Zum Krug gehörte auch eine Hufschmiede.<br />
<br />
Der zweite Bauabschnitt begann im Oberdorf. Da sich aber einige Bauern aus Geiz lange Zeit nicht an der Pflasterung beteiligten, kam es vor, dass zwischen den gepflasterten Abschnitten ungepflasterte lagen.<br />
<br />
Auch mit dem Unterhalt der Straße gab es gelegentlich Ärger. Im Februar 1884 erstattete Gendarm Wiencke beim Großherzoglichen Amt Anzeige, wegen der <span style="color:#006600">''in der Dorfstraße vorhandenen mit Wasser gefüllten tiefen Schlaglöcher''</span>. Das Amt forderte daraufhin den Gemeindevorstand auf, für Abhilfe zu sorgen. Zuständig waren auch damals schon die Anlieger, nur dass diese damals nicht nur zahlen, sondern sich selbst zu kümmern hatten. Der Erbpächter Uhlig weigerte sich jedoch, seiner Pflicht nachzukommen, sodass der Gemeindevorstand selbst Leute beauftragte, die Arbeiten durchzuführen und musste dafür 47 Mark 25 Pfennige aus der Gemeindekasse zahlen. Da Uhlig sich weigerte, die Summe zu erstatten, landete der Fall beim Ministerium.<br />
<br />
Am 1. Juni 1889 wurde die Bahnstrecke Rostock-Stralsund eröffnet, Mönchhagen hatte zunächst aber keine Haltestelle. Erst am 1. Januar 1891 wurde auch hier ein [[Mönchhagen: Der Bahnhof|Bahnhof]] eröffnet, wenn auch zunächst nur als Bedarfshaltestelle. Die Mönchhäger hätten den Bahnhof gern neben der Dorfstraße gehabt. Ihr Wunsch wurde aber wegen zu hoher Kosten für dabei notwendige Erdarbeiten nicht berücksichtigt, denn das Gelände von Bahnhof bis zur Dorfschranke verläuft bergan und hätte erst planiert werden müssen.<br />
<br />
1903 wurde die Pflasterung der Straße Mönchhagen–Heidekrug–Volkenshagen abgelehnt, weil Mönchhagen aus der Gemeindekasse kein Geld dazu geben wollte. 1912 wurden weitere Pflasterungsarbeiten an der Dorfstraße notwendig. Bauunternehmer Lange erhielt (nach dem Schulanbau, s. u.) auch diesen Auftrag, weil er mit 872,83 Mark die niedrigste Summe forderte.<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Bestimmungen über die teilweise Umpflasterung und über die Erhaltung bzw. Reinigung des Steindammes in der Dorfstraße zu Mönkhagen (1912)''</span><br />
(Auszug)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''A. Die Umpflasterung des Steindammes''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfstraße zu Möckhagen soll auf der Strecke zwischen der Erbpachthufe No. I (und zwar einschließlich dieser, soweit die Hufe angrenzt) und der Rostock-Ribnitzer Chaussee unter Ausschluß der von der Gemeinde zu erhaltenden Strecken (in der Fischländer Landstraße, bei der Häuslerei No V und der Schule) sowie unter Ausschluß der neben der Erbpachthufe No. 7 belegenen Strecke mittels Umlagerung des bisherigen Steinpflasters, soweit dasselbe noch brauchbar ist und Zuschusses anderer Steine neu gedämmt werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§2''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Besitzer der sämtlichen Erbpachthufen mit Ausnahme derjenigen von Hufe No. IV, weil er im allgemeinen von Spanndiensten frei ist, von Hufe No. 7, weil ihr Anteil noch gut erhalten ist sowie von No. 11, 12 und 14, weil deren Gehöfte ausgebaut liegen, haben der Gemeinde für den zu §1 bezeichneten Zweck die erforderlichen Dammsteine, Sand und Kies an die vom Gemeindevorstand in Mönckhagen zu bestimmenden Lagerplätze zu liefern bzw. die Ausgaben für den Ankauf zu erstatten und die Anfuhr an die Lagerplätze zu beschaffen, soweit sie geeignetes Material nicht besitzen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§5''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Ausschachten neben dem Damm und das Einebnen zur Legung desselben haben die Hufenbesitzer auf deren Hufen das Pflaster umgelegt wird, zu besorgen, auch die nötigen Lagerplätze des Materials ohne Vergütung anzuweisen. Die Fuhren von den Lagerplätzen in Mönckhagen bis an den Steindamm haben die bisher zur Straßenbesserung Verpflichteten unter den Erbpächtern, jeder für seine Strecke, zu leisten.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§6''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Breite des Steindammes soll vorbehaltlich der Bestimmungen des §8 von der Chaussee bis zum Tor des Erbpachtgehöftes No VI 3,5 m betragen. Die 4 m betragende Breite soll neben dem Wohnhause und Hoftor des Gehöftes No X von Bestand bleiben.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§7''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Ausführung der in den §§ 1–6 bezeichneten Arbeiten und die auf Kosten der Gemeinde vorzunehmende Umpflasterung sollen geschehen im Jahre 1913, wenn sich die Ausdehnung der Landeshülfe auf die innerhalb der Ortschaften belegenen Teilstrecken von Hauptwegen entschieden hat, beginnen. Die Ausbesserung der Dorfstraße zwischen der Rostocker-Ribnitzer Chaussee und der Rostock-Stralsunder Eisenbahn mit Steinen und Kies soll durch die in §2 genannten Hufenbesitzer geschehen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§10''</span><br />
:<span style="color:#006600">''B. Erhaltung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hinsichtlich der Erhaltung des Steindamms, sobald er nach den Bestimmungen unter A gepflastert ist, haben die Erbpächter dieselben Verpflichtungen wie zu A gemeinsam.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''C. Die Reinigung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Es ist Sache des Nutzeigentümers jedes an dem Steindamm gelegenen Gtrundstückes, welcher herkömmlich die Wegelast gehabt hat, denselben mittels Hacke bis zum 15. Dezember und bis zum 1. April jedes Jahres längs seines Grundstückes in ganzer Breite reinigen zu lassen. Für Grundstücke, welche vom Nutzeigentümer nicht bewohnt werden, trifft diese Pflicht den Besitzer.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Der Steindamm ist nebst einem daneben laufenden Fussteige im Winter nach jedem größeren Schneefalle frei zu schaufeln. Bei der An- und Abfuhr von Dung u. s. w. muß der zurückbleibende Schmutz sobald nach Entfernung der Wagen zusammengekehrt und von der Straße gebracht werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§12''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Derjenige, welcher den §11 übertritt, ist nach Befinden des Gemeindevorstandes beim Großherzoglichen Amte zur Anzeige zu bringen und hat eine Strafe von 30 Pfg bis 3 M nach Bestimmung des Großherzoglichen Amtes zur Gemeindekasse zu entrichten. In jedem Falle ist der Gemeindevorstand verpflichtet, für Rechnung des Säumigen die ausbleibende Leistung nach §8 Ziff. 6 n. E. der revidierten Gemeindeordnung beschaffen zu lassen.''</span><br />
<br />
==Kultur==<br />
Um 1910 wurde in Mönchhagen ein Männergesangsverein gegründet, der es sich <span style="color:#006600">''zur Aufgabe gestellt hat, edlere Geselligkeit zu pflegen und die Gottesdienste durch Psalmengesang und christliche Volkslieder zu verschönern.''</span> (Rostocker Anzeiger, 3. Oct. 1910)<br />
<br />
==Steuern und soziale Absicherung==<br />
(nach dem Gemeindebuch und der Akte 5-12-3-1 7368 Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
===Gemeinde- und Armenkasse===<br />
<br />
Für die Armen im Dorf gab es eine Armenkasse, einen Armenkaten und einen Armenarzt. Aus der Gemeindevertretersitzung vom 1. 2. 1887 geht hervor, dass der Armenarzt Dr. Weidener sein Amt kündigte und Dr. med. Robert neuer Armenarzt werden sollte. Wenn man die Einnahmen und Ausgaben von Armen- und Gemeindekasse mit einander vergleicht, stellt man fest, dass die Beträge der Armenkasse immer höher sind als die der Gemeindekasse. 1900 wurden beide Kassen zusammengelegt. In die gemeinsame Kasse hatten laut Gemeindebeschluss vom 14. 6. 1900 zu zahlen:<br />
<br />
*die 14 größten Erbpächter jeweils 40 Mark: 560 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 4: 10 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 14: 20 Mark<br />
*8 Büdner jeweils 8 Mark: 64 Mark<br />
*15 Häusler jeweils 2 Mark: 30 Mark<br />
*50 Einlieger jeweils 1 Mark: 50 Mark<br />
*der Lehrer 6 Mark<br />
*Arbeiter und Gesellen je 1 M<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren je 0,50 M<br />
Dienstboten und Lehrlinge sind nicht beitragspflichtig.<br />
An sich galt das generell für wirtschaftlich unabhängige Personen. Dass Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter trotzdem zahlen sollten, sollte sicherstellen, dass die Saisonkräfte sich angemessen an den Lasten der Gemeinde beteiligten. Die Ausnahme für Dienstboten und Lehrlinge sollte die im Dorf fest ansässigen wiederum vor den Abgaben schützen. Im Schreiben des Ministeriums, dass die Steuersätze im Prinzip genehmigt, wird dann aber zur Bedingung gemacht, <span style="color:#006600">''daß die Besteuerung jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren in Wegfall kommt.''</span><br />
<br />
Dies musste vom Amt und vom Ministerium genehmigt werden &ndash; zumindest das Amt bemerkt in seinem Schreiben ans Ministerium ''ehrerbietigst'', <span style="color:#006600">''daß wir unsererseits gewillt sind, den Beschlüssen die amtliche Genehmigung zu ertheilen, [und] bitten wir, uns hierzu ermächtigen zu wollen.''</span><br />
<br />
Insgesamt stellten die neuen Abgaben eine Erhöhung dar, verglichen mit den vorherigen getrennten Abgaben für Armen- und Gemeindekasse:<br />
<br />
Zur Gemeindekasse zahlten bisher nur die Erbpächter und Büdner: <br />
*Erbpächter 8 M. <br />
*Erbpachthufen Nr. 4 2 M. <br />
*Erbpachthufe Nr. 14 5,60 M <br />
*Büdner 2 M. <br />
Tatsächlich wurde dieses Geld aber wohl nur selten wirklich erhoben.<br />
<br />
Bei der Beitragspflicht zur Armenkasse galten als Einheitssatz:<br />
*Erbpachthufen Nr. 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10 je 15 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 12, 13, 15, 16 je 14 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 4 6 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 5 17, 50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 11 18,50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 14 3,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 1–4 je 1,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 5–8 je 1 M<br />
*der Lehrer 1,25 M<br />
*jeder Häusler und Einlieger 0,50 M<br />
<br />
Die Ungleichheit der früheren Belastungen hatte nichts mit der Grundstücksgröße zu tun, sondern war wohl eher traditionell bedingt. Da die Gemeinde u. A. mit dem Schulausbau aber größere Ausgaben zu stemmen hatte, war die Anpassung nötig. Der Schulausbau war zum einen durch die Zunahme von Häuslern und Einliegern (womit die Kinderzahl stieg) notwendig geworden, zum anderen aber auch wegen der vielen Schnitterfamilien. In Mönchhagen wurde zu der Zeit sher intensive Wirtschaft betrieben, wie es in dem Schreiben des Amtes Toitenwinkel heißt, woher der saisonale große Zuzug von Schnittern rührte. Da aus den Schichten der Häusler und Schnitter aber auch die ''vergrößerte Armenschaft'' stammte, sollten diese Klassen verstärkt zu Zahlungen herangezogen werden. Zudem sollten <span style="color:#006600">''dohne Unterschied des Besitzstandes die Kapitalkräftigen Mitglieder der Gemeinde besonders zu den Abgaben''</span> herangezogen werden. Nach verschiedenen Änderungen wurde festgelegt:<br />
<br />
*Verheiratete, Ansässige, Saisonarbeiter zahlen 2 Mark,<br />
*freie Arbeiter und Gesellen je 1 Mark,<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren 50 Pfennige,<br />
*Dienstboten und Lehrlinge sind steuerfrei.<br />
<br />
Alle, die im Jahr über 400 Mark Zinseinnahmen zu versteuern haben, zahlen von jeder Mark der Zinsensteuer 25 Pfennig, bei über 1000 Mark Zinseinnahmen 75 Pfennig pro Mark Zinsensteuer Sondersteuer neben ihren sonstigen Gemeindeabgaben. Diese besondere Abgabe sollte aber nicht öfter als einmal jährlich erhoben werden.<br />
<br />
===Die Hebamme===<br />
<br />
====Hebamme Jeß: Entschädigung für das Nichthalten einer Kuh====<br />
<br />
Am 1. Mai 1870 stellt die Hebamme Jeß einen Antrag um eine jährliche Vergütung von 30 Schilling für das Nichthalten einer Kuh. Das Amt Toitenwinkel tat sich offenbar schwer damit, denn die Hebamme wandte sich am 12. Mai direkt an die Großherzogliche Cammer. Diese mahnte beim Amt mehrfach die Erledigung der Sache an. Ende Juni erging ein Schreiben an das Amt, über das Gesuch der Hebamme Wittwe Jeß zu Mönckhagen innerhalb von drei Tagen zu berichten.<br />
<br />
Erreicht hat das Gesuch die Gr. Meckl. Cammer am 14. Mai, die Post war demnach damals zwei Tage unterwegs.<br />
<br />
Hier das Schreiben der Hebamme Jeß im Originalwortlaut, welches sie allerdings nicht selbst geschrieben hat:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''An die Hohe Großherzogliche Kammer zu Schwerin,''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Seit mehr denn 20 Jahren bin ich als Hebamme in Mönkhagen, D. A. Toitenwinkel, angestellt, habe aber nie die vollen Gerechtsame ''</span>[d.h. Berechtigungen, Nutzungsrechte]<span style="color:#006600">'' und die damit verbundenen Einkünfte eines solchen genießen können. Weil nun Nebenverdienst in meinem Alter schwächer wird, und weil ich seit Jahren einen erwachsenen kranken Sohn verpflegen muß, so gebietet mir die Noth, dass ich von den Einkünften meines Dienstes nichts weggeben kann, und daher erlaube ich mir nachstehenden gehorsamsten Vortrag:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich habe als Hebamme Weide für eine Kuh, die mir indeß, weil das Dorf so ausgedehnt liegt, &ndash; wir haben 14 Bauern und Erbpächter, von denen jeder auf seiner Hufe liegt, und ist das Dorf in Folge dessen etwa eine Stunde lang – nicht zu Nutze kommen kann. „Umweiden“ bei den einzelnen Hausleuten kann ich bei meinem Geschäfte daher eine Kuh nicht, weil ich oft zu lange von Hause sein muß und dann nicht noch eine halbe Stunde weit zum Melken gehen kann. An das Großherzogliche Amt Toitenwinkel habe ich in dieser Angelegenheit viel petitionirt, habe aber immer den Bescheid erhalten, mir eine Kuh zu halten und solche bei den einzelnen Hausleuten „umzuweiden“, was ich aber bei der Örtlichkeit des Dorfes nicht auszuführen im Stande bin.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Deshalb wage ich bei der Hohen Großherzoglichen Kammer die ehrerbietig-gehorsamste Bitte:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''die Hohe Großherzogliche Kammer wolle geneigen, mir in der Art behülflich zu sein, dass mir auf das Nichthalten einer Kuh eine entsprechende Vergütung, vielleicht 30 Schilling jährlich, zu Theil werde.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich verbleibe in Ehrfurcht als der Hohen Großherzoglichen Kammer''</span><br />
:<span style="color:#006600">''ehrerbietig-gehorsamste''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wittwe Jeß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hebamme''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Mönkhagen b. Rövershagen,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''d. 12. Mai 1870''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Verfasser dieses ist der Lehrer Rußdorf zu Mönkhagen''</span><br />
<br />
Das Amt schlug dann vor, dass die Dorfschaft der Hebamme eine jährliche Geldvergütung von 12 Schilling zahlen sollte und bat um die Zustimmung der Cammer zu diesem. Dem Schreiben mit diesem Vorschlag liegt eine Stellungnahme des Dorfschulzen Heydtmann bei. <span style="color:#006600">''Er äußerte sich dermalen dahin, dass einer Geldvergütung der Vorzug zu geben, und dass er sowohl mit der Hebamme als mit den Hüfnern sich in Benehmen setzen werde.''</span><br />
<br />
Schulze Heydtmann gab Folgendes zu Protokoll:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Die Haltung einer Kuh hat für die Hebamme Jeß die größten Unzuträglichkeiten, die Hufen liegen meistens so entfernt, dass es der Hebamme unmöglich sein wird, ohne Hülfe Morgens sie auf die Weide zu bringen und Abends sie zurückzuholen, sie würde gezwungen werden, ein Mädchen in Dienst zu nehmen, da sie bei ihren dienstlichen Verrichtungen und namentlich bei häufiger Abwesenheit vom Dorfe ohnehin nicht im Stande sein wird, die Fütterung der Kuh während des Winter auch das Milchen u.s.w. zu besorgen.<br />
Ferner ist das Futter aus ihrer Dienstwiese schlecht und ungenügend und kann damit keine Kuh ausgefuttert werden. Die Wiese liegt auf dem Finkenhäger Felde. Die Dorfschaft fährt das Heu an und ist der Ertrag kaum ein Fuder ((= eine Wagenladung)). Nur einen Einschnitt gestattet die Wiese. Jetzt hält sich die Hebamme eine Ziege und zu deren Ausfutterung verwendet sie das Heu.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Bis dahin hat die Hebamme niemals eine Kuh gehalten. Die Schwierigkeiten, welche damit verbunden, haben sie wohl veranlaßt davon abzusehen, auch mag sie den theuren Ankauf einer Kuh scheuen. Von einer Geldvergütung ist niemals die Rede gewesen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich bin nun mit den Hauswirthen und Erbpächtern zusammengetreten, und wir haben die Sache in Ueberlegung gezogen. Sie sämmtlich sind geneigt, der Hebamme eine jährliche Zahlung zu machen. Eine Geldvergütung von 12 Schilling scheint ihnen aber genügend und hiergegen läßt sich nichts erinnern. Mag die Hebamme an und für sich unter günstigen Umständen die Nutzung einer Kuh auf 40 Schilling berechnen, so muß sie doch andererseits in Rechnung bringen, was ihr die Kuhhaltung kosten wird. Ein Fuder Heu muß sie sich wenigstens ankaufen und hierfür beträgt der Preis 18 Schilling. Rechnet man nur die Haltung eines Dienstboten oder doch eine täglichen Arbeiters hinzu, so schwindet der wirkliche Nutzen der Kuh bis auf ein Geringes, wenn auch überall nicht der Capitalaufwand in Betracht gezogen werden soll, den der Ankauf der Kuh erfordert.''</span><br />
<br />
Daraufhin gab die Cammer dem Amt die Anweisung, die Angelegenheit mit den Beteiligten entsprechend zu einem Abschluss zu bringen.<br />
<br />
Allerdings war die Zustimmung der Bauern zu dem Beschluss nicht ganz so uneingeschränkt, wie Schulze Heydtmann das zu Protokolle gegeben hatte. Am 24. April 1871 wandten sich die Erbpächter Alert, Winter &bdquo;und Genossen&ldquo; an die hohe Cammer in Schwerin, mit einer Beschwerde, dass die Hebamme keinerlei Anspruch auf eine solche Vergütung habe: Zum einen würden sie die Bedürftigkeit nicht anerkennen, schließlich hätte die Vorgängerin diese auch nicht gestellt, zum anderen legten ihnen ihre Verträge eine solche Verpflichtung nicht auf und ein Gewohnheitsrecht existierte ebenfalls nicht. <span style="color:#006600">''Da wir nun wegen der bekannten höchst ungünstigen Zeitverhältnisse nicht in der Lage sind, noch weitere drückende Abgabe auf unsere Grundstücke zu übernehmen, so sehen wir uns in die dringende Nothwendigkeit versetzt, den Schutz der Hohen Cammer anzurufen und bitten ehrerbietigst gehorsamst, hohe Großherzogliche Cammer wolle geneigtest die von uns zur Beschwerde gezogene Verfügung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel wieder aufheben.''</span><br />
<br />
Von der Cammer kam nur die lapidare Antwort, man sei nicht mehr zuständig, seit die revidierte Gemeindeordnung von 1869 im Herbst 1870 in Mönchhagen eingeführt sei.<br />
<br />
Das Ministerium des Innern beabsichtigte aber wohl, die Verfügung vom Amt wieder aufzuheben.<br />
<br />
====Hebamme Peters====<br />
<br />
Im November 1883 beschließt die Gemeindeversammlung in Mönchhagen: <span style="color:#006600">''Da nach dem Ableben der Hebamme Jeß sich die Anstellung einer neuen geeigneten Persönlichkeit vernotwendigt, so hat die Ehefrau des Rademachers Peters hieselbst sich erboten, einen Cursus in der Hebammenanstalt zu Rostock auf ihre Kosten durchzumachen, wenn die Gemeinde sich verpflichtet, sie als Hebamme anzunehmen und ihr als Einkommen zu ihrer Nutzung den Hebammenacker, das übliche Holz und die Wiese bei Benkenhagen überlassen will. Auf die Wohnung will sie solange verzichten, als sie und ihr Mann in Besitz ihrer Häuslerei verbleiben. Die Gemeinde ist mit diesem Vorschlage der Peter einverstanden.''</span><br />
<br />
Die erwähnte Wohnung ist eine extra für die Hebamme vorgesehene Wohnung, die sich im Armenkaten befand, einem Gebäude, das der Gemeinde gehörte und in dem Einwohner untergebracht waren, die auf Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen waren.<br />
<br />
Im Januar 1885 kam dann der Vertrag zwischen Bertha Peters und der Gemeinde zustande. Neben einer Gebühr für die einzelnen Geburten gewährte die Gemeinde ihr die Nutzung des Hebammenackers (dieser lag in der Nähe der Schule, die wiederum die heutige Kita ist), 8 Raummeter Feuerholz <span style="color:#006600">''pro anno nebst freier Anfuhr''</span> (was bedeutete, dass die Bauern ihr das Holz nach Hause fahren mussten) und die Nutzung einer Wiese. Da diese aber noch verpachtet war, sollte Frau Peters bis Ablauf der Verpachtung die Pacht von 31 Mark erhalten. Sobald sie Wiese selbst nutzen würde, würde ihr das gewonnene Heu ebenfalls frei angefahren werden. Da sie die Hebammenwohnung nicht beziehen würde, sollte sie 30 Mark pro Jahr als Entschädigung erhalten.<br />
<br />
Mitunter schlossen sich mehrere Gemeinden zusammen und beschäftigten gemeinsam eine Hebamme. Im November 1885 erklärte die Gemeindeversammlung Mönchhagen sich damit einverstanden, daß die Ortschaften Häschendorf und Volkenshagen in den hiesigen Hebammenverband aufgenommen werden, unter der Bedingung, <span style="color:#006600">''daß diese Örter nach Seelenzahl zu den Leistungen beitragen, zu welcher die hiesige Gemeinde gegen die Hebamme verpflichtet ist.''</span>In der Sitzung im Dezember wird festgelegt, dass Mönchhagen 52,1 %, Häschendorf 13,9 % und Volkenshagen 34 % zu zahlen haben.<br />
<br />
In derselben Sitzung wird <span style="color:#006600">''die Zahlung von 45 M, welche die Hebamme Peters für Geräte, Lehrbuch, Tasche gezahlt hat, abgelehnt, weil die Hebamme die Geräte auch außerhalb ihres pflichtmäßigen Berufskreises gebrauchen wird.''</span> Einen Monat später wird die Ablehnung teilweise zurückgenommen, denn es heißt: <span style="color:#006600">''Es wird weiter beschlossen, für den Fall, daß die obengenannten Ortschaften dem hiesigen Hebammenbezirk beitreten, der Hebamme Peters zu den 45 M, welche die Geräte kosten, 30 M beizusteuern.''</span> Die noch verbleibenden 15 Mark war man offenbar bereit zu zahlen.<br />
<br />
Die Vereinbarung mit den Dörfern Volkenshagen und Häschendorf ist aber wohl nicht zustandegekommen, denn im Oktober 1886 heißt es: <span style="color:#006600">''Die Hebamme Peters hat ohne Zustimmung der Gemeinde die Ortschaft Volkenshagen übernommen, um dort die Funktion der Hebamme auszuüben.''</span> Das wäre ja kein Problem gewesen, wenn die beiden Gemeinden sich über die Beschäftigung einer gemeinsamen Hebamme geeinigt hätten. Weiter heißt es: <span style="color:#006600">''Sie bekommt dafür außer den Hebungen für die einzelnen Geburten ein Fixum von 60 M. Die Gemeinde Mönckhagen muß der Hebamme circa 160 M in Bar und Naturalien geben. Es wird beschlossen, der Hebamme von den 160 M jährlich 50 M abzuziehen und ihr aufzugeben, wenn im Orte Geburten in naher Aussicht stehen, den Ort nicht zu verlassen. In Wegfall soll die Wohnungsmiete und das Holz kommen. Läßt die Hebamme Peters den Contract mit Volkenshagen, behält sie ihre volle bisherige Einnahme.''</span> Die Miete der Wohnung von 30 Mark bekam Frau Peters ja als Entschädigung, da sie die Hebammenwohnung nicht nutzte. Damit muss das jährlich gelieferte Holz 20 Mark wert gewesen sein.<br />
<br />
Es gab dann offenbar noch einiges Hin und Her, wozu aus den Versammlungsprotokollen leider keine Details hervorgehen – nur, dass der Vertrag von Frau Peters mit Volkenshagen zunächst gar nicht anerkannt werden sollte und dass auch das Kloster zum Heiligen Kreuz als Eigentümer von Volkenshagen involviert war. Für das Jahr 1887 erhielt Frau Peters dann die Erlaubnis den Hebammenberuf in Volkenshagen auszuüben.<br />
<br />
===Krankenhauskosten===<br />
<br />
Im Stadtarchiv Rostock sind Akten aus dem Stadt-Krankenhaus Rostock aus dem 19. Jh. archiviert. Es gab damals seit 1865 einen Vertrag „wegen Mitbenutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen“. Auch Mönchhagen lag auf Domanialgebiet und kranke Mönchhäger konnten sich im Rostocker Stadtkrankenhaus behandeln lassen.<br />
<br />
Die Kosten für Arme übernahm dabei die Gemeinde. Diese beantragte dann auch die Aufnahme ins Krankenhaus. So heißt es in einem Schreiben vom 14. August 1892: <span style="color:#006600">''Der unterzeichnete Gemeindevorstand bittet um Aufnahme des Knaben Karl Pingel von hier in das Rostocker Stadtkrankenhaus''</span>. Karl Pingel war zu diesem Zeitpunkt erst 4 Jahre alt und hatte sich das Bein gebrochen. Sein Vater war Arbeitsmann. Die Stadt-Krankenhaus Direction bescheinigt die Aufnahme des Knaben <span style="color:#006600">''in das Stadtkrankenhaus hieselbst zur Behandlung nach Maßgabe des Vertrags wegen Mitbnutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen''</span> und zwar <span style="color:#006600">''für Rechnung der Gemeinde Mönchhagen resp. des Großherzogl. Amts Toitenwinkel''</span>. Normalerweise hätte es dazu offenbar einer ärztliche Überweisung bedurft, denn es heißt weiter: <span style="color:#006600">''Die Aufnahme ist erfolgt in Ermangelung eines ärztlichen Attestes mit Genehmigung des zuständigen Stadtkrankenhausarztes''</span>. Was nicht verwundert, wenn ein kleines Kind einen solchen Unfall hat. Am 20. September wurde Carl Pingel als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Die Krankenhausakte nennt den 20. September 1887 als Carl Pingels Geburtstag, das Volkenshägener Kirchenbuch jedoch den 22. September. In jedem Fall dürfte es das schönste Geburtstagsgeschenk seines Lebens gewesen sein, wieder nach Hause zu können.<br />
<br />
Die Rechnung belief sich auf 72 Mark 48 Pf. Davon entfielen 3 Mark 40 Pf auf Aether, Gyps- und Flanellbinden und 30 Mark 40 Pf auf die Verpflegung während der 35 Tage Krankenhausaufenthalt. Den größten Posten nahmen die Kosten für eine Wärterin ein, die sich während 14 Tagen um den Jungen gekümmert hat: Sie erhielt 16 Mark 18 Pf für ihre Arbeit und 22 Mark 50 Pf für ihre Verpflegung.<br />
<br />
====Schnürstiefel nur für Selbstzahler====<br />
<br />
Als am 25. Juli 1892 die 28jährige Marie Meuser mit einem Beinbruch eingeliefert wurde, musste ihr Vater, der Büdner Johann Meuser, 15 Mark hinterlegen. Das reichte für die Verpflegung bis einschließlich 3. August. Die Anlage zu den Kosten für Medikamente fehlt leider. Direkt im Anschluss beantragte der Gemeindevorstand von Mönckhagen wiederum die Aufnahme von Marie Meuser ins Stadtkrankenhaus. Die Patientin hat die Klinik allerdings gar nicht verlassen, sondern die Gemeinde hat ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der Armenfürsorge die Kosten übernommen. Die Gemeinde musste jedoch nur einen abgeminderten Satz zahlen. Für diese weiteren 25 Tage ist die Medikamenten-Rechnung vorhanden:<br />
<br />
*50 Pf für Äther und Chloroform<br />
*80 Pf für Cambricbinden<br />
*2 Mark für Gypsbinden<br />
*4 Mark für Flanellbinden <br />
*50 Pf für Watte<br />
*6 Mark 25 Pf für 25maliges Massieren.<br />
<br />
Marie Meuser wurde am 28. August als geheilt entlassen, dennoch scheint der Bruch nicht vollständig verheilt gewesen zu sein, denn der Assistenzarzt Dr. Borck bescheinigte, dass „das Mädchen Marie Meuser nothwendig eines Schnürstiefels''</span> bedurfte. Das Krankenhaus wandte sich daher <span style="color:#006600">''ergebenst''</span> an das Domanialamt Toitenwinkel, <span style="color:#006600">''ob wir einen solchen Stiefel auf dortseitige Rechnung anfertigen lassen können.“ Das Amt antwortete 3 Tage später (ebenfalls ergebenst), dass die Gemeinde Mönchhagen die Kosten nicht übernimmt, da <span style="color:#006600">''die genannte Person solche Kosten selbst tragen könne''</span>.<br />
<br />
Da Johann Meuser damals Büdnerdeputierter in der Gemeindeversammlung war, ist zu vermuten, dass er tatsächlich nicht zu ärmeren Büdnern gehörte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
<br />
====Der Armenkaten====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. Mitglieder der Gemeindeversammlung waren die 15 Erbpächter (die größeren Bauern), sowie zwei Vertreter der Büdner, ein Vertreter der Häusler und der Lehrer. <br />
<br />
Verloren Einwohner ihr Dach über dem Kopf, konnten sie im Armenkaten untergebracht werden. Dies Gebäude steht heute noch, es ist das inzwischen private Wohnhaus gegenüber dem Kindergarten. Man stellte einen Antrag und wenn Platz war, bekam man von der Gemeinde dort Wohnraum zugewiesen. <br />
<span style="color:#006600">''18. Juni 1877: Es wird beschlossen, dem Kathenmann Albrecht im Kathen des Schulzen Heydtmann die freiwerdende Wohnung im Armenkathen für 60 M pro anno Miethe zu überlassen. Zu der Wohnung gehören einige 30 Quadratruthen Acker, welche in dem Miethpreise inbegriffen.''</span><br />
<br />
Für den Erhalt des Gebäudes sowie des zugehörigen Stalles war die Gemeinde zuständig:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. März 1877: Es vernothwendigt sich am hiesigen Armenkaten der Bau eines festen Stalles. Der Gemeinde-Vorstand wird demgemäß ermächtigt, in dieser Sache die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Der Stall soll 30 Fuß lang und 10 Fuß breit erbaut werden, mit tannenem Holzverband und in Fachwerk. Das Dach wird aus Dachpappe bestehen.''</span> <br />
<br />
Hatte man eine Wohnung im Armenkaten, konnte man dann allerdings nicht tun, was man wollte, bspw. nicht einfach Familienangehörige aufnehmen.<br />
<span style="color:#006600">''18. Oktober 1880: Die unbegebene Marie Schumann liegt seit längerer Zeit bei ihrer Mutter im Armenhause und ist dienstlos. Es wird beschlossen, dieselbe bei den Erbpächtern in der Weise unterzubringen, daß sie bei ihnen der Reihe nach je einen Tag u. Nacht bleibt und für ihre Kost arbeitet. Wer sie die Nacht nicht behalten will, hat für Unterkommen zu sorgen.''</span><br />
<br />
Das war für Marie Schumann sicher keine optimale Lösung, aber immerhin hatte sie jede Nacht ein Bett und die Erbpächter mussten auch soziale Verantwortung übernehmen.<br />
<br />
====Die Armenkasse====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. <br />
<br />
Die Gemeinde hatte zwei Kassen, neben der Gemeindekasse auch die Armenkasse. Jedes Jahr gab es eine Kassenprüfung, aus diesen geht hervor, dass Einnahmen wie Ausgaben zwischen mehreren hundert und knapp über tausend Reichsmark betrugen. Leider werden in den Protokollen zur Kassenprüfung die Einnahmen und Ausgaben nicht einzeln aufgeführt. Die Mitglieder der Gemeindeversammlung mussten jedes Mal, wenn sie „ohne genügende Entschuldigung“ fehlten, 1 Mark in die Armenkasse zahlen. Die Haupteinnahmequelle werden aber die o. g. Abgaben gewesen sein. Die Ausgaben umfassten die Unterstützung für Arme und Kranke – oft waren dies Witwen und Waisen. In einem Fall bat auch eine Einwohnerin um Unterstützung, deren Mann im Gefängnis saß. Die Unterstützung konnte in Geld, aber auch in Naturalien bewilligt werden.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''9. März 1876:<br />
Die Dorfversammlung beschloß, der Witwe Ehlers zum 12. d. Mts. wöchentlich 2 Mark bis auf weiteres zu bewilligen. Mit der Frühjahrsbestellung soll ihr ein Garten zur Ausnutzung überwiesen werden u. soll, sobald der Nutzen aus demselben zu prüfen ist, die Beihülfe von 2 Mark gegen eine kleinere wegfallen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''25. April 1883<br />
Die Tagelöhnerfrau Bußlap, deren Mann zur Zeit eine 6 monatliche Gefängnißstrafe verbüßt, hat um Unterstützung für sich und ihre Kinder nachgesucht.<br />
<br />
Es wird beschlossen, der Antragstellerin wöchentlich vorläufig 1 Mark zu bewilligen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''24. April 1894<br />
Was den 2. Punkt der Tagesordnung anbetrifft, so wird beschlossen, daß der Witwe Peters für jede 14 Tage ein Scheffel Roggenmehl bis zur Ernte d. J. und einstweilen 4 Tonnen Kartoffeln bewilligt wird.''</span> (1 Tonne waren 145 kg).<br />
<br />
====Der Unterstützungswohnsitz====<br />
<br />
Um bei der Gemeinde eine Armen-Unterstützung beantragen zu können, musste man einen Unterstützungswohnsitz am Ort haben – diesen erlangte man durch Abstammung oder Heirat (d.h., Kinder erhielten den Unterstützungswohnsitz des Vaters, Frauen den des Ehemannes) oder durch Aufenthalt (wenn man 2 Jahre, ab 1908 1 Jahr, am Ort gewohnt hatte). Darauf achteten die Gemeinden, denn natürlich wollte keine Geld ausgeben, wie aus den Gemeindeprotokollen hervorgeht.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. Juni 1877<br />
Die Witwe Schomann hat um Unterstützung angehalten. Das Gesuch wird abgelehnt, weil die Bittstellerin hier noch keinen Unterstützungswohnsitz genommen hat.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''1. Februar 1888<br />
Da es wiederholt vorgekommen ist, daß von hiesigen Dienstherren Knechte höheren Alters und verheirathet in Dienst genommen sind, welche hier Unterstützungswohnsitz genommen haben und teils der Ortsarmenkasse zur Last gefallen sind, so wird beschlossen, daß die Dienstherren in Zukunft gehalten sein sollen, darauf zu achten, daß die genannten Dienstboten durch einen zweijährigen Aufenthalt hier keinen Unterstützungswohnsitz gewinnen. <br />
<br />
Außerdem soll es fortan den Besitzern von Miethswohnungen untersagt sein, Wittwen mit Kindern aus fremden Ortschaften in Wohnung zu nehmen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''29. Oktober 1891<br />
Anfrage der Gutsherrschaft zu Eikelberg bei Blankenberg über den Unterstützungswohnsitz des Arbeiters Friedrich Peters, wohnhaft zu Eikelberg.<br />
Die Versammlung [...] erkennt an, daß dersl. Peters seinen Unterstützungswohnsitz in Mönkhagen hat. [...] Es soll über die Vermögensverhältnisse des Peters Erkundigung eingezogen werden und falls sich eine jetzige Unterstützungsbedürftigkeit desselben herausstellt, soll derselbe sammt seiner Familie nach Mönkhagen gebracht und hieselbst untergebracht werden.<br />
Eine Unterstützung für den g. Peters nach seinem jetzigen Wohnort zu zahlen, wird von der Versammlung abgelehnt.''</span><br />
<br />
====Waisenkinder im Mönchhagen des 19. Jahrhunderts====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfebedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, darüber geben die Aufzeichnungen aus Mönchhagen Aufschluss, die ab 1870 erhalten sind. Die Verhandlungen um Anna und Line, den Töchtern des am 13.6.1880 an Schwindsucht verstorbenen Tagelöhners Johann Joachim Dethloff, liefern einen Einblick in die Härten der damaligen Zeit. Anna war erst 6 Jahre alt, als ihr Vater starb, Line 2 Jahre jünger. Die Mutter Marie, eine geb. Harder, war bereits Ende 1877 verstorben mit nur 24 Jahren, ebenfalls an Schwindsucht. Nur 7 Wochen nach Maries Beerdigung heiratete Dethloff Friederike. <br />
<br />
Vor diesem Hintergrund findet man am 15. 9. 1880 einen Eintrag im Gemeindebuch:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann wird beauftragt, beim Amte Erkundigung einzuziehen, ob die Witwe Dethloff die Kinder überall abgeben kann oder ob sie dieselben behalten muß.<br />
<br />
Für den Fall, daß die Kinder von der Gemeinde übernommen werden müssen, soll Erkundigung eingezogen werden, wo sie am billigsten unterzubringen sind. Der Kathenmann Harder hat sich erboten, die beiden Kinder für 84 M resp. 72 M pro anno zu übernehmen.''</span><br />
Offenbar wollte Friederike ihre Stieftöchter nicht behalten. Der Kathenmann Harder könnte der Großvater mütterlicherseits der beiden Mädchen, Carl Harder, gewesen sein. Maries vier Brüder kommen mit damals 18, 21, 23 und 24 Jahren eher nicht in Betracht. Harders bewohnten einen Katen auf Gehöft Nr. 2 – dies befand sich am Westende des Dorfes als vorletztes Gehöft. Für die Verwandtschaft zwischen Harder und den Waisen spricht der Eintrag vom 18. 10. 1880:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''[...]diese Nachfrage aber ergeben hat, daß Harder weit weniger fordert, als anderswo gefordert wird. Auch übernimmt derselbe die Kleidung der Kinder für das genannte Kostgeld mit.<br />
<br />
Die Ausgaben fielen erst im Herbst 1883 an, bis dahin reichte das Erbe der Kinder für deren Unterhalt. Im Februar 1889 beantragte Harder eine Beihülfe zweckes Einkleidung seiner Pflegetochter Anna Dethloff zur Confirmation. Die Gemeindeversammlung beschloss, dass er eine Beihülfe zu obigem Zwecke von 15 M aus der Gemeindekasse erhalten solle.''</span><br />
<br />
Die Konfirmation fand lt. Kirchenbuch am Palmsonntag, dem 14. April 1889 statt. Die Schwester Line wurde zwei Jahre später konfirmiert, dazu beantragte Harder jedoch keine weitere Hilfe.<br />
<br />
====Vier uneheliche Kinder waren zu viel ...====<br />
<br />
Gegenstand der Gemeindeversammlung von Mönchhagen im 19. Jh. war auch die Versorgung unehelicher Kinder. <br />
Die ''unbegebene'' (d. h. unverheiratete) Henriette Holz brachte Anfang 1877 ein Kind zur Welt, über dessen Unterbringung die Gemeindeversammlung am 19. Febr. 1877 verhandelte. Henriette wohnte bei ihrem Stiefvater, dem Katenmann Rinow, der für den Unterhalt des Kindes von der Gemeinde 195 Mark pro Jahr forderte. Der Tagelöhner Klünner aus Häschendorf jedoch wollte Henriette in Dienst nehmen und das Kind alimentieren für 30 Mark und ein Fass Leinsamensaat im Jahr. Sollte das Kind nicht älter als 5 Wochen werden, bekäme Henriette sogar 48 Mark. Zum Vormund des Kindes wurde Erbpächter Saß erwählt. Diese Muster findet man öfter – der Vormund eines unehelichen Kindes wurde einer der Erbpächter, aufgenommen gegen Kostgeld hat es ein Katenmann oder ein Häusler.<br />
<br />
Das Kind kam 1879 für nur 96 Mark jährlich doch zu seinem Stiefgroßvater Rinow und bekam im Frühjahr 1879 ein ebenfalls uneheliches Geschwisterchen. Das jüngere Kind wurde für 135 Mark beim Häusler Suhrbier untergebracht. Am 29. Nov. 1879 beschloss die Gemeindeversammlung aber, dass Henriette 60 Mark davon selbst zu zahlen habe. Ihr damaliger ''Brotherr'' Erbpächter Schulze solle diese Summe vom Lohn einbehalten. Schulze war auch der Vormund des jüngeren Kindes.<br />
<br />
Auch damals schon hat man versucht, die Väter zur Verantwortung zu ziehen. So beantragte Schulze 1882 die Erstattung der Anwaltskosten, <span style="color:#006600">''welche ihm aus der Klage gegen den Milchfahrer Fritz Waack zu Dalwitzhof wegen Alimente für das uneheliche Kind der Henriette Holz erwachsen sind.''</span><br />
<br />
Es blieb nicht bei diesen beiden Kindern, und die Geduld der Gemeindeversammlung erschöpfte sich. Am 26. Nov. 1883 beschloss sie, als die 4. Geburt bevorstand:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wenn die Henriette Holz die Gemeinde um Unterstützung angeht, so soll das Kind, wenn es lebt, untergebracht, die Holz aber, da sie in einem Zeitraume von 7 Jahren zum 4ten Male unehelich geboren hat, wegen ihres leichtsinnigen, unsittlichen Lebenswandels in das Landarbeiterhaus nach Güstrow geschickt werden.''</span><br />
<br />
===Zusammenstellung der in Mönckhagen nach der Steuerliste für 1904/5 zu zahlenden Gewerbesteuer===<br />
<br />
*Schuhmacher Röpcke (Einlieger) 1 M<br />
*Büdner Nr. 3, Schmied Leverenz 12 M<br />
*Einlieger, Stellmacher Hallier 6 M<br />
*Büdner Nr. 7, Gastwirt Schmieter 15 M<br />
*Häusler Nr. 4, Gastwirt und Dampfdreschmaschinenbesitzer 27 M (15 M + 12 M)<br />
*Häusler Nr. 5, Krämer Loheit 5 M<br />
*Häusler Nr. 9, Schmied Busch 12 M<br />
*Häusler Nr. 11, Müller und Bäcker Beckmann 35 M<br />
*Häusler Nr. 12, Schuster Mahncke 3 M<br />
*Häusler Nr. 14, Schneider Behrens 6 M<br />
<br />
===Hand- und Spanndienste sowie Sachleistungen===<br />
'''Als Naturallieferungen''' <br />
<br />
mussten die Erbpächter (mit Ausnahme der Hufen Nr. IV und XIV) das Material zur Erhaltung und Erneuerung der Dächer des Schulgehöftes liefern.<br />
<br />
'''Die Spann- und Handdienste''' <br />
<br />
mussten von den Erbpächtern zu gleichen Anteilen entgeltlos geleistet werden, die übrigen Einwohner wurden nicht herangezogen. Die Besitzer der Erbpachthufen No. 4 und 14 waren frei von Diensten, mussten statt dessen aber die Schulstellen-Wiese bestellen.<br />
<br />
Anstatt der Handdienste für den Bau des Armenkatens zahlte die Gemeindekasse an angenommene Arbeiter den Lohn.<br />
<br />
Für Arbeiten zur Wegebesserungen waren (abgesehen von der besonders geregelten Erhaltung des Steindammes der Dorfstraße) die Erbpächter nach örtlich verteilten Strecken verantwortlich. Die Hufe No. IV war wiederum ausgenommen, während Hufe No. XIV den Teil des alten Landweges von Rostock nach Ribnitz zu erhalten hatte, welcher zwischen der Feldmark Kl. Kussewitz und dem Hauptwege von Mönkhagen nach Volkenshagen lag.<br />
<br />
Die Inhaber der 2. Lehrerstelle (also der Hilfs- oder Junglehrer) wurden auf Rechnung der Gemeindekasse angeholt, während zur Anholung der Inhaber der Familienschulstelle die Erbpächter (wieder mit Ausnahme der Hufen No. IV und XIV) verpflichtet waren. (Nach seiner Ausbildung am Seminar bekam ein Lehrer erst eine Anstellung als unverheirateter Junglehrer; erst danach hatte er Aussicht auf eine Familienschulstelle mit ausreichend Wohnraum und Land zur Ernährung einer Familie – die er dann auch zu gründen hatte.)<br />
<br />
Die Hand- und Spanndienste bei den Schulbauten sowie auch das Besorgen des Feuerholzes für die Schulen hatten die Erbpächter mit Ausnahme der Besitzer der Hufen No IV und XIV zu leisten. Auch das Reinigen der Schulstube scheint bis 1901 zu den Handdiensten gehört zu haben. Denn als im Mai 1901 darüber diskutiert wurde, eine Reinigungskraft für die Schule zu bezahlen und 20&ndash;30 Mark dafür aus der Gemeindekasse zu bewilligen, protestierten die ''Büdnerdeputierten Meuser und Rath dagegen, daß dieser Betrag aus der Gemeindekasse gezahlt werde. Sie begründen ihren Protest damit, daß das Reinigen u. Aufwaschen der Schulstube zu den sogenannten Handdiensten gehöre.''<br />
<br />
''' Die Hand- und Spanndienste beim Transport und der Bedienung der Spritze:'''<br />
<br />
a) Die Hufen No. VI, X und XV stellten die Gespanne für die Feuerspritze, im Ausgleich waren diese Hufen für jede vierte Fuhre der Spritze von einer Holzfuhre für den Armenkaten befreit. Die Besitzer der Hufen No. IV, XII und XIV waren von Spanndiensten befreit. Die übrigen zehn Hufen hatten die Gespanne zu den Wasser- und Mannschaftswagen zu stellen und zwar je 2 Wasser- und Mannschaftswagen zu fahren sind. Den Anfang machten die Fuhrpflichtigen, die am West- und Ostende der Dorfstraße wohnen, d.h., Erbpächter der Hufen Nr. I und 2 fahren einen Wasser- bzw. Mannschaftswagen, desgleichen Nr. 11 und 9; und bei den folgenden Bränden der Reihe nach weiter.<br />
<br />
b.) Die Bedienung der Spritze übernehmen die Besitzer der 12 Erbpachthufen Nr. I, II, III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XIII und XVI; dabei musste jeder Hof einen Mann stellen. Die Hufe Nr. XV übernahm das Ansagen der Feuersbrunst. <br />
Diese Handdienste wurden pro Mann und Stunde mit je 30 Pfg aus der Gemeindekasse entschädigt werden, gerechnet vom Zeitpunkt des Ausrückens bis zur Rückkehr.<br />
<br />
== Die Reinigung der Schulstube als Spiegel der Inflation ==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein.<br />
<br />
1920 war Frau Sophie Buhk für das Reinigen zuständig und erhielt eine Lohnerhöhung um 50 M auf dann 150 M, wofür sie etwa jeden Monat 5 Brote kaufen konnte. Ein Jahr später waren es bereits 200 M, dennoch hätte sie nicht mehr jede Woche 1 Brot kaufen können. Ab Oktober 1922 spürt man dann die Inflationsjahre richtig deutlich: Frau Buhk bekommt jetzt 450 M fürs Reinigen (was im Dezember knapp für 3 Brote gereicht hätte), im August 1923 bereits 1000 M – angesichts der etwa 60 000 M, die ein Brot kostete, jedoch ein Witz. <br />
<br />
Im Oktober 1923 hat Frau Hensel die Stelle inne und sie bekommt ihren Lohn nicht mehr in Mark, sondern in Höhe des Backgeldes für ein Brot wöchentlich wie es der Bäcker für das von der Kornstelle überwiesene Brotmehl nimmt, was zunächst 2 Mrd Mark pro Woche entsprach, Mitte November 1923 kostete ein Brot dann schon 200 Mrd. Mark. Zusätzlich erhielt sie ein Stück Ackerland am Mühlenweg (wahrscheinlich nur zur Nutzung) und 4 Meter Stöckerholz frei angeliefert. <br />
<br />
Am 15. November 1923 war die Währungsreform und der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube liegt ab 1924 wieder in einer normalen Höhe von 90 M – wobei die 4 Meter Stöckerholz Bestandteil der Bezahlung blieben.<br />
<br />
==Schule und Schulanbau==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute (Tagelöhner) die Schule, die bis dahin den Bauernkinder vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Der flachere Teil der ehemaligen Mönchhäger Schule (heute Kindergarten), welcher mit dem Giebel zur Straße steht, war früher einmal ein Fachwerkhaus und stammt wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der jeweilige Dorflehrer besaß früher eine Scheune, die noch nach 1950 existierte, und das Land im Kegel (heute Sportplatz) gehörte ihm bis 1929.<br />
<br />
Am 6. 2. 1903 wurde der Bauauftrag für den großen Schulanbau vergeben. Auch damals gab es schon Fördermittel &ndash; am 27. Juni 1902 schreibt das Großherzogliche Finanzministerium im Auftrage des Großherzogs an den Gemeinde-Vorstand: <span style="color:#006600">''Wir wollen der Gemeinde Mönchhagen auf ihre durch das Amt Toitenwinkel zu Rostock unterm 14. März d. J. vorgetragene Bitte eine Beihülfe von 3000 M zu den Kosten des Umbaues am dortigen Schulhause hiermit in Gnaden bewilligen.''</span><br />
<br />
Folgende Angebote lagen für diesen Bau vor:<br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9000,50 Mark,<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7000 Mark,<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8415 Mark,<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8497,17 Mark,<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10_788,33 Mark,<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8809,04 Mark,<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8671,40 Mark,<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8366 Mark.<br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen Wilbrandt wegen des Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8225 Mark zu vergeben. Würde er ablehnen, sollte Glawe den Auftrag für 8400 Mark haben; würde auch er auch ablehnen, sollte Müller den Bau machen. Lange lehnte jedoch nicht ab und erhielt am 26. 2. 1903 den Auftrag für 8225 Mark zu folgenden Zahlungsbedingungen:<br />
<br />
*Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3,<br />
*nach Baubeendigung 1/3,<br />
*nach Bauabnahme 1/3 der Summe.<br />
<br />
Vom letzten Drittel behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte den Betrag auf ein Bankkonto ein und gab Lange das Geld 1905.<br />
<br />
1911 wurde die Schule endgültig fertig und Lange erweiterte die Sägerei seines Bauunternehmens (Oberdorf Nr. 1 und 2).<br />
<br />
Durch den Schulanbau, der ja wegen allgemeiner Schulpflicht und damit größerer Schülerzahlen notwendig geworden war, war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm gerade die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen.<br />
<br />
Folgende Lehrer sind bekannt:<br />
<br />
*Olerich 1762 bis 1783,<br />
*Peter Möller 1784 bis 1791,<br />
*Gottfried Müller 1824 bis 1859 (sein erster Sohn ertrank im Mühlenteich, der zweite war als Matrose in Amerika verschollen),<br />
*F. J. C. Weyl 1859 bis 1869,<br />
*Ludwig Johann Ruhsdorf 1869 bis ? (Er war vorher Küster in Retgendorf.)<br />
*Freitag.<br />
<br />
1908 wurde der Antrag abgelehnt, die Häschendorfer Kinder nach Mönchhagen zur Schule schicken zu dürfen, da die Mönchhäger Schule bereits 90 Schüler und nur einen Lehrer, Burmeister, hatte. Ein Lehrer Burmeister wird in den Gemeindeakten noch 1923 aufgeführt. Nach ihm war Utermarck Lehrer.<br />
<br />
===Der Schulacker===<br />
Zur Schule gehörte Ackerland, dieses befand sich dort, wo heute der Sportplatz ist und der so genannte Kegel. Der Lehrer ackerte nicht selbst, ihm standen aber die Einnahmen zu. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet.<br />
<br />
==Die Post==<br />
<br />
===Die Postagentur===<br />
Laut dem Meckl.-Schwerinschen Staatskalender hatte Mönchhagen seit Beginn des 20. Jhdts. eine Postagentur (nach den Postämtern 1. bis 3. Klasse eine kleinere Poststelle). Ein Postamt 3. Klasse wurde im Staatskalender von 1883 für Rövershagen und für Bentwisch aufgeführt, mit Telegraphenanstalten, die von 9 bis 12 und von 14 bis 19 Uhr geöffnet waren.<br />
<br />
Die Mönchhäger Postagentur befand sich in der Häuslerei 14, dem Gebäude, in dem später auch der Sattler Malchow wohnte. Es steht heute noch und liegt an der B 105 ein Stück nördlich des Bahnhofs, neben dem Miethaus, das früher der Bahn gehörte. Als Postagentur wurden die Veranda und eines der vorderen Zimmer der Häuslerei 14 genutzt. 1905 werden im Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin als Postagent Hermann Behrens genannt, sowie die Landbriefträger Johann Crull und Rudolf Kloock. 1909 gab es hier lt. dem Staatskalender von 1910 den Postagenten Hermann Behrens sowie 2 Postboten, 1913 wird neben dem Postagenten Behrens ein namenloser Postbote und der Landbriefträger August Ramm aufgeführt. In der Volkszählung von 1900 wird Hermann Behrens als Schneidermeister genannt, das deutet schon darauf hin, dass ein Postagent nur nebenberuflich für die Post gearbeitet hat. Einer der Briefträger war 1900 Johann Crull, der zweite hieß Friedrich Lankowsky, beide wohnten zur Miete bei Behrens. <br />
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<gallery mode=packed heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen_poststempel_1899.jpeg|in Mönchhagen abgestempelte Postkarte vom 29. März 1899. Der Absender wohnte in Volkenshagen. <br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900 sammlung schmidt.JPG|Die kaiserliche Postagentur in Mönchhagen um 1900. Da die Bäume vor dem Haus noch nicht stehen, muss das Foto älter sein als das nachfolgende. Denn heute stehen die Bäume immer noch, sind also nicht gefällt worden. Bild: Sammlung V. Schmidt<br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900.jpeg|Die Mönchhäger Postagentur in der Häuslerei 14 an der B105, kurz vor dem Bahnhof in Mönchhagen; um 1900. ''Foto: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. Aufnahme von 2016. ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
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In der Volkszählung gehen die Bezeichnungen Landbriefträger und Postbote ein bisschen durcheinander, bei mindestens einem dürfte es sich jedoch um einen Landbriefträger gehandelt haben – diese transportierten die Post per Kutsche zwischen auf die umliegenden Dörfer ohne eigene Poststelle und nicht nur innerhalb der Gemeinde, wie die Postboten. Da zu dieser Zeit bereits eine Bahnanbindung existierte, musste die Post vom Bahnhof Mönchhagen bspw. nach Volkenshagen oder Kussewitz gebracht werden. Der Landbriefträger nahm ab 1880 auch Reisende in seiner Kutsche mit. Den Wagen stellte die Post, die Pferde dem Briefträger; allerdings bekam er ggf. ein zinsfreies Darlehen zur Anschaffung der Tiere. Er bekam für Unterhalt und Pflege der Pferde 7 Arbeitsstunden wöchentlich bezahlt. Wollte man mitfahren, musste man sich beim Landbriefträger melden, der entschied, ob man mitreisen durfte oder nicht (weil die Kutsche bspw. schon besetzt war). Das Fahrgeld sowie die Zustellgebühr für Pakete über 2,5 kg standen dem Briefträger zu. Die Pferde durften maximal 30 km täglich zurücklegen (bei schlechten Wegeverhältnissen auch nur 24 km) und hatten Sonntags Ruhetag. Sonntags musste daher gegebenenfalls ein Bote zu Fuß die Post überbringen.<br />
<br />
Es existiert noch eine alte Postkarte, auf der die Postagentur mit Kutsche davor sowie drei Uniformierten zu sehen ist. Bei letzteren dürfte es sich um den Postagenten und seine beiden Landbriefträger handeln. Die Kutsche ist ein offener Wagen – kein sehr bequemes Reisegefährt, aber besser schlecht gefahren, als gut gegangen.<br />
<br />
Das Foto zeigt die heutige Situation der ehemaligen Häuslerei 14 &ndash; die Bäume sind inzwischen deutlich größer geworden und der Hauseingang befindet sich nicht mehr an der Straßenfront.<br />
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Anfang der 1930er Jahre gab es neben dem Leiter der Poststelle Roggendorf noch drei Briefträger: Wilhelm Wolfgramm, Herr Ramm und Waltere Suhrbier. Letzterer wurde Leiter der Poststelle, als Roggendorf aus Altersgründen ausschied. Suhrbier verlegte die Post in eine Häuslerei im Oberdorf. Auch hier wurden ein Zimmer als Postraum und ein Anbau als Postschalter genutzt, das restliche Gebäude diente privaten Wohnzwecken. Hier blieb die Post bis 1968. Danach befand sich die Post für einige Jahre im Haus Oberdorf 2 (ehemals Häuslerei 17), bis sie 1982 in das neu gebaute Dienstleistungsgebäude in der ehemaligen Sägerei Lange umzog.<br />
<br />
Bis Anfang der 1950er Jahre umfasste der Zustellbereich neben Mönchhagen noch Schnatermann, Jürgeshof, Stuthof, Bussewitz, Cordshagen, Volkenshagen und Poppendorf. Die Post &ndash; Zeitungen, Briefe, Päckchen und Pakete &ndash; kamen mit dem Zug am Bahnhof Mönchhagen an. Eine Zeitzeugin berichtet, dass der Postwagen immer direkt hinter der Lokomotive war und dass wenig Zeit zum Abladen der Post war, sodass die Pakete und Briefe den Zustellern eher zugeworfen als zugereicht wurden. Vom Bahnhof wurde die Post mit einem zweirädrigen Karren (später einer Holzschubkarre) zur Post im Oberdorf gebracht und dort an die Zusteller verteilt. Von 1949 bis 1960 gab es sechs Zusteller, nun auch zwei Frauen darunter. In den 1960er Jahren kamen Purkshof und Häschendorf neu in den Zustellbereich, Cordshagen, Bussewitz und Schnatermann verschwanden daraus. Nach der Wende erfolgte die Postzustellung zentral von Rövershagen aus.<br />
<br />
===Telefonvermittlung===<br />
<br />
Als sich die Poststelle im Oberdorf 16 befand, gab es im Postraum auch eine Telefonvermittlung, und zwar für Mönchhagen, Rövershagen, Oberhagen, Purkshof, Stuthof, Jürgeshof, Schnatermann, Vogtshagen, Cordshagen, Bussewitz, Poppendorf und Volkenshagen. Die Telefonvermittlung musste rund um die Uhr besetzt sein. Die Vermittlung erfolgte von Hand, indem das &bdquo;Fräulein vom Amt&ldquo; durch Stöpseln (korrekter: das Stecken von Klinkensteckern) die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer herstellte. <br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Telefonvermittlung'''<br />
Wollte jemand von einem eigenen Apparat aus telefonieren, sandte sein Telefon ein elektromagnetisches Signal aus, das im so genannten Klappenschrank eine Klappe herunterfallen ließ. Dadurch wurde die unter der Klappe liegende Anschlussbuchse sichtbar &ndash; von denen zu jedem Anschluss eine gehörte. Die Telefonistin steckte dann die Klinke in diese Buchse und fragte beim Anrufer nach, wen er anrufen wollte, um dann die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer ebenfalls per Klinke herzustellen. Sie kündigte dem Angerufenen das Gespräch an. Statt der Klappen gab es später auch Glühlampen, die einen Gesprächswunsch anzeigten. Wegen der besser verständlichen höheren Stimmlage waren ab 1889 immer mehr Frauen bei der Telefonvermittlung tätig.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Wenn mehrere Teilnehmer Ferngespräche führen wollten, konnte es länger dauern, bis man an der Reihe war, weil es nicht so viele Leitungen gab. Vor allem auf Gespräche in die BRD oder das kapitalistische Ausland musste man mitunter sogar Stunden warten, bis eine Verbindung hergestellt war.<br />
<br />
Zunächst gab es nur etwa 20 Telefonanschlüsse im Dorf, darunter die Post, der Bahnhof, das Sägewerk, das Bürgermeisterbüro und das Privathaus im Oberdorf, auf dem die Sirene installiert war.<br />
<br />
==Lustbarkeitssteuer==<br />
<br />
Am 14. 11. 1913 wurde die Einführung einer Lustbarkeitssteuer für Tanzveranstaltungen be- schlossen. Bei Tanz bis Mitternacht sollten 6 Mark, bei Tanz bis Nachmitternacht 12 Mark bezahlt werden. Am 30. 1. 1914 wurde die Steuer auf 3 beziehungsweise 5 Mark herabgesetzt. <br />
<br />
==Der Erste Weltkrieg==<br />
<br />
Am 1. 8. 1914 begann der Erste Weltkrieg. In der Gemeindevertreter-Sitzung vom 7. 8. 1914 wurde festgestellt, dass sich die ausländischen Saisonarbeiter, die sich zu der Zeit in Mönchhagen aufhielten, ruhig verhielten und es daher vorerst nicht notwendig war, zwei Nachtwächter einzustellen. Am 4. 9. 1914 wurde beschlossen, die Familie von Kriegsteilnehmern nur in den dringendsten Fällen zu unterstützen. Die Höhe der Unterstützung sollte von der Gemeindevertretung festgelegt werden. Am 21. 10. 1914 wurde beschlossen, dass die Kriegerfrauen zunächst in ihren Wohnungen bleiben sollten; die Kriegswitwe Bremer sollte jedoch, falls die Unterstützung nicht ausreichte, eine Wohnung im gemeindeeigenen Armenkaten erhalten. Ein Unterstützungsantrag dieser Witwe auf 200 Mark im Jahr wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag auf Versicherung der verheirateten Soldaten durch die Gemeinde. Die Gemeindevertretung, in der die reichen Erb- pächter das gewichtigste Wort hatten, bewilligte am 17. 12. 1915 den damals zwanzig Kriegerfamilien in Mönchhagen lediglich kostenloses Brennholz, welches die Erbpächter für sie fahren sollten. Neun von den Kriegerfamilien brauchten keine Pacht mehr für den Gemeindeacker zahlen.<br />
<br />
Mönchhagen hatte durch den Krieg folgende Verluste:<br />
<br />
*1914 August Suhrbier<br />
*1915 Albert Topp, Wilhelm Jess, Helmut Burmeister, Hermann Wilken,<br />
*1916 Walter Schulze, Albert Tack, August Staffeld, Paul Röpke, Franz Peters<br />
*1917 Friedrich Burmeister, Paul Sieglow, Wilhelm Pingel, Walter Hallier, Paul Topp<br />
*1918 Ernst Suhrbier, Friedrich Kuster<br />
<br />
Wie schon im Krieg 1870–1871 hofften auch diesmal einige Erbpächter, durch Gewährung von Kriegsanleihen Gewinne machen zu können. Noch am 13. 4. 1917, als die deutsche Blitz- kriegsstrategie längst gescheitert war, beschloss die Gemeinde mit fünf gegen drei Stimmen, 20_000 Mark für die 6. Kriegsanleihe zu geben. Die Erbpächter August Haller und Ernst Prüter erklärten sich bereit, je zur Hälfte der Gemeinde die Summe für 5¼ % Zinsen zu leihen. Bis 1. 10. 1924 sollte der Vertrag mit der Gemeinde unkündbar, von da an halbjährlich kündbar sein. Insgesamt hatte Mönchhagen Reichsschuldverschreibungen über 30_600 Mark. Durch die Niederlage Deutschlands blieben die erwarteten Gewinne jedoch aus. Die Frage der Kriegsanleihen wurde noch verschiedentlich von der Gemeindevertretung besprochen und erst 1935 beschloss die Gemeinde, die Kriegsanleihen für 900 Reichsmark zu verkaufen, wenn sie jemand haben wollte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
<br />
====Unterstützung Hilfebedürftiger im 1. Weltkrieg====<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen gedenkstein erster Weltkrieg von 1921.jpg|thumb|Über die Aufstellung des Gedenksteins beschloss die Gemeindeversammlung im Oktober 1921. Eigenes Werk]]<br />
<br />
Die Unterstützung von Hilfebedürftigen war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus Mönchhagen, die ab 1870 erhalten sind. Während des 1. Weltkrieges gab es staatliche Unterstützung für Ehefrauen, deren Männer eingezogen waren – sofern die Männer bei der Großherzoglichen Verwaltung arbeiteten. Ehefrauen anderer Soldaten konnten sich an die Unterstützungskommission wenden, deren einmalige Beihilfen aber nicht weit reichten. Diese Kommissionen wandten sich auch an die Kommunen wegen weiterer Unterstützung, das nützte aber nichts, wenn die Gemeinde dann beschloss (wie Mönchhagen am 19. 8. 15): <span style="color:#006600">''Die Unterstützung der Kriegerfamilien in dem Umfange, wie sie von der Unterstützungskommission des Aushebungsbezirkes Rostock beantragt wird, wird abgelehnt.''</span> Immerhin heißt es weiter: <span style="color:#006600">''Jedoch wird der Gemeindevorstand ermächtigt, Unterstützung nach seinem Ermessen an Kriegerfamilien zu gewähren, wo wirklich Not vorhanden ist.'' </span><br />
<br />
Bereits am 21. 10. 1914 beschloss die Gemeindeversammlung: <span style="color:#006600">''Da man über die Aufnahme und Unterbringung derjenigen Frauen, deren Männer im Felde starben, nicht im Klaren ist, soll versucht werden, daß diese Frauen zunächst da bleiben, wo sie ihre Wohnung z. Z. haben.''</span> Offenbar befürchtete man, dass evtl. im Armenkaten nicht ausreichend Platz sein könnte. Am 22. 7. 1915 wurde 10 ''Kriegerfrauen'' die Pacht für die Gemeindeländereien erlassen, 20 erhielten am 17. 12. 1915 aus der Gemeindekasse ''Haulohn'' für Holz. Das Holz selbst bekamen die Frauen unentgeltlich von der Großherzoglichen Forst. Die Anfuhr des Holzes erledigten die Erbpächter, also die größeren Bauern, ohne Entschädigung. Der Transportweg betrug immerhin einige Kilometer, da der Großherzogliche Wald erst bei Gelbensande begann, die Gebiete westlich davon gehörten auch damals der Stadt Rostock. <br />
<br />
Der Gedenkstein neben dem früheren Jugendclub nennt die Gefallenen aus Mönchhagen – demzufolge verlor die Hälfte dieser 20 Frauen ihre Männer im Krieg.<br />
<br />
====Kriegsanleihen und Inflation in Mönchhagen====<br />
<br />
Um den 1. Weltkrieg zu finanzieren, gab das Deutsche Reich 9 Kriegsanleihen heraus: Die Gläubiger liehen dem Staat Geld und erhielten dafür Wertpapiere. <br />
<br />
Zur 6. Kriegsanleihe beschloss die Gemeinde Mönchhagen am 13. April 1917 mit 5 gegen 3 Stimmen, fast 20 000 Mark zu zeichnen. Das nötige Geld lieh die Gemeinde sich ihrerseits von zwei ansässigen Erbpächtern. <br />
<br />
Als die Gemeindeversammlung am 4. Oktober 1917 über eine Zeichnung zur 7. Kriegsanleihe verhandelte, war man sich offenbar recht uneinig – der Deputierte der Büdner musste des Raumes verwiesen werden und einer der Erbpächter verließ eigenmächtig vor Beschlussfassung die Versammlung. Von den übriggebliebenen 9 Gemeindevertretern enthielten sich 3. Dennoch ergab die Abstimmung, dass die Gemeinde weitere Anleihen zu 9800 Mark zeichnen solle. Dieses Geld lieh sie sich wiederum von einem Erbpächter.<br />
<br />
Die Geldgeber erhofften sich nach dem gewonnenen Krieg Zinsgewinne. Aber bekanntlich verlor Deutschland den Krieg. Bereits während der Kriegsjahre verlor zudem die Mark an Wert und in der Weimarer Republik verstärkte sich die Inflation massiv. Ende 1921 entsprach der Wert von 10 000 Mark nur noch dem von 100 Mark nach dem Stand von 1914. <br />
<br />
Als dann 1919–1922 eine Vermögenssteuer („Reichsnotopfer“) eingeführt wurde, die auch auf die Anleihen zu zahlen war, wollte die Gemeinde diese loswerden. Zwar erklärten sich im Juni 1921 die Gläubiger bereit, die Anleihe zurückzunehmen, doch kam es wohl nicht dazu, denn das Thema war im Januar 1926 erneut in der Gemeindeversammlung.<br />
<br />
Mit der Einführung der Rentenmark im November 1923 endete die Inflation. Den Umgang mit alten Schulden regelte ab 1925 das Aufwertungsgesetz. Für Kriegsanleihen betrug die Aufwertung 25 %, damit wären für 9800 Mark 2450 Mark zurückzuzahlen gewesen. Am 4. Januar 1926 beschließt die Mönchhäger Gemeindeversammlung einstimmig, die Kriegsanleihen auf diese gesetzliche Weise aufzuwerten. <br />
<br />
Dieser Beschluss wurde aber ebenfalls nicht umgesetzt – aus welchen Gründen, ist nicht bekannt. Denn 1930 beantragt einer der Gläubiger die Aufwertung der 9800 Mark mit 5 % bei sofortiger Rückzahlung. Damit hätte er 490 Mark erhalten. Die Gemeinde bot 245 Mark und man einigte sich schließlich auf 400 Mark.<br />
<br />
==Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg==<br />
<br />
Über die Novemberrevolution und die damit verbundenen Ereignisse in Mönchhagen ist nichts bekannt. Es steht lediglich fest, dass am 24. 2. 1919 der Häusler Franz Geisler (SPD) Schulze wurde und damit den bisherigen Schulzen Brandt ablöste. Geisler behielt sein Amt bis 1935, als die Nationalsozialisten die Macht in der Gemeindevertretung an sich rissen und sämtliche Arbeiter aus der Gemeindevertretung „herauswählten“. Am 24. 4. 1919 wurde beschlossen, die Anstellung eines Nachtwächters und die Aufstellung einer Bürgerwehr aus Kostengründen abzulehnen. <br />
<br />
Damals erreichte die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt. Da das Geld fast wertlos war, wurde die Vergnügungssteuer mit ½ bzw. 1 Zentner Roggen bezahlt; die jährlichen Steuern für ein Auto betrugen ½ Zentner Roggen, für einen Federwagen sogar 10 Zentner Roggen. Anscheinend versuchte damals jeder, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. So forderte die Landwirtschaftskammer im Oktober 1923 für die Mönchhäger Gemeindeländereien eine Steuer von 180_000_000 Mark. Dies wurde aber abgelehnt, weil die Kammer überhaupt kein Geld von Mönchhagen fordern durfte. Nach Einführung der Rentenmark wurde am 28. 1. 1924 beschlossen, die Vergnügungssteuer wieder in Geld zu zahlen. Ein Tanz kostete 10 Mark, ein Kappenfest 15 Mark, ein Maskenball 20 Mark. Auf Antrag des Gastwirts Piehl wurde die Tanzsteuer am 4. 3. 1924 um 5 Mark gesenkt. Die Inflation hatte ihr Ende gefunden. Die Gaststätte Piehl entwickelte sich in den 20er Jahren zur Arbeitergaststätte in Mönchhagen (heute Wohnhaus Hoffmann im Unterdorf Nr. 37; der große Tanzsaal existiert nicht mehr).<br />
<br />
===Elektrifizierung Mönchhagens===<br />
<br />
Am 15. Februar 1922 beschloss die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 5 zu 2 Stimmen, den Ausbau des Ortsnetzes zu übernehmen, welches <span style="color:#006600">''die Ortschaft mit elektrischer Kraft und Licht''</span> versorgen würde, fügt aber hinzu, daß die Gemeindekasse mit dieser Anlage in keiner Weise belastet werden darf.<br />
<br />
Fünf Monate später ging es um den Aubau des Ortsnetzes in dem Bereich Oberdorf bis etwa zum Gelände der heutigen Fa. AET sowie entlang der Chaussee bis zur Häuslerei 14, in der damals die Post lag (nördlich des Mehrfamilienhauses neben dem Bahnhof). Dazu ist das Ergebnis leider nicht bekannt. Strittig war auch die Frage, ob man die Leitungen längs des Fischländer Landwegs/Stiller Frieden lässt, oder ob sie an die Gemeindegrenze verschoben werden sollten. Man entschied sich dafür, alles zu lassen wie es war. <br />
<br />
Zudem wurde im Juli 1922 über den Anschluss der Klassenzimmer verhandelt – für die ja die Gemeinde zuständig war. Es wird einstimmig beschlossen, <span style="color:#006600">''die Schulstuben mit je einer Brennstelle zu erhellen.''</span> Die Lehrerwohnung mit Licht zu versehen, wird noch zurückgestellt.<br />
<br />
Der Ausdruck „Brennstelle“ bezeichnet die Stellen, an denen Lampen angeschlossen werden konnten. In der Zeit vor der Elektrizität „brannte“ Licht in Form von Petroleumlampen oder Kerzen ja tatsächlich. Anfänglich diente das Stromnetz fast ausschließlich zur Beleuchtung.<br />
<br />
Die Diskussion über den Anschluss der Lehrerwohnungen folgte dann im Dezember 1922. Die Wohnung des ersten Lehrers erhielt vier Brennstellen, die des 2. Lehrers eine. <span style="color:#006600">''Die Anlage soll auf Gemeindekosten geschehen, die Beleuchtungskörper haben die Lehrer sich selbst zu beschaffen. Herr Lehrer L. Burmeister ist bereit, der Gemeinde das Geld dazu zu leihen zu dem allgemein landesüblichen Zinsfuß.''</span> Die Versammlung nimmt das Angebot an. Auch der Hilfslehrer Ihde zahlte für seinen Anschluss letztlich selbst. Innerhalb der nächsten 15 sollten sich die Kosten für die Anlage wieder amortisieren, dies geschah über den Stromverbrauch, der den Lehrern gutgeschrieben wurde. Sollten die derzeitigen Lehrer in Pension gehen oder versetzt werden, müssten die Nachfolger in die Bedingungen eintreten – d. h., soweit der Betrag noch nicht abgetragen war, würde er zurückgezahlt werden müssen oder der Verbrauch durch den Nachfolger würde dem jeweiligen Lehrer gutgeschrieben werden.<br />
<br />
Die Anlage für die erste Lehrerwohnung kostet im Januar 1923 27 795 Mk, die Anlage der zweiten Lehrerwohnung 11 800 Mark. <br />
<br />
Es wurde vier Jahre später tatsächlich notwendig, den Betrag anteilig zurückzuzahlen, weil Lehrer Burmeister starb. Auch Ihde verließ wohl Mönchhagen, denn ab 1927 waren Utermark als Lehrer und Bolte als Hilfslehrer hier tätig. Die Gemeindeversammlung beschloss am 4. Januar 1926, <span style="color:#006600">''daß für Frau Burmeister 8 Mk und für Herrr Ihde 3 Mk für elektrische Lichtanlage für die erste und zweite Lehrerwohnung als Entschädigung zurückgezahlt werden soll.''</span> <br />
<br />
Leider fiel in diese Jahre die Inflation, sodass aus dem Rückzahlungsbetrag leider keine Rückschlüsse gezogen werden können, wie viel bereits über den Stromverbrauch zurückgezahlt worden war, mit anderen Worten: Wie hoch der Stromverbrauch war.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Deutsches_Reich_bis_1918&diff=107553
Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918
2024-02-29T11:07:11Z
<p>Moenchhagen: /* Die Hebamme */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1871 bis 1918]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes [[Mönchhagen]], aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1918.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; oder direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Quellenlage zwischen 1870 und 1920==<br />
[[Datei:Moenchhagen Titelseite Gemeindebuch 1907.jpg|thumb|Titelseite des Gemeindebuches von 1907; ''Foto: privat'']]<br />
Für die folgenden Jahre bis 1945 liegt leider kein Aktenmaterial mehr vor. Die Aufzeichnungen aus Mönchhagen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus nach Rostock gebracht, wo sie während des Krieges verbrannten. Die Aufzeichnungen der Kirche in Volkenshagen für die Zeit von 1873 bis 1945 wurden nach Auskunft des verstorbenen Pastors Peters wegen der guten Papierqualität 1945 zu Zigarettenpapier verarbeitet. Erhalten sind nur zwei Bände mit Protokollen der Sitzungen der Gemeindeversammlung von 1871 bis 1945. Daher stützen sich die folgenden Abschnitte u. a. auf diese Sitzungsprotokolle und Interviews mit Einwohnern, die der frühere Ortschronist Norbert Grosser durchführte.<br />
<br />
===Die Situation 1870===<br />
(Protokoll vom 12. Januar 1870; Akte 5.12-4/2 12034 Landeshauptarchiv)<br />
<br />
Anlässlich der Sitzung zur Gemeinde-Dotation beschreibt der Schulze Heydtmann die Lage in Mönchhagen:<br />
<br />
''Der Dorfsverband besteht aus fünf bäuerlichen und aus neun Erbpachtgehöften, ferner aus den beiden Erbmühlengehöften, nämlich der Korn- und der Papiermühle, auch acht Büdnereien und fünf Häuslereien, aus dem Schulgehöfte und aus dem Armenkaten.''<br />
<br />
''Bei den verschiedenen Hauswirthen, Erbpächtern und Büdnern wohnen 27 Einlieger. Im Armenkaten sind 4 Familien untergebracht und auch die Dorfshebamme. Für sie wird eine Jahresmiethe von 10 M an die Armenkasse gezahlt. Überdies muß die Dorfschaft die Wohnung unterhalten. Was die Communallasten anbelangt, so werden zunächst interessieren die über die Feldmark gehenden beiden Landstraßen von Rostock über Rövershagen nach dem Fischlande und die alte Landstraße von Rostock nach Ribnitz.'' <br />
<br />
''Ungeachtet der von Rostock nach Ribnitz erbauten Chaussee können beide Landstraßen nicht eingezogen werden. Die Fischlander-Landstraße unterhält namentlich die Verbindung der Stadt Rostock mit der Rostocker Heide, ferner mit dem Fischlande, namentlich in Bezug auf den Verkehr der Seefahrer und mit den Ortschaften des alten Amtes Toitenwinkel und dem Forsthof Gelbensande. Die Holzfuhren sind sehr bedeutend und die Straße bedarf fortdauernder Nachsicht. Sie erstreckt sich von Hinrichsdorf ab an der Grenze zwischen der Erbpachthufe Nr. XVI und der Erbpachthufe Nr. II, geht sodann bei den Häuslereien vorüber und führt endlich durch die Hufe Nr II bis zur Feldmark Rövershagen.''<br />
<br />
''Unfern der Grenze mit Hinrichsdorf liegen über den Fribach, welcher hier 3 verschiedene Durchläufe hat, 2 Felsen- und 1 Holzbrücke. Zu der letzteren Brücke wurden in früheren Jahren die Holzmaterialien unentgeltlich gegeben, späterhin wurde eine bezügliche Bitte abgelehnt. Ihre Beschaffenheit ist derart, daß ein Neubau über kurz oder lang nicht wird vermieden werden können. Die Kosten werden gut und gern auf 500 M zu veranschlagen sein.'' <br />
<br />
''Die alte Landstraße nach Ribnitz geht von der Chaussee rechts ab, führt durch die Erbpachthufe XI, sodann an der Grenze mit Kl. Kussewitz weiter, hierauf durch die Erbpachthufe Nr. XII und mündet ein auf die Feldmark Volkenshagen. Diese Straße führt von Rostock ab nach Behnkenhagen, Willershagen u. s. w. Auch in dieser Straße liegt eine bedeutende Holzbrücke, welche vor etwa 6 Jahren neu erbaut wurde unter Hergabe sehr beträchtlicher Holzmaterialien von Seiten hoher Cammer (d.h. aus Schwerin).''<br />
<br />
''Die Unterhaltung beider Landstraßen mit ihren Brücken ist also eine Last für die Dorfschaft, welche unter Umständen ihre Kräfte übersteigen kann. Sodann kommt die Schule in Betracht, sie wird augenblicklich besucht von 57 Kindern. Bei der Größe der Feldmark aber wird es nicht an neuen Ansiedlungen fehlen und die Zahl der Schulkinder wird zunehmen, so daß die Einrichtung einer 2ten Schule nicht fern liegen dürfte. In Betracht mag ferner der Armenkaten kommen, dessen Unterhaltung demnächst lediglich Sache der Gemeinde sein wird.''<br />
<br />
''Unter diesen Umständen mag eine genügende Gemeindedotation im Interesse des Ortes liegen.''<br />
<br />
===Die Situation 1873===<br />
<br />
Fassen wir die wirtschaftliche Lage des Dorfes um die Zeit der Gründung des Kaiserreiches 1871 noch einmal zusammen:<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1873: <br />
*1 Hauswirt<br />
*15 Erbpachtstellen, darunter<br />
**2 Krüge<br />
**2 Mühlen<br />
**1 Kossate <br />
*8 Büdner<br />
*6 Häusler<br />
*1 Schmied<br />
*1 Schullehrer<br />
*33 Katenleute und Einlieger, welche meist in Rostock arbeiteten.<br />
<br />
Um die Jahrhundertwende sind in Mönchhagen neue Häuslereien entstanden. So wurde 1881 die Häuslerei 11 aus der Hufe XI herausgelöst, wo Carl Beckmann dann eine Mühle errichtete; und 1898 wurde aus Hufe Nr. X die Häuslerei Nr. 15 abgetrennt. Das Großherzogliche Ministerium legt am 21. Januar 1898 fest, dass <span style="color:#006600">''Von der Häuslerei No 15 zu Mönkhagen it von Johannis 1898 ab die Hufensteuer für einen bonitirten Scheffel jährlich mit<br />
14 Pfennigen zu zahlen''</span> ist.<br />
<br />
==Erbpacht==<br />
<br />
Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren die Bauern nicht Eigentümer ihres Landes, sondern Pächter. Eigentümer waren der Landesherr, Rittergutsbesitzer oder die Städte. Mönchhagen war ein Domanialdorf, gehörte also dem Landesherrn. Der kümmerte sich nun nicht selbst um die Verwaltung, das war Aufgabe des Domanialamtes. Zuständig für Mönchhagen war erst das Amt Ribnitz, ab xxx das Amt Toitenwinkel. <br />
<br />
Im 18. Jahrhundert waren die Pachtverträge Zeitverträge meist über 12 Jahre. Allerdings konnte das Amt einen Bauern auch während der Vertragslaufzeit ablösen, wenn er schlecht wirtschaftete. Die Bauern hatten also wenig Planungssicherheit, zudem neben der Pacht noch weitere Abgaben zu leisten und waren daher nicht sonderlich motiviert, über den eigenen Bedarf hinaus zu produzieren oder den Zustand von Feld und Hof zu verbessern. Mit Beginn der industriellen Revolution gab es jedoch immer mehr Menschen, die von der Landwirtschaft mit ernährt werden mussten. Nach und nach wurden bessere Bedingungen für die Bauern eingeführt, 1821 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft.<br />
<br />
Ende der 1860er Jahre wurde in Mecklenburg-Schwerin die Vererbpachtung eingeführt. Während ein Zeitpachthof nur an einen Sohn vererbt werden konnte, nicht aber an Enkel oder Geschwister des verstorbenen Pächters, konnte der Erbpächter davon ausgehen, dass auch bei Kinderlosigkeit der Hof in der Familie blieb. <br />
[[Datei:Moenchhagen Hufe 3 Sass um 1900.JPG|thumb|400px|Der Erbpachthof Nr. III um 1900. ''Foto: privat'']]<br />
Großherzog Friedrich Franz II erließ am 16.11.1867 die Verordnung über die Grundzüge der Vererbpachtung, die dann zwischen 1868 und 1875 umgesetzt wurde. Was für viele Bauern sicher eine Verbesserung darstellte, dürfte viele auch die Existenz gekostet haben – es wurden nämlich ganze Dörfer zwangsweise auf Erbpacht umgestellt. Das war deswegen praktisch, weil vorher auch alle Bauern eines Dorfes Zeitverträge mit identischen Laufzeiten hatten. Das bedeutete, die bisherigen Zeitpächter mussten ab einer bestimmten Grundstücksgröße entweder binnen weniger Jahre die sogenannten Erbstandsgelder zahlen (quasi der Kaufpreis für die überlassenen Gebäude und deren Inventar) oder den Hof verlassen und an den Grundherrn zurückgeben.<br />
<br />
===Bauernhufen in Mönchhagen 1869===<br />
<br />
In Mönchhagen wurde nicht das ganze Dorf auf einmal auf Erbpacht umgestellt. In der Akte 5.12-4/2 12034 findet sich ein Protokoll des Amtes Toitenwinkel vom 15. März 1869 geht es um die Vererbpachtung. Es werden 5 Bauernhufen und 8 Erbpachtgehöfte genannt, zudem noch die Erbmühle und die Erbpapiermühle. Die bäuerlichen Hufen (also die noch nicht vererbpachteten) waren:<br />
Hufe I mit 21 207 Qradratruten (QR); Pacht: 285 M 36 Pfg<br />
Hufe 2 mit 22 069 QR; 266 M 40 Pfg<br />
Hufe 6 mit 20 860 QR; 232 M 36 Pfg<br />
Hufe 7 mit 20 353 QR; 236 M 36 Pfg<br />
Hufe 9 mit 19 110 QR; 214 M<br />
<br />
Zu diesen Bauernhufen werden in der Akte einige Details aufgeführt:<br />
<br />
Die Gebäude waren auf allen Gehöften alt, aber gut erhalten, und Wohn- und Wirthschaftsräume gut und zweckmäßig eingerichtet. Der Viehbestand war herrschaftlich, gehörte also wohl dem Großherzog.<br />
<br />
'''Hufe I'''<br />
<br />
Der Hauswirth David Brandt, 32 Jahre alt, wurde im Jahre 1861 eingewiesen, seine Ehe ist mit 3 Kindern gesegnet; der Gehöfterbe ist 3 Jahre alt. Die Mutter bezieht den Altentheil. Geschwister, welche zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehhaus, Altentheilskaten, Stall. <br />
Den Stall hatte die Zimmerbesichtigungsbehörde zum Abbruch bestimmt, dem Hauswirth aber keine Materialien zur Reparatur bewilligt, der wollte den Stall aber mit eigenen Mittel instand setzen.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 17 Hühner <br />
<br />
'''Hufe II'''<br />
<br />
Der Hauswirth Johann Brandt, 31 Jahre alt, eingewiesen im Jahre 1865, eine Tochter. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Viehstall, Altentheilskaten. Der Hauswirth gab an, dass sein Vater den Stall aus eigenen Mitteln gebaut hatte und dass auch demnächst keine Reparatur-Hölzer bewilligt seien.<br />
<br />
5 Pferde, 2 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 6 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VI'''<br />
<br />
Der Hauswirth Winter ist einige 60 Jahre alt, seine Frau lebt noch, sie ist gegen 60 Jahre alt. Die Ehe ist immer kinderlos gewesen. Weder Altentheilsberechtigte noch Geschwister, welche eine Abfindung zu beanspruchen haben, sind vorhanden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Pferdestall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 5 Schweine, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe VII'''<br />
<br />
Hauswirth Johann Hallier ist 52 Jahre alt, wurde im Jahre 1854 eingewiesen, er hat 2 Kinder; der Gehöftserbe ist 19 Jahre alt. Altentheilsberechtigte finden sich nicht, ein Bruder ist noch nicht abgefunden.<br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Wagenschauer, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 6 Kühe, 1 Starke, 1 Sau, 8 Schafe, 7 Gänse, 9 Hühner<br />
<br />
'''Hufe IX'''<br />
<br />
Hauswirth Jess ist 25 Jahre alt, er wurde in termino Jahnnis d. J aufgelassen. Der Sohn ist einige Wochen alt. Geschwister, die zur Abfindung berechtigt, sind nicht vorhanden; nur eine abgefundene Schwester ist vorhanden. Die Mutter bezieht den Altentheil. <br />
<br />
Wohnhaus, Scheune, Stall, Altentheilskaten<br />
<br />
6 Pferde, 1 Füllen, 4 Ochsen, 1 Stier, 5 Kühe, 1 Starke, 1 Kalb, 5 Schweine, 5 Gänse, 13 Hühner<br />
<br />
===Erbpachtverträge===<br />
<br />
Da es sich bei der Erbpacht nach wie vor um eine Pacht handelte, musste der Bauer eine jährliche Abgabe leisten – das konnte eine im Grundbuch festgelegte Summe sein (Geldkanon) oder ein Betrag, der sich nach dem durchschnittlichen Kornpreis der letzten 20 Jahre richtete (Kornkanon). Bei den Domanialbauern war jedoch das sogenannte Kanonkapital die Regel: Dabei wurden die jährlichen Zahlungen kapitalisiert – es wurde also berechnet, welches Kapital angelegt werden müsste, um über die Zinsen dem Großherzog die jährliche Pacht zu garantieren. Diese Summe wurde als Hypothek ins Grundbuch eingetragen. Zunächst bedeutete das für den Bauern eine ebensolche regelmäßige Zahlung wie beim Geldkanon – der entscheidende Unterschied war, dass er (ab 1875) die Hypothek kündigen konnte, sofern er genügend Geld beisammen hatte, und sich damit der regelmäßigen Zahlungen entledigen konnte. Der Erbpachtvertrag ansonsten blieb in Kraft.<br />
Vererbpachtungsverhältnisse durften mit Inkrafttreten des BGB 1900 nicht mehr neu abgeschlossen werden, bestehendes Landesrecht wurde aber nicht aufgehoben – weshalb in den beiden Mecklenburgs die Vererbpachtung bis 1918 die (fast) einzige Form des Hofbesitzes war. <br />
<br />
Im Landeshauptarchiv in Schwerin finden sich alte Erbpachtcontracte der Mönchhäger Hufen. In dem Erbpachtcontract der Hufe XIII vom 30.12. 1881wird festgehalten, dass die Ländereien 46 ha 44 a 84 m2 umfassen und der ''Canon'' zu 16 425 Mark ''capitalisiert'' wird. Dazu heiß es in §.4:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital (Kaufgeld) steht zu vier pro Cent Zinsen, welche in Quartalraten allemal 14 Tage vor dem Ablaufe eines Quartals an die anzuweisende Stelle Unserer Verwaltung – bis auf Weiteres an Unser Amt – von dem Erbpächter auf seine Gefahr und Kosten gezahlt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Capital kann seitens des Erbpächters halbjährig zu den landesüblichen Terminen gekündigt werden.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Unsererseits dagegen verzichten Wir auf die Befugnis zur Kündigung dieses Capitals.''</span><br />
<br />
Der Pächter lief also keine Gefahr, dass der Verpächter ihm die Hypothek kündigte und ausgezahlt haben wollte.<br />
Der Nachfolger (Sohn) des damaligen Erbpächters hat diesen Canon zum Johannistermin 1919 gekündigt, also am 24. Juni.<br />
<br />
Das erwähnte Amt war zu der Zeit für Mönchhagen das Domanialamt Toitenwinkel. Es verwaltete und kontrollierte die Höfe auf Domanialgebiet. In Beschwerde- oder Streitfällen berieten sie die ''Hohe Cammer'' zu Schwerin auch, da das Amt im Gegensatz zu den Großherzoglichen Ministerien die nötigen Informationen zur Lage vor Ort hatte – es findet sich in den Akten ein Fall zu einem Streit, den der Erbpächter von Hufe XIII in Mönchhagen mit dem Hospital zum Heiligen Geist in Rostock hatte. Diesem gehörte damals das Gut Purkshof und es ging um die Einleitung von purkshofschem Drainwasser in einen Graben auf dem Gebiet der Hufe XIII, wodurch die Nachbarhufen in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil der Graben deren Wasser bei Starkregen nicht mehr fasste. Deren Erbpächter wollte den Fall auf den Großherzog abwälzen mit dem Argument, da der Wert der Hufe durch die zusätzliche Einleitung aus Purkshof geschmälert würde, wäre der Großherzog als Eigentümer der eigentlich Geschädigte. Das Amt verfasste ein neunseitiges Schreiben, in dem es den Fall und die Vorgeschichte sehr detailliert schilderte und am Schluss eine Empfehlung ausspricht, wie die Hohe Cammer sich verhalten sollte (nämlich sich durchaus selbst in den Gerichtsprozess einzuschalten, weil sein Eigentum betroffen ist, die Auseinandersetzung des Erbpächters mit seinen Nachbarn wegen des Wasser ihm aber selbst zu überlassen).<br />
<br />
Darüberhinaus übernahm der Großherzog jedoch keine Verpflichtungen – weder wurde der Zustand der in einer Anlage aufgeführten und als Acker, Wiese, Weide und Unbrauchbar klassifizierten Ländereien gewährleistet, noch Entschädigungen gewährt bei Zu- und Unglücksfällen wie <span style="color:#006600">''Misswachs, Viehsterben, Feuer-, Hagel-, Wasser-, Sturm- und Wildschaden, Mäuse-, Wurm- und Schneckenfraß, sowie wegen Kriegserleidungen''</span>. Auch gingen sämtliche aus dem letzten Pachtverhältnis bestehenden Verpflichtungen wie Gewährung von Altentheilen oder Alimenten auf den neuen Pächter über. Neben dem Pachtkanon gab es noch weitere Abgaben und Verpflichtungen wie Steuern, Abgaben für die Pfarre, die Schule, gemeinnützige Einrichtungen des Dorfes – aus einem Gemeindeprotokoll geht bspw. hervor, dass die Bauern reihum Armenholz fahren mussten.<br />
<br />
In §.6 wird zwar festgehalten: Die Bewirtschaftung und Benutzung des Erbpachtgrundstückes steht zur freien Entschließung des Erbpächters. Dann kommen aber eine ganze Reihe großer „Abers‟. Das Erbpachtgrundstück muss ein landwirtschaftlicher Betrieb bleiben, darf nicht geteilt und auch nicht mit anderen zusammengelegt werden. Den letzten Punkt konnte man umgehen und zwei Höfe bewirtschaften, es mussten aber auf jeder Hufe die für eine Eigenständigkeit erforderlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude unterhalten werden.<br />
<br />
Der Bauer konnte also frei wirtschaften, solange die Hufe in der übernommenen Form erhalten blieb, und die Hufe auch vererben oder auch verkaufen. Allerdings hatte der Großherzog in diesem letzteren Fall ein <span style="color:#006600">''Vorkaufsrecht, das er auch zu Gunsten Dritter''</span>, insbesondere der Gemeinde, in Anspruch nehmen konnte. <span style="color:#006600">''Erbpächter muß das Hauptexemplar des Kaufcontractes bei dem Amte einreichen und die Erklärung über die Ausübung des Vorkaufsrechts vier Wochen abwarten. Wenn dieselbe binnen dieser Zeit nicht erfolgt, so wird eine Verzichtleistung für diesen Veräußerungsfall angenommen''</span>, heißt es in §.9.<br />
<br />
Auch im Erbfall hatte der Großherzog noch Mitspracherecht, der neue Erbpächter musste anerkannt werden. In den Akten zur Hufe XIII finden sich mehrere solcher Dokumente – so wurde der Erbpächter, um dessen Contract von 1881 es bisher ging, bereits im Juli 1875 als Erbpächter anerkannt, sein Sohn im November 1906 und der – damals noch minderjährige – Enkel wurde noch im September 1933 <span style="color:#006600">''in Grundlage des geltenden Erbpachtvertrages anerkannt.''</span><br />
<br />
===Die Häusler 1869===<br />
(Akte 5.12-4/2 12034)<br />
<br />
Mönchhagen hatte 1869 5 Häusler, von denen wohnten zwei an der Chaussee, zwei am Rostock-Rövershäger Landwege (der Fischländer Landstraße). Die fünfte Häuslerei lag gegenüber der Bauernhufe 6.<br />
<br />
Jede Häuslerei hatte 15 Quadratruten Land und einen Hofplatz. Unmittelbar angrenzend hatten sie noch Pachackerparzellen von je 200 Quadratruten.<br />
<br />
===Erbpächter und Katenmann: Das Einsadeln===<br />
In den Katen wohnten meist die Arbeiter oder Tagelöhner des Erbpächters (Hofbesitzers). Diese wechselten dann gelegentlich auch mal und es musste geregelt werden, wem die Ernte auf dem Land des Katens zustand. Im Prinzip hatte der Katenmann Anspruch auf zwei Ernten aus dem von ihm produzierten Dung. Das bedeutete, dass ihm auch nach seinem Wegzug noch die Ernte zustand, wenn er das Land mit Dung befahren hatte; sein Nachfolger hatte im ersten Jahr keinen Anspruch auf die Ernte von Winter- und Sommergetreide, und im zweiten Jahr auch erst auf das Wintergetreide, nicht aber auf das Sommergetreide. Zum einen gedieh das Getreide noch vom Dung des Vorgängers, zum anderen musste der neue Katenmann ja auch erst einmal genügend Dung ansammeln. Dies nannte man ''sich einsadeln''.<br />
<br />
Wenn man eineinhalb Jahre keine Ernten einfahren kann, stellt sich natürlich die Frage des Überlebens. Deshalb lieferte häufig der Hauswirth im ersten Jahr seinem Katenmann Korn. Dafür verlor der Katenmann dann bei seinem Auszug den Anspruch auf die noch ausstehenden Ernten, diese standen dann dem Hauswirth zu, quasi als Bezahlung für das beim Einzug gestellte Getreide. Insgesamt bekam der Katenmann in jedem Fall für jedes Jahr, das er im Katen wohnte, zwei Getreideernten.<br />
<br />
==Nach der revidierten Gemeindeordnung von 1869==<br />
<br />
===Die revidierte Gemeindeordnung===<br />
<br />
[[Datei:moenchhagen gemeindevorstand 1871.JPG|thumb|400px|Der Gemeindevorstand zu Mönckhagen besteht z.Z. (d.h. im Frühling 1871) aus dem Schulze Heydtmann, Erbmüller Eggert, Hauswirth Winter. Danach werden die Mitglieder der Dorfversammlung aufgezählt: 11 Erbpächter, 2 Deputierte der Büdner und 1 Deputierter der Häusler. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:moenchhagen gemeindebuecher 1871-1944.JPG|thumb|400px|Die beiden Gemeindebücher von Mönchhagen sind erhalten und im Besitz der Gemeinde. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 26. November 1944. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Die neue Gemeindeordnung vom 31. Juli 1865 wurde 4 Jahre später noch einmal überarbeitet, um sie an die <span style="color:#006600">''in Ausführung begriffene Vererbpachtung''</span> anzupassen. Sie trat für die Dorfschaften durch ein Gemeinde-Statut in Kraft, das weitere Bestimmungen enthielt, durch die Besonderheiten einzelner Gemeinden geregelt wurden. Das Gemeinde-Statut für Mönchhagen trat am 1. Juli 1870 in Kraft, siehe nächster Abschnitt.<br />
<br />
Ortsvorsteher war der Dorfschulze. Er war der Verwalter der Ortspolizei und hatte für die öffentliche Ordnung und Sicherheit Sorge zu tragen; d.h., er sollte strafbaren Handlungen vorbeugen und vorgefallene Straftaten beim Amt anzeigen, Vagabunden und fremde Bettler verhaften und an das Amt abliefern. Allgemein sollte er das Amt in seinen Aufgaben unterstützen und neu Zugezogenen den Meldeschein ausstellen.<br />
<br />
Zu den Aufgaben der Gemeinde gehörte nun das Armenwesen, das Schulwesen, die Instandhaltung der Landstraßen und der Dorfwege, das Entwässerungswesen, Räumung von Flüssen und Bächen, Anlegung und Erhaltung von Gräben und Deichen, die Haltung der Nachtwächter, das Feuerlöschwesen, die Sorge für das Vorhandensein ausreichender Begräbnisstätten, die Haltung einer Hebamme und Totenfrau. Die Gemeinden konnten Vermögen erwerben und dieses i.W. selbst verwalten.<br />
<br />
Mit inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung sollte den Gemeinden ein Gemeindevermögen zugeteilt werden. Die Bestimmung hierüber hatte jedoch der Grundherr, im Falle Mönchhagens also der Großherzog bzw. seine Behörden. Weiterhin mussten die Einwohner Abgaben leisten sowie Hand- und Spanndienste für die Gemeinde. Über deren Höhe sollte die Dorfversammlung beschließen. Schuldiener, Kirchendiener und sonstige im öffentlichen Dienst stehende Personen brauchten keine Hand- und Spanndienste zu leisten.<br />
<br />
Die Gemeindeverwaltung war Sache des Gemeindevorstands und der Dorfversammlung.<br />
<br />
<br />
Der Gemeindevorstand bestand aus dem Dorfschulzen und einigen Schöffen. Vater und Sohn, Schwiegervater und Schwiegersohn, sowie Brüder durften nicht gleichzeitig Mitglieder des Gemeindevorstands sein. Wird eine Schöffenstelle frei, nennt der Gemeindevorstand dem Amt zwei geeignete Personen, von denen das Amt eine als neuen Schöffen bestimmte. Das Schöffenamt war wie das Schulzenamt ein Ehrenamt. Das Schöffenamt hatte man für 6 Jahre inne. Jeder, der dazu in der Lage war, war verpflichtet, ein ihm angetragenes Schöffen- oder Schulzenamt zu übernehmen. Ablehnen durften nur Beamte wie Schullehrer oder Kirchendiener, über 60 Jahre alte Personen, Kranke oder Gebrechliche, diejenigen, die bereits in den 6 vorhergehenden Jahren ein solches Ehrenamt innehatten. Trat ein solcher Grund während der Amtszeit ein, konnte man das Amt niederlegen. Beamte mussten das Amt auch auf Verlangen des Dienstherrn niederlegen.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand vertrat die Gemeinde nach außen und verwaltete die Gemeindeangelegenheiten.<br />
<br />
Die Dorfversammlung bestand aus dem Gemeindevorstand, den in der Gemeinde wohnenden Grundstücksbesitzern, die Kirchendienern (Prediger, Organist, Küster), den Großherzoglichen Forstbediensteten und der Inhaber der Familienschulstelle. Zu den Grundstücksbesitzern gab es die Einschränkung, dass nur die Besitzer der Hufen der Dorfversammlung angehörten; die Büdner und Häusler dagegen Deputierte in die Dorfversammlung wählen mussten. Auch deren Amtszeit betrug 6 Jahre. Die gewählten Deputierten durften die Wahl nicht ablehnen. Weitere Mitglieder konnte die Gemeinde im Statut festlegen, bspw. Einwohner ohne Grundbesitz. Die Gesamtzahl sollte aber 24 nicht übersteigen.<br />
<br />
Ausgeschlossen von der Dorfversammlung waren <span style="color:#006600">''Frauenzimmer''</span>, unter Curatel Stehende, Personen, die wegen einer entehrenden Handlung rechtskräftig verurteilt waren, Männer, dei von der Dorfversammlung ausgeschlossen wurden (einen solchen Beschluss musste das Amt bestätigen).<br />
<br />
Die Dorfversammlung trat auf Beschluss des Gemeindevorstands zusammen. Den Vorsitz führte der Schulze. Eine solche Versammlung durfte nicht in Schenken oder Krügen stattfinden, es sei denn, dabei handelte es sich gleichzeitig um das Schulzenhaus. Für eine Beschlussfähigkeit musste mehr als die Hälfte der Mitglieder anwesend sein. Einfache Stimmenmehrheit entschied, bei Stimmengleichheit entschied die Stimme des Vorsitzenden. Die Beschlüsse mussten in ein Gemeindebuch geschrieben werden und von allen Gemeindevorstandsmitglieder sowie ein oder zwei Mitgliedern der Dorfversammlung unterschrieben werden. <span style="color:#006600">''Aus dem Gemeindebuche, welches vom Amte mit Titel und Seitenzahlen versehen wird, dürfen niemals Blätter ausgeschnitten werden. Diese Bücher, auch die vollgeschriebenen, sind sorgfältig aufzubewahren.''</span><br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Mönchhäger Gemeindebücher'''<br />
<br />
Mit Inkrafttreten des Gemeindestatus war auch Mönchhagen in der Pflicht, ein Gemeindebuch anzulegen und Protokoll über die Dorfversammlung zu führen. Das erste dieser Gemeindebücher wurde am 14. Januar 1871 vom Amt Toitenwinkel zu Rostock angelegt und enthält 184 Seiten. Der erste Eintrag ist vom 22. Mai 1871, der letzte vom 24. Februar 1905. Das zweite Gemeindebuch beginnt am 15. März 1907, sodass hier leider eine Lücke von 2 Jahren besteht. Es endet mit einem Eintrag vom 26. November 1944. Direkt darüber, auf derselben Seite, steht das vorletzte Protokoll vom 1. August 1938. Die letzte Seite ist S. 260, obwohl das Buch ursprünglich mal 300 Seiten enthalten hat. Ob dort mal etwas gestanden hat, was man später lieber in der Vergessenheit verschwinden lassen wollte, oder ob schlicht das Papier gebraucht wurde (es ist gut möglich, dass zum Ende des 2. Weltkrieges keine Protokolle mehr geführt wurden und die Seiten leer waren), lässt sich nicht mehr nachvollziehen.<br />
<br />
Das erste Buch befand sich bei meinem Vorgänger und ich konnte bei ihm schon Protokolle einsehen, als ich noch gar nicht für die Mönchhäger Chronik zuständig war, sondern lediglich für die Chronik der FFw Mönchhagen. Wo sich das erste Buch befand, wusste N. Grosser nicht. Er hatte es an die Gemeinde zurückgegeben und der Verbleib war unbekannt. Ich schrieb dann sämtliche Archive vom Archiv des Amtes Rostocker Heide über das Kreisarchiv bis hin zum Landeshauptarchiv an, mit der Frage, ob sich das Buch irgendwo befindet. Die Antwort war jedoch immer negativ. So hatte ich die Hoffnung irgendwann aufgegeben, das Gemeindebuch wiederzufinden. Dann sprach mit ein älterer Einwohner an, er hätte noch Unterlagen, die für die Chronik interessant wären, auf seinem Dachboden. Er käme aber im Moment nicht zum Suchen. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, es könne sich um dieses wertvolle alte Gemeindebuch handeln, deshalb fiel es mir nicht schwer, geduldig zu warten. Und irgendwann meldete sich derjenige dann noch einmal wegen der Unterlagen, die er jetzt wieder aufgefunden hatte. Und schon als ich die sorgfältig in Papier gewickelte Kladde sah, war mir klar, um was es sich handeln musste &ndash; da war es dann mit meiner Geduld vorbei und ich musste mich sehr beherrschen, um ihm das Buch nicht förmlich aus der Hand zu reißen ... Solche Momente sind die absoluten Highlights im Leben eines Ortschronisten!<br />
|}<br />
<br />
<br />
Die Dorfversammlung musste entscheiden, wenn es um Geld ging: Erhöhung oder Erlassen von oder Erhebung neuer Abgaben, Neubauten oder größere Reparaturen, Prüfen der Gemeinderechnungen; aber auch, wenn es um Kauf oder Verkauf von Flächen ging, Änderungen am Gemeinde-Statut, Aufnahme Fremder in den Gemeinde-Verband.<br />
<br />
Der Vorsitzende musste für einen geregelten Ablauf sorgen. Benahm sich einer daneben, konnte der Vorsitzende ihn rauswerfen. Ging der Rausgeworfene nicht sofort, kostete das 5 Thaler in die Gemeindekasse.<br />
<br />
Die Aufsicht über die Domanial-Gemeinden wird vom Amt, die landesherrliche Oberaufsicht von dem Ministerium des Innern geübt. Das Amt musste etliche Beschlüsse genehmigen: Veränderungen des Gemeindebezirks oder des Gemeinde-Statuts, das Aufstellen eines neuen Steuerfußes, den Ausschluss von Personen aus der Dorfversammlung, Kauf oder Verkauf von Land, Neubauten.<br />
<br />
Beschwerden über den Gemeindevorstand sowie über Beschlüsse der Dorfversammlung waren ebenfalls an das Amt zu richten.<br />
<br />
Zusammen mit der Gemeindeordnung wurden auch die Verordnungen über das Armenwesen und über das Schulwesen revidiert.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Armenwesen'''<br />
<br />
Vor der neuen Gemeindeordnung war das Amt für die Armenhilfe zuständig, die Gemeinden mussten dafür Abgaben an das Amt leisten. Nun ging die Verantwortung für die Armenhilfe auf die Gemeinden über und damit auch die Kosten. Kosten für <span style="color:#006600">''Verpflegung von Kranken in öffentlichen Heilanstalten [...], Verwahrung gemeingefährlicher Geisteskranker in Irrenhäusern [...], Aufenthalt und Unterricht von bildungsfähigen Idioten (Schwachsinnigen, Blödsinnigen, Blinden und Taubstummen in öffentlichen Anstalten''</span> (so der Originaltext der Verordnung) sollten vom Amt auf die Gemeinden aufgeteilt werden, zur Hälfte nach Hufenstand, zur Hälfte nach Einwohnerzahl. Gezahlt wurden die Beiträge aus der Armenkasse, wie auch die Kosten für den Armenarzt und die Armenfeuerung.<br />
<br />
Kam ein durch die Armenkasse Unterstützter wieder zu Geld, musste er die Unterstützung erstatten. Hatte er Vermögen verheimlicht, musste er den Unterstützungsbeitrag sogar doppelt zurückzahlen. Bei Gewährung einer Unterstützung war die Habe des Unterstützten zu verzeichnen, denn der Nachlass des Unterstützten wurde ebenfalls zur Erstattung herangezogen. Deshalb durfte ein Unterstützter auch nichts von seinem Besitz verkaufen ohne Zustimmung des Gemeindevorstands.<br />
<br />
Der Gemeindevorstand musste für die Unterbringung Obdachloser sorgen. Diese bei den Hausbesitzern unterzubringen war nur im akuten Notfall erlaubt. Um einer Verarmung der Ortsangehörigen vorzubeugen, sollte er <span style="color:#006600">''auf deren ordentlichen, nüchternen und sittlichen Lebenswandel''</span> hinwirken. <span style="color:#006600">''Für aufgegriffene ortsangehörige Bettler und Vagabonden erstattet die Ortschaft die Fangprämie und die Kosten des Transports von dem Sitze des Amtes bis zum Orte.''</span>. Jede Gemeinde sollte also ihre Bettler behalten und sie nicht herumvagabundieren lassen.<br />
<br />
'''Aus der Verordnung über das Schulwesen'''<br />
<br />
Gebäude und Ländereien der Schulen gehen nun in Eigentum der Gemeinde über (es sei denn, sie waren kirchlicher Besitz). Die Bauern mussten eine Reihen landwirtschaftlicher Arbeiten für den Lehrer übernehmen: Pflügen und Eggen; Aufladen, Abfahren udn Ausstreuen des Dungs; Säen des Korns; Aufladen, Einfahren und Abladen von Getreide und Heu. Der Schullehrer musste jedoch eventuelle Dienstleute zur Beihülfe stellen. Alle anderen Arbeiten wie mähen von Getreide und Heu, dreschen, auspflanzen und hacken der Kartoffeln, säen und reinigen von Flachs.<br />
<br />
Bau und Reparatur der Schulhäuser, Ausstattung der Schulräume, Beschaffung von Lehrmitteln lag in der Zuständigkeit der Gemeinde, sowohl was die Entscheidungen als auch was die Kosten anging. Bei der Anschaffung von Schulinventar und Lehrmitteln war der Rat des Pastors einzuholen.<br />
<br />
Die Schulbauten sollten einmal im Jahr besichtigt werden.<br />
<br />
Des weiteren mussten Fuhren zur Mühle oder von Feuerholz für den Lehrer geleistet werden und dieser musste auch bei Antritt der Stelle ins Dorf gebracht werden. Assistenten nur von der nächsten Post- oder Bahnstation.<br />
<br />
===Gemeinde-Statut für die Dorfschaft Mönckhagen und Heidekrug===<br />
(aus der Akte 5-12-3-1 7368, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zur revidierten Gemeinde-Ordnung für die Domanialortschaften vom 29 Juni 1869 wird mit Genehmigung des hohen Ministerii des Innern hiedurch statutarisch das Nachfolgende bestimmt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu § 1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Gemeindebezirk umfaßt die ganze Feldmark, also auch das Erbpachtgehöft Heidekrug.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''2. Die Gemeinde-Ordnung tritt mit dem 1. Juli 1870 in Kraft.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Gemeinde-Vorstand besteht aus dem Dorfschulzen und 2 Schöffen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Zu §13''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfversammlung besteht außer den Mitgliedern des Gemeinde-Vorstandes und den Hauswirthen und Erbpächtern, dem Schullehrer, 2 Vertretern der Büdner und 1 Vertreter der Häusler.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Amt Toitenwinkel zu Rostock, 1870''</span><br />
<br />
Der Heidekrug gehörte also seit dem 1. Juli 1870 zu Mönchhagen.<br />
<br />
Pastor Kliefoth aus Volkenshagen schreibt 1873 dazu: <span style="color:#006600">''Seit 2 Jahren ist die Dorfschaft Mönkhagen mit der neuen Gemeindeordnung be???. Heilsam hat sich dieselbe bisher nicht erwiesen, sondern hat der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten richtig Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Ruhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
===Gemeinde-Dotation===<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung erhielt die Gemeinde Ländereien am 28. April 1871 zum Eigentum, die so genannte Gemeinde-Dotation. Das bedeutete, dass Pachteinnahmen ab dann an die Gemeinde gingen, nicht mehr an den Großherzog. Umgekehrt war die Gemeinde dann auch selbst verantwortlich für die Unterhaltung der Gemeindeeinrichtungen wie Armenkaten, Schule, Brücken ...<br />
<br />
Die Gemeindedotation sollte 5 % der Gesamtfläche einer Gemeinde (344 752 Quadratruten in Mönchhagen) betragen, das wären in Mönchhagen rund 17000 Quadratruten gewesen. Das zur Verfügung stehende Land, also Land, das nicht dauerhaft verpachtet war, betrug aber gerade mal 3000 Quadratruten. Von den Erbpächtern konnte man nichts nehmen, die verbliebenen 14000 Quadratruten hätten also von den Bauernhufen abgespalten werden müssen. Man hat dann vom Gemeindeland folgerichtig das Land der Erbpachthufen abgezogen, damit umfasste das Gemeindeland nur noch 129 038 Quadratruten und die Dotation musste nur noch 6500 Quadratruten umfassen.<br />
<br />
Die zur Disposition stehenden Flächen waren:<br />
*Das Acker-Reservat am Roevershaeger Wege inklusive des Unbrauchbaren: 749 Quadratruten<br />
*Die Reservate an der Rostock-Ribnitzer Chaussee incl. Unbrauchbaren: 1120 Quadratruten<br />
*das Reservat neben der Häuslerei Nr. 5: 144 Quadratruten<br />
*das Reservat am Purkshoefer Wege: 209 Quadratruten<br />
*das Ackerstück Nr. 563 in Nähe der Büdnerei Nr. 8: 100 Quadratruten<br />
*die s.g. Deikswiese (?): 225 Quadratruten<br />
*der Armenkaten mit den umliegenden Garten- und Ackerflächen in dem Umfange von 368 Quadratruten<br />
*in Summe: 2915 Quadratruten<br />
<br />
Damit war nur noch ein Rest von 3700 Quadratruten auf die Bauern umzulegen &ndash; wovon die immer noch nicht begeistert waren, aber doch froh, deutlich weniger abgeben zu müssen als erst befürchtet. <br />
<br />
Durften Häusler und Einlieger Flächen auf diesen Ländereien bis dahin nutzen, durften sie dies für weitere 6 Jahre tun, also für die Ernten 1871 bis 1876. Auch die Hebamme des Ortes behielt ihre Wohnung im Armenkaten und ihre Ackernutzung.<br />
<br />
Dies wird im Grundbrief für die Gemeinde Mönchhagen vom 28. Januar 1871 festgehalten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§4''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Überweisung an die Gemeinde (deren Vorstand) geschieht bei Einführung der Gemeinde-Ordnung.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Pachtverhältnisse wegen der zur Dotation gehörigen Einlieger-Ländereien bleiben in Geltung, und gehen alle Rechte und Verpflichtungen aus denselben auf die Gemeinde über, jedoch mit der Maßgabe, daß die Gemeinde die Ländereien den derzeitigen Inhabern unter den bisherigen Bedingungen bis Michaelis 1876 zu belassen hat, vorausgesetzt, daß die Inhaber ihre contractlichen Verpflichtungen erfüllen und nicht besondere, schon den bisherigen Pachten begründete Auflösungsgründe als: Wegzug, Aufgebung des eigenen Haushalts, Ausscheiden aus der Classe der Einlieger u. s. w. (mit Ausschluß der Kündigung) eintreten.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Auch hat die Gemeinde der Hebamme Jess für die Zeit ihrer Anstellung ihre Wohnung im Armenkaten und die bisherigen Dienstländereien zur unentgeltlichen Nutzung zu belassen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wegen der übrigen zur Dotation gehörigen Ländereien hat die Gemeinde in die bestehenden Pachtverhältnisse zu Recht und Pflicht einzutreten.''</span><br />
<br />
Die Grenzen der Gemeindeflächen wurden mit Pfählen abgesteckt. <span style="color:#006600">''Dem Gemeinde-Vorstand wurde hierauf die Gemeinde-Dotation zum Eigenthum und zur selbständigen Verwaltung und Nutzung überwiesen, ihnen auch der Grundbrief de dato den 28ten Januar 1871 behändigt.''</span><br />
<br />
Mit den Ländereien erhielt die Gemeinde allerdings nicht das Jagdrecht, dies behielt der Großherzog für sich.<br />
<br />
(Landeshauptarchiv Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
Zudem gehörte zum Gemeindeeigentum auch die Flächen, auf denen Straßen und öffentliche Plätze lagen. 1881 erhielt die Gemeinde weitere 822 Quadratruten oder 1 ha 78 a 20 qm Land. Dies umfasste diverse Straßenstücke mit angrenzenden Steigen und Steinmauern längs der Hufen II bis IX, also im Oberdorf, sowie auch einen freien Platz. Der bestimmungsgemäße Zweck durfte dabei nicht geändert werden &ndash; Straßen mussten Straßen bleiben und öffentliche Flächen, die dem <span style="color:#006600"> gemeinen Nutzen und öffentlichen Gebrauche</span> dienten, mussten dies auch weiterhin tun. Sollten solche Flächen als Weide oder Garten genutzt werden, war die Zustimmung des Amtes notwendig. (Akte 5.12-4/2 12033, Landeshauptarchiv Schwerin).<br />
<br />
===Ernennung von Schulze und Schöffen===<br />
Der Schulze und die beiden Schöffen bildeten den Gemeindevorstand. Heydtmann war seit 1866 Schulze.<br />
<br />
Auszüge aus einem Protokoll, gehalten im Großherzoglichen Amt Toitenwinkel zu Rostock, am 1. Dezember 1870. Anwesend waren:<br />
*der Schulze Erbpächter Heydtmann von Mönckhagen<br />
*der Erbmüller Eggers<br />
*der Hauswirth Winter vom Gehöft Nr. 6<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''1. Der Schulze Heydtmann ist auf seinen geleisteten Diensteid zurückgeführt und dessen Geltung für seinen nunmehr erweiterten Wirkungskreis, sodann sind zu Schöffen und Mitgliedern des Gemeindevorstandes ernannt:<br />
die anwesenden Erbmüller Eggers und Hauswirth Winter.<br />
Dieser Gemeindevorstand ist nicht nur auf die gewissenhafte Erfüllung seines Berufes verpflichtet, sondern auch angewiesen, von jeder Erledigung einer Stelle in seiner Mitte dem Amte sofort Anzeige zu machen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''3. Der Schulze Heydtmann ist in Betreff der Organisation der Dorfversammlung mit der bevorstehenden Leitung der Wahlen der beiden Vertreter der Büdner und des Vertreters der Häusler beauftragt und verpflichtet, den Namen der Deputierten dem Amte binnen 14 Tagen anzuzeigen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''4. Der von der Gemeinde zur Besoldung des Amtsarztes vierteljährlich zu leistende jährliche Beitrag wird der Gemeinde mitgetheilt werden, sobald die (?) von hoher Cammer genehmigt ist. Arztfuhrgelder sind nicht zu zahlen. Die Apotheker werden benachrichtigt werden, daß vom 1 October d. J. an die Gemeinde ihre Arznei, gleichwie Bruchbänder, Bandagen etc. selbst zu bezahlen hat. Dem Gemeindevorstand ist mitgetheilt, daß die Gemeinde in den Contract mit Herrn Dr. Benefeld zwar vorläufig eintritt, jedoch berechtigt ist, denselben halbjährlich zu den üblichen Quartalen aufzukündigen, mithin zuerst zu Weihnacht d. J., daß diese Kündigung jedoch schriftlich zu geschehen hat und wovon dem Amte Mittheilung zu machen ist.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''7. Die Schulgebäude zu Mönckhagen sowie der Armenkaten daselbst werden der Gemeinde hiermit überwiesen und wird die Baulast seit dem 1 October d. J. auf die Gemeinde übergehen. Die Ländereien der Schule, sowie die zur Dotation bestimmten Gemeindeländereien werden der Gemeinde zu besonderen Acten überwiesen werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''8. Der Schulze Heydtmann ist noch besonders auf die nach §5 Nr 2 der Gemeindeordnung ihm obliegenden Pflichten hingewiesen, namentlich wegen der Ausstellung von Meldescheinen und Heimathscheinen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''9. Der Gemeindevorstand ist angewiesen, sich eines Gemeindesiegels zu bedienen und wegen der Einrichtung und Führung desselben informiert.''</span><br />
<br />
(Landeshauptarchiv, Akte 5/12-3-1 7369)<br />
<br />
===Bestechungsskandal===<br />
Heydtmann war ab 1866 Schulze in Mönchhagen, stolperte 1895 aber über einen Bestechungsfall. Er wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mark oder 30 Tage Gefängnis verurteilt. Daraufhin beantragte er seine Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis 1895.<br />
<br />
Der Häusler Hallier wollte seine Häuslerei an einen Händler Palm verkaufen, vermittelt wurde der Handel durch eine Rostocker Agentur. Der Schulze Heydtmann hat sich dabei <span style="color:#006600">''dem Händler Palm beim Großherzoglichen Amte Teutenwinkel die Erlaubniß zum Ausschank von Branntwein zu erwirken und hat für diese seine Thätigkeit, welche auf das Zustandekommen des Kaufgeschäfts von Einfluß war, von dem Käufer 10 M, von dem Verkäufer einen Bienen-Nachschwarm und von der Vermittlerin des Geschäfts 50 M gefordert und zugesichert erhalten.''</span> Verboten war dabei nicht, die Schankerlaubnis zu bewirken, sondern die Annahme von Voteilen.<br />
<br />
Heydtmann war aber offenbar als Schulze außerordentlich beliebt, denn die Mönchhäger baten im März 1895 darum, er möge Schulze bleiben können (den Unterschriften nach zu urteilen, standen beinah alle hinter ihm):<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Allerdurchlauchtigster Großherzog, allergnädigster Großherzog und Herr!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste Landeskinder des Dorfes Mönckhagen D. A. Toitenwinkel nahen sich dem Thron Eur. Königlichen Hoheit, um allerhöchst derselben zur allergnädigsten Einsicht und Berücksichtigung zu unterbreiten:''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann hierselbst ist von der Strafkammer des Großherzoglichen L. Gerichts zu Rostock, sowie auch zuletzt vom Reichsgericht zu Leipzig wegen Amtsvergehens zu 150 M Geldstrafe verurtheilt worden. Wir fürchten, daß die Verfügung dieser Strafe die Entlassung des J. Heydtmann aus dem Schulzenamte, das er fast seit 30 Jahren verwaltet, zur Folge haben könne.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Diesen Fall würden die allerunterthänigst Unterzeichneten sehr bedauern, da sich der Schulze Heydtmann während der Dauer seiner Amtsführung unsere Achtung und Anhänglichkeit in hohem Grade erworben hat.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die unterthänigst Unterzeichneten wenden sich daher an Eurer Königlichen Hoheit landesväterliches Herz mit der allerunterthänigsten Bitte, den Schulzen Heydtmann auch noch ferner in seinem Amte zu belassen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Wir verharren in tiefster Ehrfurcht als Eurer Königlichen Hoheit allerunterthänigste, treue Gefolgsleute.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Oehmisch''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter C. Beckmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Lehrer L. Burmeister''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter H. Saß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter J. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter D. Brandt''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter R. Uhlig''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erbpächter F. Bastian''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Düwel''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner E. Schneider''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner J. Timm''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner H. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner F. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Büdner C. Lewerenz''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler G. Geißler''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Lau''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler U. Mahnke''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Hallier''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Peter''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler Stiegmann''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Behrens''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler J. Foth''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Häusler C. Wulff''</span><br />
<br />
Der Brief hatte jedoch keinen Erfolg. Schulze Heydtmann bat um sofortige Entlassung und die beiden Schöffen verwalten das Schulzenamt zunächst. Damit müssen sie auch die ''Schulzencompetenz'' bestellen, also das Land, das mit dem Schulzenamt verbunden ist. Die beiden Schöffen wenden sich aber gleich an das Amt mit dem Anliegen, dass die Schulzencompetenz schlecht gedüngt sei und sie in künstlichen Dünger investieren müssten. Das Ministerium möge deshalb zusichern, dass sie das Geld für den Dünger vom neuen Schulzen wiederbekommen.<br />
<br />
Die Schulzencompetenz betrug 1631 Quadratruten; die Ackerkompetenz war bei der Übergabe des Schulzenamtes an den Nachfolger Heinrich Saß nicht bestellt, nur die Stoppeln nachgehackt. Saß verzichtete auf die Erstattung eines Theils der vorjährigen Ernte, wollte im Gegenzug aber auch nicht für das Abhacken zahlen. Er beantragte eine baldmögliche Drainierung der Ackerkompetenz und dass die Drainageröhren auf Kosten des Landesherrn geliefert würden; die Kosten, die er tragen wolle, sollten dann auf 20 Jahre verteilt werden.<br />
<br />
===Weitere Schulzen===<br />
<br />
Nach dem Rücktritt Heydtmanns schlug das Amt Teutenwinkel dem Ministerium am 10. April 1895 zwei Kandidaten für die Nachfolge vor:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Als Nachfolger desselben sind die Erbpächter Heinrich Saß No. 16 und Heinrich Schulze No. 6 und 10 geeignet.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Saß ist 47 Jahre alt, ein ruhiger Mann, welcher seit langen Jahren Schöffe gewesen ist, derselbe hat jedoch keine Neigung, das Schulzenamt zu übernehmen und behauptet, daß er schon wegen des Verkaufes seines Erbpachtgehöftes in Verhandlungen stehe. ''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Erbpächter Schulze ist ein sehr thätiger und tüchtiger Landwirth, welcher von Geburt Preuße, vor mehreren Jahren in den mecklenburgischen Unterthanenverband aufgenommen und durch langen Aufenthalt in Moenckhagen mit den Verhältnissen völlig vertraut geworden ist. Die erforderliche Energie besitzt er ebenso wie Erbpächter Saß, er ist jedoch kränklich und infolge dessen leicht aufgeregt. Zur Uebernahme des Schulzenamtes hat er sich bereit erklärt.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Von diesen beiden Erbpächtern würden wir dem Saß, weil er ein sehr ruhiger Mann ist und seit vielen Jahren das Schöffenamt bekleidet hat, unbedingt den Vorzug geben, auch glauben wir, daß er trotz seiner Abneigung gegen die Uebernahme des Amtes, dasselbe, falls dies Großherzogliche hohe Ministerium ihn dazu ausersuchen sollte, gut verwalten würde. Das einzige Bedenken gegen seine Bestallung dürfte in dem Umstand liegen, daß er vielleicht bald seine Hufe verkaufen und von Moenckhagen wegziehen will und daß alsdann in diesem Falle nach kurzer Zeit eine Neubesetzung des Schulzenamtes erforderlich werden würde.''</span><br />
<br />
Heinrich Saß bekam das Amt und übte es bis 1909 aus. Er zog nicht weg aus Mönchhagen, sein Sohn Peter Saß wurde der erste Wehrleiter in Mönchhagen.<br />
<br />
Eid des neuen Schulzen nach der hohen Verordnung vom 24. März 1873:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ich, Heinrich Saß, schwöre zu Gott, dem Allmächtigen, daß das mir übertragende Amt eine Schulzen zu Moenckhagen treulich und gewissenhaft verwalten, meines allergnädigsten Landesherrn Bestes, soviel an mir ist, allenthalben befördern, den Befehlen meiner Vorgesetzten stets pünktlichen Gehorsam leisten und es mir angelegen sein lassen will, das Beste der Commune Moenckhagen zu fördern, überhaupt mich alle Tage so betragen will, wie es einem getreuen Schulzen eignet und gebührt, so wahr mir Gott helfe und Sein heiliges Wort!''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der Schulze Saß wurde hierauf:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''1. unter Verlesung des hohen Circulars vom 30. Juni 1880 mit seiner Verpflichtung zur Anzeige der vorkommenden Sterbefälle, mit Ausnahme derjenigen von solchen unverheirateter Minderjährigen, deren beide Eltern noch leben, bei dem hiesigen Amtsgericht, sowie<br />
:<span style="color:#006600">''2. in Beihalt des hohen Circulars vom 12. Januar 1881 mit der ihm als Berechner und Verwalter der Gemeindekasse obliegenden Verpflichtung, die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen Geldern zu halten und in einem besonderen Behälter aufzubewahren, ebenso auch mit der Gemeindekrankenkasse zu verfahren,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''bekannt gemacht.''</span><br />
<br />
Saß wurde übergeben das Gemeindebuch und das Gemeinderechnungsbuch; die Krankenkasse mit 124 M 34 Pfg, die Gemeindekasse mit 81 M 43 Pfg, das Sparkassenbuch des Vorschussvereins No. 9691 mit 190 M 18 Pfg.<br />
<br />
Im Februar 1909 bittet Heinrich Saß um die Entlassung aus dem Schulzenamt zu Johannis d. J. aus gesundheitlichen Gründen. Er hat auch vor, seine Wirtschaft aufzugeben. Dies bedauert das Amt sehr, sieht aber ein, dass Saß tatsächlich ''leidend'' ist, offenbar weil er den Feldzug 1870/71 mitgemacht hat.<br />
<br />
Als Nachfolger kommen infrage Wilhelm Brandt (Hufe 2), Hermann Brandt (Hufe 1) und Prüter (Hufe 13); ausführlich geht der Amtmann aber nur auf Wilhelm Brandt ein und bittet um dessen Ernennung.<br />
<br />
Wilhelm Brandt ist am 28. Dec. 1870 geboren, hat in Rostock das Realgymnasium besucht und die Landwirtschaft gelernt, zunächst als Wirtschafter gearbeitet und übernahm dann 1905 die väterliche Hufe. Er ist seit 1900 verheiratet und als Schöffe Mitglied im Gemeindevorstand. <span style="color:#006600">''Wir haben ihn als gewandten und zuverlässigen Menschen kennengelernt.''</span><br />
<br />
Brandt war mit der Übernahme des Schulzenamtes einverstanden und wurde am 30. Juni 1909 Schulze.<br />
<br />
Im Ernennungsprotokoll werden seine Einnahmen aufgeführt:<br />
# aus der Nutzung der Schulzendienstländereien<br />
# aus einem baren Zuschuß von 42 M jährlich aus der Amtskasse<br />
# aus einer Vergütung von 60 M jährlich aus der Gemeindekasse<br />
<br />
Kassenbestände waren:<br />
*Gemeindekasse 379,14 M<br />
*Krankenversicherung der Arbeiter zu Mönchhagen 55 M 37 Pfg<br />
*Sparkassenbuch Nr. 18639 der Vorschuß- und Sparbank zu Rostock 441,90 M<br />
Zudem erhielt der neue vom alten Schulzen ein Quittungsbuch über Zahlungen der Gemeinde zum domanialen Kapital-Fonds für eine Anleihe von 5000 M Johannis 1903.<br />
<br />
Wilhelm Brandt bat 1918 um seine Entlassung aus dem Schulzenamt. Das Großherzogliche Amt Toitenwinkel teilt am 24. September 1918 dem Großherzoglichen Ministerium des Innern mit::<span style="color:#006600">So ungern wir den besonders tüchtigen Mann von seinem Posten scheiden sehen, so müssen wir doch die vorgebrachten Gründe als stichhaltig anerkennen. Brandt hat einen grösseren Saatgutbetrieb und muss, um diesen zu erhalten, alle seine Kräfte einsetzen. Dabei ist er von schwacher körperlicher Figur und ist den Anfordernissen seiner Wirtschaft sowie des Schulzenamtes körperlich nicht gewachsen.</span><br />
<br />
Als Nachfolger schlug das Amt den Erbpächter Hermann Brandt von Hufe I vor. H. Brandt war 45 Jahre alt und war bereits Mitglied des Gemeindevorstands gewesen. Er war zwar im Prinzip noch dienstpflichtig, aber wegen einer Fußverletzung seit ca. 2 Jahren vom Militärdienst beurlaubt. Er sollte deshalb nur einstweilen mit der Führung der Schulzengeschäfte beauftragt werden. Dazu kam es dann jedoch nicht, weil Hermann Brandt erkrankte und Wilhelm Brandt dann doch weiter Schulze blieb. Im Januar 1919 ersuchte er dann ein zweites Mal um Entlassung wegen seines geschwächten Gesundheitszustandes und seines Saatzuchtbetriebes (Professor-Heinrich-Roggen und Gretchenhafer), der seine ganze Kraft fordere. Das Schreiben klingt, als hätte man ihm empfohlen, eine Schreibkraft zur Unterstützung im Schulzenamt zu nehmen. Denn er betont, dass er dazu nicht in der Lage ist, da er keinen Raum in seinem Hause hat, in dem er eine fremde Person unterbringen kann. Seine Tochter sei nicht befähigt, ihn zu unterstützen. <br />
<br />
Am 7. März 1919 wird dann sein Nachfolger, der Häusler Franz Geissler von der Häuslerei Nr. 13 als Schulze vereidigt. Er erhält als Schulze die Einkünfte aus den Schulzendienstländereien, 78 Mark jährlich aus der Amtskasse und 375 Mark jährlich aus der Gemeindekasse.<br />
<br />
Von seinen Dienstobliegenheiten werden besonders hervorgehoben, dass er die Sterbefälle ungesäumt dem Amtsgericht Rostock mitteilen muss; dass er die Gemeindegelder stets getrennt von seinen eigenen und in einem besonderen Behälter aufbewahren muss; dass in Unterstützungswohnsitzsachen die nötige Sorgfalt und Umsicht sich angelegen sein lasse und dass er gegebenenfalls als Vergleichsbehörde bei Beleidigungsklagen einzutreten habe.<br />
<br />
===Stimmenverhältnisse===<br />
Wie viele Stimmen jemand in der Dorfversammlung hatte, hing (auch) von der Größe seiner Ländereien ab. In einem Protokoll aus dem Großherzoglichen Amte Toitenwinkel über die Verhandlung zum Gemeinde-Status nach der revidierten Gemeinde-Ordnung heißt es: <span style="color:#006600">''daß in Mönkhagen kein Besitzer vorhanden sei, welchem mehr als eine Stimme in der Dorfversammlung zu ertheilen sein werde.<br />
Die Hufe des Erbpächters Krempien sei zwar nur halb so groß wie die übrigen Hufen, indeß wird ihm die volle Stimme nicht entzogen werden können.''</span><br />
<br />
===Zeitzeugenprotokoll===<br />
Pastor Kliefoth vermerkt in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 zur Situation in Mönchhagen zwei Jahre nach Einführung der neuen Gemeindeordnung:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Seitdem hat [...] dieselbe [die Gemeindeordnung] [...] der Neigung dieser Dorfschaft zu Streitigkeiten und Feindseligkeiten Nahrung gegeben. Leider ist auch der Lehrer Buhsdorf sehr verwickelt in diese Streitigkeiten, und sind in letzter Zeit seinetwegen und durch ihn die allerärgerlichsten Auftritte vorgekommen.''</span><br />
<br />
==Betriebe und Einrichtungen==<br />
<br />
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870–1871 wurde das besiegte Frankreich gezwungen, Deutschland 5 Milliarden Goldfranken (das entsprach 4 Milliarden Goldmark) zu zahlen. Auch einige reiche Mönchhäger Bauern hatten zur Finanzierung des Krieges Kriegsanleihen gewährt; das Geld bekamen sie nach Kriegsende mit gutem Gewinn zurück und benutzten es zum wirtschaftlichen Aufbau.<br />
<br />
===Kolonialwarenhandlung===<br />
[[Datei:Moenchhagen kolonialwarenhandlung Loheit um 1900 Sammlung Schmidt.JPG|thumb|400px|Die Kolonialwarenhandlung Carl Loheit, um 1900. Bild aus Sammlung V. Schmidt.]]<br />
An der Chaussee, der heutigen B105 lag die Kolonialwarenhandlung von Carl Loheit. Hier wurde noch zu DDR-Zeiten ein Konsum betrieben.<br />
<br clear="all"><br />
<br />
===Mühlen und Handwerksbetriebe===<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen_mittelhof_stellmacherei_DDR-Zeit.JPG|thumb|400px|Zu DDR-Zeiten lag eine Stellmacherei über dem Nordarm des Peezer Baches, so wie er damals verlief &ndash; nämlich direkt am Ortsrand über das Gelände der heutigen Fa. Göllnitz und an der alten Scheune hinter der Feuerwehr entlang. In etwa dort muss auch die Feilenhauerei gelegen haben. Die große Scheune zwischen Kindergarten und Peezer Bach gehörte zum schulz'schen Mittelhof, die frühere Lage der Wohngebäude ist eingezeichnet. ''Foto: privat'']]<br />
Dadurch entstanden 1873 folgende Betriebe:<br />
<br />
Auf der 1858 genannten Stelle 11 – Kornmühle im Oberdorf neben den Bahnschranken, zu der bis 1920 auch eine Bäckerei gehörte – entstand eine Molkerei (heutiges Stallgebäude hinter dem Wohnhaus). Diese Molkerei und die Rövershäger Molkerei (heutige Arztpraxis) waren einer Raiffeisengenossenschaft angeschlossen. Da aber die Molkerei in Rövershagen moderner war und billiger produzierte, ging die Mönchhäger Molkerei um 1900 ein. Im Molkereigebäude soll sich auch eine Zeitlang eine Schlachterei befunden haben. Außerdem gehörte dem damaligen Besitzer Ebell auch die dortige Gärtnerei. Nachdem Ebell konkurs gegangen war, verkaufte er seine Wirtschaft an den Vater von Karl Qualmann. Dieser bewirtschaftete aus Mangel an Arbeitskräften das Gärtnereiland als Bauer. 1920 wurde die Bäckerei aus dem Obergeschoss des Wohnhauses herausgenommen und auf dem Nachbarhof Häcker (Oberdorf 19) von diesem neu aufgebaut (heutiges Stallgebäude). Die Bäckerei existierte noch bis 1960. Die hinter der ehemaligen Molkerei stehende, 1881 erbaute Mühle brannte um 1946 ab.<br />
<br />
Nach 1873 wurde hinter dem heutigen Feuerwehrgebäude eine Feilenhauerei errichtet, die durch Wasserenergie betrieben wurde. Um eine hohe Energieausbeute zu gewährleisten, wurde der Bach angestaut. Dazu wiederum musste der Ackerweg des Nachbargehöftes künstlich erhöht werden. Die Feilenhauerei ging aber nach kurzer Zeit wieder ein, weil es im Ort zu wenige Arbeitskräfte gab und der Wasserantrieb schlecht funktionierte. Der Bauer Schulz kaufte die ganze Wirtschaft vom konkurs gegangenen Feilenhauereibesitzer und baute am Gebäude in Richtung alte Schule (heute Kindergarten) eine Molkerei für seine Wirtschaft und einige Nachbarn an. Da aber die erwähnte Molkerei in Rövershagen billiger produzierte, gab Schulz seine Molkerei um 1900 auf.<br />
<br />
Ohne Details zu nennen, erwähnt Ludwig Krause in seiner Fundchronik, dass in Mönchhagen viele Sensenstreichhölzer produziert werden.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Saegerei Lange 1904.jpeg|thumb|400px|Sägerei Lange um 1904. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
1903 entstand das Baugeschäft Lange in Mönchhagen; etliche Gebäude im Dorf wurden von dieser Firma errichtet: u. A. der Erweiterungsbau der Dorfschule, das Doppelhaus Unterdorf 16/16a, der damalige Armenkaten Unterdorf 42 sowie einige Feldscheunen wie die auf den Bauernstellen Haller und Saß (Unterdorf 24 bzw. neben Unterdorf 28/28a). Auch in anderen Dörfern war die Fa. Lange tätig. Wegen der sich verschlechternden Auftragslage wurde das Geschäft 1938 aufgegeben und in eine Dampfsägerei umgewandelt. Die Sägerei bestand bis 1960. Zu DDR-Zeiten wurde sie unter Druck gesetzt, weil ein privater Betrieb nicht ins Bild eines sozialistischen Dorfes passte, dass sich der damalige Bürgermeister Lindemann zum Ziel gesetzt hatte. So musste die Sägerei ihr Holz vom Darss holen. Das bedeutete lange Wege, die Zeit kosteten, die dann für die eigentliche Arbeit fehlte, sodass die Sägerei unrentabel wurde. In den 1980er Jahren wurde hier das Mehrzweckgebäude der Gemeinde eingerichtet.<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
===Die Industrieschule===<br />
<br />
Seit dem Herbst 1871 existierte in Mönchhagen eine Industrieschule; die Frau des Mönchhäger Lehrers Rußdorf unterrichtete dort. Die Schule scheint aber nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
===Die Spar- und Darlehnskasse===<br />
Am 24. November 1896 wurde in Mönchhagen als eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht eine Spar- und Darlehnskasse gegründet. Ihr Zweck war die Gewährung von Darlehen an die Genossen für ihren Geschäfts- und Wirtschaftsbetrieb sowie die Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns.<br />
<br />
Vorstandsmitglieder waren Erbpächter Heinrich Saß, Lehrer Ludwig Burmeister, Erbpächter Wilhelm Jäckel.<br />
<br />
===Der Imkerverein===<br />
In Mönchhagen hat es auch einen Imkerverein gegeben, der 1903 in der Festschrift zum 25. Jubiläum des Landesimkerverbandes erwähnt wird. Der Vorstand bestand jedoch zumindest damals aus einem Lehrer aus Krummendorf sowie einem Lehrer aus Riekdahl. Auf der Vertreterversammlung des Mecklenburgischen Landesvereins für Bienenzucht am 27. Juli 1920 beantragte der Mönchhäger Vertreter, die Verbandszeitschrift Uns Immen möge auf Hochdeutsch erscheinen. Ähnliche Wünsche hatten auch andere Vertreter, mit dem Argument, dass das Blatt außerhalb Mecklenburgs sonst keinen Boden gewinnt und vielen Imkern das Lesen des Niederdeutschen schwer fiele. Nach 1926 scheint der Mönchhäger Imkerverein nicht mehr existiert zu haben, er wird in der Vereinsliste nicht mehr genannt.<br />
<br />
==Wohnbebauung==<br />
<br />
Ludwig Dolberg beschreibt die Katen und Bauernhäuser in Rövershagen, es ist aber davon auszugehen, dass diejenigen in Mönchhagen nicht anders ausgesehen haben:<br />
:<span style="color:#006600">''Die Katen waren lange, strohgedeckte Gebäude und wurden von bis zu vier Familien bewohnt. Jede Familie hatte eine Stube, ein paar Kammern und eine Küche. Die Bauernhäuser beherbergten Menschen und Vieh in friedlicher Gemeinschaft. Auf der nach dem großen Hof gelegenen Giebelseite gelangt man zwischen zwei Vorbauten, über welche das Walmdach sich fortsetzt, durch eine Thür, hoch genug, einem beladenen Fuder Einlaß zu gewähren, auf die mächtige Diele. Über der Diele wurde Heu und Getreide gelagert. Auf der einen Seite der Diele lagen die Vorrats- und Gesindekammern, auf der anderen Seite die Pferde- und Kuhställe. Am Ende befanden sich die Wohnräume der Bauernfamilie (zwei Stuben, ein oder zwei Kammern sowie die Küche, die ebenfalls eine Thür nach draußen hatte, und die Speisekammer). An den Seiten des großen Hofes mit kleinem Teich und Brunnen liegen die Scheune, ein Schauer für Wagen und Ackergeräthe und der Schweinestall. (Ein Schauer ist ein großes Vordach, unter dem die Wagen Platz fanden.''<br />
(L. L. Ludwig Dolberg: Eine Küstenwanderung von der Warnow bis Wustrow. Ribnitz, 1885)</span><br />
<br />
<gallery mode=packed widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Katen staebelow freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Ein Katen für zwei Familien, erbaut um 1800, der ursprünglich in Stäbelow stand und nun im Freilichtmuseum Klockenhagen ([http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]) zu besichtigen ist. ''Foto: privat''<br />
Datei:Niedersaechsisches Hallenhaus.png|Aufriss und Grundriss eines niedersächsischen Hallenhauses; ''eigene Arbeit''<br />
Datei:Diele hallenhaus freilichtmuseum klockenhagen.jpg|Die große Diele eines niederdeutschen Hallenhauses, erbaut um 1700, zu sehen im Freilichtmuseum Klockenhagen: [http://freilichtmuseum-klockenhagen.de/ Internetseite des Freilichtmuseums Klockenhagen]; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
===Die Höfe===<br />
<br />
In Mönchhagen gab es im 19. Jahrhundert 16 Erbpachthöfe. Im Gegensatz zu den Büdnereien und Häuslereien waren Erbpachthöfe groß genug, dass ihre Besitzer von der Landwirtschaft allein leben konnten.<br />
<br />
In einem Artikel in der Rostocker Zeitung vom 8. Juli 1896 wird über eine Besichtigung der Mönchhäger Höfe durch die Mitglieder des lokalen landwirtschaftlichen Vereins berichtet. Man kam gegen 9 Uhr morgens mit dem Zug an, die Besichtigung dauerte 12 Stunden, nur unterbrochen von einem einfachen Mittagsmahl im Mönchhäger Gasthaus. Die Inhaber der Wirthschaften waren ''aufs Liebenswürdigste'' bereit, über alles Gefragte Auskunft zu geben. Leider wird dann nur allgemein berichtet und keine Namen genannt, sodass sich der Bericht keinen einzelnen Höfen zuordnen lässt. Am Schluss heißt es: <span style="color:#006600">''Mönkhagen liefert den Beweis, wieviel mehr Korn und Fleisch producirt werden kann, als man gemeinhin annimmt, sowie daß die intensive Wirthschaft, in kleineren Wirthschaften betrieben, noch nicht unrentabel ist.''</span><br />
<br />
Hervorgehoben wird der Unterschied im Ertrag zwischen drainierten und nicht entwässerten Flächen. <br />
<br />
Der Futterzustand allen Viehs war ein guter, in allen Wirthschaftgen ging es um die Mästung des Viehs, wenn auch mit unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einige verwandten einige ihrer Kälber zur Weiterzucht, die anderen zur Mästung; andere Höfe kauften nur Kälber, um diese zu mästen. In den Zuchtbetrieben wurden u. A. Simmentaler gezogen, auch Fleckvieh genannt. <br />
<br />
Ein Hof mästete die Rinder gegen Erstattung der Futterkosten auf Rechnung eines Viehhändlers, also ohne eigenes Risiko (so steht es zumindest im Zeitungsartikel &ndash; tatsächlich wird auch der Bauer einen Teil des Risikos getragen haben; wenn bspw. die Rinder nicht das vereinbarte Gewicht erreichten o.dgl.). Einige bauten Zuckerrüben für die Zuckerfabrik in Rostock an und fütterten daher auch Zuckerrübenschnitzel, andere fütterten Futterrüben und Wruken; alle aber kauften Kraftfutter zu.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Das Simmentaler Rind oder Fleckvieh'''<br />
[[File:Female Fleckvieh.jpg|thumb|Eine Kuh der Rasse Simmentaler. ''Foto: Von Verum - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50250709''] ]]<br />
Das Simmentaler Rind stammt aus dem Simmental im Berner Oberland und ist sowohl als Fleisch- wie auch als Milchvieh geeignet. Heute gibt es in Deutschland mehr als 4 Mio. Tiere, das sind ca. 28 % des gesamten hiesigen Rinderbestandes. Während Kopf, Unterbauch, Beine und Schwanzquaste weiß sind, ist das restliche Fell bräunlich, wobei der Farbton schwanken kann von Hellgelb bis Rotbraun, auch weiße Flecken treten in unterschiedlicher Zahl auf. Typisch ist eine ausgeprägte Wamme am Hals. Die hellen Hörner sind leicht nach außen und oben gebogen. Kühe erreichen eine Höhe von ca. 1,40 m und ein Gewicht von 600 bis 800 kg, Bullen sind 10 bis 20 cm größer und wiegen 1100 bis 1300 kg.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Neben der Rindermast gab es auch eine ausgiebige Schweinemast, <span style="color:#006600">''so daß auf verhältnismäßig kleinen Ackerflächen so viel Nutzvieh gehalten wird, als sonst wohl kaum in Mecklenburg. [...] Die Haltung von gegen und über 40 Stück Rinder mit Jungvieh, ohne die kleinen Kälber, bildet die Regel.''</span> Der dadurch reichlich anfallende Dung führte (zusammen mit ''Kraftdünger'') zu hohen Felderträgen, was wiederum die starke Viehhaltung ermöglichte.<br />
<br />
Als Besitzer der Hufen werden in Form von Bleistifteinträgen in der Karte von 1894 genannt:<br />
*Hufe 3: Bastian, dann Saß<br />
*Hufe 5: Haller<br />
*Hufe 6: Schulze<br />
*Hufe 7: Hallier, wurde in der Inflationszeit von Sass gekauft, dazwischen gab es noch die Besitzer Krüger aus Lütten Klein sowie Sprenkler, der an Sass verkaufte<br />
*Hufe 8: Heitmann<br />
*Hufe 9: Haller<br />
*Hufe 10: Schulze<br />
*Hufe 12: Jäkel<br />
*Hufe 13: Prüter<br />
*Hufe 15: Schulze<br />
*Hufe 16: Saß<br />
<br />
Die nicht aufgeführten Hufen 1, 2, 4, 11 und 14 haben keine Einträge.<br />
<br />
Der Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin nennt 1906 (also gültig für das Vorjahr 1905) 15 Erbpächter (darunter eine Windmühle und eine Privatdampfmolkerei), 8 Büdner (darunter ein Schmied und ein Krug), 17 Häusler (darunter eine Windmühle, ein Schmied und ein Krug), eine Schule mit zwei Klassen, die Industrieschule und eine Haltestelle, zudem eine Poststation. Einen weiteren Erbpächter gab es im Heidekrug. Schulze war Heinrich Sass.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]].<br />
<br />
===Die Büdnereien===<br />
<br />
Im März 1753 erlässt der Herzog für das Domanialgebiet eine erste Verordnung zur Ansiedlung von Büdnern. Durch die Möglichkeit, sich als Büdner ansiedeln zu können, soll landlosen, d.h. armen Leuten eine Lebensgrundlage geboten werden und so die Auswanderung gestoppt werden. Die Büdnereien entstehen meist am Rande des Dorfes entlang der Ausfallstraßen. Während die Büdnereien 1, 2 und 3 zwischen den Höfen im Dorf liegen, liegt Büdnerei 8 an der alten Landstraße nach Rostock. Die anderen reihen sich an der Chaussee auf, zwischen der Kreuzung und der heutigen Tankstelle.<br />
<br />
Der Büdner erhielt Baumaterial für sein Haus und Gartenland sowie das Recht, eine Kuh sowie einige Schafe und Schweine auf der Dorfweide weiden zu lassen. Das Land reichte jedoch nicht, um davon leben zu können, Büdner waren daher auf einen Nebenverdienst angewiesen, z. B. als Handwerker oder indem sie beim Bauern arbeiteten.<br />
<br />
Insgesamt reichte dies meist jedoch nicht zum Unterhalt, sodass die Regelung 25 Jahre später, im März 1778 wieder aufgehoben wurde. Im April 1809 gibt es dann einen zweiten Anlauf, Büdner anzusiedeln. Die nun neu eingesetzten Büdner erhielten allerdings kein Baumaterial mehr. In dieser Zeit entstehen viele der Ortsteile mit dem Vorsatz &bdquo;Neu-&ldquo;.<br />
<br />
Mit der revidierten Gemeindeordnung um 1870 gab es keine Dorfweide mehr, das heißt, die Büdner verloren ihr Recht, ihr Vieh auf dem Gemeindeland weiden zu lassen. Als Ersatz bekommen sie die Möglichkeit, Ackerfläche dazuzupachten. Durch Zukauf und Zupachtung vergrößern sich viele Büdnereien und erlauben ihren Besitzern wirtschaftliche Unabhängigkeit. Zudem erhielten auch die Büdner 1867 die Möglichkeit, ihre Büdnereien in Erbpacht zu erwerben.<br />
<br />
Dennoch übten viele Büdner nebenbei ein Handwerk aus, sodass deren Bewohner einen guten Überblick geben, welche Dienstleistungen im Ort angeboten wurden.<br />
<br />
Zur Situation der Büdnereien im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]].<br />
<br />
===Häuslereien===<br />
<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts werden wiederum kleine Stellen geschaffen, die Häuslerstellen. Wieder geht es um einen Anreiz zur Ansiedlung, um der Flucht aus dem Land etwas entgegenzusetzen. Wie Büdnereien entstehen die Häuslerstellen oftmals entlang der Ausfallstraßen, häufig in Reihen. Dies sieht man in Mönchhagen entlang des Stillen Friedens sowie entlang der Chaussee von der Kreuzung Richtung Rostock.<br />
<br />
Zur Situation der Hufen im 19. und frühen 20. Jahrhundert findet man Informationen auf einer eigenen Seite: [[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]].<br />
<br />
==Infrastruktur==<br />
<br />
Bereits um 1850 hatte man begonnen, die Dorfstraße zu pflastern. Mitte der 1880er Jahre wurde die Pflasterung abgeschlossen. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von Unterdorf 35 bis Unterdorf 25. Das Pflaster zwischen dem ehemaligen Krug „Stiller Frieden“ und Oberdorf 35 ist noch heute zu erkennen.<br />
<br />
Der Krüger hatte übrigens sein Stallgebäude aus Platzgründen kurzerhand genau auf der Dorfstraße errichtet; diese musste daher verlegt werden und macht seit der Zeit einen Knick an dieser Stelle. Zum Krug gehörte auch eine Hufschmiede.<br />
<br />
Der zweite Bauabschnitt begann im Oberdorf. Da sich aber einige Bauern aus Geiz lange Zeit nicht an der Pflasterung beteiligten, kam es vor, dass zwischen den gepflasterten Abschnitten ungepflasterte lagen.<br />
<br />
Auch mit dem Unterhalt der Straße gab es gelegentlich Ärger. Im Februar 1884 erstattete Gendarm Wiencke beim Großherzoglichen Amt Anzeige, wegen der <span style="color:#006600">''in der Dorfstraße vorhandenen mit Wasser gefüllten tiefen Schlaglöcher''</span>. Das Amt forderte daraufhin den Gemeindevorstand auf, für Abhilfe zu sorgen. Zuständig waren auch damals schon die Anlieger, nur dass diese damals nicht nur zahlen, sondern sich selbst zu kümmern hatten. Der Erbpächter Uhlig weigerte sich jedoch, seiner Pflicht nachzukommen, sodass der Gemeindevorstand selbst Leute beauftragte, die Arbeiten durchzuführen und musste dafür 47 Mark 25 Pfennige aus der Gemeindekasse zahlen. Da Uhlig sich weigerte, die Summe zu erstatten, landete der Fall beim Ministerium.<br />
<br />
Am 1. Juni 1889 wurde die Bahnstrecke Rostock-Stralsund eröffnet, Mönchhagen hatte zunächst aber keine Haltestelle. Erst am 1. Januar 1891 wurde auch hier ein [[Mönchhagen: Der Bahnhof|Bahnhof]] eröffnet, wenn auch zunächst nur als Bedarfshaltestelle. Die Mönchhäger hätten den Bahnhof gern neben der Dorfstraße gehabt. Ihr Wunsch wurde aber wegen zu hoher Kosten für dabei notwendige Erdarbeiten nicht berücksichtigt, denn das Gelände von Bahnhof bis zur Dorfschranke verläuft bergan und hätte erst planiert werden müssen.<br />
<br />
1903 wurde die Pflasterung der Straße Mönchhagen–Heidekrug–Volkenshagen abgelehnt, weil Mönchhagen aus der Gemeindekasse kein Geld dazu geben wollte. 1912 wurden weitere Pflasterungsarbeiten an der Dorfstraße notwendig. Bauunternehmer Lange erhielt (nach dem Schulanbau, s. u.) auch diesen Auftrag, weil er mit 872,83 Mark die niedrigste Summe forderte.<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Bestimmungen über die teilweise Umpflasterung und über die Erhaltung bzw. Reinigung des Steindammes in der Dorfstraße zu Mönkhagen (1912)''</span><br />
(Auszug)<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''A. Die Umpflasterung des Steindammes''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§1''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Dorfstraße zu Möckhagen soll auf der Strecke zwischen der Erbpachthufe No. I (und zwar einschließlich dieser, soweit die Hufe angrenzt) und der Rostock-Ribnitzer Chaussee unter Ausschluß der von der Gemeinde zu erhaltenden Strecken (in der Fischländer Landstraße, bei der Häuslerei No V und der Schule) sowie unter Ausschluß der neben der Erbpachthufe No. 7 belegenen Strecke mittels Umlagerung des bisherigen Steinpflasters, soweit dasselbe noch brauchbar ist und Zuschusses anderer Steine neu gedämmt werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§2''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Besitzer der sämtlichen Erbpachthufen mit Ausnahme derjenigen von Hufe No. IV, weil er im allgemeinen von Spanndiensten frei ist, von Hufe No. 7, weil ihr Anteil noch gut erhalten ist sowie von No. 11, 12 und 14, weil deren Gehöfte ausgebaut liegen, haben der Gemeinde für den zu §1 bezeichneten Zweck die erforderlichen Dammsteine, Sand und Kies an die vom Gemeindevorstand in Mönckhagen zu bestimmenden Lagerplätze zu liefern bzw. die Ausgaben für den Ankauf zu erstatten und die Anfuhr an die Lagerplätze zu beschaffen, soweit sie geeignetes Material nicht besitzen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§5''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Das Ausschachten neben dem Damm und das Einebnen zur Legung desselben haben die Hufenbesitzer auf deren Hufen das Pflaster umgelegt wird, zu besorgen, auch die nötigen Lagerplätze des Materials ohne Vergütung anzuweisen. Die Fuhren von den Lagerplätzen in Mönckhagen bis an den Steindamm haben die bisher zur Straßenbesserung Verpflichteten unter den Erbpächtern, jeder für seine Strecke, zu leisten.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§6''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Breite des Steindammes soll vorbehaltlich der Bestimmungen des §8 von der Chaussee bis zum Tor des Erbpachtgehöftes No VI 3,5 m betragen. Die 4 m betragende Breite soll neben dem Wohnhause und Hoftor des Gehöftes No X von Bestand bleiben.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§7''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Die Ausführung der in den §§ 1–6 bezeichneten Arbeiten und die auf Kosten der Gemeinde vorzunehmende Umpflasterung sollen geschehen im Jahre 1913, wenn sich die Ausdehnung der Landeshülfe auf die innerhalb der Ortschaften belegenen Teilstrecken von Hauptwegen entschieden hat, beginnen. Die Ausbesserung der Dorfstraße zwischen der Rostocker-Ribnitzer Chaussee und der Rostock-Stralsunder Eisenbahn mit Steinen und Kies soll durch die in §2 genannten Hufenbesitzer geschehen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§10''</span><br />
:<span style="color:#006600">''B. Erhaltung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hinsichtlich der Erhaltung des Steindamms, sobald er nach den Bestimmungen unter A gepflastert ist, haben die Erbpächter dieselben Verpflichtungen wie zu A gemeinsam.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§11''</span><br />
:<span style="color:#006600">''C. Die Reinigung des Steindamms.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Es ist Sache des Nutzeigentümers jedes an dem Steindamm gelegenen Gtrundstückes, welcher herkömmlich die Wegelast gehabt hat, denselben mittels Hacke bis zum 15. Dezember und bis zum 1. April jedes Jahres längs seines Grundstückes in ganzer Breite reinigen zu lassen. Für Grundstücke, welche vom Nutzeigentümer nicht bewohnt werden, trifft diese Pflicht den Besitzer.''</span> <br />
:<span style="color:#006600">''Der Steindamm ist nebst einem daneben laufenden Fussteige im Winter nach jedem größeren Schneefalle frei zu schaufeln. Bei der An- und Abfuhr von Dung u. s. w. muß der zurückbleibende Schmutz sobald nach Entfernung der Wagen zusammengekehrt und von der Straße gebracht werden.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''§12''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Derjenige, welcher den §11 übertritt, ist nach Befinden des Gemeindevorstandes beim Großherzoglichen Amte zur Anzeige zu bringen und hat eine Strafe von 30 Pfg bis 3 M nach Bestimmung des Großherzoglichen Amtes zur Gemeindekasse zu entrichten. In jedem Falle ist der Gemeindevorstand verpflichtet, für Rechnung des Säumigen die ausbleibende Leistung nach §8 Ziff. 6 n. E. der revidierten Gemeindeordnung beschaffen zu lassen.''</span><br />
<br />
==Kultur==<br />
Um 1910 wurde in Mönchhagen ein Männergesangsverein gegründet, der es sich <span style="color:#006600">''zur Aufgabe gestellt hat, edlere Geselligkeit zu pflegen und die Gottesdienste durch Psalmengesang und christliche Volkslieder zu verschönern.''</span> (Rostocker Anzeiger, 3. Oct. 1910)<br />
<br />
==Steuern und soziale Absicherung==<br />
(nach dem Gemeindebuch und der Akte 5-12-3-1 7368 Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
===Gemeinde- und Armenkasse===<br />
<br />
Für die Armen im Dorf gab es eine Armenkasse, einen Armenkaten und einen Armenarzt. Aus der Gemeindevertretersitzung vom 1. 2. 1887 geht hervor, dass der Armenarzt Dr. Weidener sein Amt kündigte und Dr. med. Robert neuer Armenarzt werden sollte. Wenn man die Einnahmen und Ausgaben von Armen- und Gemeindekasse mit einander vergleicht, stellt man fest, dass die Beträge der Armenkasse immer höher sind als die der Gemeindekasse. 1900 wurden beide Kassen zusammengelegt. In die gemeinsame Kasse hatten laut Gemeindebeschluss vom 14. 6. 1900 zu zahlen:<br />
<br />
*die 14 größten Erbpächter jeweils 40 Mark: 560 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 4: 10 Mark<br />
*Erbpächter Nr. 14: 20 Mark<br />
*8 Büdner jeweils 8 Mark: 64 Mark<br />
*15 Häusler jeweils 2 Mark: 30 Mark<br />
*50 Einlieger jeweils 1 Mark: 50 Mark<br />
*der Lehrer 6 Mark<br />
*Arbeiter und Gesellen je 1 M<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren je 0,50 M<br />
Dienstboten und Lehrlinge sind nicht beitragspflichtig.<br />
An sich galt das generell für wirtschaftlich unabhängige Personen. Dass Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter trotzdem zahlen sollten, sollte sicherstellen, dass die Saisonkräfte sich angemessen an den Lasten der Gemeinde beteiligten. Die Ausnahme für Dienstboten und Lehrlinge sollte die im Dorf fest ansässigen wiederum vor den Abgaben schützen. Im Schreiben des Ministeriums, dass die Steuersätze im Prinzip genehmigt, wird dann aber zur Bedingung gemacht, <span style="color:#006600">''daß die Besteuerung jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen unter 16 Jahren in Wegfall kommt.''</span><br />
<br />
Dies musste vom Amt und vom Ministerium genehmigt werden &ndash; zumindest das Amt bemerkt in seinem Schreiben ans Ministerium ''ehrerbietigst'', <span style="color:#006600">''daß wir unsererseits gewillt sind, den Beschlüssen die amtliche Genehmigung zu ertheilen, [und] bitten wir, uns hierzu ermächtigen zu wollen.''</span><br />
<br />
Insgesamt stellten die neuen Abgaben eine Erhöhung dar, verglichen mit den vorherigen getrennten Abgaben für Armen- und Gemeindekasse:<br />
<br />
Zur Gemeindekasse zahlten bisher nur die Erbpächter und Büdner: <br />
*Erbpächter 8 M. <br />
*Erbpachthufen Nr. 4 2 M. <br />
*Erbpachthufe Nr. 14 5,60 M <br />
*Büdner 2 M. <br />
Tatsächlich wurde dieses Geld aber wohl nur selten wirklich erhoben.<br />
<br />
Bei der Beitragspflicht zur Armenkasse galten als Einheitssatz:<br />
*Erbpachthufen Nr. 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10 je 15 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 12, 13, 15, 16 je 14 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 4 6 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 5 17, 50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 11 18,50 M<br />
*Erbpachthufen Nr. 14 3,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 1–4 je 1,50 M<br />
*Büdnereien Nr. 5–8 je 1 M<br />
*der Lehrer 1,25 M<br />
*jeder Häusler und Einlieger 0,50 M<br />
<br />
Die Ungleichheit der früheren Belastungen hatte nichts mit der Grundstücksgröße zu tun, sondern war wohl eher traditionell bedingt. Da die Gemeinde u. A. mit dem Schulausbau aber größere Ausgaben zu stemmen hatte, war die Anpassung nötig. Der Schulausbau war zum einen durch die Zunahme von Häuslern und Einliegern (womit die Kinderzahl stieg) notwendig geworden, zum anderen aber auch wegen der vielen Schnitterfamilien. In Mönchhagen wurde zu der Zeit sher intensive Wirtschaft betrieben, wie es in dem Schreiben des Amtes Toitenwinkel heißt, woher der saisonale große Zuzug von Schnittern rührte. Da aus den Schichten der Häusler und Schnitter aber auch die ''vergrößerte Armenschaft'' stammte, sollten diese Klassen verstärkt zu Zahlungen herangezogen werden. Zudem sollten <span style="color:#006600">''dohne Unterschied des Besitzstandes die Kapitalkräftigen Mitglieder der Gemeinde besonders zu den Abgaben''</span> herangezogen werden. Nach verschiedenen Änderungen wurde festgelegt:<br />
<br />
*Verheiratete, Ansässige, Saisonarbeiter zahlen 2 Mark,<br />
*freie Arbeiter und Gesellen je 1 Mark,<br />
*Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter unter 16 Jahren 50 Pfennige,<br />
*Dienstboten und Lehrlinge sind steuerfrei.<br />
<br />
Alle, die im Jahr über 400 Mark Zinseinnahmen zu versteuern haben, zahlen von jeder Mark der Zinsensteuer 25 Pfennig, bei über 1000 Mark Zinseinnahmen 75 Pfennig pro Mark Zinsensteuer Sondersteuer neben ihren sonstigen Gemeindeabgaben. Diese besondere Abgabe sollte aber nicht öfter als einmal jährlich erhoben werden.<br />
<br />
===Die Hebamme===<br />
<br />
====Hebamme Jeß: Entschädigung für das Nichthalten einer Kuh====<br />
<br />
Am 1. Mai 1870 stellt die Hebamme Jeß einen Antrag um eine jährliche Vergütung von 30 Schilling für das Nichthalten einer Kuh. Das Amt Toitenwinkel tat sich offenbar schwer damit, denn die Hebamme wandte sich am 12. Mai direkt an die Großherzogliche Cammer. Diese mahnte beim Amt mehrfach die Erledigung der Sache an. Ende Juni erging ein Schreiben an das Amt, über das Gesuch der Hebamme Wittwe Jeß zu Mönckhagen innerhalb von drei Tagen zu berichten.<br />
<br />
Erreicht hat das Gesuch die Gr. Meckl. Cammer am 14. Mai, die Post war demnach damals zwei Tage unterwegs.<br />
<br />
Hier das Schreiben der Hebamme Jeß im Originalwortlaut, welches sie allerdings nicht selbst geschrieben hat:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''An die Hohe Großherzogliche Kammer zu Schwerin,''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Seit mehr denn 20 Jahren bin ich als Hebamme in Mönkhagen, D. A. Toitenwinkel, angestellt, habe aber nie die vollen Gerechtsame ''</span>[d.h. Berechtigungen, Nutzungsrechte]<span style="color:#006600">'' und die damit verbundenen Einkünfte eines solchen genießen können. Weil nun Nebenverdienst in meinem Alter schwächer wird, und weil ich seit Jahren einen erwachsenen kranken Sohn verpflegen muß, so gebietet mir die Noth, dass ich von den Einkünften meines Dienstes nichts weggeben kann, und daher erlaube ich mir nachstehenden gehorsamsten Vortrag:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich habe als Hebamme Weide für eine Kuh, die mir indeß, weil das Dorf so ausgedehnt liegt, &ndash; wir haben 14 Bauern und Erbpächter, von denen jeder auf seiner Hufe liegt, und ist das Dorf in Folge dessen etwa eine Stunde lang – nicht zu Nutze kommen kann. „Umweiden“ bei den einzelnen Hausleuten kann ich bei meinem Geschäfte daher eine Kuh nicht, weil ich oft zu lange von Hause sein muß und dann nicht noch eine halbe Stunde weit zum Melken gehen kann. An das Großherzogliche Amt Toitenwinkel habe ich in dieser Angelegenheit viel petitionirt, habe aber immer den Bescheid erhalten, mir eine Kuh zu halten und solche bei den einzelnen Hausleuten „umzuweiden“, was ich aber bei der Örtlichkeit des Dorfes nicht auszuführen im Stande bin.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Deshalb wage ich bei der Hohen Großherzoglichen Kammer die ehrerbietig-gehorsamste Bitte:''</span><br />
:<span style="color:#006600">''die Hohe Großherzogliche Kammer wolle geneigen, mir in der Art behülflich zu sein, dass mir auf das Nichthalten einer Kuh eine entsprechende Vergütung, vielleicht 30 Schilling jährlich, zu Theil werde.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich verbleibe in Ehrfurcht als der Hohen Großherzoglichen Kammer''</span><br />
:<span style="color:#006600">''ehrerbietig-gehorsamste''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Wittwe Jeß''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Hebamme''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Mönkhagen b. Rövershagen,''</span><br />
:<span style="color:#006600">''d. 12. Mai 1870''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Verfasser dieses ist der Lehrer Rußdorf zu Mönkhagen''</span><br />
<br />
Das Amt schlug dann vor, dass die Dorfschaft der Hebamme eine jährliche Geldvergütung von 12 Schilling zahlen sollte und bat um die Zustimmung der Cammer zu diesem. Dem Schreiben mit diesem Vorschlag liegt eine Stellungnahme des Dorfschulzen Heydtmann bei. <span style="color:#006600">''Er äußerte sich dermalen dahin, dass einer Geldvergütung der Vorzug zu geben, und dass er sowohl mit der Hebamme als mit den Hüfnern sich in Benehmen setzen werde.''</span><br />
<br />
Schulze Heydtmann gab Folgendes zu Protokoll:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Die Haltung einer Kuh hat für die Hebamme Jeß die größten Unzuträglichkeiten, die Hufen liegen meistens so entfernt, dass es der Hebamme unmöglich sein wird, ohne Hülfe Morgens sie auf die Weide zu bringen und Abends sie zurückzuholen, sie würde gezwungen werden, ein Mädchen in Dienst zu nehmen, da sie bei ihren dienstlichen Verrichtungen und namentlich bei häufiger Abwesenheit vom Dorfe ohnehin nicht im Stande sein wird, die Fütterung der Kuh während des Winter auch das Milchen u.s.w. zu besorgen.<br />
Ferner ist das Futter aus ihrer Dienstwiese schlecht und ungenügend und kann damit keine Kuh ausgefuttert werden. Die Wiese liegt auf dem Finkenhäger Felde. Die Dorfschaft fährt das Heu an und ist der Ertrag kaum ein Fuder ((= eine Wagenladung)). Nur einen Einschnitt gestattet die Wiese. Jetzt hält sich die Hebamme eine Ziege und zu deren Ausfutterung verwendet sie das Heu.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Bis dahin hat die Hebamme niemals eine Kuh gehalten. Die Schwierigkeiten, welche damit verbunden, haben sie wohl veranlaßt davon abzusehen, auch mag sie den theuren Ankauf einer Kuh scheuen. Von einer Geldvergütung ist niemals die Rede gewesen.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ich bin nun mit den Hauswirthen und Erbpächtern zusammengetreten, und wir haben die Sache in Ueberlegung gezogen. Sie sämmtlich sind geneigt, der Hebamme eine jährliche Zahlung zu machen. Eine Geldvergütung von 12 Schilling scheint ihnen aber genügend und hiergegen läßt sich nichts erinnern. Mag die Hebamme an und für sich unter günstigen Umständen die Nutzung einer Kuh auf 40 Schilling berechnen, so muß sie doch andererseits in Rechnung bringen, was ihr die Kuhhaltung kosten wird. Ein Fuder Heu muß sie sich wenigstens ankaufen und hierfür beträgt der Preis 18 Schilling. Rechnet man nur die Haltung eines Dienstboten oder doch eine täglichen Arbeiters hinzu, so schwindet der wirkliche Nutzen der Kuh bis auf ein Geringes, wenn auch überall nicht der Capitalaufwand in Betracht gezogen werden soll, den der Ankauf der Kuh erfordert.''</span><br />
<br />
Daraufhin gab die Cammer dem Amt die Anweisung, die Angelegenheit mit den Beteiligten entsprechend zu einem Abschluss zu bringen.<br />
<br />
====Hebamme Peters====<br />
<br />
Im November 1883 beschließt die Gemeindeversammlung in Mönchhagen: <span style="color:#006600">''Da nach dem Ableben der Hebamme Jeß sich die Anstellung einer neuen geeigneten Persönlichkeit vernotwendigt, so hat die Ehefrau des Rademachers Peters hieselbst sich erboten, einen Cursus in der Hebammenanstalt zu Rostock auf ihre Kosten durchzumachen, wenn die Gemeinde sich verpflichtet, sie als Hebamme anzunehmen und ihr als Einkommen zu ihrer Nutzung den Hebammenacker, das übliche Holz und die Wiese bei Benkenhagen überlassen will. Auf die Wohnung will sie solange verzichten, als sie und ihr Mann in Besitz ihrer Häuslerei verbleiben. Die Gemeinde ist mit diesem Vorschlage der Peter einverstanden.''</span><br />
<br />
Die erwähnte Wohnung ist eine extra für die Hebamme vorgesehene Wohnung, die sich im Armenkaten befand, einem Gebäude, das der Gemeinde gehörte und in dem Einwohner untergebracht waren, die auf Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen waren.<br />
<br />
Im Januar 1885 kam dann der Vertrag zwischen Bertha Peters und der Gemeinde zustande. Neben einer Gebühr für die einzelnen Geburten gewährte die Gemeinde ihr die Nutzung des Hebammenackers (dieser lag in der Nähe der Schule, die wiederum die heutige Kita ist), 8 Raummeter Feuerholz <span style="color:#006600">''pro anno nebst freier Anfuhr''</span> (was bedeutete, dass die Bauern ihr das Holz nach Hause fahren mussten) und die Nutzung einer Wiese. Da diese aber noch verpachtet war, sollte Frau Peters bis Ablauf der Verpachtung die Pacht von 31 Mark erhalten. Sobald sie Wiese selbst nutzen würde, würde ihr das gewonnene Heu ebenfalls frei angefahren werden. Da sie die Hebammenwohnung nicht beziehen würde, sollte sie 30 Mark pro Jahr als Entschädigung erhalten.<br />
<br />
Mitunter schlossen sich mehrere Gemeinden zusammen und beschäftigten gemeinsam eine Hebamme. Im November 1885 erklärte die Gemeindeversammlung Mönchhagen sich damit einverstanden, daß die Ortschaften Häschendorf und Volkenshagen in den hiesigen Hebammenverband aufgenommen werden, unter der Bedingung, <span style="color:#006600">''daß diese Örter nach Seelenzahl zu den Leistungen beitragen, zu welcher die hiesige Gemeinde gegen die Hebamme verpflichtet ist.''</span>In der Sitzung im Dezember wird festgelegt, dass Mönchhagen 52,1 %, Häschendorf 13,9 % und Volkenshagen 34 % zu zahlen haben.<br />
<br />
In derselben Sitzung wird <span style="color:#006600">''die Zahlung von 45 M, welche die Hebamme Peters für Geräte, Lehrbuch, Tasche gezahlt hat, abgelehnt, weil die Hebamme die Geräte auch außerhalb ihres pflichtmäßigen Berufskreises gebrauchen wird.''</span> Einen Monat später wird die Ablehnung teilweise zurückgenommen, denn es heißt: <span style="color:#006600">''Es wird weiter beschlossen, für den Fall, daß die obengenannten Ortschaften dem hiesigen Hebammenbezirk beitreten, der Hebamme Peters zu den 45 M, welche die Geräte kosten, 30 M beizusteuern.''</span> Die noch verbleibenden 15 Mark war man offenbar bereit zu zahlen.<br />
<br />
Die Vereinbarung mit den Dörfern Volkenshagen und Häschendorf ist aber wohl nicht zustandegekommen, denn im Oktober 1886 heißt es: <span style="color:#006600">''Die Hebamme Peters hat ohne Zustimmung der Gemeinde die Ortschaft Volkenshagen übernommen, um dort die Funktion der Hebamme auszuüben.''</span> Das wäre ja kein Problem gewesen, wenn die beiden Gemeinden sich über die Beschäftigung einer gemeinsamen Hebamme geeinigt hätten. Weiter heißt es: <span style="color:#006600">''Sie bekommt dafür außer den Hebungen für die einzelnen Geburten ein Fixum von 60 M. Die Gemeinde Mönckhagen muß der Hebamme circa 160 M in Bar und Naturalien geben. Es wird beschlossen, der Hebamme von den 160 M jährlich 50 M abzuziehen und ihr aufzugeben, wenn im Orte Geburten in naher Aussicht stehen, den Ort nicht zu verlassen. In Wegfall soll die Wohnungsmiete und das Holz kommen. Läßt die Hebamme Peters den Contract mit Volkenshagen, behält sie ihre volle bisherige Einnahme.''</span> Die Miete der Wohnung von 30 Mark bekam Frau Peters ja als Entschädigung, da sie die Hebammenwohnung nicht nutzte. Damit muss das jährlich gelieferte Holz 20 Mark wert gewesen sein.<br />
<br />
Es gab dann offenbar noch einiges Hin und Her, wozu aus den Versammlungsprotokollen leider keine Details hervorgehen – nur, dass der Vertrag von Frau Peters mit Volkenshagen zunächst gar nicht anerkannt werden sollte und dass auch das Kloster zum Heiligen Kreuz als Eigentümer von Volkenshagen involviert war. Für das Jahr 1887 erhielt Frau Peters dann die Erlaubnis den Hebammenberuf in Volkenshagen auszuüben.<br />
<br />
===Krankenhauskosten===<br />
<br />
Im Stadtarchiv Rostock sind Akten aus dem Stadt-Krankenhaus Rostock aus dem 19. Jh. archiviert. Es gab damals seit 1865 einen Vertrag „wegen Mitbenutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen“. Auch Mönchhagen lag auf Domanialgebiet und kranke Mönchhäger konnten sich im Rostocker Stadtkrankenhaus behandeln lassen.<br />
<br />
Die Kosten für Arme übernahm dabei die Gemeinde. Diese beantragte dann auch die Aufnahme ins Krankenhaus. So heißt es in einem Schreiben vom 14. August 1892: <span style="color:#006600">''Der unterzeichnete Gemeindevorstand bittet um Aufnahme des Knaben Karl Pingel von hier in das Rostocker Stadtkrankenhaus''</span>. Karl Pingel war zu diesem Zeitpunkt erst 4 Jahre alt und hatte sich das Bein gebrochen. Sein Vater war Arbeitsmann. Die Stadt-Krankenhaus Direction bescheinigt die Aufnahme des Knaben <span style="color:#006600">''in das Stadtkrankenhaus hieselbst zur Behandlung nach Maßgabe des Vertrags wegen Mitbnutzung des Stadtkrankenhauses für Kranke aus den Domainen''</span> und zwar <span style="color:#006600">''für Rechnung der Gemeinde Mönchhagen resp. des Großherzogl. Amts Toitenwinkel''</span>. Normalerweise hätte es dazu offenbar einer ärztliche Überweisung bedurft, denn es heißt weiter: <span style="color:#006600">''Die Aufnahme ist erfolgt in Ermangelung eines ärztlichen Attestes mit Genehmigung des zuständigen Stadtkrankenhausarztes''</span>. Was nicht verwundert, wenn ein kleines Kind einen solchen Unfall hat. Am 20. September wurde Carl Pingel als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Die Krankenhausakte nennt den 20. September 1887 als Carl Pingels Geburtstag, das Volkenshägener Kirchenbuch jedoch den 22. September. In jedem Fall dürfte es das schönste Geburtstagsgeschenk seines Lebens gewesen sein, wieder nach Hause zu können.<br />
<br />
Die Rechnung belief sich auf 72 Mark 48 Pf. Davon entfielen 3 Mark 40 Pf auf Aether, Gyps- und Flanellbinden und 30 Mark 40 Pf auf die Verpflegung während der 35 Tage Krankenhausaufenthalt. Den größten Posten nahmen die Kosten für eine Wärterin ein, die sich während 14 Tagen um den Jungen gekümmert hat: Sie erhielt 16 Mark 18 Pf für ihre Arbeit und 22 Mark 50 Pf für ihre Verpflegung.<br />
<br />
====Schnürstiefel nur für Selbstzahler====<br />
<br />
Als am 25. Juli 1892 die 28jährige Marie Meuser mit einem Beinbruch eingeliefert wurde, musste ihr Vater, der Büdner Johann Meuser, 15 Mark hinterlegen. Das reichte für die Verpflegung bis einschließlich 3. August. Die Anlage zu den Kosten für Medikamente fehlt leider. Direkt im Anschluss beantragte der Gemeindevorstand von Mönckhagen wiederum die Aufnahme von Marie Meuser ins Stadtkrankenhaus. Die Patientin hat die Klinik allerdings gar nicht verlassen, sondern die Gemeinde hat ab diesem Zeitpunkt im Rahmen der Armenfürsorge die Kosten übernommen. Die Gemeinde musste jedoch nur einen abgeminderten Satz zahlen. Für diese weiteren 25 Tage ist die Medikamenten-Rechnung vorhanden:<br />
<br />
*50 Pf für Äther und Chloroform<br />
*80 Pf für Cambricbinden<br />
*2 Mark für Gypsbinden<br />
*4 Mark für Flanellbinden <br />
*50 Pf für Watte<br />
*6 Mark 25 Pf für 25maliges Massieren.<br />
<br />
Marie Meuser wurde am 28. August als geheilt entlassen, dennoch scheint der Bruch nicht vollständig verheilt gewesen zu sein, denn der Assistenzarzt Dr. Borck bescheinigte, dass „das Mädchen Marie Meuser nothwendig eines Schnürstiefels''</span> bedurfte. Das Krankenhaus wandte sich daher <span style="color:#006600">''ergebenst''</span> an das Domanialamt Toitenwinkel, <span style="color:#006600">''ob wir einen solchen Stiefel auf dortseitige Rechnung anfertigen lassen können.“ Das Amt antwortete 3 Tage später (ebenfalls ergebenst), dass die Gemeinde Mönchhagen die Kosten nicht übernimmt, da <span style="color:#006600">''die genannte Person solche Kosten selbst tragen könne''</span>.<br />
<br />
Da Johann Meuser damals Büdnerdeputierter in der Gemeindeversammlung war, ist zu vermuten, dass er tatsächlich nicht zu ärmeren Büdnern gehörte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
<br />
====Der Armenkaten====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. Mitglieder der Gemeindeversammlung waren die 15 Erbpächter (die größeren Bauern), sowie zwei Vertreter der Büdner, ein Vertreter der Häusler und der Lehrer. <br />
<br />
Verloren Einwohner ihr Dach über dem Kopf, konnten sie im Armenkaten untergebracht werden. Dies Gebäude steht heute noch, es ist das inzwischen private Wohnhaus gegenüber dem Kindergarten. Man stellte einen Antrag und wenn Platz war, bekam man von der Gemeinde dort Wohnraum zugewiesen. <br />
<span style="color:#006600">''18. Juni 1877: Es wird beschlossen, dem Kathenmann Albrecht im Kathen des Schulzen Heydtmann die freiwerdende Wohnung im Armenkathen für 60 M pro anno Miethe zu überlassen. Zu der Wohnung gehören einige 30 Quadratruthen Acker, welche in dem Miethpreise inbegriffen.''</span><br />
<br />
Für den Erhalt des Gebäudes sowie des zugehörigen Stalles war die Gemeinde zuständig:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. März 1877: Es vernothwendigt sich am hiesigen Armenkaten der Bau eines festen Stalles. Der Gemeinde-Vorstand wird demgemäß ermächtigt, in dieser Sache die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Der Stall soll 30 Fuß lang und 10 Fuß breit erbaut werden, mit tannenem Holzverband und in Fachwerk. Das Dach wird aus Dachpappe bestehen.''</span> <br />
<br />
Hatte man eine Wohnung im Armenkaten, konnte man dann allerdings nicht tun, was man wollte, bspw. nicht einfach Familienangehörige aufnehmen.<br />
<span style="color:#006600">''18. Oktober 1880: Die unbegebene Marie Schumann liegt seit längerer Zeit bei ihrer Mutter im Armenhause und ist dienstlos. Es wird beschlossen, dieselbe bei den Erbpächtern in der Weise unterzubringen, daß sie bei ihnen der Reihe nach je einen Tag u. Nacht bleibt und für ihre Kost arbeitet. Wer sie die Nacht nicht behalten will, hat für Unterkommen zu sorgen.''</span><br />
<br />
Das war für Marie Schumann sicher keine optimale Lösung, aber immerhin hatte sie jede Nacht ein Bett und die Erbpächter mussten auch soziale Verantwortung übernehmen.<br />
<br />
====Die Armenkasse====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfsbedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus den Gemeindeversammlungen in Mönchhagen aus dem 19. Jh. <br />
<br />
Die Gemeinde hatte zwei Kassen, neben der Gemeindekasse auch die Armenkasse. Jedes Jahr gab es eine Kassenprüfung, aus diesen geht hervor, dass Einnahmen wie Ausgaben zwischen mehreren hundert und knapp über tausend Reichsmark betrugen. Leider werden in den Protokollen zur Kassenprüfung die Einnahmen und Ausgaben nicht einzeln aufgeführt. Die Mitglieder der Gemeindeversammlung mussten jedes Mal, wenn sie „ohne genügende Entschuldigung“ fehlten, 1 Mark in die Armenkasse zahlen. Die Haupteinnahmequelle werden aber die o. g. Abgaben gewesen sein. Die Ausgaben umfassten die Unterstützung für Arme und Kranke – oft waren dies Witwen und Waisen. In einem Fall bat auch eine Einwohnerin um Unterstützung, deren Mann im Gefängnis saß. Die Unterstützung konnte in Geld, aber auch in Naturalien bewilligt werden.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''9. März 1876:<br />
Die Dorfversammlung beschloß, der Witwe Ehlers zum 12. d. Mts. wöchentlich 2 Mark bis auf weiteres zu bewilligen. Mit der Frühjahrsbestellung soll ihr ein Garten zur Ausnutzung überwiesen werden u. soll, sobald der Nutzen aus demselben zu prüfen ist, die Beihülfe von 2 Mark gegen eine kleinere wegfallen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''25. April 1883<br />
Die Tagelöhnerfrau Bußlap, deren Mann zur Zeit eine 6 monatliche Gefängnißstrafe verbüßt, hat um Unterstützung für sich und ihre Kinder nachgesucht.<br />
<br />
Es wird beschlossen, der Antragstellerin wöchentlich vorläufig 1 Mark zu bewilligen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''24. April 1894<br />
Was den 2. Punkt der Tagesordnung anbetrifft, so wird beschlossen, daß der Witwe Peters für jede 14 Tage ein Scheffel Roggenmehl bis zur Ernte d. J. und einstweilen 4 Tonnen Kartoffeln bewilligt wird.''</span> (1 Tonne waren 145 kg).<br />
<br />
====Der Unterstützungswohnsitz====<br />
<br />
Um bei der Gemeinde eine Armen-Unterstützung beantragen zu können, musste man einen Unterstützungswohnsitz am Ort haben – diesen erlangte man durch Abstammung oder Heirat (d.h., Kinder erhielten den Unterstützungswohnsitz des Vaters, Frauen den des Ehemannes) oder durch Aufenthalt (wenn man 2 Jahre, ab 1908 1 Jahr, am Ort gewohnt hatte). Darauf achteten die Gemeinden, denn natürlich wollte keine Geld ausgeben, wie aus den Gemeindeprotokollen hervorgeht.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''26. Juni 1877<br />
Die Witwe Schomann hat um Unterstützung angehalten. Das Gesuch wird abgelehnt, weil die Bittstellerin hier noch keinen Unterstützungswohnsitz genommen hat.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''1. Februar 1888<br />
Da es wiederholt vorgekommen ist, daß von hiesigen Dienstherren Knechte höheren Alters und verheirathet in Dienst genommen sind, welche hier Unterstützungswohnsitz genommen haben und teils der Ortsarmenkasse zur Last gefallen sind, so wird beschlossen, daß die Dienstherren in Zukunft gehalten sein sollen, darauf zu achten, daß die genannten Dienstboten durch einen zweijährigen Aufenthalt hier keinen Unterstützungswohnsitz gewinnen. <br />
<br />
Außerdem soll es fortan den Besitzern von Miethswohnungen untersagt sein, Wittwen mit Kindern aus fremden Ortschaften in Wohnung zu nehmen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''29. Oktober 1891<br />
Anfrage der Gutsherrschaft zu Eikelberg bei Blankenberg über den Unterstützungswohnsitz des Arbeiters Friedrich Peters, wohnhaft zu Eikelberg.<br />
Die Versammlung [...] erkennt an, daß dersl. Peters seinen Unterstützungswohnsitz in Mönkhagen hat. [...] Es soll über die Vermögensverhältnisse des Peters Erkundigung eingezogen werden und falls sich eine jetzige Unterstützungsbedürftigkeit desselben herausstellt, soll derselbe sammt seiner Familie nach Mönkhagen gebracht und hieselbst untergebracht werden.<br />
Eine Unterstützung für den g. Peters nach seinem jetzigen Wohnort zu zahlen, wird von der Versammlung abgelehnt.''</span><br />
<br />
====Waisenkinder im Mönchhagen des 19. Jahrhunderts====<br />
<br />
Die Unterstützung von hilfebedürftigen Einwohnern war Sache der Gemeinde, darüber geben die Aufzeichnungen aus Mönchhagen Aufschluss, die ab 1870 erhalten sind. Die Verhandlungen um Anna und Line, den Töchtern des am 13.6.1880 an Schwindsucht verstorbenen Tagelöhners Johann Joachim Dethloff, liefern einen Einblick in die Härten der damaligen Zeit. Anna war erst 6 Jahre alt, als ihr Vater starb, Line 2 Jahre jünger. Die Mutter Marie, eine geb. Harder, war bereits Ende 1877 verstorben mit nur 24 Jahren, ebenfalls an Schwindsucht. Nur 7 Wochen nach Maries Beerdigung heiratete Dethloff Friederike. <br />
<br />
Vor diesem Hintergrund findet man am 15. 9. 1880 einen Eintrag im Gemeindebuch:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schulze Heydtmann wird beauftragt, beim Amte Erkundigung einzuziehen, ob die Witwe Dethloff die Kinder überall abgeben kann oder ob sie dieselben behalten muß.<br />
<br />
Für den Fall, daß die Kinder von der Gemeinde übernommen werden müssen, soll Erkundigung eingezogen werden, wo sie am billigsten unterzubringen sind. Der Kathenmann Harder hat sich erboten, die beiden Kinder für 84 M resp. 72 M pro anno zu übernehmen.''</span><br />
Offenbar wollte Friederike ihre Stieftöchter nicht behalten. Der Kathenmann Harder könnte der Großvater mütterlicherseits der beiden Mädchen, Carl Harder, gewesen sein. Maries vier Brüder kommen mit damals 18, 21, 23 und 24 Jahren eher nicht in Betracht. Harders bewohnten einen Katen auf Gehöft Nr. 2 – dies befand sich am Westende des Dorfes als vorletztes Gehöft. Für die Verwandtschaft zwischen Harder und den Waisen spricht der Eintrag vom 18. 10. 1880:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''[...]diese Nachfrage aber ergeben hat, daß Harder weit weniger fordert, als anderswo gefordert wird. Auch übernimmt derselbe die Kleidung der Kinder für das genannte Kostgeld mit.<br />
<br />
Die Ausgaben fielen erst im Herbst 1883 an, bis dahin reichte das Erbe der Kinder für deren Unterhalt. Im Februar 1889 beantragte Harder eine Beihülfe zweckes Einkleidung seiner Pflegetochter Anna Dethloff zur Confirmation. Die Gemeindeversammlung beschloss, dass er eine Beihülfe zu obigem Zwecke von 15 M aus der Gemeindekasse erhalten solle.''</span><br />
<br />
Die Konfirmation fand lt. Kirchenbuch am Palmsonntag, dem 14. April 1889 statt. Die Schwester Line wurde zwei Jahre später konfirmiert, dazu beantragte Harder jedoch keine weitere Hilfe.<br />
<br />
====Vier uneheliche Kinder waren zu viel ...====<br />
<br />
Gegenstand der Gemeindeversammlung von Mönchhagen im 19. Jh. war auch die Versorgung unehelicher Kinder. <br />
Die ''unbegebene'' (d. h. unverheiratete) Henriette Holz brachte Anfang 1877 ein Kind zur Welt, über dessen Unterbringung die Gemeindeversammlung am 19. Febr. 1877 verhandelte. Henriette wohnte bei ihrem Stiefvater, dem Katenmann Rinow, der für den Unterhalt des Kindes von der Gemeinde 195 Mark pro Jahr forderte. Der Tagelöhner Klünner aus Häschendorf jedoch wollte Henriette in Dienst nehmen und das Kind alimentieren für 30 Mark und ein Fass Leinsamensaat im Jahr. Sollte das Kind nicht älter als 5 Wochen werden, bekäme Henriette sogar 48 Mark. Zum Vormund des Kindes wurde Erbpächter Saß erwählt. Diese Muster findet man öfter – der Vormund eines unehelichen Kindes wurde einer der Erbpächter, aufgenommen gegen Kostgeld hat es ein Katenmann oder ein Häusler.<br />
<br />
Das Kind kam 1879 für nur 96 Mark jährlich doch zu seinem Stiefgroßvater Rinow und bekam im Frühjahr 1879 ein ebenfalls uneheliches Geschwisterchen. Das jüngere Kind wurde für 135 Mark beim Häusler Suhrbier untergebracht. Am 29. Nov. 1879 beschloss die Gemeindeversammlung aber, dass Henriette 60 Mark davon selbst zu zahlen habe. Ihr damaliger ''Brotherr'' Erbpächter Schulze solle diese Summe vom Lohn einbehalten. Schulze war auch der Vormund des jüngeren Kindes.<br />
<br />
Auch damals schon hat man versucht, die Väter zur Verantwortung zu ziehen. So beantragte Schulze 1882 die Erstattung der Anwaltskosten, <span style="color:#006600">''welche ihm aus der Klage gegen den Milchfahrer Fritz Waack zu Dalwitzhof wegen Alimente für das uneheliche Kind der Henriette Holz erwachsen sind.''</span><br />
<br />
Es blieb nicht bei diesen beiden Kindern, und die Geduld der Gemeindeversammlung erschöpfte sich. Am 26. Nov. 1883 beschloss sie, als die 4. Geburt bevorstand:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wenn die Henriette Holz die Gemeinde um Unterstützung angeht, so soll das Kind, wenn es lebt, untergebracht, die Holz aber, da sie in einem Zeitraume von 7 Jahren zum 4ten Male unehelich geboren hat, wegen ihres leichtsinnigen, unsittlichen Lebenswandels in das Landarbeiterhaus nach Güstrow geschickt werden.''</span><br />
<br />
===Zusammenstellung der in Mönckhagen nach der Steuerliste für 1904/5 zu zahlenden Gewerbesteuer===<br />
<br />
*Schuhmacher Röpcke (Einlieger) 1 M<br />
*Büdner Nr. 3, Schmied Leverenz 12 M<br />
*Einlieger, Stellmacher Hallier 6 M<br />
*Büdner Nr. 7, Gastwirt Schmieter 15 M<br />
*Häusler Nr. 4, Gastwirt und Dampfdreschmaschinenbesitzer 27 M (15 M + 12 M)<br />
*Häusler Nr. 5, Krämer Loheit 5 M<br />
*Häusler Nr. 9, Schmied Busch 12 M<br />
*Häusler Nr. 11, Müller und Bäcker Beckmann 35 M<br />
*Häusler Nr. 12, Schuster Mahncke 3 M<br />
*Häusler Nr. 14, Schneider Behrens 6 M<br />
<br />
===Hand- und Spanndienste sowie Sachleistungen===<br />
'''Als Naturallieferungen''' <br />
<br />
mussten die Erbpächter (mit Ausnahme der Hufen Nr. IV und XIV) das Material zur Erhaltung und Erneuerung der Dächer des Schulgehöftes liefern.<br />
<br />
'''Die Spann- und Handdienste''' <br />
<br />
mussten von den Erbpächtern zu gleichen Anteilen entgeltlos geleistet werden, die übrigen Einwohner wurden nicht herangezogen. Die Besitzer der Erbpachthufen No. 4 und 14 waren frei von Diensten, mussten statt dessen aber die Schulstellen-Wiese bestellen.<br />
<br />
Anstatt der Handdienste für den Bau des Armenkatens zahlte die Gemeindekasse an angenommene Arbeiter den Lohn.<br />
<br />
Für Arbeiten zur Wegebesserungen waren (abgesehen von der besonders geregelten Erhaltung des Steindammes der Dorfstraße) die Erbpächter nach örtlich verteilten Strecken verantwortlich. Die Hufe No. IV war wiederum ausgenommen, während Hufe No. XIV den Teil des alten Landweges von Rostock nach Ribnitz zu erhalten hatte, welcher zwischen der Feldmark Kl. Kussewitz und dem Hauptwege von Mönkhagen nach Volkenshagen lag.<br />
<br />
Die Inhaber der 2. Lehrerstelle (also der Hilfs- oder Junglehrer) wurden auf Rechnung der Gemeindekasse angeholt, während zur Anholung der Inhaber der Familienschulstelle die Erbpächter (wieder mit Ausnahme der Hufen No. IV und XIV) verpflichtet waren. (Nach seiner Ausbildung am Seminar bekam ein Lehrer erst eine Anstellung als unverheirateter Junglehrer; erst danach hatte er Aussicht auf eine Familienschulstelle mit ausreichend Wohnraum und Land zur Ernährung einer Familie – die er dann auch zu gründen hatte.)<br />
<br />
Die Hand- und Spanndienste bei den Schulbauten sowie auch das Besorgen des Feuerholzes für die Schulen hatten die Erbpächter mit Ausnahme der Besitzer der Hufen No IV und XIV zu leisten. Auch das Reinigen der Schulstube scheint bis 1901 zu den Handdiensten gehört zu haben. Denn als im Mai 1901 darüber diskutiert wurde, eine Reinigungskraft für die Schule zu bezahlen und 20&ndash;30 Mark dafür aus der Gemeindekasse zu bewilligen, protestierten die ''Büdnerdeputierten Meuser und Rath dagegen, daß dieser Betrag aus der Gemeindekasse gezahlt werde. Sie begründen ihren Protest damit, daß das Reinigen u. Aufwaschen der Schulstube zu den sogenannten Handdiensten gehöre.''<br />
<br />
''' Die Hand- und Spanndienste beim Transport und der Bedienung der Spritze:'''<br />
<br />
a) Die Hufen No. VI, X und XV stellten die Gespanne für die Feuerspritze, im Ausgleich waren diese Hufen für jede vierte Fuhre der Spritze von einer Holzfuhre für den Armenkaten befreit. Die Besitzer der Hufen No. IV, XII und XIV waren von Spanndiensten befreit. Die übrigen zehn Hufen hatten die Gespanne zu den Wasser- und Mannschaftswagen zu stellen und zwar je 2 Wasser- und Mannschaftswagen zu fahren sind. Den Anfang machten die Fuhrpflichtigen, die am West- und Ostende der Dorfstraße wohnen, d.h., Erbpächter der Hufen Nr. I und 2 fahren einen Wasser- bzw. Mannschaftswagen, desgleichen Nr. 11 und 9; und bei den folgenden Bränden der Reihe nach weiter.<br />
<br />
b.) Die Bedienung der Spritze übernehmen die Besitzer der 12 Erbpachthufen Nr. I, II, III, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XIII und XVI; dabei musste jeder Hof einen Mann stellen. Die Hufe Nr. XV übernahm das Ansagen der Feuersbrunst. <br />
Diese Handdienste wurden pro Mann und Stunde mit je 30 Pfg aus der Gemeindekasse entschädigt werden, gerechnet vom Zeitpunkt des Ausrückens bis zur Rückkehr.<br />
<br />
== Die Reinigung der Schulstube als Spiegel der Inflation ==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein.<br />
<br />
1920 war Frau Sophie Buhk für das Reinigen zuständig und erhielt eine Lohnerhöhung um 50 M auf dann 150 M, wofür sie etwa jeden Monat 5 Brote kaufen konnte. Ein Jahr später waren es bereits 200 M, dennoch hätte sie nicht mehr jede Woche 1 Brot kaufen können. Ab Oktober 1922 spürt man dann die Inflationsjahre richtig deutlich: Frau Buhk bekommt jetzt 450 M fürs Reinigen (was im Dezember knapp für 3 Brote gereicht hätte), im August 1923 bereits 1000 M – angesichts der etwa 60 000 M, die ein Brot kostete, jedoch ein Witz. <br />
<br />
Im Oktober 1923 hat Frau Hensel die Stelle inne und sie bekommt ihren Lohn nicht mehr in Mark, sondern in Höhe des Backgeldes für ein Brot wöchentlich wie es der Bäcker für das von der Kornstelle überwiesene Brotmehl nimmt, was zunächst 2 Mrd Mark pro Woche entsprach, Mitte November 1923 kostete ein Brot dann schon 200 Mrd. Mark. Zusätzlich erhielt sie ein Stück Ackerland am Mühlenweg (wahrscheinlich nur zur Nutzung) und 4 Meter Stöckerholz frei angeliefert. <br />
<br />
Am 15. November 1923 war die Währungsreform und der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube liegt ab 1924 wieder in einer normalen Höhe von 90 M – wobei die 4 Meter Stöckerholz Bestandteil der Bezahlung blieben.<br />
<br />
==Schule und Schulanbau==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute (Tagelöhner) die Schule, die bis dahin den Bauernkinder vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Der flachere Teil der ehemaligen Mönchhäger Schule (heute Kindergarten), welcher mit dem Giebel zur Straße steht, war früher einmal ein Fachwerkhaus und stammt wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der jeweilige Dorflehrer besaß früher eine Scheune, die noch nach 1950 existierte, und das Land im Kegel (heute Sportplatz) gehörte ihm bis 1929.<br />
<br />
Am 6. 2. 1903 wurde der Bauauftrag für den großen Schulanbau vergeben. Auch damals gab es schon Fördermittel &ndash; am 27. Juni 1902 schreibt das Großherzogliche Finanzministerium im Auftrage des Großherzogs an den Gemeinde-Vorstand: <span style="color:#006600">''Wir wollen der Gemeinde Mönchhagen auf ihre durch das Amt Toitenwinkel zu Rostock unterm 14. März d. J. vorgetragene Bitte eine Beihülfe von 3000 M zu den Kosten des Umbaues am dortigen Schulhause hiermit in Gnaden bewilligen.''</span><br />
<br />
Folgende Angebote lagen für diesen Bau vor:<br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9000,50 Mark,<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7000 Mark,<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8415 Mark,<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8497,17 Mark,<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10_788,33 Mark,<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8809,04 Mark,<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8671,40 Mark,<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8366 Mark.<br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen Wilbrandt wegen des Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8225 Mark zu vergeben. Würde er ablehnen, sollte Glawe den Auftrag für 8400 Mark haben; würde auch er auch ablehnen, sollte Müller den Bau machen. Lange lehnte jedoch nicht ab und erhielt am 26. 2. 1903 den Auftrag für 8225 Mark zu folgenden Zahlungsbedingungen:<br />
<br />
*Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3,<br />
*nach Baubeendigung 1/3,<br />
*nach Bauabnahme 1/3 der Summe.<br />
<br />
Vom letzten Drittel behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte den Betrag auf ein Bankkonto ein und gab Lange das Geld 1905.<br />
<br />
1911 wurde die Schule endgültig fertig und Lange erweiterte die Sägerei seines Bauunternehmens (Oberdorf Nr. 1 und 2).<br />
<br />
Durch den Schulanbau, der ja wegen allgemeiner Schulpflicht und damit größerer Schülerzahlen notwendig geworden war, war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm gerade die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen.<br />
<br />
Folgende Lehrer sind bekannt:<br />
<br />
*Olerich 1762 bis 1783,<br />
*Peter Möller 1784 bis 1791,<br />
*Gottfried Müller 1824 bis 1859 (sein erster Sohn ertrank im Mühlenteich, der zweite war als Matrose in Amerika verschollen),<br />
*F. J. C. Weyl 1859 bis 1869,<br />
*Ludwig Johann Ruhsdorf 1869 bis ? (Er war vorher Küster in Retgendorf.)<br />
*Freitag.<br />
<br />
1908 wurde der Antrag abgelehnt, die Häschendorfer Kinder nach Mönchhagen zur Schule schicken zu dürfen, da die Mönchhäger Schule bereits 90 Schüler und nur einen Lehrer, Burmeister, hatte. Ein Lehrer Burmeister wird in den Gemeindeakten noch 1923 aufgeführt. Nach ihm war Utermarck Lehrer.<br />
<br />
===Der Schulacker===<br />
Zur Schule gehörte Ackerland, dieses befand sich dort, wo heute der Sportplatz ist und der so genannte Kegel. Der Lehrer ackerte nicht selbst, ihm standen aber die Einnahmen zu. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet.<br />
<br />
==Die Post==<br />
<br />
===Die Postagentur===<br />
Laut dem Meckl.-Schwerinschen Staatskalender hatte Mönchhagen seit Beginn des 20. Jhdts. eine Postagentur (nach den Postämtern 1. bis 3. Klasse eine kleinere Poststelle). Ein Postamt 3. Klasse wurde im Staatskalender von 1883 für Rövershagen und für Bentwisch aufgeführt, mit Telegraphenanstalten, die von 9 bis 12 und von 14 bis 19 Uhr geöffnet waren.<br />
<br />
Die Mönchhäger Postagentur befand sich in der Häuslerei 14, dem Gebäude, in dem später auch der Sattler Malchow wohnte. Es steht heute noch und liegt an der B 105 ein Stück nördlich des Bahnhofs, neben dem Miethaus, das früher der Bahn gehörte. Als Postagentur wurden die Veranda und eines der vorderen Zimmer der Häuslerei 14 genutzt. 1905 werden im Staatskalender von Mecklenburg-Schwerin als Postagent Hermann Behrens genannt, sowie die Landbriefträger Johann Crull und Rudolf Kloock. 1909 gab es hier lt. dem Staatskalender von 1910 den Postagenten Hermann Behrens sowie 2 Postboten, 1913 wird neben dem Postagenten Behrens ein namenloser Postbote und der Landbriefträger August Ramm aufgeführt. In der Volkszählung von 1900 wird Hermann Behrens als Schneidermeister genannt, das deutet schon darauf hin, dass ein Postagent nur nebenberuflich für die Post gearbeitet hat. Einer der Briefträger war 1900 Johann Crull, der zweite hieß Friedrich Lankowsky, beide wohnten zur Miete bei Behrens. <br />
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<gallery mode=packed heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen_poststempel_1899.jpeg|in Mönchhagen abgestempelte Postkarte vom 29. März 1899. Der Absender wohnte in Volkenshagen. <br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900 sammlung schmidt.JPG|Die kaiserliche Postagentur in Mönchhagen um 1900. Da die Bäume vor dem Haus noch nicht stehen, muss das Foto älter sein als das nachfolgende. Denn heute stehen die Bäume immer noch, sind also nicht gefällt worden. Bild: Sammlung V. Schmidt<br />
Datei:Moenchhagen postagentur um 1900.jpeg|Die Mönchhäger Postagentur in der Häuslerei 14 an der B105, kurz vor dem Bahnhof in Mönchhagen; um 1900. ''Foto: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. Aufnahme von 2016. ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
In der Volkszählung gehen die Bezeichnungen Landbriefträger und Postbote ein bisschen durcheinander, bei mindestens einem dürfte es sich jedoch um einen Landbriefträger gehandelt haben – diese transportierten die Post per Kutsche zwischen auf die umliegenden Dörfer ohne eigene Poststelle und nicht nur innerhalb der Gemeinde, wie die Postboten. Da zu dieser Zeit bereits eine Bahnanbindung existierte, musste die Post vom Bahnhof Mönchhagen bspw. nach Volkenshagen oder Kussewitz gebracht werden. Der Landbriefträger nahm ab 1880 auch Reisende in seiner Kutsche mit. Den Wagen stellte die Post, die Pferde dem Briefträger; allerdings bekam er ggf. ein zinsfreies Darlehen zur Anschaffung der Tiere. Er bekam für Unterhalt und Pflege der Pferde 7 Arbeitsstunden wöchentlich bezahlt. Wollte man mitfahren, musste man sich beim Landbriefträger melden, der entschied, ob man mitreisen durfte oder nicht (weil die Kutsche bspw. schon besetzt war). Das Fahrgeld sowie die Zustellgebühr für Pakete über 2,5 kg standen dem Briefträger zu. Die Pferde durften maximal 30 km täglich zurücklegen (bei schlechten Wegeverhältnissen auch nur 24 km) und hatten Sonntags Ruhetag. Sonntags musste daher gegebenenfalls ein Bote zu Fuß die Post überbringen.<br />
<br />
Es existiert noch eine alte Postkarte, auf der die Postagentur mit Kutsche davor sowie drei Uniformierten zu sehen ist. Bei letzteren dürfte es sich um den Postagenten und seine beiden Landbriefträger handeln. Die Kutsche ist ein offener Wagen – kein sehr bequemes Reisegefährt, aber besser schlecht gefahren, als gut gegangen.<br />
<br />
Das Foto zeigt die heutige Situation der ehemaligen Häuslerei 14 &ndash; die Bäume sind inzwischen deutlich größer geworden und der Hauseingang befindet sich nicht mehr an der Straßenfront.<br />
<br />
Anfang der 1930er Jahre gab es neben dem Leiter der Poststelle Roggendorf noch drei Briefträger: Wilhelm Wolfgramm, Herr Ramm und Waltere Suhrbier. Letzterer wurde Leiter der Poststelle, als Roggendorf aus Altersgründen ausschied. Suhrbier verlegte die Post in eine Häuslerei im Oberdorf. Auch hier wurden ein Zimmer als Postraum und ein Anbau als Postschalter genutzt, das restliche Gebäude diente privaten Wohnzwecken. Hier blieb die Post bis 1968. Danach befand sich die Post für einige Jahre im Haus Oberdorf 2 (ehemals Häuslerei 17), bis sie 1982 in das neu gebaute Dienstleistungsgebäude in der ehemaligen Sägerei Lange umzog.<br />
<br />
Bis Anfang der 1950er Jahre umfasste der Zustellbereich neben Mönchhagen noch Schnatermann, Jürgeshof, Stuthof, Bussewitz, Cordshagen, Volkenshagen und Poppendorf. Die Post &ndash; Zeitungen, Briefe, Päckchen und Pakete &ndash; kamen mit dem Zug am Bahnhof Mönchhagen an. Eine Zeitzeugin berichtet, dass der Postwagen immer direkt hinter der Lokomotive war und dass wenig Zeit zum Abladen der Post war, sodass die Pakete und Briefe den Zustellern eher zugeworfen als zugereicht wurden. Vom Bahnhof wurde die Post mit einem zweirädrigen Karren (später einer Holzschubkarre) zur Post im Oberdorf gebracht und dort an die Zusteller verteilt. Von 1949 bis 1960 gab es sechs Zusteller, nun auch zwei Frauen darunter. In den 1960er Jahren kamen Purkshof und Häschendorf neu in den Zustellbereich, Cordshagen, Bussewitz und Schnatermann verschwanden daraus. Nach der Wende erfolgte die Postzustellung zentral von Rövershagen aus.<br />
<br />
===Telefonvermittlung===<br />
<br />
Als sich die Poststelle im Oberdorf 16 befand, gab es im Postraum auch eine Telefonvermittlung, und zwar für Mönchhagen, Rövershagen, Oberhagen, Purkshof, Stuthof, Jürgeshof, Schnatermann, Vogtshagen, Cordshagen, Bussewitz, Poppendorf und Volkenshagen. Die Telefonvermittlung musste rund um die Uhr besetzt sein. Die Vermittlung erfolgte von Hand, indem das &bdquo;Fräulein vom Amt&ldquo; durch Stöpseln (korrekter: das Stecken von Klinkensteckern) die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer herstellte. <br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Telefonvermittlung'''<br />
Wollte jemand von einem eigenen Apparat aus telefonieren, sandte sein Telefon ein elektromagnetisches Signal aus, das im so genannten Klappenschrank eine Klappe herunterfallen ließ. Dadurch wurde die unter der Klappe liegende Anschlussbuchse sichtbar &ndash; von denen zu jedem Anschluss eine gehörte. Die Telefonistin steckte dann die Klinke in diese Buchse und fragte beim Anrufer nach, wen er anrufen wollte, um dann die Verbindung zum gewünschten Teilnehmer ebenfalls per Klinke herzustellen. Sie kündigte dem Angerufenen das Gespräch an. Statt der Klappen gab es später auch Glühlampen, die einen Gesprächswunsch anzeigten. Wegen der besser verständlichen höheren Stimmlage waren ab 1889 immer mehr Frauen bei der Telefonvermittlung tätig.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Wenn mehrere Teilnehmer Ferngespräche führen wollten, konnte es länger dauern, bis man an der Reihe war, weil es nicht so viele Leitungen gab. Vor allem auf Gespräche in die BRD oder das kapitalistische Ausland musste man mitunter sogar Stunden warten, bis eine Verbindung hergestellt war.<br />
<br />
Zunächst gab es nur etwa 20 Telefonanschlüsse im Dorf, darunter die Post, der Bahnhof, das Sägewerk, das Bürgermeisterbüro und das Privathaus im Oberdorf, auf dem die Sirene installiert war.<br />
<br />
==Lustbarkeitssteuer==<br />
<br />
Am 14. 11. 1913 wurde die Einführung einer Lustbarkeitssteuer für Tanzveranstaltungen be- schlossen. Bei Tanz bis Mitternacht sollten 6 Mark, bei Tanz bis Nachmitternacht 12 Mark bezahlt werden. Am 30. 1. 1914 wurde die Steuer auf 3 beziehungsweise 5 Mark herabgesetzt. <br />
<br />
==Der Erste Weltkrieg==<br />
<br />
Am 1. 8. 1914 begann der Erste Weltkrieg. In der Gemeindevertreter-Sitzung vom 7. 8. 1914 wurde festgestellt, dass sich die ausländischen Saisonarbeiter, die sich zu der Zeit in Mönchhagen aufhielten, ruhig verhielten und es daher vorerst nicht notwendig war, zwei Nachtwächter einzustellen. Am 4. 9. 1914 wurde beschlossen, die Familie von Kriegsteilnehmern nur in den dringendsten Fällen zu unterstützen. Die Höhe der Unterstützung sollte von der Gemeindevertretung festgelegt werden. Am 21. 10. 1914 wurde beschlossen, dass die Kriegerfrauen zunächst in ihren Wohnungen bleiben sollten; die Kriegswitwe Bremer sollte jedoch, falls die Unterstützung nicht ausreichte, eine Wohnung im gemeindeeigenen Armenkaten erhalten. Ein Unterstützungsantrag dieser Witwe auf 200 Mark im Jahr wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag auf Versicherung der verheirateten Soldaten durch die Gemeinde. Die Gemeindevertretung, in der die reichen Erb- pächter das gewichtigste Wort hatten, bewilligte am 17. 12. 1915 den damals zwanzig Kriegerfamilien in Mönchhagen lediglich kostenloses Brennholz, welches die Erbpächter für sie fahren sollten. Neun von den Kriegerfamilien brauchten keine Pacht mehr für den Gemeindeacker zahlen.<br />
<br />
Mönchhagen hatte durch den Krieg folgende Verluste:<br />
<br />
*1914 August Suhrbier<br />
*1915 Albert Topp, Wilhelm Jess, Helmut Burmeister, Hermann Wilken,<br />
*1916 Walter Schulze, Albert Tack, August Staffeld, Paul Röpke, Franz Peters<br />
*1917 Friedrich Burmeister, Paul Sieglow, Wilhelm Pingel, Walter Hallier, Paul Topp<br />
*1918 Ernst Suhrbier, Friedrich Kuster<br />
<br />
Wie schon im Krieg 1870–1871 hofften auch diesmal einige Erbpächter, durch Gewährung von Kriegsanleihen Gewinne machen zu können. Noch am 13. 4. 1917, als die deutsche Blitz- kriegsstrategie längst gescheitert war, beschloss die Gemeinde mit fünf gegen drei Stimmen, 20_000 Mark für die 6. Kriegsanleihe zu geben. Die Erbpächter August Haller und Ernst Prüter erklärten sich bereit, je zur Hälfte der Gemeinde die Summe für 5¼ % Zinsen zu leihen. Bis 1. 10. 1924 sollte der Vertrag mit der Gemeinde unkündbar, von da an halbjährlich kündbar sein. Insgesamt hatte Mönchhagen Reichsschuldverschreibungen über 30_600 Mark. Durch die Niederlage Deutschlands blieben die erwarteten Gewinne jedoch aus. Die Frage der Kriegsanleihen wurde noch verschiedentlich von der Gemeindevertretung besprochen und erst 1935 beschloss die Gemeinde, die Kriegsanleihen für 900 Reichsmark zu verkaufen, wenn sie jemand haben wollte.<br />
<br />
===Aus den Gemeindebüchern===<br />
<br />
====Unterstützung Hilfebedürftiger im 1. Weltkrieg====<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen gedenkstein erster Weltkrieg von 1921.jpg|thumb|Über die Aufstellung des Gedenksteins beschloss die Gemeindeversammlung im Oktober 1921. Eigenes Werk]]<br />
<br />
Die Unterstützung von Hilfebedürftigen war Sache der Gemeinde, davon berichten die Aufzeichnungen aus Mönchhagen, die ab 1870 erhalten sind. Während des 1. Weltkrieges gab es staatliche Unterstützung für Ehefrauen, deren Männer eingezogen waren – sofern die Männer bei der Großherzoglichen Verwaltung arbeiteten. Ehefrauen anderer Soldaten konnten sich an die Unterstützungskommission wenden, deren einmalige Beihilfen aber nicht weit reichten. Diese Kommissionen wandten sich auch an die Kommunen wegen weiterer Unterstützung, das nützte aber nichts, wenn die Gemeinde dann beschloss (wie Mönchhagen am 19. 8. 15): <span style="color:#006600">''Die Unterstützung der Kriegerfamilien in dem Umfange, wie sie von der Unterstützungskommission des Aushebungsbezirkes Rostock beantragt wird, wird abgelehnt.''</span> Immerhin heißt es weiter: <span style="color:#006600">''Jedoch wird der Gemeindevorstand ermächtigt, Unterstützung nach seinem Ermessen an Kriegerfamilien zu gewähren, wo wirklich Not vorhanden ist.'' </span><br />
<br />
Bereits am 21. 10. 1914 beschloss die Gemeindeversammlung: <span style="color:#006600">''Da man über die Aufnahme und Unterbringung derjenigen Frauen, deren Männer im Felde starben, nicht im Klaren ist, soll versucht werden, daß diese Frauen zunächst da bleiben, wo sie ihre Wohnung z. Z. haben.''</span> Offenbar befürchtete man, dass evtl. im Armenkaten nicht ausreichend Platz sein könnte. Am 22. 7. 1915 wurde 10 ''Kriegerfrauen'' die Pacht für die Gemeindeländereien erlassen, 20 erhielten am 17. 12. 1915 aus der Gemeindekasse ''Haulohn'' für Holz. Das Holz selbst bekamen die Frauen unentgeltlich von der Großherzoglichen Forst. Die Anfuhr des Holzes erledigten die Erbpächter, also die größeren Bauern, ohne Entschädigung. Der Transportweg betrug immerhin einige Kilometer, da der Großherzogliche Wald erst bei Gelbensande begann, die Gebiete westlich davon gehörten auch damals der Stadt Rostock. <br />
<br />
Der Gedenkstein neben dem früheren Jugendclub nennt die Gefallenen aus Mönchhagen – demzufolge verlor die Hälfte dieser 20 Frauen ihre Männer im Krieg.<br />
<br />
====Kriegsanleihen und Inflation in Mönchhagen====<br />
<br />
Um den 1. Weltkrieg zu finanzieren, gab das Deutsche Reich 9 Kriegsanleihen heraus: Die Gläubiger liehen dem Staat Geld und erhielten dafür Wertpapiere. <br />
<br />
Zur 6. Kriegsanleihe beschloss die Gemeinde Mönchhagen am 13. April 1917 mit 5 gegen 3 Stimmen, fast 20 000 Mark zu zeichnen. Das nötige Geld lieh die Gemeinde sich ihrerseits von zwei ansässigen Erbpächtern. <br />
<br />
Als die Gemeindeversammlung am 4. Oktober 1917 über eine Zeichnung zur 7. Kriegsanleihe verhandelte, war man sich offenbar recht uneinig – der Deputierte der Büdner musste des Raumes verwiesen werden und einer der Erbpächter verließ eigenmächtig vor Beschlussfassung die Versammlung. Von den übriggebliebenen 9 Gemeindevertretern enthielten sich 3. Dennoch ergab die Abstimmung, dass die Gemeinde weitere Anleihen zu 9800 Mark zeichnen solle. Dieses Geld lieh sie sich wiederum von einem Erbpächter.<br />
<br />
Die Geldgeber erhofften sich nach dem gewonnenen Krieg Zinsgewinne. Aber bekanntlich verlor Deutschland den Krieg. Bereits während der Kriegsjahre verlor zudem die Mark an Wert und in der Weimarer Republik verstärkte sich die Inflation massiv. Ende 1921 entsprach der Wert von 10 000 Mark nur noch dem von 100 Mark nach dem Stand von 1914. <br />
<br />
Als dann 1919–1922 eine Vermögenssteuer („Reichsnotopfer“) eingeführt wurde, die auch auf die Anleihen zu zahlen war, wollte die Gemeinde diese loswerden. Zwar erklärten sich im Juni 1921 die Gläubiger bereit, die Anleihe zurückzunehmen, doch kam es wohl nicht dazu, denn das Thema war im Januar 1926 erneut in der Gemeindeversammlung.<br />
<br />
Mit der Einführung der Rentenmark im November 1923 endete die Inflation. Den Umgang mit alten Schulden regelte ab 1925 das Aufwertungsgesetz. Für Kriegsanleihen betrug die Aufwertung 25 %, damit wären für 9800 Mark 2450 Mark zurückzuzahlen gewesen. Am 4. Januar 1926 beschließt die Mönchhäger Gemeindeversammlung einstimmig, die Kriegsanleihen auf diese gesetzliche Weise aufzuwerten. <br />
<br />
Dieser Beschluss wurde aber ebenfalls nicht umgesetzt – aus welchen Gründen, ist nicht bekannt. Denn 1930 beantragt einer der Gläubiger die Aufwertung der 9800 Mark mit 5 % bei sofortiger Rückzahlung. Damit hätte er 490 Mark erhalten. Die Gemeinde bot 245 Mark und man einigte sich schließlich auf 400 Mark.<br />
<br />
==Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg==<br />
<br />
Über die Novemberrevolution und die damit verbundenen Ereignisse in Mönchhagen ist nichts bekannt. Es steht lediglich fest, dass am 24. 2. 1919 der Häusler Franz Geisler (SPD) Schulze wurde und damit den bisherigen Schulzen Brandt ablöste. Geisler behielt sein Amt bis 1935, als die Nationalsozialisten die Macht in der Gemeindevertretung an sich rissen und sämtliche Arbeiter aus der Gemeindevertretung „herauswählten“. Am 24. 4. 1919 wurde beschlossen, die Anstellung eines Nachtwächters und die Aufstellung einer Bürgerwehr aus Kostengründen abzulehnen. <br />
<br />
Damals erreichte die Inflation in Deutschland ihren Höhepunkt. Da das Geld fast wertlos war, wurde die Vergnügungssteuer mit ½ bzw. 1 Zentner Roggen bezahlt; die jährlichen Steuern für ein Auto betrugen ½ Zentner Roggen, für einen Federwagen sogar 10 Zentner Roggen. Anscheinend versuchte damals jeder, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen. So forderte die Landwirtschaftskammer im Oktober 1923 für die Mönchhäger Gemeindeländereien eine Steuer von 180_000_000 Mark. Dies wurde aber abgelehnt, weil die Kammer überhaupt kein Geld von Mönchhagen fordern durfte. Nach Einführung der Rentenmark wurde am 28. 1. 1924 beschlossen, die Vergnügungssteuer wieder in Geld zu zahlen. Ein Tanz kostete 10 Mark, ein Kappenfest 15 Mark, ein Maskenball 20 Mark. Auf Antrag des Gastwirts Piehl wurde die Tanzsteuer am 4. 3. 1924 um 5 Mark gesenkt. Die Inflation hatte ihr Ende gefunden. Die Gaststätte Piehl entwickelte sich in den 20er Jahren zur Arbeitergaststätte in Mönchhagen (heute Wohnhaus Hoffmann im Unterdorf Nr. 37; der große Tanzsaal existiert nicht mehr).<br />
<br />
===Elektrifizierung Mönchhagens===<br />
<br />
Am 15. Februar 1922 beschloss die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 5 zu 2 Stimmen, den Ausbau des Ortsnetzes zu übernehmen, welches <span style="color:#006600">''die Ortschaft mit elektrischer Kraft und Licht''</span> versorgen würde, fügt aber hinzu, daß die Gemeindekasse mit dieser Anlage in keiner Weise belastet werden darf.<br />
<br />
Fünf Monate später ging es um den Aubau des Ortsnetzes in dem Bereich Oberdorf bis etwa zum Gelände der heutigen Fa. AET sowie entlang der Chaussee bis zur Häuslerei 14, in der damals die Post lag (nördlich des Mehrfamilienhauses neben dem Bahnhof). Dazu ist das Ergebnis leider nicht bekannt. Strittig war auch die Frage, ob man die Leitungen längs des Fischländer Landwegs/Stiller Frieden lässt, oder ob sie an die Gemeindegrenze verschoben werden sollten. Man entschied sich dafür, alles zu lassen wie es war. <br />
<br />
Zudem wurde im Juli 1922 über den Anschluss der Klassenzimmer verhandelt – für die ja die Gemeinde zuständig war. Es wird einstimmig beschlossen, <span style="color:#006600">''die Schulstuben mit je einer Brennstelle zu erhellen.''</span> Die Lehrerwohnung mit Licht zu versehen, wird noch zurückgestellt.<br />
<br />
Der Ausdruck „Brennstelle“ bezeichnet die Stellen, an denen Lampen angeschlossen werden konnten. In der Zeit vor der Elektrizität „brannte“ Licht in Form von Petroleumlampen oder Kerzen ja tatsächlich. Anfänglich diente das Stromnetz fast ausschließlich zur Beleuchtung.<br />
<br />
Die Diskussion über den Anschluss der Lehrerwohnungen folgte dann im Dezember 1922. Die Wohnung des ersten Lehrers erhielt vier Brennstellen, die des 2. Lehrers eine. <span style="color:#006600">''Die Anlage soll auf Gemeindekosten geschehen, die Beleuchtungskörper haben die Lehrer sich selbst zu beschaffen. Herr Lehrer L. Burmeister ist bereit, der Gemeinde das Geld dazu zu leihen zu dem allgemein landesüblichen Zinsfuß.''</span> Die Versammlung nimmt das Angebot an. Auch der Hilfslehrer Ihde zahlte für seinen Anschluss letztlich selbst. Innerhalb der nächsten 15 sollten sich die Kosten für die Anlage wieder amortisieren, dies geschah über den Stromverbrauch, der den Lehrern gutgeschrieben wurde. Sollten die derzeitigen Lehrer in Pension gehen oder versetzt werden, müssten die Nachfolger in die Bedingungen eintreten – d. h., soweit der Betrag noch nicht abgetragen war, würde er zurückgezahlt werden müssen oder der Verbrauch durch den Nachfolger würde dem jeweiligen Lehrer gutgeschrieben werden.<br />
<br />
Die Anlage für die erste Lehrerwohnung kostet im Januar 1923 27 795 Mk, die Anlage der zweiten Lehrerwohnung 11 800 Mark. <br />
<br />
Es wurde vier Jahre später tatsächlich notwendig, den Betrag anteilig zurückzuzahlen, weil Lehrer Burmeister starb. Auch Ihde verließ wohl Mönchhagen, denn ab 1927 waren Utermark als Lehrer und Bolte als Hilfslehrer hier tätig. Die Gemeindeversammlung beschloss am 4. Januar 1926, <span style="color:#006600">''daß für Frau Burmeister 8 Mk und für Herrr Ihde 3 Mk für elektrische Lichtanlage für die erste und zweite Lehrerwohnung als Entschädigung zurückgezahlt werden soll.''</span> <br />
<br />
Leider fiel in diese Jahre die Inflation, sodass aus dem Rückzahlungsbetrag leider keine Rückschlüsse gezogen werden können, wie viel bereits über den Stromverbrauch zurückgezahlt worden war, mit anderen Worten: Wie hoch der Stromverbrauch war.<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_die_heutige_Zeit&diff=107373
Mönchhagen: die heutige Zeit
2024-02-27T17:10:02Z
<p>Moenchhagen: /* Gewerbegebiet &bdquo;Mönchpark&ldquo; */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1990 bis heute]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen in der heutigen Zeit.'''<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Mönchhagen nach der Wende==<br />
<br />
Mit dem Untergang der DDR setzten auch in der Gemeinde Mönchhagen gravierende Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen Leben ein. Die bis dahin bestehenden Parteien und Massenorganisationen lösten sich auf. Originell verlief die Auflösung der Ortsgruppe der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands: Die Ortsgruppe erhielt von ihrem damaligen Kreisvorstand die Empfehlung, aus heutiger Sicht eher Weisung, geschlossen der CDU beizutreten. Da den Mitgliedern aber die Ziele dieser Partei damals nicht geläufig waren und sie persönlich nicht vorher um ihre Meinung gefragt wurden, löste sich die Ortsgruppe in einer gemütlichen Feier – finanziert durch vorhandene Rücklaufgelder der einbezahlten Parteibeiträge – selbst auf. <br />
<br />
Nicht so gemütlich verlief die wirtschaftliche Entwicklung in der Gemeinde. Die bis dahin wichtigsten Betriebe verloren stark an wirtschaftlicher Bedeutung. Die LPG Tierproduktion Mönchhagen, die LPG Pflanzenproduktion Klein Kussewitz und der Tierkörperverwertungsbetrieb TKVB Klein Kussewitz standen plötzlich vor dem wirtschaftlichen Ende. Massenproduktion in der Tierhaltung und Großflächenanbau in der Pflanzenproduktion passten offensichtlich nicht in das Bild der Marktwirtschaft, möglicherweise auch aus Konkurrenzgründen; der Absatzmarkt im Osten brach zusammen. Es kam daher zu einer drastischen Verkleinerung der Betriebe. Viele ältere Mitglieder dieser Betriebe konnten die Veränderungen so nicht verstehen, hatten sie doch ihr Eigentum und auch ihre persönliche Arbeitskraft in diese Betriebe eingebracht. Glücklicherweise konnten damals viele der älteren Beschäftigten in den vorzeitigen Ruhestand gehen; einige der jüngeren Beschäftigten wagten den Schritt in die Selbständigkeit. <br />
[[Datei:Moenchhagen_LF_1999.jpeg|thumb|400px|Auf diesem Foto von 1999 ist noch der alte Zustand der Dorfstraße im Unterdorf zu erkennen, insbesondere der Sommerweg am nördlichen (hier: linken) Straßenrand. Ein Sommerweg ist ein unbefestigter Randstreifen, der aufgrund dessen nur im Sommer befahrbar war. ''Foto: privat'']]<br />
Eine ähnliche Entwicklung war in dieser Zeit auch im sozialen Bereich der Gemeinde zu beobachten. Die beliebte Gaststätte „Zum Anger“ ging aus Gründen nicht endgültig geklärter Eigentumsverhältnisse ein, obwohl ein neuer Pächter vorhanden war. Die kommunale Küche wurde gleichfalls aufgelöst. 2000 wurde der ehemalige Kulturraum umgebaut, es entstanden Wohnungen und im Erdgeschoss ist nun eine Bäckerei.<br />
<br />
Da sich die Poststelle, die Sparkasse und die Gemeindeschwesternstation (anfänglich Arztpraxis Frau Dr. Kische) nicht mehr rechneten und das Gebäude Treuhandeigentum wurde, obwohl es die Bürger der Gemeinde und die LPG Mönchhagen errichtet hatten, wurden diese Einrichtungen aus der Gemeinde herausgelöst und in die Nachbargemeinde Rövershagen verlagert. <br />
Der Konsum konnte sich noch einige Zeit halten, war aber auf die Dauer nicht dem Konkurrenzdruck der neuen Großanbieter in den Gewerbegebieten gewachsen. Er schloss 1997. Eine Post gab es für einige Jahre (bis Anfang der 2000er Jahre) in der Shell-Tankstelle an der B105.<br />
<br />
Anderseits setzte eine Abwanderung von Bürgern, hauptsächlich aus der Hansestadt Rostock, ein, die aufs Land ziehen wollten, in neu entstehende Wohn- und Gewerbegebiete. Das löste auch in Mönchhagen eine rege Planungs- und Bautätigkeit aus. <br />
<br />
Die Auffassungen der Mönchhäger Bürger zur Bebauung des Ortes waren dabei sehr unterschiedlich. Ein Teil der Einwohner war der Ansicht, man solle das Dorf als historisch gewachsenes Straßendorf längs der Dorfstraße erweitern. Andere vertraten die Auffassung, auf dem größtenteils gemeindeeigenen Land lieber in mehreren Bauabschnitten ein Dorfzentrum zu entwickeln. Insgesamt entstanden seit 1989 drei Baugebiete. Zuerst wurde das Wohngebiet Ibenhorst bebaut, anschließend erfolgte die Erschließung des daneben liegenden Treuhandgebietes. Auf dem Gelände der alten Obstplantage soll einmal ein Dorfzentrum entstehen. <br />
<br />
Investoren, die sich mit ihren Firmen im Ort ansiedeln wollten, gab es auch. Durch z. T. zu lange Bearbeitungs- und Genehmigungsverfahren, aber auch durch einen über mehrere Jahre laufenden Restitutionsanspruch eines früheren Mönchhäger Bürgers verging für einige Investoren zu viel Zeit, und sie ließen sich in anderen Orten nieder.<br />
<br />
Im Bereich der B105 erhielt Mönchhagen ein neues Gesicht durch den Bau der Musterhaussiedlung, die den Ort weithin bekannt machte. Die Häuser der Musterhaussiedlung wurde um 2010 dann an private Eigentümer verkauft. Weiterhin wurden daneben zwei Tankstellen gebaut, von denen die eine auch bis etwa 2010 eine Poststelle betrieb. <br />
<br />
In der ehemaligen Gaststätte Klatt, neben der heute eine Tankstelle steht, eröffnete 1997 ein Motel.<br />
<br />
1998 veranstaltete die Feuerwehr das erste Osterfeuer, auch die Dorffeste wurden damals von der Feuerwehr veranstaltet. Später übernahm der Sozialausschuss der Gemeinde die Organisation, die FFw ist aber immer noch an der Durchführung beteiligt.<br />
<br />
Seit 1989 gab es in der Gemeinde mehrere Bürgermeister. Erster Bürgermeister wurde Herr Klaus Biemann, der aber nach kurzer Zeit sein Amt niederlegte. Da die Gemeinde nicht sofort einen neuen Bürgermeister hatte, wurde sie kommissarisch von Frau Uteß verwaltet. Durch eine öffentliche Ausschreibung wurde Frau Petra Taraschewski zur Bürgermeisterin gewählt. Von 1994 bis 2010 war Frau Helga Kentzler, jetzt Westland, Bürgermeisterin der Gemeinde. 2010 wurde Peter Beyer in das Amt des Bürgermeisters gewählt.<br />
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Seit 1991 teilt Mönchhagen sich mit den Orten Gelbensande, Blankenhagen, Bentwisch und Rövershagen eine Amtsverwaltung. Die fünf Dörfer gehören damit zum Amt Rostocker Heide. Der Sitz der Amtsverwaltung ist Gelbensande.<br />
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In den letzten Jahren wurde der Ort für sein Bewohner durch eine Reihe von Maßnahmen attraktiver. In den Jahren von 1993 bis 1995 wurden der kommunale 21-WE-Block an der B105 und das Mehrfamilienhaus im Unterdorf 42 saniert. 1994 bis 1995 erhielt Mönchhagen eine zentrale Abwasserleitung. 1996 baute die zu dem Zeitpunkt seit 71 Jahren bestehende Freiwillige Feuerwehr mit einem hohen Eigenleistungsanteil ein modernes Feuerwehrgebäude mit Sitzungssaal, den die Gemeinde auch für Veranstaltungen nutzt; 1999 wurde ein neues Löschfahrzeug gekauft. <br />
[[Datei:Moenchhagen_jugendclub_2011.JPG|thumb|400px|Der Jugendclub existierte bis ca. 2012 im alten Feuerwehrgebäude. Danach nutzte ihn wenige Jahre der Verein Begegnungsstätte Mönchhagen e. V. Heute (2017) dient er als Lagerraum der Gemeinde. ''Foto: privat'']]<br />
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Nach einigen gescheiterten Versuchen zur Betreuung der Jugendlichen wurde 1995 begonnen, im alten Feuerwehrgebäude (bis 2012 Jugendklub neben dem Kindergarten) einen festen Treffpunkt für Jugendliche zu schaffen. Nach mehreren ungeklärten Brandstiftungen erfolgte mithilfe von Sponsorentätigkeit durch Einwohner und unter großer Eigeninitiative der Jugendlichen ein völliger Umbau des Hauses zu einem modernen Klubgebäude. Bis zu 20 Jugendliche wurden dort betreut. Im Amtsblatt des Amtes Rostocker Heide vom Dezember 2006 ist der Veranstaltungsplan für Dezember abgedruckt: Der Spielraum für die Jüngeren war dienstags bis donnerstags von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, die Größeren hatten den Jugendclub dienstags bis donnerstags von 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr und freitags und samstags von 17:00 Uhr bis 00:00 Uhr für sich. Im Dezember 2006 gab es am 2.12. ein Adventskranzbasteln, am 6.12. kam der Nikolaus, am 12.12. wurde der Weihnachtsbaum aufgestellt und am 14.12. war eine Weihnachtsfeier. Die Jüngeren konnten am 17.12. Plätzchen backen. Im Winter wurde der Jugendclub mit einem Ofen geheizt, weshalb dann auch gelegentlich Brennholz sammeln auf dem Plan stand. <br />
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Ab 2012 ließ das Interesse der Jugendlichen am Jugendclub nach, weshalb das Gebäude dann vom Förderverein Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e. V. genutzt wurde, bis 2014. Seitdem nutzt die Gemeinde ihn als Lagerraum.<br />
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[[Datei:Moenchhagen Feuerwehrgeraetehaus 2016.JPG|thumb|400px|Das Gebäude der Feuerwehr wurde im Jahre 1996 eingeweiht. Es enthält neben den Räumen der Feuerwehr auch einen Festsaal sowie das Bürgermeisterbüro. Der Gemeindesaal wurde 2013 Richtung Kindergarten erweitert, außerdem eine weitere Garage am Südgiebel angebaut. Das Foto zeigt den Zustand 2016. ''Foto: privat'']]<br />
2001 waren die umfangreichen Modernisierungsarbeiten im Gebäude und ein Erweiterungsbau der Kindertagesstätte im wesentlichen abgeschlossen. Um 2002 wurden hier etwa 90 Kinder betreut. Im selben Jahr wurde die Dorfstraße im Bereich Oberdorf-Heidekrug saniert; die Straßenbaumaßnahme wurde mit 80 % der Kosten gefördert. Die Bewohner des Oberdorfes erhielten 2001 eine Regenwasserableitung. <br />
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Die Einwohnerzahl der Gemeinde stieg von 668 (Stand 1982) auf (Stand 2002) 1030 Bürger an. Mönchhagen zählt 377 Haushalte mit 932 Einwohnern, Häschendorf umfasst 23 Haushalte mit 98 Einwohnern. In Mönchhagen entstanden seit 1989 173 neue Häuser, davon 122 allein in den neuen Wohngebieten. In Häschendorf wurden 9 neue Häuser gebaut. Gegenwärtig sind in der Gemeinde Mönchhagen 42 Firmen und Einzelunternehmen ansässig. Darunter befinden sich zum Beispiel 2 Gaststätten, 2 Tankstellen, 1 Tischlerei, 1 Abrissunternehmen, 1 Brunnenbauunternehmen, 1 Bäckerei, EDV-Unternehmen, 1 Installationsunternehmen, 1 Elektrofirma und viele weitere Dienstleistungsunternehmen.<br />
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Mönchhagen wurde am 25. 3. 1252 erstmalig als Dorf urkundlich erwähnt. Aus Anlass des 750-jährigen Jubiläums fand am 25. 3. 2002 im Sitzungssaal der Feuerwehr eine Festveranstaltung statt. Erfreulich war, dass unter den über 500 Gästen in großer Zahl auch die Bürger der neuen Wohngebiete vertreten waren. Wie der Zufall es wollte, wurden bei der 750-Jahr-Feier exakt auch 750 Liter Bier ausgeschenkt. <br />
Am 15. 9. 1302 wurde Häschendorf erstmalig urkundlich genannt. Am 31. 8. 2002 feierten die Einwohner des Dorfes das bevorstehende 700-jährige Bestehen in einem Festzelt vor dem alten Gutshaus. Für Häschendorf wurde eine eigene Chronik erstellt. Der letzte Häschendorfer Bürgermeister Herr Karl Lau und die Mönchhäger Bürgermeisterin Frau Kentzler enthüllten einen Gedenkstein. <br />
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Da Häschendorf seit 1960 zur Gemeinde Mönchhagen gehört, geht das Jahr 2002 als ein Jahr mit einem doppelten Jubiläum in die Geschichte der Gemeinde ein.<br />
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==Dorfleben==<br />
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Einmal jährlich finden im Sommer das Dorffest, im Oktober das Oktoberfeuer mit Laternenumzug des Kindergartens, Anfang Januar das Tannenbaumverbrennen und seit 1998 am Gründonnerstag das Osterfeuer statt. Für die Feuer mitsamt Bewirtung war bis 2020 die freiwillige Feuerwehr zuständig. 2020 gründete sich der Feuerwehrverein Mönchhagen e.V., um die Einnahmen auf eine solidere rechtssichere Basis zu stellen. Seitdem fungiert die Gemeinde / der Sozialausschuss als Ausrichter der Feste, die Feuerschale betreut weiterhin die Feuerwehr. Die Bewirtung teilen sich der Förderverein Freizeit- und Begegnungsstätte, der Elternrat der Kita und der Feuerwehrverein. Dadurch ist das Angebot vielfältiger geworden, was die Besucher zu schätzen wissen.<br />
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File:moenchhagen_dorffest_2017.jpg|Das alljährliche Dorffest in Mönchhagen im Jahr 2017, beim abendlichen Tanz ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_oktoberfeuer_2022.jpg|Das alljährliche Oktoberfeuer in Mönchhagen im Jahr 2022, das Feuer wird in einer großen Feuerschale entzündet. ''Foto: privat''<br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Ein typisches Dorffest in Mönchhagen'''<br />
(2016)<br />
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Am 25. Juni startete das Mönchhäger Dorffest nachmittags bei bestem Wetter. Gut versorgt mit Kaffee und Kuchen – für den in bewährter Weise der Seniorenkreis Mönchhagens sorgte – verfolgten die Gäste das abwechslungsreiche Programm. Die Völkshäger Tanz- und Trachtengruppe unterhielt mit mecklenburgischen und anderen Volkstänzen, wie dem Bändertanz und verschiedenen Versionen des „Kegels‟. Zwischendurch sorgte der Leierkastenmann Wolfgang mit „Dit und dat up platt‟ für Lacher und auch die Gaga-Kids waren wieder dabei mit Showtanz. Die Kinder kamen beim Ponyreiten und in der Hüpfburg auf ihre Kosten. Neu war in diesem Jahr der Eiswagen der Eiswerkstatt, bei der Hitze am Nachmittag genau das Richtige!<br />
<br />
Mit der Hitze war es dann gegen 18:00 Uhr vorbei, als ein heftiges Gewitter den Festplatz leerfegte. Die wenigen standhaften Festbesucher fanden Schutz in den Zelten und unter dem Vordach des Bierwagens, wo die freiwillige Feuerwehr auch dieses Jahr wieder ausschenkte. Nachdem in weniger als einer Stunde um die 11 mm Regen gefallen waren, beruhigte sich das Wetter wieder und das Fest konnte weitergehen. DJ Paul sorgte für die richtige Musik zum Tanzen und natürlich auch für beste Stimmung. Wer sich nach dem Tanz erholen wollte, fand dank der neuen Anordnung von Zelten und Bierwagen an der Feuerschale eine ruhige Ecke. Hier bereitete die Jugendfeuerwehr Knüppelbrot vor, das viel Anklang fand, da die Fleischerei Wiechmann wegen des Unwetters leider schon gegen 18:00 Uhr den Verkauf aufgeben musste, was die Abendbrot-Pläne einiger Besucher durcheinanderbrachte. Die freiwillige Feuerwehr sprang ein und stellte noch den Grill auf, sodass niemand Hunger leiden musste und es trotz des Gewitters ein bis zum Schluss gelungenes Fest wurde.<br />
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Typisch soll ja auch gerade der Regen auf den Mönchhäger Dorffesten sein ...<br />
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===Vereine in Mönchhagen===<br />
Am 12. Mai 2004 gründete sich der Förderverein Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e.V. Sein Ziel, Freizeit, Kultur und Begegnung der Bürger Mönchhagens zu fördern, setzt er z. B. mit Skatabenden, Länder- und Themenabenden, weihnachtlichen Bastelnachmittagen und dem Drachenfest um. Zudem wirkt er mit bei den Festen im Dorf.<br />
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[[Datei:moenchhagen_logo_des_feuerwehrvereins.jpg|thumb|Das Logo des Feuerwehrverein Mönchhagen e.V. ''© Skulldive Design Rostock, https://skulldive.de'']]<br />
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Am 4. August 2020 gründete sich der Feuerwehrverein Mönchhagen e.V. Ziel der Vereinstätigkeit ist, der Feuerwehr eine stärkere Konzentration auf ihr „Kerngeschäft“ zu ermöglichen: löschen, retten, bergen, schützen. Die zusätzlichen Arbeiten im gesellschaftlichen Bereich (Feste, Schrottsammlungen usw.) sollen personell und finanziell durch den Verein unterstützt werden, um die Kamerad*innen hier zu entlasten – und damit nicht nur den Brandschutz in Mönchhagen zu stärken, sondern auch das gesellschaftliche Leben. Das bedeutet, die Verpflegungsangebote bei den Festen, die bis dahin von der Feuerwehr übernommen worden waren, betreut nun der Feuerwehrverein. Daneben wirbt er Spendengelder ein, mit denen feuerwehrinterne Veranstaltungen unterstützt werden, Ausgaben getätigt werden, die nicht direkt zur Ausstattung gehören, wie T-shirts, aber durchaus auch Zuschüsse gewährt werden können zu feuerwehrtechnischer Ausstattung. Zu nennen wären hier z. B. ein kleiner Zuschuss zu den neuen Rolltoren, die 2022 in die Fahrzeughalle eingebaut wurden.<br />
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===Dorffunk===<br />
Seit dem Frühjahr 2023 können die Einwohner Mönchhagens über die App &bdquo;Dorffunk&lfquo; digital Nachrichten austauschen. Die App wurde vom Fraunhofer IESE entwickelt, die Lizenzgebühren für Orte in MV übernimmt das Land Mecklenburg-Vorpommern. In der App können Events angekündigt werden oder Nachrichten ausgetauscht werden.<br />
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==Der Kindergarten==<br />
[[Datei:moenchhagen_kita_2023.jpg|thumb|400px|Die Kita &bdquo;Ostseekrümel&ldquo; in Mönchhagen 2023; ''Foto: privat'']]<br />
Im Gebäude der früheren Schule wurde nach der Wende ein Kindergarten eingerichtet. 1992 musste die Gemeinde die Trägerschaft des Kindergartens abgeben, weil die Gemeindekasse die weitere Führung nicht mehr erlaubte. Daraufhin gründete sich ein Elternverein, der die Leitung übernahm und das Gebäude die ersten Jahre mietfrei nutzen durfte. 1997 wurden das Dach repariert, neue Fenster eingesetzt und eine neue Heizung installiert. Viel wurde von den Eltern in Eigenleistung erledigt. Von 35 Kindern stieg die Anzahl betreuter Kinder bis 1998 auf 86.<br />
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==Der Mönch==<br />
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An der Ecke Unterdorf-Ibenweg steht neben dem Feuerlöschteich eine Mönchstatue, geschaffen vom Holzbildhauer Harald Wroost aus einer Eiche aus der Rostocker Heide. Die Statue, die an die Gründung des Dorfes durch Zisterziensermönche erinnert, wurde am 15. Juni 2013 zum alljährlich stattfindenden Dorffest feierlich durch die Kinder der Jugendfeuerwehr enthüllt. Stifter der Statue war der Verein &bdquo;Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e.V&ldquo;. Neben der Statue gibt es inzwischen auch eine überdachte Rastmöglichkeit. Auch die Statue ist inzwischen durch ein Dach vor dem Regen geschützt.<br />
<br />
Eine weitere Attraktion ist die Bücherzelle neben der Mönchstatue. Hier können Bücher entnommen werden, wenn ein anderes an dessen Stelle hinterlassen wird.<br />
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File:Moenchhagen Moench-Skulptur.JPG|Der Verein „Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen“ ließ durch Holzbildhauer Harald Wroost die lebensgroße Statue eines Mönches erstellen zum Andenken an die Gründung des Ortes durch Mönche. ''privates Foto''<br />
Datei:Moenchhagen Enthuellung der Moenchstatue 2013.jpg|Kinder der Jugendfeuerwehr enthüllen die Mönchstatue. ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_moenchskulptur_mit_sitzplatz_2023.jpg|Der Mönch bekam später ein Dach, das ihn gegen Regen schützte. Ein Sitzplatz lädt (Rad-)Wanderer zur Rast ein. Eine Infotafel klärt über die Geschichte des Dorfes auf. ''Foto: privat, 2023''<br />
Datei:moenchhagen_buecherzelle_2023.jpg|Der Verein „Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen“ installierte in der Nähe der Mönchskulptur eine Bücherzelle. In der als Mini-Bibliothek funktionierenden ausrangierten Telefonzelle können Bücher gegen mitgebrachte ausgetauscht werden. ''Foto: privat, 2023''<br />
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==Baumaßnahmen ab 2010==<br />
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===Straßenerneuerungen===<br />
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Datei:Moenchhagen Oberdorf bis 2011.JPG|Die Straße im Oberdorf vor der Erneuerung; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Oberdorf ab 2011.JPG|Die Straße im Oberdorf nach der Erneuerung; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Strassenerneuerung Unterdorf 2014.JPG|Die Straßenerneuerung ab dem Gerätehaus Richtung Stiller Frieden ''Foto: privat''<br />
Datei:Plattenweg_im_Havelland_2015.jpg|Ein solcher Plattenweg wie dieser im Westhavelland war auch der Stille Frieden bis 2013. ''Foto: privat''<br />
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Anfang des 21. Jh. wurden in Mönchhagen etliche Straßen in Ordnung gebracht. Die Straße im Oberdorf wurde 2011 renoviert. In den Jahren bis 2014 wurde die Dorfstraße von der Kreuzung an der B105 bis zum Stillen Frieden in drei Abschnitten erneuert. Die Straße Stiller Frieden, die bis dahin noch als Plattenweg mit zwei Fahrspuren ausgeführt war, erhielt 2013 eine neue Decke.<br />
<br />
2012 wurde auch das Hydrantennetz vervollständigt, vor allem im Neubaugebiet Ibenhorst und am westlichen Ende der Dorfstraße.<br />
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===Erweiterungen am Feuerwehr- und Gemeindehaus===<br />
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Im Winter 2013/2014 wurde am Südgiebel des Feuerwehrgerätehauses ein Anbau errichtet, um zusätzlichen Stellplatz für Fahrzeuge sowie Werkstatt und Räumlichkeiten für den Gemeindearbeiter zu erhalten. In den neuen Garagen entstand Platz für das Traditionsfahrzeug Barkas B 1000 der freiwilligen Feuerwehr sowie die Gemeindefahrzeuge. In dem Zusammenhang wurde auch der Gemeindesaal in Richtung Westen erweitert (also zum Kindergarten hin).<br />
<br />
2016 wurde mit Arbeiten an einem Anbau an der Feuerwehrfahrzeughalle begonnen, die den Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr komfortablere Umkleidemöglichkeiten bieten wird. Zudem erhielt der Kindergarten eine Unterstellmöglichkeit für Kinderwagen. <br />
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2022 erhielt die Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr neue Rolltore.<br />
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Datei:Moenchhagen_anbau_geraetehaus_2014.JPG|Die Garagen im 2014 errichteten Anbau am Gerätehaus. ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen_feuerwehrgeraetehaus_2023.jpg|2022 wurden neue Rolltore in die Fahrzeughalle der Feuerwehr eingebaut.''privates Foto''<br />
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===Neubaugebiet Hollerbuschweg und Schlehenweg===<br />
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Bis 2012 entstanden längs des Ibenwegs (auf seiner östlichen Seite) einige weitere Einfamilienhäuser. In den Jahren 2015 und 2016 entstand ein weiteres kleineres Neubaugebiet in Mönchhagen, in der Ecke zwischen Dorfstraße und Ibenweg wurden der Hollerbuschweg und der Schlehenweg angelegt. Bei der Mönchstatue entstand in dem Zusammenhang ein neuer Löschteich, um für die neuen Häuser Löschwasser zur Verfügung zu haben.<br />
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Datei:Moenchhagen Neubaugebiet 2016.JPG|2015/16 entstand mit dem Hollerbuschweg und dem Schlehenweg ein weiteres Neubaugebiet in Mönchhagen. ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Luftbild 2021.jpg|Mönchhagen aus der Luft; Aufnahme von 2021, in der Bildmitte sind das ältere und auch das neue Wohngebiet von 2016 zu sehen. ''privates Foto''<br />
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===Mehrgenerationenspielplatz===<br />
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Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_in_bau_2017.JPG|Der Mehrgenerationenspielplatz entsteht; ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_2017.JPG|Der Mehrgenerationenspielplatz ist 2017 fertig gestellt; ''Foto: privat''<br />
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Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_2021.jpeg|Der Mehrgenerationenspielplatz aus der Luft betrachtet, 2021; ''Foto: privat''<br />
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Der so genannte Kegel, die Brachfläche nördlich des Sportplatzes wurde jahrelang nur als Lagerfläche für Grünschnitt genutzt. 2017 ist hier ein Mehr-Generationen-Spielplatz entstanden &ndash; aus dem Artikel zur Eröffnung im April 2017:<br />
<br />
Mancher alteingesessene Einwohner erinnert sich noch daran, dass früher Ziegen und Schafe auf dem Kegel weideten. Im letzten Jahr ist hier, nördlich des Fest- und Sportplatzes, ein Mehrgenerationen-Spielplatz entstanden, ein Kiesweg führt in Bögen von der schwingenden Plattform zu den Balancierbalken und Klettergerüsten und lädt zu sportlicher Aktivität ein – wobei hier für kleine und große Nutzer durchaus auch der Spaß im Vordergrund stehen soll. Damit die Fitness auch im Winter nicht zu kurz kommt, ist der Platz bis 21 Uhr beleuchtet. <br />
<br />
Am Gründonnerstag war es nun so weit, der Platz wurde offiziell eröffnet. Zur Vorbereitung versteckten einige Mitglieder der Jugendfeuerwehr Ostereier. Nach der Eröffnungsrede, in der Mönchhagens Bürgermeister Karl-Friedrich Peters auf die Entstehungsgeschichte des Mehrgenerationenplatzes einging und sich bei allen Beteiligten bedankte, durchschnitten er und die Sozialausschussvorsitzende Sabrina Markart das Band und gaben den Platz offiziell zur Nutzung frei. Die anwesenden Einwohner ließen sich das nicht zweimal sagen – vor allem die Kinder stürzten los, jeder wollte als erster ein Ei finden!<br />
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===Gewerbegebiet &bdquo;Mönchpark&ldquo;===<br />
2022 begann die Erschließung des Gewerbeparks &bdquo;Mönchpark&ldquo; zwischen dem Neubaugebiet Ibenhorst und der B105, gegenüber der Shell-Tankstelle. Hier eröffnete im Dezember 2023 ein Supermarkt, zudem entstand ein Stellplatz für Caravans. Weiteres stilles Gewerbe ist geplant. Auch weitere Grünstreifen sind vorgesehen und wurden Anfang 2023 bepflanzt. Der Gewerbepark ist von der B105 aus mit dem Auto zugänglich, zu diesem Zweck wurde eine weitere Ampelanlage installiert. Für die Einwohner des Neubaugebietes gibt es einen Fuß- und Radweg, der auf kurzem Wege zum Supermarkt führt, aber für Autos gesperrt ist, um zu verhindern, dass bei Stau auf der B105 das Wohngebiet als Ausweichstrecke genutzt wird.<br />
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Datei:Moenchhagen gewerbepark mai 2023.jpg|Der entstehende Gewerbepark; im Frühling 2023 war die Erschließung abgeschlossen, mit dem Bau des Supermarkts wurde begonnen. ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen gewerbepark moenchpark mit supermarkt 2024.jpg|Blick über den Gewerbepark, links der im Dezember 2023 eröffnete Supermarkt, 2024. ''Foto: privat''<br />
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==Ereignisse==<br />
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===Regenhochwasser Sommer 2011===<br />
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Allein die FFw Mönchhagen hatte während der sintflutartigen Regenfälle, die mit „schöner“ Regelmäßigkeit an vier Wochenenden im Sommer 2011 hereinbrachen, 7 Einsätze – alarmiert wurde sie 10-mal, aber 3 Einsätze konnte sie nicht durchführen, weil der vorhergehende noch lief. Der längste Einsatz dauerte 45 Stunden. Bei den Wehren der Nachbargemeinden war es teilweise noch schlimmer. Einige Male mussten Wehren aus dem Amt Carbäk zu Hilfe kommen, weil im Amt Rostocker Heide bereits alle Wehren im Einsatz waren. Am Abend des 12. 8. waren im ganzen Landkreis keine freien Einsatzkräfte mehr zu bekommen. <br />
<br />
Auch in Mönchhagen waren vor allem im Oberdorf einige Einwohner mehrfach von Überflutungen in Kellern und Wohnräumen betroffen.<br />
<br />
Einige Zahlen zum Wettergeschehen: Der höchste in Warnemünde jemals gemessene Monatsniederschlag stammte vom August 1946 und betrug 188 mm. Der Wert für Juli 2011 betrug dagegen 343,9 mm. Eine statistische Analyse ergibt, dass ein Tagesniederschlag in dieser Größenordnung nur einmal in 1000 Jahren zu erwarten ist. <br />
Zum Glück ist das Ganze nicht im Winter passiert. Das Volumen von Schnee ist zehnmal größer als das von Wasser. Wäre der Regen als Schnee gefallen, hätte er 5,5 m hoch gelegen …<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Datei:Moenchhagen_gewerbepark_moenchpark_mit_supermarkt_2024.jpg&diff=107372
Datei:Moenchhagen gewerbepark moenchpark mit supermarkt 2024.jpg
2024-02-27T17:09:07Z
<p>Moenchhagen: Blick über den Gewerbepark in Mönchhagen, links der im Dezember 2023 eröffnete Supermarkt, Foto von 2024</p>
<hr />
<div>== Beschreibung ==<br />
Blick über den Gewerbepark in Mönchhagen, links der im Dezember 2023 eröffnete Supermarkt, Foto von 2024<br />
== Lizenz ==<br />
{{subst:Mehrlizenzdateien|Datei-CC-by-nc-sa/3.0/de|Datei-CC-by-nc-sa/3.0}}</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_die_heutige_Zeit&diff=107371
Mönchhagen: die heutige Zeit
2024-02-27T17:07:50Z
<p>Moenchhagen: /* Gewerbegebiet &bdquo;Mönchpark&ldquo; */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1990 bis heute]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen in der heutigen Zeit.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Mönchhagen nach der Wende==<br />
<br />
Mit dem Untergang der DDR setzten auch in der Gemeinde Mönchhagen gravierende Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen Leben ein. Die bis dahin bestehenden Parteien und Massenorganisationen lösten sich auf. Originell verlief die Auflösung der Ortsgruppe der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands: Die Ortsgruppe erhielt von ihrem damaligen Kreisvorstand die Empfehlung, aus heutiger Sicht eher Weisung, geschlossen der CDU beizutreten. Da den Mitgliedern aber die Ziele dieser Partei damals nicht geläufig waren und sie persönlich nicht vorher um ihre Meinung gefragt wurden, löste sich die Ortsgruppe in einer gemütlichen Feier – finanziert durch vorhandene Rücklaufgelder der einbezahlten Parteibeiträge – selbst auf. <br />
<br />
Nicht so gemütlich verlief die wirtschaftliche Entwicklung in der Gemeinde. Die bis dahin wichtigsten Betriebe verloren stark an wirtschaftlicher Bedeutung. Die LPG Tierproduktion Mönchhagen, die LPG Pflanzenproduktion Klein Kussewitz und der Tierkörperverwertungsbetrieb TKVB Klein Kussewitz standen plötzlich vor dem wirtschaftlichen Ende. Massenproduktion in der Tierhaltung und Großflächenanbau in der Pflanzenproduktion passten offensichtlich nicht in das Bild der Marktwirtschaft, möglicherweise auch aus Konkurrenzgründen; der Absatzmarkt im Osten brach zusammen. Es kam daher zu einer drastischen Verkleinerung der Betriebe. Viele ältere Mitglieder dieser Betriebe konnten die Veränderungen so nicht verstehen, hatten sie doch ihr Eigentum und auch ihre persönliche Arbeitskraft in diese Betriebe eingebracht. Glücklicherweise konnten damals viele der älteren Beschäftigten in den vorzeitigen Ruhestand gehen; einige der jüngeren Beschäftigten wagten den Schritt in die Selbständigkeit. <br />
[[Datei:Moenchhagen_LF_1999.jpeg|thumb|400px|Auf diesem Foto von 1999 ist noch der alte Zustand der Dorfstraße im Unterdorf zu erkennen, insbesondere der Sommerweg am nördlichen (hier: linken) Straßenrand. Ein Sommerweg ist ein unbefestigter Randstreifen, der aufgrund dessen nur im Sommer befahrbar war. ''Foto: privat'']]<br />
Eine ähnliche Entwicklung war in dieser Zeit auch im sozialen Bereich der Gemeinde zu beobachten. Die beliebte Gaststätte „Zum Anger“ ging aus Gründen nicht endgültig geklärter Eigentumsverhältnisse ein, obwohl ein neuer Pächter vorhanden war. Die kommunale Küche wurde gleichfalls aufgelöst. 2000 wurde der ehemalige Kulturraum umgebaut, es entstanden Wohnungen und im Erdgeschoss ist nun eine Bäckerei.<br />
<br />
Da sich die Poststelle, die Sparkasse und die Gemeindeschwesternstation (anfänglich Arztpraxis Frau Dr. Kische) nicht mehr rechneten und das Gebäude Treuhandeigentum wurde, obwohl es die Bürger der Gemeinde und die LPG Mönchhagen errichtet hatten, wurden diese Einrichtungen aus der Gemeinde herausgelöst und in die Nachbargemeinde Rövershagen verlagert. <br />
Der Konsum konnte sich noch einige Zeit halten, war aber auf die Dauer nicht dem Konkurrenzdruck der neuen Großanbieter in den Gewerbegebieten gewachsen. Er schloss 1997. Eine Post gab es für einige Jahre (bis Anfang der 2000er Jahre) in der Shell-Tankstelle an der B105.<br />
<br />
Anderseits setzte eine Abwanderung von Bürgern, hauptsächlich aus der Hansestadt Rostock, ein, die aufs Land ziehen wollten, in neu entstehende Wohn- und Gewerbegebiete. Das löste auch in Mönchhagen eine rege Planungs- und Bautätigkeit aus. <br />
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Die Auffassungen der Mönchhäger Bürger zur Bebauung des Ortes waren dabei sehr unterschiedlich. Ein Teil der Einwohner war der Ansicht, man solle das Dorf als historisch gewachsenes Straßendorf längs der Dorfstraße erweitern. Andere vertraten die Auffassung, auf dem größtenteils gemeindeeigenen Land lieber in mehreren Bauabschnitten ein Dorfzentrum zu entwickeln. Insgesamt entstanden seit 1989 drei Baugebiete. Zuerst wurde das Wohngebiet Ibenhorst bebaut, anschließend erfolgte die Erschließung des daneben liegenden Treuhandgebietes. Auf dem Gelände der alten Obstplantage soll einmal ein Dorfzentrum entstehen. <br />
<br />
Investoren, die sich mit ihren Firmen im Ort ansiedeln wollten, gab es auch. Durch z. T. zu lange Bearbeitungs- und Genehmigungsverfahren, aber auch durch einen über mehrere Jahre laufenden Restitutionsanspruch eines früheren Mönchhäger Bürgers verging für einige Investoren zu viel Zeit, und sie ließen sich in anderen Orten nieder.<br />
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Im Bereich der B105 erhielt Mönchhagen ein neues Gesicht durch den Bau der Musterhaussiedlung, die den Ort weithin bekannt machte. Die Häuser der Musterhaussiedlung wurde um 2010 dann an private Eigentümer verkauft. Weiterhin wurden daneben zwei Tankstellen gebaut, von denen die eine auch bis etwa 2010 eine Poststelle betrieb. <br />
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In der ehemaligen Gaststätte Klatt, neben der heute eine Tankstelle steht, eröffnete 1997 ein Motel.<br />
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1998 veranstaltete die Feuerwehr das erste Osterfeuer, auch die Dorffeste wurden damals von der Feuerwehr veranstaltet. Später übernahm der Sozialausschuss der Gemeinde die Organisation, die FFw ist aber immer noch an der Durchführung beteiligt.<br />
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Seit 1989 gab es in der Gemeinde mehrere Bürgermeister. Erster Bürgermeister wurde Herr Klaus Biemann, der aber nach kurzer Zeit sein Amt niederlegte. Da die Gemeinde nicht sofort einen neuen Bürgermeister hatte, wurde sie kommissarisch von Frau Uteß verwaltet. Durch eine öffentliche Ausschreibung wurde Frau Petra Taraschewski zur Bürgermeisterin gewählt. Von 1994 bis 2010 war Frau Helga Kentzler, jetzt Westland, Bürgermeisterin der Gemeinde. 2010 wurde Peter Beyer in das Amt des Bürgermeisters gewählt.<br />
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Seit 1991 teilt Mönchhagen sich mit den Orten Gelbensande, Blankenhagen, Bentwisch und Rövershagen eine Amtsverwaltung. Die fünf Dörfer gehören damit zum Amt Rostocker Heide. Der Sitz der Amtsverwaltung ist Gelbensande.<br />
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In den letzten Jahren wurde der Ort für sein Bewohner durch eine Reihe von Maßnahmen attraktiver. In den Jahren von 1993 bis 1995 wurden der kommunale 21-WE-Block an der B105 und das Mehrfamilienhaus im Unterdorf 42 saniert. 1994 bis 1995 erhielt Mönchhagen eine zentrale Abwasserleitung. 1996 baute die zu dem Zeitpunkt seit 71 Jahren bestehende Freiwillige Feuerwehr mit einem hohen Eigenleistungsanteil ein modernes Feuerwehrgebäude mit Sitzungssaal, den die Gemeinde auch für Veranstaltungen nutzt; 1999 wurde ein neues Löschfahrzeug gekauft. <br />
[[Datei:Moenchhagen_jugendclub_2011.JPG|thumb|400px|Der Jugendclub existierte bis ca. 2012 im alten Feuerwehrgebäude. Danach nutzte ihn wenige Jahre der Verein Begegnungsstätte Mönchhagen e. V. Heute (2017) dient er als Lagerraum der Gemeinde. ''Foto: privat'']]<br />
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Nach einigen gescheiterten Versuchen zur Betreuung der Jugendlichen wurde 1995 begonnen, im alten Feuerwehrgebäude (bis 2012 Jugendklub neben dem Kindergarten) einen festen Treffpunkt für Jugendliche zu schaffen. Nach mehreren ungeklärten Brandstiftungen erfolgte mithilfe von Sponsorentätigkeit durch Einwohner und unter großer Eigeninitiative der Jugendlichen ein völliger Umbau des Hauses zu einem modernen Klubgebäude. Bis zu 20 Jugendliche wurden dort betreut. Im Amtsblatt des Amtes Rostocker Heide vom Dezember 2006 ist der Veranstaltungsplan für Dezember abgedruckt: Der Spielraum für die Jüngeren war dienstags bis donnerstags von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, die Größeren hatten den Jugendclub dienstags bis donnerstags von 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr und freitags und samstags von 17:00 Uhr bis 00:00 Uhr für sich. Im Dezember 2006 gab es am 2.12. ein Adventskranzbasteln, am 6.12. kam der Nikolaus, am 12.12. wurde der Weihnachtsbaum aufgestellt und am 14.12. war eine Weihnachtsfeier. Die Jüngeren konnten am 17.12. Plätzchen backen. Im Winter wurde der Jugendclub mit einem Ofen geheizt, weshalb dann auch gelegentlich Brennholz sammeln auf dem Plan stand. <br />
<br />
Ab 2012 ließ das Interesse der Jugendlichen am Jugendclub nach, weshalb das Gebäude dann vom Förderverein Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e. V. genutzt wurde, bis 2014. Seitdem nutzt die Gemeinde ihn als Lagerraum.<br />
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[[Datei:Moenchhagen Feuerwehrgeraetehaus 2016.JPG|thumb|400px|Das Gebäude der Feuerwehr wurde im Jahre 1996 eingeweiht. Es enthält neben den Räumen der Feuerwehr auch einen Festsaal sowie das Bürgermeisterbüro. Der Gemeindesaal wurde 2013 Richtung Kindergarten erweitert, außerdem eine weitere Garage am Südgiebel angebaut. Das Foto zeigt den Zustand 2016. ''Foto: privat'']]<br />
2001 waren die umfangreichen Modernisierungsarbeiten im Gebäude und ein Erweiterungsbau der Kindertagesstätte im wesentlichen abgeschlossen. Um 2002 wurden hier etwa 90 Kinder betreut. Im selben Jahr wurde die Dorfstraße im Bereich Oberdorf-Heidekrug saniert; die Straßenbaumaßnahme wurde mit 80 % der Kosten gefördert. Die Bewohner des Oberdorfes erhielten 2001 eine Regenwasserableitung. <br />
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Die Einwohnerzahl der Gemeinde stieg von 668 (Stand 1982) auf (Stand 2002) 1030 Bürger an. Mönchhagen zählt 377 Haushalte mit 932 Einwohnern, Häschendorf umfasst 23 Haushalte mit 98 Einwohnern. In Mönchhagen entstanden seit 1989 173 neue Häuser, davon 122 allein in den neuen Wohngebieten. In Häschendorf wurden 9 neue Häuser gebaut. Gegenwärtig sind in der Gemeinde Mönchhagen 42 Firmen und Einzelunternehmen ansässig. Darunter befinden sich zum Beispiel 2 Gaststätten, 2 Tankstellen, 1 Tischlerei, 1 Abrissunternehmen, 1 Brunnenbauunternehmen, 1 Bäckerei, EDV-Unternehmen, 1 Installationsunternehmen, 1 Elektrofirma und viele weitere Dienstleistungsunternehmen.<br />
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Mönchhagen wurde am 25. 3. 1252 erstmalig als Dorf urkundlich erwähnt. Aus Anlass des 750-jährigen Jubiläums fand am 25. 3. 2002 im Sitzungssaal der Feuerwehr eine Festveranstaltung statt. Erfreulich war, dass unter den über 500 Gästen in großer Zahl auch die Bürger der neuen Wohngebiete vertreten waren. Wie der Zufall es wollte, wurden bei der 750-Jahr-Feier exakt auch 750 Liter Bier ausgeschenkt. <br />
Am 15. 9. 1302 wurde Häschendorf erstmalig urkundlich genannt. Am 31. 8. 2002 feierten die Einwohner des Dorfes das bevorstehende 700-jährige Bestehen in einem Festzelt vor dem alten Gutshaus. Für Häschendorf wurde eine eigene Chronik erstellt. Der letzte Häschendorfer Bürgermeister Herr Karl Lau und die Mönchhäger Bürgermeisterin Frau Kentzler enthüllten einen Gedenkstein. <br />
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Da Häschendorf seit 1960 zur Gemeinde Mönchhagen gehört, geht das Jahr 2002 als ein Jahr mit einem doppelten Jubiläum in die Geschichte der Gemeinde ein.<br />
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==Dorfleben==<br />
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Einmal jährlich finden im Sommer das Dorffest, im Oktober das Oktoberfeuer mit Laternenumzug des Kindergartens, Anfang Januar das Tannenbaumverbrennen und seit 1998 am Gründonnerstag das Osterfeuer statt. Für die Feuer mitsamt Bewirtung war bis 2020 die freiwillige Feuerwehr zuständig. 2020 gründete sich der Feuerwehrverein Mönchhagen e.V., um die Einnahmen auf eine solidere rechtssichere Basis zu stellen. Seitdem fungiert die Gemeinde / der Sozialausschuss als Ausrichter der Feste, die Feuerschale betreut weiterhin die Feuerwehr. Die Bewirtung teilen sich der Förderverein Freizeit- und Begegnungsstätte, der Elternrat der Kita und der Feuerwehrverein. Dadurch ist das Angebot vielfältiger geworden, was die Besucher zu schätzen wissen.<br />
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File:moenchhagen_dorffest_2017.jpg|Das alljährliche Dorffest in Mönchhagen im Jahr 2017, beim abendlichen Tanz ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_oktoberfeuer_2022.jpg|Das alljährliche Oktoberfeuer in Mönchhagen im Jahr 2022, das Feuer wird in einer großen Feuerschale entzündet. ''Foto: privat''<br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Ein typisches Dorffest in Mönchhagen'''<br />
(2016)<br />
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Am 25. Juni startete das Mönchhäger Dorffest nachmittags bei bestem Wetter. Gut versorgt mit Kaffee und Kuchen – für den in bewährter Weise der Seniorenkreis Mönchhagens sorgte – verfolgten die Gäste das abwechslungsreiche Programm. Die Völkshäger Tanz- und Trachtengruppe unterhielt mit mecklenburgischen und anderen Volkstänzen, wie dem Bändertanz und verschiedenen Versionen des „Kegels‟. Zwischendurch sorgte der Leierkastenmann Wolfgang mit „Dit und dat up platt‟ für Lacher und auch die Gaga-Kids waren wieder dabei mit Showtanz. Die Kinder kamen beim Ponyreiten und in der Hüpfburg auf ihre Kosten. Neu war in diesem Jahr der Eiswagen der Eiswerkstatt, bei der Hitze am Nachmittag genau das Richtige!<br />
<br />
Mit der Hitze war es dann gegen 18:00 Uhr vorbei, als ein heftiges Gewitter den Festplatz leerfegte. Die wenigen standhaften Festbesucher fanden Schutz in den Zelten und unter dem Vordach des Bierwagens, wo die freiwillige Feuerwehr auch dieses Jahr wieder ausschenkte. Nachdem in weniger als einer Stunde um die 11 mm Regen gefallen waren, beruhigte sich das Wetter wieder und das Fest konnte weitergehen. DJ Paul sorgte für die richtige Musik zum Tanzen und natürlich auch für beste Stimmung. Wer sich nach dem Tanz erholen wollte, fand dank der neuen Anordnung von Zelten und Bierwagen an der Feuerschale eine ruhige Ecke. Hier bereitete die Jugendfeuerwehr Knüppelbrot vor, das viel Anklang fand, da die Fleischerei Wiechmann wegen des Unwetters leider schon gegen 18:00 Uhr den Verkauf aufgeben musste, was die Abendbrot-Pläne einiger Besucher durcheinanderbrachte. Die freiwillige Feuerwehr sprang ein und stellte noch den Grill auf, sodass niemand Hunger leiden musste und es trotz des Gewitters ein bis zum Schluss gelungenes Fest wurde.<br />
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Typisch soll ja auch gerade der Regen auf den Mönchhäger Dorffesten sein ...<br />
|}<br />
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===Vereine in Mönchhagen===<br />
Am 12. Mai 2004 gründete sich der Förderverein Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e.V. Sein Ziel, Freizeit, Kultur und Begegnung der Bürger Mönchhagens zu fördern, setzt er z. B. mit Skatabenden, Länder- und Themenabenden, weihnachtlichen Bastelnachmittagen und dem Drachenfest um. Zudem wirkt er mit bei den Festen im Dorf.<br />
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[[Datei:moenchhagen_logo_des_feuerwehrvereins.jpg|thumb|Das Logo des Feuerwehrverein Mönchhagen e.V. ''© Skulldive Design Rostock, https://skulldive.de'']]<br />
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Am 4. August 2020 gründete sich der Feuerwehrverein Mönchhagen e.V. Ziel der Vereinstätigkeit ist, der Feuerwehr eine stärkere Konzentration auf ihr „Kerngeschäft“ zu ermöglichen: löschen, retten, bergen, schützen. Die zusätzlichen Arbeiten im gesellschaftlichen Bereich (Feste, Schrottsammlungen usw.) sollen personell und finanziell durch den Verein unterstützt werden, um die Kamerad*innen hier zu entlasten – und damit nicht nur den Brandschutz in Mönchhagen zu stärken, sondern auch das gesellschaftliche Leben. Das bedeutet, die Verpflegungsangebote bei den Festen, die bis dahin von der Feuerwehr übernommen worden waren, betreut nun der Feuerwehrverein. Daneben wirbt er Spendengelder ein, mit denen feuerwehrinterne Veranstaltungen unterstützt werden, Ausgaben getätigt werden, die nicht direkt zur Ausstattung gehören, wie T-shirts, aber durchaus auch Zuschüsse gewährt werden können zu feuerwehrtechnischer Ausstattung. Zu nennen wären hier z. B. ein kleiner Zuschuss zu den neuen Rolltoren, die 2022 in die Fahrzeughalle eingebaut wurden.<br />
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===Dorffunk===<br />
Seit dem Frühjahr 2023 können die Einwohner Mönchhagens über die App &bdquo;Dorffunk&lfquo; digital Nachrichten austauschen. Die App wurde vom Fraunhofer IESE entwickelt, die Lizenzgebühren für Orte in MV übernimmt das Land Mecklenburg-Vorpommern. In der App können Events angekündigt werden oder Nachrichten ausgetauscht werden.<br />
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==Der Kindergarten==<br />
[[Datei:moenchhagen_kita_2023.jpg|thumb|400px|Die Kita &bdquo;Ostseekrümel&ldquo; in Mönchhagen 2023; ''Foto: privat'']]<br />
Im Gebäude der früheren Schule wurde nach der Wende ein Kindergarten eingerichtet. 1992 musste die Gemeinde die Trägerschaft des Kindergartens abgeben, weil die Gemeindekasse die weitere Führung nicht mehr erlaubte. Daraufhin gründete sich ein Elternverein, der die Leitung übernahm und das Gebäude die ersten Jahre mietfrei nutzen durfte. 1997 wurden das Dach repariert, neue Fenster eingesetzt und eine neue Heizung installiert. Viel wurde von den Eltern in Eigenleistung erledigt. Von 35 Kindern stieg die Anzahl betreuter Kinder bis 1998 auf 86.<br />
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==Der Mönch==<br />
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An der Ecke Unterdorf-Ibenweg steht neben dem Feuerlöschteich eine Mönchstatue, geschaffen vom Holzbildhauer Harald Wroost aus einer Eiche aus der Rostocker Heide. Die Statue, die an die Gründung des Dorfes durch Zisterziensermönche erinnert, wurde am 15. Juni 2013 zum alljährlich stattfindenden Dorffest feierlich durch die Kinder der Jugendfeuerwehr enthüllt. Stifter der Statue war der Verein &bdquo;Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen e.V&ldquo;. Neben der Statue gibt es inzwischen auch eine überdachte Rastmöglichkeit. Auch die Statue ist inzwischen durch ein Dach vor dem Regen geschützt.<br />
<br />
Eine weitere Attraktion ist die Bücherzelle neben der Mönchstatue. Hier können Bücher entnommen werden, wenn ein anderes an dessen Stelle hinterlassen wird.<br />
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File:Moenchhagen Moench-Skulptur.JPG|Der Verein „Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen“ ließ durch Holzbildhauer Harald Wroost die lebensgroße Statue eines Mönches erstellen zum Andenken an die Gründung des Ortes durch Mönche. ''privates Foto''<br />
Datei:Moenchhagen Enthuellung der Moenchstatue 2013.jpg|Kinder der Jugendfeuerwehr enthüllen die Mönchstatue. ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_moenchskulptur_mit_sitzplatz_2023.jpg|Der Mönch bekam später ein Dach, das ihn gegen Regen schützte. Ein Sitzplatz lädt (Rad-)Wanderer zur Rast ein. Eine Infotafel klärt über die Geschichte des Dorfes auf. ''Foto: privat, 2023''<br />
Datei:moenchhagen_buecherzelle_2023.jpg|Der Verein „Freizeit und Begegnungsstätte Mönchhagen“ installierte in der Nähe der Mönchskulptur eine Bücherzelle. In der als Mini-Bibliothek funktionierenden ausrangierten Telefonzelle können Bücher gegen mitgebrachte ausgetauscht werden. ''Foto: privat, 2023''<br />
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==Baumaßnahmen ab 2010==<br />
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===Straßenerneuerungen===<br />
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Datei:Moenchhagen Oberdorf bis 2011.JPG|Die Straße im Oberdorf vor der Erneuerung; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Oberdorf ab 2011.JPG|Die Straße im Oberdorf nach der Erneuerung; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Strassenerneuerung Unterdorf 2014.JPG|Die Straßenerneuerung ab dem Gerätehaus Richtung Stiller Frieden ''Foto: privat''<br />
Datei:Plattenweg_im_Havelland_2015.jpg|Ein solcher Plattenweg wie dieser im Westhavelland war auch der Stille Frieden bis 2013. ''Foto: privat''<br />
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Anfang des 21. Jh. wurden in Mönchhagen etliche Straßen in Ordnung gebracht. Die Straße im Oberdorf wurde 2011 renoviert. In den Jahren bis 2014 wurde die Dorfstraße von der Kreuzung an der B105 bis zum Stillen Frieden in drei Abschnitten erneuert. Die Straße Stiller Frieden, die bis dahin noch als Plattenweg mit zwei Fahrspuren ausgeführt war, erhielt 2013 eine neue Decke.<br />
<br />
2012 wurde auch das Hydrantennetz vervollständigt, vor allem im Neubaugebiet Ibenhorst und am westlichen Ende der Dorfstraße.<br />
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===Erweiterungen am Feuerwehr- und Gemeindehaus===<br />
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Im Winter 2013/2014 wurde am Südgiebel des Feuerwehrgerätehauses ein Anbau errichtet, um zusätzlichen Stellplatz für Fahrzeuge sowie Werkstatt und Räumlichkeiten für den Gemeindearbeiter zu erhalten. In den neuen Garagen entstand Platz für das Traditionsfahrzeug Barkas B 1000 der freiwilligen Feuerwehr sowie die Gemeindefahrzeuge. In dem Zusammenhang wurde auch der Gemeindesaal in Richtung Westen erweitert (also zum Kindergarten hin).<br />
<br />
2016 wurde mit Arbeiten an einem Anbau an der Feuerwehrfahrzeughalle begonnen, die den Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr komfortablere Umkleidemöglichkeiten bieten wird. Zudem erhielt der Kindergarten eine Unterstellmöglichkeit für Kinderwagen. <br />
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2022 erhielt die Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr neue Rolltore.<br />
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Datei:Moenchhagen_anbau_geraetehaus_2014.JPG|Die Garagen im 2014 errichteten Anbau am Gerätehaus. ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen_feuerwehrgeraetehaus_2023.jpg|2022 wurden neue Rolltore in die Fahrzeughalle der Feuerwehr eingebaut.''privates Foto''<br />
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===Neubaugebiet Hollerbuschweg und Schlehenweg===<br />
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Bis 2012 entstanden längs des Ibenwegs (auf seiner östlichen Seite) einige weitere Einfamilienhäuser. In den Jahren 2015 und 2016 entstand ein weiteres kleineres Neubaugebiet in Mönchhagen, in der Ecke zwischen Dorfstraße und Ibenweg wurden der Hollerbuschweg und der Schlehenweg angelegt. Bei der Mönchstatue entstand in dem Zusammenhang ein neuer Löschteich, um für die neuen Häuser Löschwasser zur Verfügung zu haben.<br />
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Datei:Moenchhagen Neubaugebiet 2016.JPG|2015/16 entstand mit dem Hollerbuschweg und dem Schlehenweg ein weiteres Neubaugebiet in Mönchhagen. ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Luftbild 2021.jpg|Mönchhagen aus der Luft; Aufnahme von 2021, in der Bildmitte sind das ältere und auch das neue Wohngebiet von 2016 zu sehen. ''privates Foto''<br />
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===Mehrgenerationenspielplatz===<br />
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Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_in_bau_2017.JPG|Der Mehrgenerationenspielplatz entsteht; ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_2017.JPG|Der Mehrgenerationenspielplatz ist 2017 fertig gestellt; ''Foto: privat''<br />
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Datei:moenchhagen_mehrgenerationenspielplatz_2021.jpeg|Der Mehrgenerationenspielplatz aus der Luft betrachtet, 2021; ''Foto: privat''<br />
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Der so genannte Kegel, die Brachfläche nördlich des Sportplatzes wurde jahrelang nur als Lagerfläche für Grünschnitt genutzt. 2017 ist hier ein Mehr-Generationen-Spielplatz entstanden &ndash; aus dem Artikel zur Eröffnung im April 2017:<br />
<br />
Mancher alteingesessene Einwohner erinnert sich noch daran, dass früher Ziegen und Schafe auf dem Kegel weideten. Im letzten Jahr ist hier, nördlich des Fest- und Sportplatzes, ein Mehrgenerationen-Spielplatz entstanden, ein Kiesweg führt in Bögen von der schwingenden Plattform zu den Balancierbalken und Klettergerüsten und lädt zu sportlicher Aktivität ein – wobei hier für kleine und große Nutzer durchaus auch der Spaß im Vordergrund stehen soll. Damit die Fitness auch im Winter nicht zu kurz kommt, ist der Platz bis 21 Uhr beleuchtet. <br />
<br />
Am Gründonnerstag war es nun so weit, der Platz wurde offiziell eröffnet. Zur Vorbereitung versteckten einige Mitglieder der Jugendfeuerwehr Ostereier. Nach der Eröffnungsrede, in der Mönchhagens Bürgermeister Karl-Friedrich Peters auf die Entstehungsgeschichte des Mehrgenerationenplatzes einging und sich bei allen Beteiligten bedankte, durchschnitten er und die Sozialausschussvorsitzende Sabrina Markart das Band und gaben den Platz offiziell zur Nutzung frei. Die anwesenden Einwohner ließen sich das nicht zweimal sagen – vor allem die Kinder stürzten los, jeder wollte als erster ein Ei finden!<br />
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===Gewerbegebiet &bdquo;Mönchpark&ldquo;===<br />
2022 begann die Erschließung des Gewerbeparks &bdquo;Mönchpark&ldquo; zwischen dem Neubaugebiet Ibenhorst und der B105, gegenüber der Shell-Tankstelle. Hier eröffnete im Dezember 2023 ein Supermarkt, zudem entstand ein Stellplatz für Caravans. Weiteres stilles Gewerbe ist geplant. Auch weitere Grünstreifen sind vorgesehen und wurden Anfang 2023 bepflanzt. Der Gewerbepark ist von der B105 aus mit dem Auto zugänglich, zu diesem Zweck wurde eine weitere Ampelanlage installiert. Für die Einwohner des Neubaugebietes gibt es einen Fuß- und Radweg, der auf kurzem Wege zum Supermarkt führt, aber für Autos gesperrt ist, um zu verhindern, dass bei Stau auf der B105 das Wohngebiet als Ausweichstrecke genutzt wird.<br />
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Datei:Moenchhagen gewerbepark mai 2023.jpg|Der entstehende Gewerbepark; im Frühling 2023 war die Erschließung abgeschlossen, mit dem Bau des Supermarkts wurde begonnen. ''Foto: privat''<br />
Datei:moenchhagen gewerbepark mit supermarkt 2024.jpg|Blick über den Gewerbepark, links der im Dezember 2023 eröffnete Supermarkt, 2024. ''Foto: privat''<br />
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==Ereignisse==<br />
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===Regenhochwasser Sommer 2011===<br />
<br />
Allein die FFw Mönchhagen hatte während der sintflutartigen Regenfälle, die mit „schöner“ Regelmäßigkeit an vier Wochenenden im Sommer 2011 hereinbrachen, 7 Einsätze – alarmiert wurde sie 10-mal, aber 3 Einsätze konnte sie nicht durchführen, weil der vorhergehende noch lief. Der längste Einsatz dauerte 45 Stunden. Bei den Wehren der Nachbargemeinden war es teilweise noch schlimmer. Einige Male mussten Wehren aus dem Amt Carbäk zu Hilfe kommen, weil im Amt Rostocker Heide bereits alle Wehren im Einsatz waren. Am Abend des 12. 8. waren im ganzen Landkreis keine freien Einsatzkräfte mehr zu bekommen. <br />
<br />
Auch in Mönchhagen waren vor allem im Oberdorf einige Einwohner mehrfach von Überflutungen in Kellern und Wohnräumen betroffen.<br />
<br />
Einige Zahlen zum Wettergeschehen: Der höchste in Warnemünde jemals gemessene Monatsniederschlag stammte vom August 1946 und betrug 188 mm. Der Wert für Juli 2011 betrug dagegen 343,9 mm. Eine statistische Analyse ergibt, dass ein Tagesniederschlag in dieser Größenordnung nur einmal in 1000 Jahren zu erwarten ist. <br />
Zum Glück ist das Ganze nicht im Winter passiert. Das Volumen von Schnee ist zehnmal größer als das von Wasser. Wäre der Regen als Schnee gefallen, hätte er 5,5 m hoch gelegen …<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106414
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T15:02:19Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
<br />
{|<br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Akteninspektion''</span><br />
| <span style="color:#006600">''4 Mark''</span><br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;''</span><br />
| <span style="color:#006600">''17 Mark 50 Pf''</span><br />
|-<br />
|<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung''</span><br />
|<span style="color:#006600">''50 Pf''</span><br />
|-<br />
| <br />
|<span style="color:#006600">''23 Mark 80 Pf''</span><br />
|}<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106413
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T15:01:46Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
<br />
{|<br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Akteninspektion''</span><br />
| <span style="color:#006600">''4 Mark''</span><br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf&nbsp;&nbsp;''</span><br />
| <span style="color:#006600">''17 Mark 50 Pf''</span><br />
|-<br />
|<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung''</span><br />
|<span style="color:#006600">''50 Pf''</span><br />
|-<br />
| <br />
|<span style="color:#006600">''23 Mark 80 Pf''</span><br />
|}<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106412
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T15:00:03Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
<br />
{|<br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Akteninspektion''</span><br />
| <span style="color:#006600">''4 Mark''</span><br />
|-<br />
| <span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf''</span><br />
| <span style="color:#006600">''17 Mark 50 Pf''</span><br />
|-<br />
|<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung''</span><br />
|<span style="color:#006600">''50 Pf''</span><br />
|-<br />
| <br />
|<span style="color:#006600">''23 Mark 80 Pf''</span><br />
|}<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106411
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:51:02Z
<p>Moenchhagen: /* Das Feuerungs-Deputat */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
:<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Akteninspektion 4 Mark''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf 17 Mark 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">'' 23 Mark 80 Pf''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106410
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:50:39Z
<p>Moenchhagen: /* Das Feuerungs-Deputat */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
&nbsp;<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
&nbsp;<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
:<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Akteninspektion 4 Mark''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf 17 Mark 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">'' 23 Mark 80 Pf''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106409
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:46:15Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
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===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
:<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Akteninspektion 4 Mark''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf 17 Mark 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">'' 23 Mark 80 Pf''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
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1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
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1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
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Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106408
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:45:23Z
<p>Moenchhagen: </p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
:<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Akteninspektion 4 Mark''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 Mark 50 Pf 17 Mark 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">'' 23 Mark 80 Pf''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dreiundzwanzig Mark achtzig Pfennige erhalten zu haben bescheinigt Dr. H. Lesenberg.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, den 15ten Februar 1902''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106407
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:42:42Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass <span style="color:#006600">''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden''</span> soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die <span style="color:#006600">''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''</span>. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, <span style="color:#006600">''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''</span><br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein <span style="color:#006600">''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft''</span> zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, <span style="color:#006600">''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.''</span> <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, <span style="color:#006600">''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.''</span> <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist.''</span><br />
<br />
Die Rechnung dazu führt auch die einzelnen Posten auf:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Gerichtsärztliche Rechnung''</span><br />
:<span style="color:#006600">''auf Veranlassung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel hieselbst betr. den Schulbau in Mönkhagen''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Akteninspektion 4M''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Erachten 5 Bogen à 3 M 50 Pf 17 M 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Ausfertigung dieser Rechnung 50 Pf''</span><br />
:<span style="color:#006600">'' 23 M 80 Pf''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, 19. März 1901''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dr. H. Lesenberg''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Dreiundzwanzig Mark achtzig Pfennige erhalten zu haben bescheinigt Dr. H. Lesenberg.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Rostock, den 15ten Februar 1902''</span><br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106406
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:36:36Z
<p>Moenchhagen: /* 1874 bis 1897: Weitere Reparaturen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass <span style="color:#006600">''der Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern''</span> [also zum Schuljahresende] <span style="color:#006600">''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht''</span> ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
<br />
:Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist. <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106405
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T14:34:49Z
<p>Moenchhagen: /* 1903: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
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Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
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Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
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Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
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===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
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1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
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Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
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1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
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Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
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===1903: Der Anbau ===<br />
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Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
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Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
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Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' <br />
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Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
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Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. Das Amt Toitenwinkel berichtete am 4. Februar 1902 dem Großherzoglichen Finanzministerium, Abt. für Domainen und Forsten in Schwerin:<br />
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:Ueber den Plan vom Schulhausbau in Mönchhagen haben wir, wie solches vorgeschrieben ein Erachten des zuständigen Kreisphysicus herbeigeführt, wodurch die anliegende Kostenrechnung im Betrage von 23 M 80 Pf erwachsen ist. <br />
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Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
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*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
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Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
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1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
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== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
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In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
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Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
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Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
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Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
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== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
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Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
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Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
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Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
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Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
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Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
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Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
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1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
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Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
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==Die Reinigung der Schulstube==<br />
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Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
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Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
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1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
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Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
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1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
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==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
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Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
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Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
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Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
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1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
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==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
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Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
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Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
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Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
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In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
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Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
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Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
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Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
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==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
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==Die Industrieschule==<br />
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Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
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Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
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Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
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==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
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Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
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Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T12:06:49Z
<p>Moenchhagen: /* 1900: Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1903: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' <br />
<br />
Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Auch damals mussten schon Vorschriften hinsichtlich der sanitären Verhältnisse beachtet werden. <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
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== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
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In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
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Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
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== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
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Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
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Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
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Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
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Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
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Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
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==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
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Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
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1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
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==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
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Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106403
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T11:20:30Z
<p>Moenchhagen: /* Das Feuerungs-Deputat */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.''</span><br />
:<span style="color:#006600">''Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106402
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T11:20:10Z
<p>Moenchhagen: /* Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
Am 6. November 1926 schreibt das Mecklenbg.-Schwerinsche Forstamt Billenhagen an das Mecklbg.-Schwerinsche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Der zweite Lehrer in Mönchhagen bekommt jährlich 2000 Soden Torf unentgeltlich aus der Forst Billenhagen. Wegen der geringen Anforderungen und der damit nicht mit im Verhältnis stehenden Kosten ist in diesem Jahr kein Torf angefertigt. Das Forstamt bittet um ministerielle Genehmigung für 2000 Soden Torf an den zweiten Lehrer in Mönchhagen 8 Zentner Briketts unentgeltlich zu liefern.<br />
Der Empfänger ist mit der Umwandlung einverstanden.''</span><br />
<br />
Der Minister war auch einverstanden.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten, (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
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Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106401
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T11:15:15Z
<p>Moenchhagen: /* Die Schulländereien im 19. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. <br />
<br />
Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
1925 wurden überschießende Schulländereien vermessen und abgetrennt. Der Akte (5.12-4/2-12049, Landeshauptarchiv Schwerin) liegt leider kein Lageplan bei. Nur die Rechnung des Vermessers über 102 Reichsmark ist erhalten.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106400
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-16T11:07:01Z
<p>Moenchhagen: /* Überstunden-Vergütung 1900 */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Vergütung war für die durch den Unterricht in beiden Klassen der Schule zu Mönkhagen entstehenden Mehrstunden gedacht und wurde noch bis 1909 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. <br />
Allerdings ist in späteren Jahren nicht mehr von Überstunden oder vermehrtem Unterricht die Rede, sondern von Halbtagsunterricht. <br />
<br />
Im Winterhalbjahr 1909/1910 war Lehrer Burmeister erkrankt. Das Großherzogliche Finanzministerium, Abt. Domainen und Forsten, schreibt an das Justiz-Ministerium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, <span style="color:#006600">''daß das unterzeichnete Ministerium mit der Bewilligung einer Vergütung von Einer Mark je Überstunde an den Lehrer Zörn in Mönchhagen für die Erteilung von Halbtagsunterricht während der Dauer der Erkrankung des Lehrers Burmeister daselbst einverstanden ist. Wegen Zahlung der Hälfte dieser Vergütung aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse ist das Amt Toitenwinkel zu Rostock diesseits angewiesen.''</span><br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
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Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106396
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-15T15:52:37Z
<p>Moenchhagen: </p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Die Schullehrer 1783&ndash;1939==<br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783 &ndash; seit mindestens dieser Zeit gab es also eine Schule in Mönchhagen. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
==Die zweite Schulklasse==<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''um gefälliges Einverständnis, daß die Einrichtung einer zweiten Klasse und Schulstelle an der Schule in Mönchhagen demnächst ins Auge gefaßt''</span> würde, denn die Schülerzahl hatte stark zugenommen. Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war.<br />
<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
===Überstunden-Vergütung 1900===<br />
<br />
Am 8. Juni 1900 schrieb das Großherzogliche Justiz-Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten an das Finanz-Ministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten mit der Bitte <span style="color:#006600">''dem jetzigen Lehrer Burmeister die übliche Vergütung für die während des laufenden Sommerhalbjahres zu ertheilenden Ueberstunden im Betrage von 200 M je zur Hälfte aus der Amts- und der Amtsschulkasse''</span> zu bewilligen. Die Überstunden hatten vermutlich mit der stark gestiegenen Schülerzahl zu tun. Erst 1903 wurde ein Hilfslehrer eingestellt.<br />
<br />
Die beantragte Überstunden-Vergütung wurde bewilligt und das Großherzogliche Amt Toitenwinkel am 13. Juni 1900 zur Zahlung angewiesen:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach stattgehabtem Benehmen mit dem Großherzoglichen Ministerium, Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten, wird das Amt angewiesen, die dem Lehrer Burmeister zu Mönkhagen für vermehrten Unterricht an der dortigen Schule während des laufenden Sommerhalbjahres mit 200 Mark zugebilligte Vergütung zur Hälfte mit 100 M (Hundert Mark) aus der Amtskasse zur Amtsschulkasse zu zahlen und zu Kap. VII der bezüglichen Amtsgeldregister hiemittelst in Ausgabe zu berechnen.''</span><br />
<br />
Diese Überstunden-Vergütung wurde noch bis 1903 gezahlt (bis zur Einstellung des 2. Lehrers), im Sommerhalbjahr 200 Mark, im Winterhalbjahr 150 Mark, immer je zur Hälfte aus der Amtskasse und aus der Amtsschulkasse. Im diesbezüglichen Schreiben vom 15. März 1901 wird explizit erwähnt, dass es bei den Überstunden um die Ertheilung des 2-klassigen Unterrichts geht.<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106395
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-15T15:22:05Z
<p>Moenchhagen: /* Das Feuerungs-Deputat */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
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<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande (Der Wald dort gehörte dem Großherzog):<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''</span><br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
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Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
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<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
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Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
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===1869: Schwammsanierung===<br />
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Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
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<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
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Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
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Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
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<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
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===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
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1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
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Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
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1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
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Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
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===1900: Der Anbau ===<br />
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Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
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*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
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== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
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In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
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Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
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Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
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Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
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Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
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1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
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Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
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1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
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==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
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Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
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==Die Schullehrer==<br />
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Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
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[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
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[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
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Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
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Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
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# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106394
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-15T15:21:11Z
<p>Moenchhagen: /* Finanzierung der Schule 1873 */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Das Lehrergehalt im 19. Jahrhundert==<br />
===Allgemeines zum Lehrergehalt aus dem Jahr 1873===<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
===Das Feuerungs-Deputat===<br />
Beim Feuerungs-Deputat handelt es sich um das dem Lehrer zustehenden Feuerholz. Am 9. September 1869 schrieb das Meckl.-Schwerinsche Finanzministerium, Abtheilung für Domainen und Forsten an den Forstmeister Schultz zu Gelbensande:<br />
<br />
''Für jede der nachbenannten Schulen des Amts Toitenwinkel, nämlich zu Mönckhagen, sind von Joh. 1869 an jährlich, anstatt des bisherigen Feuerungs-Deputats, nach Maßgabe der Verord. vo. 1. Juni d.J. 4 Faden 3.7.8 füßig Buchen-Kluftholz und 4/m Soden-Torf, gegen Hau- und Bereitelohn, zu verabreichen.''<br />
<br />
Der Faden war ein Maß für Brennholz. Der mecklenburgische Faden beruhte auf dem Hamburger Fuß und betrug 7 bis 8 Fuß in Breite und Länge bei Scheitlängen zwischen 2 und 6 Fuß, was ein Volumen zwischen 100 und 350 Kubikfuß ergab bzw. zwischen 2,3 und 8,1 Kubikmeter.<br />
''3.7.8 füßig'' meinte vermutlich etwas wie: 3 Fuß lang, 7 Fuß hoch, 8 Fuß breit.<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schullehrer==<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106393
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-15T15:03:50Z
<p>Moenchhagen: /* Der Anbau */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
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<br />
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<br />
==Finanzierung der Schule 1873==<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
===1900: Der Anbau ===<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schullehrer==<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106392
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T15:02:16Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an [[Mönchhagen|Mönchhagen]]===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Deutsches_Reich_bis_1945&diff=106391
Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945
2024-02-15T15:01:17Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung von der Finkenberger Feldmark an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1918 bis 1945]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1945.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
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<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Gemeindeleben bis zum 2. Weltkrieg==<br />
<gallery mode="packed" widths="200px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Dreschen 1935.jpg|Feldarbeit 1935 mit einem Dreschkasten; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Ernte 1935.jpg|Einfahren der Ernte 1935; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
Mönchhagen hatte vom 19. Jahrhundert bis gegen Ende des II. Weltkrieges durchschnittlich etwas mehr als 300 Einwohner. Aus den Gemeindeaufzeichnungen geht hervor, dass von 1873 bis 1935 insgesamt 150 Anträge auf Armutsunterstützung (Geld, Lebensmittel, Pachterlass, kostenloses Brennholz, billiger Wohnraum, Beerdigungskosten usw.) gestellt wurden. Von diesen 150 Anträgen mussten 103 anerkannt werden. Ab 1935 liegen keine Anträge mehr vor, anscheinend durfte es offiziell keine Armen mehr geben.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 ca 1930.jpeg|Der Erbpachthof Nr. XIII in den 1920er/1930er Jahren; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 1920er Jahre.jpeg|Auf dem Hof des Erbpachthofes Nr. 13, ca. Ende der 1920er Jahre<br />
Datei:Moenchhagen Erntedankumzug 1933.jpeg|Umzug zum Erntedankfest im Oktober 1933; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
Im Oberdorf direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker. Sie existierte noch zu DDR-Zeiten.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Baeckerei Haecker 1928.jpeg|Im Oberdorf, direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker, die noch zu DDR-Zeiten existierte. Vor der Bäckerei der Bäcker, links neben ihm zwei Gesellen, rechts neben ihm seine Frau. Die Aufnahme entstand um 1928. ''Quelle: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Baecker Haecker Werbung 1928.jpeg|Werbung des Mönchhäger Bäckers Paul Häcker um 1928; ''Quelle: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen Baecker Paul Haecker mit Baeckerauto um 1925.JPG|Bäcker Paul Häcker vor seinem Auto; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
An der Chaussee, der heutigen B105, lag der Kolonialwarenladen Kentzler. <br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="250"><br />
Datei:Moenchhagen Kolonialwarenladen Kentzler um 1930.JPG|Kolonialwarenladen Kentzler<br />
</gallery><br />
<br />
Am Stillen Frieden gab es eine Schmiede, eine Stellmacherei und einen Tischler.<br />
<br />
Die Bürgermeisterei befand sich während des 2. Weltkrieges in der Schmiede, deren Gebäude heute noch gegenüber dem Feuerwehrgebäude steht. Deshalb gab es hier auch bereits einen Telefonanschluss.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Telefonnummern in Mönchhagen 1928'''<br />
nach dem Niekammer'schen Gütersdreßbuch (Universitätsbibliothek Rostock):<br />
<br />
*Hof Nr. 1 (Hermann Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 2 (Wilhelm Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 3 und 16 (Peter Saß) 26<br />
*Hof Nr. 7 (Albert Krüger) –<br />
*Hof Nr. 5 und 9 (August Haller) 30<br />
*Hof Nr. 8 (Ernst Heydtmann) 40<br />
*Hof Nr. 13 (Ernst Prüter) 24<br />
*Hof. Nr. 6, 10 und 15 (Heinrich Schulze) 1<br />
*Hof Nr. 11 (Leopold Begemeier) –<br />
*Hof Nr. 12 (Heidekrug) 14<br />
<br />
Mönchhagen verfügte über Post- und Telegrafenamt.<br />
|}<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==1918 bis 1930==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung von der Finkenberger Feldmark an Mönchhagen===<br />
<br />
Der Ort bzw. das Gut [[Finkenberg|Finkenberg]] existierte damals bereits nicht mehr. Seit 1764 gehörte es zu Klein Kussewitz, das Gutshaus verschwand noch Ende des 18. Jahrhunderts, der letzte Katen bestand bis 1863. <br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
<br />
'''1927:'''<br />
<br />
* 1 Poststation (Postagent: Johann Roggendorf)<br />
* 15 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 private Dampfmolkerei<br />
* 9 Büdner, darunter:<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Industrieschule<br />
* Haltestelle (Bahnhofsmeister: Max Rautenberg)<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
'''1930:'''<br />
<br />
* 1 Poststation<br />
* 14 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle (außer Betrieb)<br />
* 10 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Tierarzt<br />
* 1 Dampfsägerei<br />
* Bahnhof<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
==Mönchhagen während des Nationalsozialismus==<br />
<br />
In Mönchhagen existierte eine SPD-Ortsgruppe; eine KPD-Gruppe gab es nicht. 1932 wollten die NSDAP-Mitglieder die Arbeitergaststätte Piehl für ihre Propagandatätigkeit nutzen, wurden von Piehl aber hinausgeworfen. Daraufhin versuchten sie, in der Schule unterzukommen. Das wurde ihnen aber vom Gemeindevorsteher Geisler (SPD) untersagt, woraufhin der Ortsgruppenleiter der NSDAP am 19. 11. 1932 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben an die Gemeindevertretung sandte, um deren Zustimmung zu fordern. Die Gemeinde lehnte jedoch mit 6 gegen 2 Stimmen ab. Sie begründete dies mit der Bestimmung über die Benutzung von Schulräumen (nach dem Amtsblatt Nr. 61 vom 28. 10. 1932) und verwies darauf, dass in Mönchhagen schließlich zwei Gaststätten mit Saal existieren würden, an die man sich wenden könne. Die letzte Begründung muss für die NSDAP wie ein Hohn geklungen haben, da ja allgemein bekannt war, dass Piehl sie bereits hinausgeworfen hatte. Später wollte man Piehl dafür bestrafen – man konnte ihm die Gaststätte jedoch nicht wegnehmen, weil sie ihm im juristischen Sinn gar nicht gehörte. Das hatte außer Piehl und dem wahren Eigentümer (angeblich seine Schwiegermutter) bis dahin niemand gewusst.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Marxistische Pest in Mönchhagen'''<br />
<br />
Am 2. Dezember 1932 hatte es die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 2 Anfragen zur Nutzung des Schulhauses zu tun.<br />
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Unter Punkt 1 der Tagesordnung lag ein Antrag der evangelischen Frauenhilfe vor <span style="color:#006600">''auf Bereitstellung der Schulstube gegen Bezahlung des verbrauchten Lichtes einschl. Reinigen der Stube nach Beendigung einer jeden Versammlung“. Dies wurde „einstimmig genehmigt, weil es um Kirchliche Sache und als gemeinnützig anzusehen ist''</span>.<br />
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Unter Punkt 2 lag ein empörter Beschwerdebrief vom 19. November des Ortsgruppenleiters der NSDAP vor. Der Gemeindevorsteher Geißler (SPD) hatte der Ortsgruppe verboten, im Schulgebäude eine Versammlung abzuhalten.<br />
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<span style="color:#006600">''Ich [d. h. der Ortsgruppenleiter] mache die Frage auf: Wie denkt sich die Gemeindevertretung Mönchhagen der Marxistischen Pest endlich ein Ende zu bereiten?! Es bleibt unverständlich daß gerade in Mönchhagen der Nat. soz. Bewegung Einhalt geboten wird, daß man ihr nicht Gelegenheit zur weiteren Entfaltung geben will. Ab sofort sage ich dieser Manier, dem Bolschewismus in Mönchhagen Vorschub leisten zu wollen, den schärfsten Kampf an. Überall, selbst im Schulgebäude, sollte man den irregeführten Arbeiter, belehren lassen.''</span><br />
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Die Gemeindeversammlung vertrat da mehrheitlich eine andere Meinung, der Antrag wurde mit 6 zu 2 Stimmen abgelehnt, <span style="color:#006600">''da die Schule zur Abhaltung politischer Versammlung nicht geeignet ist und weil hierorts keine Veranlassung vorliegt, diese in der Schule abzuhalten, da im Orte zwei Gastwirtschaften je mit Saal vorhanden sind, wo Versammlung dieser Art abgehalten werden können.''</span> <br />
Über diese Begründung war der Ortsgruppenleiter sicher nicht sehr erfreut, denn vom Wirt der Gaststätte ''Zur alten Eibe'' war er bereits abgewiesen worden – wovon die Gemeindeversammlung gewusst haben dürfte. Dennoch schob man im Gemeindeprotokoll noch hinterher: <span style="color:#006600">''Dem Ausdruck ‚dieser Manier dem Bolschewismus Vorschub zu leisten‘ müssen wir entscheiden zurückweisen. Es liegt uns weit fern, der Bewegung Einhalt zu tun.''</span><br />
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Am 5. Juni 1932 war die Wahl zum 7. Landtag des Freistaates Mecklenburg-Schwerin gewesen. Die NSDAP hatte knapp 50 % der Stimmen erreicht und ihre Anzahl Sitze im Landtag von 2 auf 30 erhöht. Die SPD war mit knapp 30 % der Stimmen und 18 Sitzen zweitstärkste Partei.<br />
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Interessant ist die Tatsache, dass sich die Anhänger der NSDAP und der SPD in Mönchhagen in der Endzeit der Weimarer Republik gegenseitig aus dem Wege gingen. Immer dann, wenn die eine Seite am Wochenende die Werbetrommel auf Veranstaltungen rührte, befanden sich die Anhänger der anderen Partei nicht im Dorf; im Sommer fuhren sie mit der Familie an den Strand von Markgrafenheide. Ältere Zeitzeugen erzählten, dass es damals eine heimliche Übereinkunft zwischen beiden politischen Gruppen gegeben haben soll. Schließlich wohnte man in einem Dorf und kannte sich seit Jahren. Die meisten NSDAP-Mitglieder waren Bauern oder gewerbliche Unternehmer, die SPD-Mitglieder kamen meist aus sozial schwächeren Schichten. Am 22. 7. 1933 wurde die SPD verboten, die NSDAP war damit nach der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien im Juni/ Juli 1933 die einzige zugelassene Partei. 1935 kam es zur letzten Wahl. Die gesamte ehemalige SPD-Ortsgruppe (8 Personen) stimmte gegen die Hitlerregierung. Insgesamt gab es 10 Gegenstimmen, die fehlenden 2 Stimmen müssen von Ehefrauen gewesen sein. Um Ärger mit ihrer vorgesetzten Behörde zu vermeiden, wurden alle 10 Gegenstimmen von der NSDAP-Gruppe in Ja-Stimmen umgefälscht. Die SPD-Gruppe klebte bis 1935 auch nachts in Mönchhagen heimlich Plakate gegen die Hitlerregierung. Ab 1935 befand sich die Gemeindevertretung vollständig in den Händen der NSPAD.<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schmied paul hagen in Feuerwehruniform 1929.jpg|thumb|Der Schmied Paul Hagen (hier in Feuerwehruniform) war Spritzenmeister der FFw Mönchhagen und ab 1937 Bürgermeister in Mönchhagen. ''Foto: unbekannt'']]<br />
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Bürgermeister war ab 1937 der Schmied Paul Hagen.<br />
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Die Aussage, dass die Einwohner Mönchhagens versuchten, auch bei verschiedenen politischen Ansichten miteinander auszukommen, findet man in den Feuerwehrprotokollen bestätigt. Nach 1933 änderte sich das Feuerwehrwesen, und damit auch das Feuerwehrleben. Zunächst versuchte man, die Politik aus der Feuerwehr herauszuhalten. Im Protokoll der Versammlung vom 17. 7. 1930 heißt es:<br />
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<span style="color:#006600">''Kamerad Kentzler machte den Vorschlag, Personen mit Politischen Abzeichen und Uniformen nicht reinzulassen. Selbiger Vorschlag wurde einstimmig angenommen.''</span><br />
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Es ging dabei um die Teilnahme an Vergnügen, wie man am nächsten Eintrag zu diesem Thema vom 3. September 1932 sieht. <br />
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<span style="color:#006600">''f. Ein Antrag, den Beschluß vom 17. Juli 1930 auf Tragen politischer Abzeichen beim Wehrvergnügen aufzuheben, wurde abgelehnt.''</span><br />
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Aufgehoben wurde der Beschluss dann aber doch, und zwar auf einer Vorstandssitzung am 10. 10. 1933. Im Versammlungsprotokoll vom 18. 10. 1933 heißt es dann:<br />
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<span style="color:#006600">''P2 Bekanntgabe über die Aufhebung des Beschlusses der Versammlung vom 17. 7. 30. Da es heute keine Parteien mehr gibt, hat es sich vernotwendigt, den Beschluß über Tragen politischer Abzeichen bei unseren Vergnügungen aufzuheben. ''</span><br />
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Am 17.7.1930 waren alle Parteien außer der NSDAP verboten worden.<br />
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Man erfährt aus den Protokollen der Feuerwehr Mönchhagen auch von einem Fall von politischen Streitigkeiten.<br />
Am 3. September 1932 heißt es:<br />
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<span style="color:#006600">''Dagegen wurde ein Antrag, den Kameraden B. wegen politischer Reiberei innerhalb der Wehr auszuschließen, mit 9 gegen 2 bei 2 ungültigen Stimmen angenommen. Es soll dem Kameraden B. jedoch Gelegenheit gegeben werden, die Sache auf der nächsten Versammlung klar zu stellen''</span><br />
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Auf der Vorstandssitzung am 7. Oktober 1932 wurde dann jedoch anders beschlossen:<br />
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<span style="color:#006600">''Sodann stand ein Antrag auf Ausschließung des Kameraden B. zur Beratung. Es wurde beschlossen, den Antrag abzulehnen, da der Vorstand keine Ursache hat, den Kameraden B. auszuschließen und durch den Ausschluß die Wehr leicht ins politische Fahrwasser abgedrängt werden könnte, was unbedingt vermieden werden müßte.''</span><br />
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Man war also um politische Neutralität bemüht &ndash; eine Haltung, die der Mecklenburgische Feuerwehrverband von seinen Mitgliedswehren forderte. (Die Feuerwehrverbände wurden 1936 aufgelöst.) Auf der Versammlung einen Tag später wird die Vorstandsentscheidung noch weiter begründet:<br />
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<span style="color:#006600">''Hierbei machte der Wehrleiter bekannt, daß der Beschluß der Versammlung vom 3. 9. 32 unter Verschiedenes/g auf Ausschließung des Kameraden B. in dieser Form nicht durchführbar sei, da es § 12 der Satzung widerspricht''</span> [Darin steht, dass der Vorstand über Aufnahme und Ausschluß von Mitgliedern beschließt – also nicht die Versammlung]. <span style="color:#006600">''Hiermit stelle Kamerad D. die Anfrage aus welchen Gründen sein Antrag nicht genehmigt sei. Der Wehrleiter entgegnete, daß die Wehrleitung nicht gewillt sei, einen Wehrmann, der bisher seinen Dienst immer versehen hat, wegen Politik aus der Wehr auszuschließen.''</span><br />
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Bislang waren die Vorstände der freiwilligen Feuerwehren von den aktiven Kameraden gewählt worden, wenn der Wehrleiter auch noch von der Gemeindevertretung bestätigt werden musste. Das änderte sich nun. In der Mecklenburger Feuerwehrzeitung von Okt. 1933 teilt der Verbands-Vorstand mit, dass die satzungsgemäßen Wahlen der Wehrvorstände nicht stattfinden sollen, da „über die Durchführung des Führerprinzips bei den Freiwilligen Feuerwehren [...] z. Zt. Verhandlungen bei dem Deutschen Feuerwehrverband und einzelnen Landesverbänden geführt [werden].“<br />
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Im Mai 1934 gab es dann endlich konkrete Informationen seitens des Verbandsvorstandes.<br />
Jegliche demokratische Mitbestimmung war also nun auch in den freiwilligen Feuerwehren abgeschafft. Das musste auch in Mönchhagen umgesetzt werden. Die Gemeindevertretung stimmte der nötigen Satzungsänderung im Juni 1934 zu.<br />
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<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag den 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen.''</span><br />
<span style="color:#006600">''Punkt 2. Änderung der Mustersatzung der freiwilligen Feuerwehr.''</span><br />
<span style="color:#006600">''zu Punkt 2 wird einstimmig beschlossen, dass die Mustersatzung für freiwillige Feuerwehren in Mecklenburg dahin abgeändert wird, daß § 12 (in hiesiger Satzung § 11) künftig folgendermaßen lautet:''</span><br />
<span style="color:#006600">''Der Wehrleiter, sein Stellvertreter und die Abteilungsleiter werden von den Vorsitzenden des Mecklenburgischen Feuerwehrverbandes im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen. Schriftführer, Kassenführer und Zeugmeister werden von dem Wehrleiter im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen.''</span><br />
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Daraufhin wird die Wehrführung vom Verbandsvorstand ernannt (wobei sich personell nichts ändert):<br />
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In dieser Zeit hat es in Mönchhagen eine Gendarmeriestation gegeben.<br />
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===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
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'''1937:'''<br />
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* 430 Einwohner<br />
* 744 ha<br />
* 15 Hofbesitzer<br />
* 14 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 27 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Lehrer Ernst Utermark, 1 Hilfslehrer)<br />
* 1 Sägewerk<br />
* Bahnhof<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Aus der Rostock-Stralsunder vollspurigen Nebenbahn war eine Rostock-Stralsunder vollspurige Hauptbahn geworden.<br />
<br />
'''1939:'''<br />
<br />
* 430 Einwohner<br />
* 742 ha<br />
* 10 Erbhöfe<br />
* 4 Erbpachthöfe<br />
* 14 Büdner<br />
* 27 Häusler<br />
* 1 Eigentumsgrundstück<br />
* Schule (Lehrer Ernst Utermark)<br />
* Post<br />
* Eisenbahnverbindung<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Standesamt und Pfarramt waren in Volkenshagen.<br />
<br />
Ein weiterer Erbhof wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Da sich in diesem Jahr Bezeichnungen und Aufbau der Aufzählungen änderte, bedeutet die Nichterwähnung von Krügen und Schmieden nicht, dass es keine gegeben hätte. Die Gaststätten an der Eibe und an der Chaussee haben noch existiert, auch hatte Paul Hagen die Schmiede, die heute noch gegenüber dem Gerätehaus steht.<br />
<br />
===Die Heinkel-Werke und Mönchhagen===<br />
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In dieser Zeit entstanden die ersten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Rostocker Heinkel-Flugzeugwerken und einigen Mönchhäger Bürgern. Der Bauer Schulze, der die ehemalige Feilenhauerei nach deren Konkurs aufgekauft hatte, wohnte in dem Gebäude, das zu DDR-Zeiten Kindergarten und nach 1990 abgerissen wurde (neben der Feuerwehr – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kindergarten, der zu DDR-Zeiten Schule war). Ihm gehörte auch die ehemalige LPG-Gärtnerei. Außer dieser Wirtschaft (dem Mittelhof) besaß er noch einen Unterhof und einen Oberhof im Unterdorf. Schulze war mit dem Flugzeugkonzernbesitzer Ernst Heinkel eng befreundet. Heinkel baute um 1935 das Gärtnereigebäude (später von der LPG genutzt, nach 1990 abgerissen), Bauer Schulze lieferte dafür das in der Gärtnerei erzeugte Gemüse an Heinkels Betriebsküchen in Rostock. Außerdem ließ Heinkel auf Schulzes Wiese (Unterhof im Unterdorf 1) die Grassoden für die Tarnung seiner Bunkeranlagen abtragen. Der Tischler am Stillen Frieden (vor der ehemaligen Schmiede Wellert) lieferte Sperrholzelemente für den Flugzeugbau an die Heinkelwerke.<br />
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====Neubau des Gemeindekatens====<br />
[[Datei:Moenchhagen frueherer armenkaten 2011.JPG|thumb|der frühere Armenkaten, gegenüber vom Kindergarten, heute in Privatbesitz und als Wohnhaus genutzt. Foto von 2011; ''privat'']]<br />
Der Gemeinde- oder Armenkaten (heute genutzt als privates Wohnhaus, Unterdorf 42) wurde 1936 von der Mönchhäger Baufirma Lange neugebaut.<br />
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Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Grundriss 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Grundriss. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Vorderansicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Vorderansicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Hinteransicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Hinteransicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
</gallery><br />
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====Drei Brote pro Woche====<br />
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Dieser Eintrag im Gemeindebuch zeigt sehr drastisch, was Krankheit früher bedeuten konnte:<br />
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:<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen''</span><br />
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:<span style="color:#006600">''Tagesordnung''</span><br />
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:<span style="color:#006600">''Punkt 1. Antrag Frau N. auf Unterstützung weil ihr Mann im Krankenhause ist.''</span><br />
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:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
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:<span style="color:#006600">''zu Punkt 1 wird beschlossen, dass N. drei Wochen jede Woche 3 Brote erhalten soll.''</span><br />
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==Mönchhagen während des 2. Weltkrieges==<br />
[[Datei:Moenchhagen saal nach bombeneinschlag 2-Weltkrieg.JPG|thumb|400px|Die einzige größere Zerstörung in Mönchhagen während des 2. Weltkrieges war der Bombeneinschlag in den Tanzsaal der Gaststätte Piehl. ''Foto: privat'']]<br />
Die Gemeindevertretung hatte immer recht häufig getagt, ab 1935 änderte sich das jedoch. Folgende Zahl der Sitzungen ist festzustellen: 1935: 4, 1936: 2, 1937: 1, 1938: 3. Die letzte nachweisbare Sitzung war am 26. 11. 1944. Wann in der Endphase des Krieges Sitzungen stattfanden, lässt sich nicht mehr feststellen, da die letzten 40 Seiten aus dem Sitzungsprotokollbuch der Gemeinde herausgerissen wurden.<br />
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Im Zeitraum 1943/44 fielen auch auf Mönchhagen Bomben. Den einzigen Volltreffer erhielt der Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Hier soll eine Flak (Fliegerabwehrkanone) gewesen sein. Soldaten einer Scheinwerferbatterie waren hier stationiert, welche zusammen mit Flaksoldaten die Funkstation im Häschenbusch sichern sollten. Die Station hatte vorher in direktem Funkkontakt mit dem Rommelkorps in Nordafrika gestanden. Alle weiteren Bombenabwürfe waren zum Glück Fehlwürfe, so z. B. beim alten Wassermühlendamm im Oberdorf, wo man wohl einen Bunker vermutete, oder auch der Bombentreffer im Dunghaufen der Bauernstelle gegenüber der Gaststätte Piehl.<br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Bombensplitter im Kleiderschrank'''<br />
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Ein Einwohner berichtet, dass während des Bombenangriffs auf Rostock einige Flugzeuge ihre Bomben auch über Mönchhagen abwarfen. Ein Ehepaar hatte beschlossen, noch etwas länger im Bett zu bleiben &ndash; das war ihr Glück. Denn in dem Moment explodierte eine Bombe auf dem Acker, Bombensplitter flogen durchs Fenster über die noch Liegenden hinweg und schlugen im Schrank ein.<br />
|}<br />
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===Luftschutzbunker in Mönchhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen luftschutzeinrichtung aus dem zweiten weltkrieg.jpg|thumb|400px|Das Dach des wiedergefundenen Deckungsgrabens hinter dem heutigen Feuerwehrgerätehaus; am hinteren Ende ist der Einstieg zu erkennen. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:Moenchhagen Schule 1987.jpeg|thumb|400px|Rechts ist die alte Schule bzw. der heutige Kindergarten zu sehen, links Gebäude des früheren Mittelhofs. Der Bunker erstreckt sich etwa entlang des Zauns von links nach rechts. ''Foto: unbekannt'']]<br />
2013 wurde der Gemeindesaal im Feuerwehrgerätehaus in Richtung Kindergarten erweitert, also in Richtung Westen. Als nun für die Erweiterung des Gemeindesaales die Fundamente gebaut werden sollten, tauchte im Untergrund ein lang vergessener Bunker auf. Niemand hatte bei der Planung mehr an dieses Ding gedacht – aber kaum war es aufgetaucht, erinnerten sich viele daran, dass auf dem Weg zum damaligen Kindergarten man immer an so einem Schacht vorbei musste, der mit einem Bretterverschlag verschlossen war. <br />
<br />
Dieser frühere Kindergarten steht nicht mehr, der heutige Kindergarten war damals die Schule. Der damalige Kindergarten war das Wohnhaus des Erbpachthofes Nr. XV, des Schulz'schen Mittelhofes.<br />
<br />
Dieser Schacht führte in den länglichen Bunker, über Steigeisen konnte man früher hinuntergelangen. Einige ältere Einwohner erinnerten sich auch noch, dass sie – als Mitglied der Feuerwehr oder der Jungen Brandschutzhelfer (eine DDR-Variante der Jugendfeuerwehr) – im Inneren des Bunkers Wasser pumpen mussten, da dieser unter Wasser stand. Der Gang führte bis in den Keller unter dem erwähnten Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten die Kinderkrippe untergebracht war. Auch dieser Keller diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Auf der rechten Seite im Bunkergang standen Feldbetten (es ist zu vermuten, dass die jetzt noch da stehen), hinten rechts befand sich ein Brunnen. Dieser war auch der Grund für die Überflutung. Elektrisches Licht gab es auch. <br />
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Vom Wohnhaus des Mittelhofes konnte man direkt in den Bunker gelangen. Der Mittelhof war der Hof Nr. 15 und hieß so, weil er der mittlere von den drei Höfen war, die der damalige Bauer H. W. Schule besaß.<br />
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Im 2. Weltkrieg wurden in Mönchhagen mehrere dieser länglichen Luftschutzanlagen gebaut, eine lag noch am Westende (Nähe Rosenhof), eine in der Nähe der Kreuzung B 105. Dazu wurden Gräben ausgehoben, deren Wände betoniert und das Ganze mit einem Betondach abgeschlossen. An die Wanddicke echter Bunker von 2 bis 3 m reichte die Stärke dieser Luftschutzanlagen aber nicht heran. Es handelte sich wohl eher um einen so genannte Deckungsgraben, der Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte, unter günstigen Bedingungen auch gegen Bomben sicher, aber nicht die Sicherheit eines echten Luftschutzbunkers bot. Dafür ließ er sich relativ schnell errichten.<br />
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===Flugplatz Purkshof===<br />
Wenn im 2. Weltkrieg Rostock-Marienehe angegriffen wurde, kamen die deutschen Flugzeuge zum Flugplatz Purkshof geflogen. In Marienehe hatte Heinkel 1933 die Flugzeugwerke errichtet. Dort standen während des Krieges viele Flugzeug-Attrappen aus Holz und Pappe. Erst gegen Kriegsende durchschauten die Engländer den Trick und flogen den Flugzeugen hinterher. Ein Zeitzeuge berichtet, dass die englischen Maschinen so tief flogen, dass man die Piloten in der gelblichen Fliegerkleidung erkennen konnte.<br />
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==Ereignisse zum Kriegsende==<br />
<br />
Während des Krieges befand sich in Barth ein Konzentrationslager (KZ). Gegen Kriegsende sollten auch die Insassen dieses Konzentrationslagers auf einem der berüchtigten Todesmärsche umgebracht werden. Als die Häftlinge auf ihrem Marsch Ribnitz erreichten, wollte die SS-Begleitmannschaft sie auf dem Marktplatz erschießen. Mutige Ribnitzer Bürger verhinderten diesen Massenmord. Die SS-Leute beschlossen dann, die Häftlinge auf der heutigen B105 weiter nach Rostock zu treiben, wo man die letzten Opfer im Krematorium auf dem Westfriedhof verbrennen wollte. Allgemein wurde das Kriegsende durch das Vorrücken der Roten Armee aus östlicher Richtung erwartet. Die russische Armeeführung hatte aber bei Überschreiten der alten deutschen Reichsgrenze in der Endphase des Krieges ihre Taktik geändert. Sie ging nicht gleichmäßig auf breiter Front vor, sondern durchbrach die deutsche Front an entscheidenden Stellen durch massive Panzerangriffe, kesselte abgeschnittene deutsche Truppen ein und vernichtete diese Kessel anschließend. Am 1. 5. 1945 passierten die ca. 700–800 Häftlinge mit der Wachmannschaft das Dorf Mönchhagen. Als die Spitze der Häftlingskolonne sich etwa 100 Meter hinter dem Häschenbusch befand, bewegten sich daher völlig unerwartet aus westlicher Richtung russische Panzer T-34 aus Rostock kommend auf sie zu. Zum Gedenken an die Häftlingsbefreiung steht heute an dieser Stelle ein Denkmal neben der B105.<br />
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Der Mönchhäger Bürger Erich Malchow war damals Zeitzeuge dieser Ereignisse. Er kam kurz vor dem Eintreffen der russischen Truppen am 1. 5. 1945 gerade mit seinem Fahrrad vom Bentwischer Bäcker, wo er zwei Brote geholt hatte, als die Häftlinge das Dorf erreichten. Es gelang ihm, Häftlingen heimlich ein Brot zuzustecken. Ein völlig entkräfteter Häftling lag in seinem Vorgarten (B105, Nr. 2) und wurde von Malchow mit einem Teller Suppe versorgt, als plötzlich ein SS-Mann mit einem Motorrad auftauchte. Dieser schlug dem Häftling das Essen aus der Hand, drohte Malchow mit der Waffe, schlug ihm mit dem Griff seiner Pistole an den Kopf, riss eine weiße Fahne herunter und entfernte sich mit seinem Motorrad über Volkenshagen und Groß Kussewitz nach Öftenhäven, wo er den dortigen Gutsbesitzer wegen dessen weißer Fahne erschoss. Ein weiterer SS-Mann wurde noch nach der Häftlingsbefreiung von Malchow im Häschenbusch angetroffen. Er war auf der Suche nach seinem Vorgesetzten, den er erschießen wollte.<br />
[[Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|thumb|400px|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Aus Richtung Klein Kussewitz kamen Soldaten der Roten Armee mit deutschen Kriegsgefangenen, und der Sattler Erich Malchow reparierte für die Rote Armee eine Wagenladung erbeuteter Pferdegeschirre. Als Bezahlung sollte er kein Geld, sondern Machorkatabak erhalten. Allerdings wollten die Russen von ihm für die Abrechnung eine Quittung mit Stempel. Da Malchow keinen eigenen Stempel besaß, holte er sich einen großen Stempel aus dem verlassenen Bahnhofsgebäude und erhielt dann seinen Lohn.<br />
<br />
Auf dem Werkstattgebäude hatte der Sattler viele Jahre lang eine alte Kunstmarmorfigur stehen, bei der der Hinterkopf fehlte. Im Mai des Jahres 1945 hielt ihn ein russischer Soldat wegen dieser „Marmorfigur“ für einen „Kapitalisten“ und schoss mit seiner MPi auf die Figur. Nachdem Malchow den russischen Soldaten aber erklären und beweisen konnte, dass er kein „Kapitalist“, sondern ein alter SPD-Genosse war, entschuldigten sich die Russen bei ihm und schickten ihm einen Soldaten vorbei, der vor dem Krieg Kunstmaler war und ihm ein Ölporträt seiner Frau malte.<br />
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<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Anekdote: Tabak nur gegen Stempel'''<br />
<br />
Es wird erzählt, dass Malchow kurz nach Kriegsende für die Russen Zaum- und Sattelzeug repariert hat (er war ja Sattler). Geld gab's nicht viel, das was es gab, war nichts wert, also sollte er statt dessen Tabak als Lohn erhalten. Aber auch darüber musste Buch geführt werden, die russischen Auftraggeber brauchten also einen Stempel unter die Quittung. Einen Stempel hatte Malchow aber nicht. Doch er wusste sich zu helfen &ndash; er lief hinüber zum Bahnhof, der lag ja nur zwei Häuser weiter und war so kurz nach dem Krieg außer Betrieb. Aber Stempel lagen dort noch herum. Malchow griff sich also den größten davon und stempelte die Quittung ab.<br />
|}<br />
<br />
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Auf dem Finkenberg, der heute nur noch eine Koppel am Ortsausgang nach Volkenshagen ist, hatten die Russen die beschlagnahmten Kühe aus Mönchhagen und Kussewitz zusammengetrieben und provisorische Gebäude errichten lassen. Die Kühe mussten nach und nach für die Russen geschlachtet werden und die noch lebenden von den Frauen gemolken werden. In einem kleinen Wald gegenüber der alten Mülldeponie bei Oberhagen lagen russische Panzertruppen. Dorthin musste das Fleisch von einem Mönchhäger gefahren werden.<br />
<br />
Da es auch in Mönchhagen zu Vergewaltigungen durch die Russen kam, versteckten die Frauen sich meist auf den Stallböden.<br />
<br />
Die Funkstation im Häschenbusch war 1945 verlassen und zerstört. Die hölzernen Funkmasten waren gefällt worden, aber nur schlecht als Feuerholz geeignet, weil es mit Chemikalien gegen Fäulnis durchtränkt war. Die Mönchhäger holten sich die dicken Stromkabel aus der Funkstation, weil diese gut als Fahrradbereifung auf die Felgen passten.<br />
<br />
Kurz vor Kriegsende landete ein viermotoriges Transportflugzeug auf dem Flugplatz Purkshof. Bei der Landung knickten ihm auf der einen Seite die Räder weg. Dadurch stand das Flugzeug schräg und die Tragflächen wurden von den Kindern als Rutschbahn genutzt. Die Anwohner bauten Räder und Verkleidung ab. Ende der 1940er Jahre wurde das Wrack gesprengt.<br />
<br />
===Vernichtung zweier Züge durch die Wehrmacht===<br />
<br />
Nach einem Zeitzeugenbericht:<br />
<br />
Am 1. Mai 1945 standen in Mönchhagen zwei Züge auf den Bahngleisen, der eine reichte vom Bahnhof bis zum Kussewitzer Übergang, der andere von der Windmühle der alten Häuslerei 11 bis zur Gemarkungsgrenze nach Purkshof. Am Nachmittag kontrollierte die Wehrmacht die Waggons und ließ sie mit den Lokomotiven auseinanderziehen. Die Einwohner in der Nähe der Bahngleise mussten sich hinter dem alten Mühlendamm im Oberdorf in Sicherheit bringen und sollten in Kussewitz übernachten. Dabei wäre der Schuster Medrow noch beinahe von einem SS-Mann erschossen worden, weil er sein mit Fluchtsachen beladenes Fahrrad nicht hergeben wollte. Dem Bürger Fritz Brüß gelang es, die Situation zu entschärfen. Die Waggons wurden dann von der Wehrmacht kontrolliert abgebrannt, damit der Inhalt nicht den vorrückenden Russen in die Hände fiel.<br />
<br />
Der erste Zug überstand den Brand teilweise, sodass die Mönchhäger sich die Kohle vom Tender herunterholen konnten, sowie auch die Ladung, die aus Rübenrohzucker, Melasse, aber auch Werkzeugen bestand. Die Vernichtung des zweiten Zuges lief weniger gut ab, hierbei gingen die Gewächshausscheiben bei Qualmann entzwei (also auf dem Mühlengrundstück, wo sich eine Gärtnerei befand) und ein Scheunendach brannte ab. In den Waggons befanden sich Pferde, die die Soldaten nicht aus den Wagen herausließen, sodass sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Die Schreie sollen einem Zeitzeugen zufolge bis nach Kussewitz zu hören gewesen sein. In einigen Waggons dieses Zuges befand sich auch Artilleriemunition und Flakgranaten, die bei dem Brand explodierten und sich längs des Bahndamms verteilten. Dort stellten sie über viele Jahre eine Gefahr dar. Ein Bauer kam 1945 oder 1946 um, als er beim Pflügen gefundene Munition am Bahndamm ablegen wollte und diese explodierte.<br />
<br />
[[Kategorie: Zeitzeugnis 1945]]<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Deutsches_Reich_bis_1945&diff=106390
Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945
2024-02-15T14:59:37Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1918 bis 1945]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1945.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Gemeindeleben bis zum 2. Weltkrieg==<br />
<gallery mode="packed" widths="200px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Dreschen 1935.jpg|Feldarbeit 1935 mit einem Dreschkasten; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Ernte 1935.jpg|Einfahren der Ernte 1935; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
Mönchhagen hatte vom 19. Jahrhundert bis gegen Ende des II. Weltkrieges durchschnittlich etwas mehr als 300 Einwohner. Aus den Gemeindeaufzeichnungen geht hervor, dass von 1873 bis 1935 insgesamt 150 Anträge auf Armutsunterstützung (Geld, Lebensmittel, Pachterlass, kostenloses Brennholz, billiger Wohnraum, Beerdigungskosten usw.) gestellt wurden. Von diesen 150 Anträgen mussten 103 anerkannt werden. Ab 1935 liegen keine Anträge mehr vor, anscheinend durfte es offiziell keine Armen mehr geben.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 ca 1930.jpeg|Der Erbpachthof Nr. XIII in den 1920er/1930er Jahren; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 1920er Jahre.jpeg|Auf dem Hof des Erbpachthofes Nr. 13, ca. Ende der 1920er Jahre<br />
Datei:Moenchhagen Erntedankumzug 1933.jpeg|Umzug zum Erntedankfest im Oktober 1933; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
Im Oberdorf direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker. Sie existierte noch zu DDR-Zeiten.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Baeckerei Haecker 1928.jpeg|Im Oberdorf, direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker, die noch zu DDR-Zeiten existierte. Vor der Bäckerei der Bäcker, links neben ihm zwei Gesellen, rechts neben ihm seine Frau. Die Aufnahme entstand um 1928. ''Quelle: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Baecker Haecker Werbung 1928.jpeg|Werbung des Mönchhäger Bäckers Paul Häcker um 1928; ''Quelle: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen Baecker Paul Haecker mit Baeckerauto um 1925.JPG|Bäcker Paul Häcker vor seinem Auto; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
An der Chaussee, der heutigen B105, lag der Kolonialwarenladen Kentzler. <br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="250"><br />
Datei:Moenchhagen Kolonialwarenladen Kentzler um 1930.JPG|Kolonialwarenladen Kentzler<br />
</gallery><br />
<br />
Am Stillen Frieden gab es eine Schmiede, eine Stellmacherei und einen Tischler.<br />
<br />
Die Bürgermeisterei befand sich während des 2. Weltkrieges in der Schmiede, deren Gebäude heute noch gegenüber dem Feuerwehrgebäude steht. Deshalb gab es hier auch bereits einen Telefonanschluss.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Telefonnummern in Mönchhagen 1928'''<br />
nach dem Niekammer'schen Gütersdreßbuch (Universitätsbibliothek Rostock):<br />
<br />
*Hof Nr. 1 (Hermann Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 2 (Wilhelm Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 3 und 16 (Peter Saß) 26<br />
*Hof Nr. 7 (Albert Krüger) –<br />
*Hof Nr. 5 und 9 (August Haller) 30<br />
*Hof Nr. 8 (Ernst Heydtmann) 40<br />
*Hof Nr. 13 (Ernst Prüter) 24<br />
*Hof. Nr. 6, 10 und 15 (Heinrich Schulze) 1<br />
*Hof Nr. 11 (Leopold Begemeier) –<br />
*Hof Nr. 12 (Heidekrug) 14<br />
<br />
Mönchhagen verfügte über Post- und Telegrafenamt.<br />
|}<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==1918 bis 1930==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung von der Finkenberger Feldmark an Mönchhagen===<br />
<br />
Der Ort bzw. das Gut Finkenberg existierte damals bereits nicht mehr. Seit 1764 gehörte es zu Klein Kussewitz, das Gutshaus verschwand noch Ende des 18. Jahrhunderts, der letzte Katen bestand bis 1863. <br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
<br />
'''1927:'''<br />
<br />
* 1 Poststation (Postagent: Johann Roggendorf)<br />
* 15 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 private Dampfmolkerei<br />
* 9 Büdner, darunter:<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Industrieschule<br />
* Haltestelle (Bahnhofsmeister: Max Rautenberg)<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
'''1930:'''<br />
<br />
* 1 Poststation<br />
* 14 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle (außer Betrieb)<br />
* 10 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Tierarzt<br />
* 1 Dampfsägerei<br />
* Bahnhof<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
==Mönchhagen während des Nationalsozialismus==<br />
<br />
In Mönchhagen existierte eine SPD-Ortsgruppe; eine KPD-Gruppe gab es nicht. 1932 wollten die NSDAP-Mitglieder die Arbeitergaststätte Piehl für ihre Propagandatätigkeit nutzen, wurden von Piehl aber hinausgeworfen. Daraufhin versuchten sie, in der Schule unterzukommen. Das wurde ihnen aber vom Gemeindevorsteher Geisler (SPD) untersagt, woraufhin der Ortsgruppenleiter der NSDAP am 19. 11. 1932 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben an die Gemeindevertretung sandte, um deren Zustimmung zu fordern. Die Gemeinde lehnte jedoch mit 6 gegen 2 Stimmen ab. Sie begründete dies mit der Bestimmung über die Benutzung von Schulräumen (nach dem Amtsblatt Nr. 61 vom 28. 10. 1932) und verwies darauf, dass in Mönchhagen schließlich zwei Gaststätten mit Saal existieren würden, an die man sich wenden könne. Die letzte Begründung muss für die NSDAP wie ein Hohn geklungen haben, da ja allgemein bekannt war, dass Piehl sie bereits hinausgeworfen hatte. Später wollte man Piehl dafür bestrafen – man konnte ihm die Gaststätte jedoch nicht wegnehmen, weil sie ihm im juristischen Sinn gar nicht gehörte. Das hatte außer Piehl und dem wahren Eigentümer (angeblich seine Schwiegermutter) bis dahin niemand gewusst.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Marxistische Pest in Mönchhagen'''<br />
<br />
Am 2. Dezember 1932 hatte es die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 2 Anfragen zur Nutzung des Schulhauses zu tun.<br />
<br />
Unter Punkt 1 der Tagesordnung lag ein Antrag der evangelischen Frauenhilfe vor <span style="color:#006600">''auf Bereitstellung der Schulstube gegen Bezahlung des verbrauchten Lichtes einschl. Reinigen der Stube nach Beendigung einer jeden Versammlung“. Dies wurde „einstimmig genehmigt, weil es um Kirchliche Sache und als gemeinnützig anzusehen ist''</span>.<br />
<br />
Unter Punkt 2 lag ein empörter Beschwerdebrief vom 19. November des Ortsgruppenleiters der NSDAP vor. Der Gemeindevorsteher Geißler (SPD) hatte der Ortsgruppe verboten, im Schulgebäude eine Versammlung abzuhalten.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Ich [d. h. der Ortsgruppenleiter] mache die Frage auf: Wie denkt sich die Gemeindevertretung Mönchhagen der Marxistischen Pest endlich ein Ende zu bereiten?! Es bleibt unverständlich daß gerade in Mönchhagen der Nat. soz. Bewegung Einhalt geboten wird, daß man ihr nicht Gelegenheit zur weiteren Entfaltung geben will. Ab sofort sage ich dieser Manier, dem Bolschewismus in Mönchhagen Vorschub leisten zu wollen, den schärfsten Kampf an. Überall, selbst im Schulgebäude, sollte man den irregeführten Arbeiter, belehren lassen.''</span><br />
<br />
Die Gemeindeversammlung vertrat da mehrheitlich eine andere Meinung, der Antrag wurde mit 6 zu 2 Stimmen abgelehnt, <span style="color:#006600">''da die Schule zur Abhaltung politischer Versammlung nicht geeignet ist und weil hierorts keine Veranlassung vorliegt, diese in der Schule abzuhalten, da im Orte zwei Gastwirtschaften je mit Saal vorhanden sind, wo Versammlung dieser Art abgehalten werden können.''</span> <br />
Über diese Begründung war der Ortsgruppenleiter sicher nicht sehr erfreut, denn vom Wirt der Gaststätte ''Zur alten Eibe'' war er bereits abgewiesen worden – wovon die Gemeindeversammlung gewusst haben dürfte. Dennoch schob man im Gemeindeprotokoll noch hinterher: <span style="color:#006600">''Dem Ausdruck ‚dieser Manier dem Bolschewismus Vorschub zu leisten‘ müssen wir entscheiden zurückweisen. Es liegt uns weit fern, der Bewegung Einhalt zu tun.''</span><br />
<br />
Am 5. Juni 1932 war die Wahl zum 7. Landtag des Freistaates Mecklenburg-Schwerin gewesen. Die NSDAP hatte knapp 50 % der Stimmen erreicht und ihre Anzahl Sitze im Landtag von 2 auf 30 erhöht. Die SPD war mit knapp 30 % der Stimmen und 18 Sitzen zweitstärkste Partei.<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
Interessant ist die Tatsache, dass sich die Anhänger der NSDAP und der SPD in Mönchhagen in der Endzeit der Weimarer Republik gegenseitig aus dem Wege gingen. Immer dann, wenn die eine Seite am Wochenende die Werbetrommel auf Veranstaltungen rührte, befanden sich die Anhänger der anderen Partei nicht im Dorf; im Sommer fuhren sie mit der Familie an den Strand von Markgrafenheide. Ältere Zeitzeugen erzählten, dass es damals eine heimliche Übereinkunft zwischen beiden politischen Gruppen gegeben haben soll. Schließlich wohnte man in einem Dorf und kannte sich seit Jahren. Die meisten NSDAP-Mitglieder waren Bauern oder gewerbliche Unternehmer, die SPD-Mitglieder kamen meist aus sozial schwächeren Schichten. Am 22. 7. 1933 wurde die SPD verboten, die NSDAP war damit nach der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien im Juni/ Juli 1933 die einzige zugelassene Partei. 1935 kam es zur letzten Wahl. Die gesamte ehemalige SPD-Ortsgruppe (8 Personen) stimmte gegen die Hitlerregierung. Insgesamt gab es 10 Gegenstimmen, die fehlenden 2 Stimmen müssen von Ehefrauen gewesen sein. Um Ärger mit ihrer vorgesetzten Behörde zu vermeiden, wurden alle 10 Gegenstimmen von der NSDAP-Gruppe in Ja-Stimmen umgefälscht. Die SPD-Gruppe klebte bis 1935 auch nachts in Mönchhagen heimlich Plakate gegen die Hitlerregierung. Ab 1935 befand sich die Gemeindevertretung vollständig in den Händen der NSPAD.<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmied paul hagen in Feuerwehruniform 1929.jpg|thumb|Der Schmied Paul Hagen (hier in Feuerwehruniform) war Spritzenmeister der FFw Mönchhagen und ab 1937 Bürgermeister in Mönchhagen. ''Foto: unbekannt'']]<br />
<br />
Bürgermeister war ab 1937 der Schmied Paul Hagen.<br />
<br />
Die Aussage, dass die Einwohner Mönchhagens versuchten, auch bei verschiedenen politischen Ansichten miteinander auszukommen, findet man in den Feuerwehrprotokollen bestätigt. Nach 1933 änderte sich das Feuerwehrwesen, und damit auch das Feuerwehrleben. Zunächst versuchte man, die Politik aus der Feuerwehr herauszuhalten. Im Protokoll der Versammlung vom 17. 7. 1930 heißt es:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Kamerad Kentzler machte den Vorschlag, Personen mit Politischen Abzeichen und Uniformen nicht reinzulassen. Selbiger Vorschlag wurde einstimmig angenommen.''</span><br />
<br />
Es ging dabei um die Teilnahme an Vergnügen, wie man am nächsten Eintrag zu diesem Thema vom 3. September 1932 sieht. <br />
<br />
<span style="color:#006600">''f. Ein Antrag, den Beschluß vom 17. Juli 1930 auf Tragen politischer Abzeichen beim Wehrvergnügen aufzuheben, wurde abgelehnt.''</span><br />
<br />
Aufgehoben wurde der Beschluss dann aber doch, und zwar auf einer Vorstandssitzung am 10. 10. 1933. Im Versammlungsprotokoll vom 18. 10. 1933 heißt es dann:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''P2 Bekanntgabe über die Aufhebung des Beschlusses der Versammlung vom 17. 7. 30. Da es heute keine Parteien mehr gibt, hat es sich vernotwendigt, den Beschluß über Tragen politischer Abzeichen bei unseren Vergnügungen aufzuheben. ''</span><br />
<br />
Am 17.7.1930 waren alle Parteien außer der NSDAP verboten worden.<br />
<br />
Man erfährt aus den Protokollen der Feuerwehr Mönchhagen auch von einem Fall von politischen Streitigkeiten.<br />
Am 3. September 1932 heißt es:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Dagegen wurde ein Antrag, den Kameraden B. wegen politischer Reiberei innerhalb der Wehr auszuschließen, mit 9 gegen 2 bei 2 ungültigen Stimmen angenommen. Es soll dem Kameraden B. jedoch Gelegenheit gegeben werden, die Sache auf der nächsten Versammlung klar zu stellen''</span><br />
<br />
Auf der Vorstandssitzung am 7. Oktober 1932 wurde dann jedoch anders beschlossen:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sodann stand ein Antrag auf Ausschließung des Kameraden B. zur Beratung. Es wurde beschlossen, den Antrag abzulehnen, da der Vorstand keine Ursache hat, den Kameraden B. auszuschließen und durch den Ausschluß die Wehr leicht ins politische Fahrwasser abgedrängt werden könnte, was unbedingt vermieden werden müßte.''</span><br />
<br />
Man war also um politische Neutralität bemüht &ndash; eine Haltung, die der Mecklenburgische Feuerwehrverband von seinen Mitgliedswehren forderte. (Die Feuerwehrverbände wurden 1936 aufgelöst.) Auf der Versammlung einen Tag später wird die Vorstandsentscheidung noch weiter begründet:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Hierbei machte der Wehrleiter bekannt, daß der Beschluß der Versammlung vom 3. 9. 32 unter Verschiedenes/g auf Ausschließung des Kameraden B. in dieser Form nicht durchführbar sei, da es § 12 der Satzung widerspricht''</span> [Darin steht, dass der Vorstand über Aufnahme und Ausschluß von Mitgliedern beschließt – also nicht die Versammlung]. <span style="color:#006600">''Hiermit stelle Kamerad D. die Anfrage aus welchen Gründen sein Antrag nicht genehmigt sei. Der Wehrleiter entgegnete, daß die Wehrleitung nicht gewillt sei, einen Wehrmann, der bisher seinen Dienst immer versehen hat, wegen Politik aus der Wehr auszuschließen.''</span><br />
<br />
Bislang waren die Vorstände der freiwilligen Feuerwehren von den aktiven Kameraden gewählt worden, wenn der Wehrleiter auch noch von der Gemeindevertretung bestätigt werden musste. Das änderte sich nun. In der Mecklenburger Feuerwehrzeitung von Okt. 1933 teilt der Verbands-Vorstand mit, dass die satzungsgemäßen Wahlen der Wehrvorstände nicht stattfinden sollen, da „über die Durchführung des Führerprinzips bei den Freiwilligen Feuerwehren [...] z. Zt. Verhandlungen bei dem Deutschen Feuerwehrverband und einzelnen Landesverbänden geführt [werden].“<br />
<br />
Im Mai 1934 gab es dann endlich konkrete Informationen seitens des Verbandsvorstandes.<br />
Jegliche demokratische Mitbestimmung war also nun auch in den freiwilligen Feuerwehren abgeschafft. Das musste auch in Mönchhagen umgesetzt werden. Die Gemeindevertretung stimmte der nötigen Satzungsänderung im Juni 1934 zu.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag den 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen.''</span><br />
<span style="color:#006600">''Punkt 2. Änderung der Mustersatzung der freiwilligen Feuerwehr.''</span><br />
<span style="color:#006600">''zu Punkt 2 wird einstimmig beschlossen, dass die Mustersatzung für freiwillige Feuerwehren in Mecklenburg dahin abgeändert wird, daß § 12 (in hiesiger Satzung § 11) künftig folgendermaßen lautet:''</span><br />
<span style="color:#006600">''Der Wehrleiter, sein Stellvertreter und die Abteilungsleiter werden von den Vorsitzenden des Mecklenburgischen Feuerwehrverbandes im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen. Schriftführer, Kassenführer und Zeugmeister werden von dem Wehrleiter im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen.''</span><br />
<br />
Daraufhin wird die Wehrführung vom Verbandsvorstand ernannt (wobei sich personell nichts ändert):<br />
<br />
<br />
In dieser Zeit hat es in Mönchhagen eine Gendarmeriestation gegeben.<br />
<br />
===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
<br />
<br />
<br />
'''1937:'''<br />
<br />
* 430 Einwohner<br />
* 744 ha<br />
* 15 Hofbesitzer<br />
* 14 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 27 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Lehrer Ernst Utermark, 1 Hilfslehrer)<br />
* 1 Sägewerk<br />
* Bahnhof<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Aus der Rostock-Stralsunder vollspurigen Nebenbahn war eine Rostock-Stralsunder vollspurige Hauptbahn geworden.<br />
<br />
'''1939:'''<br />
<br />
* 430 Einwohner<br />
* 742 ha<br />
* 10 Erbhöfe<br />
* 4 Erbpachthöfe<br />
* 14 Büdner<br />
* 27 Häusler<br />
* 1 Eigentumsgrundstück<br />
* Schule (Lehrer Ernst Utermark)<br />
* Post<br />
* Eisenbahnverbindung<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Standesamt und Pfarramt waren in Volkenshagen.<br />
<br />
Ein weiterer Erbhof wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Da sich in diesem Jahr Bezeichnungen und Aufbau der Aufzählungen änderte, bedeutet die Nichterwähnung von Krügen und Schmieden nicht, dass es keine gegeben hätte. Die Gaststätten an der Eibe und an der Chaussee haben noch existiert, auch hatte Paul Hagen die Schmiede, die heute noch gegenüber dem Gerätehaus steht.<br />
<br />
===Die Heinkel-Werke und Mönchhagen===<br />
<br />
In dieser Zeit entstanden die ersten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Rostocker Heinkel-Flugzeugwerken und einigen Mönchhäger Bürgern. Der Bauer Schulze, der die ehemalige Feilenhauerei nach deren Konkurs aufgekauft hatte, wohnte in dem Gebäude, das zu DDR-Zeiten Kindergarten und nach 1990 abgerissen wurde (neben der Feuerwehr – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kindergarten, der zu DDR-Zeiten Schule war). Ihm gehörte auch die ehemalige LPG-Gärtnerei. Außer dieser Wirtschaft (dem Mittelhof) besaß er noch einen Unterhof und einen Oberhof im Unterdorf. Schulze war mit dem Flugzeugkonzernbesitzer Ernst Heinkel eng befreundet. Heinkel baute um 1935 das Gärtnereigebäude (später von der LPG genutzt, nach 1990 abgerissen), Bauer Schulze lieferte dafür das in der Gärtnerei erzeugte Gemüse an Heinkels Betriebsküchen in Rostock. Außerdem ließ Heinkel auf Schulzes Wiese (Unterhof im Unterdorf 1) die Grassoden für die Tarnung seiner Bunkeranlagen abtragen. Der Tischler am Stillen Frieden (vor der ehemaligen Schmiede Wellert) lieferte Sperrholzelemente für den Flugzeugbau an die Heinkelwerke.<br />
<br />
====Neubau des Gemeindekatens====<br />
[[Datei:Moenchhagen frueherer armenkaten 2011.JPG|thumb|der frühere Armenkaten, gegenüber vom Kindergarten, heute in Privatbesitz und als Wohnhaus genutzt. Foto von 2011; ''privat'']]<br />
Der Gemeinde- oder Armenkaten (heute genutzt als privates Wohnhaus, Unterdorf 42) wurde 1936 von der Mönchhäger Baufirma Lange neugebaut.<br />
<br clear=all><br />
<gallery mode="packed" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Grundriss 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Grundriss. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Vorderansicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Vorderansicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Hinteransicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Hinteransicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
</gallery><br />
<br />
====Drei Brote pro Woche====<br />
<br />
Dieser Eintrag im Gemeindebuch zeigt sehr drastisch, was Krankheit früher bedeuten konnte:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Tagesordnung''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Punkt 1. Antrag Frau N. auf Unterstützung weil ihr Mann im Krankenhause ist.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''zu Punkt 1 wird beschlossen, dass N. drei Wochen jede Woche 3 Brote erhalten soll.''</span><br />
<br />
==Mönchhagen während des 2. Weltkrieges==<br />
[[Datei:Moenchhagen saal nach bombeneinschlag 2-Weltkrieg.JPG|thumb|400px|Die einzige größere Zerstörung in Mönchhagen während des 2. Weltkrieges war der Bombeneinschlag in den Tanzsaal der Gaststätte Piehl. ''Foto: privat'']]<br />
Die Gemeindevertretung hatte immer recht häufig getagt, ab 1935 änderte sich das jedoch. Folgende Zahl der Sitzungen ist festzustellen: 1935: 4, 1936: 2, 1937: 1, 1938: 3. Die letzte nachweisbare Sitzung war am 26. 11. 1944. Wann in der Endphase des Krieges Sitzungen stattfanden, lässt sich nicht mehr feststellen, da die letzten 40 Seiten aus dem Sitzungsprotokollbuch der Gemeinde herausgerissen wurden.<br />
<br />
Im Zeitraum 1943/44 fielen auch auf Mönchhagen Bomben. Den einzigen Volltreffer erhielt der Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Hier soll eine Flak (Fliegerabwehrkanone) gewesen sein. Soldaten einer Scheinwerferbatterie waren hier stationiert, welche zusammen mit Flaksoldaten die Funkstation im Häschenbusch sichern sollten. Die Station hatte vorher in direktem Funkkontakt mit dem Rommelkorps in Nordafrika gestanden. Alle weiteren Bombenabwürfe waren zum Glück Fehlwürfe, so z. B. beim alten Wassermühlendamm im Oberdorf, wo man wohl einen Bunker vermutete, oder auch der Bombentreffer im Dunghaufen der Bauernstelle gegenüber der Gaststätte Piehl.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Bombensplitter im Kleiderschrank'''<br />
<br />
Ein Einwohner berichtet, dass während des Bombenangriffs auf Rostock einige Flugzeuge ihre Bomben auch über Mönchhagen abwarfen. Ein Ehepaar hatte beschlossen, noch etwas länger im Bett zu bleiben &ndash; das war ihr Glück. Denn in dem Moment explodierte eine Bombe auf dem Acker, Bombensplitter flogen durchs Fenster über die noch Liegenden hinweg und schlugen im Schrank ein.<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
===Luftschutzbunker in Mönchhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen luftschutzeinrichtung aus dem zweiten weltkrieg.jpg|thumb|400px|Das Dach des wiedergefundenen Deckungsgrabens hinter dem heutigen Feuerwehrgerätehaus; am hinteren Ende ist der Einstieg zu erkennen. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:Moenchhagen Schule 1987.jpeg|thumb|400px|Rechts ist die alte Schule bzw. der heutige Kindergarten zu sehen, links Gebäude des früheren Mittelhofs. Der Bunker erstreckt sich etwa entlang des Zauns von links nach rechts. ''Foto: unbekannt'']]<br />
2013 wurde der Gemeindesaal im Feuerwehrgerätehaus in Richtung Kindergarten erweitert, also in Richtung Westen. Als nun für die Erweiterung des Gemeindesaales die Fundamente gebaut werden sollten, tauchte im Untergrund ein lang vergessener Bunker auf. Niemand hatte bei der Planung mehr an dieses Ding gedacht – aber kaum war es aufgetaucht, erinnerten sich viele daran, dass auf dem Weg zum damaligen Kindergarten man immer an so einem Schacht vorbei musste, der mit einem Bretterverschlag verschlossen war. <br />
<br />
Dieser frühere Kindergarten steht nicht mehr, der heutige Kindergarten war damals die Schule. Der damalige Kindergarten war das Wohnhaus des Erbpachthofes Nr. XV, des Schulz'schen Mittelhofes.<br />
<br />
Dieser Schacht führte in den länglichen Bunker, über Steigeisen konnte man früher hinuntergelangen. Einige ältere Einwohner erinnerten sich auch noch, dass sie – als Mitglied der Feuerwehr oder der Jungen Brandschutzhelfer (eine DDR-Variante der Jugendfeuerwehr) – im Inneren des Bunkers Wasser pumpen mussten, da dieser unter Wasser stand. Der Gang führte bis in den Keller unter dem erwähnten Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten die Kinderkrippe untergebracht war. Auch dieser Keller diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Auf der rechten Seite im Bunkergang standen Feldbetten (es ist zu vermuten, dass die jetzt noch da stehen), hinten rechts befand sich ein Brunnen. Dieser war auch der Grund für die Überflutung. Elektrisches Licht gab es auch. <br />
<br />
Vom Wohnhaus des Mittelhofes konnte man direkt in den Bunker gelangen. Der Mittelhof war der Hof Nr. 15 und hieß so, weil er der mittlere von den drei Höfen war, die der damalige Bauer H. W. Schule besaß.<br />
<br />
Im 2. Weltkrieg wurden in Mönchhagen mehrere dieser länglichen Luftschutzanlagen gebaut, eine lag noch am Westende (Nähe Rosenhof), eine in der Nähe der Kreuzung B 105. Dazu wurden Gräben ausgehoben, deren Wände betoniert und das Ganze mit einem Betondach abgeschlossen. An die Wanddicke echter Bunker von 2 bis 3 m reichte die Stärke dieser Luftschutzanlagen aber nicht heran. Es handelte sich wohl eher um einen so genannte Deckungsgraben, der Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte, unter günstigen Bedingungen auch gegen Bomben sicher, aber nicht die Sicherheit eines echten Luftschutzbunkers bot. Dafür ließ er sich relativ schnell errichten.<br />
<br />
<br clear="all"><br />
<br />
===Flugplatz Purkshof===<br />
Wenn im 2. Weltkrieg Rostock-Marienehe angegriffen wurde, kamen die deutschen Flugzeuge zum Flugplatz Purkshof geflogen. In Marienehe hatte Heinkel 1933 die Flugzeugwerke errichtet. Dort standen während des Krieges viele Flugzeug-Attrappen aus Holz und Pappe. Erst gegen Kriegsende durchschauten die Engländer den Trick und flogen den Flugzeugen hinterher. Ein Zeitzeuge berichtet, dass die englischen Maschinen so tief flogen, dass man die Piloten in der gelblichen Fliegerkleidung erkennen konnte.<br />
<br />
==Ereignisse zum Kriegsende==<br />
<br />
Während des Krieges befand sich in Barth ein Konzentrationslager (KZ). Gegen Kriegsende sollten auch die Insassen dieses Konzentrationslagers auf einem der berüchtigten Todesmärsche umgebracht werden. Als die Häftlinge auf ihrem Marsch Ribnitz erreichten, wollte die SS-Begleitmannschaft sie auf dem Marktplatz erschießen. Mutige Ribnitzer Bürger verhinderten diesen Massenmord. Die SS-Leute beschlossen dann, die Häftlinge auf der heutigen B105 weiter nach Rostock zu treiben, wo man die letzten Opfer im Krematorium auf dem Westfriedhof verbrennen wollte. Allgemein wurde das Kriegsende durch das Vorrücken der Roten Armee aus östlicher Richtung erwartet. Die russische Armeeführung hatte aber bei Überschreiten der alten deutschen Reichsgrenze in der Endphase des Krieges ihre Taktik geändert. Sie ging nicht gleichmäßig auf breiter Front vor, sondern durchbrach die deutsche Front an entscheidenden Stellen durch massive Panzerangriffe, kesselte abgeschnittene deutsche Truppen ein und vernichtete diese Kessel anschließend. Am 1. 5. 1945 passierten die ca. 700–800 Häftlinge mit der Wachmannschaft das Dorf Mönchhagen. Als die Spitze der Häftlingskolonne sich etwa 100 Meter hinter dem Häschenbusch befand, bewegten sich daher völlig unerwartet aus westlicher Richtung russische Panzer T-34 aus Rostock kommend auf sie zu. Zum Gedenken an die Häftlingsbefreiung steht heute an dieser Stelle ein Denkmal neben der B105.<br />
<br />
Der Mönchhäger Bürger Erich Malchow war damals Zeitzeuge dieser Ereignisse. Er kam kurz vor dem Eintreffen der russischen Truppen am 1. 5. 1945 gerade mit seinem Fahrrad vom Bentwischer Bäcker, wo er zwei Brote geholt hatte, als die Häftlinge das Dorf erreichten. Es gelang ihm, Häftlingen heimlich ein Brot zuzustecken. Ein völlig entkräfteter Häftling lag in seinem Vorgarten (B105, Nr. 2) und wurde von Malchow mit einem Teller Suppe versorgt, als plötzlich ein SS-Mann mit einem Motorrad auftauchte. Dieser schlug dem Häftling das Essen aus der Hand, drohte Malchow mit der Waffe, schlug ihm mit dem Griff seiner Pistole an den Kopf, riss eine weiße Fahne herunter und entfernte sich mit seinem Motorrad über Volkenshagen und Groß Kussewitz nach Öftenhäven, wo er den dortigen Gutsbesitzer wegen dessen weißer Fahne erschoss. Ein weiterer SS-Mann wurde noch nach der Häftlingsbefreiung von Malchow im Häschenbusch angetroffen. Er war auf der Suche nach seinem Vorgesetzten, den er erschießen wollte.<br />
[[Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|thumb|400px|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Aus Richtung Klein Kussewitz kamen Soldaten der Roten Armee mit deutschen Kriegsgefangenen, und der Sattler Erich Malchow reparierte für die Rote Armee eine Wagenladung erbeuteter Pferdegeschirre. Als Bezahlung sollte er kein Geld, sondern Machorkatabak erhalten. Allerdings wollten die Russen von ihm für die Abrechnung eine Quittung mit Stempel. Da Malchow keinen eigenen Stempel besaß, holte er sich einen großen Stempel aus dem verlassenen Bahnhofsgebäude und erhielt dann seinen Lohn.<br />
<br />
Auf dem Werkstattgebäude hatte der Sattler viele Jahre lang eine alte Kunstmarmorfigur stehen, bei der der Hinterkopf fehlte. Im Mai des Jahres 1945 hielt ihn ein russischer Soldat wegen dieser „Marmorfigur“ für einen „Kapitalisten“ und schoss mit seiner MPi auf die Figur. Nachdem Malchow den russischen Soldaten aber erklären und beweisen konnte, dass er kein „Kapitalist“, sondern ein alter SPD-Genosse war, entschuldigten sich die Russen bei ihm und schickten ihm einen Soldaten vorbei, der vor dem Krieg Kunstmaler war und ihm ein Ölporträt seiner Frau malte.<br />
<br clear=all><br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Anekdote: Tabak nur gegen Stempel'''<br />
<br />
Es wird erzählt, dass Malchow kurz nach Kriegsende für die Russen Zaum- und Sattelzeug repariert hat (er war ja Sattler). Geld gab's nicht viel, das was es gab, war nichts wert, also sollte er statt dessen Tabak als Lohn erhalten. Aber auch darüber musste Buch geführt werden, die russischen Auftraggeber brauchten also einen Stempel unter die Quittung. Einen Stempel hatte Malchow aber nicht. Doch er wusste sich zu helfen &ndash; er lief hinüber zum Bahnhof, der lag ja nur zwei Häuser weiter und war so kurz nach dem Krieg außer Betrieb. Aber Stempel lagen dort noch herum. Malchow griff sich also den größten davon und stempelte die Quittung ab.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Auf dem Finkenberg, der heute nur noch eine Koppel am Ortsausgang nach Volkenshagen ist, hatten die Russen die beschlagnahmten Kühe aus Mönchhagen und Kussewitz zusammengetrieben und provisorische Gebäude errichten lassen. Die Kühe mussten nach und nach für die Russen geschlachtet werden und die noch lebenden von den Frauen gemolken werden. In einem kleinen Wald gegenüber der alten Mülldeponie bei Oberhagen lagen russische Panzertruppen. Dorthin musste das Fleisch von einem Mönchhäger gefahren werden.<br />
<br />
Da es auch in Mönchhagen zu Vergewaltigungen durch die Russen kam, versteckten die Frauen sich meist auf den Stallböden.<br />
<br />
Die Funkstation im Häschenbusch war 1945 verlassen und zerstört. Die hölzernen Funkmasten waren gefällt worden, aber nur schlecht als Feuerholz geeignet, weil es mit Chemikalien gegen Fäulnis durchtränkt war. Die Mönchhäger holten sich die dicken Stromkabel aus der Funkstation, weil diese gut als Fahrradbereifung auf die Felgen passten.<br />
<br />
Kurz vor Kriegsende landete ein viermotoriges Transportflugzeug auf dem Flugplatz Purkshof. Bei der Landung knickten ihm auf der einen Seite die Räder weg. Dadurch stand das Flugzeug schräg und die Tragflächen wurden von den Kindern als Rutschbahn genutzt. Die Anwohner bauten Räder und Verkleidung ab. Ende der 1940er Jahre wurde das Wrack gesprengt.<br />
<br />
===Vernichtung zweier Züge durch die Wehrmacht===<br />
<br />
Nach einem Zeitzeugenbericht:<br />
<br />
Am 1. Mai 1945 standen in Mönchhagen zwei Züge auf den Bahngleisen, der eine reichte vom Bahnhof bis zum Kussewitzer Übergang, der andere von der Windmühle der alten Häuslerei 11 bis zur Gemarkungsgrenze nach Purkshof. Am Nachmittag kontrollierte die Wehrmacht die Waggons und ließ sie mit den Lokomotiven auseinanderziehen. Die Einwohner in der Nähe der Bahngleise mussten sich hinter dem alten Mühlendamm im Oberdorf in Sicherheit bringen und sollten in Kussewitz übernachten. Dabei wäre der Schuster Medrow noch beinahe von einem SS-Mann erschossen worden, weil er sein mit Fluchtsachen beladenes Fahrrad nicht hergeben wollte. Dem Bürger Fritz Brüß gelang es, die Situation zu entschärfen. Die Waggons wurden dann von der Wehrmacht kontrolliert abgebrannt, damit der Inhalt nicht den vorrückenden Russen in die Hände fiel.<br />
<br />
Der erste Zug überstand den Brand teilweise, sodass die Mönchhäger sich die Kohle vom Tender herunterholen konnten, sowie auch die Ladung, die aus Rübenrohzucker, Melasse, aber auch Werkzeugen bestand. Die Vernichtung des zweiten Zuges lief weniger gut ab, hierbei gingen die Gewächshausscheiben bei Qualmann entzwei (also auf dem Mühlengrundstück, wo sich eine Gärtnerei befand) und ein Scheunendach brannte ab. In den Waggons befanden sich Pferde, die die Soldaten nicht aus den Wagen herausließen, sodass sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Die Schreie sollen einem Zeitzeugen zufolge bis nach Kussewitz zu hören gewesen sein. In einigen Waggons dieses Zuges befand sich auch Artilleriemunition und Flakgranaten, die bei dem Brand explodierten und sich längs des Bahndamms verteilten. Dort stellten sie über viele Jahre eine Gefahr dar. Ein Bauer kam 1945 oder 1946 um, als er beim Pflügen gefundene Munition am Bahndamm ablegen wollte und diese explodierte.<br />
<br />
[[Kategorie: Zeitzeugnis 1945]]<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Deutsches_Reich_bis_1945&diff=106389
Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945
2024-02-15T14:54:46Z
<p>Moenchhagen: /* 1918 bis 1930 */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:1918 bis 1945]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zu '''Mönchhagen im Deutschen Reich bis 1945.'''<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Gemeindeleben bis zum 2. Weltkrieg==<br />
<gallery mode="packed" widths="200px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Dreschen 1935.jpg|Feldarbeit 1935 mit einem Dreschkasten; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Ernte 1935.jpg|Einfahren der Ernte 1935; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
Mönchhagen hatte vom 19. Jahrhundert bis gegen Ende des II. Weltkrieges durchschnittlich etwas mehr als 300 Einwohner. Aus den Gemeindeaufzeichnungen geht hervor, dass von 1873 bis 1935 insgesamt 150 Anträge auf Armutsunterstützung (Geld, Lebensmittel, Pachterlass, kostenloses Brennholz, billiger Wohnraum, Beerdigungskosten usw.) gestellt wurden. Von diesen 150 Anträgen mussten 103 anerkannt werden. Ab 1935 liegen keine Anträge mehr vor, anscheinend durfte es offiziell keine Armen mehr geben.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 ca 1930.jpeg|Der Erbpachthof Nr. XIII in den 1920er/1930er Jahren; ''Foto: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Hof Nr 13 1920er Jahre.jpeg|Auf dem Hof des Erbpachthofes Nr. 13, ca. Ende der 1920er Jahre<br />
Datei:Moenchhagen Erntedankumzug 1933.jpeg|Umzug zum Erntedankfest im Oktober 1933; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
Im Oberdorf direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker. Sie existierte noch zu DDR-Zeiten.<br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="200"><br />
Datei:Moenchhagen Baeckerei Haecker 1928.jpeg|Im Oberdorf, direkt hinter dem Bahnübergang lag die Bäckerei Häcker, die noch zu DDR-Zeiten existierte. Vor der Bäckerei der Bäcker, links neben ihm zwei Gesellen, rechts neben ihm seine Frau. Die Aufnahme entstand um 1928. ''Quelle: privat''<br />
Datei:Moenchhagen Baecker Haecker Werbung 1928.jpeg|Werbung des Mönchhäger Bäckers Paul Häcker um 1928; ''Quelle: privat'' <br />
Datei:Moenchhagen Baecker Paul Haecker mit Baeckerauto um 1925.JPG|Bäcker Paul Häcker vor seinem Auto; ''Foto: privat''<br />
</gallery><br />
<br />
An der Chaussee, der heutigen B105, lag der Kolonialwarenladen Kentzler. <br />
<br />
<gallery mode="packed" heights="250"><br />
Datei:Moenchhagen Kolonialwarenladen Kentzler um 1930.JPG|Kolonialwarenladen Kentzler<br />
</gallery><br />
<br />
Am Stillen Frieden gab es eine Schmiede, eine Stellmacherei und einen Tischler.<br />
<br />
Die Bürgermeisterei befand sich während des 2. Weltkrieges in der Schmiede, deren Gebäude heute noch gegenüber dem Feuerwehrgebäude steht. Deshalb gab es hier auch bereits einen Telefonanschluss.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Telefonnummern in Mönchhagen 1928'''<br />
nach dem Niekammer'schen Gütersdreßbuch (Universitätsbibliothek Rostock):<br />
<br />
*Hof Nr. 1 (Hermann Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 2 (Wilhelm Brandt) 20<br />
*Hof Nr. 3 und 16 (Peter Saß) 26<br />
*Hof Nr. 7 (Albert Krüger) –<br />
*Hof Nr. 5 und 9 (August Haller) 30<br />
*Hof Nr. 8 (Ernst Heydtmann) 40<br />
*Hof Nr. 13 (Ernst Prüter) 24<br />
*Hof. Nr. 6, 10 und 15 (Heinrich Schulze) 1<br />
*Hof Nr. 11 (Leopold Begemeier) –<br />
*Hof Nr. 12 (Heidekrug) 14<br />
<br />
Mönchhagen verfügte über Post- und Telegrafenamt.<br />
|}<br />
<br />
<br clear=all><br />
<br />
==1918 bis 1930==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
<br />
===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
<br />
'''1927:'''<br />
<br />
* 1 Poststation (Postagent: Johann Roggendorf)<br />
* 15 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 private Dampfmolkerei<br />
* 9 Büdner, darunter:<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 1 Windmühle<br />
** 1 Schmied<br />
** 1 Krug<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Industrieschule<br />
* Haltestelle (Bahnhofsmeister: Max Rautenberg)<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
'''1930:'''<br />
<br />
* 1 Poststation<br />
* 14 Hofbesitzer, darunter:<br />
** 1 Windmühle (außer Betrieb)<br />
* 10 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 28 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Schulleiter Ernst Utermark, Lehrer Hans Bolte)<br />
* Tierarzt<br />
* 1 Dampfsägerei<br />
* Bahnhof<br />
* Schulze: Häusler Franz Geisler<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
==Mönchhagen während des Nationalsozialismus==<br />
<br />
In Mönchhagen existierte eine SPD-Ortsgruppe; eine KPD-Gruppe gab es nicht. 1932 wollten die NSDAP-Mitglieder die Arbeitergaststätte Piehl für ihre Propagandatätigkeit nutzen, wurden von Piehl aber hinausgeworfen. Daraufhin versuchten sie, in der Schule unterzukommen. Das wurde ihnen aber vom Gemeindevorsteher Geisler (SPD) untersagt, woraufhin der Ortsgruppenleiter der NSDAP am 19. 11. 1932 ein in scharfem Ton gehaltenes Schreiben an die Gemeindevertretung sandte, um deren Zustimmung zu fordern. Die Gemeinde lehnte jedoch mit 6 gegen 2 Stimmen ab. Sie begründete dies mit der Bestimmung über die Benutzung von Schulräumen (nach dem Amtsblatt Nr. 61 vom 28. 10. 1932) und verwies darauf, dass in Mönchhagen schließlich zwei Gaststätten mit Saal existieren würden, an die man sich wenden könne. Die letzte Begründung muss für die NSDAP wie ein Hohn geklungen haben, da ja allgemein bekannt war, dass Piehl sie bereits hinausgeworfen hatte. Später wollte man Piehl dafür bestrafen – man konnte ihm die Gaststätte jedoch nicht wegnehmen, weil sie ihm im juristischen Sinn gar nicht gehörte. Das hatte außer Piehl und dem wahren Eigentümer (angeblich seine Schwiegermutter) bis dahin niemand gewusst.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Die Marxistische Pest in Mönchhagen'''<br />
<br />
Am 2. Dezember 1932 hatte es die Gemeindeversammlung in Mönchhagen mit 2 Anfragen zur Nutzung des Schulhauses zu tun.<br />
<br />
Unter Punkt 1 der Tagesordnung lag ein Antrag der evangelischen Frauenhilfe vor <span style="color:#006600">''auf Bereitstellung der Schulstube gegen Bezahlung des verbrauchten Lichtes einschl. Reinigen der Stube nach Beendigung einer jeden Versammlung“. Dies wurde „einstimmig genehmigt, weil es um Kirchliche Sache und als gemeinnützig anzusehen ist''</span>.<br />
<br />
Unter Punkt 2 lag ein empörter Beschwerdebrief vom 19. November des Ortsgruppenleiters der NSDAP vor. Der Gemeindevorsteher Geißler (SPD) hatte der Ortsgruppe verboten, im Schulgebäude eine Versammlung abzuhalten.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Ich [d. h. der Ortsgruppenleiter] mache die Frage auf: Wie denkt sich die Gemeindevertretung Mönchhagen der Marxistischen Pest endlich ein Ende zu bereiten?! Es bleibt unverständlich daß gerade in Mönchhagen der Nat. soz. Bewegung Einhalt geboten wird, daß man ihr nicht Gelegenheit zur weiteren Entfaltung geben will. Ab sofort sage ich dieser Manier, dem Bolschewismus in Mönchhagen Vorschub leisten zu wollen, den schärfsten Kampf an. Überall, selbst im Schulgebäude, sollte man den irregeführten Arbeiter, belehren lassen.''</span><br />
<br />
Die Gemeindeversammlung vertrat da mehrheitlich eine andere Meinung, der Antrag wurde mit 6 zu 2 Stimmen abgelehnt, <span style="color:#006600">''da die Schule zur Abhaltung politischer Versammlung nicht geeignet ist und weil hierorts keine Veranlassung vorliegt, diese in der Schule abzuhalten, da im Orte zwei Gastwirtschaften je mit Saal vorhanden sind, wo Versammlung dieser Art abgehalten werden können.''</span> <br />
Über diese Begründung war der Ortsgruppenleiter sicher nicht sehr erfreut, denn vom Wirt der Gaststätte ''Zur alten Eibe'' war er bereits abgewiesen worden – wovon die Gemeindeversammlung gewusst haben dürfte. Dennoch schob man im Gemeindeprotokoll noch hinterher: <span style="color:#006600">''Dem Ausdruck ‚dieser Manier dem Bolschewismus Vorschub zu leisten‘ müssen wir entscheiden zurückweisen. Es liegt uns weit fern, der Bewegung Einhalt zu tun.''</span><br />
<br />
Am 5. Juni 1932 war die Wahl zum 7. Landtag des Freistaates Mecklenburg-Schwerin gewesen. Die NSDAP hatte knapp 50 % der Stimmen erreicht und ihre Anzahl Sitze im Landtag von 2 auf 30 erhöht. Die SPD war mit knapp 30 % der Stimmen und 18 Sitzen zweitstärkste Partei.<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
Interessant ist die Tatsache, dass sich die Anhänger der NSDAP und der SPD in Mönchhagen in der Endzeit der Weimarer Republik gegenseitig aus dem Wege gingen. Immer dann, wenn die eine Seite am Wochenende die Werbetrommel auf Veranstaltungen rührte, befanden sich die Anhänger der anderen Partei nicht im Dorf; im Sommer fuhren sie mit der Familie an den Strand von Markgrafenheide. Ältere Zeitzeugen erzählten, dass es damals eine heimliche Übereinkunft zwischen beiden politischen Gruppen gegeben haben soll. Schließlich wohnte man in einem Dorf und kannte sich seit Jahren. Die meisten NSDAP-Mitglieder waren Bauern oder gewerbliche Unternehmer, die SPD-Mitglieder kamen meist aus sozial schwächeren Schichten. Am 22. 7. 1933 wurde die SPD verboten, die NSDAP war damit nach der Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien im Juni/ Juli 1933 die einzige zugelassene Partei. 1935 kam es zur letzten Wahl. Die gesamte ehemalige SPD-Ortsgruppe (8 Personen) stimmte gegen die Hitlerregierung. Insgesamt gab es 10 Gegenstimmen, die fehlenden 2 Stimmen müssen von Ehefrauen gewesen sein. Um Ärger mit ihrer vorgesetzten Behörde zu vermeiden, wurden alle 10 Gegenstimmen von der NSDAP-Gruppe in Ja-Stimmen umgefälscht. Die SPD-Gruppe klebte bis 1935 auch nachts in Mönchhagen heimlich Plakate gegen die Hitlerregierung. Ab 1935 befand sich die Gemeindevertretung vollständig in den Händen der NSPAD.<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schmied paul hagen in Feuerwehruniform 1929.jpg|thumb|Der Schmied Paul Hagen (hier in Feuerwehruniform) war Spritzenmeister der FFw Mönchhagen und ab 1937 Bürgermeister in Mönchhagen. ''Foto: unbekannt'']]<br />
<br />
Bürgermeister war ab 1937 der Schmied Paul Hagen.<br />
<br />
Die Aussage, dass die Einwohner Mönchhagens versuchten, auch bei verschiedenen politischen Ansichten miteinander auszukommen, findet man in den Feuerwehrprotokollen bestätigt. Nach 1933 änderte sich das Feuerwehrwesen, und damit auch das Feuerwehrleben. Zunächst versuchte man, die Politik aus der Feuerwehr herauszuhalten. Im Protokoll der Versammlung vom 17. 7. 1930 heißt es:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Kamerad Kentzler machte den Vorschlag, Personen mit Politischen Abzeichen und Uniformen nicht reinzulassen. Selbiger Vorschlag wurde einstimmig angenommen.''</span><br />
<br />
Es ging dabei um die Teilnahme an Vergnügen, wie man am nächsten Eintrag zu diesem Thema vom 3. September 1932 sieht. <br />
<br />
<span style="color:#006600">''f. Ein Antrag, den Beschluß vom 17. Juli 1930 auf Tragen politischer Abzeichen beim Wehrvergnügen aufzuheben, wurde abgelehnt.''</span><br />
<br />
Aufgehoben wurde der Beschluss dann aber doch, und zwar auf einer Vorstandssitzung am 10. 10. 1933. Im Versammlungsprotokoll vom 18. 10. 1933 heißt es dann:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''P2 Bekanntgabe über die Aufhebung des Beschlusses der Versammlung vom 17. 7. 30. Da es heute keine Parteien mehr gibt, hat es sich vernotwendigt, den Beschluß über Tragen politischer Abzeichen bei unseren Vergnügungen aufzuheben. ''</span><br />
<br />
Am 17.7.1930 waren alle Parteien außer der NSDAP verboten worden.<br />
<br />
Man erfährt aus den Protokollen der Feuerwehr Mönchhagen auch von einem Fall von politischen Streitigkeiten.<br />
Am 3. September 1932 heißt es:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Dagegen wurde ein Antrag, den Kameraden B. wegen politischer Reiberei innerhalb der Wehr auszuschließen, mit 9 gegen 2 bei 2 ungültigen Stimmen angenommen. Es soll dem Kameraden B. jedoch Gelegenheit gegeben werden, die Sache auf der nächsten Versammlung klar zu stellen''</span><br />
<br />
Auf der Vorstandssitzung am 7. Oktober 1932 wurde dann jedoch anders beschlossen:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sodann stand ein Antrag auf Ausschließung des Kameraden B. zur Beratung. Es wurde beschlossen, den Antrag abzulehnen, da der Vorstand keine Ursache hat, den Kameraden B. auszuschließen und durch den Ausschluß die Wehr leicht ins politische Fahrwasser abgedrängt werden könnte, was unbedingt vermieden werden müßte.''</span><br />
<br />
Man war also um politische Neutralität bemüht &ndash; eine Haltung, die der Mecklenburgische Feuerwehrverband von seinen Mitgliedswehren forderte. (Die Feuerwehrverbände wurden 1936 aufgelöst.) Auf der Versammlung einen Tag später wird die Vorstandsentscheidung noch weiter begründet:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Hierbei machte der Wehrleiter bekannt, daß der Beschluß der Versammlung vom 3. 9. 32 unter Verschiedenes/g auf Ausschließung des Kameraden B. in dieser Form nicht durchführbar sei, da es § 12 der Satzung widerspricht''</span> [Darin steht, dass der Vorstand über Aufnahme und Ausschluß von Mitgliedern beschließt – also nicht die Versammlung]. <span style="color:#006600">''Hiermit stelle Kamerad D. die Anfrage aus welchen Gründen sein Antrag nicht genehmigt sei. Der Wehrleiter entgegnete, daß die Wehrleitung nicht gewillt sei, einen Wehrmann, der bisher seinen Dienst immer versehen hat, wegen Politik aus der Wehr auszuschließen.''</span><br />
<br />
Bislang waren die Vorstände der freiwilligen Feuerwehren von den aktiven Kameraden gewählt worden, wenn der Wehrleiter auch noch von der Gemeindevertretung bestätigt werden musste. Das änderte sich nun. In der Mecklenburger Feuerwehrzeitung von Okt. 1933 teilt der Verbands-Vorstand mit, dass die satzungsgemäßen Wahlen der Wehrvorstände nicht stattfinden sollen, da „über die Durchführung des Führerprinzips bei den Freiwilligen Feuerwehren [...] z. Zt. Verhandlungen bei dem Deutschen Feuerwehrverband und einzelnen Landesverbänden geführt [werden].“<br />
<br />
Im Mai 1934 gab es dann endlich konkrete Informationen seitens des Verbandsvorstandes.<br />
Jegliche demokratische Mitbestimmung war also nun auch in den freiwilligen Feuerwehren abgeschafft. Das musste auch in Mönchhagen umgesetzt werden. Die Gemeindevertretung stimmte der nötigen Satzungsänderung im Juni 1934 zu.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag den 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen.''</span><br />
<span style="color:#006600">''Punkt 2. Änderung der Mustersatzung der freiwilligen Feuerwehr.''</span><br />
<span style="color:#006600">''zu Punkt 2 wird einstimmig beschlossen, dass die Mustersatzung für freiwillige Feuerwehren in Mecklenburg dahin abgeändert wird, daß § 12 (in hiesiger Satzung § 11) künftig folgendermaßen lautet:''</span><br />
<span style="color:#006600">''Der Wehrleiter, sein Stellvertreter und die Abteilungsleiter werden von den Vorsitzenden des Mecklenburgischen Feuerwehrverbandes im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen. Schriftführer, Kassenführer und Zeugmeister werden von dem Wehrleiter im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde aus der Zahl der Wehrmitglieder ernannt und abberufen.''</span><br />
<br />
Daraufhin wird die Wehrführung vom Verbandsvorstand ernannt (wobei sich personell nichts ändert):<br />
<br />
<br />
In dieser Zeit hat es in Mönchhagen eine Gendarmeriestation gegeben.<br />
<br />
===Angaben zu Mönchhagen aus dem Staatshandbuch für Mecklenburg-Schwerin (ab 1937 Staatshandbuch für Mecklenburg)===<br />
<br />
<br />
<br />
'''1937:'''<br />
<br />
* 430 Einwohner<br />
* 744 ha<br />
* 15 Hofbesitzer<br />
* 14 Büdner, darunter:<br />
** 2 Krüge<br />
* 27 Häusler, darunter:<br />
** 2 Schmiede<br />
* Schule mit 2 Klassen (Lehrer Ernst Utermark, 1 Hilfslehrer)<br />
* 1 Sägewerk<br />
* Bahnhof<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Ein weiterer Hofbesitzer wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Aus der Rostock-Stralsunder vollspurigen Nebenbahn war eine Rostock-Stralsunder vollspurige Hauptbahn geworden.<br />
<br />
'''1939:'''<br />
<br />
* 430 Einwohner<br />
* 742 ha<br />
* 10 Erbhöfe<br />
* 4 Erbpachthöfe<br />
* 14 Büdner<br />
* 27 Häusler<br />
* 1 Eigentumsgrundstück<br />
* Schule (Lehrer Ernst Utermark)<br />
* Post<br />
* Eisenbahnverbindung<br />
* Bürgermeister: Paul Hagen<br />
<br />
Standesamt und Pfarramt waren in Volkenshagen.<br />
<br />
Ein weiterer Erbhof wird für Heide Krug aufgeführt.<br />
<br />
Da sich in diesem Jahr Bezeichnungen und Aufbau der Aufzählungen änderte, bedeutet die Nichterwähnung von Krügen und Schmieden nicht, dass es keine gegeben hätte. Die Gaststätten an der Eibe und an der Chaussee haben noch existiert, auch hatte Paul Hagen die Schmiede, die heute noch gegenüber dem Gerätehaus steht.<br />
<br />
===Die Heinkel-Werke und Mönchhagen===<br />
<br />
In dieser Zeit entstanden die ersten wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den Rostocker Heinkel-Flugzeugwerken und einigen Mönchhäger Bürgern. Der Bauer Schulze, der die ehemalige Feilenhauerei nach deren Konkurs aufgekauft hatte, wohnte in dem Gebäude, das zu DDR-Zeiten Kindergarten und nach 1990 abgerissen wurde (neben der Feuerwehr – nicht zu verwechseln mit dem heutigen Kindergarten, der zu DDR-Zeiten Schule war). Ihm gehörte auch die ehemalige LPG-Gärtnerei. Außer dieser Wirtschaft (dem Mittelhof) besaß er noch einen Unterhof und einen Oberhof im Unterdorf. Schulze war mit dem Flugzeugkonzernbesitzer Ernst Heinkel eng befreundet. Heinkel baute um 1935 das Gärtnereigebäude (später von der LPG genutzt, nach 1990 abgerissen), Bauer Schulze lieferte dafür das in der Gärtnerei erzeugte Gemüse an Heinkels Betriebsküchen in Rostock. Außerdem ließ Heinkel auf Schulzes Wiese (Unterhof im Unterdorf 1) die Grassoden für die Tarnung seiner Bunkeranlagen abtragen. Der Tischler am Stillen Frieden (vor der ehemaligen Schmiede Wellert) lieferte Sperrholzelemente für den Flugzeugbau an die Heinkelwerke.<br />
<br />
====Neubau des Gemeindekatens====<br />
[[Datei:Moenchhagen frueherer armenkaten 2011.JPG|thumb|der frühere Armenkaten, gegenüber vom Kindergarten, heute in Privatbesitz und als Wohnhaus genutzt. Foto von 2011; ''privat'']]<br />
Der Gemeinde- oder Armenkaten (heute genutzt als privates Wohnhaus, Unterdorf 42) wurde 1936 von der Mönchhäger Baufirma Lange neugebaut.<br />
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<gallery mode="packed" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Grundriss 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Grundriss. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Vorderansicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Vorderansicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
Datei:Moenchhagen Neubau Gemeindekaten Plan Hinteransicht 1936.jpeg|Neubau des "Armenkatens", Hinteransicht. ''Quelle: privates Archiv Nachfahren der Baufirma Lange, Mönchhagen''<br />
</gallery><br />
<br />
====Drei Brote pro Woche====<br />
<br />
Dieser Eintrag im Gemeindebuch zeigt sehr drastisch, was Krankheit früher bedeuten konnte:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Protokoll über die Verhandlungen der Gemeindeversammlung am Freitag 15. Juni 1934 nachmittags 4 Uhr im Schulhause zu Mönchhagen''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Tagesordnung''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Punkt 1. Antrag Frau N. auf Unterstützung weil ihr Mann im Krankenhause ist.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''[...]''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''zu Punkt 1 wird beschlossen, dass N. drei Wochen jede Woche 3 Brote erhalten soll.''</span><br />
<br />
==Mönchhagen während des 2. Weltkrieges==<br />
[[Datei:Moenchhagen saal nach bombeneinschlag 2-Weltkrieg.JPG|thumb|400px|Die einzige größere Zerstörung in Mönchhagen während des 2. Weltkrieges war der Bombeneinschlag in den Tanzsaal der Gaststätte Piehl. ''Foto: privat'']]<br />
Die Gemeindevertretung hatte immer recht häufig getagt, ab 1935 änderte sich das jedoch. Folgende Zahl der Sitzungen ist festzustellen: 1935: 4, 1936: 2, 1937: 1, 1938: 3. Die letzte nachweisbare Sitzung war am 26. 11. 1944. Wann in der Endphase des Krieges Sitzungen stattfanden, lässt sich nicht mehr feststellen, da die letzten 40 Seiten aus dem Sitzungsprotokollbuch der Gemeinde herausgerissen wurden.<br />
<br />
Im Zeitraum 1943/44 fielen auch auf Mönchhagen Bomben. Den einzigen Volltreffer erhielt der Tanzsaal der Gaststätte Piehl. Hier soll eine Flak (Fliegerabwehrkanone) gewesen sein. Soldaten einer Scheinwerferbatterie waren hier stationiert, welche zusammen mit Flaksoldaten die Funkstation im Häschenbusch sichern sollten. Die Station hatte vorher in direktem Funkkontakt mit dem Rommelkorps in Nordafrika gestanden. Alle weiteren Bombenabwürfe waren zum Glück Fehlwürfe, so z. B. beim alten Wassermühlendamm im Oberdorf, wo man wohl einen Bunker vermutete, oder auch der Bombentreffer im Dunghaufen der Bauernstelle gegenüber der Gaststätte Piehl.<br />
<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Bombensplitter im Kleiderschrank'''<br />
<br />
Ein Einwohner berichtet, dass während des Bombenangriffs auf Rostock einige Flugzeuge ihre Bomben auch über Mönchhagen abwarfen. Ein Ehepaar hatte beschlossen, noch etwas länger im Bett zu bleiben &ndash; das war ihr Glück. Denn in dem Moment explodierte eine Bombe auf dem Acker, Bombensplitter flogen durchs Fenster über die noch Liegenden hinweg und schlugen im Schrank ein.<br />
|}<br />
<br />
<br />
<br />
===Luftschutzbunker in Mönchhagen===<br />
[[Datei:Moenchhagen luftschutzeinrichtung aus dem zweiten weltkrieg.jpg|thumb|400px|Das Dach des wiedergefundenen Deckungsgrabens hinter dem heutigen Feuerwehrgerätehaus; am hinteren Ende ist der Einstieg zu erkennen. ''Foto: privat'']]<br />
[[Datei:Moenchhagen Schule 1987.jpeg|thumb|400px|Rechts ist die alte Schule bzw. der heutige Kindergarten zu sehen, links Gebäude des früheren Mittelhofs. Der Bunker erstreckt sich etwa entlang des Zauns von links nach rechts. ''Foto: unbekannt'']]<br />
2013 wurde der Gemeindesaal im Feuerwehrgerätehaus in Richtung Kindergarten erweitert, also in Richtung Westen. Als nun für die Erweiterung des Gemeindesaales die Fundamente gebaut werden sollten, tauchte im Untergrund ein lang vergessener Bunker auf. Niemand hatte bei der Planung mehr an dieses Ding gedacht – aber kaum war es aufgetaucht, erinnerten sich viele daran, dass auf dem Weg zum damaligen Kindergarten man immer an so einem Schacht vorbei musste, der mit einem Bretterverschlag verschlossen war. <br />
<br />
Dieser frühere Kindergarten steht nicht mehr, der heutige Kindergarten war damals die Schule. Der damalige Kindergarten war das Wohnhaus des Erbpachthofes Nr. XV, des Schulz'schen Mittelhofes.<br />
<br />
Dieser Schacht führte in den länglichen Bunker, über Steigeisen konnte man früher hinuntergelangen. Einige ältere Einwohner erinnerten sich auch noch, dass sie – als Mitglied der Feuerwehr oder der Jungen Brandschutzhelfer (eine DDR-Variante der Jugendfeuerwehr) – im Inneren des Bunkers Wasser pumpen mussten, da dieser unter Wasser stand. Der Gang führte bis in den Keller unter dem erwähnten Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten die Kinderkrippe untergebracht war. Auch dieser Keller diente im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker. Auf der rechten Seite im Bunkergang standen Feldbetten (es ist zu vermuten, dass die jetzt noch da stehen), hinten rechts befand sich ein Brunnen. Dieser war auch der Grund für die Überflutung. Elektrisches Licht gab es auch. <br />
<br />
Vom Wohnhaus des Mittelhofes konnte man direkt in den Bunker gelangen. Der Mittelhof war der Hof Nr. 15 und hieß so, weil er der mittlere von den drei Höfen war, die der damalige Bauer H. W. Schule besaß.<br />
<br />
Im 2. Weltkrieg wurden in Mönchhagen mehrere dieser länglichen Luftschutzanlagen gebaut, eine lag noch am Westende (Nähe Rosenhof), eine in der Nähe der Kreuzung B 105. Dazu wurden Gräben ausgehoben, deren Wände betoniert und das Ganze mit einem Betondach abgeschlossen. An die Wanddicke echter Bunker von 2 bis 3 m reichte die Stärke dieser Luftschutzanlagen aber nicht heran. Es handelte sich wohl eher um einen so genannte Deckungsgraben, der Schutz vor Trümmern, Splittern und Gaseinwirkung bieten sollte, unter günstigen Bedingungen auch gegen Bomben sicher, aber nicht die Sicherheit eines echten Luftschutzbunkers bot. Dafür ließ er sich relativ schnell errichten.<br />
<br />
<br clear="all"><br />
<br />
===Flugplatz Purkshof===<br />
Wenn im 2. Weltkrieg Rostock-Marienehe angegriffen wurde, kamen die deutschen Flugzeuge zum Flugplatz Purkshof geflogen. In Marienehe hatte Heinkel 1933 die Flugzeugwerke errichtet. Dort standen während des Krieges viele Flugzeug-Attrappen aus Holz und Pappe. Erst gegen Kriegsende durchschauten die Engländer den Trick und flogen den Flugzeugen hinterher. Ein Zeitzeuge berichtet, dass die englischen Maschinen so tief flogen, dass man die Piloten in der gelblichen Fliegerkleidung erkennen konnte.<br />
<br />
==Ereignisse zum Kriegsende==<br />
<br />
Während des Krieges befand sich in Barth ein Konzentrationslager (KZ). Gegen Kriegsende sollten auch die Insassen dieses Konzentrationslagers auf einem der berüchtigten Todesmärsche umgebracht werden. Als die Häftlinge auf ihrem Marsch Ribnitz erreichten, wollte die SS-Begleitmannschaft sie auf dem Marktplatz erschießen. Mutige Ribnitzer Bürger verhinderten diesen Massenmord. Die SS-Leute beschlossen dann, die Häftlinge auf der heutigen B105 weiter nach Rostock zu treiben, wo man die letzten Opfer im Krematorium auf dem Westfriedhof verbrennen wollte. Allgemein wurde das Kriegsende durch das Vorrücken der Roten Armee aus östlicher Richtung erwartet. Die russische Armeeführung hatte aber bei Überschreiten der alten deutschen Reichsgrenze in der Endphase des Krieges ihre Taktik geändert. Sie ging nicht gleichmäßig auf breiter Front vor, sondern durchbrach die deutsche Front an entscheidenden Stellen durch massive Panzerangriffe, kesselte abgeschnittene deutsche Truppen ein und vernichtete diese Kessel anschließend. Am 1. 5. 1945 passierten die ca. 700–800 Häftlinge mit der Wachmannschaft das Dorf Mönchhagen. Als die Spitze der Häftlingskolonne sich etwa 100 Meter hinter dem Häschenbusch befand, bewegten sich daher völlig unerwartet aus westlicher Richtung russische Panzer T-34 aus Rostock kommend auf sie zu. Zum Gedenken an die Häftlingsbefreiung steht heute an dieser Stelle ein Denkmal neben der B105.<br />
<br />
Der Mönchhäger Bürger Erich Malchow war damals Zeitzeuge dieser Ereignisse. Er kam kurz vor dem Eintreffen der russischen Truppen am 1. 5. 1945 gerade mit seinem Fahrrad vom Bentwischer Bäcker, wo er zwei Brote geholt hatte, als die Häftlinge das Dorf erreichten. Es gelang ihm, Häftlingen heimlich ein Brot zuzustecken. Ein völlig entkräfteter Häftling lag in seinem Vorgarten (B105, Nr. 2) und wurde von Malchow mit einem Teller Suppe versorgt, als plötzlich ein SS-Mann mit einem Motorrad auftauchte. Dieser schlug dem Häftling das Essen aus der Hand, drohte Malchow mit der Waffe, schlug ihm mit dem Griff seiner Pistole an den Kopf, riss eine weiße Fahne herunter und entfernte sich mit seinem Motorrad über Volkenshagen und Groß Kussewitz nach Öftenhäven, wo er den dortigen Gutsbesitzer wegen dessen weißer Fahne erschoss. Ein weiterer SS-Mann wurde noch nach der Häftlingsbefreiung von Malchow im Häschenbusch angetroffen. Er war auf der Suche nach seinem Vorgesetzten, den er erschießen wollte.<br />
[[Datei:Moenchhagen fruehere Haeuslerei 14.JPG|thumb|400px|Die frühere Häuslerei 14 an der B 105; hier wohnte später der Sattlermeister Malchow, der später in Mönchhagen noch eine größere Rolle spielte. Er rief nach dem 2. Weltkrieg bspw. die freiwillige Feuerwehr neu ins Leben. ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Aus Richtung Klein Kussewitz kamen Soldaten der Roten Armee mit deutschen Kriegsgefangenen, und der Sattler Erich Malchow reparierte für die Rote Armee eine Wagenladung erbeuteter Pferdegeschirre. Als Bezahlung sollte er kein Geld, sondern Machorkatabak erhalten. Allerdings wollten die Russen von ihm für die Abrechnung eine Quittung mit Stempel. Da Malchow keinen eigenen Stempel besaß, holte er sich einen großen Stempel aus dem verlassenen Bahnhofsgebäude und erhielt dann seinen Lohn.<br />
<br />
Auf dem Werkstattgebäude hatte der Sattler viele Jahre lang eine alte Kunstmarmorfigur stehen, bei der der Hinterkopf fehlte. Im Mai des Jahres 1945 hielt ihn ein russischer Soldat wegen dieser „Marmorfigur“ für einen „Kapitalisten“ und schoss mit seiner MPi auf die Figur. Nachdem Malchow den russischen Soldaten aber erklären und beweisen konnte, dass er kein „Kapitalist“, sondern ein alter SPD-Genosse war, entschuldigten sich die Russen bei ihm und schickten ihm einen Soldaten vorbei, der vor dem Krieg Kunstmaler war und ihm ein Ölporträt seiner Frau malte.<br />
<br clear=all><br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Anekdote: Tabak nur gegen Stempel'''<br />
<br />
Es wird erzählt, dass Malchow kurz nach Kriegsende für die Russen Zaum- und Sattelzeug repariert hat (er war ja Sattler). Geld gab's nicht viel, das was es gab, war nichts wert, also sollte er statt dessen Tabak als Lohn erhalten. Aber auch darüber musste Buch geführt werden, die russischen Auftraggeber brauchten also einen Stempel unter die Quittung. Einen Stempel hatte Malchow aber nicht. Doch er wusste sich zu helfen &ndash; er lief hinüber zum Bahnhof, der lag ja nur zwei Häuser weiter und war so kurz nach dem Krieg außer Betrieb. Aber Stempel lagen dort noch herum. Malchow griff sich also den größten davon und stempelte die Quittung ab.<br />
|}<br />
<br />
<br />
Auf dem Finkenberg, der heute nur noch eine Koppel am Ortsausgang nach Volkenshagen ist, hatten die Russen die beschlagnahmten Kühe aus Mönchhagen und Kussewitz zusammengetrieben und provisorische Gebäude errichten lassen. Die Kühe mussten nach und nach für die Russen geschlachtet werden und die noch lebenden von den Frauen gemolken werden. In einem kleinen Wald gegenüber der alten Mülldeponie bei Oberhagen lagen russische Panzertruppen. Dorthin musste das Fleisch von einem Mönchhäger gefahren werden.<br />
<br />
Da es auch in Mönchhagen zu Vergewaltigungen durch die Russen kam, versteckten die Frauen sich meist auf den Stallböden.<br />
<br />
Die Funkstation im Häschenbusch war 1945 verlassen und zerstört. Die hölzernen Funkmasten waren gefällt worden, aber nur schlecht als Feuerholz geeignet, weil es mit Chemikalien gegen Fäulnis durchtränkt war. Die Mönchhäger holten sich die dicken Stromkabel aus der Funkstation, weil diese gut als Fahrradbereifung auf die Felgen passten.<br />
<br />
Kurz vor Kriegsende landete ein viermotoriges Transportflugzeug auf dem Flugplatz Purkshof. Bei der Landung knickten ihm auf der einen Seite die Räder weg. Dadurch stand das Flugzeug schräg und die Tragflächen wurden von den Kindern als Rutschbahn genutzt. Die Anwohner bauten Räder und Verkleidung ab. Ende der 1940er Jahre wurde das Wrack gesprengt.<br />
<br />
===Vernichtung zweier Züge durch die Wehrmacht===<br />
<br />
Nach einem Zeitzeugenbericht:<br />
<br />
Am 1. Mai 1945 standen in Mönchhagen zwei Züge auf den Bahngleisen, der eine reichte vom Bahnhof bis zum Kussewitzer Übergang, der andere von der Windmühle der alten Häuslerei 11 bis zur Gemarkungsgrenze nach Purkshof. Am Nachmittag kontrollierte die Wehrmacht die Waggons und ließ sie mit den Lokomotiven auseinanderziehen. Die Einwohner in der Nähe der Bahngleise mussten sich hinter dem alten Mühlendamm im Oberdorf in Sicherheit bringen und sollten in Kussewitz übernachten. Dabei wäre der Schuster Medrow noch beinahe von einem SS-Mann erschossen worden, weil er sein mit Fluchtsachen beladenes Fahrrad nicht hergeben wollte. Dem Bürger Fritz Brüß gelang es, die Situation zu entschärfen. Die Waggons wurden dann von der Wehrmacht kontrolliert abgebrannt, damit der Inhalt nicht den vorrückenden Russen in die Hände fiel.<br />
<br />
Der erste Zug überstand den Brand teilweise, sodass die Mönchhäger sich die Kohle vom Tender herunterholen konnten, sowie auch die Ladung, die aus Rübenrohzucker, Melasse, aber auch Werkzeugen bestand. Die Vernichtung des zweiten Zuges lief weniger gut ab, hierbei gingen die Gewächshausscheiben bei Qualmann entzwei (also auf dem Mühlengrundstück, wo sich eine Gärtnerei befand) und ein Scheunendach brannte ab. In den Waggons befanden sich Pferde, die die Soldaten nicht aus den Wagen herausließen, sodass sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Die Schreie sollen einem Zeitzeugen zufolge bis nach Kussewitz zu hören gewesen sein. In einigen Waggons dieses Zuges befand sich auch Artilleriemunition und Flakgranaten, die bei dem Brand explodierten und sich längs des Bahndamms verteilten. Dort stellten sie über viele Jahre eine Gefahr dar. Ein Bauer kam 1945 oder 1946 um, als er beim Pflügen gefundene Munition am Bahndamm ablegen wollte und diese explodierte.<br />
<br />
[[Kategorie: Zeitzeugnis 1945]]<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
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Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106388
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T14:46:52Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921_abgetretener_Flaeche.png&diff=106387
Datei:Moenchhagen Finkenberg Feldmark mit 1921 abgetretener Flaeche.png
2024-02-15T14:45:43Z
<p>Moenchhagen: 1921 wurde ein Teilstück des Finkenberger Gebiets (das damals bereits zu Klein Kussewitz gehörte) an Mönchhagen abgetreten (gelbe Markierung)</p>
<hr />
<div>== Beschreibung ==<br />
1921 wurde ein Teilstück des Finkenberger Gebiets (das damals bereits zu Klein Kussewitz gehörte) an Mönchhagen abgetreten (gelbe Markierung)<br />
== Lizenz ==<br />
{{subst:Mehrlizenzdateien|Datei-CC-by-nc-sa/3.0/de|Datei-CC-by-nc-sa/3.0}}</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Datei:Finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche.png&diff=106386
Datei:Finkenberg 1921 an Moenchhagen abgetretene Flaeche.png
2024-02-15T14:44:32Z
<p>Moenchhagen: 1921 wurde ein Flächenstück des Finkenberger Gebiets (das damals bereist zu Klein Kussewitz gehörte) an Mönchhagen abgetreten (gelbe Markierung), unterlegte Karte aus openstreetmap.de</p>
<hr />
<div>== Beschreibung ==<br />
1921 wurde ein Flächenstück des Finkenberger Gebiets (das damals bereist zu Klein Kussewitz gehörte) an Mönchhagen abgetreten (gelbe Markierung), unterlegte Karte aus openstreetmap.de<br />
== Lizenz ==<br />
{{subst:Mehrlizenzdateien|Datei-CC-by-nc-sa/3.0/de|Datei-CC-by-nc-sa/3.0}}</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106385
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T14:42:18Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert), ''eigene Arbeit'', eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106384
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T14:41:16Z
<p>Moenchhagen: /* 1921: Flächenabtretung an Mönchhagen */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Eine Karte der abgetretenen Fläche ist in o.g. Akte enthalten. Die abgetretene Fläche liegt in der obigen Kartenskizze der Finkenberger Feldmark im Norden im Flächenstück 57, der Grenzgraben mit der Mönchhäger Hufe 12 ist Nr. 58. <br />
<br />
Die folgenden Grafiken zeigen von links nach rechts: Karte des Mönchhäger Gemeindegebiets von 1894, römische 12 bezeichnet das Gebiet der Mönchhäger Hufe 12; Karte des Finkenberger Gebiets von 1767 mit Markierung des 1921 abgetretenen Gebietes (gelb) im Flächenstück 57 (vgl. die Karte oben vom Feldregister Finkenberg). Die sich dadurch ergebenden neuen Mönchhäger Gemeindegrenzen sind bis heute gültig.<br />
<br />
<gallery mode="packed" widths="300px" heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte 1894 Skizze.png|Karte des Ortes von 1855, Kopie von 1894, skizziert nach einem Original aus dem Landeshauptarchiv Schwerin (Bestand 12.12-1, Signatur G127 XI). ''eigene Arbeit''<br />
Datei:finkenberg_1921_an_Moenchhagen_abgetretene_Flaeche|Die vom Finkenberger Gebiet an Mönchhagen abgetretene Fläche (gelb markiert)<br />
Datei:Moenchhagen_Finkenberg_Feldmark_mit_1921 abgetretener_Flaeche.png|Die Kartenskizzen der Feldmark Mönchhagen und der von Finkenberg zusammengefügt; ''eigene Arbeit''<br />
</gallery><br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106383
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T13:45:08Z
<p>Moenchhagen: /* Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).''</span><br />
:<span style="color:#006600">''11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
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Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T13:44:33Z
<p>Moenchhagen: /* Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1921: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Auszug aus einem Schreiben des Großherzoglichen Messungsbureau an Mecklenburgisch-Schwerinsche Grundbuchamt für ritterschaftliche Landgüter [Akte 5.12-6/3-584, Landeshauptarchiv Schwerin], vom 3. August 1921:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Auf Antrag des Herrn gepr. Vermessungsingenieur Burmeisers zu Rostock in Vollmacht des Gutsbesitzers von Kl. Kussewitz und Finkenberg, Rostocker Distrikt, haben wir ein Zeugnis darüber ausgestellt, in welcher Weise infolge Flächenübergangs von dem Gute Finkenberg an die Domaniale Dorffeldmark Mönchhagen, Amt Toitenwinkel der Hufenkataster zu ändern sein wird.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Nach Maßgabe der Verordnung vom 17. Febr. 1905 §3 unter 1a E übersenden wir ergebenst dem Grundbuchamte als Flurbuchbehörde eine Abschrift dieses Zeugnisses bei Anschluß der dritten mit einem Prüfungsvermerk versehenen beiden Ausfertigungen des Lageplans nebst Registerauszug.''</span><br />
<br />
Zur Einschätzung des Wertes des Landes nahm man das Direktorialbonitierungs-Protokoll von 1778. Das lieferte Folgendes, wobei das zum Einsäen benötigte Saatgut in Scheffel angegeben wurde:<br />
<br />
:<span style="color:#006600">''708,2 Quadratruten. Hiervon sind taxiert 187,9 als Acker (bon 100, 1 14/16 Scheffel), 520,3 als Acker (bon 125, 4 3/16 Scheffel).<br />
11,8 Grenzgraben mit Hufe 12 der Dorffeldmark Mönchhagen.''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''Summe 720,0 Quadratruten (6 1/16 Scheffel) = 1 ha 56 à 09 qm''</span><br />
<br />
:<span style="color:#006600">''steuerbarer Hufenstand = 3 1/32''</span><br />
<br />
Ein Scheffel war kein einheitliches Maß, sondern von Land zu Land oder auch von Region zu Region unterschiedlich. Ein Rostocker Scheffel entsprach 38,9 französischen Litern (Litrons), d.h. 30,9 heutigen Litern. <br />
<br />
Das (geschlossene) Flurbuch enthält einen Vermerk, wonach eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten wurde. Der Unterschied im Jahr (1921 vs. 1928) bedeutet evtl., dass 1928 die Korrektur von 9 qm auf 8 qm erfolgte.<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106381
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T13:09:13Z
<p>Moenchhagen: /* 1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1928: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, wurde am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten.<br />
<br />
===1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig===<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106380
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T13:08:56Z
<p>Moenchhagen: /* Finkenberg im Mecklenburg-Schwerinschen Staatshandbuch */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Erwähnungen von Finkenberg Anfang des 20. Jahrhunderts==<br />
<br />
===1927 bis 1937: Finkenberg im Mecklenburg Schwerinschen Staatshandbuch===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
===1928: Flächenabtretung an Mönchhagen===<br />
<br />
Eine Fläche, die bei der Neuvermessung zu 1 ha 56 a 8 qm ermittelt ist, wurde am 15. März 1928 an die Domanialdorffeldmark Mönchhagen abgetreten.<br />
<br />
==1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig==<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Ortschronik_Finkenberg&diff=106379
Ortschronik Finkenberg
2024-02-15T13:06:28Z
<p>Moenchhagen: /* Finkenberg im Mecklenburg-Schwerinschen Staatshandbuch */</p>
<hr />
<div>{{Infobox Ortschronik<br />
| ort = Finkenberg<br />
| zeit = 1598 bis 1863<br />
| urheberrechte = frei<br />
| erstellung = 2017<br />
| publikation = unveröffentlicht<br />
| inhalt = Geschichte des Ortes Finkenberg<br />
| status = unveröffentlicht<br />
}}<br />
<br />
Die Chronik des nicht mehr existierenden Ortes Finkenberg beruht auf den Aufzeichnungen von Pastor Kliefoth aus Volkenshagen von 1873 und den Aufzeichnungen von Ludwig Krause.<br />
<br />
Hinweise können Sie gern an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
<br />
==H. Th. Kliefoth: Nachrichten über die Kirchengemeinde Volkenshagen 1873==<br />
<br />
Gesammelt von H. Th. Kliefoth, Pastor loci.<br />
Zweiter Theil.<br />
<br />
'''Die eingepfarrten Ortschaften'''<br />
<br />
===Allgemeines===<br />
<br />
Finkenberg findet sich zuerst genannt in dem Verzeichnis des Meßkorns des Küsters zum Visitationsprotocoll von 1598. Eines Hofes zu Finkenberg wird da nicht erwähnt, sondern zweier Bauern: Achim Moller und Hinrich Brandt. Aus dem Umstand, daß zu demselben Visitations-Protocoll in dem Verzeichniß des Meßkorns des Pastors diese beiden Bauern unter den Mönkhäger Bauern aufgeführt werden, [lässt sich vermuten] daß Finkenberg damals zu Mönkhagen gerechnet ward. <br />
<br />
Dagegen hat Finkenberg 1649 einen eigenen Besitzer Hermanns Lembcke, und wird dasselbe unter die „eingepfarrten Orte“ gezählt. Seitdem ist Finkenberg ein ritterschaftliches Gut gewesen, und hat seine eigenen Besitzer und Bewohner gehabt, bis es nach des Herrn von Weltzien Tode 1763 in Concurs gerathen, und 1764 an den ehemaligen Besitzer von Klein Kussewitz Dr. Spalding verkauft ist. Von dem an ist es mit Klein Kussewitz verbunden, und von dort aus bewirtschaftet worden. <br />
<br />
Der Hof ist sehr bald verfallen; die Gebäude sind theils abgebrochen um in Kl. Kussewitz wieder aufgebaut zu werden, theils sind sie eingestürzt. Schon 1799 stand auf dem Gute nur noch ein Kathen, in welchem drei Familien wohnten. Derselbe war im Grunde zwischen den Wiesen dort gelegen, wo der von hier nach Mönkhagen führende Weg eine Biegung nach Nordwest macht, zur linken Hand etwa 50 Schritte vom Wege. Dieser letzte Kathen ist im Jahre 1863 abgetragen, und die Bewohner sind nach Kl. Kussewitz abgezogen.<br />
<br />
Um 1727 haben zu Finkenberg außer der Gutsherrschaft und ihren Dienstboden drei Kathenleute gewohnt, nämlich ein Höker, ein Leineweber und ein Schäfer namens Dannenberg.<br />
<br />
Die Finkenberger Schmiede scheint nie eine Pertinenz von Finkenberg gewesen zu sein [d.h., sie hat nie fest zum Gut gehört], sondern immer zu Mönkhagen gehört zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem „Finkenberger Kruge“, jetzt der Heidkrug genannt. Beide, die Schmiede und der Krug haben nur deswegen von Finkenberg ihren Namen gehabt, weil sie an dem alten Landwege neben Finkenberg gelegen waren. Dies ist umso wahrscheinlicher, wenn die oben ausgesprochene Vermuthung Richtigkeit hat, daß Finkenberg ursprünglich zu Mönckhagen gehörte. Für die Richtigkeit dieser Vermuthung läßt sich auch das noch erwähnen, daß auf dem alten Theil des hiesigen [d.h. des Volkenshäger] Kirchhofes, auf welchem fast jede eingepfarrte Ortschaft ihre abgegrenzten Begräbnißplätze hat, die Begräbnißplätze für Finkenberg, Mönkhagen und Gelbensande, also für diejenigen Orte, welche ursprünglich dem Landesherren gehören, voneinander ungeschieden sind.<br />
<br />
===Besitzer des Gutes Finkenberg===<br />
<br />
Seitdem Finkenberg von Mönkhagen geschieden ist, hat es folgende Besitzer gehabt:<br />
<br />
<br />
1. Hermanns Lembke (Lembck), in den beiden Visitations-Protocollen von 1649 und 1662 genannt. Er schuldete der Kirche ?? Obligation de anno 1637 50 M nebst Zinsen, und wurde von der Visitation zu deren Zahlung angehalten. <br />
<br />
Hermanns Lembke und sein Sohn Christopher Lembke hat am Abend des Himmelfahrtstages 1671 den Volkenshäger Kuhhirten Hinrich Niemann mißhandelt. Letzterer hatte sein Vieh über die Grenze treten lassen. Die beiden Lembke kamen zu Pferde reitend dazu, und forderten, daß Niemann das Vieh nach Finkenberg treibe. Als er sich weigerte, schlug Hermanns Lembke mit seinem Stock über seinen Arm, sein Sohn aber schlug ihn mit bloßen Degen den Kopf wund. Deswegen von dem Kloster verklagt, processieren sie 3 Jahre, und werden durch Urtheil vom 8. Juli 1674 der Vater in 10, der Sohn in 30 Thaler Strafe verurtheilt.<br />
<br />
<br />
2. General-Major von Bueck, welcher Finkenberg 1714 von dem Herrn Pastor Diestler gekauft hat. Wer dieser Pastor Diestler gewesen, und in welchem Verhältniß er zu Finkenberg gestanden, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
<br />
3. Um 1727 ist Finkenberg drei Jahre von Herrn Jon. Köppen bewohnt gewesen, welcher den Pastor Giese ??gewählt hat und welcher, wie er sich daselbst ausdrückt, im 4ten Jahr von dem Herrn Cammer-Junker von Ferber abgelöst ist.<br />
<br />
<br />
4. Christian Friedrich von Krakewitz, welcher Finkenberg in das Jahr 1739 besessen hat. In dem erstgenannten Jahre hat er das Gut an ??? von Vieregge verkauft. Letzterer ist ein Verwandter des Herrn von Weltzien, und hat Finkenberg vermuthlich nicht für sich, sondern für Letzteren gekauft.<br />
<br />
<br />
5. Herr von Weltzien, von 1739 bis 1762. Er hatte einen Prozess vor dem Consistorio [Kirchenrat] mit dem Pastor Plagemann wegen verweigerter Vierzeiten-Pfennige [Abgabe an die Kirche, die quartalsweise gezahlt wurde] und Schafkäse [Begriff fraglich, aber möglich als Naturalienabgabe]. Das Consistorium beschloß, nachdem es die Parteien vernommen, die Acten an auswärtige Reichsgelehrte zu versenden. Weiter reichen die vorhandenen Acten nicht. Jedoch ist seitdem weder der Vierzeiten-Pfennig, noch sind die Schafkäse [?] von Finkenberg an die Pfarre und an die Küsterei gegeben. <br />
<br />
Herr von Weltzien starb 14. Dec. 1762. In dem folgenden Jahre wohnte zwar seine Familie noch auf dem Gute, aber dasselbe war bereits in Concurs, in welcher auch die Kirche, der Pastor und der Küster mit ihren Ansprüchen verwickelt waren. <br />
<br />
Herr von Weltzien hat hier in den Jahren 1744 bis 1759 10 Kinder, nämlich 4 Söhne und 6 Töchter taufen, und in den Jahren 1760 und 1763 4 Töchter confirmieren lassen.<br />
<br />
<br />
6. Die Kl. Kussewitzer Herrschaft, von 1764 bisher. Während des Concurses ward Finkenberg, nachdem es einen Administrator Novisatzky gehabt hatte, im Jahre 1764 auf einem öffentlichen zu Schwerin abgehaltenen Termin von dem Dr. Spalding meistbietend für 10,200 M N2/3 gekauft. Dem Dr. Spalding gehörte auch das Gut Kl. Kussewitz, und er bewirtschaftete nun nicht allein Finkenberg von Kl. Kussewitz aus, sondern nahm auch die Wirtschaftsgebäude in Finkenberg herab. <br />
<br />
===Doppelter Konkurs===<br />
<br />
Im Jahre 1766 gerieth der Dr. Spalding auch in Concurs, und das Gut Finkenberg schwebte nun lange Jahre in einem doppelten, dem von Weltzienschen und dem Spaldingschen Concurs. Doch ist es seitdem immer bei Kl. Kussewitz geblieben.<br />
<br />
Der Pastor Hoek begann A. 1783 gegen die Finkenberger, also gegen die von Weltzienschen und Spaldingschen, Gläubiger einen Proceß wegen Demolierung des Gutes Finkenberg und daraus entstehender Schädigung der Kirche, Pfarre und Küsterei. Der Proceß führte zunächst zu einem, durch Urtheil der Justizkanzlei zu Rostock vom 29. Nov. 1783 rechtskräftig gewordenen, Vergleich vom 24. Nov. 1783, nach welchem<br />
<br />
1. ratione praeteriti für den Pastor und Küster 50 M N2/3 gegeben werden sollten, welche beide verhältnißmäßig unter sich zu theilen hätten; und<br />
<br />
2. ratione futuri dem Pastor ein jährliches Quantum von 5 M N 2/3 pro juribus stolae [= Pfarramts-Gebühren]<br />
<br />
Weil aber die von Weltzienschen und die Spaldingschen Gläubiger sich untereinander wegen der Zahlungspflicht noch nicht einigen konnten, ward der Prozeß weiter verfolgt, bis in dem Vergleich vom 19. Mai 1784, welcher durch Bescheid von demselben Dato rechtskräftig geworden, auch diese beiden Parteien sich einigten, und jener erste Vergleich allfällig angenommen ward.<br />
<br />
Nachdem im Jahre 1863 auch der letzte Kathen zu Finkenberg abgebrochen ist, habe ich [d.h. Pastor Kliefoth] an den h. Oberkirchenrat unter Darlegung der Sache die Bitte gerichtet: die Ansprüche des kirchlichen Instituts zu Volkenshagen an die Herrschaft von Finkenberg einer Prüfung zu unterziehen, und event. wegen Nachrechnung derselben das Nöthige zu verfügen. Daraus ist der Bescheid ertheilt: daß wegen der gänzlichen Aufhebung des Dorfes Finkenberg diesseits keine Ansprüche rechtlich zu begründen seien. (ct. Pfarr-Archiv VII, 6) [Hierbei dürfte es um die unter Punkt 2 genannten Pfarramtsgebühren gehen.]<br />
<br />
===Schulbesuch===<br />
Die Finkenberger Schulkinder haben vordem die Schule in Volkenshagen, zuletzt die Schule in Mönkhagen besucht.<br />
<br />
===Heutiges (&bdquo;Heute&ldquo; aus Kliefothscher Sicht)===<br />
Die Herrschaft in Kl. Kussewitz hat noch jetzt als Besitzerin von Finkenberg einen Stand [= Kirchenstuhl] in der Kirche zu Volkenshagen, welchen sie auch zuweilen benutzt. <br />
<br />
Zu den Pfarr-Bau-Conferenzen wird die Kl. Kussewitzer Herrschaft geladen, weigert sich aber, zu den Baukosten beizutragen, ausgenommen daß sie ihren Kirchenstand erhält.<br />
<br />
<br />
==Ludw. Krause: Finkenberg, Rost. District==<br />
<br />
=== Name & erstes Vorkommen ===<br />
<br />
1351 Vinkenbargh, 1354 libera curia ''(d.h. freier Hof)'' Vinckenbarck, 1355 der Vinkenberg, 1359 Vynkenberck, Vinkenbergh, 15. Jahrh. De Vynkenbarck.<br />
<br />
=== Geschichtliche Nachrichten ===<br />
<br />
Finkenberg wird zuerst urkundlich erwähnt am 11. März 1351 in dem Vergleich der Rostocker Ratsherrn Heinrich Frese wegen der Mitgift seiner Frau Wobbe mit deren Bruder Peter Grönenhagen. Darin wird bei der Aufteilung der elterlichen Erbschaft zwischen Peter und Wobbe Grönenhagen dem ersteren u. a. auch zugesprochen „XX marcarum redditus in Vinkenbergh“ (M.U.B XIII, No 7436). – Damals besaßen also schon Rostocker Bürger Rechte in Finkenberg. Im Übrigen waren Finkenberg und Deutsch- oder Klein Kussewitz damals im Besitz der Familie v. Preen, die namentlich zwischen Rostock und Tessin stark begütert war. In allen späteren Urkunden wird Finkenberg immer mit Kl. Kussewitz zusammen genannt, mit dem die Feldmark auch noch heute verbunden ist. Bei der zweiten Erwähnung 1354 wird Finkenberg ein freier Hof (libera curia) genannt und auch eine Mühle nebst Fischteich dabei aufgeführt.<br />
<br />
''Ludwig Krause merkt hierzu an, dass ihm nicht bekannt ist, wo diese Mühle gelegen hat, ob an der Brands Bäck oder am Mühlenbach, der so hieß, weil an ihm die Hornmühle von Groß Kussewitz lag, die nach ihrem Besitzer Horn so genannt wird, s. weiter unten.''<br />
<br />
Am 6. Novb. 1354 verkauften nämlich die v. Preen auf Bandelsdorf und We??dorf Deutsch-Kussewitz und Vinkenberg mit der Mühle und dem „Scheue Diek“ genannten Fischteiche für 2000 Mark Rostocker Pfennige an den Rostocker Ratsherrn Arnold von Kröpelin. In der Urkunde heißt es: <br />
:<span style="color:#006600">''... totam et integram villam nostram Dudeschenn Cußeuitze et liberam curiam Vinckenbarch cum molendino et piscina dicta Scheue diek eidem curie nostre adiacentibus, cum omnibus suis fructibus et emolimentis, sum iure et iuditio infirmo, videlicet sexaginte solidorum et infra, sum lignis, pratis, pasuis, campis, siluis, cespitibus, nemoribus, rubetis, agris cultis et incultis, xum omnibus habitantibus in ipsis et sunctis mansis adiacentibus, viis et inviis, aquis aquarumue decursibus, piscaturis, paludibus, etiarn cum pachtubus, censibus annone vel denariorum, lini, pecorum ac pullorum atque vniuersaliter cum omni decima minuta, quocunque nomine censea[n]tur aut ibidem fuisse, esse seu in futurum fieri hec omnia dinoscantur, ac vtilitatibus, prouentibus attinentiisque vniuersis de predicits villa, curia, monedino et piscina vel earum altera habitis et habendis, et sicut in suis limitibus et terminis distinctiuis in longum, latum, altum et profundum ab antiquo iacuerunt et pronunc iacent, et prout nos et omnes progenitores ac antecessores nostri easdem villam, curiam , molendinum et Scheuen Diek et quamlibet earum cum singulis suis obuentionibus et fructibus hactenus et ab antiquo tenuimus et possedimus, ...''</span><br />
<br />
In einem von einer Hand des 15. Jahrhunderts geschriebenen Hefte, welches auch noch andere Urkunden, z. B. die vom 6. Jan. 1359, enthält, findet sich eine niederdeutsche Übersetzung obiger Urkunde. Von anderer Hand ist unter die Übersetzung geschrieben: „Item dyt vorbenomede dorp Kussewytse hort Kropelyn eruen half vnde den Maken de ander helfte, vnde den Vynkenbarch hebben se nycht“; ferner ist die Stelle, welche hier lautet: „vnde vrygen hoff Vynkenberghe“ unterstrichen und an den Rand vom Canzler Caspar v. Schönaich geschrieben: „den Vinckenberg haben sie nicht, die Cropeline, als vndyn geschriben sthett.“ - Vgl. unten 1359, Jan. 6 / MUB XIII Nr. 8003)<br />
<br />
1355, Juli 19, erwirbt Arnold Kröpelin dann von dem Ritter Johann Ummereise und seinen Söhnen das diesen von Herzog Albrecht eingeräumte Pfandrecht an der Bede in Finkenberg, Gr. Kussewitz ''(Krause schreibt hier Kl. Kussewitz, im Urkundenbuch steht aber Gr. Kussewitz, im Text nur noch Kussewitz)'' und noch einigen anderen Ortschaften für 400 Mark Rost. Pfennige unter Vorbehalt der Wiedereinlösung gegen die gleiche Summe sowohl für die Ummereises als den Herzog und deren Erben. Es heißt in der Urkunde über Finkenberg und Kl. Kussewitz:<br />
:<span style="color:#006600">''... vortmer ouer den Vinkenberch, Dudeschen Kuzeuitze vnde de molen alle de bede half, de vnse here des iares biddet, mid deme hoghesten rechte, sunder ienegherhande herendenest oder beswaringe also: wer id dat de heren ieneghen dienst van den landen hebben wolden, so scal dat gud io vry sin van der heren deneste. Desse bede vnde desse gulde de scal her Arnold Cropelyn vnde sind erfnahmen iar bi iare vpboren in der tyd, alse de heren de bede van den landen biddet.''</span> (MUB XIII, Nr. 8105)<br />
<br />
An demselben Tage, dem 19. Juli 1355, genehmigt Herzog Albrecht diese Weiterverpfändung der halben Bede von Finkenberg & Kl. Kussewitz von dem Ummereise an Arnold Cröpelin durch eine besondere Urkunde mit lateinischem Text, worin die betr. Stelle lautet: <br />
:<span style="color:#006600">''... et mediam presariam ville Koseuitze, curie et molendini vinkeberch, quascunque pedierimus, cum iudicio supremo, libere absque omnibus, seruiciis et grauaminibus nobis aut heredibus nostris inde facien[die], prout predicti nobis fideles ipsas a nobis nominw pigneris tenuerunt, singulis annis, temporibus, quibus communiter precaire dari solent, expedite tollendos et pasivise possidendos ac per xapxionem pigneris licite sine quolibet excessu, si necesse habuerint, extorquendos. ...''</span> (MUB XIII, Nr. 8106)<br />
<br />
1359, Januar 6, endlich kauft Arnold Kröpelin von Herzog Albrecht für 276 Mark Rost. Münze alle an Finkenberg und Kl. Kussewitz noch haftenden fürstlichen Rechte, so dass beide Dörfer (Finkenberg wird jetzt auch „villa“ genannt) ihm und seinen Erben, sowohl männlichen als weiblichen Descendenten und deren Agnaten ''(d. h. männlicher Blutsverwandter, der in ununterbrochener männlicher Linie und ehelich legitimiert von einem gemeinsamen Ahnherr abstammt)'' und Cognaten ''(d. h. jeder natürliche Blutsverwandte)'' nun mehr mit aller (also auch der hohen, die Cröpelin bisher nicht hatte) Gerichtsbarkeit und frei von alle Lehns- und sonstigen Diensten zu völlig freiem Eigentum überlassen wurden: <br />
:<span style="color:#006600">''... omnimodam libertatem et integram proprietatem libertatis perpetue super duabus totis et integris villi, videlicet Vynkenberch et Dudeschen Kußeuitze, cum curia, piscina et molendino ibidem, in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhagen sitis, sum omnibus predictarum villarum, curie, piscine, molendini iuribus, libertatibus, fructibus, prouentibus et emolimentis uis ac maiori iuditio, videlicet manus et colli, ac minori, scilicet sexaginta solidorum et infra, cum omnibus precariis, primis, mediis et vltimis, cum omnibus seruitiis, dextrarii presipue vel minoris equi, strucutra vrbium, reparatione pontium et cum vetura curruum et sectione glatierum et cum quibuslibet aliis oneribus et seruitiis, quibuscunque nominibus senciantur, prout ipse due ville cum curia, piscina et molendino in suorum terminorum disinctionibus abolim iaduerunt in longum, latum, altum et profundum et adhuc iacent plenius comprehenße, nichil omnino iuris, libertatis, proprietatis aut respectus deuolutionies nobis aut nostirs heredibus vel successoribus in eisdem reseruantes, ita etiam, quod ipse [A]rnoldus et sui heredes ac agnati et congnati et ab eis perpetue descendentes vtriusque sexus, ut premittitur, prenarratas villas, curiam, piscinam et molendium cum suis pertinentiis suprascriptis in ecclesiasticos vel seculares vsus seu alias vbicumque pro ipsorum voluntatis beneplacito in tot vel in parte transferendi plenariam habeant facultatem. ...'' (MUB XIV Nr. 8557)<br />
<br />
(Nach einer gegen 1500 gefertigten und durch den Notar Dethlev Gronewolt angeblich „cum suo vero originali“, verglichenen Abschrift im Haupt-Archive zu Schwerin)<br />
<br />
Eigentümlicher Weise giebt es über diesen Verkauf vom 6. Januar 1359 nun noch eine ganz andere Lesart in einem defecten, mehrfach corrigierten Concepte auf Papier im Rostocker Ratsarchive, von dem aber keine datierte und mit Zeugen versehene Original-Ausfertigung aufgefunden oder bekannt ist, weshalb im M.U.B. wohl mit Recht angenommen wird, daß eine solche Ausfertigung dieses zweiten Textes „vielleicht auch nie erfolgt“, sondern durch No. 8557 A ersetzt ist. In dieser 2ten Lesart heißt es von Finkenberg und Kl. Kussewitz: <br />
:<span style="color:#006600">''... Nos Albertus dei gracia dux Magnopolensis, Stargardie et Rozstok dominus ... recognoscimus ..., quod ... Engelbertus Stenbeke, ciuis Rozst., accendente nostro et consiliariorum nostrorum fidelium ac omnium suorum proximorum, quorum interesse poterat, consilio, scitu et consensu pro [Lücke] marcis Rozst. den. vendidit, coram nobis spontanee quam feminini sexus et eorum agnatis et congnatis suas totas et integras villas Vinkenbergh et Dudeschen Cuseuitze cum curia, piscina et molendion ibidem, in aduocadia Rozstoch sitas, cum omnibus suis iuribus, omnimodis libertatibus et integris proprietatibus, agris cultis et inculits, pratis paschuis lignes, rubetis, paludibus, cespitibus, aquis, aquarum defluxibus et refluxibus et earum fructibus, piscacionibus, viis, inuiis, semitis, iudiciis maioribus, videlicet manus et colli, ac minoribus, scilicet LX solidorum et infra, communibus precariis primis, mediis et vltimis ac cum omnibus fructibus et vtilitatibus, attinenciis et emolimentis ...''</span> (MUB XIV No. 8557 B)<br />
<br />
Hiernach scheint Engelbert Stenbeke ursprünglich auch noch irgendwelche Rechte oder Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz gehabt zu haben (vielleicht ebenso wie in Gr. Kussewitz durch seine Frau Elisabeth Horn, da er 1352 Gr. Kussewitz mit der Hornsmühle seinem Sohne Heinrich aus dessen mütterlicher Erbschaft abtritt, so wie sie Herr Diederich Horn besessen hatte (MUB XIII Nr. 7576).<br />
Sonst ist über Steinbeck‘schen oder Horn‘schen Besitz in Finkenberg und Kl. Kussewitz aber nicht auf uns gekommen. (L Kr 1922)<br />
<br />
Die beiden verschiedenartigen Lesarten über den Verkauf vom 6. Januar 1359 lassen sich wohl am besten so erklären, daß die Lesart B den, nicht vollzogenen, Entwurf von käuferischer, also Kröpelin‘scher, Seite vorstellt, worin Arnold Kröpelin, der hier in Rostock vielleicht von irgendwelchen Steinbeck‘schen Ansprüchen gehört haben mochte, der größeren Sicherheit wegen, diesen nebst allen übrigen Jahresrenten als Verkäufer mit anführt, während dies von fürstlicher (also verkäuferischer) Seite als unzutreffend oder unnötig abgelehnt und die Urkunde dann in der allgemeineren Fassung A ausgestellt und vollzogen wurde. (L Kr 1922)<br />
<br />
=== Vogtei-Zugehörigkeit & kirchliche Zugehörigkeit ===<br />
<br />
a. Über die Vogteizugehörigkeit von F. finden sich in den beiden Lesarten der Verkaufsurkunde vom 6. Januar 1359 zwei ganz verschiedene Angaben. In M. U. B. XIV N. 8557 A heißt es, F. liege „in aduocatia Tesßyn, in parrochia Volkenßhaghen“ (vgl. No 1f.), in Lesart B dagegen: „in aduocatia Rozstock“ (vgl. N. 1g)<br />
<br />
b. Zur Kirchengemeinde Volkenshagen gehört die Finkenberger Feldmark noch heute (vgl. No. 4 b & c & h), während Kl. Kussewitz von je und noch heute nach Bentwisch eingepfarrt ist.<br />
<br />
=== Untergang der Ortschaft ===<br />
<br />
a) Raabe schreibt in seiner Vaterlandskunde nach 1875: Finkenberg unweit der Rostock-Ribnitzer Chaussee, 1 1/4 Meile nordöstl. von Rostock, Tagelöhnerkate mit 15 Einwohnern, Allodialgut, steuert von 473 Scheffeln & hat 47 935 Quadratruten. In Veräußerungsfällen ist landesherrlicher Consens erforderlich. ''(Raabe schreibt weiter: Kussewitz und Finkenberg erwarben 1354 die Kröpelin zu Rostock von den Preen.)'' Raabe, Vaterlandsk. Th. I (1875), S. 861.<br />
<br />
b) Aug. Schomann-Kl. Kussewitz erzählte meinem ''(d. h. Krauses)'' Vater im August 1891: Finkenberg gehört Schomann-Kl. Kussewitz. Es ist zu Volkenshagen eingepfarrt, vgl. unten sub c (Kussewitz zu Bentwisch). Schomanns Großvater hat die Gebäude von Finkenberg abgebrochen bis auf eine Scheune. Schomanns Vater brach die Scheune ab & ließ nur einen Schuppen dort stehen. Schomann selbst hat dann auch diese, das letzte Gebäude auf F.‘er Feldmark abgebrochen. Der F.er Acker ist Schomanns bester Acker. Schomann hat als Besitzer von (Feldmark) Finkenberg Sitz & Stimme in Kirchensachen der Volkenshäger Kirche, aber er braucht [zum Bau] nichts zu zahlen. Da die Volkenshäger jetzt einen neuen Kirchturm bauen wollen (statt des jetzigen Holzturms), wobei der Großherzog als Patron die Baukosten größtenteils tragen & das Domanium das Holz liefern muß, so ist Schomann gebeten, für den Turmbau Spanndienste mit zu übernehmen, zu denen er nicht verpflichtet ist, sein Großvater habe dies auch gethan. Schomann hat sich bereit erklärt, wenn es ihm schriftlich gegeben würde, daß er die Spanndienste nicht für die Kirche sondern nur für den Turm leiste. Lkr 12. Aug. 1891 (Tgb. 1891 pag. 150/151)<br />
<br />
c) Das Inventar von 1811 erwähnt in der Volkenshäger Kirche noch 9 Gemälde am Finkenberger Chor, Allegorien, wie sie der Barockzeit in der ersten Hälfte des 18ten Jahrh. eigen sind (Schlie I (1896) p. 114) Vgl. oben sub b.<br />
<br />
d) Der Staatskalender von 1898 führt unter den Rostocker District (im Amte Ribnitz) Seite 174 auf: „Finkenberg (Feldmark):473,1 [katastrierte Scheffel]; 103,9 ha. August Schomann.“ (vgl. unten sub g)<br />
<br />
f) In den „Gemeinnützigen Aufsätzen a. d. Wissenschaften f. a. Stände, zu d. Rost. Nachr. 1782 pag. 17 heißt es: „Da die bis hierher in Druck bekannte Verzeichnisse der Rostockschen Districts Güther und deren Besitzer sich seit einigen Jahren sehr verändert: So hat man davon eine zuverlässige und genaue Liste nebst deren Hufen-Zahl hiermit erteilen wollen.“ In diesen Verzeichniß heißt es dann bezüglich Finkenbergs:<br />
Finkenberg – 3/4 Hufe – 11 17/32 Scheffel – ist den Gläubigern adjudiciret. - [F. gehört nach §126 des L.G.G.E.V v. 18. April 1755 zum Rostocker District (Franck Meckl. ?? XIX, p. 190)<br />
''(Adjudication = obrigkeitliche Zuerkennung eines Gutes an einen Gläubiger)''<br />
<br />
g) Der Staatskalender von 1886 führt im Register noch an: „Finkenberg“, derjenige von 1887 dagegen schon: „Finkenberg Feldm.“. Im Test des Kalenders steht F. beide Male mit Kl. Kussewitz zusammen.<br />
<br />
h) Die Pfarre zu Volkenshagen bezieht als Entschädigung vom Hofe Kl. Kussewitz wegen des geschleiften Hofes Finkenberg M 17,50 (HKr. Pfarreinkommen-Veranschlagung von 1906)<br />
<br />
i) Das Wohnhaus zu Finkenberg ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. offenbar sehr billig auf Abbruch verkauft. Denn Forstinspektor Müller zu Rövershagen bemerkt in einem Gesuch an das Gewett ''(= Polizeibehörden)'' & die Heide Verweser vom 30. Januar 1779 wegen der in der Zeitung zum Verkauf auf Abbruch öffentl. ausgebotenen Siechenkapelle beim Landkruge: „Vielleicht dürfte Sie nach Proportion in der Liv?itation eben so wohlfeil weggehen als das Finkenberger aus der Hand verkaufte Wohnhaus.“ (Akten des Rost. Ratsarchives L Kr.)<br />
<br />
=== Die Kriegsschäden im schwedischen Kriege 1675/76 ===<br />
<br />
'''a. Durch die könl. dänische Armee'''<br />
*Beim Duchmarschieren Rostock nach Ribnitz, 1675: 94 Rthlr 23 Pf<br />
*Während die Armee in Ribnitz stand, 1675: 50 Rthlr 0 Pf<br />
*Beim Rückmarsch von Ribnitz nach Rostock 1675: 122 Rthlr 4 Pf<br />
*Wie die Armee vor Wismar stand, 1675 : 6 Rthlr 0 Pf<br />
*Während der dän. Garnison in Rostock, 1676: 19 Rthlr 16 Pf<br />
*summa: 288 Rthlr 43 Pf<br />
<br />
'''b. Durch die brandenburger Armee'''<br />
*Wie die Armee 1675 in Schwaan stand: 0 Rthlr 31 1/2 Pf<br />
*Während des churfürstl. Lagers in Demmin, 1676: 7 Rthlr 21 Pf<br />
*Während des Winterquartiers vom 15.10. - 31.12.1676: 13 Rthlr 43 1/2 Pf<br />
*summa: 22 Rthlr 0 Pf<br />
<br />
'''c. Durch die schwedischen truppen'''<br />
*Wie die Schweden auf den Pässen Damgarten & Triebsees stand im Sommer 1676: 264 Rthlr 15 Pf<br />
*Wie im November 1676 die Schweden in Ribnitz standen: 0 Rthlr 20 Pf<br />
*summa: 264 Rthlr 35 Pf<br />
<br />
Zusammen also von allen drei Armeen: 575 Rthlr 30 Pf.<br />
(Toppel, Ambt Ribbenitz, 1676, S. 90 – 127)<br />
<br />
<br />
=== Nach dem Frank‘schen Feldregister von 1767 ===<br />
<br />
[[Datei:Feldregister finkenberg 1767.png|thumb|Die Finkenberger Feldmark nach einer Karte von 1767 (Quelle: Ludwig Krause, Fundchronik, Stadtarchiv Rostock), Kartenskizze: Wiebke Salzmann; eingezeichnet in eine Karte aus aus dem OpenSource-Kartenprojekt von 2020 ([http://openstreetmap.de/ openstreetmap.de])]]<br />
<br />
sind in der nebenstehenden Karte:<br />
<br />
*Nr. 1: Der Hofplatz mit den Zimmern<br />
*Nr. 3: Der Baumgarten<br />
*Nr 10: Der Kate<br />
*Nr. 10a: Der Hofplatz<br />
*Nr. 9 & 53: Gärten<br />
*Nr. 2, 4, 26, 30, 50: Teiche und Sölle<br />
*Nr. 13 & 59: Wege<br />
*Nr.55: Ein Orth Busch<br />
*Nr. 6: Ein Orth Busch???<br />
*Nr. 40 & 44: Ein Orth mit Tannen<br />
*Nr. 33: Ein hohes Ufer<br />
*Nr. 43: Ein Mohr<br />
*Nr. 22 & 37: Ein Bruch<br />
*Nr. 21, 36, 58: Ein Brinck<br />
*Nr. 7: Ein Kamp Acker<br />
*an Acker: 5, 12, 15, 16, 18, 19, 24, 28, 29, 31, 32, 34, 39, 41, 45, 48, 52, 56, 57, <br />
*an Wiesen: 8, 11, 14, 17, 20, 23, 25, 27, 35, 38, 42, 46, 47, 49, 51, 54<br />
<br />
Zu den auf umstehender Karte angegebenen Quadratruthen kommen nach dem Feldregister noch hinzu:<br />
<br />
*Alle Acker ''(?? evtl Kavel)'' pp incl: Der Bäcke-Graben: 720 Quadratruthen<br />
*Alle Grenz Graben: 243 Quadratruthen<br />
<br />
Alles in Allem umfaßt Finkenberg nach dem Feldregister 47 935 Quadratruthen.<br />
<br />
Nach dem Bonitierungs-Protokoll von 1778 wurde Finkenberg damals taxiert:<br />
<br />
*an Acker, Garten und Weide: 350 3/16 Scheffel<br />
*61 3/16 Fuder Wiesen oder 122 14/16 Scheffel<br />
*sind 473 1 /16 Scheffel<br />
<br />
Hiervon ist die contribuable Hälfte 236 17/32 Scheffel oder Dreiviertel Hufe; 11 17/32 Scheffel geben jährliche Contribution à 9 ?? pro Hufe<br />
4 Rthlr 4 ?? 7 13/50 Pf N2/3<br />
<br />
==Finkenberg im Mecklenburg-Schwerinschen Staatshandbuch==<br />
<br />
===1927 bis 1937===<br />
<br />
Finkenberg wird als Feldmark aufgeführt mit 103,9 ha. Mit Klein Kussewitz gehörte es zum Gut Groß Kussewitz. Als Besitzer wird der der Gutsbesitzer Julius Kulenkampff genannt. Dessen Wohnsitz war Klein Kussewitz.<br />
<br />
==1939 verschwindet der Name Finkenberg endgültig==<br />
<br />
Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=Finkenberg&diff=106378
Finkenberg
2024-02-15T13:04:22Z
<p>Moenchhagen: </p>
<hr />
<div>{{Infobox Ort<br />
| name = Finkenberg<br />
| plz = Wüstung, bei 18182 (Mönchhagen)<br />
| verwaltungsamt = &ndash;<br />
| landkreis = Rostock<br />
| einwohner = keine mehr<br />
| lat = 54.144680 <br />
| lon = 12.248221<br />
| zoom = 15<br />
}}Finkenberg gibt es nicht mehr. Finkenberg war ein ritterschaftliches Gut im Dreieck [[Mönchhagen]]-[[Volkenshagen]]-[[Klein Kussewitz]]. Die erste Erwähnung ist von 1598. Als eigenständiges Gut existiert es seit 1764 nicht mehr, die letzten Bewohner verließen den Ort 1863. Das Flurbuch des ritterschaftlichen Landgutes Finkenberg wurde infolge Zulegung zum Landgute Klein Kussewitz am 11. Dezember 1939 geschlossen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
==Geografische Lage==<br />
* Koordinaten: [https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.1454&mlon=12.2415#map=15/54.1454/12.2415 Breite: 54.1454 Länge: 12.2415] <br />
<br />
<br />
<html><br />
<center><br />
<iframe width="625" height="350" src="https://www.openstreetmap.org/export/embed.html?bbox=12.218513488769533%2C54.13719929584663%2C12.264432907104494%2C54.153513107709166&amp;layer=mapnik&amp;marker=54.145357005222856%2C12.241473197937012" style="border: 1px solid black"></iframe><br/><small><a href="https://www.openstreetmap.org/?mlat=54.1454&amp;mlon=12.2415#map=15/54.1454/12.2415">-Größere Karte von Finkenberganzeigen-</a></small><br />
</center><br />
</html><br />
<br clear=all><br />
<br />
<br />
<br />
===Finkenberg in alten Karten===<br />
<br />
<br />
<gallery mode=packed heights="200px"><br />
Datei:Moenchhagen Karte Schmettau 1786.jpeg|Finkenberg auf der schmettauschen Karte von 1786 (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]) <br />
Datei:Moenchhagen Karte Messtischblatt 1888.jpeg|Messtischblatt von 1888: Die Feldmark Finkenberg liegt zwischen der von Mönchhagen, Volkenshagen und Klein Kussewitz (online auch einsehbar unter [https://www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php www.gaia-mv.de/gaia/gaia.php]) <br />
Datei:Finkenberger Feldmark luftbild 1.JPG|ungefähre Lage der Grenzen der Finkenberger Feldmark und des Hofplatzes auf einem Luftbild von 2012; ''eigenes Werk, Wiebke Salzmann''<br />
</gallery><br />
<br />
===Alte Flurnamen===<br />
[[Datei:Flurnamen finkenberg.png|thumb|Flurnamen nach der Fundchronik von Ludwig Krause, Angaben vom Beginn des 20. Jh.; Karte: openstreetmap.de]]<br />
Quelle: Fundchronik von Ludwig Krause, Stadtarchiv Rostock<br />
<br />
# Die Brands Bäck: ein Bach<br />
# Der Hecht-Teich: ein Teich, zu dem Krause bemerkt, dass er jetzt kleiner sei. Heute scheint gar kein Teich mehr zu existieren.<br />
# Die frühere Hofstätte: hat Krause nach einem Plan des Gutes von 1767 eingezeichnet<br />
# Kl. Kussewitzer Weg: Weg von Finkenberg nach Klein Kussewitz, existiert heute nicht mehr<br />
# De nige Landweg: Rostock-Ribnitzer Landstraße, neuere Trace; heutige Straße zum Heidekrug und zum Flugplatz Purkshof<br />
# De olle Landweg: Rostock-Ribnitzer Landstraße, ursprüngliche Trace; heutige Straße zwischen Klein Kussewitz und Volkenshagen<br />
# Mönkhäger Kirchweg: Kirchweg von Mönkhagen nach Volkenshagen; heutige Straße von Mönchhagen nach Volkenshagen<br />
# Mühlbach: Bach, der früher bei Gr. Kussewitz die Hornmühle trieb. (Die Mühle heißt Hornmühle, weil der Besitzer Horn hieß.)<br />
# Tannenberg: ein Acker<br />
# Scheue Diek: Dieser Teich wird in einer Urkunde vom 6. Nov. 1354 erwähnt, seine Lage ist nicht bekannt.<br />
<br />
[[Kategorie:Ludwig Krause]]<br />
<br />
==Ortschroniken von Finkenberg==<br />
* [[Ortschronik Finkenberg]]<br />
<br />
<br />
== Kontakte ==<br />
Wenn Sie Hinweise zur Finkenberg haben, freut sich die Mönchhäger Ortschronistin Wiebke Salzmann über eine E-Mail:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
[[Kategorie:Wüstung]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106339
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-14T18:35:32Z
<p>Moenchhagen: /* 1869: Schwammsanierung */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Finanzierung der Schule 1873==<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050]:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wird. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höher gelegt als die alte.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theile Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Steindamm am östlichen Giebel ist umzulegen und auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seiner äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3°'' [Das Gradzeichen steht für das Längenmaß Rute, eine Rute maß wenige Meter] ''Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße liegende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werden 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
Für die Wände wurden Balken aus Eichenholz bestellt von insgesamt 108 Fuß Länge, für Fußbodenbretter und Türschwellen Tannenholz von insgesamt 244 Fuß Länge. Für die Erneuerung der Fundamente brauchte man 1 Schachtrute [altes Volumenmaß] gesprengter Feldsteine. An Maurermaterialien wurden weiter benötigt 1200 Mauersteine, 6,5 Tonnen gotländischer Kalk zum Mauern des Fundaments und zum Untermauern der Sohle sowie weitere 1,5 Tonnen zum Ausbessern des Putzes und zum Weißen. Zum Verzwicken [d.h. Lücken ausfüllen] der Fundamente und zum Ausfugen des äußeren Ziegelmauerwerks nahm man einheimischen Kalk aus Brodhagen bei Reddelich (nämlich 1 Tonne Brodhäger). Zum Ausgießen des Mauersteinpflasters unter dem Fußboden waren 1,5 Tonnen Portlandcement vorgesehen.<br />
<br />
Dann wird genau aufgelistet, welche Arbeiten anfallen und welche Kosten dafür veranschlagt werden. Die Maurerarbeiten sollten 27 Mark 47 Schilling kosten, die Zimmerarbeit (i.W. das Verlegen des Fußbodens nach Entfernen des alten) inklusive Nägel 12 Mark 21 Schilling. Fußleisten und Thürschwellen waren Aufgabe des Tischlers, der dafür inklusive Anstrich 3 mark 15 Schilling 6 Pfennig erhalten sollte.<br />
<br />
Und wie das oft so geht, stellte man im Verlauf der Arbeit fest, dass noch weitere Reparaturen nötig waren, weil der Schwamm noch weiter fortgeschritten war, als ursprünglich gedacht. Die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister Wackenhusen zu Rostock schickten also einen weiteren Kostenvoranschlag an die Großherzogliche Hohe Cammer mit der Bitte, <span style="color:#006600">''bei vorgerückter Jahreszeit denselben baldmöglichst zu genehmigen.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Bei der Inangriffnahme der Reparatur hat sich gezeigt, daß der Schwamm auch den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses gelegenen großen Wohnstube theilweise ergriffen hat, und ist die Erneuerung dieses Fußbodens und die Ausführung einer massiven Sohlmauer an der Giebelseite gleichzeitig mit der bereits genehmigten Reparatur in der Kammer unbedingt nothwendig. Das Fundament der Giebelwand ist ebenso wie die bereits veranschlagten Fundamente zu entfernen und neu aufzuführen, das Fundament der südlichen Außenwand kann bleiben, ist jedoch gehörig zu reinigen, die Fugen auszukratzen, neu mit Landkalk zu verzwicken und mit dem im Anschlag beschriebenen Schwammörtel zu berappen'' [d.h. mit Mörtel zu bewerfen]''. Auf dem neuen Fundament der Giebelwand wird eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt gelegt, die massive Sockelmauer wird von gut ausgebrannten Mauersteinen ausgeführt, bei der Legung des Fußbodens sind genau dieselben Sicherheitsmaßregeln anzuwenden wie bei dem veranschlagten Kammerfußboden, insbesondere müssen sämtliche Hölzer vor der Verwendung gehörig mit Eisenvitriollösung bestrichen werden, auch die wieder zu verwendenden vom Schwamm noch nicht infizirten Fußbodenlager.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Das Mauersteinpflaster mit Cementlage wird auch unter dem Stubenfußboden ausgeführt und werden zur Lüftung in den Fundamenten zwischen den Fußbodenlagern Luftlöcher ausgespart.<br />
Der das Gebäude umgebende Steindamm ist auch an der Südseite längs der großen Wohnstube aufzubrechen und entsprechend wieder mit gehörigem Gefälle zu legen, so daß die Feuchtigkeit von der Sohle abgehalten wird. Auch ist von beiden Langseiten des Gebäudes eine Dachrinne anzubringen.''</span><br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
== Der Anbau ==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schullehrer==<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106337
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-14T18:11:01Z
<p>Moenchhagen: /* Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Finanzierung der Schule 1873==<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
===1866: Durchbau der Schule und Neubau der Schulscheune &ndash; Ärger ums Geld===<br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
===1869: Schwammsanierung===<br />
<br />
Am 6. Juli 1869 überreicht das Amt Toitenwinkel der Großherzoglichen Cammer zu Schwerin einen Kostenvoranschlag zur notwendigen Schwammsanierung der Mönchhäger Schule. Veranschlagt wurden 55 Mark, 45 Schillig, 2 Pfennig [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050].<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Der Schwamm hat den Fußboden der am östlichen Giebel des Schulhauses zu Mönkhagen liegenden Kammer völlig zerstört, die Sohlen an derselben sind bereits gleichfalls infizirt, so daß eine Hauptreparatur unvermeidlich ist. Das unter dem Fußboden vorhandene mit Cement abgegossene Mauersteinpflaster hat nicht vor dem Schwamm geschützt, da man bei dessen Legung wahrscheinlich versäumt hat, die alte Füllerde auf genügende Tiefe zu entfernen, das Pflaster nebst der Cementabdeckung ist selbst vollständig vom Schwamm durchwachsen und destruirt. Da die Sohlen ziemlich tief liegen, besonders an der Giebelseite, wo wegen der in der Nähe liegenden Dorfstraße keine bedeutende Abgrabung zulässig ist, so empfiehlt sich in diesem Fall die Ausführung einer massiven Sockelmauer, um die Sohlen dem schädliche Einfluß der Erdfeuchtigkeit zu entziehen, sowie ferner die Höherlegung des Kammerfußbodens um eine Stufe. Außerdem sind folgende Vorsichtsmaßregeln zur Vertilgung des Schwamms nothwendig:<br />
<br />
Die alten Fundamente beider äußeren Wände und der inneren Langwand an der Kammer sind fortzunehmen, ebenso das vorhandene Mauersteinpflaster und ist das Material nicht wieder zu verwenden. Die alte Füllerde ist mindestens 1 1/2 Fuß tief auszugraben und statt derselben völlig trockener Füllsand einzubringen, auch neben den neuen Fundamenten ist die Erde wegzunehmen und trockener Sand einzubringen. Nur das Fundament der inneren Querwand, welches zugleich Kellermauer ist, muß bleiben. Nachdem dasselbe gehörig gereinigt und die Fugen ausgekratzt worden sind, werden letztere auch an den neu aufgeführten Fundamenten mit einem eigenen Schwammörtel, bestehend aus Torfasche, Kochsalz- und Salmiak-Lösung mit etwas Landkalk ausgezwickt ((??)) und beworfen. Auf die Fundamente ist eine Isolirschicht von künstlichem Asphalt zu legen. Unter dem Bretterfußboden ist wiederum ein flaches Pflaster von gut ausgebrannten Mauersteinen zu legen und mindestens 3/4 Zoll stark mit Cement abzugießen. Die Cementlage ist mit der Isolirschicht genau in dieselbe Höhe zu legen und unmittelbar daran anzuschließen. Auf den Fundamenten wird dann eine 2 1/2 Fuß hohe 1 Stein starke Sockelmauer von gut ausgebrannten Mauersteinen aufgeführt, welche außen gefugt, innen mit Kalk geputzt wirde. Nur die innere Langwand zwischen Stube und Kammer erhält diese Untermauern nicht und wird die Sohle daselbst nur 6 Zoll höhere gelegt als die alte.<br />
<br />
Sämtliche zum Fußboden und zu Fußleisten zu verwendenden Holzmaterialien werden zuvor mit einer kochenden Lösung von Eisenvitriol bestrichen, die Bretter jedoch nur auf der unteren Seite. Zu dieser Lösung werden 4 Theiee Waßer auf 1 Theil Eisenvitriol genommen.<br />
<br />
Der STeindamm am östlichen Giebel ist umzulegen udn auf 6 Fuß zu verbreitern auch an seinder äußeren Seite mit einer Rinne zu Abführung des Regenwassers zu versehen, welche noch auf etwa 3° Länge weiter fortzuführen ist. Der Steindamm am Giebel muß ein starkes Gefälle erhalten und ist deswegen der zwischen Haus und Straße legende Erdrücken nach Möglichkeit abzutragen.<br />
<br />
Zu dem vorerwähnten Schwammörtel werde 6 gute Matzen Kochsalz in kochendem Wasser aufgelöst, ein Pfund ordinärer Salmiak desgleichen, beide Lösungen werden zu einer Quantität von zirka 4 Scheffel Torasche geschüttet und durcheinander gerührt, schließlich zur besseren Bindung einige Kellen Landkalk zugesetzt.''</span><br />
<br />
<br />
===1874 bis 1897: Weitere Reparaturen===<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
== Der Anbau ==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
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Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
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Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
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Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
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== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
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Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
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Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
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Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
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Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
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Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
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Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
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==Die Reinigung der Schulstube==<br />
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Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
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Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
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1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
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Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
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1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
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==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
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Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
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Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
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Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
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1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
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==Die Schullehrer==<br />
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Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
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[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
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[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
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Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
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Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
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# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
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Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
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Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
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Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
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Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
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* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
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==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
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Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
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Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
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[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
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Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
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In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
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Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
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Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
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Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
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==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
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==Die Industrieschule==<br />
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Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
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Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106336
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-14T18:03:17Z
<p>Moenchhagen: /* Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
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<br />
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<br />
==Finanzierung der Schule 1873==<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurde der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Bau veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.''</span><br />
<br />
Der Grund für die Beschwerde war, dass der Maurermeister Voß dann doch mehr Geld haben wollte, weil zum einen der Bau auf einem anderen Platz errichtet werden sollte als ursprünglich geplant und weil die Zimmererarbeiten teurer geworden waren. Zudem hatte die Gemeinde bereits das veranschlagte Sprengen der Feldsteine erledigt, wofür Voß jedoch auch bezahlt werden wollte.<br />
<br />
<span style="color:#006600">''Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches'' [= von gesetzlichen Pflichten befreiend] ''Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst darauf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.''</span><br />
<br />
<span style="color:#006600">''Wir bitten nun ehrerbietigst: Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.''</span><br />
<br />
Die Beschwerde zog einen längeren Briefwechsel nach sich [Landeshauptarchiv Schwerin, Akte 5.12-4/2 12050], bis am 20. Oktober 1866 die Toitenwinkelschen Beamten und der Landesbaumeister an die Großherzogliche Hohe Cammer zu Schwerin berichteten,<br />
<span style="color:#006600">''Nachdem ein früherer Termin zur Erledigung der Differenzen zwischen der Schulgemeinde zu Mönckhagen und dem Maurermeister Voß wegen rückständiger Baugelder zu keinem Resultat geführt hatte, ist diese Angelegenheit in einem am 1sten d. M. abgehaltenen zweiten Termin dahin verglichen worden, daß der Maurermeister Voß sich mit einer von der Schulgemeinde ihm offerirten Rest-Zahlung von 25 M zufrieden erklärt hat unter Verzicht auf seine weiteren Ansprüche.''</span><br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
== Der Anbau ==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
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== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schullehrer==<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
<br />
Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
<br />
Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
<br />
Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
<br />
Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
<br />
==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
<br />
==Die Industrieschule==<br />
<br />
Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
<br />
Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
<br />
Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
<br />
{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
|}<br />
<br />
==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
<br />
Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
<br />
*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
<br />
Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
<br />
*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
<br />
[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php?title=M%C3%B6nchhagen:_Die_Schule&diff=106335
Mönchhagen: Die Schule
2024-02-14T17:49:36Z
<p>Moenchhagen: /* Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert */</p>
<hr />
<div>[[Kategorie:Schulen]]<br />
[[Kategorie:Volksschulen]]<br />
Hier entsteht die Chronik des Dorfes Mönchhagen, aufgeteilt nach Epochen in mehrere einzelne Artikel. Hier sehen Sie den Artikel zur '''Schule in Mönchhagen.'''<br />
<br />
Hier finden Sie zusammengefasst alle Abschnitte zur Schule aus den anderen Artikeln zur Mönchhäger Geschichte, sowie zusätzliche Informationen, bspw. technischer Art.<br />
<br />
Da sich auch zu bereits fertigen Teilen immer wieder neue Aspekte ergeben sowie auch Fehler entdeckt werden können, ist zu empfehlen, beim Arbeiten mit dieser Chronik sich jeweils unter dem Reiter &bdquo;Versionsgeschichte&ldquo; das Veröffentlichungsdatum und ggf. die Kommentare zur Bearbeitung anzusehen.<br />
<br />
Umgekehrt können Sie Hinweise gern unter dem Reiter &bdquo;Diskussion&ldquo; als Diskussionsbeitrag eintragen oder (besser) direkt an meine E-Mail-Adresse senden:<br />
<br />
[mailto:ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de ortschronik-moenchhagen@wissenstexte.de]<br />
<br />
Eine Dorfchronik von diesem Umfang ist niemals eine Arbeit nur einer Person &ndash; mein Dank gilt allen, die mir mit Text- und Bildmaterial oder mündlichen Informationen weitergeholfen haben.<br />
<br />
'''Die hier veröffentlichte Chronik und andere Dokumente, wie Bilder, Grafiken oder Videos, bleiben geistiges Eigentum des jeweiligen Urhebers und jede vom Urheberrecht nicht zugelassene Nutzung, insbesondere eine gewerbliche Nutzung ohne Zustimmung des Urhebers, ist nicht erlaubt.'''<br />
<br />
==Finanzierung der Schule 1873==<br />
Um die Gehälter der Lehrer zu zahlen und Lehrmittel anzuschaffen, musste jeder Einwohner Abgaben leisten. Diese waren abhängig von der Größe seines Besitzes, aber nicht davon, ob er selbst Kinder hatte. Befreiungen von der Abgabe gab es u.a. für Prediger, Lehrer und Küster nebst deren Witwen sowie auch Häusler während der Zeit, in der sie beim Militär dienten. Diejenigen, die Unterstützung aus der Armenkasse erhielten, zahlten ebenfalls nicht, in deren Fall übernahm die Gemeinde jedoch den halben Beitrag.<br />
<br />
Im Gegenzug durfte jeder, der Abgaben leistete, nicht nur die eigenen Kinder, sondern auch aufgenommene Mündel und die Kinder der Dienstboten zur Schule schicken.<br />
<br />
Das Gehalt eines Lehrers betrug 1500 Pfd Roggen (wobei dieser nicht in natura, sondern der Geldwert in bar ausgezahlt wurde) sowie ein Geldbetrag, der abhängig von der Schülerzahl war: <br />
*bis 50 Kinder: 75 Reichsmark<br />
*bis 60 Kinder: 90 Reichsmark<br />
*bis 70 Kinder: 103 Reichsmark<br />
*mehr als 70 Kinder: 120 Reichsmark<br />
<br />
Die allein stehenden Hilfslehrer erhielten 450 Reichsmark.<br />
<br />
Ausgezahlt wurde das Gehalt der Hauptlehrer halbjährlich im März und im Herbst, das der Hilfslehrer vierteljährlich.<br />
<br />
Die Lehrer mussten im November die Schüler mit Namen und Alter, sowie Stand und Wohnort der Eltern erfassen und dieses Verzeichnis dem Prediger übergeben. Dieser prüfte das Verzeichnis und übermittelte es ans Amt, das daraufhin die Gehalte der Lehrer festlegte. Zudem stellte das Amt Verzeichnisse der Beitragspflichtigen zusammen, die an die Ortsvorsteher gingen. Diese mussten die Beiträge einfordern.<br />
<br />
(Akte 5.12-3/1, Landeshauptarchiv Schwerin)<br />
<br />
== Unterhaltung des Schulgebäudes im 19. und frühen 20. Jahrhundert ==<br />
<br />
Der Unterhalt des Schulgebäudes einschließlich der Lehrerwohnungen sowie des zugehörigen Stalles und der Scheune war Aufgabe der Gemeinde. <br />
<br />
Am 12. Juni 1866 beschweren sich die ehrerbietig gehorsamsten Mönchhäger J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier bei der Hohen Großherzoglichen Kammer in Schwerin:<br />
<br />
''Im Jahre 1864 wurden das Schulhaus hieselbst durch gebauet und die zum Schulgehöfte gehörige Scheune neu aufgeführt. Nachdem die Riße und Anschläge für diese Bauten angefertigt worden, wurden der Schulgemeinde hieselbst vom Großherzoglichen Amte Toitenwinkel die Ausführung der ersteren nach Riß und Anschlag übertragen, diese setzten sich wieder mit einem Maurer ins Vernehmen, welcher sich bereit erklärte, die Arbeiten für die veranschlagten Kosten auszuführen. Großherzogliches Amt fand sich aber demnächst wieder veranlaßt, den Durch- resp. Neubau selbst ausführen zu lassen, und schloß mit dem Maurermeister Voß in Rostock ab. Ausdrücklich wurden der Schulgemeinde mehrfach vom Großherzoglichen Amte die Versicherung gegeben, daß sie zur Tragung höherer Baukosten, als der desfallsige Anschlag betrage, nicht verpflichtet sein solle, ihr sogar in Aussicht gestellt, daß die von ihr zu übernehmenden Kosten möglicher Weise sogar noch hinter der veranschlagten Summe zurückbleiben würden, da es dem Amte gelingen würde, die Bauten billiger herzustellen, als dies der Schulgemeinde möglich sein würde. Dem Maurermeister Voß wurde Amts wegen bedeutet, daß er den Bau gegen die anschlagsmäßigen Kosten auszuführen habe, daß er mehr als diese zu fordern unter keinen Umständen berechtigt sein solle, daß er die Gefahr der zum Baun veranschlagten Materialien gleich nach deren Anfuhr, namentlich deren Bewachung zu übernehmen habe.<br />
Nichts desto weniger verlangt nun der Maurermeister Voß außer den anschalgsmäßigen Kosten, soweit sie von der Schuldgemeinde zu zahlen sind,<br />
1. den Betrag von 18 Mark 20 Groschen 6 Pf für den Scheunenbau und zwar motiviert er diesen Anspruch mit der Behauptung, daß die Scheune auf einem anderen Platze aufgeführt sei, als welcher ursprünglich ausgewählt und bestimmt worden, und daß die Verhältniße dieses neuen Platzes mehr Maurerarbeit, namentlich mehr Fundamentierung erfordert hätten, als dies bei dem ursprüngliche bestimmten Platze der Fall gewesen sein würde. Wenn es nun auch richtig ist, daß der Anfangs bestimmte Platz später verworfen wurde, und daß die Maurerarbeiten dadurch etwas bedeutender geworden sind, so kann sich Voß hierauf nichtsdestoweniger nicht berufen, da, wie ihm Amts wegen der Bau in Entreprise gegeben wurde, der definitio gewählte Platz bereits abgesteckt, er also auch verpflichtet war, für die anschlagsmäßigen Kosten auf diesem ihm angewiesenen Platze den Bau herzustellen. Außerdem ist auch, was wir hier zugleich mit zur Rechtfertigung der anderen Beschwerde anführen wollen, bei Abschluß des Baucontractes mit dem Maurermeister Voß, diesem letzterem ausdrücklich bemerklich gemacht, wenn in einzelnen Puncten die Kosten sich vielleicht höher herausstellen würden, als dieselben im Anschlage ausgeworfen worden, so dürfe er dieserwegen keine Reclamationen erheben, da er bei anderen Positionen auch wohl wieder etwas verdienen werde. Diese letztere Erwartung ist dann auch eingetroffen und namentlich hat der Maurermeister Voß bei dem für den Cementabguß ausgeworfenen Kosten (Materialien und Kostenanschlag zum Wohnhausdurchbau C4) in runder Summe 17 Mark übergehabt.<br />
2. Ebenso unbegründet halten wir den Anspruch auf 16 Mark 47 Schilling 6 Pfennig für Zimmerarbeit in der Schulstube, welche der Maurermeister Voß erhebt. Die Zimmerarbeit für den Durchbau des Schulhauses hatten im Anschlage vollständige Berücksichtigung gefunden und wird Maurermeister Voß, wenn er in dieser einen Beziehung vielleicht zu kurz kam, anderweitig überreichlich Entschädigung gefunden haben.<br />
3. Wir erlaubten uns oben, zu bemerken, daß vom Großherzoglichen Amte zunächst der hiesigen Schulgemeinde die Ausführung der in Rede stehenden Bauten übertragen war, dieselbe hatte zu dem Zwecke bereits Vorbereitungen getroffen und namentlich das mit 14 Mark 18 Schilling veranschlagte Sprengen der Feldsteine beschafft, als Amtswegen der Bau dem Maurermeister Voß anvertraut wurde. Es ist nicht mehr als billig, daß um diese 14 Mark 18 Schilling die anschlagsmäßige Bausumme gekürzt werde, da die diesen Betrag correspondierende Gegenleistung von uns bereits ??? war. Ausdrücklich ist Voß hiervon in Kenntniß gesetzt und hat er auch als selbstverständliche anerkannt, daß die veranschlagten Kosten 14 Mark 18 Schilling für Steinsprengungen zu streichen seien. Jetzt aber verlangt er diese Summe ebensowohl wie die sub 1. und 2. genannten Beträge. Großherzogliches Amt hat nun die Rechtmäßigkeit dieser Ansprüche des Bauunternehmers anerkannt, unsere desfallsigen Beschwerden verworfen und bereits exemtivisches ((= von gesetzlichen Pflichten befreiend)) Vorgehen angedrohet. Wir sind aber zu sehr von unseren Rechte überzeugt, als daß wir nicht den Versuch machen sollten, bei hoher Großherzoglicher Kammer Abhülfe zu erreichen, umsomehr als die Bauten qu. nicht in allen Puncten anschlagsmäßg ausgeführt wurden. Wir haben dies in einem früheren Vortrage an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel des Genaueren dargelegt, und wollen hier nur noch ehrerbietigst daruaf hinweisen, daß die Schulgemeinde durch die Baukosten in einem hohen Grade in Ansprüche genommen ist, und ihr weitere Opfer, als wozu sie von vornherein verpflichtet war, nicht angesonnen werden können.<br />
Wir bitten nun ehrerbietigst:<br />
Hohe Großherzogliche Kammer wolle geruhen unsere Beschwerde für begründet zu erklären und desfallsige hohe Verfügung an das Großherzogliche Amt Toitenwinkel zu erlaßen.<br />
<br />
Subscriptum legitimieren wir durch Anlagen <br />
und bestehen der Großherzoglichen hohen Kammer<br />
ehrerbietig gehorsamste<br />
J. Eggert, H. Brandt, J. Brandt, F. Harten, P. Bünger, D. Brandt, J. Krempien, J. Peters, J. Winter, E. Jeß Wwe, J. Heydtmann, Joh. Hallier<br />
<br />
Exhibitum Mönckhagen, den 12 Juni 1866<br />
<br />
<br />
1874 beschloss die Gemeindeversammlung, dass d''er Gemeinde- und Schulvorstand alljährlich die Besichtigung an Ort u. Stelle gleich nach Ostern'' [also zum Schuljahresende] ''vornimmt u. die nothwendigen Reparaturen u. Wünsche des Lehrers der Dorfversammlung vorstellig macht'' ... Einen entsprechend breiten Raum nehmen die Arbeiten am Schulgebäude in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ein.<br />
<br />
Neben dem Streichen von Fenstern und Türen, dem Ölen des Fußbodens in den Schulstuben sowie dem Weißen der Wände von innen und von außen mussten auch gravierendere Reparaturen vorgenommen werden: 1875 wurde die Diele im Schulhaus mit Steinen ausgelegt – demnach hatte sie bis dahin einen Lehmfußboden. 1877 bekamen die Fensterläden einen sicheren Verschluss. Zweimal beschloss die Gemeindeversammlung, Teile der Außenwände bis zum ersten Fachwerkriegel massiv zu mauern, weil die Sohle und die gelehmte Wand schadhaft und verfault waren: 1883 von der Küchentür bis zum Schlafstubenfenster, 1890 an der Vorderseite. Aus dem Foto vom Beginn des 20. Jh. ist zu ersehen, dass die Vorderseite die Ostseite war, andererseits hat die Küchentür an der Hinterfront gelegen, also an der Westseite. In dem abgebildeten Grundriss ist die Schlafstube zwar an der Ostseite eingezeichnet, aber in diesem existiert der Anbau bereits, den es 1883 noch nicht gab. Damals war die Schlafstube vermutlich in einer der Kammern an der Westseite, während an der Ostseite die Schulstube untergebracht sein musste – vielleicht in dem großen, auf dem Plan als Schlafstube bezeichneten Raum.<br />
<br />
1884 war die nördliche Giebelwand des Hauses von Ratten zerstört und musste repariert werden. (Die nördliche Giebelwand zeigt zur Straße.) 1887 wurden Südgiebel und Westseite mit Pappe benagelt und es gab für die Vorderfront eine Dachrinne. Auf die Dachrinne über seiner Küchentür musste der Lehrer noch bis 1924 warten. <br />
[[Datei:Moenchhagen Schule Grundriss 1912.JPG|thumb|400px|Der Grundriss der Mönchhäger Schule in einem Plan anlässlich der Dachneudeckung und Einrichtung eines Rauchbodens der Fa. Lange von 1912. ''Quelle: privates Archiv Nachfahr der Baufirma Lange'']]<br />
Das Dach des Schulhauses musste 1880 umgebaut werden, weil es durchregnete. Nach weiteren Reparaturen war es nicht mehr dicht zu bekommen und wurde 1912 durch ein Dach mit Zementziegeln ersetzt. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde auch ein Rauchboden eingebaut – also ein Boden, in den der Rauch abzog, wodurch dort Lebensmittel haltbar aufbewahrt werden konnten. Rauchräume waren unter Strohdächern verboten. Die Arbeiten am Dach wurden für 872 Mk. an Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen vergeben, der Bau sollte bis 1. Sept. fertig sein. Lange sollte aber für jeden Tag, den er länger brauchte, 10 Mk. Abzug in Kauf nehmen. Teile der Baupläne sind erhalten – s. Foto.<br />
<br />
Auch für Stall und Scheune musste gesorgt werden: 1879 sollte jeder Erbpächter 8 Bund Stroh liefern zum Ausbessern des Scheunendachs. Ein Jahr darauf brauchte die Scheune einen neuen Lehmauftrag, und zwar an der Abseite über dem Kuhstall – was darauf hindeutet, dass Stall und Scheune in einem Gebäude untergebracht waren. 1884 wurde die Stalltür repariert und 1897 ersetzt. 1890 gab es eine größere Änderung im Stall – der Stall wurde um das neben ihm liegende Strohfach erweitert; ein neuer Futterraum wurde längs der Scheunendiele angelegt. Dabei sollte die Unterlage mit kleinen Felsen ausgeführt und die Oberfläche mit Ziegelsteinen gepflastert werden. Der Belag über den Ställen in der Scheune wurde 1897 mit Fichten aus der Hinrichsdorfer Forst sowie einigen eichenen Balken erneuert und 12 Jahre später der Ostgiebel der Scheune massiv gemauert. (Woraus zu schließen ist, dass die Scheune längs der Dorfstraße stand, während das Schulgebäude ja (heute noch) quer zur Straße steht.)<br />
<br />
== Der Anbau ==<br />
<br />
Seit etwa 1880 besuchten auch Kinder der Katenleute die Schule, die bis dahin den Bauernkindern vorbehalten war. Die Mönchhäger Schule musste also vergrößert werden. Am 29. Juni 1900 beschloss die Gemeindeversammlung Mönchhagen, dass ''am Giebelende des Schulhauses nach Süden ein genügend großer Anbau von 9 m Länge und in Dachhöhe des alten Hauses mit einer 2ten Lehrerwohnung nebst den für beide Schulen erforderlichen Aborte hergestellt werden'' soll. <br />
<br />
Diese Idee stieß im Großherzoglichen Ministerium auf Kritik. Oberministerialrat Dr. Lesenberg wollte stattdessen eine kompletten Neubau oder aber die ''Herrichtung von 2 neuen Schulklassen unter Verreißung der alten Schulstube''. Die Gemeindeversammlung beschloss dennoch am 19. April 1901, ''daß eine neue Klasse in einem Flügel, der an das Südende des alten Schulhauses mit der Richtung nach Westen angebaut werden soll.''<br />
<br />
Damit konnte sie sich aber offenbar nicht durchsetzen, denn im Dezember 1901 lag der Versammlung ein ''Riß nebst Kostenanschlag über den Anbau zwei neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulklasse, und eine Bleizeichnung über ein neues Schulgehöft'' zur Entscheidung vor. Das neue Schulgehöft wurde aus Kostengründen abgelehnt. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, ''auch zu dem geplanten Anbau durch Vermittlung des Großherzoglichen Amtes Toitenwinkel eine Beihülfe vom Hohen Ministerium zu erbitten.'' Am 17. Oktober 1902 beschloss die Gemeinde, im Frühling 1903 den Anbau errichten zu lassen, ''nachdem der Riß nebst Kostenanschlag über den Bau 2 neuer Schulklassen unter Abbruch der alten Schulstube die Genehmigung des Großherzogl. Ministeriums gefunden hat und von letzterem eine Beihülfe von 3000 M in Gnaden zu diesem Bau bewilligt worden ist. Der Gemeindevorstand soll nach einem Schullokal sich umsehen und für die Zeit des Baues ein solches mieten.'' <br />
<br />
Es gab dann eine Ausschreibung. Folgende Angebote lagen für den Bau vor: <br />
<br />
*Maurermeister Stockmann aus Neu Bukow für 9.000,50 Mark<br />
*Bauunternehmer Wilbrandt aus Gelbensande für 7.000 Mark<br />
*Bauunternehmer Glawe aus Ribnitz für 8.415 Mark<br />
*Bauunternehmer Lange aus Mönchhagen für 8.497,17 Mark<br />
*Maurermeister Bründel aus Gehlsdorf für 10.788,33 Mark<br />
*Maurermeister Woderich aus Schwaan für 8.809,04 Mark<br />
*Maurermeister Stoldt aus Ribnitz für 8.671,40 Mark<br />
*Maurermeister Müller aus Schwaan für 8.366 Mark. <br />
<br />
Das Angebot von Bründel wurde wegen zu hoher Kosten abgelehnt, desgleichen das von Wilbrandt wegen Verdachts auf Pfuscherei. Die Gemeinde beschloss, den Bau an den Mönchhäger Bauunternehmer Lange für 8.225 Mark zu vergeben. Am 26.2.1903 erhielt Lange den Auftrag dann zu folgenden Zahlungsbedingungen: Nach dem Einrüsten des Gebäudes 1/3, nach Baubeendigung 1/3 und nach Bauabnahme das letzte Drittel der Summe. Davon behielt die Gemeinde 500 Mark, zahlte sie auf ein Bankkonto ein und gab ihm das Geld 1905. <br />
<br />
1908 hatte Mönchhagen bei Michaelis-Schulschluß (29. September) 90 Kinder. Trotz des Anbaus reichte der Platz in den beiden Schulstuben daher nicht aus, auch die Häschendorfer Kinder noch aufzunehmen, weshalb dies im Oktober 1908 abgelehnt wurde. Häschendorf gehörte damals noch nicht zu Mönchhagen, sondern war ein Pachthof mit dem Großherzog als Verpächter.<br />
<br />
== Eine englische Kochmaschine für Lehrer Dahl ==<br />
<br />
In diesem Beitrag zur Geschichte der Mönchhäger Volksschule im 19. Jh. geht es um die Wohnung des Lehrers, die sich ebenfalls im Schulgebäude befand. <br /><br />
<br />
Im April 1883 beantragte Lehrer Dahl, den offenen Feuerherd und den Backofen, die beide erneuert werden mussten, durch eine englische Kochmaschine zu ersetzen. Was mit dem offenen Feuerherd gemeint war, kann man bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Klockenhagen sehen: Das war ein gemauerter Absatz in Arbeitshöhe, auf dem ein Feuer angefacht wurde. Die Töpfe hingen an einem eisernen Dreibein über dem Feuer. Die englische Kochmaschine war erst Mitte des 19. Jh. in Gebrauch gekommen, damals also sehr modern – nach heutigen Begriffen jedoch nicht ganz so „technisch“ wie der Begriff erwarten lässt: Es handelte sich um einen mit Brennholz beheizten Herd aus Metall. Ein großer Vorteil war, dass das Feuer sich nun in einem geschlossenen Feuerraum befand, was die Feuergefahr reduzierte. Oben befanden sich runde Löcher zum Brennraum, die abgedeckt oder mithilfe von gusseisernen Ringen in der Größe verändert und so an die Topfgrößen und den Hitzebedarf angepasst werden konnten. Zudem enthielt dieser Herd auch einen Backofen – die ja damals für sich stehende gemauerte Objekte waren.<br /><br />
<br />
Immerhin hatte das Schulgebäude bereits einen Schornstein, denn ein weiterer Antrag des Lehrers forderte eine Erneuerung der Glocke, die über dem Herd angebracht war und den Rauch zum Schornstein leitete. Diese war nämlich so niedrig, daß diejenige Person, welche vor dem Feuerherd beschäftigt ist, nicht darunter stehen und nur gebückt darunter weggehen kann. Der Gemeindevorstand behielt sich jedoch vor, diese nur zu erneuern, wenn der Schornstein nicht heruntergenommen zu werden braucht. Noch 1906 gab es in Mönchhagen mehrere sogenannte Rauchhäuser, also Häuser ohne Schornstein, in denen der Rauch einfach durch die Diele abzog. Was neben den Nachteilen auch den Vorteil hatte, dass in feuchten Jahren der Rauch das eingefahrene Heu und Stroh nachtrocknete. In diesen Häusern war über dem Feuerherd ein gemauerter Schwibbogen angebracht, der den Funkenflug vom Dach abhielt.<br /><br />
<br />
Der Schornstein wurde 1910 so umgebaut, dass auch die zweite Lehrerwohnung angeschlossen werden konnte. Diese gab es erst seit der Erweiterung des Schulgebäudes um den Anbau.<br />
<br />
== Die Schulländereien im 19. Jahrhundert ==<br />
<br />
Zur früheren Mönchhäger Volksschule gehörte auch Land, dessen Erträge dem Schullehrer zustanden. Der Fundchronik von Ludwig Krause zufolge lagen die Schulwiesen zumindest zum Teil um 1822 in den Klockenhäger Todtenbruchwiesen. Er vermutet dies aufgrund einer Notiz in den Ribnitzer Amtsakten (damals gehörte Mönchhagen zum Amt Ribnitz).<br />
<br />
Der Karte der Feldmark Mönchhagen zufolge lag die Schulwiese am Südarm des Peezer Baches – dort, wo er die Straße nach Häschendorf verlässt und in einem Bogen nach Westen abbiegt. Der Schulacker umfasste das Gelände des heutigen Spielplatzes, der norwestlich angrenzenden Kleingärten sowie von Festplatz und Mehrgenerationen-Spielplatz. <br />
<br />
Die Bauern waren damals zu sogenannten Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Das waren ursprünglich Arbeiten, die sie für den Grundherren zu absolvieren hatten – da Mönchhagen aber dem fernen Großherzog gehört hat, spielte dies kaum eine Rolle. Die ebenfalls darunterfallenden Arbeiten für die Gemeinde waren dagegen oft Gegenstand der Gemeindeversammlungen. Und zu diesen Diensten gehörte eben auch das Bestellen der Schulländereien. Denn der Lehrer sollte sich im Wesentlichen um den Unterricht kümmern.<br />
<br />
Bereits der 2. Eintrag im ersten neu angelegten Protokollbuch befasst sich damit, dass zukünftig die Erbpächter Schütt und Krempien die Vor- und Nachmahd auf der Lehrerwiese einzufahren haben, obgleich sie seit Jahren „mit ihrer Anspannung an der Schule keine Leistungen gethan haben“. Dazu muss man sagen, dass diese beiden Bauern die mit Abstand kleinsten Höfe im Dorf hatten, und dass sie deshalb sowohl bei Steuern wie auch bei Hand- und Spanndiensten nie im selben Maße herangezogen wurden wie die Besitzer der großen Höfe. Über das Heufahren hat es aber wohl Unstimmigkeiten mit den Verpflichteten gegeben, denn 3 Jahre später musste der Gemeindevorstand auf Anordnung des Amtes eine weitere Versammlung zu diesem Thema einberufen. Auf dieser wurde beschlossen, dass Schütt die Hälfte der Vormahd, Krempien deren andere Hälfte und die ganze Nachmahd einzufahren habe (das Mengenverhältnis entspricht in etwa dem Größenverhältnis der beiden Höfe). Darüberhinaus sollten beide aber zu keinen weiteren Diensten für die Dorfschaft verpflichtet sein. Diese Aufteilung der Arbeiten wurde 1920 noch einmal bestätigt. Im November 1893 gab es Ärger, weil sich Erbpächter Oehmisch geweigert hatte, die Kartoffeln vom Dienstacker des Lehrers anzufahren. Die Gemeinde musste für die Anfuhr dann 3 Mark zahlen und wollte das Geld von Oehmisch wiederhaben. Da dieser sich weigerte zu zahlen, wurde ihm ein Pferdewagen abgepfändet. <br />
<br />
Schulländereien, deren Ertrag der Lehrer nicht brauchte und die auch sonst nicht von der Gemeinde benötigt wurden, wurden von dieser verpachtet – sollten die Ländereien jedoch für Schulzwecke wieder gebraucht werden, sollten die Pächter sie wieder abgeben. Dabei sollten die Pächter nach Möglichkeit auch die Hand- und Spanndienste übernehmen, um die nicht verpachteten Schulländereien zu bestellen. Dazu gehörte auch das Abfahren des Dungs auf dem Schulgehöft. Der Kompost aus den Aborten der Schule wurde laut Beschluss vom 28. 1. 1925 meistbietend verkauft.<br />
<br />
Direkt bei der Schule, in der der Lehrer auch seine Wohnung hatte, lag auch ein Garten. 1905 wurde die Anschaffung von Turngeräten beschlossen, nämlich ein Reck und ein Barren. Dafür brauchte man dann auch einen Turnplatz, für den Lehrer Burmeister bis auf Weiteres Fläche in seinem Garten zur Verfügung stellte. Zwischen dem Schulgarten und dem Peezer Bach lag der Hebammenacker. Auf diesem wurde 1920 der Turnplatz eingerichtet. (Die Hebamme erhielt eine Ersatzfläche.) 10 Jahre später wurde diese Wiese einer Frau Stoffers überlassen, als zusätzliche Vergütung für das Reinigen der Schulklassen und Aborte. Der Grund für diese Lohnerhöhung waren die neuen Doppelfenster, die zu reinigen aufwendiger war. Die Wiese wird als „alter Turnplatz“ bezeichnet, scheint also nicht mehr als solcher genutzt worden zu sein.<br />
<br />
==Die Reinigung der Schulstube==<br />
<br />
Ein immer wiederkehrendes Thema in den Protokollen der Gemeindeversammlungen ist der Jahreslohn für das Reinigen der Schulstube. Erstmals wurde im Mai 1901 dazu etwas vermerkt und zwar wurden aus der Gemeindekasse 25–30 Mark dafür bewilligt.<br />
<br />
Drei Jahre später waren es 80 M, allerdings scheint das Reinigen der Aborte neu dazugekommen zu sein – was genau das heißt, wird auch ausgeführt: Für genügende Bedeckung der Exkremente soll solange Erde zur Verfügung stehen, bis eine andere Weise für Reinigung der Schulaborte, etwa Verpachtung des Dunges beschlossen wird. <br />
1910 wurden 100 M bewilligt und es wurde auch genauer gesagt, was zu tun war, nämlich Aufwaschen 1mal wöchentlich. <br />
<br />
1911 ging es nicht um den Lohn, sondern darum, dass eine Frau Schäning sich offenbar weigerte, die Reinigung zu übernehmen: Die Versammlung beschloß, dass das Reinigen der Schulstube u. Schulaborte der Frau Schäning hies. übertragen werde, und falls sie sich weigern werde, die Sache bei dem Großherzogl. Amt Toitenwinkel anhängig zu machen. Leider ist nichts über die Hintergründe des Streites bekannt. Jeweils einige Jahre vorher und nachher tauchen Personen des Namens Schäning in den Protokollen auf, die auf Unterstützung der Gemeinde angewiesen waren. Möglicherweise wurde für die Unterstützung eine Gegenleistung verlangt, aber das ist nur eine Vermutung. <br />
<br />
Der Jahreslohn spiegelt dann sehr deutlich die Inflation wieder, worauf an anderer Stelle eingegangen wird ([[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]).<br />
<br />
1924 ist der Jahreslohn mit 90 M wieder auf dem Niveau von vor dem 1. Weltkrieg. Im November 1930 wird der Reinigungskraft Frau Stoffers zusätzlich zu den 150 Mark, die erhält noch der frühere Turnplatz zur Nutzung überlassen. Grund für diese Lohnerhöhung war der Einbau von Doppelfenstern in die beiden Schulklassen, die natürlich aufwendiger zu putzen waren.<br />
<br />
==Unterrichtsmaterial==<br />
Leider erfahren wir aus den Protokollen der Gemeindeversammlung im Mönchhagen des späten 19. und des frühen 20. Jh nur wenig über das genutzte Unterrichtsmaterial.<br />
<br />
Im Juli 1930 wurde über den Antrag des Verwaltungsbeamten der Amtsschulbehörde im Mecklburg-Schwerinschen Amte zwecks Anschaffung einiger neuer Bänke für die zweite Schulklasse verhandelt. Und zwar sollten es Bänke sogenannter Rettigscher Bauart sein: eine Sitzbank für zwei Schüler fest mit einem Tisch verbunden, von denen mehrere hintereinander miteinander verbunden werden konnten. Das praktische daran war, dass die Bankreihe komplett umgekippt werden konnte, um darunter zu wischen. Das konnte die Gemeindeversammlung jedoch nicht überzeugen, der Antrag wurde aus Kostengründen abgelehnt.<br />
<br />
Mehr Erfolg hatten die von dem Herrn Oberschulrat Ebeling gelegentlich der Schulrevision am 19. Juni 1908 gemachten Beanstandungen betreffend Anschaffung von Gardinen oder Rouleaux, Ausbesserung und Erneuerung von Schulwandkarten, Anschaffung einer Rechenmaschine und eines Zirkels zum Zeichenunterricht. All dies sollte in den nächsten Ferien angeschafft werden. Mechanische Rechenmaschinen gab es schon länger, die in der 2. Hälfte des 19. Jh in Serie produziert wurden. Je nach Typ konnten sie nur addieren und subtrahieren oder auch multiplizieren oder dividieren.<br />
<br />
Natürlich gab es in Mönchhagen auch Turnunterricht. Am 24. Februar 1905 beschloss die Gemeindeversammlung die Anschaffung von Turngeräten: ein Reck und Barren. Ein Turnplatz wird bis auf Weiteres von dem Lehrer Burmeister in seinem Garten zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß diese Hergabe jeder Zeit kann wieder aufgehoben werden.<br />
<br />
1920 wurde dann ein Turnplatz eingerichtet, und zwar hinter dem Schulgarten am Mühlbach. Der Mühlbach ist der Peezer Bach, der Schulgarten lag bei der Schule (dem heutigen Kindergarten). Genauer ging es um ein Stück aus dem Gelände beim Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen, den früheren Hebammenländereien.<br />
<br />
==Die Schullehrer==<br />
<br />
Nach Fertigstellung des Schulanbaus war die Einstellung eines zweiten Lehrers möglich und notwendig. Dieser war ein sogenannter Junglehrer, der wegen Platzmangel nicht verheiratet sein durfte. Seine Wohnung befand sich im Obergeschoss des Schulneubaus. Eine winzige Kochgelegenheit bot ihm nur die Möglichkeit, sich Frühstück und Abendbrot zu machen. Zu Mittag ging der Junglehrer der Reihe nach bei den Bauern essen. Aus diesen Gründen hielten es die Junglehrer nicht länger als ein bis zwei Jahre aus und suchten sich dann anderswo ein besseres Auskommen. <br />
<br />
[[Datei:Schule Moenchhagen vor 1915.JPG|thumb|400px|Der heutige Kindergarten war früher das Schulhaus. Dieses Foto von Lehrer Burmeister und seiner Familie sowie einem Hilfslehrer wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen (vor 1915, aber nach 1912, denn das neue Ziegeldach ist schon vorhanden.). ''Foto: privat'']]<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen schule 1954.jpg|thumb|400px|Die Schule von Mönchhagen war 1954 noch eine Grundschule; ''Foto: privat'']]<br />
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Der älteste in Mönchhagen nachweisbare Lehrer war laut Grosser Olerich um 1762 bis zu seinem Tode im August 1783. Die Volkszählung von 1819 nennt Gottfried Möller als Schullehrer, die von 1867 Friedrich Weyhl.<br />
<br />
Pastor Kliefoth listet in seinen Nachrichten aus den eingepfarrten Gemeinden von 1873 folgende Lehrer auf:<br />
<br />
# Olerich, um 1762 bis 1783, starb Aug. 1783<br />
# Peter Möller 1784 bis 1791, starb 27. Dec. 1791<br />
# Gottfr. Müller, ein Sohn des vorigen, 1791 bis 1823, starb 13. Jul. 1823<br />
# Gottfr. Heinr. Max Krull, 1824 bis 1859, starb 26. Febr. 1859. Ein Sohn desselben ertrank im Mönkhäger Mühlenteich. Ein zweiter Sohn desselben war Matrose geworden, und ist verschollen. Die letzten Nachrichten von ihm waren aus Amerika.<br />
# F. J. C. Weyhl, von Mich. 1859 bis Mich. 1869. Er war vorher Küster in Kröpelin, und wurde 1869 als Küster nach Brunshaupten versetzt.<br />
# Ludwig Joh. Rußdorf, seit Mich. 1869. Früher Küster in Retgendorf.<br />
<br />
Ab 13. Dezember 1876 taucht in den Gemeindeprotokollen Lehrer Dahl auf (der als Lehrer Mitglied in der Gemeindeversammlung war und daher die Protokolle oftmals mit unterschrieben hat), das letzte von ihm unterschriebene Gemeindeprotokoll ist vom 23. Juli 1888.<br />
<br />
Am 5. Februar 1889 unterschrieb erstmals Lehrer L. Burmeister ein Protokoll der Gemeindeversammlung. <br />
Burmeister war Lehrer in Mönchhagen bis in die 1920er Jahre, danach kam Utermark. Im Gemeindeversammlungs-Protokoll vom 15. Oktober 1923 L. Burmeister J. Ihde als Lehrer genannt. Da Burmeister im selben Jahrgang der Protokolle als Schulleiter bezeichnet wird, dürfte Ihde der zweite Lehrer / Hilfslehrer gewesen sein.<br />
<br />
Es soll vor Burmeister noch einen Lehrer Freitag gegeben haben, dies konnte bislang nicht verifiziert werden. Es könnte sich bei Freitag auch um einen Hilfslehrer gehandelt haben.<br />
<br />
Angaben aus dem Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender:<br />
<br />
* 1927: Schullehrer: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1930: Schulleiter: Ernst Utermark; Lehrer: Hans Bolte<br />
* 1937: Lehrer: Ernst Utermark; 1 Hilfslehrer<br />
* 1939: Lehrer: Ernst Utermark<br />
<br />
==Die Schule zu DDR-Zeiten==<br />
<br />
Während der DDR-Zeit war die Mönchhäger Schule eine Polytechnische Oberschule, abgekürzt: POS. Diese umfasste die Klassen 1 bis 10, sodass die Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse im selben Klassenverband blieben. Eingeschult wurde man mit 6 oder 7 Jahren und hatte nach Abschluss der POS die Möglichkeit zu einer Ausbildung zum Facharbeiter oder zum Fachschulstudium. Die Bezeichnung ''Polytechnisch'' bringt ein wesentliches Charakteristikum zum Ausdruck: Neben den herkömmlichen Fächern wie Deutsch, Fremdsprachen, Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sport stand auch die praktische Arbeit auf dem Stundenplan. Im wöchentlichen Wechsel gab es theoretischen Unterricht (''ESP &ndash; Einführung in die sozialistische Produktion'') und einen praktischen Tag in einem Betrieb, einer LPG oder einer speziellen Werkstatt (''PA &ndash; Produktive Arbeit'').<br />
<br />
Wer Abitur machen wollte, wechselte nach der POS auf die Erweiterte Oberschule (EOS).<br />
<br />
[[Datei:Moenchhagen Schild POS DDR-Zeit.jpg|thumb|Das Schild von der Schule in Mönchhagen lag lange unter dem Dielenboden versteckt und vergessen, bis es bei Renovierungsarbeiten dort wiederentdeckt und gerettet wurde.]]<br />
<br />
Eine ehemalige Lehrerin und Schulleiterin erzählt, dass sie nach dem Krieg in einem dreiwöchigen Schnellkurs zur Lehrerin ausgebildet wurde und mit erst 18 Jahren danach bis zur 10. Klasse unterrichten durfte. 1954 kam sie nach Mönchhagen an die Schule und wohnte zunächst auch dort &ndash; und zwar in einer Bodenkammer, die auch als Lehrerzimmer genutzt wurde. Das bedeutete frühes Aufstehen, denn sobald die ersten Lehrer eintrudelten, wurde das Lehrerzimmer gebraucht. Wasser gab es von einer Pumpe hinter dem Schulgebäude, in einem Holzschuppen auf dem Schulhof befanden sich Plumpsklos für Lehrer und Schüler. Bis 1954 gingen die Lehrer mittags bei den Bauern essen, ab Herbst 1954 durften sie im neu eingerichteten Kindergarten essen. <br />
<br />
In den 1960er Jahren bekam die Schule Mönchhagen eine eigene Schulküche mit Speiseraum.<br />
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Ein Lehrer der Unterstufe (entspricht der heutigen Grundschule) hatte 28 Wochenstunden zu unterrichten, ein Lehrer der Oberstufe (entspricht der heutigen Mittelstufe) 26 Wochenstunden.<br />
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Das Einzugsgebiet der Oberschule Mönchhagen umfasste Mönchhagen, Häschendorf, Häschendorf-Ausbau und Volkenshagen.Um 1971/72 wurde die Mönchhäger Schule eine Teiloberschule, die Schüler ab Klasse 5 und die dort unterrichtenden Lehrer mussten dann nach Rövershagen.<br />
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Zu DDR-Zeiten gab es folgende baulichen Erweiterungen: Sportraum (der jüngere Teil der Schule); der Kartenraum auf dem Boden wurde in einen Klassenraum umgewandelt. In NAW-Arbeit wurde das Werkkabinett sowie ein Fachkabinett für Chemie, Physik, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Technisches Zeichnen neben der damaligen LPG-Werkstatt eingerichtet. (Die LPG-Werkstatt war dort, wo sich heute die Fa. AET befindet.)<br />
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==Kindergarten==<br />
Der erste Kindergarten in Mönchhagen wurde 1954 eröffnet und befand sich im späteren LPG-Büro im Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 8. Später wurde der Kindergarten in das Wohnhaus des früheren Hofes Nr. 15 (dort liegt heute das Feuerwehrgebäude) verlegt.<br />
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==Die Industrieschule==<br />
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Am 28. August 1871 ist in Mönkhagen eine Industrieschule eröffnet worden, die Ehefrau des Lehrers Ruhsdorfs war die erste Lehrerin an dieser Schule. Am 15. Juli 1871 ordnete die Abtheilung für Unterrichts-Angelegenheiten des Ministeriums in Schwerin gegenüber dem Kammer- und Forst-Collegium an, dass die Industrieschule das regulativmäßige Feuerungsdeputat bekommen solle und dass der Zuschuss zum Gehalt der Lehrerin aus der Amtskasse an die Amtsschulkasse gezahlt werden solle, und zwar ein Viertel des Gehaltes. (Ein solcher Zuschuss aus der Amtskasse wurde auch zum Gehalt des Schullehrers gezahlt.)<br />
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Das Feuerungsdeputat kam aus dem herzoglichen Forst bei Gelbensande, denn die dortige Forstinspection wurde am 5. September 1871 angewiesen, das Feuerholz zu Johannis des Jahres gegen Bereitelohn zu liefern.<br />
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Über die weitere Geschichte der Industrieschule in Mönchhagen ist nichts bekannt, sie scheint nicht lange existiert zu haben.<br />
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{|cellpadding="15" cellspacing="15" style=" font-size:90%; color:#80250f; border:1px solid #80250f; background: #F9F9F9; width:80%;"<br />
|'''Einschub: Industrieschulen'''<br />
Industrieschulen entstanden ab 1179, zunächst in Böhmen, später auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dort sollten hauptsächlich Kinder aus der Unterschicht zur Arbeit erzogen und für das Erwerbsleben in der entstehenden Industrie ausgebildet werden. Das heißt, auf dem Stundenplan standen praktische Fähigkeiten &ndash; Spinnen, aber auch (im Schulgarten) Gartenbau oder Baumpflege für die Jungen, Handarbeiten, Flicken und Kochen für die Mädchen. <br />
Die Praxis entsprach leider häufig nicht der Theorie, vielfach wurden gerade auch Waisenkinder ausgenutzt, mussten zum Teil von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr abends arbeiten und lernten nur das, was sie bei ihrer Arbeit brauchten. Dadurch gerieten die Industrieschulen zunehmend in Verruf und setzten sich nicht durch.<br />
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==Die weitere Geschichte Mönchhagens==<br />
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Um die Chronik Mönchhagens übersichtlicher zu gliedern, existiert für jede Epoche ein eigener Artikel.<br />
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*[[Ortschronik Mönchhagen|Ortschronik Mönchhagen]]<br />
*[[Mönchhagen: spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)|spätes Mittelalter (um 1200 bis 1517)]]<br />
* [[Mönchhagen: Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)|Reformation und Nachreformationszeit (1517 bis 1648)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)|bis zur napoleonischen Zeit (bis 1813)]]<br />
* [[Mönchhagen: bis zur Reichseinigung (bis 1871)|bis zur Reichseinigung (bis 1871)]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1918|Deutsches Reich bis 1918]]<br />
* [[Mönchhagen: Deutsches Reich bis 1945|Deutsches Reich bis 1945]]<br />
* [[Mönchhagen: SBZ und DDR bis 1990|SBZ und DDR bis 1990]]<br />
* [[Mönchhagen: die heutige Zeit|die heutige Zeit]]<br />
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Einigen wichtigen Einrichtungen sind eigene Artikel gewidmet:<br />
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*[[Mönchhagen: Die Höfe|Die Höfe]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Büdnereien|Die Büdnereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Häuslereien|Die Häuslereien]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Brandschutz|Der Brandschutz]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Mühlen|Die Mühlen]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schule|Die Schule]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Schmieden|Die Schmieden]]<br />
*[[Mönchhagen: Krüge und Gaststätten|Krüge und Gaststätten]]<br />
*[[Mönchhagen: Der Bahnhof|Der Bahnhof]]<br />
*[[Mönchhagen: Die Post|Die Post]]<br />
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[[Kategorie:Schulgeschichte]]</div>
Moenchhagen